Schluckstörungen (Dysphagie) im Alter€¦ · Schluckstörungen (Dysphagie) im Alter Ausprägung und Therapie Inhalte der Fortbildung ! Aufbau (Topographie) des Rachens ! Definition

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Schluckstörungen (Dysphagie) im Alter

Ausprägung und Therapie

Inhalte der Fortbildung

n Aufbau (Topographie) des Rachens n Definition und Ursachen n Symptome n Untersuchungs- und Diagnoseverfahren n  operative und konservative Therapie n Tipps für die Pflege n Prävention



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Topographie des Rachens

Ansicht Stimmritze

Stimmritze (rima glottis) zwischen Stimmbänder

(chordae vocales)

Stimmritze (rima glottis) zwischen Stellknorpel

(cartilago arytenoidea)

Ansicht Kehlkopf

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Der Schluckvorgang schematisch Atem-weg

Speiseweg Zunge (lingua)



Was ist Dysphagie?

n  Störung des Schluckens oder der Passage von fester und / oder flüssiger Nahrung, Speichel, etc. vom Mund zum Magen

n  keine eigenständige Erkrankung, sondern Krankheitszeichen verschiedenster Ursachen

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Ursachen

n  Veränderungen der anatomischen Strukturen des Schluckweges

n  Störungen in der Funktionsweise n  Ausmaß abhängig von dem Schweregrad der Struktur-

Schädigung beziehungsweise des Funktionsverlustes: n  vergleichsweise geringe Koordinationsstörungen

der am Schluckakt beteiligten Nerven können bereits stark beeinträchtigen

n  hingegen ist auch bei völligem Zahnverlust meist noch eine recht gute Schluckfunktion möglich

n  etwa 50 % Ursache im Bereich von Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen

n  etwa 50% hervorgerufen durch innerer Erkrankungen

Übersicht Ursachen

n  Entzündungen im Mund-Nasen-Rachen-Raum mit Schmerzen beim Schlucken (z.B. Mandelentzündung)

n  Verbrühungen, Verätzungen, versehentliches Verschlucken von Fremdkörpern (Bolusgeschehen)

n  Tumoren (gut oder bösartige Geschwülste) im Bereich des Schluckweges

n  Zustände nach Tumoroperationen im Kopf-Hals-Bereich (insbesondere Rachen-, Schlund- und Kehlkopfkrebs), eventuell zusätzlich verstärkt durch Auswirkungen einer Strahlentherapie

Übersicht Ursachen

n  Situation nach einem Luftröhrenschnitt (z.B. Koniotomie, Tracheostoma) ð Störung der Kehlkopfbeweglichkeit

(zeitlich begrenzte Behinderung des Schluckaktes)

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Übersicht Ursachen

n  Refluxerkrankung (Aufsteigen saurer Magenflüssigkeit in die Speiseröhre, manchmal bis in den Schlund hinauf)

n  vermehrte Knochenspornbildung im Bereich der Halswirbelsäule mit Einengung des Speiseweges

n  Schlaganfälle ð Beeinträchtigung der Nervenbahnen bestimmter

Hirngebiete durch Durchblutungsstörung (Koordination des Schluckvorganges oder Kontraktion von Muskeln)

Übersicht Ursachen

n  Schüttellähmung (Morbus Parkinson) n  hohes Alter ohne erkennbare Ursache n  Zenker-Divertikel (Ausstülpungen) im Bereich

des unteren Schlundes

seltene Ursachen

n  Kropf (meist durch Jodmangel vergrößerte Schilddrüse)

n  Achalasie (Krampf des Muskels, der die untere Speiseröhre zum Magen hin verschließt)

n  Krampfadern in der Speiseröhre (z.B. Leberzirrhose)

n  Verengungen der Speiseröhrenschleimhaut durch sauren Magensaft

n  Nervenerkrankungen (z.B. multiple Sklerose)

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beispielhafte Symptome

n  beständiges Druckgefühl mit Empfindung des Steckenbleibens (im Hals, hinter dem Brustbein) beim Schlucken (Globusgefühl)

n  Verschlucken und Husten beim Essen und Trinken (durch Übertritt von Speise oder Flüssigkeit in die Luftröhre)

n  häufiges Räuspern, bedingt durch Flüssigkeits- übertritt in den Kehlkopf, oder als nicht organisch erklärbarer Räusperzwang


n  Nahrungsaustritt aus der Nase n  begleitendes Näseln n  begleitende Stimm-, Sprach- und Sprechstörungen

durch Mitbeteiligung der Organe des Stimm- und Sprechapparates oder der sie versorgenden Nervenbahnen

n  begleitende Halswirbelsäulenbeschwerden, falls eine knöcherne Veränderung an den Halswirbeln Ursache der Schluckstörung ist

n  Sodbrennen, Magendruck, Völlegefühl, durch Magensäure, die in die Speiseröhre aufsteigt

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n  begleitende Heiserkeit ð wird oftmals ausgelöst durch Überproduktion

an Magensäure, die bei unzureichendem Speiseröhrenverschluss bis in die Region des Kehlkopfes steigen kann

n  starke Gewichtsabnahme durch eingeschränkte Nahrungsaufnahme

n  Atmungsbehinderungen bei Einengung von Kehlkopf oder Luftröhre



Diagnose

n  zumeist Untersuchungen aus mehreren ärztlichen Fachgebieten notwendig: n  Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde, n  Phoniatrie

(Stimm-, Sprach-, Sprech- Schluckerkrankungen) n  Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie, n  Gastroenterologie

(Erkrankungen der Verdauungsorgane) n  Nervenerkrankungen, Psychosomatik n  Röntgendiagnostik

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Untersuchung durch HNO-Heilkunde und/oder Phoniatrie Spiegeluntersuchung von Nase, Ohren und Rachen einschließlich Endoskopie des Kehl- kopfes und des Schlundes (Feststellung von Strukturveränderungen des Speiseweges)

Untersuchung durch HNO-Heilkunde und/oder Phoniatrie Anschließende Funktionsprüfungen des Schluckweges mit und ohne Speise (Bolus) Verwendung von sehr dünnen, flexiblen Endoskope (unwesentliche Beeinträchtigung des Schluckablaufes) Hauptaugenmerk auf etwaigen Übertritt von Speise in die Luftwege (Aspiration), wobei festgestellt wird, ob diese Aspiration vor, während oder nach dem Schluckakt auftritt. Dabei ist auch wichtig, inwieweit der Hustenreflex erhalten ist.

Untersuchung durch HNO-Heilkunde und/oder Phoniatrie Zusätzlich wichtig sind die Betrachtung der Körperhaltung und der Kehlkopfbeweglichkeit. Ggf. zusätzlicher Einsatz der Elektromyographie (Nadeluntersuchung von Muskeln) zwecks Funktionsüberprüfung bestimmter Kehlkopfnerven.

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Internistische Untersuchung

n  dient dem Ausschluss von Speiseröhrentumoren (gut- oder bösartigen Geschwülsten)

n  Untersuchung von Erkrankungen mit Rückfluss von Magensäure (Refluxerkrankungen)

n  ebenfalls Einsatz der Endoskopie; ggf. mit Entnahme von Gewebeproben

n  In seltenen Fällen zusätzlich Druck- und Säuremessungen mithilfe kleiner Sonden innerhalb der Speiseröhre

Röntgenuntersuchungen

n  Nachweis von Veränderungen, die mit der Endoskopie nicht oder nur schwer zugänglich sind

n  Röntgen-Breischluck-Aufnahmen, meist mit Videoaufzeichnung

n  Schlucken breiiger Kontrastmittels zwecks Darstellung der Hohlräume der Speisewege

Röntgenuntersuchungen

n  ggf. Feststellung von Aussackungen oder Verengungen der Speiseröhre, Wanddefekte, Störungen des Bewegungsablaufes, Rückfluss, bedingt durch zu geringe Spannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels oder Zwerchfellbrüche

n  ggf. zusätzliche Funktionsröntgenaufnahme der Halswirbelsäule, Computertomographie oder Kernspintomographie des Kopf-Hals-Bereiches und der Lunge

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neurologische Untersuchung

n  Ausschluss von Störungen der Nervenfunktion als Ursachen der Schluckstörung

n  Endoskopie und die Röntgen-Breischluckaufnahme sind ebenfalls wesentliche Basisdiagnostiken



operative Therapie

n  operative Maßnahmen ð Beseitigung von gutartigen oder bösartige

Tumoren im Bereich des Speiseweges ð Beachtung einer guten plastische Deckung

zur Vermeidung von Defekten n  weitere Indikationen für operative Therapien:

ð perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) z.B. bei fortgeschrittenen, nicht mehr zu behandelnden Tumoren und schweren neurologischen Erkrankungen

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operative Therapie

n  Durchtrennung (Myotomie) des Speiseröhren-eingangsmuskels oder die Schwächung des Muskels mit speziellen Medikamenten (Botulinum-Toxin A) oder der Kehlkopfhochzug (z.B. nach Tumor-OP mit zu engem Schlund) ð Schluckbehinderung wird durch eine zu starke

Verengung oder Verkrampfung des Muskels ausgelöst

n  Abtragung von Knochenneubildungen der HWS-Körper

operative Therapie

n  verschiedene Kehlkopf- und Schlundoperationen ð dienen u.a. dem Verschluss des Kehlkopfes bei

nicht zu beherrschendem Eindringen von Speise in die Luftröhre (Aspirationen)

ð u.U. vollständige Entfernen des Kehlkopfes n  Anlegen eines Luftröhrenschnittes (Tracheostoma)

und Einsetzen einer geblockten Luftröhrenkanüle, (Trachealkanüle) ð z.B. bei Aspiration und Atembehinderung

durch bösartigen Kehlkopftumor im fortgeschrittenen Stadium

operative Therapie

n  möglichst umgehender Verschluss eines einmal angelegten Luftröhrenschnittes (Tracheostoma), wenn dieses nicht mehr notwendig ist, da auch ein Tracheostoma selbst den Schluckvorgang behindern kann

n  bei Zwerchfelldefekt oder einer Fehlfunktion der Speiseröhrenmuskeln

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konservative Therapie

n  v.a. Logopäden (zirka 80% aller Patienten mit Schluckstörungen im Erwachsenenalter)

n  kooperationswillige Mitarbeit der Patienten beschleunigt wesentlich den Erfolg

n  Einteilung hinsichtlich dieser Therapieform: ð Restituierende (wiederherstellende) Verfahren

(durch Reize, z.B. Dehnung, Pinseln, Klopfen; thermische - vor allem Kaltreize, Riech- und Schmeckreize)


anregende und entspannend wirkende Bewegungs-übungen (z.B. motorische Funktionsübungen für die Mund- und Gesichtsmuskulatur, Kehlkopfhebungs- und -verschlussübungen, Sprech- und Stimm-übungen, Atemübungen, Saug- und Blasübungen)

ð Die kompensatorischen Verfahren (immer) z.B. Verändern der Konsistenz, Temperatur und Größe der Nahrungsmittel und der einzelnen Bissen Haltungsänderungen erarbeiten (Kopfvorbeugung, Kopfdrehung, Kopfkippung, Körperseitenlage beim Schlucken, bestimmte Schluckmanöver zum verbesserten Schutz der Atemwege)

n  Einsatz von Hilfsmitteln wie Trink- und Esshilfen (z.B. speziell gebogene Löffel, Becher mit ausge- schnittener Nasenkerbe, Strohhalm, Schnabeltasse)

n  gelegentlich Einsatz von Prothesen zur Deckung eines Substanzdefekts im Rachen und Gaumen nach Tumoroperationen zwecks Wiederherstellen der Schluckfunktion


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Tipps für die Pflege

n  möglichst aufrechte Sitzhaltung, der Kopf sollte leicht nach vorn gebeugt sein

n  Essen in ruhiger Umgebung (möglichst nicht vor dem laufenden Fernseher)

n  Zeit zum Essen lassen n  auf geeignete Nahrungsmittel achten

(gut gleitfähig, keine gemischten Konsistenzen z.B. Suppe mit Fleisch und Gemüsestückchen, keinen Reis)

n  Darauf achten, dass ausreichend oft nachgeschluckt wird

Tipps für die Pflege

n  Patienten noch mindestens 20 Min. sitzen lassen n  Mundpflege n  angepasste Nahrung n  Nahrung sollte gut gleitfähig sein n  ggf. Nahrung fein pürieren n  Flüssigkeiten sollten mit einem Dickungsmittel

(Quick-Dick Maisstärkepulver) angedickt werden n  Änderung der Essgewohnheiten, Vermeidung

bestimmter Nahrungskonsistenzen

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Prävention

n  gesunde Lebensweise mit vitaminreicher und abwechslungsreicher Kost

n  Rauchen und Konsum von reichlich, vor allem hochprozentigen Alkoholika sind Hauptursachen für das Entstehen von bösartigen Tumoren im Mundhöhlen- und Rachenraum

n  magensäurebedingten Entzündungen der unteren Speiseröhre haben in den letzten 30 Jahren um das 10-fache zugenommen

Prävention

n  Refluxerkrankung eine der Hauptursachen des Speiseröhrenkrebses ð verursacht im fortgeschrittenen Stadium deutliche

Schluckstörungen. ð Ernstnehmen von Beschwerden wie Sodbrennen

und saurem Aufstoßen (ggf. Behandlung mit hochwirksamen säurehemmenden Medikamente und / oder operative Eingriffe zur Verbesserung der Verschlussfunktion des Mageneingangs

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