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, FUR ALLE, DIE WAS ZU ENTSCHEIDEN HASEN . DIE MACHER ..._ - ' ? - ... FORGESCHAFTSKUNDEN DER TELEKOM DEUTSCHLAND AUSGABE 01 // MARZ 2015 MITTELSTAND-DIE-MACHER.DE WirtschaHswull'Bo1ell' 4.0 www. telekom. de/wirtschaftswunder ANTWORTEN AUSNAHMSWEISE AUF PAPIER. Wer sein Business heute nicht digitalisiert, gerat vielleicht schon morgen ins Abseits. Wie sich Unternehmen digital wandeln konnen. Ein Ratgeberheft zum Wirtschaftswunder 4.0.

Wie digital bin ich? Mittelstand - Die Macher 01/März 2015

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Wie müssen Unternehmen vorgehen, die sich fur die digitale Zukunft fit machen wollen? Acht Tipps vom Research Team des Digital Transformation Reports 2014, herausgegeben von der Unternehmensberatung neuland in Koln.

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DIE MACHER

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FORGESCHAFTSKUNDEN DER TELEKOM DEUTSCHLAND

AUSGABE 01 // MARZ 2015 MITTELSTAND-DIE-MACHER.DE

WirtschaHswull'Bo1ell' 4.0 lhln~H· er~eblen! www.telekom.de/wirtschaftswunder

ANTWORTEN AUSNAHMSWEISE AUF PAPIER. Wer sein Business heute nicht digitalisiert, gerat vielleicht schon morgen ins Abseits. Wie sich Unternehmen digital wandeln konnen. Ein Ratgeberheft zum Wirtschaftswunder 4.0.

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TITEl Wirtschaftswunder 4.0

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Wie mussen Unternehmen vorgehen, die sich fur die digitale Zukunft fit mach en wollen?

Acht Tipps vom Research Team des Digital Transformation Reports 2014, herausgegeben

von der Unternehmensberatung Neuland in Koln.

STRATEGIE FESTLEGEN UNO

KOMMUNIZIEREN

Unternehmen, denen die digitale Transformation gelungen ist, haben ihre Stra­tegie uberarbeitet, festgeschrieben uno klar kommuniziert. So wird die neue Digitalstrate­gie innerhalb der Unternehmensstrategie fest verankert und kunftig moglichst auch von al­len Mitarbeitern gelebt. Der Fotodienstleister CEWE hat zum Beispiel jede Woche Meetings zu Trends der Digitalisierung abgehalten. Die Meetingergebnisse haben den Weg zur Digi­talisierung im Unternehmen maBgeblich un­terstlitzt.

FOHRUNGSKRAFTE

EINBEZIEHEN

Die digitale Transformation ist kein isolierter Prozess einer kleinen Gruppe im Unternehmen. Sie betrifft ailE? Bereiche und muss diese auch einbeziehen wie auch deren Fuhrungskrafte. Aile Fuhrungs­krafte mussen, unterstlitzt durch die Mitarbeiter, mit der Umsetzung der Digitalstrategie beauftragt sein.

KUNDEN BEl DER PRODUKT·

ENTWICKLUNG EINBEZIEHEN

Bei der Digitalisierung geht es nicht nur urn Effizienzsteigerung. Neue, digitale Produkte und Dienstleistungen tohren zur Er­weiterung des Geschaftsmodells und helfen dabei, neue Geschaftsfelder zu erschlieBen. In allen Bereichen muss das Unternehmen mit seinen Kunden auf Augenhohe kommunizieren. Es geht darum, in der Kommunikation keine Ein­bahnstraBen zu haben. Zuhoren, lautet das Gebot.

MITTELSTAND DIE MACHER 01 I 2015

NEUE GESCHAFTSFELDER

ERSCHLIESSEN

Die Digitalisierung des Produkt- und Dienstleistungsangebotes, die schrittweise im lnnovationsprozess umgesetzt wird, tohrt zu Veranderungen im Geschaftsmodell und zur ErschlieBung neuer Geschaftsfelder. Ein !3eispiel dafur ist die Zahnarztpraxis Dr. Mul-

.; ler & Dr. Weidmann mit dem eigen entwickel­, ten Formularsystem ,Doconform". Das nut­

zen sie nicht nur selbst, sondern verkaufen es auch an andere Praxen und Kliniken.

INN OVAT I 0 N SKU L TU R

EINFUHREN

Fur den digitalen Wandel ist eine aus-

gepragte Kultur der Erneuerung notwendig. Hilfreich sind interne lnkubatoren sowie re­gelmaBige Kunden- und Entwicklerwettbe­werbe. Auch andere Formen der Open Inno­vation beschleunigen den Kulturwandel.

MITARBEITER FORTBILDEN

Die digitale Arbeitswelt erfordert neue Qualifikationen. Die Herausforderung

tor Unternehmen besteht darin, vorhandene Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen durch verpflichtende Weiterbildungsangebo­te zu digital en Know-how-Tragern zu qualifi-,. zieren. Dazu gehort auch, Digitai-Experten von auBen zu gewinnen.

MESSBAR SEIN

Die Digitai-Strategie muss Teil der Ziel­vereinbarung jedes Unternehmens werden. Dam it die Erfolge bei der Umsetzung messbar und nachweisbar werden, mussen Messmethoden in der Zielvereinbarung ver­ankert werden.

TECHNOLOGIE

ANPASSEN

Vor allem groBere Unter­nehmen kampfen damit, veraltete IT-Systeme abzulosen und das ver­tikale Silodenken abzuschaffen. Die Kunden von heute sind. bei­spielsweise nicht mehr auf einen Kommunikationskanal festgelegt, sondern nutzen abwechselnd On­line, E-Mail und Social Media und erwarten, dass Unternehmen ih­nen dabei nahtlos folgen und etwa die Historie ihrer Kaufe und Service­anrufe stets im Blick haben.

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Auch in der Fashion- und Bekleidungsbranche wird zunehmend digitalisiert. Die Moglichkeiten reichen

von der Kennzeichnung der Ware i.iber die Prasentation im Laden bis zur Verzahnung mit dem Web-Shop.

ie Digitalisierung im Einzelhandel kommt in vielen Gewiindern daher. Beim Mode-Label Marc O'Polo im

oberbayrischen Stephanskirchen fangt sie bereits bei der Herstellung der Kleidungsstu­cke an. Diese werden seit der Fruhjahrskollek­tion 2014 mit sogenannten RFID-Etiketten

2;

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TEXT: IRIS QUIRIN

versehen (Radio Frequenz ldentifikation). Da· mit konnen Hemden, Blusen und Hasen Ober aile Stationen - vom Lager Ober den Versand bis zum Geschiift - ohne Sichtkontakt aus grof.\erer Distanz uber elektromagnetische Wellen identifiziert werden. Kartons valier Kleidung lassen sich in einem Rutsch Ober-

Vorbildlich verzahnt: Fashionjirmen wie Hiljiger und Boss sowie Ourdoor-Ausstatter wie Globetrotter vemetzen zunehmend aile Ver­triebskanii/e . ., Oberall bekommr man dann die gleichen Jnfos", sagt Globetrotter Geschtifts­filhrer A12dreas Bartmann.

prufen, ob der lnhalt mit dem Lieferschein Obereinstimmt. Fehlende Artikel werden frO­her entdeckt, Bestandslucken geschlossen.

Weiterer Vorteil: Beim Verkauf im Laden muss die Kassiererin nicht mehr jedes Teil einzeln von Hand scannen und entsichern. Das funktioniert alles via RFID. Marc O'Po­lo-Chef Werner Bock verspricht sich durch den Einsatz der schlauen Funktechnik effizi­entere Prozesse und mehr Transparenz uber die eigenen Warenbestiinde in der Logistik und in den Filialen.

VERZAHNUNG VON ONLINE UNO OFFLINE

NatOrlich betreibt Marc O'Polo wie auch ande­re fOhrende Modemarken einen Online-Shop, denn online und offline greifen immer mehr ineinander, anstatt - wie fruher befurchtet -sich zu kanibalisieren. Kunden suchen zuerst im Web, bevor sie in der Shoppingmeile sto­bern gehen. Nach Angaben des E-Com­merce-Centers Koln (ECC) geht rund einem Viertel der stationiiren Kiiufe von Fashion und Accessoires eine lnformationssuche in den Online-Shops voraus. Dart konnen Kaufer auch erfahren, in welcher Filiale in ihrer Niihe ihr Objekt der Begierde vorriitig ist.

Ohnehin hat sich die Modeind.ustrie in den letzten Jahren grundlegend gewandelt: ,Die digitale Priisenz ist fOr Fashion-Unternehmen viel bedeutender als der eigentliche Stand­ort", erkliirt Dorothea Rosen, Expertin fOr Digi­tal Transformation und Senior Consultant bei Capgemini Consulting. ,Die IT ist zum Herz­stOck der Digitalisierung geworden", sagt sie.

Wie Digitalisierung und personliche Sera­tung trotzdem Hand in Hand gehen konnen, zeigt Joachim Stoll, GeschiiftsfOhrer von Le­der-Stoll in Frankfurt. Die Kunden sind meist mit Smartphone und Tablet ausgerustet und

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vergleichen vor Ort Preise und Produkte. Stoll bietet ihnen in seinem Geschaft daflir einen kostenlosen W-LAN-Zugang. Seine Mitarbei­ter hater ebenfalls mit einem iPad ausgestat­tet. Damit sind sie auf Augenhiihe mit ihrer Kundschaft, kiinnen sie besser beraten und mehr verkaufen.

Gleichzeitig kiinnen sie mit dem iPad so­fort die Warenverfligbarkeit prufen. Denn das ist das A und 0 einer gelungenen Digitalisie­rung: Aile Vertriebskanale greifen auf diesel­be Daten basis zuruck. Gemeinsam mit den Kunden suchen die Verkaufer nach anderen Modellen und Farben, die sie direkt uber das iPad bestellen kiinnen. ,Mit dem iPad erwei­tern wir unsere begrenzte Verkaufsflache und verlieren keinen potenziellen Kaufer, nur wei I wir seine Farbe nicht im Geschaft haben", er­klart Stoll die gelungene Verbindung zwi­schen Ladengeschaft und Online-Shop.

Tatsachlich nutzen immer mehr Kunden ihre Smartphones und Tablets auch unter­wegs zum Shoppen. Findige Handler und Kaufhauser wie Breuninger in Stuttgart opti­mieren ihre Online-Shops fur den Zugriff uber die kleinen Gerate. Von den 51 Millionen Deutschen, die Waren im Internet kaufen, be­stellt jeder Vierte uber ein mobiles Endgerat.

Beim Outdoorausstatter Globetrotter in Hamburg sind es bereits uber 30 Prozent. ,Wir haben aile Vertriebskanale - stationar, online und mobil - so vernetzt, dass man uberall die gleiche Auskunft bekommt", er­klart GeschaftsfUhrer Andreas Bartmann.

Der neue Mobile-Shop ist fur Globetrotter nur eine von vie len MaBnahmen, Internet und Filialgeschaft miteinander zu verknupfen. So bietet der Outdoor-Ausruster in Stuttgart und Hamburg auch eine Sofortanlieferung an: Kunden bestellen online oder mobil und kiin­nen sich ihre Waren noch am gleichen Tag bis 21 Uhr aus der Filiale nach Hause liefern las­sen. Andersherum kiinnen sie mit einem Click&Collect-Service ihre lnternet-Einkaufe selbst abholen und sparen die Versandkos­ten . Diese Sparvariante bietet auch das schwabische Kaufhaus Breunigner an. Der Kunde entscheidet, was er haben wil l. •

.._ www.telekom.de/wirtschaftswunder Videos iiber Digitalsierung in Deutschland

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TI TEL Wirtschaftswunder 4.0

AUS FE LERN l

Werden digitalen Wandel erfolgreich umsetzen will,

sollte diese vom ,Digital Transformation Report 2014"*

ausgemachten Stolpersteine tunlichst vermeiden.

DIE NOTWENDIGKEIT

NICHT ERKENNEN

Den meisten Unternehmen tall! es schwer, eine Digitalstrategie zu formulieren und sie umzusetzen. Oft liegt es daran, dass sie die Notwendigkeit eines digitalen Wandels noch nicht erkannt haben. Wie graB der von ihren Kunden ausgehende Veranderungsdruck sein wird, hang! vom Geschaftsmodell der einzelnen Branchen und Unternehmen ab. Es nutzt aber nichts, die digitale Transformation zu delegieren oder sich ein Team speziell dafur einzukau­fen . • Das Thema muss auf der Fuhrungse­bene verankert werden" , weiB Digitalisie· rungsexperte Christian Hoffmeister, Co-Au­tor von ,Think new: 22 Erfolgsstrategien im digitalen Business". Am Anfang einer jeden erfolgreichen digitalen Transformation steht immer ein Kulturwandel im Unterneh­men selbst.

WEITERBILDUNG

VERNACHLASSIGEN

Ein Teufelskreis: Weil Unternehmen die Notwendigkeit der digitalen Transfor­mation nicht einsehen, bauen sie intern auch kaum Kompetenz zu diesem Thema auf. Digitai-Experten, deren Aufgabe es wa­re, den Wandel voranzutre iben, gibt es schlichtweg nicht.

NICHT GANZHEITLICH

DENKEN

Da das Bewusstsein fUr die Not­wendigkeit der digitalen Transformation fehlt, werden nur einzelne Funktionsberei­che mit isolierten digitalen Strategien verse­hen, die nicht ihren Weg in das gesamte Unternehmen linden. Zu den lnselliisungen gesellen sich ganze IT-Silos. Eine IT-system­ubergreifende Gestaltung und Steuerung von Prozessen ist so nicht moglich.

STARRE ARBEITSPLATZ·

KONZEPTE BEIBEHALTEN

Bei klassischen, starren Arbeits­platzkonzepten kiinnen Mitarbeiter ihre Aufgaben nur eingeschrankt unabhangig von ihrem Arbeitsplatz erledigen. Eine effi· ziente Zusammenarbeit ist nicht miiglich. Das gelingt Unternehmen nur, wenn sie ihre IT so wei! wie miiglich automatisieren und ihre Kern prozesse digitalisieren.

DIGITALE AKTIVITATEN

EINFACH LAUFEN LASSEN

Eine Steuerung der Digitai-Aktivita-ten durch Leitlinien hilft, die digitale Trans­formation in gerichtete Bahnen zu lenken. Finden etwa Social Media-Aktivitaten nur in ,. einzelnen Silos wie etwa der Unterneh­menskommunikation statt, entstehen kom­munikative lnselliisungen mit wenig Reich­weite und schwachem User-Feedback.

INNOVATIONEN SCHEUEN

Der rasante Fortschritt der lnforma­tionstechnologie in den letzten 20 Jahren und die nicht immer erfolgreiche lm­plementierung hat viele Fuhrungskrafte in­novationsmude gemacht. Sie wissen zwar, dass sie die veralteten IT-Systeme austau­schen mussen, scheuen sich jedoch vor der EinfUhrung neuer, komplexer, und - wie sie es bereits in der Vergangenheit erfahren haben - kosten- und aufwandintensiver Systeme und Prozesse. Dazu kommt, dass sich die alteren Fuhrungskrafte schwer tun, die Geschaftschancen durch lnternetnut­zung und Social Media zu erkennen, da die Anwendungen oft ihren eigenen Erfah­rungshorizont ubersteigen. Kurz gesagt, wer den digitalen Wandel selbst nicht lebt, wird es kaum verstehen.

• OUELLE: WWW.NEULANO.ME

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Kleine Firmen und Betriebe finden oft ganz eigenwillige L6sungen tors Web. Vier Facetten

der Digitalisierung von Homepage bis Online-Shop, was sich online und offline machen lasst.

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TEXT: IRIS QURIN

Jessica (:akir aus Berlin hat mit ihrer Homepage neue Kunden und Auftriige gewonnen und ihren Umsatz gesteigert.

POLSTERMANUFAKTUR-BERUN

Mit ei ner neuen Website konnte Ra um aus­

statterin Jessica <;:ak i r ihren Umsatz urn rund

75 Prozent ste igern und sic h damit auch ein

L adengesc haft ftir Polsterarbeiten leisten .

lhren allerersten Polster-Auftrag erledigte die gelernte Raumausstatterin Jessica ~akir zu Hause in der KO­che. Das war nicht optimal, sagt sie. Besser ware natOr­lich ein Ladengeschaft mit einem Showroom. Doch sie scheute sich vor den Kosten .• Dazu hatte ich meinen Umsatz um 70 bis 80 Prozent steigern mussen", erin­nert sie sich. Dann kam sie auf die Idee ein~r lnter­net-Prasenz, um ihren Bekannheitsgrad zu erhohen und neue Kunden zu gewinnen. Der Plan ging auf: ,Nur Stunden, nachdem meine Website online war, er­hielt ich schon die ersten Anrufe", sagt sie und lacht. Schlagartig erhohte sich ihr Umsatz um 75 Prozent, so dass sie ihren Traum vom Ladengeschaft mit Werkstatt schnell verwirklichen konnte. Dort bietet sie Polsterar­beiten an Mobeln, samtliche Gestaltungen mit Stoffen wie Gardinen, Raffrollos oder Flachenvorhange, Son­nenschutz sowie Gestaltungsarbeiten von Wanden mit Tapeten oder Stoffen an. Was hat das gebracht? Die kleine Polstermanufak­tur-Berlin mit ihren Raumausstattungsleistungen wur­de Ober die Website nicht nur regional bekannt, son­dern auch we it auBerhalb Berlins. Durch die neue digi­tale Prasenz konnte lnhaberin Jessica ~akir ihren Um­satz um bis zu 75 Prozent steigern . .71 www.polstermanufaktur·berlin.de

.71 telekom.de/wirtschaftswunder

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OI?TIKERFACHGIESCHAIFT IEIOIEl-OPTICS

Fachhtind ler Dennis Martens ko nnt e mit einer v ir t ue l len Wa re n­

a us lage Laden und E - Commerce optimal verkn li pfe n .

Dennis Martens, Geschaftsflihrer des Hamburger Webshops Edei-Optics, wollte sein riesiges Sortiment von uber 1 0 000 Gestellen auch seinen Kunden im Ladengeschaft zuganglich machen. Mit der selbst entwickelten virtuellen Warenauslage ersetzte er Regale durch iPads. Darauf sucht der Kunde pas­sende Madelle aus. Das pfiffige Konzept: Druckt man den An probe-Button, wird ein Mitarbeiter im angeschlossenen Lager informiert, der ihm das Gestell heraussucht und zum Anprobieren bringt. ,Durch die Schnelle und bequeme Auswahl, konnen wir eine hohe Zahl an Spontankaufen generieren, was bei Brill en eher unublich ist", freut sich Martens. Was hat das gebracht? Das selbst entwickelte Shopsystem verknupft On­line-Handel und stationaren Verkauf. Jeder Kanal greift auf denselben Waren­bestand im Lager zu . .71 www.edel-optics.de

.·,

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Dennis Martens nutzt iPads als virtue lie Auslage seines riesigen Warenangebots.

ZAHNARZTPRAXIS DR. MULLER & DR. WEIDMANN

Tlzomas Muller und Benjamin Weidmann haben mit ihrer Software Doconjorm ein neues Produkt entwickelt, das sie auch an andere Zahntirzte verkaujen.

KUNSTGALERIE PRISKA PASQUER

D ie Zahntirzte entwickelten e ine Verwaltungssoftware, mit der

sie Therapieabltiufe s trukturiert dokumentieren konnen.

Platzprobleme durch die Lagerung von Krankenakten waren ursprunglich der Grund tor die Digitalisierung in der Zahnarztpraxis Dr. Muller & Dr. Weidmann in Schaffhausen. Herkommliche Verwaltungssoftware konnte aber nicht aile,. erforderlichen Funktionen abbilden. Also entwickelten die beiden Zahnarzte eine eigene Software namens Doconform. Dam it kann die Praxis aile Thera­pie-Ablaufe vollstandig, strukturiert sowie kundenspezifisch dokumentieren. Zudem konnen sie mit den Dateien schneller mit ihren Patienten sowie mit zahntechnischen Partnerlabors interagieren. ,Digitale Werkzeuge sind ge­nauso unentbehrlich wie Sonde und Bohrer", sagt Thomas Muller. Was hat das gebracht? Die Schweizer Zahnarzte konnen jetzt lnformationen und Befunde elektronisch erfassen und sind mit ihren Prozessen effizienter. .71 www.mueller-weidmann.ch

Die Ko l ner Ga leristin Pr iska Pasquer hat ihre Website neu

gesta lt et, einen Webshop eingefli hrt sowie den Kontakt zu

Kunden , K u ratoren u nd K li nst lern ausgewe itet.

§: Vor 15 Jahren grundete Priska Pasquer ihre Galerie in Koln. Mit der kleinen, Priska Pasquer spricht junge, kunstinteressierte Menschen uber den Webshopan.

aber feinen Kunstsammlung wollte sie die klassische Mode me einem breite­~ ren Publikum naherbringen. Diesel be Absicht verfolgt sie online: Sie lieB ihre ~ Website neu gestalten und er6ffnete einen Webshop. "Dam it erreichen wir ein x ~ jungeres Publikum", sagt sie. Ober Soziale Netzwerke wie lnstagram, Pinte-

a: 0.

~ rest, und T umblr pflegt sie den Kontakt zu Kuratoren und Kunstlern weltweit. :n Was hat das gebracht? Ober den Webshop verkauft die Kolner Galeristin ~ Kunst an eine neue, junge Zielgruppe. Sie ist Oberregional gut vertreten. :r .71 www.priskapasquer.com

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Viele MittelsHindler ignorieren die umwalzenden Veranderungen durch das Internet, warnt

Karl-Heinz Land. Der Autor von ,Digitaler Darwinismus: Der stille Angriff auf lhr Geschaftsmodell

und lhre Marke" sieht Digitalisierung als Chance. Ein PI ad oyer furs Machen?

Herr Land, miissen aile Firmen, die l(eine

Website haben, um ihr Oberleben bangen? Ja, denn Konsumenten suchen heute nicht mehr in den Gel ben Seiten oder dem Telefon­buch. Sie suchen Ober Google. Wer da nicht im Web ist, existiert schlichtweg nicht. Dazu kommt: Alles, was man kaufen kann, bestel­len Kunden heute online. Rund 15 bis 20 Pro­zen! des Handels find en im Internet statt, Ten­denz steigend. Das Kaufvolumen dagegen wird nicht griiBer. Wer sich hier nicht arip.asst, fOr den wird es bald finster werden.

Was machen Unternehmen, die nicht an Privatpersonen verkaufen? Das gilt auch fOr sie. Jeder kann etwas tun -und musses auch. Ein Liitfetthersteller etwa konnte allein durch den Aufbau einer Commu­nity bei Linked In und bei Xing seinen Umsatz um 400 Prozent steigern, im B2B-Geschiift wohlgemerkt. Die Leute unterhalten sich, geben Tipps und befeuern sodas Geschiift. Kunden sind heute mehr denn je Marken- und Produktbotschafter.

Wie steht es insgesamt um die Digitalisie­rung in deutschen Unternehmen? Nicht besonders gut. Viele Firmen haben sich viel zu wenige Gedanken daruber gemacht, wie sie ihr Geschiiftsmodell digital anpassen kiinnen. Sie Oberlassen den Markt einfach den GraBen, den Amerikanern und den Fir­men aus Fernost. Die sind oft we iter als wir.

Viele Mittelstandler meinen, ihr Geschaft lauft gut. Warum sollten sie sich sorgen? Wei I sie Iangsam, aber sicher den Anschluss verpassen. Der Kunde wird anspruchsvoller, wirwerden aile mobiler. Gerade kleine Firmen kiinnen mit durchdachten digitalen Strategien erfolgreicher als die Grofien sein. Ein lmker,

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INTERVIEW: ANJA STROHM // FOTO: ERIC REMANN

Anpassen oder untergehen: Nur Umernehmen. die eine klare digitale Vision entwickeln , werden in einer digitalisierten Welt iiberleben. sagt Untemehmensberater Karl-Heinz Land. Der Grunder von neuland hat die Studie ., Digital Readiness Index 20/4" veroffentlicht.

der seinen Waldhonig online anbietet, kann 40 Prozent mehr pro verkauftes Glas verlan­gen. Ein Galerist beliefert dank seiner Web­site Kunstliebhaber und Museen aus Japan, USA und sogar Australien. Jeder Handwerker, jeder Unternehmer muss sich digitalisieren, sonst ist er morgen weg vom Fenster.

Verstanden, aber wie lasst sich die ,Digita­lisierung" genau beschreiben? Digitalisierung findet auf drei Ebenen statt: Erstens, die Erlebnisebene: Wie kann ich mei­nen Kunden mit meinen Produkten und mei­nem Service begeistern? Mein Reiten handler etwa bietet online einen Kalender an, dam it Kunden ihren Termin zum Reifenwechsel selbst buchen kiinnen. Erhiiht das Kunden­erlebnis und spart Arbeitskraft. Zweitens, die Produkt- und lnnovationsebene: Wie kann ich meine Produkte in einer digitalen Welt besser

vernetzen? Etwa mit Sensoren, um eine Fern­wartung zu ermiiglichen. lch kann auch mei­nen Kunden erlauben, ihr Produkt selbst zusammenzustellen, siehe mymuesli. Und drittens, die Organisationsebene: Hier geht es um interne Prozesse, die effizienter werden. Kosten lassen sich reduzieren , wenn Prozes­se und Abliiufe automatisiert werden.

Wo liegen die grofiten Fallstricke? In erster Linie in der eigenen Einstellung. Viele glauben, sie kiinnen die sich rasant iindern­den Marktbedingungen und das neue Kun­denverhalten einfach ignorieren. Aber die Er­wartungshaltung des Kunden lautet: lch, alles, sofort und Oberall. Deshalb: Schauen Sie sich um, es gibt viele funktionierende Madelle. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Viele Strategien haben sich anderswo bewiihrt. Werden Sie aktiv. Fangen Sie heute an! •

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TITEL Wirtschaftswunder 4.0

G TAL S E u GALS C ANCE An hand von 150 Bewertungskriterien prufen Analysten der Kainer Unternehmensberatung neuland, ob ein Unternehmen in der

digitalen Welt angekommen ist. Find en Kunden Apps tor Smartphones und Tablets? Wie gut ist der Auftritt in den sozialen Medien? Funktioniert der Online-Shop? Auch einen aktuelle Umfrage der DZ Bank fragt nach dem Nutzen der Digitalisierung.

WAS BEFURCHTEN UNTERNEHMEN AM MEISTEN? ERFOLGREICH DIGITAL Unternehmen sollten die Digitalisierung als Chance begreifen. sagt Digitai-Profi Karl-Heinz Land. Funf Tipps zum Start.

Steigende Anforderungen Abhiingigkeit von der an die Datensicherheit Stabilitiit der lnfrastruktur

Fehlerantalligkeit der IT-Systeme

TRIFFT VOLL UNO GANZ ZU

TRIFFT WEITGEHEND ZU

TRIFFT WENIGER ZU

TRIFF T GAR NIGHT ZU

ANGABEN IN PROZENT

1. Den Wandel annehmen und gestalten. Wir erleben die dritte Stufe der industriellen Revolution. Akzeptieren Sie diese Veriinderungen, und nutzen Sie diese Transformation fOr sich. Mittelstiin­dische Firmen k6nnen das einfacher als Konzerne, denn sie sind oft flexibler.

2. Orientieren Sie sich nach dem Bedarf.

WAS BRINGT DIE DIGITALISIERUNG EIGENTLICH? Passen Sie lhre Geschiiftsmodelle an die digitalen Bedingungen an. Fragen Sie lhre Kunden, was sie m6chten.

14 -,

~

Kosteneinsparung durch effizientere Prozesse

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20

~ ----

Stiirkung der Wettbewerbsfiihigkeit

20

~ -----

~

Bedarfsgerechte Produkte

• TRIFFT VOLL UNO GANZ ZU

TRIFFT WEITGEHEND ZU

TRIFFT WENIGER ZU

TRIFFT GAR NIGHT ZU

AN GAB EN IN PROZENT

QUELLE: GFK ENIGMA 2014 / DZ BANK UMFRAGE

3. Retten Sie lhre Markel Auch ein Backer muss sich fragen: Wie kann ich fOr meine Kunden relevant bleiben?

4. Oberpriifen Sie interne Prozesse. Fragen Sie sich, wie Sie mit den neuen Kaniilen Umsatze machen wollen.

5. Werden Sie im Netz sichtbar. Entwickeln Sie eine Strategie, urn auch fur Mobilnutzer immer priisent zu sein.

WIE WElT 1ST IHR UNTERNEHMEN? FUNF STUFEN DER DIGITALISIERUNG lm Digittil Readiness Index 2014 der Unternehmensberatung neuland haben Analystenftinf Bereiche der Digitalisierung identijiziert.

1 WEBSITE

• Multimediale lnhalte • Konfiguratoren • Slog-Content • Personalisierte Newsletter • Social-Media-Integration

• Communities • Engagement • Content • Facebook, Twitter, Youtube,

Pinterest, Google+, lnstagram

von Customer Support per E-Mail

• Chat Features • Foren, Communities & FAQs • Customer Support auf

Sociai-Media-Kaniilen • Umgang mit Shitstorms • Online & Social Media:

Stellenausschreibungen • Online & Social Media:

Mitarbeiter auffindbar bei Xing/Linkedln

• Registrierung • Produktbewertungen • Personalisierungsgrad von

Produktvorschlagen • Realtime-lnformationen

(Lagerbestiinde, Order­status, Versandstatus)

• Merkzettel • Social-Media-Integration • Digitale Kundenbindungs­

programme

• Optimierung • App Ratings • Service • lnnovationsgrad (Tracking/

Telematik ... ) • Standortspezifische

Angebote • Multi-Channei-Strategien

. . . . : .. ...................... .... ... ..... ....... ..... . : ................................... ....... . ... ........ ...... .... .. .. ..... . ..... ................... .... . .... ............ ..... .. . : .... ... .... ........... .... ..... .. .......... ..... : OUELLE: DIGITAL READINESS INDEX 2014 /1 WWW.NEULAND.ME/ 2014/02/ DIGITAL·READINESS·INDEX·EXECUTIVE-SUMMARY

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