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Schritt für Schritt zum Nullenergiegebäude Leitfaden energiebewusstes Bauen für Dienstleistungsgebäude in Wien

Schritt für Schritt zum Nullenergiegebäude - wien.gv.at · Inhaltsverzeichnis 5 Bewertungssysteme für nachhaltige Immobilien 40 5.1 Green Building 40 5.1.1 Kriterien 40 5.1.2 Bewertung

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  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

  • IMPRESSUM MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Magistrat der Stadt Wien Magistratsabteilung 20 - Energieplanung www.energieplanung.wien.at

    STRATEGISCHE GESAMTKOORDINATION Bernd Vogl Herbert Ritter Barbara Sigmund Magistratsabteilung 20 Energieplanung

    ERSTELLT DURCH Margot Grim Klemens Leutgb e7 Energie Markt Analyse GmbH

    REDAKTIONS- UND ABSTIMMUNGSTEAM Martin Eisenschien (Erste Group Immorent) Erich Fiala (Dr. Ronald Mischek) Christian Eberhard (Raiffeisen evolution) Walter Sturm (Magistratsabteilung 21B) Herwig Kroat (Magistratsabteilung 19) Martin Scherer (Magistratsabteilung 34) Christian Phn (Magistratsabteilung 39) Michael Minarik (Magistratsabteilung 34) Berthold Lehner (Wohnfonds Wien) Herbert Angrner (Magistratsdirektion-Bauten und Technik) Georg Gnsberg (Magistratsabteilung 20)

    COVERFOTO Technologiezentrum Aspern IQ/ATP

    LAYOUT Jrgen Bres/altanoite.com

    DRUCK Magistratsabteilung 21A - Reprographie Gedruckt auf kologischem Papier aus der Mustermappe von koKauf Wien

    Verlags- und Herstellungsort: Wien, September 2012

    http:Bres/altanoite.comhttp:www.energieplanung.wien.at
  • Schritt fr Schritt zum Nullenergiegebude Leitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    erstellt durch

    Margot Grim Klemens Leutgb e7 Energie Markt Analyse GmbH

    September 2012

    im Auftrag der Magistratsabteilung 20 Energieplanung

  • 4

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    1 Vorwort e 6

    2 Der Leitfaden 10

    3 Nachhaltigkeit im berblick 12 3.1 Kriterien fr nachhaltige Dienstleistungsgebude in Wien 12 3.2 Zustzliche Kriterien fr ein umfassend nachhaltiges Gebude 13

    4 Die Projektphasen 14 4.1 Projektvorbereitung/Bedarfskonkretisierung 16 4.1.1 Bedarfserhebung 16 4.1.2 Zieldefinition 16 4.1.3 Darstellung von Rahmenbedingungen 17 4.1.4 Auslobungsunterlagen bzw. Planerinnenbriefing bzw. Planerbriefing 19 4.2 Bauknstlerischer Wettbewerb/Wahl des Planungsteams 20 4.2.1 Prqualifikation 20 4.2.2 Stdtebau bzw. Massenstudie 21 4.2.3 Weitreichend ausgearbeitete Beitrge (z.B. 2. Wettbewerbsstufe) 23 4.3 Planungsvertrag 26 4.4 Vorentwurfsplanung 27 4.4.1 Erarbeitung von Varianten 28 4.4.2 Integrale Planung 28 4.4.3 Steuerung und Regelung des Gebudes 29 4.4.4 Energieverbrauchsmonitoring fr den Gebudebetrieb 29 4.5 Entwurfsplanung 30 4.5.1 Optimierung der Planung 30 4.5.2 Steuerung und Regelung des Gebudes 31 4.5.3 Ausstattung fr ein Energieverbrauchsmonitoring (EVM) 31 4.6 Einreichplanung und Einreichung 32 4.7 Detail- und Ausfhrungsplanung 32 4.7.1 Mess-, Steuer- und Regelungstechnik 32 4.7.2 Vermeidung von Wrmebrcken 32 4.7.3 Effiziente Produkte 33 4.8 Ausschreibung und Kostenermittlungsgrundlage 34 4.8.1 Leistungsverzeichnisse 34 4.8.2 Funktionale Leistungsbeschreibung 34 4.9 Ausfhrung und rtliche Bauaufsicht 35 4.9.1 Qualitt der Gebudehlle 35 4.9.2 Haustechnik 36 4.10 Projektfertigstellung und Inbetriebnahme 37 4.10.1 bergabezeitpunkt 37 4.10.2 Die Inbetriebnahme als Prozess 38 4.10.3 Energieeffizienz und nachhaltige Beschaffung 39

  • Inhaltsverzeichnis

    5 Bewertungssysteme fr nachhaltige Immobilien 40 5.1 Green Building 40 5.1.1 Kriterien 40 5.1.2 Bewertung 40 5.1.3 Marketingnutzen 40 5.1.4 Kontakt 40 5.2 klima:aktiv 41 5.2.1 Kriterien 41 5.2.2 Bewertung 41 5.2.3 Marketingnutzen 41 5.2.4 Kontakt 41 5.3 TQB des GNB 42 5.3.1 Kriterien 42 5.3.2 Bewertung 42 5.3.3 Marketingnutzen 42 5.3.4 Kontakt 42 5.4 GNI 43 5.4.1 Kriterien 43 5.4.2 Bewertung 43 5.4.3 Marketingnutzen 43 5.4.4 Kontakt 43 5.5 LEED 44 5.5.1 Kriterien 44 5.5.2 Bewertung 44 5.5.3 Marketingnutzen 44 5.5.4 Kontakt 44 5.6 BREEAM 45 5.6.1 Kriterien 45 5.6.2 Bewertung 45 5.6.3 Marketingnutzen 45 5.6.4 Kontakt 45 5.7 Inhaltliche Schwerpunkte der einzelnen Gebudebewertungssysteme 46

    6 Best Practice Projekte in Wien 48 6.1 Office Park EURO PLAZA 48 6.2 Wienenergie Stromnetz Unternehmenszentrale 50 6.3 Marina Tower 52 6.4 Aspern IQ 55

    7 Literatur 58

    5

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    1 Vorworte

    Maga Maria Vassilakou Wiener Vizebrger

    meisterin

    Die Steigerung der Energieeffizienz ist eine

    der wichtigsten Sulen einer nachhaltigen

    Energieversorgung. Insbesondere in einer

    wachsenden Millionenstadt wie Wien ist die

    Art und Weise, wie in Zukunft Gebude errichtet

    werden, mageblich, um eine tatschliche

    Reduktion des Energieverbrauchs zu erzielen.

    Diese steht auch nicht in Widerspruch zum

    Ziel, hohe Gebudequalitt zu gewhrleisten

    ganz im Gegenteil. Den Dienstleistungs

    gebuden wird dabei eine besonders

    wichtige Rolle zukommen.

    Die Stadt Wien widmet dem nachhaltigen

    Bauen in diesem Segment besondere Aufmerk

    samkeit und will dabei frhzeitig im

    Planungs- und Projektentwicklungsprozess

    alle beteiligten Akteure adressieren. Die

    Weiterentwicklung der Umweltvertrglichkeit

    und verstrkte Bercksichtigung der Gesamt

    energiebilanz von Dienstleistungsgebuden

    rcken kombiniert mit verstrktem Einsatz

    von erneuerbaren Energietrgern immer

    mehr in den Vordergrund.

    Wien geht den Weg in Richtung Nullenergie

    gebude auch bei Dienstleistungsgebuden.

    Der vorliegende Gebudeleitfaden soll dabei

    ein wichtiger Orientierungspunkt sein und

    all jenen Akteuren Hilfestellung und Leitlinien

    bieten, die in der Projektentwicklung

    und Planung nachhaltiges Bauen

    ins Zentrum rcken.

    Dipl.-Ing.in

    Brigitte Jilka, MBA Wiener

    Stadtbaudirektorin

    Energieeffiziente Dienstleistungsgebude

    sind fr eine Grostadt wie Wien essentiell.

    Um auch zuknftig als Stadt am Puls der Zeit

    zu bleiben, setzen wir auf eine innovative

    energieeffiziente Gebudestruktur. Moderne

    Architektur kombiniert mit einer intelligen

    ten Haustechnik, erneuerbaren Energien und

    einer hochwertigen Gebudehlle bilden den

    Grundstock fr eine zukunftsweisende Stadt.

    Mit dem vorliegenden Leitfaden werden

    Mastbe fr Dienstleistungsgebude in Wien

    mit einem Schritt in Richtung Nullenergie

    gebude gesetzt, untersttzt von der

    Magistratsdirektion der Stadt Wien

    Stadtbaudirektion.

    6

    http:Dipl.-Ing.in
  • 1 Vorworte

    Mag. Bernd Vogl Leiter der Magistrats

    abteilung 20

    Energieplanung

    Etwa ein Drittel des Energieverbrauchs und

    der Emissionen gehen weltweit zu Lasten von

    Gebuden und ihrer Nutzung in sterreich

    sind es knapp 40%. Whrend bei den beste

    henden Wohngebuden die Bereitstellung von

    Wrme eindeutig im Vordergrund steht, steigt

    die Bedeutung der elektrischen Anwendungen

    bei den Nichtwohngebuden gemessen am

    CO2-Verbrauch mit ber 50% siehe nachste

    hende Abbildung.

    Insbesondere die Beleuchtung, Lftung und

    Khlung sind neben den jeweils nutzungs

    spezifischen Gerten wie Computern und

    Produktionsmaschinen die signifikanten

    Energieverbraucher und somit Betriebs

    kostentreiber. Whrend bei konventionellen

    Gebuden die Betriebskosten einen Kostenan

    teil von 60 bis 80% gemessen an den Gesamt

    kosten eines Gebudes (= Planung, Errichtung,

    Betrieb und Erhaltung, Erneuerung, Abriss

    und Entsorgung) ausmachen, zielen nach

    haltige Gebude darauf ab, ein Optimum des

    Verhltnisses zwischen Investitions- und

    Betriebskosten zu finden, sodass langfristig

    gesehen niedrige Gesamtkosten bzw. Lebens

    zykluskosten anfallen.

    Aufgrund der generellen Langlebigkeit von

    Gebuden kann sich die Situation ergeben,

    dass ein heute in herkmmlicher Weise

    standardgem erbautes Objekt, 2020 schon

    vollkommen veraltet und uninteressant fr

    Investoren bzw. Mieterinnen und Mieter

    57%

    7%

    36%

    41%

    8%

    51%

    80

    60

    40

    20

    0 Nichtwohngebude 39% Wohngebude 61%

    Prozent

    p direkte Brennstoffnutzung p Fernwrme p Strom

    Abb. 1 Quelle: Nullenergiegebude vom Verlag Detail Green Books, 2011, Seite 10

    7

  • 8

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    sein kann. Nur durch eine zukunftsweisende

    Planung und Errichtung lsst sich Abhilfe

    schaffen.

    So wird ein heute erbautes Nullenergiehaus

    2020 zum Standard gehren, mit dem Bestre

    ben ein Plusenergiehaus daraus zu machen.

    Kurz zur Erklrung: Ein Nullenergiehaus ist

    ein Gebude, das eine sehr hohe Gesamt

    energieeffizienz aufweist. Der fast bei Null

    liegende oder sehr geringe Energiebedarf

    sollte zu einem ganz wesentlichen Teil durch

    Energie aus erneuerbaren Quellen, die am

    Standort oder in der Nhe erzeugt wird,

    gedeckt werden. Ein Plusenergiehaus hin

    gegen erzeugt einen berschuss an Energie.

    Europaweit prgt die Europische Union seit

    dem Jahr 2010 den Gebudestandard des

    nearly-zero-energy-building oder Niedrigst

    energiegebudes, der in der EU-Gebudericht

    linie (Richtlinie 2012/31/EU) verankert ist und

    bis zum Jahr 2020 Standard fr alle Mit

    gliedsstaaten werden soll.

    Die Vorteile energieeffizienter Gebude liegen

    auf der Hand: abgesehen von den technischen

    Vorteilen und des hheren Komforts fr Nut-

    zerinnen und Nutzer, werden durch den nied

    rigeren Heiz- und Strombedarf Betriebskosten

    gesenkt und somit auch die Attraktivitt der

    Immobilie fr potentielle Mieterinnen und

    Mieter gesteigert. Weiters knnen CO2-Emis

    sionen eingespart und der bermige Einsatz

    natrlicher Ressourcen vermieden werden.

    Mittels geeigneter Nachhaltigkeitszertifizie

    rung, wobei es die Mglichkeit zwischen

    mehreren internationalen bzw. nationalen

    Gebudebewertungssystemen gibt, wird das

    Dienstleistungsgebude nebenbei noch zu

    einem Aushngeschild in der Gebude

    landschaft.

    Um den Bau eines nachhaltigen Dienstleis

    tungsgebudes nicht nur kostenoptimal zu

    gestalten, sondern es auch technisch mg

    lichst lang am Puls der Zeit zu erhalten ist

    eine zukunftsweise Planung bzw. Errichtung

    eine Grundvoraussetzung, die mittels Zuhilfe

    nahme des vorliegenden Leitfadens der Stadt

    Wien einfacher erreicht werden kann.

    Dieser soll Wiener Projektentwicklerinnen und

    Projektentwicklern eine Hilfestellung zum

    nachhaltigen Bauen geben. Er fhrt Schritt fr

    Schritt durch jede einzelne Projektphase und

    gibt Anleitung zur integralen Planung. Einen

    umfassenden berblick ber alle relevanten

    Nachhaltigkeitskriterien gibt Kapitel 3. Wie

    man diese konkretisiert und sie optimal in den

    Planungsprozess integriert wird in Kapitel 4

    gezeigt. Damit soll sichergestellt werden, dass

    die Ziele whrend der Planung nicht aus den

    Augen verloren gehen und schlussendlich auch

    erreicht werden. In Kapitel 5 werden jene

    Nachhaltigkeitskriterien fr Neubau- aber

    auch Sanierungsvorhaben berblicksweise

    dargestellt, die in sterreich verfgbar sind.

  • 9

    1 Vorworte

    Dipl.-Ing.in Brigitte Jilka, MBA Wiener

    Stadtbaudirektorin

    Energieeffiziente Dienstleistungsgebude

    sind fr eine Grostadt wie Wien essentiell.

    Um auch zuknftig als Stadt am Puls der Zeit

    zu bleiben, setzen wir auf eine innovative

    energieeffiziente Gebudestruktur. Moderne

    Architektur kombiniert mit einer intelligen

    ten Haustechnik, erneuerbaren Energien und

    einer hochwertigen Gebudehlle bilden den

    Grundstock fr eine zukunftsweisende Stadt.

    Mit dem vorliegenden Leitfaden werden

    Mastbe fr Dienstleistungsgebude in Wien

    mit einem Schritt in Richtung Nullenergie

    gebude gesetzt, untersttzt von der

    Magistratsdirektion der Stadt Wien

    Stadtbaudirektion.

  • 10

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    2 Der Leitfaden Der Leitfaden versteht sich als Hilfestellung fr einen integralen Planungsprozess von nachhaltigen

    Gebuden und bietet der Projektentwicklerin bzw. dem Projektentwickler Orientierung zur optimalen

    Entwicklung ihrer bzw. seiner Immobilie. In diesem Leitfaden werden unter nachhaltigen Gebuden

    jene Gebude verstanden, die einerseits keine bzw. weniger Nachteile auf die Umwelt haben, aber auch

    konomisch rentabel fr Bauherrinnen und Bauherren und Nutzerinnen und Nutzer sind. Es werden

    auch andere Kriterien betrachtet, wie z.B. der Komfort.

    Bei nachhaltigen Gebuden steht fr alle Beteiligten im Vordergrund einen Mehrwert zu generieren.

    Dieser Mehrwert kann sich durch den alleinigen Imagegewinn im Bereich Corporate Social Responsibi

    lity ausdrcken, aber auch in einer hheren Wirtschaftlichkeit aufgrund geringeren Betriebskosten oder

    hherer Produktivitt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da sich diese in der jeweiligen Immobilie

    wohler fhlen.

    Folgende sechs Schwerpunkte werden in Wien als besonders relevant erachtet. Dabei ist die Reihenfolge

    der Kriterien gleichzusetzen mit deren Stellenwert fr die Stadt Wien:

    Abb. 2 Die Prioritten der Stadt Wien im Bereich des energiebewussten und nachhaltigen Bauens

    Der Leitfaden ist so konzipiert, dass er einen idealen Planungsprozess abbildet. Jede Planungsphase

    baut auf die vorhergegangene auf und es werden jeweils jene Ttigkeiten angefhrt, die fr die Planung

    eines nachhaltigen Gebudes relevant sind. Dabei konzentriert sich der Planungsleitfaden auf Ttigkei

    ten, die besonders fr energieeffiziente und nachhaltige Bauten notwendig sind und gegebenenfalls eine

    nderung zu bekannten und blichen Planungswegen darstellen.

    Entscheidet sich die Projektentwicklerin bzw. der Projektentwickler erst in einer spteren Projektent

    wicklungsphase, ein nachhaltiges Gebude zu errichten, so ist es dennoch sinnvoll, den Leitfaden von

    Beginn an zu studieren. Gegebenenfalls sind vorgeschlagene Aktivitten der vorangegangenen Pla

    nungsphasen nicht durchgefhrt worden und knnen noch sinnstiftend mit akzeptierbarem Aufwand

    in einer spteren Phase nachgeholt werden.

    Gebudehlle optimieren

    Stromverbrauch reduzieren

    Langlebigkeit forcieren

    Nachhaltige Mobilitt frdern

    Erneuerbare Energien nutzen

    kologisches Handeln untersttzen

  • BLaU zustzliche Nachhaltigkeitskriterien neben Energieeffizienz

    gRN Achtung bei Nachhaltigkeitszertifizierung

    Rot Achtung bei Gebudesanierung

    oRaNgE Achtung bei Wohngebuden

    gELB Achtung bei Frdereinreichung

    2 Der Leitfaden

    Der Leitfaden zielt schwerpunktmig auf das Thema Energieeffizienz im Neubau von Dienstleis

    tungsgebuden ab. Es sind jedoch nach jedem Kapitel farblich hinterlegte Informationen platziert, die

    weitere Hinweise zu folgenden Themen geben:

    Dieser Leitfaden ist primr fr Bauherrinnen und Bauherren bzw. Projektentwicklerinnen und Projekt

    entwickler fr Dienstleistungsgebude konzipiert.

    11

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    3 Nachhaltigkeitskriterien im berblick 3.1 Kriterien fr energiebewusste Dienstleistungsgebude in Wien

    KRitERiUm BERPRfBARE EINHEIT EinfLUSSfAKtOREn PV WB VE E DP A BA IB Nutzenergiebedarf Heizwrmebedarf

    Aueninduzierter Khlbedarf Architektonisches Konzept (Ausrichtung, Kompaktheit,

    Glasflchenanteil, Verschattungseinrichtungen) Bauphysikalische Kennwerte Wirksame Speichermasse Luft- und Winddichte

    p p p s s

    Endenergiebedarf Primrenergiebedarf

    Endenergiebedarf Beleuchtungsenergiebedarf Raumlufttechnikenergiebedarf Gesamtenergieeffizienz Primrenergiebedarf Energieaufbringung

    Architektonisches Konzept (Ausrichtung, Kompaktheit, Glasflchenanteil, Verschattungseinrichtungen) Bauphysikalische Kennwerte Wirksame Speichermasse Heizung, Lftung, Khlung, Elektro (Abgabe- und

    Versorgungssysteme, Steuer- und Regelungssysteme) Erneuerbare Energie Luft- und Winddichte

    p s p p s s

    Qualitt der Bauausfhrung

    Messungen und Protokolle zur Qualittskontrolle Khlenergiebedarf

    Luftdichtigkeitstests Thermographie Raumluftmessungen Akustikmessungen

    s s p p Wrmebrckenfreiheit Lngenbezogener

    Wrmebrckenverlustkoeffizient Lngenbezogene Wrmebrcken der Gebudehlle s p p p

    Energieverbrauchsmonitoring

    Ausstattung fr ein Energieverbrauchsmonitoring

    Hardware und Software fr ein umfassendes Energieverbrauchsmonitoring Automatisierungskonzept Zhlerstruktur (Strom, Wrme, Wasser)

    s s p p s s Lebenszykluskosten Lebenszykluskosten pro Bezugsgre im

    Betrachtungszeitraum Flcheneffizienz Errichtungskosten Energie- und Wasserkosten Kosten fr Wartung, Betriebsfhrung, Instandhaltung, Instandsetzung Produktlebensdauer Kalkulationsparameter (Betrachtungszeitraum, Bezugsgre,

    Diskontierungssatz, Preissteigerungsrate, etc.)

    p p p p s s

    Drittverwendungs- bzw. Umnutzungsfhigkeit

    Flexibilitt des Gebudes Massivbau vs. Leichtbau Raumhhe Gebudeausbau Elektroinstallationen, Wasser-, Heizungs- und Khlungsversorgung Beleuchtung Lftung Dimensionierung der Versorgungsschchte

    s p p p s

    Fahrradkomfort Qualitt der Fahrradabstellpltze Duschmglichkeiten

    Platzierung, Anzahl, Anordnung, Versperrbarkeit, berdachung von Fahrradabstellpltzen Platzierung und Anzahl von Dusch- und Umkleidemglichkeiten

    s p p E-Mobilitt Qualitt der E-Mobilittseinrichtungen E-Tankstellen im Gebude s p p s Erneuerbare Energietrger CO2-Aussto

    Energieaufbringung Primrenergiebedarf Erneuerbare Energie CO2-Aussto

    s s p p s kologische Materialien OI3-Index

    Verzicht auf HFKW Verzicht auf PVC

    Baumaterialien (HFKW-frei, PVC-frei, zertifiziert, recycliert, regional, Ressourcenverbrauch bei der Herstellung, etc.) Chemikalienmanagement

    s s p p p p kologische Baustelle Abfallarme Baustelle

    Lrmarme Baustelle Staubarme Baustelle Umweltschutz auf der Baustelle

    Abbruch-, Trenn-, Recyclingkonzept Baustellenlogistik Lagerung von Sand, Kies und Schutt Besprhung von Abfallfraktionen Reinigung der Baustelle

    p p

    Tab. 1 Nachhaltigkeitskriterien fr Projektentwicklerinnen und Projektentwickler in Wien. Quelle: e7

    s = groer Einfluss auf das Kriterium in dieser Planungsphase p = grtmglicher Einfluss auf das Kriterium in dieser Planungsphase

    PV = Projektvorbereitung DP = Detail- und Ausfhrungsplanung WB = bauknstlerischer Wettbewerb A = Ausschreibung VE = Vorentwurfsplanung BA = Bauausfhrung E = Entwurfsplanung IB = Inbetriebnahme

    12

  • 3 Nachhaltigkeitskriterien im berblick

    3.2 Zustzliche Kriterien fr ein umfassend nachhaltiges gebude

    KRitERiUm BERPRfBARE EINHEIT EinfLUSSfAKtOREn PV WB VE E DP A BA IB Standort Distanz zum ffentlichen Verkehr, zur Infra

    struktur des tglichen Bedarfs, Freirumen Vorhandene Infrastruktur p

    Architektonische Qualitt

    Stdtebauliche Qualitt Architektonisches Erscheinungsbild

    Stdtebauliches und architektonisches Erscheinungsbild p p

    Thermischer Komfort Operative Temperatur Zugluft Strahlungstemperaturasymmetrie Relative Luftfeuchte

    Architektonisches Konzept (Ausrichtung, Glasflchenanteil, Verschattungskonzept, speicherwirksame Masse) Bauphysikalische Kennwerte Haustechnikkonzept (Abgabesysteme der Khlung und Lftung)

    s p p p Visueller Komfort Tageslichtverfgbarkeit, Tageslichtquotient

    Sichtverbindung nach auen Blendfreiheit Tageslicht Blendfreiheit Kunstlicht Lichtverteilung Farbwiedergabe

    Architektonisches Konzept (Ausrichtung der Glasflchen, Glasflchenanteil, Positionierung der Glasflchen, Verschattungs- und Blendschutzeinrichtungen, Sichtverbindungen nach auen) Kunstlichtkonzept Qualitt des Leuchtmittels Reflexion der Innenwnde

    s p p p s s

    Versiegelungsgrad des Grundstcks

    Anteil unversiegelte Flche Versiegelte Flchen Grnrume, Grndcher s p p p s

    Barrierefreiheit Barrierefreiheit des gesamten Gebudes Schwellenloser Zugang, barrierefreie Sanitranlagen Mehrsinneprinzip Bewegungsflchen vor Eingngen

    s p p p s Reinigungsfreundlichkeit

    Reinigungsfreundlichkeit der Fassade Reinigungsfreundlichkeit der Innenbauteile Verschmutzungsreduzierende Manahmen

    Zugnglichkeit der Reinigungsflchen Oberflchenmaterialien Schmutzfangzonen bei Eingngen Fubodenleisten Fr die Reinigung vorhandene Hindernisse, Nischen, etc.

    s s p p p s

    Mikroklima Reflexions-, Absorptions-, Emissions- und Transmissionsvermgen des Gebudes und des Auenraumes

    Architektonisches Konzept Grnraumkonzept Light Pollution Baumaterialien

    s p p p s p s Trinkwasserbedarf Sanitranlagen

    Reinigungsflchen und -intervalle Regenwassernutzung Grauwassernutzung Versickerungspotenziale

    Architektonisches Konzept (Glasflchenanteile) Wassersparende Armaturen Boden- und Wandbelge Wassernutzungskonzept (Regenwasser-, Grauwassernutzung) Begrnung bzw. Versiegelung der Auenanlagen

    s s p p s

    Akustischer Komfort Nachhallzeit Gute Hrbarkeit Mittlerer Schallabsorptionsgrad Luftschallschutz Trittschallschutz Geruschpegel im Innenraum

    Oberflchenmaterialien Raumkonzept (Einzel-, Mehrpersonen-, Groraumbros,

    Besprechungsrume) Wirksame Speichermasse Akustik- bzw. Schallschutzmanahmen Ausfhrung der Lftung

    s p p p s s

    Raumluftqualitt Frischluftversorgung, relative Luftfeuchte Flchtige organische Stoffe Mikrobielle Situation

    Lftungskonzept Baumaterialien Vermeidung von Schimmel

    s p p p s s kologische Materialien, kobilanz

    Treibhauspotenzial Ozonschichtabbaupotenzial Ozonbildungspotenzial Versauerungspotenzial berdngungspotenzial

    Baumaterialien (zertifiziert, recycliert, regional, Ressourcenverbrauch bei der Herstellung, etc.) Chemikalienmanagement s s p p p p

    Individuelle Einflussmglichkeiten der Nutzerinnen und Nutzer

    Lftungssteuerung Beleuchtung Sonnenschutz Blendschutz Temperatur

    Zentrales vs. dezentrales Steuer- und Regelkonzept Gebudeleittechnik

    s p p p p

    Sicherheit und Strfallrisiko

    bersichtliche Wegefhrung Ausleuchtung Evakuierungsplne Fluchtwege

    Brandschutz- und Fluchtwegskonzept Beleuchtungskonzept Wegekonzept (Nicht)flammbare Materialien

    s s s p p p Rckbaubarkeit, Recycling

    Demontagemglichkeit Recyclingfhigkeit

    Trennbare Materialien Mechanisch montiert oder geklebt Gleiche bzw. unterschiedliche Lebensdauer von Verbundwerkstoffen

    s s p p p Risiken fr die lokale Umwelt

    Halogene Schwermetalle Biozide Allg. wasser-, luft-, bodenschdigende Stoffe

    Baumaterialien Chemikalienmanagement s s p p p

    Vorkehrungen fr einen nachhaltigen Betrieb

    Informierte Nutzerinnen und Nutzer Handbuch fr Nutzerinnen und Nutzer Handbuch fr das technische Personal p p

    Systematische Inbetriebnahme

    Messungen und Protokolle zur Abnahme und Inbetriebnahme

    Abnahme und Funktionstests der einzelnen Gewerke Hydraulische Einregulierung s s p

    Tab. 2 Zustzliche Nachhaltigkeitskriterien fr Projektentwicklerinnen und Projektentwickler fr umfassend nachhaltige Gebude. Quelle: e7

    13

  • 14

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    4 Die Projektphasen Die Planung eines nachhaltigen Gebudes ist ein dynamischer und komplexer Prozess und wird in meh

    rere Phasen gegliedert. In dem vorliegenden Leitfaden wird der Projektentwicklungsprozess in folgende

    Phasen unterteilt:

    Projektvorbereitung/Bedarfskonkretisierung (Definition der Projektziele)

    Bauknstlerischer Wettbewerb / Wahl des Planungsteams

    Vorentwurfsplanung

    Entwurfsplanung

    Einreichplanung und Einreichung

    Detail- und Ausfhrungsplanung

    Ausschreibung und Kostenermittlungsgrundlage

    Ausfhrung und rtliche Bauaufsicht

    Projektfertigstellung und Inbetriebnahme

    Betrieb

    Je frher begonnen wird, das Thema Nachhaltigkeit in den Projektentwicklungsprozess zu integrieren,

    desto leichter knnen die Weichen ohne wesentliche Mehrkosten gestellt werden. Je spter das Thema

    von der Projektentwicklung und dem Planungsteam aufgegriffen wird, desto hher ist der Planungsauf-

    wand und dementsprechend hher sind die Kosten der Planung und der Realisierung.

    Projektvorbereitung

    Wettbewerb

    Planungsvertrag Einreichung Ausschreibung

    Vorentwurf Entwurf Detailplanung

    Ausfhrung Fertigstellung

    Betrieb

    Einflussnahme auf Nachhaltigkeit

    Entstehung der Kosten

    Planungsverlauf

    C

    Abb. 3 Einfluss auf Nachhaltigkeit sowie daraus abgeleiteter Kosten- und nderungsaufwand in Abhngigkeit der Projektentwicklungsphase. Quelle: e7

    Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, im Rahmen der Projektvorbereitungsphase die Ziele so konkret

    wie mglich zu definieren und die darauf folgende Planung immer wieder mit diesen Vorgaben zu ver

    gleichen. Abhngig von der Planungsphase und den vorliegenden Informationen knnen unterschiedli

    che Planungsvarianten auf ihr Nachhaltigkeitspotenzial berprft werden. Abbildung 2 zeigt jene ma

    geblichen Aufgaben im berblick, die im Rahmen einzelner Planungsphasen durchgefhrt werden ms

    sen, um am Schluss ein nachhaltiges Gebude zu realisieren.

  • -

    4 Die Projektphasen

    Projekt vorbereitung

    Bedarfserhebung Definition der

    Nachhaltigkeitsziele Darstellung

    der Rahmenbedingungen

    WettbeWerb

    Vergleich der Beitrge in Bezug auf Nachhaltigkeit Formierung in

    terdisziplinres Planungsteam

    Technisches und wirtschaftliches Controlling der Nachhaltigkeitskriterien Energieoptimierung im Planungsprozess Minimierung der Lebenszykluskosten Erstellung eines Vorzertifikats Integration von Betriebsaspekten

    in die Planung

    betrieb

    Einregulierung des Gebudes Optimierung

    des Gebudebetriebs

    Fertigstellung

    AusFhrung

    Zertifizierung Abnahme des

    Gebudes

    Qualitative Ausfhrung der Planung Baustellen- und

    Chemikalienmanagement

    PlAnungsvertrAg einreichung Ausschreibung

    vorentWurF

    entWurF detAil-PlAnung

    Abb. 4 Aufgaben abhngig von der Planungsphase zur Realisierung eines nachhaltigen Gebudes. Quelle: e7

    Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitskriterien sind Querschnittsthemen, die sich gegenseitig stark be

    einflussen. Deshalb ist ein integraler Planungsansatz von immenser Bedeutung.

    soziokulturelle Qualitt

    konomische Qualitt

    kologische Qualitt

    technische Qualitt

    Tageslichtversorgung Thermischer Komfort im Sommer Thermischer Komfort im Winter Nutzerfreundliche Bedienung

    Objektspezifische Lebenszykluskostenanalyse

    Geringer Energieverbrauch kologische Materialien

    Qualitt der Gebudehlle Haustechnik und Monitoring

    Abb. 5 Wechselwirkung von Nachhaltigkeitskriterien. Quelle: e7

    Integrale Planung Der integrale Planungsprozess oft auch beschrieben als vernetztes, ganzheitliches, teamorientiertes

    Planen ist bereits seit mehreren Jahrzehnten Thema in der Baubranche. Eine wesentliche Motivation

    dazu ist die Zunahme an Anforderungen an Gebude, die durch die Planung abgedeckt werden ms

    sen. Neben dem frheren Gedanken des Schaffens von baulich sicheren Rumlichkeiten fr bestimmte

    Zwecke fr Wohnen oder Arbeit treten immer mehr zustzliche Aspekte in den Vordergrund, die bei der

    Planung und Umsetzung von Gebuden zu bercksichtigen sind (z.B. durch Nachhaltigkeitskriterien).

    Das Ziel der integralen Planung ist es, eine optimierte Gesamtlsung fr die zahlreichen Einzelziele zu

    finden, wenn mglich zu niedrigeren Gesamtkosten als wenn Lsungen fr die Einzelziele unabhngig

    voneinander umgesetzt werden. Durch die ganzheitliche Betrachtung von verschiedenen Aspekten und

    Zielen knnen scheinbar nicht zusammenhngende Ziele in Zusammenhang gebracht werden und Syn

    ergieeffekte knnen so ausgenutzt werden.

    15

  • kriterium indikAtoren kriterium indikAtoren Sanierung oder Neubau Potenzial der bestehenden Immobile Wirtschaftlichkeit Return of Investment

    Kosten/Nutzen-Vergleich zwischen Ertrge Sanierung und Neubau Aufwnde

    Flexibilitt

    Standort Vorhandene bzw. neu zu errichtende Sicherheit Brandschutz Infrastruktur Zugnglichkeit

    Sicherheitsempfinden

    Funktion Raum und Funktionsprogramm Form und Architektur sthetik Struktur und Modularitt Identitt Gebudelogistik Marke Flchenbedarf Image Mobilitt Kunst am Bau

    Stdtebau

    Betriebsklima Komfort (thermisch, visuell, akustisch, Raumluft)

    Einflussnahme der Nutzerin bzw. des Nutzers auf das Raumklima

    Freirume Sozialbereiche Auenraumbereiche

    16

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    4.1 Projektvorbereitung/Bedarfskonkretisierung

    Vor der eigentlichen schpferischen Arbeit des Planens ist es wichtig, die Ziele der Projektentwicklung

    so konkret wie mglich zu definieren, um den Planerinnen und Planern ein mglichst umfassendes Bild

    ber deren Wnsche zu liefern. Je konkreter die Projektentwicklerin bzw. der Projektentwickler ihre

    bzw. seine Vorstellungen und die vorhandenen Rahmenbedingungen definiert, desto leichter ist es wh

    rend des gesamten Planungsprozesses, diese Vorstellungen zu kontrollieren.

    4.1.1 Bedarfserhebung Ein erster Schritt im Rahmen der Projektvorbereitung stellt die Bedarfserhebung dar. Welche Bedrf

    nisse mssen von der knftigen Immobilie gedeckt werden? Welche Kernprozesse im Gebude mssen

    durch das Gebude untersttzt werden?

    Nutzt die Projektentwicklerin bzw. der Projektentwickler die Immobilie selbst, so sind die knftigen

    Prozesse soweit wie mglich abzubilden und die dafr notwendigen Anforderungen zu definieren.

    Steht die Person, die zuknftig die Immobilie nutzen soll noch nicht fest, so macht es dennoch Sinn,

    sich ber folgende Themen Gedanken zu machen, die auch in Folge zur gezielten Suche der passenden

    Nutzerinnen und Nutzer dienen:

    Tab. 3 Indikatoren fr die Bedrfnisse an das zu entwickelnde Gebude. Quelle: e7 /M.O.O.CON

    4.1.2 Zieldefinition Der Bedarf der Projektentwicklerin bzw. des Projektentwicklers muss in einem weiteren Schritt in ein

    zelne Kriterien herunter gebrochen werden. Es kann oft beobachtet werden, dass die Projektziele sehr

    unkonkret formuliert werden: Das Gebude soll energieeffizient und nachhaltig sein. In spterer Folge

    kann jedoch niemand sagen, was dies konkret bedeuten soll. Eine Kontrolle, ob die Ziele erreicht wur

    den, ist nicht bzw. nur schwer mglich. Gegebenfalls drcken sich die Ziele in einer Nachhaltigkeitszer

    tifizierung aus, die jedoch nichts mit den eigentlichen Zielen des Projekts zu tun hat.

    Konkrete Vorgaben mit Augenma Um immer wieder berprfen zu knnen, ob die Ziele erreicht werden, mssen diese Kriterien bzw. Ziele

    umfassend und konkret mit quantitativen Werten hinterlegt sein. Im besten Fall werden bereits fr das

    Planungsbriefing alle Nachhaltigkeitskriterien analog zu den Tabellen 1 und 2 im Kapitel 3 mit quan

    titativen Werten bzw. definierten Qualittsstandards festgesetzt.

  • Zielwert fr heizwrmebedarf hWb*

    kWh/

    m3 a

    30

    25

    20

    15

    10

    5

    0

    p OIB Richtlinie bis 31. 12. 2009

    p OIB Richtlinie ab 1. 1. 2010

    p OIB Richtlinie ab 1. 1. 2012

    p Zielwert

    1,2 1,6 2,0 2,4 2,8 3,2 3,6 4,0 4,4

    ic-Wert

    Abb. 6 Beispiel einer Zielanforderung fr den Heizwrmebedarf HWB* durch eine HWB*-Linie. Quelle: e7

    4 Die Projektphasen

    Auch wenn die Zieldefinition quantitativ mit objektiv berprfbaren Kriterien erfolgen soll, so sollte

    versucht werden, die Kreativitt der Planerinnen bzw. Planer nicht einzuengen. Das bedeutet, dass es

    z.B. nicht sinnvoll ist, spezielle U-Werte oder Glasflchenanteile, sondern eher die Eigenschaften, die

    das fertig gestellte Gebude aufzuweisen hat (z.B. Heizwrmebedarf, Primrenergiebedarf, Komfortkri

    terien, etc.), vorzugeben. Damit wird sichergestellt, dass bei einem bauknstlerischen Wettbewerb eine

    Vielzahl unterschiedlicher Lsungswege dargestellt wird und die Projektentwicklerin bzw. der Projekt

    entwickler das ideale Konzept heraus filtern kann. Sonst besteht die Gefahr, dass die ideale Lsung gar

    nicht ausgearbeitet wird, da eine zu konkrete Vorgabe diesen Lsungsweg behindert.

    Anforderungsniveau von Nachhaltigkeitskriterien Das Anforderungsniveau der einzelnen Kriterien hngt dabei von den Wnschen zum jeweiligen As

    pekt der Projektentwicklerin bzw. des Projektentwicklers ab. Dabei spielen die Bedrfnisse von Kern

    prozessen der Nutzerin bzw. des Nutzers, das gewnschte Image, der Kostenrahmen, der Betrachtungs

    zeitraum, etc. eine Rolle. Energiekennzahlen knnen z.B. so definiert werden, dass die Zielwerte um

    einen bestimmten Prozentsatz besser sind, als die festgesetzten Grenzwerte in der Bauordnung.

    4.1.3 Darstellung von Rahmenbedingungen Je genauer die Planung im Vorhinein definiert ist, desto einfacher knnen passende Ideen entwickelt

    werden.Werden wesentliche Rahmenbedingungen nicht definiert, ist es wahrscheinlich, dass keine pas

    sende Lsung ausgearbeitet wird bzw. viele Umplanungen ntig sind, was wiederum den Planungspro

    zess verlngert und damit Kosten verursacht.

    Festlegung des Kostenrahmens: Definition von maximalen Lebenszykluskosten Bei Gebuden fllt ein Groteil der Lebenszykluskosten in der Betriebsphase an. Der Anteil der Betriebs

    kosten an den Lebenszykluskosten hngt sehr stark von der Art des Gebudes ab. Im Allgemeinen wird

    davon ausgegangen, dass ca. 60 bis 80% der Kosten im Zuge der Betriebsphase anfallen. Nachhaltige

    Gebude zielen darauf ab, ein Optimum des Verhltnisses zwischen Investitions- und Betriebskosten zu

    finden, sodass mittel- bis langfristig gesehen geringere Gesamtkosten anfallen. D.h., dass gegebenen

    falls hhere Investitionskosten die laufenden Kosten im Betrieb weitgehend minimieren.

    17

  • 18

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    Raum- und Funktionsprogramm Fiktives Gebude

    Kostenschtzung der Ausstattung

    Ausstattungsvarianten des fiktiven Gebudes

    Lebenszykluskosten (Kostenrahmen) des Referenzgebudes

    BESPRECHUNG

    SOZIALRUME

    BRO SUPPORT BRO

    RAUME

    KERNGESCHFT

    VORSTAND INVEST

    ENERGIE

    WARTUNG

    INSTANDHALTUNG

    INSTANDSETZUNG

    ERNEUERUNG

    REINIGUNG

    Die Berechnung der Lebenszykluskosten ist ein wichtiges Entscheidungshilfeinstrument whrend der ge

    samten Planungsphase eines Gebudes. Mit Hilfe von Berechnungen dieser Lebenszykluskosten knnen

    die langfristigen Gesamtkosten eines Gebudes optimiert werden. Wichtig dabei ist, dass die Lebens

    zykluskostenrechnung bereits ab der Bedarfsanalyse eingesetzt wird. Dort kann auf Basis des Raum-

    und Funktionsprogrammes und des Niveaus der Nachhaltigkeitskriterien bereits ein Lebenszykluskos

    tenbudget ermittelt werden. Die Einhaltung dieses Budgets kann in den weiteren Planungsphasen re

    gelmig geprft werden.

    Das Lebenszykluskostenbudget kann in dieser Phase einerseits auf Basis von Benchmarks fr Errich

    tungs- und Betriebskosten erfolgen. Andererseits kann auf Basis des Raum- und Funktionsprogrammes

    ein fiktives Gebude mit Gebudeflchen festgelegt werden. Fr dieses fiktive Gebude knnen unter

    schiedliche Baustandards (unterschiedliche Fassadentechnologien, Dmmstrken, Haustechniksyste

    me, etc.) entsprechend der Nachhaltigkeitsanforderungen definiert werden. Darauf aufbauend knnen

    einerseits die Investitionskosten abgeschtzt, aber auch die spteren Energiekosten (anhand des kalku

    lierbaren Energiebedarfs) nherungsweise ermittelt werden. So kann die Projektentwicklerin bzw. der

    Projektentwickler bereits in der Projektvorbereitungsphase ein Gefhl dafr entwickeln, welche Kosten

    fr die Errichtung und den Betrieb zu erwarten sind und gegebenenfalls Prioritten setzen. Mit einer

    solchen Vorab-Kalkulation der Lebenszykluskosten kann die Projektentwicklerin bzw. der Projektent

    wickler den Kostenrahmen fr ihr bzw. sein Projekt festlegen und in das Briefing der Planerinnen und

    Planer integrieren.

    Abb. 7 Ermittlung des maximalen Kostenrahmens fr die Lebenszykluskosten des Gebudes. Quelle: e7

    Infrastruktur Planerinnen und Planer bentigen bereits fr ihre ersten Ideen mglichst umfassende Informationen

    zur vorhandenen Infrastruktur. Fr das Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind vor allem fol

    gende Infrastrukturthemen von Interesse:

    Vorhandene bzw. geplante Straen, Geh- und Fahrradwege sowie Parkpltze

    Darstellung des Umfeldes (Gebude, Gelnde, Abschattungsfaktoren, etc.)

    Erschlieungsmglichkeiten

    ffentliche Verkehrsmittel

    Kanle und Stromleitungen

    (nicht) nutzbare Energieversorgungsanlagen

    Bodenbeschaffenheit

    Sonneneinstrahlung

    Windaufkommen

  • 4 Die Projektphasen

    Abb. 8 Infrastrukturbedingungen fr den Bauplatz.

    S

    s

    y

    y f

    bAuPlAtZ

    4.1.4 Auslobungsunterlagen bzw. Planerinnenbriefing bzw. Planerbriefing Die in der Projektvorbereitung ausgearbeiteten Unterlagen zum Bedarf, zu den Zielen und den Rahmen

    bedingungen mnden als Aufgabenstellung in die Auslobungsunterlagen des bauknstlerischen Wett

    bewerbs. Bei Direktvergaben werden sie gesammelt an eine Planerin bzw. einen Planer als Planungs

    briefing gemeinsam bergeben.

    Rechtliche, konomische, kologische und soziale Kriterien fr das Gebude

    Technische Anforderungen an das Gebude

    Allgemeine Bedingungen des

    Wettbewerbs

    Auslobungsunterlagen

    fr bauknstlerischen

    Wettbewerb

    Bedrfnisse des Bauherrn bzw. der Bauherrin und Rahmenbedingungen des Bauplatzes

    Rechtliche Rahmenbedingungen

    Funktionale Anforderungen an das Gebude

    Abb. 9 Inhalte einer Auslobungsunterlage fr einen bauknstlerischen Wettbewerb. Quelle e7

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg Ist eine Zertifizierung des Gebudes nach Fertigstellung geplant, so ist es sinnvoll, bereits im Zuge der

    Projektvorbereitung zu wissen, welches Bewertungssystem mit welchem Zielerreichungsgrad (z.B. Bron-

    ze, Silber, Gold) angestrebt wird. Damit knnen die Kriterien an das anzustrebende Niveau angepasst und

    der Planerin bzw. dem Planer bereits mitgeteilt werden.

    19

  • 20

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    4.2 Bauknstlerischer Wettbewerb/Wahl des Planungsteams

    Es gibt mehrere Mglichkeiten, die Planerin bzw. den Planer des Vertrauens zu finden. ffentliche Auf

    traggeberinnen und Auftraggeber unterliegen den Regeln des ffentlichen Vergaberechts, private Projekt

    entwicklerinnen und Projektentwickler knnen von der Direktvergabe bis hin zu mehrstufigen, ffentli

    chen und internationalen Wettbewerben whlen. Inwieweit energierelevante bzw. nachhaltige Themen

    bei der Planerinnensuche bzw. Planersuche sinnvollerweise abgefragt werden, hngt jedoch nicht so

    sehr von der Ausschreibungsart ab, sondern vielmehr vom jeweiligen Ausarbeitungsgrad der eingereich

    ten Wettbewerbsbeitrge.

    Fr eine objektive Beurteilung, inwieweit ein eingereichter Beitrag im Vergleich zu den anderen Bei

    trgen energieeffizienter bzw. nachhaltiger ist, ist es wichtig, dass die Auslobungsunterlagen konkrete

    Zielanforderungen an die zu entwickelnde Immobilie darstellen (siehe Kap. 4.1.2) und ein umfassendes

    Briefing der Planerinnen und Planer (siehe Kap. 4.1.4) vorliegt.

    Unabhngig von der Verfahrensart ist bei der Auswahl der Planerin bzw. des Planers auf Folgendes zu

    achten, um sicherzustellen, dass die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit neben den Themen

    Stdtebau, Funktion und Architektur nicht vergessen werden:

    Besetzung der Jury mit mindestens einem stimmberechtigten Jurymitglied (Fachpreisrichterin bzw.

    Fachpreisrichter), das die Kriterien Energieeffizienz und Nachhaltigkeit fachlich vertritt oder Einsatz

    einer bzw. eines unabhngen Beraterin bzw. Beraters, der die die Jury in diesen Sachfragen bert.

    Die Vorprfung muss unabhngig und einheitlich erfolgen, um die Beitrge vergleichbar zu machen.

    Nachhaltigkeit muss als Bewertungskriterium neben anderen Kriterien gleichwertig gewichtet sein.

    Die Herausforderung bei Architekturwettbewerben ist, dass sowohl der Aufwand fr die Teilnehmerin

    nen und Teilnehmer so gering wie mglich gehalten wird, als auch die Beurteilung der Beitrge so effi

    zient wie mglich erfolgt. Ist der Aufwand fr die Erarbeitung der Unterlagen sowie der berprfung

    sehr hoch, so entstehen wesentliche Mehrkosten. Damit sinkt jedoch wieder die Wahrscheinlichkeit,

    dass Nachhaltigkeitskriterien in dieser Phase berprft werden.

    Andererseits sind besonders jene Parameter dringend zu prfen, die nach der jeweiligen Wettbewerbs-

    stufe weitgehend unvernderbar sind, aber wesentlichen Einfluss auf die Energieeffizienz bzw. Nach

    haltigkeit haben (z.B. Ausrichtung, Kubatur, natrliche Belichtung). Die Abwgung dieser sich gegebe

    nenfalls widerlufigen Anforderungen muss abhngig von der jeweiligen Wettbewerbsstufe festgelegt

    werden.

    4.2.1 Prqualifikation Die Planung von nachhaltigen Gebuden ist komplex, daher mssen bereits in frhen Planungsphasen

    unterschiedliche Fachkompetenzen (Architektur, Haustechnik, Gebudebetrieb, Statik, Wirtschaftlich

    keit, Bauphysik, etc.) im Sinne einer integralen Planung zusammen arbeiten. Ein gegenseitiges Verstnd

    nis muss dabei gegeben sein. Je grer und komplexer das vorgesehene Bauvorhaben, desto wichtiger

    wird fr eine erfolgreiche Planung die Erfahrung und das Know-how der einzelnen Beteiligten.

    Wird im Rahmen eines Wettbewerbs eine Eignungsprfung (z.B. wirtschaftliche und technische Kompe

    tenz) durchgefhrt, so sollte die bereits vorhandene Erfahrung mit nachhaltigem Bauen abgefragt wer

    den. Bei Architekturwettbewerben kann lediglich die Erfahrung der Architektinnen und Architekten

    abgefragt werden. Bei Generalplanungswettbewerben knnen zustzlich Haustechnik- und/oder Bau

    physikkompetenzen als relevant erachtet werden.

  • 4 Die Projektphasen

    Die Erfahrung kann mit folgenden Prfkriterien abgefragt werden:

    PrFkriterium Energiekennzahlen von Referenzgebuden

    erluterungen Die Bewerberinnen und Bewerber mssen ein selbst geplantes, zumindest in der Umsetzung befindliches Gebude als Referenz bekannt geben. Diese Referenz muss eine vergleichbar gute thermisch-energetische Qualitt aufweisen wie das zu planende Gebude.

    PotenZieller PrFAsPekt Heizwrmebedarf aueninduzierter Khlbedarf Endenergiebedarf Primrenergiebedarf Tageslichtquotient CO2-Emissionen Gesamtenergieeffizienzfaktor

    AbZulieFernde unterlAgen Nachweis der Energiekennzahlen (z.B. Energieausweis, PHPP)

    Thermisch- Neben den Energiekennzahlen ist das Ausrichtung Beschreibung des Gebude- und energetisches Zusammenspiel zwischen Gebude und Kubatur Haustechnikkonzeptes Konzept von Haustechnik fr die energetische Perfor- Fassadenkonzept gegebenenfalls Fotos und Plne Referenzgebuden mance und den Nutzungskomfort relevant.

    Die Bewerberinnen bzw. Bewerber mssen eine Erluterung, wie dieses gelst wurde verfassen. Die Beurteilung erfolgt qualitativ.

    Haustechnikkonzept (HLKS)

    Zertifizierte Eine Gebudezertifizierung kann als Zertifikatslevel Planungs- bzw. Ausfhrungszertifikat Referenzgebude Referenz heran gezogen werden.

    Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nur jene Zertifizierungssysteme als Referenz gelten, welche jene Themen abdecken, die fr die Projektentwicklerin bzw. den Projektentwickler wichtig sind. Sinnvoll ist es gezielt jene Kriterien genauer zu betrachten, die im zu planenden Gebude einen Schwerpunkt bilden.

    Untersch. Prfaspekte mglich abhngig vom Schwerpunktthema des zu errichtenden Gebudes

    (aufgeschlsselt auf einzelne Kriterien)

    Tab. 4 energierelevante Prfkriterien fr die Prqualifikation von Wettbewerbsteilnehmerinnen bzw. -teilnehmern. Quelle: e7

    4.2.2 Stdtebau bzw. Massenstudie In Wettbewerbsverfahren, in denen stdtebauliche Aspekte abgefragt werden, wird die Ausrichtung

    und Kubatur des knftigen Gebudes festgesetzt. Diese zwei Gebudeaspekte bilden u.a. im Zuge der

    weiteren Planung Basis oder Hindernis fr ein energieeffizientes und komfortables Gebude. Folgende

    Aspekte werden von Ausrichtung und Kubatur beeinflusst:

    Ausrichtung

    PrFkriterium erluterungen PotenZieller PrFAsPekt AbZulieFernde unterlAgen Solare Gewinne Transparente Flchen an Sdfassaden

    sind aufgrund der flachen Einstrahlung im Winter besonders gut geeignet um solare Gewinne zu lukrieren.

    Fassadenausrichtung, Eigenverschattung und Verschattung durch Umgebung Heizwrmebedarf mit standardisierter Gebudeausstattung (Fensterflchen, U- und g-Werte, Haustechniksystem, etc.)

    Massenstudie Fassadenflche je Ausrichtung

    Solare Lasten Nach Osten oder Westen ausgerichtete Fassaden sind aufgrund der flachen Einstrahlung im Sommer berhitzungsgefhrdet. Nur aufwndige Fassadenkonstruktionen bzw. sehr kleine transparente Flchen knnen bei spterer Planung die berhitzung reduzieren. Dabei wird jedoch wieder die Belichtung mit Tageslicht gefhrdet. Sdfassaden sind vor allem in der bergangszeit berhitzungsgefhrdet.

    Fassadenausrichtung, Eigenverschattung und Verschattung durch Umgebung Aueninduzierter Khlbedarf mit standardisierter Gebudeausstattung (Fensterflchen, U- und g-Werte, Haustechniksystem, etc.)

    Massenstudie Fassadenflche je Ausrichtung

    Aktive Nutzung Die Ausrichtung von Fassaden- und potenzielle Hllflchen, Massenstudie Solarenergie Dachflchen hat eine wesentliche

    Auswirkung auf die Mglichkeiten der aktiven Nutzung von Solarenergie durch gebudeintegrierte PV-Zellen bzw. thermische Solarkollektoren.

    die fr die Solarenergienutzung in Frage kommen (Fassadenausrichtung, Eigenverschattung und Verschattung durch Umgebung)

    Gebudehllflchen je Ausrichtung

    21

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    PrFkriterium erluterungen PotenZieller PrFAsPekt AbZulieFernde unterlAgen Gebudeintegrierte Durch die optimale Ausrichtung der Dachflchen, die geringe Wind- Massenstudie Windenergie- Massen, knnen gegebenenfalls turbulenzen verursachen und damit nutzung vorhandene Windenergiepotenziale Potenzial fr eine Windenergie-

    genutzt werden. nutzung aufweisen

    Tab. 5 energierelevante Prfkriterien zum Thema Ausrichtung in stdtebaulichen Wettbewerben. Quelle: e7

    Kompaktheit

    PrFkriterium erluterungen PotenZieller PrFAsPekt AbZulieFernde unterlAgen natrliche Die natrliche Belichtung direkt an der Trakttiefen, Lichthfe, Oberlichten, Massenstudie Belichtung Fassade ist meist kein Problem, wenn

    nicht um die berhitzung zu minimieren die Verschattungseinrichtungen geschlossen gehalten werden mssen. Bei hohen Trakttiefen ist eine natrliche Belichtung der Flure schwer mglich. Auch wenn Gnge keine Stirnseiten fr den Eintrag von Tageslicht aufweisen und die Belichtung ber die innenliegenden Trennwnde durchgefhrt wird, steigt der Strombedarf fr die knstliche Beleuchtung.

    Eigenverschattung und Verschattung durch die Umgebung

    natrliche hnlich wie bei der natrlichen Belich- Trakttiefen, Luftschchte Massenstudie Belftung tung erschweren hohe Trakttiefen die

    natrliche Belftung. Der Strombedarf fr den mechanischen Luftwechsel kann dadurch steigen.

    Transmissions- Je kompakter ein Gebude, desto ge- Kubatur Massenstudie verluste ringer sind die Transmissionswrme

    verluste. Dieses Kriterium verhlt sich gegenlufig zu den Kriterien natrliche Belichtung und Belftung. Ein Optimum zwischen diesen Kriterien sollte bereits im Zuge der Massenpositionierung untersucht werden.

    Tab. 6 energierelevante Prfkriterien zum Thema Kompaktheit in stdtebaulichen Wettbewerben. Quelle: e7

    Gegebenenfalls kann eine Optimierung der Baukrperstellung, die Mglichkeit Niederschlagswsser zur

    Versickerung zu bringen bzw. die Reduktion der Stellplatzverpflichtung eine nderung des Flchenwid

    mungs- bzw. Bebauungsplans mit sich bringen. Der dafr notwendige Zeitraum muss eingeplant werden.

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Im Rahmen einer stdtebaulichen Konzeption bzw. Massenstudie knnen zustzlich folgende Nachhal

    tigkeitskriterien betrachtet werden:

    Flcheninanspruchnahme

    Mglichkeiten fr An-und Ablieferungslogistik sowie Erschlieung durch nicht motorisierten Indi-

    vidualverkehr, Anzahl PKW Stellpltze

    Potenzial fr Grn-und Versickerungsflchen

    Vermeidung von hohen Umgebungswinden (Fallwinde, Winde in Durchgangszonen, etc.)

    Sicherheit (Zugnglichkeit, Brandschutzwege, etc.)

    aCHtUNg BEI gEBUDESaNIERUNg Bei der Sanierung von Gebuden ist die Ausrichtung und Kubatur vorgegeben. Hier wird jedoch auch in

    den seltensten Fllen ein stdtebaulicher Wettbewerb durchgefhrt.

    22

  • 4 Die Projektphasen

    4.2.3 Weitreichend ausgearbeitete Beitrge (z.B. 2. Wettbewerbsstufe) Je detaillierter die Teilnahmebeitrge ausgearbeitet werden, desto mehr Kriterien knnen schon wh

    rend des Planungswettbewerbs berprft werden. Um den Aufwand fr die teilnehmenden Personen

    sowie fr die Vorprfung so gering wie mglich zu halten, muss immer die Abwgung zwischen Auf

    wand und Nutzen im Vordergrund stehen. Die in Tabelle 7 angefhrten berprfungen verstehen sich

    aufbauend zu jenen, die im Zuge der stdtebaulichen Ausarbeitungen durchgefhrt werden.

    PrFkriterium Energiekennzahlen

    erluterungen Um die Vorprfung von Energiekennzahlen sinnvoll durchzufhren, hat sich folgende Vorgehensweise bewhrt:

    Unabhngige und einheitliche Be-rechnung der Energiekennzahlen. Es ist jedoch sinnvoll, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Tool zur Verfgung zu stellen, um das eigene Projekt selbst vorab zu evaluieren.

    Berechnung eines Standardszena-rios (gleiche bauphysikalische Eigenschaften, gleiche Verschattungsart, Haustechnikkonzept, etc.): Damit werden lediglich jene Aspekte miteinander verglichen, die in der spteren Planung nicht mehr vernderbar sind (Ausrichtung, Kubatur, Fensterflchenanteil, etc.)

    Berechnung eines individuellen Szenarios (von Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgeschlagene bauphysikalische Werte, Verschattungsart, etc.): Damit sollen die Ideen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell gewrdigt werden. Vergleich der Beitrge mit dem Zielwert.

    Straffe, bersichtliche Aufbereitung der Ergebnisse um die Jury nicht mit zu vielen unterschiedlichen Zahlen zu verwirren.

    PotenZieller PrFAsPekt Heizwrmebedarf aueninduzierter Khlbedarf Endenergiebedarf Primrenergiebedarf Deckung des Energiebedarfs mit erneuerbarer Energie CO2-Emissionen Gesamtenergieeffizienzfaktor

    AbZulieFernde unterlAgen Flchenangaben von beheizten Flchen und Volumina Hllflchen Transparente Flchen je Ausrichtung Gebudeansichten (Fensterflchenanteil muss erkennbar sein) Nennung der angedachten baupyhsikalischen Kennwerte gegebenenfalls Haustechnikkonzept

    natrliche Durch die zustzlichen Informationen Tageslichtquotient detaillierter Fassadenschnitt Belichtung neben Ausrichtung und Kubatur

    (Ausgestaltung der Fassaden, Grundrisse, Lichtschchte, etc.) kann eine fundierte Aussage zur natrlichen Belichtung gettigt werden.

    Situierung der Sturzoberkante Verschattungssystem Lichthfe und Atrien Eigenverschattung des Gebudes Tageslichtversorgung der innenliegenden Bereiche

    Gebudeansichten Gebudeschnitt Grundrisse Erluterung zum Verschattungssystem

    natrliche Durch die zustzlichen Informationen Lftungsstrategie (Belftungsschchte, Gebudeansichten Belftung neben Ausrichtung und Kubatur

    (Ausgestaltung der Fassaden, Grundrisse, Lftungsffnungen, etc.) kann eine fundierte Aussage zur natrlichen Belftung gettigt werden.

    Atrien, ffenbare Fenster, Lftungsflgel, etc.) Potenzial zur Nachtlftung

    Gebudeschnitt Grundrisse detaillierter Fassadenschnit

    Komfort im Der sommerliche Komfort wird in meh- Fassadenkonstruktion (Fensterflchen- Fassadenschnitt mit bauphysikalischen Sommer reren Prfkriterien sichtbar (Solare

    Lasten, Tageslichtversorgung, Energiekennzahlen, Lebenszykluskosten, Haustechnikkonzept). Da die sommerliche berhitzung von Gebuden einen immer hheren Anteil am Energieverbrauch sowie am Nutzungskomfort annimmt, sollte dieser Aspekt zustzlich und isoliert betrachtet werden.

    anteil, Verschattungskonzept, etc.) Speicherwirksame Masse Raumhhe Lftungsstrategie

    Erluterungen Gebudeansichten Gebudeschnitt Erluterungen zur Funktion der Fassade (Verschattung, Lftung)

    23

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    PrFkriterium erluterungen PotenZieller PrFAsPekt AbZulieFernde unterlAgen Komfort im Winter Der Komfort im Winter wird in

    mehreren Prfkriterien sichtbar (Solare Gewinne, Tageslichtversorgung, Energiekennzahlen, Lebenszykluskosten, Haustechnikkonzept). Historisch gesehen wurde die Planung in unseren Breitengraden fr den Komfort im Winter ausgelegt und wird dementsprechend meist in der Planung automatisch mit bedacht. Jedoch werden durch die immer internationaler werdenden Bautypologien diese regionalen Aspekte oft vernachlssigt und dementsprechend wieder wichtiger im Zuge einer Vorprfung.

    Fassadenkonstruktion (Fensterflchenanteil, angedachte bauphysikalische Kennwerte) Lftungsstrategie

    Fassadenschnitt mit bauphysikalischen Erluterungen Erluterungen zum Haustechnikkonzept, ob lediglich natrliche Belftung oder auch mechanische Belftung geplant ist.

    Qualitt des Auch wenn detaillierte Entscheidun- Wrmeabgabesystem im Raum Erluterungen zum geplanten Gebude- und gen zur Haustechnik erst in spteren Klteabgabesystem im Raum Haustechnikkonzept Haustechnik- Planungsphasen fallen, so kann durch Lftungsstrategie Skizze zur Funktion des Haustechnikkonzeptes das Abfragen eines ersten groben

    Haustechnikkonzeptes das Know-how der Haustechnikplanerin bzw. des Haustechnikplaners (besonders bei Generalplanerinnenwettbewerben und Generalplanerwettbewerben) geprft werden. Passen die grundstzlichen Ideen des Haustechnikkonzepts zur Gebudekonzeption, so kann davon ausgegangen werden, dass das Planungsteam bereits im Zuge des Wettbewerbs die Grundstze der integralen Planung anwendet.

    Belichtungsstrategie Warmwasserversorgung

    konzepts

    Energie- Die Erzeugung von Energie aus Platzbedarf fr die geplante Erluterungen bzw. Plandarstellung versorgungs erneuerbaren Energietrgern bedeutet Energieversorgung der vorgesehenen anlagen meist einen erhhten Platzbedarf am

    Baugrund. Ist es geplant am Standort Energie zu erzeugen, so muss der Platzbedarf bereits in den Plnen vorgesehen werden.

    Situierung der unterschiedlichen Systeme

    Energieversorgungsanlagen

    Lebenszyklus- Neben den Investitionskosten bestehen Investitionskosten Flchenangaben zu konditionierter/m, kosten die Lebenszykluskosten (LZK) aus dem

    spteren Ressourcenverbrauch sowie den Wartungs-, Instandhaltungs-, Instandsetzungs-, Reinigungs- und Entsorgungskosten. Im Zuge des Wettbewerbs werden bereits Systeme festgelegt, die spter hohe Auswirkungen auf die LZK haben. Insbesondere LZK-Analysen fr die Gebudekonstruktion und die Fassade mssen durchgefhrt werden. Aber auch die Kosten fr das Haustechnikkonzept knnen bereits in dieser Phase abgeschtzt werden.

    Reinigungsaufwand (insbes. Fassade) Kosten fr Wartung, Instandhaltung, Instandsetzung Gebudehlle und Haustechnik Ressourcenverbrauch (Wrme, Klte, Strom, Wasser)

    nicht konditionierter/m Flche/Volumen Plandarstellungen (Grundriss, Ansichten, Schnitte) Fassadenschnitt mit bauphysikalischen Erluterungen Angaben zum Haustechnikkonzept

    Tab. 7 Energierelevante Prfkriterien bei bauknstlerischen Wettbewerben. Quelle: e7

    Die berprfung der genannten Prfkriterien muss unabhngig und mit einer einheitlichen Methode

    von einer Vorprferin bzw. einem Vorprfer durchgefhrt werden. In der Regel kann diese weitgehend

    mit jenen Unterlagen durchgefhrt werden, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer blicherweise in

    einem bauknstlerischen Wettbewerb abliefern.

    24

  • 4 Die Projektphasen

    Lediglich folgende Unterlagen sind zustzlich fr die berprfung erforderlich:

    Hllflchenangaben mit ausgewiesenem transparenten Anteil nach Himmelsrichtung

    Beschreibung eines groben Haustechnikkonzeptes, gegebenenfalls eine Skizze zum Zusammenspiel

    der einzelnen Systeme (besonders bei Generalplanungswettbewerben, da hier die Intention der Pro

    jektentwicklung ist, auch die Haustechnikplanungsleistung mitzubeauftragen)

    Fassadenschnitt (mglichst 1:50 oder grer) mit Erluterung zur Funktion und bauphysikalischen

    Angaben

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Diese Kriterien knnen zustzlich in dieser Wettbewerbsphase berprft werden:

    Architektonische Qualitt

    An-und Ablieferungslogistik

    Barrierefreiheit

    Erschlieung

    Funktionalitt, Flexibilitt

    Grnflchen mit Aufenthaltsqualitt

    Manahmen fr nicht motorisierten Individualverkehr (Fahrradabstellptze, Duschen und Umklei-

    den)

    Reinigungsaufwand der Fassade

    Sicherheit (Brandschutz, Wegefhrung,)

    Versickerungsflchen

    aCHtUNg BEI WoHNgEBUDEN Bei Wohngebuden besteht die gesetzliche Anforderung, dass kein Khlbedarf entsteht (NORM B 8110-3).

    Mittels NORM B 8110-3, Gebudesimulation oder eines auen liegenden, beweglichen Sonnenschutzes

    mit einem z-Wert von 0,27 fr Fenster in Sd, Ost und Westorientierung (sowie Zwischenorientierungen),

    muss sichergestellt werden, dass kein Khlbedarf entsteht.

    25

  • 26

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    4.3 Planungsvertrag

    Der Planungsvertrag wird bereits im Rahmen der Projektvorbereitung konzipiert. Es ist sinnvoll, das zu

    erfllende Leistungsbild als Bestandteil der Auslobungsunterlagen von bauknstlerischen Wettbewer

    ben zu sehen, damit sich die Planerinnen und Planer auf deren knftigen Dienstleistungsumfang einstel

    len knnen. Ist die Errichtung eines energieeffizienten bzw. nachhaltigen Gebudes geplant, so bedeutet

    das meist einen Mehraufwand, der auch bei den Honorarverhandlungen bercksichtigt werden muss.

    Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich dieser Mehraufwand nicht oder nur im geringen Ausma in Mehr

    kosten auswirkt, wenn der Mehraufwand bereits von Beginn an feststeht.

    Wichtig ist ebenfalls, dass im Vertrag nochmals die Ziele definiert werden, die mit dem knftigen Ge

    bude erreicht werden sollen. Diese Ziele sollten bestenfalls mit jenen bereinstimmen, die im Briefing

    (siehe Kapitel 4.1.4) definiert wurden. Je konkreter die Ziele angefhrt sind, desto besser knnen diese

    whrend der Planung und nach Gebudefertigstellung kontrolliert werden. Ein Ziel kann z.B. auch eine

    Bewertung mittels eines Gebudebewertungssystems (siehe Kap. 5) mit einem bestimmten Niveau (z.B.

    Gold, Silber, Bronze) sein.

    Folgende Dienstleistungen sind derzeit noch nicht standardmig in Planungsprozessen integriert, sie

    sind jedoch fr die Planung eines nachhaltigen Gebudes wichtig:

    Ausarbeitung von Varianten: Werden in einem ersten Vorentwurf nicht alle Nachhaltigkeitsziele

    erreicht, ist es gegebenenfalls notwendig, mehrere Lsungsvarianten zu skizzieren und zu untersu

    chen, als das Planungsteam blicherweise vorsieht. Diese mssen nicht immer durchgeplant wer

    den. Im Bereich Energieeffizienz reicht es oft, die Varianten mittels Berechnung von Energiekennzah

    len, einer Gebudesimulation und einer begleitenden Lebenszykluskostenanlayse zu betrachten. Die

    Funktionalitt jeder einzelnen Variante muss jedoch sichergestellt werden. Die optimierte Variante

    gelangt danach in die weitere Planung.

    Integrale Planung: Die Planung von nachhaltigen Gebuden bedeutet Mehraufwand bei der Abstim

    mung im Planungsteam mit unterschiedlichen Fachbereichen (z.B. Facility Management, Energiebe

    ratung, Bauphysik, etc.). Der Planerin bzw. dem Planer muss bewusst sein, dass die Kooperation mit

    den interdisziplinren Expertinnen und Experten explizit erwnscht ist.

    bergabe von berprfbaren Unterlagen: Die Projektentwicklerin bzw. der Projektentwickler hat

    das Recht, den Planungsstand jederzeit zu berprfen und sich zu erkundigen, inwieweit ihre bzw.

    seine gesetzten Ziele erreicht werden. Die Planerinnen und Planer mssen all jene Unterlagen zur

    Verfgung stellen, die fr die Durchfhrung einer berprfung notwendig sind. Das inkludiert auch

    alle Berechnungen und Nachweise inklusive der Eingangsparameter. Die Aushndigung von einfa

    chen Berechnungsergebnissen ist fr eine berprfung nicht ausreichend.

    Folgende Dienstleistungen und Nachweise knnen entweder vom Planungsteam durchgefhrt werden,

    oder als Kontrollinstrument fr die Planung dienen. Im letzteren Fall ist es sinnvoll, wenn sie von einer

    von der Planung unabhngigen Instanz durchgefhrt werden. In beiden Fllen mssen jedoch Ressour

    cen dafr vorgesehen werden.

    Thermische Gebudesimulation: Mit einer Gebudesimulation werden die thermischen Auswir

    kungen einer Planung erst sichtbar. Dadurch kann abhngig von gewnschten Komfortparametern

    und Nutzungsanforderung die Abstimmung zwischen Gebude- und Haustechnikkonzept erfolgen.

    Tageslichtsimulation: Wie bei der thermischen Gebudesimulation knnen durch die Tageslichtsi

    mulation die natrlichen Belichtungsverhltnisse des Gebudes optimiert werden. Gemeinsam mit

    der thermischen Gebudesimulation kann das Optimum zwischen Tageslichtverfgbarkeit, sommer

    lichem Komfort und Eintrag solarer Gewinne gefunden werden.

  • 4 Die Projektphasen

    Abb. 10 Beispiel Tageslichtsimulation eines Bros. Quelle: Hecht Licht- und Elektroplanung

    Nachweise fr eine Zertifizierung: Wird nach Gebudefertigstellung eine Nachhaltigkeitszertifizie

    rung des Gebudes gewnscht, so ist es sinnvoll, dass jene Nachweise aus dem Planungsteam er

    bracht werden, da dies nur einen geringen Mehraufwand bedeutet.

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg Das Ziel, welches Zertifikat bzw. Gebudebewertungssystem mit welchem Zielerreichungsgrad ange

    strebt ist, muss im Planungsvertrag enthalten sein. Die Planerinnen und Planer mssen die Projektent

    wicklerin bzw. den Projektenwickler darauf hinweisen, wenn ihre bzw. seine Wnsche gegebenenfalls

    das Ziel gefhrden.

    Viele Nachweise knnen vom Planungsteam kostengnstiger im Zuge der Planung erbracht werden als

    wenn sie nachtrglich erstellt werden mssen. Parallel dazu knnen bestimmte Nachweise auch als

    Kontrollinstrument gesehen werden (z.B. Lebenszykluskostenanalyse, Gebudesimulation, kobilanz,

    etc.) und an unabhngige Personen vergeben werden.

    aCHtUNg BEI fRDEREINREICHUNg Wird eine Frderung fr nachhaltige Manahmen gewnscht, so ist es sinnvoll, wenn im Planungsver

    trag darauf hingewiesen wird, dass die dafr notwendigen Nachweise so aufbereitet werden mssen,

    wie sie von der Frderstelle verlangt werden.

    4.4 Vorentwurfsplanung

    Im Rahmen des Vorentwurfs wird der Siegerentwurf aus dem Wettbewerb anhand der Juryempfehlun

    gen und den Wnschen der Projektentwicklerin bzw. des Projektentwicklers konzeptiv weiterentwickelt.

    Bei Direktvergaben treten Bauherrin bzw. Bauherr und Planungsteam in einen bilateralen Diskurs, um

    ein Gebudekonzept zu erarbeiten, das ihren bzw. seinen Bedrfnissen entspricht.

    Im Vorentwurf wird das grundlegende Gebude- und Energiekonzept (Funktionale Anordnung der Ru

    me, Fassadenkonzept, grundlegendes Haustechnikkonzept, etc.) festgelegt. Da jedoch die Planung in

    dieser Phase noch nicht allzu weit fortgeschritten ist und dementsprechend wenige Informationen vor

    handen sind, steht die Projektentwicklung meist vor der schwierigen Aufgabe, Entscheidungen zu tref

    fen, deren Auswirkungen (Kosten, Komfort, kologie, Funktion, etc.) sie bzw. er noch nicht kennt. Um

    eine profundere Entscheidung treffen zu knnen, ist es sinnvoll von Anfang an genaueste Informationen

    allen zur Verfgung zu stellen und den Vorentwurf durch Planungsvarianten zu ergnzen. Besonders im

    Vorentwurf ist es sinnvoll, einen integralen Planungsprozess durchzufhren.

    27

  • 28

    Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    Abb. 11 Konzept fr die Raumkonditionierung und Be- und Entlftung. Quelle: teamgmi

    4.4.1 Erarbeitung von Varianten Damit eine Entscheidung nicht allein auf Basis der Funktion, der architektonischen Qualitt und der

    Kosten einer einzigen Planungslsung getroffen wird, ist es sinnvoll, mehrere Varianten auszuarbeiten.

    Diese Varianten knnen z.B. gesamte Fassadenkonstruktionen, Energieversorgungs- oder Haustechnik

    systeme betreffen, oder auch nur spezielle Elemente (z.B. Leuchten, Oberflchenmaterialien) wobei

    Elemente eher in den spteren Planungsphasen wie Entwurf und Detailplanung genauer betrachtet

    werden. Diese Varianten mssen in einem ersten Schritt nicht unbedingt geplant werden. Es reicht, die

    se mglichst konkret zu beschreiben und zu skizzieren und folgende Vergleiche anzustellen:

    Vergleich der Funktionalitt (Auswirkungen auf Kernprozesse, Komfort, etc.)

    Vergleich des Energiebedarfs (in der Errichtung, im Betrieb, etc.)

    Vergleich der Lebenszykluskosten (Investition, Wartung, Instandhaltung-, Instandsetzung, Erneue

    rung, Reinigung, Ressourcenverbrauch)*

    Interpretation, welche Variante am besten bzw. am schlechtesten die gesetzten Ziele erreicht.

    Der Vergleich kann mittels Berechnungen erfolgen. Sinnvoll erscheint hier jedoch zustzlich das Instru

    ment der Gebudesimulation (thermische Gebudesimulation und Tageslichtsimulation), um realisti

    sche Szenarien fr den Komfort und den Energiebedarf bzw. die Energiekosten zu erlangen.

    Kristallisieren sich dabei eine oder zwei Varianten als besonders interessant heraus, so werden diese in

    die konkrete Planung gefhrt. Verndern sich durch die Planung noch Eingangsparameter, die bei den

    oben genannten Vergleichen anders angenommen worden sind, so werden diese dort nachgefhrt. Auf

    Basis dieser Informationen ist es mglich, eine fundierte Entscheidung zu treffen.

    4.4.2 Integrale Planung Um im Vorentwurf keine wesentlichen Dinge zu vergessen, mssen regelmig Planungsbesprechungen

    im erweiterten Kreis mit allen interdisziplinren Fachdiszipinen (Architektur, Gebudetechnik, Statik,

    Funktionalitt, Facility Management, Energie, Wirtschaftlichkeit, Barrierefreiheit, Sicherheit, Logistik

    und Mobilitt, etc.) stattfinden. Es ist sinnvoll, die Varianten in diesem Kreis zu erarbeiten oder sie zu

    mindest vorzustellen, um Anregungen zu jedem Fachbereich zu bekommen bzw. um zu verhindern, dass

    durch Plannderungen Aspekte bersehen werden, die die Zielerreichung gefhrden. Auerhalb der Pla

    nungsbesprechungen finden die Abstimmungsprozesse zwischen den einzelnen Fachbereichen statt.

    * NORM M 7140 Betriebswirtschaftliche Vergleichsrechnung fr Energiesysteme nach der erweiterten Annuittenmethode

  • 4 Die Projektphasen

    4.4.3 Steuerung und Regelung des Gebudes Sptestens im Vorentwurf muss eine Diskussion starten, welche individuellen Einflussmglichkeiten

    (Verschattung, Beleuchtung, Belftung, Temperatur, etc.) auf das Raumklima mglich sein sollen. Dabei

    muss bedacht werden, dass die Nutzerinnen und Nutzer sowohl einen Beitrag zur Energieeffizienz liefern

    als auch diesbezglich kontraproduktiv sein knnen. Deshalb ist im Zuge des Vorentwurfs ein fr das

    Gebude und die sptere Nutzerin bzw. den spteren Nutzer angepasstes Konzept zu erstellen.*

    4.4.4 Energieverbrauchsmonitoring fr den Gebudebetrieb Damit in spterer Folge der Gebudebetrieb mglichst effizient erfolgen kann, muss bereits im Vorent

    wurf ein Konzept fr ein spteres Energie- und Ressourcenmonitoring erarbeitet werden, welches im

    Entwurf in die Planung einfliet. Erfahrungen aus der Literatur weisen darauf hin, dass durch ein ef

    fektives Energieverbrauchsmonitoring Energieeinsparungen von 5 bis 30% realisiert werden knnen.

    Energieverbrauchsmonitoring (EVM) - Konzept Fr die Erstellung eines Messkonzepts und der daraus ableitbaren Hardwareanforderung, ist es not

    wendig zu wissen, welche Mglichkeiten der spteren Betriebsfhrung fr das EVM zur Verfgung

    stehen sollen. Nur so knnen die richtigen Produkte eingeplant und eine Kostenschtzung ermglicht

    werden.** Dazu sind folgende Fragestellungen zu klren:

    Welche Daten mssen erhoben werden?

    Welche zeitliche Auflsung muss bei den Messungen erreicht werden?

    Welche Anforderungen werden an die Datensammlung, -speicherung und -auswertung gestellt?

    Welche Messgenauigkeit mssen die Zhler und Sensoren aufweisen?

    Welche zeitliche Verzgerungen drfen die Systeme fr eine zeitnahe Visualisierung aufweisen?

    Welche Mglichkeiten zur zeitnahen Visualisierung muss das System aufweisen?

    Abb. 12 Datenerhebung fr ein Ressourcenmonitoring in einem Gebude nach Gewerken. Quelle: e7

    * NORM EN ISO 16484-1 Systeme der Gebudeautomation Teil 1: Projektplanung und ausfhrung; NORM EN 15232 Energieeffizienz von Gebuden Einfluss von Gebudeautomation und Gebudemanagement; VDI 3814 Gebudeautomation (GA) Datenpunktlisten und Funktionen - Beispiele ** NORM EN ISO 50001 Energiemanagementsysteme Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung

    29

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Folgende Kriterien sollten im Vorentwurf zustzlich betrachtet werden um das Thema Nachhaltigkeit

    umfassend abzudecken.

    Funktionalitt, Flexibilitt, Flcheneffizienz, Umnutzungsfhigkeit

    Barrierefreiheit, Sicherheit

    Erschlieung, Zugnglichkeit

    Grnraum fr Aufenthalt

    Manahmen fr nicht motorisierten Individualverkehr (Fahrradabstellptze, Duschen und Umklei-

    den)

    Materialien, kobilanz

    Reinigungsfreundlichkeit

    Versickerungsflchen

    Visueller Komfort (Sicht nach auen, Blendfreiheit, Lichtverteilung des Kunstlichtes)

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg Im Zuge des Vorentwurfs kann bereits ein Quick Check durchgefhrt werden, inwieweit ein Zertifikat

    erreicht werden kann.Verbesserungsmglichkeiten sind im Vorentwurf noch leicht mglich. Gegebe

    nenfalls kann bereits ein Vorzertifikat ausgestellt werden.

    Es ist sinnvoll, bereits jene Nachweise und Protokolle zu sammeln, die in spterer Folge dokumen-

    tieren, dass schon im Vorentwurf das Thema Nachhaltigkeit betrachtet wurde.

    Der Nachweis, dass mittels eines interdisziplinren Planungsteams integrale Planung durchgefhrt

    wurde und dass die Gebudeoptimierung durch eine Untersuchung unterschiedlicher Varianten

    durchgefhrt wurde, bringt bei manchen Bewertungssystemen Punkte.

    aCHtUNg BEI fRDEREINREICHUNg Bei Neubauten werden vor allem Energietechnologien gefrdert. Strebt man eine Frderung an, so ist es

    sinnvoll, die von der Frderung eingeforderten Bedingungen zu beachten.

    Energieeffizientes Bauen wird vor allem im Wohnbau stark gefrdert. Fr Dienstleistungsgebude gibt

    es einzelne Frderungen fr sehr ambitionierte Gebude (siehe Umweltfrderung im Inland http://

    www.publicconsulting.at). Fr Sanierungen ist es jedoch wesentlich, dass besonders in der Phase des

    Vorentwurfs und des Entwurfs Entscheidungen getroffen werden, die den spteren Energiebedarf we

    sentlich beeinflussen. Strebt man eine Frderung an, so sollte bereits in diesen Phasen darauf geachtet

    werden, dass man die Schwellenwerte einhlt.

    4.5 Entwurfsplanung Im Rahmen der Entwurfsplanung wird der freigegebene Vorentwurf weiter entwickelt. Da grundlegende

    Systementscheidungen (Doppel- vs. Lochfassade, Fernwrme vs. eigene Energieerzeugung, etc.) meist

    schon in der Vorentwurfsphase gefallen sind, verschiebt sich das Augenmerk immer mehr auf Element

    ebene. Die Ausarbeitung von Varianten und deren Vergleiche (siehe Kap. 4.4) sowie die kontinuierlichen

    Planungsbesprechungen und Abstimmungen im interdisziplinren Team sind in der Entwurfsplanung

    weiterhin durchzufhren.

    4.5.1 Optimierung der Planung Aus energetischer Sicht geht es im Entwurf primr um die Abstimmung und Optimierung zwischen

    Gebude- und Fassadenkonzeption mit dem Haustechniksystem (Heizung, Lftung, Khlung, Elek

    troinstallationen) untereinander. In der Entwurfsphase ist es wichtig innovative Haustechniksystem

    lsungen mit hohem Effizienzpotenzial fr das spezielle Bauprojekt zu untersuchen. Dies knnen z.B.

    30

    http:www.publicconsulting.at
  • 4 Die Projektphasen

    folgende Aspekte sein: GreenIT, die interne Abwrmenutzung oder extra Stromkreise fr jene Gerte,

    die zur Nichtnutzungszeit gnzlich vom Netz genommen werden knnen.

    Ein kontinuierliches Controlling mittels Gebudesimulation und Lebenszykluskostenberechnung

    ist in dieser Phase entscheidend, um einzelne Elemente konomisch, kologisch und funktionell mitei

    nander zu vergleichen und das Zusammenspiel zu optimieren.

    4.5.2 Steuerung und Regelung des Gebudes Das im Vorentwurf entwickelte Steuerungs- und Regelungskonzept muss im Entwurf in die Planung

    einflieen. Es mssen dafr ausreichend Datenpunkte (Sensoren) fr eine bedarfsgerechte Steuerung

    und Regelung eingeplant werden. Dazu gehren all jene Sensoren, die besonders Komfortdaten wie Tem

    peratur, Licht und Luftqualitt erheben und an das zentrale System kommunizieren.*

    4.5.3 Ausstattung fr ein Energieverbrauchsmonitoring Im Entwurf fliet das Energieverbrauchsmonitoringkonzept in die Planung ein. Die Ausstattung sowohl

    fr die Mess-, Steuer-, und Regeltechnik sowie fr ein spteres Energie- und Ressourcenmanage

    ment mssen eingeplant werden. Konkret bedeutet dies, dass

    das Gebude in geeignete Zonen (Gebudezonen, Nutzungseinheiten (z.B. Mieteinheiten), unter

    schiedliche Nutzungen, Haustechnikgewerke, etc.) gegliedert werden muss und zumindest alle Gro

    verbraucher (Heizung, Lftung, Khlung, gegebenenfalls Beleuchtung, Aufzge, Kalt- und Warm

    wasser, etc.) und Energieerzeugungsanlagen (PV, Solarthermie, Wind, BHKW, etc.) einen eigenen

    Zhler bentigen.

    die Datenpunkte der einzelnen Gewerke eine gemeinsame Sprache (offenes, technologieunabhngi

    ges Datenformat) sprechen mssen. Daher muss gewhrleistet sein, dass alle, fr das EVM notwen

    digen Datenpunkte aus allen Gewerken in einem einheitlichen Datenformat zur Weiterverabreitung

    (Speicherung, Analyse) bereitgestellt werden.

    die Datenpunkte aus der Gebudeleittechnik an das EVM weitergeleitet werden mssen, damit die

    bereits vorhandenen Datenpunkte auch fr das EVM mit genutzt werden knnen und keine doppelte

    Infrastruktur aufgebaut werden muss.

    die Datenpunkte frei zugnglich sind, um eine leichte Wartung zu ermglichen.

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Im Zuge des Entwurfs sollte fr das Thema Nachhaltigkeit auf folgende Themen geachtet werden:

    Akustischer Komfort (Nachhallzeit, Luft- und Trittschallschutz, Dauerschallpegel im Innenraum)

    Auswahl der Materialien in Bezug auf kobilanz, Innenraumhygiene, Facility Management Freund-

    lichkeit, Recyclingfhigkeit, PVC- und Halogen- und Schwermetallfreiheit, Reflexions-, Absorptions-,

    Emissions- und Transmissionsvermgen der Oberflchenmaterialien

    Spezifikation der sanitren Einrichtungen

    Spezifikation der schalltechnischen Qualitt

    Konkrete Gestaltung der Auenrume (Freiflchen, Grnrume, Parkpltze, etc.)

    Reinigungsfreundlichkeit

    Sicherheit und Strfallrisiko

    Visueller Komfort (Blendfreiheit, Lichtverteilung des Kunstlichtes)

    Wassereffizienz

    * NORM EN ISO 16484-1 Systeme der Gebudeautomation Teil 1: Projektplanung und -ausfhrung; NORM EN 15232 Energieeffizienz von Gebuden Einfluss von Gebudeautomation und Gebudemanagement; VDI 3814 Gebudeautomation (GA) Datenpunktlisten und Funktionen - Beispiele

    31

  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg In der Phase des Entwurfs entsteht eine Flle von Nachweisen und Protokollen fr eine sptere Nach

    haltigkeitsbewertung. Es ist sinnvoll, diese kontinuierlich zu sammeln und bereits in der Struktur der

    jeweiligen Bewertung abzulegen.

    aCHtUNg BEI fRDEREINREICHUNg Im Entwurf werden die bauphysikalischen Kennwerte der Gebudehlle sowie die einzelnen Haustech

    niksysteme fixiert. Deshalb ist es in der Entwurfsphase wesentlich, die angestrebte Frderung mit ihren

    Bedingungen im Auge zu behalten und vor Fixierung aller Systeme ihre Frderfhigkeit nochmals zu

    berprfen.

    4.6 Einreichplanung und Einreichung Mit der Freigabe des Entwurfs wird in der Regel die Einreichplanung eingeleitet. Die Plne und alle

    weiteren dazu notwendigen Unterlagen (Bau- und Ausstattungsbeschreibung, Energieausweis, etc.)

    werden fr das behrdliche Genehmigungsverfahren aufbereitet. Fr nachhaltige Gebude gilt hier der

    bliche Einreichvorgang. Bei sehr innovativen Technologien, die noch nicht oft verwendet wurden, ist

    es jedoch ratsam, diese genau zu beschreiben und der Behrde diesbezglich zustzliche Informatio

    nen mit zu liefern.

    Mit der bewilligten Einreichung wird der Behrde die Qualitt des Gebudes garantiert in der weite

    ren Planung und im Bau muss mindestens diese Qualitt eingehalten werden.

    4.7 Detail- und ausfhrungsplanung Nach der Entwurfsplanung folgt die Detailplanung. In dieser Phase sind Systementscheidungen bereits

    getroffen und die meisten Elemente sind fixiert. Es geht primr um das Fine-Tuning von Anschlssen

    und die Auswahl einzelner Produkte.

    4.7.1 Mess-, Steuer- und Regelungstechnik Im Zuge der Detailplanung ist aus Sicht der Energieeffizienz vor allem die Abstimmung des Mess-,

    Steuer- und Regelungskonzeptes mit der Haustechnikplanung zu beachten (siehe Kap. 4.5.2).

    4.7.2 Vermeidung von Wrmebrcken In der Ausfhrungs- und Detailplanung werden die Plne fr die Formulierung des Leistungsverzeich

    nisses und die Ausfhrung erstellt. Besonders bei der Gebudehlle muss in dieser Phase nochmals

    darauf geachtet werden, dass die Gebudehlle wrmebrckenfrei geplant wird. Unter Wrmebrcken

    versteht man lokale Bauteilbereiche mit erhhten Wrmeverlusten und niedrigeren Wandinnentempe

    raturen. Wrmebrcken entstehen aufgrund der Geometrie von Bauteilen oder durch den Wechsel von

    Baustoffen mit unterschiedlichen Materialeigenschaften. Nachweise der Optimierung der Wrmebr

    ckenverluste knnen durch Bauteilsimulation oder durch Verwendung von Wrmebrckenkatalogen er

    bracht werden.

    32

  • 4 Die Projektphasen

    Abb. 13 Kritische Stellen fr Wrmebrcken. Quelle: K2 Bauphysik

    4.7.3 Effiziente Produkte Sptestens in dieser Planungsphase werden alle Produkteigenschaften definiert. Das bedeutet, dass

    der Energieeffizienzgrad einzelner Systeme bzw. Elemente (Aufzge, Beleuchtung, Ventilatoren, Pum

    pen, Server, Mess-, Regel-, und Steuersysteme, Energiebereitstellungssysteme, Kchenequipment, u.v.m.)

    in dieser Phase noch steuerbar ist. Sofern spezifische Produkte ausgewhlt werden, so ist neben der

    Kernfunktion des Produktes auch der Effizienzgrad (z.B. maximale Anschlussleistung,Wirkungsgrad) zu

    berprfen. bernimmt das Planungsteam die Produktdefinition, so sollten unabhngige Expertinnen

    und Experten fr diese spezielle Produktgruppe hinzugezogen werden und nicht nur die Informationen

    von Herstellerfirmen bernommen werden, da sich diese meist auf optimierte Laborprfungen sttzen,

    die mit der Realitt wenig zu tun haben. Steht der Errichterin bzw. dem Errichter die Produktwahl frei,

    so mssen ihr bzw. ihm Vorgaben fr den Effizienzgrad vorgeschrieben werden.

    Wichtig zu erwhnen ist, dass der Energiebedarfsanteil der eingesetzten Gerte am Gesamtenergie

    bedarf umso grer ist, je effizienter ein Gebude konzipiert ist. So knnen z.B. Anwesenheitssen

    soren, Notstrombeleuchtung, Computer, u.v.m. einen berraschend hohen Energieverbrauch aufweisen,

    wenn nicht explizit auf deren Effizienz geachtet wird.

    Durch die ECO-Design-Richtlinie (EuP 2009) werden knftig strenge Standards fr die kologische

    Qualitt wie auch die Energieeffizienz vorgegeben. Um sicherzustellen, dass die zu beschaffenden Ge

    rte energieeffizient sind, muss die Anbieterin bzw. der Anbieter nachweisen, dass das Produkt der

    EuP-Richtlinie entspricht oder sogar besser ist. Unter www.topprodukte.at kann eine Vielzahl von

    energieeffizienten Produkten verglichen werden.

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Auswahl und Vorgaben fr die kologische und raumhygienische Qualitt von Materialien

    Kunst am Bau

    Visueller Komfort (Farbwiedergabeindex, Lichtfarbe)

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg Wie in den frheren Planungsphasen ist es in dieser Phase bereitsmglich,eineVorzertifizierung bzw.

    Vordeklaration durchzufhren.

    Nachweise und Protokolle der Sitzungen sind zu sammeln und in der betreffenden Struktur abzulegen.

    33

    http:www.topprodukte.at
  • Schritt fr Schritt zum NullenergiegebudeLeitfaden energiebewusstes Bauen fr Dienstleistungsgebude in Wien

    aCHtUNg BEI fRDEREINREICHUNg Besonders in der Detailplanung sollte nochmals kontrolliert werden, ob einzelne Produkte nicht den

    Frderrichtlinien widersprechen. Die Einreichung fr eine Frderung muss bei den meisten Frderins

    tituten und fr die meisten Investitionsfrderungen vor Baubeginn erfolgen.

    4.8 ausschreibung und Kostenermittlungsgrundlage Damit die Bemhungen in der Planung, ein energieeffizientes bzw. nachhaltiges Gebude zu errichten,

    auch im Zuge der Bauausfhrung nicht zunichte gemacht werden, muss bei der Ausschreibung genau

    darauf geachtet werden. Im Konkreten kann das durch zwei unterschiedliche Wege erfolgen. Mit Leis

    tungsverzeichnissen und funktionalen Leistungsbeschreibungen.

    4.8.1 Leistungsverzeichnisse Bei den meisten Bauprojekten werden Leistungsverzeichnisse erstellt. Dazu werden alle Mengen und

    Massen anhand der Ausfhrungs- und Detailplne ermittelt. Fr die Kostenermittlung werden in Leis

    tungsverzeichnissen gewerkeweise Kosten von konkreten Produkten und Leistungen abgefragt. Damit

    kann sichergestellt werden, dass die eingehenden Angebote einfach zu vergleichen sind, da alle Pro

    dukte und Leistungen einer definierten bestimmten Qualitt entsprechen. Es besteht jedoch die Gefahr,

    dass die Bieterinnen und Bieter hherwertigere Produkte um ein besseres Preis/Leistungsverhltnis

    anbieten knnten, welche sie aber bei einem solchen Verfahren nicht nennen drfen. Um dieses Risiko

    zu reduzieren, sollte dem bietenden Unternehmen die Mglichkeit gegeben werden, ein Vergleichsange

    bot mit einem anderen, mindestens funktional gleichwertigen Produkt zu liefern sofern dies vergabe-

    rechtlich mglich ist.

    4.8.2 Funktionale Leistungsbeschreibung Bei funktionalen Leistungsbeschreibungen werden primr die zu erfllenden Qualitten eines Produk

    tes beschrieben. Die Wahl, welches Produkt angeboten wird, liegt bei der Bieterin bzw. beim Bieter. Die

    funktionale Leistungsbeschreibung kann eine gesamte Immobilie oder nur Einzelgewerke beschrei

    ben. Bei einer gesamten Immobilie wird die funktionale Leistungsbeschreibung jedoch nur dann ange

    wandt, wenn die Planung des Gebudes inkludiert ist. Dies ist z.B. bei Totalunternehmervertrgen der

    Fall. Hier kann sogar eine Garantie fr die sptere Funktion und den Energieverbrauch der Immobilie

    vertraglich gesichert werden. In der Regel ist jedoch die Bauausfhrung von der eigentlichen Planung

    getrennt, weshalb solche Leistungsbeschreibungen selten sind. Bei einzelnen Gewerken muss die aus

    schreibende Stelle darauf achten, dass die Ausschreibung eine transparente berprfung der einzelnen

    Produktqualitten ermglicht, damit Gleiches mit Gleichem verglichen werden kann. Es mssen neben

    der Funktionalitt auch Vorgaben zur Energieeffizienz, Lebensdauer, dem Wartungsaufwand und der

    kologischen Qualitt gemacht werden um die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitskriterien berpr

    fen zu knnen.

    aCHtUNg: ZUStZLICHE NaCHHaLtIgKEItSKRItERIEN NEBEN ENERgIEEffIZIENZ Im Zuge der Ausschreibung muss festgelegt werden, welche Nachhaltigkeitsaspekte das ausfhrende

    Unternehmen noch zu beachten und kostenmig auszuweisen hat.

    DokumentationdesgesamtenGebudes (NachfhrungvonPlnen,ErstellungvonbersichtlichenAn-

    lagenschemata und Errterung der Gebudeautomatisierung inkl. der zu erzielenden Ergebnisse,

    Produktdeklarationen, etc.)

    Erstellung von Nutzungshandbchern (klare Anweisungen fr den Betrieb) fr verschiedene Nutzer-

    gruppen (Nutzerinnen und Nutzer, Facility Management)

    34

  • 4 Die Projektphasen

    Nachhaltigkeit auf der Baustelle

    Deklaration von kologischen, recyclingfhigen, regionalen, zertifizierten Produkten

    Produkt- und Chemikalienmanagement

    Qualitt der bauausfhrenden Unternehmen

    aCHtUNg BEI NaCHHaLtIgKEItSZERtIfIZIERUNg Im Rahmen der Ausschreibung muss gefordert werden, dass das bauausfhrende Unternehmen jene

    notwendigen Unterlagen fr die Gebudebewertung zur Verfgung stellt, die im Zuge der Bauaus

    fhrung entstehen (z.B. Protokolle zum Baustellenmanagement, Produktdeklarationen von einge

    setzten Produkten, Protokolle von Messungen).

    aCHtUNg BEI fRDEREINREICHUNg Besonders in der Ausschreibung sollte nochmals kontrolliert werden, ob einzelne Produkte nicht den

    Frderrichtlinien widersprechen.

    In der Ausschreibung soll die bauausfhrende Firma darauf hingewiesen werden, dass die anfallen-

    den Kosten so aufgeschlsselt werden, wie die Frderinstitute die Nachweisfhrung der Kosten an

    fordern. Besonders bei Generalunternehmern ist diese Forderung wichtig.

    Die Einreichung fr eine Frderung muss bei den meisten Frderinstituten und fr die meisten Inves-

    ti