3
02 April 2020 Fachmagazin für Innenarchitektur und Design Porträt – Tale | Special – Shops & Showrooms mit Zukunftspotenzial | Round Table – Die Neuausrichtung des Designers’ Saturday | Materialien – Armaturen, Böden | VSI.ASAI. – Homeoffi es Shops & Showrooms Experten blicken in die Zukunft

spectrooms Shops & Showrooms - Designers' Saturday · 2020. 12. 2. · AZ_FORUM_KIMI_spectrooms_02_2020_230x300.indd 1 03.04.20 12:44 02 | 2020 s pectrooms | F achmagazin für Innenarchitektur

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: spectrooms Shops & Showrooms - Designers' Saturday · 2020. 12. 2. · AZ_FORUM_KIMI_spectrooms_02_2020_230x300.indd 1 03.04.20 12:44 02 | 2020 s pectrooms | F achmagazin für Innenarchitektur

BE CREATIVEFORUM BY OBJECT CARPET

Zeitgeist verlangt nach Raum für individuelle, kontemporäre Ideen. Individuelle Ideen umzusetzen, bedeutet Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung braucht ein Forum, in dem sich die Kreativität entladen kann. Hier ist es – FORUM for Great Ideas: FORUM ist die Inspirationsquelle für maßgeschneiderte Bodenbeläge, die Ihnen maximalen kreativen Spielraum bietet. www.object-carpet.com/forum

meet

KIMI or create your own design

AZ_FORUM_KIMI_spectrooms_02_2020_230x300.indd 1 03.04.20 12:44

02 |

2020

sp

ectr

oom

s | F

achm

agaz

in fü

r In

nena

rchi

tekt

ur u

nd D

esig

n

02April 2020

spectrooms

Fachmagazin für Innenarchitektur und Design

Porträt – Tale | Special – Shops & Showrooms mit Zukunftspotenzial | Round Table – Die Neuausrichtung des Designers’ Saturday | Materialien – Armaturen, Böden | VSI.ASAI. – Homeoffi es

Shops & ShowroomsExperten blicken in die Zukunft

Page 2: spectrooms Shops & Showrooms - Designers' Saturday · 2020. 12. 2. · AZ_FORUM_KIMI_spectrooms_02_2020_230x300.indd 1 03.04.20 12:44 02 | 2020 s pectrooms | F achmagazin für Innenarchitektur

M E S S E V O R S C H A U M E S S E V O R S C H A U

54 | spectrooms 2 / 2020 spectrooms 2 / 2020 | 55

Das erste Novemberwochenende gehört tradi-tionellerweise den Unternehmen in Langen-thal, die das ausgezeichnete moderne Schwei-zer Design und Engineering teilweise seit Ge-nerationen in die Welt hinaustragen.

Zwischen dem 6. und 8. November ist es wieder so weit. Noch lange hin? Bereits haben die Ku-ratoren zusammen mit den Ausstellern ihren

«Enough!?» ist vielseitig und schlitzohrig. Bedeutet es: «Genug, es reicht!», oder meint man damit, es sei ausreichend, genug von allem da? Die Ver­unsicherung ist gewollt, Spannung ebenso. Die Verantwortlichen des Designers’ Saturday um die Projektleiterin Flurina Cantieni wagen den Neu anfang mit vier Gast kuratoren für die teilnehmenden vier Locations. Wir trafen sie zum Gespräch.

Designers’ Saturday 2020

Enough!?

Text Suzanne Schwarz Fotos Holger Jacob Ort in der jeweiligen Location besichtigt und vermessen. Die Konzeptthemen der Orte ihrer Gastgeber wurden mitgeteilt und erklärt, ver-bunden mit der Bitte, die Projekte entspre-chend zu gestalten «Wir können niemanden zwingen, mit seinen Nachbarn zu kommuni-zieren, damit ein homogener spannender Par-cours entsteht. Wir können nur motivieren und unterstützen», erklärt Christoph Goechnahts.

Er hat Ausstellungserfahrung, hat schon mehr-mals Installationen entworfen, die poetisch und ganz ohne fertige Produkte daherkamen und gerade deshalb bei Fachbesuchern wie auch beim Publikum grossen Erfolg hatten.

Interpretationen zum Thema «Enough!?»Es gehe um die Frage, was es noch zu tun gebe, aber auch darum, was schon getan worden sei

und gerade getan werde, so Flurina Cantieni. Es sei ein Vorschlag, der bewusst genügend Raum für Interpretationen lasse. Fachbesucher wie Architekten, Innenarchitekten, Händler, Produzenten und die privaten Besucher suchen Antworten auf die gleichen Fragen wie: «Wie setzt sich die Inneneinrichtungsbranche mit den Themen Kreislaufwirtschaft und Zertifi-zierung auseinander? Wie werden sich

Am runden Tisch erläutern die Gastkuratoren ihre Projekte für die vier Locations. Vor der Wand mit Plänen und Skizzen referieren Katrin Murbach und Fabian Jaggi.

Page 3: spectrooms Shops & Showrooms - Designers' Saturday · 2020. 12. 2. · AZ_FORUM_KIMI_spectrooms_02_2020_230x300.indd 1 03.04.20 12:44 02 | 2020 s pectrooms | F achmagazin für Innenarchitektur

M E S S E V O R S C H A U M E S S E V O R S C H A U

56 | spectrooms 2 / 2020 spectrooms 2 / 2020 | 57

Produkte verändern, wenn Energie und Waren dereinst CO2-neutral produziert werden sol-len? Welche Potenziale schlummern in den Firmen? Welche Vorschläge zu einer nachhal-tigen Produktionsweise machen die Designer? Was ist relevant für Architekten und Innenar-chitekten?» Die Hoffnung der jungen Genera-tion, dazu gehören auch die Kuratoren, liegt darin, Antworten zu erhalten, wie die Firmen auf das Thema reagieren, auszuprobieren und darzustellen, sich vorzustellen, wie ein Gleich-gewicht entstehen könnte zwischen Überan-gebot und Selbstbeschränkung. Innovative Beiträge erwartet man ganz besonders auch von den zukünftigen Gestaltern, den «Young Talents». Auch diesmal sind die Hochschulen aus Basel, Genf, Luzern und Zürich mit dabei.

Die Locations und ihre KonzepteWillkommen in «Colorland»! Christoph Goechnahts lockt Aussteller und Besucher in die bunte Welt der Stoffproduktion von Création Baumann. Man kennt das Haus viel-leicht von früheren faszinierenden Besuchen: Hier wird gewebt, gespult, Kett- und Schussfa-den werden eingezogen. Ratternde Webstühle, Garnlager mit Material in allen erdenklichen Farben und offene Ateliers mit Skizzen und Handproben für neue Texturen und Stoffe säu-men den Weg. Der Kurator stellt seine Fragen zum Thema «Enough!?». In unserer Welt hän-ge alles zusammen, was sei zu viel, was zu we-nig, was bedeute Zusammenhalt? Er will die

Qualität der Verbindungen auskundschaften. Hält das Band, ist das Netzwerk stabil, was passiert, wenn man an einem Faden zieht, löst sich dann alles auf? Entstehen aus Abfällen neue Verbindungen? Er lässt den Besucher ei-nem roten Faden folgen, den man verlieren darf und erneut findet, inzwischen geht man vielleicht neue Wege und entdeckt im dichten Parcours überraschende Zusammenhänge. Um «Transparenz» geht es Fabio Rutishauser bei Glas Trösch. Das bietet sich beim Material Glas an, hat aber auch mit «klarsehen» zu tun. Glas sei zwar transparent und erlaube grandio-se Ausblicke, grenze aber auch ab. Der Gast-geber verteilt seine Inszenierung auf mehrere Stationen und sucht den intensiven Kontakt zu den Besuchern. Er erlaubt einen Blick hinter seine Fassade, macht sich transparent und zeigt, was hinter seinem Produkt steckt. Die labyrinthisch angeordneten Bereiche des Rundgangs öffnen und verschliessen sich, der Weg führt nach draussen, zurück in die helle strukturierte Halle, über Umwege in schmale dunkle Bereiche und ermöglicht immer wieder von Neuem die Auseinandersetzung mit dem Thema. Auch die Aussteller im Aussenbereich machen den Entstehungsprozess ihrer Pro-dukte transparent und rücken den Menschen und seine Bedürfnisse ins Zentrum. Nicht zu-letzt mit wärmendem Feuer und Speis und Trank. Mit ihrem Konzept «Handschlag» wollen Katrin Murbach und Fabian Jaggi von

Ortreport die Aussteller zur Kollaboration einladen. Sie bieten ihnen zusätzlich zur eige-nen Fläche ein neues Element an, den Zwischenraum. Gedacht als Fugenkitt, Wegbe-reiter und Schweissnaht zwischen den ausge-stellten Positionen. Die Einladung, mit den di-rekten Nachbarn zu kommunizieren, über das eigene Vorhaben und eventuelle gemeinsame Weitergänge.

«Die Botschaft ist klar, wir müssen näher zusammenrücken, wollen wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.»

Dadurch erhält der Rundgang eine neue Aus-richtung. Die einzelnen Beiträge, aneinander-gereiht wie an einer Kette, ergeben eine fort-laufende atmosphärische Landschaft. Im bes-ten Fall entstehen so neue Allianzen, die gleich an der endlos langen Bar mit Getränken und Street-Food am Ende des Parcours bekräftigt und beschlossen werden können.

Neue zukunftsgerichtete EpocheIm Herbst 2018 gründeten Marianne Ingold und Gesa Raschke in Bützberg gemeinsam das Atelier Ingold Raschke. Als studierte Innenar-chitektin und Produktgestalterin mit breitem handwerklich-planerischen Fundament – der Lehre als Schreinerin beziehungsweise Hoch-bauzeichnerin – lassen sie die Geschichte, die Gesinnung und das Produkt ihrer Kunden

nach aussen spürbar werden. Sie bewegen sich im Spannungsfeld der Disziplinen Innenarchi-tektur, Szenografie, Produktentwicklung und Kommunikation und sehen insbesondere in der Überschneidung dieser Bereiche und dem daraus resultierenden ganzheitlichen Ansatz ihre Stärke. Zu ihren Erfolgen zählen die von 2014 bis 2017 erfolgreiche Leitung der Kreativ-abteilung mit der Prägung des internationalen Markenauftritts von Zoom by Mobimex. Sie ge-wannen den Wettbewerb anlässlich der Muse-umsnacht Bern 2019 mit der Installation «Das Superschloss» und wurden vom Bundesamt für Bauten und Logistik mit dem Wand-schmuck für die Schweizer Botschaft in Wellington, Neuseeland, beauftragt.

Das Atelier Ingold Raschke wählte als Ausstel-lungskonzept bei Ruckstuhl das Thema «Hülle und Fülle». Der Begriff aus dem 16. Jahrhun-dert meinte die Hülle des Körpers, die Fülle des Magens. Hatte man genug von beidem, konnte man überleben. Heute wird damit das «Zuviel von allem» verbunden, der Überfluss, also «Enough!?». Marianne Ingold und Gesa Raschke denken in diesem Zusammenhang an die Hülle des Menschen, des Produkts, des Raums. Ihr Interesse gilt einem anderen Um-gang mit vorhandener Hülle, der Um- und Weiternutzung abgelegter und den Visionen neuer Hüllen. Diese Gedanken sollen den Aus-stellern als Inspiration, dem Standort als Leit-faden dienen. Wie genau diese Gedanken in

den Raum transportiert werden, bleibt offen und spannend. Die Aussteller präsentieren sich inmitten der Maschinen in der Teppichmanu-faktur. Ein dichtes Gefüge und bewegte Insze-nierungen leiten den Besucher ganz selbstver-ständlich durch die Räume. «Um diese Dichte zu schaffen, beschränken wir uns bewusst auf eine einzige Ebene, auf das Erdgeschoss», ge-ben die beiden Kuratorinnen preis.

«Wir möchten eine lebendige und vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema anzetteln.»

Die sorgfältig ausgearbeiteten Konzepte der Kuratoren versprechen einen inspirierenden und lohnenswerten Rundgang. Unser Wunsch gilt den Gastausstellern, die Anregungen auf-zunehmen und ihre Projekte entsprechend zu planen. Es wäre zum Vorteil aller und würde den einzigen noch existierenden Designers’ Saturday, den in Langenthal, in eine neue zu-kunftsgerichtete Epoche führen.

Nicht dabei in diesem Jahr sind die Standorte Girsberger sowie City Center. Damit wird der Parcours stringenter, die Wartezeiten auf die Navettes mit Sicherheit kürzer. Vieles wird diesmal auch in den Aussenräumen passieren, so auch auf dem kurzen Fussweg zwischen Création Baumann und Hector Egger oder ein mystischer Feuerzauber bei Glas Trösch.

designerssaturday.ch

Die Gastkuratoren 2020Création Baumann: Christoph GoechnahtsDer im Emmental aufgewachsene Szeno­graf und Produktdesigner lebt und arbei­tet in Zürich. Nach seinem BA in Pro­dukt­ und Industriedesign arbeitete er als Produktdesigner und Innenarchitekt. Als Teammanager begleitete er die Entwick­lung vom Studio Hannes Wettstein zum Studio Hürlemann. Christoph Goechnahts besucht den Designers’ Saturday seit dem Jahr 2002. 2014 und 2016 war er Projektleiter der fabelhaften Inszenierun­gen für Horgenglarus und Bauwerk Parkett. christophgoe.ch

Glas Trösch: Fabio RutishauserDer ausgebildete Möbelschreiner und Designer ZHdK bildete sich 2019 im Rahmen einer Designresidency in Portu­gal bei Vista Alegre in der Porzellanher­stellung weiter. Seit Anfang 2019 arbeitet er selbstständig in den Bereichen Pro­duktdesign und Szenografie. Seine Leidenschaft für das Material Holz beglei­tet ihn bei vielen seiner Projekte. Wert­volle Berufserfahrung sammelte er u. a. bei Holzer Kobler Architekten sowie im Studio Hannes Wettstein (heute Hürle­mann). Den Designers’ Saturday kennt er als Besucher sowie zweimaliger Ausstel­ler im Rahmen des Woodwards und des Lista Design Award. fabiorutishauser.ch

Hector Egger Holzbau: Ortreport, Katrin Murbach und Fabian JaggiDas Ortreport­Szenografie­Kollektiv, bei­de mit BA ZHdK Produkt­ und Industrie­design mit Vertiefung Scenographical De­sign, hat sich der ortsspezifischen Re­cherche, den Interventionen und Happe­nings in unterschiedlichen Lebenswelten verschrieben. Gemeinsam haben sie mit dem Literaturmuseum Strauhof gearbei­tet, mit der Manifesta, dem Theater Frei­burg, dem Theater Neumarkt, dem EDA sowie Pro Helvetia, Swissnex und Heller Enterprises. Ausgezeichnet wurden sie u. a. mit «Best architects 2016» und «German Design Award 2017», fürs «House of Switzerland» mit Spillmann Echsle Architekten. ortreport.ch

Ruckstuhl: Atelier Ingold Raschke, Marianne Ingold, Gesa RaschkeMarianne Ingold, BA FHNW Innenarchi­tektur und Szenografie, Gesa Raschke, ausgebildete Möbelschreinerin und Pro­duktgestalterin, Studium Holzgestaltung, Produkt­ und Objektdesign FH Ange­wandte Kunst Schneeberg (D). Beide be­herrschen den Umgang mit Worten, Far­ben, Materialien, Flächen, Körpern und Licht – für sich allein betrachtet oder in Beziehung zum Raum. Bei ihren Arbeiten für private Auftraggeber, Unternehmen oder Institutionen bewegen sie sich im Spannungsfeld der Disziplinen Innenar­chitektur, Szenografie, Produktentwick­lung und Kommunikation. In der Über­schneidung dieser Bereiche und dem da­raus resultierenden ganzheitlichen Ansatz sehen sie ihre Stärke. a-ir.ch

Das Projekt «Hülle und Fülle» des Ateliers Ingold Raschke führt Besucher durch die Inszenierungen in der Teppichproduktion von Ruckstuhl.

Christoph Goechnahts lädt ins «Colorland» zu Création Baumann. Projektleiterin Flurina Cantieni mit Kurator Fabio Rutishauser an ihrer Seite.