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Walsroder Zeitung 23 Lokalsport Sonnabend, 28. Februar 2015 In der freien Natur aktiv: Wilfried Gehrke (r.) ist der „Chef“ der Gruppe und ist amtierender Landesmeister der 3D-Bogenschützen. Adriano Wajda aus Hedern (l.) demonstriert den korrekten Schuss-Ablauf. Phantasievolle Hindernisse: Wilfried Gehrke hat mit viel Liebe zum Detail den Parcours erstellt. Ein Grizzlybär ist ebenso dabei wie eine Spinne, die sich auf und ab bewegt und ein rollender Keiler auf der schiefen Bahn. Intuitives Bogenschießen auf Grizzly, Keiler oder Uhu 3D-Gruppe in Rethem bei Wilfried Gehrke aktiv Wilfried Gehrke erinnert mit seinen wirren Haaren, die unter einer blauen Strickmütze hervorquellen, der kecken runden Brille und den lockeren Sprüchen auf den ersten und auch den zweiten Blick stark an „Brösel“, den urigen Zeichner der „Werner“-Kult-Comics. Man kann sich den selbstständigen Heizungsmonteur, der zusammen mit einem Partner seine Firma in Südkampen betreibt, auch sehr gut mit einer „Flasch-Bier“ auf einem Chopper-Motorrad vorstellen. Doch das große Hobby des 51-Jährigen ist das 3D-Bogenschießen. Der Rethe- mer ist Landesmeister seiner Klasse und hat zusammen mit einigen Gleichgesinnten und Freunden auf seinem weitläufigen Grundstück an der Straße Richtung Stöcken gelegen, mit viel Liebe zum Detail einen imposanten Parcours dafür erstellt. Naturgetreue Tierfiguren aus einem Spezial-Schaumstoff – Grizzly, Keiler, Biber, Uhu oder Hirsch – bilden die Ziele, die die Aktiven bei ihrem Rundgang treffen müssen. „Das ist intuitives, traditionelles Bogenschießen“, erklärt „Willi“ Gehrke, der Feuer und Flamme für seinen Sport ist. Rethem. Die Klischees sind sofort im Kopf parat, wenn man Gehrke und seine Gruppe mit Bogen und Pfeil-Köcher durch die „Wildnis“ stapfen sieht. „Schreib' bloß nichts von Robin Hood aus Rethem oder so etwas!“, kommt mit einem Augenzwinkern die klare An- sage von Gehrkes Ehefrau Pe- tra, „das ist schon ein ernst- hafter Sport, den wir betreiben. Aber der Spaß kommt dabei natürlich nicht zu kurz.“ 3D-Bogenschießen hat sich inzwischen zur einer Trend- sportart gemausert. Denn es geht dabei „Back to Nature“ (Zurück zur Natur) und „Back to the Roots“ (Zurück zu den Wurzeln). „Man ist in der freien Natur. Wir trainieren bei Wind und Wetter. Dabei be- kommt man herrlich den Kopf frei und kann komplett ab- schalten“, betont Gehrke, der als Selbstständiger ansonsten quasi unter Dauerstress steht, „das bringt Ruhe in den hek- tischen Alltag.“ Dem Rethemer wurde das herkömmliche Bogenschießen auf Zielscheiben, das er beim TV Jahn Walsrode betrieb, „ir- gendwann zu langweilig“. Eher durch Zufall wurde er dann vor drei Jahren auf das 3D-Schie- ßen aufmerksam und es weckte sofort sein Interesse, weil es sei- nem Naturell viel eher entge- gen kommt. So ist er auch noch in der SLG Dorfmark aktiv als Schütze von Großkaliber-Waf- fen. „Ganz oder gar nicht“, lautet ein Motto von Wilfried Gehrke und so baute er auf seinem Grundstück kurzerhand einen eigenen Parcours und stattete ihn mit diversen Zielen aus, die naturgetreue Tiernachbildun- gen aus einem Spezial-Schaum- stoff sind. Diese müssen aus 3D-INFO Das Schießen auf Schaumstofftie- re, meist auf einem Waldparcours, wird 3D-Schießen genannt. Es wird der Jagd nachempfunden. Die Situation wird dabei möglichst eng an das jagdliche Vorbild an- gelehnt. Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen. Dabei soll der Pfeil in das „Kill“ des stilisierten Tiers geschossen wer- den, also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden. Zu ei- nem Parcours gehören typischer- weise 28 Ziele, auf die jeweils bis zu drei Pfeile geschossen werden dürfen. Sobald der erste Pfeil trifft, wird gewertet. Trifft der Bo- genschütze mit dem ersten nicht, so darf er einen zweiten und dann noch einen dritten Pfeil schießen. Dafür gibt es abgestufte Punkte. So können Turniere veranstaltet und entsprechende Meisterschaf- ten ausgetragen werden. Die Entfernungen können sehr kurz und auch extrem weit sein. Für die kleineren Tiere wie zum Beispiel Uhu, Waldkauz, Eichhörn- chen sind häufig Entfernungen von fünf Metern gesteckt. Die mittleren Tiere wie Fuchs, Wolf oder Pfau können schon einmal 20 Meter weit stehen, bei den grö- ßeren Tieren wie Elch, Bison oder Grizzlybär kann dann auch mal ei- ne Distanz von 70 Meter und mehr von dem Bogenschützen gefor- dert werden. verschiedenen Entfernungen, die vorher nicht vom Schützen abgemessen werden dürfen, im sogenannten „Kill“ getroffen werden. Also der Bereich, der bei einem echten Tier für einen waidgerechten tödlichen Tref- fer sorgen würde. Die Aktiven müssen sich folglich auch ein wenig mit der Anatomie der Tiere auskennen, um zu wis- sen, wohin sie zielen müssen. Dabei wird das 3D-Bogen- schießen von Frauen und Män- nern jeden Alters betrieben, auch Kinder sind dabei. „Für sie gelten aber natürlich be- stimmte Regeln“, wie Adriano Wajda aus Hedern betont, der seinen Sohn Jean-Louis, ge- nannt „Jojo“, dabei hat. Insge- samt zwölf Aktive umfasst die lockere Gemeinschaft, die sich regelmäßig auf Gehrkes Grundstück in Rethem trifft. „Vom Arzt bis zum Bauarbei- ter, beim 3D-Schießen sind alle dabei“ , unterstreicht René Ge- bauer aus Verden, der der Gruppe ebenfalls angehört. Der Reiz ihres Sports, so be- tonen die Rethmer Cracks, liege in der Vielfältigkeit „Jeder Par- cours ist anders. Und selbst be- kannte Parcours' ändern sich durch die verschiedenen Wit- terungseinflüsse und Vegatati- onsphasen“, erklärt Gehrke, „jetzt im Winter sieht ein Ziel ganz anders aus als im Sommer, wenn alles grün ist.“ Dabei müssen die Schützen auf ihrer bei Turnieren bis zu 16 Kilo- meter langen Tour durch den Wald aus ganz unterschiedli- chen Entfernungen, von oben nach unten schießen, von unten nach oben oder auch auf be- wegliche Ziele. Auch die Art der Bögen, mit denen die einzelnen Aktiven schießen, ist unter- schiedlich. „Gerne laden wir auch herkömmliche Bogen- schützen zu uns nach Rethem ein, damit sie sich das einmal ansehen und mitschießen kön- nen“, sagt Wilfried Gehrke. Er ist sich sicher, dass viele dann ebenfalls „infiziert werden“ – so wie er vor drei Jahren. „Nicht zuletzt ist das auch ein recht günstiger Sport“, so betont Stephy Uhle aus Wals- rode, „für 150 Euro kann man schon eine Erstausrüstung kau- fen und es geht los.“ Dabei sind Handschuh und ein Unterarm- schutz, der vor der zurück Viel Spaß bei Wind und Wetter: Regelmäßig treffen sich Wilfried und Petra Gehrke, Stephy Uhle, Adriano Wa- jda, René Gebauer (hinten v.r.) und Jean-Louis „Jojo“ Wajda (vorne) zusammen mit weiteren 3D-Bogen- schützen in Rethem auf dem Grundstück von Wil- fried Gehrke. Anzeige schnellenden Sehne des Bogens schützt, Pflicht. Interessenten oder Besitzer von passenden Waldstücken können sich bei Wilfried Gehrke melden unter (0174) 4163945 oder per Mail an [email protected]. Heiko Oetjen Genau zielen: Man muss schon sehr genau hinsehen, um Keiler oder Biber oder die anderen Ziele auf dem Parcours zu entdecken. „Wir suchen zum Üben einen Wald in der Region, möglichst hügeliges Gelände und mit ei- nem Bach, in dem wir einen festen Parcours aufbauen können.“ Wilfried Gehrke

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Walsroder Zeitung 23Lokalspor tSonnabend, 28. Februar 20 1 5

In der freien Natur aktiv: Wilfried Gehrke (r.) ist der „Chef “ der Gruppe und ist amtierender Landesmeister der3D-Bogenschützen. Adriano Wajda aus Hedern (l.) demonstriert den korrekten Schuss-Ablauf.

Phantasievolle Hindernisse: Wilfried Gehrke hat mit viel Liebe zum Detail den Parcours erstellt. Ein Griz z l y bä rist ebenso dabei wie eine Spinne, die sich auf und ab bewegt und ein rollender Keiler auf der schiefen Bahn.

Intuitives Bogenschießen aufGrizzly, Keiler oder Uhu

3D-Gruppe in Rethem bei Wilfried Gehrke aktiv

Wilfried Gehrke erinnert mit seinen wirren Haaren, die unter einerblauen Strickmütze hervorquellen, der kecken runden Brille und denlockeren Sprüchen auf den ersten und auch den zweiten Blick starkan „B rö se l “, den urigen Zeichner der „Werner “-Kult-Comics. Mankann sich den selbstständigen Heizungsmonteur, der zusammen miteinem Partner seine Firma in Südkampen betreibt, auch sehr gut miteiner „Flasch-Bier “ auf einem Chopper-Motorrad vorstellen. Doch dasgroße Hobby des 51-Jährigen ist das 3D-Bogenschießen. Der Rethe-mer ist Landesmeister seiner Klasse und hat zusammen mit einigenGleichgesinnten und Freunden auf seinem weitläufigen Grundstückan der Straße Richtung Stöcken gelegen, mit viel Liebe zum Detaileinen imposanten Parcours dafür erstellt. Naturgetreue Tierfigurenaus einem Spezial-Schaumstoff – Grizzly, Keiler, Biber, Uhu oderHirsch – bilden die Ziele, die die Aktiven bei ihrem Rundgang treffenmüssen. „Das ist intuitives, traditionelles Bogenschießen“, erklärt„Wi l l i “ Gehrke, der Feuer und Flamme für seinen Sport ist.

Re them. Die Klischees sindsofort im Kopf parat, wennman Gehrke und seine Gruppemit Bogen und Pfeil-Köcherdurch die „Wi ldnis“ st apfensieht. „Schreib' bloß nichts vonRobin Hood aus Rethem oderso etwas!“, kommt mit einemAugenzwinkern die klare An-sage von Gehrkes Ehefrau Pe-tra, „das ist schon ein ernst-hafter Sport, den wir betreiben.Aber der Spaß kommt dabeinatürlich nicht zu kurz.“

3D-Bogenschießen hat sichinzwischen zur einer Trend-sportart gemausert. Denn esgeht dabei „Back to Nature“(Zurück zur Natur) und „B ackto the Roots“ (Zurück zu denWurzeln). „Man ist in derfreien Natur. Wir trainieren beiWind und Wetter. Dabei be-kommt man herrlich den Kopffrei und kann komplett ab-s chalten“, betont Gehrke, derals Selbstständiger ansonstenquasi unter Dauerstress steht,„das bringt Ruhe in den hek-tischen Alltag.“

Dem Rethemer wurde dasherkömmliche Bogenschießenauf Zielscheiben, das er beimTV Jahn Walsrode betrieb, „ir-gendwann zu langweilig“. Eherdurch Zufall wurde er dann vordrei Jahren auf das 3D-Schie-ßen aufmerksam und es wecktesofort sein Interesse, weil es sei-nem Naturell viel eher entge-gen kommt. So ist er auch nochin der SLG Dorfmark aktiv alsSchütze von Großkaliber-Waf-fe n .

„Ganz oder gar nicht“, lautetein Motto von Wilfried Gehrkeund so baute er auf seinemGrundstück kurzerhand eineneigenen Parcours und statteteihn mit diversen Zielen aus, dienaturgetreue Tiernachbildun-gen aus einem Spezial-Schaum-stoff sind. Diese müssen aus

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Das Schießen auf Schaumstofftie-re, meist auf einem Waldparcours,wird 3D-Schießen genannt. Eswird der Jagd nachempfunden.Die Situation wird dabei möglichsteng an das jagdliche Vorbild an-gelehnt. Der Schütze muss durchAstgabeln hindurch, Hänge hinaufoder von Hochständen herab imStehen, kniend oder sogar liegendversuchen, das Ziel zu treffen.Dabei soll der Pfeil in das „Kill“ d esstilisierten Tiers geschossen wer-den, also den Bereich, wo Herzund Lunge liegen würden. Zu ei-nem Parcours gehören typischer-weise 28 Ziele, auf die jeweils biszu drei Pfeile geschossen werdendürfen. Sobald der erste Pfeiltrifft, wird gewertet. Trifft der Bo-genschütze mit dem ersten nicht,so darf er einen zweiten und dannnoch einen dritten Pfeil schießen.Dafür gibt es abgestufte Punkte.So können Turniere veranstaltetund entsprechende Meisterschaf-ten ausgetragen werden.Die Entfernungen können sehrkurz und auch extrem weit sein.Für die kleineren Tiere wie zumBeispiel Uhu, Waldkauz, Eichhörn-chen sind häufig Entfernungenvon fünf Metern gesteckt. Diemittleren Tiere wie Fuchs, Wolfoder Pfau können schon einmal20 Meter weit stehen, bei den grö-ßeren Tieren wie Elch, Bison oderGrizzlybär kann dann auch mal ei-ne Distanz von 70 Meter und mehrvon dem Bogenschützen gefor-dert werden.

verschiedenen Entfernungen,die vorher nicht vom Schützenabgemessen werden dürfen, imsogenannten „Ki l l“ getrof fenwerden. Also der Bereich, derbei einem echten Tier für einenwaidgerechten tödlichen Tref-fer sorgen würde. Die Aktivenmüssen sich folglich auch einwenig mit der Anatomie derTiere auskennen, um zu wis-sen, wohin sie zielen müssen.

Dabei wird das 3D-Bogen-schießen von Frauen und Män-nern jeden Alters betrieben,auch Kinder sind dabei. „Fü rsie gelten aber natürlich be-stimmte Regeln“, wie AdrianoWajda aus Hedern betont, derseinen Sohn Jean-Louis, ge-nannt „Joj o“, dabei hat. Insge-samt zwölf Aktive umfasst dielockere Gemeinschaft, die sichregelmäßig auf GehrkesGrundstück in Rethem trifft.„Vom Arzt bis zum Bauarbei-ter, beim 3D-Schießen sind alledab ei“ , unterstreicht René Ge-bauer aus Verden, der derGruppe ebenfalls angehört.

Der Reiz ihres Sports, so be-tonen die Rethmer Cracks, liegein der Vielfältigkeit „Jeder Par-cours ist anders. Und selbst be-kannte Parcours' ändern sichdurch die verschiedenen Wit-terungseinflüsse und Vegatati-onsphas en“, erklärt Gehrke,„jetzt im Winter sieht ein Zielganz anders aus als im Sommer,wenn alles grün ist.“ Dab eimüssen die Schützen auf ihrerbei Turnieren bis zu 16 Kilo-meter langen Tour durch denWald aus ganz unterschiedli-chen Entfernungen, von obennach unten schießen, von untennach oben oder auch auf be-wegliche Ziele. Auch die Art der

Bögen, mit denen die einzelnenAktiven schießen, ist unter-schiedlich. „Gerne laden wirauch herkömmliche Bogen-schützen zu uns nach Rethemein, damit sie sich das einmalansehen und mitschießen kön-ne n“, sagt Wilfried Gehrke. Erist sich sicher, dass viele dannebenfalls „infiziert werden“ – sowie er vor drei Jahren.

„Nicht zuletzt ist das auchein recht günstiger Sport“, sobetont Stephy Uhle aus Wals-rode, „für 150 Euro kann manschon eine Erstausrüstung kau-fen und es geht los.“ Dabei sindHandschuh und ein Unterarm-schutz, der vor der zurück

Viel Spaß bei Windund Wetter:

Regelmäßig treffen sichWilfried und Petra Gehrke,Stephy Uhle, Adriano Wa-

jda, René Gebauer (hintenv.r.) und Jean-Louis „J o j o“

Wajda (vorne) zusammenmit weiteren 3D-Bogen-schützen in Rethem auf

dem Grundstück von Wil-fried Gehrke.

An z e i ge

schnellenden Sehne des Bogensschützt, Pflicht.

Interessenten oder Besitzervon passenden Waldstückenkönnen sich bei WilfriedGehrke melden unter ☎ (0174)4163945 oder per Mail anb owhunters-rethem@outlo ok.de.

Heiko Oetjen

Genau zielen: Man muss schon sehr genau hinsehen, um Keiler oder Biberoder die anderen Ziele auf dem Parcours zu entdecken.

„Wir suchen zum Üben einenWald in der Region, möglichsthügeliges Gelände und mit ei-nem Bach, in dem wir einen

festen Parcours aufbauenkö n n e n .“ Wilfried Gehrke