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Sonntag | Nr. 28 | 18. Juli 2010 Seite 38 WISSEN Gebannt schauten die Richter, die Staats- anwältin, der Verteidiger, die Journalis- ten und selbst der Angeklagte auf die Leinwand im Gerichtssaal. Dort erschien der junge Mann, der vorne auf der An- klagebank sass, erneut am Tatort – virtu- ell und dreidimensional. Der 24-Jährige musste sich vor Gericht verantworten, weil er seinen eigenen Vater mit einer Walther PPK erschossen hatte. Es sei ein Unfall gewesen, beteuerte er. Die Staatsanwältin hatte ihn aber der vorsätzlichen Tötung angeklagt. Der Tä- ter wiederholte, was er bereits der Poli- zei gesagt hatte. Er habe mit der schar- fen Waffe in seinem Zimmer manipu- liert und dann habe sich – während ei- nes Streits mit dem Vater – der Schuss gelöst, als er aufs Bett taumelte. Die als Zeugen aufgebotenen Experten des Insti- tuts für Rechtsmedizin zeigten in ihrer 3-D-Rekonstruktion aber: So, wie der Be- schuldigte den verhängnisvollen Ablauf schilderte, konnte die Geschichte nicht stimmen. Der Schussverlauf im Körper des digital erfassten Opfers passte nicht zu den Aussagen des Sohnes. Mit diesen technischen Möglichkei- ten steht die Forensik vor einem revolutio- nären Umbruch. Trotz anfänglicher Skep- sis unter Fachkollegen und den Justizbe- hörden kommen die 3-D-Präsentationen vor Gericht immer häufiger zum Einsatz. WELTWEITER VORREITER in der Entwick- lung: das Institut für Rechtsmedizin (IRM) der Universität Bern. «In fünf Jah- ren wird das der Standard sein», sagt IRM-Direktor Michael Thali zu seinem Projekt «Virtopsy» – abgeleitet von virtu- eller Autopsie. Thali steht dem Zentrum für Forensische Bildgebung vor, die Idee «Virtopsy» stellte er 2000 erstmals an einem Kongress vor. Und das habe, so er- innert er sich, «eingeschlagen wie ein Bombe». Beim Projekt ging es erst um rechtsmedizinische Verfahren zur Re- konstruktion und Dokumentation von Verletzungen an Toten mittels vermes- sungstechnischer und radiologischer Verfahren, die später dann auch auf Lebende ausgeweitet werden konnten. Doch das war noch nicht alles: Sie können mit Spezial-Scannern Täter, Op- fer und sogar die Tatwaffen zurück an den virtuellen Schauplatz des Verbre- chens oder eines Unfalls bringen. Zu- sammen mit den Erkenntnissen der po- lizeilichen Arbeitsgruppe kann der Tat- ablauf schrittweise rekonstruiert wer- den. Vor Gericht können so Aussagen des Angeklagten bestätigt oder aber wi- derlegt werden. «Das gibt es exklusiv am Institut für Rechtsmedizin in Bern», er- klärt Direktor Michael Thali. Ein Teil der Rekonstruktionen sind die lange in der Forensik angewandte, vom klassischen Röntgen herführende Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie. Im CT- Verfahren werden zweidimensionale Schichtbilder des Körperinnern zu 3-D- Bildfolgen zusammengeführt. Bei der Magnetresonanztomographie kommen elektromagnetische Wellen zum Ein- satz, um die Körperschichten darzustel- len. Die Techniken können insbesonde- re Verletzungen – etwa eine Schussver- letzung – im Körperinnnern detailge- nau aufzeigen. Herzstück sind die neuen hochauf- lösenden Scanner für die Oberflächendi- gitalisierung. Mit ihnen ist es nicht nur möglich, Verletzungen an der Körper- oberfläche zu digitalisieren und zu ar- chivieren, sondern auch Kontaktstellen zwischen Tatwaffen und Opfern am Computer aufzuzeigen. EIN BEISPIEL: Bei einer Schlägerei erlei- det eine Person Verletzungen im Ge- sicht, ein Täter traktierte das am Boden liegende Opfer mit Fusstritten. Nun ver- messen die Wissenschafter nicht nur das Gesicht des Verletzten dreidimensio- nal, sondern auch die Schuhe verschie- dener Tatverdächtigen und vergleichen diese digital. Für den Oberflächenscan- ner ist alles messbar – Pneuspur, Schiffs- schraube, Schlagstock, Nietengurt oder Würgemale am Hals. Erste erfolgreiche Erfahrungen mit «Virtopsy» hatten die Rechtsmediziner allerdings im Strassenverkehr gemacht. So etwa im Fall eines tödlichen Ver- kehrsunfalls mit Fahrerflucht im aar- gauischen Meisterschwanden. Ein Auto- fahrer hatte Ende Mai 2003 einen Fuss- gänger angefahren und fuhr danach weiter. Der getötete Fussgänger war in der Nacht entlang der Strasse auf dem Heimweg von einer Party gewesen. Der Unfallfahrer stellte sich Tage später der Polizei. Die Rechtsmediziner scannten darauf die oberflächlichen Verletzun- gen des Toten und verglichen diese mit den dreidimensional aufgenommenen Beschädigungen im Frontbereich am Unfallfahrzeug. Die Einsatzgebiete weiten sich stän- dig aus. «Wir haben zunehmend grösse- re Ereignisse virtuell erfasst, wie etwa Schiessereien», so Thali. Eine von diesen war auch der Schusswechsel des so ge- nannten Amokschützen von Buchs AG mit der Polizei im November 2008. Eine komplette Tatrekonstruktion kostet im Durchschnitt rund 5000 Fran- ken. Dies möge, so Direktor Michael Thali, auf den ersten Blick als viel er- scheinen, es sei hingegen oft das tragfä- hige Fundament für ein Verfahren, das viele Folgediskussionen und weitere Ex- perten-Honorare ersparen würde. Die Berner Rechtsmediziner haben dank ih- rem Know-how alle Hände voll zu tun. Sie sind nicht nur für komplexe Tatre- konstruktionen in der Schweiz gesucht, sondern erhalten auch aus dem Ausland Anfragen – aus Australien, Schweden oder Litauen. Opfer, Täter und Tatwaffen neu dargestellt: Durch das Zusam- menführen von Computertomo- graphie, Magnetresonanz, Ober- flächenscanning sowie dem virtuellen Einfügen in den Tatort wird die Forensik revolutioniert. 3-D-Tatrekonstruktionen: Ein Berner Rechtsmediziner ist in der «Virtopsy» weltweit führend Virtuelle Beweise vor Gericht VON MICHAEL SPILLMANN Neu kann «Virtopsy» Verletzungen dreidimensional erfassen sowie Schusswechsel, Autounfälle und Tötungsdelikte realitätsnah darstellen. Berner Rechts- mediziner haben die virtuelle Autopsie entwickelt. Deren Methode kann vor Gericht die Beurteilung einer Tat mitentscheiden. BILDER: HO BEI GROSSER HITZE schwitzt jeder Mensch, der Körper re- guliert dadurch seine Tempe- ratur. Wer aber plötzlich zu schwitzen beginnt, auch wenn es kühl ist und er sich nicht körperlich betätigt, könnte an krankhaftem Schwitzen, der Hyperhidrose, leiden. Männer und Frauen betrifft es gleich häufig, schätzungsweise ein bis drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Krankhaftes Schwitzen ist meist nicht angeboren, sondern tritt im Laufe des Le- bens unerwartet auf. «Der Lei- densdruck bei Hyperhidrose- Patienten kann sehr gross sein. Viele Betroffene ziehen sich sozial zurück und leiden an einer Stigmatisierung im beruflichen und privaten Umfeld», erklärt Markus Meissner, Dermatologe am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main. MAN UNTERSCHEIDET primä- res von sekundärem Schwit- zen. Dem primären Schwit- zen, das häufig die Hände, Füsse und Achselhöhlen be- trifft, liegt keine Erkrankung zugrunde. Bei dem sekundä- ren Schwitzen findet sich ein Auslöser vor wie die Wechsel- jahre der Frau. Liegt primäres Schwitzen vor, gibt es eine Reihe von Behandlungsmög- lichkeiten, von Deodorants über Medikamente bis hin zu operativen Eingriffen. Anti- transpirantien mit Alumini- umsalzen sind eine Möglich- keit, die bei vielen Patienten ausreicht. Bringen sie keine Besse- rung, besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Be- handlung mit Anticholiner- gika. Diese reduzieren das Schwitzen meist effektiv, ha- ben allerdings auch gelegent- lich Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schwindel oder Sehstörungen. Eine weitere Option ist die so genannte Leitungswas- ser-Iontophorese. Dabei wer- den die betroffenen Körper- teile in Leitungswasser ge- taucht und durch diese Kör- perteile ein niedriger Gleich- strom geleitet. Die Therapie sei nebenwirkungsarm, be- richtet Meissner. Botox eignet sich eben- falls sehr gut zur Therapie der Hyperhidrose. Das Ner- vengift bewirkt, dass die Drü- sen keinen oder wesentlich weniger Schweiss produzie- ren. Allerdings ist die Behand- lung teuer und wirkt im Durchschnitt nur ungefähr für sechs bis neun Monate. Es gibt auch verschiede- ne chirurgische Möglichkei- ten. Bei der Schweissdrüsen- exzision wird in der Achsel- höhle ein Teil der schweiss- drüsentragenden Haut her- ausgeschnitten. Weitere Be- handlungsmöglichkeit: die subkutane Saugkürettage. Dabei werden im Bereich der Achselhöhle zwei bis drei kleine Schnitte von einem halben Zentimeter gemacht und eine Kanüle eingeführt, mit der der Arzt die Schweiss- drüsen unter der Haut absau- gen kann. Die Schweissdrü- sensaugkürettage hat weni- ger Nebenwirkungen als eine Exzision. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90 Prozent. (APN) Schwitzen bestimmt das Leben Ein bis drei Prozent leiden an Hyperhidrose

Schwitzen bestimmt das Leben - virtopsy.com · Computer aufzuzeigen. EIN BEISPIEL: Bei einer Schlägerei erlei-det eine Person Verletzungen im Ge-sicht, ein Täter traktierte das

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Sonntag | Nr. 28 | 18. Juli 2010Seite 38WISSEN

Gebannt schauten die Richter, die Staats-anwältin, der Verteidiger, die Journalis-ten und selbst der Angeklagte auf dieLeinwand im Gerichtssaal. Dort erschiender junge Mann, der vorne auf der An-klagebank sass, erneut am Tatort – virtu-ell und dreidimensional. Der 24-Jährigemusste sich vor Gericht verantworten,weil er seinen eigenen Vater mit einerWalther PPK erschossen hatte.

Es sei ein Unfall gewesen, beteuerteer. Die Staatsanwältin hatte ihn aber dervorsätzlichen Tötung angeklagt. Der Tä-ter wiederholte, was er bereits der Poli-zei gesagt hatte. Er habe mit der schar-fen Waffe in seinem Zimmer manipu-liert und dann habe sich – während ei-nes Streits mit dem Vater – der Schussgelöst, als er aufs Bett taumelte. Die alsZeugen aufgebotenen Experten des Insti-tuts für Rechtsmedizin zeigten in ihrer3-D-Rekonstruktion aber: So, wie der Be-schuldigte den verhängnisvollen Ablaufschilderte, konnte die Geschichte nichtstimmen. Der Schussverlauf im Körperdes digital erfassten Opfers passte nichtzu den Aussagen des Sohnes.

Mit diesen technischen Möglichkei-ten steht die Forensik vor einem revolutio-nären Umbruch. Trotz anfänglicher Skep-sis unter Fachkollegen und den Justizbe-hörden kommen die 3-D-Präsentationenvor Gericht immer häufiger zum Einsatz.

WELTWEITER VORREITER in der Entwick-lung: das Institut für Rechtsmedizin(IRM) der Universität Bern. «In fünf Jah-ren wird das der Standard sein», sagtIRM-Direktor Michael Thali zu seinemProjekt «Virtopsy» – abgeleitet von virtu-eller Autopsie. Thali steht dem Zentrumfür Forensische Bildgebung vor, die Idee«Virtopsy» stellte er 2000 erstmals aneinem Kongress vor. Und das habe, so er-innert er sich, «eingeschlagen wie einBombe». Beim Projekt ging es erst umrechtsmedizinische Verfahren zur Re-konstruktion und Dokumentation vonVerletzungen an Toten mittels vermes-sungstechnischer und radiologischerVerfahren, die später dann auch aufLebende ausgeweitet werden konnten.

Doch das war noch nicht alles: Siekönnen mit Spezial-Scannern Täter, Op-fer und sogar die Tatwaffen zurück anden virtuellen Schauplatz des Verbre-chens oder eines Unfalls bringen. Zu-sammen mit den Erkenntnissen der po-lizeilichen Arbeitsgruppe kann der Tat-ablauf schrittweise rekonstruiert wer-den. Vor Gericht können so Aussagendes Angeklagten bestätigt oder aber wi-derlegt werden. «Das gibt es exklusiv amInstitut für Rechtsmedizin in Bern», er-klärt Direktor Michael Thali.

Ein Teil der Rekonstruktionen sinddie lange in der Forensik angewandte,vom klassischen Röntgen herführendeComputertomographie (CT) und dieMagnetresonanztomographie. Im CT-Verfahren werden zweidimensionaleSchichtbilder des Körperinnern zu 3-D-Bildfolgen zusammengeführt. Bei derMagnetresonanztomographie kommenelektromagnetische Wellen zum Ein-satz, um die Körperschichten darzustel-len. Die Techniken können insbesonde-re Verletzungen – etwa eine Schussver-letzung – im Körperinnnern detailge-nau aufzeigen.

Herzstück sind die neuen hochauf-lösenden Scanner für die Oberflächendi-gitalisierung. Mit ihnen ist es nicht nurmöglich, Verletzungen an der Körper-oberfläche zu digitalisieren und zu ar-chivieren, sondern auch Kontaktstellenzwischen Tatwaffen und Opfern amComputer aufzuzeigen.

EIN BEISPIEL: Bei einer Schlägerei erlei-det eine Person Verletzungen im Ge-sicht, ein Täter traktierte das am Bodenliegende Opfer mit Fusstritten. Nun ver-messen die Wissenschafter nicht nurdas Gesicht des Verletzten dreidimensio-nal, sondern auch die Schuhe verschie-dener Tatverdächtigen und vergleichendiese digital. Für den Oberflächenscan-ner ist alles messbar – Pneuspur, Schiffs-schraube, Schlagstock, Nietengurt oderWürgemale am Hals.

Erste erfolgreiche Erfahrungen mit«Virtopsy» hatten die Rechtsmediziner

allerdings im Strassenverkehr gemacht.So etwa im Fall eines tödlichen Ver-kehrsunfalls mit Fahrerflucht im aar-gauischen Meisterschwanden. Ein Auto-fahrer hatte Ende Mai 2003 einen Fuss-gänger angefahren und fuhr danachweiter. Der getötete Fussgänger war inder Nacht entlang der Strasse auf demHeimweg von einer Party gewesen. DerUnfallfahrer stellte sich Tage später derPolizei. Die Rechtsmediziner scanntendarauf die oberflächlichen Verletzun-gen des Toten und verglichen diese mitden dreidimensional aufgenommenenBeschädigungen im Frontbereich amUnfallfahrzeug.

Die Einsatzgebiete weiten sich stän-dig aus. «Wir haben zunehmend grösse-re Ereignisse virtuell erfasst, wie etwaSchiessereien», so Thali. Eine von diesenwar auch der Schusswechsel des so ge-nannten Amokschützen von Buchs AGmit der Polizei im November 2008.

Eine komplette Tatrekonstruktionkostet im Durchschnitt rund 5000 Fran-ken. Dies möge, so Direktor MichaelThali, auf den ersten Blick als viel er-scheinen, es sei hingegen oft das tragfä-hige Fundament für ein Verfahren, dasviele Folgediskussionen und weitere Ex-perten-Honorare ersparen würde. DieBerner Rechtsmediziner haben dank ih-rem Know-how alle Hände voll zu tun.Sie sind nicht nur für komplexe Tatre-konstruktionen in der Schweiz gesucht,sondern erhalten auch aus dem AuslandAnfragen – aus Australien, Schwedenoder Litauen.

Opfer, Täter und Tatwaffen neudargestellt: Durch das Zusam-menführen von Computertomo-graphie, Magnetresonanz, Ober-flächenscanning sowie demvirtuellen Einfügen in den Tatortwird die Forensik revolutioniert.

3-D-Tatrekonstruktionen: Ein Berner Rechtsmediziner ist in der «Virtopsy» weltweit führend

Virtuelle Beweise vor Gericht

VON MICHAEL SPILLMANN

Neu kann «Virtopsy» Verletzungen dreidimensional erfassen sowie Schusswechsel, Autounfälle und Tötungsdelikte realitätsnah darstellen. Berner Rechts-mediziner haben die virtuelle Autopsie entwickelt. Deren Methode kann vor Gericht die Beurteilung einer Tat mitentscheiden.

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BEI GROSSER HITZE schwitztjeder Mensch, der Körper re-guliert dadurch seine Tempe-ratur. Wer aber plötzlich zuschwitzen beginnt, auchwenn es kühl ist und er sichnicht körperlich betätigt,könnte an krankhaftemSchwitzen, der Hyperhidrose,leiden. Männer und Frauenbetrifft es gleich häufig,schätzungsweise ein bis dreiProzent der Bevölkerung sindbetroffen.

Krankhaftes Schwitzenist meist nicht angeboren,sondern tritt im Laufe des Le-bens unerwartet auf. «Der Lei-densdruck bei Hyperhidrose-Patienten kann sehr grosssein. Viele Betroffene ziehensich sozial zurück und leidenan einer Stigmatisierung imberuflichen und privatenUmfeld», erklärt MarkusMeissner, Dermatologe amUniversitätsklinikum inFrankfurt am Main.

MAN UNTERSCHEIDET primä-res von sekundärem Schwit-zen. Dem primären Schwit-zen, das häufig die Hände,Füsse und Achselhöhlen be-trifft, liegt keine Erkrankungzugrunde. Bei dem sekundä-ren Schwitzen findet sich einAuslöser vor wie die Wechsel-jahre der Frau. Liegt primäresSchwitzen vor, gibt es eineReihe von Behandlungsmög-lichkeiten, von Deodorantsüber Medikamente bis hin zuoperativen Eingriffen. Anti-transpirantien mit Alumini-umsalzen sind eine Möglich-keit, die bei vielen Patientenausreicht.

Bringen sie keine Besse-rung, besteht die Möglichkeiteiner medikamentösen Be-handlung mit Anticholiner-gika. Diese reduzieren dasSchwitzen meist effektiv, ha-ben allerdings auch gelegent-lich Nebenwirkungen wieMundtrockenheit, Schwindeloder Sehstörungen.

Eine weitere Option istdie so genannte Leitungswas-ser-Iontophorese. Dabei wer-den die betroffenen Körper-teile in Leitungswasser ge-taucht und durch diese Kör-perteile ein niedriger Gleich-strom geleitet. Die Therapiesei nebenwirkungsarm, be-richtet Meissner.

Botox eignet sich eben-falls sehr gut zur Therapieder Hyperhidrose. Das Ner-vengift bewirkt, dass die Drü-sen keinen oder wesentlichweniger Schweiss produzie-ren. Allerdings ist die Behand-lung teuer und wirkt imDurchschnitt nur ungefährfür sechs bis neun Monate.

Es gibt auch verschiede-ne chirurgische Möglichkei-ten. Bei der Schweissdrüsen-exzision wird in der Achsel-höhle ein Teil der schweiss-drüsentragenden Haut her-ausgeschnitten. Weitere Be-handlungsmöglichkeit: diesubkutane Saugkürettage.Dabei werden im Bereich derAchselhöhle zwei bis dreikleine Schnitte von einemhalben Zentimeter gemachtund eine Kanüle eingeführt,mit der der Arzt die Schweiss-drüsen unter der Haut absau-gen kann. Die Schweissdrü-sensaugkürettage hat weni-ger Nebenwirkungen als eineExzision. Die Erfolgsrate liegtbei 80 bis 90 Prozent. (APN)

Schwitzenbestimmtdas LebenEin bis drei Prozentleiden an Hyperhidrose