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Spielzeit 2018/19 9. Philharmonisches Konzert Wege und Gefährten Ravel Lutosławski Mendelssohn Bartholdy

Spielzeit 2018/19 9. Philharmonisches Konzert Wege und ... · Konflikt zwischen Cello und Orchester, der das gesamte weitere Stück prägt, ist eröff-net. Hier zeigt sich ein besonderes

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Spielzeit 2018/19 9. Philharmonisches KonzertWege und Gefährten

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9. Philharmonisches Konzert

Wege und Gefährten

Maurice RavelLe Tombeau de CouperinI. PréludeII. ForlaneIII. MenuettIV. Rigaudon

Witold LutosławskiVioloncellokonzert

Pause

Felix Mendelssohn Bartholdy3. Sinfonie a-Moll op. 56, „Schottische“I. Andante con motoII. Vivace non troppoIII. AdagioIV. Allegro vivacissimo – Allegro maestoso assai

Di 04. ⁄ Mi 05. 06. 201920.00 UhrKonzerthaus Dortmund

19.15 Uhr Konzerteinführungim Komponistenfoyer

Konzertende ca. 22.15 Uhr

Antony Hermus Dirigent Johannes Moser Violoncello

Bitte schalten Sie Ihre Handys aus, und denken Sie daran, dass nicht akkreditierte Bild- und Tonaufnahmen während des Konzerts aus urheber-rechtlichen Gründen untersagt sind.

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9. Philharmonisches Konzert

Wege und Gefährten

Wem ist in turbulenten Zeiten noch zu trauen? Maurice Ravel schrieb mit seinem Zyklus „Le Tombeau de Couperin“ kleine Hommagen an Freunde von ihm, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Konflikte ste- hen auch im Mittelpunkt des Violoncellokonzerts von Witold Lutosławski, auch wenn sich der Komponist immer gegen eine politische Inter pre-tation wehrte. Felix Mendelssohn Bartholdy findet den Anfang zu seiner 3. Sin fonie im schottischen Holyrood Palace; dort, wo Maria Stuart bis zu ihrer erzwungenen Abdankung 1567 residierte.

In einem baskischen Badeort nahe seiner Hei-matstadt Ciboure beginnt Maurice Ravel im Frühjahr 1914 mit der Arbeit an dem geplan-ten Klavier-Zyklus „Le Tombeau de Couperin“. Ravel will sich damit vor der Tradition der französischen Barock musik verneigen. Eine „Tombeau“ war damals eine eigenständige Art der Memoria-Komposition, schon François Couperin schrieb zu Zeiten von Ludwig XIV. solche Werke für Rameau oder Lully.

Doch dann bricht im Herbst 1914 der Erste Weltkrieg aus und alles ändert sich. Ravel, 1895 als zu klein ausgemustert, will unbedingt zur Armee. Vorerst vergeblich, er wiegt zwei Kilogramm zu wenig für den Militärdienst.

Doch Ravel gibt nicht auf: „Ich hoffe jetzt auf eine generelle Überprüfung aller Wehr dienst-Untauglichen, und wenn das wieder nicht klappt, werde ich gleich nach meiner Rück-kehr nach Paris zu intrigieren versuchen. Die Herrschaften werden sich schließlich doch von der Anmut meiner Anatomie rühren lassen.“

Ravel beim MilitärTatsächlich nimmt man ihn später doch, wenn auch nur für Hilfsarbeiten: Er ist zunächst als medizinischer Assistent tätig, dann als Fahrer für das Rote Kreuz. Doch er hält den Strapa-zen nicht lange stand, im Oktober 1916 schickt man ihn in einen längeren Heimat-

Maurice Ravel (1875 – 1937)Le Tombeau de Couperin

Besetzung 2 Flöten (1 mit Piccolo), 2 Oboen (1 mit Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 1 Trompete, Harfe, Streicher Dauer ~20 Minuten Uraufführung 28. Februar 1920, Paris

„Ich freue mich auf das wunderbar wohlige Brummen aus Johannes Mosers Cello. Das ist eine Wucht!“ Kathrin Averdung, Violine

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urlaub. Zu diesem Zeitpunkt hat Ravel bereits einige Freunde im Krieg verloren, jetzt stirbt im Januar 1917 auch noch seine Mutter. Ihr Tod trifft ihn stark, er kehrt nicht zur Armee zurück.

Nun nimmt er die Arbeit an „Le Tombeau de Couperin“ wieder auf, die fortan von der Kriegs-erfahrung überschattet ist. Zwar durch zieht das Werk weiterhin ein barocker Geist, doch har mo-ni sche und rhythmische Modernitäten durch-brechen diesen zuweilen. Die einzelnen Sätze widmet Ravel gefallenen Freunden; etwa Jacques Charlot, der für ihn diverse Klavierauszüge er-stellte. Nach der erfolgreichen Uraufführung am 11. April 1919 entscheidet sich Ravel, den

Klavier-Zyklus zu orches-trieren. Mit „Gaspard de la nuit“ oder „Ma mère l’oye“ hatte er damit bereits gro-ßen Erfolg. Zwei Sätze, Fugue und Toccata, lässt er dabei aus, die Abfolge von Menuett und Rigaudon vertauscht er, um für einen effekt vol len Schluss zu sorgen. Ravel orchestriert die ses Mal weniger virtuos als sonst, es herrscht eine noble Grundstimmung – die im bemerkenswerten Widerspruch zum traurigen Titel steht.

Zu Beginn des Prélude entfaltet die Oboe pas torale Atmosphäre: Mit behänder Leich-tigkeit perlen die Tonketten und vermitteln den Eindruck ländlicher Weite. Gemäß dem barocken Vorbild sind die Melodien klar gegliedert, doch eine modernere Harmonik blitzt immer wieder durch. Das gilt besonders für den zweiten Teil, in dem die Klarinetten die Führung übernehmen. Plötzlich laufen die Streicher leise aus und der Satz vergeht in einem Aufrauschen der Harfe. Die Holz-bläser dominieren die folgende Forlane, ein alter italienischer Volkstanz. Sie besteht aus kleinen Abschnitten, die wiederholt werden. Auch das ist typisch barock. Die melodische Figur des Anfangs instrumentiert Ravel in den wechselhaftesten Klangfarben.

Melancholie und FröhlichkeitDas Menuett, der höfische Modetanz des 17. und 18. Jahrhunderts, steht im Dreivier-tel-Takt. Den heiter-lustigen Rahmenteil dominiert einmal mehr die Oboe. Umso über-raschender kommt der verdüsternde Fagott- Einsatz im Mittelteil. Der steigert sich in einen lautstarken Ausbruch, doch bringen Trompeten und Hörner die elegische An-fangsstimmung zurück. Der abschließende Rigaudon beginnt furios. Die Fröhlichkeit trägt dieser Satz schon im Titel: Der altfran-zösische Tanz basiert vermutlich auf dem Wort rigoler (dt. scherzen). Wild geht es voran, mal steht die Oboe, mal die Trompete, mal das Englischhorn im Mittelpunkt. Dann gibt es einen klaren Bruch, hin zu einer lyri-schen Elegie von Oboe und Englischhorn. Doch der Schluss gehört wieder dem furio-sen Anfang, der sich in ein wirbelndes Finale hineinsteigert.

Witold Lutosławski (1913 – 1994)Violoncellokonzert

Der polnische Komponist Witold Lutosławski gehört zu den vielseitigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. 1932 beginnt er in Warschau ein Studium als Pianist und Geiger, nach dem Zweiten Weltkrieg wirkt er als Dirigent und Komponist. 1956 gründet er mit Freunden im Tauwetter der Nach-Stalin-Ära den „War-schauer Herbst“, eines der wichtigsten Festi-vals für Neue Musik. Über die Jahre entsteht ein schmales, aber sehr vielseitiges und diffe-renziertes Oeuvre. Das zeichnet sich, so der amerikanische Musikschriftsteller Alex Ross, durch eine klare melodische Komponente und eindeutige musikalische Narrative aus.

Als Auftakt ein großes SoloEnde der 1960er Jahre entsteht das Violon-cellokonzert, eines seiner meistgespielten Werke. Es beginnt mit einem großen Monolog des Solocellos. Der Solist beginnt mit einem einzelnen Ton und wiederholt diesen laut Par-titur fünfzehn bis zwanzig Mal. Solche Frei-heiten (in engen Grenzen) räumt Lutosławski den Interpreten in vielen seiner Werke ein. Aus dieser Tonwiederholung entsteht der Ein-druck eines pulsierenden Herzschlags. Daraus entwickelt sich eine fast vierminütige Solo-fantasie, die das Cello in seiner ganzen Aus-drucksbreite präsentiert. Lutosławski schreibt auch vierteltönige Passagen, die die klassische Stimmung hinter sich lassen und dem Solis-ten völlig neue, ungewohnte Griffmuster ab-verlangen. Der pulsierende Eingangston zieht sich dabei durch die gesamte Introduktion.

Besetzung 3 Flöten (2 mit Piccolo), 3 Oboen, 3 Klarinetten (1 mit Bassklarinette), 3 Fagotte (1 mit Kontra-fagott), 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Celesta, Klavier, Streicher, Solovioloncello Dauer ~ 25 Minuten Uraufführung 14. Oktober 1970, London

Ein KonfliktverhältnisLange bleibt das Cello alleine. Erst nach etwa vier Minuten erklingen die ersten Orchester- Klänge: Ein harscher, furioser Akkord der Trompeten fährt in die Fantasie hinein – der Konflikt zwischen Cello und Orchester, der das gesamte weitere Stück prägt, ist eröff-net. Hier zeigt sich ein besonderes Merkmal der Musik von Lutosławski: ihre ungeheure Theatralität. Im Gespräch mit dem polnischen Musikwissenschaftler Tadeusz Kaczyński sagt Lutosławski über das Violoncellokonzert: „In meinem Werk haben Orchester und Solist eine etwas andere Funktion [als in einem klassischen Instrumentalkonzert]. Bei ihrer Konstruktion habe ich mich bemüht, an ge-wisse Analogien zu anderen Kunstgattungen, besonders zum Theater, anzuknüpfen. Es handelt sich dabei um ein Konfliktverhältnis.“

Auf diesen ersten Konflikt zwischen Solocello und Trompeten folgt eine längere Dialog- Passage, in der vor allem die Klarinetten als Gesprächspartner des Cellos hervortreten. Doch immer wieder unterbrechen die Blech-bläser diese Dialoge mit ihren unerbittlichen Einwürfen. Ähnlich wie das Solocello zu Be-ginn sind sie dabei frei in einigen Details der Gestaltung. Das ermöglicht ihnen, mit ihren Einwürfen noch unkontrollierter und harscher zu wirken.

Ravel in Militäruniform (Fotografie, 1916)

„ … und wenn das wieder nicht klappt, werde ich gleich nach mei - ner Rückkehr nach Paris zu in- trigieren versu-chen.“Maurice Ravel

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Elegische PassageNach einem längeren Inter-mezzo der Blechbläser wie-derholt das Solocello den pulsierenden Anfangston erneut. Daraus entsteht der dritte Teil des Konzerts: eine große, fast romanti-sche Celloelegie, unter-stützt von den sphärischen Klängen der Celesta und subtilen Farbwechseln im Orchester. Aus einer kur-zen Unisono-Passage der Streicher ent wickelt sich dann der nächste schrei-ende Blech-Einschub, das

Solocello wird förmlich vom Klang überspült. Es folgt das Finale: Wieder ergreift das Solo-cello die Initiative, versucht erneut, eine melo-dische Figur zu etablieren, doch stets schreit das Orchester es nieder. Nach einem letzten Orchesterschlag wähnt man das Cello am Ende – und doch gehört ihm das letzte Wort: In den verhaltenen Schluss des Orchesters hinein behauptet es wieder seine Tonwieder-holung. Am Ende hat man es nicht zum Schweigen bringen können.

Ein politisches Werk?Lutosławskis Violoncellokonzert wird heute häufig politisch interpretiert. Das liegt auch daran, dass die Uraufführung in einer brisan-ten Atmosphäre stattfindet. Die englische Royal Philharmonic Society hatte das Werk in Auftrag gegeben, als Solist spielt am 14. Ok-tober 1970 in der Londoner Royal Albert Hall der sowjetische Cellist Mstislaw Rostropo-witsch. Der hatte zwei Wochen vorher öffent-lich den neuen Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn gegen Repressionen der sowjetischen Regierung verteidigt. Dass die Engländer Rostropowitsch bei der Urauf-führung die Goldmedaille der Royal Philhar-monic Society verliehen, mussten die Sow-jets als Affront verstehen.

Rostropowitsch prägte die Interpretation des Konzerts aber noch weiter. Für ihn themati-siere es das einzelne Individuum, das im sow-jetischen System unter der Repression zu leiden habe – doch am Ende triumphiere der freie Mensch und Wille. Eine Interpretation, die Lutosławski im Gespräch mit Kaczyński entschieden zurückgewiesen hat: „Mit Be-stürzung stelle ich fest, wohin meine unvor-sichtige Bemerkung über den dramatischen Konflikt zwischen dem Solopart und dem Orchester führen kann. Ich muss hier Ihrer Phantasie, die Sie das Werk als musikalische Illustration irgendeines düsteren Schauspiels sehen lässt, auf allerenergischste die Zügel anlegen; denn nichts dergleichen war meine Absicht. […] Hätte ich ein Drama über den Konflikt des Individuums mit der Gemein-schaft schreiben wollen, dann hätte ich das in Worten getan.“

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)3. Sinfonie a-Moll op. 56, „Schottische“

Besetzung 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher Dauer ~ 40 Minuten Uraufführung 3. März 1842, Leipzig

1829 ist der erst 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy bereits ein gefeierter Dirigent, Pia-nist und Komponist. Die Eltern schicken ihn auf große Bildungs- und Netzwerkreise: In den nächsten drei Jahre soll er durch Europa fahren, Kontakte knüpfen und sein Können präsentieren. Die erste Station ist im April 1829 England. Nach einer erfolgreichen Kon-zertsaison führt es ihn im Juli von dort weiter nach Schottland. Das Land fasziniert ihn schon lange; William Shakespeare, Ossian und Walter Scott gehören zu seinen litera-rischen Helden. Er ist begeistert von der herb-spröden Natur und der düsteren Aura, die das Land ausstrahlt.

Reise nach Holyrood PalaceDie Reise führt ihn auch nach Holyrood Pala-ce, die Residenz der schottischen Königin Maria Stuart. Von dort schreibt Mendelssohn an die Familie: „In der tiefen Dämmerung gin-gen wir heute nach dem Palaste, wo Königin Maria gelebt und geliebt hat; es ist da ein

kleines Zimmer zu sehen, mit einer Wendel treppe an der Tür; da stiegen sie hin-auf und fanden den Rizzio im kleinen Zimmer, zogen ihn heraus, und drei Stu-ben davon ist eine finstre Ecke, wo sie ihn ermordet haben. Der Kapelle dane-ben fehlt nun das Dach; Gras und Efeu wachsen viel darin, und am zerbro-chenen Altar wurde Maria zur Königin von Schottland

gekrönt. Es ist da alles zerbrochen, morsch, und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner ‚Schottischen Sinfonie‘ gefunden.“

Zwölf Jahre PauseMendelssohn skizziert noch an Ort und Stelle exakt die Musik, die später die Sinfonie eröff-net. Doch so rasant wie die ersten Takte ge-staltet sich die weitere Arbeit nicht. Er reist bald weiter nach Italien und legt dort die Sin-fonie zur Seite: „Der Frühling ist in seiner Blü-te“, schreibt er nach Hause, „ein warmer blauer Himmel draußen, und die Reise nach Neapel in allen Gedanken. […] Wer kann es mir da verdenken, dass ich mich nicht in die schottische Nebelstimmung zurückversetzen kann? Ich habe die Symphonie daher für jetzt zurücklegen müssen.“ Aus dem „für jetzt“ werden zwölf Jahre. Erst um den Jahreswech-sel 1841/42 holt Mendelssohn die Partitur wieder aus der Schublade. Zu diesem Zeit-punkt ist er bereits gefeierter Gewandhaus-kapellmeister in Leipzig. Jetzt geht ihm das Werk leicht von der Hand, am 3. März 1842 hat die Sinfonie in Leipzig Premiere.

Die tiefen Holzbläser, Hörner und Bratschen spielen die dunkel-elegische Einleitung, die auf Holyrood Palace entstanden ist. Dann übernehmen die Geigen und führen zum ers-ten, bewegt-sehnsuchtsvollen Thema. Rasch steigert sich das furios, versöhnlich-trösten-de Momente bleiben nur Episode. Die Eröff-

„Hätte ich ein Drama über den Konflikt des Individuums mit der Gemein-schaft schreiben wollen, dann hätte ich das in Worten getan.“

Witold Lutosławski

Galina und Mstislaw Rostropowitsch auf dem Flughafen Amsterdam (Fotografie, 1963)

„Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner ,Schottischen Sinfonie‘ gefun-den.“Felix Mendelssohn Bartholdy

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nung lässt Mendelssohn ganz klassisch wie-derholen, bevor er im Mittelteil die verschie- denen Themen und Motive musikalisch ver-arbeitet. Dadurch wird es zunehmend unruhi-ger, erst eine große Cellokantilene bringt Ruhe und Trost. Doch nur vorübergehend, dann kippt die Stimmung wieder: Mit furiosen Läufen beginnen die Streicher eine Sturm-musik. Hat sich Richard Wagner da für seinen „Fliegenden Holländer“ bedient? Das Ende blendet zurück zum Anfang: Noch einmal erklingt die düster-elegische Einleitung.

Eine Sinfonie aus einem GussOhne Unterbrechung folgt der zweite Satz. Auch die weiteren Sätze folgen ohne Pause. Mendelssohn schreibt dazu: „Die einzelnen Sätze dieser Symphonie müssen gleich auf-einanderfolgen und nicht durch die sonst gewöhnlichen längeren Unterbrechungen von einander getrennt werden.“ Mit behänder Leichtigkeit eröffnen die Streicher und Holz-bläser den zweiten Satz. Die Soloklarinette spielt eine tänzerische Melodie, die den wei-teren Verlauf prägt: Mal ausgelassen, mal kräftig, aber stets leicht und elegant. Das fol-gende Adagio könnte auch eines von Men-delssohns „Lieder ohne Worte“ sein: Große, kantable Melodien ergänzen sich mit einem rhythmisch punktierten Trauermarsch.

Der vierte Satz beginnt kraft voll und ener-gisch, zu dem pulsierenden Schlag der Hör-ner peitschen die Violinen mit ihrem Rhyth-mus voran. Mendelssohn selbst hat das als „Allegro guerriero“ (dt. Kriegerisches Allegro) bezeichnet, und die stets vorwärts drängen-de Musik besitzt zweifellos Elemente einer musikalischen Schlachten szene. Lyrische Passagen bleiben Episode. Doch plötzlich scheint sich der Satz in einem Monolog der Klarinette leer zu laufen. Die Musik endet in einem Pianissimo der Streicher. Was kommt nach der Generalpause? Wie aus der Tiefe erscheint das hymnische Allegro maestoso assai. Mendelssohn hat einmal geschrieben, dieses Finale müsse „deutlich und stark wie ein Männerchor“ klingen. Mit seiner fest-lichen Atmos phäre schlägt es den Bogen zurück zum Anfang der Sinfonie. Mit einem letzten Ruf der Hörner steigert sich die Musik in ein strahlendes A-Dur.

Die Trossachs (Zeichnung von Felix Mendelssohn Bartholdy, mit Notiz an die Familie, vom 13. August 1829)

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Der niederländische Dirigent hat sich ei-nen hervorragenden Ruf erarbeitet bei vie-len führenden euro-päischen Orchestern. Seine positive Einstel-

lung zu Musik und Leben und seine natürliche Musikalität machen ihn zu einem beliebten Partner von Musikern und Publikum gleicher-maßen. Dies zeigt sich in der hohen Qualität und Intensität seiner Aufführungen und in der großen Zahl von Wieder einladungen.

Nach seiner Tätigkeit in Hagen (2003 – 2008, wo er sich am gleichen Haus vom Repetitor zum GMD entwickelte) war Hermus von 2009 bis 2015 Generalmusikdirektor am Anhalti-schen Theater in Dessau. Er wurde in dieser Zeit mehrfach von der Fachzeitschrift „Opern-welt“ in der Rubrik „Dirigent des Jahres“ nomi-niert. Seine Amtszeit beendete er mit spek-takulären Aufführungen von Wagners „Ring“. Die Anhaltische Philharmonie ernannte ihn zu ihrem Ehrendirigenten.

Seine Gastiertätigkeiten führten ihn u. a. an die Staatsoper Stuttgart (Don Giovanni), die Komische Oper Berlin (Figaro, Weills Kuhhan-del, Marschners Vampir), ans Aalto-Theater Essen (Madama Butterfly), die Nationale Reis-opera (Ballo in Maschera, Tristan und Isolde), Göteborg Opera (Macbeth), Opéra national

du Rhin (Schlaues Füchslein) und Opéra Natio-nal de Paris (Così fan tutte). In naher Zukunft kehrt er zurück nach Göteborg (Gianni Schic-chi) und zur Nationale Reisopera (Tote Stadt). Sein Sinn für Dramatik und Gefühl machen ihn ebenso im Konzertbereich erfolgreich, wo er Orchester dirigiert wie Koninklijk Concert-gebouworkest, Rotterdam Philharmonisch, Philharmonia Orchestra London, BBC Philhar-monic, Radio Filharmonisch, Residentieorkest, Orchestre de la Suisse Romande, Bamberger Symphoniker, Seoul Philharmonic und das Orchester der Pariser Oper. Demnächst debü-tiert er u. a. beim Royal Philharmonic Orches- tra, BBC Scottish Symphony, Tonkünstler-orchester Niederösterreich, Melbourne Sym-phony und Auckland Philharmonia.

Seine Diskografie umfasst u. a. Werke von Gustav Mahler, Richard Wagner, Johan Wage-naar, Alphons Diepenbrock, Siegmund von Hausegger, August Klughardt und eine Ein-spielung von Aubers Grand Opéra „La Muette de Portici“. Zur Zeit ist er Erster Gastdirigent des Noord Nederlands Orkest und künstleri-scher Berater des Nationalen Jugendorches-ters der Niederlande. Antony Hermus studier-te an der Hochschule in Tilburg Klavier (bei Jacques de Tiège) und Dirigieren (bei Jac van Steen und Georg Fritzsch).

Antony Hermus Dirigent

Der vom FonoForum als „einer der spekta-kulärsten Cellisten die ser Zeit“ geprie-sene Johannes Moser gehört nicht zuletzt seit seinem fulminan-

ten Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Zubin Mehta zur Weltspitze seines Fachs. Er konzertiert weltweit mit den füh-renden Orchestern, darunter Wiener Philhar-moniker, Chicago Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic, New York Philharmonic, London Symphony Orchestra, Royal Concert-gebouw Orchestra, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Gewandhausorches-ter Leipzig, Tokyo Symphony Orchestra und Israel Philharmonic Orchestra unter Dirigen-ten wie Herbert Blomstedt, Valery Gergiev, Mariss Jansons, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Semyon Bychkov, Riccardo Muti, Christian Thielemann und Franz Welser-Möst.

Einen leidenschaftlichen Schwerpunkt setzt Johannes Moser auf die Neue Musik, für die er bereits mehrere Dutzend Werke in Auftrag gab. So bestritt er sein US-Debüt 2005 mit Pierre Boulez und dem Chicago Symphony Orchestra mit dem Cellokonzert von Bernard Rands. Neue Bahnen bricht er mit dem elek-trischen Cello, mit dem er schon mehrfach Uraufführungen aus der Taufe hob, zuletzt Enrico Chapelas „Magnetar”, gemeinsam mit Gustavo Dudamel und seinem Los Angeles Philharmonic. Der Kontakt zum jungen Publi-kum, vom Kindergartenalter bis zu Studieren-den, liegt Johannes Moser besonders am Her-zen, und er verbindet mit fast jedem Konzert - engagement entweder einen Schulbesuch oder einen Meisterkurs.

Der 1979 in München geborene Sohn einer renommierten deutsch-kanadischen Musiker-familie begann im Alter von acht Jahren mit dem Cellospiel, studierte bei David Geringas und wurde dreifach mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet sowie mit dem renommierten Brahms-Preis. 2002 gewann er den Tschai-kowsky-Wettbewerb in Moskau und erhielt zusätzlich den Sonderpreis für seine Interpre-tation der Rokoko-Variationen. An der Hoch-schule für Musik und Tanz Köln hat er seit 2012 eine Professur inne.

Johannes Moser spielt auf einem Cello von Andrea Guarneri von 1694 aus einer privaten Sammlung.

Biografien

Johannes Moser Violoncello

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1. ViolineShinkyung KimAlexander PrushinskiyWolfram WeberHelmut KossowIlsaben ArndtAndreas GreuerGesa RenzenbrinkBranca WellerBela TambreaBeate WeberJoowon ParkMalika Aziz *

2. ViolineFrank RudolphJasmin Badalian *Kathrin AverdungIris PlettnerVera PlumBarbara KohlUlrike Grosser-KrotzingerMartin WesterhoffElke HiesDariusz Wisniewski

ViolaRoman NowickiMinGwan KimMartin BurghardtHindenburg LekaArmin BehrZsuzsanna Lipták-PikóKatharina GruthoffErmanno Niro

VioloncelloFranziska BatzdorfRisto RajakorpiEmanuel MatzMarkus BeulDenis KrotovAndrei Simion

KontrabassFrank KistnerMichael NaebertJunsu ChunAchim Köhler *

FlöteBettina GeigerBritta SchottUlrike Günther

OboeBirgit Welpmann Volkmar Schöller Stefanie Dietz

Klarinette Nemorino Scheliga *Martin BewersdorffMatthias Grimminger

FagottKrzysztof SiudmakJörg WehnerRoland Grabert

HornMonika LorenzenShukuko Okamoto-FargesArnd SchmittFerenc Pal

TrompeteBalázs TóthMitsugu HottaFlorian Rast

PosauneDirk EllerkampBerndt HufnaglPaul Galke

TubaThomas Kerstner

HarfeAlexandra Mikhaylova

KlavierSebastian Engel

KlavierSatomi Nishi

Pauken / SchlagwerkLorris DathLouis-Pierre JanquinRoland Krebs

* = Aushilfe

(Kurzfristige Besetzungs- änderungen möglich)

Besetzung Vorschau

Di 02. ⁄ Mi 03. 07. 201920.00 UhrKonzerthaus Dortmund

Gabriel Feltz Dirigent

Fr 06. 09. 201919.30 UhrFriedensplatz

Sa 07. 09. 201919.30 UhrFriedensplatz

So 08. 09. 201919.00 UhrFriedensplatz

Infos und Tickets:www.cityringkonzerte.de

10. Philharmonisches Konzert

Ewige Heimkehr

Gustav Mahler9. Sinfonie D-Dur

Open Air | Friedensplatz

Cityring- Konzerte

Operngala

Un bel di vedremo Der Abend der großen Stimmen

Musicalgala

A Night full of Stars Broadway meets Pop

Filmmusikgala

Von Star Wars bis E.T. Die Musik von John Williams

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Impressum

Herausgeber Theater Dortmund – Spielzeit 2018/2019

Geschäftsführender Direktor Tobias Ehinger

Generalmusikdirektor Gabriel Feltz

Texte und RedaktionMalte Wasem

Gestaltung Mohr Design, Köln

Druck Druck & Verlag Kettler GmbH, Bönen

Redaktionsschluss 27. 05. 2019

Irrtümer und Änderungen vorbehalten

FotosMarcel Urlaub, Marco Borggreve, Uwe Arens, W. Pniewski and L. Kowalski

Gefördert durchSparkasse Dortmund Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V. Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen WDR 3 Kulturpartnerschaft

philharmoniker.theaterdo.de doklassik.de

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