Upload
doantuyen
View
214
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Akademie für ganzheitliche Neuro-Orthopädie GANEO
- Manuelle Therapie -
Facharbeit
Thema: Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei
querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit Paraplegie
Bearbeiterin: Christiane Fuchte
Abgabetermin: 05.09.07
I
Inhaltsverzeichnis
1 ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................................. 1
2 EINLEITUNG.............................................................................................................................................. 1
3 MATERIAL UND METHODEN............................................................................................................... 2
3.1 LITERATURRECHERCHE ........................................................................................................................ 2
3.2 ANGABEN ZUM LESEVERSTÄNDNIS....................................................................................................... 3
4 ERGEBNIS .................................................................................................................................................. 4
4.1 SCHMERZEN IM BEREICH DER OBEREN EXTREMITÄTEN BEI QUERSCHNITTGELÄHMTEN
ROLLSTUHLFAHRERN.......................................................................................................................................... 4
4.1.1 Häufigkeit und Verteilung des Schmerzaufkommens....................................................................... 4
4.1.2 Reizungen und Schädigungen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern............... 7
4.1.3 Auftreten von Schmerzen bei Aktivitäten des täglichen Lebens..................................................... 10
4.2 URSACHE UND BEGÜNSTIGENDE FAKTOREN DER SCHMERZEN ........................................................... 12
4.2.1 Ursache ......................................................................................................................................... 12
4.2.2 Begünstigende Faktoren................................................................................................................ 14
4.2.3 Beeinflussbare Faktoren ............................................................................................................... 19
4.3 POSITIVE BEEINFLUSSUNG DER BEGÜNSTIGENDEN FAKTOREN ........................................................... 20
4.3.1 Biomechanik.................................................................................................................................. 20
4.3.2 Physiotherapie............................................................................................................................... 21
4.3.3 Anpassungen und Aufklärung........................................................................................................ 22
4.3.4 Sportliche Betätigung.................................................................................................................... 23
5 DISKUSSION ............................................................................................................................................ 25
5.1 SCHLUSSFOLGERUNG.......................................................................................................................... 25
5.2 KRITISCHE BETRACHTUNG DER EIGENEN VORGEHENSWEISE ............................................................. 29
5.3 EINORDNUNG IN DEN WISSENSCHAFTLICHEN KONTEXT...................................................................... 30
6 LITERATURVERZEICHNIS.................................................................................................................. 31
7 ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................................... 33
8 TABELLENVERZEICHNIS.................................................................................................................... 34
9 ANHANG ................................................................................................................................................... 34
1
1 Zusammenfassung
Die Überlebensrate und die allgemeine Lebenserwartung Querschnittgelähmter konnte dank
medizinischer Fortschritte verbessert werden. Die deutliche Mehrbelastung der Arme bei
Paraplegikern führt zu Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten – vor allem im
Schultergelenk. Diese Arbeit bietet einen Überblick darüber, wie häufig Schmerzen im
Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern vorkommen, welche Strukturen
geschädigt sind, bei welchen alltäglichen Aktivitäten die Schmerzen meist auftreten und
welche Faktoren eine Schmerzentwicklung begünstigen können. Es zeigt sich, dass eine
gezielte Beeinflussung der begünstigenden Faktoren zu einer Verbesserung der
Gesamtsituation führt. Physiotherapie, Sport, Aufklärung und Anpassungen der Umwelt sind
wichtige Maßnahmen zur Reduzierung von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten
bei Rollstuhlfahrern.
2 Einleitung
Den verbesserten Technologien und den fortgeschrittenen medizinischen Erkenntnissen ist es
zu verdanken, dass sowohl die Überlebensrate bei Rückenmarksverletzungen als auch die
allgemeine Lebenserwartung bei Querschnittlähmung deutlich gestiegen sind. (Pentland,
1994, S.211 / Lal, 1998, S.186 / Curtis, 1999, S.421 / Daylan, 1999, S.191 / Fullerton, 2003,
S.1961 / Teasell, 2006, S.1 / Strohkendl, 2006, S.12). Laut statistischem Bundesamt (Stand
Ende 2005) liegt die Zahl der von Querschnittlähmung betroffenen Personen in Deutschland
bei 16.793, davon 11551 männlichen und 5242 weiblichen Geschlechts (www.destatis.de;
Pfaff, 2007, S.716).
Durch die Entwicklung von vielfältigen und individuell angepassten Hilfsmitteln sowie
fortgeschrittenen Trainingstherapien ergibt sich für Querschnittgelähmte heutzutage die
Möglichkeit eine erhöhte Selbständigkeit zu erreichen und den Alltag weitgehend selbst zu
gestalten (Pentland, 1991, S.521 / Pentland, 1994, S.219 / Lal, 1998, S.186).
Diese positive Entwicklung führt ihrerseits nun aber zu einem neuen Problem, nämlich die
durch die gesteigerte Lebenserwartung und die verbesserte Selbständigkeit verursachte
vermehrte Anforderung an die oberen Extremitäten (Pentland, 1991, S.521f. / Pentland, 1994,
S.211 / Samuelsson, 2004, S.41). Schon alltägliche Aktivitäten wie das Fortbewegen des
Rollstuhls und das wiederholte Anheben des Körpergewichtes bei Transfers stellen
ungewohnte Beanspruchungen des Bewegungsapparates dar und können leicht eine
Überbelastung mit sich ziehen und zu einem chronischen Beschwerdebild führen (Nichols,
2
1979, S.31 / Pentland, 1991, S.521f / Pentland, 1994, S.211 / Boninger, 1998, S.418 /
Samuelsson, 2004, S.41).
Es ist also anzunehmen, dass Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten ein verbreitetes
Problem unter Rollstuhlfahrern ist.
In dieser Arbeit soll mittels Recherche untersucht werden,
a) wie verbreitet das Aufkommen von Schmerzen im Bereich der oberen
Extremitäten unter Querschnittgelähmten tatsächlich ist,
b) welche Gelenke dabei hauptsächlich betroffen sind,
c) welche Strukturen geschädigt sind und
d) bei welchen alltäglichen Belastungen die Beschwerden vermehrt auftreten.
Des Weiteren gilt es heraus zu finden, welche Faktoren die Entwicklung der Beschwerden
begünstigen.
Stellt sich heraus, dass einige dieser Faktoren beeinflussbar sind, lässt sich folgende
Hypothese aufstellen: Da die Hauptursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern,
nämlich die vermehrten Anforderungen an die oberen Extremitäten, nicht zu ändern ist, sollte
sich zumindest durch eine gezielte Beeinflussung der begünstigenden Faktoren eine
Verbesserung der Gesamtsituation, wie z.B. eine Reduzierung der Beschwerden, einstellen
können.
Es gilt also Studien zu finden, die dies beweisen.
3 Material und Methoden
Um das Material für diese Arbeit zusammenzustellen, wurde eine ausführliche
Literaturrecherche durchgeführt.
Die genaue Vorgehensweise wird im Folgenden kurz dargestellt:
3.1 Literaturrecherche
Internetrecherche
Die Internetrecherche erfolgte zum einen über die Datenbanken Medline/PubMed und
MedPilot und zum anderen über die Suchmaschine Google.
3
Alle benutzten Suchwörter sollen hier nicht aufgelistet werden, aber z.B. die Kombination
von Wheelchair AND Parapleg* AND Pain AND SCI AND "Upper Extremity", führte zu den
Arbeiten von Sinnott, Pentland und Daylan.
Des Weiteren wurde die Funktion Related Articles der Datenbank PubMed genutzt, um die
Recherche auszuweiten.
Der Hauptteil der Recherche gestaltete sich allerdings entlang der Literaturlisten der bis dato
gefundenen Schriften.
ZBMEd
Da der Großteil der Studien in der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin in Köln vorliegt,
wurde die Recherche Vorort weitergeführt und somit konnte eine große Zahl an Studien für
die Arbeit genutzt werden.
Einige der Studien wurden allerdings auch bestellt und zugeschickt.
Fachzeitschriften und Bücher
Neben der Internetrecherche nach Artikeln verschiedener internationaler Fachzeitschriften,
wurde auch im eigenen Bestand gesucht. Es fanden sich themenbezogene Artikel in der
Zeitschrift Physiopraxis und Rollstuhlsport.
Die Bücher von Müller (2002) und Beckmann et Klein-Neuhold (2001) sind ebenfalls aus
dem eigenen Bestand, das Buch von Van der Woude (1999) konnte in der ZBMed eingesehen
werden.
3.2 Angaben zum Leseverständnis
In dieser Arbeit werden wörtlich übernommene Zitate mit Anführungsstrichen und
anschließender Quellenangabe gekennzeichnet.
Findet sich eine Quellenangabe nach einer Aussage bzw. einem kurzen Abschnitt ohne
Anführungsstriche, dann handelt es sich um eine inhaltliche Wiedergabe.
Steht eine Internetadresse in der Quellenangabe, so handelt es sich lediglich um die Angabe
der „Hauptseite“. Die genaue und ausführlichere Internetadresse ist in der Literaturliste
einzusehen.
Damit sich das Lesen dieser Arbeit flüssiger gestaltet, wird anstelle von „Physiotherapeut/in“
nur die männliche Form stellvertretend für beide Geschlechter benutzt. Ebenso verhält es sich
bei der Benutzung von z.B. Rollstuhlfahrer, Patient, etc.
4
4 Ergebnis
4.1 Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei
querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern
4.1.1 Häufigkeit und Verteilung des Schmerzaufkommens
Mehr als 50% der Patienten mit Rückenmarksverletzung entwickeln chronische Schmerzen,
wobei zwei Schmerztypen gehäuft auftreten:
1. Ein brennender Schmerz meist neuropathischen Ursprungs, welcher vornehmlich
ventral am Torso, am Gesäß oder in den Beinen auftritt
2. Ein anhaltender Schmerz meist muskuloskeletalen Ursprungs, welcher vornehmlich
im Nacken, in den Schultern und im Rücken auftritt (Teasell, 2006, S.3).
Diese Arbeit befasst sich mit dem zweiten Schmerztyp im Bereich der oberen Extremitäten.
Während es nur wenige Studien über Nacken- und Rückenschmerzen bei
Querschnittgelähmten gibt (Boninger, 2003, S.197), wird der Schmerz im Bereich der Arme
schon seit einigen Jahren thematisiert.
Bereits 1979 wurde eine Studie von Nichols veröffentlicht mit dem Titel „Wheelchair user’s
shoulder? Shoulder pain in patients with spinal cord lesions“.
Nichols fand mittels eines Fragebogens heraus, dass 51,4% von 517 querschnittgelähmten
Personen an Schulterschmerzen leiden bzw. seit Beginn der Behinderung schon mal mit
Schulterschmerzen zu tun hatten. Ein so verbreitetes Vorkommen sei in keiner Altersgruppe
bei Leuten ohne Querschnittlähmung anzutreffen (Nichols, 1979, S.29).
Auch spätere Studien gehen der Frage nach der Verbreitung von Schmerzen im Bereich der
oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern nach. Eine Übersicht über die recherchierten Werte
ist in Tabelle 1 gegeben.
Wie aus der Tabelle hervorgeht, sind Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei
Rollstuhlfahrern ein weit verbreitetes Problem. Die Studien die sich auf die Schmerzen im
gesamten Arm beziehen (Pentland, 1991 / Daylan, 1999 / Curtis 1999), zeigen, dass die
Schulter in der Regel am häufigsten betroffen ist.
Die Studien von Nichols (1979), Bayley (1987), Curtis (1995), Escobedo (1997), Boninger
(2001), Fullerton (2003), Samuelsson (2004) und Finley (2004) konzentrierten sich von
vornherein nur auf den Schulterschmerz und liefern somit keine Ergebnisse hinsichtlich der
anderen Gelenke.
5
Studien Teilnehmer
anzahl
Diagnose Schulter-
schmerz
Ellenbogen-
schmerz
Hand-
schmerz
Nichols, 1979 517 RM-Verletzung 51,4% n.a. n.a.
Aljure, 1985 47 Paraplegie n.a. n.a. 64%
Bayley, 1987 94 kompl. Paraplegie 33% [1] n.a. n.a.
Gellman, 1988 77 Paraplegie n.a. n.a. 49%
Pentland, 1991 11 kompl. Paraplegie 73% [3] 9% [3] 55% (Handgel.) [3];
45% (Hand) [3]
Pentland, 1994 52 Paraplegie 58% [4]
------------
39% [3]
39% [4]
---------------
31% [3]
60% [4]
-----------------------
40% [3]
Curtis, 1995 64 Rollstuhlfahrer (89%
RM-Verletzung)
73% [2] n.a. n.a.
Escobedo, 1997 23 Paraplegie 70% [2] n.a. n.a.
Daylan, 1999 130 62 Tetraplegie
+ 68 Paraplegie
Schmerzen an orberer Extr.: 58,5%
(davon 71% Schulterschmerz)
Curtis, 1999 42 Rollstuhlfahrer 76% [5] 64% [5]
Boninger, 2001 28 Paraplegie 32% [4] n.a. n.a.
Fullerton, 2003 257 Rollstuhlfahrer (86%
RM-Verletzung)
48% [2] n.a. n.a.
Samuelsson, 2004 56 RM-Verletzung 37,5%
[4]
n.a. n.a.
Finley, 2004 52 Rollstuhlfahrer 61,5% [5]
------------
29% [2]
n.a. n.a.
Tabelle 1: Vorkommen von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern;
[[[[1]]]] Schmerz bei Ausführung eines Transfers, [[[[2]]]] Schmerz zur Zeit der Studie, [[[[3]]]] Schmerz während
vorheriger Woche, [[[[4]]]] Schmerz während der vorherigen Monate, [[[[5]]]] Schmerz seit Beginn der
Behinderung; (Abkürzungen: RM = Rückenmark, n.a = nicht angegeben, Handgel. = Handgelenk, Extr. =
Extremität, z.Zt. = zur Zeit)
Insgesamt treten bei 29-76% der Befragten Schulterschmerzen auf, bei 40-64% Schmerzen im
Bereich der Hand und bei nur 9-39% Schmerzen im Ellenbogen.
Lediglich die Ergebnisse von Pentland (1994) zeigen ein häufigeres Schmerzaufkommen im
Bereich der Hand als in der Schulter (siehe Tabelle 1). In dieser Studie sollten die Probanden
aber auch Angaben zur Schmerzintensität machen und es stellte sich heraus, dass die
6
Schmerzen im Bereich der Hand eine geringere Intensität als die Schmerzen im Bereich der
Schultern aufwiesen und somit ein geringeres Problem für den Betroffenen darstellten
(Pentland, 1994, S.214).
Fasst man die Ergebnisse der Tabelle hinsichtlich der Schulterschmerzen zusammen, ergibt
sich wie bereits erwähnt ein Schmerzaufkommen von 29-76% der Rollstuhlfahrer.
Dieses Ergebnis ist nicht sehr einheitlich und es ist auch schwierig diese Werte zu
vergleichen, da sich die Probanden in Alter, Geschlecht, Behinderung, Aktivitätsgrad, etc.
unterscheiden und da verschiedene Instrumente (häufig selbst erstellte Fragebögen) zur
Ermittlung der Schmerzen benutzt wurden.
Schon allein die Frage nach der Zeit in der der Schmerz auftrat ist unterschiedlich. Mittels der
in den eckigen Klammern eingefassten Zahlen (siehe Tabelle 1) ist zu erkennen, dass sich
manche Schmerzangaben auf die gesamte Zeit seit Beginn der Behinderung bezogen,
während in anderen Studien die Schmerzen während der vergangenen Monate, der
vergangenen Woche oder nur die aktuellen Schmerzen erfragt wurden. Bayley (1987)
untersuchte sogar lediglich das Schmerzaufkommen welches während einer einzelnen
Aktivität, nämlich dem Transfer, auftrat (33%).
Vergleicht man nun die Werte hinsichtlich dieser Zeiteinteilung, zeigt sich zum Beispiel, dass
seit Beginn der Behinderung bei 61,5-76% der befragten Rollstuhlfahrer Schulterschmerzen
aufgetreten sind.
Betrachtet man die Ergebnisse der Studien in denen eine besonders hohe Teilnehmerzahl
befragt wurde (Nichols, Daylan, Fullerton), so ergibt sich ein Schulterschmerzaufkommen
von 48-71%.
Die Werte der Tabelle könnten noch in vielerlei Hinsicht analysiert, verglichen oder in
Gruppen zusammengefasst werden. Eine nähere Analyse der Tabelle soll hier aber nicht
erfolgen, da lediglich aufgezeigt werden sollte, dass Schmerzen im Bereich der oberen
Extremitäten unter Rollstuhlfahrern sehr verbreitet sind.
Studien die einen Vergleich zwischen dem Aufkommen von Schmerzen im Bereich der
oberen Extremität bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern und bei Personen ohne
Behinderung (so genannten Fußgängern) anstellten, ergaben, dass das Beschwerdebild
eindeutig vermehrt bei Rollstuhlfahrern anzutreffen ist (Pentland, 1991, S.526 / Pentland,
1994, S.212). So gaben in der Studie von 1994 58% der befragten Rollstuhlfahrer an,
innerhalb der vorherigen sechs Monate Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten gehabt
7
zu haben. Dem gegenüber hatten nur 27% der befragten Fußgänger in dem vergangenen
halben Jahr Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten verspürt (Pentland, 1994, S.214).
Es ist also bewiesen, dass Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern
ein weit verbreitetes Problem sind und vermehrt im Bereich des Schultergelenkes auftreten.
Samuelsson wies sogar nach, dass Schmerzen im Bereich der Hand und des Ellenbogens
meist nur in Verbindung mit Schulterschmerzen auftreten (Samuelsson, 2004, S.43).
Einige Studien ergaben, dass die Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern oft bilateral (bei 31-
49% der Personen mit Schulterschmerz) vorkommen (Curtis, 1995, S.291 / Escobedo, 1997,
S.921 / Daylan, 1999, S.192 / Samuelsson, 2004, S.44 / Finley, 2004, S.399).
4.1.2 Reizungen und Schädigungen im Bereich der oberen Extremitäten bei
Rollstuhlfahrern
Welche eigentlichen Diagnosen nun hinter den Schmerzen im Bereich der Arme bei
Rollstuhlfahrern stehen, wurde ebenfalls in verschiedenen Studien untersucht.
Schmerzen im Bereich der Hand werden in den meisten Fällen durch ein
Carpaltunnelsyndrom (CTS) bedingt.
Gellman (1988) diagnostizierte bei 49% von 77 Paraplegikern ein CTS (Gellman, 1988,
S.518), während Aljure (1985) sogar bei 63% von 47 querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern
ein CTS nachweisen konnte (Aljure, 1985, S.185).
Welche anderen Diagnosen im Bereich der Hände auftreten, wird nicht angegeben.
Burnham (1993) befasste sich mit den Schulterschmerzen und untersuchte 38 Schultergelenke
von männlichen, querschnittgelähmten Sportlern mit Paraplegie mittels passiver und
isometrischer Tests sowie Palpation und konnte bei 26% ein Impingementsyndrom der
Rotatorenmanschette (RM) nachweisen (Burnham, 1993, S.240). Da gleichzeitig mittels eines
isokinetischem Muskeltestgeräts eine deutliche Schwäche der Adduktoren, Innenrotatoren
und der Außenrotatoren – welche dem Cranialschub des Humeruskopfes entgegewirken - bei
den Personen mit Impingementsyndrom nachzuweisen war, wurde ein muskuläres
Ungleichgewicht als mögliche Ursache für die Beschwerden benannt. (Burnham, 1993,
S.240).
Auch Sinnott (2000) untersuchte mittels Provokationstests und isometrische Tests das
Vorkommen von Rotatorenmanschettenproblematiken bei Personen mit Paraplegie. In dieser
8
Studie wurden von vornherein nur Personen mit Schulterschmerzen aufgenommen (Sinnott,
2000, S.749f). 62% der Teilnehmer zeigten einen positiven Befund (Sinnott, 2000, S.751).
Genauere Diagnosestellungen und das Nachweisen weiterer Schädigungen im Bereich der
Schultergelenke bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern konnten Studien nachweisen, die
bildgebende Verfahren benutzten:
Nachweis von Schädigungen mittels bildgebender Verfahren:
Bayley (1987) untersuchte die Schultern von Rollstuhlfahrern mit Paraplegie, in denen bei der
Ausübung eines Transfers Schmerzen ausgelöst wurden und diagnostizierte bei 74% ein
chronisches Impingementsyndrom einschließlich einer Bursitis subacromiodeltoidea. Eine
Arthrographie dieser Gelenke mit Impingementsyndrom zeigte bei 65% zusätzlich noch eine
Rotatorenmanschettenruptur und bei 22% eine aseptische Nekrose des Humeruskopfes
(Bayley, 1987, S.677).
In einer Studie von Wylie et Chakera (1988) zeigten Röntgenaufnahmen bei 12 von 38
Paraplegikern, deren Unfall mindestens 20 Jahre zurück liegt, Degenerationen im
Schultergelenk: bei 7 Personen war eine Verengung des Gelenkspaltes nachzuweisen, bei 3
Personen waren zusätzlich noch Osteophyten und sklerotische Veränderungen im
Subchondralgebiet zu erkennen und 2 Patienten wiesen subartikuläre Zysten und freie
Gelenkkörper auf. (Wylie und Chakera, 1988, S.102+104).
Escobedo (1997) wendete die Magnetresonanztomographie bei 26 schmerzhaften Schultern
von Paraplegikern an und konnte bei 73% eine RM-Ruptur des M. Supraspinatus (3
Teilrupturen und 16 Rupturen) nachweisen. Des Weiteren zeigte sich, dass bei 10 der 16
Rupturen mindestens ein weiterer Muskel betroffen war: 9x der M.Infraspinatus, 7x der M.
Subscapularis, 2x der M. Teres minor und 6x die lange Bizepssehne (Escobedo, 1997, S.920).
In Abbildung 1 sieht man eine MRT-Aufnahme eines Schultergelenks mit Ruptur der Supra-
und Infraspinatussehne.
Eine Ruptur der langen Bizepssehne trat nur in Verbindung mit einer RM-Ruptur auf und
wurde somit als mögliche Folgeerscheinung einer RM-Ruptur diskutiert (Escobedo, 1997,
S.922).
9
Abbildung 1: Rotatorenmanschettenruptur bei einem 62-jährigen Mann mit Paraplegie und
Schulterschmerz. Die MRT-Aufnahme zeigt einen deutlichen Riss der Supraspinatussehne mit Verschluss
des Subacromialraumes (weißer Pfeil). Eine Beteiligung der Infraspinatussehne wird aufgrund der
Abwesenheit des Sehnenansatzes am posterioren Humeruskopf (massiver schwarzer Pfeil)
geschlussfolgert. Die Sehne des M. Teres minor scheint intakt zu sein (offener Pfeil).
Lal (1998) fand bei einer Röntgenuntersuchung der Schultern von 53 querschnittgelähmten
Personen heraus, dass obwohl 72% der Gelenke degenerative Veränderungen aufwiesen, nur
bei 11% Schmerzen angegeben wurden (Lal, 1998, S.187f). Die gefundenen degenerativen
Veränderungen waren bei 100% eine Verengung des Acromio-Clavicular-Gelenkes, bei 39%
Spornbildung im Bereich des Akromions, bei 34% Nekrose und bei 29% ein
Impingementsyndrom (Lal, 1998, S.188).
Boninger (2001) konnte mittels Röntgen- und MRT-Untersuchungen bei 41% der 28
untersuchten Rollstuhlfahrer mit Paraplegie einen Subacromialsporn nachweisen, bei 37%
eine RM-Tendopathie, bei 30% degenerative Veränderungen im Acromio-Clavicular-Gelenk
und bei 19% eine Osteolyse der distalen Clavicula (siehe Abbildung 2). 32% der Personen
gaben Schmerzen an. (Boninger, 2001, S.404)
10
Abbildung 2:Anteroposteriore Röntgenaufnahme einer rechten Schulter mit Osteolyse der distalen
Clavicula (weißer Pfeil)
Die am häufigsten auftretenden schmerzhaften Beschwerden im Bereich der oberen
Extremitäten bei Rollstuhlfahrern sind zusammengefasst also im Schultergelenk
Impingementsyndrom sowie RM-Ruptur und am Handgelenk das Carpaltunnessyndrom.
Des Weiteren zeigten bildgebende Verfahren das Vorkommen von Rupturen der langen
Bizepssehne, Bursitis subacromiodeltoidea, Spornbildung/Osteophyten, Nekrose des
Humeruskopfes, Osteolyse der distalen Clavicula und vereinzelt subartikuläre Zysten und
freie Gelenkkörper.
Eine degenerative Veränderungen im Bereich des Acromio-Clavicular-Gelenkes konnten laut
Lal sogar bei 72% der untersuchten Schultern nachgewiesen werden.
Die arthrotischen Prozesse befinden sich meist aber noch im Anfangsstadium, da nur ein
geringer Anteil der Personen (11%) Schmerzen angaben.
Zu Informationen bezüglich Überbelastungserscheinungen oder Schädigungen im
Ellenbogengelenk konnte keine Literatur gefunden werden.
4.1.3 Auftreten von Schmerzen bei Aktivitäten des täglichen Lebens
Im Rollstuhl sitzende Personen mit Paraplegie sind ausschließlich auf die oberen Extremitäten
angewiesen um ADLs, wie z.B. das Antreiben des Rollstuhls oder das Umsetzen mittels
Transfer, durchzuführen (Gellman, 1988, S.517 / Barber, 1991, S.423 / Boninger, 1998,
S.418). Ist die Ausführung der ADLs aufgrund von Schmerzen eingeschränkt, hat dies eine
11
große funktionelle Auswirkung auf den Alltag, da es zu einer Reduzierung der
Unabhängigkeit (Pentland, 1991, S.521 / Stöhr et Zimmer, 1997, S.114 / Daylan, 1999, S.191
/ Fullerton, 2003, S.1961) und zu einer Minderung der Lebensqualität (Fullerton, 2003,
S.1961 / Teasell, 2006, S.2) kommt.
Verschiedene Studien befassen sich mit dem Aufkommen von Schmerzen bei der Ausführung
von Aktivitäten des täglichen Lebens querschnittgelähmter Rollstuhlfahrer.
Die Autoren älterer Studien benutzten für ihre Befragungen meist selbsterstellte Fragebogen,
da es keine Instrumente für das Schmerzaufkommen bei ADLs von Rollstuhlfahrern gab
(Pentland, 1991, S.525).
Im Jahr 1995 wurde dann von Curtis et al. der WUSPI (Wheelchair User’s Shoulder Pain
Index) entwickelt um Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern einheitlich messen zu können
(Curtis, 1995, S.290ff). Dieses Assessment umfasst 15 Items und erfragt das Aufkommen von
Schulterschmerzen bei der Durchführung folgender ADLs:
1. Transfer zwischen Bett und Rollstuhl
2. Transfer zwischen Rollstuhl und Auto
3. Transfer zwischen Rollstuhl und Badewanne
4. Rollstuhl ins Auto heben
5. Rollstuhl länger als 10 Minuten antreiben
6. Rollstuhl eine Rampe/Anhöhe hochschieben
7. Objekt anheben, welches sich über Kopfhöhe befindet
8. Hosen anziehen
9. T-Shirt/Pullover anziehen
10. Hemd anziehen
11. Rücken waschen
12. Tägliche Aktivitäten bei der Arbeit/in der Schule
13. Auto fahren
14. Haushalt führen
15. Schlafen
Diese ADLs stellen also Aktivitäten dar, bei denen Rollstuhlfahrer häufig Schmerzen im
Bereich der Schulter verspüren. (Curtis, 1995, S.292)
Bei verschiedenen Befragungen zeigte sich, dass Schulterschmerzen besonders häufig beim
Antreiben des Rollstuhls (vor allem außer Haus und beim Befahren einer Anhöhe), bei der
12
Durchführung von Transfer und Lifting, bei Anheben von Objekten aus angehobener
Armstellung, beim Einladen des Rollstuhls ins Auto, beim Sport und bei Aktivitäten während
der Arbeit/in der Schule auftreten (Pentland, 1991, S.527 / Pentland, 1994, S.213 / Curtis,
1995, S.292 / Daylan, 1999, S.193 / Samuelsson, 2004, S.45 / Finley, 2004, S.398).
Stärke des Schmerzes:
In der Studie von Pentland (1994) wurden auch
Nachforschungen hinsichtlich der Stärke des
empfundenen Schmerzes bei den 52
Rollstuhlfahrern vorgenommen. Die Stärke der
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten
während der vorherigen Woche wurde mittels
einer numerischen Skala (0 = kein Schmerz, 10
= größtmöglicher Schmerz) eingestuft. Die
Schmerzen im Bereich der Schulter lagen durchschnittlich bei 4.5, die des Ellenbogens bei 4.0
und die der Hand bei 3.5 und sind somit als insgesamt leicht bis mittelstark einzustufen
(Pentland, 1994, S.214).
In der Studie von Daylan (1999) wurde die Schmerzstärke von 45% der 76 Teilnehmer mit
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten als leicht eingestuft, von 41% als mittel und
von 13% als stark. Laut Daylan fühlten sich 28% wegen der Schmerzen in ihrer
Unabhängigkeit eingeschränkt und 63% begaben sich aufgrund der Schmerzen in
medizinische Behandlung (Daylan, 1999, S.192f).
Häufig treten die Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten auch nachts auf.
Bei Pentland (1994) gaben 50% aller Befragten an, nachts Schmerzen zu verspüren (Pentland,
1994, S.213) und bei Daylan (1999) gaben sogar 80% der Personen mit Schmerzen im
Bereich der oberen Extremitäten an, dass der Schmerz sie am Schlafen hindere (Daylan, 1999,
S.192).
4.2 Ursache und begünstigende Faktoren der Schmerzen
4.2.1 Ursache
Die Hauptursache für das hohe Vorkommen an Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern wird
allgemein der Mehrbelastung der oberen Extremitäten aufgrund der Paraplegie zugeschrieben
Abbildung 3: Rollstuhlfahren über eine Rampe
14
4.2.2 Begünstigende Faktoren
Verschiedene Faktoren können eine Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen
Extremitäten bei Rollstuhlfahrern begünstigen.
Folgend sind einige Faktoren aufgeführt, welche allgemein hinsichtlich ihres Einflusses auf
die Entwicklung von Schulterschmerz diskutiert werden:
1. Dauer seit Beginn der Behinderung (bzw. die Zeit seit der ein Rollstuhl benutzt wird)
2. Alter
3. Geschlecht
4. Höhe der Läsion
5. Aktivität
6. Technik des Rollstuhlantreibens
7. Muskuläres Ungleichgewicht / Sitzhaltung
8. Gestaltung der Umwelt
9. Umgang mit Schmerz / Reaktion auf Warnzeichen
Ob die angegebenen Faktoren die Möglichkeit zur Entwicklung von Schmerzen im Bereich
der oberen Extremität erhöhen können, ist, wie bereits angedeutet, nicht eindeutig erwiesen.
Es folgt ein Überblick über die verschiedenen Ergebnisse:
zu 1. Dauer seit Beginn der Behinderung
Folgende Autoren konnten nachweisen, dass ein signifikanter Zusammenhang darin besteht,
dass eine längere Behinderungszeit (und somit meist auch eine längere Benutzung des
Rollstuhls als Fortbewegungsmittel) zu vermehrtem Aufkommen von Beschwerden führt:
Gellman, 1988 (S.518); Pentland, 1994 (S.215); Finley, 2004 (S.395).
Auch Escobedo (1997) konnte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Stärke der
Verletzung und der Dauer der Behinderung nachweisen: So waren die Personen ohne RM-
Ruptur durchschnittlich seit 13 Jahren querschnittgelähmt, die Personen mit einfacher RM-
Ruptur seit durchschnittlich 19 Jahren, die Personen mit mehrfacher RM-Ruptur seit
durchschnittlich 33 Jahren und die Personen mit mehrfacher RM-Ruptur und einer
zusätzlichen Ruptur der langen Bizepssehne saßen durchschnittlich seit 38 Jahren im
Rollstuhl (Escobedo, 1997, S.921).
Im Gegensatz dazu kamen folgende Autoren Studien zu dem Schluss, dass die Dauer der
Behinderung nicht mit dem Vorkommen von Beschwerden korreliert: Stöhr et Zimmer, 1997
15
(S.112); Daylan, 1999 (S. 192); Boninger, 2001 (S.405); Fullerton, 2003 (S.1960);
Samuelsson, 2004 (S.43); Sawatzky, 2005 (S.5).
zu 2. Alter
Lal (1998) fand heraus, dass die Anfälligkeit zur Entwicklung von degenerativen
Veränderungen im Bereich der Schulter bei Querschnittgelähmten mit dem Alter korreliert
(Lal, 1998, S.187).
Escobedo (1997) konnte sowohl einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem
Vorkommen von Verletzungen und dem Alter der Patienten, als auch einen Zusammenhang
zwischen der Stärke der Verletzung und dem Alter der Patienten feststellen (Escobedo, 1997,
S.921).
Obwohl es anders zu vermuten war, konnten zahlreiche Studien nachweisen, dass kein
Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Aufkommen von Beschwerden im Bereich der
Schulter/oberen Extremität besteht: Bayley, 1987 (S.677); Pentland, 1994 (S.215); Stöhr et
Zimmer, 1997 (S.112); Boninger, 2001 (S.405); Samuelsson, 2004 (S.43); Sawatzky, 2005
(S.5).
zu 3. Geschlecht
Eine Prädisposition von weiblichen Rollstuhlfahrern gegenüber Schulterschmerzen bzw.
degenerativen Schultergelenksveränderungen ermittelten folgende Autoren: Pentland, 1991
(S.528) und Lal, 1998 (S.187).
Daylan, 1999 (S. 192) und Samuelsson, 2004 (S.43) fanden hingegen heraus, dass das
Geschlecht keinen signifikanten Einfluss auf das Vorkommen von Schulterschmerz bei
Rollstuhlfahrern hat.
zu 4. Höhe der Läsion
Bayley (1987) gab an, dass signifikant mehr Leute mit hoher Läsion (untere HWS/obere
BWS) Schmerzen hatten als Leute mit tieferer Läsion (Bayley, 1987, S.677) und auch bei
Sinnott (2000) ergab sich, dass Rotatorenmanschettendysfunktionen häufiger bei
Querschnittgelähmten mit hoher Läsionshöhe (zw. 2. und 7. Brustwirbel) als bei
Querschnittgelähmten mit tiefer Läsionshöhe (zw. 8. und 12. Brustwirbel) auftraten (Sinnott,
2000, S.748).
16
Sowohl Daylan (1999) als auch Fullerton (2003) konnten hingegen aber nachweisen, dass die
Höhe der Läsion (ob Para- oder Tetraplegie) keinen signifikanten Einfluss auf das
Vorkommen von Schulterschmerz bei Rollstuhlfahrern mit Rückenmarksverletzung hat
(Daylan, 1999, S. 192 / Fullerton, 2003, S.1961).
zu 5. Aktivität
Der Begriff „Aktivität“ wird in den verschiedenen Studien sehr unterschiedlich definiert. So
kann eine Person mit Rückenmarksverletzung z.B. als „aktiv“ eingestuft werden, wenn sie
sich auch noch mit Unterarmgehstützen fortbewegen kann, und als „inaktiv“, wenn sie einen
elektronischen Rollstuhl benutzt (Lal, 1998, S.187 / Wylie et Chakera, 1988, S.102).
Vornehmlich wird die Einteilung in aktiv oder nicht-aktiv aber folgendermaßen verstanden:
− „aktiver Rollstuhlfahrer“ = Rollstuhlfahrer der regelmäßig Sport betreibt
− „nicht-aktiver Rollstuhlfahrer“ = Rollstuhlfahrer der nur selten oder keinen Sport
betreibt.
Die Studien die diese Einteilung verwendeten, ergaben folgende Ergebnisse:
Dass Sportler häufig Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten haben, zeigt sich in der
Arbeit von Daylan (1999), in der von 31 Sport
treibenden Rollstuhlfahrern mit
Rückenmarksverletzung 77,4% Schmerzen im
Bereich der oberen Extremitäten angaben (Daylan,
1999, S.192).
Stöhr et Zimmer (1997) interviewten 155
Rollstuhlbasketballer und fanden heraus, dass sich
60,6% der Befragten während ihrer aktiven
Rollstuhlbasketballzeit 157 Akutverletzungen und
115 Überlastungsschäden zugezogen hatten, wobei
sich 74,6% der Verletzungen bzw. Schäden auf die
obere Extremität (vor allem auf die Hand) bezogen.
Vorrangig handelte es sich aber um leichte Verletzungen wie Fingerdistorsionen oder
Hautverletzungen und auch die Überlastungsschäden waren häufig geringfügig – ganze 41,7%
der Überlastungsschäden waren Myogelosen am Rücken. Speziell am Schultergelenk kam es
Abbildung 4: Rollstuhlbasketball (1)
17
zu 12 Impingement-Syndromen, 10 Tendinosen und 9 Arthrosen. (Stöhr et Zimmer, 1997,
S.110-113)
Vor allem die Spieler hoher Spielklassen neigen dazu, Verletzungen zu bagatellisieren und
diese nicht auszukurieren. Dadurch entsteht eine höhere Gefahr der Entwicklung von
Überlastungsschäden unter Sportlern (Stöhr et Zimmer, 1997, S.114).
Bei Fullerton (2003) zeigte sich hingegen, dass Sportler seltener Schmerzen aufweisen: 66%
der querschnittgelähmten Nicht-Sportler hatten zur Zeit der Befragung Schulterschmerzen,
während nur 39% der querschnittgelähmten Sportler Schmerzen angaben (S.1959). Die
Chance Schmerzen zu bekommen wurde unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren
sogar mehr als doppelt so hoch bei Nicht-Sportlern eingeschätzt als bei Sportlern (S.1960).
Es kann allerdings nicht geklärt werden, ob dass Sport treiben die Entwicklung von
Schmerzen vermeidet oder ob die Nicht-Sportler eventuell aufgrund der vorhandenen
Schmerzen ihre sportliche Betätigungen eingestellt haben (Bayley, 1987, S.677 / Fullerton,
2003, S.1961).
Finley (2004) und Samuelsson (2004) hingegen konnten keinen Zusammenhang zwischen
dem Vorkommen von Schmerzen bei Sportlern oder Nich-Sportlern feststellen (Finley, 2004,
S.395 / Samuelsson, 2004, S.43).
Abbildung 5: Rollstuhlsport: Racing (1)
Abbildung 6: Racing (2)
18
zu 6. Technik des Rollstuhlantreibens
Da man davon ausgeht, dass die Fortbewegung im Rollstuhl ein Grund für die
Abnutzungserscheinungen in den oberen Extremitäten ist, wurde in verschiedenen Studien die
Biomechanik des Rollstuhlantreibens genau untersucht, denn eine unökonomische
Fahrtechnik und eine falsche Anpassung des Rollstuhls können das Aufkommen von
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten noch begünstigen (Pentland, 1994, S.219 /
Boninger, 1999, S.117ff / Daylan, 1999, S.191).
Das Hauptziel der Untersuchung der Biomechanik des Rollstuhlantreibens ist es den
Bewegungsablauf des Rollstuhlantreibens genau zu ermitteln, um somit einen Einblick in die
Verursachung von Schäden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern zu
bekommen. Eine dadurch ermöglichte Verbesserung der Fahrtechnik und eine richtige
Einstellung des Rollstuhls sollen Schmerzen und Verletzungen reduzieren (Boninger, 1998,
S.419 + 422).
zu 7. Muskuläres Ungleichgewicht / Sitzhaltung
Burnham (1993) erwies, dass Personen mit Impingement-Syndrom eine Schwäche der
Schultergelenksadduktion, -innenrotation und –außenrotation zeigen. Es konnte allerdings
nicht geklärt werden, inwiefern diese Schwäche eine Ursache für oder eine Folge von
Impingement-Syndrom ist. Da aber eine Schwäche der genannten Muskeln zu einer
Verengung des Subacromialraumes führt (aufgrund der fehlenden Gegenkraft der RM zum M.
Deltoideus, welcher einen Cranialschub des Humerus bewirkt), folgerte der Autor, dass ein
muskuläres Ungleichgewicht am Schultergelenk ein Impingement-Syndrom begünstigen kann
(Burnham, 1993, S240).
Die allgemein erhöhte Schulterbelastung aufgrund der durch die niedrige Körperhöhe häufig
benötigte Gelenkstellung in Schulterflexion- und –abduktion zur Ausführung der ADLs sowie
die meist zu beobachtende Sitz und Fahrhaltung mit innenrotierten Schultern, stark
kyphosierter BWS und protrahierter Scapula, stellen ebenfalls begünstigende Faktoren zur
Entwicklung eines Impingementsyndroms dar (Burnham, 1993, S.241 / Daylan, 1999, S.194f
/ Samuelsson, 2004, S.45).
zu 8. Gestaltung der Umwelt
Wie bereits erwähnt, bereitet die niedrige Sitzhaltung den Rollstuhlfahrern häufig Probleme,
da die Umwelt in der Regel für Fußgänger konzipiert ist. Dies führt dazu, dass alltägliche
19
Tätigkeiten oft mit weit erhobenen Armen durchgeführt werden müssen und somit eine
ungünstige Belastung der Schultergelenke mit sich bringt. (Burnham, 1993, S.241 / Pentland,
1994, S.221).
Aber nicht nur zu hohe Arbeitsflächen begünstigen die Entwicklung von Schmerzen im
Bereich der oberen Extremitäten, auch eine schlechte Beschaffenheit der Bodenoberfläche,
unergonomische Arbeitsplätze oder schlecht auf den Fahrer angepasste Rollstühle führen zu
einer unnötigen Mehrbelastung der Arme (Pentland, 1994, 222 / Daylan, 1999, S.194f).
zu 9. Umgang mit Schmerz / Reaktion auf Warnzeichen
Zwar kann sich der Körper an Belastungen anpassen, dennoch können ungewöhnlich hohe
und besonders lang andauernde Beanspruchungen des muskuloskelettalen Systems zu
Ermüdungen und Schäden führen. Wenn die ersten Warnzeichen nicht erkannt werden und
wenn somit nicht adäquat auf die Überbelastung in Form von Schonung und Therapie reagiert
wird, können die aufgetretenen Beschwerden chronisch werden. (Pentland, 1994, S.221)
In der Studie von Pentland (1994) zeigte sich, dass obwohl 58-60% der querschnittgelähmten
Rollstuhlfahrer Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten während der ADLs angaben,
nur 29% Maßnahmen ergriffen hatten um ihre Situation zu ändern. Nur 11% ließen sich bei
der Durchführung der ADLs helfen und weniger als 10% suchten einen Arzt auf (Pentland,
1994, S.215+217).
Obwohl die Probanden mit Schulterschmerzen beunruhigt waren über die zukünftige
Entwicklung der Schmerzen und der daraus entstehenden Konsequenzen, wussten sie nur
wenig darüber, wie die Verletzungen und Überbelastungserscheinungen zu vermeiden und zu
behandeln sind (Pentland, 1991, S.528).
4.2.3 Beeinflussbare Faktoren
Da nun festgestellt wurde, welche Faktoren die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der
oberen Extremitäten begünstigen können, sollte diese Information nun dazu genutzt werden
ein Aufkommen von Beschwerden zu vermeiden bzw. vorhandene Beschwerden zu
vermindern.
Pentland (1994) schreibt: „Die Aktivitäten bei denen die Schmerzen gehäuft auftreten
(Aktivitäten bei der Arbeit/in der Schule, Transfer, außer Haus Rollstuhl fahren, Auto fahren),
sind gleichzeitig Aktivitäten, die für die Teilnahme an der Gemeinschaft notwendig sind und
eine Unabhängigkeit und Selbstachtung gewährleisten. Daher ist es wichtig, die Entwicklung
20
von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern zu reduzieren,
sowohl für das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Betroffenen, als auch für die
Gesellschaft im Allgemeinen.“ (Pentland, 1994, S.217)
Während an den begünstigenden Faktoren „Dauer seit Beginn der Behinderung“, „Alter“,
„Geschlecht“ und „Läsionshöhe“ nichts geändert werden kann, sind die anderen Faktoren
(sportliche Betätigung, Technik des Rollstuhlantreibens, muskuläres Ungleichgewicht und
Sitzhaltung, Gestaltung der Umwelt, Umgang mit Schmerz bzw. Reaktion auf Warnzeichen)
durchaus positiv zu beeinflussen.
Hypothese: Da die Hauptursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern, nämlich die
vermehrten Anforderungen an die oberen Extremitäten, nicht zu ändern ist, sollte sich
zumindest durch eine gezielte Beeinflussung einiger begünstigenden Faktoren eine
Verbesserung, wie z.B. eine Reduzierung der Beschwerden, einstellen können.
4.3 Positive Beeinflussung der begünstigenden Faktoren
4.3.1 Biomechanik
Etliche Studien befassen mit dem Thema der Biomechanik beim Rollstuhl fahren.
Der genaue Bewegungsablauf, sprich die verschiedenen Gelenkstellungen und
Muskelaktivitäten beim Anschieben des Rollstuhls, die dabei entstehende Krafteinwirkung
auf die Gelenke und die biomechanische Reaktion auf Veränderungen des Fahrtempos, der
Stuhleinstellung, des Greifringdesigns, der Bodenbeschaffenheit, etc. wurden untersucht um
Kenntnis darüber zu gewinnen, wie die Belastung der oberen Extremitäten beim Rollstuhl
fahren reduziert werden kann. (Van der Woude, 1999)
Boninger (1999) fand heraus, dass das Maß und die Dauer der Krafteinwirkung, die auf den
Greifring des Rollstuhls einwirkt, von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie z.B.
die Art und das Ausmaß der Behinderung, das Rollstuhldesign, die Einstellung des Rollstuhls
und die benutzte Technik des Rollstuhlanschiebens (Boninger, 1999, S.117).
Das manuelle Antreiben eines Rollstuhls beansprucht unter anderem die Handgelenke sehr,
denn in ständigen, kurz aufeinander folgenden Wiederholungen (eine Anschubphase dauert
ca. 1 Sekunde) wird das Handgelenk unter Krafteinwirkung in extreme Flexions-Extensions-
Stellungen gebracht (Boninger, 1999, S.118).
21
„Wenn ein Rollstuhlfahrer seinen Stuhl 16 Minuten pro Tag anschiebt, so muss er dafür die
gleiche Kraft und die gleiche Anzahl an Wiederholungen aufbringen, für die ein
Fabrikarbeiter, der eine Arbeit unter hohem Arbeitstakt leistet, eine 8-Stunden-Tagesschicht
braucht.“ (Boninger, 2005, S.18)
Durch eine Analyse der Biomechanik mittels kinematischer Markierungen am Arm des
Rollstuhlfahrers und dreidimensionaler Kameraaufnahmen konnten beim Fahren auf einem
Rollstuhl-Dynamometer vier häufig benutzte Anschubtechniken nachgewiesen werden.
Die so genannte „Single-loop-over propulsion“ (nach Beendigung der Schubphase wird die
Hand oberhalb des Greifringes zurückgeführt) war die am weitesten verbreitete Fahrtechnik.
Es konnte nachgewiesen werden, dass die ökonomischste Fahrtechnik das so genannte
„Semicular pattern“ ist, bei welchem die Hand durch eine Weiterführung der Kreisbewegung
zurückgeführt wird und somit ein besonders langer Kontakt zum Greifring gewährleistet ist.
Daraus resultiert, dass bei geringerer Anschubfrequenz dasselbe Tempo erreicht werden kann.
(Boninger, 2005, S.10ff)
Des Weiteren konnte Boninger nachweisen, dass ein geringes Körpergewicht und eine gute
Rollstuhlqualität den Rollwiderstand deutlich senken und dass eine gute Anpassung des
Rollstuhls an den Benutzer (Sitzhöhe, Position der Achse, etc.) ebenfalls zu einer
Ökonomisierung der Fahrtechnik führen. Insgesamt soll beim Fahren eine lange und ruhige
Schubphase mit langem Greifringkontakt durchgeführt werden. (Boninger, 2005, S.16ff)
4.3.2 Physiotherapie
Um Überbelastungen und Verletzungen im Bereich der oberen Extremitäten bei
Rollstuhlfahrern zu vermeiden, ist ein Training zur Förderung der Ausdauerkraft und des
muskulären Gleichgewichtes der schulterumgebenden Muskulatur von großer Wichtigkeit.
Gleichzeitig sollte eine Verbesserung der Körperhaltung zur normalen Ausrichtung von
Schulter, Kopf und Wirbelsäule angestrebt werden. (Burnham, 1993, S.241 / Pentland, 1994,
S.217f / Daylan, 1999, S.194f / Beckmann et Klein-Neuhold, 2001, S.167ff / Müller, 2002,
S.249 / Samuelsson, 2004, S.45).
Damit die Muskeln der Rotatorenmanschette effektiv arbeiten können, ist eine gute Fixation
der Scapula notwendig. In der Behandlung von Rollstuhlfahrern sollte somit also ein
Schwerpunkt auf die Kräftigung der Schulterretraktion bzw. der Schulterblattadduktion gelegt
werden (Olenik, 1995, S.148).
22
Bestehen bereits Überlastungserscheinungen wie z.B. rezidivierenden Myogelosen und
Tendinosen, so sollte neben balneophysikalischen Maßnahmen wie Massagen, Fango-
Paraffin-Packungen, Strombehandlungen, vor allen Dingen aktiv mit Krankengymnastik und
einer auf die Behinderung abgestimmten Rückenschule therapiert werden. Bei der
Behandlung von Rollstuhlfahrern gilt es eine baldmögliche volle Belastbarkeit der oberen
Extremitäten zu erzielen, um die Mobilität und damit die Selbständigkeit zu erhalten (Stöhr
und Zimmer, 1997, S.114).
Neben der Therapie mit dem Physiotherapeuten hat das Eigentraining einen hohen Stellenwert
in der Behandlung Querschnittgelähmter. Es sollte ein individuelles Übungsprogramm
erarbeitet werden, mit dem der Patient seine Probleme selbst therapieren kann. (Beckmann et
Klein-Neuhold, 2005, S.18).
In einer Studie von Curtis (1999) konnte die Effektivität eines solchen Übungsprogramms
nachgewiesen werden:
Bei dieser Studie wurden 42 Rollstuhlfahrer mittels Randomisierung in zwei Gruppen
aufgeteilt. Die eine Gruppe führte nach Einweisung selbständig täglich für 6 Monate ein
Übungsprogramm bestehend aus fünf Schulterübungen durch, die andere Gruppe machte
keine Übungen und galt als Kontrollgruppe.
Die Übungen umfassten zwei Dehnübungen für die ventrale Schultermuskulatur und drei
Kräftigungsübungen für die posteriore Schultermuskulatur (die Übungen sind im Anhang in
englischer Sprache einzusehen).
Zur Beurteilung der Schmerzen vor, während und nach der Studie, wurden ein selbst erstellter
Fragebogen und der WUSPI benutzt. Ziel des Übungsprogramms war die Reduzierung der
Schmerzen welche bei der Ausführung verschiedener ADLS auftraten.
Ergebnis: Während der PC(performance-corrected)-WUSPI-Score der Teilnehmer der
Kontrollgruppe nach den sechs Monaten um nur durchschnittlich 2,5% gesunken war, konnte
die Übungsgruppe ihren PC-WUSPI-Score um durchschnittlich 39,9% senken. Dieses
Ergebnis belegt die Wirksamkeit des Übungsprogramms. (Curtis, 1999, S.421ff)
4.3.3 Anpassungen und Aufklärung
Der positive Effekt von Umweltanpassungen und Aufklärung spiegelt sich in der Arbeit von
Daylan (1999), wo von 76 Rollstuhlfahrern mit Schmerzen im Bereich der oberen
Extremitäten 63% eine Therapie (hauptsächlich Medikamente, Massage und Physiotherapie)
23
verordnet bekamen. Lediglich 27% bekamen Maßnahmen zur Anpassung/Verbesserung der
häuslichen Umgebung und der Rollstuhleinstellungen oder Informationen zur Aufklärung
über gelenkschonendes Verhalten.
Die Physiotherapie z.B. wurde von 56,1% als hilfreich und von 24,4% als extrem hilfreich
beurteilt, während hingegen Akupunktur von 57,1% der Personen mit Schulterschmerz als
nicht hilfreich eingestuft wurde.
Hinsichtlich der Anpassungen und der Aufklärung zeigt sich, dass ein deutlicher Großteil der
Personen (79,9-90,9%), diese Maßnahmen als hilfreich empfand:
Die Anpassung der häuslichen Umgebung empfanden 27,3% der Personen als hilfreich und
sogar 63,6% empfanden sie als extrem hilfreich. Die Verbesserung der Rollstuhleinstellungen
empfanden 27,3% als hilfreich und 54,5% als extrem hilfreich. Die Aufklärung über
gelenkschonendes Verhalten empfanden 53,3% als hilfreich und 26,6% als extrem hilfreich
(Daylan, 1999, S.193).
Aus der Studie geht also hervor, dass Aufklärung und die Anpassung der Umwelt dem
Rollstuhlfahrer mit Schulterschmerzen eine große Hilfe sind. Leider werden diese
Maßnahmen jedoch noch zu selten verschrieben (Daylan, 1999, S.191).
Laut Daylan (1999) und Pentland (1991) sind präventive und aufklärende Maßnahmen
bezüglich muskuloskelettaler Probleme notwendig, um eine fortbestehende Unabhängigkeit,
Produktivität und Lebensqualität bei Personen mit Querschnittlähmung zu gewährleisten
(Pentland, 1991, S.528 / Daylan, 1999, S.194f).
Die Aufklärung sollte folgende Punkte beinhalten: Erklärung grundlegender biomechanischer
Prinzipien, um Impingement und Überbelastung zu vermeiden und um schädliche
Bewegungspattern zu eliminieren, Aufklärung darüber wie man mit den ersten Zeichen von
Muskelverletzungen und –überbelastungen umgeht und das Vorstellen verschiedener
alternativer Techniken zur Arbeitserleichterung und zur Ausführung der ADLs (z.B.
verschiedene Handstellungen beim Transfer). Ergonomische Anpassungen der Umwelt, der
häuslichen Umgebung, des Arbeitsplatzes und des Rollstuhls sollten auch immer Teil der
Therapie sein. (Pentland, 1994, S.218+222 / Daylan, 1999, S.194f)
4.3.4 Sportliche Betätigung
Ob regelmäßiger Sport die Beschwerden in den oberen Extremitäten nun verschlimmert oder
eher vermeidet, ist wie bereits erwähnt noch nicht eindeutig geklärt.
24
Auf jeden Fall ist zu bedenken, dass bei der
sportlichen Betätigung der gesamte Körper, vor
allem das Herz-Kreislaufsystem, positiv beeinflusst
wird. Das körperliche Training kann das
Aufkommen von Herzinfarkt und anderer
Krankheiten reduzieren. (Fullerton, 2003, S.1961 /
Janssen, 1997, S.701f / Schmid, 2004, S.A2180).
In der Studie von Karagoz (2003) konnte
nachgewiesen werden, dass querschnittgelähmte
Schüler, die seit mindestens zwei Jahren regelmäßig und ausgiebig Rollstuhlbasketball
trainieren, bessere Herzfunktionen aufweisen als ihre gleichaltrigen Mitschüler desselben
Internats (also mit einer beinahe identischen Lebensweise) die nicht regelmäßig Sport
machen. (Karagoz, 2003, S.419).
In der Studie von Schmid (1998) konnte nachgewiesen werden, dass die querschnittgelähmten
Rollstuhlbasketballerinnen des deutschen Nationalteams
ein größeres Herzvolumen aufweisen als die nicht so
sportlich aktiven Querschnittgelähmten der
Kontrollgruppe. Auch die Adaption des
Herzkreislaufsystems an körperliche Belastung und die
Leistung während eines Ergometer-Tests war bei den
Sportlern deutlich besser. (Schmid, 1998, S.529ff)
Schon kurz nach dem Unfall, also während der
Rehabilitation, wird dem Rollstuhlsport als Teil des
Trainings eine große Bedeutung zugeteilt. Er bietet Hilfe
zur Selbsthilfe, mit dem Ziel die Eigenverantwortlichkeit
für die Gesundheit zu stärken. Zudem fördert der
Rehabilitationssport die soziale Integration des Patienten
und bereitet auf den Behinderten- oder Wettkampfsport vor. Querschnittgelähmte, die Sport
treiben, erreichen einen hohen Selbstständigkeitsgrad. (Schmid, 2004, S.A2177 / Beckmann
et Klein-Neuhold, 2005, S.18).
Abbildung 7: Rollstuhlsport: Tennis
Abbildung 8: Rollstuhlbasketball
25
Durch die Sporttherapie werden neben Verbesserung von Kondition, Ausdauer und Kraft
auch die Koordination, Reaktion und auch die Haltung verbessert (Beckmann et Klein-
Neuhold, 2001, S.186)
Beim Freizeit- und Breitensport stehen neben den somatischen Effekten Spaß, Geselligkeit,
Aktivierung der Eigeninitiative, Überwindung von Hemmungen und Hemmnissen, Steigerung
des Selbstvertrauens und Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund (Schmid, 2004,
A2179).
Eine durchweg positive Auswirkung des Sports auf den Rollstuhlfahrer sieht auch Strohkendl
(2006). Er schreibt: „Nur die aktive und regelmäßige Teilnahme am Rollstuhlsport sichert den
Beteiligten die gesundheitlichen und präventiven Wirkungen zur Bewältigung der
Alltagsaufgaben und vor allem ihrer beruflichen Belastungen. (…) Sportliches Handeln in
seinen vielfältigen Formen ermöglicht den Teilnehmern nicht nur die in den Kliniken
erworbenen körperlichen Leistung- und Funktionsfähigkeit zu verbessern, sondern ihren
Selbstwert als Person wieder zu finden und durch so
26
Inwiefern es sich bei den Beschwerden in den oberen Extremitäten um ausstrahlende
Schmerzen aus dem Halswirbelsäulenbereich, bzw. um Folgeschäden einer ursprünglichen
HWS-Problemtik handelt, wurde leider in keiner der Studien untersucht.
Aufgrund der Mehrbelastung der Arme (Stütz- und Schubbelastung, Arbeiten über
Schulterhöhe), der oft kyphotischen Sitzhaltung mit protrahierten Schultern, und der Tatsache,
dass Rollstuhlfahrer aufgrund der ständigen Sitzhaltung oft nach oben schauen müssen, lässt
sich jedoch eine häufig auftretende HWS-Symptomatik vermuten.
Es gilt also hinsichtlich dieser Thematik in Zukunft weitere Untersuchungen anzustellen.
Da die Querschnittgelähmten besonders stark von ihren oberen Extremitäten abhängig sind,
haben Verletzungen und Schmerzen in den Armen eine große funktionelle Auswirkung auf
den Alltag. Die Aktivitäten des täglichen Lebens bei deren Ausführung Schmerzen auftreten,
sind meist Tätigkeiten, die für die Teilnahme an der Gesellschaft notwendig sind (Rollstuhl
fahren, Transfer, Rollstuhl ins Auto laden, arbeiten).
Werden die Aktivitäten aufgrund der Schmerzen eingeschränkt, bedeutet dies einen Verlust
der Unabhängigkeit und der Lebensqualität.
Zwar hat sich gezeigt, dass die Stärke der empfunden Schmerzen häufig nur im leichten bis
mittleren Bereich liegt, aber auch leichte Schmerzen können den Betroffenen davon abhalten,
am gesellschaftlichen Alltag teilzunehmen, da die Schmerztoleranz und die Bereitschaft zur
längeren Ausführung unangenehmer Aktivitäten vor allem bei chronischen Beschwerden
abnehmen können. Auch die Möglichkeit einer wiederkehrenden Verschlimmerung der
Beschwerden mag den einen oder anderen Rollstuhlfahrer davon abhalten, anstrengende
Aktivitäten überhaupt erst auszuführen.
Dies ist nur allzu verständlich, wenn man sich noch einmal verdeutlicht, wie sehr die
Rollstuhlfahrer von der Funktionsfähigkeit ihrer Arme abhängen. Das Beschwerdebild eines
Patienten mit akutem Impingementsyndrom ist einem Physiotherapeuten nur zu gut bekannt –
stellt man sich nun den Alltag eines Rollstuhlfahrers mit diesen Beschwerden vor, so kann
man sich denken, wie schwierig schon allein die Fortbewegung ist, vor allem wenn es heißt
eine Rampe hochzufahren oder sich ins Auto umzusetzen und den Rollstuhl einzuladen. Auch
die Tatsache, dass ein Rollstuhlfahrer viel häufiger nach vorne oben hochgreifen muss (um
z.B. einen Wasserhahn zu bedienen), verdeutlicht, dass ihn die Beschwerden weit mehr
einschränken als einen Fußgänger.
27
Welche Bedingungen die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten
begünstigen, wird immer noch diskutiert.
Ob die Dauer der Behinderung Einfluss auf das Schmerzvorkommen hat, ist nicht geklärt, da
es Studien gibt, die dafür sprechen und welche, die dagegen sprechen.
Da die Ursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern allgemein auf die Mehrbelastung
der oberen Extremitäten geschoben wird, ist verwunderlich, dass eine schon länger
andauernde Behinderung nicht auch nachweislich vermehrt Beschwerden mit sich bringt.
Ebenso verhält es sich mit dem Faktor Alter. Da allgemein bewiesen ist (und die Ergebnisse
der Studien von Lal und Escobedo weisen dies auch bei Rollstuhlfahrern nach), dass es im
Laufe des Alters zu degenerativen Veränderungen in den Gelenken kommt, ist es nur schwer
nachzuvollziehen, warum dies nicht auch zu einem vermehrten Aufkommen von Schmerzen
führt.
Man muss aber bedenken, dass ältere oder schon lang im Rollstuhl sitzende Rollstuhlfahrer
die zwar keine Schmerzen haben, trotzdem starke Degenerationen in den Gelenken haben
können. In der Studie von Lal (1998) wurde dies ja deutlich indem sich herausstellte, dass bei
72% der querschnittgelähmten Probanden degenerative Veränderungen in den Schultern
nachgewiesen werden konnten, während nur 11% Schmerzen angaben.
Eventuell haben die älteren Personen oder die Personen mit der länger bestehenden
Behinderung es auch einfach nur besser gelernt mit den Beschwerden umzugehen, und wissen
besser, wie Schmerz zu vermeiden bzw. wie auf erste Warnzeichen zu reagieren ist.
Dass die Höhe der Läsion Auswirkung auf das Auftreten von Beschwerden haben kann, ist
leicht nachzuvollziehen, da eine hohe Läsion (Tetraplegie) bedeutet, dass die Arme
mitbetroffen sind. Dies allein kann schon für Schmerzen in den Armen sorgen
(neuropathische Schmerzen oder Schmerzen wg. Spastik). Aufgrund der Lähmung mancher
Armmuskeln ergibt sich ohnehin ein deutliches muskuläres Ungleichgewicht.
Auch bei hochgelähmten Paraplegikern lässt sich anhand der beeinträchtigten
Rumpfmuskulatur eine Mehrbelastung der Arme erklären, da der Rumpf bei der Ausführung
der ADLs (z.B. Transfer) nicht so gut mithelfen kann und da bei z.B. Arbeiten über
Schulterhöhe die optimale Gegenkraft/Fixation aus dem Rumpf fehlt.
Es gibt allerdings auch Studien, die keine Korrelation zwischen der Höhe der Läsion und dem
Auftreten von Schulterschmerzen nachweisen konnten.
28
In Bezug zu Sport und der Entwicklungsneigung von Schmerzen gibt es ebenfalls keine
eindeutigen Ergebnisse.
Man sollte hierbei bedenken, dass es ein großes Angebot an verschiedenen
Rollstuhlsportarten mit unterschiedlichem Verletzun
29
Auch wenn bei bestehenden Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten scheinbar nur
selten Maßnahmen zur Anpassung von Rollstuhl und Umwelt und zur Aufklärung über
gelenkschonendes Verhalten verschrieben werden, so konnte doch nachgewiesen werden,
dass die Aufnahme dieser Aspekte in die Therapie, sprich also eine gezielte Änderung der
Umweltbedingungen und des eigenen Verhaltens, von den Patienten als besonders hilfreich
empfunden wird. Eine Umstellung der Lebensweise führ also zur Schonung der oberen
Extremitäten und hat somit weiterleitend einen positiven Einfluss auf die Beschwerden.
Anhand dieser Ergebnisse zeigt sich, dass durch eine gezielte Beeinflussung der Faktoren,
welche die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten begünstigen,
Verbesserungen, wie z.B. die Reduzierung der Belastung oder ein Rückgang der
Beschwerden, erreicht werden können.
Die aufgestellte Hypothese konnte somit also erfüllt werden.
Physiotherapie, Sport, Aufklärung und Anpassungen der Umwelt sind wichtige Maßnahmen
zur Reduzierung von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern.
Weitere Studien wären wünschenswert, um dies noch eindeutiger belegen zu können.
5.2 Kritische Betrachtung der eigenen Vorgehensweise
Das Hauptziel dieser Facharbeit war es, mittels Recherche einen Überblick über das Thema
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit
Paraplegie zu liefern. Aufgrund der sich darbietenden Fülle an Informationen innerhalb der
internationalen Literatur, stellte es sich als zu umfangreich heraus, die mitunter
widersprüchlichen Ergebnisse nach ihrer Gewichtung und Aussagekraft abzuwägen. Daher
wurden die verschiedenen Ergebnisse in dieser Arbeit vorerst nur vorgestellt.
Der nächste Arbeitsschritt wäre dann eine detaillierte Betrachtung der zusammengetragenen
Informationen und eine Analyse hinsichtlich der Stichhaltigkeit der einzelnen Studien. So
wäre z.B. eine aktuelle Studie mit einer großen Teilnehmerzahl (und möglichst homogenen
Teilnehmern), die mittels Randomisierung in verschiedene Gruppen einschließlich einer
Kontrollgruppe eingeteilt wurden, aussagekräftiger als andere Arbeiten.
Eine solche nähere Betrachtung würde eine eindeutigere Darstellung des aktuellen
Wissensstandes liefern.
30
5.3 Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern ist wie sich gezeigt hat
ein sehr aktuelles und ein sehr ausführlich bearbeitetes Thema.
Allerdings findet man in der deutschen Literatur nur wenige Informationen bezüglich dieser
Thematik. Da es in Deutschland etwa 16.800 Querschnittgelähmte gibt, ist aber ein großer
Bedarf an aktuellen Informationen vorhanden – vor allem unter den Physio- und
Ergotherapeuten, da diese Berufsgruppen mit dem richtigen Wissen maßgeblich zur
Reduzierung der Beschwerden und zur Prävention beitragen können.
Eine beginnende Beteiligung an der Forschung seitens der medizinischen Fachberufe in
Deutschland spiegelt sich in den Arbeiten von Schmid et al. und Stöhr et Zimmer.
In naher Zukunft beginnt sogar eine große Studie zum Thema Schulterschmerz bei
Rollstuhlfahrern an der Uni-Klinik in Heidelberg: In dieser Studie sollen „die
Einflussfaktoren (Lähmungsdauer, Alter bei Lähmungseintritt, etc.) und ihre Bedeutung bei
der Entstehung von Schultergelenksbeschwerden bei paraplegischen Patienten“ mit Hilfe von
klinischen und kernspintomographischen Untersuchungen erfasst werden, da es diesbezüglich
noch keine wissenschaftlichen (eindeutigen) Erkenntnisse gibt.
Dies ist der Zeitschrift „Rollstuhlsport“ des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (Nr.5 / Mai
2007 / S.11) zu entnehmen, in der ein Aufruf zur Teilnahme an dieser Studie aufgeführt ist.
Die Aktualität des Themas Schulterschmerz bei Rollstuhlfahrern und die Notwendigkeit zur
weiteren Forschung werden also deutlich.
Wie bereits erwähnt, besteht ein deutlicher Studienmangel hinsichtlich der Berücksichtigung
der Halswirbelsäule im Zusammenhang mit Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten
bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern. Ebenso bedarf es weiterer Studien, die vor allem
die Effektivität der Physiotherapie hinsichtlich der Vermeidung und Reduzierung von
Beschwerden bei Rollstuhlfahrern belegen.
Ob die ausstehende Studie in Heidelberg diese Faktoren mitberücksichtigt, bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall gilt es, die zukünftigen Entwicklungen zu beobachten und neue Erkenntnisse
in die Behandlung von Paraplegikern mit einfließen zu lassen, um so das Vorkommen von
Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten möglichst gering zu halten und um dadurch
die Lebensqualität der Rollstuhlfahrer und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu
verbessern.
31
6 Literaturverzeichnis
Bücher:
Ο Beckmann, C. et Klein-Neuhold, M.: „Physiotherapie bei Querschnittlähmung“;
Thieme-Verlag, Stuttgart; 2001
Ο Müller, S.: „Motorische Rehabilitation beim komplett und inkomplett
Querschnittgelähmten“; Pflaum-Verlag, München; 2002
Ο Van der Woude, L.H.V. et al.: „Biomedical Aspects of Manual Wheelchair Propulsion –
The State of Art II“; IOS Press, Amsterdam; 1999
Artikel:
Ο Aljure, J. et al.: „Carpal tunnel syndrome in paraplegic patients“; Paraplegia, 23, S.182-
186; 1985
Ο Barber, D.B. et al.: „Osteonecrosis: An Overuse Injury of the Shoulder in Paraplegia:
Case Report“; Paraplegia, 29, S.423-426; 1991
Ο Bayley, J.C.: „The weight-bearing shoulder: The impingement syndrome in
paraplegics“; The Journal of Bone and Joint Surgery, 69A, S. 676-678; 1987
Ο Beckmann, C. und Klein-Neuhold, M.: „Behandeln bei Querschnittlähmung, Ziel:
Selbständigkeit“; Physiopraxis 3/05, S.14-18; 2005
Ο Boninger, M.L. et al.: „Shoulder and elbow motion during two speeds of wheelchair
propulsion: a description using a local coordinate system“; Spinal Cord, 36, S. 418-426;
1998
Ο Boninger, M.L. et al.: „Shoulder imaging abnormalities in individuals with paraplegia“;
J Rehabil Res Dev, 38(4), S. 401-408; 2001
Ο Boninger, M.L. et al.: „Investigating neck pain in wheelchair users.“; Am J Phys Med
Rehabil., 82(3), S. 197-202; 2003
Ο Boninger, M.L. et al.: „Pushrim biomechanics and injury prevention in spinal cord
injury: Recommendations based on CULP-SCI investigations“; Journal of
Rehabilitation Research & Development, 42/3, Supplement 1, S. 9-20; 2005
Ο Burnham, R.S. et al.: „Shoulder pain in wheelchair athletes. The role of muscle
imbalance“; American Journal of Sports Medicine, 21, S. 238-242; 1993
Ο Curtis, K.A. et al.: „Development of the Wheelchair User’s Shoulder Pain Index
(WUSPI)“; Paraplegia, 33, S. 290-293; 1995
Ο Curtis, K.A. et al.: „Effect of a standard exercise protocol on shoulder pain in long-term
wheelchair users“; Spinal Cord, 37, S. 421-429; 1999
32
Ο Dalyan, M. et al.: „Upper extremity pain after spinal cord injury“; Spinal Cord, 37, S.
191-195; 1999
Ο Dyson-Hudson, M.D. et al.: „Shoulder Pain in Chronic Spinal Cord Injury, Part I:
Epidemiology, Etiology, and Pathomechanics“; J Spinal Cord Med, 27, S.4-17; 2004
Ο Escobedo, E.M. et al.: „MR imaging of rotator cuff tears in individuals with paraplegia“;
American Journal of Roentgenology, 168(5), S. 919-923; 1997
Ο Finley, M.A. et Rodgers, M.M.: „Prevalence and identification of shoulder pathology in
athletic and nonathletic wheelchair users with shoulder pain: A pilot study“; Journal of
Rehabilitation Research & Development, 41/3B, S. 395-402; 2004
Ο Fullerton, H.D. et al.: „Shoulder Pain: A Comparison of Wheelchair Athletes and
Nonathletic Wheelchair Users“; Med. Sci. Sports Exerc., 35/12, S.1958-1961; 2003
Ο Gellman, H.: „Late complication of the weight-bearing upper extremity in the paraplegic
patient“; Clinical Orthopaedics and Related Research, 233, S. 132-135; 1988
Ο Janssen, T.W. et al.: „Coronary heart disease risk indicators, aerobic power, and
physical activity in men with spinal cord injuries“; Arch Phys Med Rehabil, 78/7,
S.697-705; 1997
Ο Karagoz, T. et al.: „Echocardiographic evaluation of wheelchair-bound basketball
players“; Pediatrics International, 45, S.414-420; 2003
Ο Lal, S.: „Premature degenerative shoulder changes in spinal cord injury patients“; Spinal
Cord, 36, S. 186-189; 1998
Ο Nichols, P.J.: „Wheelchair user’s shoulder? Shoulder pain in patients with spinal cord
lesions“; Scandinavian Journal of Rehabilitation Medicine, 11, S. 29-32; 1979
Ο Olenik, L.M. et al.: „Efficacy of rowing, backward wheeling and isolated scapular
retractor exercise as remedial strength activities for wheelchair users: application of
electromyography“; Paraplegia, 33, S. 148-152; 1995
Ο Pentland, W.E. et al.: „The Weight-bearing Upper Extremity in Women with Long Term
Paraplegia“; Paraplegia, 29, S. 521-530; 1991
Ο Pentland, W.E. et Twomey, L.T.: „Upper limb function in persons with long term
paraplegia and implications for independence: Part I + II“; Paraplegia, 32, S. 211-224;
1994
Ο Samuelsson, K.A.M. et al.: „Shoulder pain and ist consequences in paraplegic spinal
cord-injured, wheelchair users“; Spinal Cord, 42, S. 41-46; 2004
33
Ο Sawatzky, B.J. et al.: „Prevalence of shoulder pain in adult- versus childhood-onset
wheelchair users: A pilot study“; Journal of Rehabilitation Research & Development,
42/3, Supplement 1, S. 1-8; 2005
Ο Schmid, A. et al.: „Physical Performance and Cardiovascular and Metabolic Adaptation
of Elite Female Wheelchair Basketball Players in Wheelchair Ergomtery and in
Competition“; Am J Phys Med Rehabil, 77, S.527-533; 1998
Ο Schmid, A. et al.: „Medizinische Aspekte im Behindertensport“; Deutsches Ärzteblatt
101, 31-32, S.A2177-C1751; 2004
Ο Sinnott, K.A. et al.: „Factors associated with thoracic spinal cord injury, lesion level and
rotator cuff disorders“; Spinal Cord, 38, S. 748-753; 2000
Ο Stöhr, H. et Zimmer, M.: „Rollstuhlbasketball aus orthopädischer Sicht“; Sportverl.-
Sportschad., 11, S.109-115; 1997
Ο Strohkendl, H.: „Sport im Rollstuhl – Wer sich bewegt, bewegt etwas“; Rollstuhlsport,
3, S.12-14; 2006
Ο Teasell, R.W. et al.: „Pain Following Spinal Cord Injury“; Spinal Cord Injury
Rehabilitation Evidence; Vancouver; S. 14.1-14.32; 2006 (www.icord.org/scire)
Ο Wylie, E.J. et Chakera, T.M.H.: „Degenerative joint abnormalities in patients with
paraplegia of duration greater than 20 years“; Paraplegia, 26, S. 101-106; 1988
Internetquellen
Ο www.destatis.de: Pfaff, H. et al.: „Schwerbehinderte Menschen 2005“; Statistisches
Bundesamt; Wirtschaft und Statistik; S.712-719; 7/2007;
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikatio
nen/Querschnittsveroeffentlichungen/WirtschaftStatistik/Sozialleistungen/Schwerbehind
erteMenschen2005,property=file.pdf (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο www.drs.org: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS) (letzter
Zugriff: 02.09.07)
7 Abbildungsverzeichnis
Ο Abbildung 1: Escobedo, E.M. et al.: „MR imaging of rotator cuff tears in individuals
with paraplegia“; American Journal of Roentgenology, 168(5), S. 920, 1997
Ο Abbildung 2: Boninger, M.L. et al.: „Shoulder imaging abnormalities in individuals with
paraplegia“; J Rehabil Res Dev, 38(4), S. 404; 2001
34
Ο Abbildung 3: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/sport/breit.html http (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο Abbildung 4: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/fb/basketball.html (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο Abbildung 5: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/fb/leichtathletik.html (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο Abbildung 6: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/fb/leichtathletik.html (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο Abbildung 7: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/fb/fb.html (letzter Zugriff: 02.09.07)
Ο Abbildung 8: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);
http://www.drs.org/fb/basketball.html (letzter Zugriff: 02.09.07)
8 Tabellenverzeichnis
Ο Tabelle 1: selbst erfasst aus den in der Tabelle angeführten Studien (siehe unter Artikel)
9 Anhang
Description of exercise protocol (Curtis, 1999)
Exercises are to be performed daily, 7 days per week.
Strengthening Exercises
All strengthening exercises are done one arm at a time wih strap secured firmly around wrist
while other end is attached to a doorknob or a similar stable object. Position wheelchair far
enough away to take up the slack in the band.
You may feel fatigued while performing these exercises but you should not feel a sharp pain.
If you feel a sharp pain, STOP and call the research team.
1. Scapular retraction
− Attach band to wrist.
− Face the door so that the band is in front of you with your arm straight.
− With arm at chest level, pull one arm back in a rowing motion.
− Return slowly to the starting position.
− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.
− Repeat with other arm.
35
2. Shoulder External Rotation
− Turn wheelchair so that you are at a 90° angle to the door.
− Attach the band to the wrist that is furthest from the door.
− Place yourself far enough away so that the band’s tension allows your hand to rest on
your abdomen, with your elbow bent to a 90° angle, with your elbow at your side.
− Keeping your elbow at your side and bent 90°, pull your wrist away from the door and
bring your wrist as far as you can toward the opposite side.
− Your elbow should stay at your side and bent throughout the motion.
− Return slowly to the starting position.
− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.
− Repeat with other arm.
3. Shoulder Adduction
− Position your wheelchair so that you are at a 90° angle to the door with your elbow
straight.
− Attach the band to the wrist that is closest to the door.
− Pull your wrist down toward your side while keeping your elbow straight and thumb
pointed down.
− Return slowly to the starting position.
− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.
− Repeat with other arm.
Stretching Exercises:
All stretching exercises are done with wheelchair positioned in doorway so that the arm to be
stretched will just fit behind the door jamb without having to lean forward or backward in the
wheelchair.
You should feel some tension in the muscle with a firm prolonged stretch, but never a sharp
pain. If you feel a sharp pain, STOP and call the research team.
4. Pectoral Stretch
− With elbow at shoulder height and elbow bent to 90°, place forearm on doorjamb,
making contact from elbow to wrist.
− Lean slightly forward until a firm stretch is felt in the chest region.
36
− Repeat for 5 repetitions, holding for 20 to 30 seconds each time.
− Repeat with the other arm.
5. Biceps Stretch
− Position arm at a 45° angle, elbow straight and thumb up.
− Place lower forearm against doorjamb. You may hold onto the doorjamb if you would
like.
− Rotate wheelchair AWAY from arm until you feel a stretch in the biceps muscle.
− Repeat for 5 repetitions, holding for 20 to 30 seconds each time.
− Repeat with the other arm.