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2014 - 2018 Bericht aus der Pflege SPITZE IN DER MEDIZIN. MENSCHLICH IN DER BEGEGNUNG. ukr.de

SPITZE IN DER MEDIZIN. MENSCHLICH IN DER BEGEGNUNG. - UKR · 10 Bericht aus der Pflege Trotz der sich verschärfenden Thematik des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen ist es am

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2014 - 2018

Bericht aus der

Pflege

SPITZE IN DER MEDIZIN. MENSCHLICH IN DER BEGEGNUNG.

ukr.de

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Bericht aus der Pflege 3

Vorwort

Der Blick zurück auf die vergangenen Jahre ist immer ein wichtiger Moment der Selbstreflexion. Struktu-relle Entwicklungen entstehen durch die Umsetzung von konzeptionellen Ideen und strategischen Zielen und sie sind es oft wert, aufgeschrieben zu werden. Der vorliegende Bericht soll abseits von abstrakten Zahlen über die Weiterentwicklung der Pflege und das Erreichte in den Jahren 2014 bis 2018 informieren und die dahinterstehenden Absichten und Werte vermitteln.

Ein besonders intensives und nachhaltiges Ereignis stellte in diesem Zusammenhang die Markenkampa-gne „WE CARE. WE CURE.“ im Rahmen eines Employer-Branding-Prozesses dar.Mitarbeiter in der Pflege bekamen dabei die Gelegenheit herauszufinden, wie sie das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) als Arbeitgeber wahrnehmen. Dabei stellte sich ein klarer Charakter heraus:

Modern. Neugierig. Voller Tatkraft.

Der eigene Anspruch wird in der bestmöglichen Patientenversorgung gesehen, die gemeinsam im interdis-ziplinären Team mit einer gelebten Wir-Kultur und einem respektvollen Umgang miteinander verwirklicht wird.

Auf der Grundlage des Markenentwicklungsprozesses wurden in den vergangenen Jahren die bereits vor-handenen guten Rahmenbedingungen weiter ausgebaut und andererseits verschiedene neue Maßnah-men zugunsten einer stabilen Personalstruktur und zur Qualitätssicherung in der Pflege umgesetzt. Einige der herausragenden Projekte möchten wir in dieser Broschüre vorstellen.

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Bericht einen Eindruck über die besonderen Schwerpunkte der strukturellen (Weiter-)Entwicklung im Pflegedienst am UKR vermittelt und wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Alfred Stockinger Pflegedirektor

Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen,

sondern gut auf sie vorbereitet zu sein.

Perikles, athenischer Politiker (um 500 - 429 v.Chr.)

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4 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 5

Herausgeber Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053 Regensburg

Redaktion Alfred Stockinger Tony Ebeling Michaela Kurth Franz Eder Dr. Bettina Roccor Roswitha Happach Susanne Körber Eva Maria Andraschko Peggy Bäz Kathrin Lipp Andrea Spiegler Lisette Jakob Kirstin Fragemann Armin Spandl Arno Neumeyer

Gestaltung Universitätsklinikum Regensburg Referat UK1 Externe Kommunikation

Fotografie Universitätsklinikum Regensburg Referat UK4 Fotografie Fotolia: Yuri Arcurs

Druck DCT GmbH, Coburg

Stand: Oktober 2018

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird nur die kürzere, männliche Schreibweise verwendet. An dieser Stelle wird betont, dass damit alle männlichen und weiblichen Personen gleichberechtigt angesprochen werden.

Vorwort 3

Einführung 6UKR: Prozessorganisation mit pflegerischer Expertise 6Zukünftige Herausforderungen 7

Personalmanagement 8Personalkennzahlen auf einen Blick 8Stellenentwicklung seit 2010 9Fluktuation und Neueinstellungen 9Bewerberentwicklung 10Altersstruktur 11Personalpool 12Personalmarketing 14Employer-Branding-Prozess und Arbeitgeber-Kampagne 16Mitarbeiter binden 18Traineeprogramm 20

Prozess- und Organisationsentwicklung 22Qualifizierter Transportdienst 22Patientenkoordinator Notaufnahme 24Strukturelle und bauliche Veränderungen 26Renovierung Station 90 26Interdisziplinäres Centrum für medikamentöse Tumortherapie – ICT 28Interdisziplinäre Palliativstation 29

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung 30Überblick Fachweiterbildungsangebote 30PflegeCampus Regensburg 33Akademisierung der Pflege 34Ausbildung und Weiterqualifikation zum Operationstechnischen Assistenten (OTA) 36MH Kinaesthetics® als Instrument zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter in der Pflege 38

Pflegeentwicklung Praxis 40Qualitätssicherung in der Pflege 40Sturzmanagement – Der demographische Wandel erreicht das Krankenhaus 40Auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus 43Onkologische Pflege 44Wundmanagement 45Dekubitusmanagement – Prävention als Kernaufgabe der Pflege 47

Ausblick und Perspektiven 50Entwicklung und Einsatz von Advanced-Nursing-Practice (ANP) 50Patientendaten-Managementsystem / Entwicklungsstand und Perspektiven 50

INHALT

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6 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 7

Zukünftige Herausforderungen

Die Herausforderung, die mit dem demografischen Wandel einhergeht, besteht vor allem darin, die notwendige Anzahl an Arbeitskräften mit der je-weils erforderlichen Qualifikation zur Verfügung zu stellen. Eine zentrale Aufgabe bleibt auch in den kommenden Jahren die Personalgewinnung und Personalbindung im Pflegedienst. Dabei ist die Sicherung des beruflichen Nachwuchses wesent-lich für die Sicherstellung der Patientenversorgung und noch eine langfristige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das Caritas-Krankenhaus St. Josef und das Universitätsklinikum Regensburg kommen dieser Aufgabe mit einer nachhaltigen Erweite-rung ihres Ausbildungsangebotes nach. Der 2016 gestartete „PflegeCampus Regensburg“ steht da-für als Markenzeichen, das weit über Regensburg hinaus wirkt.

Der Markt um qualifizierte Pflegemitarbeiter ist und bleibt stark umkämpft. Das UKR bietet als Hoch-leistungskrankenhaus ein besonders attraktives Arbeitsumfeld. Dies wirkt als Anreiz für Bewerbun-gen, reicht jedoch alleine nicht aus, um alle Stellen besetzen zu können. Es müssen aussichtsreiche Perspektiven für die berufliche Entwicklung und attraktive Arbeitsbedingungen angeboten wer-den, um gut ausgebildetes Fachpersonal halten zu können. Interessante Aufgabenprofile z.B. im Wund- und Schmerzmanagement oder in der on-kologischen Patientenberatung fördern die Berufs-zufriedenheit. Ein Traineeprogramm für Führungs-nachwuchs in der Pflege eröffnet als tragfähiges Nachwuchsförderungskonzept zusätzlich berufli-che Perspektiven.

Die Pflege steht zukünftig vor großen Herausforde-rungen, denn die Komplexität der Versorgungssi-tuation wird weiter zunehmen. Um einerseits den erhöhten Bedarf an komplexen Pflegeleistungen zu decken und andererseits den Transfer zwischen Pflegeforschung und Pflegepraxis zu verbessern, werden akademisch ausgebildete Pflegekräfte drin-gend benötigt. Im UKR ist die Entwicklung und die Integration akademischer Berufsfelder (Bachelor und Master) in die pflegerische Krankenversorgung eine strategische Entscheidung mit dem Ziel, einen ausgewogenen Skills- und Graduierungsmix zu er-reichen und pflegewissenschaftliche Ansätze in der Patientenversorgung zu integrieren. Eine Arbeits-gruppe der Pflegedirektion hat hierzu ein umfas-sendes Rahmenkonzept erarbeitet (siehe Seite 34 „Akademisierung der Pflege“).

Den Untersuchungen des Instituts für Mittelstands-forschung (IfM) zufolge reicht es nicht aus, mit at-traktiven Arbeitsbedingungen zu locken – diese müssen vielmehr auch tatsächlich im Unternehmen gelebt werden. Schließlich gibt es bei der Personal-gewinnung keine besseren Werbeträger als die ei-genen Mitarbeiter: Wer von Bekannten, Freunden und Verwandten hört, wie zufrieden diese mit ihrem Arbeitgeber sind, wird ihn auch gegebenenfalls als attraktiv für sich empfinden. Wer bereits als Prakti-kant ein positives Unternehmensklima erlebt, wird sich auch nach seinem Bildungsabschluss dort be-werben wollen.

Die Herausforderung wird zukünftig darin liegen, die attraktiven Arbeitsbedingungen weiter zu ver-bessern und glaubhaft nach außen zu kommuni-zieren.

Einführung

UKR: Prozessorganisation mit pflegerischer Expertise

Rund 1.600 Mitarbeiter engagieren sich aktuell im Pflege- und Funktionsdienst auf hohem fachlichem Niveau und stets mit einem individuellen Blick für die Patienten. Eine Vielzahl von ihnen bereits seit seit über 25 Jahren - mit Beginn der stationären Versorgung am UKR. Die am Universitätsklinikum häufige Kombination von schweren und kritischen Krankheitsverläufen sowie seltenen Erkrankungen erfordert von den Pflegekräften besondere fachli-che Fähigkeiten. Die fachliche Expertise ist somit ein zentraler Faktor für die Sicherstellung und Wei-terentwicklung der Patientenversorgung. Insbeson-dere in den hochspezialisierten Pflegedisziplinen sind die Anforderungen an die Pflegekräfte um ein Vielfaches gestiegen.

Um den Herausforderungen der modernen Hochleis-tungsmedizin gerecht werden zu können, sind neben einer hohen fachlichen Qualifikation stabile Organi-sationsstrukturen erforderlich, die sich gerade auch im Wandel als gestaltungs- und anpassungsfähig er-weisen müssen. Der Anspruch an eine universitäre Spitzen medizin und -pflege erfordert eine ständige

Weiterentwicklung der Berufsrollen und eine Anpas-sung der Personalstrukturen hin zu einem ausgewo-genem Qualifikationsmix. Den Pflegefachpersonen werden in der Patientenversorgung heutzutage zu-nehmend schwierige Aufgaben anvertraut: sie steu-ern zusammen mit den Case Managern komplexe Versorgungsabläufe und verantworten gemeinsam mit dem Sozialdienst das Entlassungsmanagement. Entscheidendes Kriterium für die Übertragung von Aufgaben muss die Qualität der Patientenversor-gung im Sinne der zu erreichenden Ergebnisqualität der Gesamtversorgung sein. Mit dieser Überzeugung konnte sich die Krankenversorgung am UKR zu einer effizienten und wirtschaftlich erfolgreichen Prozes-sorganisation entwickeln, in der der Behandlungs-prozess die Strukturen und Abläufe bestimmt und nicht umgekehrt. Flankierend wurden die erforder-lichen Informations- und Kommunikationssysteme geschaffen und weiterentwickelt (u.a. PDMS, Pfle-ge-Infoboard), ein umfassendes Qualitätsmanage-mentsystem implementiert, transparente Verfah-rensanweisungen und Ablaufstandards entwickelt sowie die innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung für Pflegeberufe durch neue fachliche Angebote wei-ter ausgebaut.

Einführung, Organisation, HerausforderungenEinführung, Organisation, Herausforderungen

Die Pflegedirektion am UKR (v.l.n.r.): Eva-Maria Andraschko (Pflegezentrum 1), Tony Ebeling (Stv. Pflegedirektor), Peggy Bäz (Pflegezentrum 2), Alfred Stockinger (Pflegedirektor), Anna Mahnke (Pflegezentrum 4), Arno Neumeyer (Personalmanagement), Kathrin Lipp (Pflegezentrum 6), Armin Spandl (Pflegezentrum 5), Rosemarie Rothe (Pflegezentrum 3).

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Personalkennzahlen auf einen Blick Stichtag 30.09.2018

Planstellen im Pflege- und Funktionsdienst 1.216,92

Stellenbesetzung 1.215,70

Anzahl Personen 1.617

davon sind:

Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpfleger 1.309

Medizinische Fachangestellte 95

Operationstechnische Assistenten 41

Altenpflegekräfte 15

mit fachlicher Qualifikation:

Bachelor/Bachelor in Nursing/Master 12

Gesundheitsökonom (VWA) 9

Fachweiterbildung Anästhesie/Intensivpflege (inkl. Pädiatrie-ITS) 256

Fachweiterbildung Operationsdienst 48

Fachweiterbildung Onkologie 28

Fachweiterbildung Nephrologie 13

Fachweiterbildung Notfallpflege 4

Pflegefachkraft für Transplantationspflege 4

Weiterbildung Intermediate Care 32

Weiterbildung Palliative Care 22

Weiterbildung Stomaversorgung 3

für Sonderfunktionen

Weiterbildung Pflegerische Leitung (DKG) 91

Casemanager (DGCC) 20

Pain Care Manager (Univ.) 55

Wundexperte ICW e.V. 77

Praxisanleiter 163

Absolventen in Schulungen und Kursen

Kinästhetics® Grundkurs 208

Kinästhetics® MH-Aufbaukurs 79

Kinästhetics® MH-Infant Handling (Päd) 18

Kinästhetics® MH-Zertifizierter Anwender 16

Reanimationstrainer 12

Sicherheitsbeauftragte 30

Link-Nurse (Hygiene) 56

Sedierungskurs DEGEA 29

Teilnehmer Traineeprogramm (Nachwuchs-förderung Pflegeleitung) gesamt 47

Stellenentwicklung seit 2010

Eine kontinuierliche Leistungsausweitung in der Krankenversorgung erfordert stabile Personalstrukturen und eine dem Bedarf angepasste Personaleinsatzplanung. Die Stellenentwicklung im Pflegedienst nahm im Zeitraum von 2010 bis 2018 um ca. 16 % von durchschnittlich 1.000 Vollkraftstellen (VK) auf 1.166 VK zu.

Fluktuation und Neueinstellungen

Im Jahr 2017 haben 170 Mitarbeiter das Arbeitsverhältnis im Pflegedienst beendet (dies entspricht 142 VK-Stellen). In Relation zur VK-Besetzung bedeutet dies einen Rückgang der Fluktuation von 12,7 % in 2010 auf etwa 11,7 % in 2017.

Auch Beschäftigungsverbote von Mitarbeiterinnen aufgrund Schwangerschaft haben Auswirkungen auf die Fluktuation. Eine große Herausforderung stellt in diesem Bereich der oftmals unmittelbare Ausfall der Arbeitsleistung ohne Vorlauf dar.In günstigen Fällen kann ein alternativer Arbeitsplatz für schwangere Mitarbeiterinnen geschaffen werden.

PersonalmanagementPersonalmanagement

8 Bericht aus der Pflege

Personalmanagement

900

950

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1150

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20172016201520142013201220112010

Stellenentwicklung - Vollkräfteanzahl

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2017201620152014201320122011

Anzahl Beschäftigungsverbote durch Schwangerschaft

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60

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100

120

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160

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VK

Anzahl MA

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Beendigung Arbeitsverhältnis

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10 Bericht aus der Pflege

Trotz der sich verschärfenden Thematik des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen ist es am UKR gelungen, einerseits die Attraktivität des Pflegeberufs durch entsprechende Kampagnen (Employer-Bran-ding) zu steigern und den vorhandenen Stellenbedarf im Jahresdurchschnitt zu decken. Andererseits gilt es durch verschiedene Maßnahmen (z.B. individuelle Dienstzeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Erhöhung des Grademix zur spezifischen Patientenversorgung, etc.), die Mitarbeiterbindung zu erhöhen.

Bei den Neueinstellungen im Pflegedienst entscheidet sich eine große Anzahl an Personen direkt nach der Ausbildung für den Pflegedienst am UKR.

Ein Großteil des Personalbedarfs im Pflegedienst konnte durch die Einstellung von Bewerbern aus den Berufs-fachschulen in Regensburg besetzt werden.

Bewerberentwicklung

Die Anzahl aller Bewerbungen im Pflege- und Funktionsdienst ging von 1.374 Bewerbungen in 2011 auf 963 Bewerbungen in 2017 zurück.

Trotz ausreichend Fachpersonal zur Nachbesetzung offener Stellen im Jahr 2017 macht sich der deutsch-landweite Fachkräftemangel auch am UKR in den Gesamtbewerberzahlen bemerkbar. Bewarben sich 2010 noch 482 Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, waren es 2017 371 Bewerbungen.

PersonalmanagementPersonalmanagement

11 Bericht aus der Pflege

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300

600

900

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20172016201520142013201220112010

Anzahl der Bewerbungen im Pflegedienst

30313233343536373839404142

K-PD

K-FD

201820172016201520142013201220112010200920082007200620052004200320022001

Durchschnittsalter der BeschäftigtenFunktions- und Pflegedienst(ohne Beurlaubte, Sitzwachen und SHKs)

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20172016201520142013

Neueinstellungen nach Ausbildungsabschluss

Altersstruktur

Das durchschnittliche Alter lässt eine differenzierte Entwicklung der Altersstruktur nach Funktionsdienst und Pflegedienst am Universitätsklinikum Regensburg erkennen. So stieg das durchschnittliche Alter im Funktionsdienst von 35 Jahren und 9 Monaten auf 40 Jahre und 7 Monate im Jahr 2017 an.Im Pflegedienst erhöhte sich das durchschnittliche Alter von 31 Jahren und 9 Monaten auf 36 Jahre und 7 Monate im Jahr 2017.

Durchschnittsalter der Beschäftigten Funktions- und Pflegedienst (ohne Beurlaubte, Sitzwachen und SHKs)

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12 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 13

Personalpool

Auf Basis einer Dienstvereinbarung mit dem Perso-nalrat zur Umsetzung des Pflegeförderprogramms gemäß §4 KHEntgG wurde in 2016 beschlossen, einen klinikweiten, bereichsübergreifenden Perso-nalpool zu etablieren. Durch diesen sollen langfris-tige Personalengpässe in den verschiedenen Berei-chen und Stationen des UKR kompensiert werden.

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sollen durch eine konstante Schichtbesetzung weiter optimiert, und die Häufigkeit von „Einspringen aus dem Frei“ auf ein Minimum reduziert werden.

Mit der Umsetzung des 2. Pflegeförderprogramms im UKR konnte in 2017 und 2018 eine Stellener-weiterung um jeweils 7,5 VK-Stellen erreicht wer-den, die zum Aufbau des Personalpools verwendet wurden.

Die Leitung des Personalpools liegt in den Händen des stellvertretenden Pflegedirektors, der die Zu-ordnung und Einsatzplanung im Pool nach einem festgelegten Modus organisiert. Ein monatlicher

Dienstplan stellt den Einsatz der Poolmitarbeiter auf die ausgewählten Einheiten für einen Zeitraum von einem bis maximal vier Monaten sicher.

Die Poolmitarbeiter arbeiten nach persönlich fest-gelegten Arbeitszeitanteilen von 33 % bis 100 %. Die Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Be-ruf wird durch eine weitestgehend individuell ver-einbarte Dienstplanung sichergestellt.

Im Jahr 2017 wurden die Organisation und der Personalbestand des Personalpools aufgebaut und zum 01.02.2018 waren alle zur Verfügung stehenden Planstellen besetzt. Innerhalb eines Jahres konnten die Mitarbeiter des Personalpools bereits während der Aufbauphase auf insgesamt zwölf Stationen des UKR wertvolle fachliche Unter-stützung durch die Übernahme von qualifizierten Pflegeaufgaben leisten. Die Rückmeldungen der Stationen zum Einsatz der Poolmitarbeiter sind ausschließlich positiv. Für die nächsten Jahre wird der Personalpool somit als fester Bestandteil durch die flexible Bereitstellung von qualifizierten Pflege-fachpersonen nachhaltige Entlastung in die betref-fenden Einheiten bringen.

PersonalmanagementPersonalmanagement

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14 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 15

Personalmarketing in der Pflege

In Zeiten, die von Kostendruck, Wettbewerb und demographischem Wandel im Gesundheitswesen geprägt sind, gewinnt internes und externes Per-sonalmarketing eine besondere Bedeutung. An-gesichts der permanenten Herausforderung, alle Stellen im Pflegebereich zu besetzen, erfolgte die Entscheidung des Pflegedirektors, Personalmar-keting in der Pflege am UKR zu implementieren. Dadurch soll verstärkt die im Rahmen der Emplo-yer-Branding-Kampagne entwickelte Arbeitgeber-marke „WE CARE. WE CURE.“ nach innen und au-ßen transportiert werden.

Unter Leitung der Referentin für Personalmarketing der Pflegedirektion und der Unterstützung einer in-terdisziplinären Arbeitsgruppe werden jährlich viel-fältige und kreative Personalmarketing-Aktionen geplant und realisiert. Neben der Weiterentwick-lung von Broschüren und Flyern für den Bereich des Pflegedienstes im neuen Corporate-Design werden regelmäßig Veranstaltungen des Vereins der Freun-de und Förderer der Pflege am Universitätsklinikum Regensburg (VFFP) e.V. mit einem eigenen Pflege-messestand von Mitgliedern der AG Personalmarke-ting begleitet. Auch bei externen Pflegekongressen oder Jobmessen werden interessierte Besucher am Messestand über das UKR und die Möglichkeiten im Pflegedienst informiert. Die Präsenz auf Karriere-messen schafft unbezahlbare persönliche Kontakte und Austauschmöglichkeiten. Interessenten können sich über die zahlreichen Fort- und Weiterbildungs-programme und eigens für Pflegekräfte angebotene Personalentwicklungsmaßnahmen informieren (vgl. Kapitel Traineeprogramm) sowie mehr zu Einsatz-möglichkeiten und Aufgabenfeldern für hochschu-lisch ausgebildete Pflegepersonen am UKR erfahren. Mit Gewinnspielen oder interaktiven Aktionen wie z.B. Reanimations- oder Bewegungsübungen soll auch der Spaßfaktor am Messestand nicht zu kurz kommen.

Ein Schwerpunkt des Personalmarketings be-steht darin, Schulabgänger für das vielseitige Ausbildungsangebot am UKR zu interessieren. Im Rahmen der Nachwuchsgewinnung werden in Ko-operation mit dem Ausbildungszentrum am UKR verschiedene Veranstaltungen und Werbeaktionen speziell für diese Zielgruppe durchgeführt, in denen über die verschiedenen Ausbildungsplätze am UKR und am PflegeCampus Regensburg informiert so-wie Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

In Zeiten, in denen sich Bewerber vor allem über das Internet einen ersten Eindruck von potentiellen Arbeitgebern verschaffen, gilt es, den Besuchern einen realistischen Einblick in die Unternehmens-kultur und Arbeitswelt des Pflegedienstes zu er-möglichen. Daher kommt der Aktualität des Web-auftritts des UKR (von www.ukr.de über die Social Media-Kanäle) eine besondere Rolle zu.

Im Rahmen des internen Personalmarketings wer-den durch die Arbeitsgruppe zweimal jährlich so-genannte Dialog-Veranstaltungen organisiert, bei denen sich Mitarbeiter des Pflegedienstes über aktuelle Themen informieren können. Fragestellun-gen und Themen können im direkten Austausch mit Mitarbeitern der Pflegedirektion diskutiert werden. Zudem werden alle Informationen und Neuerun-gen, die die Mitarbeiter des Pflegedienstes betref-fen, zeitnah auf dem eigens für den Pflegedienst installierten Infoboard im Intranet bereitgestellt.

Personalmarketing kann nur durch die Mithilfe zahl-reicher Akteure gelingen. Viele Werbemaßnahmen werden von motivierten und engagierten Mitar-beitern organisiert und umgesetzt. Sie stellen die glaubwürdigsten Vertreter für die Kommunikation der Arbeitgebermarke dar und fungieren als Mar-kenbotschafter für den Pflegedienst, den sie selbst-bewusst und kreativ in der Öffentlichkeit vertreten.

PersonalmanagementPersonalmanagement

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16 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 17

Employer-Branding-Prozess und Arbeitgeber-Kampagne

Für die Konzeption und Durchführung des Emplo-yer-Branding-Prozesses beauftragte das UKR eine Agentur, die seit Jahrzehnten über eine ausgewie-sene Kernkompetenz in der Entwicklung von Mar-ken (auch im Gesundheitswesen) verfügt und somit als fachkundiger Partner in das Vorhaben einge-bunden wurde.

Unter besonderer Berücksichtigung des Fachkräf-temangels im Pflegedienst wurden mit dem Projekt folgende Ziele verfolgt:

• Identifikation der Mitarbeiter des UKR mit ihrem Arbeitgeber

• Prägung einer Arbeitgebermarke UKR für den Pflegedienst

• Bessere Positionierung des UKR als attrakti-ver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt

• Bindung bestehender Mitarbeiter an das UKR und Gewinnung neuer Mitarbeiter

• Verbesserung des Pflegeberuf-Images

Die Umsetzung des Prozesses erfolgte auf zwei Ebenen, aufgeteilt in zwei Kerngruppen:

1. Strategiegruppe (Vorstand, Pflegedirektion, Personalabteilung, Unternehmenskommunika-tion, Personalrat)

2. Arbeitsgruppen Pflegedienst (Vertreter aller Pflegebereiche im UKR verschiedenen Alters sowie mit und ohne Führungsverantwortung, Vertreter des Vereins der Freunde und Förde-rer der Pflege am UKR e.V.)

Der Employer-Branding-Prozess wurde als Bottom- up-Prozess gestaltet. Unter Einbindung von Mitar-beitern aus den oben aufgeführten Arbeitsgruppen des UKR fanden Workshops zur Erarbeitung des

Markenkerns und einer Markenbotschaft statt. Zentrale Markenerkenntnisse waren u.a.:

• Das UKR wird von den Mitarbeitern als junger und moderner Arbeitgeber wahrgenommen.

• Die Pflegedienstmitarbeiter im UKR haben ein starkes Selbstverständnis und sehen sich auf Augenhöhe mit ärztlichem Dienst und Wissen-schaftlern.

• Teil des Pflegedienstes im UKR zu sein, be-deutet für viele ein optimales „Karrieresprung-brett“ und einen wichtigen Erfahrungswert im Ausbildungs- sowie Berufsleben.

• Die Einbettung in den Dreiklang „Forschung – Lehre – Krankenversorgung“ macht die Pflegekräfte fit für den Einsatz in der Hoch-leistungsmedizin und öffnet zugleich Chancen für pflegewissenschaftliche Interessen und Engagements.

PersonalmanagementPersonalmanagement

FORSCH NGPFLEGE BRAUCHT

WE NEED U

Z SAMMENPFLEGE BRINGT

WE NEED U

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18 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 19

Daraus abgeleitet wurde als Markenkern für das UKR:

• hohe Leistungsbereitschaft

• keine Streitkultur, sondern tolerantes und lösungsorientiertes Miteinander

• Flexibilität

• Offenheit, Ehrlichkeit und respektvoller Umgang

• „Wir“-Gefühl unter den Mitarbeitern / Teamfähigkeit mit großer Bedeutung

• Freundlichkeit im Umgang (Unternehmenskultur)

Dementsprechend ergab sich mittels einer Persona- Definition für das UKR folgender Markencharakter:

• Offene und aktive Atmosphäre

• Möglichkeiten, neue Dinge zu lernen und selbst zu bewegen

• Vielfalt, Dynamik, Veränderung

Aus den Ergebnissen entwickelte die Agentur eine Wort- und Bildsprache, die den Markencharakter des UKR wiedergibt und sich u.a. im neu entwickel-ten pflegespezifischen Claim „WE CARE. WE CURE. Wir gemeinsam am UKR“, den überarbeiteten Stel-lenanzeigen oder auf der modernisierten Beruf- und Karriereseite der UKR-Homepage wiederfindet.

Zur verbesserten Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und modernen Präsentation des UKR als Arbeitge-ber wurde aus den erarbeiteten Instrumenten und Markenbotschaften eine Kampagne entwickelt und über unterschiedliche Medien wie Zeitungs-anzeigen, Hörfunkwerbung, Großenflächenplakate oder Verkehrsmittelwerbung kommuniziert.

Besonders deutlich wurde die Identifikation nach der Kampagne, indem im Haus ein verbessertes Wir-Gefühl spürbar war. Die Fluktuation im Pflege-dienst nahm ab, das Bewusstsein für die Qualität des Arbeitgebers UKR stieg.

In Verbindung mit einem moderneren Corporate Design, der Kampagne und einer nachhaltigeren Präsentation des UKR als Arbeitgeber in der Öf-fentlichkeit wird das UKR heute gezielter als Arbeit-geber wahrgenommen. In der Gewinnung neuer Mitarbeiter für den Pflegedienst konnte ein Anstieg der Bewerberzahlen von 885 im Jahr 2014 auf

mehr als 1.200 im Jahr 2016 verzeichnet werden. Eine enge Kausalität allein mit dem Employer-Bran-ding-Prozess herzustellen, wäre mit Blick auf an-dere Faktoren nicht korrekt. Umgekehrt kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Marken-kampagne und die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit den Anstieg der Bewerberzahlen positiv beeinflusst hat.

Ein besonderer Meilenstein für das erfolgreiche Recruiting von Pflegenachwuchs war die im Jahr 2016 entwickelte Kooperationsmarke „PflegeCam-pus Regensburg“, die Teile der Erkenntnisse des UKR-Prozesses aufgreift und den Stellenwert des Pflegeberufes für junge Schulabsolventen noch stärker herausarbeitet.

Innerhalb des UKR wurde mit der Arbeitgebermar-ke speziell für den Pflegedienst der größten Berufs-gruppe im Haus umfassend Rechnung getragen. Eigene Arbeitsgruppen zur Entwicklung von Per-sonalmarketing- und Personalentwicklungsmaß-nahmen, eine verstärkte eigenständige Präsenz des Pflegedienstes auf Berufsmessen und mehr Imagematerial speziell für den Pflegedienst (u.a. Flyer, Messestand) unterstreichen dies.

Die Ergebnisse des umfassenden Employer-Bran-ding-Prozesses sind mittlerweile im UKR fest veran-kert. Dies betrifft sowohl die erarbeiteten Marken-botschaften als auch alle Instrumente, die daraus für Personalmarketing und Personalentwicklung entwickelt wurden.

Mitarbeiter binden

Hohe Relevanz für die aktuellen und künftigen Maßnahmen von Personalmarketing und Personal-entwicklung haben die so genannten „weichen Fak-toren“, die einen Arbeitgeber attraktiv machen. Aus den jährlichen Focus-Rankings und den zugrunde-liegenden Bewertungen aktueller und ehemaliger Mitarbeiter des UKR ist bekannt, dass vor allem die Mitarbeiterzufriedenheit als auch die Fort- und Wei-terbildungsangebote sowie die Karrieremöglichkei-ten im UKR einen hohen Stellenwert einnehmen.

Zur Aufrechterhaltung hoher Mitarbeiterzufrie-denheit ist die direkte und offene Kommunikation ein entscheidender Faktor. Der Employer-Bran-ding-Prozess hat bestätigt, dass insbesondere die Mitarbeiter des Pflegedienstes dem UKR als Ar-beitgeber sehr viele positive Eigenschaften, hohe Dynamik und viele Entwicklungsmöglichkeiten zu-

schreiben. Es ist Aufgabe aller Führungskräfte im UKR, mit den Mitarbeitern positiv zu kommunizie-ren. Zugleich ist aber auch jeder einzelne Mitarbei-ter dafür verantwortlich, im Sinne einer positiven Unternehmenskultur die Vorteile des „Arbeitgeber UKR“ im Umgang mit interessierten Bewerbern, Praktikanten und neuen Kollegen zu vermitteln.

In der internen Kommunikation hat das UKR seit 2015 weitere Schritte unternommen, um möglichst allen Mitarbeitern mehr Information zukommen zu lassen. So wurden mit „Vorstand aktuell“ und dem „Newsletter der Verwaltungs- und Stabsabteilungen“ regelmäßige Informationsmedien von Vorstand und Verwaltung für alle Mitarbeiter etabliert. Zugleich ent-

wickelte die Stabsabteilung Unternehmenskommuni-kation eine Social-Media-Strategie für das UKR, mit der nicht nur nach extern kommuniziert wird, sondern zugleich auch eine zusätzliche Plattform für die Mitar-beiterinformation auf Basis moderner Kommunikati-onsmedien geschaffen wurde.

Die Pflegedirektion bietet mit „Pflege im Dialog“ ei-nen regelmäßigen persönlichen Austausch zu aktu-ellen Themen an. Der Klinikumsvorstand als Ganzes etablierte mit regelmäßigen Gesprächen mit den Pflegedienst- und Stationsleitungen eine Plattform, die für mehr wechselseitige Information und nicht zuletzt für mehr Klarheit und Verständnis sorgen.

Personalmanagement und Personalkennzahlen im ÜberblickPersonalmanagement

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20 Bericht aus der Pflege

Traineeprogramm zur Qualifizierung und Entwicklung von Führungsnach-wuchs im Pflegedienst

Die Leistungsfähigkeit des Pflegedienstes am UKR wird erheblich von den pflegerischen Führungskräf-ten mit geprägt. Die Identifizierung und Förderung zukünftiger Führungskräfte nimmt somit einen wichtigen Stellenwert ein.

Mit dem „Traineeprogramm zur Entwicklung von Führungsnachwuchs im Pflegedienst“ bietet das UKR seit 2011 Pflegekräften die Möglichkeit, an einem speziellen Qualifizierungsprogramm teil-zunehmen. In diesem setzen sich die Teilnehmer (Trainees) intensiv mit ihrer persönlichen berufli-chen Zukunftsplanung auseinander, identifizieren mögliche Karrierewege für sich und schlagen ge-zielt die entsprechenden Wege ein.

Das Programm setzt sich aus den nachfolgend näher erläuterten vier Bausteinen „Beraterpro-gramm“, „Hospitationseinsätze“, „Arbeits- und Pro-jektgruppen“ sowie „Lernaktivitäten“ zusammen und erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Erfahrene Führungskräfte begleiten als individuelle Berater „ihren“ Trainee. Gemeinsam wird ein indivi-dueller Plan für die weitere berufliche Orientierung und Entwicklung des Trainees festgelegt und bei Bedarf an aktuelle Gegebenheiten angepasst.

Bei Hospitationseinsätzen lernen die Trainees Strukturen und Prozesse anderer Leistungsberei-che im Klinikum sowie die dort vorherrschenden Führungs- und Organisationsstrukturen kennen. Gleichzeitig werden dabei wertvolle Netzwerke über die verschiedenen Berufsgruppen und Tätig-keitsfelder hinweg gebildet. Davon profitieren ne-ben den unmittelbar Beteiligten oftmals auch die jeweiligen Bereiche, da Prozesse und Abläufe bes-ser verstanden und miteinander verzahnt werden können.

Durch die Mitarbeit in stationsinternen oder auch übergreifenden Arbeits- und Projektgruppen fes-tigen und erweitern die Trainees ihre Methoden- und Managementkompetenzen. Darüber hinaus sind sie damit auch an der Umsetzung aktueller Entwicklungen, der Optimierung von Abläufen etc. hautnah beteiligt.

Ihrem individuellen Kenntnisstand und Wissensbe-darf entsprechend identifizieren die Trainees eigen-verantwortlich die für sie passenden Lernangebote aus den Bereichen Führung, Management, Organi-sation und Kommunikation und stricken sich somit ihren passgenauen Fortbildungsplan.

Neben diesen vier Bausteinen haben die Trainees die Möglichkeit in speziell auf ihren Bedarf abge-stimmten Workshops teilzunehmen. In diesen wird einerseits Wissen vermittelt bzw. erweitert und andererseits werden Erfahrungen ausgetauscht, spezifische Fragestellungen erörtert und Netzwer-ke geknüpft.

In sogenannten Round-Table-Gesprächen tauschen sich die Trainees direkt mit dem Pflegedirektor und den Bereichsleitungen aus. Dabei stehen berufspo-litische Fragen ebenso im Mittelpunkt wie strategi-sche Überlegungen und Entscheidungen direkt am Universitätsklinikum.

Das Traineeprogramm trägt bereits seit Jahren dazu bei, das Potential der Mitarbeiter frühzeitig zu identi-fizieren und deren berufliche Karriereplanung gezielt zu fördern und zu begleiten. Mehrere pflegerische Führungskräfte sind als Trainee gestartet und zwi-schenzeitlich schon selbst als Berater am UKR tätig. Dies bestätigt den Erfolg des Programmes.

Personalmanagement und Personalkennzahlen im ÜberblickPersonalmanagement

Bericht aus der Pflege 21

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22 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 23

Prozess- und Organisationsentwicklung

Qualifizierter Transportdienst

Pflegekräfte in den Allgemeinstationen sind heutzu-tage zeitlich intensiver in der Patientenversorgung und Behandlungspflege gebunden. Die steigenden Fallzahlen und kürzeren Verweildauern führen zu ei-nem erhöhten Diagnostik- und Therapiebedarf, der wiederum zu einer Verdichtung des innerklinischen Transportaufkommens führt. Prinzipiell ist jeder Transport eine Folge ärztlicher Anordnung, da ohne Diagnostik, Intervention oder geplanter OP kein Pa-tiententransport stattfindet. Im UKR übernehmen examinierte Pflegekräfte Transporte in Diagnostik-einheiten, Notaufnahme, Aufwachraum und Inten-sivstationen. Patientenverlegungen zwischen Stati-onen und OP-Fahrten werden grundsätzlich durch die betreuende Pflegekraft durchgeführt. Daneben übernimmt die Firma KDL Patiententransporte und Begleitdienste zu Untersuchungen, die keiner be-sonderen pflegerischen oder medizinischen Über-wachung bedürfen.

Um die Pflegekräfte zu entlasten und Störungen bzw. Unterbrechungen im Kernprozess der pflegerischen

Tätigkeit am Patienten zu vermeiden, wurde in den Jahren 2014/2015 der „Qualifizierte Patiententrans-portdienst“ für die Allgemeinstationen eingeführt. Als „qualifiziertes Personal“ gelten Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflegekräfte, Altenpflegekräfte mit klinischer Berufserfahrung sowie Rettungsas-sistenten und Notfallsanitäter, die im Rahmen ihrer Ausbildung darauf vorbereitet wurden, den Gesund-heitszustand des Patienten einzuschätzen und zu kontrollieren. Sie stellen die Transportfähigkeit der Patienten sicher und verbringen nach Rücksprache mit der Bereichspflegekraft Patienten umgehend zu den vereinbarten Zielen. In Abgrenzung zu den Tätig-keiten des Patientenbegleitdienstes am UKR werden beim qualifizierten Transportdienst alle allgemeinen und speziellen Vor- und Nachbereitungsmaßnahmen durchgeführt, die der Patientensicherheit dienen. So erfolgt die Patientenübergabe beispielsweise an-hand einer ausgearbeiteten Checkliste.

Da eine genaue Angabe über die Anzahl der qualifi-zierten Transporte bisher nicht vorlag, wurde eine Erhebung über drei Monate in allen Allgemeinstati-onen durchgeführt. Erfasste Transportziele waren: Diagnostik, Station/Station, Notaufnahme, Intensiv-stationen, OP und Aufwachraum. Erfasst wurden die Transporte über 24 Stunden. Die Analyse ergab, dass in drei Monaten bei 8.845 Transporten über 2.400 Transportstunden angefallen sind (s. Abb. unten).

0

100

200

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Notaufnah

me8382

Analyse über die Häufigkeit von Transportfahrten

936

574

692

Prozess- und OrganisationsentwicklungProzess- und Organisationsentwicklung

Petra Schöfer, Gesundheits- und Krankenpflegerin im qualifizierten Transportdienst:„Positive Aspekte des Innerklinischen Transportdienstes aus meiner Sicht: die Gespräche mit den Patien-ten, ihnen Empathie und fachliche Kompetenz entgegen zu bringen und ihre Ängste zu minimieren sowie kürzere Wartezeiten für die Patienten und die jeweiligen Fachabteilungen (z.B. OP, Aufwachraum, Kardio-logie etc.) beim Hin- und Rücktransport. Wir erhalten viel positive Rückmeldung seitens des Pflegeperso-nals auf Station, sie fühlen sich durch unsere Arbeit entlastet!“

Christina Volz, Pflegerische Leitung: „In vertrauensvollen Händen von A nach B und B nach A - unsere qualifizierten Transportdienstler sind unverzichtbar!“

Das erforderliche Transportpersonal wurde auf der Grundlage von Bedarfsberechnungen auf den einzelnen Stationen ermittelt und über zusätzliche Stellenkontingente verbindlich zugeordnet.

In transportfreien Zeiten übernehmen diese Mit-arbeiter zudem pflegerische und organisatorische Aufgaben im jeweiligen Stationsbereich. Die Einar-beitung des Personals erfolgt anhand eines speziel-len Einarbeitungskonzeptes. Ihre Erreichbarkeit wird über ein Funkgerät sichergestellt.

Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass die Übertra-gung von Sekundärleistungen (Service- und Patien-tenbetreuung, Transporte, Hol- und Bringedienst,

Stationsassistenz) an andere Mitarbeiter zu einer spürbaren Entlastung des Pflegepersonals führt. Der Tätigkeitsschwerpunkt des Pflegepersonals wird auf die Kernkompetenzen in der allgemeinen und speziellen Pflege konzentriert, wodurch wie-der mehr Pflegezeit für die Patienten zur Verfügung steht.

Aktuell üben den qualifizierten Transportdienst drei Gesundheits- und Krankenpfleger sowie drei Ret-tungsassistenten in Vollzeit zur größten Zufrieden-heit von Pflegenden und Patienten aus und steuern somit einen wertvollen Beitrag zum störungsfreien und erfolgreichen Behandlungsprozess bei.Stationen

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24 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 25

Patientenkoordinator Notaufnahme

Die Notaufnahme stellt eine Schlüsselstelle zwi-schen der präklinischen Erstversorgung und dem stationären klinischen Aufenthalt dar.

Der Alltag an einem späten Nachmittag in der Not-aufnahme des Universitätsklinikums Regensburg zeigt sehr häufig, dass nahezu alle Behandlungs-räume belegt, und weitere Zugangspatienten inklu-sive Notfallversorgung angekündigt sind. Gleich-zeitig füllt sich der Wartebereich mit Patienten, die keine dringliche Diagnose haben, aber auch nicht zu lange auf eine Behandlung warten sollten. Das Universitätsklinikum Regensburg hat sich dieser besonderen Situation angenommen und als Lö-sungsweg die Funktion eines Patientenkoordina-tors geschaffen.

Gerade bei Arbeitsspitzen ist es entscheidend, dass Prozessabläufe optimal koordiniert, und Pati-enten nach der Diagnostik und Behandlung in der Notaufnahme ohne Reibungsverluste weiterverlegt werden können. Mit dem Patientenspektrum eines Hauses der Maximalversorgung werden in der inter-disziplinären Notaufnahme des UKR etwa 30.000 Patienten jährlich behandelt. Des Öfteren kommt es in der Ablauforganisation zu einer Diskrepanz

zwischen dringend benötigten Klinikbetten für Not-fallpatienten und verfügbaren stationären Betten.

Die Suche und Organisation von nachgeschalteten stationären Versorgungsmöglichkeiten für Notfall-patienten bindet wertvolle Arbeitszeit von Ärzten und Pflegenden, die letzten Endes bei der direkten Patientenversorgung fehlt.

In der Folge kommt es daher immer häufiger zu

• Verzögerungen bei Untersuchungen, Behand-lungen, Befundung und Anordnung durch die aufwändige Organisation der Weiterversorgung,

• einer längeren Verweildauer in der Notaufnahme,

• einem eingeschränkten Kontakt von Arzt und Pflegepersonal zu Patienten und Angehörigen.

Auf den Allgemeinstationen des UKR hat man sich diesem Koordinationsproblem schon 2006 angenommen und ein klinikübergreifendes Case Management etabliert. Dabei übernimmt ein Case Manager u.a. die Belegungsplanung, nimmt an den täglichen Stationsvisiten teil, koordiniert den statio-nären Behandlungsverlauf und hilft mit bei der Ent-lassungsplanung. In Anlehnung an das Case-Ma-

Prozess- und OrganisationsentwicklungProzess- und Organisationsentwicklung

nagement-Konzept entstand die Idee, im Rahmen eines Pilotprojektes zu prüfen, ob eine ähnliche, auf die speziellen Bedürfnisse der Notaufnahme zurechtgeschnittene Funktion, nicht genauso posi-tive Ergebnisse auf die Patientenkoordination be-wirken kann.

Bei der Gestaltung des Projektes wurden folgende Zielsetzungen verfolgt:

• Optimierung der Prozessabläufe innerhalb der Notaufnahme

• Verkürzung der Verweildauer in der Notaufnahme und effiziente Bettenbelegung

• Standardisierte Vorgehensweise bei der Patientenzuweisung von der Notaufnahme in den stationären Bereich

• Steigende Zufriedenheit aller Beteiligten und Verbesserung der Außenwirkung bei Patienten, zuweisenden Ärzten, Angehörigen, Mitarbeitern sowie dem Rettungsdienst

Um den Bedürfnissen der Notaufnahme gerecht zu werden, wurde unter anderem der Patientenzu-fluss statistisch ausgewertet. Hier bestätigte sich, dass ein Großteil der Patienten in der Zeit zwischen 10:00 und 22:00 Uhr aufgenommen wird. Aufgrund dieser Zahlen und den vorhandenen Strukturen schien die Implementierung eines Patientenkoordi-nators an allen Wochentagen in der Arbeitszeit von 13:00 bis 21:00 Uhr zweckmäßig.

Die Pilotphase des Projektes wurde im Juli 2015 für zwei Wochen von zwei erfahrenen und langjäh-rigen Mitarbeitern der Notaufnahme durchgeführt

und die Funktion des Patientenkoordinators da-bei erprobt. Fachliche Unterstützung leistete der zentra le Prozessbegleiter des Case Managements.

Die Auswertung der Testphase zeigte mehrere po-sitive Effekte:

• Vollständiger Überblick des Patientenkoordina-tors über freie Ressourcen der Notaufnahme

• Bessere Priorisierung und Koordination der Notfallpatienten

• Effizientere Abverlegung der Patienten aus der Notaufnahme

• Verbesserte Ausnutzung freier Kapazitäten auf Station durch gezieltes Nachfragen über die verfügbaren Betten und Vermeidung von Verlegungen in externe Krankenhäuser

• Entlastung bei zeitintensiven organisatori-schen Tätigkeiten sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Team und Gewinnung von Zeitressourcen für die Kerntätigkeit der Patientenversorgung

• Entlastung der behandelnden Teams im Schockraum durch Übernahme organisato-rischer Tätigkeiten und Sicherstellung einer vollständigen Alarmierungskette

Aufgrund der eingetretenen Ergebnisse wurde das Projekt „Patientenkoordinator in der Interdisziplinä-ren Notaufnahme“ von allen Projektbeteiligten und dem Vorstand des UKR positiv beurteilt und zum 01.05.2016 strukturell fest verankert.

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Bericht aus der Pflege 2726 Bericht aus der Pflege

Prozess- und OrganisationsentwicklungProzess- und Organisationsentwicklung

Strukturelle und bauliche Veränderungen

Renovierung der operativen Intensiveinheit Station 90

Die Intensivstation im Bauteil C1 nahm als erste In-tensivstation des neu errichteten Universitätsklini-kums Regensburg 1992 ihren Betrieb auf. Damals noch als gemeinsame Intensivmedizin der Kliniken der Inneren Medizin I und II, der Chirurgie, Anäs-thesie, Neurochirurgie und der Herz-, Thorax- und herznahen Gefäßchirurgie konzipiert, bekamen in den Folgejahren die einzelnen Kliniken ihre eigenen Intensivstationen.

Die Kliniken für Chirurgie und für Anästhesie betrie-ben ab 2005 die neu gegründete Operative Inten-sivstation 90.

In 25 Jahren des Bestehens des UKR änderten sich eine Vielzahl an Verordnungen und Baurichtlinien. Insbesondere der Brandschutz entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen und den neues-ten technischen Regularien.

Den Baumaßnahmen ab Sommer 2015 ging eine eineinhalbjährige Planungsphase voran. Einzelne Gewerke, wie Lüftung, Elektro und Brandschutz wurden von externen Planungsbüros übernommen, die Gesamtplanung und die Bauleitung blieben in der Hand der hauseigenen Technischen Zentrale. Die Einbindung und Mitverantwortung für die Pla-

nung und Bauausführung übergab der Vorstand von Beginn an in die Hände der Nutzer. Die pfle-gerische und ärztliche Leitung der Station bildeten mit dem Architekten das verantwortliche Planungs- und Bauleitungsteam.

Im Zuge der baulichen Renovierung sollten auch die Stationsorganisation und die Prozesse an die räumliche Neukonzeption angepasst werden.

Für die Stationsbereiche A, B und C mit drei medi-zinischen Lagereinheiten, drei Apotheken und drei Entsorgungen wurden gemeinsame, an den Bedarf der Gesamtstation angepasste bauliche Lösungen geschaffen. Wände wurden herausgenommen und durch Türen ersetzt, verwinkelte Lagerräume wur-den aufgelöst und durchgängige, übersichtliche und belichtete Arbeitsräume geschaffen.

Neben einer erhöhten Funktionalität fördert die neue Raumgestaltung die Kommunikation und Zu-sammenarbeit im interdisziplinären Team.

Unter Einbezug einer Farbdesignerin wurde der Wunsch der Mitarbeiter nach einer freundlicheren und einladenden Gesamtstimmung realisiert. Die positive Atmosphäre sollte auch für Besucher spür-bar sein. Im Eingangsbereich der Station wurde eine Willkommenswand installiert, auf der Angehö-rige mit einem Willkommensgruß in der jeweiligen Landessprache verschiedenster Nationalitäten begrüßt werden. Ein modernes Orientierungskon-zept erleichtert es Besuchern zudem, sich besser

auf der Station zurechtzufinden. Unterschiedlich farbige Pfeile, kombiniert mit der jeweiligen Stati-onsbezeichnung, die sich als Intarsien im Fußbo-den fortsetzen, werden als Beschichtungsfarbe der jeweiligen Stützpunkte der Abschnitte A, B und C erneut aufgegriffen. So erhält jeder Stationsab-schnitt seine eigene Erkennungsfarbe.

Neben der Farbgestaltung sollten Bilder die ehe-mals weißen Wände in eine anregende Umgebung verwandeln. Fotos aus der Region eröffnen neben den großen Tageslichtfenstern gewissermaßen einen Blick nach draußen. So ist jedes Zimmer thematisch einer Region zugeordnet: Neben dem „Weltenburg-Zimmer“ gibt es Impressionen vom Großen Arber, den Hopfenfeldern der Holledau oder Eindrücke aus Kallmünz. Die Patienten kön-nen so ein Stück Heimat auf der Intensivstation wiedererkennen.

Jeder Bettplatz wurde mit einem eigenen Fernseh-gerät ausgestattet, um eine individuelle TV-Nut-zung zu ermöglichen. In jedem Zimmer wurden automatische Datumsanzeigen und große analoge Uhren installiert, um die zeitliche Orientierung zu fördern.

Mit der Fertigstellung jedes einzelnen Bauabschnit-tes wurde eine Vielzahl an neuen Medizingeräten eingebracht. Der medizinische und technologische Fortschritt gerade im High-Tech-Bereich Intensiv-station bedeutet, dass fast alle Geräte regelmäßig ausgetauscht werden müssen, um wieder den ak-tuellsten Anforderungen zu entsprechen.

Mit der Implementierung der elektronischen Doku-mentation wurde eine Vernetzung von Monitoring, Be-

atmungsgeräten und weiteren Geräten notwendig. Allein für die Datenverkabelung wurden mehr als 10.000 Leitungen verlegt.

Eine optimale bauliche Ausstattung ist für eine In-tensivstation kein Selbstzweck, sondern notwen-dige Voraussetzung für eine hohe Prozess- und Versorgungsqualität. Die neue Station 90 ist ein Vor-zeigeobjekt des Universitätsklinikums Regensburg. Die Kosten von mehreren Millionen Euro sind eine lohnende Investition in das technisch Machbare für eine optimale intensivmedizinische Versorgung in Ostbayern und für eine zukunftsorientierte For-schung und Lehre.

Bei aller Freude über die neue Station ist uns allen sehr bewusst, dass die Qualität einer Intensivsta-tion vor allem von ihren Mitarbeitern und hier ins-besondere von der Qualität der Interaktion und Kommunikation abhängt, untereinander und nach außen.

110 Pflegende, 22 Ärzte, Physiotherapeuten und Reinigungskräfte bilden das Kernteam der Stati-on 90. Drei Jahre Krankenpflegeausbildung, zwei Jahre Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensiv-pflege: Die Schwestern und Pfleger der Station 90 sind hochspezialisiertes Fachpflegepersonal, opti-mal geschult und trainiert, jeden Tag und in jeder Situation absolut kompetent zu reagieren. Gerade im Intensivbereich ist es wichtig, den oftmals auch psychisch traumatisierten Patienten und ihren An-gehörigen empathisch zu begegnen und dem tech-nisierten Umfeld menschliche Wärme entgegenzu-setzen. Durch die Neugestaltung der Station 90 können diese Bedürfnisse zielgerichtet realisiert werden.

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Interdisziplinäres Centrum für medikamentöse Tumortherapie – ICT

Das UKR versorgt einen Großteil seiner onkologi-schen Patienten seit Herbst 2016 im Interdiszipli-nären Centrum für medikamentöse Tumortherapie – kurz ICT. Das Centrum versteht sich als eine am-bulante, multiprofessionelle und ganzheitliche Sys-temtherapieeinheit, in der Tumorpatienten mit on-kologischen oder supportiven Systemtherapien auf Grundlage aktuellster Leitlinien und neuester wis-senschaftlicher Erkenntnisse behandelt werden.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit soll den Dialog zwischen den Fachkliniken fördern und zu gemein-sam abgestimmten Therapiestrategien führen. Dies betrifft nicht nur die Therapieregime, sondern auch die Supportivmaßnahmen, das Nebenwirkungsma-nagement, die psychoonkologische Mitbetreuung und die Indikation für eine frühe Integration palliativ-medizinischer Maßnahmen.

Für ihre Therapie verbringen Patienten bis zu acht Stunden am Tag im ICT. Bei der Planung der Räum-lichkeiten wurde deswegen besonderer Wert auf eine angenehme Atmosphäre gelegt.

In vier Behandlungsräumen stehen insgesamt 26 ambulante Therapieplätze zur Verfügung, die sich auf zwei Bettplätze, 21 Therapiesessel und drei Therapiestühle aufteilen.

Neben den zwei großen Therapieräumen gibt es auch zwei Spezialbereiche. Einer davon ist für die Behandlung stammzelltransplantierter Patienten vorgesehen, wofür vier separate Therapiesessel zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es die

sogenannte „Early Clinical Trial Unit“ (ECTU) mit drei Therapieplätzen. Die ECTU ermöglicht den Pa-tienten die Teilnahme an frühen klinischen Studien und damit die Behandlung nach neuesten wissen-schaftlichen Erkenntnissen. So trägt das ICT ak-tiv dazu bei, den medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt auf dem Gebiet der Onkologie voran-zutreiben. Um höchste Patientensicherheit zu ga-rantieren, ist die ECTU unter anderem mit einer der modernsten Monitoring-Anlagen und einem Sono-graphiegerät ausgestattet.

Neben den Behandlungsräumen steht ein Inter-ventionsraum zur Verfügung, in dem diagnostische und therapeutische Punktionen durchgeführt wer-den können. Zusätzlich verfügt das ICT über ei-nen Stützpunkt, einen Therapiezubereitungsraum, einen Blutentnahmeraum, einen Lagerraum und mehrere (Rotations-)Arztzimmer.

Das ICT ermöglicht den verschiedenen Fachberei-chen des UKR eine gemeinsame ambulante, stan-dardisierte Weiterbehandlung ihrer onkologischen Patienten. Die übergreifende Struktur- und Prozes-sorganisation wird von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des UKR übernommen. Derzeit sind am UKR die Fachbereiche Dermatologie, Inne-re Medizin I, Innere Medizin II, Innere Medizin III, Neurologie und Strahlentherapie Mitglieder des ICT.

Aktuell werden im ICT bis zu 700 Patienten im Monat versorgt, bis zu 60 pro Tag. Um eine rei-bungslose Patientenversorgung kümmern sich 17 Pflegekräfte, drei Medizinische Fachangestellte im Stützpunkt sowie ein Facharzt für Hämatologie. Um den hohen Koordinationsaufwand zu bewältigen, braucht es neben kompetentem Personal auch gut durchdachte Strukturen und eine passende techni-sche Infrastruktur.

Die Erstellung des Therapieplans und die Aufklä-rung des Patienten erfolgen außerhalb des ICT in den entsprechenden Fachambulanzen der beteilig-ten Kliniken.

Ab diesem Zeitpunkt ist der Patient mit allen ver-fügbaren Informationen im System des ICT erfasst. Für seinen Termin wird ihm ein seinen Anforderun-gen entsprechender Therapieplatz zugewiesen und Medikationspläne und Regieanweisungen des be-handelnden Arztes werden hinterlegt. Ärzte, Pflege-kräfte und Mitarbeiter des ICT-Stützpunkts sehen so auf einen Blick, was an seinem Termin mit dem

Patienten geschehen soll und worauf sie achten müssen.

Eine weitere Besonderheit des IT-Systems ist, dass Zeitmarken hinterlegt werden können. Pflegekräfte und Mitarbeiter des ICT-Stützpunkts tragen wäh-rend des Aufenthalts des Patienten alle Untersu-chungs- und Behandlungsschritte in das System ein und versehen es mit Zeitmarken. So hat man je-

derzeit einen Überblick darüber, wo sich der Patient gerade aufhält, bei welchem Behandlungsschritt er ist und wie lange er dort schon verweilt.

Um den Patienten die bestmögliche onkologische Versorgung zukommen zu lassen, verfügen alle Mit-arbeiter des ICT über spezielle onkologische Wei-terbildungen.

Prozess- und OrganisationsentwicklungProzess- und Organisationsentwicklung

Interdisziplinäre Palliativstation

Die Interdisziplinäre Palliativstation wird gemeinschaft-lich von den Kliniken für Anästhesiologie, Innere Medi-zin III und Strahlentherapie getragen. Sie umfasst der-zeit in der ersten Betriebsphase sechs Betten.

Ziel der Arbeit auf der Palliativstation ist die Lin-derung der Beschwerden und Stabilisierung der Krankheits- und Betreuungssituation, sodass die Patienten möglichst nach Hause entlassen, in ein stationäres Hospiz oder eine geeignete stationäre Pflegeeinrichtung verlegt werden können.

Kernelement der Patientenversorgung in der Pal-liativmedizin ist eine ganzheitliche Behandlung zur Symptomkontrolle und psychosozialen Stabilisie-rung, die ohne kurative Intention ist und im Allge-meinen ohne Beeinflussung der Grunderkrankung.

Eine aktivierende und therapeutisch ausgerichtete Pflege wird von speziell geschultem Pflegepersonal durchgeführt. Aromatherapie und andere komple-mentärpflegerische Maßnahmen wie basale Stimu-

lation, therapeutische Berührung, Wickel und Kom-pressen sowie im begrenzten Umfang der Einsatz von Heilpflanzen werden in angemessenem Um-fang und nach Patientenwunsch angeboten.

Als zweites Kernelement finden Patienten-, Ange-hörigen- und/oder Familiengespräche statt, die von qualifizierten Mitarbeitern des Palliativteams durchgeführt werden. Die Behandlung eines Pati-enten auf der Palliativstation, einschließlich der Betreuung seiner Angehörigen, muss ein individuel-les, auf die konkreten Wünsche und Sorgen abge-stimmtes Vorgehen sein.

Angehörige werden als wichtige Bezugspartner in der Palliativmedizin bewusst mit in den Fokus der Betreuung genommen. Das Ausmaß und Art der Unterstützung wird vom Angehörigen bestimmt.

Regelmäßige multiprofessionelle Teambespre-chungen sind neben dem persönlichen Austausch essentielle Grundlage für einen Therapieansatz, der die einzelnen Bausteine synergistisch einset-zen möchte.

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30 Bericht aus der Pflege 31 Bericht aus der Pflege

Aus-, Fort- und Weiter bildung sichern fachliche Qualifizierung

Überblick Fachweiterbildungsangebote

„Die zukünftige Zahl der verfügbaren Gesundheits-fachkräfte wird wesentlich durch Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung gesteuert, beispielsweise über Studierenden- und Auszubildendenzahlen oder Quoten für bestimmte Weiterbildungsstellen, etwa für die Facharztweiterbildung“1.

Um auch im Bereich der Fachpflege eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung weiterhin ge-währleisten zu können, ist heute mehr denn je eine über die Grundausbildung hinausgehende Qualifizierung von Pflegenden in speziellen Tätig-keitsfeldern erforderlich. Im UKR wurde in den ver-gangenen Jahren ein zentraler Fokus auf die Perso-nalentwicklung in der Fachpflege gerichtet und das umfassende Weiterbildungsangebot kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut. Der hohe Anteil an weitergebildeten Mitarbeitern im Pflegedienst sichert dadurch eine bestmögliche Patientenver-sorgung am UKR. Für Weiterbildungsabsolventen eröffnen sich zahlreiche neue Perspektiven - so auch der Zugang zu weiterführenden Studiengän-gen an Hochschulen.

Die am UKR regelhaft stattfindenden Weiterbil-dungslehrgänge werden vom klinikeigenen Bil-dungszentrum zentral organisiert und durchgeführt. Der Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter wird in enger Zusammenarbeit mit der Pflegedirektion festgestellt und zielgerichtet bearbeitet. Vorrangi-ges Ziel jeder Weiterbildung ist die Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter, hinzu kommen Teilnehmer aus Kooperations- und Verbundhäusern aus ganz Bayern.

Das Bildungszentrum ist der Stabsabteilung Per-sonalentwicklung zugeordnet und für insgesamt sieben Weiterbildungen als Weiterbildungsstätte von der Deutschen Krankenhausgesellschaft aner-kannt. Angeboten werden folgende Lehrgänge:

Intensiv- und Anästhesiepflege (DKG)Intensivversorgung und Anästhesie sind zentrale Kompetenzbereiche am UKR. Bereits ein Jahr nach Inbetriebnahme des UKR konnte 1992 die erste DKG-Weiterbildung für Intensiv- und Anästhesie-pflege gestartet und seither ununterbrochen ange-boten und erfolgreich fortgeführt werden.

Weiterbildungsdauer 2 Jahre, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR in Kooperation mit Caritas Krankenhaus St. Josef Regensburg

Lehrgangsstart jährlich

Lehrgänge 29 Weiterbildungslehrgänge seit 1992

Absolventen 690 Absolventen

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbildungen anrechenbar

Pflege im Operationsdienst (DKG)Die komplexen Aufgaben der Pflege innerhalb des interprofessionellen OP-Teams fordern ein Höchst-maß an Handlungskompetenz und stellen hohe Anforderungen an die Fachlichkeit wie auch die Eigenverantwortung. Die Qualifikation durch die DKG-Weiterbildung Pflege im Operationsdienst trägt wesentlich dazu bei, den steigenden Ansprü-chen zu begegnen und ist seit dem Jahr 1998 mit kurzer Unterbrechung ebenfalls fester Bestandteil des Weiterbildungsangebots am UKR.

Weiterbildungsdauer 2 Jahre, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR

Lehrgangsstart zweijährlich

Lehrgänge 4 Weiterbildungslehrgänge seit 2011

Absolventen 50 Absolventen seit 2011

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbildungen anrechenbar

Pädiatrische Intensiv- und Anästhesiepflege (DKG)Aufgrund der speziellen Anforderungen an die Ver-sorgung und Überwachung von pädiatrischen Pati-enten in der Intensiv- und Anästhesiepflege wurde im Jahr 2011 im Zusammenhang mit der Betriebs-aufnahme der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKR, die Weiterbildung Pädia-trische Intensiv- und Anästhesiepflege erstmalig durchgeführt und ist seither fester Bestandteil un-seres Bildungsportfolios. So steht auch den Mitar-beitern für die Versorgung und Begleitung von pä-diatrischen Patienten die spezifische Qualifikation durch die Weiterbildung zur Verfügung und trägt in diesem Bereich zur Sicherung der Qualität bei.

Weiterbildungsdauer 2 Jahre, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR in Kooperation mit der Kinderklink St. Hedwig in Regensburg

Lehrgangsstart zweijährlich

Lehrgänge 4 Weiterbildungslehrgänge seit 2011

Absolventen 51 Absolventen seit 2011

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Mo-dule bei anderen DKG-Weiterbildungen anrechenbar

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche QualifizierungAus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung

[1] SVR, Bedarfsgerechte Steuerung der Gesundheitsversorgung, Gutachten 2018

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32 Bericht aus der Pflege Bericht aus der Pflege 33

Pflege im Operationsdienst (DKG)Die komplexen Aufgaben der Pflege innerhalb des interprofessionellen OP-Teams erfordern ein Höchstmaß an Handlungskompetenz und stellen hohe Anforderungen an die Fachlichkeit und Eigen-verantwortung der Mitarbeiter. Die Qualifikation durch die DKG-Weiterbildung Pflege im Operations-dienst trägt wesentlich dazu bei, den steigenden Ansprüchen zu begegnen und ist seit dem Jahr 1998 mit kurzer Unterbrechung fester Bestandteil des Weiterbildungsangebots am UKR.

Weiterbildungsdauer 2 Jahre, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR

Lehrgangsstart zweijährlich

Lehrgänge 4 Weiterbildungslehrgänge seit 2011

Absolventen 50 Absolventen seit 2011

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbil-dungen anrechenbar

Pflege in der Onkologie (DKG)Gerade in der onkologischen Pflege stehen bei der Begleitung der Patienten mit ihren komplexen Krankheitsbildern neben hoher fachlicher Exper-tise die speziellen Anforderungen durch die psy-chischen und sozialen Belange der Patienten und deren Bezugspersonen im Fokus. Innovative thera-peutische Möglichkeiten, Palliative Care und nicht selten die Begleitung in der letzten Lebensphase erfordern spezifische pflegerische Handlungskom-petenzen, welche in der Weiterbildung „Pflege in der Onkologie“ erworben werden.

Weiterbildungsdauer 2 Jahre, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR

Lehrgangsstart zweijährlich

Lehrgänge 7 Weiterbildungslehrgänge seit 2007

Absolventen 97 Absolventen

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbil-dungen anrechenbar

Praxisanleitung (DKG)Fachspezifische Weiterbildungen und herausfor-dernde Tätigkeitsbereiche erfordern erfahrene Kollegen, die neben fachlicher Expertise über eine berufspädagogische Zusatzqualifikation verfügen. Nur so können neue Mitarbeiter und Teilnehmer von Weiterbildungen gezielt im Praxiseinsatz angeleitet, begleitet und gefördert werden. Berufserfahrene Pflegepersonen erwerben in der Weiterbildung zur Praxisanleitung die erforderlichen Handlungskom-petenzen, um ihre Berufskollegen aus- und weiter-bilden zu können. Die bislang auf Grundlage von

DKG-Positionspapieren durchgeführten Lehrgänge basieren ebenfalls seit kurzem auf einer offiziellen Weiterbildungsempfehlung der DKG und werden in dieser Form durchgeführt.

Weiterbildungsdauer 1 Jahr, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR

Lehrgangsstart jährlich

Lehrgänge 18 Weiterbildungslehrgänge

Absolventen 22 Absolventen seit 2017 (nach den neuen Empfehlungen)

Sonstiges Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbil-dungen anrechenbar

Intermediate Care Pflege (DKG)Die Versorgung und Überwachung von Patienten, welche keine Beatmung benötigen, dennoch aber hochspezialisiert betreut werden müssen, findet auf den IMC-Stationen statt. Zur bestmöglichen Pa-tientenversorgung in diesem Bereich qualifiziert die Weiterbildung IMC-Pflege. Im Jahr 2010 wurde der erste Kurs „Intermediate Care Pflege“ mittels eines vom Bildungszentrum entwickelten Curriculums durchgeführt. Seit kurzem gibt es eine offizielle DKG-Weiterbildungsempfehlung für die IMC-Pflege, an deren Entwicklung Mitarbeiter des UKR beteiligt waren.

Weiterbildungsdauer 1 Jahr, berufsbegleitend

Durchführung Bildungszentrum UKR

Lehrgangsstart jährlich

Lehrgänge 6 Weiterbildungslehrgänge seit 2010

Absolventen 63 Absolventen seit 2010

Sonstiges WB Intensiv- und Anästhesiepflege für Absolventen um ein Jahr verkürzbar; Ausgewählte erfolgreich absolvierte Module bei anderen DKG-Weiterbildungen anrechenbar

Weiterbildung Notfallpflege (DKG)Als neue Weiterbildung wird seit 2017 die DKG-Wei-terbildung Notfallpflege am UKR durchgeführt, um den aktuellen Herausforderungen in der Notauf-nahme auf Maximalversorgungsniveau adäquat begegnen und eine hohe Qualität sicherstellen zu können. Ergänzend zur zweijährigen Weiterbildung bietet das Bildungszentrum am UKR als anerkannte Weiterbildungsstätte auch verkürzte Kursformate für Pflegekräfte mit einer mindestens fünfjährigen Berufserfahrung bzw. mindestens siebenjährigen Berufserfahrung in der Notaufnahme an, die im Rahmen einer Übergangsregelung zur Anerken-nung der Weiterbildung Notfallpflege führen.

PflegeCampus Regensburg

Seit Herbst 2016 bilden das UKR und das Cari-tas-Krankenhaus St. Josef unter der gemeinsa-men Dachmarke PflegeCampus Regensburg in der Gesundheits- und Krankenpflege aus. Mit dem PflegeCampus wird die seit 2010 bestehende er-folgreiche Kooperation im Bereich der Pflege-Aus-bildung zwischen der Berufsfachschule am Cari-tas-Krankenhaus St. Josef und dem UKR deutlich intensiviert. Unter dem gemeinsamen Dach des PflegeCampus Regensburg werden Auszubildende bestmöglich auf den Beruf Gesundheits- und Krankenpflege vorbereitet, unter Einbeziehung von Forschung und interprofessioneller Lehre. Der PflegeCampus Regensburg umfasst sowohl den Lernort Berufsfachschule als auch die Lernorte der Praxis am UKR und am Caritas Krankenhaus St.

Josef. Die Lernorte ergänzen sich in hervorragen-der Weise und ermöglichen eine fachlich breite und fundierte pflegerische Ausbildung.

Mit dem Start des PflegeCampus zum Ausbil-dungsjahr 2016/2017 wurde die Zahl der Ausbil-dungsplätze auf zunächst 118 erhöht: 25 neue Auszubildende absolvieren nun den Großteil ihrer praktischen Ausbildung am UKR. Diese Zahl wird ab April 2018 schrittweise weiter erhöht, bis 2020 insgesamt 282 Ausbildungsplätze erreicht sind.

Für die Pflege in beiden Häusern ist der Ausbau ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Personalent-wicklung: die Auszubildenden von heute sind die Kolleginnen und Kollegen von morgen.

Mit der Erweiterung des bestehenden Schulgebäu-des der Berufsfachschule am Caritas-Krankenhaus St. Josef werden die Auszubildenden ab dem ersten Kurs auf die Anforderungen in der Pflegepraxis am UKR vorbereitet. So lernen sie neben den im Kran-kenpflegegesetz geforderten Inhalten schon im ersten Ausbildungsjahr das Bewegungskonzept MH Kinaesthetics® und das Patientenmanagementsys-tem Case Management kennen – beides wichtige Bausteine der pflegerischen Tätigkeit am UKR.

Für die Ausbildung am Lernort Universitätsklinikum hat sich in den vergangenen Jahren ein besonde-

res System der Begleitung und Anleitung von Aus-zubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege bewährt: Die zentralen Praxisanleiter des Bildungs-zentrums sind von der Bewerberauswahl bis zum Examen für die Auszubildenden verantwortlich, sie planen die Einsätze und vermitteln die praktischen Grundlagen der Pflege. Die Praxisanleiter in den je-weiligen Fachbereichen sind für die fachbezogene Anleitung in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften zuständig. Durch die enge Zusammenarbeit von Bildungszentrum und Stationen erfahren die Aus-

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche QualifizierungAus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung

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zubildenden einen intensiven Theorie-Praxistrans-fer: zusammen mit den Anleitern erarbeiten sie ge-zielt Inhalte aus dem Unterricht und setzen diese in der Praxis um. Damit festigen und erweitern sie im Klinikalltag ihr theoretisches Wissen und sammeln vielfältige praktische Erfahrung.

Zusätzlich zur Einzelanleitung werden in sogenann-ten Skills Lab-Einheiten des Bildungszentrums komplexere Theorieinhalte aufbereitet und den Auszubildenden unter Einbeziehung realitätsnaher Methoden näher gebracht. Das Training im Skills Lab wird nicht nur für die Vermittlung von Basiswis-sen und die Einweisung in die wichtigsten Geräte genutzt, sondern auch dazu, die Zusammenarbeit mit den Ärzten zu fördern. So nehmen während des Semesters einmal wöchentlich auch Studierende der Fakultät für Medizin an interprofessionellen Skills Labs teil – mit großem Erfolg, wie die Rück-meldungen zeigen.

Akademisierung der Pflege

Für den Einsatz der akademisierten Pflegefach-kräfte in deutschen Krankenhäusern gibt es kaum einheitliche Vorstellungen oder Konzepte. Um den Verbleib der hochschulisch gebildeten Pflegenden in der direkten Patientenversorgung zu sichern und deren Zusatzkompetenzen qualitätsfördernd aus-zuschöpfen, sind Einrichtungen gefordert, geeigne-te Modelle zu entwickeln, die eine Einbindung gelin-gen lassen. Die Entwicklung und Implementierung neuer Strukturen stellt sowohl Arbeitgeber als auch Studienabsolventen vor Herausforderungen.

Das UKR strebt zur Bewältigung künftiger Herausfor-derungen der Versorgungsbedarfe eine Differenzie-rung der pflegerischen Versorgungsstrukturen mittels eines personellen kompetenzorientierten Skills-und Grade-Mix an. Im Rahmen einer interdisziplinären Projektgruppe wurde dazu die Entwicklung eines Konzepts zur Einbindung hochschulisch qualifizierter Absolventen in die Pflegepraxis aufgegriffen.

Demographische Veränderungen sowie strukturelle Entwicklungen in den Universitätsklinika wie z.B. die Verkürzung der Patientenverweildauer, die Verlage-rung von Tätigkeiten zwischen den Berufsgruppen, die Notwendigkeit zur interprofessionellen Zusam-menarbeit, der Mangel an Pflegekräften auf dem Ar-beitsmarkt sowie die steigenden Anforderungen an Kompetenzen in der Beratung, Prozesssteuerung, evidenten Qualitätssicherung und fachlichen Spezi-alisierung fordern neue Konzepte der Pflegepraxis- und Personalentwicklung mit einem ausgewogenen Skills- und Graduierungsmix. Dabei muss den Ent-wicklungen in der Aus- und Weiterbildung sowohl im sekundären als auch im tertiären Bildungsbereich Rechnung getragen werden. Abhängig von den Cur-ricula der Hochschulen und Universitäten sind die tatsächlichen Kompetenzzuschreibungen für den Einsatz in der Praxis abzuleiten.

Chancen nutzen – Strukturen zur Integration in die Praxis schaffen!Unter diesem Motto fand am 26.02.2015 ein Fachsymposium zur Akademisierung der Pflege am UKR statt. Das Symposium widmete sich der zentralen Fragestellung, wie die Potenziale der Akademisierung für die direkte Patientenversor-gung effektiv genutzt werden können. Vor diesem Hintergrund wurden grundlegende Chancen und Herausforderungen der Gestaltung akademisier-ter Pflege in der Praxis kritisch betrachtet. Ziel war es, ein offenes Forum für die Akademisierung der Pflege in der Region zu schaffen. Neben anderen Institutionen eröffnete das UKR einen Einblick in die strategische Entwicklung zur Integration akade-misch ausgebildeter Pflegekräfte.

Unter dem Leitsatz „Wir geben Ihrer Qualifikation einen Rahmen“ wurde für den beruflichen Einstieg von akademisierten Pflegekräften ein Rahmenkon-

zept entwickelt, das neben der Darstellung einer stufenweisen Laufbahnentwicklung von Pflegekräf-ten, die zielgerichtete Integration in die Praxis auf-greift. Mit diesem Karrieremodell sollen Pflegekräf-te künftig schrittweise auf ihrem beruflichen Weg in die Pflegepraxis begleitet werden. Das Karriere-modell beinhaltet eine Aufgaben- und Laufbahn-beschreibung nach Qualifikation, Berufserfahrung und individueller Entwicklung. Ergänzt wird das Karrieremodell durch eine Stellenbeschreibung für Pflegekräfte mit einem Bachelorabschluss, die entsprechende Erweiterungsaufgaben im Kontext einer klinischen Patientenversorgung aufzeigt. Die stringente Begleitung der jungen akademischen Pflegekräfte mittels eines auf ihre Aufgaben zuge-schnittenen zusätzlichen „Einarbeitungsprogramm Pflege Plus©“ stellt ein zentrales Teilkonzept dar. Die Einarbeitung mit dem „Einarbeitungsprogramm Pflege Plus©“, das sich als Trainee-Programm für eine akademische Pflegepraxis versteht, basiert auf konkreten Lernzielen und Themenfeldern. Ziel ist es, die Mitarbeiter dazu in die Lage zu verset-zen, die Grundlagen der Pflegewissenschaft auf die praktischen Aufgabenfelder am UKR zu übertragen. Neben der unmittelbaren Patientenversorgung wer-den auch die institutionsbedingten Besonderheiten des Prozess- und Projektmanagements betrachtet. Um wissenschaftliche Kenntnisse zielgerichtet an die Praxis weitergeben zu können, sind Methoden des Wissenstransfers von hoher Relevanz.

Darüber hinaus haben die Mitarbeiter die Möglich-keit, sich aktiv im Arbeitskreis Fachgruppe Pfle-ge-Plus© zu engagieren. Das Angebot unterstützt den fachlichen Austausch untereinander und die abteilungsübergreifenden Bearbeitung von Prob-lemstellungen.

Studierende, Studieninteressierte sowie an der Förderung akademischer Pflege interessierte Mit-arbeiter haben die Möglichkeit, sich dem „Netz-werk Pflegestudium©“, einer sich aktuell gegründe-ten Peer-Group, anzuschließen.

Wichtig bleibt festzuhalten, dass derartige Konzep-te durch konkrete Arbeitshilfen nur einen Rahmen vorgeben können. Die Entwicklung in der Praxis wird prozesshaft sein und bedingt ein gutes Change- Management auf allen Ebenen einer Institution. Neue Wege in der Ausgestaltung der Pflegeaus-bildung und Pflegepraxis müssen gemeinsam be-schritten werden.

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche QualifizierungAus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung

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Gemeinsam bedeutet die Einbindung akademi-scher und nicht-akademischer Pflegender, die Be-rücksichtigung aller Managementebenen in der Pflegeorganisation sowie die Bereitschaft zu einem interprofessionellen Dialog.

Das erarbeitete Konzept des UKR wird stufenweise implementiert, angepasst an die Erfordernisse der Pflegequalitäts- und der Personalentwicklung. Eine systematische Evaluation des Konzeptes ist vor-gesehen, wenn die hochschulisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in ihrem Einsatzgebiet eine etwa zweijährige Entwicklungsphase durchlaufen haben. Die Integration akademischer Qualifika-tionen versteht sich als langfristiges und nach-haltiges Projekt im Kontext interprofessioneller Arbeitsteilung in der Patientenversorgung (Frage-mann 2016[1]). Am UKR erfolgt ein regelmäßiges Monitoring der Fortschritte in der Umsetzung des Konzepts durch eine ständige Arbeitsgruppe unter Leitung der Stabstelle Pflegeentwicklung und gege-benenfalls eine Abstimmung der Maßnahmen auf Herausforderungen aus der Praxis.

Ausbildung und Weiterqualifikation zum Operationstechnischen Assisten-ten (OTA)

Die Ausbildung zum Operationstechnischen Assis-tenten wird in der Schweiz und den Niederlanden schon seit den 1970er Jahren erfolgreich durchge-führt. In Deutschland können ab 1990 die ersten Absolventen verzeichnet werden.

Durch die Einführung der OTA-Ausbildung konnten die personellen Engpässe im OP-Bereich mit qua-lifiziertem und speziell für diesen Bereich ausgebil-detem Personal wesentlich kompensiert werden. Der Personalmix bestehend aus Krankenpflege-kräften mit und ohne Fachweiterbildung OP, medi-zinischen Fachangestellten und Operationstechni-schen Assistenten ist heute fester Bestandteil im OP-Bereich. Am UKR ist von den 120 Planstellen für den Operationsbereich bereits ein Drittel mit ausgebildeten OTA besetzt.

Nach einer dreijährigen Ausbildung übernehmen die OTA alle Aufgaben, die auch von Krankenpflege-kräften im OP durchgeführt werden. Dazu gehören das sterile fach- und situationsgerechte Instrumen-

tieren und das sterile Anreichen der erforderlichen Instrumente und Materialien. Zu den unsterilen Aufgaben als sogenannter OP-Springer gehören die OP-Dokumentation, Materialbeschaffung, Funkti-onskontrolle von Instrumenten oder medizinischen Geräten sowie die Vor- und Nachbereitung des OP-Saals und die korrekte Umsetzung der Hygiene-richtlinien.

Die OTA bereiten die Patienten unter Berücksichti-gung individueller physischer und psychischer Belas-tungen für die Operation vor. Sie tragen dabei die Mit-verantwortung für die richtige OP-Lagerung und das Wohlergehen des Patienten während der Operation.

Die OTA-Ausbildung wird nach den Empfehlungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft zur Aus-bildung und Prüfung von Operationstechnischen Assistenten durchgeführt. Das UKR bildet jährlich in Kooperation mit dem Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Gesundheitswesen 10 OTA-Auszu-bildende aus. Hierbei müssen mindestens 1.600 Stunden theoretischer und praktischer Unterricht absolviert werden. Die fachpraktische Ausbildung beinhaltet 3.000 Stunden Praxiseinsatz in den ver-schiedensten OP-Bereichen (z.B. Viszeralchirurgie, Traumatologie, Gynäkologie, Urologie, chirurgischer Ambulanz, Zentralsterilisation, Endoskopie, Anäs-thesie) unter fachkundiger Anleitung.

Die theoretische Ausbildung erfolgt im im Institut für Fort- und Weiterbildung in Regensburg und die erforderlichen Praxiseinsätze am UKR. Als An-sprechpartner und Begleitperson stehen den OTA-Auszubildenden am UKR freigestellte OP-Praxis-anleiterinnen zur Verfügung.

Neben 10 regulären OTA-Ausbildungsplätzen bietet das UKR fünf weitere Plätze für Medizinische Fach-angestellte (MFA) an, die sich im Rahmen der drei-jährigen Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten weiterqualifizieren können. In der Re-gel arbeiten die MFA bereits seit ein oder zwei Jah-ren im OP-Bereich des UKR, bevor sie diese Qua-lifizierung durchlaufen. Durch den Abschluss einer Qualifizierungsvereinbarung ist es für den einzel-nen Mitarbeiter möglich, sein Gehalt während der Maßnahme weiter zu beziehen. Für das UKR be-deutet dies eine weitere längerfristige Bindung von hochqualifizierten Mitarbeitern, die für das kom-plexe Geschehen in den OP-Bereichen und für die Personalausstattung von enormer Bedeutung sind.

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[1] Fragemann K (2016) Rahmenkonzept zur Integration hochschulisch ausge-bildeter Pflegefachpersonen in die Pflegepraxis am Universitätsklinikum Re-gensburg. In: Stemmer R, Remmel-Faßbender R, Wolke R, Schmid M (Hrsg) Aufgabenverteilung und Versorgungsmanagement im Krankenhaus gestalten. Von erfolgreicher Praxis lernen. Medhochzwei, Heidelberg

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche QualifizierungAus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung

Anzahl OTA

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MH Kinaesthetics® als Instrument zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter in der Pflege

Die Art und Weise, wie wir unser Gewicht, das von Gegenständen und anderen Menschen in

Alltagsaktivitäten in der Schwerkraft bewegen, hat einen positiven oder negativen Einfluss auf unsere Gesundheit, das Lernen und Denkprozesse in jeder Lebensphase, lebenslang.

Seit 2010 werden am UKR im Rahmen eines Pro-jekts der Pflegedirektion regelmäßig Grund- und Aufbaukurse für die Mitarbeiter auf den Inten-sivstationen angeboten. Ziel war es, die aufgrund der pflegerischen Anforderungen im Umgang mit schwerstkranken Patienten entstehenden körperli-chen Belastungen zu reduzieren und die Pflegekräf-te zu befähigen, mit Hilfe des Bewegungskonzepts MH Kinaesthetics® sowohl sich selbst als auch die Patienten zu schonen.

2014 wurde das Projekt mittels eines anonymen Fragebogens wissenschaftlich evaluiert. Das Ergeb-nis der Befragung bestätigte die Erwartungen, die mit der Initiierung des Projekts verbunden wurden: Die Pflegekräfte können ihre körperliche Belastung durch die Anwendung von MH Kinaesthetics® deut-lich reduzieren. Sie achten bewusster auf ihre ei-gene Bewegung, wenn sie Patienten bewegen oder mobilisieren. Zudem beobachteten die Pflegekräf-te, dass dank des Konzepts MH Kinaesthetics® gerade bei immobilen Patienten eine Steigerung der Bewegungsfähigkeit erreicht und Schmerzen reduziert werden konnten. Zusammenfassend be-urteilten die Befragten das Projekt als sinnvolle gesundheitsfördernde Maßnahme für Pflegekräfte am UKR. Zudem wurde der Wunsch nach mehr Pra-xisbegleitung zur Festigung des Erlernten und zur Vertiefung geäußert.

Diese positiven Rückmeldungen führten zu der Entscheidung, Kinaesthetics® auf alle Stationen im Haus auszuweiten. Um die Verzahnung von Kursen und Begleitung und Anleitung in der Praxis zu ge-währleisten, wurde eine Mitarbeiterin zur Grundkurs-trainerin ausgebildet, die gemeinsam mit einem externen Trainer und den zertifizierten Anwendern im Pflegedienst am UKR das Projekt MH Kinaes-thetics® weiter vorantreibt.

Zwischen 2014 und 2017 nahmen insgesamt 281 Pflegekräfte an einem Grundkurs teil. Der drei-tägige Kurs steht unter der Überschrift „Ich und meine eigene Bewegung sind Grundlage für die Bewegungsunterstützung anderer Menschen“. An-hand vieler Beispiele aus der Praxis lernen die Teil-nehmer, wie sie durch einfache Änderungen ihrer Bewegungsabläufe mit sehr viel weniger Kraft und Belastung auskommen.

102 Pflegekräfte besuchten einen Aufbaukurs mit dem Fokus: „Wie kann ich meine Patienten einfa-cher und effektiver in der Schwerkraft bewegen“. Mit Hilfe zahlreicher Übungen am Patientenbett lernen die Teilnehmer, mit minimalem Kraftauf-wand Patienten neu zu positionieren, zu mobili-sieren und zur Eigenbewegung zu motivieren. Die Teilnehmer werden in der Praxis besucht und dabei unterstützt, das Gelernte im beruflichen Alltag um-zusetzen – ein ganz zentraler Baustein im Projekt, der wesentlich zur Nachhaltigkeit des Konzepts MH Kinaesthetics® beiträgt.

Mehrere Teilnehmer des Grund- und Aufbaukurses waren so begeistert, dass sie eine zehntägige Aus-bildung zum zertifizierten Anwender absolvierten. Mit ihren erweiterten Fähigkeiten unterstützen sie die Integration des Konzepts in den beruflichen Alltag und übernehmen die Praxisbegleitung zu-sammen mit den Mitarbeitern auf den Stationen. Der Fokus in der Ausbildung zum zertifizierten An-wender liegt in der Gesundheitsförderung, der Er-weiterung der Fachkompetenz der Mitarbeiter im Kontext der jeweiligen Fachthemen sowie bei der Umsetzung von Prophylaxen, bei der Mobilitätser-haltung und –förderung des Patienten. Die Gesundheitsförderung mit MH Kinaesthetics®

beginnt schon in der Ausbildung: angehende Ge-sundheits- und Krankenpflegekräfte durchlaufen am PflegeCampus Regensburg mindestens den Grundkurs MH Kinaesthetics®. Von Anfang an wird so ein tieferes Verständnis für natürliche Bewe-gungsmuster geweckt. Die Auszubildenden lernen, Patienten nicht zu heben, sondern bei ihren Bewe-gungen zu unterstützen – ein ganz wichtiger Bau-stein, um im zukünftigen Beruf auf Dauer gesund zu bleiben.

Das UKR zählt zu den wenigen großen Kliniken in Deutschland, die MH Kinaesthetics® als gesund-heitsfördernde Maßnahme für Pflegekräfte imple-mentiert haben. Das nächste Ziel ist es, als Orga-nisation zertifiziert zu werden – bis dahin ist noch ein Stück Weg zu gehen. Insgesamt ist aber schon sehr viel geschafft!

Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche QualifizierungAus-, Fort- und Weiterbildung sichern fachliche Qualifizierung

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Bericht aus der Pflege 4140 Bericht aus der Pflege

Pflegeentwicklung Praxis

Qualitätssicherung in der Pflege

„Die Universitätskliniken arbeiten beständig daran, die Qualität in der Medizin und in der Patientenver-sorgung zu verbessern. Qualität ist aber nur mit hoch qualifiziertem Personal möglich. Deswegen haben die Unikliniken ein großes Interesse daran, die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln.“1

Der Qualitätsanspruch im UKR ist angelehnt an die DIN EN ISO: 9001:2008 und hat die Prozessorien-tierung zum Ziel: „Die Effizienz der Organisation, Qualität von Abläufen und die Erhöhung der Kun-denzufriedenheit, sollen durch Ermittlung, Darstel-lung, Lenkung, Messung und Verbesserung von Prozessen und ihrer Wechselwirkung zueinander, gesteigert werden.“

Es gehört zu der Arbeitsweise einer Universitäts-klinik, zunächst wissenschaftlich zu überprüfen, ob eine neue Idee auch wirklich ein Fortschritt für die Patienten ist. Erst dann kann ein neues Verfah-ren flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Nach der Einführung und Umsetzung muss die Qualität des jeweiligen Verfahrens oder einer neu-en Handhabung durch Standardisierung und For-malisierung (z.B. Einführung von organisatorischen Regelungen, Verfahrensanweisungen) gesichert und regelmäßig evaluiert werden. Dazu gibt es im Rahmen des Qualitätsmanagement-Systems ein umfangreiches Regelwerk mit unterschiedlichen Instrumenten und Verantwortlichkeiten.

Ausgangspunkt für die Umsetzung der Anforde-rungen des Qualitätsmanagement-Systems ist die Darstellung der Zuständigkeiten und Aufgaben und seiner Zuordnung u.a. zu der Funktion des Qualitätsbeauftragten im jeweiligen Fachbereich. Im Pflegedienst übernimmt diese Funktion der Pflege direktor, bzw. im zweijährigen Rotationsprin-zip eine Pflegedienstleitung, unterstützt von einer Mitarbeiterin der Stabstelle Pflegeentwicklung. Die Themenbereiche im Berichtszeitraum bezogen sich schwerpunktmäßig auf die Planung, Durchführung und Nachbesprechung von Audits im Rahmen von internen und externen Qualitätsüberprüfungen (z.B. UCC-R), der gemeinsamen Abstimmung zu speziel-len Anforderungen der zentralen QM-Abteilung, z.B. Erstellung und Führung von Dokumenten (Doku-mentenlenkung mit roxtra). Die Definition der Qua-

litätsthemen in der Pflege, die geplante Umsetzung und Qualitätssicherung obliegt der Pflegedirektion. In den vergangenen Jahren konnte die Qualität in der Pflege durch die Vertiefung von Schulungsmaß-nahmen und die Durchführung von Prozess-Audits, insbesondere zu den pflegesensitiven Themen De-kubitus, Sturz, Hygiene, Durchführung freiheitsent-ziehender Maßnahmen und onkologische Pflege weiter angehoben und entwickelt werden.

Sturzmanagement – Der demographische Wandel erreicht das KrankenhausSturzereignisse zählen zu den sogenannten „uner-wünschten Ereignissen“, häufig einhergehend mit schwerwiegenden Folgen für Betroffene und ihre Angehörigen. Vom Sturz und der Sturzprophylaxe sind Menschen betroffen, die aufgrund ihrer kör-perlichen Verfassung weniger Kraft und Gleichge-wicht aufweisen als gesunde Menschen. Dies be-trifft häufig ältere Menschen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der verkürzten Verweildauer im Krankenhaus rückt dieses Thema für das UKR stärker in den Fokus.

Sturzprophylaxe hat den Erhalt bzw. die Wiederher-stellung einer größtmöglichen, sicheren Mobilität zum Ziel. Den Pflegenden wird hierbei die Aufgabe zuteil, sturzgefährdete Patienten zu identifizieren, sie über bestehende Risiken zu informieren und ihnen geeignete Interventionen anzubieten. Bera-tung, Aufklärung und Anleitung sind hierbei zentrale Schwerpunkte und erfordern die Einbeziehung aller am Behandlungsprozess Beteiligten. Die Versor-gung sturzgefährdeter Patienten betrifft am UKR jede Station/Abteilung und somit alle Pflegenden wie auch schnittstellenübergreifende Fachbereiche wie z.B. Poliklinik und Tageskliniken.

Neben der Prävention ist das Erfassen von Stürzen am Klinikum elementarer Bestandteil der Quali-tätssicherung. Die Sturzrate in Krankenhäusern ist sehr variabel und auf Stationen, in denen eher ältere Patienten behandelt werden, liegen die Werte deutlich höher. Dies deckt sich mit den internen Qualitätsauswertungen des UKR, wo eine leicht ansteigende Sturzrate zu beobachten ist und Sturzrisiken fachspezifischen Besonderheiten un-terliegen. Das ist Anlass genug zu handeln. Daher beauftragte die Pflegedirektion im April 2016 eine Arbeitsgruppe mit der Erarbeitung von Handlungs-

Pflegeentwicklung PraxisPflegeentwicklung Praxis

1 VUD, Qualität Leben, 1/2018

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leitlinien und der Durchführung von Maßnahmen, die zur Reduzierung des Sturzrisikos beitragen sollen. Deren Ergebnisse und Inhalte zur Sturzpro-phylaxe und Sturzerfassung wurden in sieben Prä-senzschulungen an Mitarbeiter des Pflegedienstes in der Erwachsenen- und Kinderkrankenpflege im Februar und März 2017 weitergegeben. Parallel, wie beim Dekubitusmanagement, steht das Ange-bot der kollegialen Fallberatung sowie geplanter Sturzaudits mit Inspektion von Patienten und Doku-menten.

Der Pflegestandard „Sturzmanagement am UKR“ beinhaltet das Assessment mit einem auf das indi-viduell vorliegende Risiko ausgerichteten Maßnah-

menplan sowie einer neuen Dokumentationsvorlage zur Sturzerfassung.

Letztere hat zum Ziel, valide Daten zu erhalten, die mehr als nur eine Sturzrate generieren. Wichtig im Rahmen der Qualitätssicherung sind Aussagen über die Umstände eines Sturzes treffen zu kön-nen, also auch genaue Beschreibung der Patien-ten- und Organisationsstruktur zu ermöglichen. Mit deren Ergebnisse können wir gezielter auf die am Klinikum bestehenden Gegebenheiten eingehen. Zugleich hilft der inhaltliche Aufbau des neuen Sturzprotokolls den Pflegenden das Sturzereignis zu evaluieren und eine erneute Risikoeinschätzung vorzunehmen.

Auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus

Die Anzahl älterer Patienten, die bei einer Behand-lung im Akutkrankenhaus ein dementielles Syndrom als Nebendiagnose aufweisen, nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung kontinuierlich zu. Zu-dem steigt mit dem Älterwerden das Risiko, an De-menz zu erkranken. 40 % der stationär aufgenom-menen Patienten leiden nach der repräsentativen „GHoSt“-Studie der Robert-Bosch-Stiftung an kog-nitiven Störungen und Demenzen. Das Risiko von Komplikationen, wie beispielsweise das Auftreten ei-nes Delirs, ist im Vergleich zu Nicht-Demenzerkrank-ten deutlich erhöht und führt häufig zu einer länge-ren Krankenhausverweildauer. Nicht selten erleiden diese Patienten durch den Krankenhausaufenthalt weitere Einbußen ihrer kognitiven und physischen Leistungsfähigkeit, die eine Erhöhung des post-stationären Pflegebedarfes zur Folge hat. Im Akut-krankenhaus muss daher der Fokus auch auf Maß-nahmen zum Delirmanagement gelegt werden. Der Umgang mit an Demenz und Delir erkrankten Men-schen stellt alle im Versorgungsprozess Beteiligten vor Herausforderungen. Vor allem die Berufsgruppe Pflege steht im Krankenhaus aufgrund der Arbeits-verdichtung durch reduzierte Behandlungszeiten bei gleichzeitig komplexer werdenden Behandlungssitu-ationen in Kontakt mit dieser Patientengruppe oft in einer besonderen Anforderungssituation.

Vor diesem Hintergrund wurde die Entwicklung eines Konzepts zur Optimierung der Versorgungs-qualität von Demenz- und Delirpatienten am UKR angestoßen. Die Genehmigung zur Implementie-rung einer Projektgruppe erteilte der Vorstand im November 2016. Die interprofessionelle Arbeits-gruppe steht unter Leitung der Stabsstelle Pfle-geentwicklung der Pflegedirektion und setzt sich zusammen aus Mitarbeitern des Pflegedienstes verschiedener Abteilungen, des Qualitätsmanage-ments, der Ernährungs- und Diabetesberatung und Ärzten sowie einer Vertreterin der Alzheimer Gesell-schaft Oberpfalz. Themenabhängig werden Exper-ten aus weiteren Bereichen des UKR hinzugezogen. Die AG wird beraten vom Klinischen Ethikkomitee am UKR.

Die vorgesehenen Projektbausteine orientieren sich an verschiedenen Aspekten:

• Identifizierung von Patienten mit einer Demenz und / oder einem Delirrisiko

• Qualifizierung von Mitarbeitern (Schulungs-maßnahmen zur Sensibilisierung, Fort- und Weiterbildung)

• Entwicklung spezifischer Versorgungs- und Betreuungsformen:

- Schaffung eines aktivierenden Beschäf-tigungsangebotes (z.B. individualisierte Anregung durch geeignete Materialien)

- Etablierung von spezialisierten Unterstüt-zungsstrukturen (z.B. durch Implementie-rung eines zentralen Ansprechpartners und von speziell geschulten Multiplikatoren oder Mitarbeitern)

- Verbesserung des Schnittstellenmanage-ments, v.a. im Bereich der Informationswei-tergabe nach intern und extern

- Raumgestaltung und Umgebungsmaß-nahmen zur Orientierungsförderung (z.B. Orientierungshilfen)

Die dargestellten Themen werden auf der Grundla-ge medizinisch-pflegerischer Leitlinien und Empfeh-lungen bearbeitet, auf Praktikabilität hin überprüft und für die Anwendung am UKR ausgearbeitet. Be-reits vollständig abgeschlossen werden konnte der erste Projektbaustein „Ist-Analyse“ als Basis für die Planung konkreter Arbeitspakete. Hierbei wurde der aktuelle Stand der Literatur zu Konzepten und Leitlinien zu Demenz und Delir im Akutkranken-haus einschließlich Screening-Verfahren und des Bereiches Ernährung erhoben. In einem zweiten Schritt wurde in Zusammenarbeit mit dem Quali-tätsmanagement eine UKR-bezogene Prozessana-lyse erstellt. Es wurden strukturierte Gespräche mit pflegerischen Leitungen ausgewählter Stationen zu den Aspekten themenbezogenes Fachwissen, spe-zialisierte Versorgungsformen, Orientierungshilfen und Informationsweitergabe geführt. Zum anderen wurden hausinterne Kennzahlen aus dem Medizin-controlling sowie zu Sitzwachenanforderungen ab-geglichen. Des Weiteren wurden Praxiserfahrungen aus bereits etablierten Good-Practice-Konzepten aus anderen Einrichtungen eingeholt.

Pflegeentwicklung PraxisPflegeentwicklung Praxis

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Vorgesehen ist eine längerfristige, stufenweise Um-setzung von Einzelmaßnahmen mit dem Gesamt-ziel der Entwicklung hin zu einem demenzsensiblen Krankenhaus. Für den Bereich der Pflege zukünftig handlungsleitend wird zudem die Einbeziehung der Inhalte des neuen Expertenstandards „Beziehungs-gestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege sein. Der kommende Expertenstandard begreift Demenz nicht als medizinisches Problem, sondert fordert die Pflege zu einer person-zentrier-ten Haltungsänderung auf, die den Menschen mit individuellen Unterstützungs- und Beziehungsbedarf sieht und in den Mittelpunkt stellt.

Onkologische Pflege

Die Anforderungen an die pflegerische Versorgung onkologischer Patienten sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dementsprechend verändern sich auch die Handlungsfelder. Das bedeutet, dass eine hohe Kompetenz und Verantwortung der Pfle-gefachpersonen in Bezug auf die spezielle Pflege in der Onkologie sowie auf Beratung und Schulung der Patienten und ihrer Angehörigen gefordert wird.

Die Umsetzung neuer Therapieformen in der Onko-logie stellt einerseits Hilfen für die Patienten aber auch eine Herausforderung für die dort tätigen Pro-fessionen dar. Onkologische Pflegfachpersonen sind wichtige Brückenpfeiler im multiprofessionel-len Team, wenn es um die Betreuung und pflegeri-sche Versorgung onkologischer Patienten geht.

Das UKR ist seit 2003 für die Fachweiterbildung „Pflege in der Onkologie“ von der DKG anerkannt. Die berufsbegleitende Weiterbildung vermittelt Er-kenntnisse aus den unterschiedlichsten Bezugs-wissenschaften sowie Schlüsselqualifikationen zur Bewältigung verschiedener Pflegephänomene.

Um die Basis und die Spezifika der onkologischen Pflege am UKR zu definieren und um Kriterien on-kologischer Zertifizierungen zu erfüllen, entwickel-te eine Arbeitsgruppe „Onkologische Pflege“ ein bereichsübergreifendes, onkologisches Pflegekon-zept, das die onkologische Ausrichtung der Pflege am UKR beschreibt.

Im Dezember 2011 wurde die AG „Onkologische Pflege“ gebildet und arbeitet seitdem aktiv an der Umsetzung von verschiedenen Themen:

1. Qualitätsentwicklung

• Weiterentwicklung, Implementierung und Eva-luierung des onkologischen Pflegekonzeptes

• Evidenz onkologischer Pflege

• Evaluation, Optimierung und Weiterentwick-lung der Pflegepraxis sowie onkologischer Pflegestandards

• Erstellung eines Pflegeberatungskonzeptes

2. Fortbildung in der Onkologie

• Erstellung des Fortbildungsprogrammes und Koordination von Fortbildungen in Zusammen-arbeit mit dem Bildungszentrum des UKR

• Inhaltliche Gestaltung von Pflegefortbildungen

• Ausrichtung onkologischer Pflegefachkongresse

In Kooperation mit dem Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg wurde im Rahmen des UCC-R im September 2015 die 1. Regensburger Onkolo-gische Pflegefachtagung mit ca. 100 Teilnehmern aus Bayern durchgeführt. Im März 2018 fand der

2. Regensburger onkologische Pflegefachkongress am UKR statt. Auch dieser wurde wieder in Zusam-menarbeit beider AGs organisiert.

Wundmanagement

Das Wissen, die Fähigkeiten und die Erfahrungen der Pflegekräfte im Umgang mit verschiedenen Wundprodukten, der Wissenstransfer in die Praxis, aber auch das Hinterfragen von Ritualen im pflege-rischen Alltag sowie eine kompetente Beratung und Anleitung aller an der Wundversorgung Beteiligten sind entscheidende Faktoren für eine optimale Wundversorgung.

Basierend auf diesem Grundsatz besteht seit 2006 ein Wundkompetenzzentrum, dessen Haupt-aufgaben die Unterstützung der Stationen bei der Festlegung einer geeigneten Wundversorgung so-wie die Schulung und Anleitung des Personals in der modernen Wundtherapie sind. Daneben wird die Materiallogistik für Wundprodukte über das Wundkompetenzzentrum ausgeführt. Drei erfahre-ne Pflegekräfte bilden das Wundkompetenzteam, das von den Stationen konsiliarisch angefordert werden kann. Alle drei Pflegepersonen verfügen über eine Weiterbildung zum Wundexperten (ICW).

Pflegeentwicklung PraxisPflegeentwicklung Praxis

Mitarbeiter des UKR und des Caritas-Krankenhauses arbeiten gemeinsam an der Weiterentwicklung der onkologischen Pflege.

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Die Konsilleistungen umfassen die Erstellung einer Wundanamnese mit der Erfassung der aktuellen Wundversorgung, die Wundbeurteilung mit Foto-dokumentation und die Empfehlung einer spezi-fischen Wundtherapie. Nach Bedarf erfolgt eine Anleitung des Personals, des Patienten oder seiner Angehörigen und ggf. die Empfehlung zur Einleitung weiterer diagnostischer Maßnahmen (z.B. eine Er-nährungsberatung).

Während die Zahl der Konsilanforderungen in den vergangenen Jahren relativ konstant war, steigt der Zeitaufwand aufgrund der Komplexität der Wunden deutlich an. Durch Vorbereitung, Fotodokumenta-tion, Rücksprache mit behandelnden Ärzten und Pflegepersonal, Wundreinigung und Wundversor-gung liegt der Behandlungsaufwand oftmals bei über einer Stunde.

Von großer Bedeutung ist die Berücksichtigung des Expertenstandards „Pflege von Patienten mit chro-nischen Wunden“ mit der Zielsetzung, dass „jeder Patient/Bewohner mit einer chronischen Wunde vom Typ Dekubitus, Ulcus cruris oder Diabetischem Fuß eine pflegerische Versorgung erhält, die das individuelle Krankheitsverständnis berücksichtigt,

die Lebensqualität fördert, die Wundheilung unter-stützt und die Rezidivbildung von Wunden vermei-den soll“ (Expertenstandard 2015).

Mit der Gründung der Diabetischen Fußambulanz in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I im November 2017 werden mittlerweile auch ambu-lante Patienten in stetig wachsender Anzahl von den Mitarbeitern des Wundzentrums behandelt. Der Vorteil der spezialisierten Sprechstunde ist es, dass Patienten fachspezifisch internistisch und zum anderen durch die Experten des Wund-zentrums versorgt werden. Hand in Hand in einem interprofessionellen Team optimieren die Mitarbei-ter der Diabetologischen Fußambulanz die Wund-versorgung, die Stoffwechseleinstellung und die Schuhversorgung und fördern somit längerfristig die Mobilität und Eigenständigkeit der Patienten.

Insgesamt zeigt sich, dass eine erfolgreiche Wund-therapie nicht auf die Auswahl des richtigen Ver-bandsmaterials beschränkt ist, sondern eine indi-viduelles Behandlungskonzept erfordert, dass die bestehenden Grunderkrankungen berücksichtigt und eine patientenorientierte Gestaltung der häus- lichen Umgebungsfaktoren mit einschließen muss.

Dekubitusmanagement – Prävention als Kernaufgabe der Pflege

Dekubitalgeschwüre bleiben eine der weitreichen-den Komplikationen während eines Krankenhausau-fenthalts, die Patienten, Angehörige und Pflegende vor eine große Herausforderung stellen. Da ein Dekubitus mit schwerwiegenden Einschränkungen der Gesundheit und der Lebensqualität einhergeht, muss seiner Entstehung entschieden vorgebeugt werden. Auch wenn ein Rückgang der in deutschen Krankenhäusern erworbenen Dekubitalgeschwüre 2. bis 4. Grades zu verzeichnen ist, bedarf es einer stetigen Prozessoptimierung bei zunehmender Ar-beitsverdichtung.

Im UKR wurde 2011 eine Pflegeexpertin als Deku-bitusmanagement-Beauftragte implementiert. Ihre Aufgaben reichen von der kollegialen Fallberatung der kollegialen Fallberatung und der Vermittlung von leitliniengerechtem Wissen und Handeln an Pflegekräfte, der Evaluation des Dekubitusma-nagements bishin zur Auswahl und Beschaffung geeigneter Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe. Eine enge Zusammenarbeit mit der Stabsabteilung Qualitätsmanagement und der Wirtschaftsabtei-lung ist für eine erfolgreiche Umsetzung des Deku-bitusmanagements unabdingbar.

Um die aufgeführten Punkte realisieren zu kön-nen, bedarf es der kontinuierlichen Prozessbe-

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obachtung mit regelmäßiger inhaltlicher Prüfung des Pflegestandards „Dekubitusmanagement am UKR der Geltungsbereiche für die Erwachsenen und Kinderkrankenpflege“. Beide wurden in 2012 erstmalig und zuletzt in 2016 an die Gegebenhei-ten des Klinikums angepasst und orientieren sich inhaltlich an den Empfehlungen des Nationalen Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege (DNQP). Durch die Teilnahme am gleichna-migen Praxisprojekt im Jahr 2017 bekamen wir die Gelegenheit unser Konzept auf den Prüfstand zu stellen.

In den internen Schulungen wird der Fokus stär-ker auf die Erhebung und Dokumentation des in-dividuell vorliegenden Dekubitusrisikos gerichtet. Die Versorgung dekubitusgefährdeter Patienten betrifft am UKR jede Station/Abteilung und somit alle Pflegende wie auch schnittstellenübergreifend weitere medizinische Fachberufe verschiedener Funktionsbereiche wie z.B. Notaufnahme und den OP-Bereich. Das Assessment zur Risikoeinschät-zung ist den Anforderungen der Funktionsbereiche angepasst (Abbildung S. 49).

Im Zuge weiterer Prozessoptimierungen hat sich das UKR für eine flächendeckende Ausstattung mit Antidekubitusmatratzen entschieden. Aktuell sind rund 70 % der Patientenbetten mit einer Antide-kubitusmatratze ausgestattet. Hierbei handelt es sich um eine zweischichtige Schaumstoffmatratze – unten Kaltschaum und oben Viskoschaum. Letz-tere passt sich durch Wärme und Gewicht der Kör-perform an und ermöglicht durch ihre Punktelasti-zität eine Druckverteilung. Um der hier bekanntlich nachteiligen Atmungsaktivität entgegen zu wirken, wurde ein neuer Schutzbezug konzipiert (Abb. 2).

Das Gesamtkonzept mit der Investion des flächen-deckend standardisierten Einsatzes von Antideku-bitrusmatratzen scheint sich positiv auszuwirken. Datenerhebungen und Auswertungen lassen dar-auf schließen, dass mit der konsequenten Umset-zung des Dekubitusmanagement-Systems am UKR intern erworbene Dekubitalgeschwüre trotz zuneh-mende Morbidität und steigenden Behandlungs-zahlen stabil bis abnehmend sind.

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Ausblick und Perspektiven

Entwicklung und Einsatz von Advanced-Nursing-Practice-Rollen (ANP)Um den zukünftigen Bedarf an medizinischen Leis-tungen abzudecken, sind neue Versorgungsmodelle gefragt. Der Aufbau von Advanced-Nursing-Practice bietet eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen mit neuen Angeboten zu begegnen. Das UKR plant die Entwicklung innovativer und evidenzbasierter ANP-Angebote, um die Versorgung von spezifischen Patientengruppen (z.B. Demenz, ECMO-Versorgung) und deren Angehörigen auszubauen. Diese Ange-bote sollen im Rahmen von Projekten, in enger Zu-sammenarbeit und auf konzeptioneller Grundlage mit der jeweiligen Fachklinik und der Stabstelle Pflegeentwicklung der Pflegedirektion entwickelt und anhand zu erhebender Struktur-, Prozess- und Ergebnisdaten nach der Erprobung evaluiert werden.

Konsekutive Masterstudiengänge „Advanced-Nur-sing-Practice“ setzen Pflegestudiengänge, wie zum Beispiel Pflege dual, fachlich fort und befähigen die Absolventen für spezialisierte berufliche Anfor-derungen in der Pflegepraxis. Als Pflegeexperten können sie zum Beispiel erweiterte Aufgaben in der Pflegeprozessgestaltung und in der klinischen Beurteilung von Pflegekonzepten zu spezifischen Fragestellungen in komplexen Pflegesituationen übernehmen.

Ab 2018 werden mit dieser Zielsetzung zwei Pfle-gefachpersonen (B.C. und cand. ANP M.Sc.) am UKR eingesetzt:

• als Pflegeexperte ANP Demenz/Delir - klinikübergreifend

• als Pflegeexperte ANP Critical Care – Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II

Die Angebote wurden und werden grundsätzlich gemäß Konzept im Rahmen von Projekten und in enger Zusammenarbeit mit ärztlicher und pflegeri-scher Leitung der Klinik, zukünftigen ANP und Pfle-gedirektion aufgebaut.

In der ersten Phase steht die praktische Erprobung und wissenschaftlich fundierte Evaluation des Ein-satzes der angehenden ANP im klinischen Betrieb. Neben der Durchführung von Pflegevisiten sollen die kollegiale Beratung und die Anpassung der pfle-gebezogenen Interventionen bei komplexem und spezialisiertem Pflegebedarf getestet werden. Bis Jahresende 2018 soll diese praktische Erprobung evaluiert werden.

Patientendaten-Managementsystem / Entwicklungsstand und Perspektiven

Seit 2008 sind am Universitätsklinikum Regens-burg die Intensivstationen der Anästhesie, der Chir-urgie, der Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirur-gie, der Neurochirurgie, der Inneren Medizin I und II sowie der Kinder- und Jugendmedizin mit dem Patientendaten-Managementsystem MetaVision der Fa. iMDsoft ausgestattet. Darin werden alle re-levanten Informationen hinsichtlich der Patienten-versorgung auf den Intensivstationen erfasst und auf einem elektronischen Datenträger archiviert. In den Folgejahren wurde das System unter den Ge-sichtspunkten Dokumentationsqualität, Auswert-barkeit und Usability sukzessive weiterentwickelt. 2013 konnte auf der damaligen operativen Inter-mediate-Care-Station das System implementiert werden. Ein wichtiger Meilenstein war die Ablösung von MetaVision 5 durch die Folgeversion MetaVisi-on 6 in den Jahren 2016 bis 2018. Nach der erfolg-reichen Einführung von MetaVision 6 im Frühjahr 2018 wurde dieses System auch in der Abteilung für Knochenmarkstranplantationen eingeführt und an die speziellen Dokumentationsanforderungen der Einheit angepasst.

Darüber hinaus ist für das Jahr 2018 geplant, alle Anästhesiearbeitsplätze in und außerhalb der OP-Bereiche mit MetaVision 6 auszustatten. Pa-rallel hierzu läuft ein Pilotprojekt auf einer Allge-meinstation mit der Fragestellung, ob das PDMS MetaVision 6 aus technischen und inhaltlichen Ge-sichtspunkten im Bereich einer primären Pflegeein-heit geeignet und implementierbar ist.

Ausblick und Perspektiven

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