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Professor Am Institut für Ther- modynamik der Luft- und Raum- fahrt der Uni Stuttgart gehört der Blick in die Luft dazu. All die Din- ge, die Bernhard Weigand als Di- rektor an seinem Institut er- forscht, kann man auch für Flugzeuge oder Raketen nut- zen. Ein Flugzeug beispiels- weise kann abstürzen, wenn Eiskristalle sensible Teile der Maschine während eines Flu- ges lahmlegen. Doch nicht nur die Vereisung von Flugzeugen hat der 54-jährige Inge- nieur, der in Darm- stadt studiert hat, im Blick: Ganz grundsätzlich untersucht er die physikalischen Eigenschaften von Wasser. Trop- fen für Tropfen wird von seinen Mitarbeitern ganz genau unter die Lupe genom- men, fotografiert und am Computer be- rechnet und analy- siert. Zur Kinder- Uni wird der Wis- senschaftler, der zwei schon größere Töchter hat, einige sei- ner Experimente mitbringen – manch eines lässt sich auch gefahrlos da- heim nachmachen. Schließlich ist Wasser als Grundlage für die Experimente in jedem Haushalt vorhanden. Expertin Nach oben in den Himmel geblickt hat Kathrin Schulte schon als Kind. Die verschiedenen Wolken fas- zinierten die Stuttgarter Diplom-Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik eben- so wie Flugzeuge. Mit 13 Jah- ren saß sie zum ersten Mal in einem Segelflugzeug, der Pilotenschein folgte kurz darauf. Doch nicht nur des- halb hat sie sich für das Studium der Luft- und Raumfahrt entschie- den: Naturwissenschaftliche Fä- cher wie etwa Physik und Mathe haben sie schon während der Schulzeit interessiert. In ihrer Doktorarbeit, die kurz vor dem Ende steht, untersucht die 32- Jährige das Verhalten von Wassertropfen unter extremen Umgebungsbe- dingungen in Wolken analytisch und nu- merisch. vz WISSENSCHAFTLER MIT EINER VORLIEBE FÜR DAS KÜHLE NASS Vom Labor in den Hörsaal: Bevor es für die Nachwuchsstudenten mit der Vorlesung losgeht, haben einige Kinder Bernhard Weigand und sein Team an der Stuttgarter Uni besucht und mit Wassertropfen experimentiert. In der Vorlesung „Die Wunderwelt der Tropfen“ wird es ebenfalls um Wasser gehen – und um seine ungewöhnlichen Eigenschaften. Kinder-Uni Pfütze Jungforscher zu Besuch an der Uni: „Was passiert, wenn ein Tropfen in eine Pfütze fällt?“, fragt Anne Geppert von der Stuttgarter Uni die Kinder. „Es spritzt“, beobachtet die zehnjährige Pia. Stimmt: In der Vergrößerung auf dem Computerbildschirm sieht man, wie der Tropfen beim Aufprall eine Art Krone bil- det, an deren Ränder winzige Tröpfchen abperlen. Beim zweiten Tropfen sieht das schon anders aus. In der Pfütze schwap- pen noch die Wellen des ersten Tropfens, so dass der zweite weniger spektakulär ohne richtige Krone landet (oben). Eiskristall Auch das zweite Experiment ist schön anzusehen: Stefano Ruberto von der Uni Stuttgart zeigt, wie schnell sich bizarre Muster bilden, wenn man einen Eiskristall in sogenanntes unterkühltes Wasser legt – Wasser, das eigentlich schon gefroren sein sollte, aber noch flüs- sig ist. „Es sieht aus, wie eine Eisfläche aus Federn“, meint der elfjährige Ra- phael. „Oder eine Palme“, fügt die gleich- altrige Luisa hinzu. „Je nach Temperatur gibt es ganz verschiedene Muster“, weiß Ruberto – aber man müsse darauf achten, nicht zu stark zu wackeln (ganz links). Trinkvogel Und dann gab es für alle den beliebten Trinkvogel: Warum der bunte Schluckspecht immerzu trinken will, weiß Pia – und wird dies als Assistentin von Bernhard Weigand bei der Kinder-Uni er- klären ( links). Fotos: Lichtgut/Willikonsky (3), Uni Stuttgart (2) Kinder-Uni Ein Angebot der Universitäten Hohenheim und Stuttgart L angsam aber sicher rückt der Winter näher. Dann musst Du ganz beson- ders aufpassen, wenn Du morgens aus dem Haus gehst. Denn wenn die Tempe- ratur unter null Grad Celsius sinkt, gefriert Wasser zu Eis. Physiker sagen: Es wechselt seinen Aggregatzustand von flüssig nach fest. An den einzelnen Molekülen – das sind die Bausteine des Wassers – ändert sich da- bei nichts. Deshalb ist der Vorgang umkehr- bar und beliebig oft wiederholbar: Wenn es wärmer wird, schmilzt Eis wieder zu Was- ser, das erneut gefrieren kann. Und so wei- ter. Die Null-Grad-Grenze zwischen Eis und flüssigem Wasser gilt übrigens nur für reines Wasser. Wenn darin Salz gelöst ist, bildet sich erst weit unter null Grad Eis. Deshalb wird im Winter auf vielen Straßen Salz gestreut. Neben fest und flüssig gibt es einen drit- ten Aggregatzustand, den man gasförmig nennt. Ein Beispiel dafür ist der Dampf, der über einem Topf mit kochendem Wasser aufsteigt. Wenn der Dampf – also das gas- förmige Wasser – sich abkühlt, wird daraus wieder flüssiges Wasser. Das siehst Du, wenn Du über den Topf einen kalten Löffel hältst, an dem sich schnell kleine Tröpf- chen bilden. Diesen Vorgang nennt man Kondensation. Manchmal entsteht aus Wasserdampf auch direkt Eis, dass sich dann als Reif auf dem Boden niederschlägt. Nicht nur Wasser, sondern auch andere Stoffe kommen in fester, flüssiger und gas- förmiger Form vor. Manche muss man al- lerdings sehr heiß machen, bevor sie flüssig werden. So liegt die Schmelztemperatur von Eisen bei 1535 Grad, erst bei 2750 Grad wird es gasförmig. Stickstoff, der wichtigste Bestandteil der Luft, ist dagegen bei nor- malen Temperatu- ren bereits ein Gas. Damit Stickstoff flüssig wird, muss man ihn auf minus 196 Grad abkühlen. Das schafft selbst der härteste Win- ter nicht. lud Physik Nicht nur Wasser kann in unterschiedlichen Zuständen auftreten. Fest, flüssig oder gasförmig? Stuttgarter Kinderzeitung Mehr Nachrichten für Dich gibt es jeden Freitag in der Kinderzeitung. Abo bestellen und vier Wochen gratis lesen unter: www.stuttgarter-kinderzeitung.de Hallo! Ich bin Paul, der Kinder-Chefreporter. ANMELDUNG ZUR KINDER-UNI Vorlesung „Die Wunderwelt der Tropfen“ ist der Titel der Vorlesung bei der Kinder-Uni. Am Freitag, dem 25. November 2016, um 16 Uhr im Hörsaal 47.01 auf dem Vaihinger Campus (Pfaffenwaldring 47) experimentiert der Ingenieur Bernhard Weigand vom Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt der Uni Stuttgart nicht nur mit Wasser. Gewinn Die Uni Stuttgart verlost einige der Trinkvögel, so dass Du das Experiment daheim ausprobieren kannst. Wer gewinnen möchte, sollte einen Zettel mit seinem Namen mitbrin- gen und in eine der Gewinnboxen werfen. Anmeldung Du kannst Dich anmelden unter www.stuttgarterzeitung.de/kinderuni. Zwei Plätze können gebucht werden. Sind alle Plätze vergeben, wird der Account geschlossen. Wer einen Platz erhalten hat, bekommt per Mail eine Bestätigung und einen Link, unter dem die Ein- trittskarte heruntergeladen werden kann. vz Eis liegt in der Laborluft W elche Prozesse laufen im Inneren einer Wolke ab? Wie entstehen Hagel- körner? Was passiert bei einem Gewitter? Der Wissenschaftler Bernhard Weigand und sein Team sind in ihren Forschungsarbei- ten auf der Suche nach Antworten auf Fra- gen dieser Art. Weigand ist Leiter des Insti- tuts für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt an der Universität Stuttgart und ist fasziniert von allem, was mit Wasser zusammenhängt. Nicht zuletzt deshalb, weil es immer wieder überraschende Er- kenntnisse über die- ses allgegenwärtige Phänomen gibt. Daher möchte er auch die Nachwuchsstudenten auf eine Reise in die „Wunderwelt der Tropfen“ mitnehmen. Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Kathrin Schulte und Kinder- Assistenten aus dem Hörsaal kann er si- cherlich viele Nachwuchsstudenten mit seiner Begeisterung anstecken. Dazu ha- ben die beiden einige Experimente vorbe- reitet. Dabei darf ein besonders beliebtes Physikspielzeug nicht fehlen: der unersätt- liche vor sich hin wippende Trinkvogel. In ihren Forschungsarbeiten an der Uni untersuchen die Wissenschaftler soge- nannte unterkühlte Tropfen, wenn sie zu Eis werden. Unterkühlt bedeutet, dass das Wasser noch flüssig ist, obwohl die Tempe- ratur weit unter dem normalen Gefrier- punkt von null Grad liegt. Derart unter- kühlte Tropfen findet man in vielen Wol- kenarten, etwa in den typischen Gewitter- wolken. In Wolken lösen meist Aerosole, wie beispielsweise Rußpartikel aus Flug- zeugabgasen, den Gefrierprozess aus. Sie wirken als Eiskeime, an denen sich die Wassermoleküle anlagern können – und somit immer mehr Wasser gefriert. Im La- bor lässt sich das Wasser noch weiter unter- kühlen. Bis minus 38 Grad Celsius kann man noch Wassertropfen nachweisen. Was genau in einem unterkühlten Trop- fen passiert, wollen die Mitarbeiter von Bernhard Weigand wissen. „Dazu nehmen wir einen winzigen, etwa 50 Mikrometer großen Tropfen – das ist etwa halb so dick wie ein menschliches Haar – und setzen ihn in einer kleinen Beobachtungskammer auf einen Laserstrahl. Durch den Lichtdruck des Lasers wird der Tropfen in der Schwebe gehalten“, erklärt Weigand. Die Größe und die Temperatur des Tropfens könne man anhand des Streulichts, das der Tropfen ab- gibt, genau bestimmen. Anschließend re- duziere man den Lichtdruck. Somit falle der Tropfen in der Kammer nach unten in einen Bereich, der bis auf minus 30 bis mi- nus 38 Grad gekühlt ist. „Der Tropfen ge- friert, und es bildet sich ein Eiskristall, der sehr schnell wächst“, sagt Weigands Mit- arbeiterin Kathrin Schulte. Der Zeitpunkt des Gefrierens lässt sich auch aus dem Streulichtmuster ableiten. Diese Experimente und Simulationen am Rechner helfen dabei, die physikalischen Grundlagen zu verstehen, wenn sich Eis- und Schneekristalle oder Hagelkörner bil- den. Die Modelle der Stuttgarter Forscher könnten auch Meteorologen bei den Wet- tervorhersagen helfen. Zusammen mit Wissenschaftlern aus anderen Fachgebie- ten, auch von anderen Universitäten, untersucht das Stuttgarter Team, wie sich Tropfen in extremer Umgebung verhalten. Neben den sehr kalten Temperaturen zäh- len zu diesen extremen Umgebungsbedin- gungen beispielsweise auch starke elektri- sche Felder, hohe Temperaturen oder hohe Drücke. Diese Faktoren spielen bei vielen technischen Anwendungen eine Rolle, et- wa der Verbrennung in Flugzeugtriebwer- ken oder Raketenantrieben. Wichtig bei Flugzeugen sind auch die unterkühlten Tropfen. „Die Tragfläche eines Flugzeuges ist so beschaffen, dass es den maximalen Auftrieb garantiert“, sagt Weigand. Dieser Auftrieb könne durch ge- frorenes Wasser empfindlich gestört wer- den. „Im schlimmsten Fall kann ein Flug- zeug abstürzen. Denn Eisablagerungen verändern die Form der Flügelprofile.“ Dies führe zu einem größeren Widerstand und einer Verringerung des Auftriebs. Den Aufprall unterkühlter Tropfen oder halb durchgefrorener Tropfen, die man sich wie ein Sorbet vorstellen kann, unter- sucht ein Projekt an der TU Darmstadt. Diese Arbeiten könnten möglicherweise dazu beitragen, dass beim Fliegen weniger Treibstoff gebraucht wird und die Sicher- heit beim Fliegen erhöht wird. Forschung Wissenschaftler sind fasziniert von Wassertropfen. Denn die verhalten sich oft nicht so, wie man es erwartet. Von Tanja Volz „Der Licht- druck des Lasers hält den Tropfen in der Schwebe.“ Bernhard Weigand, Uni Stuttgart

Seite-16-D STZ-2-STZ-STZ-16-10-25-WISS-1-D STZ · 2016. 12. 21. · Bernhard Weigand wissen. „Dazu nehmen wir einen winzigen, etwa 50 Mikrometer großen Tropfen – das ist etwa

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  • Professor Am Institut für Thermodynamik der Luft und Raumfahrt der Uni Stuttgart gehört der Blick in die Luft dazu. All die Dinge, die Bernhard Weigand als Direktor an seinem Institut erforscht, kann man auch für Flugzeuge oder Raketen nutzen. Ein Flugzeug beispielsweise kann abstürzen, wenn Eiskristalle sensible Teile der Maschine während eines Fluges lahmlegen. Doch nicht nur die Vereisung von Flugzeugen hat der 54jährige Ingenieur, der in Darmstadt studiert hat,

    im Blick: Ganz grundsätzlich untersucht er die physikalischen Eigenschaften von Wasser. Tropfen für Tropfen wird von seinen

    Mitarbeitern ganz genauunter die Lupe genom

    men, fotografiert undam Computer berechnet und analysiert. Zur KinderUni wird der Wissenschaftler, der

    zwei schon größereTöchter hat, einige sei

    ner Experimentemitbringen –manch

    eines lässt sich auch gefahrlos daheim nachmachen. Schließlich ist Wasser als Grundlage für die Experimente in jedem Haushalt vorhanden.

    Expertin Nach oben in den Himmel geblickt hat Kathrin Schulte schon als Kind. Die verschiedenen Wolken faszinierten die Stuttgarter DiplomIngenieurin für Luft und Raumfahrttechnik ebenso wie Flugzeuge. Mit 13 Jahren saß sie zum ersten Mal in einem Segelflugzeug, der Pilotenschein folgte

    kurz darauf. Doch nicht nur deshalb hat sie sich für das Studium der Luft und Raumfahrt entschieden: Naturwissenschaftliche Fä

    cher wie etwa Physik undMathe haben sie schon

    während der Schulzeitinteressiert. In ihrerDoktorarbeit, die kurzvor dem Ende steht,untersucht die 32

    Jährige das Verhaltenvon Wassertropfen unter

    extremen Umgebungsbedingungen in Wolken

    analytisch und numerisch. vz

    WISSENSCHAFTLER MIT EINER VORLIEBE FÜR DAS KÜHLE NASS

    Vom Labor in den Hörsaal: Bevor es für die Nachwuchsstudenten mit der Vorlesung losgeht, haben einige Kinder Bernhard Weigand und sein Team an der Stuttgarter Uni besucht und mit Wassertropfen experimentiert. In der Vorlesung „Die Wunderwelt der Tropfen“ wird es ebenfalls um Wasser gehen – und um seine ungewöhnlichen Eigenschaften.

    KinderUni

    Pfütze Jungforscher zu Besuch an derUni: „Was passiert, wenn ein Tropfen ineine Pfütze fällt?“, fragt Anne Geppert von der Stuttgarter Uni die Kinder. „Esspritzt“, beobachtet die zehnjährige Pia.Stimmt: In der Vergrößerung auf demComputerbildschirm sieht man, wie derTropfen beim Aufprall eine Art Krone bildet, an deren Ränder winzige Tröpfchenabperlen. Beim zweiten Tropfen sieht dasschon anders aus. In der Pfütze schwappen noch die Wellen des ersten Tropfens,so dass der zweite weniger spektakulärohne richtige Krone landet (oben).

    Eiskristall Auch das zweite Experimentist schön anzusehen: Stefano Ruberto vonder Uni Stuttgart zeigt, wie schnell sichbizarre Muster bilden, wenn man einen Eiskristall in sogenanntes unterkühltesWasser legt – Wasser, das eigentlich schon gefroren sein sollte, aber noch flüssig ist. „Es sieht aus, wie eine Eisflächeaus Federn“, meint der elfjährige Raphael. „Oder eine Palme“, fügt die gleichaltrige Luisa hinzu. „Je nach Temperaturgibt es ganz verschiedene Muster“, weiß Ruberto – aber man müsse darauf achten,nicht zu stark zu wackeln (ganz links).

    Trinkvogel Und dann gab es für alle den beliebten Trinkvogel: Warum der bunteSchluckspecht immerzu trinken will, weißPia – und wird dies als Assistentin vonBernhard Weigand bei der KinderUni erklären ( links). Fotos: Lichtgut/Willikonsky (3), Uni Stuttgart (2)

    KinderUniEin Angebot der Universitäten

    Hohenheim und Stuttgart

    L angsam aber sicher rückt der Winternäher. Dann musst Du ganz besonders aufpassen, wenn Du morgensaus dem Haus gehst. Denn wenn die Temperatur unter null Grad Celsius sinkt, gefriert Wasser zu Eis. Physiker sagen: Es wechseltseinen Aggregatzustand von flüssig nachfest. An den einzelnen Molekülen – das sinddie Bausteine des Wassers – ändert sich dabei nichts. Deshalb ist der Vorgang umkehrbar und beliebig oft wiederholbar: Wenn eswärmer wird, schmilzt Eis wieder zu Wasser, das erneut gefrieren kann. Und so weiter. Die NullGradGrenze zwischen Eis und flüssigem Wasser gilt übrigens nur fürreines Wasser. Wenn darin Salz gelöst ist,bildet sich erst weit unter null Grad Eis.Deshalb wird im Winter auf vielen Straßen Salz gestreut.

    Neben fest und flüssig gibt es einen dritten Aggregatzustand, den man gasförmignennt. Ein Beispiel dafür ist der Dampf, derüber einem Topf mit kochendem Wasseraufsteigt. Wenn der Dampf – also das gasförmige Wasser – sich abkühlt, wird darauswieder flüssiges Wasser. Das siehst Du,wenn Du über den Topf einen kalten Löffelhältst, an dem sich schnell kleine Tröpfchen bilden. Diesen Vorgang nennt manKondensation. Manchmal entsteht ausWasserdampf auch direkt Eis, dass sichdann als Reif auf dem Boden niederschlägt.

    Nicht nur Wasser, sondern auch andereStoffe kommen in fester, flüssiger und gasförmiger Form vor. Manche muss man allerdings sehr heiß machen, bevor sie flüssigwerden. So liegt die Schmelztemperaturvon Eisen bei 1535 Grad, erst bei 2750 Gradwird es gasförmig. Stickstoff, der wichtigsteBestandteil der Luft, ist dagegen bei nor

    malen Temperaturen bereits ein Gas.Damit Stickstoffflüssig wird, mussman ihn auf minus196 Grad abkühlen.Das schafft selbstder härteste Winter nicht. lud

    Physik Nicht nur Wasserkann in unterschiedlichen Zuständen auftreten.

    Fest, flüssigoder gasförmig?

    Stuttgarter KinderzeitungMehr Nachrichten für Dich gibt es jeden Freitag in der Kinderzeitung. Abo bestellen und vier Wochen gratis lesen unter: www.stuttgarterkinderzeitung.de

    Hallo! Ich bin Paul, der KinderChefreporter.

    ANMELDUNG ZUR KINDERUNIVorlesung „Die Wunderwelt der Tropfen“ ist der Titel der Vorlesung bei der KinderUni. Am Freitag, dem 25. November 2016, um 16 Uhr im Hörsaal 47.01 auf dem Vaihinger Campus (Pfaffenwaldring 47) experimentiert der Ingenieur Bernhard Weigand vom Institut für Thermodynamik der Luft und Raumfahrt der Uni Stuttgart nicht nur mit Wasser.

    Gewinn Die Uni Stuttgart verlost einige der Trinkvögel, so dass Du das Experiment daheim ausprobieren kannst. Wer gewinnen möchte, sollte einen Zettel mit seinem Namen mitbringen und in eine der Gewinnboxen werfen.

    Anmeldung Du kannst Dich anmelden unter www.stuttgarterzeitung.de/kinderuni. Zwei Plätze können gebucht werden. Sind alle Plätze vergeben, wird der Account geschlossen. Wer einen Platz erhalten hat, bekommt per Mail eine Bestätigung und einen Link, unter dem die Eintrittskarte heruntergeladen werden kann. vz

    Eis liegt in der Laborluft

    W elche Prozesse laufen imInneren einer Wolke ab?Wie entstehen Hagelkörner? Was passiert beieinem Gewitter? DerWissenschaftler Bernhard Weigand und sein Team sind in ihren Forschungsarbeiten auf der Suche nach Antworten auf Fragen dieser Art. Weigand ist Leiter des Instituts für Thermodynamik der Luft undRaumfahrt an der Universität Stuttgart und ist fasziniert von allem, was mit Wasserzusammenhängt. Nicht zuletzt deshalb,weil es immer wieder überraschende Er

    kenntnisse über dieses allgegenwärtigePhänomen gibt. Dahermöchte er auch dieNachwuchsstudentenauf eine Reise in die„Wunderwelt derTropfen“ mitnehmen.Zusammen mit seinerMitarbeiterin KathrinSchulte und Kinder

    Assistenten aus dem Hörsaal kann er sicherlich viele Nachwuchsstudenten mitseiner Begeisterung anstecken. Dazu haben die beiden einige Experimente vorbereitet. Dabei darf ein besonders beliebtes Physikspielzeug nicht fehlen: der unersättliche vor sich hin wippende Trinkvogel.

    In ihren Forschungsarbeiten an der Uniuntersuchen die Wissenschaftler sogenannte unterkühlte Tropfen, wenn sie zuEis werden. Unterkühlt bedeutet, dass dasWasser noch flüssig ist, obwohl die Temperatur weit unter dem normalen Gefrierpunkt von null Grad liegt. Derart unterkühlte Tropfen findet man in vielen Wol

    kenarten, etwa in den typischen Gewitterwolken. In Wolken lösen meist Aerosole,wie beispielsweise Rußpartikel aus Flugzeugabgasen, den Gefrierprozess aus. Siewirken als Eiskeime, an denen sich dieWassermoleküle anlagern können – undsomit immer mehr Wasser gefriert. Im Labor lässt sich das Wasser noch weiter unterkühlen. Bis minus 38 Grad Celsius kann man noch Wassertropfen nachweisen.

    Was genau in einem unterkühlten Tropfen passiert, wollen die Mitarbeiter von Bernhard Weigand wissen. „Dazu nehmenwir einen winzigen, etwa 50 Mikrometergroßen Tropfen – das ist etwa halb so dickwie ein menschliches Haar – und setzen ihnin einer kleinen Beobachtungskammer auf einen Laserstrahl. Durch den Lichtdruckdes Lasers wird der Tropfen in der Schwebegehalten“, erklärt Weigand. Die Größe und

    die Temperatur des Tropfens könne mananhand des Streulichts, das der Tropfen abgibt, genau bestimmen. Anschließend reduziere man den Lichtdruck. Somit falleder Tropfen in der Kammer nach unten ineinen Bereich, der bis auf minus 30 bis minus 38 Grad gekühlt ist. „Der Tropfen gefriert, und es bildet sich ein Eiskristall, dersehr schnell wächst“, sagt Weigands Mitarbeiterin Kathrin Schulte.

    Der Zeitpunkt des Gefrierens lässt sichauch aus dem Streulichtmuster ableiten.Diese Experimente und Simulationen amRechner helfen dabei, die physikalischenGrundlagen zu verstehen, wenn sich Eisund Schneekristalle oder Hagelkörner bilden. Die Modelle der Stuttgarter Forscherkönnten auch Meteorologen bei den Wettervorhersagen helfen. Zusammen mitWissenschaftlern aus anderen Fachgebieten, auch von anderen Universitäten,untersucht das Stuttgarter Team, wie sichTropfen in extremer Umgebung verhalten. Neben den sehr kalten Temperaturen zählen zu diesen extremen Umgebungsbedin

    gungen beispielsweise auch starke elektrische Felder, hohe Temperaturen oder hoheDrücke. Diese Faktoren spielen bei vielen technischen Anwendungen eine Rolle, etwa der Verbrennung in Flugzeugtriebwerken oder Raketenantrieben.

    Wichtig bei Flugzeugen sind auch dieunterkühlten Tropfen. „Die Tragflächeeines Flugzeuges ist so beschaffen, dass esden maximalen Auftrieb garantiert“, sagt Weigand. Dieser Auftrieb könne durch gefrorenes Wasser empfindlich gestört werden. „Im schlimmsten Fall kann ein Flugzeug abstürzen. Denn Eisablagerungenverändern die Form der Flügelprofile.“Dies führe zu einem größeren Widerstandund einer Verringerung des Auftriebs.

    Den Aufprall unterkühlter Tropfen oderhalb durchgefrorener Tropfen, die man sich wie ein Sorbet vorstellen kann, untersucht ein Projekt an der TU Darmstadt.Diese Arbeiten könnten möglicherweisedazu beitragen, dass beim Fliegen wenigerTreibstoff gebraucht wird und die Sicherheit beim Fliegen erhöht wird.

    Forschung Wissenschaftler sind fasziniert von Wassertropfen. Denn die verhalten sich oft nicht so, wie man es erwartet. Von Tanja Volz

    „Der Lichtdruck des Lasers hält den Tropfen in der Schwebe.“Bernhard Weigand, Uni Stuttgart