So vertrauen - · PDF fileDezember 2008/4 Jesuiten 5 Schwerpunkt So vertrauen „Dies sei die erste Regel für das, was zu tun ist: Vertraue so auf Gott, als hinge der gesamte

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  • Dezember 2008/4 Jesuiten 5

    Schwerpunkt

    So vertrauen Dies sei die erste Regel fr das, was zutun ist: Vertraue so auf Gott, als hinge dergesamte Erfolg der Dinge von dir, nichtsvon Gott ab; wende ihnen jedoch alle Mhe so zu, als werdest du nichts, Gottallein alles tun. (Ignatius von Loyola)

    Auf Gott vertrauen, als ob alles von mirabhinge? Und mich anstrengen, als oballes von Gott abhinge? Ist da nicht et-was durcheinander gekommen? Musses nicht so lauten: Vertraue so auf Gott,als hinge der gesamte Erfolg der Dingevon Gott und nicht von dir ab? Und:Wende den Dingen alle Mhe so zu,als werde Gott nichts, du alles tun? W-re denn nicht das perfekte Vertrauenauf Gott so, dass man ihm alles zutrau-te? Und wre nicht mein Einsatz frdie Dinge dann am engagiertesten,wenn ich nicht damit rechnete, dassGott mir im Notfall die Kartoffeln aus demFeuer holte?

    Aber beim hl. Ignatius ist nichts durcheinan-der gekommen. Liest man den kurzen Textaufmerksam, dann merkt man, dass er sich nurvon dem kleinen Wort so her verstehenlsst. Vertraue so kann man leicht als eineMaeinheit verstehen. Dann knnte es auchheien: strenge Dich an sosehr Du kannst.Und: vertraue auf Gott sosehr du kannst.

    Aber in diesem kurzen, etwas verschachteltformulierten Rat des Ignatius geht es garnicht um das rechte Ma. Es geht um dierechte Weise. Es geht nicht darum, sich zugreren Taten und zu grerem Gottver-trauen anzutreiben. Wie so oft bei Ignatius ist

    er mehr an Qualitt als an Quantitt inter-essiert. Er will nicht, dass wir mehr auf Gottvertrauen, sondern dass wir anders auf ihnvertrauen. Er will nicht, dass wir mehr arbei-ten, sondern dass wir anders arbeiten. Dasignatianische magis bedeutet auch hier:Qualitt, nicht Quantitt!

    Wie verndert sich denn die Qualitt meinesGottvertrauens, wenn ich davon ausgehe, dassalles an mir hngt? Sicherlich so, dass ich meinGottvertrauen nicht als Entschuldigung frmeine Faulheit benutzen kann. Gottvertrauenohne meinen eigenen Beitrag gibt es genausowenig wie Zinsen ohne Kapital. Wenn ich inso einer Weise auf Gott vertraue, dass ich da-mit rechne, dass Gott durch meinen Einsatz indieser Welt handeln will, dann gibt es keine

    S

    J-Bi

    ld

    Ignatius von Loyola

  • 6 Jesuiten Schwerpunkt: So vertrauen ...

    Versuchung, die Hnde in den Scho zu le-gen. Auf Gott vertrauen ist keine Entschuldi-gung, eine ruhige Kugel zu schieben. Viel-mehr heit es wahrzunehmen, wie Gott michin seine Nachfolge ruft und zu verstehen, woich Werkzeug in seiner Hand sein darf. Ernst-haft damit zu rechnen, dass Gott mich zumMitarbeiter seiner Sendung macht, fordertein enormes Gottesvertrauen. Sich selbst alsWerkzeug zu sehen, mit dessen Hilfe Gottin dieser Welt etwas ausrichtet, geht nicht oh-ne ein gewisses Sendungsbewusstsein. Dies istnicht allen Menschen mit in die Wiege gelegtund ist dennoch der Kern der christlichenBerufung.

    Ein Vertrauen, das mich nichts kostet, fllt inder Regel nicht schwer. Wir haben ein spon-tanes Vertrauen, dass schon jemand anders dieSplmaschine leeren wird, wenn ich es nurlang genug nicht selbst tue. So ist es auch nichtallzu schwer, in schweren Zeiten alle Proble-me und ungelsten Fragen in einem Akt derHoffnung aber vielleicht auch der Resigna-tion in Gottes Hnde zu legen. Schwierigerwird es, wenn diese ungelsten Probleme undFragen fr mich zum Auftrag werden. GottesBerufung besteht nicht nur im tiefen Glau-ben, dass Gott schon alles richten wird. Viel-mehr heit Berufung, dass Gott mich zu sei-nem Werkzeug macht. Gebt ihr den Men-schen zu essen!, sagt Jesus seinen Jngern, diein ihrer Verzweiflung ber eine akute Lebens-mittelverknappung einen tatkrftigen Einsatzihres Herrn erwarten. Von Gott berufen zusein, heit verstehen, dass ich einen Platz inseiner Sendung habe und zu erfassen, wasmein persnlicher Platz darin ist.

    Und wie ist es nun mit meiner Anstrengung,die so sein soll, als ob alles von Gott abhinge?Ist das jetzt nicht doch eine Aufforderung, sichzurckzulehnen und darauf zu vertrauen, dass

    Gott es schon richten wird? Keineswegs.Denn auch hier gilt, dass meine eigene An-strengung und Gottes Hilfe gar keine Gegen-stze darstellen. Vielmehr sind alle Dingeunseres Lebens so von Gott getragen, umfan-gen und erhellt, dass all unser Tun durch Gotterst mglich und sinnvoll wird. Das Brot, dasdie Jnger an die hungrige Menge austeilen,ist das Brot vom Himmel, sind die Gaben derSchpfung, die wir uns nicht selber gegebenhaben. Es sind die Gaben des Geistes, die wirimmer wieder vom Herrn empfangen. Alles,was wir tun, hngt von Gott ab. In ihm lebenwir, bewegen wir uns und sind wir (Apg17,28). Dieser Tatsache nicht Rechnung zutragen, wre berheblich und unklug. Richtigzu handeln heit, sich bewusst zu bleiben, wasund wer uns in unseren Handlungen trgt,aber auch bindet.

    Es wird gesagt, dass der franzsische AutorMarcel Proust von der Erfindung des Flug-zeugs tief beeindruckt war. Er war ein Zeit-zeuge dieses groen technischen Durch-bruchs. Proust war nicht nur davon fasziniert,dass man mit dem Flugzeug eine Geschwin-digkeit erreichen konnte, die fr ein Auto un-denkbar war. Was den grten Eindruck aufihn machte, war der Trick, mit dem die hoheGeschwindigkeit erreicht werden konnte. Eswar so einfach. Man hatte einfach das Medi-um gendert, das das Fahrzeug trug. Was aufder Strae auch mit groem Aufwand an Kraftnicht mglich gewesen wre, war leicht in derLuft. Die Erfinder des Flugzeugs hatten er-kannt, dass ein bloes mehr an erdgebunde-ner Geschwindigkeit nicht ausreichte, um dengewnschten Effekt zu erreichen. Es brauchteetwas ganz Anderes, nmlich die tragendeKraft der Luft. Fr das Auto war die Luft nurein zustzlicher Widerstand gewesen. Fr dasneu erfundene Flugzeug war es die Vorausset-zung, sich berhaupt voranzubewegen und

  • das mit groer Geschwindigkeit! Marcel Proustlsst in seinen Gedanken ber die Erfindungdes Flugzeugs etwas sehr Wichtiges ber dieignatianische Spiritualitt und ber denchristlichen Glauben zum Ausdruck kom-men: Was Gott tut und was wir tun, sind keineGegenstze, so wie die Kraft des Flugzeugesund die tragende Kraft der Luft sich nicht ge-genseitig aufheben oder miteinander konkur-rieren. Fliegen ist berhaupt nur mglich, weildie Luft trgt. Ein Leben im Glauben, ein Ein-satz fr das Reich Gottes, ist ebenfalls nurmglich, weil Gottes Reich schon geheimnis-voll unter uns gegenwrtig ist, uns gleicher-maen trgt und gerade durch seine geheinis-volle Gegenwart unseren Einsatz fordert.

    Die kurze Regel des Ignatius mag ein Wort-spiel sein, das uns immer wieder verdutzt unduns wie ein logischer Widerspruch vor-kommt. Aber das ist wohl so beabsichtigt, weilauch das Reich Gottes sich nur in wider-sprchlichen Beschreibungen begreifen lsst:Es ist ein Geschenk Gottes, und dennochmssen wir es erjagen (Phil 3,14). Es ist dasLicht, das verkndet werden muss, und das,obwohl es von Anfang an war (Joh 1,1-5 und1 Joh 1,1-3).

    Philip Geister SJ

    Dezember 2008/4 Jesuiten 7

    Gott vertrauen heit wahrnehmen, wie Gott mich in seine Nachfolge ruft: Jugendliche auf dem Pilgerweg nach Santiago

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