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Informationen für Kunden und Anlagenbetreiber 17. Ausgabe - Mai 2016 Laboruntersuchungen Anlagenmonitoring Seite 10 EEG 2016 Forderungen für die Zukunft Seite 12 Anaerobstufe Vorteile für Kläranlagen Seite 16 Spezialisierung mit Herz und Verstand Erfolgsgeschichte eines Milchvieh- und Energiebetriebes

Spezialisierung mit Herz und Verstand

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Informationen für Kunden und Anlagenbetreiber 17. Ausgabe - Mai 2016

Laboruntersuchungen

Anlagenmonitoring Seite 10

EEG 2016

Forderungen für die Zukunft Seite 12

Anaerobstufe

Vorteile für Kläranlagen Seite 16

Spezialisierung mit Herz und VerstandErfolgsgeschichte eines Milchvieh- und Energiebetriebes

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Liebe Leserinnen und Leser,

schon wieder ist ein gutes Drittel des Jahres 2016 ins Land gegangen. Und in der Zwischenzeit ist viel pas-siert, über das wir Ihnen im vorliegenden Heft gerne berichten möchten.

Manches müssen wir eher kritisieren – unter anderem den bislang völlig unzureichenden Entwurf zur No-vellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2016. Unserem Standpunkt, dass Biogas und Biomet-han damit nur noch eine Nebenrolle einnehmen wür-den, schließt sich im Interview ab Seite 12 auch die Geschäftsführerin des Biogasrates, Janet Hochi, an. Auch für sie bleibt fraglich, wie die Erfolgsgeschichte der Bioenergie mit diesem Papier fortgesetzt werden soll.

Ein schönes Beispiel, wie dies gelingen kann, zeigt dagegen unser Hofportrait ab Seite 5. Die 30-jähri-ge, überaus dynamische Entwicklung des Milchvieh-betriebs von Familie Wiechering-Sudmann in Sankt Hülfe bei Diepholz ist eine richtige Erfolgsstory. Sie dokumentiert, wie gut sich die Biogaserzeugung in den Hofalltag eingefügt und auf welche Weise sie dort zum Wachstum beigetragen hat.

Und auch die Meldungen auf den Seiten 16 und 17 erzählen letztlich von Erfolg und Vertrauen. Der Auf-trag zur Erweiterung der Kläranlage im bayerischen Burgebrach um eine Klärschlammvergärung sowie der Erwerb der 3,3 MW Biogasanlage in Falkenhagen dokumentieren: Bioenergie genießt eine breite Ak-zeptanz und eine grundsätzliche Nachfrage, weil sie

im Mix der fl uktuierenden Stromerzeugung aus Wind und Sonne unersetzlich ist. Dennoch vernachlässigt die Politik ihren Systembeitrag.

In diesem Sinne begleiten wir die kommenden Ent-wicklungen für Sie nach wie vor kritisch und werden kontinuierlich für unsere Standpunkte werben. Nicht zuletzt, um Ihnen Planungssicherheit zu geben und auch in Zukunft Erfolgsgeschichten zu schreiben.

Herzlichst, Ihr

Jens Albartus

Inhalt

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Editorial

Impressum

ErfolgsgeschichteIn den letzten 30 Jahren haben Heinfried Sudmann und Anke Wiechering-Sudmann aus einem kleinen Mischbetrieb mit Mastschweinen, 60 Milchkühen und 80 Galloways einen der größten Milchviehbetriebe Niedersachsens entwickelt. Seit 2013 haben sie zu-dem eine 515-Kilowatt-Biogasanlage, die zu 95 Pro-zent mit Rindergülle gefüttert wird.

AnlagenmonitoringNur stabile biologische Prozesse gewährleisten die optimale Methanproduktion und sichern die Wirt-schaftlichkeit der Biogasanlage maßgeblich. Die Un-tersuchung der organischen Säuren sagt bereits viel über die Fermenterbiologie aus. Doch wie werden diese Säuren überprüft?

EEG 2016Das EEG 2014 ist noch keine zwei Jahre alt und schon steht die nächste Novelle an. Wir haben mit Janet Hochi, der Geschäftsführerin des Biogasrates, über die geplanten Inhalte des EEG 2016, die Kritikpunkte und die Zukunft von Biogas gesprochen.

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Impressum

Herausgeber

WELTEC BIOPOWER GmbHZum Langenberg 249377 Vechta

Tel. 0 44 41 - 99 97 8 - 0Fax 0 44 41 - 99 97 8 - 8 www.weltec-biopower.de

Redaktion & Gestaltung

Ann Bö[email protected]

Copyright

Die Urheberrechte für Texte, Fotos, Illustrationen und Grafi ken liegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, bei WELTEC BIOPOWER. Nachdruck oder eine andere Art der Veröff entlichung, auch auszugsweise, ist nur mit Geneh-migung des Herausgebers gestattet.

Fotonachweise

S. 4 + S. 14: fotolia.com - jonasginter, S. 6-8: privat, S. 11: Rieger + Weiland 2006, S. 13: Biogasrat

WELTEC aktuell ist eine Zeitschrift für Kunden und In-teressenten von WELTEC BIOPOWER. Das Magazin kann kostenlos abonniert werden.

Anaerobstufe für KläranlagenDurch den hohen Strombedarf und die kostenin-tensive Entsorgung von Klärschlämmen müssen Abwasserbetriebe immer genauer kalkulieren. Ein Lösungsansatz ist die Klärschlammstabilisierung und energetische Nutzung von Faulgas durch eine Anaerobstufe.

Nordmethan kauft Anlage Im Januar 2016 hat die Nordmethan GmbH, ein Unter-nehmen der WELTEC-Gruppe, im brandenburgischen Falkenhagen eine bestehende 3,3-MW-Biogasanlage erworben.

Und was machst du?Seit neun Jahren ist Elmar Bröring bei WELTEC BIO-POWER. Anfangs lag sein Aufgabenfeld in der reinen Inbetriebnahme und Betreuung von Biogasanlagen. Mittlerweile ist der Diplom-Ingenieur der Elektro- technik vorrangig für Betreiberschulungen und indivi-duelle Lösungen verantwortlich.

WELTEC internEin kurzer Überblick über die internen Aktivitäten der vergangenen Monate.

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Erfolgsgeschichte 6

Anaerobstufe 16

Anlagenmonitoring 10

EEG 2016 12

Innerer Kompass und Ve r a n t w o r t u n g s b e w u s s t s e i n

Heinfried Sudmann und Anke Wieche-ring-Sudmann sind ein eingespieltes Team mit klaren Vorstellungen. Er weiß, was er will, sie aber auch – und zwar je-der auf seine Art. Entscheidungen wer-den gemeinsam getroff en und meistens sind sie sich auch immer sofort einig. So auch bei wichtigen Grundsatzentschei-dungen, wie etwa in den Jahren 2006 und 2011 als der Betrieb durch Stall-neubauten massiv ausgebaut wurde. Ohne diesen inneren Kompass und die entsprechende Festigkeit schaff t man es heutzutage wohl kaum einen Betrieb auf gesunde Weise zu einer solchen Grö-ße zu entwickeln und dabei noch für eine wachsende Mitarbeiterzahl zu sor-gen. Der Verantwortung gegenüber ih-rer Mitarbeiter und deren Familien sind sich die beiden stets bewusst und spielt bei Entscheidungen eine Rolle. Und so scheinen die Personal- und Investitions-entscheidungen, die bislang getroff en wurden, auch aufzugehen. Auch unter verschärften Rahmenbedingungen, wie etwa dem stetig sinkenden Milchpreis.

Die Ergebnisse dieser Entwicklung kön-nen sich sehen lassen: 1986 stieg das Ehepaar in den Betrieb ein. Heute wer-den 515 Hektar bewirtschaftet. Davon 240 Hektar für den Anbau von Grünfut-ter und 275 Hektar für Futtermais. Etwa 90 Prozent der Flächen liegt im Umkreis von zehn Kilometern Entfernung vom Hof. Eine sehr komfortable Situation, wenn auch ein Großteil der Flächen gepachtet ist. Dieser Grund und Boden bildet die Futterbasis für eine Herden-größe von zurzeit 1.030 Holsteiner-Kü-hen plus weiblicher Nachzucht, die es im Durchschnitt auf eine Milchleistung von 11.300 Kilogramm pro Jahr und Kuh bringt.

Klare, arbeitsteilige Strukturen

Nur so konnten sich die Wiechering-Su-dmanns, die den Betrieb mittlerweile gemeinsam mit dem jüngeren der bei-den Söhne, Eike Sudmann (23), führen, mit anfänglich 60 Kühen zu einem Be-trieb dieser Größenordnung wandeln. „In Niedersachsen gibt es augenblicklich nur wenige Betriebe mit einem Herden-bestand von über 1.000 Milchkühen“, unterstreicht Heinfried Sudmann nicht

ohne Stolz. Angesichts dieser Entwick-lung scheint das Prinzip der Spezialisie-rung selbstverständlich. Das zeigt sich nicht nur im Schwerpunkt des Hofes, sondern auch bei den Mitarbeitern. 14 Vollzeitmitarbeiter, eine Teilzeitkraft, ein Auszubildender, zwei Aushilfen und die drei Familenmitglieder haben alle ihre ganz eigenen Arbeitsbereiche. Durch die Tiermeldungen und die zunehmen-de Bürokratie nehmen Büro- und orga-nisatorische Tätigkeiten mittlerweile den Großteil der Arbeitszeit des Ehepaa-res Wiechering-Sudmann ein. Bis auf die Lohnbuchhaltung wird alles von den beiden selber erledigt.

Baubeginn der Biogasanlage 2012

Im Oktober 2012 ist mit Andreas Klau-sing ein weiterer Spezialist zum Team gestoßen. Zeitgleich mit dem Baustart der WELTEC-Biogasanlage konnte der gelernte Heizungsbauer und Chemiela-borant seine Arbeit zum denkbar güns-tigsten Zeitpunkt aufnehmen und somit die Biogasanlage von Anfang an mitbe-gleiten. Durch seine Qualifi kationen ist Andreas Klausing, der sich gemeinsam mit Anke Wiechering-Sudmann um den Anlagenbetrieb kümmert, für die Ver-antwortlichen von WELTEC BIOPOWER seit der Inbetriebnahme im April 2013 ein kompetenter Ansprechpartner. Ein Vorteil, der sich positiv auf die Gesamt-wirtschaftlichkeit der Anlage auswirkt.

Doch trotz der idealen Voraussetzungen durch die Hofstruktur hat die Familie vor der Entscheidung für den Bau einer Biogasanlage zunächst mit sich ringen müssen. Bei den ersten Überlegungen waren sich Heinfried Sudmann und Anke Wiechering-Sudmann jedenfalls

einig. Und zwar darin, zunächst einmal keine Biogasanlage zu bauen. Erst im Winter 2011/2012 reifte in Gesprächen zwischen Sudmann und anderen Milch-bauern nach und nach der Gedanke, dass ein Bau für den gesamten Hof doch etliche Vorteile mit sich bringen würde. Gerade in der heutigen Zeit ist die Bio-gasanlage zu einem wichtigen zweiten Standbein des Milchviehbetriebes ge-worden.

Input zu 95 Prozent Rindergülle

Der Meinungsumschwung wurde nicht zuletzt durch das EEG 2012 eingeleitet. Daraus ging hervor, dass der Eintrag von Gülle bei der in Frage kommenden An-lagenklasse überproportional belohnt wird. Und darüber verfügte der Betrieb ja reichlich. So reichlich, dass der In-put-Mix zu 95 Prozent aus Rindergülle besteht. Die restlichen fünf Prozent set-zen sich aus Futterresten und Stallmist zusammen. „Unter dem Strich wird un-sere Biogasanlage unter dem EEG 2012 mit Direktvermarktung wirtschaftlich erfolgreich betrieben“, zeigt sich Anke Wiechering-Sudmann zufrieden mit die-sem Geschäftsfeld und ergänzt: „Nicht zuletzt auch, weil wir eine robuste und verlässliche Anlagentechnik verbaut ha-ben.“

Auch weitere Faktoren sind dafür aus-schlaggebend. „Durch unsere Substrate, die zu hundert Prozent vom eigenen Hof stammen, haben wir fast keine Sub-stratkosten. Dadurch gibt es keine Preis-risiken auf der Beschaff ungsseite“, führt Anke Wiechering-Sudmann aus. „Sie reduzieren auch ganz wesentlich den Aufwand der Vorbehandlung“. Lediglich der Stallmist wird vor dem Eintrag in den

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Milchvieh- und Energiebetrieb Wiechering-Sudmann

Spezialisierung mit Herz + Verstand Der Milchviehbetrieb von Familie Wiechering-Sudmann in Sankt Hülfe steht als gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Betriebsentwicklung. Kontinuität und ein klares Betriebsmanagement sind sicherlich zwei Faktoren dafür, was Heinfried Sudmann und Anke Wiechering-Sudmann in den letzten 30 Jahren in der Nähe von Diepholz aus einem kleinen Mischbetrieb mit Mastschweinen, 60 Milchkühen und 80 Gallo-ways erschaff en haben: Einen der größten Milchviehbetriebe Niedersachsens mit regenerativer Energie-erzeugung durch Photovoltaik und Biogas. Die Schweinemast des ursprünglich elterlichen Betriebs von Anke Wiechering-Sudmann musste dafür im Jahr 2000 aufgegeben werden. Geblieben ist das Gebäude, welches jedoch umgebaut wurde und seitdem als Stall für die weibliche Rindernachzucht dient.

Kurze Distanzen zwischen Biogasanlage und Boxenlaufstall sorgen für kurze Pump- wege.

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Fermenter geschreddert, damit keine Schwimmschichten entstehen und sich nichts um die Rührwerke oder die Hei-zung wickeln kann.

Ideale Voraussetzungen

Zum Erfolg in Sachen Biogas hat aber auch beigetragen, dass ein Teil der not-wendigen Infrastruktur bereits stand. Die jetztige Vorgrube mit 1.000 Kubik-metern Fassungsvolumen war bereits vorhanden und liegt zwischen zwei Boxenlaufställen unterhalb des Verbin-dungswegs. Auch von den beiden Gär-restlagern aus Beton war eines bereits vor dem Bau der Biogasanlage installiert und wurde als zusätzliches Güllelager verwendet. Es musste von WELTEC BIO-POWER nur noch mit der passenden Technik ausgestattet werden. Außer-dem wurde ein 3.052-Kubikmeter gro-ßer Edelstahl-Fermenter errichtet und im Jahr 2014 zudem ein 5.940 Kubikme-ter großer Nachgärer.

Hoher Ausnutzungsgrad von Ressourcen

Auch das Wärmenutzungskonzept der Biogasanlage von Familie Wieche-

ring-Sudmann ist von einem hohen Ausnutzungsgrad der vorhandenen Ressourcen geprägt. Die gesamte Wär-me der beiden BHKW (ein 250 Kilowatt sowie ein 265 Kilowatt Zündstrahl-motor) können komplett auf dem Hof verwendet werden. Mit der Motoren-abwärme werden unter anderem die beiden Wohnhäuser vom Ehepaar Wie-chering-Sudmann und den Eltern von Anke Wiechering-Sudmann versorgt. Dazu leistet sich die Familie den kleinen Luxus einen Mini-Pool im Garten zu be-heizen. Zusätzlich wird ein Teil der Ma-schinenhalle und der Werkstatt mit der Wärme versorgt. Und natürlich muss auch noch Wärme verwendet werden, um den Fermenter und den Nachgärer auf Temperatur zu halten und die Gülle aufzuheizen.

Viele Besucher, viel Zuspruch

Das Erfolgsrezept der Wiechering-Su-dmanns hat sich bereits rumgespro-chen. So hat das Ehepaar schon für Futtermittelhersteller als Werbeträger

ausgeholfen und ab und zu hält Hein-fried Sudmann Vorträge über die Be-triebsentwicklung und -organisation. Auch international: Einmal durfte er sogar für den europäischen Holstei-ner-Verband einen Vortrag in Spanien halten.

Aber auch Besuchergruppen kommen regelmäßig über Zuchtverbände, Liefe-ranten oder aus hiesigen Vereinen nach St. Hülfe und wollen einen Blick hinter die Kulissen werfen. Deutlich zugenom-men haben diese Besuche durch die Installation eines Melkkarussells mit 32 Plätzen im Jahr 2001. Drei Mal täglich werden die Kühe so gemolken. „Das drei-malige Melken hat viele Vorteile. Zum ei-nen steigert es die Eutergesundheit und auch die Milchleistung. Zum anderen ist dadurch fast rund um die Uhr jemand im Stall und hat ein Auge auf die Tiere“, er-klärt Heinfried Sudmann. Jedoch ist da-durch das Melkkarussell an 21 Stunden am Tag in Betrieb und kommt langsam ins Alter. Daher planen Wiechering-Su-dmanns für die Zukunft den Bau eines neuen Melkzentrums auf ihrem Betrieb.

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Verantwortung, auch für sich selber

Die Leidenschaft für den Beruf und die Tiere merkt man dem Ehepaar Wieche-ring-Sudmann an. Aber auch das unter-nehmerische Denken ist wichtig: „Bei Entscheidungen für neue Investitionen kalkulieren wir unsere Arbeitskraft im-mer voll mit ein. Letztendlich können wir nur so wirtschaftlich sein und trotz-dem Zeit für die Familie und Urlaub ha-ben“, erklärt Heinfried Sudmann.

Wahrscheinlich ist es eben diese Hin-gabe für den Beruf, gepaart mit einem Stück Realismus, dass das Ehepaar trotz des anstrengenden Alltags auch Kraft für andere Aktivitäten aus der Arbeit schöpft. Nebenbei halten die beiden noch zehn Galloways mit Nachzucht. „Bis Ende der 90er Jahre haben wir die Zucht mit 80 Galloways als eigenen Be-triebszweig betrieben und waren sogar Bundesschausieger. Mittlerweile ist es nur noch ein Hobby von uns, das sich aber immer noch selber trägt“, erzählt Anke Wiechering-Sudmann.

Auch die Zeit für gemeinsame Urlaube nimmt sich das Ehepaar und versucht sich regelmäßig einen zeitigen Feier-abend zu gönnen. „Das klappt nicht immer, aber meistens“, fügen beide lachend an. Und so hilft die Klarheit of-fensichtlich nicht nur dabei, die Ziele für das Arbeitsleben zu defi nieren, sondern auch für das Private. Denn neben den Tieren trägt man ja schließlich auch Ver-antwortung für die Menschen – unter anderem für sich selber.

Ihr Kontakt für Niedersachsen:

Hendrik von [email protected] 44 41 - 999 78 - 221

oben: Gemeinsam mit Anlagenführer Andreas Klausing kümmert sich Anke Wiechering-Sudmann um die 515-Kilo-watt-Biogasanlage.

links: Kontinuierlich ist der Betrieb von Wiechering-Sudmann gewachsen. Auf der Luftbildaufnahme fehlt noch der 2014 ge-baute Nachgärer.

Über den BetriebDer Betrieb der Familie Wiechering-Sud-mann liegt rund 70 Kilometer süd-westlich von Bremen in Sankt Hülfe. Seit 30 Jahren bewirtschaften Heinfried Sudmann und Anke Wiechering-Sudmann den Milch-viehbetrieb mit mittlerweile 1.030 Kühen und weiblicher Nachzucht. Die Milchleis-tung liegt bei 11.300 Kilogramm mit 4,01 Prozent Fett und 3,42 Prozent Eiweiß. Der Betrieb bewirtschaftet 515 Hektar; davon sind 425 Hektar Pachtfl ächen. Das weib-liche Jungvieh verlässt mit vier Monaten den Betrieb und wird auf zwei Betrieben in Brandenburg aufgezogen. Im Trächtig-keitsstadium von 7,5 Monaten kommen sie dann wieder zurück auf den Hof nach St. Hülfe.Ein weiteres Geschäftsfeld ist die regene-rative Stromerzeugung. Seit 2008 wurden die Dachfl ächen nach und nach komplett mit Photovoltaik ausgestattet. Zuletzt wurde 2014 eine PV-Anlage zur Eigen-stromnutzung installiert. Die gesamte Ka-pazität liegt bei 750 Kilowatt.Im Jahr 2013 ist eine 515-Kilowatt-Bioga-sanlage von WELTEC BIOPOWER hinzuge-kommen. Die Anlage wird zu 95 Prozent mit Rindergülle beschickt. Zudem fi nden dort Futterreste und Mist eine energeti-sche Verwendung. Die Wärme wird zu 100 Prozent auf dem Hof genutzt. Der Strom wird nach EEG 2012 mit Direktvermark-tung ins öff entliche Netz eingespeist.

Wiechering-SudmannWetscher Straße 149356 Diepholz - Sankt Hülfewww.facebook.de/WiecheringSudmann

FOS/TAC-Verhältnis

Der FOS/TAC- Wert beschreibt das Verhältnis der Säurekon-zentration (FOS = freie organische Säuren) zu dem ph-stabili-sierenden Carbonpuff er (TAC = Carbonatpuff erkapazität).

Bei geeignetem Equipment kann ein geschulter Anlagen-betreiber den FOS/TAC-Wert selber bestimmen. Der FOS/TAC-Wert variiert allerdings von Anlage zu Anlage. Bei vie-len Anlagen ist ein Wert von 0,3 oder 0,4 normal. Es gibt aber auch Anlagen, da liegt der Idealwert bei 0,6. Für eine aussa-gekräftige Analyse des FOS/TAC-Wertes muss daher zunächst der anlagenspezifi sche Normalwert durch eine regelmäßige Überprüfung über einen längeren Zeitraum identifi ziert wer-den. Etwaige Prozessstörungen sind danach durch einen Aus-schlag früh erkennbar.

Zudem muss man für die wöchentlichen Messungen einen ge-wissen Zeitaufwand einplanen, da es nicht ausreicht einfach nur einen Teststreifen in das Gärsubstrat zu halten. Ebenso muss auch die benötigte ph-Messsonde regelmäßig kalibriert werden. Denn ein falsch gemessener ph-Wert von nur 0,3 verändert den FOS/TAC-Wert bereits um über 20 Prozent.

Eine weitere Aussageungenauigkeit kann durch bestimmte Substanzen in Substraten entstehen. So wirkt beispielsweise der Kalziumanteil im Hühnertrockenkot (HTK) im Fermen-ter nicht als Puff er. Dieser Kalziuman-teil verändert jedoch trotzdem den TAC-Wert und wird fälschlicherweise als Puff erkapazität dargestellt.

Essigsäureäquivalent

Allgemeingültiger ist die Bestimmung der einzelnen fl üchtigen organischen Säuren für das Essigsäureäquivalent. Dieser Wert gibt den Status der Anla-ge sicher wieder. Das Essigsäureäqui-valent setzt sich aus den Konzentrationsmengen von sechs Säuren zusammen (Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Iso-Buttersäure, Valeriansäure, Iso-Valeriansäure und Capron-säure).

Zur Messung dieses Summenparameters ist das WELTEC-Labor mit einem Ionenchromatographen und einem Gaschromato-graphen ausgestattet. Die Gärsubstratprobe wird zunächst gesiebt und danach werden die Säuren aufgeschlossen. Die übrig bleibende klare Flüssigkeit wird daraufhin chromatogra-phisch auf die einzelnen Säuren untersucht.

Gut eingestellte Biogasanlagen ha-ben die Essigsäure in einer Konzentra-tion von unter 1000 mg/kg und keine Propionsäure. Ideale Anlagen weisen lediglich 300-500 mg/kg Essigsäure auf. Bei einer beginnenden Störung ist die Propionsäure häufi g die erste messbare Säure neben der Essigsäu-re. Geringe Gehalte von Propionsäure deuten bereits auf ein mögliches Pro-blem hin. Zu diesem frühen Zeitpunkt wird dann umgehend die Spuren-nährstoff versorgung überprüft, um die Ursache für die Störung festzustel-len. Zusätzlich stimmen sich die WEL-

TEC-Biologen mit dem Betreiber ab, ob es einen Substratwechsel gab oder möglicherweise Hemmstoff e in die Anlage gelangen konnten. Hauptver-dächtige sind hier schimmelbelastete Silagen, Sickerwässer, Antibiotika und

Reinigungsmittel.

Der Vorteil der Bestimmung der Essigsäureäquivalenz ist die einzelne Darstellung aller fl üchtigen organischen Säuren. Bei der FOS-Titrierung wird hingegen nur eine Summe der Säu-ren dargestellt. Dadurch hat man bei der Bestimmung der Es-sigsäureäquivalenz sofort wertvolle Detailinformationen über die Situation im Fermenter. Bei eventuellen Abweichungen von dem Normalwert kann man dadurch schneller den Fehler identifi zieren, gegensteuern und den Gasertrag rasch wieder ins Optimum bringen.

Ihr Kontakt:

Uwe Schrö[email protected] 44 41 - 999 78 - 616

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Laboruntersuchungen von WELTEC BIOPOWER

Optimales Anlagenmonitoring durch Messung organischer SäurenDie Steigerung der Erträge und eine maximale Auslastung der Anlage sind die obersten Ziele eines An-lagenbetreibers. Nur stabile biologische Prozesse gewährleisten die optimale Methanproduktion und sichern die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage maßgeblich. So sind beispielsweise bei einer Ammoniak (NH3) – Hemmung um 20 Prozent schlechtere Gaserträge keine Seltenheit. Laboruntersuchungen bilden in vielen Fällen den Grundstock für das weitere Vorgehen, sei es die Prozesskontrolle, eine Umstellung der Substrate oder die Suche nach Hemmstoff en. Die Untersuchung der organischen Säuren sagt bereits viel über die Fermenterbiologie aus. Doch wie werden diese Säuren überprüft?

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Um den Status der Fermenterbiologie abzubilden, gibt es un-terschiedliche Möglichkeiten. Häufi g wird der FOS/TAC-Wert oder das Essigsäureäquivalent für eine Beurteilung herange-zogen. Die alleinige Bestimmung des ph-Wertes reicht nicht aus, da er aufgrund der Puff ereigenschaften des Gärsubstra-tes nur sehr langsam reagiert. Dennoch ist der ph-Wert für die Analyse anderer Untersuchungen wichtig, um zeitliche Abfol-gen besser abschätzen zu können.

Um die Übersäuerung eines Fermenters oder Nachgärers rechtzeitig zu erkennen, sollten unabhängig von der gewähl-ten Methode regelmäßige Untersuchungen durchgeführt werden.

Mit moderner Technik werden die Untersuchungsergebnisse schnell und übersichtlich ausgewertet.

Der Gaschromatograph stellt den Säurengehalt der aufbereite-ten Fermenterproben fest.

Der Zusammenhang zwischen dem Essigsäu-reäquivalent und dem Wert für die FOS ist nicht linear. So kann es beispielsweise beim Anfahren einer Anlage zu einer übertriebenen Vorsicht kommen. Trotz geringem Vorkommen von Essig- säure hat man eine Grundkonzentration an FOS.

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3. Was sind die wesentlichen Merkmale des novellierten EEG

für Bestandsanlagen?

Im aktuell bekannten Referentenentwurf ist für bestehende Anlagen die Möglichkeit vorgesehen, im Rahmen eines Aus-schreibungsverfahrens eine Anschlussförderung für weitere 10 Jahre nach Ablauf ihres Förderzeitraumes von 20 Jahren (zzgl. Jahr der Inbetriebnahme) zu erhalten. Voraussetzung ist, dass die Anlagen den Stand der Technik nach EEG 2016 erfül-len. Genaue Details sind dazu aber noch nicht veröff entlicht. Der Gebotshöchstpreis ist auf 14,88 ct/kWh gedeckelt, gleich-zeitig gilt jedoch ein anlagenspezifi scher Höchstwert, der aus der durchschnittlichen Vergütung der letzten 5 Kalenderjahre gebildet wird. Der niedrigere der beiden Werte gilt dann als der maßgebliche Höchstwert. Diese Regelungen sind aus un-serer Sicht nicht tragfähig, um den Bestand zu sichern.

4. Ist der Neuanlagenbau in dem Entwurf noch vorgesehen?

Grundsätzlich ist ein Zubau an neuen Anlagen im Entwurf vor-gesehen, allerdings ist das reine Theorie. Der vorgesehene ad-ministrativ festgelegte Gebotshöchstpreis von 14,88 ct/kWh verhindert eine wirtschaftliche Realisierung neuer Biomasse-anlagenprojekte.

5. Wie sieht es mit der Flexprämie aus? Ist diese im EEG 2016

weiterhin enthalten?

Der Flexibilitätszuschlag von 40 € pro KW installierter Leistung und Jahr ist im Entwurf für neue Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Biogas mit einer installierten Leistung von mehr als 100 KW enthalten, ebenso wie die Flexibilitätsprämie für Bestandsanlagen (IBN vor dem 01.08.2014) in Höhe von 130 € pro KW fl exibel bereitgestellter zusätzlich installierter Leis-tung und Jahr; allerdings müssen hierfür die Voraussetzungen der Anlage 4 erfüllt werden, die uns bislang nicht vorliegt.

Janet Hochi setzt sich als Geschäftsführerin des Biogasrat+ e.V. für die Zukunft von Biogas und Biomethan ein.

1. Die Bundesregierung hält sich derzeit recht bedeckt mit

Aussagen zum Fahrplan der EEG-Novelle. Wie sahen die

letzten Monate der Entwicklung aus und wie schnell kön-

nen wir Entscheidungen erwarten?

Nach langer Verzögerung ist Ende Februar der Referentenent-wurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zur Ab-stimmung an die mitberatenden Bundesministerien gegan-gen und führte dort zu massiven Diskussionen. Insbesondere das Landwirtschaftsministerium kritisiert die bislang enthalte-nen Regelungsvorschläge zu Biomasse als unzureichend und fordert Verbesserungen, d.h. eine Ausschreibungsregelung für Biomasse im EEG 2016, eine Anhebung des Ausbauziels sowie eine Anschlussförderung für den Bestand, also eine kla-re Perspektive für Bioenergie - bevor der Entwurf offi ziell an die Bundesländer und die beteiligten Verbände zur Anhörung versandt wird. Aktuell rechnen wir täglich mit der Veröff ent-lichung des Referentenentwurfes (Anm. der Red.: Das Inter-view wurde kurz vor der Veröff entlichung geführt. Die aktuelle Stellungnahme ist auf www.biogasrat.de zu fi nden.), zumal das Gesetzgebungsverfahren nach dem Zeitplan des BMWi spä-testens im Herbst 2016 abgeschlossen sein soll. Hintergrund ist hier, dass das EEG 2016 von der EU-Kommission vor Inkraft-treten genehmigt werden muss und die EU-rechtliche Geneh-migung für das EEG 2014 zum 31.12.2016 ausläuft.

2. Bei der letzten Novellierung im Jahr 2014 wurde das The-

ma Bestandsschutz heiß diskutiert. Sind bei diesem Punkt

erneut Einbußen zu erwarten?

Nach derzeitigem Kenntnisstand erwarten wir keine ver-gleichbaren Eingriff e in den Bestand. Wir unterstützen ver-schiedene Initiativen, die sich gegen die Eingriff e des EEG 2014 in den grundgesetzlich verankerten Vertrauensschutz wehren. Gleichzeitig ist es uns mit Blick auf das EEG 2016 auf Bundes- und Landesebene gelungen, die Politik für das The-ma Bestandsschutz zu sensibilisieren. Unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und angesichts einer feh-lenden Zukunftsperspektive ist der Ausbau der Biogas- und Biomethanerzeugung nahezu zum Erliegen gekommen und der Rückbau biogener Strom-und Wärmeerzeugungskapazi-täten droht. Ab 2020 fallen sukzessive Biomasseanlagen aus der regulären EEG-Förderung und damit aus der erneuerba-ren Strom-und Wärmeerzeugung. Da ein wirtschaftlicher Fol-gebetrieb unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht gegeben ist, wird bis zum Jahr 2030 mehr als die Hälfte der installierten erneuerbaren KWK-Stromerzeugung wegfallen. Das heißt auch, dass 8 TWh erneuerbare Wärme ersetzt und

14 Mio. t CO2äq zusätzlich eingespart werden müssten. Der Biomasseanlagenbestand stellt einen volkswirtschaftlichen Wert dar, der auch nach Auslaufen der EEG-Förderung von 20 Jahren weiterhin zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und erneuerbarer Wärme nutzbar ist. Zudem sind Biogas und Bio-methan die einzigen erneuerbaren Energieträger, die nach-frageorientiert gesicherte Leistung bereitstellen und die fl uk-tuierende Stromerzeugung aus Wind und Sonne absichern. Dieser Anteil an erneuerbarer gesicherter Leistung kann be-reits heute fossile Kraftwerkskapazität ersetzen. Der Beitrag, den Bioenergie in der Energiewende leistet und leisten kann, ist in weiten Teilen der Politik wieder anerkannt und wir erfah-ren große Unterstützung aus Bundesländern, Bundestag und von Seiten des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Allein auf den Bestand zu fokussieren, ist uns aber zu wenig, wir wollen eine verlässliche Perspektive für den Neubau von Biomasse-anlagen.

EEG 2016

Forderungen für faire ZukunftDas EEG 2014 ist noch keine zwei Jahre alt und schon steht die nächste Novelle an. Ursprünglich als Gesetz zur Schaff ung einer grünen Zukunft eingeführt, ist im Moment noch ungewiss, wie dieses Ziel mit dem Entwurf des EEG 2016 wirksam erreicht werden kann. Wir haben mit Janet Hochi, der Geschäftsführerin des Biogasrates, über die geplanten Inhalte des EEG 2016, die Kritikpunkte und die Zukunft von Biogas gesprochen.

Über den BiogasratDer Biogasrat+ e.V. ist der Verband der führenden Unternehmen der Biogaswirtschaft und der dezentralen Energieversorgung mit der Geschäftsstelle in Berlin. Seit 2009 vertritt er eine große und zunehmende Zahl von Mitgliedsunternehmen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Biogas- und Biomethanwirtschaft re-präsentieren. Unter anderem produzieren sie energetisch nutzba-re Biomasse, erzeugen Biogas, produzieren Biogasanlagen oder aber vertreiben das erzeugte Biogas direkt bzw. - so genanntes Biomethan - über das Erdgasnetz oder sie erzeugen und vertrei-ben Strom und Wärme aus Biogas. Dem Verband gehören land-wirtschaftliche Erzeuger, Anlagenbauer, Zulieferer, Finanzierer und Projektentwickler, Unternehmen der Ver- und Entsorgungs-wirtschaft und Handelshäuser, aber auch Gutachter und Dienst-leister an.Der Biogasrat+ versteht sich als Verband, der mithilft, die ökolo-gische Modernisierung der Wirtschaft voranzutreiben. Marktnä-he, Kosten und Energieeffi zienz sollen Biogasproduktion und – verwendung zunehmend bestimmen. Wir entwickeln den Markt im Interesse unserer Mitglieder und beraten sie in diesem Prozess. Zugleich vermitteln wir die Rolle von Bioenergien im Energiemix der Zukunft gegenüber Politik und Gesellschaft und setzen uns für bessere rechtliche, ökonomische und politische Rahmenbe-dingungen der Biogaswirtschaft ein. Der Biogasrat+ fördert die Belange und Interessen der landwirtschaftlichen und industri-ellen effi zienten Biogasproduktion und –nutzung. Dabei hat er die möglichst marktnahe Verstromung nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz ebenso im Blick, wie den Wärmemarkt und den Kraftstoff markt.

Biogasrat+ e.V.Mittelstr. 55, 10117 BerlinTel: 030 - 206 218 [email protected]

unten: Runde Sache - Nur mit Biogas und Biomethan lässt sich Versorgungssicherheit unter den Erneuerbaren erreichen.

Erneuerbare Energien Gesetz (EEG 2000)

Das EEG ersetzt das StromEinspG. Ziel ist es den erneuerba-ren Energien-Anteil innerhalb von zehn Jahren zu verdop-peln. Zusätzlich wird eine Vorrangsregelung von grünem Strom gegenüber konventionellen Strom festgelegt. Die Vergütungssätze werden nach Energiequelle und Anlagen-größe diff erenziert. Die Vergütung für Biomasse-Anlagen liegt zwischen 8,70 und 10,23 ct/kWh.

1. Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG 2004)

In der ersten Novelle des EEG wurden die Ausbauziele von erneuerbaren Energien am gesamten Stromanteil auf 20 Prozent bis 2020 angehoben. Ebenso wurden die Ver-gütungssätze angepasst. Biomasseanlagen erhalten eine Grundvergütung von 8,40 bis 11,50 ct/kWh.

3. Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG 2012)

Mit der Einführung des EEG 2012 wurde der KWK-Bonus abgeschaff t. Hingegen wurden die Direktvermarktung mit dem Marktprämienmodell und die Flexibilitätsprämie ein-geführt. Die Grundvergütung für Biogasanlagen liegt zwi-schen 6 und 14,3 ct/kWh. Auch die Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien wurden verändert: Bis 2020 soll grüner Strom 35 Prozent und bis 2030 sogar 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs ausmachen.

5. Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG 2016)

Die Bundesregierung arbeitet bereits an der nächsten EEG-Novelle. Das EEG 2016 wird voraussichtlich zum 1.1.2017 eingeführt.

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Stromeinspeisegesetz (StromEinspG)

Das StromEinspG ist der Vorreiter des heutigen EEG. Es ver-pfl ichtete erstmals die Stromversorger grünen Strom abzu-nehmen und zu vergüten. Bis dahin wurde der Netzzugang für Strom aus regenerativen Quellen oft erschwert oder ver-weigert.

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG)

Regelt die Einspeisung und Vergütung der Energie aus Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung.

2. Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG 2009)

Bei der zweiten Novelle wurden erneut die Vergütungssätze angepasst. Biomasse-Anlagen erhalten nun eine Grundver-gütung von 7,79 bis 11,67 ct/kWh. Zudem wurden verschie-dene Boni (z.B. Nawaro- und Gülle-Bonus) und ein Einspei-semanagement eingeführt. Darin wird der Umgang bei Netzengpässen geregelt.

4. Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG 2014)

Die Abstände der Novellierungen werden immer kürzer. Die Grundvergütungen sinken immer weiter: Biomasse-Anla-gen erhalten nun 5,85 bis 13,66 ct/kWh. Gülleanlagen bis 75kW werden jedoch mit 23,73 ct/kWh vergütet.

6. Bereits vor zwei Jahren wurde angekündigt, dass im EEG

2016 ein Ausschreibungsverfahren eingeführt wird. Im Ge-

gensatz zu anderen Technologien werden Biomasseanlagen

dabei aber nicht berücksichtigt. Wie läuft das Ausschrei-

bungsmodell ab und welche Vorteile könnten sich für Bio-

gasanlagen ergeben?

Die europäischen Energie- und Umweltbeihilfeleitlinien sehen vor, dass für etablierte erneuerbare Energietechnologien die Förderung ab 2017 über Ausschreibungsverfahren auf Grund-lage eindeutiger, transparenter und diskriminierungsfreier Kriterien geregelt werden soll. Die Umstellung ist ein System-wechsel, der insbesondere im Bereich Biomasse die große Chance bietet, einen Neuanfang zu wagen: weg von über-bordender Regulierung hin zu einem wettbewerblich orien-tierten Modell, das auf Vergütungssätze gestaff elt nach Leis-tungsklassen verzichtet und durch eine Flexibilisierung der Einsatzstoff e Marktakteuren marktwirtschaftliches Handeln ermöglicht. Um der Branche jedoch ein moderates Wachstum mit verlässlicher Perspektive zu ermöglichen, brauchen wir ein reines Ausbauziel für Neuanlagen von 100 MW netto pro Jahr. Um dieses Ausbauziel auch tatsächlich zu erreichen und nicht wie in den letzten Jahren weit unter 100 MW zu bleiben, sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen notwendig. Unse-re Mitgliedsunternehmen haben sich frühzeitig und aktiv der Herausforderung gestellt und Vorschläge für ein einfaches und transparentes Ausschreibungsmodell für Biomasse vor-gelegt. Es fi nden sich im Referentenentwurf erste Eckpunkte, die keine konkreten Aussagen über ein Ausschreibungsmo-dell Biomasse zulassen sowie eine Verordnungsermächtigung für dessen Umsetzung. Die Verordnungsermächtigung für ein Ausschreibungsmodell Biomasse ist aus unserer Sicht inak-zeptabel, da die tatsächliche Umsetzung ohne jeglichen zeit-lichen Rahmen in weite Ferne zu rücken droht und die unzu-länglichen Regelungen des EEG 2014 fortgelten.

7. Wie stehen die Chancen, dass Biogasanlagen zukünftig

auch über Ausschreibungen eine Förderung erhalten?

Wir arbeiten seit April 2015 mit Nachdruck daran, dass Bio-masseanlagen im Rahmen eines technologiespezifi schen Aus-schreibungsverfahrens im EEG 2016 berücksichtigt werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium, die Bundesländer und zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestages un-terstützen unsere Forderungen. Das ist eine gute Ausgangs-basis, denn letztlich wird der Bundestag das EEG 2016 be-schließen und darüber entscheiden, ob die Energieerzeugung aus Biomasse in Deutschland eine Zukunft hat.

8. Welche Rolle nimmt der Biogasrat in der aktuellen Situa-

tion ein?

Der Biogasrat vertritt die Interessen der Biogas- und Biomet-hanbranche gegenüber Politik, Medien und Öff entlichkeit in Berlin. Wir haben ein transparentes, wettbewerblich orientier-tes Ausschreibungsmodell vorgelegt, das die Akteursvielfalt wahrt. Die Verordnungsermächtigung für Biomasse im EEG 2016 lehnen wir ausdrücklich ab, aktuelle Erfahrungen z.B. mit der Verordnungsermächtigung zum „Grünstromprivileg“ zeigen, dass es bei der Umsetzung zu massiven zeitlichen Ver-zögerungen und ohne die Beteiligung des Bundestages und Bundesrates zu völlig unzulänglichen Ergebnissen kommt. Sie ist kein geeignetes Instrument, um Planungs- und Investiti-onssicherheit für die Marktteilnehmer der Bioenergiebranche zu schaff en. Nach unserer Auff assung soll die Förderung der Stromerzeugung aus Biogas und Biomethan künftig über ein Ausschreibungsmodell direkt im EEG 2016 beginnend zum 01.01.2017 geregelt werden. Ziel der Ausschreibung ist mehr Wettbewerb. Wir sprechen uns daher in unseren Regelungs-vorschlägen dafür aus, dass per Gebotspreisverfahren auf den anzulegenden Wert der gleitenden Marktprämie des EEG 2016 geboten wird und der anzulegende Wert der Marktprä-mie wettbewerblich zu ermitteln ist. Um den Marktakteuren Planungssicherheit zu geben, soll es zwei Ausschreibungsrun-den pro Jahr für Biomasse geben, alternierend für feste und gasförmige Biomasse. Eine weitere Diff erenzierung nach Ein-satzstoff en oder Größenklassen für Biomasseanlagen lehnen wir ebenso ab, wie die Fortführung des „Maisdeckels“, weil sie grundsätzlich wettbewerbsverzerrend wirken. Reststoff e sol-len gleichrangig zu Energiepfl anzen eingesetzt werden kön-nen. Zudem fordern wir ein Ausbauziel für Neuanlagen von 100 MW netto pro Jahr und eine wirtschaftliche Anschlussre-gelung für Bestandsanlagen sowie die Erweiterung von Be-standsanlagen, mit dem Ziel die installierte Kapazität zu erhal-ten. Biogas und Biomethan sind die perfekte Back-Up-Lösung für fl uktuierende erneuerbare Energien und leisten im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor einen wichtigen Beitrag, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Deutschland um bis zu 90% zu verringern. In unseren Augen sind sie für den Erfolg der Energiewende unverzichtbar.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Geschichte des EEG

Mit der Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 betrat Deutschland eine neue Position für Klima- und Umweltschutz. Daher sind zwei Mechanismen in dem Gesetz verankert: Zum einen werden die Netzbetreiber verpfl ichtet Strom aus erneuerbaren Quellen abzunehmen. Zum anderen sollen Investoren abgesichert werden und daher wurden im Jahr 2000 feste Vergütungssätze für erneuerbare Energien eingeführt. Das deutsche EEG ist weltweit Vorbild und Vorreiter für die Gleichstellung von erneu-erbaren Energien. Wir haben anhand eines Zeitstrahls die Entwicklungen des Gesetzes festgehalten:

1.1.1991

1.4.2000

1.4.2002

1.8.2004

1.1.2009

1.1.2012

1.8.2014

2016

Auch in der bayerischen Verwaltungsge-meinschaft Burgebrach (Landkreis Bam-berg) wurden die Weichen konsequent in Richtung Schlammreduzierung und Klä rgasnutzung gestellt. Der technische Betreiber Sü dWasser GmbH hat daher WELTEC BIOPOWER als Generalunter-nehmer beauftragt, fü r die bestehende 13.000 EW-Klä ranlage eine Faulungsan-lage inklusive energetischer Verwertung des Klä rgases im Blockheizkraftwerk (BHKW) zu errichten. Neben der aeroben wird das organische Material ab April zu-sä tzlich einer anaeroben Behandlungs-stufe unterworfen.

Um die tä glich anfallenden 16 Kubikme-ter Rohschlamm mit einem Trockensubs-tanzgehalt von 4 bis 4,5 Prozent optimal zu behandeln, wird ein speziell ausge-legter Faulturm aus V4A-Edelstahl instal-liert. Darin durchmischt ein schrä g mon-tiertes Langachsrü hrwerk den Schlamm, um den mikrobiologischen Umwand-lungsprozess zu Methan schonend zu forcieren. Mit 420 Kubikmeter Fassungs-vermö gen und einem fl exiblen Gasspei-cherdach mit bis zu 68 Kubikmetern Speichervolumen ist der Bioreaktor aus-reichend dimensioniert, um das BHKW

mit einer elektrischen Leistung von 28 Kilowatt und einer thermischen Leistung von 58 Kilowatt unterbrechungsfrei zu betreiben. Der produzierte Strom wird direkt auf der Anlage verwendet und die Wä rme fü r die Beschleunigung des Gä r-prozesses sowie zur Nutzung auf dem Klä ranlagenstandort genutzt.

Neben der Energiegewinnung und der Schlammstabilisierung war aber auch die Minimierung der Geruchsemissio-nen ausschlaggebend fü r die Entschei-dung der WELTEC-Anaerobstufe. Durch die gezielte anaerobe Schlammstabili-sierung werden kü nftig Geruchsbelä sti-gungen weitestgehend ausgeschlossen. Vor der Umrü stung trat dieses Problem regelmä ßig in Burgebrach auf.

„Bislang haben wir auf der Klä ranlage in Burgebrach den Klä rschlamm ohne Nutzung des Faulgases stabilisiert. Durch die Installation der Faulungsan-lage etablieren wir ein nachhaltiges und klimafreundliches Energiekonzept und kö nnen zudem das Klä rschlammauf-kommen reduzieren. Insgesamt werden die CSB-Frachten im Abwasser um rund ein Drittel gesenkt“, erklä rt Arne Nath,

Abteilungsleiter Abwasser beim Betrei-ber Sü dWasser GmbH. Aber auch fi nan-ziell lohnt sich die Anlagenerweiterung: Aus den genannten Vorteilen und der Fö rderung ü ber das Kraft-Wä rme-Kopp-lungsgesetz (KWK-Bonus) ergibt sich ein jä hrlicher Kostenvorteil von einem mitt-leren fü nfstelligen Betrag.

„Unsere anaerobe Klä rschlammver-gä rung ü berzeugt die Kunden gleicher-maßen durch ihre ö konomische und ö kologische Tragfä higkeit. Sie produ-ziert Energie, spart Entsorgungskosten und sorgt noch zusä tzlich fü r kommu-nale Einnahmen. Zudem kann man da-durch die Anlagenkapazitä t ohne gro-ßen Flä chenbedarf erweitern“, umreißt Jens Flerlage von WELTEC BIOPOWER die Nutzenvorteile. „Diese positiven Um-stä nde machen diese intelligente Allianz von Abwasserreinigung und Energiege-winnung prinzipiell fü r alle Klä ranlagen in der Grö ßenklasse von 8.000 bis 50.000 EW interessant“, fü hrt Flerlage weiter aus.

Der verfahrenstechnische Ansatz von WELTEC und die in Modulbauweise errichteten Edelstahlbehä lter haben bereits in mehreren Lä ndern zu einer deutlichen Verbesserung bestehender Abwasseranlagen gefü hrt. Neben dem genannten Nutzen wird außerdem die hohe Prozessstabilitä t bei geringen War-tungs- und Betriebskosten dazu beitra-gen, die Energiewende mit der so wich-tigen Wertschö pfung durch erneuerbare Energien zu verknü pfen.

Ihr Kontakt:

Jens FlerlageTel. 04441 - 999 78 - 217j.fl [email protected]

WELTEC BIOPOWER erweitert kommunale Klä ranlage in Burgebrach

Energieversorgung geklä rt – Kosten gesenktDer Druck auf Kommunen und Abwasserbetriebe steigt, da eine landwirtschaftliche Nutzung von Klä rschlä mmen zunehmend eingeschrä nkt wird. Aber auch durch den hohen Strombedarf werden Ab-wasseranlagen immer kostenintensiver. Deshalb setzen immer mehr Klä ranlagen auf eine energiesparen-de Klä rschlammstabilisierung im Anaerobreaktor und eine energetische Verwertung des gewonnenen Faulgases.

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In Burgebrach wurde die kommunale Kläranlage durch eine Anaerobstufe erweitert und optimiert.

WELTEC Verbund erwirbt 3,3 MW-Biogasanlage in Falkenhagen

Umfassende Sanierungsarbeiten machen Anlagen zukunftsfähigNach der Übernahme von zwei Biomethanraffi nerien in 2015 bleibt die WELTEC-Gruppe weiterhin auf Wachstumskurs: Im Januar 2016 hat die Nordmethan GmbH, eine Schwestergesellschaft des Anlagen-herstellers WELTEC BIOPOWER, im brandenburgischen Falkenhagen eine bestehende Biogasanlage er- worben.

Nach einer grundlegenden technischen und kaufmännischen Sanierung und Modernisierung wird die derzeit stillge-legte Biogasanlage Falkenhagen voraus-sichtlich Ende 2016 wieder ihren Betrieb aufnehmen. In den jeweils fünf Fermen-tern, Nachgärern, Gärrestlagern und sechs Blockheizkraftwerken (BHKW) wird dann eine elektrische Leistung von insgesamt 3,3 Megawatt erzeugt. Der Strom wird in das öff entliche Stromnetz eingespeist und die BHKW-Abwärme soll zukünftig für die Gärresttrocknung verwendet werden.

Die Anlage im Landkreis Prignitz ist im Jahr 2007 errichtet worden und war seit 2008 in Betrieb. Bis 2015 wurde der An-lagenbetrieb durch verschiedene Eigen-tümer verantwortet. Mit Renovierungs-investitionen von rund zwei Millionen Euro wird die WELTEC-Gruppe wieder für einen rentablen Betrieb sorgen. Die Sanierungsmaßnahmen umfassen unter anderem den Austausch aller Feststoff -dosierer sowie die Generalüberholung der sechs BHKW. Darüber hinaus sieht die Modernisierung vor, sämtliche Dä-cher der Behälter zu ersetzen, die Rühr-werkstechnik zu überprüfen und ge-gebenenfalls auszutauschen. Überdies werden die Pumpen ersetzt, die Steue-rungstechnik modernisiert und die drei Trockner instandgesetzt.

Jens Albartus, der Geschäftsführer von WELTEC BIOPOWER und der Nordmet-han, ist sich sicher, die Biogasanlage in Falkenhagen mit diesen Maßnahmen in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zu-kunft zu führen. Auch deshalb konnten beim Erwerb bestehende Mitarbeiter übernommen und somit Arbeitsplätze gesichert werden. „Die Biogasanlage

besitzt ein Konzept, auf dem wir auf-bauen können“, unterstreicht Albartus. Die Entscheidung zum Kauf fi el aber auch deshalb, weil die Nordmethan in der Nähe bereits eine Biomethananlage betreibt und dadurch langjährige Kon-takte zu hiesigen Landwirten pfl egt. So konnten schnell regionale Partner für die Lieferung von Substraten, vorwie-gend Maissilage und Schweinegülle, für den Standort in Falkenhagen gefunden werden.

Bei weiteren positiven Erfahrungen ist es nicht ausgeschlossen, dass die WELTEC Unternehmensgruppe ihr Engagement beim Betrieb von Biomethanraffi nerien und Biogasanlagen ausweitet. „Unsere Stärke entfaltet sich in der Unterneh-mensgruppe: Der Firmenverbund von WELTEC BIOPOWER und Nordmethan ist in der Lage die komplette Biogas-Wert-schöpfungskette von der Planung bis zum dauerhaften Betrieb abzudecken“, bilanziert Albartus.

www.nordmethan.de

Über das UnternehmenSeit 2008 plant, entwickelt und betreibt die Nordmethan GmbH Energieanlagen zur Gewinnung und Nutzung von Biomethan. An vier eigenen Standorten erzeugen die hochentwickelten Anlagen jährlich 27,8 Millionen Normkubikmeter Biomethan in Erdgas-Qualität. Dieses wird ins öff entli-che Gasnetz eingespeist und ist dadurch bundesweit verfügbar. Seit 2016 gehört auch eine Biogasverstromungsanlage ins Portfolio.

Mit dem Biomethan versorgt die Nordmet-han seine Kunden mit Strom und Wärme. 16 dezentrale Blockheizkraftwerke ge-nerieren für Kommunen und klein- und mittelständische Unternehmen, etwa aus dem Garten- und Wohnungsbau sowie dem Gesundheitswesen, insgesamt eine thermische Leistung von 8,6 Megawatt. Die Kunden profi tieren dabei von güns-tigen Energiepreisen ohne Risiko, da die Nordmethan die Kosten für Errichtung, Betrieb und Instandhaltung der BHKW übernimmt.

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Ab Ende 2016 werden die sechs BHKW eine Gesamtleistung von 3,3 MW erbringen.

Das WELTEC Team stellt sich vor

Und was machst du?Seit neun Jahren ist Elmar Bröring bei WELTEC BIOPOWER. Anfangs lag sein Aufgabenfeld in der reinen Inbetriebnahme und Betreuung von Biogasanlagen. Mittlerweile ist der Diplom-Ingenieur der Elektro- technik vorrangig für Betreiberschulungen und individuelle Lösungen verantwortlich.

Wie sieht dein Arbeitsalltag bei WELTEC aus? Gibt es über-

haupt so etwas wie Alltag in deinem Job?

Die Themenbereiche in denen ich jetzt in der Serviceabtei-lung tätig bin sind sehr vielfältig. Es kommt deshalb auch so gut wie nie Routine auf. Vor einem Monat habe ich gemeinsam mit unserer Grün-dungsgesellschaft Weda ein Softwaremodul für die Direkt-vermarktung von Regelenergie im Stromnetz der Schweiz entwickelt und dieses Modul anschließend bei einem unserer Kunden in Betrieb genommen. Wahrscheinlich werden nun auch weitere Anlagen in der Schweiz von uns damit ausge-rüstet.Zudem führe ich regelmäßig Schulungen für Betreiber und unsere weltweiten Servicepartner durch. Zurzeit bereite ich gerade die Schulung für unsere australischen Kunden vor. Diese wird im Sommer für zwei Wochen bei WELTEC in Vechta und auf einigen Biogasanlagen in der Umgebung stattfi nden. Ich betreue auch viele unserer älteren Anlagen und führe dort die anstehenden Erweiterungen durch. Soweit noch Zeit ist betreue ich ab und zu die Inbetriebnahme von neuen Anlagen. In den letzten zwei Jahren habe ich mich zusammen mit unserem englischen Kollegen hauptsächlich um die Anlagen in England und Irland gekümmert.

Was gefällt dir besonders an deinen Job?

Ich schätze an meiner Arbeit, dass ich die meisten Dinge ei-genverantwortlich organisieren kann und somit auch wirklich Einfl uss auf den Erfolg meiner Tätigkeiten habe. Außerdem empfi nde ich die fl exible Arbeitszeit bei WELTEC als sehr an-genehm.

Unsere Dienstreisen geben mir die Möglichkeit andere Länder und deren Kultur kennenzulernen. Auch diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Und natürlich ist der gemeinsame Besuch des Stoppelmark-tes (Anm. der Red.: eines der größten und ältesten Volkfsfeste Deutschlands, das alljährlich in Vechta stattfi ndet) für mich je-des Jahr ein Highlight. Dies ist auch zu unseren Vertretungen durchgedrungen. Ich wurde schon gefragt, ob ich nicht mal um den Stoppelmarkt herum eine Schulung für sie abhalten könne.

Wie wichtig sind dir erneuerbare Energien?

Auch privat beschäftige ich mich ein wenig mit erneuerba-rer Energie. Es fi ng 1995 mit einer Solaranlage für die Warm- wassererzeugung an. Als meine Frau und ich dann im Jahre 2010 beschlossen das Dach unseres Haus zu erneuern, haben wir auch sofort eine Photovoltaik Anlage installiert und diese dann zwei Jahre später um einen Batteriespeicher erweitert. Wir sind jetzt zu einem großen Teil des Jahres unabhängig vom Stromnetz. Vor meiner Zeit in der Biogas-Branche habe ich 13 Jahre lang bei Siemens gearbeitet. Unter anderem war ich dort in Atom-kraftwerken tätig. Da ich dabei die wirklich hohen Sicherheits-standards der deutschen Kernkraftwerke kennengelernt habe, hat mir diese Tätigkeit keine Sorgen bereitet. Wobei ich schon damals über die ungeklärte Endlagerfrage nachgedacht habe. Heute zeigt sich ja auch, dass diese Frage immer noch nicht geklärt ist und niemand die dadurch entstehenden Kosten ab-schätzen kann. Ich glaube deshalb, dass erneuerbare Energien auf Dauer doch günstiger sind. Diese Energien erzeugen so gut wie keine Folgekosten und erst recht kein Entsorgungs-problem, dass noch viele Generationen nach uns beschäfti-gen wird.

Worauf freust du dich im Feierabend und an den Wochen-

enden?

An den Wochenenden freue ich mich auf die Arbeit auf meiner Hobby-Farm. Seit 1993 halte ich eine kleine Mutterkuhherde von schottischen Hochlandrindern. Dies gibt mir die Möglich-keit mal das Gehirn runterzufahren und einfache händische Tätigkeiten an der frischen Luft zu erledigen. Für mich ist dies ein Ausgleich, wie es für andere das Joggen ist. Meine Rinder sehen mit ihrem zotteligem Fell und den langen Hörnern sehr niedlich aus. Es sind aber weiterhin Nutztiere, die dann irgend-wann als Steak auf meinem Teller landen.

In Kontakt mit Technik und Mensch: Elmar Bröring (links) führt regelmäßig Schulungen von Kunden und Servicepartnern durch.

Zukunftstag, Zertifi zierung Energiemanagementsystem, Rückblick

WELTEC intern

Zukunftstag

Bereits seit 2001 fi ndet in Deutschland der Girl’s Day bzw. Zukunftstag für Schü-lerinnen und Schüler statt, um ihnen die Gelegenheit zu geben technische, naturwissenschaftliche und handwerk-liche Berufe kennenzulernen. Jedes Jahr beteiligt sich auch WELTEC BIOPOWER an dieser Initiative. Nach einem Einblick in die IT, das biologische Labor, Marke-ting, Vertrieb und Technik folgte in die-sem Jahr der Besuch einer Biogasanlage.

1918

Energiemanagementsystem

Die Nordmethan GmbH als Unternehmen der WELTEC-Gruppe hat erfolgreich das Ener-giemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001:2011 an seinen deutschlandweiten Anlagenstandorten eingeführt. Damit verpfl ichtet sich die Nordmethan den Energieverbrauch für die Produktion von Biomethan langfristig zu reduzieren und die Energieeffi zienz in einem ständigen Verbes-serungsprozess zu steigern. Dies geschieht durch eine gezielte Erfassung der Energie-fl üsse von der Substratgewinnung über den Fermentationsprozess bis hin zur Biomethan-gewinnung. Organisatorische und technische Maßnahmen sollen dazu führen, die energie-bezogene Leistung systematisch und länger-fristig zu verbessern.

Rückblick – vor zehn Jahren

2006 hat WELTEC BIOPOWER die erste Biogasanlage auf Zypern gebaut. Der Kunde war ein Schweinemast-betrieb im Süden der Insel nahe Limassol. Ursprünglich wurde die Anlage mit einem 3.040m3 großen Fermen-ter und einem 1.709m3 großen Gärrestlager – beides aus Edelstahl – gebaut. Die Anlagenleistung lag bei 250 kW. Mittlerweile hat die Anlage, die zu 100 Prozent mit Schweinegülle gefüttert wird, eine Anlagenleistung von über einem Megawatt. Im Laufe der Jahre wurde aber nicht nur diese Anlage auf Zypern gebaut und erwei-tert. In dem Land, in dem Biogas wenig verbreitet ist, hat WELTEC bis heute insgesamt sieben Biogasanlagen mit einer Gesamtkapazität von 4,62 Megawatt errichtet.

Organic energy worldwide