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1 Julius-Maximilians-Universität Würzburg WS 2012/2013 Philosophische Fakultät II 14.01.2013 Institut für Sonderpädagogik Lehrstuhl Pädagogik bei Lernbeeinträchtigung Seminar: Das sonderpädagogische Gutachten Dozent: Dr. Edwin Ullmann Tutor: Traugott Böttinger Referentinnen: Alexandra Urbanski und Julia Gärtner Sprachentwicklungsstörungen: SETK 3-5 und TROG D SETK 3-5 Sprachentwicklungstest für dreibis fünfjährige Kinder Diagnose von Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen 1. Allgemeines / Testart Autorin: Hannelore Grimm Preis: 498, 00 € (vgl. Testzentrale) Veröffentlichung 2001 im Hogrefe Verlag Erster Test für Sprachentwicklung im Bereich Drei- bis Fünfjährige Wichtig ist der Zusammenhang zwischen der Verarbeitung sprachlicher Informationen und dem phonologischen Arbeitsgedächtnis SETK 3-5 stellt die entwicklungslogische Fortsetzung des Sprachentwicklungstests für Zweijährige (SETK 2) dar SETK 3- 5, Schwerpunkt liegt auf fortgeschrittenen grammatischen Fähigkeiten komplexeren Enkodierleistungen dem Messen von auditiven Gedächtnisleistungen Untersucht werden Sprachverstehen, Sprachproduktion, Sprachgedächtnis Datenerhebung erfolgte u. a. in und um Bielefeld, Magdeburg, Göttingen, Hannover 2. Theoretische Grundlagen Zentrale Bedeutung der Sprachentwicklung im Vorschulalter Störungen in der Sprachentwicklung haben Einfluss auf Gesamtentwicklung

SETK 3-5 Sprachentwicklungstest für drei bis … · T-Werte unter 40 unterdurchschnittliches Ergebnis (5) Eintragung der Vertauensintervalle (Konfidenzintervalle) und Umwandlung

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Julius-Maximilians-Universität Würzburg WS 2012/2013

Philosophische Fakultät II 14.01.2013

Institut für Sonderpädagogik

Lehrstuhl Pädagogik bei Lernbeeinträchtigung

Seminar: Das sonderpädagogische Gutachten

Dozent: Dr. Edwin Ullmann

Tutor: Traugott Böttinger

Referentinnen: Alexandra Urbanski und Julia Gärtner

Sprachentwicklungsstörungen:

SETK 3-5 und TROG – D

SETK 3-5

Sprachentwicklungstest für drei– bis fünfjährige Kinder

Diagnose von Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen

1. Allgemeines / Testart

Autorin: Hannelore Grimm

Preis: 498, 00 € (vgl. Testzentrale)

Veröffentlichung 2001 im Hogrefe Verlag

Erster Test für Sprachentwicklung im Bereich Drei- bis Fünfjährige

Wichtig ist der Zusammenhang zwischen der Verarbeitung sprachlicher Informationen und

dem phonologischen Arbeitsgedächtnis

SETK 3-5 stellt die entwicklungslogische Fortsetzung des Sprachentwicklungstests für

Zweijährige (SETK 2) dar

SETK 3- 5, Schwerpunkt liegt auf

fortgeschrittenen grammatischen Fähigkeiten

komplexeren Enkodierleistungen

dem Messen von auditiven Gedächtnisleistungen

Untersucht werden Sprachverstehen, Sprachproduktion, Sprachgedächtnis

Datenerhebung erfolgte u. a. in und um Bielefeld, Magdeburg, Göttingen, Hannover

2. Theoretische Grundlagen

Zentrale Bedeutung der Sprachentwicklung im Vorschulalter

Störungen in der Sprachentwicklung haben Einfluss auf Gesamtentwicklung

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Umschriebene

Entwicklungsstörung des

Sprechens und der Sprache (nach ICD 10; F80)

Sprechstörung

Sprachstörung

Sprach-

entwicklungs-

störung

Störungen, bei denen die

normalen Muster des

Spracherwerbs von frühen

Entwicklungsstadien an

beeinträchtigt sind.

Sie können zu sekundären

Folgen, wie z.B. Lese- und

Rechtschreibschwierigkeiten

oder Störungen im Verhalten

führen. (vgl.

http://www.therapie.de/psyche/info/di

agnose%20/icd-10/f8-

entwicklungsstoerungen/f80-

umschriebene-

entwicklungsstoerungen-des-

sprechens-und-der-sprache/)

Bezeichnung für

Störungen in der

Artikulation von

Sprachlauten. (vgl. Bußmann,

2008)

Erworbene Störungen

im Sprachgebrauch,

d.h. Störungen, die

nach weitgehend

abgeschlossenem

Erwerb der

Muttersprache

auftreten.

Gestört sein können

alle vier Modalitäten

(mündlicher/schriftlich

er Ausdruck,

Verstehen von

Spontansprache) (vgl.

Bußmann, 2008)

Verzögerung oder

Behinderung bei der

Sprachentwicklung. (vgl. Bußmann, 2008)

Alterskorrelierende Meilensteine der vorschulischen sprachlichen Entwicklung

Erweiterung und Differenzierung des grammatischen Systems

Spracherwerbsprozess als strukturbildender Prozess (Sprachkompetenzen aus

unterschiedlichen Komponenten)

Komponenten Funktion Erworbenes Wissen

Suprasegmentale

Komponente

Betonung

Prosodische Gliederung

Prosodische Kompetenz

Phonologie

Lexikon

Morphologie

Syntax

Organisation von Sprachlauten

Wortbedeutung

Wortbildung

Satzbildung

Linguistische Kompetenz

Pragmatik Sprechhandlungen

Konversationssteuerung

Diskurs

Pragmatische Kompetenz

(Tabelle 2 entnommen aus: Grimm 2001, S. 8)

Komponenten müssen bei jeder selbstproduzierenden Äußerung parallel verarbeitet werden

Kind durchläuft unterschiedliche Stufen, auf denen unterschiedliche Teilfähigkeiten im

Fokus der Entwicklung stehen

Sprachniveau eines drei- bis fünfjährigen Kindes:

Zentral: Semantische, morphologische und die syntaktische Komponente der

linguistischen Kompetenz

Grammatisches System erfährt eine zunehmende Erweiterung und Differenzierung

Tabelle 1 selbst erstellt nach: Bußmann 2008 und Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:

http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-entwicklungsstoerungen-des-sprechens-

und-der-sprache/

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Zwischen drittem und sechstem Lebensjahr arbeitet Kind hart, um die der wahrnehmenden

Sprache zugrundeliegenden Strukturprinzipien zu erkennen und in ein Wissenssystem zu

integrieren.

Bereich Morphologie:

o Beginn von Kompositions-und Derivationsprozessen, die auch für innovative

eigene Wortbildungen genutzt werden (z. B „Es hat den ganzen Hof verblättert“)

o Kindern gelingt es zunehmend unterschiedliche Bedeutungen morphologisch zu

markieren

Syntaktische Entwicklung:

o Kinder lernen sehr schnell variable Wortordnungen, um Aussagen, Fragen und

Aufforderungen Ausdruck zu verleihen.

o Bei Vierjährigen tritt eine neue Ebene des Wissens auf Beginn Informationen

internal zu verarbeiten

Fortschritt der sprachlichen Repräsentationsfähigkeit wirkt sich generell auf die kognitive

Entwicklung aus

Spracherwerb und auditive Gedächtnisfähigkeit

Für den Spracherwerb gilt, dass nur aus gespeicherten sprachlichen Einheiten

Regelmäßigkeiten induziert werden können, die wiederum leitend für die eigene

sprachliche Produktion und das Sprachverstehen sind

Für den Test und die Altersspanne 3-5 sind drei funktionale Beziehungen zwischen der

Sprachentwicklung und der Entwicklung des Gedächtnisses zentral

phonologische Repräsentationsfähigkeit, Kurzzeitgedächtnisspanne und das

Satzgedächtnis

(vgl. Grimm, H. 2001)

3. Testdurchführung und Auswertung

3.1 Allgemeines

Material: Protokollbögen, Materialset (VS), Bildkartensätze (MR, VS, ESR), Figurensatz

(PGN), Audiokassette

Testdauer: 20 bis 30 Minuten

Test wie Spiel durchführen

Wortgetreue Wiedergabe der Anweisungen (nicht ablesen!)

Jede Instruktion nur einmal vorgeben

Keine Bewertung wie „Richtig“ oder „Nicht ganz richtig“

Reihenfolge der Untertests:

Muss aus Gründen der Standardisierung eingehalten werden

Keine Abbruchkriterien, außer beim GW (wenn 2 Folgen der gleichen Länge nicht

korrekt reproduziert wurden)

Dreijährige: VS, ESR, PGN, MR

Vier- bis Fünfjährige: VS, SG, PGN, MR, GW

3.2 Umgang mit Artikulationsproblemen

Kein extra Untertest für die Artikulationsfähigkeit Schwerpunkt auf Sprachverarbeitung

Bei Untertests ESR, MR, SG, GW fließen Artikulationsprobleme nicht negativ in

Bewertung mit ein

Bei Untertest PGN fließen Artikulationsprobleme negativ in Bewertung mit ein

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3.3 Testaufgaben

Bereich Untertest Altersbereich Beschreibung der Aufgabe Begründung

Sprachverstehen Verstehen von Sätzen (VS)

3 Jahre: 9 Bildkarten und 10 Manipulations-aufgaben 4-5 Jahre: Ausschließlich Manipulations-aufgaben

Testleiter gibt verbale Instruktionen mit unterschiedlicher grammatischer Komplexität vor. Umsetzung in Handlungen (mit verschiedenen Materialien). Beispiele: 1. „Leg den blauen Stift unter den Sack.“ 2. „Nimm dir den langen Stift und gib mir den kurzen Stift.“

Überprüft wird, inwieweit Kinder in der Lage sind, Sätze unterschiedlicher Komplexität zu verstehen. Sprachverständnis geht Sprachproduktion voraus.

Sprachproduktion Enkodierung semantischer Relationen (ESR)

Durchführung nur bei Dreijährigen

Das Kind soll bildlich dargestellte Ereignisse erfassen und in Worte verbalisieren. Beispiel: Bildkarte 8: „Die Schildkröte schwimmt in der Badewanne.“

Wie vollständig und präzise gelingt es Kindern, auf Bildkarten dargestellte Inhalte verbal zu enkodieren?

Morphologische Regelbildung (MR)

3 Jahre: Vorgabe ausschließlich bekannter Wörter 4-5 Jahre: Verwendung von bekannten/ unbekannten Wörtern

Bekannte Wörter („Fisch“) und Pseudo- oder Kunstwörter („Dolling“) werden anhand von Bildkarten eingeführt. Danach wird gefragt, wie viele bzw. mehr davon heißen.

Überprüft wird: -Ob überhaupt Pluralform gebildet werden kann -Analyse der Verteilung -Überprüfung der Regelmäßigkeit

Sprachgedächtnis (= phonologisches Arbeitsgedächtnis)

Phonologisches Arbeits-gedächtnis für Nichtwörter (PGN)

3 Jahre: Liste besteht aus 13 Nichtwörtern 4-5 Jahre: Liste besteht aus 18 Nichtwörtern

Nachsprechen von vorgesprochenen Nichtwörtern. Beispiele: 2 Silben: „Maluk“, „Billop“, „Defasal“, „Gattwutz“ 4 Silben: „Ronterklabe“, „Krapselisong“

Messung der Fähigkeit neue und zuvor noch nicht gehörte Lautmuster im phonologischen Gedächtnis zu repräsentieren. Nachsprechen erfordert kurzzeitige Speicherung im Arbeitsgedächtnis.

Gedächtnis-spanne für Wortfolgen (GW)

Durchführung nur bei Vier- bis Fünfjährigen

- Vorgabe von Wörtern im Einsekundentakt -Unmittelbares Nachsprechen der Wörter in richtiger Reihenfolge. -Einsilbige Wörter mit hohem Bekanntheitsgrad

Auf der Verarbeitungsebene von Wortfolgen wird die Fähigkeit gemessen, bekannte aufeinanderfolgende, jedoch inhaltlich unverbundene Wörter zu speichern und in der vorgegebenen Abfolge zu reproduzieren.

Satzgedächtnis (SG)

Durchführung nur bei Vier- bis Fünfjährigen

- Sätze werden vorgesprochen (zwischen 6 – 10 Wörtern) die entweder inhaltlich sinnvoll oder rein syntaktisch-morphologisch korrekt gebildet, also anormal sind. - Kinder sollen Sätze unmittelbar reproduzieren Beispiele: „Die Ente sitzt neben dem Auto“; „Die graue Maus wird von der Katze gejagt.“

-Es geht hier um Nutzungsfähigkeit von grammatischen Kenntnissen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind. - Wie gut gelingt es, erworbene grammatische Strukturen für die Reproduktion von Sätzen zu nutzen?

(Tabelle 3 selbst erstellt: nach Grimm 2001, S. 15ff.)

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3.4 Ermittlung und Interpretation der Testergebnisse

(1) Berechnung des Testalters

(2) Ermittlung der Rohwerte

(3) Überprüfung, ob sich zwei Kinder (gleiche Altersgruppe) in Testwerten

unterscheiden, mit Hilfe der kritischen Differenz zweier Rohwertpunkte wenn

dieser Wert überschritten ist, liegt Unterschied vor

(4) Anhand von Normtabellen können Rohwerte in T-Werte umgewandelt werden

T-Werte zwischen 40 bis 60 durchschnittliches Ergebnis

T-Werte über 60 überdurchschnittliches Ergebnis

T-Werte unter 40 unterdurchschnittliches Ergebnis

(5) Eintragung der Vertauensintervalle (Konfidenzintervalle) und Umwandlung der T-

Werte in Prozentränge

(6) Blick in Normtabellen

Für eine aussagekräftige Interpretation sollte immer auf die theoretischen und

empirischen Grundlagen zurückgegriffen und die erreichten Leistungsprofile für

Interventionen berücksichtigt werden!

4. Stichprobenbeschreibung

Normierung durch Untersuchung von 495 Kindern im Alter von 3;0 bis 5;11

Erhebung soziografischer Merkmale (Wohnort, mütterlicher Bildungsabschluss,

Geschwisterposition)

Keine Leistungsunterschiede zwischen Kindern in unterschiedlichen Erhebungsorten

festgestellt.

5. Testanalyse

Normierungsstichprobe in fünf Altersgruppen eingeteilt

Testkennwerte: Mittlere Aufgabengeschwindigkeit, Trennschärfe, Reliabilität,

kritische Differenzwerte

Ausnahme Untertest GW: keine teststatistischen Kennweite vorhanden weniger als

drei Wörter korrekt reproduziert, d.h unterdurchschnittliche Bewertung der Leistung

Reliabilitäten durchgängig befriedigend, auch Trennschärfe gute Werte

6. Testgütekriterien

6.1 Objektivität

Durchführungsobjektivität (genaue Instruktionen, Demonstrationskassette),

Auswertungsobjektivität (klare Definierung der Aufgaben und deren Kodierung, auch

bei ESR (90.1 % hohe Übereinstimmung)

Interpretationsobjektivität (Normtabellen, theoretische Grundlagen, Beschreibung und

Begründung der Untertests) … sind erfüllt.

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6.2 Reliabilität

Zufriedenstellende bis sehr gut bewertete Werte (zwischen .62 und .89)

genaue Untersuchung der sprachlichen Verarbeitungsfähigkeiten möglich

6.3 Validität

Hohe Validität durch Erfüllung der Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität.

7. Zusammenfassung

8. Kritische Stellungnahme

Pro Kontra

Gut geeignet bei Übertrittsentscheidungen Viele theoretische Grundlagen

Ansprechende Gestaltung Umfassende Auseinandersetzung mit der

Testauswertung nötig

Audiokassette veraltet

Preis?

9. Literatur- und Quellenverzeichnis

Bußmann, H. (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. durchgesehene und bibliographisch ergänzte

Auflage. Stuttgart: Kröner.

Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von

Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe.

http://www.logopaedie-benecke.de/sprachentwicklung0.html [zuletzt abgerufen am 07.01.2013]

Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:

http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-

entwicklungsstoerungen-des-sprechens-und-der-sprache/ [zuletzt abgerufen am 04.01.2013]

http://www.testzentrale.de/programm/sprachentwicklungstest-fur-drei-bis-funfjahrige-kinder.html

[zuletzt abgerufen am 07.01.2013]

Der SETK 3-5 erfasst rezeptive und produktive Sprachverarbeitungsfähigkeiten und

auditive Gedächtnisleistungen von Kindern. Er ermöglicht es, das

Sprachentwicklungsniveau eines drei- bis fünfjährigen Kindes festzustellen und in

einen kausalen Erklärungszusammenhang mit auditiven Gedächtnisleistungen zu

bringen. Dabei spielt das phonologische Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter eine ganz

entscheidende Rolle. (vgl. http://www.logopaedie-benecke.de/sprachentwicklung0.html)

Hilfreich ist er vor allem auch für uns als L-Studierende, wenn es um den

Schulübertritt bei Fünfjährigen geht.

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TROG – D

Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses

1. Allgemeines

Herausgeberin: Annette V. Fox

Erschienen im Schulz- Kirchner Verlag, 5. Auflage 2011

Kosten: 92,99 € (vgl. Testzentrale)

Einsatz: Sprachtherapie, Psychologie, für Forschungszwecke

Alter: 3;0-10;11 standardisiert, auch für Erwachsene

2. Ziele des Tests

Untersuchung des Verständnisses von grammatischen Strukturen des

Deutschen Rezeptiver Sprachtest

Quantitative Analyse

Qualitative Analyse

3. Theoretische Grundlagen

3.1 Hintergrundinformationen über die Entwicklung des TROG-D

Grundkonzeption: TROG = Test for Reception of Grammar von D. Bishop

TROG wurde in 90er Jahren ins Deutsche übersetzt und angepasst, weil es

noch keinen vergleichbaren Test in Deutschland gab.

3.2 Ziele der Testkonzeption von TROG und TROG-D

Einsetzbarkeit für breite Altersspanne (3;0- 10;11 Jahre und Erwachsene;

TROG-2: 4-14 Jahre)

Es soll keine expressive Sprachleistung erfordert sein.

Durchführung nicht länger als 15 Minuten.

Verwendung von einfachem und begrenztem Vokabular

Wiederholung von Testsätzen ist erlaubt um Faktor Konzentration gering zu

halten

Auswahl der „Ablenker“, damit Hinweis auf Art des Verständnisproblems

erkannt werden kann.

Aufgabenblock besteht aus vier Testsätzen quantitative und qualitative

Aussagen

4. Testbeschreibung

84 Testitems

Verwendung eines begrenzten und einfachen Vokabulars aus Substantiven,

Adjektiven und Verben

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Multiple Choice Aufgaben zum Testsatz (auditiv) muss passendes Bild

(Auswahl je 4 Bilder) zugeordnet bzw. gezeigt werden

„Ablenkerbilder“ = drei Bilder unterscheiden sich vom Zielsatzbild

(grammatisch oder lexikalisch verändert)

ein Aufgabenblock bestehend aus vier Testsätzen (um möglichst genau

Schwierigkeiten der Testperson zu entdecken) wenn alle vier Testsätze

korrekt gezeigt Block richtig beantwortet

hierarchische Gliederung der Aufgabenblöcke

Itemabfolge:

(Tabelle 4 entnommen aus: Fox 2011, S. 14)

5. Zielgruppe

Einsatz für unterschiedliche Klientengruppen:

Kinder mit (spezifischer) Sprachentwicklungsstörung

Kinder mit Hörstörungen

Klienten mit Körperbehinderungen, die Einschränkungen in der

Sprachproduktion zeigen

Klienten mit Lernbehinderungen

Klienten mit Aphasie

Probanden im Rahmen von Forschungsarbeiten

A Substantive

B Verben

C Adjektive

D 2- Element Sätze (Subjekt-Prädikat-Konstruktion, Nominalphrase

mit Artikel und Adjektiv)

E 3-Element Sätze (Subjekt-Prädikat-Objekt)

F Negation

G Präposition „in“ und „auf“

H Perfekt

I Plural

J Präposition „über“ und „unter“

K Passiv

L Personalpronomen Nominativ

M Relativsatz

N Personalpronomen Akkusativ/Dativ

O Doppelobjektkonstruktion

P Subordination mit „während/nachdem“

Q Topikalisierung

R Disjunktive Konjunktion „weder-noch“

S Relativsatz (Pronomen und Akkusativ/Dativ)

T Koordination mit „und“

U Subordination mit „dass“

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Bei nicht altersgemäßem Abschneiden, sollten weitere Untersuchungen im

sprachlichen und kognitiven Bereich angesetzt werden.

Achtung/Vorsicht bei Anwendung mit mehrsprachigen Kindern

Berücksichtigung, wie lange das Kind schon Deutsch kann bzw. spricht

und lernt (Überprüfung mit Wortschatzkarten)

6. Testdurchführung

6.1 Allgemeine Hinweise/ Voraussetzungen

Material: Protokollbögen, Mappe mit Wortschatzkarten, Testmaterial

(Multiple-Choice Bildkarten)

Durchführungsdauer: ca. 10-20 Minuten

Ort: ruhiger Raum, ohne weitere Ablenkungen

Testleiter: klare, hochdeutsche Aussprache der Testsätze, Beziehungsaufbau

Vor Beginn der Testung: Protokollbogen ausfüllen (wichtig

„Kommentarfeld“: z.B. Notizen über Verdacht auf SSES, Hörstörung,

Logopädische Behandlung, Mehrsprachigkeit etc.)

verbale Anleitungen (müssen je nach Proband (Kind, Jugendlicher oder

Erwachsener) umformuliert werden)

Testsätze/Testitems wie oben erwähnt klar und deutlich aussprechen,

angemessene Lautstärke, fettgedruckte Wörter sollen leicht betont werden

6.2 Startkriterien

Kinder zwischen 3;0 und 6;11 Jahren Beginn: Testblock A

Kinder zwischen 7;0 und 10;11 Jahren und Ältere Beginn: Testblock D

(Addierung des Skalenrohwertes um 3 Punkte, bei Fehler zu Block A

zurückgehen)

6.3 Ablauf

1. Einleitung (vorgegeben)

2. Aufschlagen der Testmappe auf entsprechender Seite

3. Kind Zeit geben um sich vier Bilder anzuschauen.

4. Vorgabe des ersten Testsatzes: „Zeige mir…Schuh.“, danach ohne weitere

Kommentare Sätze vorlesen

gezeigte Bilder bzw. genannte Bildzahlen werden gewertet und auf

Protokollbogen notiert

Während Testung KEINE Hinweise auf korrektes Bild oder Rückmeldung

geben! Nur Ermutigungskommentare

Rückmeldung am Ende eher allgemein

Reihenfolge einhalten, bis Abbruchkriterium erfüllt

Wiederholung von Testsätzen: Pro Testitem dürfen die Testsätze maximal

dreimal wiederholt werden, wenn

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… der Klient nach fünf Sekunden keine Reaktion zeigt,

… der Klient darum bittet,

… der Klient auf mehrere Bilder zeigt.

6.4 Abbruchkriterium

Bei fünf aufeinanderfolgenden Aufgabenblöcken, bei denen mindestens ein

Item als falsch gewertet wurde.

Bei Überprüfung ob Kind im Normbereich für sein Alter liegt, kann, nach

Erreichen der altersgemäßen Anzahl korrekt gelöster Blöcke, auch

abgebrochen werden

7. Auswertung der Testergebnisse

7.1 Notierung der Ergebnisse

Zahl des gezeigten Bildes (1-4) wird am Ende jeder Zeile neben Testsatz

eingetragen

Vergleich des Zahlencodes mit waagerechtem Zahlencode vom nebenstehenden

Kästchen

identisch? „R“= Richtig

nicht identisch „F“=Falsch

eintragen auf Vorderseite des Protokollbogens

Wiederholung(en) mit „W“ vermerken

Gesamtzahl der korrekt beantworteten Blöcke werden unter der Rubrik

„Quantitative Testergebnisse“ berechnet und am Fuß der Tabelle eingetragen

7.2 Zwei Möglichkeiten der Testinterpretation

Quantitative Analyse der Testergebnisse:

= Ermittlung inwieweit ein Klient den Werten einer Vergleichsaltersgruppe

entspricht oder abweicht

Skalenrohwerte (Summe korrekter Blöcke) können mit einer Tabelle in

altersabhängige Prozentränge und T-Werte umgerechnet werden

Verwendung von T-Werte empfohlen

Qualitative Analyse der Testergebnisse:

Ermittlung ob die Probleme im Schwerpunkt der Grammatik liegen oder ob ein

generelles Sprachverständnisproblem vorliegt Fehleranalyse

Folgende Aspekte sind erfassbar:

o Liegt ein generelles Sprachverständnisproblem oder ein spezifisch

grammatisches Problem vor?

o Liegt ein Gedächtnisproblem vor?

o Zeigt der Klient ein systematisches oder unsystematisches Fehlermuster?

Entscheidung der Art der Analyse kann nach der Testdurchführung gefällt werden.

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8. Normierung und Gütekriterien

8.1 Normierung

Testvorform bezieht sich auf das Jahr 2004

Testendform bezieht sich auf das Jahr 2005

Unterscheidung nicht hinsichtlich der Testitems, sondern auf der Neugestaltung

der Bilder

870 Kindern im Alter von 3;0 bis 10;11 Jahren

Die korrigierten Trennschärfekoeffizienten bewegen sich im befriedigenden

Bereich und liegen durchweg höher als in der Testvorform

8.2 Gütekriterien

8.2.1 Objektivität

Ist gegeben!

8.2.2 Reliabilität

Test erreicht eine sehr befriedigende interne Konsistenz von Cronbach a = .90

Test-Halbierungs-Reliabilität ist mit r = .91 sehr hoch

8.2.3 Validität

Mit beiden Testversionen wurden jeweils auch Erwachsene untersucht.

deutlicher Deckeneffekt

Elfjährige zeigten auch einen mit Erwachsenen vergleichbaren Wert Test nur

bis zum Alter von zehn Jahren als Entwicklungstest einsetzbar

Vergleich TROG – D mit SETK 3 – 5 Subtest Sätze verstehen (SV)

Konvergente Validität des TROG-D

Nicht geteilte Validität dürfte hingegen auf den unterschiedlichen Aufgabentypus

zurückzuführen sein

9. Zusammenfassung

Der TROG-D ist ein rezeptiver Sprachtest zur Überprüfung des

Grammatikverständnisses bei Kindern im Alter von 3;0 bis 10;11 Jahren. Er

kann auch bei Erwachsenen eingesetzt werden. Mit dem Test können

unterschiedliche Zielgruppen (z.B. Klienten mit Lernbehinderungen oder

Klienten mit Sprachentwicklungsstörungen) untersucht werden. Der TROG-D

bietet zwei Möglichkeiten der Testinterpretation an. Die quantitative Analyse

dient zum Vergleich mit der entsprechenden Altersgruppe. Die qualitative

Analyse stellt eine Fehleranalyse zur Ermittlung konkreter grammatischer

Probleme dar. Trotz der Möglichkeit einer qualitativen und quantitativen

Analyse, sollte der Test nicht als einziges Instrument zur Diagnostik von

Sprachentwicklungsstörungen eingesetzt, sondern integriert in einer Testbatterie

verwendet werden.

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10. Kritische Stellungnahme

Pro Kontra

Spezialisierung auf einen Aspekt von

Sprache

Für Ältere oder Erwachsene liegt keine

Standardisierung und Normierung vor.

Ansprechende Gestaltung

Ökonomisch

Zwei Möglichkeiten der Analyse

(quantitativ und qualitativ)

Ansteigen des Komplexitätsgrades und

umfassende Abdeckung der

grammatischen Komponenten

11. Literatur- und Quellenverzeichnis

Fox, Annette V. (2011): TROG-D. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses.

5. Auflage. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.

http://www.testzentrale.de/programm/test-zur-uberprufung-des-grammatikverstandnisses.html [zuletzt abgerufen

am 07.01.2013]

12. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:

Bußmann, H. (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. durchgesehene und bibliographisch ergänzte

Auflage. Stuttgart: Kröner.

Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:

http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-

entwicklungsstoerungen-des-sprechens-und-der-sprache/ [zuletzt abgerufen am 04.01.2013]

Tabelle 2:

Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von

Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe. S.8

Tabelle 3:

Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von

Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe. S.15ff.

Tabelle 4:

Fox, Annette V. (2011): TROG-D. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses.

5. Auflage. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag. S. 14