43
Schwindelerkrankungen Schwindelerkrankungen Analyse, Diagnostik und Analyse, Diagnostik und Therapieeinleitung in der Praxis Therapieeinleitung in der Praxis Dr. Thomas Potrafke Hals-Nasen-Ohrenarzt Zuffenhausen im Ärztehaus

Schwindel

Embed Size (px)

DESCRIPTION

SchwindelerkrankungenAnalyse, Diagnostik undTherapieeinleitung in der Praxis - Fortbildung für Ärzte

Citation preview

Page 1: Schwindel

SchwindelerkrankungenSchwindelerkrankungenAnalyse, Diagnostik und Analyse, Diagnostik und

Therapieeinleitung in der PraxisTherapieeinleitung in der Praxis

Dr. Thomas PotrafkeHals-Nasen-OhrenarztZuffenhausen im Ärztehaus

Page 2: Schwindel

Schwindel

Schwindel?

Wort „schwindeln“ vom mittelhochdeutschen „swindeln“ bedeutete in Ohnmacht fallen (Sinne schwinden)

Schwindel keine Krankheitseinheit multisensorisches Syndrom

Page 3: Schwindel

Episodische Schwindelformen mit Gleichgewichtsstörungen durch akute Funktionsstörungen des peripheren oder zentralen vestibulären Systems

Symptome durch gestörte Interaktion der an der Raumorientierung beteiligten Sinnessysteme Visuell Vestibulär Somatosensorisch

Schwindel

Page 4: Schwindel

Die Störungen im Bereich Wahrnehmung (Schwindel) Blickstabilisation Haltungsregulation (Fallneigung, Ataxie) Vegetativum (Übelkeit) Hauptfunktionen des vestibulären Systems können unterschiedlichen Orten im Hirn zugeordnet

werden

Schwindel

Page 5: Schwindel

Der wahrgenommene Schwindel basiert auf einer kortikalen Störung der Raumorientierung unangenehme Verzerrung statischer Raumkoordinaten oder eine kombinierte Eigen-/Umweltbewegungsillusion

Nystagmus entsteht durch eine richtungsspezifische Tonusimbalance des vestibulo-okulären Reflexes

Stand- und Gangunsicherheit sind Folge gestörter vestibulo-spinaler Reaktionen

Nausea und Erbrechen werden über eine Aktivierung des medullären Brechzentrums ausgelöst.

Schwindel

Page 6: Schwindel

Was ist Schwindel?

Scheinbewegungen Unwohlsein und Übelkeit Wahrnehmungsstörungen „Die Welt dreht sich“ - „die Erde schwankt“ –

„der Boden gibt nach“ Allen gemeinsam: Der Mensch verliert die

Orientierung im Raum

Schwindel

Page 7: Schwindel

Störung der Sinneseindrücke, die uns über unsere Position im Raum informieren und die unsere Bewegungen steuern

Störung im Gleichgewichtsorgan selbst

Störung der Verarbeitung der Sinneseindrücke Sehen Gleichgewicht Bewegungsapparat steuernde Nervenbahnen und Vernetzungen im Gehirn

Schwindel durch Störungen der Durchblutung und Sauerstoffversorgung

Schwindel

Page 8: Schwindel

Ohr und Gleichgewichtsorgan

Schwindel

Page 9: Schwindel

Gleichgewichtsorgan

Schwindel

Page 10: Schwindel

Gleichgewichtsorgan

Schwindel

Page 11: Schwindel

Nervenbahnen und -verschaltungen

Schwindel

Page 12: Schwindel

„Anamnese, Anamnese, Anamnese“Exakte Befragung über

Schwindelcharakter Drehen, Schwanken, Taumeligkeit, Gehstörungen,

Kollaps) Begleitsymptome

Hörminderung, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen, behinderte Nasenatmung, Sehstörungen

Dauer und Häufigkeit des Schwindels Vorgeschichte

Unfälle, Otitis, Sinusitis, HWS-Probleme, internistische und neurologische Erkrankungen)

Schwindel

Page 13: Schwindel

Anamnese Dauer und Häufigkeit des Schwindels

Drehschwindelattacke Sekunden wie z.B. bei der Vestibularisparoxysmie oder

benignem Lagerungsschwindel Stunden wie z.B. bei der Schwindelmigräne oder dem

Morbus Menière Dauerdrehschwindel

Tage bis wenige Wochen wie z.B. bei der Neuritis vestibularis

Schwankschwindelattacke z.B. Hirnstamm-TIA oder kardio-vaskuläre Synkope

Dauerschwankschwindel z.B. bilaterale Vestibulopathie oder Phobischer

Schwankschwindel

Schwindel

Page 14: Schwindel

Anamnese

Auslösbarkeit/Verstärkung des Schwindels

Auftreten schon in Ruhe z.B. Neuritis vestibularis

Auslösung durch Bewegung/Lagerung z.B. Benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel Z.B. cervikogener Schwindel

Auslösung in bestimmten Situationen z.B. Phobischer Schwankschwindel

Schwindel

Page 15: Schwindel

Anamnese

Begleitsymptome des Schwindels

Übelkeit und Erbrechen Meist Hinweis auf peripher-vestibuläre Genese Aber auch unspezifisch bei vielen anderen Schwindelformen

"otogene" Symptome z.B. attackenartig verstärkter Tinnitus oder Hypakusis

Morbus Menière, aber auch bei Hirnstammischämie möglich z.B. dauernder Hörverlust (mit Tinnitus) Hörsturz mit

vestibulärer Beteiligung, Labyrinthausfall

Schwindel

Page 16: Schwindel

Anamnese

Begleitsymptome des Schwindels

potentielle Hirnstammsymptome Doppelbilder Gefühlsstörungen im Gesicht oder an den Extremitäten Schluck-, Sprechstörungen Lähmungen oder Feinmotorikstörungen

Kopfschmerzen ein-, beidseitig oder nackenbetont anamnestische Hinweise für Migräne Kopfschmerzen bei vestibulärer Migräne, aber auch bei

Hirnstammischämie oder Kleinhirnblutung Sinusitis Cervikalsyndrom

Schwindel

Page 17: Schwindel

HNO-Untersuchungen Ohrmikroskopie Hörtestungen Tests der Mittelohr-

funktionen Nasen- und

Rachenendoskopie

Schwindel

Page 18: Schwindel

Untersuchung mit der Nystagmusbrille nach Frenzel(Fahndung nach pathologischem Nystagmus)

Spontannystagmus und Lockerungsnystagmus nach Kopfschütteln

Schwindel

Page 19: Schwindel

Schwindel

Page 20: Schwindel

Prüfung der vestibulospinalen Koordination

Unterberger Tretversuch mit geschlossenen Augen auf der Stelle marschieren Pathologisch bei Abweichung 50 Schritte > 45°

Romberg-Versuch mit geschlossenen Augen auf beiden Beinen stehen

Finger-Nase-Zeigeversuch

Schwindel

Page 21: Schwindel

Untersuchungsmethoden HNOPrüfung des Gleichgewichtsorgans (Vestibularis-

prüfung) mit Elektronystagmografie

• Thermische Vestibularis-Thermische Vestibularis-prüfung: Reizung kalt oder prüfung: Reizung kalt oder warm - mit Wasser o. Luftwarm - mit Wasser o. Luft

• Beurteilung der Beurteilung der Nystagmusreaktionen Nystagmusreaktionen

Schwindel

Page 22: Schwindel

Untersuchungsmethoden HNOElektronystagmografie

Schwindel

Page 23: Schwindel

Untersuchungsmethoden HNOPrüfung des Gleichgewichtsorgans (Vestibularis-

prüfung) mit Elektronystagmografie

• ProvokationstestungenProvokationstestungen

• Beurteilung der Beurteilung der Reaktionen (Nystagmus)Reaktionen (Nystagmus)

• Prüfung der vestibulo-Prüfung der vestibulo-spinalen Koordinationspinalen Koordination

Schwindel

Page 24: Schwindel

Physiologische Schwindelformen

„Höhenschwindel“

Angeborener Schutzreflex

Fehlen der Fixationsmöglichkeit der Augen

Schwindel

Page 25: Schwindel

Physiologische Schwindelformen

„Seekrankheit“ Fehlen der vertikalen

Orientierung Bewegungen in allen

drei Raumachsen Sich widersprechende

Informationen Übelkeit

Schwindel

Page 26: Schwindel

Schwindelerkrankungen:

Vestibuläre Schwindelerkrankungen Lagerungsschwindel Dauerschwindel Anfallsartiger Schwindel

Zentrale Schwindelerkrankungen:Ischämien, Tumoren, Multiple Sklerose, Vestibularisparoxysmie, Basilarismigräne / vestibuläre Migräne, vestibuläre Epilepsie, paroxysmale Ataxie

Nichtvestibuläre Sonderformen: Phobischer Schwankschwindel, somatosensorischer Schwindel, cervikogener Schwindel, visueller Schwindel, Schwindel als Medikamentennebenwirkung

Page 27: Schwindel

HNO-Krankheiten, mit diffusem Schwindelgefühl Nasennebenhöhlenentzündungen Belüftungsstörungen der Mittelohren Mittelohrerguß

Page 28: Schwindel

Otogene Schwindelursache Mittelohr / Infektion Chronische Otitis media mesotympanalis Chronische Otitis media epitympanalis /

Cholesteatom Akute Otitis media

Grosse Perfora-Grosse Perfora-tion zentral im tion zentral im Trommelfell Trommelfell (Schleimhaut-(Schleimhaut-eiterung)eiterung)

Perforation oben Perforation oben (Knocheneiterung); (Knocheneiterung); evtl. Cholesteatom-evtl. Cholesteatom-bildung bildung

Schwindel

Page 29: Schwindel

Schwindelerkrankungen peripher-vestibulär:

Vom Ohr bzw. vom Gleichgewichtsorgan hervorgerufener („otogener“ oder „peripher-vestibulärer“) Schwindel

immer Drehschwindel meist mit Übelkeit oft bis zum Erbrechen

Page 30: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsorgan:

Vestibularisausfall plötzlicher Drehschwindel mit Erbrechen, tagelanger bis

wochenlanger Verlauf, langsame Besserung

Sonderformen des Vestibularisausfalls Labyrinthausfall (Ertaubung mit Ausfall des Gleichgewichtsorgans) Hörsturz mit Beteiligung des Gleichgewichtsorgans

Vorsicht bei der Anamnese: Nach längerer Kompensationsphase Schwindelbeschwerden nur

noch bei Bewegungen / vestibulärer Belastung

Schwindel

Page 31: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsorgan:

Neuropathia vestibularis / Neuronitis vestibularis

plötzlicher Drehschwindel mit Erbrechen, tagelanger Verlauf

Ursachen: Unbekannt oder echte Entzündungen des Gleichgewichtsorgans

(Labyrinthitis bei akuten oder chronischen Mittelohrentzündungen, Herpes zoster, anderen Viruserkrankungen)

Ergänzende Diagnostik: Serologie Neurotroper Erreger (Herpes-Zoster, Herpesgruppe, Borrellien)

Schwindel

Page 32: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsorgan:

Ergänzende Diagnostik Labor incl. Serologie neurotroper Erreger

(Herpes-Zoster, Herpesgruppe, Borrellien)

Therapie: Antivertiginosa (sparsam) Kortison? Bei V.a. virale Genese Aciclovir

Schwindel

Page 33: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsorgan:

Morbus Menière Beschwerde-Trias:

Drehschwindelattacken mit Übelkeit und Erbrechen über Stunden

++ Hörminderung, ++ Tinnitus, (++ Druck in Tiefe des Ohres)

Ursache: Störungen der Innen-ohrmembranen und Elektrolyt-transport

Schwindel

Page 34: Schwindel

Morbus Menière

Therapie: Medikamente (Betahistin) Beeinflussung des Salzhaus-

haltes des Körpers Selten operative Maßnahmen

Gentamycinthrapie Saccotomie

Schwindel

Page 35: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsorgan:

- Benigner paroxismaler Lagerungsschwindel - Sekundendrehschwindel bei Lageänderung

Schwindel

Ursache Otolithen in Sacculus oder

Utriculus lösen sich

Dislokation bevorzugt in den hinteren Bogengang

massive Aktivierung des Bogengangssystems

Page 36: Schwindel

Benigner paroxismaler Lagerungsschwindel- Nystagmus zur Seite der Schädigung- Starker Nystagmus gleichbleibender Richtung- Latenzzeit wenige Sekunden- Dauer maximal 60 Sek.

Schwindel

Page 37: Schwindel

Benigner paroxismaler Lagerungsschwindel

Diagnostik: Exakte Lagerungs-

prüfung Seitenlokalisation

Therapie: Evtl. Lagerungs- /

Repositionsmanöver nach Epley oder Sermont

Selbstbehandlung des Patienten

Schwindel

© SCHWABE / Prof. Lempert© SCHWABE / Prof. Lempert

Page 38: Schwindel

Zentrale Schwindelerkrankungen:

Ischämien Tumoren Multiple Sklerose Vestibularisparoxysmie: Hirnstammnahe

Gefäßschinge, Besserung auf Carbamazepin Basilarismigräne / vestibuläre Migräne: Kombination

Schwindel, Sehstörungen, Kopfschmerzen vestibuläre Epilepsie paroxysmale Ataxie

Page 39: Schwindel

Schwindelerkrankungen Gleichgewichtsnerv:

Akustikusneurinom / Schwannom des Nervus vestibulocochlearis

Schwindel

Page 40: Schwindel

Nichtvestibuläre Schwindelformen:

Phobischer Schwankschwindel Sehr häufiges Schwindelsyndrom Normaler Untersuchungsbefund Wechselnde Stand- und Gangunsicherheit mit

attackenförmiger Verstärkung Im Verlauf oft zunehmendes Vermeidungsverhalten Retrospektiv oft initiale organische vestibuläre

Erkrankung oder Belastungssituation. Therapie: Abklärung, aufklärendes Gespräch, Verhal-

tenstherapie, selbstkontroll. Desensibilisierung

Page 41: Schwindel

Nichtvestibuläre Schwindelformen:

somatosensorischer Schwindel: somatosensorische Rezeptoren in Haut, Muskeln, Gelenken. Polyneuropathie oder Rückenmarkserkrankungen. Durch visuelle Kontrolle oft gut kompensiert

cervikogener Schwindel: Störung der Halsafferenzen, Sinnesorgane der Gelenke und Muskeln der HWS

visueller Schwindel

Page 42: Schwindel

Nichtvestibuläre Schwindelformen:

Kardiovasulär ausgelöster Schwindel / Synkopen:

Orthostatischer Kollaps Hyperventilation Rhythmusstörungen Karotissinussyndrom, Artenklappenstenose Lungenembolie

Subclavian-Steal-Syndrom

Page 43: Schwindel

Mephisto zu Faust:Mephisto zu Faust:

„Willst fliegen und „Willst fliegen und bist vorm Schwindel bist vorm Schwindel nicht sicher ?“nicht sicher ?“

Danke!Danke!

Schwindel