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© Nomad_Soul - fotolia.com JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 9 2015 Marktkommentar von Dirk Müller.....2 Finanzinstrumente von Genussrechten über Schuldverschreibungen bis hin zu Wandelanleihen Hintergrund Mythos Stabile Bankenunion - Dass das „Too big to fail“-Problem gelöst ist, ist eine politische Floskel ............ 9 Bedenkliche Meldungen aus dem Massen- und Schiffsgüterfrachtsektor............ 11 Strategische Aspekte der Vermögens- anlage VII: Produktives Kapitalvermö- gen - Teil I: Wohin man investieren muss und wovon man besser die Finger lässt ...................................... 13 Analyse CK*Branchenanalyse - Automobil- branche: Wachstum & Euphorie – Wo kann es sich noch lohnen .......... 15 Akenanalyse Western Digital: nachhalges Wachstum bei moderater Bewertung ........................................ 20 Aktienanalyse National Oilwell Varco Inc.: Stabiles Branchenschnäppchen aus der Öl-Industrie (Ausrüster) ................. 22 Schwerpunkt 06. März 2015 AKTUELLE NEWS, KOMMENTARE UND ANALYSEN ZU BÖRSE UND FINANZMARKT Lesen Sie weiter auf Seite 6

Schwerpunkt Finanzinstrumente von Genussrechten über ... · Guten Tag meine Damen und Herren, beim DAX geht es nahezu jeden Tag weiter nach oben. Allen Marktteilnehmern ist vollkommen

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JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ

92015

Marktkommentar von Dirk Müller.....2

Finanzinstrumente von Genussrechten über Schuldverschreibungen bis hin zu Wandelanleihen

Hintergrund

Mythos Stabile Bankenunion - Dass das „Too big to fail“-Problem gelöst ist, ist eine politische Floskel ............9

Bedenkliche Meldungen aus dem Massen- und Schiffsgüterfrachtsektor ............ 11

Strategische Aspekte der Vermögens-anlage VII: Produktives Kapitalvermö-gen - Teil I: Wohin man investieren muss und wovon man besser die Finger lässt ...................................... 13

Analyse CK*Branchenanalyse - Automobil-branche: Wachstum & Euphorie – Wo kann es sich noch lohnen .......... 15

Aktienanalyse Western Digital: nachhaltiges Wachstum bei moderater Bewertung ........................................20

Aktienanalyse National Oilwell Varco Inc.: Stabiles Branchenschnäppchen aus der Öl-Industrie (Ausrüster) ................. 22

Schwerpunkt

06. März 2015 AKTUELLE NEWS, KOMMENTARE UND ANALYSEN ZU BÖRSE UND FINANZMARKT

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Guten Tag meine Damen und Herren,

beim DAX geht es nahezu jeden Tag weiter nach oben. Allen Marktteilnehmern ist vollkommen klar, dass die Überhitzung weiter voranschreitet. Nur wo liegen die Alternativen? Wo soll man hin mit seinem Geld? Das fragen sich auch die gro-ßen Investoren. Staatsanleihen bringen nichts mehr. Die, die überhaupt angeboten werden, werden jetzt von der EZB vom Markt gesaugt. Wenn man Aktien verkauft, sitzt man auch nur wieder auf dem Geld. Eigentlich sind die Be-wertungen bei Aktien im Schnitt zu hoch. Das weiß man auch. Strafzinsen bezahlen möchte man aber auch nicht. Da möchte man lieber in ein paar Unternehmen investieren und dort die Dividende mitnehmen oder zumindest gute Un-ternehmenserträge erwirtschaften. Nochmal: Aktien sind in langfristiger Betrachtung aktuell zu teuer, aber im Verhältnis zu anderen, alterna-tiven Geldanlageformen sind die Bewertungen noch in Ordnung. Und das sehen wir momentan durch die steigenden Märkte. 11.100 nach unten und 11.800 nach oben sind die nächsten Marken beim DAX, auch wenn man mit der Charttech-nik aktuell nur bedingt weiterkommt. Selbst Ab-wärtskorrekturen von 10 oder 20 Prozent wären hier nichts Ungewöhnliches. Wir leben schon in ver-rückten Zeiten.

Chinas Probleme wachsen

Wir sehen also steigende Kurse, obwohl die Wirtschaftsprognosen gar nicht so positiv sind. Jüngst senkt China wieder die Wachstumsprog-nose auf jetzt etwa 7%, und das wird vermutlich auch noch nicht das Ende sein. Belastbar sind die Zahlen aus China sicher nicht. Wahrschein-lich stehen wir schon deutlich tiefer. Aber nicht das langsame Wachstum an sich ist das Problem. 7% Wachstum ist sicherlich noch beachtlich. Auf dem hohen Niveau, auf dem sich China befin-det, sind 7% immer noch sehr viel mehr als 10 oder 12% von vor ein paar Jahren. Das Problem liegt jedoch in der Verschuldung. China hat die Verschuldung in den letzten Jahren dramatisch hochgezogen und liegt nun bei etwa 300% des BIPs. Das betrifft gar nicht mal so sehr den Staat, sondern im Wesentlichen die Unternehmen. Gerade im Immobilienbereich sehen wir eine extrem hohe Verschuldung. Auch bei den Regi-onalregierungen sind die Vorzeichen tiefrot. Die Schulden wurden zu großen Teilen im Schatten-bankensystem aufgenommen. Dort liegen die Zinsen deutlich höher. Konservativ geschätzt bei um die 14-16%. Im Schnitt sehen wir also ein deutlich geringeres Wachstum als Zinsen. Das bringt vor allem die Immobilienfinanzierer in massive Probleme.

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Marktkommentarvon Dirk Müller

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Die Größe des „Schatten“

Schattenbankensysteme definieren sich eben dadurch, dass man im Schatten agiert und damit nur bedingt transparent ist. Die Schätzungen der namhaften Experten rund um den Globus liegen bei einem Volumen zwischen drei und sieben Billionen US-Dollar. Wenn bei diesen dramati-schen Größenordnungen etwas verrutscht, kann das durchaus ein Problem, zunächst innerhalb Chinas, werden. Und das trotz der hohen Wäh-rungsreserven der chinesischen Notenbanken, die bei fast 4 Billionen US-Dollar liegen. Zusätz-lich sehen wir aufgrund der Verschiebungen und Abkühlung, dass Geld aus China abgezogen wird. Im dritten Quartal 2014 sind die Währungsreser-ven um 100 Mrd. US-Dollar gesunken. Soros hat vor zwei Jahren gesagt, dass China das Problem um das Schattenbankensystem in zwei Jahren gelöst haben müsse, sonst würde es ihnen um die Ohren fliegen. Das wäre dann in 2015. Zu-gegebenermaßen sind solche zeitlichen Progno-sen immer schwierig, aber wir sehen das Prob-lem. Noch platzt das System nicht. Wir müssen die Entwicklungen allerdings im Auge behalten. Wenn der Staudamm bricht und in China eine Kreditklemme entsteht, dann wird das auch weltweit für weitaus mehr Aufsehen sorgen als ein umgefallener Sack Reis.

EZB startet Anleihekaufprogramm

Derweil beginnt die EZB mit dem Ankauf von Staatsanleihen. Anleihen im Wert von 60 Milli-arden Euro pro Monat möchte man aufkaufen, ja wenn man sie denn überhaupt bekommt. Denn das ist doppelt so viel, wie europaweit emittiert wird. Man muss also alte Anleihen aufkaufen, in der Hoffnung, dass die jemand verkauft. Was soll man mit dem Geld machen, dass aus dem Ver-

kauf kommt. Die Antwort haben Sie weiter oben schon gelesen.

Die Auswirkungen des niedrigen Ölpreis in den USA

Der niedrige Ölpreis hat dazu geführt, dass in den USA die Ölförderanlagen massiv runterge-fahren wurden. Hier werden immer mehr Anla-gen aufgrund der Unrentabilität abgeschaltet. Mittlerweile sind noch knapp 990 Anlagen aktiv. Das sind etwa 30% weniger als noch vor einem Jahr. Hier sehen wir die massiven Auswirkungen des niedrigen Ölpreises auf die US-Ölindustrie. Eine Analyse ergab zudem, dass die amerikani-sche Bevölkerung ihr durch den günstigen Öl-preis gespartes Geld vermehrt für die Gesund-heitsvorsorge ausgibt. Konsumgüter kommen erst recht spät in der Liste der Ausgaben vor. Man hat offenbar genug Alltagssorgen, als dass man jetzt gespartes Geld nutzen könnte, um sich zusätzlichen Luxus zu gönnen.

Neues von den großen Tech-Werten

Weitere Neuigkeiten gibt es auch in dieser Wo-che von den großen Technologiewerten Apple und Samsung. Die Beziehung der beiden Unter-nehmen wurde in der Vergangenheit eher durch die zahlreichen Patentstreitigkeiten bestimmt. Nun soll Samsung zusammen mit LG Display die Bildschirme für die neue Apple Watch liefern. Die beiden großen Player sind damit also nicht nur Konkurrenten. Samsung zeigte diese Woche zum ersten Mal die neuen Smartphone Modelle Galaxy S6 und S6 Edge. Die Modelle scheinen zu überzeugen. Die Aktie sprang direkt auf ein neu-es Allzeithoch. Das Unternehmen ist immer noch vernünftig bewertet. Wir haben die Aktie auch bei Cashkurs-Trends im Depot. Nun, manchmal

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dauert es eben ein bisschen, bis der Kurs so ver-läuft, wie die Bewertung das verspricht. Aber warten kann eben auch belohnt werden.

Apple Watch und Co bringen Anbieter von Lifestyleuhren unter Druck

Hinter den Kulissen hört man, dass Apple mit der Apple Watch den Autoschlüssel ersetzen möchte. Nun, das mag bei einigen Autos funktionieren. Mit jeder weiteren technischen Funktion der ge-planten oder bereits auf dem Markt erhältlichen Technologieuhren verschlechtert sich die Situati-on für Unternehmen wie Swatch oder Fossil. Lu-xusmarken wie Rolex und Co. werden sicherlich von den Entwicklungen weniger betroffen sein. Hier kauft der Kunde eine Lebensphilosophie. Die Mehrheit der Bevölkerung, die einfach eine moderne schicke Uhr haben möchte, wird sich zunehmend nach neuen elektronischen Uhren mit Computeranbindung umschauen. Entspre-chend werden die Modelle der aktuellen Anbie-ter von Lifestyleuhren nach und nach weniger an den Handgelenken zu finden sein. Die werden nun von Apple und Co. ins Abseits gestellt wer-den. Die Entwicklung sollte man auch in Bezug auf die Aktienkurse der bisherigen Anbieter mit berücksichtigen.

Datenkrake zum Datenschutz

Apple Chef Tim Cook hat sich in dieser Woche noch einmal ausführlicher zum Thema Daten-schutz geäußert. Keiner von uns sollte akzep-tieren, dass die Regierung oder ein privates Unternehmen Zugang zu all unseren privaten Informationen hätte, so Cook. Das kann man nur unterstreichen, auch wenn es ausgerechnet von Apple kommt. Es zeigt aber einmal mehr, dass Ap-ple versteht, um was es geht. Vor kurzem haben

wir schon berichtet, dass Apple große Serverfar-men in Europa aufbaut. Man möchte sich damit dem europäischen Datenschutz unterwerfen und die Daten eben nicht nach Amerika ziehen. Inwiefern das alles nur heiße Luft ist, oder eine Beruhigung der Bevölkerung bzw. der Kunden sein soll, muss man sehen. Die Sorgen scheint man zumindest ernst zu nehmen. Weiterhin lässt sich Apple zitieren: „Wir lesen Ihre Emails nicht. Wir lesen Ihre Textnachrichten nicht und wir fin-den es inakzeptabel, wenn jemand anderes dies tut.“ Nun, wohl hör ich es gerne, doch bleiben mir Zweifel. Und die seien gestattet.

Autobauer weiter erfolgreich

BMW stellt 8.000 Mitarbeiter ein. Davon alleine 5.000 in Deutschland. Im Vorjahr wurden bereits 7.000 Einstellungen vorgenommen. Das ist ein sehr positives Zeichen. 110.000 Mitarbeiter sind nun insgesamt unter Beschäftigung bei BMW. Hier läuft´s rund wie insgesamt bei den deut-schen Autoherstellern. VW erhöht daher auch die Dividende um 20 Prozent. Das freut uns für die Automobilindustrie, die in den letzten Jahren doch einiges einstecken musste.

Spekulationen um Nemzow-Mord

Der Mord am russischen Oppositionspoliti-ker Nemzow lieferte diese Woche zahlreiche Schlagzeilen und Spekulationen. Von außen ist es unmöglich die Lage zu bewerten. Da halten wir uns gerne heraus. Nahezu jeder Interessens-gruppe können Motive bzw. Gegenargumenten zugerechnet werden. Ob der Mord jemals völlig aufgeklärt werden kann, wird sich zeigen. Klar ist jedoch, dass Putins Machtposition schwieri-ger wird. Noch eint der russische Präsident laut Statistiken 80% der Bevölkerung hinter sich.

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Ziel des Westens ist es jedoch seit geraumer Zeit, einen Machtwechsel in Russland zu erreichen. Man kommt mit Putin nicht weiter. Man hätte gerne jemanden wie Jelzin am Anfang seiner Regierungsperiode, einen neuen Gorbatschow oder einen westlich gesinnten Oligarchen am Steuer, der Russland ins europäische Haus unter dem Hegemon USA integriert. Dazu passt auch die neue Forderung aus Berlin, die Visapflicht für Russen abzuschaffen und die russischen Bürger in großem Stil nach Europa einzuladen. Ein Aus-bluten der russischen Eliten, in deren Gefolge sich jedoch sicherlich auch manche dunkle Ge-stalt auf den Weg nach Westen machen würde. In jedem Fall aber zahllose Menschen ohne Job-perspektive aber der Hoffnung auf ein besseres Leben. Wenn wir heute schon über den Exodus des Kosovo Richtung Westeuropa stöhnen, soll-ten wir uns gut überlegen, ob wir dieses Konzept in noch offenerer Variante auf 147 Millionen Russen ausdehnen wollen. Die Idee stammt aus Washington und die Rechnung dafür sollen die Europäer bezahlen. Das ist das eigentliche Ziel- Ein Russland ohne eigenen Machtanspruch in das europäische Haus unter dem Hegemon USA zu integrieren -, aber das funktioniert mit Pu-tin eben nicht. Nun versucht man einen Macht-wechsel in Russland unter anderem mit wirt-schaftlichen Sanktionen zu beschleunigen. Man hofft, dass sich die leidende Bevölkerung und vor allem die mächtigen Oligarchen, die um Ihre Geschäfte fürchten, gegen Putin richten. Wenn die Strategie aufgeht und der Machtwechsel her-beigeführt werden kann, dann würde das sicher-lich positive Entwicklungen bei russischen Ak-tien hervorrufen. Bis dahin würde es allerdings sicherlich noch heftige Verwerfungen geben. Der russische Bär ist angeschossen am gefähr-lichsten, wie schon Napoleon und Hitler erfah-ren haben. Man sollte also nicht zu früh darauf

spekulieren. Ggf. würden die aktuellen Entwick-lungen auch dazu führen, dass Russland „nur“ isoliert würde. Das hätte dann den gegenteiligen Effekt auf die Aktien. Die dritte Alternative liegt in der Achse Russland-China-Iran. Noch also ab-solut der falsche Zeitpunkt, um Investitionen auf den Ausgang zu setzen. Das ist im übrigen einer der Gründe, warum ich mich so ausgiebig mit Geostrategie beschäftige. Zum einen natürlich, weil es sehr faszinierend und spannend ist, zum anderen natürlich, weil es uns Aufschluss über mögliche Anlageentscheidungen geben kann. Was bedeuten die Entwicklungen für die Märkte und welche Schlüsse kann ich daraus für künfti-ge Anlageentscheidungen ableiten? Wer die Fi-nanzmärkte verstehen möchte, muss möglichst alle Einflussfaktoren abschätzen können. Geopo-litik ist ein großer Teil davon.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende.

Herzlichst

Ihr,

Dirk MüllerChef-Redakteur

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In der Vergangenheit kamen unter den Cashkurs*Weekly-Lesern immer wieder Fragen zu den unterschied-lichsten Finanzinstrumenten und de-ren Funktionsweisen auf.

Große Vielfalt an Investitionsmög-lichkeiten

Dabei gibt es am Markt eine große Bandbreite an Möglichkeiten, sich je nach Risikoneigung oder Marktein-schätzung zu platzieren. Bekannt sind natürlich die gängigsten Produkte wie Aktien oder Rentenpapiere (Anleihen entweder vom Staat oder einem Un-ternehmen selbst). Weiterhin sind Fonds gerade in der Altersvorsorge ein wichtiger Baustein zum Vermö-gensaufbau, jedoch sind auch diese heute sehr visibel und weitreichend bekannt. Spannender wird es bei dy-namischen Finanzinstrumenten wie z.B. Schuldverschreibungen als Über-begriff inklusive Wandelanleihen oder Genussrechten. Die große Herausfor-derung besteht vor allem darin, dass die gleiche Funktionsweise oftmals einen unterschiedlichen Namen trägt, wodurch die zunehmende englische Sprache im Deutschen Raum ihr üb-riges hinzutut. Dies führt oftmals zu Verwirrung und kann den Anleger vor

unnötige Herausforderungen stellen. Im Folgenden sollen diese erläutert und anhand von Beispielen greifbar gemacht werden. Schuldverschreibungen

Schuldverschreibungen sind eine Art Überbegriff, wobei oft auch die Be-grifflichkeit „festverzinsliches Wert-papier“ genutzt wird. Sie dienen zur Fremdfinanzierung sowohl bei Staa-ten in Form von Staatsanleihen, als auch bei Unternehmen (Industrie-anleihen) oder auch Banken (Bank-schuldverschreibung). Anleihen wer-den häufig gerne auch Obligationen genannt, haben jedoch die gleiche Bedeutung. Schuldverschreibungen sind eine Möglichkeit der Fremdfi-nanzierung für Unternehmen. Dabei kauft der Anleger (auch Gläubiger) die Schuldverschreibung und ist somit im Besitz einer Forderung. Auf der ande-ren Seite hingegen steht der Ausstel-ler der Urkunde (der Schuldner), also z.B. das Unternehmen oder der Staat. In der Zeichnungsphase wird die Schuldverschreibung z.B. zu 100€ he-rausgegeben und nach Laufzeitende in dieser Höhe zurückbezahlt. Wäh-rend der Haltedauer gibt es einen fes-ten Zins, welcher somit die Rendite

des Anlegers ausmacht. Während der Laufzeit, welche bis zu 15 Jahre betra-gen kann, ist es möglich, dass die frei handelbare Schuldverschreibung im Kurs je nach Angebot und Nachfrage schwankt. So spielt z.B. die Laufzeit eine wichtige Rolle, sodass am Ende die Rendite über oder unter dem Nennwert liegen kann. Notiert die Anleihe zum Nennwert, spricht man auch von Par-Bond, da diese zu pari notieren. Der wahre Zins, den der An-leger also erhält, muss nicht der Ku-pon sein, der bei Emission festgesetzt wurde, da auch der Kurs, zu dem man kauft, eine Rolle spielt, genau wie auch die restliche Laufzeit.

Verschiedenste Abwandlungen von der Standardanleihe

Wir haben nun die Standardanleihe besprochen. Standard wird in der Fi-nanzbranche gerne und oft auch als Plain-Vanilla bezeichnet. Weiterhin gibt es nun zahlreiche unterschiedli-che Typen, die vor allem in der Aus-gestaltung des Zinses voneinander abweichen. Beispiele sind Tilgungs-anleihen, Nullkuponanleihen, Annui-tätenanleihen oder auch Stufenzins-anleihen.

Finanzinstrumente von Genuss- rechten über Schuldverschreibungen bis hin zu Wandelanleihen

von Andreas Meyer

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Finanzinstrumente von Genussrechten über Schuldverschreibungen bis hin zu Wandelanleihen

Etwas dynamischer sind hingegen die Anleihen oder Schuldverschreibun-gen mit Optionsrechten. Bei diesen auch Wandelschuldverschreibungen oder Wandelanleihen genannten Fi-nanzinstrumenten hat der Gläubiger, also der Anleger, die Möglichkeit, die gekaufte Wandelanleihe in Aktien des Unternehmens zu tauschen. Wichtig dafür sind natürlich der Zeitpunkt und die Anzahl der Aktien, die man dafür bekommt. Dies wird bei Emission fest-gelegt und bedeutet somit auch eine Spekulation auf den Aktienkurs, der hier steigen sollte. Die technische Um-setzung dieses Instruments besteht aus einer Call-Option, welche mit der verzinsten Anleihe verknüpft wird.

Bei einer Aktienanleihe ist es umge-kehrt. Dabei hat das Unternehmen, dass die Anleihe emittiert die Mög-lichkeit eine festvereinbarte Anzahl von Aktien statt des Nennbetrages zu liefern.

Weitere Sonderformen sind beispiels-weise zinsausschüttende Zertifikate, Rohstoffanleihen, Indexanleihen usw. die als Reverse Convertibles notie-ren. Speziell gibt es noch die soge-nannten Hybridanleihen. Diese die-nen als eigenkapitalähnliche, jedoch nachrangige Unternehmensanleihe. Im Normalfall ist diese aus Emitten-ten-Sicht flexibler, was Laufzeit, Kün-digung oder die Aussetzung des Zines angeht. Dafür ist der Kupon (also der Zins, den der Anleger erhält) höher für die ebenfalls erhöhten Risiken.

Genussrechte

Genussrechte selbst (eng. „participa-tion rights“ oder „non-voting-equity securities“) sind als eine Art Misch-form zwischen Aktien und Schuld-verschreibungen zu verstehen. Ak-tien dürften in ihrer Funktionsweise und Aufbau allgemein bekannt sein. Schuldverschreibungen haben wir im vorherigen Abschnitt erläutert. Allge-mein gehören Genussrechte ähnlich wie auch Hybridanleihen zum Mezza-nine-Kapital (dies wiederum ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdka-pital) erklärt somit auch die Aussage „Genussrechte als Mischform zwi-schen Aktien und Schuldverschrei-bungen“. Emittent ist, wie üblich, ein Unternehmen. Kapitalgeber sind ne-ben natürlichen Personen und Institu-tionellen oftmals auch Arbeitnehmer, um diese durch eine Mitarbeiter-Ka-pitalbeteiligung näher an das Unter-nehmen zu binden und dadurch eine höhere Identifikation zu erzeugen.

„Allzweckwaffe“

Weiterhin wird diese Allzweckwaffe für Sanierungen oder auch neue Pro-jekte genutzt, um eine weitere Alterna-tive bei der Finanzierung zu erzeugen.

Genussrechte sind in dieser Form nur im deutschsprachigen Raum möglich und gehören hierzulande zu einer der vielen interessanten Formen der Geldanlage.

Wie bei der Aktie zahlt man beim Ge-nussrecht in die Einlage des Unterneh-mens mit ein und ist damit sowohl am Gewinn, als auch am Verlust beteiligt. Wenn nun beispielsweise tatsächlich Verluste entstehen, so können diese auch aus der Kapitalmasse der Ge-nussrechte (Genussrechtkapital) ge-deckt werden. Dadurch verringert sich allerdings auch der Rückzahlungswert dieser Scheine. Nicht zu verwechseln sind die Genussrechte jedoch mit den Genussscheinen. Zu Genussscheinen wird das Genussrecht erst, wenn es in Form eines Wertpapiers verbrieft wurde. Die Schweizer Firma Roche (ISIN CH0012032048) ist hierfür ein gutes Beispiel.

Flexibilität ist Trumpf für Unternehmer

Ein weiterer Nachteil der Genussrech-te ist, dass man keinerlei Stimmrech-te z.B. bei der Jahreshauptversamm-lung besitzt. Man hat demnach keine Stimme oder sonst irgendwelche Mit-gliedschaftsrechte.

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Finanzinstrumente von Genussrechten über Schuldverschreibungen bis hin zu Wandelanleihen

Aus Unternehmersicht ist dieses In-strument weiterhin attraktiv, da der Gesetzgeber keinen festen Spielraum vorgibt und somit ein großes Maß an Flexibilität besteht. Weitere interes-sante Merkmale von Genussrechten sind

• Gewinn- aber auch Verlustbeteiligung

• Beteiligung an potentieller Liquidation des Unternehmens

• Feste Mindestlaufzeit von in der Regel 4-5 Jahren - In Ausnahmefällen jedoch

auch kürzer

• Mindestinvestitionssumme ist nicht fixiert - Ab 100€ bis 1.000€

• Hohe Verzinsung (oftmals bis über 8% p.a.)

• Nachrangigkeit der Ansprüche bei Unternehmensauflösung

„Risky Business“

Gerade der letzte Punkt stellt noch einmal heraus, wie riskant dieses Geschäft sein kann. Sollte es im Falle eines Totalausfalles (also z.B. einer In-solvenz) zur Auszahlung der übrigen Vermögenswerte kommen, so wer-den die Inhaber von Genussrechten erst ganz zuletzt ausgezahlt. Weiter-hin fallen auch die Zinsen weg, sobald das Unternehmen Verluste erzielt.

Kurzum kann man also sagen, dass es sich bei Genussrechten um deutlich spekulativere Anlageformen handelt. Dafür wird der Anleger zwar auch in Form hoher Zinsen und/oder ei-ner zusätzlichen Gewinnbeteiligung belohnt, jedoch sollte man sich im Vorfeld stets über das Chancen-Risi-ko-Profil bewusst sein.

Eine genaue Recherche über den Emittenten, also das jeweilige Unter-nehmen, ist demnach absolut not-

wendig. Erste Merkmale sollten dabei die Erfahrung am Markt des Unter-nehmens, eine offene Politik in Bezug auf abgeschlossene Projekte sowie natürlich auch ein positiver Jahresab-schluss sein.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: Bloomberg, Reuters www.am-capital.de

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Hintergrund

Bankenrettung durch Staatsanleihen

Ein Riesenproblem der Eurozone ist die zu enge systemische Verknüp-fung zwischen dem Finanzsektor und den nationalen Regierungen. In Kri-sen retten die Staaten ihre Banken vor der Insolvenz. Dazu verschulden sich die Staaten. Die Mittel dazu lei-hen sie sich größtenteils von genau diesen Banken, über die Begebung von Staatsanleihen. Die bisherige nationale Aufsichtspraxis war dieser Herausforderung nicht ansatzweise gewachsen und hat versagt. Banken konnten nicht abgewickelt werden, ohne die Finanzmärkte und später die reale Wirtschaft in Turbulenzen zu bringen.

Vorbild USA?

Es wird darauf ankommen, die ein-gerichtete Bankenunion so umzuset-zen, dass eine tragfähige Lösung mit stabilen Strukturen geschaffen wird; eine tragfähige Lösung vergleichbar der Federal Deposit Insurance Corpo-ration (FDIC) in den USA. Die FDIC ist seit langer Zeit verantwortlich für die Verwaltung von in Schieflage gerate-nen Banken. Wenn in den USA eine Bank schließt, was dort im Gegensatz zu Europa geschieht, dann ist es die FDIC, die das Licht „ausknipst“.

Der Status Quo

Wie sieht es mit der eingeführten Bankenunion, einem Kernelement zur Stabilisierung der Eurozone, aus? Am 4. November 2014 hat die EZB die zentrale Aufsicht über die 130 systemrelevanten Banken mit einer Bilanzsumme von 22 Billionen Euro übernommen. Damit hat sich die Auf-sichtspraxis sowohl in institutioneller als auch in organisatorischer Hinsicht mit einer supranationalen Aufsicht grundlegend verändert. Der neue Aufsichtsmechanismus soll dazu bei-tragen, den Teufelskreis zwischen den Staatshaushalten und den Banken zu durchbrechen. Die Einigung auf ein Sanierungs- und Abwicklungsregime (Single Resolution Mechanism - SRM) einschließlich eines Abwicklungs-fonds für marode systemrelevante Banken ist vom damaligen EU-Kom-missar Barnier als „revolutionary change“ öffentlich gefeiert worden. Damit es aber etwas zu feiern gäbe, müssten systemrelevante Banken ge-gen den Willen der nationalen Regie-rungen abgewickelt werden können, das „too big to fail“-Problem müsste gelöst werden. Nur dann wäre das Verfahren glaubwürdig.

Mythos Stabile Bankenunion Dass das „Too big to fail“-Problem gelöst ist, ist eine politische Floskel

Wenn die Eurozone als Währungsunion überleben möch-te, wird sie sich stärker integrieren müssen. Das heißt: Die Währungsunion muss eine krisenfeste Fiskalunion mit einer stabilen Bankenunion werden. Wie die Geschich-te zeigt, ist eine Währungsunion langfristig anders nicht zu gestalten. Eine Währungsunion ohne eine stabile Fis-kal- und Bankenunion war die Vereinigung von Frank-reich, Belgien, Schweiz und Italien vor gut 100 Jahren, die Lateinische Münzunion. Kein Mensch erinnert sich mehr daran. Warum? Weil sie zehn Jahre später zusammenbrach.

Prof. Dr. Christian Kröger

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Hintergrund

Mythos Stabile Bankenunion - Dass das „Too big to fail“-Problem gelöst ist, ist eine politische Floskel

Gibt es denn jetzt etwas zu feiern? Leider nein, nach wie vor ist das „too big to fail“-Problem nicht gelöst. Warum?

Das Abwicklungsprogramm für eine systemrelevante Bank kann nur um-gesetzt werden, wenn die EU-Kom-mission (faktisch in Abstimmung mit den EU-Finanzministern) nicht wi-derspricht. Letztendlich kann damit jeder Lösungsvorschlag der Aufsicht abgelehnt werden. Wenn man das Prozedere effizienter gestalten möch-te, müsste ein Verfahren bei einer unabhängigen Instanz gewählt wer-den. Die Abwicklung müsste dann so durchgeführt werden könnte, dass die Finanzmärkte am Handelstag nach Bekanntgabe der Abwicklung rechtzeitig „beruhigt“ werden. An-schließend könnten die Bankgeschäf-te am Geld- und Kapitalmarkt für die abzuwickelnde Bank einigermaßen koordiniert weiterlaufen. Jedem wird klar sein, was passiert, wenn auch nur öffentlich darüber spekuliert wird, dass eine systemrelevante Bank sa-niert bzw. abgewickelt werden soll. Die bisherigen Gläubiger würden so-fort ihre milliardenschweren Einlagen abziehen. Die Geldmärkte würden „verrückt“ spielen. Wo soll die mar-ode Bank dann so schnell dringend benötigendes milliardenschweres „fresh money“ bekommen? Der Ab-wicklungsfonds wird hier nicht aus-reichen.

„Gesunde“ Lösungen praktisch nicht umsetzbar

In der politischen Theorie kann man sich die Abwicklung einer maroden Bank in den Strukturen des SRM vor-stellen, in der Praxis am Finanzmarkt nicht. Systemrelevante Banken haben teilweise Bilanzsummen von mehr als 1 Billion Euro und haben in mehreren Ländern systemtragende Aufgaben. Zudem beinhalten sie Risikoaktiva, die in ihrer Komplexität und Bewer-tung auch kaum ein Experte auf die-ser Welt versteht. Wir können sicher sein, auch in Zukunft können diese Zombie-Banken nicht abgewickelt werden, ohne massive schädigende Auswirkungen auf die Märkte zu ha-ben. Alle politischen Versprechungen laufen hier ins Leere. Nur dann, wenn die Marktteilnehmer davon über-zeugt sind, dass im Falle einer Bankin-solvenz eine Abwicklung nach klaren

und praktikablen Regeln erfolgt, wer-den sie ihr Verhalten anpassen und nicht weiterhin auf die bislang beste-hende implizite „too big to fail“-Ga-rantie für große Banken spekulieren. Die nationalen Regierungen oder die EZB werden auch in Zukunft vorher eingreifen und die maroden Banken mit „Steuergeldern“ finanziell unter-stützen. Fakt ist, eine systemrelevan-te Bank mit ihren systemrelevanten Risiken kann trotz Bankenunion fak-tisch nicht „pleite“ gehen. Dies ist aber nicht das Ziel einer stabilen und unabhängigen Bankenunion. Erzählt wird uns etwas anderes…

Einen Grund zum Feiern gibt es also nicht ansatzweise. Wenn wir die ins-titutionelle Evolution in den USA mit stabilen Strukturen für eine Bankuni-on auf den Euro-Raum übertragen, dann haben wir noch einen langen Weg vor uns.

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Hintergrund

Der südkoreanische Konzern berich-tete für das abgelaufene Gesamtge-schäftsjahr über einen Verlust von $3 Milliarden. Hinzu kommt, dass der Vorstand der weltgrößten Container-schiff-Gruppe Maersk Line jüngst vor einem sich fortsetzenden Abschwung im globalen Handel warnte. Grund sei neben einer schleppenden bis tendenziell weiter rückläufigen Ent-wicklung in Europa vor allem auch die Lage in den drei großen BRICS-Staa-ten Brasilien, Russland und China.

Verschiedene Ansichten über die Aussagekraft des BDI

Akteuren, die der Ansicht sind, dass der Baltic Dry Index nicht mehr

die Aussagekraft wie in der Ver-gangenheit aufweise, entgegnete Maersk-Vorstandschef Søren Skou, dass die Entwicklung des Baltic Dry Index nicht nur nach wie vor rele-vant sei, sondern dass das Barometer die Wachstumsentwicklung in der Welt auch immer noch akkurat widerspiegele.

Laut eines Berichts in der Financial Times (Link zum Bericht) legte die Con-tainer- und Seemassengutnachfrage in den Jahren 2013 und 2014 trotz ei-ner sehr schwierigen Lage um jeweils 4% zu. Laut Skou sei im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Nachfrage auf 3% oder gar etwas weniger zu rechnen.

Rückläufiges Wachstum = Mangel an Nachfrage in der Weltwirtschaft

Aus historischer Perspektive müsse dieses Wachstum laut Skou als ent-täuschend bezeichnet werden. Die gesamte Container- und Schiffsgü-terindustrie werde dadurch vor gro-ße Probleme gestellt. Übersetzt be-deutet dies, dass ein großer Mangel an Nachfrage in der Weltwirtschaft besteht, der das Gleichgewicht zwi-schen Angebot und Nachfrage immer weiter nach unten befördert, was einmal mehr einer deflationären Ent-wicklung entspricht.

Auch BRICS-Staaten sorgen nicht für Erholung

Die Lage in Europa wäre laut Skou für sich genommen zu verkraften, wenn nicht gleichzeitig auch Brasilien, Russ-land und China, die in den vergange-nen Jahren zu den größten Treibern des Wachstums gehörten, in die Knie gehen würden. Die aktuell leicht ver-besserte Lage in den USA könne die-sen Faktor leider nicht wettmachen.

Die Aussagen des Maersk-CEOs wur-den unter Analysten mit einiger Bestür-zung aufgenommen, da sich dessen Kommentare stets als guter Indikator für die Entwicklung des weltweiten Handels erwiesen hatten. Denn die

von Roman Baudzus

Bedenkliche Meldungen aus dem Massen- und Schiffsgüterfrachtsektor

Der im freien Fall befindliche Baltic Dry Index gibt – wie in vorherigen Zyklen – die Richtung für die Entwicklung der Weltwirtschaft vor. Der Absturz des Preisbarometers für Massenfrachtgüter und dessen Ausbilden von neuen Allzeittiefs ist ungesehen in der Historie. Nachdem das dänische Unternehmen Copenship bereits erklärte, dass es im aktuellen Umfeld kaum mehr etwas zu tun gäbe, gibt es neue und bedenkliche Nachrichten aus dem Schiffs- und Containerfrachtsektor seitens des weltgrößten Schiffsbau-ers Hyundai Heavy Industries.

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Hintergrund

Bedenkliche Meldungen aus dem Massen- und Schiffsgüterfrachtsektor

weltgrößte Containerschiffsgruppe befördert Massenfrachtgüter zwi-schen allen Kontinenten dieser Erde.

Wort mit Gewicht

Im Hinblick auf China folgte die Aus-sage, dass sich das Wachstum dort weiter abschwäche sei. Die Volumina erwiesen sich als rückläufig. Darüber hinaus wiesen Daten und Statisti-ken in Bezug auf die transportierten Containervolumina darauf hin, dass es aktuell keinerlei Anzeichen auf eine Wiederaufnahme des globalen Wachstumstrends gäbe.

China als Sonderfall

3%-4% Wachstum hört sich auf den ersten Blick ordentlich an. Doch gera-

de im Hinblick auf China, dass Wachs-tumsraten von 7% und mehr pro Jahr benötigt, um soziale Verwerfungen in der heimischen Gesellschaft – wie im Jahr 2008 gesehen – zu verhindern, ist dies viel zu wenig. Auch Massen-bankrotte im bis über beide Ohren verschuldeten Unternehmenssektor Chinas sind im Falle eines Anhaltens der aktuellen Lage keineswegs ausge-schlossen. Vielmehr wäre eher damit zu rechnen.

Ausdruck findet diese Entwicklung in global mit Siebenmeilenstiefeln sinkenden Margen, die vielen Un-ternehmen ihre Gewinne verhageln. Deflationär wirken vor allem die wie-derkehrenden Preissenkungsrunden im internationalen Massenfracht-transportsektor, der längst schon eine

abwärts tendierende Preisspirale zur Folge gehabt hat. Resultat ist, dass die Bankrotte zunehmen und immer mehr Unternehmen – im Angesicht von weltweit massiven Überkapazitäten – aus dem Wettbewerb ausscheiden.

Bereinigung der Märkte

Ein weiterer Sektor, in dem die durch Notenbanken in das globale Finanz-system gepumpten Billionensummen nicht ankommen...aus meiner Pers-pektive begrüßenswert, da es end-lich – im Angesicht dieser massiven Überkapazitäten – im Schiffsbau- und Frachtgutbereich, ebenso wie in vie-len anderen Bereichen der Wirtschaft zu einer dringend benötigten Bereini-gung kommen muss.

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Hintergrund

Wichtige Frage für die Vermögens- entwicklung

Das strategische Management von produktivem Kapital ist eine der Kern-disziplinen des Vermögensmanage-ments. Zwar sind die immateriellen Arten Zeit- und Persönlichkeitsvermö-gen noch zentraler für das eigene Ver-mögen, ob aber auch auf materieller Ebene das volle Potential einer Per-son oder Organisation ausgeschöpft wird, hängt stark davon ab, ob sie das eigene Kapital produktiv einsetzt.

Was ist produktives Kapitalvermögen?

Produktives Kapital ist jenes materiel-le Vermögen, das seinen Eigentümern

aufgrund seiner Knappheit und auf-grund seines Beitrags zum wirtschaft-lichen Output als Produktiva künftige Zahlungsströme verschafft. Zum Bei-spiel:

1. Direktinvestitionen in Betriebska-pital (Das eigene Unternehmen)

2. Anteile an anderen Unternehmen (Aktien)

3. Investitionen in andere wirt-schaftliche Projekte (Filmfonds, Schiffsfonds)

4. Vermietbare Grundstücke und Gebäude (Häuser, Wald, Acker)

Was die Rendite bringt: Knappheit

Dementsprechend wird produktives Kapitalvermögen auch hauptsäch-lich zu diesem Zweck (Geld aus Geld zu erzeugen) angeschafft und gehal-ten. Grundsätzlich ist der Ertrag von produktivem Kapitalvermögen (ge-messen an der Rendite) umso höher, desto mehr das (in der durch die je-weilige Investition bestimmten Form vorliegende) Kapital in der Wirtschaft gerade über die Erwartung hinaus ge-braucht (im Verhältnis zum Angebot nachgefragt) wird.

Historisches Beispiel: Technologie-Blase

Zum Beispiel gab es im Jahr 2000 welt-weit so viel Kapital in Form von Unter-nehmen aus dem Technologie-Sektor, dass die Rendite dieses Kapitals gar nicht hoch sein konnte. Denn das An-gebot weitet sich aufgrund anfängli-cher Knappheit und der damit einher-gehenden hohen Renditen (zu) stark aus. Das ist die Mechanik des Mark-tes, dank derer wir von allem Herstell-baren, was wir wollen und bezahlen können, auch genug haben. Dieser Prozess kann aber auch über das Ziel (Gleichgewicht) hinaus schießen.

Das ist Kernfrage des ganzen Börsen-Journalismus: Wo-hin mit dem Geld? Schwierig mag es sein, diese Frage im Einzelnen zu beantworten. Ganz einfach aber ist die Ant-wort hier. Denn dabei kommt es immer auf eine einzige grundsätzliche Sache an. Reflektiert man Investitionen von diesem Grundgedanken aus, werden auch die konkreten Entscheidungen viel einfacher - und wahrscheinlich auch richtiger.

von Dr. Robert Velten

Strategische Aspekte der Vermögensanlage VII: Produktives Kapitalvermögen

Teil I: Wohin man investieren muss und wovon man besser die Finger lässt

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Hintergrund

Strategische Aspekte der Vermögensanlage VII: Produktives Kapitalvermögen Teil I: Wohin man investieren muss und wovon man besser die Finger lässt

Es gibt dann irgendwann mehr Ka-pital, als gebraucht wird. So etwas passiert immer wieder. Wenn Über-kapazitäten herrschen, fällt der Ertrag für die Besitzer weit geringer aus, als man es sich vorher vorgestellt hat. Im Extremfall ist es dann so, als wolle man Nordseesand auf Norderney ver-kaufen.

Und daraus, aus diesem Zusammen-hang, leitet sich auch die Regel für sinnvolles Investieren ab. Es gilt, immer dort zu investieren, wo man erwarten kann, dass in Zukunft die Nachfrage nach Kapital aus irgend-welchen Gründen größer sein wird als das Angebot, egal wie groß oder klein das Gesamtangebot oder die Gesamtnachfrage sein mögen und egal selbst, ob beide fallen werden. Entscheidend sind die Differenz und die relative Tendenz. Insofern ist es dasselbe Prinzip, dem auch Thales, der erste bekannte Spekulant und zugleich der erste bekannte Philo-soph gefolgt ist, als er Olivenpressen kaufte, als keiner sie brauchte und vermietete, als sie nach einer guten Ernte überall gebraucht wurden. Aktuelles Beispiel: Staatsanleihen

Dasselbe gilt derzeit für Cont-ainer-Schiffe und auch für Staatskre-dite. Deutschland schwimmt im Geld (es gibt eine Schwemme des Ange-bots an Geld für den Staat). Daher ist die Rendite auf dieses Kapital gering, zum Teil - durch geldpolitische Markt-verzerrungen - absurderweise sogar negativ. Hier zu investieren macht meistens keinen Sinn.

Anleihen und Zahlungs-Versprechen

Doch Kredite, die man anderen - zum Beispiel dem Staat - gewährt, zählen eigentlich auch zu produktivem Ka-pitalvermögen. Denn das verliehene Geld erzeugt ja im Normalfall einen positiven Zahlungsstrom in der Zu-kunft. Grundlage ist nicht das Geld, sondern die Investitionen, die der Schuldner damit vornehmen kann (oder das was der Schuldner tut, um das Geld inkl. Zins und Zinseszins, das er schuldet, zurückzahlen zu kön-nen, weshalb dieser Zusammenhang auch für Konsumentenkredite gilt). Da Kredite - indirekt - produktiv sind, und somit Zinserträge als positiven Zahlungsstrom generieren, zählen sie also zu den produktiven Kapi-tal-Vermögensarten. Empfehlenswert sind sie aber nur dann, wenn Kredite knapp sind, also viele Schuldner sehr guter Bonität sehr hohe Zinsen zah-len, was zum Beispiel Anfang der 80er Jahre der Fall war (Da allerdings wa-ren die Inflationserwartungen noch sehr hoch). Mit Krediten kann auf Rückzahlung spekuliert werden, also darauf, dass der Emittent mit dem ge-

liehenen Geld gut (beziehungsweise besser als erwartet) umgeht. Die Er-tragsmöglichkeiten dieser Wette sind aber im Gegensatz zu Eigenkapitalan-teilen (z.B. Aktien) begrenzt. Denn bestenfalls erhält man das Geliehe-ne plus Zinsen zurück. Im Grunde aber (bei solchen höchster Bonität) sind Anleihen und sonstige Investiti-onen in auf Geld lautende Rückzah-lungs-Versprechungen entweder eine Spekulation auf Entwicklungen des Fi-nanzsystems (nämlich eine Wette auf Deflation) oder eine gering rentieren-de Möglichkeit des Parkens von Geld. Ist letzteres der Fall, handelt es sich eigentlich um Liquidität. Dann bieten sich andere, noch liquidere Formen wie Giral- oder Bargeld an. Ist es in dem anderen Fall eine Spekulation auf finanzielle Entwicklungen, so soll-te man sich dieser bewusst sein und sich fragen, ob eine solche Spekulati-on nötig ist. Meistens wird das nicht so sein und auf Zahlungsverspechen aller Art als Teil des eigenen Vermö-gensportfolios kann in vielen Fällen verzichtet werden, auch wenn zu Zeiten Anleihen einen Beitrag leisten können.

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Analyse

Die Automobilbranche durchlebt ge-rade eine kleine Renaissance, was die Beliebtheit bei Anlegern betrifft. Die Geschäfte laufen gut, spannende Projekte sind in der Pipe und ordent-liche Aussichten werden präsentiert. Welcher der wichtigsten und größten Automobilhersteller auf der Welt ist jedoch der aktuell attraktivste. Ein vor allem quantitativer Überblick kann dabei erste interessante Parameter aufzeigen und den Entscheidungspro-

zess so deutlich erleichtern. Es wurde versucht, die größten Unternehmen der Branche zu untersuchen. Dabei wird erwartungsgemäß deutlich, dass Volkswagen und Toyota hier vor allem am Umsatz gemessen die größten Spieler sind. Renault aus Frankreich, wie auch Hyundai aus Südkorea bil-den hingegen die „Schlusslichter“ der Großen unter sich.

von Andreas Meyer

CK*Branchenanalyse - Automobilbranche: Wachstum & Euphorie – Wo kann es sich noch lohnen

Chartvergleich

Dass Größe jedoch nicht immer auch ein Garant für Erfolg ist, zeigt der fol-gende Chartvergleich. Dabei ist die neu gegründete Fiat-Chrysler im Jah-resvergleich Spitzenreiter. Am Schluss-licht hingegen findet sich auch hier Hyundai wieder. Die Südkoreaner, die sich bis zum Sommer noch als stärks-tes Unternehmen behaupten konn-ten, haben seitdem im Kurs deutlich abgebaut. Somit besteht hier natür-lich noch Aufholbedarf, was sich auch in der Bewertung wiederspiegelt.

ISIN Umsatz 2014 Markt- kapitalisierung Sitz Mitarbeiter

Daimler DE0007100000 129,87 Mrd. EUR 92,22 Mrd. EUR Stuttgart 280.000

BMW DE0005190003 76,06 Mrd. EUR 72,61 Mrd. EUR München 112.000

Volkswagen DE0007664039 (Vorzüge) 197 Mrd. EUR 107,30 Mrd. EUR Wolfsburg 572.800

Renault FR0000131906 41,06 Mrd. EUR 25,24 Mrd. EUR Boulogne-Billancourt 135.000

Toyota JP3633400001 191 Mrd. EUR 206,89 Mrd. EUR Toyota 339.000

General Motors US37045V1008 155,93 Mrd. US$ 53,62 Mrd. EUR Detroit 216.000

Ford US3453708600 135,8 Mrd. US$ 56,67 Mrd. EUR Dearborn 187.000

Hyundai KR7005380001 59,74 Mrd. EUR 50,12 Mrd. EUR Seoul 60.000

Fiat-Chrysler NL0010877643 96,09 Mrd. EUR 17,60 Mrd. EUR Amsterdam / London 230.000

Tabelle 1 Peergroup-Analyse

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Analyse

CK*Branchenanalyse - Automobilbranche: Wachstum & Euphorie – Wo kann es sich noch lohnen

Bewertung

Anhand der wichtigsten Entschei-dungsparameter wird deutlich, in welchem Bereich sich die großen Au-tomobilkonzerne bewegen. Ein sol-cher Peergroup-Vergleich ist IMMER notwendig, um ein Gefühl zu bekom-men, was für eine Branche eher güns-tig oder teuer ist. Technologiekon-zerne beispielsweise notieren in der Regel deutlich höher, wohingegen die Ölindustrie aktuell noch niedriger be-wertet erscheint.

Innerhalb unserer heutigen Kandida-ten ist ersichtlich, dass vor allem Ren-ault, aber auch Hyundai eher güns-tig dastehen. Auch Volkswagen und GM können sich dabei sehen lassen. Toyota allerdings darf als das derzeit teuerste Unternehmen verstanden werden, wenn man sich einen Schnitt aus den Parametern zur Bewertung ableiten will.

(KBV, KGV) eher unterbewertet. Eli Lil-ly, GlaxoSmithKline, aber auch Bayer und Novartis wirken bei quantitativer Betrachtung aktuell eher teuer be-wertet.

Grafik 3

Vorteil: Renault, Volkswagen, GM, Hyundai

*BMW & Volkswagen bewegen sich in der Mitte, konnten jedoch aufgrund der Größe nicht mehr aufgeführt werden

EV/EBITDA KBV KGV KUV KCV

Daimler 5,00x 1,81x 12,3x 0,70x 7,39xBMW 4,84x 1,88x 12,4x 0,91x 5,29x

Volkswagen 3,97x 1,15x 10,2x 0,53x 3,97xRenault 4,93x 0,93x 9,80x 0,61x 5,47xToyota 10,40x 1,58x 11,8x 1,06x 9,00x

General Motors 3,50% 1,48x 8,25x 0,39x 7,40xFord 4,96x 1,95x 9,79x 0,45x 12,83x

Hyundai 6,27x 0,67x 5,08x 0,50x 4,89xFiat-Chrysler 3,22x 1,48x 15,2x 0,18x 2,71xIndustry Total - 6,91x 37,35x 4,61x 30,11x

Tabelle 2

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Analyse

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Profitabilität

Ein Vergleich der Profitabilität muss zweischneidig gesehen werden. Na-türlich sind primär auch hier die rentabelsten Investments am span-nendsten. Eine hohe Eigenkapitalren-tabilität (ROE), also die Verzinsung des Kapitals eines jeden Anlegers selbst, sollte im Fokus stehen. Nichtsdesto-trotz muss man im zweiten Schritt ge-nauer hinsehen, wie die Entwicklung war, ob es Einmalbelastungen gab oder z.B. der Abstand zwischen ope-rativ und netto besonders groß ist.

Auf einen ersten Blick wirkt jedoch vor allem BMW sehr attraktiv. Gemäß dem eher kapitalistisch ausgerichte-ten System (es wird nahezu alles für den Aktionär getan) überzeugen in Sachen Eigenkapitalrentabilität auch die Amerikaner Ford und GM. Am Ende steht hier Fiat-Chrysler. Dies liegt vor allem daran, dass sich das Unternehmen erst in 2014 durch die Fusion neu aufgestellt hat und da-durch eine Menge Einmalkosten auf-treten, die im Zuge der Administrati-on etc. anfallen.

Vorteil: BMW

Kapitalstruktur

Wenn es darum geht, dem Investor einen gewissen Grad an Sicherheit zu

liefern, ist die Kapitalstruktur als wich-tiger Bestandteil ebenso ins Kalkül zu ziehen. Auch wenn man beispielswei-se die Einstufung der Rating-Agentu-ren in Frage stellt, macht ein Vergleich schon Sinn, da zumindest alle Unter-nehmen unter den gleichen Voraus-setzungen begutachtet werden. Da-bei schneidet Novartis am stärksten und Eli Lilly, Glaxo und AstraZeneca

Net-Margin Operating Margin

Eigenkapital- rentabilität

Gesamtkaptal- rentabilität

Daimler 5,47% 8,37% 15,40% 7,72%BMW 7,49% 11,10% 15,70% 4,48%

Volkswagen 5,46% 6,24% 11,90% 5,33%Renault 5,60% 4,47% 9,89% 3,15%Toyota 8,01% 10,40% 14,10% 5,56%

General Motors 4,71% 5,67% 21,10% 4,52%Ford 4,49% 4,25% 23,40% 4,00%

Hyundai 8,68% 8,74% 13,00% 5,51%Fiat-Chrysler 1,19% 4,16% 10,30% 1,35%

Industry 10,86% 14,74% 19,31% 13,90%

Tabelle 3 Peergroup-Analyse

EK-Quote Financial Leverage Capex/Sales Cash-Flow

SalesRating Moodys

Daimler 23,03% -0,36x 5,43% 9,15% A3

BMW 25,62% -0,65x 8,50% 13,80% A2

Volkswagen 27,05% -0,26x 7,83% 11,10% A3

Renault 30,01% -0,38x 6,57% 9,86% Ba1

Toyota 34,92% 2,97x 3,91% 11,60% Aa3

General Motors 19,96% -0,42x 5,57% 7,93% Ba1

Ford 11,90% -0,79x 5,17% 7,34% Baa3

Hyundai 34,56% 2,38x 7,46% 7,70% Baa1

Fiat-Chrysler 9,33% 1,34x 8,30% 6,38% B1

Tabelle 4 Peergroup-Analyse

am schwächsten ab. Mit einem Rating von A2 kann man jedoch immer noch von einem sehr guten Investmentgra-de sprechen, sodass es sich hierbei sozusagen um „Meckern auf hohen Niveau“ handelt.

Vorteil: BMW, VW

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Analyse

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Dividende

Bei der Dividende sind mehrere Din-ge zu beachten. Einen ausführlichen Bericht zu den wichtigsten Informa-tionen haben wir in der vergange-nen Ausgabe von Cashkurs*Weekly (Ausgabe 08/15) veröffentlicht. Nicht nur die Höhe, sondern auch eine mögliche Quellensteuer wie auch die Payout-Ratio (Rate of dividend) sind essentiell. Dabei wird jedoch auf den ersten Blick ersichtlich, dass sowohl Daimler, als auch abermals die Ameri-kaner in Form von Ford und GM sehr attraktiv dastehen. Die geringen Aus-schüttungsquoten scheinen in der In-dustrie als normal zu gelten.

Vorteil: Daimler, Ford, GM

Wachstum

Auf der einen Seite kann man akri-bisch den Value-Gedanken verfolgen (Bewertung & Kapitalstruktur), auf der anderen Seite sollte jedoch auch der Growth-Faktor nicht außer Acht gelassen werden. Werden sogar bei-

de Kriterien erfüllt, wird dies oftmals als sog. Blend-Strategie beschrieben. Es wird bei der folgenden Tabelle vor allem erkennbar, dass eine hohe Bandbreite bei Gewinn je Aktie dabei ist. Man sollte allerdings ebenso be-denken, dass einmalige Kosten, die sich auf den Nettogewinn auswirken, die Statistik unfassbar stark beein-flussen können (s. BMW, Toyota oder auch GM). Demnach ist es wichtig, genau zu studieren, ob hinter einer negativen 5-Jahres-Ratio eine gewis-se Entwicklung zu sehen ist oder es sich lediglich um ein Ausnahmejahr handelt, welches die gesamte Perfor-mance zerschossen hat. Aus diesem Grunde ist vor allem das Umsatz-wachstum zu betrachten, da Einma-leffekte hier nicht so stark zu tragen kommen.

Vorteil: Daimler, Volkswagen, GM

Subjektive Anregungen

Wenn es darum geht, die Unterneh-men nun auf Qualität und Subjekti-vität zu untersuchen, bedarf es einer

Dividende Payout-Ratio

Daimler 3,17% 38,90%

BMW 2,60% 32,30%

Volkswagen 2,13% 21,70%

Renault 2,61% 25,60%

Toyota 2,44% 28,70%

General Motors 3,71% 30,60%

Ford 3,48% 34,10%

Hyundai 1,85% 9,38%

Fiat-Chrysler 0,16% 2,40%

Tabelle 5 Peergroup-Analyse

Einzelanalyse, welche hier den Rah-men sprengen würde. Wichtige An-haltspunkte dabei sind jedoch:

• Forschung und Entwicklung - Elektromobilität - Selbstfahrende Autos

• Wachstum - In welchen Märkten ist man

wie stark aufgestellt (Emerging Markets?)

- Organisches Wachstum (z.B. will BMW in 2015 8.000 neue Jobs schaffen usw.)

• Neue Konkurrenz - z.B. durch Apple, die aktuell

versuchen, Fachkräfte abzu-werben, um ein eigenes Auto auf den Markt zu bringen oder auch Google, die bereits Testfahrten fahren

- Turnaround-Unternehmen wie Opel oder Citroen, die auch die Premiumklasse an-greifen wollen

5-Jahres Wachstum EPS (Gewinn je Aktie)

5-Jahres Umsatz

Daimler 7,81% 10,47%

BMW 74,83% 7,41%

Volkswagen 9,42% 11,60%

Renault -0,78% 1,61%

Toyota 73,52% 4,59%

General Motors -57,01% 8,31%

Ford -1,55% 4,38%

Hyundai 65,96% 1,83%

Fiat-Chrysler -10,69% 7,83%

Tabelle 6 Peergroup-Analyse

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Fazit

Am Ende des Tages muss man sich fragen, was man will und welches Ri-siko man dafür bereit ist einzugehen. Daher lassen sich die Aktien sicherlich sehr gut in unterschiedlichste Klassen unterteilen. Renault ist sicherlich der günstigste Kandidat. Jedoch bringt das Unternehmen damit einherge-hend auch große Risiken in Bezug auf Sicherheit und Wachstum mit sich. Es handelt sich dabei also eher um eine Spekulation auf künftig bessere Wachstumsaussichten und ein Auf-holen des wahren inneren Wertes. GM würde ich in diesem Zusammen-hang ebenso noch nennen. Eine an-ziehende Volkswirtschaft in den USA wird hier helfen und weiterhin darf man diesen Kandidaten als absolut aktionärsfreundlich beschreiben.

Geht es um absolute Qualität durch alle quantitativen Reihen hinweg, sind sowohl BMW, als auch Daimler sicherlich ganz vorne mit dabei. Mein persönlicher Top-Pick ist aufgrund der Wachstumsambitionen, dem breit aufgestellten Dach, wie jedoch auch der äußerst günstigen Bewertung, Volkswagen. Die Wolfsburger wach-sen ordentlich, sind auf allen wich-tigen Märkten vertreten, profitieren vom großen Markendach und sind trotz der zahlreichen positiven Merk-male im Branchenvergleich immer noch nicht zu teuer bewertet. Alles in allem bieten viele der Unternehmen interessante Ansätze. Am Ende muss sich jeder nur die Frage stellen, wel-che Parameter man persönlich am stärksten gewichten will. Die vorhe-rige Übersicht kann dabei eine erste interessante Hilfestellung liefern.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: Bloomberg, Reuters www.am-capital.de www.4-traders.com

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Analyse

Die Story

Der Speichermarkt gehört auch in Zukunft zu den wachsenden Märkten der Welt, denn vor allem durch Cloud Computing und Internet of Things (IoT), soll sich laut Analysten das Wachstum deutlich beschleunigen. So gehen die Analysten davon aus, dass im Jahr 2014 der weltweite Markt für Speichermedien ein Volumen von 38 Mrd. US-Dollar erreicht. Dies wäre ein Zuwachs von 2 Mrd. US-Dollar im Vergleich zu 2013. Für 2015 wird mit einer weiteren Beschleunigung des Trends auf dann über 42 Mrd. US-Dollar gerechnet. Die steigende Nachfrage sollte daher in Zukunft von den Firmenkunden ausgehen.

Für die Zukunft gut aufgestellt

Hierauf hat sich Western Digital als einer der ersten Hersteller bereits mit seinem Vertrieb und der Pro-duktpalette eingestellt, sodass das Unternehmen in den Jahren 2015, 2016 und 2017 von dem erwarteten Volumenanstieg überproportional profitieren wird. Dass dieser Trend anhält, lässt sich bereits heute an den Zahlen des letzten Quartals ablesen, denn zuletzt konnte Western Digital vor allem wegen dem Geschäft mit Flash-Speicherlaufwerken für Fir-menkunden glänzen. Das Geschäft entwickelte sich rasanter als geplant und legte um 20 Prozent auf 187 Mio. US-Dollar zu. Ein erstes Anzei-

chen, dass die Strategie aufgeht und sich die Geschäftsentwicklung wei-ter positiv entwickelt. Die nachhaltig solide positive Geschäftsentwicklung lässt sich auch in der Dividendenpo-litik des Unternehmens ablesen. Seit dem Jahr 2012 hat Western Digital seine Quartalsdividende bereits drei Mal angehoben und eigene Aktien im Wert von über 2,6 Mrd. Dollar zu-rückgekauft. Negative Überraschun-gen sind auch für die Zukunft nicht zu erwarten, das Management wird von Analysten überraschend auffällig ge-lobt und die Geschäftsaussichten so-wie unternehmerischen Risiken sind gut kalkulierbar. Fundamental

Wachstum vs. KGV

Aktuell ergibt sich auf der Grundlage des für das Jahr 2016 angepeilten Er-gebnisses ein Discount von über 9,9 Prozent zur Wachstumserwartung. Das bedeutet: Sollte die Wachstums-erwartung eintreten, ist die Aktie ak-tuell um 9,9 Prozent unterbewertet.

Das in Lake Forest, dem US-Bundesstaat Kalifornien, an-sässige Unternehmen ist einer der weltweit führenden Her-steller für Festplattenlaufwerke und Speichermedien. Das Unternehmen beschäftigt weltweit ca. 85.000 Mitarbeiter, generiert einen Umsatz von 15,3 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn in Höhe von fast 1 Milliarde US-Dollar.

von Thomas Höhne

Aktienanalyse Western Digital nachhaltiges Wachstum bei moderater Bewertung WKN: 863060 / ISIN: US9581021055

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Analyse

Aktienanalyse Western Digital – nachhaltiges Wachstum bei moderater Bewertung

Zukünftiges Wachstum

Auf der Grundlage der Konzern- und Analystenschätzungen ist von einer jährlichen Gewinnsteigerung von ca. 9,4 Prozent bis zum Jahr 2016 auszu-gehen.

Dividendenrendite

Mit einer Dividendenrendite von 1,45 Prozent bietet die Aktie im Branchen-vergleich und für US-amerikanische Werte eine gute Dividende und hat eine solide Ausschüttungsquote von 17,9 Prozent.

Charttechnik

Die Aktie von Western Digital befin-det sich aktuell in einem moderaten Aufwärtstrend, welcher aktuell bei 104/105 US-Dollar verläuft. Die Ak-tie wird aktuell auf der Unterseite von folgenden Unterstützungszonen unterstützt: 80/81 US-Dollar, 85/87 US-Dollar, 98/100 US-Dollar. Damit ist die Aktie von Western Digital einer der charttechnisch am besten abge-sicherten Werte im Nasdaq. Der ein-zige signifikante Widerstand verläuft aktuell bei 114/115 US-Dollar und sollte in den nächsten Wochen zu einer Wahrscheinlichkeit von 70 Pro-zent überwunden werden.

Fazit

Die Aktie von Western Digital ist eine Aktie für risikoaverse Investoren, für die die Beständigkeit eines Unterneh-mens und nachhaltige positive Ergeb-nisse ausschlaggebend sind. Die gut kalkulierbaren Risiken, die relativ ho-hen Markteintrittsbarrieren und die gute Markstellung helfen Western Di-gital auch in Zukunft dabei, ein solides Wachstum zu erreichen und Investo-ren an dem Trend zum erhöhten Spei-cherbedarf partizipieren zu lassen.

2014 2015e 2016e

Dividende 1,15 1,65 1,84

Dividendenrendite (in %) 1,53 1,50 1,67

Ergebnis/Aktie 8,10 8,34 9,01

KGV 9,26 13,18 12,20

Tabelle 7 Western Digital Aktie

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Analyse

Die National Oilwell ist ein US-ame-rikanisches Unternehmen, welches im Bereich Öl & Gas aktiv ist. Da-bei stammt der Konzern in Sachen Wahrnehmung eher aus der zweiten Reihe, bezogen auf die Aktivitäten. Wir kennen die großen Ölmultis wie Exxon, BP, Shell oder Total, dessen Endprodukte wir in Form von Heizöl, Gas oder Benzin verbrauchen. Dahin-ter jedoch steckt noch eine weitere große Industrie, ohne die dies nicht möglich wäre. Es sind die Ausrüster und Serviceanbieter der Öl-Plattfor-men, Bohrtechniken und aller weite-ren Geräte, die dafür notwendig sind. Will also einer der großen Ölmultis ein neues Ölfeld anbohren, so kom-men u.a. die Produkte der National Oilwell zum Einsatz. Dabei zählt unser heutiger Kandidat zu einem der welt-weit führenden Anbieter auf diesem Gebiet der Erdölexploration.

Das große Beben

Der gefallene Ölpreis hat die gesam-te Branche unter starke Mitleiden-schaft gezogen. Die Industrie der Ausrüstungszulieferer hat es dabei noch härter getroffen, als die großen Multis selbst. Das liegt daran, dass BP und Co. ihre Nachfrage nach neuem Equipment noch schneller zurückfah-ren können, als dies beim Einfluss des Ölpreises der Fall ist. Dies bedeutet jedoch auch bei einem sich erho-lenden Ölpreis deutlich attraktivere Chancen.

von Andreas Meyer

Unternehmen National Oilwell Varco Inc. Umsatz in 2014 21,44 Mrd. US$

Hauptsitz Houston, USA Marktkapitalisierung 20 Mrd. EUR

Branche Ölindustrie- Ausrüster, Services Index S&P100

Branche 64.000 ISIN US6370711011

Gründung 1841 Beta 1,92

Tabelle 8 Fact Sheet

Grafik 5

Aktienanalyse National Oilwell Varco Inc.: Stabiles Branchenschnäppchen aus der Öl-Industrie (Ausrüster)

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Analyse

Aktienanalyse National Oilwell Varco Inc.: Stabiles Branchenschnäppchen aus der Öl-Industrie (Ausrüster)

Der Chart

Der angesprochene Ölpreisverfall zeigt sich auch im Chartbild der Aktie. Auf 1-Jahressicht steht der Titel derzeit deutlich im Minus und notiert nur ca. 5US$ über dem 52-Wochen Tief. Die oftmals in der kurzen Frist beobach-teten Indikatoren wie der RSI und die Stochastik befinden sich derzeit im eher neutralen Bereich und liefern so-mit keine deutlichen Signale.

Der Kennzahlencheck

Wie immer sollte es jedoch vor allem bei diesem Titel der langfristige Blick sein, der die entscheidenden Parame-

ter liefert. Die Zahlenflut und vor al-lem der Peergroup-Vergleich machen erkennbar, warum gerade die National Oilwell besonders attraktiv wirkt:

9 Deutliche Unterbewertung nach fast allen Parametern, sowohl ge-nerell, als auch im Vergleich mit den wichtigsten Peers.

9 Ordentliche Kapitalstruktur, die für Sicherheit sorgt. Die geringe Verschuldung, welche sofort be-glichen werden kann (Leverage) ist sogar mit Abstand am stärks-ten ausgeprägt. Dies spiegelt auch das ordentliche Rating der beiden größten Agenturen wieder.

9 Attraktive Dividendenrendite, die für das Warten bei diesem lang-fristigen Titel entschädigt

8 Die Profitabilität hingegen ist „le-diglich“ als durchschnittlich anzu-sehen. Zwar schneidet man bes-ser ab als die gesamte Branche, kann jedoch bei weitem nicht mit den besten in dieser Kategorie mithalten. Dies macht sich auch bemerkbar, wenn man die Eigen-kapitalrentabilität (ROE) zur Be-wertung heranzieht. Diese ist bei zahlreichen Unternehmen wie Schlumberger und CAT über der 20% Marke.

Bewertung

KBV 1,06x KCV 6,94x

KGV 14,10x KGV-Wachstum-Verhältnis Neg.

EV/EBITDA 6,38x KUV 1,05x

EV/Revenues 1,18x Benjamin Graham-Number (2015)

22,56% Safety-Margin

Kapitalstruktur

EK-Quote 61,65% Cash Flow / Sales 14,70%

Capex/Sales 3,33% Financial Leverage -0,61x

Profitabilität (e2015)

Net-Margin (e2015) 9,43% ROE 9,03%

Operating Margin 13,90% ROA 5,77%

Gewinnverwendung

Dividende 3,32% Payout-Ratio 46,80%

Rating

Moodys: A2 S&P A+

Outlook Stable Outlook Stable

Tabelle 9

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Analyse

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Wachstum

Der Ölpreis, welcher oftmals als Spielball zwischen Politik und Finanz-märkte agiert und somit eine gewis-se Schwankung mit sich bringt, hat sich folglich auch auf die wichtigsten Wachstumskennzahlen ausgewirkt. Sowohl Umsatz, Profitabilität und auch EK-Quote spielen dabei Seilspringen mit den immer wieder erreichten Mar-ken. Für 2015 wird nun aufgrund des stark gefallenen Preises für ein Barrel Rohöl ein deutlicher Rückgang erwar-tet. Die großen Förderer brauchen weniger Öl, fragen somit auch weniger Equipment nach und der Umsatz fällt. Auf diese neuen Gegebenheiten muss sich die Branche einstellen. Dies hat man scheinbar getan und so will man nach der Talsohle in 2015 vor allem in Sachen Umsatz-Gewinn-Verhältnis wieder wachsen. Die Erwartungen dahingehend dürften mittlerweile als eingepreist gelten.

Auch die EK-Quote soll wieder klet-tern, wodurch für den Anleger ein gewisser Grad an Sicherheit entsteht. Unternehmen mit einer anständigen

Grafik 6 Income Statement Evolution

Ausstattung an EK sind in der Lage auch schwierige Phasen durchzuste-hen, in denen Konkurrenten aufgeben müssen.

Subjektiver Betrachtungswinkel

• Bei den Parametern ringsherum ist der Öl-Preis das A und O. Man darf derzeit sicherlich von einem absoluten Tief sprechen. Nichts-

destotrotz sollte man versuchen, sich eine Meinung zur Preisent-wicklung des schwarzen Goldes zu machen. Derzeit kann man jedoch mit Fug und Recht be-haupten, dass man eher günstig einkauft als zu teuer.

• Die Umsatzdiversifikation ist ebenfalls breit und interessant aufgestellt. Zwar kommen 35% aus den USA (Trend abnehmend)

Div. Rendite EV/EBITDA KBV Op. Margin Ek-Quote Financial Leverage

AP Thailand 4,04% 10,80x 1,33x 15,10% 43,88% 4,47x

Sansir Publ. 4,48% 16,30x 1,13x 12,0% 27,13% 8,62x

Industry 0,88% - 2,11x 33,75% - -

Sansir Publ. 4,48% 16,30x 1,13x 12,0% 27,13% 8,62x

Sansir Publ. 4,48% 16,30x 1,13x 12,0% 27,13% 8,62x

Industry 0,88% - 2,11x 33,75% - -

Tabelle 10 Peergroup-Analyse

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und immerhin noch 14% aus Südkorea. Dann jedoch bietet man eine Vielzahl von Regionen wie Kanada, Brasilien, China, UK oder auch Norwegen, in denen gleichgroße Umsatzanteile gene-riert werden. Dies federt Risiken ab, sollte ein Markt besonders schwächeln. Zwar ist dies nicht derart essentiell wie in anderen Branchen (da der Ölpreis ja ein weltweiter Preis ist), jedoch trotz dessen nicht außer Acht zu las-sen.

• Historie: Das Unternehmen wur-de 1841 gegründet. Die lange His-torie ist für viele Value-Investoren ein absolutes Muss. Somit hat der Konzern auch in der Vergangen-heit bereits zahlreiche Hochs und Tiefs durchgemacht, weswegen diese Erfahrungen auch in Zu-kunft von Nutzen sein sollten.

• Analysten sind bearish. Ein Groß-teil der Analysten, die das Unter-nehmen beobachten ist derzeit eher pessimistisch. Dies kann im Umkehrschluss jedoch auch den Vorteil haben, dass die zittrigen Anleger mittlerweile alle raus sein sollten und der Gros der In-vestoren langfristig orientiert ist und auch bei kleinen Gegenbe-wegungen nicht direkt panisch abspringen.

Fazit

Alles in allem ist die National Oilwell ein historisch gewachsenes Unter-nehmen, dass derzeit äußerst güns-tig zu haben ist. Die Kapitalstruktur bringt Sicherheit mit sich und die Dividende entschädigt fürs Warten. Die Profitabilität hingegen ist aktuell eher schwach und muss, gerade bei weiterhin niedrig bleibender Nachfra-ge, gesteigert werden. Aufgrund der Value-Parameter hingegen kann diese Aktie äußerst interessante Chancen bieten, die jedoch auch in der mittel-fristigen Entwicklung des Öl-Preises analysiert werden müssen.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: Bloomberg, Reuters www.am-capital.de www.4-traders.com

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