Schritt Macher

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    Intensivkurs: Schrittmachertherapie Seite 1

    Schrittmachertherapie

    1 Grundlagen der Schrittmachertherapie1.1 Geschichte der kardialen elektrischen Stimulation

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    1.1 Wozu braucht man einen Schrittmacher?

    Schrittmacher sind Gerte, die in der Lage sind, Herzmuskelzellen auf elektrischem Wege zu stimulie-ren. Dies geschieht in einem Spannungsbereich von wenigen tausendstel Volt ber eine Zeitdauer

    von wenigen Millisekunden.Die applizierte Energie hebt das Ruhepotential der Herzmuskelzellen und lst somit ein Aktions-potential aus, das aufgrund der Leitungseigenschaften der Herzmuskelzellen weitergeleitet wird.

    Die primre Aufgabe der Schrittmacher ist daher der Schutz vor bradykarden Herzrhythmus-strungenunterschiedlichster Art. Hierzu zhlen u.a. folgende Erkrankungen:

    Bradykardes Vorhofflimmern

    SA-Block II. und III. Grades AV-Block II. und III. Grades

    Sinusbradykardie und Sinusarrest

    Bedrohung durch eine mglicherweise bevorstehende o.g. Rhythmusstrung.

    Erst in den letzten Jahren kommen auch Entwicklungen zu Tage, bei denen der Schrittmacherzustzlich Aufgaben zur Unterbrechung tachykarder Herzrhythmusstrungen bernimmt (AICD,antitachykarde Schrittmacher).

    1.1 Wie sieht ein Schrittmacher aus?

    Ein Schrittmacher ist inzwischen ein etwa Uhrgehuse-groes Instrument mit einer oder zwei an-geschlossenen Elektroden.

    1.1.1 Das Schrittmachergehuse...

    ... wird in seiner Grsse ganz wesentlich von der Grsse der Batterie bestimmt. Die frherenQuecksilber-Zink-Batterien hatten eine Laufzeit von etwa 4 Jahren. Die heutigen Lithium-Ionen-Batteriendagegen haben eine wesentlich verbesserte Kapazitt, sodass trotz geringerem Umfangseine Laufzeit von etwa 10 Jahren erzielt wird. ber die Einflussfaktoren auf die Laufzeit spter nochmehr.

    Zweite, wesentlich kleinere Komponente stellt der Schaltkreismit Speicher dar. In ihm sind einemROM(Read-only-Memory)-Speicher die Programme abgelegt, die fr die intelligente Funktion des

    Schrittmachers sorgen. In denRAM-Speicher(Random-Access-Memory) dagegen knnen Daten vonaussen neu eingelesen werden. Dies geschieht mit Hilfe eines Schrittmacherprogrammiergertes,dass ber eine magnetische Koppelung von aussen mit dem Schrittmacher Kontakt aufnehmen kann(Telemetrie).

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    Unipolare Elektrode Bipolare Elektrode

    Pacing Es werden weniger Energien als bei derbipolaren Elektrode gebraucht. Das SM-Signal ist im Oberflchen-EKG gut zu se-hen.

    Das SM-Signal ist im Oberflchen-EKGkaum zu sehen, da die Pole so nahe zu-sammen liegen. Die Energieabgabe isthher als bei der unipolaren Elektrode.

    Kabeldicke Die unipolare Elektrode ist dnner und fle-xibler. Sie neigt nicht so leicht zum Kabel-bruch und ist bei der Implantation leichterfhrbar.

    Die bipoare Elektrode ist dicker, brchi-ger und schwerer einfhrbar. Bei einemDefekt eines Poles kann die Elektrodedurch Umprogrammierung auf unipolarevtl. noch benutzt werden.

    1 Stimulationsmodi und ihre Programmparameter

    Nochmals eine Erinnerung an die Indikation fr einen Schrittmachers. Der SM soll

    bradykarde Herzrhythmusstrungen behandeln. Unter einer Bradykardie kann dabeiheutzutage bei der Gte der SM auch bereits eine scheinbar normale Frequenz von z.B.70/min verstanden werden, wenn sie den Anforderungen an das aktuelle Herzzeitvolumennicht entspricht. Beispiel: Fehlender Frequenzanstieg bei sportlicher Aktivitt im Rahmen einerSinusknotenerkrankung. Der SM soll dabei dem physiologischen Ablauf mglichst nahekommen. Besonders wichtighierbei ist, dass unter physiologischen Bedingungen zunchst die Vorhfe stimuliert werden(mit entsprechender optimaler diastolischer Fllung der Ventrikel), erst danach die Ventrikel.Diese atrioventrikulre Sequenzstimulationsichert ein optimales Schlagvolumen und solltedaher auch vom Schrittmacher eingehalten werden. Wie wir noch sehen werden, gibt es vondieser Forderung nur eine Ausnahme, nmlich das Vorhofflimmern.

    1.1 Internationale Schrittmacherkodierung

    In nachstehender Tabelle finden sich die wichtigsten Schrittmachertypen, die eingesetzt werden. SSIist hierbei nur ein berbegriff fr VVI oder AAI, d.h. der so bezeichnete SM kann sowohl im Atrium alsauch im Ventrikel implantiert werden.

    1. Pacing 2. Sensing 3. Triggerung oder Inhibition

    SSI Atrium oder Ventrikel Atrium oder Ventrikel Inhibiert

    VVI Ventrikel Ventrikel Inhibiert

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    1. Pacing 2. Sensing 3. Triggerung oder Inhibition

    AAI Atrium Atrium Inhibiert

    DDD Atrium + Ventrikel Atrium + Ventrikel Inhibiert + Getriggert

    VOO Ventrikel Kein Sensing Keine weitere Funktion

    DOO Atrium + Ventrikel Kein Sensing Keine weitere Funktion

    1. und 2. Buchstabe: Topographische Angaben:

    A = Atrium, also rechter Vorhof

    V = rechter Ventrikel

    D = Dual, d.h. Vorhof und Ventrikel

    3. Buchstabe: Kontrollfunktion

    I = Inhibiert: Der SM achtet auf Eigensignale des Herzens. Werden diese rechtzeitig wahr-genommen, wird der Impuls des SM unterdrckt.

    T = Triggerung: Der SM achtet auf Eigensignale des Herzens oder der anderen Elektrode.Dieses Signal lst nach einem vorgegebenen Intervall eine weitere Aktion des SM aus.

    D = Dual Mode: Beide obengenannten Funktionen werden gleichzeitig ausgebt.

    4. Buchstabe (optional): Frequenzadaptation

    R = Frequenzadaptation, d.h. der Schrittmacher passt seine Frequenz der krperlichen Aktivittan.

    Noch nichts verstanden? Macht nichts, denn jetzt wird es an konkreten Beispielen erklrt!

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    1.1 Der Einkammerschrittmacher: SSI (AAI, VVI)

    Der Einkammerschrittmacher besitzt nur eine Elektrode, die entweder im Ventrikel (VVI) oder imVorhof (AAI) zu liegen kommt. Er kann damit

    In einer Kammer stimulieren, In einer Kammer berwachen (Sensing) und ggf.

    durch die elektrische Aktivitt dieser Kammer inhibiert werden.

    1.1.1 Demandfunktion

    Hierbei ist das Sensing natrlich die Voraussetzung fr eine Inhibition. Ein inhibierbarer SM wird auchDemandschrittmacher genannt, da er nur stimuliert, wenn dies erforderlich scheint.

    Demgegenber spricht man von einem starrfrequenten bzw. Asynchronen SM, wenn dieser ohneRcksicht auf kardiale Ereignisse stimuliert. Ein solcher starrfrequenter SM kommt nur in bestimmtenFllen zum Einsatz:

    zu diagnostischen Zwecken schaltet jeder SM bei Auflage eines Magneten in den SOO-(beim DDD-SM DOO-) Modus um, d.h. er zeigt eine starre Stimulation mit einer fr solche Fllevorgegebenen Frequenz, der Magnetfrequenz, die in der Regel hher liegt, als die normaleSM-Frequenz.

    Unterliegt der SM ungewollten magnetischen Einflssen, schaltet er nicht ab, sondern springtauf die eingestellte asynchrone Magnetfrequenz um, wodurch der Pat. gegen Bradykardiengeschtzt wird.

    Bei der Demandfunktion dagegen erkennt der SM die Eigenaktionen des Herzens. Schlgt das Herzmit einem Puls, der unter der voreingestellten Grenze liegt, so stimuliert der SM, bis das Herz wiedereinen hheren Puls als programmiert abgibt.

    Beispiel: Ein Patient mit einer Bradyarrhythmie bei Vorhofflimmern zeigt im LZ-EKG einen sehrvariablen Puls, der aber nie unter die fast wie mit einem Strich gezogene Linie von 60/min fllt. Grund:Der Pat. besitzt einen VVI-SM mit einer Frequenz von 60/min und ohne Frequenzadaptation.

    1.1.1 Hysterese (Auslseintervall)

    Was aber, wenn ein Pat. mit einem SM mit einer Frequenz von 60/min stndig zwischen 58/min und75/min Abs. Arrhythmie bei Vorhofflimmern hin und her wechselt? Dann wrde der SM jedesmal,wenn die Frequenz auch nur knapp unter 60/min fllt, einspringen. Das aber kostet Strom! Daher wirddem SM beigebracht, sich etwas in Geduld zu ben und noch einen Moment zu warten, bis er auslst:Erst bei Unterschreiten der Frequenzvon 50/min springt er an, stimuliert dann aber mit seiner pro-grammierten Frequenz von 60/min. Der Pat. kann den SM dann erneut nur inhibieren, wenn seineEigenfrequenz 60/min bersteigt.

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    Sinn der Hysterese ist einzig allein Stromsparen.

    1.1.1 Frequenzadaptation

    Pat., die nicht in der Lage sind, ihren Puls dem aktuellen Herzminutenvolumenbedarf anzupassen,profitieren von einer Zusatzfunktion moderner Schrittmacher, die im Stande sind, krperliche Aktivittzu messen.

    Dies geschieht heutzutage berwiegend durch Messung der Muskelpotentiale der Brustmukulatur, dienormalerweise bewusst gefiltert werden, um ein Oversensing zu verhindern (siehe vorausgegangeneAusfhrungen). Je ausgeprgter diese Signale, desto mehr krperliche Aktivitt wird angenommen.

    In diesem Fall bleibt der SM nicht bei seiner programmierten Grundfrequenz, sondern erhht diesegem einer programmierten Einstellung bis auf eine maximale Frequenz, die ebenfalls programmiertwerden kann. Diese sog. maximale Sensorfrequenz betrgt bei einer lteren Person vielleicht nur100/min, bei anderen vielleicht 140 oder gar 160/min. Gleichzeitig wird programmiert, wie schnell sichder SM den Sensorsignalen anpassen soll (schneller/mittlerer/langsamer Frequenzanstieg, bzw.Frequenzabfall nach Belastung).

    Ein solcher SM bekommt den Zusatzbuchstaben -R. Typisches Beispiel wre ein VVI-R.

    Zusammenfassend: Die Einkammerschrittmacher zeigen schon eine ganze Menge programmier-barer Parameter, obwohl sie gegenber dem Zweikammerschrittmacher vergleichsweise einfach zuhandhaben sind.

    Programmierbarer Parameter Funktion

    Modus SSI = StandardfunktionSOO = Asynchrone Strimulation durch Magnetauflage mit Magnetfrequenz oderaber durch Umprogrammierung in den SOO-Modus mit jeder programmierbaren

    Frequenz fr diagnostische Zwecke oder bei SM-Defekt bis zum Austausch.Impulsamplitude Hhe der Spannung, die bei einem Impuls an die Elektrode angelegt wird. Die

    Spannbreite reicht von etwa 0,5 bis hin zu 7 V (bei passageren SM bis zu 20V)

    Impulsdauer Dauer des Impulses, die Dauer liegt im Bereich von 10 bis 50 ms.

    Elektrodenkonfiguration -Stimulation

    Bei einer bipolaren Elektrode kann hier zwischen unipolar und bipolar gewhltwerden. Fr die Stimulationhat die unipolare Konfiguration Vorteile.

    Elektrodenkonfiguration -Sensing Wiederum ist die Wahl der Konfiguration nur bei einer bipolaren Elektrode mg-lich. Fr das Sensinghat sich die bipolare Konfiguration bewhrt.

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    Programmierbarer Parameter Funktion

    Sensitivitt Spannung, die am Elektrodenkopf ankommen muss, damit diese erkannt wird. Jehher diese Spannung eingestellt ist, desto geringer die Sensitivitt.

    Grundfrequenz Die Frequenz mit der ein SM unter Ruhebedingungen bzw. bei ausgeschalteterFrequenzadaptation stimuliert. Der Programmierung sind kaum Grenzen gesetzt:z.B. 40 bis zu 90/min.

    Hysterese Die Frequenz, die ein SM gerade noch zult, ohne zu stimulieren. Die Hysteresewird z.B. als Pulsdifferenz von der Grundfrequenz angegeben: Grundfrequenz70/min, Hysterese 10/min > der SM setzt bei unter 60/min ein.

    Frequenzadaptation Ein/AusMaximale Sensorfrequenz Maximale Grundfrequenz, die durch krperliche Aktivitt am SM ausgelst werden

    kann.

    Frequenzanstieg Beides wird nur qualitativ programmiert: schnell, mittel, langsam bestimmen, wieschnell der SM auf Vernderungen der krperlichen Aktivitt reagiert.

    Frequenzabfall

    1.1.1 Indikationen fr einen SSI-SchrittmacherDer SSI-SM kann entweder im Atrium oder im Ventrikel einegesetzt werden. Die Indikationen fr diejeweilige Plazierung sind unterschiedlich:

    AAI-SM

    Beim AAI-SM findet Sensing und Pacing ausschlielich auf Hhe der Vorhfe statt. Indikation frseinen Einsatz ist also demnach eine Rhythmusstrung, die ausschlielich die Vorhfe betrifft. DieAV-berleitung sowie die ventrikulre Erregungsausbreitung drfen nicht und auch in absehbarer

    Zukunft nicht gestrt sein.

    Indikationen zur Implantation eines AAI-Schrittmachers

    Sinusbradykardie

    Sinusarrest

    Sinuatrialer Block II. und III. Grades

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    VVI-SM

    Beim VVI-SM findet Sensing und Pacing ausschlielich im Ventrikel statt, der Schrittmacher hatkeinen Einfluss auf die Vorhoferregung, er gewhrleistet keine AV-sequentielle Stimulation.

    Bei Pat., deren AV-Leitung auch in Gegenrichtung funktioniert, kann es darber hinaus auch zu einerretrograden Erregungsausbreitung aus dem Ventrikel in den Vorhof kommen, was Pat. mit einemSinusrhythmus unangenehm spren knnen.

    Daher kommt der VVI-SM nur als optimales Instrument dann aus, wenn

    kein normaler Vorhofrhythmus besteht und damit bereits vor SM-Implantation keine AV-sequentielle Erregungsausbreitung mehr bestand und wenn

    durch einen SM eine normale Vorhofstimulation und Wiederherstellung einer AV-sequentiel-len Erregung nicht mglich ist.

    Und da bleibt eigentlich nur eine einzige Indikation:

    Indikation zur Implantation eines VVI-Schrittmachers

    NUR: Bradyarrhythmie bei Vorhofflimmern

    Natrlich kann es in individuellen Fllen dennoch erlaubt sein, einen VVI-SM auch bei anderenIndikationen einzusetzen, die grundstzliche Indikation bezieht sich jedoch ausschlielich auf dasVorhofflimmern, eine andere Entscheidung bedarf einer Ausnahmebegrndung.

    Zusatz -R: Frequenzadaptation

    Ein frequenzadaptierter Schrittmacher wird dann eingesetzt, wenn der Pat. unter krperlichenBelastungsbedingungen einen ungengenden Frequenzanstieg zeigt. Dies kann am Belastungs-EKG

    erprobt werden.

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    1.1 Zweikammerschrittmacher: DDD-Modus

    Der Zweikammerschrittmacher erfllt die Erwartungen an einen optimalen mglichst nahe derPhysiologie des Herzens gebauten av-sequentiellen Schrittmacher. Er besitzt zwei Elektroden fr

    Atrium und Ventrikel. In beiden Kammern kann er sowohl Eigenaktionen des Herzens erkennen(Sensing) als auch Stimulieren (Pacing). Darber hinaus aber knnen Erregungen des Vorhofesweitere Aktionen des Schrittmachers im Ventrikel auch auslsen. Das bedeutet: Der Schrittmacherwird nicht nur durch Eigenaktionen des Herzens inhibiert, wie es beim SSI-Modus der Fall war,sondern Eigenaktionen des Herzens (genauer: des Vorhofs) setzen auch Programmablufe in Gang,triggern also den Schrittmacher. Daher die Bezeichnung:DDD

    D: Stimulation in beiden Kammern

    D: Sensing in beiden KammernD: Der SM wird teils inhibiert, teils getriggert

    1.1.1 Programmalgorhythmus des DDD-SM

    Nebenstehend ist der normale Programmablauf eines DDD-Schhrittmachers graphisch dargestellt.Der SM wartet zunchst auf eine Vorhofaktion. Tritt diese nicht innerhlab der eingestellten Frequenz

    ein, setzt der SM selbst einen Stimulus, ansonsten wird die Vorhofsonde inhibiert.Beides, die Eigenaktion des Vorhofes aber auch der Vorhofstimulus des SM triggert jetzt den weiterenProgrammablauf: Zunchst wird die programmierte AV-berleitungszeit (physiologisch: 0,12 bis 0,2Sekunden, entsprechend der PQ-Zeit im EKG) abgewartet. Kommt es dann zur Ventrikelaktion, wirddie Ventrikelsonde inhibiert. Kommt es nicht zur spontanen Ventrikelsonde, lst der SM einenStimulus im Ventrikel aus. Mit der Ventrikelerregung setzt dann eine Wartezeit ein, in der der SMfunktionslos gestellt wird, die PVARP (Postventrikulre atriale Refraktrzeit), bis das Programm vonvorne beginnt.

    Es ist denke ich bereits jetzt erkennbar, dass die Programmierung eines DDD-SM deutlich komplexerals die eines Einkammerschrittmachers ist. Gehen wir die Einstellungen einzeln durch:

    Impulsamplitude und Impulsdauer

    Beide Parameter kennen wir vom Einkammerschrittmacher. Die Impulsenergie muss hier jedoch frjede Elektrode einzeln programmiert werden. Die Impulsenergie fr den Vorhof liegt meist ein gutesStck niedriger als die des Ventrikels.

    SensitivittSiehe SSI-Schrittmacher!

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    Was wrde passieren, wenn es zu einem ventrikuloatrialen Crosstalk kommen wrde? Dann wrdeder ventrikulre Impuls im Vorhof wahrgenommen, die AV-Zeit und die ventrikulre Sonde getriggert.Letztlich wrde sich die ventrikulre Sonde immer wieder selbst triggern. Die Erregung des Herzens

    wrde somit kreisen, wobei ein Teil des Kreises der SM selbst darstellt, eine Art knstliche Reen-trytachykardie, die man aber zur besseren Trennung von WPW und anderen Syndromen Endless-Loop-Tachykardie nennt (ELT).

    Was wrde passieren, wenn die totale atriale Refraktrzeit zu lange programmiert werden wrde?Dann knnte ein rasch erneut einfallender Vorhofimpuls evtl. nicht erkannt werden. Je hher dietotale atriale Refraktrzeit, desto niedriger die Vorhoffrequenz, die der DDD-SM gerade noch erken-nen kann.

    Beispiel: Die totale atriale Refraktrzeit liegt bei 0,6 Sek. (600ms), davon stellt die AV-Zeit 200 ms unddie PVARP 400ms, dann kann nur alle 600 ms ein Vorhofimpuls erkannt werden. Eine Minute hat60.000 ms, also kann der SM einem Puls von mehr als 100/min nicht mehr ganz folgen, sondern ererkennt nur noch jede zweite Vorhofaktion Bei 110/min Sinusfreuquenz stimuliert der DDD-SM nurnoch mit 55/min im Ventrikel, ein abrupter Frequenzabfall mit erheblichen hmodynamischen Aus-wirkungen!

    Die totale atriale Refraktrzeit bestimmt also den sog. 2:1-Punkt, ab dem ein Art 2:1 AV-Block auftrittmit abruptem Frequenzabfall. Je schneller ein DDD-SM also mitgehen muss, desto krzer muss seinetotale atriale Refraktrzeit liegen! Maximale ventrikulre Synchronsequenz und Wenckebachverhalten

    Die programmierbare maximale Frequenz des DDD-Schrittmachers sollte aus den eben genanntenGrnden daher unter dem 2:1-Punkt bleiben, denn ein abrupter Pulsabfall auf die Hlfte bei krperli-cher Belastung kann zu erheblichen Problemen fhren. Sie wird meist zwischen 100 und 180/minprogrammiert und sollte einen ausreichenden Abstand zum berechneten 2:1-Punkt haben.

    Was passiert, wenn die spontanen Vorhofaktionen die Maximale Synchronfrequenz bersteigen?Dann zeigt der DDD-SM ein Verhalten, dass einem Wenckebach-AV-Block hnelt: der Abstandzwischen P-Welle und ventrikulrem Spike verlngert sich, bis er einmal ausfllt und dann geht esvon vorne los. Dieses Wenckebachverhalten ist erwnscht, denn die ventrikulre Frequenz bleibtdabei einigermaen stabil und es kommt nicht zu einem abrupten Pulsabfall.