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9 SCHAMANISMUS TIERTOTEM UND KRAFTTIERE TIERTOTEM UND KRAFTTIERE TIERTOTEM UND KRAFTTIERE TIERTOTEM UND KRAFTTIERE TIERTOTEM UND KRAFTTIERE IM SCHAMANISMUS IM SCHAMANISMUS IM SCHAMANISMUS IM SCHAMANISMUS IM SCHAMANISMUS von Freydis L eise folge ich dem schmalen Pfad, der sich längs eines Ba- ches durch den sonnigen Herbst- wald schlängelt. Dicht und hoch steht das Farnkraut in diesem naturbelasse- nen Waldstück. Ein leises Rauschen erregt meine Aufmerksamkeit, dann sehe ich einen Graureiher, der zwei bis drei Meter über mir meinen Weg kreuzt. Kaum zwanzig Meter vor mir landet der Vogel im hohen, langsam braun werdenden Farn. Überrascht bleibe ich stehen und suche mit mei- nem Blick die Stelle vor mir nach dem großen grauen Vogel ab. Immer wie- der taucht der Reiher mit ausgebreite- ten Schwingen aus dem Bewuchs auf. Er tanzt im Kreis; dabei hat es den Anschein, als wenn zwei sich gegen- überstehende Vögel abwechselnd in die Höhe springen. Bis heute konnte mir keiner dieses seltsame, außerhalb der Paarungszeit liegende Verhalten die- ses scheuen und aufmerksamen Vogels erklären. Einige Monate später streife ich wie- der einmal durch einen Wald und fin- de die skelettierten Überreste eines Reihers. Aus einem der Flügelknochen habe ich mittlerweile eine Flöte gebaut. Zur gegebenen Zeit kann ich damit meinen Hilfsgeist, den Reiher, rufen. Auf schamanischer Geistesebene machte ich mit dem Vogel wenig spä- ter Bekanntschaft. Aber dazu später. Zunächst einmal Grundlagenwissen des schamanischen Reisens im Hin- blick auf die Frage: „Wie bekomme oder erkenne ich meine Totem- oder Krafttiere?“ Dazu mußt du dich selbst in einen meditativen Zustand versetzen und auf Reisen gehen. Meditative Musik oder ein monotoner Trommelrhythmus mit ca. 200 bis 220 Schlägen pro Minute erleichtern es, diesen Zustand aufrecht- zuerhalten. Eine auf zehn bis fünfzehn Minuten beschränkte Musik und Rei- sezeit reicht für die ersten Versuche aus. Das Ende der Musik holt einen unweigerlich zurück ins Alltags- bewußtsein. Folgende Vorbereitungen sind hilf- reich für deine Reise: – Suche dir einen ruhigen, angeneh- men Ort. Ob dieser in der Natur oder in deiner Wohnung ist, entscheiden dein Gefühl und deine Vorliebe. – Schaffe dir, wenn du möchtest, die geeignete Atmosphäre, z.B. durch Räuchern oder durch ein Ritual. Al- les ist erlaubt, was dir geeignet er- scheint, die nötige innere Ruhe zu finden. – Das Abdunkeln der Augen mit ei- nem Tuch bei Tageslicht – oder das Ganze direkt bei Dunkelheit durch- zuführen – hat den Vorteil der bes- seren Wahrnehmung der inneren Bilder. – Begib dich in eine für dich beque- me Körperhaltung und schließe die Augen. Ob du sitzt oder liegst, kommt wieder ganz auf deine per- sönlichen Vorlieben an. Selbst das tagelange am Baum Hängen kann zu weitgreifenden Ergebnissen füh- ren. – Atme einige Male tief in den Bauch ein. Du kannst z.B. drei Atemzüge nehmen, symbolisch für die Welten, die dem dreigeteilten Weltbild des Schamanen entsprechen. – Zentriere dein Bewußtsein im drit- ten Chakra, einem Bereich unter- halb des Rippenansatzes, welcher sich von einem Punkt etwa zwei Finger breit über dem Bauchnabel bis zum Solarplexus erstreckt. Das Sonnengeflecht ist das Energiezen- trum, welches für die Wahrneh- mung der inneren Welten zuständig ist. Bist du ruhig geworden? Spürst du deinen Körper? Geht dein Atem ruhig und gleichmä- ßig? – Versuche, deinen Kopf leerzu- bekommen, wenigstens für einige Sekunden an nichts zu denken, be- vor du innerlich den Satz formu- lierst: „Ich wünsche mich an den Startplatz meiner heutigen Reise.“ , oder „Ich möchte den Startplatz mei- ner bevorstehenden Reise kennen- lernen.“ Warte ab, was passiert. Achte auf dei- nen Körper. Welche Eindrücke stellen sich ein, was spürst, fühlst, riechst, siehst oder hörst du? Auch wenn nichts Aufregendes geschieht und du nur eine vage Wahrnehmung hast oder viel- leicht nur eine Farbe siehst, nimm es an, sei zufrieden und akzeptiere diese Wahrnehmung als deinen Startplatz, von dem aus du deine Reise beginnst und wo du sie auch wieder enden läßt. Der Startplatz ist eine Sicherung für deine Reisen. Werden die Eindrücke zu verworren, man verirrt sich oder möchte seine Reise aus guten Grün- den schnell beenden, wünscht man sich an den Startplatz zurück. Von dort ist es kein Problem, in deinen alltägli- chen Bewußtseinszustand zurückzu- kehren. – Nun hast du deinen Startplatz ge- funden. Schalte wiederum deine Ge- danken ab und wünsche dir den Weg in deine untere Welt (nicht zu ver- wechseln mit der Unterwelt, dies ist ein anderer Ort innerer Welten). Wahrscheinlich wird sich hier der Ein- druck eines Gangs oder Tunnels, ei- ner Spirale oder Ähnlichem einstellen. Betrete den Gang und folge ihm. Hast du dabei Schwierigkeiten – wünsch dir deine Reise. Erinnere dich an eine dir bekannte Höhle, einen hohlen Baum, einen Fuchsbau (U-Bahn-Eingänge sollen auch funktionieren) und betre- te sie in Gedanken. Eventuell wirst du von einem Wirbel erfaßt, der dich ein- fach mitzieht. Tauchen unüberwind- bar erscheinende Hindernisse auf, be- mühe dich, das Hindernis zu umge-

SCHAMANISMUS TIERTOTEM UND KRAFTTIERE IM …-+Tiertot… · 9 SCHAMANISMUS TIERTOTEM UND KRAFTTIERE IM SCHAMANISMUS von Freydis L eise folge ich dem schmalen Pfad, der sich längs

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    SCHAMANISMUS

    TIERTOTEM UND KRAFTTIERETIERTOTEM UND KRAFTTIERETIERTOTEM UND KRAFTTIERETIERTOTEM UND KRAFTTIERETIERTOTEM UND KRAFTTIEREIM SCHAMANISMUSIM SCHAMANISMUSIM SCHAMANISMUSIM SCHAMANISMUSIM SCHAMANISMUS

    von Freydis

    Leise folge ich dem schmalenPfad, der sich längs eines Ba-ches durch den sonnigen Herbst-wald schlängelt. Dicht und hoch stehtdas Farnkraut in diesem naturbelasse-nen Waldstück. Ein leises Rauschenerregt meine Aufmerksamkeit, dannsehe ich einen Graureiher, der zwei bisdrei Meter über mir meinen Wegkreuzt. Kaum zwanzig Meter vor mirlandet der Vogel im hohen, langsambraun werdenden Farn. Überraschtbleibe ich stehen und suche mit mei-nem Blick die Stelle vor mir nach demgroßen grauen Vogel ab. Immer wie-der taucht der Reiher mit ausgebreite-ten Schwingen aus dem Bewuchs auf.Er tanzt im Kreis; dabei hat es denAnschein, als wenn zwei sich gegen-überstehende Vögel abwechselnd in dieHöhe springen. Bis heute konnte mirkeiner dieses seltsame, außerhalb derPaarungszeit liegende Verhalten die-ses scheuen und aufmerksamen Vogelserklären.

    Einige Monate später streife ich wie-der einmal durch einen Wald und fin-de die skelettierten Überreste einesReihers. Aus einem der Flügelknochenhabe ich mittlerweile eine Flöte gebaut.Zur gegebenen Zeit kann ich damitmeinen Hilfsgeist, den Reiher, rufen.Auf schamanischer Geistesebenemachte ich mit dem Vogel wenig spä-ter Bekanntschaft. Aber dazu später.

    Zunächst einmal Grundlagenwissendes schamanischen Reisens im Hin-blick auf die Frage: „Wie bekommeoder erkenne ich meine Totem- oderKrafttiere?“

    Dazu mußt du dich selbst in einenmeditativen Zustand versetzen und aufReisen gehen. Meditative Musik oderein monotoner Trommelrhythmus mitca. 200 bis 220 Schlägen pro Minuteerleichtern es, diesen Zustand aufrecht-zuerhalten. Eine auf zehn bis fünfzehnMinuten beschränkte Musik und Rei-

    sezeit reicht für die ersten Versucheaus. Das Ende der Musik holt einenunweigerlich zurück ins Alltags-bewußtsein.

    Folgende Vorbereitungen sind hilf-reich für deine Reise:– Suche dir einen ruhigen, angeneh-

    men Ort. Ob dieser in der Natur oderin deiner Wohnung ist, entscheidendein Gefühl und deine Vorliebe.

    – Schaffe dir, wenn du möchtest, diegeeignete Atmosphäre, z.B. durchRäuchern oder durch ein Ritual. Al-les ist erlaubt, was dir geeignet er-scheint, die nötige innere Ruhe zufinden.

    – Das Abdunkeln der Augen mit ei-nem Tuch bei Tageslicht – oder dasGanze direkt bei Dunkelheit durch-zuführen – hat den Vorteil der bes-seren Wahrnehmung der innerenBilder.

    – Begib dich in eine für dich beque-me Körperhaltung und schließe dieAugen. Ob du sitzt oder liegst,kommt wieder ganz auf deine per-sönlichen Vorlieben an. Selbst dastagelange am Baum Hängen kannzu weitgreifenden Ergebnissen füh-ren.

    – Atme einige Male tief in den Bauchein. Du kannst z.B. drei Atemzügenehmen, symbolisch für die Welten,die dem dreigeteilten Weltbild desSchamanen entsprechen.

    – Zentriere dein Bewußtsein im drit-ten Chakra, einem Bereich unter-halb des Rippenansatzes, welchersich von einem Punkt etwa zweiFinger breit über dem Bauchnabelbis zum Solarplexus erstreckt. DasSonnengeflecht ist das Energiezen-trum, welches für die Wahrneh-mung der inneren Welten zuständigist.

    Bist du ruhig geworden?Spürst du deinen Körper?Geht dein Atem ruhig und gleichmä-ßig?

    – Versuche, deinen Kopf leerzu-bekommen, wenigstens für einigeSekunden an nichts zu denken, be-vor du innerlich den Satz formu-lierst: „Ich wünsche mich an denStartplatz meiner heutigen Reise.“ ,oder „Ich möchte den Startplatz mei-ner bevorstehenden Reise kennen-lernen.“

    Warte ab, was passiert. Achte auf dei-nen Körper. Welche Eindrücke stellensich ein, was spürst, fühlst, riechst,siehst oder hörst du? Auch wenn nichtsAufregendes geschieht und du nur einevage Wahrnehmung hast oder viel-leicht nur eine Farbe siehst, nimm esan, sei zufrieden und akzeptiere dieseWahrnehmung als deinen Startplatz,von dem aus du deine Reise beginnstund wo du sie auch wieder enden läßt.Der Startplatz ist eine Sicherung fürdeine Reisen. Werden die Eindrückezu verworren, man verirrt sich odermöchte seine Reise aus guten Grün-den schnell beenden, wünscht mansich an den Startplatz zurück. Von dortist es kein Problem, in deinen alltägli-chen Bewußtseinszustand zurückzu-kehren.

    – Nun hast du deinen Startplatz ge-funden. Schalte wiederum deine Ge-danken ab und wünsche dir den Wegin deine untere Welt (nicht zu ver-wechseln mit der Unterwelt, dies istein anderer Ort innerer Welten).

    Wahrscheinlich wird sich hier der Ein-druck eines Gangs oder Tunnels, ei-ner Spirale oder Ähnlichem einstellen.Betrete den Gang und folge ihm. Hastdu dabei Schwierigkeiten – wünsch dirdeine Reise. Erinnere dich an eine dirbekannte Höhle, einen hohlen Baum,einen Fuchsbau (U-Bahn-Eingängesollen auch funktionieren) und betre-te sie in Gedanken. Eventuell wirst duvon einem Wirbel erfaßt, der dich ein-fach mitzieht. Tauchen unüberwind-bar erscheinende Hindernisse auf, be-mühe dich, das Hindernis zu umge-

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    hen (Vielleicht gibt es ja doch einenSpalt, der zuerst nicht auffiel.) oder essonstwie zu beseitigen. Falls das nichtfunktioniert, mach dir Gedanken dar-über, ob du diese Reise machen soll-test, oder gehe zurück zum Startplatzund versuche es noch einmal. Eventu-ell ist der Versuch an einem anderenTag sinnvoll, denn nicht jeder Tagscheint gleich gut geeignet zu sein, inKontakt mit seinem Inneren zu treten.Nach einiger Zeit wirst du den Ein-druck haben, aus dem Gang ins Freiezu gelangen. Endet der Tunnel nicht,dann wünsche dir, daß er endet unddu in deiner unteren Welt angekom-men bist. Schau dich um, welche Ein-drücke stellen sich ein? Beobachte!

    – Wünsch dir als nächstes deine Kraft-tiere herbei. Bitte sie, zu kommenund sich dir zu zeigen. Dies kannstdu auch tun, bevor du den Tunnelbetrittst. Gedanken abschalten undabwarten, was und wer sich zeigt.Es können durchaus mehrere Tiereerscheinen. Nicht alle werden deinpersönliches Totemtier sein. Erfah-rungsgemäß eines oder zwei, ande-re können aber für deine jetzigeEntwicklung wichtig sein und er-scheinen, weil sie dir helfen wollen.Nun stürze dich nicht auf das erst-beste Wesen, welches du wahr-nimmst. Bedrohlich wirkende We-sen sollte man vorläufig meiden,diese können Wächterfunktioneninnehaben und auf vorhandene Pro-bleme und Barrieren hinweisen.Gehe behutsam mit deinen neuenBekannten um, begrüße sie und fra-ge, wer sie sind, ob sie dir helfenwollen und ob sie deine Krafttieresind. Freunde dich mit ihnen an,spiel mit ihnen, streichle und krau-le sie, bring ihnen Geschenke mit.

    Vielleicht zeigen sie dir einen dir un-bekannten Ort. Wenn du sie wiederverläßt, bedanke dich für ihre Hilfeund sage, daß du wiederkommst.

    Dein Tiertotem wird immer kommen,wenn du es brauchst oder rufst. Mög-licherweise wirst du überrascht sein,daß „dein“ Tier den Vorlieben ent-spricht, die du auch in der alltäglichenWirklichkeit hast. Totemtiere scheinenfast ausnahmslos Vögel oder Säuge-tiere zu sein. Um besseren Kontakt zu

    bekommen, kann es hilfreich sein, dasTotemtier in der Natur in seinem je-weiligen entsprechenden Lebensraumzu rufen.Jede Beschäftigung mit den Tier-charakteren kann den Kontakt nurverbessern und festigen, und das inallen Realitäten.

    – Möchtest du die Reise beenden, bit-te dein Tier, dich zum Tunnel oderStartplatz zurückzubringen. Bist dubereit, wieder ins normale Bewußt-sein einzutreten, finde erneut deineMitte (3. Chakra) wieder, erde dichund achte darauf, fest in deiner phy-sischen Gestalt verankert zu sein,bevor du die Augen öffnest.

    Generell gilt für alle Reisen:

    Verlasse dich auf dein Gefühl.Fühlt sich etwas gut an – tu es, hastdu ein schlechtes Gefühl – laß es sein.Laß die Eindrücke geschehen, nimmfür dich an, was immer passiert, undfange nicht während der Reise an, zuwerten oder zu analysieren. Intuitionist alles.

    Handele nicht überstürzt.Dein Totem und deine Krafttiere wer-den dir gute Ratgeber sein.

    Im Folgenden möchte ich noch eineZusammenfassung mehrerer Reisenschildern, die dem Leser einen gutenEinblick in den Ablauf ebendieser gibt.Schamanische Reisen zeichnen sichoft dadurch aus, daß meistens das pas-siert, was man am wenigsten erwar-tet. Des öfteren entwickeln die Totem-oder Krafttiere eine Eigendynamik inihrem Handeln, die den Reisenden sei-ner Heilung näherbringt. Wer bereitist, in seine eigenen Abgründe zu blik-ken, für den kann das schamanischeReisen einen großen Schritt zu sichselbst bedeuten.

    Ich wünsche mich an den Startplatzmeiner Reise und nehme mich auf ei-nem Felsen stehend wahr. Um michist Dunkelheit; ich sehe teils meineBeine und den Fels unter mir, teils istmein Blickwinkel so, daß ich michselbst auf dem Felsen stehen sehe. Ichmöchte in meine untere Welt und weiß,daß ich springen muß. Ich springe undhabe für einige Sekunden das Gefühl

    des freien Falls, ich schaue mich umund stehe wiederum auf dem Fels. Ichrufe meine Krafttiere. Mein Totemschaut mich an, und der Greif landetneben mir. Ich habe das Gefühl, michin einen Vogel zu verwandeln, undspüre die Kraft meiner Schwingen so-wie das Bewußtsein eines Greifvogels.Ich fliege meinem Krafttier hinterherzu einem felsigen Ort mit weitemBlick über den Horizont. Ich bin wie-der ich selbst, und kurz darauf kommtlangsam ein Reiher geflogen. Die glei-che Szene wie vor Monaten im Waldspielt sich vor meinem inneren Augeab. Ich schaue dem tanzenden Reiherzu, und irgendwann wünsche ich michzum Startplatz zurück, um meine Rei-se zu beenden.

    In der nächsten Reise in die nicht-alltägliche Wirklichkeit galt es, denGrund herauszufinden, warum ichnicht in meine untere Welt gelangteund immer wieder auf dem Felsen lan-dete, obwohl ich kurz davor von ebendiesem sprang. Dazu begleitete micheine im Reisen erfahrene Freundin, diebefugt war, Hindernisse zu beseitigen,aus deren Sicht Teil 1 dieser Reisegeschildert ist, Teil 2 ist wieder ausmeiner eigenen Perspektive betrach-tet.

    Teil 1: Ich sehe ihn (Freydis) auf demFelsen stehen und frage meinen Leh-rer, was der Fels bedeutet. Erstarrunghöre ich, und daß ich den Fels spren-gen muß. Greifvögel fliegen um denFels und greifen mich an, als ich denSprengsatz am Felsen anbringe. Ichschaffe es trotzdem und zünde. EinTeil von ihm verwandelt sich in einenGreif und fliegt weg, während ein an-derer Teil von ihm traurig auf demGeröll des gesprengten Felsens sitzt.Ich kann die Vögel beruhigen und fra-ge, warum sie mich angegriffen haben.Ihre Heimat hätte ich zerstört, höreich. Ich erkläre, warum ich es habe tunmüssen und daß Freydis ihnen schoneine neue Heimat geben wird. Aberirgend etwas ist seltsam an den Vö-geln. Sie sollten als Krafttiere eigent-lich zu ihm auf den Schutthaufen flie-gen. Ich werfe meinen Zauberstab überdie Vögel und sage „Werdet, was ihrseid“. Daraufhin verwandeln sie sichin Kohlmeisen (gelogen, aber seine

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    richtigen Krafttiere gehen Euch nix an)und fliegen zu ihm auf den Schutthau-fen.

    Teil 2: Nun sitze ich da, spüre die Trau-er und bin ratlos. Mein Totem ist daund versucht, Trost zu spenden. Wie-der fliegt der Reiher heran und beginntseinen Tanz. Das ist mein Abschieds-tanz, denke ich und fange an, meiner-seits mit dem Reiher zu tanzen. Wer-de selbst zum Reiher. Dann bemerkeich mein Totem, wie es den Hügel ver-läßt. Ich folge ihm, spüre seine Wär-me und Kraft an meiner Seite. Wäh-renddessen frage ich mich, ob ich michhier nicht selbst belüge bei dem, wasich zu spüren glaube, welchen Sinn dasalles hat, und ob ich mir nicht allesnur einbilde. Mittlerweile sind wir aneine Felswand gelangt, an deren Fußsich eine Höhle befindet. Wir gehenhinein, und mein Totem gibt mir klarund deutlich zu verstehen, daß ich demGang weiter folgen soll, und zwar al-lein – es wäre schließlich mein Pro-blem. Mit mulmigem Gefühl folge ichdem dunklen Gang. Er endet in einerhellen, aber nebligen Gegend. Ich fra-ge mich, was ich hier soll, und rufenach meinen Krafttieren. Nichts pas-siert – nur ein starkes Gefühl völligerEinsamkeit überkommt mich. Un-glaublich traurig beschließe ich, zu-rück in den Tunnel zu gehen, denn wassoll ich in so einer Welt?Ins normale Bewußtsein zurückge-kehrt, hatte ich mit sehr starken, tief-greifenden Gefühlen und Erinnerun-gen meiner Kindheit zu kämpfen.

    Insgesamt vermittelt diese Geschichteaber, daß sich Krafttiere, die mit derLösung wichtiger Blockaden zu tunhaben, in der alltäglichen Wirklichkeitankündigen können. Wie heißt es dochso schön in einigen Büchern überSchamanismus?

    Der Schamane liest aus den Zeichender Natur und deutet sie im Hinblickauf zu erwartende Ereignisse.

    Abschließend noch das Problem zumGedankenabschaltens während derReise: Sehr oft merkt man zunächstgar nicht, daß schon wieder ungewoll-te Gedanken das Gehirn beschäftigen.Einerseits können eben diese auf nochzu verarbeitende Dinge in der Alltags-welt hindeuten; andererseits stören siezu diesem Zeitpunkt. Es gibt verschie-dene Methoden, die man nutzen kann.Notiere dir diesen Gedanken auf ei-nem Blatt Papier. Dadurch kannst dudich später damit beschäftigen undvergißt sie nicht. Sind sie diese Mühenicht wert, konditioniere dich auf eineMethode des Wegschickens. Dafürkannst du z. B. einen fließenden Bachimaginieren, der die störenden Ein-flüsse mitnimmt. Mich haben meine

    Krafttiere die Methode „Pusteblume“gelehrt. Kaum bemerke ich die stören-den Gedanken, erscheint die Pusteblu-me; ein Windstoß, und die Samen (Ge-danken) fliegen auf und davon. Bleibtman immer bei der gleichen Metho-de, hat es den Vorteil der Konditionie-rung, dann übernimmt oft schon deinUnterbewußtsein automatisch dieseAufgabe. Ehe einem selbst die Ablen-kung bewußt wird, erscheint die Pu-steblume. Dieses und das Reisen ansich funktioniert mit wachsenderÜbung immer besser.

    Damit hoffe ich, interessante Anre-gungen gegeben zu haben, und wün-sche viel Erfolg beim Probieren.

    SCHAMANISMUS