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ZWISCHENRUF https://doi.org/10.1007/s12592-020-00347-0 Soz Passagen (2020) 12:155–170 Soziale Arbeit im Ausnahmezustand?! Professionstheoretische Forschungsnotizen zur Corona-Pandemie Christina Buschle · Nikolaus Meyer Online publiziert: 19. Juni 2020 © Der/die Autor(en) 2020 Zusammenfassung Die Corona-Pandemie verändert aktuell zahlreiche Lebens- und Arbeitsbereiche in Deutschland. Im vorliegenden Beitrag werden erste Trends aus einer bundesweiten Online-Befragung mit 1867 Beschäftigten der Sozialen Arbeit zu den Auswirkungen der Einschränkungen auf die Beschäftigungssituation in der Sozialen Arbeit vorgestellt. Deutlich wird bereits jetzt: Neben Arbeitsverdichtun- gen nehmen die Beschäftigten veränderte Arbeitsbündnisse mit den Adressat*innen ebenso wie sich wandelnde professionelle Standards wahr – bei gleichzeitig man- gelnder gesellschaftlicher Anerkennung. Die Folgen der Corona-Pandemie für die Soziale Arbeit sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar, münden für die Mehrheit der Befragten aber in größeren Anforderungen an das eigene Handlungs- feld. Schlüsselwörter Corona-Pandemie · Soziale Folgen · Gesellschaftliche Anerkennung · Professionalisierung · Soziale Arbeit Prof. Dr. C. Buschle () Arbeitsbereich Erwachsenenpädagogik, IUBH Internationale Hochschule Fernstudium, Kaiserplatz 1, 83435 Bad Reichenhall, Deutschland E-Mail: [email protected] Prof. Dr. N. Meyer Fachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda, Leipziger Straße 123, 36037 Fulda, Deutschland E-Mail: [email protected] K

Soziale Arbeit im Ausnahmezustand?! Professionstheoretische Forschungsnotizen zur ... · 2020. 8. 10. · 156 C. Buschle, N. Meyer Social work in a state of emergency?! Research notes

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ZWISCHENRUF

https://doi.org/10.1007/s12592-020-00347-0Soz Passagen (2020) 12:155–170

Soziale Arbeit im Ausnahmezustand?!Professionstheoretische Forschungsnotizen zurCorona-Pandemie

Christina Buschle · Nikolaus Meyer

Online publiziert: 19. Juni 2020© Der/die Autor(en) 2020

Zusammenfassung Die Corona-Pandemie verändert aktuell zahlreiche Lebens- undArbeitsbereiche in Deutschland. Im vorliegenden Beitrag werden erste Trends auseiner bundesweiten Online-Befragung mit 1867 Beschäftigten der Sozialen Arbeitzu den Auswirkungen der Einschränkungen auf die Beschäftigungssituation in derSozialen Arbeit vorgestellt. Deutlich wird bereits jetzt: Neben Arbeitsverdichtun-gen nehmen die Beschäftigten veränderte Arbeitsbündnisse mit den Adressat*innenebenso wie sich wandelnde professionelle Standards wahr – bei gleichzeitig man-gelnder gesellschaftlicher Anerkennung. Die Folgen der Corona-Pandemie für dieSoziale Arbeit sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar, münden für dieMehrheit der Befragten aber in größeren Anforderungen an das eigene Handlungs-feld.

Schlüsselwörter Corona-Pandemie · Soziale Folgen · GesellschaftlicheAnerkennung · Professionalisierung · Soziale Arbeit

Prof. Dr. C. Buschle (�)Arbeitsbereich Erwachsenenpädagogik, IUBH Internationale Hochschule Fernstudium,Kaiserplatz 1, 83435 Bad Reichenhall, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. N. MeyerFachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda, Leipziger Straße 123, 36037 Fulda, DeutschlandE-Mail: [email protected]

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Social work in a state of emergency?! Research notes on the Coronapandemic in the perspective of profession theory

Abstract The corona pandemic is currently transforming many areas of life andwork in Germany. This article presents first results from a nationwide online survey.In this survey, 1867 employees of social work were asked about the consequencesof restrictions on the employment situation in the area of social work. It is alreadyclear: In addition to the intensification of work, employees perceive changes in theworking bonds with their clients as well as changing professional standards, while,at the same time, witnessing a lack of social recognition. The consequences of thecorona pandemic for social work are currently not foreseeable; yet the majority ofthe respondents expect the requirements within their own field of work to increase.

Keywords Corona pandemic · Social impact · Social recognition ·Professionalization · Social work

1 Einleitung

Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 und die damit verbundene Er-krankung COVID-19 verändert aktuell zahlreiche Lebens- und Arbeitsbereiche inDeutschland. Hier und weltweit stehen damit besonders auch die Beschäftigten inder Sozialen Arbeit im Fokus, denn dieser Bereich nimmt in der Krisenbewältigungeine zentrale Funktion ein. Darauf weist die, aus professionstheoretischer Perspek-tive bedeutsame1, internationale Berufsgruppenvertretung International Federationof Social Workers (IFSW) hin: „Zu den Schlüsselfunktionen der Sozialarbeit [...]gehören:

1. Sicherstellen, dass die am stärksten gefährdeten Personen in die Planung und Re-aktion einbezogen werden.

2. Organisation von Gemeinschaften, um sicherzustellen, dass das Nötigste wie Nah-rung und sauberes Wasser verfügbar ist.

3. In sozialen Diensten und in politischen Umgebungen dafür eintreten, dass sich dieDienste anpassen, offen und proaktiv bei der Unterstützung von Gemeinschaftenund schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen bleiben.

4. Erleichterung der physischen Distanzierung und der sozialen Solidarität.5. Als Beruf für die Förderung und Stärkung der Gesundheits- und Sozialdienste als

wesentlichen Schutz gegen das Virus, die Ungleichheit und die daraus resultieren-den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen eintreten“ (IFSW 2020).

1 Harold L. Wilensky (1972) beschreibt drei zentrale Phasen in der Herausbildung einer Profession: 1) DieZusammenfassung einer Berufsfunktion zu einem Hauptberuf. 2) Die Schaffung einer wissenschaftlichfundierten Ausbildung. 3) Die Gründung von Berufsverbänden, die diesen letzten Schritt der Professio-nalisierung markiert: „Bedingung für die Möglichkeit einer wirksamen öffentlichen Interessenartikulationist [...] die Existenz eines Berufsverbandes“ (Nittel 2000, S. 64).

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Soziale Arbeit im Ausnahmezustand?! Professionstheoretische Forschungsnotizen zur... 157

Ähnliche Stellungnahmen – verbunden mit Hinweisen auf die prekären Lebens-situationen der Adressat*innen sowie der sich durch die Pandemie veränderndenArbeitsbedingungen der Beschäftigten – sind in den vergangen Wochen von zahlrei-chen Fach- und Berufsverbänden in unterschiedlichen Nuancierungen mit ungleichermedialer Wirkung publiziert worden (vgl. Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Ju-gendhilfe (AGJ) 2020; Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W)2020; Deutscher Berufsverband Soziale Arbeit (DBSH) 2020; Deutsche Vereini-gung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (DVSG) 2020; Kinderschutzbund2020)2. Dabei wird deutlich: Die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehen-den Hygienemaßnahmen wirken sich auf die Tätigen in der Sozialen Arbeit undderen professionelle Arbeitsbeziehungen aus. So beschreiben die Stellungnahmender Fach- und Berufsverbände immer wieder die Gefahr veränderter Handlungenmit Blick auf verschobene Aufträge, nicht mehr anwendbare und dabei eigentlichgeeignete Technologien (vgl. Nittel et al. 2020), fehlende Absprachen mit Vorgesetz-ten, den Wegfall von Fallbesprechungen oder anderer Angebote des Austauschs imsozialpädagogischen Team. Auf diese Weise gerät das professionelle Arbeitsbündniszumindest kurzfristig in Bedrängnis (vgl. Oevermann 1996)3.

Derzeit ist allerdings völlig offen, welche langfristigen Veränderungen in der pro-fessionellen Handlung und Haltung die Corona-Pandemie sowie die damit verbunde-nen Verordnungen und Vorschriften in der Kontaktaufnahme tatsächlich stattfinden.Unmittelbare Veränderungen zeigen sich aber bereits jetzt. Um einen Einblick indas subjektive Erleben der eigenen Beschäftigungssituation in der Sozialen Arbeitin Folge der Corona-Pandemie zu erhalten, entstand die nachfolgend vorgestell-te Befragung „Corona und die Folgen für die Soziale Arbeit“. Zunächst wird dasempirische Vorgehen kurz erläutert (2) und erste Trends aus der quantitativen undqualitativen Analyse vorgestellt (3). Das Fazit schließt mit vorläufigen Überlegun-gen zu einer professionstheoretischen Verortung (4). Immerhin, das wird die Analysenoch zeigen, scheinen die Folgen der Corona-Pandemie die Soziale Arbeit erst nochzu treffen.

2 Empirisches Vorgehen

Ziel der Befragung war es, eine Momentaufnahme zu den Auswirkungen von Ein-schränkungen auf die Beschäftigungssituation in der Sozialen Arbeit nach aus-gewählten Kriterien abzubilden, und zwar zum Zeitpunkt der bis dato härtestenMaßnahmen in Folge der Corona-Pandemie. Die Befragung wurde als Online-

2 Hier wird die Zersplitterung der zahlreichen Berufs-, Fach- oder Interessenverbände deutlich. So gelan-gen nur die Positionen einzelner gut vernetzter Verbände an die (mediale) Öffentlichkeit. Eine Position,der‘ Sozialen Arbeit wird damit nicht deutlich und in der Folge auch nicht von Gesellschaft oder Politikwahrgenommen.3 Diese Beziehung konstituiert sich für Ulrich Oevermann (1996) als Balance von diffuser sowie spezifi-scher Sozialbeziehung und ist als Erklärungsmodell professionalisierten Handelns in der Sozialen Arbeitweitgehend etabliert (vgl. Müller-Hermann 2020).

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Erhebung4 konzipiert und vom 7. bis 15. April 2020 als Link über ausgewählteMultiplikator*innen5 unter den Beschäftigten des Arbeitsfeldes gestreut. Die Er-gebnisse sind dabei nicht repräsentativ, d.h. es können keine verallgemeinerndenRückschlüsse auf die Grundgesamtheit der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit ge-zogen, sondern nur Aussagen über Personen, die den Fragebogen ausgefüllt haben,getätigt werden. Insgesamt liegen 1867 verwertbare Fragebögen vor6.

Aufgrund der zeitlichen Einschränkungen (Lockerungen der Kontaktbeschrän-kungen ab dem 16.04.2020 standen im Raum) und nicht vorhandener Fördermittelmussten im Rahmen der Vorbereitung der Studie und der Konstruktion des Fragen-bogens Entscheidungen getroffen werden, die zu Lasten des empirischen Gehaltsgehen. Außerdem waren methodische Kompromisse sowie eine themenbezogeneReduktion notwendig. Vor diesen Hintergrund dienten die offenen Antwortmöglich-keiten (bei vier Fragen) der inhaltlichen Differenzierung und gaben den Teilnehmen-den die Gelegenheit, ergänzende Schwerpunkte zu setzen. Die offenen Antwortenwurden angelehnt an die qualitative Inhaltsanalyse nach Udo Kuckartz (2016) aus-gewertet und in Beziehung zu den weiteren Erkenntnissen gesetzt.

Nachfolgend werden erste Trends der Befragung beschrieben. Eine ausdifferen-zierte Betrachtung der Folgen der Corona-Pandemie für die Soziale Arbeit wird zueinem späteren Zeitpunkt erfolgen.

3 Soziale Arbeit in Zeiten von Corona: erste Trends

Die 1867 Teilnehmenden an der Befragung kommen aus dem gesamten Bundes-gebiet, vor allem aber aus den Bundesländern Bayern (22%), Nordrhein-Westfalen(16%), Hessen (11%) und Niedersachsen (11%). Als Geschlechtszuordnung haben78% der Teilnehmenden weiblich angegeben, 21% männlich und 1% divers. DerGroßteil der Befragten ist in einem Alter zwischen 25 und 34 Jahren (39%). Einknappes Drittel der Teilnehmenden war zum Zeitpunkt der Befragung im öffentli-chen Dienst angestellt, bei einem kirchlichen Träger (23%), einer privatwirtschaft-lichen Institution (21%) oder bei einem Träger der Wohlfahrtspflege (20%). 2%der Teilnehmenden sind selbstständig bzw. freiberuflich tätig, verbeamtet (2%) oderweiteres (2%). Bei 9% der berücksichtigten Teilnehmenden (n= 1838) hat sich derBeschäftigungsstatus im Rahmen der ersten Phase der Pandemie verändert.

Insgesamt sind eine Vielzahl an Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit in derErhebung vertreten (siehe Abb. 1, Differenzierung in Anlehnung an Thole 2012;Meyer und Siewert 2020), davon mit 35,1% Beschäftigte im Bereich der Kinder-und Jugendbildung (v. a. in Kindertageseinrichtungen) am stärksten, gefolgt vom

4 Für die Erstellung des Fragebogens wurde Sosci Survey verwendet. Der Fragebogen wurde aus Zeit-gründen einem standardisierten und keinem qualitativen Pretest unterzogen (n= 6), bestand aus 48 Fragen(inkl. Filterfragen) und dauerte im Schnitt 12min.5 Dazu gehörten: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), DBSH, Verteiler Junge Wissenschaft derSozialen Arbeit der DGfE (JuWiSozA) sowie Professuren im Bereich Soziale Arbeit an unterschiedlichenHochschulen.6 Insgesamt haben 2344 Personen den Fragebogen begonnen, knapp 20% von diesen haben den Fragebo-gen (insbesondere im ersten Drittel) abgebrochen.

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Menschen (n = 76)

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und der Arbeit mit

alten Menschen (n = 81)

Beratungsangebote (n = 91)

Qualifizierung für die Soziale Arbeit (n = 98)

Soziale Arbeit mit Menschen mit Behinderung (n = 99)

Soziale Arbeit in Behörden (n = 149)

Hilfen zur Erziehung (n = 259)

Andere Handlungsfelder (n = 272)

Kinder- und Jugendbildung (n = 655)

Abb. 1 Handlungsfelder im Überblick (n= 1867). (Eigene Darstellung, Angaben in Prozent)

Handlungsfeld Hilfen zur Erziehung (13,9%, v. a. Heimerziehung) und SozialerArbeit in Behörden (8%, v. a. Allgemeiner Sozialer Dienst).7

Knapp 60% der Befragten (n= 1862) haben angegeben, dass die eigene Einrich-tung bzw. der Dienst geöffnet bzw. aufrecht erhalten bleibt, und zwar sowohl fürMitarbeiter*innen als auch für Adressat*innen. Von diesen (n= 1082) sind es mit31% vor allem die Einrichtungen der Kinder- und Jugendbildung und die Hilfenzur Erziehung (22%), die sowohl für Mitarbeiter*innen als auch für Adressat*innengeöffnet haben. Ebenso Behörden (7%) oder Einrichtungen für die Arbeit mit Men-schen mit Behinderungen (7%). Teilweise geöffnet haben 31% der Einrichtungenund gänzlich geschlossen sind nach Angaben der Befragten (n= 1862) insgesamt9% der Einrichtungen, wobei letzteres im Vergleich zwischen den Handlungsfel-dern (n= 170) vor allem für Einrichtungen der Kinder- und Jugendbildung (56%),aber auch mit 21% für die Arbeit im Rahmen der Qualifizierung für die SozialeArbeit zutrifft. Über alle Handlungsfelder hinweg sind 7% der Befragten (n= 1817)in der Folge von einer Form der Stundenregulierung oder der Anmeldung von Kurz-arbeit betroffen.

7 Mit 14,6% sind auch andere Handlungsfelder stark vertreten. Darunter gefasst sind Handlungsfelderunter 1% (wie z.B. Frauenhäuser) sowie die Option „keines der genannten Handlungsfelder“.

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Darüber hinaus konnten die Befragten angeben, ob ihre Tätigkeit offiziell als sys-temrelevant eingestuft8 wurde. Dies bestätigten 55% der Befragten (n= 1577), siekommen vor allem aus den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit in Behörden, derHilfen zur Erziehung, dem Gesundheitswesen und der Arbeit mit alten Menschen,mit Menschen mit Behinderung sowie mit obdachlosen und/oder suchtkranken Men-schen. Die Uneinheitlichkeit der Einstufungen als „systemrelevant“ in den von derUmfrage abgedeckten Bereichen ist allerdings erheblich9. Sie reicht von nur etwasmehr als 2% im Bereich Ausbildung (Qualifizierung für Soziale Arbeit) bis zu fast80% im Bereich der Arbeit mit Obdachlosen und/oder suchtkranken Menschen.Diese Unterschiede werden im Balkendiagramm in den beiden Ausprägungen „sys-temrelevant“ und „nicht systemrelevant“ in Abb. 2 deutlich.

Neben der Frage nach dem offiziellen Status der Systemrelevanz, wurde auchdie Wahrnehmung der beruflichen Anerkennung der eigenen Tätigkeit erhoben10.In Abb. 2 wird diese durch das Liniendiagramm mit den beiden Ausprägungen„anerkannt“ und „nicht anerkannt“ abgebildet11. Unterschiede zwischen den Hand-lungsfeldern ergeben sich auch hier. Während die wahrgenommene gesellschaftlicheAnerkennung für Beschäftigte im Bereich der Ausbildung (Qualifizierung für die So-ziale Arbeit) mit 77% am höchsten ist, liegt sie mit jeweils 23% im Bereich derArbeit mit Obdachlosen und/oder suchtkranken Menschen und in den Hilfen zurErziehung sowie mit 25% in der Arbeit mit Migrant*innen am niedrigsten. Feh-lende gesellschaftliche Anerkennung („nicht anerkannt“, siehe Abb. 2) nehmen inder aktuellen Situation der Corona-Pandemie die nachfolgenden Handlungsfeldernwahr:

� Soziale Arbeit mit obdachlosen und/oder suchtkranken Menschen (77%, n=65),� Hilfen zur Erziehung (77%, n=224)� Soziale Arbeit mit Migrant*innen (74%, n=27),� Kinder- und Jugendbildung (67%, n=534),� Soziale Arbeit in Behörden (64%, n=124),� Soziale Arbeit mit Arbeitslosen und/oder Sozialhilfeberechtigten (64%, n=22),� mit Menschen mit Behinderung (62%, n=86) sowie� im Gesundheitswesen und der Arbeit mit alten Menschen (61%, n=69).

8 Die Frage lautete: „Systemrelevante Berufe“ meint jene Berufe, die als grundsätzlich unverzichtbar fürdas Gemeinwesen gelten. Die Liste der systemrelevanten Berufe und Berufsgruppen wird von den Bundes-ländern geführt und kann variieren. Wird Ihre Tätigkeit als „systemrelevant“ eingestuft, d. h. Sie bekommenbeispielsweise eine Notbetreuung minderjähriger Kinder trotz der verfügten Schließung von Schulen undKindertagesstätten?.9 Das Handlungsfeld und die Einstufung als systemrelevant stehen in einem statistisch signifikanten Zu-sammenhang (X2(11)= 177,63, p= 0,000, n= 1577), mit einem mittleren Effekt (CC= 0,318, p= 0,000;Cramers V= 0,336, p= 0,000).10 Die Frage lautete: Fühlen Sie sich in Ihrer Tätigkeit durch die Menschen in der Gesellschaft aktuellanerkannt?.11 Das Handlungsfeld und die Bewertung der gesellschaftlichen Anerkennung stehen in einem statis-tisch signifikanten Zusammenhang (X2(11)= 113,27, p= 0,000, n= 1539), mit einem geringen Effekt(CC= 0,262, p= 0,000; Cramers V= 0,271, p= 0,000).

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Dabei steht die offizielle Zuschreibung der Systemrelevanz, also die Zuschrei-bung der Unverzichtbarkeit eines Handlungsfeldes für das Gemeinwesen, im Wider-spruch zur Einschätzung der Befragten hinsichtlich der aktuell wahrgenommenengesellschaftlichen Anerkennung des eigenen Arbeitsbereichs. Die Hintergrundan-nahme war hier, dass sich mit dem Status „systemrelevant“ möglicherweise auchdie Tendenz zu einer entsprechend positive(ren) Wahrnehmung der gesellschaft-lichen Anerkennung verzeichnen lässt12. Schließlich war bereits vor der Corona-Pandemie die unzureichende gesellschaftliche Anerkennung (sozial-)pädagogischerBerufsgruppen ein wichtiger Diskussionspunkt in der Professionsforschung (vgl.Schütz 2018; Schoneville und Thole 2009). Allerdings zeigt sich auch in der aktuel-len Pandemie-Situation ein eher bekanntes Bild. Dies wird besonders am Beispiel derHilfen zur Erziehung, der Kinder- und Jugendbildung, der Arbeit mit Migrant*innensowie der Arbeit mit obdachlosen und/oder suchtkranken Menschen deutlich13. Die-se Handlungsfelder werden zwar als systemrelevant eingestuft, die gesellschaftlicheAnerkennung wird hier im Vergleich zwischen den Handlungsfeldern allerdings alsgering wahrgenommen. Im Gegensatz zu den benannten Handlungsfeldern wurdendie Beschäftigten etwa aus dem Bereich der Qualifizierung für die Soziale Arbeitnach eigenen Angaben offiziell nur zu einem kleinen Teil als systemrelevant einge-stuft, dennoch fühlen sich die Befragten aus diesem Handlungsfeld sozial anerkannt.Ähnliches gilt für die Handlungsfelder Beratungsangebote sowie Soziale Arbeit imGemeinwesen. Hier scheinen Tendenzen aus bereits vorhandenen Studien zur An-erkennung durch: Dabei sind Beschäftigte mit der eigenen gesellschaftlichen Aner-kennung in Einrichtungen, die als „hochwertig“ erlebt werden (z.B. Hochschulen)zufriedener als andere (Schütz 2018, S. 188 f.).

Als weitere organisationale Rahmenbedingung in der aktuellen Arbeitssituationwurde auch das Vorhandensein notwendiger Schutzausrüstung erfragt. Die Beschäf-tigten in der Kinder- und Jugendbildung (37%), im Bereich Hilfen zur Erziehung(14%), in Behörden (9%), Beratungsangeboten (5%) und in der Arbeit mit Mi-grant*innen (2%) gehören zu denjenigen Handlungsfeldern, denen es in der aktuel-len Krise an Schutzausrüstung mangelt (n= 1126)14. Dabei zeigt sich ein signifikan-ter, wenn auch schwacher Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Anerken-nung in der Gesellschaft und der zur Verfügung stehenden Ausrüstung zur Umset-

12 Annahme ist dabei nicht, dass gesellschaftliche Anerkennung ausschließlich vom Status der System-relevanz abhängt, noch Systemrelevanz zu mehr Anerkennung führt. Der Status der Systemrelevanz wirdvielmehr als möglicher Aspekt vielfältiger Arbeitsbedingungen betrachtet (z.B. Einkommen, Anstellungs-verhältnis, organisationale Rahmenbedingungen), die Einfluss auf die subjektive Wahrnehmung gesell-schaftlicher Anerkennung nehmen.13 In den als systemrelevant eingestuften Handlungsfeldern zeigt sich zwischen den Handlungsfeldernund der Bewertung der gesellschaftlichen Anerkennung ein statistisch signifikanter Zusammenhang(X2(11)= 53,70, p= 0,000, n= 742), mit einem geringen Effekt (CC= 0,260, p= 0,000; Cramers V= 0,269,p= 0,000).14 Das Handlungsfeld und das Vorhandensein von Schutzausrüstung stehen in einem statistisch signi-fikanten Zusammenhang (X2(11)= 34,67, p= 0,000, n= 1607), mit einem geringen Effekt (CC= 0,145,p= 0,000; Cramers V= 0,147, p= 0,000).

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zung von Hygienemaßnahmen15. Die Befragten, die nicht über genügend Schutzaus-rüstung verfügen, haben öfter angegeben sich nicht anerkannt zu fühlen (67%),als diejenigen Befragten, die zum Zeitpunkt der Befragung genügend Schutzaus-rüstung zur Verfügung hatten (33%). Darüber hinaus kann auch der angeforderteSicherheitsabstand von 1,5 Metern insgesamt in nur der Hälfte der Einrichtungen(n= 1777) einhalten werden, wobei knapp 61% der Befragten, deren Einrichtungfür Mitarbeitende und Adressat*innen geöffnet ist (n= 1042) angeben, dass ein Si-cherheitsabstand von dieser Größe nicht möglich sei. Dies scheint insbesondere dieHilfen zur Erziehung, den Bereich der Kinder- und Jugendbildung und die Arbeitmit Menschen mit Behinderung zu betreffen.

Die Maßnahmen zur Begegnung der Pandemie bringen nicht nur Widersprüchein der offiziellen und sozialen Anerkennung von Handlungsfeldern der Sozialen Ar-beit ans Tageslicht, sie führen auch zu Veränderungen in der Zusammenarbeit mitKolleg*innen und Adressat*innen. Zunächst zum Austausch mit den Kolleg*innen:Hier stellen 49% der Teilnehmenden (n= 1810) im Zusammenhang mit der Pande-mie eine Verringerung des fachlichen Austauschs fest (dies zeigt sich für nahezualle Handlungsfelder), für 27% hat er sich intensiviert und für 24% ist er gleichgeblieben. Damit sind insgesamt 76% der Befragten durch die Corona-Pandemieund die damit verbundenen Einschränkungen in ihrem Austausch mit Kolleg*innenvon Veränderungen betroffen16.

Veränderungen betreffen aber auch die Zusammenarbeit mit den Adressat*innen:Zunächst haben drei Viertel der Teilnehmenden der Befragung (n= 1849) angege-ben, in den letzten sieben Tagen (zum Zeitpunkt der Befragung) Kontakt zu denAdressat*innen gehabt zu haben; ein Viertel hat dies verneint. Dabei fällt auf, dasses vor allem die Beschäftigten der Sozialen Arbeit in den Handlungsfeldern Hil-fen zur Erziehung, im Gesundheitswesen und mit alten Menschen, mit Menschenmit Behinderung, mit Migrant*innen und mit obdachlosen und/oder suchtkrankenMenschen sowie Beratungsangeboten waren, die Kontakt mit den Adressat*innenhatten17. Abb. 3 macht dabei über alle Handlungsfelder hinweg den subjektiv wahr-genommenen Unterschied in der Art der Kontaktaufnahme vor und während der Pan-demie deutlich. Der Rückgang der Kontaktaufnahme von Angesicht zu Angesichtist dabei aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht verwunderlich, diese waren al-lerdings für zahlreiche Handlungsfelder der Sozialen Arbeit keineswegs rechtlichangeordnet. Gerade aus dem Umstand der Kontaktnotwendigkeit ergibt sich u. a. dieSystemrelevanz. Gleichwohl zeigt sich über die Handlungsfelder hinweg, dass ins-besondere die Kontaktaufnahme per Video, Chat oder Telefon zugenommen hat. Vonden Befragten sehen 34% keine Schwierigkeiten darin, dass sich die Kontaktaufnah-

15 Anerkennung in der Gesellschaft und Vorhandensein von Schutzausrüstung stehen in einem signifi-kanten Zusammenhang (X2(19,58)= 34,67, p= 0,000, n= 1350), mit einem geringen Effekt (φ= 0,120,p= 0,000).16 Das Handlungsfeld und der Austausch mit Kolleg*innen stehen in einem statistisch signifikanten Zu-sammenhang (X2(22)= 54,59, p= 0,000, n= 1810), mit einem geringen Effekt (CC= 0,171, p= 0,000; Cra-mers V= 0,123, p= 0,000).17 Das Handlungsfeld und der Kontakt mit den Adressat*innen stehen in einem statistisch signifikantenZusammenhang (X2(11)= 116,05, p= 0,000, n= 1849), mit einem geringen Effekt (CC= 0,243, p= 0,000;Cramers V= 0,251, p= 0,000).

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Vor der Pandemie Während der Pandemie

Abb. 3 Art der Kontaktaufnahme vor und während der Pandemie (n= 1666). (Eigene Darstellung, Anga-be in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)

me zu den Adressat*innen verändert hat, zwei Drittel bewerten die Änderungen aberdurchaus als problematisch (n= 1663). Dies sind insbesondere die Beschäftigten derSozialen Arbeit in den Handlungsfeldern Soziale Arbeit in Behörden, Arbeit mitarbeitslosen und/oder Sozialhilfeberechtigten, mit Menschen mit Behinderung, mitobdachlosen und/oder suchtkranken Menschen sowie Beratungsangeboten18. Worindie Problematik liegt, wird von den Befragten (n= 964) in der daran anschließendenoffen Frageoption konkretisiert, wobei unterschiedliche Aspekte betont werden. Die-se reichen von der fehlenden persönlichen Einwirkungsmöglichkeit im Rahmen desKinderschutzes bis hin zur nahezu banalen Erkenntnis, dass das Begleiten von Men-schen in Krisensituationen eben nicht in Distanz möglich sei (vgl. Nittel und Meyer2018). Eine befragte Person fasst dies so zusammen: „Am Telefon kann man nichtdie gleiche Vertrauensbasis schaffen wie persönlich. Mit Kindern zu telefonieren istschwierig. Hausbesuche, um sich ein Bild zu machen funktioniert nur vor Ort“. Undeine weitere Person konkretisiert diesen Gedanken: „Telefonische Beratung mit denJugendlichen gestaltet sich schwierig. Sie befinden sich im Haushalt und machenmöglicherweise derzeitige Probleme im Haushalt nicht offen“. Aber auch der Weg-fall strukturschaffender Maßnahmen wie ein gemeinsames Abendessen erschwereden Adressat*innen den ohnehin oft problembelasteten Alltag zusätzlich und eröffneden Fachkräften damit einen weiteren ,Krisenherd‘. Außerdem seien beispielsweisein den stationären Hilfen zur Erziehung die Einhaltung der notwendigen Hygiene-maßnahmen einerseits unmöglich. Andererseits nähmen die Konflikte zwischen den

18 Das Handlungsfeld und die Bewertung der Kontaktaufnahme stehen in einem statistisch signifikantenZusammenhang (X2(11)= 47,80, p= 0,000, n= 1663), mit einem geringen Effekt (CC= 0,167, p= 0,000;Cramers V= 0,170, p= 0,000).

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Jugendlichen in solchen Einrichtungen durch das Kontaktverbot weiter zu. Benanntwerden daneben auch ganz allgemein die zu verhindernden sozialen Folgen der Iso-lation von Adressat*innen sowie die damit verbundene Abnahme der Sichtbarkeitder Adressat*innen in der Gesellschaft.

Einen weiteren Eindruck dieser problematischen Veränderung des professionellenHandelns liefern auch die offenen Antworten (n= 410) am Ende des Fragebogens:Für die Adressat*innen brechen aus Sicht der Befragten wichtige Struktur- undStützelemente des alltäglichen Lebens im Zuge des „Lockdowns“ weg. Darüberhinaus werden die Adressat*innen Sozialer Arbeit aus ihrer Sicht im öffentlichenDiskurs zu den angemessenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weit-gehend marginalisiert, obwohl gerade sie besonders stark von den Folgen betroffengewesen seien. Die Aufrechterhaltung des Kontakts zu den Adressat*innen sei durchdie Veränderung der Medien wie Telefon- oder Onlineangebote kaum möglich ge-wesen. Gleichzeitig verweisen einige Teilnehmende darauf, dass sich vor diesemHintergrund die Kontaktzahl mit den Adressat*innen zum Teil deutlich reduziertund die Folgen (z.B. bei psychisch kranken Menschen mit ambulanter Anbindung)unklar sind.

Bei genauerer Betrachtung fällt darüber hinaus auch hier die ungleiche Verteilungder wahrgenommenen Veränderungen zwischen den Handlungsfeldern ins Auge. Soempfinden besonders die Befragten aus den Handlungsfeldern Soziale Arbeit in Be-hörden (z.B. Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)), der Kinder- und Jugendbildung,der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen, der Sozialen Arbeit mit Menschen mitBehinderung sowie im Kontext von Beratungsangeboten die Veränderungen in derKommunikation als problematisch.

Zwei Aspekte heben die Befragten in den verschiedenen offenen Antworten(n= 410) zudem immer wieder hervor:

1. Die Corona-Pandemie und die Folgen verschärfen Arbeitsbedingungen in der So-zialen Arbeit: Die Befragten beklagen einen fehlenden Schutz der Mitarbeitendensowie die professionelle Unmöglichkeit in der eigenen Arbeit (z.B. in Kinderta-gesstätten oder stationärenWohnformen) angeordnete Hygienestandards zu befol-gen. Dieser Umstand werde noch durch die erschwerte Kommunikation verstärkt,weil es aufgrund fehlender technischer Instrumente oder der Home Office-Rege-lungen schwer bis unmöglich sei, die eigenen Kolleg*innen oder Fachkräfte ande-rer Institutionen zu erreichen. Darüber hinaus habe in eigenen Handlungsfelderndie Kompensation durch den Wegfall der ehrenamtlichen Helfer*innen, die zu-meist einer der so genannten Risikogruppen angehört haben, erhebliche personelleRessourcen gebunden19. Auch berichten zahlreiche Befragte, dass sie zu fachfrem-der Arbeit verpflichtet worden seien, offenbar um Minusstunden zu vermeiden.Darüber hinaus verschärft sich die Arbeitssituation, neben der Arbeitsverdichtungin der Institution, durch die Notwendigkeit zur Betreuung der eigenen Kinder.

2. Professionelle Handlungsweisen verändern sich in der Corona-Pandemie:Befrag-te aus dem Bereich der Sozialen Arbeit in Behörden sowie von den Einrichtungen

19 Aus professionstheoretischer Perspektive ist dieser Umstand von ungeheurem Interesse. Immerhin zeigter, dass ehrenamtliche Personen nur unzureichend beruflich erbrachte Leistungen kompensieren können.

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der Hilfen zur Erziehung berichten von der Verletzung professioneller Standards,um überhaupt arbeitsfähig zu bleiben oder unter den spezifischen Bedingungenüberhaupt wieder Arbeitsfähigkeit zu erlangen. Aus diesem Grund beschreibendie Beschäftigten in den offenen Antworten die Wahrnehmung einer verstärktenDigitalisierung. Diese wird nun mit hoher Geschwindigkeit umgesetzt, weil dieGesamtsituation es nicht anders zu lässt. Parallel wird diese Entwicklung von denbefragten Beschäftigten kritisch gesehen, weil die Adressat*innen nicht mehr an-gemessen erreicht werden können und sich auf diese Weise professionelle Hand-lungsweisen verändern. Für einige Befragte birgt die Corona-Pandemie in ersterLinie die Option zu einemDigitalisierungsschub in der Sozialen Arbeit. Dies aller-dings oft um den Preis der Verletzung von Datenschutzstandards sowie der „kopf-losen“ Buchung von kommerziellen Leistungen Dritter ohne Wissen über die Fol-gen. Gerade dieser Umstand lenkt den Blick auf eine große Sorge der Befragten:Dass nach der Corona-Pandemie eine langfristige Änderung der Struktur SozialerArbeit stattgefunden hat und sich unkritisch neue Standards etabliert haben, diebisher als dysfunktional und ablehnungsbedürftig galten.

Abschließend noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Hier sind 55% der Mei-nung, dass das eigene Handlungsfeld nach der Pandemie stärker gefordert sein wird,43% glauben, dass das eigene Handlungsfeld genauso gefordert sein wird wie bis-her und nur knapp 2% sehen ein Zurückgehen der Anforderungen an das eigeneHandlungsfeld. In Abb. 4 ist die Einschätzung der Befragten entsprechend der un-terschiedlichen Handlungsfelder abgebildet. Dabei changieren die Wahrnehmungensowohl zwischen den Handlungsfeldern als auch mit Blick auf das Antwortverhaltenin der jeweiligen Gruppe. Dies ließe sich einerseits mit einer extremen Heterogeni-tät innerhalb der Sozialen Arbeit sowie in den jeweiligen Handlungsfeldern deuten,ebenso aber mit Blick auf die unklare Lage im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

In den offenen Antworten (n= 410) ist das Meinungsbild dagegen eindeutiger:Hier dominiert die Perspektive, dass die Folgen der Pandemie die Soziale Arbeiterst noch treffen werden. Dies gilt einerseits für die Entwicklungen auf Seiten derAdressat*innen, die Befragten rechnen beispielsweise mit einem Anstieg der Zahlvon wohnungslosen Menschen ebenso wie mit einem Wachstum psychischer Er-krankungen. Andererseits sehen sich auch die Beschäftigten mit einer ungewissenZukunft konfrontiert. Einige der befragten Beschäftigten freier Träger*innen sorgensich besonders um ihre Zukunft (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales(BMAS) 2020).

4 Zusammenfassung und Ausblick

Die gezeigten Trends der Befragungsergebnisse liefern einen ersten Eindruck davon,welche Auswirkungen die Corona-Pandemie aus Sicht der Beschäftigten für die So-ziale Arbeit haben kann. Natürlich müssen weitere Analysen folgen. Unabhängigdavon wird aber deutlich, dass die Corona-Pandemie auch aus Sicht der Beschäftig-ten beträchtlichen Einfluss auf die professionellen Arbeitsbeziehungen nimmt. Dies

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zeigt sich mit Blick auf die Sorge um die sich verschärfenden Lebensbedingungender Adressat*innen Sozialer Arbeit, um die sich erschwerenden eigenen Arbeits-bedingungen sowie die Veränderung professionelle Handlungsweisen in Folge derCorona-Pandemie. Insgesamt fällt auf, dass sich – trotz partiell unterschiedlicherSchwierigkeiten oder Besonderheiten in einzelnen Bereichen – v.a. in den offenenAntworten doch recht homogene Einschätzungen und Wahrnehmungen zeigen. Hierkündigen sich für die befragten Personen in der aktuellen Lage Deprofessionalisie-rungstendenzen in der Sozialen Arbeit an (vgl. Meyer 2019). Immerhin vollziehtsich der wahrgenommene Wandel von Standards nicht auf Basis von Wissen aus derSozialen Arbeit. Vielmehr werden Argumente aus anderen Sinnbereichen (Ökono-mie: Arbeitszeit, Medizin: Schließung von Einrichtungen der Wohnungslosen zumSchutz der Mitarbeitenden) entlehnt und notwendigerweise auf die Soziale Arbeitangewendet. Eine allgemeine Aufwertung des Ansehens wird in der Folge geradenicht wahrgenommen und das, obwohl einige Beschäftigte aktuell unter herausfor-dernden Bedingungen arbeiten: Immerhin sind, so wird notiert, einerseits Hygie-neregeln durch den personenbezogenen Charakter der Arbeit kaum umsetzbar undandererseits fehlen noch mögliche Schutzinstrumente. Vor diesem Hintergrund wirktdie Unzufriedenheit mit der fehlenden gesellschaftlichen Anerkennung nicht alleinals inhaltsleere Klage.

Zum Ausblick noch ein tiefergehender Blick in die Daten, der über erste Trendshinausgeht und aufzeigt, welche Veränderungen in Zukunft noch anstehen könnten.In den offenen Antworten zeigen sich aus professionstheoretischer Perspektive Ver-änderungen im antizipierten Mandat. So gibt es in den offenen Antworten Berichteüber die Versetzung zur Stadtpolizei, um hier auf Corona-Streife zu gehen. Dane-ben berichten Befragte davon, dass sie relevante Angebote für die Adressat*innennicht mehr durchführen können, weil die Institutionen die Durchsetzung der Hy-gieneregeln als bedeutsamer begreifen. Aus professioneller Perspektive schätzen dieBefragten hier den Sachverhalt zumeist anders ein. Auch in der Corona-Pandemiemüssen für bestimmte Gruppen weiter Angebote vorhanden sein. In solchen be-rufsethischen Argumentationen im Rahmen der offenen Antworten ist den Teilneh-menden besonders wichtig, dass sie zu keinem Zeitpunkt die eigene gesundheitlicheSicherheit vor das Wohl der Adressat*innen stellen würden. Diese starke berufs-biografische Basisposition findet entsprechend ihren Ausdruck im Ärger über dasgesellschaftliche, mediale und politische Vorgehen: So kritisieren die Befragten inden offenen Antworten das Reden ,über‘ die Soziale Arbeit und ihre Adressat*innenals Ausdruck der Sprachlosigkeit von Disziplin und Profession sowie der geringenWertschätzung der Gesellschaft gegenüber der Sozialen Arbeit aus.

Die sozialen Folgen der Corona-Pandemie werden, nicht nur angesichts der vor-liegenden Befragungstrends, die Soziale Arbeit vermutlich erst in den kommendenMonaten treffen. Vor diesem Hintergrund werden die durch die Fachkräfte der So-zialen Arbeit in der Befragung wahrgenommenen Veränderungen in den Arbeits-bündnissen der Sozialen Arbeit weiter zu beobachten sein. Gerade in den offenen

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Antworten hat sich bereits eine Verschiebung des Mandats ebenso wie die großeSorge vor den wirtschaftlichen Folgen gerade freier Träger angedeutet20.

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20 Das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz ist aus professionstheoretischer Perspektive brandgefährlich: Stattdie wichtige Funktion der Sozialen Arbeit und der in ihr Beschäftigten für die soziale Stabilität von Men-schen sowie damit der Gesellschaft anzuerkennen, können Beschäftigte von Trägern unter diesem „Ret-tungsschirm“ zum Ernteeinsatz oder dem Füllen von Supermarktregalen herangezogen werden.

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