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Informationsblatt des Forschungsbereiches Landschaftsökologie Nr. 23 / September 1994 Informations du secteur de recherche ecologie du paysage No. 23 / septembre 1994 Institut federal de recherches sur la foret, la neige et le paysage. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Forschungsbereich Landschaftsökologie CH-8903 Birmensdorf Secteur de recherche ecologie du paysage CH-8903 Birmensdorf Skipisten im -Sommer: Urteile von Laien und Ökologen Im Sommer beurteilen Laien Skipisten - insbesondere planierte· Abschnitte - ebenso negativ wie ökologisch geschulte Fachleute, d.h. Erlebniswert und Naturschutzwert stimmen weitgehend überein. Dabei ist allerdings zu be- achten, dass die Beurteilung durch Laien im untersuchten Fall sehr stark vom Blickwinkel ~ommertourismus» geprägt wurde. Für die Naturschutz- praxis ergeben sich zwei wichtige Schlussfolgerungen: 1. Die Öffentlichkeit ist grundsätzlich für die Anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes empfänglich. 2. Die Schutzwürdigkeit von Natur und Landschaft lässt sich einer breiteren Öffentlichkeit nur vermitteln, wenn auch auf Aspekte einge- gangen wird, die für das Landschaftserlebnis von Laien relevant sind. Sabine Gtisewell, Bertil 0. Krtisi, Marcel Hunziker In unserer Gesellschaft verbreitet sieb zunehmend das Bewusstsein, dass der Scbuti unserer Umwelt eine unerlässliche Voraussetzung für das Überleben ist, wobei unter Umwelt- schutz vor allem Gewässerschutz, Luft- reinhaltung, Recycling usw. verstan- den wird. Der Schutz von Arten, spezi- ellen Lebensräumen und Landschaften, d.b. der Naturschutz im engeren Sinne, wird dagegen häufig nur als partikuläres Interesse von wenigen betrachtet und entsprechend wenig wichtig genom- men. Es scheint so, als würde eine Mehrheit der Bevölkerung die Verlu- ste von Naturwerten nicht wahrneh- men oder sieb davon nicht betroffen fühlen. Dabei zeigten Umfragen im- mer wieder die Bedeutung der Land- schaft, beispielsweise bei der Auswahl eines Reiseziels (AG ToURISMUSPOLmK 1987). Beurteilen also Laien Natur und Landschaft anders als ökologisch ge- schulte Fachleute, d.b. sind Erlebnis- wert und Naturschutzwert einer Land- schaft nicht identisch? Diese Frage Autant le grand public que les scientijiques perfoivent, en ete, l'impact negatif des pistes de ski sur le paysage. Dans le cas etudie ici, il est important de noter que la perception des non-specialistes est fortement influencee par le fait qu'ils ont considere en premier lieu l'aspect estival du paysage et non pas, par exemple, les necessites economiques du tourismes hivemal ou celles de la population locale. Pour la pratique de la protection de la nature, il s'ensuit que le grand public est dans le fond sensible a la cause de la protection de la nature et du paysage. Pour le convaincre de Ja necessite de proteger Ja nature ou certains paysages, il est cependant imperatif d'integrer egalement les aspects emotionels lies a Ja perception . du pay'sage. wurde am Beispiel, des Skigebietes Crap Sogn Gion im Kanton Grau- bünden untersucht (GüsEWEIL 1993). Abb. 1: Landschaftsausschnitte, die sowohl im Urteil von Laien als auch nach standardisierten ökologischen und ästhetischen Verfahren als «positiv» (links) oder als «negativ» (rechts) eingestuft werden: Veränderte Geländeform, spärliche Vegetation, Erosion, Transportanlagen heben die Piste (rechts) von der um.gebenden naturnahen Landschaft (links) ab. Fig. 1: Exemples de paysages apprecies favorablement (a gauche) et defavorablement (a droite) de fa~n concordante par des non- specialistes et selon des criteres ecologiques et esthetiques normalises. La piste de ski (a droite) se distingue du paysage «nature!» (a gauche) par le micro-relief plus uniforme, une vegetation clairsemee, des traces d'erosion et la presence du remonte-pente. Inf.bl. Forsch.bereich Landsch. WSL Nr. 23, 1994

Skipisten im-Sommer: Urteile von Laien und Ökologen

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Page 1: Skipisten im-Sommer: Urteile von Laien und Ökologen

Informationsblatt des Forschungsbereiches Landschaftsökologie

Nr. 23 / September 1994

Informations du secteur de recherche

ecologie du paysage

No. 23 / septembre 1994

Institut federal de recherches sur la foret, la neige et le paysage.

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Forschungsbereich Landschaftsökologie CH-8903 Birmensdorf ~ Secteur de recherche ecologie du paysage

CH-8903 Birmensdorf

Skipisten im-Sommer: Urteile von Laien und Ökologen

Im Sommer beurteilen Laien Skipisten - insbesondere planierte· Abschnitte - ebenso negativ wie ökologisch geschulte Fachleute, d.h. Erlebniswert und Naturschutzwert stimmen weitgehend überein. Dabei ist allerdings zu be­achten, dass die Beurteilung durch Laien im untersuchten Fall sehr stark vom Blickwinkel ~ommertourismus» geprägt wurde. Für die Naturschutz­praxis ergeben sich zwei wichtige Schlussfolgerungen: 1. Die Öffentlichkeit ist grundsätzlich für die Anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes empfänglich. 2. Die Schutzwürdigkeit von Natur und Landschaft lässt sich einer breiteren Öffentlichkeit nur vermitteln, wenn auch auf Aspekte einge­gangen wird, die für das Landschaftserlebnis von Laien relevant sind.

Sabine Gtisewell, Bertil 0. Krtisi, Marcel Hunziker

In unserer Gesellschaft verbreitet sieb zunehmend das Bewusstsein, dass der Scbuti unserer Umwelt eine unerlässliche Voraussetzung für das Überleben ist, wobei unter Umwelt­schutz vor allem Gewässerschutz, Luft­reinhaltung, Recycling usw. verstan­den wird. Der Schutz von Arten, spezi­ellen Lebensräumen und Landschaften, d.b. der Naturschutz im engeren Sinne, wird dagegen häufig nur als partikuläres Interesse von wenigen betrachtet und entsprechend wenig wichtig genom-

men. Es scheint so, als würde eine Mehrheit der Bevölkerung die Verlu­ste von Naturwerten nicht wahrneh­men oder sieb davon nicht betroffen fühlen. Dabei zeigten Umfragen im­mer wieder die Bedeutung der Land­schaft, beispielsweise bei der Auswahl eines Reiseziels (AG ToURISMUSPOLmK

1987). Beurteilen also Laien Natur und Landschaft anders als ökologisch ge­schulte Fachleute, d.b. sind Erlebnis­wert und Naturschutzwert einer Land­schaft nicht identisch? Diese Frage

Autant le grand public que les scientijiques perfoivent, en ete, l'impact negatif des pistes de ski sur le paysage. Dans le cas etudie ici, il est important de noter que la perception des non-specialistes est fortement influencee par le fait qu'ils ont considere en premier lieu l'aspect estival du paysage et non pas, par exemple, les necessites economiques du tourismes hivemal ou celles de la population locale. Pour la pratique de la protection de la nature, il s'ensuit que le grand public est dans le fond sensible a la cause de la protection de la nature et du paysage. Pour le convaincre de Ja necessite de proteger Ja nature ou certains paysages, il est cependant imperatif d'integrer egalement les aspects emotionels lies a Ja perception

. du pay'sage.

wurde am Beispiel, des Skigebietes Crap Sogn Gion im Kanton Grau­bünden untersucht (GüsEWEIL 1993).

Abb. 1: Landschaftsausschnitte, die sowohl im Urteil von Laien als auch nach standardisierten ökologischen und ästhetischen Verfahren als «positiv» (links) oder als «negativ» (rechts) eingestuft werden: Veränderte Geländeform, spärliche Vegetation, Erosion, Transportanlagen heben die Piste (rechts) von der um.gebenden naturnahen Landschaft (links) ab. Fig. 1: Exemples de paysages apprecies favorablement (a gauche) et defavorablement (a droite) de fa~n concordante par des non­specialistes et selon des criteres ecologiques et esthetiques normalises. La piste de ski (a droite) se distingue du paysage «nature!» (a gauche) par le micro-relief plus uniforme, une vegetation clairsemee, des traces d'erosion et la presence du remonte-pente.

Inf.bl. Forsch.bereich Landsch. WSL Nr. 23, 1994

Page 2: Skipisten im-Sommer: Urteile von Laien und Ökologen

l. Landscha-ftsq~1arntät 2.Laben

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Inf.bl forilch.001-eic!h: L001dlsclJ1, WSL Nr. 23, 1994

Page 3: Skipisten im-Sommer: Urteile von Laien und Ökologen

gegangen werden, die für das Natur­erlebnis von Laien relevant sind: Diversitätsindices und ähnliche öko­logische Grössen sind für Laien zu abstrakt, um nachempfunden werden zu können; das eigene Erleben ist ih­nen zugänglicher und daher bedeu­tungsvoller.

Ausserdem: Wenn Naturschutz auch eine erlebnisstarke Landschaft zum Ziel bat - was sicher niemand bezweifelt -und wenn «die empfundene Wirldicb­keit eines Ortes auch zu einem gewis­sen Grad einer objektiven Wirklichkeit entspricht» (ABT 1983), sind erlebbare

Qualitäten wie «natürlich», «lebendig», «gesund» ebenso relevant wie mess­bare ökologische oder ästhetische Merlanale.

Durch die Berücksichtigung von «er­lebbaren» Aspekten wird die Bewer­tung von Natur und Landschaft nicht nur für Laien nachvollziehbarer, son­dern auch tatsächlich objektiver, im Sinne von wirklichkeitsgetreuer. Eine Bewertung, die auch «subjektive» Elemente einscbliesst, gewinnt also letztlich an Objektivität, indem sie der (ganzen) Wirklichkeit besser gerecht wird.

Literatur ABT, T., 1983: Fortschritt ohne Seelen­

verlust. Zürich. AfBBITSGRUPPB TOURISMUSPOLfTIK, 1987:

Tourismus in Graubünden. Chur. GüSBWl'l.L, S., 1993: Landschaftswahrneh­

mung und Landschaftsbewertung: Instnnnente des Natmschuttes? Am Beispiel der Skipisten am Crap Sogn Gion. Diplomarbeit ETH-Zürich, ausgeführt an der WSL, Birmensdorl, und an der EA WAG, Dübendorl.

Feldsymposium der Internationalen Moorschu~ppe in Norwegen (1994) Moorschu~bungen in europäischen und a~reuro~hen Ländern

Das 6. Feldsymposium der Internationalen Moorschutzgruppe (IMCG) wurde in diesem Sommer in Norwegen abgehalten. Das Symposium, das alle 2 Jahre stattrmdet, wurde von Vertretern aus 27 Ländern besucht. Die Staaten Osteuropas und der früheren UdSSR waren, zwecks Ausdehnung der IMCG-Aktivitäten, zahlenmässig stark vertreten. Die IMCG hofft, mit einer neuen Organisationsstruktur und der Einrichtung eines permanenten Sekretariates. das Fachwissen der Gruppe zugunsten des internationalen Moorschutzes effizienter einsetzen zu können.

RolandHaab

Die IMCG ist eine internationale Or­ganisation unabhängiger Moor­spezialisten, die sieb für den weltwei­ten Schutz der Moore einsetzt. Die IMCG verfolgt dieses Ziel, indem ihre Mitglieder auf regionaler, nationalerund internationaler Ebene Öffentlichkeits­arbeit und politische Arbeit leisten, in­dem sie den länderübergreifenden Wissensaustausch zu praktischen Aspekten des Moorschutzes pflegt und indem sie Informationen zur interna­tionalen Verbreitung der Moore und deren Erhaltungszustand veröffentlicht. Beispiele solcher Aktivitäten sind die

Le sixieme Symposium de terrain du Graupe international de protection des marais (IMCG) s'est tenu cet ete en Norvege. Le Symposium, qui a lieu tous les deux ans, a rassemble des representants de 27 pays dijferents. Les pays de l'Europe de l'Est et de l'ex-URSS, auxquels s'etendent les activites de l'IMCG, etaient fortement representes. L 1MCG a revu son organisation et s'est dote d'un secretariat permanent. Ce/a devrait lui permettre d'une part de mieux utiliser les connaissances scientijiques et professionnelles du Graupe et d'autre part de mieux representer les interets de /a protection de la nature au niveau international

zweijährlich an die Regierungen der vertretenen Länder versandten Reso­lutionen, die Mitarbeit im European Habitats Forum, die Bemühungen zum Aufbau einer europäischen Moor­Datenbank sowie eine demnächst in Druck gehende Publikation über die Verbreitung und den Schutzstatus der Moore Europas (LöFRarn & MoEN, in Vorbereitung). Ebenfalls in Vorberei­tung ist eine Publikation über die mengenmässigen Umsätze des Torf­handels in Europa (J oosTEN, in Vorbe­reitung).

Neue Herausforderungen für die IMCG

Die Aktivitäten der IMCG beschrän­ken sich gegenwärtig hauptsächlich auf Europa und einige Staaten der früheren UdSSR. Mit der «Öffnung» Osteuropas hat der Druck auf die Moore dieser Länder stark zugenommen. Den staat­lichen und naturschützeriscben Bestre­bungen zur Erhaltung der Moore ste­hen wirtschaftliche Interessen und die Privatisierung grosser Landesflächen gegenüber. Seit 1992 werden die zwei­jährlichen Symposien der IMCG von einer wachsenden Zahl an Mitgliedern aus Osteuropa und der früheren Sow­jetunion besucht.

Mit der Ausdehnung ihres Tätigkeits­gebietes gegen Osten und der Dyna-

Inf.bl. Forsch.bereich Landsch. WSL Nr. 23, 1994

mik der politischen Entwicklungen in­nerhalb der Europäischen Gemein­schaft sind der IMCG Aufgaben er­wachsen, welche sinnvoll und effizient nicht mehr in ausscbliesslicb neben­amtlicher Tätigkeit erledigt werden können. Die IMCG begegnet diesen Herausforderungen mit einer neuen Organisationsstruktur. Anlässlich des diesjährigen Feldsymposiums in Nor­wegen 'wurde beschlossen, den leiten­den Ausschuss der Gruppe personell zu verstärlcen, den Informationsaustausch mit einem regelmässig erscheinenden «NewsletteD> zu verbessern und die Finanzierung eines permanenten Sekre­tariates mit wissenschaftlichen Mitar­beitern anzustreben. Das letztere mit dem Ziel, die IMCG so zu institutionalisieren, dasseinerseitsdasFacbwissenderGrup­pe besser genutzt werden kann, und an­dererseits die Anliegen des Moorschutzes auf internationaler Ebene besser und permanent vertreten sind.

Konferenz in Trondheim

Das 6. Feldsymposium der IMCG stand nicht nur im Zeichen der er­wähnten politischen Herausforderungen. Das Feldsymposium wurde durch eine 3-tägige Konferenz an der Universität Trondheim eröffnet. An der Konferenz nahmen Vertreter aus insgesamt 27 verschiedenen Ländern teil - davon 12 aus osteuropäischen oder Ländern der früheren UdSSR.

Hauptgegenstand der annähernd 50 Vorträge bildeten Beiträge über die Klassifikation, die Verbreitung und den Erhaltungszustand der Moore in Euro­pa, W eissrussland, Russland, der Ukraine, den USA, Kanada und Japan. Die Beiträge aus der Schweiz behan­delten die Themen «Mikroklima und physikalische Eigenschaften von Torf:

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