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Akademie für ganzheitliche Neuro-Orthopädie GANEO - Manuelle Therapie - Facharbeit Thema: Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit Paraplegie Bearbeiterin: Christiane Fuchte Abgabetermin: 05.09.07

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei · PDF filequerschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit Paraplegie Bearbeiterin: Christiane Fuchte Abgabetermin: 05.09.07. I Inhaltsverzeichnis

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Akademie für ganzheitliche Neuro-Orthopädie GANEO

- Manuelle Therapie -

Facharbeit

Thema: Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei

querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit Paraplegie

Bearbeiterin: Christiane Fuchte

Abgabetermin: 05.09.07

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I

Inhaltsverzeichnis

1 ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................................. 1

2 EINLEITUNG.............................................................................................................................................. 1

3 MATERIAL UND METHODEN............................................................................................................... 2

3.1 LITERATURRECHERCHE ........................................................................................................................ 2

3.2 ANGABEN ZUM LESEVERSTÄNDNIS....................................................................................................... 3

4 ERGEBNIS .................................................................................................................................................. 4

4.1 SCHMERZEN IM BEREICH DER OBEREN EXTREMITÄTEN BEI QUERSCHNITTGELÄHMTEN

ROLLSTUHLFAHRERN.......................................................................................................................................... 4

4.1.1 Häufigkeit und Verteilung des Schmerzaufkommens....................................................................... 4

4.1.2 Reizungen und Schädigungen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern............... 7

4.1.3 Auftreten von Schmerzen bei Aktivitäten des täglichen Lebens..................................................... 10

4.2 URSACHE UND BEGÜNSTIGENDE FAKTOREN DER SCHMERZEN ........................................................... 12

4.2.1 Ursache ......................................................................................................................................... 12

4.2.2 Begünstigende Faktoren................................................................................................................ 14

4.2.3 Beeinflussbare Faktoren ............................................................................................................... 19

4.3 POSITIVE BEEINFLUSSUNG DER BEGÜNSTIGENDEN FAKTOREN ........................................................... 20

4.3.1 Biomechanik.................................................................................................................................. 20

4.3.2 Physiotherapie............................................................................................................................... 21

4.3.3 Anpassungen und Aufklärung........................................................................................................ 22

4.3.4 Sportliche Betätigung.................................................................................................................... 23

5 DISKUSSION ............................................................................................................................................ 25

5.1 SCHLUSSFOLGERUNG.......................................................................................................................... 25

5.2 KRITISCHE BETRACHTUNG DER EIGENEN VORGEHENSWEISE ............................................................. 29

5.3 EINORDNUNG IN DEN WISSENSCHAFTLICHEN KONTEXT...................................................................... 30

6 LITERATURVERZEICHNIS.................................................................................................................. 31

7 ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................................... 33

8 TABELLENVERZEICHNIS.................................................................................................................... 34

9 ANHANG ................................................................................................................................................... 34

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1 Zusammenfassung

Die Überlebensrate und die allgemeine Lebenserwartung Querschnittgelähmter konnte dank

medizinischer Fortschritte verbessert werden. Die deutliche Mehrbelastung der Arme bei

Paraplegikern führt zu Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten – vor allem im

Schultergelenk. Diese Arbeit bietet einen Überblick darüber, wie häufig Schmerzen im

Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern vorkommen, welche Strukturen

geschädigt sind, bei welchen alltäglichen Aktivitäten die Schmerzen meist auftreten und

welche Faktoren eine Schmerzentwicklung begünstigen können. Es zeigt sich, dass eine

gezielte Beeinflussung der begünstigenden Faktoren zu einer Verbesserung der

Gesamtsituation führt. Physiotherapie, Sport, Aufklärung und Anpassungen der Umwelt sind

wichtige Maßnahmen zur Reduzierung von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten

bei Rollstuhlfahrern.

2 Einleitung

Den verbesserten Technologien und den fortgeschrittenen medizinischen Erkenntnissen ist es

zu verdanken, dass sowohl die Überlebensrate bei Rückenmarksverletzungen als auch die

allgemeine Lebenserwartung bei Querschnittlähmung deutlich gestiegen sind. (Pentland,

1994, S.211 / Lal, 1998, S.186 / Curtis, 1999, S.421 / Daylan, 1999, S.191 / Fullerton, 2003,

S.1961 / Teasell, 2006, S.1 / Strohkendl, 2006, S.12). Laut statistischem Bundesamt (Stand

Ende 2005) liegt die Zahl der von Querschnittlähmung betroffenen Personen in Deutschland

bei 16.793, davon 11551 männlichen und 5242 weiblichen Geschlechts (www.destatis.de;

Pfaff, 2007, S.716).

Durch die Entwicklung von vielfältigen und individuell angepassten Hilfsmitteln sowie

fortgeschrittenen Trainingstherapien ergibt sich für Querschnittgelähmte heutzutage die

Möglichkeit eine erhöhte Selbständigkeit zu erreichen und den Alltag weitgehend selbst zu

gestalten (Pentland, 1991, S.521 / Pentland, 1994, S.219 / Lal, 1998, S.186).

Diese positive Entwicklung führt ihrerseits nun aber zu einem neuen Problem, nämlich die

durch die gesteigerte Lebenserwartung und die verbesserte Selbständigkeit verursachte

vermehrte Anforderung an die oberen Extremitäten (Pentland, 1991, S.521f. / Pentland, 1994,

S.211 / Samuelsson, 2004, S.41). Schon alltägliche Aktivitäten wie das Fortbewegen des

Rollstuhls und das wiederholte Anheben des Körpergewichtes bei Transfers stellen

ungewohnte Beanspruchungen des Bewegungsapparates dar und können leicht eine

Überbelastung mit sich ziehen und zu einem chronischen Beschwerdebild führen (Nichols,

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1979, S.31 / Pentland, 1991, S.521f / Pentland, 1994, S.211 / Boninger, 1998, S.418 /

Samuelsson, 2004, S.41).

Es ist also anzunehmen, dass Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten ein verbreitetes

Problem unter Rollstuhlfahrern ist.

In dieser Arbeit soll mittels Recherche untersucht werden,

a) wie verbreitet das Aufkommen von Schmerzen im Bereich der oberen

Extremitäten unter Querschnittgelähmten tatsächlich ist,

b) welche Gelenke dabei hauptsächlich betroffen sind,

c) welche Strukturen geschädigt sind und

d) bei welchen alltäglichen Belastungen die Beschwerden vermehrt auftreten.

Des Weiteren gilt es heraus zu finden, welche Faktoren die Entwicklung der Beschwerden

begünstigen.

Stellt sich heraus, dass einige dieser Faktoren beeinflussbar sind, lässt sich folgende

Hypothese aufstellen: Da die Hauptursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern,

nämlich die vermehrten Anforderungen an die oberen Extremitäten, nicht zu ändern ist, sollte

sich zumindest durch eine gezielte Beeinflussung der begünstigenden Faktoren eine

Verbesserung der Gesamtsituation, wie z.B. eine Reduzierung der Beschwerden, einstellen

können.

Es gilt also Studien zu finden, die dies beweisen.

3 Material und Methoden

Um das Material für diese Arbeit zusammenzustellen, wurde eine ausführliche

Literaturrecherche durchgeführt.

Die genaue Vorgehensweise wird im Folgenden kurz dargestellt:

3.1 Literaturrecherche

Internetrecherche

Die Internetrecherche erfolgte zum einen über die Datenbanken Medline/PubMed und

MedPilot und zum anderen über die Suchmaschine Google.

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Alle benutzten Suchwörter sollen hier nicht aufgelistet werden, aber z.B. die Kombination

von Wheelchair AND Parapleg* AND Pain AND SCI AND "Upper Extremity", führte zu den

Arbeiten von Sinnott, Pentland und Daylan.

Des Weiteren wurde die Funktion Related Articles der Datenbank PubMed genutzt, um die

Recherche auszuweiten.

Der Hauptteil der Recherche gestaltete sich allerdings entlang der Literaturlisten der bis dato

gefundenen Schriften.

ZBMEd

Da der Großteil der Studien in der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin in Köln vorliegt,

wurde die Recherche Vorort weitergeführt und somit konnte eine große Zahl an Studien für

die Arbeit genutzt werden.

Einige der Studien wurden allerdings auch bestellt und zugeschickt.

Fachzeitschriften und Bücher

Neben der Internetrecherche nach Artikeln verschiedener internationaler Fachzeitschriften,

wurde auch im eigenen Bestand gesucht. Es fanden sich themenbezogene Artikel in der

Zeitschrift Physiopraxis und Rollstuhlsport.

Die Bücher von Müller (2002) und Beckmann et Klein-Neuhold (2001) sind ebenfalls aus

dem eigenen Bestand, das Buch von Van der Woude (1999) konnte in der ZBMed eingesehen

werden.

3.2 Angaben zum Leseverständnis

In dieser Arbeit werden wörtlich übernommene Zitate mit Anführungsstrichen und

anschließender Quellenangabe gekennzeichnet.

Findet sich eine Quellenangabe nach einer Aussage bzw. einem kurzen Abschnitt ohne

Anführungsstriche, dann handelt es sich um eine inhaltliche Wiedergabe.

Steht eine Internetadresse in der Quellenangabe, so handelt es sich lediglich um die Angabe

der „Hauptseite“. Die genaue und ausführlichere Internetadresse ist in der Literaturliste

einzusehen.

Damit sich das Lesen dieser Arbeit flüssiger gestaltet, wird anstelle von „Physiotherapeut/in“

nur die männliche Form stellvertretend für beide Geschlechter benutzt. Ebenso verhält es sich

bei der Benutzung von z.B. Rollstuhlfahrer, Patient, etc.

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4 Ergebnis

4.1 Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei

querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern

4.1.1 Häufigkeit und Verteilung des Schmerzaufkommens

Mehr als 50% der Patienten mit Rückenmarksverletzung entwickeln chronische Schmerzen,

wobei zwei Schmerztypen gehäuft auftreten:

1. Ein brennender Schmerz meist neuropathischen Ursprungs, welcher vornehmlich

ventral am Torso, am Gesäß oder in den Beinen auftritt

2. Ein anhaltender Schmerz meist muskuloskeletalen Ursprungs, welcher vornehmlich

im Nacken, in den Schultern und im Rücken auftritt (Teasell, 2006, S.3).

Diese Arbeit befasst sich mit dem zweiten Schmerztyp im Bereich der oberen Extremitäten.

Während es nur wenige Studien über Nacken- und Rückenschmerzen bei

Querschnittgelähmten gibt (Boninger, 2003, S.197), wird der Schmerz im Bereich der Arme

schon seit einigen Jahren thematisiert.

Bereits 1979 wurde eine Studie von Nichols veröffentlicht mit dem Titel „Wheelchair user’s

shoulder? Shoulder pain in patients with spinal cord lesions“.

Nichols fand mittels eines Fragebogens heraus, dass 51,4% von 517 querschnittgelähmten

Personen an Schulterschmerzen leiden bzw. seit Beginn der Behinderung schon mal mit

Schulterschmerzen zu tun hatten. Ein so verbreitetes Vorkommen sei in keiner Altersgruppe

bei Leuten ohne Querschnittlähmung anzutreffen (Nichols, 1979, S.29).

Auch spätere Studien gehen der Frage nach der Verbreitung von Schmerzen im Bereich der

oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern nach. Eine Übersicht über die recherchierten Werte

ist in Tabelle 1 gegeben.

Wie aus der Tabelle hervorgeht, sind Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei

Rollstuhlfahrern ein weit verbreitetes Problem. Die Studien die sich auf die Schmerzen im

gesamten Arm beziehen (Pentland, 1991 / Daylan, 1999 / Curtis 1999), zeigen, dass die

Schulter in der Regel am häufigsten betroffen ist.

Die Studien von Nichols (1979), Bayley (1987), Curtis (1995), Escobedo (1997), Boninger

(2001), Fullerton (2003), Samuelsson (2004) und Finley (2004) konzentrierten sich von

vornherein nur auf den Schulterschmerz und liefern somit keine Ergebnisse hinsichtlich der

anderen Gelenke.

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Studien Teilnehmer

anzahl

Diagnose Schulter-

schmerz

Ellenbogen-

schmerz

Hand-

schmerz

Nichols, 1979 517 RM-Verletzung 51,4% n.a. n.a.

Aljure, 1985 47 Paraplegie n.a. n.a. 64%

Bayley, 1987 94 kompl. Paraplegie 33% [1] n.a. n.a.

Gellman, 1988 77 Paraplegie n.a. n.a. 49%

Pentland, 1991 11 kompl. Paraplegie 73% [3] 9% [3] 55% (Handgel.) [3];

45% (Hand) [3]

Pentland, 1994 52 Paraplegie 58% [4]

------------

39% [3]

39% [4]

---------------

31% [3]

60% [4]

-----------------------

40% [3]

Curtis, 1995 64 Rollstuhlfahrer (89%

RM-Verletzung)

73% [2] n.a. n.a.

Escobedo, 1997 23 Paraplegie 70% [2] n.a. n.a.

Daylan, 1999 130 62 Tetraplegie

+ 68 Paraplegie

Schmerzen an orberer Extr.: 58,5%

(davon 71% Schulterschmerz)

Curtis, 1999 42 Rollstuhlfahrer 76% [5] 64% [5]

Boninger, 2001 28 Paraplegie 32% [4] n.a. n.a.

Fullerton, 2003 257 Rollstuhlfahrer (86%

RM-Verletzung)

48% [2] n.a. n.a.

Samuelsson, 2004 56 RM-Verletzung 37,5%

[4]

n.a. n.a.

Finley, 2004 52 Rollstuhlfahrer 61,5% [5]

------------

29% [2]

n.a. n.a.

Tabelle 1: Vorkommen von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern;

[[[[1]]]] Schmerz bei Ausführung eines Transfers, [[[[2]]]] Schmerz zur Zeit der Studie, [[[[3]]]] Schmerz während

vorheriger Woche, [[[[4]]]] Schmerz während der vorherigen Monate, [[[[5]]]] Schmerz seit Beginn der

Behinderung; (Abkürzungen: RM = Rückenmark, n.a = nicht angegeben, Handgel. = Handgelenk, Extr. =

Extremität, z.Zt. = zur Zeit)

Insgesamt treten bei 29-76% der Befragten Schulterschmerzen auf, bei 40-64% Schmerzen im

Bereich der Hand und bei nur 9-39% Schmerzen im Ellenbogen.

Lediglich die Ergebnisse von Pentland (1994) zeigen ein häufigeres Schmerzaufkommen im

Bereich der Hand als in der Schulter (siehe Tabelle 1). In dieser Studie sollten die Probanden

aber auch Angaben zur Schmerzintensität machen und es stellte sich heraus, dass die

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Schmerzen im Bereich der Hand eine geringere Intensität als die Schmerzen im Bereich der

Schultern aufwiesen und somit ein geringeres Problem für den Betroffenen darstellten

(Pentland, 1994, S.214).

Fasst man die Ergebnisse der Tabelle hinsichtlich der Schulterschmerzen zusammen, ergibt

sich wie bereits erwähnt ein Schmerzaufkommen von 29-76% der Rollstuhlfahrer.

Dieses Ergebnis ist nicht sehr einheitlich und es ist auch schwierig diese Werte zu

vergleichen, da sich die Probanden in Alter, Geschlecht, Behinderung, Aktivitätsgrad, etc.

unterscheiden und da verschiedene Instrumente (häufig selbst erstellte Fragebögen) zur

Ermittlung der Schmerzen benutzt wurden.

Schon allein die Frage nach der Zeit in der der Schmerz auftrat ist unterschiedlich. Mittels der

in den eckigen Klammern eingefassten Zahlen (siehe Tabelle 1) ist zu erkennen, dass sich

manche Schmerzangaben auf die gesamte Zeit seit Beginn der Behinderung bezogen,

während in anderen Studien die Schmerzen während der vergangenen Monate, der

vergangenen Woche oder nur die aktuellen Schmerzen erfragt wurden. Bayley (1987)

untersuchte sogar lediglich das Schmerzaufkommen welches während einer einzelnen

Aktivität, nämlich dem Transfer, auftrat (33%).

Vergleicht man nun die Werte hinsichtlich dieser Zeiteinteilung, zeigt sich zum Beispiel, dass

seit Beginn der Behinderung bei 61,5-76% der befragten Rollstuhlfahrer Schulterschmerzen

aufgetreten sind.

Betrachtet man die Ergebnisse der Studien in denen eine besonders hohe Teilnehmerzahl

befragt wurde (Nichols, Daylan, Fullerton), so ergibt sich ein Schulterschmerzaufkommen

von 48-71%.

Die Werte der Tabelle könnten noch in vielerlei Hinsicht analysiert, verglichen oder in

Gruppen zusammengefasst werden. Eine nähere Analyse der Tabelle soll hier aber nicht

erfolgen, da lediglich aufgezeigt werden sollte, dass Schmerzen im Bereich der oberen

Extremitäten unter Rollstuhlfahrern sehr verbreitet sind.

Studien die einen Vergleich zwischen dem Aufkommen von Schmerzen im Bereich der

oberen Extremität bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern und bei Personen ohne

Behinderung (so genannten Fußgängern) anstellten, ergaben, dass das Beschwerdebild

eindeutig vermehrt bei Rollstuhlfahrern anzutreffen ist (Pentland, 1991, S.526 / Pentland,

1994, S.212). So gaben in der Studie von 1994 58% der befragten Rollstuhlfahrer an,

innerhalb der vorherigen sechs Monate Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten gehabt

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zu haben. Dem gegenüber hatten nur 27% der befragten Fußgänger in dem vergangenen

halben Jahr Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten verspürt (Pentland, 1994, S.214).

Es ist also bewiesen, dass Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern

ein weit verbreitetes Problem sind und vermehrt im Bereich des Schultergelenkes auftreten.

Samuelsson wies sogar nach, dass Schmerzen im Bereich der Hand und des Ellenbogens

meist nur in Verbindung mit Schulterschmerzen auftreten (Samuelsson, 2004, S.43).

Einige Studien ergaben, dass die Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern oft bilateral (bei 31-

49% der Personen mit Schulterschmerz) vorkommen (Curtis, 1995, S.291 / Escobedo, 1997,

S.921 / Daylan, 1999, S.192 / Samuelsson, 2004, S.44 / Finley, 2004, S.399).

4.1.2 Reizungen und Schädigungen im Bereich der oberen Extremitäten bei

Rollstuhlfahrern

Welche eigentlichen Diagnosen nun hinter den Schmerzen im Bereich der Arme bei

Rollstuhlfahrern stehen, wurde ebenfalls in verschiedenen Studien untersucht.

Schmerzen im Bereich der Hand werden in den meisten Fällen durch ein

Carpaltunnelsyndrom (CTS) bedingt.

Gellman (1988) diagnostizierte bei 49% von 77 Paraplegikern ein CTS (Gellman, 1988,

S.518), während Aljure (1985) sogar bei 63% von 47 querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern

ein CTS nachweisen konnte (Aljure, 1985, S.185).

Welche anderen Diagnosen im Bereich der Hände auftreten, wird nicht angegeben.

Burnham (1993) befasste sich mit den Schulterschmerzen und untersuchte 38 Schultergelenke

von männlichen, querschnittgelähmten Sportlern mit Paraplegie mittels passiver und

isometrischer Tests sowie Palpation und konnte bei 26% ein Impingementsyndrom der

Rotatorenmanschette (RM) nachweisen (Burnham, 1993, S.240). Da gleichzeitig mittels eines

isokinetischem Muskeltestgeräts eine deutliche Schwäche der Adduktoren, Innenrotatoren

und der Außenrotatoren – welche dem Cranialschub des Humeruskopfes entgegewirken - bei

den Personen mit Impingementsyndrom nachzuweisen war, wurde ein muskuläres

Ungleichgewicht als mögliche Ursache für die Beschwerden benannt. (Burnham, 1993,

S.240).

Auch Sinnott (2000) untersuchte mittels Provokationstests und isometrische Tests das

Vorkommen von Rotatorenmanschettenproblematiken bei Personen mit Paraplegie. In dieser

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Studie wurden von vornherein nur Personen mit Schulterschmerzen aufgenommen (Sinnott,

2000, S.749f). 62% der Teilnehmer zeigten einen positiven Befund (Sinnott, 2000, S.751).

Genauere Diagnosestellungen und das Nachweisen weiterer Schädigungen im Bereich der

Schultergelenke bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern konnten Studien nachweisen, die

bildgebende Verfahren benutzten:

Nachweis von Schädigungen mittels bildgebender Verfahren:

Bayley (1987) untersuchte die Schultern von Rollstuhlfahrern mit Paraplegie, in denen bei der

Ausübung eines Transfers Schmerzen ausgelöst wurden und diagnostizierte bei 74% ein

chronisches Impingementsyndrom einschließlich einer Bursitis subacromiodeltoidea. Eine

Arthrographie dieser Gelenke mit Impingementsyndrom zeigte bei 65% zusätzlich noch eine

Rotatorenmanschettenruptur und bei 22% eine aseptische Nekrose des Humeruskopfes

(Bayley, 1987, S.677).

In einer Studie von Wylie et Chakera (1988) zeigten Röntgenaufnahmen bei 12 von 38

Paraplegikern, deren Unfall mindestens 20 Jahre zurück liegt, Degenerationen im

Schultergelenk: bei 7 Personen war eine Verengung des Gelenkspaltes nachzuweisen, bei 3

Personen waren zusätzlich noch Osteophyten und sklerotische Veränderungen im

Subchondralgebiet zu erkennen und 2 Patienten wiesen subartikuläre Zysten und freie

Gelenkkörper auf. (Wylie und Chakera, 1988, S.102+104).

Escobedo (1997) wendete die Magnetresonanztomographie bei 26 schmerzhaften Schultern

von Paraplegikern an und konnte bei 73% eine RM-Ruptur des M. Supraspinatus (3

Teilrupturen und 16 Rupturen) nachweisen. Des Weiteren zeigte sich, dass bei 10 der 16

Rupturen mindestens ein weiterer Muskel betroffen war: 9x der M.Infraspinatus, 7x der M.

Subscapularis, 2x der M. Teres minor und 6x die lange Bizepssehne (Escobedo, 1997, S.920).

In Abbildung 1 sieht man eine MRT-Aufnahme eines Schultergelenks mit Ruptur der Supra-

und Infraspinatussehne.

Eine Ruptur der langen Bizepssehne trat nur in Verbindung mit einer RM-Ruptur auf und

wurde somit als mögliche Folgeerscheinung einer RM-Ruptur diskutiert (Escobedo, 1997,

S.922).

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Abbildung 1: Rotatorenmanschettenruptur bei einem 62-jährigen Mann mit Paraplegie und

Schulterschmerz. Die MRT-Aufnahme zeigt einen deutlichen Riss der Supraspinatussehne mit Verschluss

des Subacromialraumes (weißer Pfeil). Eine Beteiligung der Infraspinatussehne wird aufgrund der

Abwesenheit des Sehnenansatzes am posterioren Humeruskopf (massiver schwarzer Pfeil)

geschlussfolgert. Die Sehne des M. Teres minor scheint intakt zu sein (offener Pfeil).

Lal (1998) fand bei einer Röntgenuntersuchung der Schultern von 53 querschnittgelähmten

Personen heraus, dass obwohl 72% der Gelenke degenerative Veränderungen aufwiesen, nur

bei 11% Schmerzen angegeben wurden (Lal, 1998, S.187f). Die gefundenen degenerativen

Veränderungen waren bei 100% eine Verengung des Acromio-Clavicular-Gelenkes, bei 39%

Spornbildung im Bereich des Akromions, bei 34% Nekrose und bei 29% ein

Impingementsyndrom (Lal, 1998, S.188).

Boninger (2001) konnte mittels Röntgen- und MRT-Untersuchungen bei 41% der 28

untersuchten Rollstuhlfahrer mit Paraplegie einen Subacromialsporn nachweisen, bei 37%

eine RM-Tendopathie, bei 30% degenerative Veränderungen im Acromio-Clavicular-Gelenk

und bei 19% eine Osteolyse der distalen Clavicula (siehe Abbildung 2). 32% der Personen

gaben Schmerzen an. (Boninger, 2001, S.404)

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Abbildung 2:Anteroposteriore Röntgenaufnahme einer rechten Schulter mit Osteolyse der distalen

Clavicula (weißer Pfeil)

Die am häufigsten auftretenden schmerzhaften Beschwerden im Bereich der oberen

Extremitäten bei Rollstuhlfahrern sind zusammengefasst also im Schultergelenk

Impingementsyndrom sowie RM-Ruptur und am Handgelenk das Carpaltunnessyndrom.

Des Weiteren zeigten bildgebende Verfahren das Vorkommen von Rupturen der langen

Bizepssehne, Bursitis subacromiodeltoidea, Spornbildung/Osteophyten, Nekrose des

Humeruskopfes, Osteolyse der distalen Clavicula und vereinzelt subartikuläre Zysten und

freie Gelenkkörper.

Eine degenerative Veränderungen im Bereich des Acromio-Clavicular-Gelenkes konnten laut

Lal sogar bei 72% der untersuchten Schultern nachgewiesen werden.

Die arthrotischen Prozesse befinden sich meist aber noch im Anfangsstadium, da nur ein

geringer Anteil der Personen (11%) Schmerzen angaben.

Zu Informationen bezüglich Überbelastungserscheinungen oder Schädigungen im

Ellenbogengelenk konnte keine Literatur gefunden werden.

4.1.3 Auftreten von Schmerzen bei Aktivitäten des täglichen Lebens

Im Rollstuhl sitzende Personen mit Paraplegie sind ausschließlich auf die oberen Extremitäten

angewiesen um ADLs, wie z.B. das Antreiben des Rollstuhls oder das Umsetzen mittels

Transfer, durchzuführen (Gellman, 1988, S.517 / Barber, 1991, S.423 / Boninger, 1998,

S.418). Ist die Ausführung der ADLs aufgrund von Schmerzen eingeschränkt, hat dies eine

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große funktionelle Auswirkung auf den Alltag, da es zu einer Reduzierung der

Unabhängigkeit (Pentland, 1991, S.521 / Stöhr et Zimmer, 1997, S.114 / Daylan, 1999, S.191

/ Fullerton, 2003, S.1961) und zu einer Minderung der Lebensqualität (Fullerton, 2003,

S.1961 / Teasell, 2006, S.2) kommt.

Verschiedene Studien befassen sich mit dem Aufkommen von Schmerzen bei der Ausführung

von Aktivitäten des täglichen Lebens querschnittgelähmter Rollstuhlfahrer.

Die Autoren älterer Studien benutzten für ihre Befragungen meist selbsterstellte Fragebogen,

da es keine Instrumente für das Schmerzaufkommen bei ADLs von Rollstuhlfahrern gab

(Pentland, 1991, S.525).

Im Jahr 1995 wurde dann von Curtis et al. der WUSPI (Wheelchair User’s Shoulder Pain

Index) entwickelt um Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern einheitlich messen zu können

(Curtis, 1995, S.290ff). Dieses Assessment umfasst 15 Items und erfragt das Aufkommen von

Schulterschmerzen bei der Durchführung folgender ADLs:

1. Transfer zwischen Bett und Rollstuhl

2. Transfer zwischen Rollstuhl und Auto

3. Transfer zwischen Rollstuhl und Badewanne

4. Rollstuhl ins Auto heben

5. Rollstuhl länger als 10 Minuten antreiben

6. Rollstuhl eine Rampe/Anhöhe hochschieben

7. Objekt anheben, welches sich über Kopfhöhe befindet

8. Hosen anziehen

9. T-Shirt/Pullover anziehen

10. Hemd anziehen

11. Rücken waschen

12. Tägliche Aktivitäten bei der Arbeit/in der Schule

13. Auto fahren

14. Haushalt führen

15. Schlafen

Diese ADLs stellen also Aktivitäten dar, bei denen Rollstuhlfahrer häufig Schmerzen im

Bereich der Schulter verspüren. (Curtis, 1995, S.292)

Bei verschiedenen Befragungen zeigte sich, dass Schulterschmerzen besonders häufig beim

Antreiben des Rollstuhls (vor allem außer Haus und beim Befahren einer Anhöhe), bei der

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Durchführung von Transfer und Lifting, bei Anheben von Objekten aus angehobener

Armstellung, beim Einladen des Rollstuhls ins Auto, beim Sport und bei Aktivitäten während

der Arbeit/in der Schule auftreten (Pentland, 1991, S.527 / Pentland, 1994, S.213 / Curtis,

1995, S.292 / Daylan, 1999, S.193 / Samuelsson, 2004, S.45 / Finley, 2004, S.398).

Stärke des Schmerzes:

In der Studie von Pentland (1994) wurden auch

Nachforschungen hinsichtlich der Stärke des

empfundenen Schmerzes bei den 52

Rollstuhlfahrern vorgenommen. Die Stärke der

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten

während der vorherigen Woche wurde mittels

einer numerischen Skala (0 = kein Schmerz, 10

= größtmöglicher Schmerz) eingestuft. Die

Schmerzen im Bereich der Schulter lagen durchschnittlich bei 4.5, die des Ellenbogens bei 4.0

und die der Hand bei 3.5 und sind somit als insgesamt leicht bis mittelstark einzustufen

(Pentland, 1994, S.214).

In der Studie von Daylan (1999) wurde die Schmerzstärke von 45% der 76 Teilnehmer mit

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten als leicht eingestuft, von 41% als mittel und

von 13% als stark. Laut Daylan fühlten sich 28% wegen der Schmerzen in ihrer

Unabhängigkeit eingeschränkt und 63% begaben sich aufgrund der Schmerzen in

medizinische Behandlung (Daylan, 1999, S.192f).

Häufig treten die Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten auch nachts auf.

Bei Pentland (1994) gaben 50% aller Befragten an, nachts Schmerzen zu verspüren (Pentland,

1994, S.213) und bei Daylan (1999) gaben sogar 80% der Personen mit Schmerzen im

Bereich der oberen Extremitäten an, dass der Schmerz sie am Schlafen hindere (Daylan, 1999,

S.192).

4.2 Ursache und begünstigende Faktoren der Schmerzen

4.2.1 Ursache

Die Hauptursache für das hohe Vorkommen an Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern wird

allgemein der Mehrbelastung der oberen Extremitäten aufgrund der Paraplegie zugeschrieben

Abbildung 3: Rollstuhlfahren über eine Rampe

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4.2.2 Begünstigende Faktoren

Verschiedene Faktoren können eine Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen

Extremitäten bei Rollstuhlfahrern begünstigen.

Folgend sind einige Faktoren aufgeführt, welche allgemein hinsichtlich ihres Einflusses auf

die Entwicklung von Schulterschmerz diskutiert werden:

1. Dauer seit Beginn der Behinderung (bzw. die Zeit seit der ein Rollstuhl benutzt wird)

2. Alter

3. Geschlecht

4. Höhe der Läsion

5. Aktivität

6. Technik des Rollstuhlantreibens

7. Muskuläres Ungleichgewicht / Sitzhaltung

8. Gestaltung der Umwelt

9. Umgang mit Schmerz / Reaktion auf Warnzeichen

Ob die angegebenen Faktoren die Möglichkeit zur Entwicklung von Schmerzen im Bereich

der oberen Extremität erhöhen können, ist, wie bereits angedeutet, nicht eindeutig erwiesen.

Es folgt ein Überblick über die verschiedenen Ergebnisse:

zu 1. Dauer seit Beginn der Behinderung

Folgende Autoren konnten nachweisen, dass ein signifikanter Zusammenhang darin besteht,

dass eine längere Behinderungszeit (und somit meist auch eine längere Benutzung des

Rollstuhls als Fortbewegungsmittel) zu vermehrtem Aufkommen von Beschwerden führt:

Gellman, 1988 (S.518); Pentland, 1994 (S.215); Finley, 2004 (S.395).

Auch Escobedo (1997) konnte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Stärke der

Verletzung und der Dauer der Behinderung nachweisen: So waren die Personen ohne RM-

Ruptur durchschnittlich seit 13 Jahren querschnittgelähmt, die Personen mit einfacher RM-

Ruptur seit durchschnittlich 19 Jahren, die Personen mit mehrfacher RM-Ruptur seit

durchschnittlich 33 Jahren und die Personen mit mehrfacher RM-Ruptur und einer

zusätzlichen Ruptur der langen Bizepssehne saßen durchschnittlich seit 38 Jahren im

Rollstuhl (Escobedo, 1997, S.921).

Im Gegensatz dazu kamen folgende Autoren Studien zu dem Schluss, dass die Dauer der

Behinderung nicht mit dem Vorkommen von Beschwerden korreliert: Stöhr et Zimmer, 1997

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(S.112); Daylan, 1999 (S. 192); Boninger, 2001 (S.405); Fullerton, 2003 (S.1960);

Samuelsson, 2004 (S.43); Sawatzky, 2005 (S.5).

zu 2. Alter

Lal (1998) fand heraus, dass die Anfälligkeit zur Entwicklung von degenerativen

Veränderungen im Bereich der Schulter bei Querschnittgelähmten mit dem Alter korreliert

(Lal, 1998, S.187).

Escobedo (1997) konnte sowohl einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem

Vorkommen von Verletzungen und dem Alter der Patienten, als auch einen Zusammenhang

zwischen der Stärke der Verletzung und dem Alter der Patienten feststellen (Escobedo, 1997,

S.921).

Obwohl es anders zu vermuten war, konnten zahlreiche Studien nachweisen, dass kein

Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Aufkommen von Beschwerden im Bereich der

Schulter/oberen Extremität besteht: Bayley, 1987 (S.677); Pentland, 1994 (S.215); Stöhr et

Zimmer, 1997 (S.112); Boninger, 2001 (S.405); Samuelsson, 2004 (S.43); Sawatzky, 2005

(S.5).

zu 3. Geschlecht

Eine Prädisposition von weiblichen Rollstuhlfahrern gegenüber Schulterschmerzen bzw.

degenerativen Schultergelenksveränderungen ermittelten folgende Autoren: Pentland, 1991

(S.528) und Lal, 1998 (S.187).

Daylan, 1999 (S. 192) und Samuelsson, 2004 (S.43) fanden hingegen heraus, dass das

Geschlecht keinen signifikanten Einfluss auf das Vorkommen von Schulterschmerz bei

Rollstuhlfahrern hat.

zu 4. Höhe der Läsion

Bayley (1987) gab an, dass signifikant mehr Leute mit hoher Läsion (untere HWS/obere

BWS) Schmerzen hatten als Leute mit tieferer Läsion (Bayley, 1987, S.677) und auch bei

Sinnott (2000) ergab sich, dass Rotatorenmanschettendysfunktionen häufiger bei

Querschnittgelähmten mit hoher Läsionshöhe (zw. 2. und 7. Brustwirbel) als bei

Querschnittgelähmten mit tiefer Läsionshöhe (zw. 8. und 12. Brustwirbel) auftraten (Sinnott,

2000, S.748).

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Sowohl Daylan (1999) als auch Fullerton (2003) konnten hingegen aber nachweisen, dass die

Höhe der Läsion (ob Para- oder Tetraplegie) keinen signifikanten Einfluss auf das

Vorkommen von Schulterschmerz bei Rollstuhlfahrern mit Rückenmarksverletzung hat

(Daylan, 1999, S. 192 / Fullerton, 2003, S.1961).

zu 5. Aktivität

Der Begriff „Aktivität“ wird in den verschiedenen Studien sehr unterschiedlich definiert. So

kann eine Person mit Rückenmarksverletzung z.B. als „aktiv“ eingestuft werden, wenn sie

sich auch noch mit Unterarmgehstützen fortbewegen kann, und als „inaktiv“, wenn sie einen

elektronischen Rollstuhl benutzt (Lal, 1998, S.187 / Wylie et Chakera, 1988, S.102).

Vornehmlich wird die Einteilung in aktiv oder nicht-aktiv aber folgendermaßen verstanden:

− „aktiver Rollstuhlfahrer“ = Rollstuhlfahrer der regelmäßig Sport betreibt

− „nicht-aktiver Rollstuhlfahrer“ = Rollstuhlfahrer der nur selten oder keinen Sport

betreibt.

Die Studien die diese Einteilung verwendeten, ergaben folgende Ergebnisse:

Dass Sportler häufig Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten haben, zeigt sich in der

Arbeit von Daylan (1999), in der von 31 Sport

treibenden Rollstuhlfahrern mit

Rückenmarksverletzung 77,4% Schmerzen im

Bereich der oberen Extremitäten angaben (Daylan,

1999, S.192).

Stöhr et Zimmer (1997) interviewten 155

Rollstuhlbasketballer und fanden heraus, dass sich

60,6% der Befragten während ihrer aktiven

Rollstuhlbasketballzeit 157 Akutverletzungen und

115 Überlastungsschäden zugezogen hatten, wobei

sich 74,6% der Verletzungen bzw. Schäden auf die

obere Extremität (vor allem auf die Hand) bezogen.

Vorrangig handelte es sich aber um leichte Verletzungen wie Fingerdistorsionen oder

Hautverletzungen und auch die Überlastungsschäden waren häufig geringfügig – ganze 41,7%

der Überlastungsschäden waren Myogelosen am Rücken. Speziell am Schultergelenk kam es

Abbildung 4: Rollstuhlbasketball (1)

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zu 12 Impingement-Syndromen, 10 Tendinosen und 9 Arthrosen. (Stöhr et Zimmer, 1997,

S.110-113)

Vor allem die Spieler hoher Spielklassen neigen dazu, Verletzungen zu bagatellisieren und

diese nicht auszukurieren. Dadurch entsteht eine höhere Gefahr der Entwicklung von

Überlastungsschäden unter Sportlern (Stöhr et Zimmer, 1997, S.114).

Bei Fullerton (2003) zeigte sich hingegen, dass Sportler seltener Schmerzen aufweisen: 66%

der querschnittgelähmten Nicht-Sportler hatten zur Zeit der Befragung Schulterschmerzen,

während nur 39% der querschnittgelähmten Sportler Schmerzen angaben (S.1959). Die

Chance Schmerzen zu bekommen wurde unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren

sogar mehr als doppelt so hoch bei Nicht-Sportlern eingeschätzt als bei Sportlern (S.1960).

Es kann allerdings nicht geklärt werden, ob dass Sport treiben die Entwicklung von

Schmerzen vermeidet oder ob die Nicht-Sportler eventuell aufgrund der vorhandenen

Schmerzen ihre sportliche Betätigungen eingestellt haben (Bayley, 1987, S.677 / Fullerton,

2003, S.1961).

Finley (2004) und Samuelsson (2004) hingegen konnten keinen Zusammenhang zwischen

dem Vorkommen von Schmerzen bei Sportlern oder Nich-Sportlern feststellen (Finley, 2004,

S.395 / Samuelsson, 2004, S.43).

Abbildung 5: Rollstuhlsport: Racing (1)

Abbildung 6: Racing (2)

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zu 6. Technik des Rollstuhlantreibens

Da man davon ausgeht, dass die Fortbewegung im Rollstuhl ein Grund für die

Abnutzungserscheinungen in den oberen Extremitäten ist, wurde in verschiedenen Studien die

Biomechanik des Rollstuhlantreibens genau untersucht, denn eine unökonomische

Fahrtechnik und eine falsche Anpassung des Rollstuhls können das Aufkommen von

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten noch begünstigen (Pentland, 1994, S.219 /

Boninger, 1999, S.117ff / Daylan, 1999, S.191).

Das Hauptziel der Untersuchung der Biomechanik des Rollstuhlantreibens ist es den

Bewegungsablauf des Rollstuhlantreibens genau zu ermitteln, um somit einen Einblick in die

Verursachung von Schäden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern zu

bekommen. Eine dadurch ermöglichte Verbesserung der Fahrtechnik und eine richtige

Einstellung des Rollstuhls sollen Schmerzen und Verletzungen reduzieren (Boninger, 1998,

S.419 + 422).

zu 7. Muskuläres Ungleichgewicht / Sitzhaltung

Burnham (1993) erwies, dass Personen mit Impingement-Syndrom eine Schwäche der

Schultergelenksadduktion, -innenrotation und –außenrotation zeigen. Es konnte allerdings

nicht geklärt werden, inwiefern diese Schwäche eine Ursache für oder eine Folge von

Impingement-Syndrom ist. Da aber eine Schwäche der genannten Muskeln zu einer

Verengung des Subacromialraumes führt (aufgrund der fehlenden Gegenkraft der RM zum M.

Deltoideus, welcher einen Cranialschub des Humerus bewirkt), folgerte der Autor, dass ein

muskuläres Ungleichgewicht am Schultergelenk ein Impingement-Syndrom begünstigen kann

(Burnham, 1993, S240).

Die allgemein erhöhte Schulterbelastung aufgrund der durch die niedrige Körperhöhe häufig

benötigte Gelenkstellung in Schulterflexion- und –abduktion zur Ausführung der ADLs sowie

die meist zu beobachtende Sitz und Fahrhaltung mit innenrotierten Schultern, stark

kyphosierter BWS und protrahierter Scapula, stellen ebenfalls begünstigende Faktoren zur

Entwicklung eines Impingementsyndroms dar (Burnham, 1993, S.241 / Daylan, 1999, S.194f

/ Samuelsson, 2004, S.45).

zu 8. Gestaltung der Umwelt

Wie bereits erwähnt, bereitet die niedrige Sitzhaltung den Rollstuhlfahrern häufig Probleme,

da die Umwelt in der Regel für Fußgänger konzipiert ist. Dies führt dazu, dass alltägliche

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Tätigkeiten oft mit weit erhobenen Armen durchgeführt werden müssen und somit eine

ungünstige Belastung der Schultergelenke mit sich bringt. (Burnham, 1993, S.241 / Pentland,

1994, S.221).

Aber nicht nur zu hohe Arbeitsflächen begünstigen die Entwicklung von Schmerzen im

Bereich der oberen Extremitäten, auch eine schlechte Beschaffenheit der Bodenoberfläche,

unergonomische Arbeitsplätze oder schlecht auf den Fahrer angepasste Rollstühle führen zu

einer unnötigen Mehrbelastung der Arme (Pentland, 1994, 222 / Daylan, 1999, S.194f).

zu 9. Umgang mit Schmerz / Reaktion auf Warnzeichen

Zwar kann sich der Körper an Belastungen anpassen, dennoch können ungewöhnlich hohe

und besonders lang andauernde Beanspruchungen des muskuloskelettalen Systems zu

Ermüdungen und Schäden führen. Wenn die ersten Warnzeichen nicht erkannt werden und

wenn somit nicht adäquat auf die Überbelastung in Form von Schonung und Therapie reagiert

wird, können die aufgetretenen Beschwerden chronisch werden. (Pentland, 1994, S.221)

In der Studie von Pentland (1994) zeigte sich, dass obwohl 58-60% der querschnittgelähmten

Rollstuhlfahrer Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten während der ADLs angaben,

nur 29% Maßnahmen ergriffen hatten um ihre Situation zu ändern. Nur 11% ließen sich bei

der Durchführung der ADLs helfen und weniger als 10% suchten einen Arzt auf (Pentland,

1994, S.215+217).

Obwohl die Probanden mit Schulterschmerzen beunruhigt waren über die zukünftige

Entwicklung der Schmerzen und der daraus entstehenden Konsequenzen, wussten sie nur

wenig darüber, wie die Verletzungen und Überbelastungserscheinungen zu vermeiden und zu

behandeln sind (Pentland, 1991, S.528).

4.2.3 Beeinflussbare Faktoren

Da nun festgestellt wurde, welche Faktoren die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der

oberen Extremitäten begünstigen können, sollte diese Information nun dazu genutzt werden

ein Aufkommen von Beschwerden zu vermeiden bzw. vorhandene Beschwerden zu

vermindern.

Pentland (1994) schreibt: „Die Aktivitäten bei denen die Schmerzen gehäuft auftreten

(Aktivitäten bei der Arbeit/in der Schule, Transfer, außer Haus Rollstuhl fahren, Auto fahren),

sind gleichzeitig Aktivitäten, die für die Teilnahme an der Gemeinschaft notwendig sind und

eine Unabhängigkeit und Selbstachtung gewährleisten. Daher ist es wichtig, die Entwicklung

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von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern zu reduzieren,

sowohl für das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Betroffenen, als auch für die

Gesellschaft im Allgemeinen.“ (Pentland, 1994, S.217)

Während an den begünstigenden Faktoren „Dauer seit Beginn der Behinderung“, „Alter“,

„Geschlecht“ und „Läsionshöhe“ nichts geändert werden kann, sind die anderen Faktoren

(sportliche Betätigung, Technik des Rollstuhlantreibens, muskuläres Ungleichgewicht und

Sitzhaltung, Gestaltung der Umwelt, Umgang mit Schmerz bzw. Reaktion auf Warnzeichen)

durchaus positiv zu beeinflussen.

Hypothese: Da die Hauptursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern, nämlich die

vermehrten Anforderungen an die oberen Extremitäten, nicht zu ändern ist, sollte sich

zumindest durch eine gezielte Beeinflussung einiger begünstigenden Faktoren eine

Verbesserung, wie z.B. eine Reduzierung der Beschwerden, einstellen können.

4.3 Positive Beeinflussung der begünstigenden Faktoren

4.3.1 Biomechanik

Etliche Studien befassen mit dem Thema der Biomechanik beim Rollstuhl fahren.

Der genaue Bewegungsablauf, sprich die verschiedenen Gelenkstellungen und

Muskelaktivitäten beim Anschieben des Rollstuhls, die dabei entstehende Krafteinwirkung

auf die Gelenke und die biomechanische Reaktion auf Veränderungen des Fahrtempos, der

Stuhleinstellung, des Greifringdesigns, der Bodenbeschaffenheit, etc. wurden untersucht um

Kenntnis darüber zu gewinnen, wie die Belastung der oberen Extremitäten beim Rollstuhl

fahren reduziert werden kann. (Van der Woude, 1999)

Boninger (1999) fand heraus, dass das Maß und die Dauer der Krafteinwirkung, die auf den

Greifring des Rollstuhls einwirkt, von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie z.B.

die Art und das Ausmaß der Behinderung, das Rollstuhldesign, die Einstellung des Rollstuhls

und die benutzte Technik des Rollstuhlanschiebens (Boninger, 1999, S.117).

Das manuelle Antreiben eines Rollstuhls beansprucht unter anderem die Handgelenke sehr,

denn in ständigen, kurz aufeinander folgenden Wiederholungen (eine Anschubphase dauert

ca. 1 Sekunde) wird das Handgelenk unter Krafteinwirkung in extreme Flexions-Extensions-

Stellungen gebracht (Boninger, 1999, S.118).

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„Wenn ein Rollstuhlfahrer seinen Stuhl 16 Minuten pro Tag anschiebt, so muss er dafür die

gleiche Kraft und die gleiche Anzahl an Wiederholungen aufbringen, für die ein

Fabrikarbeiter, der eine Arbeit unter hohem Arbeitstakt leistet, eine 8-Stunden-Tagesschicht

braucht.“ (Boninger, 2005, S.18)

Durch eine Analyse der Biomechanik mittels kinematischer Markierungen am Arm des

Rollstuhlfahrers und dreidimensionaler Kameraaufnahmen konnten beim Fahren auf einem

Rollstuhl-Dynamometer vier häufig benutzte Anschubtechniken nachgewiesen werden.

Die so genannte „Single-loop-over propulsion“ (nach Beendigung der Schubphase wird die

Hand oberhalb des Greifringes zurückgeführt) war die am weitesten verbreitete Fahrtechnik.

Es konnte nachgewiesen werden, dass die ökonomischste Fahrtechnik das so genannte

„Semicular pattern“ ist, bei welchem die Hand durch eine Weiterführung der Kreisbewegung

zurückgeführt wird und somit ein besonders langer Kontakt zum Greifring gewährleistet ist.

Daraus resultiert, dass bei geringerer Anschubfrequenz dasselbe Tempo erreicht werden kann.

(Boninger, 2005, S.10ff)

Des Weiteren konnte Boninger nachweisen, dass ein geringes Körpergewicht und eine gute

Rollstuhlqualität den Rollwiderstand deutlich senken und dass eine gute Anpassung des

Rollstuhls an den Benutzer (Sitzhöhe, Position der Achse, etc.) ebenfalls zu einer

Ökonomisierung der Fahrtechnik führen. Insgesamt soll beim Fahren eine lange und ruhige

Schubphase mit langem Greifringkontakt durchgeführt werden. (Boninger, 2005, S.16ff)

4.3.2 Physiotherapie

Um Überbelastungen und Verletzungen im Bereich der oberen Extremitäten bei

Rollstuhlfahrern zu vermeiden, ist ein Training zur Förderung der Ausdauerkraft und des

muskulären Gleichgewichtes der schulterumgebenden Muskulatur von großer Wichtigkeit.

Gleichzeitig sollte eine Verbesserung der Körperhaltung zur normalen Ausrichtung von

Schulter, Kopf und Wirbelsäule angestrebt werden. (Burnham, 1993, S.241 / Pentland, 1994,

S.217f / Daylan, 1999, S.194f / Beckmann et Klein-Neuhold, 2001, S.167ff / Müller, 2002,

S.249 / Samuelsson, 2004, S.45).

Damit die Muskeln der Rotatorenmanschette effektiv arbeiten können, ist eine gute Fixation

der Scapula notwendig. In der Behandlung von Rollstuhlfahrern sollte somit also ein

Schwerpunkt auf die Kräftigung der Schulterretraktion bzw. der Schulterblattadduktion gelegt

werden (Olenik, 1995, S.148).

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Bestehen bereits Überlastungserscheinungen wie z.B. rezidivierenden Myogelosen und

Tendinosen, so sollte neben balneophysikalischen Maßnahmen wie Massagen, Fango-

Paraffin-Packungen, Strombehandlungen, vor allen Dingen aktiv mit Krankengymnastik und

einer auf die Behinderung abgestimmten Rückenschule therapiert werden. Bei der

Behandlung von Rollstuhlfahrern gilt es eine baldmögliche volle Belastbarkeit der oberen

Extremitäten zu erzielen, um die Mobilität und damit die Selbständigkeit zu erhalten (Stöhr

und Zimmer, 1997, S.114).

Neben der Therapie mit dem Physiotherapeuten hat das Eigentraining einen hohen Stellenwert

in der Behandlung Querschnittgelähmter. Es sollte ein individuelles Übungsprogramm

erarbeitet werden, mit dem der Patient seine Probleme selbst therapieren kann. (Beckmann et

Klein-Neuhold, 2005, S.18).

In einer Studie von Curtis (1999) konnte die Effektivität eines solchen Übungsprogramms

nachgewiesen werden:

Bei dieser Studie wurden 42 Rollstuhlfahrer mittels Randomisierung in zwei Gruppen

aufgeteilt. Die eine Gruppe führte nach Einweisung selbständig täglich für 6 Monate ein

Übungsprogramm bestehend aus fünf Schulterübungen durch, die andere Gruppe machte

keine Übungen und galt als Kontrollgruppe.

Die Übungen umfassten zwei Dehnübungen für die ventrale Schultermuskulatur und drei

Kräftigungsübungen für die posteriore Schultermuskulatur (die Übungen sind im Anhang in

englischer Sprache einzusehen).

Zur Beurteilung der Schmerzen vor, während und nach der Studie, wurden ein selbst erstellter

Fragebogen und der WUSPI benutzt. Ziel des Übungsprogramms war die Reduzierung der

Schmerzen welche bei der Ausführung verschiedener ADLS auftraten.

Ergebnis: Während der PC(performance-corrected)-WUSPI-Score der Teilnehmer der

Kontrollgruppe nach den sechs Monaten um nur durchschnittlich 2,5% gesunken war, konnte

die Übungsgruppe ihren PC-WUSPI-Score um durchschnittlich 39,9% senken. Dieses

Ergebnis belegt die Wirksamkeit des Übungsprogramms. (Curtis, 1999, S.421ff)

4.3.3 Anpassungen und Aufklärung

Der positive Effekt von Umweltanpassungen und Aufklärung spiegelt sich in der Arbeit von

Daylan (1999), wo von 76 Rollstuhlfahrern mit Schmerzen im Bereich der oberen

Extremitäten 63% eine Therapie (hauptsächlich Medikamente, Massage und Physiotherapie)

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verordnet bekamen. Lediglich 27% bekamen Maßnahmen zur Anpassung/Verbesserung der

häuslichen Umgebung und der Rollstuhleinstellungen oder Informationen zur Aufklärung

über gelenkschonendes Verhalten.

Die Physiotherapie z.B. wurde von 56,1% als hilfreich und von 24,4% als extrem hilfreich

beurteilt, während hingegen Akupunktur von 57,1% der Personen mit Schulterschmerz als

nicht hilfreich eingestuft wurde.

Hinsichtlich der Anpassungen und der Aufklärung zeigt sich, dass ein deutlicher Großteil der

Personen (79,9-90,9%), diese Maßnahmen als hilfreich empfand:

Die Anpassung der häuslichen Umgebung empfanden 27,3% der Personen als hilfreich und

sogar 63,6% empfanden sie als extrem hilfreich. Die Verbesserung der Rollstuhleinstellungen

empfanden 27,3% als hilfreich und 54,5% als extrem hilfreich. Die Aufklärung über

gelenkschonendes Verhalten empfanden 53,3% als hilfreich und 26,6% als extrem hilfreich

(Daylan, 1999, S.193).

Aus der Studie geht also hervor, dass Aufklärung und die Anpassung der Umwelt dem

Rollstuhlfahrer mit Schulterschmerzen eine große Hilfe sind. Leider werden diese

Maßnahmen jedoch noch zu selten verschrieben (Daylan, 1999, S.191).

Laut Daylan (1999) und Pentland (1991) sind präventive und aufklärende Maßnahmen

bezüglich muskuloskelettaler Probleme notwendig, um eine fortbestehende Unabhängigkeit,

Produktivität und Lebensqualität bei Personen mit Querschnittlähmung zu gewährleisten

(Pentland, 1991, S.528 / Daylan, 1999, S.194f).

Die Aufklärung sollte folgende Punkte beinhalten: Erklärung grundlegender biomechanischer

Prinzipien, um Impingement und Überbelastung zu vermeiden und um schädliche

Bewegungspattern zu eliminieren, Aufklärung darüber wie man mit den ersten Zeichen von

Muskelverletzungen und –überbelastungen umgeht und das Vorstellen verschiedener

alternativer Techniken zur Arbeitserleichterung und zur Ausführung der ADLs (z.B.

verschiedene Handstellungen beim Transfer). Ergonomische Anpassungen der Umwelt, der

häuslichen Umgebung, des Arbeitsplatzes und des Rollstuhls sollten auch immer Teil der

Therapie sein. (Pentland, 1994, S.218+222 / Daylan, 1999, S.194f)

4.3.4 Sportliche Betätigung

Ob regelmäßiger Sport die Beschwerden in den oberen Extremitäten nun verschlimmert oder

eher vermeidet, ist wie bereits erwähnt noch nicht eindeutig geklärt.

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Auf jeden Fall ist zu bedenken, dass bei der

sportlichen Betätigung der gesamte Körper, vor

allem das Herz-Kreislaufsystem, positiv beeinflusst

wird. Das körperliche Training kann das

Aufkommen von Herzinfarkt und anderer

Krankheiten reduzieren. (Fullerton, 2003, S.1961 /

Janssen, 1997, S.701f / Schmid, 2004, S.A2180).

In der Studie von Karagoz (2003) konnte

nachgewiesen werden, dass querschnittgelähmte

Schüler, die seit mindestens zwei Jahren regelmäßig und ausgiebig Rollstuhlbasketball

trainieren, bessere Herzfunktionen aufweisen als ihre gleichaltrigen Mitschüler desselben

Internats (also mit einer beinahe identischen Lebensweise) die nicht regelmäßig Sport

machen. (Karagoz, 2003, S.419).

In der Studie von Schmid (1998) konnte nachgewiesen werden, dass die querschnittgelähmten

Rollstuhlbasketballerinnen des deutschen Nationalteams

ein größeres Herzvolumen aufweisen als die nicht so

sportlich aktiven Querschnittgelähmten der

Kontrollgruppe. Auch die Adaption des

Herzkreislaufsystems an körperliche Belastung und die

Leistung während eines Ergometer-Tests war bei den

Sportlern deutlich besser. (Schmid, 1998, S.529ff)

Schon kurz nach dem Unfall, also während der

Rehabilitation, wird dem Rollstuhlsport als Teil des

Trainings eine große Bedeutung zugeteilt. Er bietet Hilfe

zur Selbsthilfe, mit dem Ziel die Eigenverantwortlichkeit

für die Gesundheit zu stärken. Zudem fördert der

Rehabilitationssport die soziale Integration des Patienten

und bereitet auf den Behinderten- oder Wettkampfsport vor. Querschnittgelähmte, die Sport

treiben, erreichen einen hohen Selbstständigkeitsgrad. (Schmid, 2004, S.A2177 / Beckmann

et Klein-Neuhold, 2005, S.18).

Abbildung 7: Rollstuhlsport: Tennis

Abbildung 8: Rollstuhlbasketball

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Durch die Sporttherapie werden neben Verbesserung von Kondition, Ausdauer und Kraft

auch die Koordination, Reaktion und auch die Haltung verbessert (Beckmann et Klein-

Neuhold, 2001, S.186)

Beim Freizeit- und Breitensport stehen neben den somatischen Effekten Spaß, Geselligkeit,

Aktivierung der Eigeninitiative, Überwindung von Hemmungen und Hemmnissen, Steigerung

des Selbstvertrauens und Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund (Schmid, 2004,

A2179).

Eine durchweg positive Auswirkung des Sports auf den Rollstuhlfahrer sieht auch Strohkendl

(2006). Er schreibt: „Nur die aktive und regelmäßige Teilnahme am Rollstuhlsport sichert den

Beteiligten die gesundheitlichen und präventiven Wirkungen zur Bewältigung der

Alltagsaufgaben und vor allem ihrer beruflichen Belastungen. (…) Sportliches Handeln in

seinen vielfältigen Formen ermöglicht den Teilnehmern nicht nur die in den Kliniken

erworbenen körperlichen Leistung- und Funktionsfähigkeit zu verbessern, sondern ihren

Selbstwert als Person wieder zu finden und durch so

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Inwiefern es sich bei den Beschwerden in den oberen Extremitäten um ausstrahlende

Schmerzen aus dem Halswirbelsäulenbereich, bzw. um Folgeschäden einer ursprünglichen

HWS-Problemtik handelt, wurde leider in keiner der Studien untersucht.

Aufgrund der Mehrbelastung der Arme (Stütz- und Schubbelastung, Arbeiten über

Schulterhöhe), der oft kyphotischen Sitzhaltung mit protrahierten Schultern, und der Tatsache,

dass Rollstuhlfahrer aufgrund der ständigen Sitzhaltung oft nach oben schauen müssen, lässt

sich jedoch eine häufig auftretende HWS-Symptomatik vermuten.

Es gilt also hinsichtlich dieser Thematik in Zukunft weitere Untersuchungen anzustellen.

Da die Querschnittgelähmten besonders stark von ihren oberen Extremitäten abhängig sind,

haben Verletzungen und Schmerzen in den Armen eine große funktionelle Auswirkung auf

den Alltag. Die Aktivitäten des täglichen Lebens bei deren Ausführung Schmerzen auftreten,

sind meist Tätigkeiten, die für die Teilnahme an der Gesellschaft notwendig sind (Rollstuhl

fahren, Transfer, Rollstuhl ins Auto laden, arbeiten).

Werden die Aktivitäten aufgrund der Schmerzen eingeschränkt, bedeutet dies einen Verlust

der Unabhängigkeit und der Lebensqualität.

Zwar hat sich gezeigt, dass die Stärke der empfunden Schmerzen häufig nur im leichten bis

mittleren Bereich liegt, aber auch leichte Schmerzen können den Betroffenen davon abhalten,

am gesellschaftlichen Alltag teilzunehmen, da die Schmerztoleranz und die Bereitschaft zur

längeren Ausführung unangenehmer Aktivitäten vor allem bei chronischen Beschwerden

abnehmen können. Auch die Möglichkeit einer wiederkehrenden Verschlimmerung der

Beschwerden mag den einen oder anderen Rollstuhlfahrer davon abhalten, anstrengende

Aktivitäten überhaupt erst auszuführen.

Dies ist nur allzu verständlich, wenn man sich noch einmal verdeutlicht, wie sehr die

Rollstuhlfahrer von der Funktionsfähigkeit ihrer Arme abhängen. Das Beschwerdebild eines

Patienten mit akutem Impingementsyndrom ist einem Physiotherapeuten nur zu gut bekannt –

stellt man sich nun den Alltag eines Rollstuhlfahrers mit diesen Beschwerden vor, so kann

man sich denken, wie schwierig schon allein die Fortbewegung ist, vor allem wenn es heißt

eine Rampe hochzufahren oder sich ins Auto umzusetzen und den Rollstuhl einzuladen. Auch

die Tatsache, dass ein Rollstuhlfahrer viel häufiger nach vorne oben hochgreifen muss (um

z.B. einen Wasserhahn zu bedienen), verdeutlicht, dass ihn die Beschwerden weit mehr

einschränken als einen Fußgänger.

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Welche Bedingungen die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten

begünstigen, wird immer noch diskutiert.

Ob die Dauer der Behinderung Einfluss auf das Schmerzvorkommen hat, ist nicht geklärt, da

es Studien gibt, die dafür sprechen und welche, die dagegen sprechen.

Da die Ursache der Armbeschwerden bei Rollstuhlfahrern allgemein auf die Mehrbelastung

der oberen Extremitäten geschoben wird, ist verwunderlich, dass eine schon länger

andauernde Behinderung nicht auch nachweislich vermehrt Beschwerden mit sich bringt.

Ebenso verhält es sich mit dem Faktor Alter. Da allgemein bewiesen ist (und die Ergebnisse

der Studien von Lal und Escobedo weisen dies auch bei Rollstuhlfahrern nach), dass es im

Laufe des Alters zu degenerativen Veränderungen in den Gelenken kommt, ist es nur schwer

nachzuvollziehen, warum dies nicht auch zu einem vermehrten Aufkommen von Schmerzen

führt.

Man muss aber bedenken, dass ältere oder schon lang im Rollstuhl sitzende Rollstuhlfahrer

die zwar keine Schmerzen haben, trotzdem starke Degenerationen in den Gelenken haben

können. In der Studie von Lal (1998) wurde dies ja deutlich indem sich herausstellte, dass bei

72% der querschnittgelähmten Probanden degenerative Veränderungen in den Schultern

nachgewiesen werden konnten, während nur 11% Schmerzen angaben.

Eventuell haben die älteren Personen oder die Personen mit der länger bestehenden

Behinderung es auch einfach nur besser gelernt mit den Beschwerden umzugehen, und wissen

besser, wie Schmerz zu vermeiden bzw. wie auf erste Warnzeichen zu reagieren ist.

Dass die Höhe der Läsion Auswirkung auf das Auftreten von Beschwerden haben kann, ist

leicht nachzuvollziehen, da eine hohe Läsion (Tetraplegie) bedeutet, dass die Arme

mitbetroffen sind. Dies allein kann schon für Schmerzen in den Armen sorgen

(neuropathische Schmerzen oder Schmerzen wg. Spastik). Aufgrund der Lähmung mancher

Armmuskeln ergibt sich ohnehin ein deutliches muskuläres Ungleichgewicht.

Auch bei hochgelähmten Paraplegikern lässt sich anhand der beeinträchtigten

Rumpfmuskulatur eine Mehrbelastung der Arme erklären, da der Rumpf bei der Ausführung

der ADLs (z.B. Transfer) nicht so gut mithelfen kann und da bei z.B. Arbeiten über

Schulterhöhe die optimale Gegenkraft/Fixation aus dem Rumpf fehlt.

Es gibt allerdings auch Studien, die keine Korrelation zwischen der Höhe der Läsion und dem

Auftreten von Schulterschmerzen nachweisen konnten.

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In Bezug zu Sport und der Entwicklungsneigung von Schmerzen gibt es ebenfalls keine

eindeutigen Ergebnisse.

Man sollte hierbei bedenken, dass es ein großes Angebot an verschiedenen

Rollstuhlsportarten mit unterschiedlichem Verletzun

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Auch wenn bei bestehenden Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten scheinbar nur

selten Maßnahmen zur Anpassung von Rollstuhl und Umwelt und zur Aufklärung über

gelenkschonendes Verhalten verschrieben werden, so konnte doch nachgewiesen werden,

dass die Aufnahme dieser Aspekte in die Therapie, sprich also eine gezielte Änderung der

Umweltbedingungen und des eigenen Verhaltens, von den Patienten als besonders hilfreich

empfunden wird. Eine Umstellung der Lebensweise führ also zur Schonung der oberen

Extremitäten und hat somit weiterleitend einen positiven Einfluss auf die Beschwerden.

Anhand dieser Ergebnisse zeigt sich, dass durch eine gezielte Beeinflussung der Faktoren,

welche die Entwicklung von Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten begünstigen,

Verbesserungen, wie z.B. die Reduzierung der Belastung oder ein Rückgang der

Beschwerden, erreicht werden können.

Die aufgestellte Hypothese konnte somit also erfüllt werden.

Physiotherapie, Sport, Aufklärung und Anpassungen der Umwelt sind wichtige Maßnahmen

zur Reduzierung von Beschwerden im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern.

Weitere Studien wären wünschenswert, um dies noch eindeutiger belegen zu können.

5.2 Kritische Betrachtung der eigenen Vorgehensweise

Das Hauptziel dieser Facharbeit war es, mittels Recherche einen Überblick über das Thema

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern mit

Paraplegie zu liefern. Aufgrund der sich darbietenden Fülle an Informationen innerhalb der

internationalen Literatur, stellte es sich als zu umfangreich heraus, die mitunter

widersprüchlichen Ergebnisse nach ihrer Gewichtung und Aussagekraft abzuwägen. Daher

wurden die verschiedenen Ergebnisse in dieser Arbeit vorerst nur vorgestellt.

Der nächste Arbeitsschritt wäre dann eine detaillierte Betrachtung der zusammengetragenen

Informationen und eine Analyse hinsichtlich der Stichhaltigkeit der einzelnen Studien. So

wäre z.B. eine aktuelle Studie mit einer großen Teilnehmerzahl (und möglichst homogenen

Teilnehmern), die mittels Randomisierung in verschiedene Gruppen einschließlich einer

Kontrollgruppe eingeteilt wurden, aussagekräftiger als andere Arbeiten.

Eine solche nähere Betrachtung würde eine eindeutigere Darstellung des aktuellen

Wissensstandes liefern.

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5.3 Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten bei Rollstuhlfahrern ist wie sich gezeigt hat

ein sehr aktuelles und ein sehr ausführlich bearbeitetes Thema.

Allerdings findet man in der deutschen Literatur nur wenige Informationen bezüglich dieser

Thematik. Da es in Deutschland etwa 16.800 Querschnittgelähmte gibt, ist aber ein großer

Bedarf an aktuellen Informationen vorhanden – vor allem unter den Physio- und

Ergotherapeuten, da diese Berufsgruppen mit dem richtigen Wissen maßgeblich zur

Reduzierung der Beschwerden und zur Prävention beitragen können.

Eine beginnende Beteiligung an der Forschung seitens der medizinischen Fachberufe in

Deutschland spiegelt sich in den Arbeiten von Schmid et al. und Stöhr et Zimmer.

In naher Zukunft beginnt sogar eine große Studie zum Thema Schulterschmerz bei

Rollstuhlfahrern an der Uni-Klinik in Heidelberg: In dieser Studie sollen „die

Einflussfaktoren (Lähmungsdauer, Alter bei Lähmungseintritt, etc.) und ihre Bedeutung bei

der Entstehung von Schultergelenksbeschwerden bei paraplegischen Patienten“ mit Hilfe von

klinischen und kernspintomographischen Untersuchungen erfasst werden, da es diesbezüglich

noch keine wissenschaftlichen (eindeutigen) Erkenntnisse gibt.

Dies ist der Zeitschrift „Rollstuhlsport“ des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (Nr.5 / Mai

2007 / S.11) zu entnehmen, in der ein Aufruf zur Teilnahme an dieser Studie aufgeführt ist.

Die Aktualität des Themas Schulterschmerz bei Rollstuhlfahrern und die Notwendigkeit zur

weiteren Forschung werden also deutlich.

Wie bereits erwähnt, besteht ein deutlicher Studienmangel hinsichtlich der Berücksichtigung

der Halswirbelsäule im Zusammenhang mit Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten

bei querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern. Ebenso bedarf es weiterer Studien, die vor allem

die Effektivität der Physiotherapie hinsichtlich der Vermeidung und Reduzierung von

Beschwerden bei Rollstuhlfahrern belegen.

Ob die ausstehende Studie in Heidelberg diese Faktoren mitberücksichtigt, bleibt abzuwarten.

Auf jeden Fall gilt es, die zukünftigen Entwicklungen zu beobachten und neue Erkenntnisse

in die Behandlung von Paraplegikern mit einfließen zu lassen, um so das Vorkommen von

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten möglichst gering zu halten und um dadurch

die Lebensqualität der Rollstuhlfahrer und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu

verbessern.

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erteMenschen2005,property=file.pdf (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο www.drs.org: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS) (letzter

Zugriff: 02.09.07)

7 Abbildungsverzeichnis

Ο Abbildung 1: Escobedo, E.M. et al.: „MR imaging of rotator cuff tears in individuals

with paraplegia“; American Journal of Roentgenology, 168(5), S. 920, 1997

Ο Abbildung 2: Boninger, M.L. et al.: „Shoulder imaging abnormalities in individuals with

paraplegia“; J Rehabil Res Dev, 38(4), S. 404; 2001

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Ο Abbildung 3: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/sport/breit.html http (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο Abbildung 4: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/fb/basketball.html (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο Abbildung 5: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/fb/leichtathletik.html (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο Abbildung 6: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/fb/leichtathletik.html (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο Abbildung 7: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/fb/fb.html (letzter Zugriff: 02.09.07)

Ο Abbildung 8: Internetseite des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS);

http://www.drs.org/fb/basketball.html (letzter Zugriff: 02.09.07)

8 Tabellenverzeichnis

Ο Tabelle 1: selbst erfasst aus den in der Tabelle angeführten Studien (siehe unter Artikel)

9 Anhang

Description of exercise protocol (Curtis, 1999)

Exercises are to be performed daily, 7 days per week.

Strengthening Exercises

All strengthening exercises are done one arm at a time wih strap secured firmly around wrist

while other end is attached to a doorknob or a similar stable object. Position wheelchair far

enough away to take up the slack in the band.

You may feel fatigued while performing these exercises but you should not feel a sharp pain.

If you feel a sharp pain, STOP and call the research team.

1. Scapular retraction

− Attach band to wrist.

− Face the door so that the band is in front of you with your arm straight.

− With arm at chest level, pull one arm back in a rowing motion.

− Return slowly to the starting position.

− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.

− Repeat with other arm.

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2. Shoulder External Rotation

− Turn wheelchair so that you are at a 90° angle to the door.

− Attach the band to the wrist that is furthest from the door.

− Place yourself far enough away so that the band’s tension allows your hand to rest on

your abdomen, with your elbow bent to a 90° angle, with your elbow at your side.

− Keeping your elbow at your side and bent 90°, pull your wrist away from the door and

bring your wrist as far as you can toward the opposite side.

− Your elbow should stay at your side and bent throughout the motion.

− Return slowly to the starting position.

− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.

− Repeat with other arm.

3. Shoulder Adduction

− Position your wheelchair so that you are at a 90° angle to the door with your elbow

straight.

− Attach the band to the wrist that is closest to the door.

− Pull your wrist down toward your side while keeping your elbow straight and thumb

pointed down.

− Return slowly to the starting position.

− Repeat for 3 sets of 15 repetitions.

− Repeat with other arm.

Stretching Exercises:

All stretching exercises are done with wheelchair positioned in doorway so that the arm to be

stretched will just fit behind the door jamb without having to lean forward or backward in the

wheelchair.

You should feel some tension in the muscle with a firm prolonged stretch, but never a sharp

pain. If you feel a sharp pain, STOP and call the research team.

4. Pectoral Stretch

− With elbow at shoulder height and elbow bent to 90°, place forearm on doorjamb,

making contact from elbow to wrist.

− Lean slightly forward until a firm stretch is felt in the chest region.

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− Repeat for 5 repetitions, holding for 20 to 30 seconds each time.

− Repeat with the other arm.

5. Biceps Stretch

− Position arm at a 45° angle, elbow straight and thumb up.

− Place lower forearm against doorjamb. You may hold onto the doorjamb if you would

like.

− Rotate wheelchair AWAY from arm until you feel a stretch in the biceps muscle.

− Repeat for 5 repetitions, holding for 20 to 30 seconds each time.

− Repeat with the other arm.