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Sebastian goes china Hallo zusammen, in den kommenden Monaten werde ich an dieser Stelle über meine Erfahrungen während meines Auslandsaufenthalts in Hangzhou (China) an der Zhejiang University of Science and Technology berichten. Daher möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Sebastian Krause, ich studiere an der FH Lübeck Betriebswirtschaftlehre mit der Vertiefungsrichtung International Management and Business und bin ab dem 01. September 2012 im fünften Semester meines Bachelorstudiums. Zu Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch, mich an der FH Lübeck ehrenamtlich zu engagieren. So stieß ich nach einigem Suchen auf das Chinabuddies-Programm unserer Fachhochschule und nahm kurzerhand teil. Die Aufgabe im Chinabuddies-Programm besteht für FHL-Studierende darin, chinesischen Austauschstudierenden in Ihren ersten Wochen und Monaten in Lübeck Orientierungshilfe, beispielsweise in Sachen Nahverkehr und Campus, zu geben. Durch diese Erfahrung und die entstandene Freundschaft zu meinem China-Buddy wuchs auch das Interesse, mehr über die chinesische Kultur zu erfahren. Vor einigen Monaten dann, begann mein Interesse am Zhejiang-Stipendium. Ich füllte die recht umfangreichen Bewerbungsunterlagen aus und gab sie im Chinabüro der FH Lübeck ab. Da ging es für mich noch um eine abstrakte Sache … irgendwann in ferner Zukunft und überhaupt, vielleicht klappt es ja auch gar nicht mit dem Stipendium. (Bei Interesse am Zhejiang-Stipendium, findet Ihr erste Informationen hier: www.youtubelink.de oder im Büro der China-Koordination, Tel: 0451.300-5543.) Doch dann: die Zusage! In der Klausurwoche des letzten Semesters war die Einladung auf einmal da. Sie lag vor mir und Vieles musste nun ganz schnell gehen: Visa beantragen, Geld wechseln, Adapter für die Steckdosen, ist eine Impfung notwendig und wenn ja, wie umfangreich? Was mache ich mit meinen Möbeln und wer gießt meine Blumen? Welche Kurse werden wie anerkannt? Diese Liste an Fragen ließe sich noch ausführlicher gestalten, ich möchte Euch aber nicht gleich mit meinen ersten Zeilen langweilen.

Sebastian goes china€¦ · Schöne Grüße, Euer Sebastian . Erste Eindrücke. ... um von diesem Ort begeistert zu sein, steigert jedoch allemal den WOW-Effekt. Diese ... Blick

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Sebastian goes china

Hallo zusammen,

in den kommenden Monaten werde ich an dieser Stelle über meine Erfahrungen während meines Auslandsaufenthalts in Hangzhou (China) an der Zhejiang University of Science and Technology berichten. Daher möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Sebastian Krause, ich studiere an der FH Lübeck Betriebswirtschaftlehre mit der Vertiefungsrichtung International Management and Business und bin ab dem 01. September 2012 im fünften Semester meines Bachelorstudiums.

Zu Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch, mich an der FH Lübeck ehrenamtlich zu engagieren. So stieß ich nach einigem Suchen auf das Chinabuddies-Programm unserer Fachhochschule und nahm kurzerhand teil. Die Aufgabe im Chinabuddies-Programm besteht für FHL-Studierende darin, chinesischen Austauschstudierenden in Ihren ersten Wochen und Monaten in Lübeck Orientierungshilfe, beispielsweise in Sachen Nahverkehr und Campus, zu geben. Durch diese Erfahrung und die entstandene Freundschaft zu meinem China-Buddy wuchs auch das Interesse, mehr über die chinesische Kultur zu erfahren.

Vor einigen Monaten dann, begann mein Interesse am Zhejiang-Stipendium. Ich füllte die recht umfangreichen Bewerbungsunterlagen aus und gab sie im Chinabüro der FH Lübeck ab. Da ging es für mich noch um eine abstrakte Sache … irgendwann in ferner Zukunft und überhaupt, vielleicht klappt es ja auch gar nicht mit dem Stipendium. (Bei Interesse am Zhejiang-Stipendium, findet Ihr erste Informationen hier: www.youtubelink.de oder im Büro der China-Koordination, Tel: 0451.300-5543.)

Doch dann: die Zusage! In der Klausurwoche des letzten Semesters war die Einladung auf einmal da. Sie lag vor mir und Vieles musste nun ganz schnell gehen: Visa beantragen, Geld wechseln, Adapter für die Steckdosen, ist eine Impfung notwendig und wenn ja, wie umfangreich? Was mache ich mit meinen Möbeln und wer gießt meine Blumen? Welche Kurse werden wie anerkannt? Diese Liste an Fragen ließe sich noch ausführlicher gestalten, ich möchte Euch aber nicht gleich mit meinen ersten Zeilen langweilen.

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Oh ha! Jemand hat an der Uhr gedreht. Sitze nun auf gepackten Koffern. Mein Haushalt ist bereits verpackt. Es sind nur noch wenige Tage, die ich in Lübeck bin. Am 08.09.2012 geht mein Flieger nach Hangzhou.

Geplant ist ein wöchentlicher Erfahrungsbericht. Vielleicht gibt es am Anfang ein paar Verzögerungen, bis meine Technik in China steht. Ihr werdet aber sicher schnell wieder was von mir hören lesen.

Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt, schickt mir gerne eine E-Mail an [email protected]. Ich werde wohl kaum Zeit haben, alle E-Mails zu beantworten, versuche aber Vorschläge und Anregungen in meinen Berichten mit einzubauen.

Schöne Grüße,

Euer Sebastian

Erste Eindrücke

Hallo zusammen!

Nun bin ich also in Hangzhou angekommen. Meine ersten Minuten waren gleich voller freundlicher Begegnungen. Zunächst sprach mich ein dänischer Geschäftsmann an, der seine Produktion in Hangzhou hat und 2-3-mal pro Jahr diese besucht. Wir wollen uns abends zum Essen treffen. Bin gespannt ob das klappt.

Direkt danach begegnete mir am Taxistand eine spanische Wissenschaftlerin und wir kamen ins Gespräch. Wir haben uns dann ein Taxi in Richtung Stadt geteilt. Der Flughafen liegt etwas außerhalb, sodass ich froh war, etwas Geld sparen zu können. Ich hatte den Eindruck, dass der Taxifahrer nicht genau wusste, wo sich die Uni genau befindet. Da weder mein Chinesisch noch seine Englisch genügten, um sich zu verständigen, war ich froh, nicht ganz allein unterwegs zu sein.

Hangzhou Downtown

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Nachdem ich eine Stunde unterwegs war und sich das Taxi aus dem Zentrum der Stadt wieder entfernte (meine anfängliche Begleitung war bereits an Ihrem Hotel angekommen und vor Kilometern ausgestiegen), stand ich erleichtert vor der Universität.

Zebrastreifen anders. Achtung Autofahrer!

Mich trennte nur noch ein Zebrastreifen vom Eingang der Uni. Auf diesem durfte ich dann erfahren, dass diese hier in China nicht die gleiche Bedeutung haben wie in Deutschland. Mit der Folge, dass ich mich mit meiner ersten Aktion im Straßenverkehr nicht mit Ruhm bekleckerte, sondern hupende Fahrzeuge an mir vorbei fuhren. Gut, dass auf dem Campus die Fußgänger und Radfahrer das Sagen haben. Dieses erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ich auch weitere Berichte für Euch schreiben kann.

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Das internationale Studierendenwohnheim an der ZUST

… umgeben von Klostermauern.

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Einige Stunden später habe ich dann im International Office der ZUST meinen Zimmerschlüssel bekommen und konnte mich etwas ausruhen.

Hier wird demnächst gegessen: Die Mensa

Chinesische Mensa

Auf geht’s. China erkunden und kennen lernen: Mobilität mit ‚Öffentlichen‘!

3. Bericht

Hangzhou: West-Lake (Xi Hu)

An diesem Wochenende war ich am West Lake. Dieser See liegt im Herzen der Stadt, die bereits Marco Polo als eine der schönsten Städte der Welt beschrieb. Bis heute ist allerdings umstritten,

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ob Marco Polo wirklich Hangzhou besuchte. Der West Lake mit seiner wunderschönen Umgebung verleitet mich anzunehmen, dass er wusste wovon er sprach.

West Lake – Xi Hu

Der West-Lake ist acht Quadratkilometer groß und umgeben von grünen Hügeln. Um den See herum stehen viele Weidenbäume, die den Gästen Schatten spenden. Viele Künstler ließen sich von seiner Schönheit inspirieren. Der See ist einer der schönsten Flecken Chinas. Er zieht sowohl Touristen als auch heiratswillige chinesische Paare an, die an diesem Ort den Bund der Ehe schließen möchten. Ursprünglich war der See ein Seitenarm des Flusses Qiantang. Dieser versandete im 4. Jahrhundert und so entstand der See.

Der See Xi Hu

Historische Dämme halten bis heute das Überschwemmungsrisiko in Grenzen. Die am See angelegten Gärten sind ein tolles Beispiel für die chinesische Kunst der Gartengestaltung. Mir als Hobbygärtner und leidenschaftlichem Kleingärtner haben diese besonders gefallen.

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Mitten im See ragen drei Steinpagoden aus dem Wasser hervor. Bei Vollmond werden Kerzen darin entzündet. Vielleicht erklärt dies auch den Wunsch vieler Chinesen, am West-Lake zu heiraten. Dieser See ist bei den Chinesen so beliebt, dass Sie Ihn bereits in anderen Städten Ihres Landes detailgetreu „nachbauten“. Mich hat dieser Ort sehr begeistert. Als Nordlicht habe ich sowieso eine besondere Beziehung zum Wasser. Diese ist jedoch hier nicht zwingend erforderlich, um von diesem Ort begeistert zu sein, steigert jedoch allemal den WOW-Effekt. Diese Kontraste, so nah beieinander liegend, der Blick zur Rechten auf die wachsende Großstadt mit Ihrer Skyline, die, nebenbei bemerkt, New York ganz leicht in den Schatten stellt und auf der anderen, Tempel und Klöster aus dem 7 Jahrhundert n.Chr., die für wenige Stunden ihre Tore für Besuche öffnen. Es gibt rund um diesen See so viele tolle Orte zu entdecken, dass es unmöglich ist, alles an einem Tag zu besuchen. Ich werde also noch ein paar Mal hierher zurückkehren.

Nun noch eine kleine persönliche Nachricht an Euch. Es macht mir großen Spaß, die winzigen Einblicke und Erfahrungen in diesem Blog zu veröffentlichen. Mich würde es freuen, wenn es mir dadurch gelänge, Euch einen kleinen und hoffentlich interessanten Einblick in meine Zeit in Hangzhou zu liefern. Ihr könnt mir dabei helfen besser zu werden, indem Ihr mir Anregungen, Hinweise und Korrekturen sendet (sofern der Fehlerteufel sich eingeschlichen hat). Ich freue mich auf Eure Zeilen.

Soviel von meiner Seite an dieser Stelle und liebe Grüße in die Heimat.

Euer Sebastian

4. Bericht

Die Garküchen Hangzhous

Pünktlich um 17 Uhr fahren hier urige Gefährte vor. Meistens sind es Mopeds mit Anhängern, Schüsseln, Lebensmitteln, Kochtöpfe, Gasflaschen und zwei Köchen darauf - kurzum, alles was so in einer guten chinesischen Küche benötigt wird, um kochen zu können. So wird dann jeden Abend aus einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße eine Straße mit zwei Spuren und Garküchen links und rechts. Allein diese Verwandlung ist schon sehenswert. Innerhalb kurzer Zeit, bei Einbruch der Dunkelheit, zischt und brutzelt es an jeder Ecke.

Anfangs war mir der Anblick doch suspekt. Ich vermisste bei über 30 Grad plus eine Kühlung und Abdeckungen über die liebevoll angerichteten, rohen Lebensmittel. Die Liebe zum Detail und der Anspruch, auch beim Essen harmonische Formen entstehen zu lassen, war nicht zu übersehen. Die Düfte, die einem durch die Nase strömen, sind sehr verführerisch. Bleibt, aus meiner Sicht, nur das Problem der mangelnden Kühlung. Daran kam ich innerlich erst einmal nicht vorbei!

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Garküchen mit leckeren Angeboten

Gutes Essen übt auf mich eine sehr, sagen wir „magische Anziehungskraft“ aus. Daher war eigentlich schon beim ersten Besuch in der Straße der Garküchen klar (ohne vorher gegessen zu haben), dass ich hier nochmal eine Runde drehen werde.

Dieser Zeitpunkt war relativ schnell gekommen. Wir hatten uns abends mit Mehreren verabredet und sind zu den Garküchen zurückgekehrt. Dieser Ort hatte mich bei meinem ersten Besuch mit so unterschiedlichen Gefühlen zurück nach Hause „verschickt“.

Wir nahmen an einem kleinen improvisierten Tisch Platz. Wenn uns danach war, ging einer los und holte irgendeine kleine Köstlichkeit von irgendeinem Stand. Dazu gab es kaltes Bier. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir an die 15 verschiedenen kleinen Gerichte probiert. Unsere Speisekarte bestand aus gefüllten Nudeln, die in einer leckeren Suppe serviert wurden, kleinen Tintenfischen am Spieß, marinierten Hähnchenflügeln, gegrillten Zucchini und Auberginen sowie kleinen gegrillten Wurstbällchen. Last but not least, mein persönlicher Favorit sind panierte und gegrillte Lotuswurzeln. Wer da reinbeißt, der denkt spätestens dann nicht mehr an irgendwelche

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Kühlungen oder Abdeckungen. Bei Vielem wussten wir nicht genau, was wir aßen. Aber mal ehrlich, wissen wir bei unseren Fastfood-Ketten wirklich genau, was alles in den Burger kommt?

Kurzum, wir hatten einen tollen Abend und solange die Temperaturen es zulassen, werden wir noch öfter dort sitzen und uns kulinarisch verwöhnen lassen. Ich werde dieses Essen erst mal verdauen und wünsche Euch in der Heimat auch einen guten Appetit.

Sebastian Krause

5. Bericht

Studierendenalltag an der ZHUST

Hallo zusammen

Nun sind schon einige Wochen vergangen und so etwas wie Arbeitsalltag ist eingekehrt. Ich möchte diesen Blog nicht nur nutzen, um von den „Schokoladenseiten“ meiner Zeit in China zu berichten, denn Urlaub ist das hier natürlich nicht. Sicher sind zwischendrin immer mal Tage an denen ich Zeit finde, einige Stunden Hangzhou zu erkunden. Meinen Alltag möchte ich Euch jedoch auch in diesem Blog beschreiben.

Mein Wecker klingelt hier morgens um sieben Uhr. Dann besorge ich mir zuerst mein Frühstück in der Mensa. Die Vorlesungen beginnen hier morgens entweder um 8.05 oder 9.50 Uhr. Es sind aber Hausaufgaben und Tests für jedes Fach zu erledigen oder Gruppenarbeiten zu leisten, sodass ich nach meinem Frühstück oft noch etwas zu erledigen habe. Die Vorlesungen finden von Montag bis Samstag statt. Die letzte Vorlesung ist gegen 16.05 Uhr beendet. Dann nehme ich mein Mittagessen, da um die klassische Mittagszeit die Mensen sehr stark besucht sind. Bei ca. 15.000 Studierenden verwundert dieses auch nicht. Diese ‚Rushhour‘ versuche ich zu umgehen. Nach meinem Mittag erledige ich dann Gruppenarbeiten, Hausaufgaben, bereite Präsentationen vor oder lese Fachbücher. Diese Aufgaben werden zum großen Teil überprüft, indem Tests stattfinden. Alle Hausaufgaben werden eingesammelt und korrigiert, wie auch die Anwesenheit in den Vorlesungen überprüft wird.

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Der Vorteil ist dabei, dass sich die Studierenden eine Fülle von theoretischem Wissen aneignen können und die Zeit dafür geht sehr schnell um. Regelmäßig sitze ich bis 22 Uhr am Schreibtisch. Gute Leistungen und hohe Einsatzbereitschaft werden hier geschätzt und auch registriert. Das motiviert mich zusätzlich, nicht nachzulassen. Großen Spaß macht es mir auch, Tang (meinem besten Kumpel hier in Hangzhou) zu helfen, Deutsch zu lernen.

Skypen mit den Daheimgebliebenen

Danach ist das ‚Skypen‘ mit Ivonne, meiner Freundin, und meiner Familie und Freunden das wirkliche Tages-Highlight. Gegen 24.00 Uhr falle ich dann müde ins Bett. Eine derartige Beanspruchung hatte ich so an der Fachhochschule Lübeck nicht. Natürliche möchte ich mit dieser Aussage keinen Lehrenden in Lübeck motivieren, ein bis zwei Schippen draufzulegen und uns Studierende härter ranzunehmen!

In China ist es selbstverständlich sechs bis sieben Tage die Woche zu arbeiten bzw. zu studieren. Wenn Urlaub ansteht, dann wir dieser durch zusätzliche Lehrveranstaltungen in der Vorwoche kompensiert oder das Tempo wird nach dem Urlaub nochmal angezogen.

Aber auch diese Erfahrungen haben mir schon einige schöne und wertvolle Erkenntnisse beschert, die mir in meinem weiteren Leben sicher helfen werden. Reicher an Erfahrungen wird man/frau hier jeden Tag.

Liebe Grüße in die Heimat sendet Euch

Sebastian Krause

6. Bericht

Die Bücherei

An der ZUST sind sämtliche Dimensionen etwas anders als an unserer FH. Es gehen fast 16.000 Studierende zur Hochschule. Fleiß und Lernwille werden hier sehr groß geschrieben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Bibliothek im Herzen des Campus liegt.

Allein das Gebäude hat sechs Stockwerke und zwei Gebäudeteile, in denen auch wirklich jeder Zentimeter genutzt wird. Mir ist es nicht möglich dieses Gebäude auf ein Foto zu bringen (das

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liegt diesmal nicht an meinen beschränkten fotographischen Fähigkeiten). Die Bibliothek ist einfach nur groß, wirklich beeindruckend.

Für uns internationale Studierenden (z.Z. ca. 600 Studierende an der ZUST aus über 50 Ländern) wurden eigens Räume eingerichtet, in denen sowohl internationale Literatur als auch DVDs hinterlegt sind und von uns ausgeliehen werden können. Es stehen uns dort auch super Arbeitsplätze zur Verfügung, Kopierer, Rechner zur Internetrecherche sind immer griffbereit. Sogar ein/e englisch sprachige/r Bibliothekar/in steht unterstützend zur Seite. Es wird hier an alles gedacht. Wer lernen möchte, hat ein professionelles Umfeld, an dem nichts mangelt.

Ich setze mich damit zwar unter Druck, wenn ich das schreibe und am Ende durch den einen oder anderen Kurs rausche, es ist aber nun mal Fakt. Also werde ich mir eine andere Entschuldigung suchen müssen als das Equipment… Noch habe ich ja ein paar Monate Zeit!

Wer sich nach der Arbeit in der Bibliothek austoben möchte, findet dort im Keller einen Bereich mit 30 Tischtennisplatten und eine Rollschuhbahn. So ist das hier, über alles staunen, über nichts wundern. Den Raum mit den Tischtennisplatten suche ich regelmäßig auf. Das trifft genau meinen Geschmack und gleichzeitig lerne ich ein paar neue Tricks. Da wird sich die Tischtennisgruppe vom Hochschulsport in Lübeck nach meiner Rückkehr aber wundern. Endlich habe ich damit eine kleine Chance...

Liebe Grüße und bis bald,

Sebastian

7. Bericht

Reiselust

Da bin ich wieder!

Letzte Woche gab es für mich die Möglichkeit vier Tage auf Reisen zu gehen. Als Ziel habe ich mir Shanghai ausgewählt, habe also meine sieben Sachen gepackt und ein Hostel direkt im Zentrum gebucht. Am ersten Abend bin ich gleich in einem Bluesladen genau gegenüber von

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meinem Hostel gelandet. Tolles Konzert und toller Club, die Preise hatten es in sich, aber ein Glas Gin-Tonic und Rotwein zu einem schönen satten Konzert mit gutem Sound konnte ich mir nicht entgehen lassen. Zufälle gibt’s…

Am nächsten Tag schlief ich dann auch 1 Stunde länger.

Nach dem Frühstück mit einem halben Liter Kaffee und etwas Tabak, habe ich mich dann auf den Weg gemacht, die Stadt zu erkunden. Herrlich! Die U-Bahn mit englischer Beschriftung. Zum ersten Mal nach zwei Monaten konnte ich mich ohne Schwierigkeiten orientieren. Ich fühlte mich einfach nur gut, keine Zweifel, ob ich in der falschen Richtung unterwegs war. Kamen dennoch Zweifel auf, konnte ich mich rückversichern, denn viele der Menschen verstanden Englisch. Wirklich erleichternd.

Einige gute Restaurants der Stadt habe ich auch besucht, bin aber bei der chinesischen Küche geblieben. Mir genügte das europäische Flair dieser Stadt mit seinen Bauten und den vielen bekannten internationalen Geschäften. Natürlich bin ich auch nach Pudong, dem Businessviertel mit seinen unzähligen Hochhäusern gefahren. Das ist schon umwerfend. Ob ich in so einer Umgebung arbeiten möchte, weiß ich nicht so genau. Aber beeindruckend ist es allemal. Einen Abstecher in ein Museum habe ich auch noch unternommen. Die Bildung soll bei solch einem Ausflug nicht zu kurz kommen.

Schnell vergingen die Tage in Shanghai. Wie immer, wenn man eine gute Zeit hat. An diese Erlebnisse werde ich mich immer erinnern. Das Konzert tat mir richtig gut. Nun bin ich wieder in Hangzhou und kümmere mich um den Blog. Hier ist es zwar alles etwas kleiner und beschaulicher, dafür aber auch alles etwas ursprünglicher und natürlicher. Ich habe Hangzhou langsam richtig liebgewonnen. Egal wie stark der große Nachbar Shanghai strahlt.

Liebe Grüße und eine gute Zeit wünscht Euch

Sebastian Krause

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8. Bericht

Fussball Live in Hangzhou

So, nach einiger Zeit hatten wir mal richtig Lust, einen klassischen Fußballtag in China zu verbringen. Wir machten uns an einen Samstag auf, um ein Fußballspiel der ersten chinesischen Liga zu sehen. Hangzhou versus Schanghai stand auf dem Programm. Mal schauen, welche Überraschungen uns hier im Stadion so erwarten.

Erste Liga

Nach der Vorlesung ging es in die Stadt, erst mal eine Pizza und ein Bierchen. Dann haben wir am Stadion unsere Karten besorgt. Der Fan-Andrang hält sich hier etwas in Grenzen, so dass es zumindest ohne Probleme Karten gab.Unsere Stimmung wird langsam besser. Wir ziehen noch etwas um die Ecken und genießen den Tag. Als es langsam dunkelt, wird es Zeit sich im Stadion einzufinden. Es ist nach wie vor nicht wirklich viel los. Egal, für uns ist es natürlich spannend zu sehen, was da in einem chinesischen Stadion alles abläuft.

Endlich europäisches Freizeitverhalten

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Nach ca. 15 Minuten Spielzeit wissen wir, warum das Stadion nicht voll wird. Es passen so ca. 45.000 Menschen hinein. Gekommen sind um die 6.000 Fußballinteressierte. So gut es geht feuern wir die Mannschaft von Hangzhou an, aber der Kick wird nicht besser. Halbzeit – jetzt erst mal ein paar Snacks kaufen und hoffen, dass wenigstens noch ein Tor fällt.

Voller Erwartungen!

Aber auch diese Hoffnung wurde nicht erhört. Es bleibt bei einem wirklich unschönen 0:0. Wenn Pässe ankamen, war das schon eine schöne Sache, ein oder zwei kleine Dribblings, das war es. Nun wissen wir auch, warum in China europäische Ligen eher verfolgt werden, als die Einheimischen.

Das ist auch der Abpfiff für diesen Blog.

Direkt aus dem Stadion meldete sich bei Euch

Sebastian Krause

9. Bericht - Sightseeing Sightseeing mit Tempelbesuch - das war ein schöner Sonntag… Für diesen Sonntag hatten wir uns vorgenommen, eine kleine Sightseeing-Tour zu unternehmen. Dazu hieß es, Fotoapparat, festes Schuhwerk und eine Flasche Wasser eingesteckt. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen deutlich zurückgegangen. Entschluss gefasst - und so schmissen wir uns ins Getümmel der Stadt. Zunächst ging es mit dem Bus immer Richtung Zentrum. In der Nähe des (schon bekannten) West Lake sind wir dann ausgestiegen und los ging es. Einer hatte den Kopf oben und die Augen gerade aus, damit wir nirgends gegen rennen. Der Andere hatte die Augen auf der Karte, denn die Orte direkt zu finden, ist in einer Stadt dieser Größe mit ihren über sechs Millionen Einwohner/-innen und unzähligen Häuserschluchten auch nach einigen Wochen des Hierseins nicht unbedingt sicher. Doch die Touristenbusse signalisierten uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

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Vor dem Jingci Tempel Nach einiger Zeit kamen wir am Jingci Tempel an, einem buddhistischen Tempel aus dem Jahre 954 n. Christus. Dieser Tempel öffnet täglich nur für einige Stunden seine Türen. Deshalb haben wir diese Gelegenheit zu einem Besuch genutzt. Bereits von Weitem roch man die geopferten Rauchstäbchen, eine Glocke klingelte und dann standen wir auch schon mitten drin. Vor uns bauten sich drei Tempelanlagen auf, die harmonisch übereinander auf einem Berg angeordnet sind. Die Tempelwachen achteten darauf, dass kein falsches Verhalten aus Unwissenheit an den Tag gelegt wird (das beruhigt). Die Ruhe an diesem Ort tut einfach gut. Hangzhou ist für chinesische Verhältnisse keine überlaufene und quirlige Stadt, eher das Gegenteil. Jedoch ist der Kontrast zu dem Leben vor den dicken Tempelmauern schon ein Wenig überraschend.

Blick auf den Tempelgarten Erst jetzt spürte ich, wie sehr ich diese Stille in den letzten Wochen vermisst hatte. Beeindruckt ließ ich den Blick schweifen und erfreute mich an den Bauten, an den Statuen und an den unterschiedlichen Grabtischen, vor denen ein paar Menschen beteten. Auf den Tischen findet sich alles, was vorstellbar ist. Obst in Plastiktüten, andere Speisen, Packungen mit

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Feuchttüchern und vielen anderen Dingen, die zum Essen dazu gehören. Das ist eben die unkomplizierte chinesische Art. Auch wir haben gespendet und durften uns dafür in eine Art Gästebuch eintragen. Tschüß und bis bald Euer Sebastian

10. Bericht Tischtennisturnier an der ZUST Hallo zusammen, es meldet sich mal wieder Euer Sebastian aus China. Diese Woche habe ich die erste Abschlussprüfung geschrieben. Es lief auch ganz gut und nachdem ich nun den ersten großen Test bestanden habe, fühle ich mich doch sichtlich wohler. Etwas unsicher war ich ja schon, vor so einem ersten Examen an einer fremden Uni. Dazu passte es sehr gut, dass einige Studenten der ZUST am darauffolgenden Wochenende ein kleines Tischtennisturnier organisiert hatten. Gerne habe ich mich dafür angemeldet. Viele der Gesichter kannte ich schon, da ich seit Beginn meines Aufenthalts regelmäßig an den Tischtennisplatten auftauche. Wir hatten einen richtig schönen und spielintensiven Nachmittag. Es gab immer mal wieder Turnierpausen, in denen wir miteinander sprachen oder nochmal ein kleines Spielchen außer der Reihe des Turnieres spielten. Ich hatte mich sowohl im Einzel und auch im Doppel angemeldet. Das Doppel habe ich mit meinem Kumpel Mike gespielt. Mike lacht und grinst noch häufiger als ich (und das soll schon etwas heißen) und ist einfach gut drauf. Auch Rauchpause haben wir uns natürlich immer wieder gegönnt.

Turniermäßig und spielerisch lief es wirklich gut. Zugeben muss ich allerdings, dass die richtig guten chinesischen Tischtennisspieler nicht an diesem Turnier teilgenommen haben. Sie schaffen es, Einen innerhalb von fünf Minuten von der Platte zu fegen. Das Turnier war sozusagen „nur“ für Freizeitspieler.

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Das Einzel habe ich sogar gewonnen. Im Doppel wurden Mike und ich die Zweitbesten. Das Ergebnis war dabei aber wirklich nebensächlich, denn wie bereits erwähnt, es war ein schönes Miteinander, bei dem wir alle viel gelacht und unseren Spaß hatten. Als Preise gab es warme Schals und Ohrenschützer, die man hier wirklich gut gebrauchen kann. So hatte ich schnell den Stress der Vorlesungswoche und Prüfung vergessen und habe meinen Abend genossen. Nächste Woche fahre ich mit dem Zug nach Peking, lasse zwei Vorlesungstage sausen, um die Hauptstadt und die chinesische Mauer zu besuchen. Werde an dieser Stelle von diesem Trip berichten. Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Adventszeit Sebastian