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Sperrzone in Andromeda

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  • Nr. 255Sperrzone in AndromedaSie sind die Sektorenwchter! Sie sehen wie Menschen der Erde aus - doch siekmpfen fr Andromeda ...von Clark Darlton

    Man schreibt den 4. Mrz 2404 terranischer Standardzeit. Perry Rhodans Vorsto in die Andromeda-Galaxis,das eigentliche Herrschaftsgebiet der mysterisen Meister der Insel, hat lngst begonnen.Das Fahrzeug, dessen sich Perry Rhodan bei dieser gefahrvollen Expedition bedient, ist die CREST III, dasneue Flaggschiff der Solaren Flotte, ein nahezu unangreifbarer 2500-Meter-Kugelraumer, von 5000Elitesoldaten des Solaren Imperiums bemannt.Da selbst ein solches Riesenraumschiff in akute Gefahr geraten kann, bewies der Zwischenfall aufKA-preiswert, der fliegenden Werft des kosmischen Ingenieurs Kalak. Inzwischen sind Kalak, der Paddler,und seine geretteten Artgenossen zu verllichen Verbndeten der Terraner geworden, und KA-preiswert dientlngst als Sttzpunkt fr die Andromeda-Expedition.Sie sehen wie Menschen der Erde aus - doch sie kmpfen fr die MdI und schtzen die SPERRZONE INANDROMEDA ...

    Die Hautpersonen des Romans:Perry Rhodan - Groadministrator des Solaren Imperiums und Chef der Andromeda-Expedition.Kalak - Ein kosmischer Ingenieur.Gucky - Der Mausbiber berichtet von der Geburt seines Sohnes.Brenda, Hokota, Bogolo und Mologat - Vier Mnner von Andromeda.Icho Tolot - Der Anblick des Haluters wirkt tdlich.Ramolo - Ein neugieriger Admiral.

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    Mit einem wahnwitzigenBeschleunigungsmanver berschritt der KreuzerMOSAKA die Lichtgeschwindigkeit und verschwandim Linearraum. Es war die einzige Mglichkeit, derVerfolgung zu entgehen und die Vernichtung durcheine drohende bermacht zu vermeiden.

    Die bermacht lag weniger in der Anzahl derVerfolger als in der Art ihrer Schiffe, die denTerranern vllig unbekannt war. Es handelte sich umfliegende Dreiecke, die mit ungeheuerenSchockwellen angriffen. Diese Schockwellen eiltenvor den Dreiecken her und vernichteten alles, wassich ihnen in den Weg stellte.

    Selbst die neuartigenHochenergie-berlagerungsschirme der MOSAKAwurden bis zur uersten Grenze ihrerLeistungsfhigkeit beansprucht, und es war nichtvorauszusehen, was geschehen wrde, wenn dasSchiff in die Wirkungszone von vier oder gar fnfSchockbereichen geriet.

    Daher die berstrzte Flucht in die Sicherheit desLinearraums.

    Major Constantin atmete erleichtert auf, als dieDreiecke von den Bildschirmen verschwanden, denndie MOSAKA legte nun bereits in der Sekundemehrere Lichtstunden zurck. Der Andromeda

    vorgelagerte Sternnebel Andro-Alpha - sechstausendLichtjahre Durchmesser blieb schnell zurck.

    Was Major Constantin gesehen hatte, reichte ihm.Sein Auftrag war erfllt.Er konnte zum Sttzpunkt Gleam zurckkehren,

    um Rhodan zu berichten.Begonnen hatte es vor drei Tagen auf Gleam, dem

    strksten Sttzpunkt, den die Terraner je besessenhatten. Er hie Power Center, und genau das war erauch. Insgesamt hatte Rhodan zehntausend Schiffeam Rande des Andromedanebels stationiert, undeines Tages wrde der eigentliche Vorsto in dasUnbekannte beginnen. Vorher war es notwendig, denNachschub zu sichern und die eigene Macht soauszubauen, da sie einem eventuellen Angriffwiderstand.

    Terranische Schiffe kreisten um Gleam, wartetenim Schrotschusystem auf ihren Einsatz, verbargensich in der riesigen Plattform KA-preiswert undpatrouillierten im Raum. Sie bildeten eineStreitmacht, die ihren Gegner suchte.

    Und da begann das Problem.Niemand wute, wer der Gegner war. Sicher, man

    kannte den Namen - die Meister der Insel. Abernoch niemand hatte sie gesehen. Man war nur ihrenHilfsvlkern begegnet, die sie im Kampf gegen dievordringenden Terraner einsetzten. Man wute nur,da die Meister der Insel ein intelligentes und sehrmchtiges Volk sein muten. Sie saen irgendwo im

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  • Andromedanebel im Hintergrund und warteten.Warteten auf den Fehler, den Rhodan machen

    wrde.Aber Rhodan war nicht gewillt, einen Fehler zu

    begehen. Daher die gewaltige Machtflle, die erzusammenzog. Er mute sie im Rcken wissen, umweiter operieren zu knnen. Und er bentigteGewiheit.

    Das war der Grund, warum die MOSAKA undfnfzig andere Kreuzer der Stdteklasse dasUnternehmen Andro-Alpha starteten. ImAlpha-Nebel lebten die Vlker der Maahks bisherenge Verbndete der Meister. Greks Opfertod hatteden Funken entzndet, der diese intelligentenMethanatmer darauf aufmerksam machte, da sienichts als willenlose Sklaven waren. Sie revoltierten.Sie wandten sich gegen ihre bisherigen Herren, dieMeister der Insel.

    Und dann schwieg Alpha.Niemand wute, was dort geschah, aber Rhodan

    vermutete, da die Meister ein schrecklichesStrafgericht abhielten, dem die aufrhrerischenMaahks zum Opfer fallen sollten. Hinzu kam, da derNachbarnebel Beta wie ausgestorben wirkte. Gleamwurde kein einziges Mal angegriffen, kein fremdesSchiff lie sich blicken.

    Auch das mute einen Grund haben.Diesen Grund herauszufinden, war eine der

    Aufgaben der MOSAKA.Darum flog sie nach Andro-Alpha, immerhin

    zweiundsechzigtausend Lichtjahre von Beta entfernt.Und sie stach in ein Wespennest.

    *

    Zwei Tage vorher.Mit kleinen Unterbrechungen, die zur Erholung

    der Antriebsmaschine notwendig waren, befand sichdie MOSAKA fast stndig im Linearraum, auerhalbdes Einstein-Universums.

    Dann tauchten auf den Orterschirmen die Sternedes Alpha-Nebels auf. Major Constantin setzte sichmit den Kommandanten der Begleitschiffe inVerbindung, und die Flotte teilte sich.

    Die Rckkehr zum Sttzpunkt Gleam sollte jedeEinheit nach eigenem Ermessen antreten, sptestensjedoch nach fnf Tagen Terra-Zeit.

    Die MOSAKA verlor die Verbindung zu denanderen Schiffen und setzte ihren Flug vorsichtigfort, immer darauf bedacht, fremden Ortungen zuentgehen. Major Constantin wute, da er ganz alleinauf sich angewiesen war - auf sich, seine Mannschaftund den superschnellen Antrieb seines modernenSchiffes, einer Kugel mit dem Durchmesser voneinhundert Metern.

    Die eigenen Orter waren stndig in Betrieb. Sie

    funktionierten nur dann, wenn die MOSAKA unterdie Lichtgeschwindigkeit ging, aber das gengte. Esgab mehr Ortungen, als die Schirme wiedergebenkonnten.

    Captain Rainer Visser, Erster Offizier derMOSAKA, runzelte die Stirn und strich sich durchdie blonden Haare.

    Wenn Sie mich fragen, Sir, so etwas gibt esberhaupt nicht.

    Constantin sah unbewegt auf die Bildschirme.Die Gerte sind in Ordnung. Captain. Es gibt also

    diese Ortungen, so unwahrscheinlich ihre Mengeauch sein mag. Vielleicht handelt es sich einfach umFlottenansammlungen der Maahks. Sie mssen jadamit rechnen, da die Meister ihnen einigeStrafexpeditionen auf den Hals schicken.

    Oder es sind die Meister selbst, vermuteteVisser und schnitt eine Grimasse. FeineAussichten.

    Fr eine Tapferkeitsmedaille. Major Constantingab dem Navigationsoffizier einige Anweisungen,dann widmete er sich wieder Visser. Noch nie sahjemand einen Meister. Es wrde mich freuen, wennes ausgerechnet uns gelnge.

    Vielen Dank sagte der Captain und machte einGesicht, das von wenig Begeisterung zeugte. Ichverzichte. Vielleicht mu man sterben, wenn man sieansieht.

    Ammenmrchen, knurrte Constantin wtend.Wir haben einen Auftrag und den werden wirerfllen. - Ja, was ist, Sherring?

    Der junge Leutnant von der Navigation kamherbei.

    Sir, wir nhern uns einem Sonnensystem mit vierPlaneten. Sollen wir ausweichen und wnschen Sieeinen neuen Kurs?

    Der Kommandant berlegte einen Augenblick,dann sagte er:

    Vier Planeten? Sehen wir uns an. Aber achten Sieauf die Orter. Sobald sich uns fremde Schiffe nhern,verschwinden wir sofort. Unser Auftrag sagt nichtsvon Feindberhrung.

    Zum Glck nicht, sagte Visser aufatmend.Schon aus einer Entfernung von mehreren

    Lichtstunden war eindeutig festzustellen, dazwischen den Planeten ein reger Flugverkehrherrschte. Ganze Geschwader von Raumschiffenwurden zusammengezogen und in Marsch gesetzt. Eshandelte sich meist um die bekannten schwarzenWalzen der Maahks. Die Frage blieb offen, ob es sichum freie Maahks, oder um die den Meistern hrigenLeibeigenen handelte. Jedenfalls zog Constantin esvor, sich nicht sehen zu lassen und im Hintergrund zubleiben. So lie es sich auch besser beobachten.

    Sergeant Grailor hatte inzwischen dasbersetzergert mit der Funkempfangsanlage

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  • gekoppelt. So war es mglich, die Sendungen derMaahks abzuhren und zu verstehen, solange sienicht verschlsselt waren.

    Major Constantin fragte:Schon Empfang, Sergeant?Beginnt eben, Sir. Die Sendungen sind mit

    Normalfunk und mssen ein paar Stunden alt sein. Spielt keine Rolle. Nehmen Sie alles auf und

    geben Sie mir spter einen zusammenfassendenBericht. Sie wissen ja, worauf es ankommt. Erwandte sich an Visser. Sie bernehmen hier,Captain. Ich bin in meiner Kabine, wenn was ist.

    Visser sah hinter ihm her, bis sich die Tr zumHauptkorridor geschlossen hatte. Er seufzte.

    Der Alte ist ehrgeizig. Er will einen Meister derInsel fangen. Wenn wir uns da nur nicht die Fingerverbrennen.

    Die MOSAKA flog weiter in das System hinein,ohne entdeckt zu werden. Der vierte Planet war einatmosphreloser Felsbrocken von der Gre desirdischen Mondes. Er war, unbewohnt und zeigtekeine Anhaltspunkte fr das Vorhandenseineventueller Sttzpunkte.

    Wenn wir auf ihm landen, berlegte CaptainVisser, wren wir erstklassig getarnt. Wir knnendas ganze brige System beobachten, ohne gesehenoder geortet zu werden. Ich werde den Alten fragen,was er davon hlt.

    Der Alte schlft, sagte Leutnant Sherringwarnend. Ich wrde ihn jetzt nicht stren. Sieknnen eine solche Entscheidung auch ohne ihntreffen.

    Ja, laut Reglement. Captain Visser sah voneinem Bildschirm zum anderen. Es scheint wirklichdie beste Lsung zu sein. Landen wir also. Aberschnell.

    Der felsige Planet kam schnell nher. DieOberflche bestand aus kahlen Gebirgen und weitenHochebenen. Von Wasserspuren war nichts zu sehen.Die unbekannte Welt hatte also wahrscheinlichniemals eine Atmosphre besessen.

    Die MOSAKA sank tiefer und landete schlielichauf dem Gipfelplateau eines vereinzelt stehendenBerges. Da der Planet nur eine langsame Rotationbesa, wrde diese Seite noch viele Stunden derfernen Sonne zugekehrt sein.

    Der Antrieb verstummte, und Major Constantinwurde wach. Er fragte ber Interkom, was passiertsei. Visser klrte ihn auf und betonte, da dieBeobachtungen nun ohne Risiko fortgesetzt werdenknnten.

    Was ist mit den Funkmeldungen?Der Bericht wird Ihnen in einer halben Stunde

    zugestellt, Sir.Danke. Ich warte darauf. Die Ortungen liefen ungestrt weiter. Von

    auerhalb des Systems trafen neue Flottenverbndeein, und nun stellte Captain Visser zum erstenmalSchiffstypen fest, die bisher unbekannt waren.Insgesamt waren es drei verschiedene Geschwader,die zu den Maahks stieen und sich mit ihnenvereinigten.

    Das Geschehen wurde immer rtselhafter.Erst der zusammenfassende Funkbericht gab

    Aufschlu darber, was wirklich in diesemabgelegenen Sonnensystem, dreitausend Lichtjahrevon Alpha Zentra entfernt, geschah.

    Der Bericht lautete:Die einlaufenden Funkmeldungen lassen

    einwandfrei darauf schlieen, da die Flotte derMaahks den Meistern unterstellt ist. Es handelt sichalso nicht um Meuterer, sondern um Leibeigene. DieFlotte sammelt sich zu einem Gegenschlag underwartet Untersttzung vom Andromedanebel. Dieersten drei Geschwader sind inzwischen eingetroffen.Es wird noch ein viertes erwartet, und dann soll dasUnternehmen starten. Die Schtzungen besagen, dabisher etwa viertausend Schiffseinheiten versammeltsind, also eine gewaltige Streitmacht. Aus denMeldungen geht nicht hervor, wer angegriffenwerden soll.

    Wir doch wohl hoffentlich nicht bemerkte MajorConstantin besorgt der in die Zentrale gekommenwar. Ich glaube vielmehr, da der Angriff denmeuternden Maahks gilt. Sie sind unsereVerbndeten, ohne davon zu ahnen. Eigentlich tunsie mir leid. Warum Rhodan sich nicht entschliet,ihnen zu helfen? Wre doch eine einmaligeGelegenheit sich Freunde zu schaffen.

    Er wird seine Grnde haben, im Hintergrund zubleiben, meinte Captain Visser und ghnte. Siesollten mich ablsen, Sir?

    Die MOSAKA blieb noch weitere fnf Stundenauf dem namenlosen Planeten und beobachtete dieAnkunft des nchsten Geschwaders. Diesmal sahendie Schiffe wie plumpe Kreuzer aus, und sie warenvon blauschimmernden Schutzfeldern eingehllt.

    Bis jetzt also schon vier verschiedene Rassen, dievon den Meistern hierher geschickt wurden ...!Constantin schttelte den Kopf. Sie mssen berungeahnte Reserven verfgen.

    Und die Maahks mssen ihnen ungeahnt zuschaffen machen, schlo Captain Visser khn.Wenigstens hat es den Anschein.

    Das wird auch der Grund sein warum sichniemand mehr um den Beta-Nebel kmmert. Constantin nickte mehrmals vor sich hin. Ichglaube, das ist die Antwort.

    Die MOSAKA startete, nachdem die fnf Flottendas System in unbekannter Richtung verlassenhatten. Die entsprechenden Funksprche warenverschlsselt gewesen.

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  • ber die fremden Schiffstypen waren genaueUnterlagen angelegt worden, damit spter Vergleichemit den Beobachtungen der anderen Einheitenmglich waren. Constantin ahnte noch nicht, welcheberraschung ihm bevorstand.

    Die MOSAKA stie weiter in Richtung desNebelzentrums vor und mute mehrmals groenSchiffsansammlungen ausweichen. Meist handelte essich um schwarze Walzen, aber niemand vermochtezu sagen, ob es sich um Leibeigene oder Meuterergegen die Meister handelte.

    Erst eine gigantische Raumschlacht gabAufschlu.

    Die Orter registrierten die gewaltigenFlottenansammlungen auf eine Entfernung vonmehreren Lichtjahren, als die MOSAKA aus demLinearraum ins Einsteinuniversum zurckkehrte. DieBerechnungen begannen, und als dasBordpositronengehirn das Ergebnis bekanntgab,waren fr Major Constantin alle noch bestehendenZweifel beseitigt.

    Das drfte das Ende des Anistandes der Maahksgegen die Meister sein. Es mssen unvorstellbar vieleHilfstruppen aus dem Andromedanebel hiereingetroffen sein. Sie packen die Maahks, wo sie sieerwischen. Ich frchte, wenn die Meister imAlpha-Nebel fertig sind, sind wir an der Reihe. Dannwird es im Beta-Nebel nicht mehr lange ruhigbleiben.

    Funksprche wurden nicht aufgefangen, einZeichen dafr, da Hyperfunksperre bestand. DieMOSAKA mute nher herangehen, um wenigstensber Normalfunk einige Informationeneinzuheimsen. Da sich zwei Sonnensysteme ingerader Linie zwischen der MOSAKA und demSchauplatz der Schlacht befanden, war dasverhltnismig einfach.

    Sie blieben zehn Lichtstunden entferntunbeweglich im Raum stehen.

    Die ersten Informationen kamen herein. Obwohlsie zehn Stunden alt waren, brachten sie die groeberraschung. Major Constantin war zunchstsprachlos, aber als er dann die ersten Worte fand,sprudelte er fast ber.

    Das ist doch fast unmglich! Die Maahks sind es- die aufrhrerischen Maahks - die den Meisterneine Falle stellten! Sie sind in der berzahl und auchan technischer Macht den Andromedanern berlegen!Es ist doch nicht zu fassen!

    Die Funksignale sind zehn Stunden alt! dmpfteVisser.

    Sie sind aktuell genug. Die Maahks waren es, dieauf die Hilfsvlker und Leibeigenen warteten. Daswar vor zehn Stunden, gut. Inzwischen begann dieSchlacht. Laufend kommen neue Informationenherein. Sie werden sehen Erster, die Andromedaner

    verlieren.Er sollte recht behalten.Obwohl die unbekannten Meister die Elite ihrer

    Hilfsvlker zum Alpha-Nebel geschickt hatten,kamen sie gegen den Ansturm der Meuterer nicht an.Ihre Flottenverbnde wurden zerschlagen, wo immersie auf die im Freiheitskampf stehenden Maahkstrafen. Das ging aus Meldungen hervor, die dieallgemeine Lage behandelten und auf frhereBegegnungen anspielten. So wie hier sah es imganzen Nebel aus.

    Die MOSAKA pirschte sich noch nher an denSchauplatz der Geschehnisse heran. Sie bliebunentdeckt, auch dann, als sie nur noch wenigeLichtminuten von dem Inferno berstender undaufflammender Schiffe entfernt war. Die Vielzahl derBauarten und das allgemeine Durcheinander sorgtendafr, da sich niemand um sie kmmerte.

    Nun waren die Funkmeldungen frisch.Das Bild rundete sich ab.In aller Ruhe konnte sich die MOSAKA einige

    Stunden spter wieder zurckziehen. Sie ging aufberlichtgeschwindigkeit und nahm Kurs auf denHauptplaneten des Nebels, auf Alpha Zentra.

    Es sind also mindestens dreiig bis vierzigverschiedene Rassen aus dem Andromedanebel, diean der Vergeltungsaktion der Meister beteiligtsind, sagte Major Constantin bei derOffiziersbesprechung. Captain Visser hatte Dienst inder Zentrale und hrte ber Interkom zu. Dasunterstreicht die Bedeutung, die die Meister demAufstand der Maahks zumessen. Sie bieten alles auf,die Meuterer zu bestrafen. Wir drfen annehmen, dadie Anwesenheit terranischer Einheiten am Randevon Andromeda noch immer nicht entdeckt wurde.Wir haben also die berraschung auf unserer Seite.Das ist es auch, was Rhodan wissen wollte. Zweitenshaben wir festgestellt, da die Lage genau umgekehrtist, wie wir vermuteten. Nicht die Maahks werdengeschlagen, sondern die Hilfsvlker der Meister.Nicht mehr lange und die freien Maahks sind dieHerren des Nebels. Es ist nicht ganz abwegig, andieser Stelle unserer Beobachtungen die Vermutungzu uern, da die Maahks sich mit diesem Sieg nichtzufrieden geben, sondern ihrerseits eine Invasion desAndromedanebels planen. Tten sie das nicht,wrden sie in stndiger Gefahr schweben. Doch dashat Zeit bis spter. Wir haben unseren Auftrag erfllt,aber wir werden uns vor der Rckkehr nach Gleamnoch den Hauptplaneten Zentra ansehen. Ich muerfahren, ob er noch von den Leibeigenen beherrschtwird. Constantin sah sich nach allen Seiten um.Noch Fragen, meine Herren?

    Niemand hatte Fragen.Die MOSAKA ging auf Kurs, nachdem eine letzte

    Standortmessung im Normalraum vorgenommen

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  • worden war.

    *

    Der Planet Alpha Zentra hatte einen Durchmesservon sechsundachtzigtausend Kilometern undumkreiste drei blaue Riesensonnen. Diese Sonnenbildeten den Alphatransmitter, und da er noch immerin Betrieb war und eine Hilfsflotte nach der anderenausspuckte, war mit Sicherheit anzunehmen, da ernoch im Besitz der Meister war.

    Schon bei der Annherung mute die MOSAKAalle Tricks der Tarnung anwenden, um nicht entdecktzu werden. Constantin registrierte insgesamt neunverschiedene Flotten, die er seiner Liste hinzufgte.Aber die Orter zeigten auch riesige Ansammlungender schwarzen Maahkschiffe an, die sich im freienRaum zusammenfanden und Aufstellung nahmen. Eswar anzunehmen, da sie einen Angriff auf AlphaZentra planten.

    Wenn kein Wunder geschah, wrde derTransmitter sehr bald in die Hnde der meuterndenMaahks fallen. Dann wurde den Hilfsvlkern derRckzug nach Andromeda abgeschnitten, falls sie esnicht vorzogen, die gewaltige Strecke im Linearraumzurckzulegen. Jedenfalls htten die Meuterer danndie beste Gelegenheit, ihnen zu folgen und sie zuzerschlagen.

    Major Constantin blieb mit der MOSAKA fastzehn Stunden in unmittelbarer Nhe desHauptplaneten, dann glaubte er, genug gesehen zuhaben.

    Wir werden nach Gleam zurckfliegen, sagte erzu Captain Visser, als der ihn ablsen kam. UnserBericht ist vollstndig, und wenn auch die anderenSchiffe ein hnliches Ergebnis bringen, rundet sichdas Bild ab. Wir wissen jetzt, da die Meister, denAlpha-Nebel verlieren werden.

    Die Maahks sind zu bewundern. Soweit wirwissen, ist es die erste Rasse, die den Meisterneinen nennenswerten Widerstand entgegensetzte undsie vielleicht sogar schlagen wird. Wenigstens hier.

    Leutnant Sherring sagte von den Funkgerten her:Ortungen Sir. Man hat uns entdeckt. Constantin eilte zu den Orterschirmen. Auf ihnen

    waren unzhlige winzige Dreiecke zu erkennen, dieausschwrmten und sich in rasendem Temponherten.

    Constantin fhlte sich sicher. Der neue grneH-Schirm, der den Stdtekreuzer wie eine Schaleumgab, war undurchdringlich fr alle bekanntenWaffen. Er bot den besten Schutz, den man sichdenken konnte.

    Wir werden versuchen, den Ring zudurchbrechen sagte er ruhig.

    Fr wen mgen sie uns wohl halten?

    Jedenfalls haben sie noch nicht das Feuererffnet, bemerkte Visser, schon etwas nervs. Dasist seltsam. Sie wissen nicht, was sie von uns haltensollen. Wir sehen nicht so aus wie die schwarzenWalzen.

    Sherring, schalten Sie den Funk ein. Vielleichtknnen wir was aufschnappen.

    Aber der Translator bersetzte die fremdenSymbole nicht. Es war daher anzunehmen, da dieDreieckschiffe ihre Funksprche verschlsselten, unddamit wurde auch der Translator nicht fertig.

    Kurz darauf traf die erste Schockwelle dieMOSAKA.

    Sie durchdrang den H-Schirm natrlich nicht,sondern prallte gegen ihn, als sei er ein festesHindernis. Das gengte. Die MOSAKA wurderegelrecht vom Kurs abgedrngt und aus ihrer Bahngeworfen. Fr einige Sekunden versagten sogar dieneutralisierenden Antigravfelder, und Constantinkonnte es nicht wagen, das Schiff zu beschleunigen.Der Andruck htte die Mannschaft zu sehr gefhrdet.

    Schockwellen ...? fragte Grailor verwundert.Welcher Art mgen sie sein? Im leeren Raum ...

    Was wei ich ... , knurrte Constantin undberprfte die Instrumente. Die Antigravfelderarbeiteten wieder. Wir verschwinden besser.

    Die MOSAKA stie schnell nach oben vor, wo dieDreiecke eine Lcke in ihrem Einkreisungsringgelassen hatten. Sekunden spter erreichte das Schiffden freien Raum. Die Dreiecke setzten sofort zurVerfolgung an, und eine regelrechte Schockwellebrandete ber die MOSAKA hinweg undbeschleunigte sie noch mehr.

    Es wurde hchste Zeit, das Feld zu rumen.Mit einem wahnwitzigen

    Beschleunigungsmanver erreichte der KreuzerMOSAKA die Lichtgeschwindigkeit und verschwandim Linearraum.

    Wenige Stunden spter lag der Nebel Andro-Alphaweit hinter dem Heck und wurde schnell kleiner.

    Der Lichtfleck vorn, ein wenig verwaschen, warder Beta-Nebel.

    Sechzigtausend Lichtjahre.Fr den neuen Antrieb kein Problem.

    *

    Die kleine rote Sonne Ollus stand direkt amAuenrand des Andromedanebels. Ein einzigerPlanet umkreiste sie, aber es war nun ein toter Planet,nachdem die Bewohner - die sogenannten Biospalter- vernichtet worden waren.

    Aber nicht nur der Planet umkreiste die SonneOllus.

    Ollus hatte einen neuen Satelliten bekommen,einen sehr merkwrdigen Satelliten.

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  • Es war eine Scheibe von sechsundneunzigKilometer Durchmesser und zweiunddreiigKilometer Dicke. In der Mitte der Scheibe lag derRaumhafen mit einem Durchmesser vonsechsunddreiig Kilometern. Die restliche Flche warvon Werftanlagen und Fabrikgebuden bedeckt. Wassich im Innern der gigantischen Scheibe befand, warnur zu ahnen.

    Die Scheibe war KA-preiswert, eine kosmischeReparaturstation.

    Sie gehrte dem kosmischen Ingenieur Kalak.Kalak war kein Mensch, aber seine ueren

    Formen wirkten doch menschenhnlich. Er war etwaein Meter und fnfzig gro, ebenso breit. An seinenHnden waren sechs Finger, vier Greiffinger undzwei Daumen. Diese anatomische Eigenart verliehihm eine auerordentliche manuelleGeschicklichkeit. Hinzu kam, da seine Fe hnlichausgestattet waren und er auch mit ihnen arbeitenkonnte. Kein Wunder, wenn die Paddler, so nanntesich Kalaks Rasse, zu den fhigsten Ingenieuren desAndromedanebels zhlten.

    Kalak war ein Strukturlufer, wie er sich selbstbezeichnete. Wie alle Angehrigen seinermerkwrdigen Rasse konnte er die Molekularstrukturseines Krpers nach Belieben verndern oderauflsen, so da es ihm mglich war, in jede Materieeinzudringen. So war es fr ihn durchaus vllignormal, in einen verschlossenen Maschinenkrpereinzudringen, um dort vorhandene Mngel zubeseitigen.

    Kalaks Haut war tiefschwarz, und auf seinem Kopfwaren keine Haare. Er hatte ein breites flachesGesicht und tief in ihren Hhlen liegende Augen. Erwar ein Sauerstoffatmer.

    Siebentausend Jahre lang hatten die Paddler denAndromedanebel durchstreift und mit ihrenPlattformen den raumfahrenden Rassen ihre Diensteangeboten. Sie waren den Meistern zu gefhrlichgeworden, und das gefllte Todesurteil wurdevollstreckt. Kalak entkam dem Unheil, aber es gelangRhodan, sechstausend weitere Paddler von einemteuflischen Pflanzenplaneten zu befreien. Sie wurdenKalak unterstellt, der somit wieder eine vollbesetzteund funktionsfhige Werkstatt-Station besa.

    Sie stand in den Diensten von Perry Rhodan.Und jetzt umkreiste sie die rote Sonne Ollus, um

    nicht geortet werden zu knnen. Es war die Idee desHaluters Icho Tolot gewesen. Er war der Meinung,da man sie am wenigsten dort vermutete, wo dieMeister der Insel zu Hause waren, nmlich imAndromedanebel. Auerdem war die Ortungsgefahrdrauen im Leerraum wesentlich grer, und imBeta-Nebel gab es bereits den Sttzpunkt Gleam.

    Von Gleam kam auch das Kurierschiff, das soebenauf der riesigen Plattform landete. Der Kommandant

    lie sich sofort bei Rhodan melden und bat, seinenBericht abgeben zu drfen.

    *

    Sie waren alle in Rhodans Kabine versammelt undhielten die routinemige Lagebesprechung ab. Atlanwirkte neben dem Riesen Icho Tolot wie ein Zwerg.Der Haluter war dreieinhalb Meter gro. SelbstMelbar Kasom, zweieinhalb Meter hoch undungewhnlich breit, wirkte klein gegen ihn. Danebenhatte Kalak Platz genommen, der Chef der Plattform,die nun Rhodan als beweglicher Sttzpunkt diente.Von den Mutanten waren John Marshall und diebeiden Zwillinge Rakal und Tronar Woolveranwesend. Gucky fehlte heute. Er trieb sich imInnern der Plattform herum und spielte mit denPaddlern Versteck.

    Wir kreisen nun seit Wochen um Ollus. Rhodanlehnte sich ein wenig vor und sah seine Freunde an.Es ist nichts geschehen, was uns beunruhigenknnte. Unbekannte Raumschiffe haben den PlanetenOllura angeflogen und inspiziert. Sie haben nichtsVerdchtiges vorgefunden, sonst wren sie noch hier.Unser Trick mit den drei abgestrzten Raumschiffenhat gewirkt. Jeder mu annehmen, die Biospalterwren durch die dadurch hervorgerufenenAtomexplosionen umgekommen.

    Was unsere Umlaufbahn um Ollus angeht, so wrezu sagen, da wir hier kaum auszumachen sind,obwohl wir uns am Rande des Andromedanebelsbefinden. Die kleine Sonne bildet einen Orterschutz,wie wir ihn uns besser nicht vorstellen knnen.

    Auf dem Raumhafen der Station stehenzweitausend Schiffe startbereit fr jeden Einsatz, denich befehle. Wir haben die berschnellenStdtekreuzer, von denen nun fnfzig aus demAlpha-Nebel zurckkehrten. Der Bericht wurde mirvon Leutnant Pldger bergeben. Wir haben andereEinheiten, und vor allen Dingen haben wir CRESTIII, das erste Ultraschlachtschiff Terras.

    Die Nachschubverbindungen nach Gleam und vonGleam hierher funktionieren einwandfrei. Jedesunserer Schiffe kann die hunderttausend Lichtjahrenun zweimal berbrcken, ohne Maschinenschadenzu erleiden. Auerdem verfgen wir ber dieunwahrscheinlichen Fhigkeiten der von unsgeretteten Paddler. Sie erledigen alle anfallendenReparaturarbeiten mit einer Przision, die fastunheimlich wirkt. Ich wei welche Fragen Sie mirnun stellen mchten - aber ich will Ihnenzuvorkommen. Schon meine Fachingenieure machtenmich darauf aufmerksam, da es fr Fremdeunmglich sein mu, die Geheimnisse unsererSchiffe so schnell kennenzulernen, wie es bei denPaddlern der Fall war. Welche Reparaturen auch

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  • anfallen, die Paddler werden mit ihnen fertig. Es ist,als wrden sie unsere grten technischen Wunderschon seit Jahren kennen. Sie arbeiten mitwunderbarer Sorgfalt und unglaublicherOrdentlichkeit. Ihnen unterluft dabei kein Fehler.Sie sind verllich - fast zu verllich. Wie kommtdas?

    Rhodan warf Kalak einen Blick zu aber derkosmische Ingenieur gab den Blick nur lchelndzurck. Er blieb stumm.

    Rhodan fuhr fort:Der Bericht Leutnant Pldgers beweist

    einwandfrei, da die Revolution im Alpha-Nebelausgebrochen ist. Die, Meister haben mehr alsvierzig Hilfsrassen ber den Transmittereingeschleust, um der meuternden Maahks Herr zuwerden. Es ist ihnen nicht gelungen. Im Gegenteil.Der Augenblick ist nicht mehr fern, in dem dieMeister ihre grte Schlappe erleiden. Die Maahkswerden den Alpha-Nebel fr sich erobern und dorteine Bastion gegen die Herren des Andromedanebelserrichten. Wenn das geschehen ist, kommt vielleichtdie Zeit, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen.Aber so weit ist es noch nicht.

    Vielmehr habe ich einen anderen Plan.Seit Wochen arbeiten die Positroniken an dem

    Problem. Sie erhielten alle vorhandenen Daten.Auerdem haben Atlan und Tolot vorgeschlagen, dievielen nichthumanoiden Hilfsvlker einfach zuignorieren. Es wre sinnlos - und da pflichte ichihnen bei -, sich mit diesen untergeordnetenIntelligenzen einzulassen. Alle Untersuchungenwerden fr uns zwecklos, wenn wir nicht wissen, wodie Meister der Insel sind, wie sie aussehen, wie siebewaffnet sind und welche Trmpfe sie noch gegenuns in der Hand haben.

    Damit habe ich unsere nchste Planung klarumrissen: wir werden versuchen, die Meister derInsel zu finden.

    Rhodan schwieg. Er begegnete den Blicken seinerFreunde, und er las in ihnen keine besondereberraschung. Der Plan war so logisch, da jeder ihnerahnt hatte. Es gab praktisch keine andereMglichkeit wenn man nicht unttig abwarten wollte.

    Rhodan fuhr fort:Unsere Wissenschaftler haben inzwischen

    herausgefunden, da so gewaltige Ferntransmitterwie die im Alpha- oder Beta-Nebel - und auch wiejener Sechsecktransmitter in unserer eigenenMilchstrae - nur im Zentrum einer Galaxis errichtetwerden knnen. Das hngt mit hyperenergetischenGesetzen zusammen, die ich Ihnen hier nichterlutern kann. Jedenfalls steht fest, da genau imZentrumskern des Andromedanebels ein solcherTransmitter vorhanden ist, und zwar nach demMuster des galaktischen Sonnensechsecks.

    Hchstwahrscheinlich haben wir es auch hier wiedermit sechs blauen bersternen zu tun. Diehyperphysikalischen Gesetze lassen sich nichtumgehen.

    Ich habe vor, diesen Transmitter zu finden, und aufdem Wege dorthin werden wir den Meistern derInsel begegnen.

    Nun eine Frage an Kalak. Ich habe sie ihm schonallein gestellt, aber ich mchte, da er sie mir nocheinmal vor uns allen beantwortet. Kalak, wer sinddie, Meister der Insel? Was wissen Sie von ihnen?Was wissen Sie berhaupt?

    Der Paddler lchelte. Ruhig sagte er:Auch wir wissen nicht, wer sie sind oder wie sie

    aussehen. Es gibt Anhaltspunkte, aber sie sind zuvage, als da sich eine Errterung lohnte. Daseinzige, was ich Ihnen zur Verfgung stellen kann, istdie genaue Katalogisierung des Nebels, den ihrMenschen Andromeda nennt. Damit werden euchJahrhunderte intensiver Forschung erspart. Ich weiweiter, da der Zentrumskern der Andromeda eineverbotene Zone ist. Sie beginnt zehntausendLichtjahre vor dem eigentlichen Zentrum. KeinerRasse ist es erlaubt, in die Sperrzone einzufliegen.Die Grenzen werden von den Sektorenwchternabgesichert. Das ist alles, was ich zu sagen habe.

    Danke. Rhodan nahm einige Karten vom Tisch.Er bltterte sie durch, ehe er fortfuhr: Es handeltsich um Karten, die wir von Kalak erhielten. Siewurden von unseren Positroniken fr unsereMewerte umgerechnet. Demnach betrgt derDurchmesser der verbotenen Zone etwazwanzigtausend Lichtjahre. Sie ist nahezu genausodick. Da Andromeda ungefhr unserer eigenenMilchstrae entspricht, ergeben sich folgendeastronautische Werte: Die Entfernung von hier -Ollus - bis zum Beginn der Sperrzone betrgtvierzigtausend Lichtjahre. In gerader Linie weiterkommt dann fr zwanzigtausend Lichtjahreverbotenes Gebiet, dann wieder vierzigtausendLichtjahre Sternenmasse, bis zumgegenberliegenden Rand der Galaxis.

    Damit sind die kosmonautischen Voraussetzungenklar. Die CREST III hat fnfzig der neuartigenBeiboote vom Typ Korvette an Bord, derenAktionsradius zweihunderttausend Lichtjahre betrgt.Selbst wenn die CREST also verlorenginge, wrenalle fnftausend Mann der Besatzung in der Lage,sich mit den Korvetten in Sicherheit zu bringen.Auch unsere neuen Jger vom Typ Moskito legenohne Risiko hunderttausend Lichtjahre zurck. DieseTatsachen sind die Voraussetzungen fr unserenEinsatz. Wir sichern uns damit selbst im Fall einerKatastrophe den Rckzug.

    Ich habe einige Einwnde von Stabsoffizieren zurKenntnis genommen und mit Atlan durchgesprochen.

    8

  • Wir haben sie als unbegrndet zurckweisen mssen.Es bleibt uns keine andere Wahl, als den Vorsto inden Andromedanebel zu wagen.

    Rhodan nickte den Versammelten zu.Das war es, schlo er, was ich Ihnen sagen

    wollte.

    *

    Am 6. Mrz des Jahres zweitausendvierhundertvierwaren die Vorbereitungen abgeschlossen, die zueinem Unternehmen fhren sollten, das Terraner zumerstenmal in den eigentlichen Andromedanebeleindringen lie.

    Die CREST III hatte einen Durchmesser vonzweieinhalb Kilometern. Sie war das gewaltigsteSchiff, das jemals von Menschen erbaut worden war.Zwanzig Korpuskulartriebwerke gaben ihr eineSchubleistung, die sie mit sechshundertfnfzigSekundenkilometern beschleunigen lie. DreiKalup-Konverter gaben dem Schiff eineberlichtflugreichweite von mehr als einer MillionLichtjahre. Sechzig Transformkanonen verwandeltendie neue CREST in eine unangreifbare Festung. DerH-Schutzschirm war undurchdringlich.

    Die CREST III startete.Die alte Stammbesatzung der CREST II, des

    vorherigen Flaggschiffes Terras, war mit Rhodan indas neue Superschiff umgestiegen. Kommandant waralso immer noch Oberst Cart Rudo. Auch sonst hattesich bei der Mannschaft auer einigen Befrderungennichts gendert.

    Am ersten Tag des Einsatzes stie das Schiffsiebentausend Lichtjahre vor, ohne da etwasgeschehen wre. Dank der genauen Karten desPaddlers Kalak war die Orientierung relativ einfach,und Rhodan lie die CREST nur deshalb inregelmigen Abstnden in den Normalraumzurckkehren, um sich von der Richtigkeit derastronautischen Berechnungen zu berzeugen.Auerdem wollte er wissen, ob man den Vorstobereits bemerkt hatte.

    Aber die Orterschirme blieben leer.Kurz vor dem allgemeinen Wachwechsel

    begegnete Rhodan auf dem Weg zur Kabine Kalak.Er blieb stehen.

    Sie sind schweigsam geworden mein Freund.Fhlen Sie sich nicht wohl?

    Der kosmische Ingenieur zgerte. Man konnte ihmansehen, da er lieber weitergegangen wre. Das warungewhnlich, denn bisher war es fr Kalak immereine Ehre und auch Freude gewesen, sich mit Rhodanzu unterhalten. Stundenlang hatten sie bertechnische Dinge diskutieren knnen oder sich ihreTheorien ber die Entstehung der verschiedenstenRassen in zwei Milchstraen berichtet. Themen gab

    es genug.Es ist nichts, Rhodan, wirklich nichts. Vielleicht

    fehlt mir meine Arbeit. Ich vermisse KA-preiswert. Ihr Stellvertreter, Ingenieur Ositu, ist verllich

    und Ihr guter Freund, Kalak. Sie brauchen sich keineSorgen zu machen. Auerdem gibt es auch auf derCREST genug Arbeit fr Sie. Sie haben also keinenGrund, sich Gedanken darber zu machen, wasinzwischen auf KA-preiswert geschieht.

    Kalak lehnte sich gegen die Wand. Er lchelte.Ich mache mir keine Sorgen. Nicht wegen

    KA-preiswert. So? Weshalb denn?Die verbotene Zone. Wir werden rger haben.Nun lchelte Rhodan.Deshalb sind wir hier. Wenn wir die Meister

    nicht herausfordern werden wir sie niemals finden. Sie irren. Vergessen Sie nicht, da meine Rasse

    mehr als siebentausend Jahre kreuz und quer durchAndromeda flog, und niemals begegneten wir einemMeister. Es ist, als existieren sie berhaupt nicht.

    Rhodans Lcheln erlosch. Wie soll ich dasverstehen? fragte er.

    Ich wollte nur andeuten, da wir es immer wiedernur mit Hilfsrassen zu tun haben werden. Aberglauben Sie mir, auch ich habe darber nachgedacht,was die Meister wohl dazu veranlassen knnte, sichvor allen anderen Rassen zu verbergen. Sehen sie soschrecklich aus, da ihr Anblick jedeKontaktaufnahme verhindert? Sind sie berhauptkrperliche Wesen? Strahlen sie etwas aus, das jedenanderen sofort ttet? Es gibt tausend Mglichkeiten,aber alle sind unwahrscheinlich und nahezuunglaublich. Es kann keine solchen Lebewesengeben. Und doch ...

    Und doch ... was?Kalak stie sich von der Wand ab. Wie ein Klotz

    stand er vor Rhodan.Nichts. Ich wei nichts. Rhodan schttelte den Kopf.Sie wissen eine ganze Menge, Kalak, zumindest

    vermuten Sie es. Haben Sie kein Vertrauen zu mir?Die verbotene Zone - sie ist es, die mir Sorgen

    bereitet. Wenn wir dort eindringen, schweben wir ingrter Gefahr. Ich kann Ihnen nicht sagen, welcherArt diese Gefahr ist, aber meines Wissens kehrte keinSchiff jemals zurck, das die Grenze berflog. Es gabauch Plattformen, die das Verbot miachteten. Wirhorten nie wieder von ihnen und ihren Besatzungen.

    Die CREST ist unangreifbar.Das glaubten wir auch von unseren Plattformen,

    und doch wurde unsere Rasse ausgelscht. Nicht vonden Meistern, aber auf ihren Befehl.

    Rhodan sprte in seinem Innern eine warnendeStimme. Er wute, welches Risiko er einging, denHerrschern einer ganzen Galaxis trotzen zu wollen,

    9

  • ohne sie zu kennen. Er kannte ja nicht einmal ihreSchiffe und Waffen. Er wute berhaupt nichts vonihnen. Vielleicht lebten die Meister auf einemPlaneten, der genau im Zentrum von Andromedaseine Sonne umkreiste, vielleicht war ihre Heimataber auch ganz woanders.

    Vielleicht ...Alle Vermutungen waren sinnlos.Wir werden keine Vorsicht auer acht lassen,

    Kalak, versicherte Rhodan ernst. Ich kenne dieGefahr, glauben Sie mir. Ich kenne sie, ohne sienher definieren zu knnen. Ich wei, da dieMeister die gefhrlichsten Gegner sind, die Terrajemals hatte. Aber eines Tages werden wir ihnengegenberstehen, und dann werden alle Fragenbeantwortet sein. Sie selbst mssen daran ebenfallsinteressiert sein, denn sicherlich wollen Sie wissen,wer damals den Befehl gab, Ihre Rasse auszulschen.

    Der Verantwortliche wird nicht mehr leben.Warum nicht?Es ist nahezu ein Jahrtausend her. Rhodan lchelte kalt.Sie leben ja auch noch, Kalak. Der Ingenieur gab den Blick zurck. Er lchelte

    pltzlich auch.Sie haben recht, Rhodan. Sie haben wirklich

    recht.Spter, in seiner Kabine, lag Rhodan noch lange

    wach auf dem Bett. Er lie alle Ereignisse an sichvorberziehen, die etwas mit dem Meistern derInsel zu tun hatten.

    Je mehr man ber sie wute, desto grer wurdeihr Geheimnis.

    Es mute ein tdliches Geheimnis sein.

    2.

    Fnfhundert Lichtjahre vor Beginn der verbotenenZone wurde Major Kinser Wholey in dieFunkzentrale gerufen. Wholey war Chef derFunkzentrale. Er war Afrikaner, und seine Hautschimmerte so schwarz wie Ebenholz.

    Sir - Ortungen. Eine ganze Menge.Wholey nickte dem jungen Leutnant zu, der Dienst

    hatte. Er berflog die bisherigen Aufzeichnungen undwidmete sich dann den Orterschirmen, auf denenjedoch nichts zu sehen war.

    Nur akustisch? erkundigte er sich.Leider. Auf allen Hyperfrequenzen. Pfeiftne und

    Nebengerusche. Wiederholen sich alle dreiSekunden. Kann also kein Zufall sein.

    Haben Sie schon den Hyperempfnger versucht?Den Bildschirm, Sir? Nein.Dann tun Sie es.Der Leutnant schaltete den groen Bildschirm ein,

    der mit dem Lautsprecher der Hyperfunkanlagegekoppelt war. Nach einigen Sekunden wurde er hell,aber es entstand kein Bild.

    Dafr entstand etwas anderes.Jedesmal, wenn der Pfeifton zu hren war,

    erschien auf dem Schirm ein blagelber Strich undverschwand wieder. Es konnte kein Zweifel daranbestehen, da Pfeifton und Farbstrichzusammengehrten.

    Das ist eine Sache fr den Chef sagte Wholeyund verlie die Funkzentrale. Im Kommandoraumhatte der Erste Offizier, Oberstleutnant Brent Huise,Dienst. Er hrte sich in aller Ruhe an, was Wholeyihm zu sagen hatte. Der Afrikaner schlo: MeinerMeinung nach handelt es sich nicht um den Versucheiner Kontaktaufnahme, sondern um ein automatischabgestrahltes Zeichen ber Hyperfunk. Es gilt alsonicht speziell uns.

    Mag ja sein, knurrte Huise mit dsterer Miene.Da bleibt mir nichts anderes brig, als denKommandanten zu wecken. Der wird schn fluchen.Hat sich gerade hingelegt.

    Warum benachrichtigen wir nicht gleichRhodan?

    Huise nickte erfreut.Ja, warum eigentlich nicht?Rhodan erschien wenige Minuten spter in

    Begleitung Kalaks, der ein erschrockenes Gesichtmachte. Sie gingen alle in die Funkzentrale, wo diegelben Striche noch immer auf dem Bildschirmerschienen. Aus dem Lautsprecher drangen Pfeiftne.

    Durch die Tr spazierte Gucky, der Mausbiber. Erwatschelte bis dicht unter den Schirm, versuchte dieOhren aufzustellen und lie sich dann auf seinHinterteil nieder. Der blitzende Nagezahn bewies,da ihm das Pfeifen Freude bereitete.

    Klingt fast wie eine Symphonie der Ilts,verkndete er mit piepsiger Stimme und sah dabeiKalak durchdringend an. Oder sollte es etwasanderes sein?

    Der kosmische Ingenieur nickte.Es ist etwas anderes. Es ist das Warnzeichen der

    Sektorenwchter. Wir nhern uns der verbotenenZone.

    Es sind noch fnfhundert Lichtjahre bis zurSperrzone, sagte Rhodan. Er betrachtete dieFarbstriche und stutzte. Mir scheint, sie sind gelbergeworden.

    Beim berschreiten der Zone werden sie rot,verriet Kalak.

    Also akustische und optische Warnung, hm ...Rhodans Lippen wurden zu einem schmalen Strich.Er knetete sein Ohrlppchen und strich sich dannber das Kinn. Pltzlich wandte er sich Kalak zu undfragte: Wer sind die Sektorenwchter, Kalak?Schnell, antworten Sie!

    10

  • Gucky hatte Rhodans Zeichen verstanden. Erberwachte Kalaks Gedanken, stie aber wiegewhnlich auf den starken Abschirmblock desPaddlers. Trotzdem pate er auf.

    Die Sektorenwchter ...? Kalak berlegteoffensichtlich, aber dann gab er sich einen Ruck.Was schadet es, wenn ich es Ihnen sage ... Es sinddie Tefroder, Rhodan. Sie gelten als die engstenVertrauten der Meister. Wir haben nur seltenKontakt mit ihnen gehabt, denn sie sind hochmtigund stolz. Wie die, Meister der Insel.

    Wo leben sie?berall vor der Warnzone. Sie haben smtliche

    Planeten besiedelt, die um den verbotenenZentrumskern Andromedas liegen. Zumindest habensie in allen Sonnensystemen, ob bewohnbar odernicht, ihre Wachstationen. Das ist dreidimensional zuverstehen. Die Tefroder umschlieen den Kern wieeine Schale.

    Und sie verhindern, da jemand die verboteneGrenze berschreitet?

    Ja. Sie schlagen unerbittlich zu, wenn es jemandwagt. Wir mssen von nun an jeden Augenblick miteinem Angriff rechnen.

    Unser Schiff hat Kugelform sagte Huise etwasunsicher. Es wird ihnen besonders auffallen, und siewerden sich den Kopf zerbrechen, woher wirkommen.

    ber Kalaks Gesicht huschte ein blitzschnellesLcheln, aber er uerte sich nicht dazu.

    Rhodan hatte das Lcheln bemerkt.Sie mssen doch eine Hauptwelt haben, sagte er

    nebenbei. Wissen Sie etwas darber, Kalak?Der Planet Tefrod umkreist als dritter Planet die

    Sonne Tefa. Sie knnen sie auf den Karten finden,eine gelbe Normalsonne. Hat insgesamt siebenPlaneten. Von dort aus wird das unglaublicheWarnsystem geleitet. Die Tefroder haben im Auftragder Meister viele Tausend Sonnensysteme besetztund fast eine halbe Milchstrae erobert. Sie sind sehrmchtig. Wir werden es bald spren.

    Rhodan sah Kalak einige Sekunden an, dann sagteer zu Huise:

    Sie behalten den bisherigen Kurs bei und bleibenauf Linearflug. Sobald wir uns der Grenze nhern,geben Sie mir Bescheid. Wann wird das sein?

    Wir fliegen relativ langsam. In zwei Stunden etwa

    Gut. Bis spter. Rhodan verlie die Funkzentrale. Huise kehrte in

    den Kommandoraum zurck.Gucky stand auf.Nun, Kalak? Wie wre es mit einem

    Schwtzchen?Aber Kalak schien keine Lust zu haben, mit dem

    Mausbiber zu plaudern. In seinen Augen stand die

    nackte Furcht. Wortlos ging er hinaus auf denKorridor, wo er sich wohl darber klar wurde, da erunhflich gewesen war. Er drehte sich um und kaman die Tr zurck.

    Schn, Gucky. Vertreiben wir uns die Zeit, bisuns die Tefroder dorthin schicken, was die Terranerals Hlle bezeichnen, wo immer das auch seinmag.

    *

    Du weit, Gucky, da ich mich fr dieEntstehung und Entwicklung fremder Rasseninteressiere, sagte Kalak, als er in dem bequemenSessel sa und Gucky ebenso bequem auf der Couchhockte. Das bringt mein Beruf so mit sich - oderwenigstens brachte er es. Ich mute alle Rassenkennen, mit denen ich ins Geschft kommen wollte.Und es gibt hier in diesem Nebel eine ganze MengeRassen. Zwar werden alle von den unbekanntenMeistern beherrscht, aber im Grunde leben sie rechtselbstndig und ungeschoren auf ihren Welten - wennsie brav sind. Deine Rasse, Gucky, das wei ichinzwischen, wurde ausgerottet, als die Orgh deinenHeimatplaneten auf Befehl eines positronischenWissenschaftlers vernichteten. Du hast mir dieGeschichte erzhlt, und du nanntest sie die Spur derRache. Es existieren noch siebenundzwanzig Ilts,wenn ich richtig verstanden habe. Nun mchte ichgern wissen ...

    Achtundzwanzig, sagte Gucky.Kalak sah ihn an.Achtundzwanzig? Aber ich hrte ... o ja, ich

    verga. Du hast einen Sohn bekommen. Kalakbeugte sich vor. Da waren wir eigentlich schon beimThema. Man erzhlte, das sei eine abenteuerlicheGeschichte gewesen. Die Geburt eines Ilt ist miteinigen Komplikationen verbunden. Warumeigentlich?

    Gucky knabberte an einer frischen Mhre, die ersich aus dem Khlhaus der CREST geholt hatte

    Und ob es Komplikationen gab! Aber das hngtdamit zusammen, da es den Planeten Tramp nichtmehr gibt. Tramp war unsere Heimat.

    Was hat das mit eurem Nachwuchs zu tun?Gucky seufzte.Ich sehe, ich mu dir alles erzhlen, sonst fragst

    du dich noch tot. Da du dich fr fremde Rasseninteressierst, drfte die Geschichte fr dich rechtlehrreich sein. Aber so abenteuerlich ist sie nun auchwieder nicht. Es ging alles ganz normal wenigstensfinde ich das. Terraner fanden das allerdings nicht.

    Es begann vor mehr als einem Jahr, als wir unsereAndromeda-Expedition unterbrachen und zur Erdezurckkehrten, um die CREST III abzuholen und denNachschub zu organisieren. Wir erhielten alle

    11

  • unseren wohlverdienten Urlaub. Du weit, da ichverheiratet bin. Meine Frau heit Iltu, und sie ist dasschnste Mausbibermdchen, das du dir vorstellenkannst. Sie ist fast so schn wie ich.

    Aha, sagte Kalak und rusperte sich.Ja, fast so schn wie ich, wiederholte Gucky

    trumerisch. Und schon lange wuten wir, da wireinen Sohn bekommen wrden. Aber kein Ilt wei,wie lange so etwas dauert Es ist nmlichverschieden.

    Kalak schaute ihn berrascht an.Willst du etwa behaupten, die Zeit stnde nicht

    fest bei dieser - hem Angelegenheit? Verschieden?Das gibt es doch gar nicht.

    Doch, bei uns gibt es das. Die Terranerbehaupten, wir seien telekinetisch verspielt gewesen,als sie uns das erste Mal entdeckten. Mag sein dadie Behauptung stimmt. Jedenfalls wei ich heute,da diese sogenannte Spielerei schon vor der Geburtbeginnt. Es gab keine entsprechendenberlieferungen, denn unsere Welt wurde pltzlichvernichtet. Alle Alten starben, und ich selbst wardamals noch zu jung, als da man mich eingeweihthtte.

    Du bist, wenn ich richtig verstanden habe, derlteste aller lebenden Ilts.

    Die anderen berlebenden waren damals nochjnger, sagte Gucky.

    Also gut. Was geschah, als du zur Erdezurckkehrtest?

    Iltu sagte mir, es sei soweit. Unser Sohn mutejeden Moment geboren werden. Ich ging also zuRhodan und bat ihn um ein schnelles Schiff.

    Augenblick, unterbrach Kalak verwundert. Waswolltest du mit einem Schiff?

    Gucky legte sich lang hin und schlo die Augen.Wenn du mich dauernd unterbrichst, werde ich

    die Geschichte nie erzhlen knnen. Halte nunendlich den Mund.

    Der kosmische Ingenieur lehnte sich im Sesselzurck und schlo ebenfalls die Augen.

    Ich bin ganz Ohr, verkndete er.Gucky blieb liegen.Wir erhielten von Rhodan das Schiff und

    warteten. Dazu noch einige Erklrungen. Obwohlnoch sehr jung, als Tramp vernichtet wurde, hatte ichschon einiges gehrt. Ich wute, da die Frage desNachwuchses bei unserer Rasse eine sehr heikleFrage war. Ilts werden zwar sehr alt, aber Geburtenwaren dafr um so seltener. Ein Ausgleich der Natur,wenn man so will. Immerhin wird es Jahrtausendedauern, bis es wieder fnfhundert Ilts gibt.

    Auf Tramp geschah es so: wenn eine Iltmutterfhlte, da ihre Stunde kam, dann alarmierte sie alleNachbarn und Freunde. Ilts sind von Geburt anTelekineten, aber es gab nur wenig Telepathen und

    Teleporter. Beide Fhigkeiten sind zwar bei derGeburt vorhanden, knnen aber nur ein einziges Malgenutzt werden. Ich bin eine Ausnahme, denn ichbehielt alle Fhigkeiten.

    Wird ein Ilt geboren, teleportiert er aus demMutterleib hinaus, einfach ins Ungewisse. Meist sindes nur wenige Kilometer die er so zurcklegt undeinmal rematerialisiert, gibt es keinen zweitenSprung mehr. Er nimmt telepathische Verbindungmit den suchenden Eltern auf, und dann wird ergefunden. So einfach war das auf Tramp.

    Ich vermute, da es auf der Erde nicht so einfachsein wrde.

    Ich hatte recht.Heute wrde ich es so erklren: der ungeborene Ilt

    hat mit den Erbanlagen die Koordinaten des nichtmehr existierenden Planeten Tramp mitbekommen -wenigstens wird das noch bei der auf Trampgeborenen Generation der Fall sein. Ich ahnte das,und darum wollte ich ein Schiff.

    Kalak ffnete die Augen und schien etwas fragenzu wollen; aber dann schlo er sie wieder. Er bliebstumm. Gucky fuhr fort:

    Alle anderen Ilts wollten mich natrlichbegleiten, aber ich nahm nur Gecko und Ooch mit.Ersterer ist ebenfalls Teleporter, und Ooch ist einleidlicher Telepath. Mit ihrer Untersttzung hoffteich, meinen Sohn schneller finden zu knnen. DennEile war geboten. Ein Neugeborenes kommt in einerluftgefllten Blase zur Welt, es kann darin einigeStunden im Vakuum aushalten. Es kam frher oftgenug vor, da geborene Ilts nicht in - sagen wir malzehn Kilometer horizontaler Richtung gefundenwurden, sondern in senkrechter. Ihnen fehlte eben dieOrientierung.

    Rhodan gab uns einen der neuen Moskito-Jger.Der Pilot war Sergeant Dirk Brk, ein guter Freundvon mir. Er strte mich nicht. Der zweite Sitz war soumgebaut, da wir drei Ilts genug Platz hatten.

    Die rote Sonne, um die einst Tramp kreiste, istknapp dreitausendfnfhundert Lichtjahre von derErde entfernt - nicht viel mehr als einMausbibersprung sozusagen. Als Iltu mir dasZeichen gab, starteten wir, versehen mit den gutenWnschen unserer Freunde. Wir nahmen Kurs aufeinen nicht mehr existierenden Planeten.

    Gucky machte eine Pause und knabberte wieder anseiner Mhre. Sein Gesicht war nachdenklichgeworden. Wahrscheinlich wurde er von denErinnerungen berwltigt. Kalak strte ihn nicht. Erhielt die Augen auch weiterhin geschlossen, aberseine ganze Haltung bewies, da er aufmerksamzuhrte.

    Endlich sprach Gucky weiter:Wir standen ber den Hypersender in stndiger

    Verbindung mit Terrania. Das war unbedingt

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  • notwendig. Iltu war ins Krankenhaus gebrachtworden, obwohl das unntig war. Rhodan blieb beiihr im abgeschlossenen Zimmer. Durch Interkom warer mit Bully verbunden, der in der Sendezentrale vonTerrania auf den groen Augenblick wartete, ummich zu unterrichten.

    Du darfst nicht vergessen, Kalak, da wir ja keineAhnung hatten, was nun wirklich geschehen wrde:Alles war nur eine Vermutung. Es konnte auch sein,da der neugeborene Mausbiber einfach nur ein paarKilometer sprang und im Goshun-See bei Terranialandete. Aber auch fr einen solchen Fall warenVorbereitungen getroffen worden Meine Freunde, dieMutanten, warteten Sie wrden die Gedankenimpulsedes Neugeborenen sofort aufspren Auerdemstanden alle Mausbiber zum Eingreifen bereit.

    Wir erreichten die rote Sonne, die einsam imRaum stand.

    Sergeant Dirk Brk war ein ausgezeichneter Pilot.Mit Hilfe der Karten und noch vorhandener Datenfanden wir die Umlaufbahn des nicht mehrexistierenden Planeten Tramp. Einige noch kreisendeTrmmerstcke halfen uns.

    Das groe Warten begann.Rhodan berichtete, da sich noch nichts ereignet

    habe. Iltu lag still auf ihrem Bett und schlief. Ichhatte den Eindruck, da Rhodan allmhlich Zweifelbekam, aber er sagte nichts Sicherlich wute er, daich mit solchen Dingen keine Scherze treiben wrde.

    Die Zeit verging.Bork lie den Moskito um die rote Sonne kreisen.

    Ziemlich schnell, wie ich noch erwhnen sollte.Und dann, zwei Tage spter, sagte Rhodan

    pltzlich:Gucky - es mu soweit sein.Warum? Was sagt Iltu?Nichts. Sie ist wach und starrt mich an. Sie sieht

    pltzlich so schmal aus. Ich knnte mir denken ...Das ist es, sagte ich aufgeregt. Wir beginnen

    sofort mit der Suche. Gib mir Bescheid, wenn Iltu zusprechen beginnt.

    Dirk Brk legte richtig los. Er jagte unser kleinesSchiff um die rote Sonne, immer auf der altenKreisbahn des Planeten. Ooch und ich konzentriertenuns auf einfallende Impulse, aber es dauerte fast eineStunde, ehe wir etwas empfingen. Es waren sehrschwache und unregelmige Impulse. Ooch und ichpeilten die Quelle an, Bork steuerte nach unserenAngaben.

    Und dann sahen wir es.Mitten im Raum schwebte ein winziger Punkt. Er

    sah aus wie ein kleiner Asteroid. Er raste mitunvorstellbarer Geschwindigkeit dahin, - genau aufdie Sonne zu, in die er unweigerlich hineinstrzenwrde.

    Brk ging nher heran.

    Meine letzten Zweifel schwanden, als wir dasObjekt deutlich auf den Bildschirmen hatten. DieGre stimmte, und auch die Kugelform. Die Blaseenthielt Atemluft in konzentrierter Form und dasNeugeborene - meinen Sohn.

    Gucky schwieg. Kalak schien etwas fragen zuwollen, aber wiederum sagte er nichts, sondernwartete.

    Gecko und ich sprangen gemeinsam nach drauen.Wir fingen die Kugel telekinetisch ein und brachtensie ins Schiff. Sie bestand aus einem weichen, abersehr widerstandsfhigen Material.

    Whrend Brk Kurs auf die Erde nahm,kmmerten sich Gecko, Ooch und ich um die Kugel.Sie widerstand allen Versuchen, sie zu ffnen. Auchdie Gedankenimpulse aus ihrem Innern warenverstummt. Aber manchmal, wenn man genauerhinsah, entdeckte man zuckende Bewegungen aufihrer Oberflche.

    Rhodan berichtete, da Iltu wohlbehalten undguter Dinge sei, was man in jenen Stunden von mirnicht behaupten konnte.

    Wir rasten zur Erde und erreichten sie wenigeStunden spter. Der Moskito war schrottreif, aber daswar mir in jenen Augenblicken vllig egal. DieKugel wurde ins Krankenhaus gebracht. Als Iltu siesah, an sich ri und an die Brust drckte, geschah es.Die Haut der Kugel platzte auf, und ein kleinerMausbiber, nicht grer als die Hand einesMenschen, fiel auf die Bettdecke.

    Ich werde Rhodans Gesicht nie vergessen, das erin diesem Augenblick machte. Sein Blick wanderteimmer wieder von mir zu meinem Sohn und zurck.Ich habe noch nie in meinem Leben ein derarterstauntes Gesicht gesehen.

    Dabei war mein Sohn wirklich ein Prachtexemplar.Meine und Iltus Schnheit schienen sich in ihmverdoppelt zu haben. Er hockte auf der Bettdecke undsah sich interessiert nach allen Seiten um. AlsSekunden spter Bully das Krankenzimmer betrat,stie mein Sohn einen entsetzten Piepser aus undverkroch sich unter Iltus Decke. Das wiederumkonnte ich als Beweis fr die bereits vorhandeneIntelligenz meines Sohnes werten - und fr seineMenschenkenntnis.

    Ja, eigentlich wre das alles. Wie du siehst, Kalak,die Sache mit unserem Nachwuchs ist nicht soeinfach. Wenn alle Mausbiber heiraten, knnen wireine stndige Geburtenflotte um die Sonne Trampskreisen lassen.

    Kalak lchelte. Er fragte:Kompliziert, zugegeben Aber was hat das damit

    zu tun, da Mausbiber sich nur langsam vermehren?Es dauert so lange, Kalak, schrecklich lange. Ich

    habe nun einen Sohn. Vor fnfzig Jahren werde ichkeinen zweiten haben. Mehr als zwei oder drei

    13

  • Kinder kann eine Mausbiberfrau in ihrem Lebennicht bekommen.

    Kalak lchelte pltzlich nicht mehr.Die Natur hlt immer die Waage Gucky. Wem sie

    tausend Nachkommen im Jahr gibt, dem schenkt siekein langes Leben. Wem sie aber nur zweiNachkommen in einem Jahrhundert schenkt ...Gucky, wie alt wirst du?

    Gucky grinste.Das wurde ich schon oft gefragt, aber ich habe

    diese Frage niemals beantwortet. Sein Nagezahnkam hervor und bewies, wie gut die Laune seinesBesitzers war. Und dir werde ich es auch nichtsagen.

    Wenn ich die Relationen bercksichtige undannehme, da du in dieser Rechnung keineAusnahme bist wrde ich auf tausend Terrajahretippen. Beachtlich, Kleiner, sehr beachtlich.

    Wie heit dein Sohn eigentlich? wollte Kalakwissen.

    Keine Ahnung.Was sagst du? Keine Ahnung? Du weit den

    Namen deines Sohnes nicht mehr?Nie gewut, Kalak. So einfach ist das nicht. Es

    gibt tausend Vorschlge - Michl, Rabauke, Ulfi, Fuxoder gar Alexander. Alle nicht akzeptabel. MeinSohn soll einen Namen erhalten, wie es ihn nochniemals gab. Mir wird schon einer einfallen. Ichdachte an Rene.

    Ach, das ist ein neuer Name? Ich kann mich aberentsinnen, da ich den Namen schon mal irgendwohrte. Der Mechaniker ...

    Gucky war nie um eine Ausrede verlegen.Wenn ich jemand Rene nenne, so ist das etwas

    anderes. Dann ist dieser Rene nur einmal vorhanden,und wenn es tausend andere gibt. Aber ich werde ihntrotzdem nicht so nennen. Hat ja noch Zeit.

    Wie lange Zeit?Bis er hrt, wenn ich ihn rufe.Kalak lachte nun sehr laut und ungeniert.Dann braucht er nie einen Namen. Gibt es denn

    einen Mausbiber, der hrt, wenn man ihn ruft?Gucky wollte gerade etwas entgegnen, als die

    Alarmsirenen durch das Schiff gellten.Die pltzliche Stille verriet, da die CREST in den

    Normalraum zurckgekehrt war.

    *

    In der Kommandozentrale der CREST herrschteatemlose Spannung.

    Auf den Bildschirmen standen die vielen MillionenSterne des Andromedanebels. Es waren die Sternedes Ballungszentrums.

    Abermals Energieechos, sagte Major Wholeyaus der Funkzentrale.

    Auf den Hyperbildschirmen waren die Strichetiefrot geworden.

    Die CREST stand vierhundert Lichtjahre tief in derverbotenen Zone.

    Rhodan und Atlan sahen sich an.Jemand versucht, Verbindung mit uns

    aufzunehmen, sagte Rhodan Atlan hob dieSchultern. Die Geste verriet Unschlssigkeit.

    Vielleicht gelten die Signale nicht uns.Kalak und Gucky kamen in den Kontrollraum.

    Rhodan winkte dem kosmischen Ingenieur. In kurzenWorten unterrichtete er ihn von der Lage.

    Vielleicht knnen Sie etwas mit den seltsamenEchos anfangen, die wir auffangen. Sie kommen berden Hyperempfnger. Entfernung etwa zwei bis dreiLichtjahre.

    Kalak gab keine Antwort. Er ging hinber zurFunkzentrale und stellte sich neben Wholey.Aufmerksam beobachtete er die Orterschirme,lauschte auf die Gerusche, die aus denLautsprechern kamen, und streifte die rotenWarnstriche mit einem kurzen Blick.

    Funksignale, sagte er schlielich mit einemmerkwrdigen Gesichtsausdruck. Es sind mirbekannte Symbole, aber ich mu erst berlegen ...schon lange her, wissen Sie ...

    Rhodan war ihm gefolgt.Wissen Sie, was sie bedeuten?Ich glaube, ich werde es bald wissen. Damit aber

    ist die Frage geklrt, von wem sie stammen. Erlchelte.

    Sie knnen sich vielleicht vorstellen, wie das ist.Man kennt eine Menge Sprachen, aber man wei oftnicht, wer sie spricht. Man versteht, aber das ist auchalles.

    Rhodan nickte. Er kannte das.Die Echos wurden strker und deutlicher. Rhodan

    sah, da Kalaks Aufmerksamkeit stieg Ruhig warteteer ab, mehr konnte er sowieso nicht tun.

    Kalak sagte pltzlich:Es sind zweifellos Notsignale, aber ich glaube

    kaum, da sie uns gelten. Es ist reiner Zufall, da wirsie empfangen. Die Sprache kenne ich, wenn auchnicht perfekt. Es mu eine Rasse aus dem Vorfeld derverbotenen Zone sein. Immerhin steht fest, da siedie Grenze berflogen hat. So wie wir. Die Hilferufebeweisen, da die Tefroder nicht schlafen. Sie habenden Eindringling geortet und greifen ihn an - daswenigstens ist es, was ich vermute.

    Rhodan wandte sich an Wholey.Was ist mit den Ortern? Schon Echos?Der Major stand vor den Kontrollen der

    Ortergerte. Er stellte die entsprechenden Schirmeschrfer ein und ging systematisch dieEntfernungsskala durch.

    Als die Meinstrumente drei Lichtjahre anzeigten,

    14

  • erschien etwas auf den Schirmen.Zwei metallische Krper.Ihre Form war nicht auszumachen, nur ihre Masse.

    Es handelte sich zweifellos um Raumschiffe. IhreBewegung durch den Raum war nur geringfgig, unddas eine der Schiffe mute wesentlich groer sein alsdas andere.

    Was sagen Sie, Kalak?Kalak sah Rhodan nicht an, als er antwortete:Das eine der Schiffe - das grere - ist zweifellos

    ein Wachschiff der Tefroder. Es hat den Eindringlinggestellt und wird ihn, falls sich die Methoden in denvergangenen Jahrhunderten nicht gendert haben,vernichten. Die Hilferufe sind zwecklos. Niemandwird ihm beistehen. Auerdem erhht sich fr unsdie Gefahr der Entdeckung. Es ist ohnehin einWunder, da wir noch nicht angegriffen wurden.

    Rhodan kehrte in die Kommandozentrale zurck.Cart Rudo sah ihm erwartungsvoll entgegen.

    Wir sollten uns aus dem Ortungsbereich derTefroder entfernen, ohne die beiden Schiffe aus denAugen zu lassen. Rhodan sah auf die Bildschirme.Haben wir in der Nhe eine Sonne, deren KoronaOrtungsschutz verspricht?

    Zwei Lichtmonate, Sir. Wre geeignet.Dann schnell, ehe wir entdeckt werden. Die

    Begegnung mit den Tefrodern erfolgt noch frhgenug.

    Cart Rudo handelte sofort und mit unheimlicherPrzision. Er ri das gigantische Schiff vom Kursund lie es im Linearflug auf die nahe Sonne zueilen.Schon eine halbe Stunde spter nherte sich dieCREST, mit eingeschalteten H-Schirmen drang siebis in die Strahlungsfelder des Sterns vor und gingdann in eine Kreisbahn. Hier war jede Ortungunmglich, aber man konnte auch nicht mehr geortetwerden. Die Symbole der beiden fremden Schiffewurden zu undeutlichen Schatten auf den Schirmen,aber wenigstens verschwanden sie nicht vllig. Eslie sich somit auch in dieser Situation feststellen, obsie ihre Position nderten oder nicht.

    Rhodan atmete aufWir htten jetzt auch weiter in die verbotene Zone

    eindringen und so verschwinden knnen, aber ichmchte wissen, wer der Eindringling war. Michinteressiert jede Rasse, die den Befehlen derMeister zuwiderhandelt. Es knnten spterVerbndete werden.

    Kalak lchelte gelassen.Es gibt viele Rassen, die sich nur wenig um die

    Verbote kmmern. Sie liegen in stndigem Konfliktmit den Tefrodern - wenigstens war das vorachthundert Jahren so. Warum sollte sich dasgendert haben?

    Wir legen eine Ruhepause ein. Rhodan klopfteCart Rudo auf die Schultern. Schlafen Sie ein

    wenig, Oberst. Ich frchte, wir werden bald eineMenge zu tun bekommen. Die Orterschirme mssenstndig kontrolliert werden. Sobald eine Vernderungerfolgt, mchte ich unterrichtet werden.

    Er verlie die Kommandozentrale.Rudo teilte eine neue Wache ein und folgte ihm.

    *

    Das kann Stunden dauern, sagte Kalak zuGucky. Hast du Lust zum Schlafen? Ich jedenfallsbin nicht mde.

    Ich bin noch nie mde gewesen versicherteGucky und grinste. Was fr eine Geschichte willstdu denn diesmal hren?

    Auch Kalak lchelteKeine richtige Geschichte eigentlich. Es wrde

    mich interessieren, wie es auf der Erde aussieht - dasist doch der Name des Heimatplaneten der Terraner.Wie ist seine soziologische Stellung innerhalb desImperiums? Ich hrte einiges darber, kann mir aberkein richtiges Bild machen.

    Gucky ghnte.Ein Thema, fr das ich nicht viel brig habe. Ich

    wei auch nicht, was ich dir alles erzhlen darf -immerhin gehrst du einer Rasse an, die in eineranderen Galaxis wohnt. Aber ich will versuchen,deine Neugier zu befriedigen. Wenn du willst, dannerzhle ruhig. Ich frage dann schon.

    Wo soll ich anfangen? Die Erde ... man nennt sieauch Terra ... ist der dritte Planet einer gelben Sonneziemlich am Rande unserer Galaxis. Die Terranerwaren eine durch verschiedene Nationen zerrisseneRasse, die sich Jahrtausende bekriegten Dannentwickelten sie die Raum fahrt, und was nur wenigevorausgeahnt hatten, wurde Wirklichkeit: dieNationen verschwanden, die Grenzen fielen. Eineganz natrliche Entwicklung, wenn man die ganzelange Geschichte kennt, die zur Grndung desImperiums fhrte. Die Arkoniden wurden entdecktein gemeinsamer Feind gefunden und das fhrte zurEinigung.

    Eine hnliche Entwicklung ist berall zubeobachten. Sie ist logisch Aber: was ist heute mitTerra?

    Unsere Expedition nach Andromeda brachte esmit sich, da wir die Erde lange nicht sahen, aberRhodan hatte dafr gesorgt, da verlliche Mnnersein Werk weiterfhrten. Es hat sich nicht vielgendert. Zwar brach die groe galaktische Allianzzusammen, aber dafr entstand das kleinere und vielmchtigere Solare Imperium. Das Zentrum ist Terra.Rhodan ist Administrator, und er besitztuneingeschrnkte Macht. Aber die Vollversammlunghat das Recht, den Administrator abzusetzen, sollte ernicht im Sinne der Menschheit handeln.

    15

  • Wie ist es mit der Wirtschaft?Jeder hat die Freiheit zu leben und zu arbeiten,

    wo er mchte. Jeder kann sich durch eigene Arbeitund eigenes Knnen bereichern, solange das nicht aufKosten der Allgemeinheit geschieht. Verbrechen sindselten. Sie bringen nichts ein, hchstens einenkostenlosen Aufenthalt in einer Strafkolonie.

    Hrt sich ideal an. Und wie geht es weiter? Wenndie Terraner es nicht fertigbrachten, dieverschiedenen Massen der eigenen Milchstrae zueinigen, was wollen sie dann hier in einer fremdenGalaxis?

    Gucky legte sich hin und schaute zur Decke.Neugier, Kalak, nichts als Neugier. Die Terraner

    waren schon immer neugierig. Sie wollen alleswissen. Du mut dir vorstellen, da sie im Zentrumder Milchstrae den Sonnentransmitter fanden. Siewollten wissen, wer ihn gebaut hat. Alle Spurenwiesen hierher. Und so gelangten sie auch hierher. Eswar ein langer Weg. Glaubst du, da sie ihn einfachzurckgingen, ohne alle Fragen gelst zu haben?

    Neugier ist die Triebfeder allen Fortschritts, gabKalak zu.

    Du sagst es. Auerdem ist es strategisch wichtig,sich den Rcken freizuhalten. Schon zweimal wurdeversucht, von hier aus unsere Galaxis zu erobern.Zweimal milang der Versuch. Das dritte Mal knnteer gelingen. Die Terraner mssen wissen, wer dieMeister der Insel sind und ob man mit ihnen einAbkommen schlieen kann. Sie mssen in Erfahrungbringen, ob ihnen von diesem Volk Gefahr droht,oder ob ein stndiger Friede mglich ist. Darum sindwir hier.

    Das klingt alles sehr einleuchtend. Kalak nickte.Die Erde mu ein groartiger Planet sein, und ichbewundere die Terraner. Sie haben mehr geleistet alsalle Rassen, die ich hier kenne. Aber die Terranersind frei, was man von unseren Vlkern nichtbehaupten kann. Soll man deswegen nun dieMeister bewundern?

    Nein, das sollte man nicht. Sie herrschen, undzwar mit Voreingenommenheit und brutaler Gewalt.Man kann auch weise herrschen, aber genau das tundie Meister nicht. Und darum mssen wir siefinden.

    Und bekmpfen? Mit einem einzigen Schiff?Wir haben zehntausend Schiffe. Aber manchmal

    gengt ein einziger Mann, um einen Krieg zuentscheiden.

    Kalak stellte keine Fragen mehr. Er dachte nach.Gucky schlo die Augen.Wenige Minuten spter verkndeten zarte

    Brummtne, da er eingeschlafen war.

    3.

    Rhodan fuhr auf, als der Interkom summte.Er sah auf die Uhr. Er hatte gerade zwei Stunden

    geschlafen.Was ist?Cart Rudos Gesicht erschien auf dem Bildschirm.Neue Energieechos, Sir. Sehr starke. Sie lassen

    auf eine ungewhnlich hohe Energieausstrahlungschlieen - das Wort atomare Explosion mchte ichnoch vermeiden.

    Es knnte aber eine sein?Ja.Und wo?Wo die beiden Schiffe geortet wurden. Die

    Schirme zeigten die Geschehnisse nur sehrundeutlich, weil wir ja noch immer um die Sonnekreisen, aber zweifellos ist etwas geschehen, was unsinteressieren sollte.

    Rhodan nickte dem Kommandanten der CRESTzu.

    Also gut. Ich bin gleich da.Schnell kleidete er sich an und unterrichtete Atlan.

    Sie erreichten fast gleichzeitig dieKommandozentrale.

    Rudo kam ihnen entgegen.Das eine der beiden Schiffe - das grere -

    entfernt sich. Das kleinere bleibt zurck, Sollen wirnachsehen?

    Ich bin dafr, sagte Atlan.Rhodan selbst leitete das Anflugmanver. Das

    Schiff wurde in den Alarmzustand versetzt. Esscherte aus der Umlaufbahn aus und beschleunigte.Als es im Linearraum untertauchte, verschwandenalle Echos von den Orterschirmen. Man flog blind.

    Aber nicht lange. Dann kehrte man insEinsteinuniversum zurck, wo alle Instrumente sofortwieder einwandfrei funktionierten. Auch optisch wardie Entfernung zu dem gesuchten Objekt nun sogering geworden, da es auf den normalenBildschirmen auszumachen war.

    Es war ein Schiff. Die Meinstrumente gaben an,da es nicht ganz zweihundert Meter lang undfnfundvierzig Meter dick war, Walzenform hatte,mit einem spitzen Bug und einem flachen Heck. Daswar an sich keine besonders auffllige Bauart. Selbstin der Milchstrae gab es Vlker, die hnlicheSchiffe bauten.

    Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, daes sich um ein Wrack handelte. Es war von einemzweifellos berlegenen Gegner zusammengeschossenworden.

    Rhodan fragte:Wo steckt Kalak? Er knnte uns einige Fragen

    beantworten.Der kosmische Ingenieur kam in Begleitung

    Guckys. Es schien, als seien die beidenunzertrennlich.

    16

  • Die CREST war nher herangeflogen und standnun knapp zwei Kilometer von dem Wrack entferntstationr im Raum. Alle Einzelheiten waren inberdeutlicher Schrfe zu erkennen MehrereEnergieschsse hatten das fremde Schiff in der Mittegetroffen. Der Bug war offen, und im Heck waren dieAntriebsdsen verbrannt.

    Kalak studierte die Bildschirme, dann nickte er -eine Geste brigens, die er den Terranern abgeschauthatte.

    Ja, den Typ kenne ich. So bauen diehalbhumanoiden Gaids. Sie sind sehrmenschenhnlich, bis zu ein Meter und achtzig gro.Sie haben zwei Arme und zwei Beine, aber eineblaugrne Haut. Der Kopf ist nur faustgro undbesteht auf der Vorderseite nur aus einem einzigengroen Facettenauge. Haare haben sie nicht, und derKopf sitzt auf einem zehn Zentimeter langenSchlauchhals. Er sah Rhodan an. Wollen Sie nochmehr ber die Gaids wissen?

    Alles, bitte.Nahrungs- und Sprechffnung befindet sich

    direkt unter dem Hals im breitschultrigen Krper,und dort sitzt auch das Gehirn. Wie Sie sehen hat derKopf nur eine untergeordnete Bedeutung. Er ist nurdas Trgerelement fr die Sinnesorgane, die ihreBefehle durch komplizierte Nervenleiter vom Gehirnerhalten. Die Gaids sind ein tchtiges raumfahrendesVolk und beherrschen viele Sonnensysteme. Sie sindharte und erbarmungslose Gegner und dafr bekannt,da sie sich nur ungern den Anordnungen derTefroder beugen. Immer wieder, so ist mir bekannt,versuchen sie es, in die verbotene Zone einzudringen,um Handelsbeziehungen zu den sagenhaften Rassenaufzunehmen, die dort existieren sollen. WieGerchte besagen soll es diese Rassen tatschlichgeben, denn anders sind die unglaublichen Gewinnenicht zu erklren die die Gaids oft bei solchenUnternehmungen erzielen.

    Das klingt alles recht abenteuerlich, sagteRhodan langsam und sah Atlan dabei an. Und sogeheimnisvoll. Ich bin gespannt, was hier nunwirklich gespielt wird.

    Das wei niemand.Und was ist mit dem Wrack?Es wird ein Schmuggler gewesen sein, ein

    Hndler, der schnell reich werden wollte. Er wurdevon einem Wachschiff der Tefroder aufgebracht undvernichtet.

    Dann knnten die Gaids eventuell wertvolleVerbndete werden?

    Nicht ausgeschlossen. Ich hatte frher mit ihnenzu tun und kann mich mit ihnen verstndigen.

    Rhodan sah wieder auf die Bildschirme. Atlan, derneben ihm stand, meinte:

    Die Tefroder haben auf die vllige Zerstrung des

    Schiffes verzichtet. Wir sollten es uns ansehen.Ganz deiner Meinung. Rhodan ging zum

    Interkom und schaltete die Anlage ein. Ich schickeein Kommando hinber.

    *

    Der Trupp setzte sich aus Wissenschaftlern undeinigen Offizieren zusammen.

    Die CREST hatte sich dem Wrack soweit genhert,da die Mnner ohne besondere Hilfsmittel einfachaussteigen und die wenigen Meter schwebendzurcklegen konnten. Oberst Rudo hatte denH-Schirm abgeschaltet. An den Ortungsgertensaen Major Wholey und seine Leute. Sie wrdenjede Annherung eines fremden Schiffes rechtzeitigbemerken.

    Major Don Redhorse, der Chef desLandekommandos, fhrte dieUntersuchungskommission an.

    Gucky und Marshall, der Leiter desMutantenkorps, ordneten sich den Anweisungen desMajors unter, ohne Fragen zu stellen. Sie waren indiesem speziellen Fall nichts als Begleitkommando.ber Funk standen sie alle mit derKommandozentrale der CREST in Verbindung.

    Benutzen Sie eins der Lecks als Einstieg, rietRhodan, der die Aktion ber den Bildschirmbeobachtete. Das spart Zeit.

    Redhorse sah das ausgeschmolzene Loch in derHlle auf sich zukommen. Er schwebte langsamdarauf zu. Neben ihm versuchte der Physiker Dr.Berger seinem Kollegen Dr. Fuxer beizubringen, wieman im schwerelosen Raum die Beine hielt, umkeinen Purzelbaum zu schlagen.

    Wir sind da, Sir, sagte Redhorse und hielt seinenImpulsstrahler so, da er ihn im Notfall sofortbenutzen konnte. Wir betreten jetzt das Wrack.

    Es war wirklich ein Wrack das wurde denMnnern klar, als sie im Schiff waren. EinigeExplosionen hatten in seinem Innern stattgefunden.Die Wnde der einzelnen Kabinen und Korridorewaren herausgerissen worden, und berall lagen dieTrmmer verstreut.

    Lassen Sie sich Zeit, sagte Rhodan, als Redhorseseinen ersten Zwischenbericht gab. Es hat wenigSinn, die Toten zu bergen. Verletzte haben Sie bishernicht finden knnen, es ist also damit zu rechnen, daes keine berlebenden gibt. Kmmern Sie sich umdie technischen Anlagen. Ich mchte wissen, wieweit die Gaids sind.

    Redhorse drang mit seinen Leuten in dieMaschinenrume vor. Der Antrieb war fremdartig,doch das Funktionsprinzip selbst bot keine besondereberraschung.

    Die kam spter.

    17

  • In der Kommandozentrale fanden sie vier getteteGaids. Sie sahen genauso aus, wie Kalak siebeschrieben hatte. Bis auf die Kpfe sahen sietatschlich wie Menschen aus. Rhodan hatte erneutGelegenheit, die parallel verlautende Entwicklung inzwei Galaxien zu bestaunen, die anderthalbMillionen Lichtjahre voneinander entfernt warenInstrumente und Kontrollgerte des Wracks warenfr die Wissenschaftler und Techniker eingefundenes Fressen. Berger und Fuxer strzten sichauf die heilgebliebenen Reste und untersuchten sie.Sie gingen dabei so sorgfltig vor, da Redhorse fastdie Geduld verlor.

    Sind Sie bald fertig, erkundigte er sich unhflichals die brigen Teilnehmer der kleinen Expeditionzurckgekehrt waren. Wir mssen zurck in dieCREST.

    Rhodan, der jedes Wort mithrte, sagte: LassenSie sich Zeit. Wir knnen jeden Hinweisgebrauchen.

    Sehr richtig, meinte Dr. Berger der mit einemTechniker das Navigationsgehirn auseinandernahm.Es ist wichtig. Ich finde es sogar uerst wichtig,da wir uns das hier alles sehr genau ansehen.

    Haben Sie dazu einen besonderen Grund? fragteRhodan, dem die merkwrdige Betonung auffiel.Diese Konstruktion technischer Hilfsmittel muauch bei verschiedenen Rassen grundstzlich gleichsein. Sie dienen alle dem gleichen Zweck, warumsollten sie sich also so sehr unterscheiden?

    Ich stimme Ihnen zu, Sir. Berger deutetedramatisch auf das Innere des Rechengehirns,obwohl Rhodan die Geste nicht sehen konnte. Abereine gewisse hnlichkeit ist doch etwas anderes alsein fast identischer Nachbau.

    Fr einige Sekunden herrschte Stille, sowohl indem Wrack als auch in der Kommandozentrale derCREST. Dann fragte Rhodan:

    Wie meinen Sie das, Dr. Berger? Wollen Siebehaupten da die Konstruktion gewisse hnlichkeitmit unseren entsprechenden Konstruktionen besitzt?

    Das wre zu vage ausgedrckt, Sir. Es ist quasidie gleiche Konstruktion.

    Sie wissen, da das unmglich ist Dr. Berger.Es ist aber so, daran kann kein Zweifel bestehen.Gut. Rhodans Stimme war brchig.

    Untersuchen Sie weiter und halten Sie mich auf demlaufenden.

    Das taten Berger und die anderen Wissenschaftlerdann auch. Es waren insbesondere die positronischenGehirne, die eine verblffende hnlichkeit mit denentsprechenden irdischen zeigten. Das konnte aufkeinen Fall mehr ein Zufall sein.

    Rhodan sprach mit Kalak darber aber der Paddlergab nur eine ausweichende Antwort

    Ich wute von dieser hnlichkeit als ich Ihre

    Schiffe das erste Mal sah. Ich habe geschwiegen,denn Sie wrden mit der Zeit von selbstdahinterkommen. Fragen Sie mich nicht nach einerErklrung. Ich habe keine. Aber meine frhere Praxisals kosmischer Ingenieur fhrte mich zu vielenVlkern und Sonnensystemen von Andromeda. Ichkenne alle Schiffstypen, und ich kenne ihre Antriebeund positronischen Rechengehirne. Vielleicht knnteich Ihnen noch mehr verraten, aber warum? Siewerden es schon selbst erfahren und dann wirkt esberzeugender.

    Es fiel Rhodan schwer, aber er drang nicht weiterin Kalak. Er wute, da er nur ausweichendeAusknfte erhalten wrde.

    Redhorse und seine Leute durchsuchten das ganzeSchiff, aber sie fanden keine berlebenden. DieTechniker schlossen ihre Untersuchungen ab.

    Gerade wollte Rhodan dem Untersuchungsteamden Befehl geben, zur CREST zurckzukehren, dageschah das Unerwartete.

    *

    Major Wholey entdeckte das fremde Schiff zuerst.Auf den Orterschirmen erschien ein Fleck. Die

    Meinstrumente begannen sofort automatisch inTtigkeit zu treten, und sie stellten fest, da dasunbekannte Objekt zwei Lichtjahre entfernt aus demLinearraum gekommen war. Es konnte sich nur umein Raumschiff handeln, vielleicht sogar um geradedas Raumschiff, das den Gaid zusammengeschossenhatte.

    Kehrte es zurck?Rhodan sagte:Major Redhorse, kehren Sie sofort auf dem

    schnellsten Wege in die CREST zurck. Ein Schiffnhert sich uns.

    Der Rckzug erfolgte ein wenig berhastet, undman mute darauf verzichten, Proben der gefundenenTechnik mitzunehmen. Die Berichte der Technikerwrden gengen mssen - es sei denn, man konntedie Untersuchung spter fortsetzen.

    Als sich die Luken schlossen, versetzte Cart Rudodie CREST in den Verteidigungszustand. DieWaffenzentrale erhielt ihre Anweisungen. Wennmglich, wollte man den Gegner - falls es einer war -nicht vernichten, sondern nur kampfunfhig machen.Man wollte wissen, wer es war. Man wollte noch vielmehr wissen.

    Atlan nahm neben Major Wholey Platz, um ihmbei der Ortungsarbeit zu helfen. Rhodan blieb beiCart Rudo, dem Kommandanten der CREST.

    Wholey lie die Skalen der Orter nicht aus denAugen. Kurs direkt auf uns zu. Wenn die anderenhnliche Orter haben wie wir, mssen sie unsbemerkt haben.

    18

  • Sobald das Schiff seine Geschwindigkeit erhht,geben Sie Stationsalarm, sagte Rhodan zu Rudo.Es wird dann die Absicht haben, in den Linearraumzu gehen, um dann berraschend bei unsaufzutauchen. Auf keinen Fall werden wir das Feuerzuerst erffnen. Er drehte sich um. Was meinenSie, Kalak. Um wen handelt es sich?

    Ich mu Ihre Hoffnung enttuschen, Rhodan.Sicher nehmen Sie an, endlich einem Meister zubegegnen. Das wird kaum der Fall sein. Ich bin inmeinem ganzen Leben keinem Meister der Inselbegegnet.

    Wer kann es sonst sein?Es gibt Tausende raumfahrender Rassen im

    Andromedanebel. Jede kann bis hierhervorgedrungen sein. Aber ich tippe auf einenWachkreuzer der Tefroder. Ist das der Fall werdenSie allerdings eine berraschung erleben.

    Eine berraschung? Rhodan runzelte die Stirn,als sei er rgerlich. Wollen Sie sich nicht deutlicherausdrcken?

    Lieber nicht. Es wre dann keine berraschungmehr.

    Mein Vorrat an berraschungen ist fr heutegedeckt, sagte Rhodan. Ich verzichte auf weitere.

    Diese kann ich Ihnen wohl kaum ersparen,stellte Kalak trocken fest und beantwortete dannkeine weiteren Fragen mehr.

    Major Wiffert aus der Feuerleitzentrale meldete:Alles bereit, Sir. Kann kommen.Rhodan unterdrckte ein Grinsen.Wird schon kommen, Major. Warten Sie's nur

    ab.Die CREST trieb ein wenig von dem Wrack ab,

    um nicht durch seine Nhe an der Sicht gehindert zuwerden. Auf den Ortern stand noch immer der Fleck.Das fremde Schiff mute jeden Augenblick dieLichtgeschwindigkeit berschreiten und imLinearraum untertauchen.

    Verdammte Warterei, knurrte jemand.Rhodan sagte nichts. Er lie die Orterschirme nicht

    aus den Augen.Es vergingen drei Stunden, in denen die Spannung

    auf den Hhepunkt stieg. Und dann kam dieEnttuschung.

    Das fremde Schiff ging pltzlich auf Gegenkursund verschwand.

    Rhodan atmete auf, aber es war keineErleichterung.

    Was soll das bedeuten, Kalak? Es hat uns geortet,warum vermeidet es die Begegnung? Warum fliehtes?

    Ich wei es nicht. Dieses Verhalten widersprichtallen meinen Erfahrungen. Es ist Pflicht der Tefroder,jeden Eindringling zu stellen. Man verzichtet darauf.Unerklrlich.

    Eine Stunde lang geschah nichts. Dann sagteRhodan:

    Kommando Redhorse geht zurck ins Wrack. Ichwerde die Wissenschaftler begleiten. Ich mchtemich davon berzeugen, da die hnlichkeit keinZufall ist.

    Kalak hatte Bedenken.Das ist zu gefhrlich. Die Tefroder knnten

    trotzdem pltzlich angreifen, und dann ...Oberst Rudo wird dafr sorgen, da wir nicht in

    Gefahr kommen.Damit war die Entscheidung gefallen.

    *

    Mit eigenen Augen konnte sich Rhodan nun davonberzeugen, da Dr. Berger und Dr. Fuxer rechthatten. Die positronischen Gerte der Gaids warenmit denen der Terraner nahezu identisch. Es wurdeauch Rhodan klar, da eine so engeParallelentwicklung kein Zufall sein konnte, abereine einleuchtende Erklrung gab es dafr trotzdemnicht.

    Kalak hatte Rhodan begleitet, aber Gucky war aufder CREST zurckgeblieben.

    Rhodan, Berger, Fuxer und Kalak wanderten durchdas Wrack, aber weitere berraschungen blieben aus.Schlielich wollten sie sich in der zerstrten Zentralesammeln, um dann in die CREST zurckzukehren.

    In diesem Augenblick kam Cart Rudos erregteStimme aus den Helmgerten. Sie war laut unddrhnte in den Ohren der Mnner.

    Das fremde Schiff ... es greift an. Bleiben Sie imWrack, Sir ...!

    Rhodan erstarrte, aber dann sprang er mit einemSatz zu der Sichtluke des Wracks. Die CREST wardeutlich zu sehen, wenn sie sich auch mit hoherGeschwindigkeit entfernte. Aus demSternengewimmel heraus stie das fremde Schiff. Esnahm Kurs auf das Wrack und stoppte pltzlich ab,als habe der Kommandant seine Absichten gendert.

    Angreifen! befahl Rhodan, der seinen Rckzugabgeschnitten sah.

    Cart Rudo zgerte keine Sekunde wenn es auchetwas gab das ihn malos verblffte. Er leitete denentsprechenden Befehl an Major Wiffert weiter.

    Keine Totalvernichtung, fgte Rhodan nochhinzu.

    Dann sah er mit zusammengekniffenen Lippen ausder Sichtluke und betrachtete das Schiff der Tefroder.

    Es war ein Kugelschiff, hatte gut hundert MeterDurchmesser und erinnerte an die Leichten Kreuzerder Staatenklasse. Der Wulst der Triebwerke umgabden quator. Die Pole waren nicht abgeflacht. SosehrRhodan sich auch anstrengte, er konnte keinenUnterschied zu einem irdischen Schiff feststellen.

    19

  • Und doch war es kein Schiff von der Erde.Neben Rhodan stand Kalak. Ein wissendes

    Lcheln umspielte seine Lippen, aber er schwieg. Ergab nur Rhodans Blick zurck, als dieser ihn fragendanblickte. Und er nickte.

    Tefroder? fragte Rhodan gepret.Kalak nickte.Wieder kam Rudos Stimme.Sie geben Funkzeichen, Sir. Unverstndlich. Soll

    ich den Translator ... Er konnte den Satz nicht mehr beenden.Das Schiff der Tefroder schwenkte pltzlich herum

    und jagte mehrere Energiebndel in Richtung derCREST. Da der grne H-Schirm abgeschaltet war,prallten die Schsse gegen die blanke Hlle desSuperriesen, richteten aber keinen Schaden an.Immerhin bestanden nun keine Zweifel mehr.Allerdings wurde Rudo Sekunden spter gezwungen,blitzartig zu handeln, denn das Schiff der Tefrodergriff das Wrack an.

    Von einer Sekunde zur anderen gerieten Rhodanund seine Begleiter in hchste Gefahr, aber MajorWiffert sah seine Gelegenheit gekommen. Diegrellen Bndel der Thermostrahlen erfaten dasSchiff der Tefroder und hllten es in eine glhendeSchale entfesselter Energie. Die Auenwandung derHlle begann sofort zu schmelzen. Die Geschtze desGegners fielen aus. Es erfolgte kein weiterer Angriffmehr.

    Auf dem alten Kurs trieb das Kugelschiff weiterund entfernte sich schnell von dem Wrack. Es sahganz so aus, als lebe niemand mehr auf ihm, der denKurs oder die Geschwindigkeit zu ndern vermochte.

    Feuer einstellen, befahl Rhodan. Holt uns ab,dann sehen wir uns den Burschen an.

    Kalak schien aus einem Traum zu erwachen. Erlchelte gezwungen.

    Ich habe es schon immer einmal erleben wollen,da jemand den Tefrodern eine Lehre erteilt. Siehaben es geschafft. Vielleicht bricht imAndromedanebel nun eine neue Zeit heran.

    Wollen Sie damit sagen, da es bisher nochniemals jemand wagte, sich gegen die Angriffe derSektorenwchter zu verteidigen?

    Genau das wollte ich sagen, Rhodan.Die CREST kam zurck. Das Kommando stieg

    um. Dann flog man hinter dem Tefroder her.Die Hlle des fremden Kugelschiffes war auen

    wieder erkaltet. Sie hatte sich schwarz verfrbt. ImInnern des Schiffes muten aber noch hoheTemperaturen herrschen.

    Wir stellen ein neues Kommando zusammen,sagte Rhodan. Wenn es berlebende Tefroder gibt,will ich mit ihnen sprechen. Ich mu wissen, wohersie das Schiff haben. Der Durchmesser betrgtbrigens genau hundertzwanzig Meter, nicht nur

    hundert. Das ndert jedoch nichts daran, da es sichum eine genaue Kopie unserer Staatenkreuzerhandelt. Ich will wissen, warum das so ist. Er drehtesich um und sah Kalak an. Oder haben Sie eineErklrung?

    Nein, natrlich nicht, aber vielleicht begreifen Sienun, warum ich und meine Ingenieure so gut mitIhren Schiffen Bescheid wuten. Die Tefroder habendie gleichen Schiffe wie Sie. Und das nicht nuruerlich. Sie werden staunen, wenn Sie das Inneresehen.

    Rhodan sah Atlan an, der etwas bleich underschttert neben ihm stand.

    Verstehst du das, Atlan?Ich habe keine Erklrung. Es sei denn, es ist vor

    vielen tausend Jahren einmal Arkoniden gelungen,bis hierher vorzudringen.

    Eine phantastische Idee, wenn sie nicht schon zuoft bei Erklrungen ausgeholfen htte. Es mu etwasanderes sein. Er sah wieder auf den Bildschirm.Wir werden es bald wissen.

    Gucky teleportierte fr einige Sekunden in dasunbekannte Schiff und kehrte sofort zurck. Erberichtete, da er niemandem begegnet sei und dadie Temperaturen ertrglich wren. Es wrde nichtntig sein, die Khlanlagen der Raumanzgeeinzuschalten.

    Diesmal nahmen sie Beiboote, um notfallsschneller zurckkehren zu knnen. Die Mutantenschlossen sich den Technikern an, und Kampfroboterbildeten die Rckendeckung.

    Atlan blieb auf der CREST zurck. Zusammen mitCart Rudo berwachte er von auen die Aktion.Wholey sa vor den Ortern, deren Aufnahmegertestndig kreisten um jede Annherung eines anderenSchiffes sofort anzuzeigen. Es durfte jetzt keineberraschung geben.

    Rhodan Kalak und Captain Nosinsky - einbekannter Draufgnger - fhrten das Enterkommandoan. Da es kein Leck gab, das gro genug gewesenwre, sie einzulassen, wurde eines geschmolzen.Dann drangen zuerst die Kampfroboter ein. Wenigspter folgten Rhodan und seine Leute.

    Die Zentrale lag, genau wie bei den irdischenSchiffen, fast im Zentrum der Kugel. Sogar dieFeuerlscher, die berall an den Wnden magnetischverankert waren, htten auf der Erde gebaut wordensein knnen.

    Das alles jedoch waren Dinge, mit denen Rhodanfast gerechnet hatte. Kalak hatte vorher ja genugverraten. Und doch gab es noch etwas, das er ihmnicht verraten hatte, nicht einmal andeutungsweise.Rhodan mute das feststellen, als er ber Trmmerhinweg bis zur Zentrale vordrang und sie betrat.

    In der Zentrale fanden sie die ersten Toten. DieAuftrefferschtterungen der berschweren

    20

  • Impulsstrahlen waren stark genug gewesen, dasLeben an Bord des Kugelschiffes auszulschen.

    Rhodan fhlte, wie seine Knie zu zittern begannen,als er die Toten sah.

    Sie sahen aus wie Menschen!

    4.

    Als die CREST auf den Bildschirmen destefrodischen Wachkreuzers erschien, war derKommandant fr Sekunden wie gelhmt. Ein solchesUngeheuer hatte noch niemand jemals gesehen. Imersten Augenblick war er versucht, an eine ihmunbekannte Konstruktion der eigenen Rasse zuglauben, aber dann wute er, wie unsinnig dieseAnnahme sein mute. Ein solcher Gigant wre nichtlange unbekannt geblieben. Es mute sich um, einSchiff handeln, das von weither kam, und da dieTefroder ihren Sternnebel kannten, blieb nur eineinziger Schlu.

    Das fremde Schiff stammte aus einer anderenGalaxis.

    Er befahl den Angriff, zuerst auf das Wrack derGaids.

    Das war sein Verderben.Und das Verderben seiner ganzen Mannschaft.Bis auf vier Mann.Major Hokota und drei andere Tefroder bedienten

    die Schutzschirmanlage, die genau im Zentrum desSchiffes lag. Der Schirm war nicht eingeschaltetworden, um den Angriff nicht zu behindern. AberHokota war vorsichtig. Er wollte, da der Aufbau desEnergieschirms im Notfall innerhalb von Sekundenerfolgte. Also schaltete er ihn auf Bereitschaft, wasbedeutete, da der Schirm bereits vorhanden war,wenn auch nur im kleinen Radius.

    Genau gesagt in einem Radius von nur fnfMetern. So kam es, da in dem Schiff der Tefrodereine fast undurchdringliche Kugelschale von zehnMetern Durchmesser vorhanden war.

    Hokota und seine drei Begleiter hatten keineGelegenheit, den Angriff selbst zu beobachten. Siehockten in dem kleinen Raum, von demSchutzschirm umgeben. Sie warteten.

    Immer diese Gaids, sagte Sergeant Bogoloverchtlich. Sie knnen es nicht sein lassen, obwohlsie wissen, wie wir Schmuggel bestrafen.

    Wir haben das erste Schiff vernichtet. Es mumehrere hier geben warum wren wir sonstzurckgekehrt?

    Der Kommandant wird es wissen, mischte sichKadett Brenda ein der heute seinen erstenWacheinsatz flog. Er war noch nie in der verbotenenZo