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Sport und Kampf

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Ber/chte

nicht jeder, der sich in der Sportwissenschaft qualifiziert, seine Zukunft auf diesem Ge- biet. Wer dies jedoch tut, wiinscht sich wohl mehr Transparenz auf dem Stellenmarkt, ein gutes Betreuungsverh~ilmis, Unterst/.itzung durch verbandspolitische Aktivit~iten und nicht zuletzt finanzielle Mittel. Zu solchen Themen wurden -- nach gemiit- lichem Abend im Weinkeller vor dem Ka- min - - am n~ichsten Morgen kleinere Ar- beitsgruppen gebildet. In der anschliel~en- den Plenumsdikussion konnten folgende Perspektiven und Forderungen formuliert werden: - - Es mut~ eine 6ffentliche Ausschreibung

aller Mitarbeiterstellen an den Instituten geben (inkl. BAT II und C1, und zwar im dvs-Info, m6glichst auch in Fachzeit- schriften und iiberregionalen Wochenzei- tungen).

-- Wir brauchen regelm~iffige Nachwuchs- veranstaltungen zur Beratung im For- schungsprozet~ und als verbandspoliti- sches Forum (weiterhin die bew~ihrten Sommerakademien und Workshops mit nachhaltiger Beteiligung der Professoren- schaft, regionale Kolloquien und kleinere Nachwuchstreffen).

-- Eine verst~irkte F6rderung yon Nach- wuchswissenschaftlern bei Tagungen und Kongressen sollte zur Selbstverst~ind- lichkeit werden (Referate nicht nur unter ,Varia" zu unm6glichen Zeiten in ent- fernten R~iumen und ohne sp~iteren Ab- druck, sondern Mindestkontingente ffir Nachwuchswissenschaftler).

-- Zu f6rdern ist schliei~lich auch die Ent- wicldung von Austauschvorhaben (Nachwuchswissenschaftler zwischen den Instituten, zwischen Ost und West, evtl. mit dem Ausland, Finanzierung fiber Stipendien, auch befristete Arbeits- aufenthalte an anderen sportwissen- schaftlichen Einrichtungen).

Vielleicht lief~e sich der Versuch machen, fiber diese Punkte eine Einverst~indnis- und

Absichtserkl~a'ung aller Institutsleiter per Unterschrift einzuholen. Dabei wiirde vor- ausgesetzt, daf~ eine grunds~itzliche Bereit- schaft zur Unterstfitzung des sportwissen- schaftlichen Nachwuchses und zur Siche- rung von Zeitstellen in beiden Qualifika- tionsphasen besteht. Dariiber hinaus w~ire es im Interesse der Nachwuchswissenschaftler, dat~ - eine Ubersicht unterschiedlicher F6rde-

rungsm6glichkeiten und F6rderorganisa- tionen erstellt und allen zug~inglich ge- macht wird,

-- Informationen iiber Vertragsrechte, Ar- beitsverh~iltnisse, Streitf~ille und Fragen des Ver6ffentlichungsrechts aufkl~ireri- sche Verbreitung finden,

-- nicht zuletzt die fiber den Nachwuchs- verein angelaufene Who-is-who?-Aktion gestiitzt und ver6ffentlicht wird.

Das meiste davon mug der sportwissen- schaftliche Nachwuchs wohl selber in die Hand nehmen. Schwerpunkte der weiteren Arbeit sollen -- nach einhelliger Meinung der in Reinhausen Anwesenden -- die Eta- blierung einer arbeitsf~higen Gruppe in der dvs und die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Verein zur Nachwuchsf6rderung sein. Beim Hochschultag in Oldenburg wird sich der sportwissenschaftliche Nachwuchs wieder zu Wort melden. E. BALZ

S p o r t u n d K a m p f

Erster Kongre3q der jnternationalen Gesell- schafi fiir Geschichte der Leibeserziehung und des Sports ~ (ISHPESJ yore 31. Mai bis 6. Juni 1991 in Las Palmas/Gran Canaria

Ober die Bedeutung oder besser iiber Sinn und Unsinn internationaler Kongresse, spe- ziell der Sporthistoriker-Kongresse, reflek- tierte Roland RENSON, der P~sident der ISHPES, gleich bei der Er6ffnung des ersten Kongresses der ISHPES in Las Palmas; denn

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Ber/cbte

allein der Ort des Geschehens verst~irkte bei den Kritikern derartiger Veranstaltungen den Verdacht, daiS, wie R~NSON selbst be- merkte, die ISPHES sich zu einem heimli- chen Touristenbtiro oder einer internationa- len Reiseagentur statt zu einer wissenschaft- lichen Gesellschaft entwickeln wiirde Daft es nicht so weir kam und in Zukunft kom- men k6nnte, daftir wollte das Pr~isidium der ISHPES sorgen -- dutch ein anspruchsvolles wissenschaftliches Programm und durch die Bereitstellung eines echten wissenschaftlich- historischen Forums, "a public business and meeting place for exchange and open discus- sion" (RrNsON). Ein solches Forum braucht auch einen angemessenen Rahmen. Er wur- de von den spanisch-canarischen Gastgebern mit einer perfekten Organisation und un- nachahmlicher Gastfreundschaft bereitge- stellt. Aber weniger das -- zugegeben - tiberw~ilti- gende Beiprogramm als vielmehr die inter- hen Bedingungen des internationalen Wis- senschaftsbetriebs lassen den Er{olg solcher Diskussionsformen immer wieder als frag- wiirdig erscheinen. Auch darauf wies RrN- SON in seiner Er6ffnungsansprache selbstkri- tisch hin: Teilnehmer aus aller Welt kom- men zusammen, die naturgem~ifl unter- schiedliche Interessen, unterschiedliche Wert- und Giitem~st~ibe, unterschiedliche Qualit~iten einbringen. Die ISHPES hat drei offizMle Kongregsprachen, und trotzdem (oder auch deshalb) ist die Verst~indigung schwierig, sprechen die Wissenschaftler/in- nen aneinander vorbei. Wie kann man er- warren, dai~ ein solcher Kongref~ von An- fang an auf hohem und h6chstem wissen- schaftlichen Niveau stattzufinden hat? Viele senden ihre .papers" ein, ohne auf dem Kon- gret~ zu erscheinen, nur um im Kongrefl- band eine weitere Ver6ffentlichung unterzu- bringen. Andere reichen Vortr:.ige ein, bei denen es sich entweder um geringfiigig um- gearbeitete Altproduktionen handelt oder die bereits bei anderen Fachzeitschriften zur

Ver6ffentlichung vorliegen. Der Kongret~- Markt leidet unter chronischer Uberpro- duktion, die sich nicht gerade qualit~itsf6r- dernd auswirkt. Dafiir gibt es einen einfa- chen Grund: Reiseuntersttitzung wird von den meisten Universit~iten nur gew~ihrt, wenn ein .paper" vorgelegt wird -- ,no pa- per, no money". Las Palmas war eine Premiere; denn erst vor zwei Jahren, im Mai 1989, war die ISHPES an historischer St~itte in Olympia aus der Taufe gehoben worden (der Berichtsband der Olympia-Tagung liegt tibrigens immer noch nicht vor!). ,Eltern" waren die damali- ge eher westlich orientierte HISPA und die ICOSH als Unterorganisation des Weltrates fi~r Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE). In Olympia waren Zeit, Ort und Thema des ersten Kongresses der neuen in- ternationalen Sporthistoriker-Organisation vereinbart worden: ,Sport and Contest, auf deutsch etwas ungl[icklich mit ,Sport und Kampf" [ibersetzt; denn gedacht war in er- ster Linie an den sportlichen Wettkampf, den Wettstreit und Wettbewerb, aber auch an das, was Carl DIEM gemeint haben kann, als er die verh~ingnisvolle Formel ,Sport ist Kampf" p~gt~ Das Thema war vielf~iltig deutbar, abet f[ir den ersten KongreB eines neu gegriindeten Verbandes auch etwas un- passend; denn eigentlich sollte am Anfang das Gemeinsame, das ,Zusammenwachsen" stehen, nicht der ,Kampf ~. Ein ,Forum, kei- ne ,Arena" sollte der Kongrefl werden (R~N- SON), auch wenn der Kampf zur Debatte stand. Dennis BP.~aI.SrORD, einer der grot~en alten M~nner der englischen Sportgeschichte, war als erstem ,keynote-speaker" die Aufgabe zu- gewiesen worden, den schwierigen Uber- blick tiber das weite Thema zu liefern. "Concepts of contest: The challenge and the champion" hiet~ der Titel seines Vortrags. Aber zun~ichst brach er eine bei manchem Zuh6rer betr~chtliches Erstaunen ausl6sen- de Lanze ftir eine theoriefreie, an den rei-

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chen sporthistorischen Quellen orientierte klassische, um nicht zu sagen historistische Sportgeschichtsschreibung. "No philoso- phie, no history" -- dieses Schlagwort theo- riegeleiteter Historiographie habe sich in sei- ner Absolutheit als falsch erwiesen. Die bis heute formulierten Theorien und Modelle, z. B. Modernisierungstheorien, k6nnten die Vielfalt sporthistorischer Prozesse und Er- eignisse nicht erfassen, weil sie eine Eingren- zung des komplexen Quellenmaterials be- deuteten, dessen Auswertung erst am An- fang stehe, und weil sie zu einer irreffihren- den Gewichtung eher untypischer Aspekte der Sportgeschichte verleiteten, wie es in England mit den ,football" der Fall gewesen sei. Sporthistorisches Arbeiten komme zwar nicht ohne Leitideen aus, die sich aber nicht fiber die Geschichte aufschwingen dfirften, sondern lediglich als Hilfsmittel bei der Er- forschung der Vergangenheit zu dienen h~it- ten. Im Anschluf~ an Dennis BI~ILSFOIU)S Haupt- referat, das keinen ungeteilten Beifall fand, sollte das weite Feld des sportlichen Wett- kampfs von den rund 70 Teilnehmern/in- nen in den Arbeitskreisen beackert werden. Die Veranstatter hatten die thematisch und qualit~itsmiif~ig z. T. weit auseinanderliegen- den Referate in drei Hauptgruppen einzutei- len versucht, was nur seken sinnvoll gelang: "Concepts of sport and Contest" hief~ die gr6t~te Sektion, gefolgt von "Sport and Mili- tary" und "Sport and Power", woes sowohl um geschlechtsspezifische und professionelle als auch um politische und ideologische Fra- gen ging. Aber im Grunde herrschte ein wil- des Durcheinander. Wenn im nachhinein auf der Grundlage ein- gesch~nkt-subjektiver Wahrnehmung fiber- haupt eine inhaltliche Strukturierung vorge- nommen werden soll, ist dies m. E. -- grob -- in zweierlei Hinsicht mSglich: Auf der ei- nen Seite ist die Darstellung der Vielfalt sportlicher Wettk~impfe fiber alte Zeiten und L~inder hinweg zu nennen. Das reichte vom

traditionellen und auch heute noch prakti- zierten judo-~ihnlichen ,lucha canaria" fiber das mittelalterliche Turnierwesen, das aus der Renaissance stammende italienische ,gioco del ponte" oder die Ringk~impfe in den ,island sagas" bis zum japanischen Ken- do oder dem Ffinfkampf ffir das Deutsche Sportabzeichen. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Einen wichtigen Teilaspekt dieser Themen- gruppen bildete die Frage der Beteiligung von Frauen an K~impfen und Wettk~impfen in sportlichen oder sport~ihnlichen Zusam- menh~ingen. Weit war es damit nicht her. ,Der Kampf gebiihrt dem Manne.. ." laute- te der Titel des Vortrags von Gertrud PFI- STER, in dem sie speziell den Wettkampf- sport seit der Jahrhundertwende als reine M~innerdom~ine charakterisierte, zu der Frauen kein Zutritt gew'~ihrt wurde Kampf und Weiblichkeit seien unvereinbar, hief~ das nicht nur in Deutschland lange und gern ge- pflegte Vorurteil. Auf der anderen Seite wurde das Kongref~- thema von dem auf der ganzen Welt zu be- obachtenden Zusammenhang zwischen Lei- besfibungen und Sport und ihrer milit~iri- schen Instrumentalisierung bestimmt. Un- ter spezifischen politischen und gesellschaft- lichen Bedingungen war fiberall derselbe Ge- danke pr~isent, dab k/Srperlich geschuke M~inner auch besonders ffir das Kriegshand- werk geeignet seien. Aber es gab -- begin- nend mit der Antike -- immer auch Zwei- tier an dieser scheinbar glatten, jedermann einleuchtenden Behauptung. Aus der stets mit exzellenten Vort~gen auf- wartenden Gruppe des Instituts ffir Alte Ge- schichte der Universit~it Graz um Prof. Heribert AICNEn thematisierte Monika LAW- RENClC die Frage der Beurteilung der Rolle von ,Krieger und Athlet" in der griechi- schen Antik~ W~ihrend in homerischer Zeit der Begriff ,agon" sowohl den militiirischen Kampf als auch den sportlichen Wettkampf bezeichnete und Krieger und Athlet als weit-

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gehend identisch verstanden wurden, brach in der nachhomerischen Zeit mit dem Auf- kommen des Berufsathletentums diese Ein- heit auseinander. Popul~ir und beliebt beim ,Volk", muf~ten sich die antiken Stars von den Intellektuellen herbe Kritik und nicht selten Hohn und Spott gefallen lassen. Nicht die Athletik, meinte Pt~oN, sondern nur die vielseitige Gymnastik diene als Vor- bereitung und Voriibung fiir den Soldaten. GALEN und mit ihm zahlreiche andere anti- ke Mediziner und Gesundheitsexperten gin- gen so weit, wie Sabine SC.MI~ ausfiihrte, die (Berufs-)Athletik -- in freier Uberset- zung -- als ,Afterkunst" zu bezeichnen, die zu nichts und schon gar nicht zur Wehr- tiichtigkeit tauge. Die Linie liei~e sich fortsetzen. Der Konnex zwischen Leibesiibungen/Leibeserziehung und Kriegstiichtigkeit galt bei den mittelal- terlichen Turnieren in Bosnien (Ljubisa ZE- CEVIC) ebenso wie in England, Deutschland oder Frankreich. Under behielt auch im 19. und 20. Jh. seine Giiltigkeit -- bei den deut- schen Turnern (Michael KROCER), der katho- lischen Gymnastikvereinigung in Belgien (Jan TOLLENEER), den italienischen Faschi- sten (Angela TE3^) oder den amerikanischen Skifahrern, die sich als ,National Ski Patrol Service" der Armee fiir den Einsatz im Zweiten Weltkrieg anboten und schliefflich in der 10th Mountain Division der U. S. Ar- my ihre F~ihigkeiten unter Beweis stellen konnten (John B. ALLEN). Sogar in der deut- schen Arbeitersportbewegung spielte der To- pos ,Kampf" eine entscheidende Rolle: ver- schm~iht in der Form des sportlichen Wett- kampfs und angebetet im politischen Klas- senkampf (Diethelm BLECSaNG). Die Tradi- tionslinie zum Wehrsport in der ehemaligen DDR - - sollte sie vorhanden sein -- wurde (noch) nicht gezogen. Dieser milit~irische oder militaristische Aspekt des Sports, wie er in zahlreichen Vort~gen herausgearbeitet wurde, lief~ wie- der st~irker die politischen und ideologi-

Berichte

schen Verflechtungen der Leibeserziehung und des Sports in den Mittelpunkt treten, eine Perspektive, die in den letzten Jahren et- was verlorenzugehen schien, als die Alltags- und Sozialgeschichte zu den Lieblingsthe- men der Sporthistoriker z~ihlten. Leider war aus der Programmgestaltung selbst nur mit grol~er Miihe ein durchg~ingi- ger ,roter Faden" des weit gefagten Kon- gref~themas ,Sport and Contest" auszuma- chen. Schon gar nicht gelang es den gelade- nen ,keynote-speakers, wegweisende Impul- se zu setzen, die in eine sp~itere Debatte h~it- ten miinden k6nnen. Dennis B~aLSFOm)s provozierende Kritik an theorie-orientierter Sport-Geschichtsschreibung geh6rte eigent- lich nicht zum Thema des Kongresses und konnte auch nicht vertiefend diskutiert wer- den, weil die Programmgestalter keine Theo- riedebatte vorgesehen hatten. Gilbert AN- DVaet3 aus Bordeaux stellte in seinem Haupt- vortrag zur Geschichte des Fechtens und des Duells im Frankreich des 19. Jh.s den Wan- del vom h6fischen Kampf zum sportlich- biirgerlichen Wettkampf dar, ein Prozef~, der unmittelbar mit dem Ubergang vom ,An- cien Regime" zum Frankreich der ,Republi- que" verkniipft war. Das Referat stellte fiir sich gesehen einen wichtigen und interessan- ten Beitrag zur Frage der Versportlichung von Kampfformen dar, seitens der Kongref~- regie erfuhr er aber wiederum keine Anbin- dung an die folgenden Arbeitskreisreferate Helmut K~RCHGg.SSNeR vonder Universit~it Leipzig (friiher DHFK) war als Nichthisto- riker aus unerfindlichen (evtl. ,politi- schen"?) Griinden als dritter Hauptredner eingeladen worden. Sein trainingswissen- schaftlicher Beitrag zur Struktur des sportli- chen Zweikampfs hatte aber mit dem Kon- gref~thema nichts zu tun -- eine Fehllei- stung, die aber nicht von ihm selbst, son- dern von den Einladenden zu verantworten W a r .

Wert und Bedeutung eines internationalen Kongresses lassen sich nicht nur an der Qua-

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lit~it einzelner Vort~ge und Referate messen. Vielmehr ist entscheidend, ob es, wie Ro- land RENSON eingangs safe, gelingt, ein ech- tes ,Forum" ffir eine offene und kritische Diskussion fiber L~ndergrenzen, Kontinente und Kulturkreise hinweg zu schaffen. Aber ein solches ,Forum" kann nur angeboten werden. Das Gelingen h~ingt von den Betei- ligten selbst ab. Die Organisatoren aus Leu- ven und Las Palmas haben jedenfalls das Ihre mit viel Engagement und grol~em Einsatz getan, um die Rahmenbedingungen ffir ein solches ,Forum" herzustellen. Ihnen sei herzlich gedankt. M. KROCER

Europ~iische Begleitforschung zu Fair-play-Initiativen Sportethische Expertentagung vorn 24. bis 28. Juni in Reykjavik (Island)

Zum vierten Mal trat das europ~iische Semi- nar ,Ethic in Sport and Young People" auf Einladung des ,Committee for the Develop- ment of Sport" (eine Kommission des Euro- parates) zusammen. Die Tagung setzt eine regelm~it~ige Serie von Symposien fort, zu der sich seit 1989 bisher mehrfach Experten in Paris und StraBburg versammelt hatten. Der wissenschaftliche Koordinator dieses Se- minars, Prof. Thore T~IO~rNDSON (Universi- t~it Reykjavik), begriif~te es, dal~ der bisheri- ge Vorsitzende der Europ~iischen Sportmini- sterkonferenz, der Isl~indische Minister fiir Kultur, zugleich auch als Gastgeber dieser Expertentagung einladen konnte So traf sich das Seminar zum ersten Male auf isliindi- schem Boden. Die Tagung diente der Aus- wertung empirischer Begleitforschung zu Fair-play-Initiativen der Sportverb~inde und Regierungen, wie sie yon den Stammteilneh- mern (ans Portugal, Spanien, Jugoslawien, Griechenland, Schweden, Belgien, Luxem- burg und Frankreich) vorgestellt wurden.

Vertreter aus Malta und Zypern brachten ihre Erfahrungen zum ersten Mal in diese Runde ein. Nach einem 1Dberblicksreferat von Marylin DELrORCE vom ,Clearing Hou- se Sport pour tous ~, einem Informationsbfi- ro des Europarats in Brfissel, laufen in fast allen Mitgliedsl~indern des Europarats Fair- play-Initiativen mit groi~em Werbeaufwand sowie mit umfangreichen p~idagogischen Hilfestellungen (Arbeitsmaterialien, Fair- play-Wettbewerbe). Die Teilnehmer sind zu noch mehr praxisbezogener gemeinsamer Arbeit herausgefordert worden, und zwar durch die Ankiindigung, dat~ noch im Jahre 1992 eine europaweite Charta der Sport- ethik von einer europ~iischen Ministerkonfe- renz verabschiedet werden soll. Ferner trug die Tagung zu einer i~bernationalen Koordi- nierung mehrerer Forschungsprojekte zur Ermittlung von Werteinstellungen jugendli- cher Sportler zwischen zehn und 16 Jahren bei. Der Sportwissenschaftler Martin J. LEE (Bedford College of Higher Education, GB), der seit Jahren an einem fiir die internatio- nale Vergleichsforschung geeigneten Kon- zept arbeitet, stellte erstmals ein sportspezi- fisches Instrument zur empirischen Mes- sung von Werteinstellungen vor. Die dafiir geeigneten Ma~st~ibe hat er aus qualitativen Interviews mit jugendlichen Fuf~ball- und Tennisspielern ermittelt. Mit dem von LEE initiierten Ansatz vergleichbare Ergebnisse aus Pilotstudien stellten Risto TEta~A (Uni- versit~it Jyv~kyl~i, Finnland), Fridrick H. JoNssoN (Universit~it Reykjavik, Island), Joao Correira BON^VEN~ (Lissabon, Por- tugal), Per NILSSON (Universit~it Stockholm, Schweden), Greg K ~ E (National College of Physical Education and Sport, Limerick, Ir- land) sowie Rosemarie Mn~LKE (Werteinstel- lungsforscherin im Rahmen eines DFG-Pro- jekts an der Universitiit Osnabriick) vor. Eine weitere Koordination der Forschungs- instrumente ist notwendig, da noch nicht alle Pilotstudien abgeschlossen sind, mit de- hen die Anpassung der Frageb6gen an das

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