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SIEBEN JAHRZEHNTE ARMBANDUHREN AUS SCHRAMBERG MARTIN FISCHER FASZINATION JUNGHANS

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SIEBEN JAHRZEHNTE ARMBANDUHRENAUS SCHRAMBERG

MARTIN FISCHER

FASZINATIONJUNGHANS

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FASZINATIONJUNGHANS

MARTIN FISCHER

SIEBEN JAHRZEHNTE ARMBANDUHREN AUS SCHRAMBERG

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Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86646-150-5

Meiner Familie: Stephanie, Lotte & Lilly

A. D.Melanie Baier Gary BiolchiniManfred BütowOtto BurzlaffGünther ButkusJo DiekmannDieter DietrichTorsten DuwenhorstDirk FassbenderChristine GagnebinEberhard HagmannReiner HochmuthBernhard HuberWolfgang IngerlCornelia JehlMichael JehlHardy Jensen

Niko JunghansArtur KampPhilipp KleineKonrad KnirimMario KönigCarsten KohlmannGisela LixfeldLuisa MühlSandra MüllerFranz NieblerChristoph Öhm-KühnleHans-DietrichOlschewskiClaudio PediciniRoland RanfftStefan ReichmannJosef RoidlRenato Rozic

1. Auflage 2017© 2017 Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf(www.gietl-verlag.de)Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86646-150-5

Quelle Titelbild: Uhren: jo diekmann – dim3.de; Terrassenbau: Fa. Junghans

Peter ReilR. B.Theodossios SavvoglouHans-Heinrich SchmidBernhard SchmotteRaphaela SchneiderAlexander ScholzJürgen SchreiberUdo SchultheissSheldinkeeRuth Spayer (Westclox Museum)Gernot StähleBill StoddardMatthias StotzIngo WeisbeckWolfgang WusatiukDeutsche Gesellschaft für Chronometrie

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Danksagung

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VORWORT

Sehr geehrter Leser, liebe Junghans-Freunde und „Zeitbegeisterte“,

dieses Buch zeigt, welch unglaubliche Begeis-terung Menschen, Sammler und Autoren fürJunghans haben, um in langjähriger Recher-che ein solch umfassendes Kompendium zuschreiben. Wir danken Herrn Fischer fürdieses Engagement und freuen uns sehr, mitdiesem Buch ein fundiertes Nachschlagewerküber die Historie der Junghans Armbanduh-ren zu haben.

Der Zeitpunkt der Erstveröffentlichung hättefür uns nicht besser sein können: Zum einenträgt der Terrassenbau, der 2018 sein 100-jähriges Bestehen feiert, genau die Geschichte der mechanischen Kleinuhren, die für uns alsMarke sehr bedeutend ist, in sich. Zum anderen ist das Engagement der UnternehmerfamilieSteim, dieses Wahrzeichen einer neuen Nutzung zuzuführen und darin eine kulturell bedeuten-de Museumslandschaft zu schaffen, nicht nur ein großes Geschenk an die Uhrenliebhaber,sondern auch im Besonderen an die Stadt Schramberg. Besonderer Dank gilt Herrn Dr. Hans-Jochem Steim, Ehrenbürger der Stadt Schramberg, der dies erst ermöglichte.

Für mich persönlich sind das Erscheinen dieses Buches und die Eröffnung des neuen Museumsim Frühjahr 2018 große Meilensteine und auch eine besondere Freude, da sich viele Mosaik-steine zusammenfügen, die sicherlich zukünftig zum Erfolg der Junghans-Geschichte beitragenwerden.

Ihnen wünsche ich faszinierende Zeit-Momente beim Lesen,

Schramberg, im Oktober 2017

IhrMatthias StotzGeschäftsführer Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG

VORWORT

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung ........................................................................................................................................................4

Vorwort ...............................................................................................................................................................5

1 Einleitung .....................................................................................................................................................8

Armbanduhren der 20er Jahre2 Junghans J53, Junghans J54 & 54A .............................................................................................................17

Armbanduhren der 30er Jahre3 Junghans J58 & Junghans J59 .....................................................................................................................34

4 Junghans J63 ..............................................................................................................................................39

5 Junghans J70 (alt) ......................................................................................................................................41

6 Junghans J80 & Junghans J81 .....................................................................................................................44

7 Junghans J86...............................................................................................................................................62

8 Junghans J90 & Junghans J91 .....................................................................................................................64

9 Junghans J95 & Junghans J96 .....................................................................................................................76

Armbanduhren der 40er Jahre10 Junghans J97...............................................................................................................................................82

11 Junghans J88...............................................................................................................................................85

Armbanduhren der 50er Jahre12 Junghans J55, Junghans J56 & Diehl 156.....................................................................................................96

13 Junghans J82 & Junghans 682 ...................................................................................................................100

14 Junghans J83.............................................................................................................................................106

15 Junghans J84 & Junghans 684 ...................................................................................................................110

16 Junghans J89, Minivox & Junghans 689.70................................................................................................120

17 Junghans J93 & Junghans 693 ...................................................................................................................127

18 Junghans J98 & Junghans 698 ...................................................................................................................142

Armbanduhren der 60er Jahre19 Junghans J50 & Junghans 650 ...................................................................................................................151

20 Junghans J85 & Junghans 685 ...................................................................................................................154

21 Junghans J87, Junghans J87/10 & Junghans 687 ......................................................................................158

INHALTSVERZEICHNIS

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22 Junghans 602 ............................................................................................................................................163

23 Junghans 620 ............................................................................................................................................164

24 Junghans 651 (ETA 2452 und ETA 2472)..................................................................................................172

25 Die elektromechanischen Armbanduhren ..................................................................................................176

Armbanduhren der 70er Jahre26 Die frühen Quarzuhren ..............................................................................................................................186

27 Junghans 623 ............................................................................................................................................197

28 Junghans 625 ............................................................................................................................................203

29 Junghans 640 ............................................................................................................................................208

30 Junghans 653 ............................................................................................................................................213

31 Lizenzprodukte – Uhren mit Fremdwerken.................................................................................................219

32 Olympische Spiele 1972.............................................................................................................................223

Armbanduhren der 80er und 90er Jahre33 Meilensteine der 1980er und 1990er Jahre ................................................................................................234

34 Junghans Meister .....................................................................................................................................237

35 Armbandchronometer aus Schramberg..................................................................................................248

36 Elektromechanische Chronometer..........................................................................................................274

37 Quarzchronometer ..................................................................................................................................276

38 Junghans und seine Designer ..................................................................................................................278

39 Junghans und Ingersoll ...........................................................................................................................297

40 Junghans, Zentra und Alpina ..................................................................................................................302

41 Junghans und die Hamburg American Clock Company .........................................................................306

42 Junghans und Bulova...............................................................................................................................310

43 Junghans und Westclox ...........................................................................................................................312

44 Junghans und Diehl .................................................................................................................................321

45 Eurochron ................................................................................................................................................332

46 Quo vadis..................................................................................................................................................333

Literaturliste ...................................................................................................................................................336

INHALTSVERZEICHNIS

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Junghans ist Kult

ten, was allerdings bei Sicht auf die unendlicheBandbreite des Themas schnell zu einemUnterfangen wird, das nahezu unlösbarscheint. Einige Teilbereiche, wie die Geschich-te, die Wecker, Taschenuhren und Großuhren,wurden mittlerweile in sehr guten Publikatio-nen hinreichend beleuchtet. Dieses Buch willsich vordergründig auf die Armbanduhren ausdem Hause Junghans beziehen, beginnend inden 1920er Jahren bis hin in die 1990er.Damals wurden in der Uhrenbranche Taschen-und Armbanduhren noch „Kleinuhren“ ge-nannt. Schwerpunkt sollen die mechanischenHerrenarmbanduhren sein, trotzdem werdenexemplarisch einige Meilensteine nicht außerAcht gelassen und ein kurzer Blick über denTellerrand der mechanischen Zeitmesserhinaus sei gestattet und schneidet sowohl dieelektromechanischen Zeitmesser, als auch dieQuarzuhren und schließlich noch die funkge-steuerten und solarbetriebenen Uhren bis hinzu einigen wenigen aktuellen Modellen ausdem Hause Junghans an.Zu einigen Uhren aus Schramberg finden sichviele alte Unterlagen und Quellen. Über vieleJahrzehnte hinein existieren Kataloge, diehelfen, die Uhrwerke (Kaliber) zu bestimmenund zu gruppieren. Kaum ermitteln lassen sichVerkaufszahlen, auch über die Seriennum-mern der Chronometer sind bislang keineAufzeichnungen mehr zu finden. Zu manchenProdukten sind keine Unterlagen zur Verfü-

Durch das Vorhandensein permanenterErkenntnis über die aktuelle Uhrzeit, die

mit einem kurzen Blick auf die Taskleiste imBildschirm des Mobiltelefons oder des Rech-ners auf dem Schreibtisch erhascht werdenkann, besteht kaum noch die Notwendigkeiteine Uhr am Handgelenk zu tragen undtrotzdem wenden sich immer mehr auch jungeMenschen der klassischen Zeitanzeige zu, diedurchaus auch mechanisch erzeugt werdendarf. Die Haptik einer Uhr, die morgensaufgezogen und eventuell minimal nachge-stellt werden muss, ist unvergleichlich undwird zum liebgewonnenen Ritual. Und viel-leicht gerade weil die Uhr nach vierzig Jahrennicht mehr chronometergenau auf die Sekun-de die Zeit anzeigt hat der Träger der Uhr dasGefühl der Entschleunigung und entzieht sichmit dem Blick auf das Zifferblatt dem Zeit-druck der digitalen Multipräsenz absoluterGenauigkeit. Vom mehrere tausend Euroteuren Statussymbol bis hin zu günstigerenEinsteigermodellen bot und bietet Junghansschon immer jedem Geldbeutel die Möglich-keit, diesem Gefühl zu huldigen und generiertinzwischen immer mehr zum Kultobjekt, egalob „Vintage“ oder neu.Ein Buch über Junghans zu schreiben, eineFirma, die so viel Geschichte atmet wie wenigeandere in Deutschland, müsste bedeuten, dievielen Facetten des Schramberger Traditions-unternehmens und dessen Historie zu beleuch-

KULT IST JUNGHANS1

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gung gestanden, wie beispielsweise zumJunghans J56 und der Kooperation mit West-clox. Die wenigen noch in den 70er Jahrenhergestellten Kaliber aus JunghansscherProduktion sind ebenfalls durch Kataloge oderWerbung nur bedingt belegbar, ebenso sindkaum Informationen über die in allen Zeitenzugekauften Uhrwerke aus anderen Firmenaufzutreiben. Junghans fertigte über Jahrzehnte an verschie-densten Standorten, von mehreren Fabriken imSchwarzwald, vom Hauptwerk in Schrambergüber Werke in Alpirsbach, Deißlingen undLauterbach, die Federfertigung in Lehenge-richt, von Lenzkirch, Rottenburg, über Schwen-ningen und Freiburg in Schlesien, bis zuNiederlassungen und Beteiligungen im Auslandvon Wien, Buenos Aires, Venedig, von London

über Zürich, Mailand und Paris und verschie-densten Joint Ventures mit anderen Uhrenher-stellern. In der dunklen Zeit des ZweitenWeltkriegs wuchsen die Standorte weiter undJunghans wurde einer der größten Herstellerfür Zünder und unterhielt unter anderem inHamburg das Werk MESSAP (Deutsche Meßap-parate GmbH), das nur mit Zwangsarbeiternfunktionierte. Die leidvolle Zeit der beidenWeltkriege und die Bezugnahme auf die FirmaJunghans ist in anderen Veröffentlichungenschon teilweise gut bearbeitet worden. DerRüstungsbereich, die Junghans MicrotecGmbH, hat heute nichts mehr mit dem Uhren-hersteller Junghans zu tun. In diesem Buch sollsich fast ausschließlich mit den Armbanduhrenbefasst und nur partiell auf die Geschichte derFirma eingegangen werden.

Zeitschriften -werbung um 1935

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Einige kooperierende Firmen, die mitJunghans Armbanduhren hervorbrachtenund sich auch auf dem Zifferblatt verewig-ten und deren gemeinsame Erzeugnissewerden gezeigt. Vieles bleibt jedoch nochnicht aufgearbeitet und bedarf weitererKlärung und tieferer Einblicke. Uhren von Junghans sind Klassiker, dieQualität und das Preis-Leistungsverhältnissind ausgezeichnet. Schon mit Uhren inKüche und Haushalt, mit Weckern, die zueiner Zeit der zunehmenden Industrialisie-rung deren Besitzer zuverlässig weckenmussten und mit der Möglichkeit, eine Uhram Körper zu tragen, zuerst als Taschenuhr,dann als Armbanduhr, schlichen sich dieUhren aus Schramberg in die Obhut ihrerBesitzer, die die Uhren hegten und pflegtenund in den Familien über viele Generationenzum „Zeit-Begleiter“ wurden. Mit der Jung-hans Küchenuhr lernten die Kinder dieUhrzeit, zur Kommunion oder Konfirmationbekam man die erste Junghans oder als

Belohnung zum Schul- oder Studienab-schluss. Der Begleiter am Handgelenk wirdzum emotionalen Meilenstein des Trägers underhält dadurch einen besonderen Wert, dermateriell nicht zu messen ist. Der Blick auf dieUhr lässt viele Besitzer nicht nur die Zeiterkennen, sondern auch ein Stück feinsterund durchdachtester Ingenieurskunst wahr-nehmen, schließlich war und ist Junghansmitprägend, den Begriff „Made in Germany“in die Welt hinauszutragen und diesen alsStandard für hervorragende deutsche Inge-nieurskunst zu festigen.Durch immer mehr Schnelllebigkeit suchendie Menschen Halt und bleibende Werte.Gerade in der jüngeren Generation, die mitden neuen digitalen Medien aufwächst, istdeutlich ein Gegentrend zu den Smartwat-ches zu spüren und die Hinwendung zuklassischen, zeitlosen Uhren, ob alt oder neu,die einen persönlichen Lebensstil unterstrei-chen und gegen den Trend stilbildend sind.Diese Zeitmesser erreichen längst Kultstatus.

1.1

Erläuterung zu den Sachnummern aus einer Kundendienst-Mappe

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JUNGHANS-ARMBANDUHREN VERSTEHEN: KALIBER-, SACH-, REFERENZ- UND SERIENNUMMER

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Es gibt eine enorme Anzahl verschiedensterArmbanduhren, die auf dem Zifferblatt oder derWerksplatine den Namen Junghans oder dasMarkenzeichen der Firma tragen. Um dieunterschiedlichen Uhrwerke und Typen zuverstehen, müssen die Modelle eingeordnetwerden. Die Bezeichnung der verschiedenenKaliber (Uhrwerke) wurde bei Junghansursprünglich mit einer zweistelligen Zahlvollzogen, mit dem für Junghans stehenden,vorangestellten J, z.B. Kaliber J80. Sehr früheArmbanduhren wurden durch einen kleinenBuchstaben als Suffix unterschieden, z.B. dieKaliber J54 und J54a. Später wurden nach denzweistelligen Nummern zusätzliche Zahlen zurUnterscheidung des Kalibers eingeführt wieJ80/1 oder J80/2. Um das Jahr 1962 wurdendie Kaliberbezeichnungen auf dreistelligeNummern umgestellt, (J80 wurde zu 680) miteiner zusätzlichen Unterscheidung mit einemPunkt und zwei zusätzlichen Ziffern wie680.70. Die Vorziffer 6 wurde für Kleinuhrwer-ke vergeben, die Vorziffer 7 für Großuhrwerke.In manchen Kaliberlisten wird den drei- bzw.fünfstelligen Kalibernummern noch ein W (fürWerk) vorangestellt (W 680.70). Die Kaliber-nummer bezeichnet also ein bestimmtesUhrwerk. Bei Junghans gab es neben dieserKalibernummer auch noch eine Sachnummer.Die Sachnummer besteht aus der Kalibernum-mer und hat noch weitere Nummernzusätze,die jedes einzelne Teil eines Uhrwerks klardefinieren. Diese neunstellige Sachnummer warwichtig für Uhrmacher um entsprechendeErsatzteile für das Uhrwerk beim Furnituristen(Ersatzteilhändler) zu bestellen. Junghansnutzte nicht nur die Kaliber- und Sachnum-mern, sondern noch zusätzlich für den Vertriebund Einzelhandel eine Preisgruppe, in die dieUhren einsortiert waren. Diese sind in denKatalogen und auch auf den Verkaufskartons zufinden. Die Preisgruppennummer kann mit derKaliberbezeichnung identisch sein, muss siejedoch nicht. So war für das Junghans J93 diePreisgruppe 92 für die günstigeren Uhren und Zeitungswerbung

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die Preisgruppe 93 für die besser ausgestattetenund damit teureren Uhren reserviert. Durcheinen Schrägstrich nach der Preisgruppennum-mer wurde das jeweilige Uhrenmodell zugeord-net und entspricht damit einer Referenznum-mer. Die Preisgruppe oder Referenznummerwar wichtig für Händler, um das entsprechendeUhrenmodell im Katalog zu bestellen. Über dieJahrzehnte wurden Preisgruppen auch doppeltvergeben. Eine kurze Zeit wurden die Preis-

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ZEITLICHE EINORDNUNG1.2

Meist befindet sich in der Nähe der Unruh einProduktionscode, der die Produktion desWerkes auf den Monat genau ermitteln lässt.Leider ist nicht auf allen Werken dieser Code zufinden, entweder, weil keiner eingeprägt wurde

Produktionscode B2

Produktionscode eines Junghans J96 unterdem Zifferblatt M9 (Dezember 1939)

Produktionscode M4 und Seriennummer

oder selten auch unter dem Zifferblatt liegenkann und damit für die meisten Sammler nichtzugänglich ist. Dann ist manchmal nur einegrobe zeitliche Einordnung möglich, zumBeispiel über das Logo, den Schrifttypus oderdas Design. Der Produktionscode ergibt sich inder Regel aus einem Buchstaben und aus eineroder zwei Ziffern. Der Buchstabe gibt den Monatder Produktion an (A = Januar; B = Februarusw.), wobei auf das i aus Gründen der Ver-wechslungsgefahr mit dem J oder der 1 verzich-tet wurde. Der Monat Dezember ist also ein M.Für das Jahr steht die Ziffer, zunächst wurde nureine Zahl verwendet, dadurch ist die Einordnungvon Uhren, die über zwei Jahrzehnte gefertigtwurden, schwierig und kann nur über dasDesign oder Katalogbelege erfolgen. Bei einerUhr, die beispielsweise im Februar 1962 herge-stellt wurde, lässt sich die Prägung B 2 erkennen.

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gruppen in sogenannte Sternserien oder -grup-pen eingeteilt: Rotstern für die günstigste Seriebis Goldstern und später noch die Meisterserie.Auf manchen Werken oder auch auf Rückde-ckeln findet sich noch eine weitere Nummer, diesogenannte Seriennummer. Diese wurdefortlaufend vergeben und war für die hochwerti-

gen Uhren bestimmt, wie manche Meisterver-sionen oder die Junghans 688.70 (ab ca. 1955)und natürlich für die Uhren mit Chronometer-prüfung. Bei letztgenannten ist meist auch eineSeriennummer auf dem Rückdeckel zu finden,die in der Regel mit der auf der Werksplatinebefindlichen Seriennummer nicht identisch ist.

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Der amerikanische Einfluss auf die Gestaltungdes ersten Junghans Logos aus dem Jahr 1877ist klar erkennbar, auch heute noch zeigt dasoffizielle Dienstsiegel und Hoheitszeichen derVereinigten Staaten von Amerika, das so ge-nannte „Große Siegel der Vereinigten Staaten“(engl. „Great Seal of the United States“) auf derVorderseite des Siegels einen Weißkopfseeadler,der im Schnabel ein Banner mit dem Spruch „Epluribus Unum“ hält.Junghans wählte für seine Fabrikmarke dengleichen Spruch, der so viel bedeutet wie: Ausvielen eins. Aber nicht nur der Wahlspruchähnelte dem Hoheitszeichen, auch die Verwen-dung des Adlers und der fünfzackigen Sternesollten eine Assoziation mit Amerika und dessenHerstellung der Amerikaner-Uhren erzeugen.

LOGO- UND SCHRIFTWANDELIM LAUFE DER ZEIT

1.3

Firmenzeichen1877. Der obersteStern im Zentrumüber den ausgebrei-teten Schwingendes Adlersumschloss ein J undsollte später dasWarenzeichen derFirma Junghanswerden. Unter denKlauen desGreifvogelspräsentiert sicheine Uhr mitrömischen Ziffern.FirmenmuseumJunghans GmbH

Firmenzeichen um 1885. Um 1882 änderte sich das Firmen-zeichen und Arthur Junghans entschloss sich, ein neueseintragen zu lassen. Das J im fünfzackigen Stern dominiertschon über dem restlichen Motiv, der Greif blickt deutlichentschlossener als bei dem ursprünglichen Logo und nebendem Spruch „E pluribus unum“ taucht auf der Uhr unter demVogel ein zusätzlicher Spruch auf: Time is money (Zeit istGeld). Der Spruch, der an die Industrialisierung und derenZeittaktung und Arbeitsgeschwindigkeit erinnert, wurde inleichter Variation im Jahr 1748 von Benjamin Franklingeprägt. Mit dem dominierenden J im fünfzackigen Sternwurde schon auf das Markenzeichen vorgegriffen, das sichJunghans im Jahr 1888 eintragen ließ. Foto: Ingo Weisbeck

Firmenzeichen registriert 1888. Das neueFirmensymbol verzichtete auf die gesamterestliche Bildkomposition und zeigte nur nochden fünfzackigen Stern mit J im Zentrum.

Firmenzeichen registriert 1890. Nach nur zweiJahren wurde ein neues Markenzeichen eingereicht,in Abkehr vom fünfzackigen Stern, der noch an dasgroße Vorbild, die Uhrenhersteller in Amerika,erinnerte – der achtzackige Stern mit leicht dezentra-lem J und darüber liegendem UNGHANS wargeboren. Dieser achtzackige Stern erinnert nicht nuran einen Stern, sondern auch an ein Zahnrad, dasgerne genutzte Zeichen der Uhrmacher.

Registriert1922 in denUSA, inDeutschlandseit 1910

Fabrikmarkeauf demFrontblattdes Katalogsvon 1913

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Junghans Schriftzug, registriert 1910 in Deutschland

Registriert 1922 in den USA, in Deutschland seit 1910

ursprüngliche Registrierung in Deutschland 1897

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MARKENZEICHENAUF ARMBANDUHR-ZIFFERBLÄTTERN

1.4

Auf Armbanduhrzifferblättern, die Werke derFirma Junghans abdecken, sind eine Reihe vonMarkenzeichen zu finden, unter anderem derSchwenninger Schmetterling und NOBRK (Endeder 1920er Jahre), der achtzackige Stern mitdem J in der Mitte folgt ab Anfang der 30erJahre, dann über alle Jahrzehnte auch unter derUnruh auf der Werksplatine oder auf anderenStellen des Werkes. Der „handschriftliche“Junghansschriftzug ist in den 30er Jahren zufinden. Etwa Mitte der 1950er Jahre wird,reserviert für das Golden Star-Modell, derfünfzackige Stern genutzt. Eine erneute Ände-rung findet ca. ab 1966 statt, dann zeigt sich dersechszackige Stern, meist mit J in der Mitte, aufden Zifferblättern, während auf dem Werk stetsder achtzackige als Hauptmarkenzeichen bleibt.Der Schriftzug „Junghans“ findet sich in ver-schiedenen Schrifttypen und Kombinationen aufden Zifferblättern, unter anderem mit Stern oderalleinstehend, mit Angabe der Steinezahl, mitautomatic oder design, shock proof, electronic...Auch in Uhren, auf deren Zifferblatt Ingersollsteht, steckt so manches Junghanswerk (vermut-lich schon ab den 30er Jahren bis in die 50er),gleiches gilt für Westclox, das auch ab Mitte der50er auftaucht, oder für Uhren mit den Pfeil-kreuz (H.A.C.). Diehl tritt nach der Übernahmedurch den Diehl-Konzern ab 1956 auf.Dem Co-Piloten der von vier palästinensischenTerroristen entführten Lufthansa-Maschine„Landshut“, Jürgen Vietor, wurde der Stern mit„J“, fast zum Verhängnis, als der Anführer derTerroristen das Markenzeichen entdeckte undVietor deshalb für einen Juden hielt. Der Co-Pilotmusste sich auf den Gang knien, der Entführer

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Die Uhren sind nach Jahrzehnten sortiert,innerhalb der Jahrzehnte nach aufsteigendenKalibernummern. Die in den Kaliberlisten diesesBuches aufgeführten Datierungen der Werks -produktion können von den Zeiten, zu denen dieUhren im Handel angeboten wurden, abweichen.Zusätzlich zu den Kalibernummern wurden dieSach- bzw. Referenznummern erfasst und soweitbekannt auch die Preisgruppen beigefügt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nichtgegeben werden, jedoch wurde versucht, dieUhren und Kaliberlisten hauptsächlich der vonJunghans produzierten Kaliber bis in die 1970erJahre weitestgehend komplett zu erfassen. Beiden Uhren der 1980er und 1990er Jahre sind nurtechnische Highlights oder herausstechendeDesigns erwähnt. Wenn ein Durchmesserangegeben ist, bezieht dieser sich meist auf dasWerk (in Angabe meist in "Linien"), je nachZusammenhang auch auf das Gehäuse. DieDurchmesserangabe findet dann stets ohneKrone oder Drücker statt. Leider fanden bislangnur sehr wenige Damenuhrkaliber Einzug indieses Buch, vielleicht kann hier mit einernächsten Auflage ergänzt werden.Wenn unter den Abbildungen weder der Fotografnoch der Sammler angegeben ist, stammen dieUhren aus der Sammlung des Autoren undwurden von ihm fotografiert. Ist nur der Samm-ler angegeben, wurden die Abbildungen vomAutor fotografiert.

16

drückte ihm den Lauf seiner Pistole an dieSchläfe. Nach Intervention des Kapitän der„Landshut“ ließ der Entführer von Vietor ab,dieser muss mit seinem Schuhabsatz die Uhrzertrümmern, was ihm, nach seiner Aussage,nur schwer gelang.

ERLÄUTERUNG ZUM BUCH

1.5

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DIE ÄRA DER ARMBAND UHREN BEGINNT

Junghans J53,Junghans J54 & 54A

2

Die Verantwortlichen im Hause Junghanssetzten erst zehn Jahre später auf die Arm-banduhr, nachdem auch die SchweizerUhrenproduzenten immer mehr Armbanduh-ren lieferten. Selbst noch im Jahr 1925, zweiJahre bevor schlussendlich die ersten Arm-banduhren bei Junghans gefertigt wurden,sind sich die Brüder Oskar und Erwin Jung-hans uneins, ob auf diese Mode gesetztwerden soll. Als Technischer Direktor derTaschenuhrproduktion erkannte OskarJunghans den neuen Trend jedoch und bauteauf die neuartige Art, den Zeitmesser am Armzu tragen. Doch sein Bruder Erwin Junghansals Generaldirektor hielt am Alten fest.Grundsätzlich fanden in einer Zeit, in der seit1916 wegen Rohstoffmangels bis 1924 nurwenige Armbanduhren produziert wurden,neue Entwicklungen nur zögerlich statt, dieWeltwirtschaftskrise raste auf eine globaleZuspitzung zu, die schließlich ihren zwi-schenzeitlichen Höhepunkt im New YorkerBörsencrash im Oktober 1929 fand. Trotzdem

Es ist Treue um Treue, die sie, die Taschenuhr,mit ihrem Ticktack die Menschen lehrt.

Dabei wird diese Treue oft mit Untreue belohnt.Ein Beispiel ist die Armbanduhr, die zweckwid-rig ist und eine Barbarei.“ Mit diesem oftzitierten Werbeslogan zeigten die Verantwort-lichen bei Junghans deutlich, welche Bedeu-tung sie der Armbanduhr beimaßen, undlange hielten sie an der Taschenuhr fest, auchwenn der Markt längst die moderne Variante,die Uhr am Handgelenk zu tragen, forderte.Nicht nur in den Schützengräben des ErstenWeltkrieges wird der Ruf nach der vielpraktikableren Möglichkeit, die Zeit schnellund sicher abzulesen, laut, sondern auch inden Salons der Damenwelt, in denen schon ab1880 nach den schicken Armbanduhrengefragt wird.Forderungen nach Armbanduhren, vor allemmit Radium-Blatt (Radium-Leuchtmasse),wie die folgende aus der Deutschen Uhrma-cher-Zeitung aus dem Jahr 1917, gab esdamals bereits zu Hauf:

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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ging bei Junghans die Entwicklung derArmbanduhr weiter und Schritt für Schrittwurde aus Taschenuhrkalibern eine Arm-banduhr. Oskar Junghans, der bis Mitte 1902in der Glashütter Präzisions-Taschenuhren-Fabrik bei Ernst Kasiske die erste Serienferti-gung von Taschenuhren in Deutschlandmiterlebte, entwickelte im Herbst 1902 dieerste Taschenuhr, die 1903 vorgestellt wurde.Junghans holte sich Wissen auch aus anderenFirmen und an der Entstehung der erstenTaschenuhren dürfte auch die Firma ThomasHaller mitgewirkt haben. Leider war es OskarJunghans nicht vergönnt, die Entfaltung derArmbanduhren mitzuerleben. Er starb überra-schend 1927.

Im Jahr 1900 fusionierten die Firmen Tho-mas Haller und Gebrüder Junghans undgründeten die „Vereinigte UhrenfabrikenGebrüder Junghans & Thomas Haller AG,Schramberg“. Junghans war in dieser Zeit

sehr an Firmen interessiert, die bereits Know-how in der Fertigung von preiswerten, inSerie produzierten Stiftanker-Taschenuhrenhatten.

Junghans startete in Schramberg eine eigeneProduktion von Taschenuhren und versuchte,den Schwenninger Betrieb, der ursprünglichThomas Haller zuzuordnen war, als Filialbe-trieb unterzuordnen, was Thomas Hallermissfiel. Bereits im Jahr 1902 trennten sichdie beiden Firmen (mündlich) wieder. Recht-lich vollzogen wurde dieser Schritt aber erstim Jahr 1911.

Der Sohn von Thomas Haller, Thomas ErnstHaller, gründete im gleichen Jahr (1902)wieder in Schwenningen eine neue Firma,sein Vater stieg 1904 mit ein. Der neueBetrieb firmierte unter dem Namen „ThomasErnst Haller A.G., Uhrenfabriken Schwennin-gen am Neckar, Württemberg“.

Thomas Ernst Haller Kaliber„Meta“ mit Schutzgitter

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Thomas Ernst Haller Kaliber „Meta“ ohne Schutzgitter

Gebr. Junghans & Th. Haller; Zeitschriftenwerbung

Die gezeigte Uhr von Thomas Ernst Haller mitdem Kaliber „Meta“ ist eine sehr frühe Arm-banduhr, die noch Charakteristika einerTaschenuhr trägt, z. B. Drücker neben derKrone zur Zeigerstellung, und dürfte um 1915hergestellt worden sein. Bereits damals

wurden Leuchtpunkte auf dem Zifferblatt undmit Leuchtmasse ausgestattete Zeiger ver-wendet.Die Uhr wurde auf einem Werbeblatt zur Zeitdes 1. Weltkriegs folgendermaßen bewor-ben:

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Kaliber Eppler 1; Fotos/Sammlung: Mario König Junghans Kaliber 13‘‘‘; rechts die ältere Version

Wichtige Mitteilung für alle, welcheAngehörige u. Freunde im Felde stehenhaben. Leutnant G. vom Füs.-Regt. 33schreibt: „Keine Nacht im Feld oderWache, in welcher mir meine Leucht-blattuhr nicht unschätzbare Diensteleistet; für jeden eine Entbehrung, der

eine solche nicht besitzt, besondersauch für Verwundete.“

Jede Armeeuhr ist sorgfältiggeprüft und reguliert und istmit einem Garantieschein fürzwei Jahre versehen.

Deutsche Armee-Armbanduhr9 Mark. Armee-Ausnahmepreis

6,50 Mark.

Das Gehäuse der Uhr besteht aus Eisen,das ursprünglich vernickelt war. DasWerk ist ein einfaches Stiftankerwerk,das Zifferblatt besteht aus Lackpapier.Über das Mineralglas der Uhr konnte einSchutzgitter, das durch die Schlaufendes Lederriemens gezogen wurde,angebracht werden.

Die ersten Armbanduhren aus Junghans-eigener Produktion waren die im Katalog

von 1927 Kaliber 13‘‘‘ genannten Uhren,später wurde daraus das Kaliber Junghans J53und aus dem Kaliber 12‘‘‘ wurde das JunghansJ54.Das Kaliber 13‘‘‘ wurde auch in einer Lépine-Damentaschenuhr verbaut, die „Miss“ ge-nannt wurde. Die erste Version des Kaliber13‘‘‘ hatte unter anderem noch eine kurzeSperrradbrücke und ein verändertes Gesperr.Die Umschaltung der Krone von der Zeiger-stellposition zur Aufzugsposition war anfälligund nicht zuverlässig und wurde ebenfallsleicht geändert. In frühen Katalogen wird dasspäter Kaliber J53 genannte Werk nur mitseiner Durchmessergröße in Linien aufgelistet(13‘‘‘). Ein entscheidender Hinweis auf die Entwick-lung der ersten Junghans Armbanduhrkaliberist im „Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie1850 – 1980“ von Hans-Heinrich Schmid zufinden. Die beiden bei Junghans als Werk-meister tätigen Techniker Christian Epplerund Wilhelm Pfaff schufen ein 10.5 Liniengroßes Stiftankerwerk für Armbanduhren biszur Serienreife. Beide verließen die FirmaJunghans jedoch um 1930 und zeichnetendann bei der Uhrenfabrik Wilhelm Eppler(Bruder Christians) in Schwenningen verant-wortlich für die Konstruktion neuer Kaliber.

JunghansKaliber 13‘‘‘;Tonneaux;NOBRK

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Bis auf die unterschiedliche Kalibergrößezeigt das Kaliber Eppler 1 große Ähnlichkei-ten mit dem Junghans Kaliber 13‘‘‘, besondersdie Unruhbrücke ist markant. Die Kaliber 13‘‘‘und 12‘‘‘ sind im Junghanswerk in Schwen-ningen entstanden und scheinen die Hand-schrift der beiden Konstrukteure zu tragen.In den späten 1920er Jahren fand eineVereinheitlichung der Schramberger Kalibermit den Schwenninger Kalibern statt, bisschließlich die Herstellung der Teile nach undnach in Schwenningen eingestellt und letzt-endlich ab Beginn der 1930er Jahre aus-schließlich in Schramberg produziert wurde.Als Folge der Weltwirtschaftskrise kämpfteJunghans mit massiven Problemen und eswurden mehrere Zweigwerke verkauft, u.a.Schwenningen (1931) und später auchRottenburg.Zu dieser Zeit arbeitete die Firma Junghansauch eng mit der Firma Thiel in Ruhla/Thü-ringen zusammen. Ob hier eine Produktions-verlagerung oder Beauftragung der Produkti-on der ersten Armbanduhrwerke von Jung-

hans zu Thiel stattfand, wie immer wiedervermutet wird, lässt sich nicht belegen, istaber vorstellbar. Erwin Junghans und Reinhold Thiel unter-hielten lange gute Beziehungen zueinander,auch nach dem Krieg wurden diese intensivfortgeführt bis zur Überlegung, dass Thiel dasstillgelegte Junghanswerk in Rottenburgübernimmt und dort einen Neustart inWestdeutschland probiert. Aus familiärenGründen fiel dann aber die Entscheidung aufKassel bzw. Sand.Sowohl das Kaliber 13‘‘‘ als auch das Kaliber12‘‘‘ tragen einen Schmetterling als Marken-zeichen auf der Platine, der für die im Jung-hans-Werk in Schwenningen produziertenUhren typisch ist. Selten ist der Schmetterlingauch auf dem Zifferblatt zu finden. Die Gebr.Junghans AG ließ sich den Schmetterling am13.2.1925 als Markenzeichen registrieren.Scheinbar wollte Junghans in Deutschlandnur bedingt in Verbindung mit den billigenStiftankeruhren gebracht werden und ver-zichtete deshalb auf die Nutzung des Jung-hans-Sterns. Sowohl die frühere als auch diespätere Variante wurden auf den für denamerikanischen Markt produzierten Uhrenverwendet, dann aber mit „NOBRK“ und„JUNGHANS GERMANY“ auf dem Zifferblatt.

Junghans Kaliber 13‘‘‘, erste Form; NOBRK; Carré Illusion vernickelt; Sammlung: Manfred Bütow

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Junghans versuchte, auf dem amerikanischenMarkt Fuß zu fassen. Diese Uhren tragen aufdem Zifferblatt den Namen „NOBRK“, der aufdie unzerbrechlichen (NOBRK = NOnBReaK-able) Lagerzapfen der Unruhwelle hinweisensollte.

Auf den Verkaufskartons steht:

„NOBRK“ (Pronounced NO-BREAK) …

When a watch falls it is usually the balancestaff pivot that breaks. The balance staff pivotof NOBRK is so constructed that it is shock-proof and practically NONBREAKABLE.

Auf der Uhrwerksplatine und auf der Innen-seite des Rückdeckels ist der SchwenningerSchmetterling geprägt, am Rand der Platinesteht geprägt:

JUNGHANS BROS GERMANYNO (0) JEWELS UNADJUSTED

Auf dem Zifferblatt befindet sich unter der 6der Schriftzug JUNGHANS GERMANY.

Der Name „NOBRK“ wurde am 28.4.1927von der „Smith America Inc.“ in New York(USA) registriert, das Logo des Schmetter-lings am 13.2.1925 in Schramberg von derFirma Junghans. Junghans „NOBRK“ Uhrenwurden erstmals in der Zeitschrift „TheJewelers’ Circular“ im Mai des Jahres 1928und in den beiden Folgejahren beworben.Der United States Horological TrademarkIndex setzt das Einreichen des NamensNOBRK zur Registrierung auf den 12. Mai1927, und dessen Nutzen auf den 28. April1927.

Auf in das Jahr 1927!

• Charles Lindbergh fliegt als erster Menschnonstop über den Atlantik von New Yorknach Paris.

• Der 13. Mai ist der „Schwarze Börsenfrei-tag“ in Berlin, der Aktienindex des Statis-tischen Reichsamtes an der Börse Berlinbricht innerhalb eines Tages um 31,9Prozent ein.

• Der Eintritt in den New Yorker Tanzclub„Savoy Ballroom“ kostet 0,50 US $. ImCotton Club kostet ein Steak Sandwich1,25 $. Ein Mantel aus Waschbärenfellkostet 39,50 $.

• Tageslohn bei Ford offiziell: 5,00 $, in derRegel aber nur: 2,50 $

• Das Durchschnittsjahreseinkommen inDeutschland beträgt 1.742,00 RM.

• Arthur (II.) Junghans (*1903 † 1998)verlobt sich mit Elisabeth Krause, heiratetaber später Luise Köstner.

• Am 31. Oktober 1927 stirbt mit 50 Jahrenüberraschend Oskar Junghans, der alstechnischer Direktor treibende Funktionin der Entwicklung der Uhrentechnik beiJunghans innehatte.

Eine Junghans J53 NOBRK kostete damals5,00 $. Heute würde dies inflationsbereinigteinem Wert von ca. 185,00 US-Dollar entspre-chen. Im Katalog von 1930 kosteten sie 6,30Reichsmark mit Ripsarmband oder 6,45 RMmit Lederarmband.Die Armbanduhren, im Katalog „Armband-Ankeruhren“ genannt, wurden nach ihrerGehäuseform benannt:Rond, Tonneaux, Tonneaux Illusion, Carré,Carré Illusion und Octogon. Diese wurdenjeweils vernickelt und glatt poliert odervergoldet angeboten. Gegen einen Aufpreisvon 0,40 RM gab es "leuchtende Radiumszif-fern". Die Werkplatinen der früheren undauch der als „NOBRK“ bezeichneten Modelletrugen den Schwenninger Schmetterling und

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

Die Uhr macher-Woche 1927

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waren nicht poliert. Die Körnerunruh derStiftankerwerke schwingt mit 18.000Halbschwingungen in der Stunde.Die Werksplatinen der späteren KaliberJunghans J53 waren poliert und hatteneinen abgesetzten Bereich mit Streifen-schliff. Der Schmetterling als Markenzei-chen war verschwunden und die Zahl 53 istgeprägt. In der Regel wurde bei diesenUhren auf dem Zifferblatt schon der achtza-ckige Junghansstern als Markenzeichengenutzt. Für die Firma Ingersoll gelieferteUhren haben einen durchgehenden Strei-fenschliff auf der Platine und neben derZahl 53 steht INGERSOLL und FOREIGNgeprägt.Junghans kooperierte mit der englischenFirma Ingersoll (siehe Kapitel „Junghansund Ingersoll“ Seite 297). Ab wann dieseZusammenarbeit stattfand, ist nicht be-kannt. Nicht nur auf der Werksplatine,sondern auch auf dem Zifferblatt musste„Foreign“ stehen. Junghans nutzt mitseinem aktuellen Werbeslogan heute eineVariante, die gleiche Werte impliziert: DieDeutsche Uhr. Das Design der Zifferblätter der damaligenUhren war klar und übersichtlich gestaltet.Bei den frühen J53 ist eine florale Prägungauf dem Zifferblatt zu finden, umrahmt vongedruckten oder mit Leuchtmasse aufgetra-genen Ziffern. Die Leuchtmasse einiger

Uhren ist enormdick aufgetragenund besteht ausRadium, dasvermischt mitZinksulfit beiDunkelheit leuch-tet. Die Masse istzwar nur nochsehr gering leuch-tend, strahlt abernach wie vorradioaktiv unddiese Uhren, wie Trade-Mark Eintragung „NOBRK“ 1927

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

auch alle anderen mit Radiumleuchtmasseversehenen Uhren auch, sollten mit ausrei-chender Vorsicht behandelt werden. DieGehäuse der Uhren sind dreiteilig, miteinem das Werk tragenden Mittelteil, einemdas Glas tragenden Frontteil und demBodendeckel. Die Uhren mit der Form Carréund Carré Illusion haben eine für die dama-lige Zeit unglaubliche Größe von 34 x 32 mm.Kurze Zeit später wurde Wert auf möglichstkleine Armbanduhren gelegt und auchUhren für Herren hatten oft nur 24 x 21 mmGröße. Die Gläser sind aus Mineralglas oderCelluloid, das beim Polieren seinen typi-schen Geruch nach Campher verströmt.

Die Uhrmacher-WocheNr. 11; 1927

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KatalogJunghans1927

WERBEMATERIALIEN UNDDOKUMENTATIONEN AUS DER ZEIT2.1

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JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Uhrmacher-WocheNr. 33; 1927

Die Ankündigung des neuen Kataloges inder Uhrmacher-Woche Nr. 33 von 1927:

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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AUFLISTUNG DER KALIBER

vor1962/63

Größein Linien

Steine Konstruktion Fertigung Besonderheiten Preisgruppe

Kaliber 13'''(SchwenningerSchmetterling)

13''' 0 1926 1927 – 1930

erstes JunghanskaliberStiftankerwerkKörner unruhPfeilerbauweise

46

Junghans J53 13''' 0 1929 1930 – 1934

StiftankerwerkKörnerunruhPfeilerbauweiseauch für Ingersoll

46

Kaliber 12'''(SchwenningerSchmetterling)

12''' 0 1928 1928 – 1930

StiftankerwerkKörnerunruhPfeilerbauweisekleine Sekunde

Junghans J54 12''' 0 1929 1929 – 1938

StiftankerwerkKörnerunruhPfeilerbauweisekleine Sekunde

45

Junghans J54a 12''' 7 1929 1929 – 1938

StiftankerwerkKörnerunruhPfeilerbauweisekleine Sekunde

45

2.2

Junghans Kaliber 13''' NOBRK; Tonneaux Illusion vernickelt; Referenznummer: 45/56; Zeiger nicht original

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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2.3KALIBER 13‘‘‘, KALIBER JUNGHANS J53

Junghans 13''' NOBRK; Tonneaux, vernickelt

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

Unruh Junghans J53

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Junghans J53 Rond vernickelt; Referenznummer: 46/51; Fotos/Sammlung Manfred Bütow

Junghans 13''' NOBRK Octogon vernickelt; Referenznummer 46/45; Fotos/Sammlung: Manfred Bütow

Junghans J53 Rond Radium vernickelt; Referenznummer: 46/51; Fotos/Sammlung: Manfred Bütow

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JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Junghans J53 Ingersoll

Junghans J53 Ingersoll

Junghans J53 Carré Illusion; vergoldet; Referenznummer: 46/153 Ingersoll

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Mit 12 Linien (27,07 mm) Durchmesser ist dasKaliber J54 etwas kleiner als das J53, und daes im Katalog von 1927 keine Erwähnungfindet, wurde es vermutlich kurze Zeit späterauf den Markt gebracht. Blickt man auf dieWerksplatine, ist augenscheinlich kaum einUnterschied zum großen Bruder zu erkennen,das J54 ist aber mit einer kleinen Sekundeausgestattet und wurde auch für Damenuhreneingesetzt. Vom Junghans J54 sind Uhrenbekannt, die keine Marke auf dem Werktragen, weder den Schmetterling noch denjunghanstypischen Stern oder Zahlen.Gleiche Werksvarianten gibt es aber auch mitder Schmetterlingsmarke. Spätere Varianten wurden schon mit einemabgesetzten Streifenschliff und der Zahl 54versehen und haben leichte Veränderungender Platine. Es gibt aber auch Kaliber, die denStreifenschliff zeigen, aber die Prägung 54nicht aufweisen. Das Kaliber Junghans J54a ist

2.4

nichtandersgeprägtals dasGrundkali-ber, es istjedoch amSteinlagerdes Unruhzapfensleicht zu erkennen. Die Unruh lässt mehrvermuten als dahinter-steckt: Vorschnellkönnte man diese alsSchraubenunruhidentifizieren, hier ist aber mehr Schein alsSein und es sind nur Schrauben imitierendeAusbuchtungen am Unruhreif.Eine Weiterentwicklung des Grundwerkeswurde mit sieben Steinen ausgestattet undwird Junghans J54a genannt.

DAS KALIBER JUNGHANSJ54 UND J54A

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Das Kaliber J54 taucht bis zum Armbanduh-ren Katalog von 1938 auf. Uhren mit diesemKaliber kosteten damals zwischen 3,60 – 4,75Mark und gehörten der Preisgruppe 45 an.

Katalog Jung-hans Armband-uhren Mai 1934

Das J53 wurde 1932 abgelöst vom ebenfalls13-linigen Kaliber Junghans J70, das wie dasJ54 eine kleine Sekunde zeigt.Noch im Mai des Jahres 1934 wurden dieKaliber Junghans J53 und J54 im Katalog als„Die neuen wohlfeilen Junghans-Armbanduh-ren" angepriesen.

WERBEMATERIALIEN UNDDOKUMENTATIONEN AUS DER ZEIT

2.5

JUNGHANS J53, JUNGHANS J54 & 54A

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Preis: 49,90 EUR [D]

FASZINATION JUNGHANSSIEBEN JAHRZEHNTEARMBANDUHREN AUS SCHRAMBERG!

Das Buch „Faszination Junghans“beschäftigt sich mit den Armbanduhren

des Schwarzwälder TraditionsunternehmensJunghans von den 1920er Jahren bis in die1990er Jahre hinein.Als zwischenzeitlich größter Uhrenherstellerder Welt und drittgrößter Hersteller vonArmband uhrchronometern in den 60erJahren produzierte Junghans eine enormeFülle an unterschiedlichsten Zeitmessern für das Handgelenk.

In seinem Buch erläutert der Autor Martin Fischerdie Besonderheiten der einzelnen Uhrwerke mitSchwerpunkt auf den mecha nischen Armbanduhrenaus Schramberg. Neben einer nahezu voll ständigenAuflistung der Uhrwerke und deren Abbildungen werdenHintergrund informationen zur Technik, Zusammenarbeit mitanderen Firmen und diverse Prototypen aufgezeigt. In mehreren Sonderkapitelnwerden beispielsweise die für Junghans typische Meisterserie, die hochwertigenChronometer und die heute gesuchten Olympic-Modelle, die zu den OlympischenSpielen 1972 in München aufgelegt wurden, vorgestellt.