SPRACHROHR - dju in ver.di Berlin-Brandenburg+file++56ded5a8890e9b3d6e001946/... · Hurra! Ballett-Historie ist nun mitgeschrieben Tänzerinnen und Tänzer des Berliner Staatsballetts

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  • Hurra! Ballett-Historie ist nun mitgeschriebenTnzerinnen und Tnzer des Berliner Staatsballetts erkmpften ihren Tarifvertrag

    mitgliederzeitung des fachbereiches Medien, 26. jahrgang nr. 1Kunst und Industrie berlin-brandenburg Mrz 2016

    SPRACHROHR

    Und sie dreht sich doch, die Erde. Und den Lauf der Geschichte kann auch der unwilligste Operndirektor nicht aufhalten. Georg Vierthaler und die Ballettwelt drfen zur Kenntnis nehmen: An die 80 Tnzerinnen und Tnzer des Staatsballetts Berlin haben einen ver.diHaustarifvertrag mit dem deutschen Bhnenverein erkmpft. Er stellt sie in vielen Positionen besser gegenber dem Normalvertrag Bhne/Tanz, den Spar

    tenKleingewerkschaften und der Arbeitgeberverband der Branche bergestlpt haben. Der Vertrag erfllt

    zu 80 Prozent so ver.diTarifsekretr Frank Schreckenberg die Forderungen, die Ballettmitglieder seit dem Frhjahr 2014 gemeinsam mit ver.diSekretrin Sabine Schneburg formuliert und in Gesprchen mit der Arbeitgeberseite immer wieder vorgetragen haben. Ernsthaft verhandeln wollte in der Opernstiftung mit ihnen niemand. Selbst dann nicht, als das Ensemble mit einem legendren Streik zu Karfreitag 2015 ein bis dahin nie dagewesenes Zeichen setzte: Solisten und Gruppentnzer standen geschlossen vor der Deutschen Oper und erklrten einem fassungslosen Publikum, warum Dornrschen ausfallen musste.

    Zehn Streiks insgesamt, davon neun mit Vorstellungsausfall in der Deutschen und in der Staatsoper,

    zeugten vom Kampfeswillen von Knstlerinnen und Knstlern, die in ihrer kurzen Laufbahn in der Regel nur eines wollen: Tanzen. Wir tanzen Spitze: Haustarifvertrag jetzt! hielten sie mehrfach als Transparent

    in den Schlussapplaus. Verhandelt wurde mit ihrer vielkpfigen und vielsprachigen ver.diTarifkommission dennoch nicht. Stattdessen bernahmen die Kleingewerkschaften GDBA und VdO die Tnzerforderungen und schlossen quasi ohne eigene Mitglieder im Ensemble zu vertreten im Oktober 2015 dazu einen Tarif

    vertrag. Ein aberwitziges Machtspiel, dass in der Tarifgeschichte seinesgleichen suchen drfte.

    Doch selbst davon lieen sich die Tnzerinnen und Tnzer weder beirren noch korrumpieren: Sie wollten einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft, in der sie fast geschlossen Mitglied sind mit ver.di. Darber sprachen sie selbst mit dem Regierenden Brgermeister. Darauf wurde auch bei ver.di in Hintergrundgesprchen mit Bhnenverein und Politik weiter hingearbeitet. Nun bekommen sie ihn! Nachdem auch der Stiftungsrat der Stiftung Oper in Berlin zugestimmt hat, unterzeichnen BhnenvereinsChef Rolf Bolwin, ver.di BerlinBrandenburg und zwei Sprecher der TnzerTarifkommission das Papier, das ein neues Kapitel Ballettgeschichte der Bundesrepublik aufschlgt: Nach dem Haustarif mit dem Friedrichstadtpalast gibt es einen weiteren ver.diTarifvertrag fr Balletttnzerinnen und tnzer. Er regelt transparente Entgeltstrukturen, Ruhezeiten, Pausen und Gastierurlaub sowie Gesundheitsschutz und Bildungsmanahmen. NEH

    Inhalt

    Seite 6 Berlinale Diskussion zum Wert kreativer Arbeit

    Seite 7Fair statt prekr Selbststndigenkonferenz im Landesbezirk

    MittelseitenMitmachen: vielfltiges Gruppenleben im Gewerkschaftshaus

    Seite 12Stage will Musical-Theater am Potsdamer Platz aufgeben

    Seite 14Marcus Pfaff: Betriebsrat in der Bundesdruckerei und Kickboxer

    Sie haben sich nie

    beirren lassen

    Auf Deutsch oder Englisch, hbsch gerollt mit Bndchen: Tnzerinnen und Tnzer des Staatsballets feiern mit ver.di-Sekre-trin Sabine Schneburg (Mitte) ihr Tarifergebnis Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Neun Vorstellungen

    wurden bestreikt

  • M e i n u n g s p r a c h r o h r2 1 | 16

    Unter diesem Motto versucht der DGBBundesvorstand seit langem, in der Diskussion um die unterschiedlichen Rentenreformen Einfluss zu nehmen und das weitere Absenken des Rentenniveaus rckgngig zu machen. Renten sollen auf einer Hhe abgesichert werden, die den Lebensstandard garantiert.

    Der letzte ver.diBundeskongress hat zum Thema Rente einen umfassenden Antrag verabschiedet. Frank Bsirske bekrftigte in seiner Rede diesen Antrag und kndigte eine lang angelegte Kampagne innerhalb des DGB an. Diese wird derzeit in den Einzelgewerkschaften und im DGB vorbereitet. Gestartet wird im September dieses Jahres.

    Aus ver.diSicht muss diese Kampagne folgende Schwerpunkte haben: Es geht um eine Rente mit Niveau, das heit die Rckkehr zum Modell Lebensstandardsicherung und weg von der Beitragssatzhchstgrenze. Zeiten von Erwerbslosigkeit, Kindererziehung und Pflege sind anzurechnen und Zeitrume geringer Entlohnung aufzuwerten. Bei Erwerbsminderung darf es keine Abschlge geben. Auf mindestens den europischen Durchschnitt ist das Rentenniveau anzuheben. Dazu gehrt auch die Streichung der Dmp

    fungsfaktoren. Stattdessen muss die Rentenanpassung gem der Lohn und Gehaltsentwicklung erfolgen. Systemfremde Leistungen sind aus Steuermitteln zu finanzieren, z.B. die

    Anerkennung von Kindererziehungszeiten. Das gesetzliche Rentensystem sollte auch zu einer Erwerbsttigenversicherung ausgebaut werden.

    ver.di wird darauf achten, dass die unterschiedlichen Fachbereiche und Branchen sich in der Kampagne dar

    stellen. Auch die unterschiedliche Betroffenheit von Frauen die mehr als die Hlfte der ver.di Mitglieder ausmachen wird sichtbar sein. Zu Beginn dieses Jahres konnten die Ge

    werkschaften auf ein Jahr Geltung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnes zurckblicken. Die darauf gerichtete Kampagne geht bereits auf 2004 zurck. Frank Bsirske wies beim ver.diKongress darauf hin, dass die Kampagne zur Bekmpfung der

    Altersarmut auf eine hnlich lange Zeit ausgerichtet werden muss. Das Thema ist komplex und berhrt unsere Mitglieder unterschiedlich.

    Die allgemeine Bezugsgre der bisherigen Berechnungen, der sog. Eckrentner das ist ein Facharbeiter mit 45 Versicherungsjahren wird durch die globale wirtschaftliche Entwicklung zum Auslaufmodell. Der Ausbau des Niedriglohnsektors und der weiteren prekren Arbeitsverhltnisse im Zuge der HartzReformen haben in Deutschland wesentlich dazu beigetragen.

    Da das Modell der gesetzlichen Rente die jeweils eigene Erwerbsbiografie widerspiegelt, wird es auch darum gehen, whrend der Kampagne auf den Wert von ordentlichen Tarifabschlssen hinzuweisen und auf die Wiederherstellung der allgemeinen Tarifbindung hinzuarbeiten. Dabei sind alle Gewerkschaftsmitglieder zur aktiven Teilnahme aufgefordert. Alle sind ihr eigenes Beispiel fr eine auskmmliche Rente!

    Hintergrnde: Alterssicherungspolitik und Altersarmut, Oktober 2015, zusammen-gestellt vom Bereich Sozialpolitik, ver.di Bundesverwaltung, Redaktion: Kersch-baumer Wirtschaftspolitik aktuell, Febru-ar 2016, herausgegeben vom Bereich Wirt-schaftspolitik, ver.di-Bundesverwaltung

    Waffenruhe in Syrien!? Doch kein Buch kann aktueller zum Verstndnis der gegenwrtigen politischen Probleme im Orient sein als dieses. Wer die Konflikte und die Entstehung des IS (Islamischer Staat) verstehen will, muss sich vor allem mit der westlichen Politik gegenber diesen Lndern befassen. Schlielich fhren hier die USA (mit Partnern) seit fnf Jahren Kriege. Der Autor, der als Korrespondent die Vorgnge lange vor Ort beobachtet hat, ist kenntnisreich und kompetent. Er hlt den Blick zurck fr wichtig: Der

    Sndenfall war schlechthin der Putsch in Teheran (Iran) 1953. Wer erinnert sich? Der demokratisch gewhlte Premierminister Mossadegh, Rechtsanwalt, Bewunderer Gandhis und amerikanischer Demokratie, stand den britischen lfrderinteressen im Wege. Ein krzlich freigegebenes Dokument der CIA belegt, dass die Beseitigung seiner Regierung zwischen dem britischen Geheimdienst MI6 und der CIA im Sinne des Wortes minutis geplant war. Und dies ist das Grundmuster, nach dem angestrebte Regierungswechsel immer wieder vollzogen werden und wie sie in Varianten und schneller Reihenfolge im letzten Jahrzehnt zu beobachten waren: Irak, Afghanistan, gypten, Lybien, Tunesien. Nun Syrien?

    In Syrien, wo bisher ein skulares Staatsmodell galt, bestehen bei einem Nebeneinander von feudaler Rckstndigkeit und Moderne politisch und religis unterschiedliche Frontlinien; insofern ist der Sammelbegriff syrische Opposition unzutreffend. 2011 kam es zu ersten Protesten junger stdtischer Aktivisten gegen soziale Probleme und Korruption. Mit dem Entstehen der Freien

    Syrischen Armee (FSA) nahm der Konflikt konfessionelle Zge an. Regimetreue Milizen befeuerten den Brgerkrieg. Grueltaten geschahen auf beiden Seiten. Und beide haben Untersttzer: Hier die westlichen Staaten plus Trkei und Golfstaaten gegen Assad, da Russland, China und Iran fr ihn. Der Grund heit Geopolitik.

    Aus westlicher Sicht hat der Islam den Kommunismus als Feindbild abgelst. Die Religion ist immer mehr zum Sammelbecken der Unzufriede

    nen geworden. Die Schwche der oppositionellen Krfte sieht der Autor vor allem im weitgehenden Fehlen einer brgerlichen Mittelschicht in den betroffenen Lndern. Unterdessen hat der radikale IS, entstanden aus Taliban und AlQaida, finanziert von SaudiArabien, fuend auf strengem Wahabismus, ein ausgedehntes Territorium besetzt. In den hiesigen Medien stellen ihn martia

    lische Kmpfer mit schwarzen Fahnen dar; unerwhnt bleibt, dass es sich um ein hochgerstetes Staatsgebilde handelt mit Verwaltung, Schulen, Universitt, sozialen Einrichtungen und lukrativem lhandel. hnlich klrt uns der Autor ber das Verhltnis von Schiiten und Sunniten auf, die Kurden, ber den Charakter der Muslimbrder, die Bandbreite des Islamismus bis in die Trkei.

    Investigativ wendet er sich der Militrmacht Israel zu. Dabei berrascht er uns mit der Erkenntnis, dass wir alle als deutsche Steuerzahler beteiligt sind am Rabatt von 2 Mrd. fr die Waffenlieferungen dorthin. Er konstatiert, dass die Kluft zwischen ffentlicher und verffentlichter Meinung zum Thema Israel/Palstina immer mehr wchst.

    Wir leben in schlimmen, in Kriegszeiten, wie uns der Blick auf den Orient lehrt. Mancher hat es aber vielleicht erst begriffen, seit es in seiner Nachbarschaft eine Flchtlingsunterkunft gibt. ANNEMARIE GRNE

    Michael Lders: Wer den Wind st. Was westliche Politik im Orient anrichtet. Verlag C.H.Beck. 175 Seiten. 14,95 Euro. ISBN: 978-3-406-67749-6

    Buchtipp

    Michael Lders

    Wer den Wind st

    C.H.Beck 2015

    Geopolitik im Orient

    bringt Krieg

    Auf ein Wort

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    Heute die Rente von morgen

    sichern

    Heidi Kloor, ver.di Bundesseniorensekretrin

  • B l i c k p u n k ts p r a c h r o h r 31 | 16

    Nein, diese Ausstellung sei kein Lob des Kapitalismus, sondern eine kritische Wrdigung unseres Verstndnisses von Kapitalismus, stellte ver.diFachbereichsleiter Kunst und Kultur Heinrich BleicherNagelsmann klar. 50 Zeichnerinnen und Zeichner der Cartoonlobby zeigten vom 14. Januar bis 26. Februar in der MedienGalerie ihre Arbeiten zum Lob des Kapitalismus unter dem Motto Was wir schon immer wussten, aber nie wahrhaben wollten ein

    kleiner Ausschnitt aus einem greren Projekt. Als bundesweiter Verein, dem rund 80 Karikaturistinnen und Karikaturisten angehren und der etwa 25.000 originalgrafische Bltter besitzt, will die 2008 entstandene Cartoonlobby einem eklatanten Missstand Abhilfe schaffen: Kann es sich die Hauptstadt von Deutschland leisten, kein einziges Forum fr kritische Zeichenkunst und Pressezeichnung zu haben? fragt Philipp Heinrich, Vorsitzender der Cartoonlobby. Nach dem 2011 gegrndeten Cartoonmuseum in Luckau mit zu

    nchst 150 Quadratmetern Ausstellungsflche msse auch in Berlin ein Begegnungszentrum gefunden werden, in dem wir uns zu Hause fhlen. Ein Museum fr Humor zu installieren, schlgt CartoonlobbyGeschftsfhrer Andreas Nicolai vor, der dafr nach Partnern sucht und an einem Netzwerk strickt. Die Schau

    in der MedienGalerie sei ein erster Schritt. Komische Knste gehrten untrennbar zu Kulturlandschaft einer Metropole.

    Bestrkt wird der Verein von Kulturstaatsministerin Monika Grtters, zu lesen in der Imagebroschre. Sie sieht die Karikatur als geschtzte Impulsgeberin einer demokratischen

    Debattenkultur. Darber offen zu diskutieren und immer wieder auf die Bedeutung der komischen Knste, der Satire aufmerksam zu machen, sei ein wichtiger Beitrag zur Kunstfreiheit.

    Tatschlich konstatiert der Verein am Zeitungsmarkt eine Entwicklung mit gravierenden Auswirkungen auf die Existenzmglichkeit von Karikaturistinnen und Karikaturisten: Honorare sind im Sinkflug, nur vergleichsweise wenige Kolleginnen und Kollegen knnen ihre Arbeiten verkaufen, stark polarisierende Karikaturen werden kaum gedruckt, Verffentlichungen gelingen oft nur um den Preis inhaltlicher Harmlosigkeit. Dazu kommt ein sukzessiver Bedeutungsverlust der Printmedien.

    Wichtig ist, dass die Karikatur als Informations und Diskussionsmedium wahrgenommen wird, konstatiert Heinrich. Die Karikatur bringt Auseinandersetzungen auf den Punkt.

    Zum Jahrestag des Anschlags auf Charlie Hebdo hatten sich Mitglieder der Cartoonlobby in eine Ausstellung in der Pariser Universit Cit eingebracht unter anderen gemeinsam mit einer berlebenden Zeichnerin des Satiremagazins. Die Resonanz war berwltigend.

    BETTINA ERDMANN

    Einem Missstand

    abhelfen

    Spitz und findigCartoonlobby mit Lob des Kapitalismus

    War auch in der Mediengalerie zu sehen: BURKH von der Cartoonlobby

    Comics sind ein Ausdrucksmittel, das dem Lebensgefhl der technikaffinen jungen Generation entspricht. Dass Comics Jugendlichen auch helfen, Erlebtes zu verarbeiten und in einer anderen Welt anzukommen, das zeigen die FotoComics, die seit 3. Mrz in der MedienGalerie zu sehen sind: Es sind Arbeiten junger Flchtlinge, die bei Workshops in der ver.diJugendbildungssttte BerlinKonradshhe entstanden sind. Bereits seit 2013 finden regelmig solche Seminare statt, an denen sich vor allem Jugendliche aus der Berliner Erstaufnahmeeinrichtung Mo tard strae beteiligen. Im vergangenen Sommer waren zwlf junge Mn ner aus Somalia, Syrien, dem Iran und Afghanistan dabei: In Gruppen trainierten sie unter Anleitung der Sozialpdogoginnen Eva und Johanna zuerst den Umgang mit der Kamera, dann dachten sie sich gemeinsam Geschichten Storyboards aus und suchten passende Orte fr Fotosessions. Per Compu

    terprogramm wurden die Bilder anschlieend zu ganz unterschiedlichen Themen arrangiert und mit SprechblasenTexten kombiniert.

    Immer wieder entstehen in diesen Workshops Comics von Flucht und Ankommen. Aber auch andere Geschichten von Partys, Liebe, Schul

    frust und Zukunftstrumen. In Konradshhe kommen die jungen Leute immer auch zu sich: Wir sprechen auch ber den Fluss des Lebens, erzhlen von uns selbst, erklrt Teamerin Johanna. Die meisten nehmen das Gesprchsangebot an, freuen sich ber den vielen Platz, das gute Essen, die Tischtennisplatte, Fahrrder und die Havel vor der Tr. Und sie brennen darauf, selbst etwas zu tun und nicht immer nur zu warten

    Die ComicSeminare untersttzt von der Trkischen Gemeinde in Deutschland und vom Bundesbildungsministerium sind nur ein Angebot im vollen Programm der ver.diJugendbildungssttte, die sich auch als Zentrum gegen Rassismus bewhrt und Mentoren ausbildet. Die Existenz der Einrichtung ist gefhrdet, wenn sich Grundstckspreise gegen politische Bildung durchsetzen sollten. Das Gelnde ist nur gepachtet. Doch dient die Bildungssttte jhrlich 1.700 jungen Leuten als Kraftquell fr Werte und Persnlichkeitsbildung. Darauf wies Leiterin Elke Weier zur Ausstellungserffnung erneut hin.

    Die ComicSchau in der MedienGalerie luft noch bis 15. April. NEH

    Geschichten aus Berlin und der WeltComics von Flchtlingen in der MedienGalerie

    berraschende Motive: Fotosession in Konradshhe Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

  • s p r a c h r o h r 1 | 164 B l i c k p u n k t

    zahlt. Denn der Haustarifvertrag gilt nur noch individualrechtlich. Aus Sicht von ver.diFachsekretr Alfons Paus haben die Beschftigten ein klares Votum abgegeben. Mehr als 90 Prozent wollen Tarifverhandlungen, erklrt er. Die Tarifkommission hat Ende Februar Forderungen beschlossen und das Mrkische Medienhaus zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen abzusichern.

    Bis Ende 2016 hat der Betriebsrat ein bergangsmandat. In dieser Zeit mssen Betriebsratswahlen stattfinden. Der Sozialplan wurde bis zum 30. Juni 2019 verlngert und auf den Gemeinschaftsbetrieb ausgedehnt, fr daraus resultierende Ansprche der Beschftigten steht bis dahin das Mrkische Medienhaus ein. Im Falle betriebsbedingter Kndigungen muss der neue Konzern zumindest Abfindungen zahlen. RITA SEYFERT

    Neue Visitenkarten und Stempel durften sich die Autorinnen und Autoren vom Oranienburger Generalanzeiger zum Jahresbeginn bestellen. Die insgesamt 30 Redakteurinnen und Redakteure der Kleebltter, zu denen auch der Hennigsdorfer Generalanzeiger, der Ruppiner Anzeiger sowie die GranseeZeitung gehren, wechselten zum 1. Januar in die Mrkisches Medienhaus Redaktion GmbH. Die MZV (Mrkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG) hat ihren Betrieb eingestellt.

    Die Geschftsfhrung begrndet das mit der Schaffung effizienterer Konzernstrukturen. Die Gesellschaften seien Werkbnke fr die Mrkisches Medienhaus GmbH & Co. KG, erklrt Betriebsratsvorsitzender Uwe Steinborn. Beim Teilbetriebsbergang gem. 613a BGB bleiben alle Vertrge vorerst unverndert bestehen. Erstmal fr ein Jahr, sagte

    er. Dann knnte neu verhandelt werden. Dass die Umfirmierung den Beschftigten Sorgen bereitet, steht unschwer zu vermuten. Welche Befrchtungen sie haben, erkundet der Betriebsrat bei Redaktionsbesuchen.

    Mit den Umstrukturierungen wurde auch die im Verlag angesiedelte Druckerei nebst angegliederten Bereichen ausgelagert. Die 33 Beschftigten aus Plattenproduktion, Druck, Versand und Instandsetzung wechselten ebenfalls in die neu geschaffene Mrkisches Medienhaus Druck GmbH. Das sind unternehmerische Entscheidungen, die knnen wir nicht verhindern, so Steinborn. Nur begleiten und zwar vernnftig. Rechtsanwalt Helmut Platow steht

    als Berater zur Seite. Die Ausgliederung ist der Knigsweg der Tarifflucht, sagt er. Eine Tarifbindung sei nicht mehr gewnscht. Die Druckerei soll gnstiger arbeiten und neue Auftrge an Land ziehen. Die Druck

    auftrge ber das Verlagshaus sind zumindest fr die kommenden drei Jahre gesichert. Wie sich die Situation allerdings insgesamt entwickelt, das zeige keine Glaskugel.

    Problematisch: Bei Neueinstellungen wird nicht mehr nach Tarif be

    Glaskugel zeigt es nicht Werkbnke frs Mrkische Medienhaus

    Beschftigte geben

    klares Votum

    Tarifmeldungen

    Bundesdruckerei

    Der Entgelttarifvertrag wurde fristgem zum 31. Mrz 2016 gekndigt. Die betriebliche ver.diTarifkommission fordert fr diese Tarifrunde 5,9 Prozent mehr Lohn und Gehalt mit einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten.

    CinemaxX

    In der Tarifrunde 2016 wurde in der vierten Verhandlungsrunde mit Entgeltsteigerungen zwischen 5 und 7,5 Prozent ein Durchbruch erzielt. In allen wesentlichen Punkten gab es Ei

    nigung. Fr die Flexibilisierung der Servicekrfte wurde Pilotierung an vier Standorten vereinbart.

    Kino Babylon

    Nach monatelangen Streiks und makabren Aktionen des Geschftsfhrers mit Davidsternen und Nazisymbolen wurden in der Neuen Babylon Berlin GmbH Ende 2015 die Tarifauseinandersetzungen durch einen Sozialtarifvertrag mit Abfindungen beendet. Das erfolgte auf Wunsch der ver.diMitglieder und Streikteilnehmer, da diese kein Interesse an einer Weiterbeschftigung mehr hatten. Die Reaktionen des Geschftsfhrers auf ihre Tarifforderungen, zu denen auch Klagen und das Anfordern von

    Polizei bei Streikaktionen gehrten, was den Versuch der Kriminalisierung des Arbeitskampfes darstellte, machten fr sie eine Wiederaufnahme ihrer Ttigkeit unmglich.

    D-Trust GmbH

    In den Tarifverhandlungen fordert ver.di u.a. Umrechnung der 40StundenWoche auf die Gehaltstabelle fr die Druckindustrie, 30 Tage Urlaub und 100 Prozent Urlaubsgeld. Der Arbeitgeber offerierte Ende Februar Angleichung auf Tarifniveau erst in fnf Jahren bei Gehalt und variabler Entgeltkomponente, Eingruppierung der Beschftigten in eine Lohngruppe unter Niveau und Einschtzung der Tarifkommission, keine Zu

    schlge fr Nacht, Samstags und Feiertagsarbeit und keine vermgenswirksamen Leistungen. Es wird weiterverhandelt.

    Filmwirtschaft

    Fr die 25.000 Film und Fernsehschaffenden wurde Anfang Mrz ein Tarifergebnis mit krzeren Arbeitszeiten und 5,75 Prozent mehr Entgelt erzielt. Gagen erhhen sich ab 1.4. um 30 Euro pro Woche, ab 1.1.2017 um weitere 3 Prozent. Arbeitszeiten bei Kinoproduktionen drfen nur noch an drei von fnf Arbeitstagen 12 Stunden bersteigen. Tariferhhungen knnen sich sehen lassen, so ver.diVerhandlungsfhrer Matthias von Fintel.

    Protest in Berlin: Gleiches Recht fr polnische Beschftigte Drinnen traf sich am 1. Mrz der Unternehmensvorstand, um ber die Expansion des Osteuropage-schfts des Verpackungskonzerns Smurfit Kappa zu debattieren. Drauen protestierten Gewerkschaf-ter von ver.di, von der polnischen Schwester ZZP sowie vom Dachverband UNI Graphical: Es geht um gewerkschaftliche Rechte fr die Beschftigten der fnf Smurfit-Kappa-Werke in Polen. Das dortige Management verweigert nicht nur Tarifverhandlungen, sondern verbietet den Beschftigten auch jegliche gewerkschaftliche Bettigung in den Betrieben. Gewerkschaftssekretre drfen Mitglieder weder persnlich noch schriftlich informieren, selbst Gesprche auerhalb von Pausen sind verboten. Wo sind wir?, fragt ZZP-Sprecher Rafal Tomasiak und fhlt sich in diktatorische Verhltnisse ver-setzt. Dabei erreicht die Gewerkschaft stetig Mitgliederzuwachs. Die Beschftigten in den polnischen Werken liefern Qualittsarbeit. Sie knnen bei Entlohnung und Arbeitsbedingungen nicht wie Aus-stzige behandelt werden, fordern auch aus Polen angereiste Kolleginnen. Mit der Aktion in Berlin sollte die irische Konzernspitze um Tony Smurfit an den eigenen Unternehmenskodex erinnert werden, der offenbar weltweit gilt nur nicht in Polen.

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    In einer kreativen Mittagspause am 11. Februar demonstrierten Beschftigte von Zeit Digital/ Zeit Online Geschlossenheit in der laufenden Tarifverhandlung und machten Druck auf die Arbeitgeberseite. Ende Januar hatten Geschftsfhrung und Chefredaktion der Berliner ZeitTochter nach Einschtzung von ver.di ein Angebot weit unter Niveau vorgelegt und es bis Ende Februar kaum aufgebessert.

    Wir verlangen fr die ZeitOnliner einen Abschluss auf dem Niveau des Branchentarifvertrags und entsprechend den Hamburger Arbeitsverhltnissen, erklrt der Berliner ver.diSekretr Jrg Reichel. Das habe man in den Verhandlungen fr die Texter, Bildredakteure und Producer der ZeitTochtergesellschaft deutlich gemacht. Das ArbeitgeberAngebot liege deutlich unter dem Niveau der ZeitschriftenTarifvertrge und verschrft teilweise die betriebliche Situation. Auch bei der vierten Verhandlung am 8. Februar seien nur leichte Verbesserungen erzielt wor

    tigkeit, die natrlich tarifgem bezahlt werden mssen, erklrt Reichel. Denn praktisch arbeiten sie am Newsdesk, im Korrektorat, bei der Webseitenoptimierung oder der CommunityBetreuung. Fr ihre berwiegend befristeten 19,25 StundenVertrge erhalten sie im ersten Jahr DumpingStundenlhne von 11,29 Euro, die nur geringfgig steigen, und keine jhrliche Sonderleistung. Diese Ungleichbehandlung nach dem Prinzip Spaltung im Verlag wollen Onliner und Gewerkschaften keinesfalls hinnehmen. Einem Angebot, das nur fr wenige mehr Geld bringt, knnen wir nicht zustimmen, erklrten die dju in ver.di und der DJV Berlin auch nach einem weiteren Arbeitgeberangebot Ende Februar. Verhandelt werde auf dieser Basis momentan nicht. Wir waren kompromissbereit und geduldig, doch sind die Positionen so weit voneinander entfernt, dass wir jetzt mit unseren Mitgliedern das weitere Vorgehen beraten, so der ver.diVerhandlungsfhrer. NEH

    den. Im Gegensatz zu den geltenden ZeitschriftenTarifvertrgen sollen die Berliner Onliner weiter 40 Stunden pro Woche ohne Entgeltausgleich arbeiten. Zuschlge fr Nachtarbeit lgen unter den gesetzlichen Empfehlungen. Der Arbeitgeber will keinen Beitrag zur Presseversorgung leisten und die Beschftigten unter Tarifniveau eingruppieren. Bildredakteure sollen generell schlechter ge

    stellt werden als Texter. Die Tarifregelungen sollen zudem erst ab Januar 2017 gelten.

    Ein Streitpunkt ist die tarifliche Einbindung von Studentinnen und Studenten, die etwa 40 Prozent der Beschftigten bei Zeit Online ausmachen. Die Geschftsfhrung speist sie als studentische Aushilfen ab. Fr uns sind das Teilzeitbeschftigte mit qualifizierter redaktioneller T

    Kurz gemeldet

    Onliner bleiben zweite Klasse

    Die Onliner von Berliner Kurier und Berliner Zeitung wurden zu Jahresbeginn in eine neugegrndete Berlin Media 24 digital GmbH berfhrt. Trotz integrierter Redaktionen bleiben Onliner Mitarbeiter zweiter Klasse, bedauert Betriebsratsvorsitzende Renate Gensch. Fr die Fortsetzung des Redaktionsprojektes Digitale Transformation 2016 will die Interessenvertretung den Beschftigten mit insgesamt vier Betriebsvereinbarungen mehr Sicherheit im Konzernumbau schaffen. Bislang blockt die Gegenseite. Der Betriebsrat des Gemeinschaftsbetriebes erwgt nun, die Einigungsstelle anzurufen. Nachdem der Klner HeinenVerlag seine 35ProzentAnteile am Berliner Verlag abgestoen hat, kann DuMont im Verlagshaus am Alexanderplatz allein schalten und walten. Man prfe auf dem hart umkmpften hauptstdtischen Medienmarkt Kooperationen mit anderen Tageszeitungen, heit es.

    bbk kulturwerk mit Betriebsrat

    Mitte Februar whlten die 27 Beschftigten des bbk kulturwerk berlin einen dreikpfigen Betriebsrat. Damit erkennen Mitarbeiter kleiner kultureller Einrichtungen zunehmend die Bedeutung von Gewerkschaft und Betriebsrat in der alltglichen betrieblichen Auseinandersetzung.

    Ausstellungshonorare in Berlin

    Bildende Knstler knnen fr Ausstellungen ihrer Werke in Kommunalen Berliner Galerien Honorare einfordern. Laut Senat seien diese mit in anderen Sparten blichen Gagenzahlungen fr Auftritte vergleichbar. Danach werden fr Einzelausstellungen mit ein bis zwei Beteiligten je 1.000 Euro gezahlt, fr Gruppenausstellungen bis zehn Teilnehmenden je 350 und ber zehn Beteiligten je 150 Euro. Berlin ist das erste Bundesland mit Ausstellungshonoraren in Landeseinrichtungen. Damit ist der Einsatz des bbk kulturwerk berlin zur Anerkennung knstlerischer Leistungen erfolgreich.

    Zeit-Onliner machen (Z)offlineArbeitgeberangebotinBerlinunterNiveau Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Als Aushilfskrfte

    abgespeist

    Fr den Bereich des herstellenden und verbreitenden Buchhandels in Berlin konnte ver.di mit dem Arbeitgeberverband Entgelterhhungen von 1,5 Prozent ab 1. Februar und von 1,2 Prozent ab 1. Januar 2017 vereinbaren. Der Entgelttarifvertrag luft bis zum 31.12.2017. Beim Manteltarifvertrag mussten einige ungnstige Regelungen akzeptiert werden. Schwerwiegende negative tarifliche Vernderungen allerdings wurden verhindert. So strebte die Arbeitgeberseite eine Verlngerung der wchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden an, die Jahresleistung (Sonderzahlung) sollte verringert und der besondere Kndi

    gungsschutz vom 53. ab sofort auf das 58. Lebensjahr aufgestockt werden. Zudem sollten erhebliche Krzungen der Zuschlge bei Nacht, Sonn und Feiertagsarbeit tarifiert werden.

    Die Verlngerung der Arbeitszeit und die Krzung der Jahresleistung wurden abgewendet. Der Kndigungsschutz fr ltere Arbeitnehmer, die seit mindestens neun Jahren beschftigt sind, wird nun stufenweise bis 2018 auf das 58. Lebensjahr an

    gehoben. Krzungen der Zuschlge bei Nacht, Sonn und Feiertagen wurden stark abgemildert. Mit einer Laufzeit des Manteltarifvertrages bis Ende 2018 konnte einer wesentlichen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen fr die nchsten drei Jahre begegnet werden.

    Unter Bercksichtigung von mangelnder Arbeitskampfbereitschaft und geringem Organisationsgrad stimmte die ehrenamtliche Tarifkommission dem Abschluss zu.

    Tarifabschluss gelungenEtliche Verschlechterungen in Buchverlagen abgewendet

  • s p r a c h r o h r 1 | 166 B e r i c h t e

    Kreativitt braucht keine 13 Stunden Arbeitszeit jetzt reduzieren. Unter diesem Motto machen die Kreativen in der ver.diFilmUnion auf berlange Arbeitszeiten und schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam. Karten der Kampagne fanden alle Interessierten auf ihren Pltzen, die whrend der Berlinale zur Podiumsdiskussion Art versus Labour (ber)Leben in Film und Kreativbranche gekommen waren.

    In der Berliner Staatsbibliothek versammelten sich am 15. Februar Diskutanten aus Filmwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften, um einen permanenten Widerspruch zu analysieren: den zwischen einer weiter wachsenden Bedeutung der Kreativbranche und der prekren Entgeltsituation sowie fehlender sozialer Absicherung vieler ihrer Protagonisten.

    Den Aufschlag gab Lisa Basten, die das untersucht und unter Wir Kreativen. Zum Selbstverstndnis einer Branche eine Masterarbeit schrieb. Nach ihren Erkenntnissen, die auch auf eine aktuelle Befragung des Bundesverbandes der Filmschaffenden unter 3.800 Betroffenen zurckgreifen, ist der Umsatz im letzten Jahr

    zehnt um 20 Prozent gestiegen. Mit 1,5 Millionen Kreativen beschftigt die Branche doppelt soviel Personal wie der Automobilbau und setzt Milliarden um. Dennoch knnen vier von zehn Beschftigten von ihrer Hauptttigkeit nicht leben, zwei von drei sagen, fr persnliche Altersvorsorge nicht gengend zu verdienen, und 80 Prozent halten es fr schwierig bis unmglich, ein Familienleben zu finanzieren. Doch gelte die Filmwirtschaft immer noch als coole Branche, in die immer wieder junge Leute streben. Keiner will tauschen, erfuhr Basten bei ihren Recherchen, fordert aber vehement eine Debatte darber, was Arbeit hier eigentlich wert ist. Sie rt, die eigenen mit kollektiven Erfahrungen abzugleichen. Selbstausbeutung, unbegrenzte Verfgbarkeit und fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien ein Ideal von Selbstverwirklichung, von dem vor allem die Arbeitgeber profitierten. Die Kreativen als treue Diener des Neoliberalismus?

    Ingo Weerts, frher Auenrequisiteur und heute bei ver.di, sieht die

    Branche in einer Art Sptpubertt, in der auf Arbeitnehmerrechte oft genug von den Kreativen selbst gepfiffen werde, mehr als es Arbeitgeberverbnde sich wnschen knnten. Noch immer spiele eine berwiegend unbegrndete Angst eine Rolle, als Gewerkschaftsmitglied bei Auftrgen benachteiligt zu werden. Auch bei offensichtlichen Versten gegen Arbeitszeitregeln oder Tarife finde sich hufig kein Klger. Spa haben gilt oft mehr als die Einhaltung von Mindeststandards, stellte der Gewerkschafter fest. Schlechte Lobbypolitik machte Christoph Backes fr die oft mangelnde Finanzausstattung verantwortlich und riet, sich auf die Kernkompetenzen der Branche zu besinnen. Er bert die Bundesregierung im Kompetenzzentrum Kultur und Kreativwirtschaft und macht

    neue Entwicklungen aus: In den letzten fnf Jahren seien nicht mehr groe Firmen, sondern kleine Urheber als Ausgangspunkt der Wertschpfung erkannt worden. SoloSelbststndige und Mikrounternehmen sind die Arbeitsgesellschaft des 21. Jahrhunderts, fand auch Burkhard Blienert, MdB und filmpolitischer Sprecher der SPD. Fr die Novellierung des Filmfrderungsgesetzes sah er die Schwierigkeit, die Komplexitt der boomenden Branche unter einen Hut zu bekommen und das Einhalten von Mindeststandards als Qualittskriterium. ver.di fordert etwa, dass Unternehmen offenlegen mssen, ob sie tarifgebunden sind oder sich verpflichten, nach Tarif zu zahlen. Transparenz verlangte Ingo Weerts.

    Aus dem Publikum kam die Forderung, Kreative mehr zu schtzen,

    aber auch der Hinweis, dass inzwischen die Mehrheit der sogenannten Kreativen klar weisungsgebunden arbeite. Das bekrftigte Lisa Basten und regte an, Realitten und Perspektive auch in der Ausbildung und bei der Konzipierung neuer Berufsbilder strker in den Blick zu nehmen. Einigkeit herrschte in der Feststellung, dass es die Verhandlungsmacht strke, wenn sich noch mehr Kreative in der ver.diFilm Union und anderen Berufsverbnden organisieren. Politikvertreter Blienert macht zudem Hoffnung auf die Etablierung einer weiteren EnqueteKommission zur Kultur und Kreativwirtschaft in Deutschland in der nchsten Legislaturperiode. Dafr gebe es Nachholbedarf und die Chance, der knftigen Debatte Struktur zu geben. NEH

    Was die Arbeit Kreativer wert istPodiumsdebatte der ver.di-FilmUnion whrend der Berlinale

    Kritisches Publikum im Simon-Bolivar-Saal Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.deGegen berlanges Arbeiten

    Branche setzt

    Milliarden um

    Preis fr Fotografie bei Rckblende 2015Mit seinem Foto eines improvisierten Flchtlingslagers nahe der slowenisch-sterreichischen Grenze gewann der Ber-liner Fotograf Christian Mang den Deutschen Preis fr politische Fotografie und Karikatur bei der 32. Rckblende. Bei

    den Karikaturisten berzeugte Thomas Plamann mit ei-ner Karikatur zu Flchtlingen beim Sprachunterricht. Der erste Preis in diesem von der Landesvertretung Rhein-land-Pfalz gemeinsam mit dem Bundesverband Deut-scher Zeitungsverleger (BDZV) veranstalteten Wettbe-werbs ist mit 7.000 Euro dotiert. Diese wird der freie Fotograf Mang zur Finanzierung nchster Reportage-fahrten nutzen. Mit dem Thema Flchtlinge will er sich weiter beschftigen. Sein preisgekrntes Foto mit den Lagerfeuern als untypisch fr das Thema, rechnete sich Mang eigentlich keine Chancen im Wettbewerb aus entstand im November nach mehrtgigem War-ten im Niemandsland. Sprachrohr gratuliert! RED

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  • s p r a c h r o h r 71 | 16

    sich der Sache annimmt, sei Wunschdenken. Vielmehr mssten die Ehrenamtlichen selbst aktiv werden, bevor hauptamtliche Hilfe kommt. Die Ehrenamtlerin empfiehlt eine Art HausaufgabenListe: Erst ein Konzept erstellen, Themen sammeln und dann an die ffentlichkeit gehen. Budget sei da, so Lasch.

    Widerstand regte sich im Saal. Was zuerst da war, Huhn oder Ei, darum knne es aber nicht gehen, entgegnete eine Diskutantin. Sowohl im Bewusstsein der Organisation als auch der Selbststndigen msse sich etwas ndern. Und Eigeninitiative hin oder her, man drfe sich nicht selber ausbeuten, konterte eine Regisseurin. Gerade Ehrenamtler wrden von Institutionen oft hngen gelassen, mssten weit mehr Zeit investieren

    und fter Anfragen schreiben, bevor sie ein offenes Ohr fnden. Gemessen am Mehraufwand knne ein Budget da schnell auf CentBetrge schrumpfen.

    Auch wenn die Bretter manchmal dick seien, weiter bohren bewege etwas. Und je mehr wir sind, desto besser knnen wir agieren, leitete Gundula Lasch zur Mitgliederentwicklung ber. Seit Jahren seien die Zahlen stabil. Welche Seminare und Angebote Freiberufler bruchten, damit sie bleiben und bestenfalls aktiv mitarbeiten, auch das knnte ein Thema der neuen Landeskommission sein.

    Dass Selbststndige in eine Gewerkschaft gehren, in diesem Punkt sei aber noch viel berzeugungsarbeit zu leisten. Neue Mitbestim

    Seine Haut als Selbststndiger fr ein kleines Honorar zu Markte zu tragen, das reicht nicht. Olaf Kappelt, SelbststndigenVertreter im ver.diLandesbezirksvorstand, fand zur Erffnung der Landesdelegiertenkonferenz Selbststndige klare Worte. Es soll was Greres werden, das wir hier anschieben wollen, so Kappelt. Zur Wahl der ehrenamtlichen Landeskommission Selbststndige BerlinBrandenburg trafen sich Ende Februar neben Kultur und Medienschaffenden auch ITFachleute, Lehrkrfte und ein Rechtsanwalt bei ver.di in Berlin.

    ver.di kmpfte erfolgreich fr den Mindestlohn, nun soll auch im Landesbezirk mehr fr die SoloSelbststndigen getan werden ganz gleich, ob sie sich freiwillig und bewusst fr diese Erwerbsform entschieden haben oder in diesen Status gedrngt wurden. Eine groe Zahl von ihnen arbeitet und lebt in prekren Verhltnissen, denn in vielen Branchen wird auf dem Rcken der selbststndigen Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer gespart. Fair statt prekr lautete daher das Motto der Konferenz.

    Von den rund 30.000 Selbstndigen, die derzeit schon in ver.di organisiert sind, stammen mehr als 6.000 allein aus BerlinBrandenburg. Das ist eine gute Basis fr eine gewerkschaftliche Interessenvertretung, sagte Journalistin Gundula Lasch, Vorsitzende der ver.diBundeskommission Selbststndige. Der Weg zu greifbaren Erfolgen sei aber kein einfacher gewesen, berichtete sie. Denn selbststndig arbeitende Kolleginnen und Kollegen galten bei ver.di lange als Exoten. Doch die Arbeitswelt wandelt sich, ihre Zahl wchst. Ein AhaEffekt habe eingesetzt. Selbststndige werden gehrt und als Potenzial von ver.di erkannt. Doch wie organisiert man sie, wie verschafft man ihren Forderungen Nachdruck?

    Wie die Gewerkschaft den Wandel bercksichtigen knne, war eine Frage, die Gundula Lasch aufwarf. Denn jetzt stnden SoloSelbststndige in Fettschrift auf der Agenda. ver.diVize Frank Werneke sieht in der Sicherung der sozialen Bedingungen und Einkommen ein lngerfristiges Schwerpunktthema in der Selbststndigenarbeit, wie er bereits beim ver.diBundeskongress 2015 sagte. Es liegt an uns, die Leute beim Wort zu nehmen, so Lasch. Eigeninitiative sei aber gefragt. Jemand msste mal, das funktioniere nicht. Dass ein Hauptamtlicher aufploppt und

    B e r i c h t e

    Fair statt prekrFreiberufler in Fettschrift auf der ver.di-Agenda Landeskommission Selbststndige gewhlt

    Daumen hoch fr die frischgewhlte Landeskommission, v.l.n.r.: Benjamin Gehrels, Annette Zimmermann, Heidi Gro, Ute Demuth, Claudia Hartmann, Ulf Mrtens, Chantal Hhle, Anne David, Bernd Hubatschek

    mungsstrukturen mssten erst etabliert werden. Werbeargumente sind gefragt. Wir mssen vermitteln, dass ver.di attraktiv ist, so Lasch. mediafon, das Beratungsnetzwerk fr Selbststndige bei ver.di, knnte der Joker bei der Mitgliedergewinnung sein. Via Telefon und Internet beraten Spezialisten die Ratsuchenden.

    Wohl eine der wichtigsten Fragen, nmlich was Freie berhaupt verdienen mssen, brachte KoReferent Bernd Hubatschek auf den Punkt. Das Mindesthonorar sollte bei einem Stundensatz von 20 Euro liegen. Wer weniger verdient, knne seine Sozialversicherungen nicht zahlen und rutsche nahezu automatisch in prekre Verhltnisse. So sei der Einstiegsbeitrag fr die gesetzliche Krankenversicherung hufig ein Ding der Unmglichkeit. Die Mindestbemessungsgrenze fr Berufseinsteiger liege bei etwa 330 Euro. Selbst der ermigte Beitrag ber 200 Euro sei fr prekre Einzelkmpfende kaum zahlbar. Leichter haben es freiberuflich arbeitende Knstler und Publizisten, die nach dem Knstlersozialversicherungsgesetz abgesichert sind. Zwar mssten Kreative oft ihr mickriges Salr mit Minijobs aufpppeln, wenn Rcklagen oder gut verdienende Partner fehlen. Doch bei einem Jahreseinkommen von 5.000 Euro so wenig etwa verdienten manche Knstler

    wrde der 50prozentige Eigenteil rund 75 Euro betragen. Das wre zu leisten, sagte Hubatschek. Eine ArbeitgeberBeteiligung, wie sie die Knstlersozialkasse bietet, wrde allen Selbststndigen im berlebenskampf helfen. In anderen Lndern gibt es schon Untersttzermodelle. Selbststndige in sterreich zahlen seit Januar dieses Jahres nur etwa 30 Euro monatlich in die Krankenversicherung. Dafr fllt fr eine ambulante Behandlung ein Eigenanteil von 20 Prozent an. Mglichkeiten seien demnach da. Vielleicht nicht gleich gegen Goliath doch der Kampf um eine bessere Absicherung msse gefhrt werden.

    Zum Schluss der Veranstaltung wurde die Landeskommission Selbststndige gewhlt, die in Krze die Arbeit aufnimmt (siehe auch S.8/9).

    RITA SEYFERT

    Konzentriert und kritisch zur Landeskonferenz der Selbststndigen Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

  • s p r a c h r o h r 1 | 168 V i e l f l t i g e s G e w e r k s c h a f t s l e b e n

    Selbststndige: Frisch gewhlt im Landesbezirk

    Erst seit kurzer Zeit gibt es im ver.diLandesbezirk Berlin Brandenburg eine aktive Gruppe der Selbststndigen. Auf der Landesdelegiertenkonferenz Selbststndige wurde am 22. Februar unter dem Motto Fair statt Prekr in der Kpenicker Strae nun eine fachbereichsbergreifende Landeskommission gewhlt (siehe auch Bericht auf S. 7. ) Die meisten ver.diSelbststndigen kommen aus dem Fachbereich Medien, Kunst und Industrie. Dazu sagt Olaf Kappelt, Vertreter der Selbststndigen im ver.diLandesbezirksvorstand BerlinBrandenburg: Ich bin froh darber, dass wir nun auch in BerlinBrandenburg eine entsprechende Organisationswahl durchfhren konnten. Von den etwa 6.500 Selbststndigen, die sich zu ver.di bekennen, kommen immerhin rund 85 Prozent aus unserem Fachbereich 8. Sie arbeiten beispielsweise als freiberufliche Knstler, Publizisten, Journalisten und Filmschaffende." Kappelt, der auch als Vertreter BerlinBrandenburgs in der ver.diBundeskommission Selbststndige (BKS) ttig ist, will sich nachhaltig fr die Selbststndigen in ver.di einsetzen: Wir werden uns dafr engagieren, dass die Freien und Selbststndigen nicht ins soziale Abseits geschoben werden ohne Netz und doppelten Boden. Geplant sind weitere Seminare, z.B. fr Existenzgrnder, die teilweise schon zum Bildungsangebot des Landesbezirks gehren. Termine werden u.a. im Sprachrohr verffentlicht. Zu Redaktionsschluss des Sprachrohrs waren die Kommissionsmitglieder gewhlt (siehe Foto S. 7). Ein Termin frs erste Treffen stand noch nicht fest. Ansprechpartnerin im ver.di-Landesbezirk: Su-sanne Stumpenhusen, [email protected] Tel. 030/88 66 4100

    Lust zum Mitmachen?Ehrenamt aktiv Gewerkschafts-Gruppen mischen im Landesbezirk mit und sich ein

    Gruppen und Ausschsse bieten an ehrenamtlicher Arbeit inte-ressierten ver.di-Mitgliedern des Landesbezirks Berlin-Branden-burg vielfltige Mglichkeiten der Mitwirkung und Einfluss-nahme. Neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind herzlich will-kommen. Sprachrohr informiert ber Aktivitten von Gruppen, Ausschssen und Arbeitskreisen und stellt ihr Engagement vor.

    Migranten: Flchtlinge in Aktivitten einbinden

    In der aktuellen Situation sehr engagiert ist der Landesmigrationsausschuss um seinen Vorsitzenden Selahattin Turap. Dieser, selbst mit seinen Eltern vor 42 Jahren im Alter von drei Monaten aus der Trkei nach Deutschland gekommen, wei um die Bedeutung gelungener Integration. Die etwa zwlf kpfige Gruppe im Alter von 25 bis 56 Jahren pflegt einen intensiven Kontakt zu den Flchtlingseinrichtungen in der Berliner Grtzallee und der Klingsorstrae. Hier

    haben wir im vergangenen Jahr zum Internationalen Frauentag beispielsweise als Willkommensgru an Frauen und ihre Kinder warme Decken verteilt, erzhlt Turap. Aktuell ist es uns gelungen, 15 Praktikumspltze fr jeweils

    sechs Wochen mit der Deutschen Post/ DHLNiederlassung Zentrum fr Flchtlinge zu vereinbaren. So kommen Interessierte beispielsweise aus dem Irak, Syrien und Tunesien, die schon etwas die deutsche Sprache knnen regelmig aus ihren beengten Unterknften und finden neue Kontakte.

    Politisch und gesellschaftlich setzt sich der Migrationsausschuss fr ein Wahlrecht fr alle, fr die Gleichstellung von Migrantinnen und Migranten ein und wendet sich gegen jegliche Art von Diskriminierung und Rassismus. Eine entsprechende Stellungnahme zu den Landtagswahlen im September 2016 wird vorbereitet.

    Der Migrationsausschuss tagt immer dienstags am Monatsende im ver.di-Landesbezirk. An-sprechpartner: Selahattin Turap [email protected], Tel.: 0179/2293474; im ver.di-Landesbezirk: Roland Tremper, [email protected], Tel. 030/88 66 4102

    Erwerbslose: Offene Treffen

    Maximal 30 Stunden pro Woche fr die ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit habe ich mir vorgenommen, berichtet die erfahrene und engagierte Erwerbslose Ulla Pingel am Telefon. Die aktiven Mitglieder der Erwerbslosengruppe im ver.diBezirk Berlin umfassen rund 15 Kolleginnen und Kollegen. Wir sind ein politisches Gremium. In Europa gibt es kaum Gewerkschaften, wo auch Erwerbslose als Mitglied organisiert sind und ihre Positionen einbringen knnen.

    Zweimal im Monat werden offene Treffen fr Erwerbslose in Berlin organisiert. Daraus resultieren drei aktive Arbeitsgruppen der ver.diErwerbslosen: Die Beistandsgruppe untersttzt erwerbslose Mitglieder beim mterbesuch. Die Gruppe AufRecht bestehen bereitet den Aktionstag gegen die Verschrfung von Hartz IV am 10. Mrz vor. Neu ist die AG Extrablatt fr Erwerbslose und Beschftigte mit geringem Einkommen, das als pdfDokument und auf der Webseite erscheinen soll. In dieses MagazinProjekt mit Geschichten von Betroffenen und Bildern knnen Interessierte noch einsteigen.

    In Berlin knnen ver.diMitglieder eine persnliche Beratung in vier Stadtteilen nutzen, u.a. auch in der MedienGalerie. So sollte sich z. B. jedes Mitglied, bevor es einen Aufhebungsvertrag unterschreibt, ber die Folgen der Sperrzeiten und die Sanktionen informieren. Beraten wird auch zum Bezug von Arbeitslosengeld I und II sowie zum Beantragen von Wohngeld u. . Leistungen.

    Offene Treffen der Erwerbslosen-Gruppe finden jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat in der Kpenicker Strae statt. Ansprechpartnerinnen: Ulla Pingel, [email protected], Tel. 0174/ 5616579 sowie Heike Wagner, [email protected]. Im ver.di-Landesbezirk: Claus Lock, [email protected] Tel: 030/88 66 5121. Infos: erwerbslose-berlin.verdi.de

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  • s p r a c h r o h r 91 | 16 O f f e n e T r e n i m G e w e r k s c h a f t s h a u s

    Senioren: On Tour und Wissenstransfer

    In unserer Landesfachbereichsseniorengruppe veranstalten wir in diesem Jahr sechs Mitgliederversammlungen. Diese werden in Vorstandssitzungen inhaltlich vorbereitet, informiert der Vorsitzende Peter Schrott. An Aktivitten mangelt es nicht. So senden wir Briefe an unsere Betriebs und Personalrte, um Mitglieder auch im Ruhestand in der Gewerkschaft zu halten. Sie wissen, welche Kolleginnen und Kollegen in absehbarer Zeit altersbedingt den Betrieb verlassen. Ihnen soll fr den neuen Lebensabschnitt mit auf den Weg gegeben werden, dass es wichtige gewerkschaftliche Arbeit nach der betrieblichen gibt. Auch geht es uns gerade in BerlinBrandenburg um Gleichheit in Ost und West.

    Neben der politischen Arbeit wird in der Seniorengruppe intensiv der Wissenstransfer gepflegt. So erfuhren die Mitglieder einiges ber die oftmals prekre Arbeitssituation in CallCentern von Verantwortlichen aus dem Fachbereich 13 Besondere Dienstleistungen. Vorbereitet wird eine Veranstaltung mit dem Fachbereich 1 Finanzdienstleistungen zum Thema Banken.

    ver.di queer: Spende fr Prventionsprojekt

    Vermeintliche Andersartigkeit bewirkt in unserer Gesellschaft noch immer Berhrungsngste und oft Ausgrenzung. Der Arbeitskreis ver.di queer BerlinBrandenburg betreibt Antidiskriminierungsarbeit, Aufklrung zu Themen wie der Situation von Menschen mit HIV in der Arbeitswelt und hilft bei Fragen zum Coming Out am Arbeitsplatz. Im Januar dieses Jahres fand die Spendenbergabe fr ein Prventionsprojekt zur Aufklrung von Jugendlichen in Berliner Jugendstrafvollzugsanstalten statt. Dieses Projekt wurde zusammen mit dem B2 Aktion+ e. V. und der Berliner AidsHilfe realisiert. Gemeinsam konnten auf verschiedenen Veranstaltungen 1.387 Euro Spendengelder gesammelt und bergeben werden. Darber hinaus setzt sich ver.di queer fr die Aufklrung zur Homophobie in der eigenen Organisation ein und hilft Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bei Mobbing am Arbeitsplatz.

    Der Arbeitskreis wird in diesem Jahr wieder auf vielen Veranstaltungen mit Informationsstnden prsent sein, u.a. auf dem Maifest des DGB, auf Festen der Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Community (LGBT) wie auf dem MotzStraenfest und dem Parkfest im Volkspark Friedrichshain. Gemeinsam mit dem DGB Berlin wird ver.di queer mit einem Wagen am Christopher Street Day CSD Berlin teilnehmen.

    Der Arbeitskreis queer trifft sich regelmig am 1. Donnerstag eines Monats um 18 Uhr im ver.di-Landesbezirk in der Kpenicker Strae 30, 10179. Kontaktadresse: [email protected]. Ansprechpartnerin im ver.di-Landes-bezirk: Susanne Stumpenhusen, [email protected] Tel. 030/88 66 4100

    Von den Mitgliedern kommen regelmig Vorschlge fr Aktivitten. Thementouren fhrten bereits zum fr die Sorben zustndigen rbbStudio nach Cottbus, ins Berliner ZDFStudio und ins Brandenburgische zum KurtMhlenhauptKunstmuseum nach Bergsdorf. Auch die Ausstellungen der MedienGalerie in BerlinKreuzberg im Haus der Buchdrucker werden von der Seniorengruppe besucht. Die eigene Onlinezeitung Die Querkppe kann man abonnieren unter www.seniorenberlin.verdi.de/branchen/medienkunstindustrie.

    Ansprechpartner: Peter Schrott, [email protected], Tel. 030/6842306; im ver.di-Landes-bezirk: Claus Lock, [email protected], Tel. 030/88 66 5121. Termine Senioren siehe S. 15.

    TEXTE: RAMONA RITTER

    GRUPPEN UND ARBEITSKREISEDie ver.di-Satzung begrndet in 22 die Bildung

    von Gruppen zur Vertretung spezieller politischer und Mitgliederinteressen. Im Fachbereich 8 des Lan-desbezirkes auch fachbereichsbergreifend sind

    das: Jugend; Senior/innen; Beamte/innen; Meister/in-nen, Techniker/innen,

    Ingenieur/innen (MIT); Selbststndige; Erwerbslose; Migranten/innen; Frauen.

    Zur Vertretung spezifischer Mitgliederinteressen knnen Arbeitskreise, zum Beispiel Lesben und

    Schwule oder Europa, gebildet werden. Neben ei-nem hauptamtlich Verantwortlichen wirken diese

    Gruppen und Arbeitskreise auf ehrenamtlicher Basis.

    WEITERE KONTAKTDATEN UND ANSPRECHPARTNER: Frauen: Ingrid Schramm, [email protected],

    Tel.: 030/7592-4646, 0170/3398012; im ver.di-Landesbezirk: Susanne Stumpenhusen,

    [email protected], Tel. 030/88 66 4100

    Meister, Techniker und Ingenieure: Axel Glischinski, [email protected];

    im ver.di-Landesbezirk: Thorsten Druschke, [email protected], Tel. 030/88 66 4114

    Jugend: Im ver.di-Landesbezirk: Lydia Parnow, [email protected], Tel. 030/88 66 5113,

    Gordon Gnther, [email protected], Tel. 030/ 8866 5112, oder ver.di Jugend

    Berlin-Brandenburg, [email protected]

    Beamtinnen und Beamte: Im ver.di-Landesbezirk: Andreas Splanemann, [email protected],

    Tel. 030/88 66 4111

  • s p r a c h r o h r 1 | 1610 B e r u f & G e s e l l s c h a f t

    Auch dieses Jahr wird es im mecklenburgischen Jamel wieder Rock gegen Rechts geben. In einer Umgebung, in der sich wie 2012 bei der Hammerskinparty auch die bundesdeutsche Naziszene trifft. Sonnenwendfeier, gezielte Ansiedlung der Artamanen (vlkisch gesinnte koBauern) in Jamel und nahe gelegenen Drfern, Strategien der Einschchterung gegenber Andersdenkenden.

    Darber spricht die Schriftstellerin Birgit Lohmeyer, die VS und ver.diMitglied ist und jedes Jahr zusammen mit ihrem Ehepartner, dem Musiker Horst Lohmeyer, das OpenAirFestival Jamel rockt den Frster organisiert, am 25. Februar im Berliner ver.diHaus am PaulaThiedeUfer. Eingeladen hatte der VS Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Berlin. Man will sich ein Bild machen von der Situation im mecklenburgischen Jamel, will ber mgliche Perspektiven und Strategien nachdenken. So Heinrich BleicherNagelsmann, ver.diBereichsleiter Kunst und Kultur und Moderatorin Astrid Vehstedt, Vorsitzende des Berliner VS.

    Es ist kein ostdeutsches Problem, betont Birgit Lohmeyer. Gerade auch in NordrheinWestfalen gibt es ganz breite Nazistrukturen. Aus Mecklenburg sei der Antrag auf Verbot der NPD gekommen. Allgemeine Entwicklungen demonstriert sie an Hand von Statistiken, kartographischem Material.

    Dann zu Jamel.Auf einem Jameler Grundstck

    Weg weiser: Wien Ostmark, Braunau am Inn. Auf dem Firmenschild von Abrissunternehmer Sven Krger die Zeichnung eines Arbeiters, der mit einem Presslufthammer einen Davidstern zertrmmert. Das ThingHaus auf Krgers 2010 erworbenem Grundstck in Grevesmhlen Fortbildungen fr den Ordnerdienst der NPD fnden hier statt: Ein dort aufgebauter Grill mit der Aufschrift Happy Holocaust. Die von Birgit Lohmeyer mitgebrachten Fotos sprechen eine deutliche Sprache.

    Die Lohmeyers sind 2004 in das leer stehende Forsthaus Jamel gezo

    AngstRumen sprach Wolfgang Thierse von der SPD bei einem solidarischen Besuch.

    Das OpenAirRockFestival 2015 fand zwei Wochen nach dem Brand trotzdem vor 1.200 Menschen statt. Die Toten Hosen traten spontan auf. Das nationale und internationale Interesse habe sich verstrkt. Little Woodstock htten viele Besucher gesagt.

    Wie Lohmeyers das aushielten, wird aus dem Publikum heraus gefragt. Und wie mit welchen Strategien zu helfen wre? Ihr Herkunftsort Hamburg, St. Pauli mit all seinem sozialen Zndstoff sei eine harte Schule gewesen. Sie sei es gewohnt, in Konfliktsituationen mit Menschen umzugehen, wolle den Nazis Jamel nicht berlassen, sondern in Mecklenburg vernetzt mit ffentlichen Kulturveranstaltungen die Abschottung durchbrechen. So die Autorin. Als Referenten informierten Lohmeyers ber Gefahren durch den Rechtsradikalismus und seine Ziele. Man arbeite mit einer Schule zusammen. Denn junge Menschen seien die Zielgruppe der Neonazis, die Nachwuchs probleme htten.

    Der Berliner Schriftsteller Hans Mncheberg bietet an, in einer Schule vor Ort ber seine Kindheit in NaziDeutschland zu berichten. Ein Lesemarathon in Jamel, sinniert Astrid Vehstedt.

    Peter Schrott, Vorstandsmitglied im Fachbereich 8 BerlinBrandenburg, mchte am liebsten einen Mecklenburgischen ver.diLiteraturpreis mit Preisverleihungsort Jamel anregen.

    DORLE GELBHAAR

    gen. In dem ZehnHuserDorf htte es zu der Zeit nur einen Rechtsextremen gegeben. Jetzt gelte in der Nachbarschaft die NPD als ganz normale Partei. Abrissunternehmer Sven Krger, kurzfristig 2011 NPDAbgeordneter im Kreistag NordWestMecklenburg, sei rechtskrftig verurteilt wegen Hehlerei und Versto gegen das Waffenkontrollgesetz fr den Besitz einer scharfen Maschinenpistole, hat andere mit rechtsextremer Gesinnung um sich geschart.

    Birgit Lohmeyer schildert Erlebtes: 2010 sei ein Besucher der Rockkonzerte krankenhausreif geschlagen worden. Sie und ihr Mann seien belstigt, verletzt, erpresst, ihr Briefkasten gestohlen worden, sie htten eine Morddrohung erhalten. Nachdem sie 2011 vom Publikum des NDR und einiger norddeutscher Zeitungen zu Helden des Nordens gekrt wurden, seien im Ort Handzettel in Umlauf gewesen: Wohnst du noch oder kassierst du schon. Die Faulen und die Dreisten bekommen am meisten. ble, die Lohmeyers karikierende Schmhschriften weist die Autorin vor.

    Am 13. August vergangenen Jahres ist ihre Scheune abgebrannt. Brandbeschleuniger wurden gefunden. Unversichert das Gebude. Aus der Traum von der Kulturscheune mit ganzjhrigem Programm. Von

    LesenswertNeuerscheinungen

    Birgit Ohlsen Der Wuppertaler Auschwitz-Prozess (1986-88), Aus-gewhlte Mitschriften, Nordpark- Verlag, ISBN 978-3-943940-15-2

    Roswitha Quadflieg Das kurze Leben des Giuseppe M. Ein Opfer von Jugendgewalt, Transit-Verlag, ISBN 9783887473303

    Waltraud Schade Schicksals-fragmente Eins, 13 Erzhlungen nichts fr schwache Nerven, e-book

    Astrid Vehstedt Wo Berlin am schnsten ist, Verlag Ellert & Rich-ter, ISBN 978-8319-0635-2

    Gerd Bedszent Finkbergs Plan, in: Gerd-Michael Rose (Hg.) Heim-kehr. Thringen morgen und ber-morgen, TES und Ringerberg Verlag, Erfurt 2015, ISBN 9 783945 850056

    Till Sailer So gro die Last Zwlf Kapitel Paul Gerhardt, Roman, Trafo-Literaturverlag, Berlin, ISBN 978-3-86465-071-0

    Fachgruppe

    L i t e r a t u r

    Von Macht und OhnmachtKunst in rechtem Umfeld eine VS-Veranstaltung zu Jamel und Nazistrukturen

    Dokumente sprechen

    deutliche Sprache

    Viel Gesprchsbedarf mit Birgit Lohmeyer Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Autoren gesuchtFr eine Anthologie, die der VS Bran-denburg gemeinsam mit dem Lbecker Autorenkreis herausgeben will und die Anfang 2017 erscheinen soll, werden Gedichte und Prosatexte zum Thema Grenze von Brandenburger Schrift-stellern und Autorinnen gesucht.Die endlich oder doch noch nicht berwundene Grenze zwischen Ost und West; die grne Grenze, eine Grenze, die man ziehen, abstecken, anerkennen oder sichern mchte; die Grenzen, die man der Willkr setzen muss, und die Grenzen des Erlaubten knnen dabei ebenso Gegenstand sein, wie die Grenzen unserer Ge-duld; die Manipulationen, durch die jemand ausgegrenzt wird oder Grenz-erfahrungen allerpersnlichster Art. Begrenzt ist nur der Umfang auf sie-ben Seiten zu je 30 Zeilen mit 60 Zei-chen incl. Leerzeichen. Bei Platz- oder Gestaltungsgrnden behalten sich die Herausgeber eine Auswahl vor.

    Texte bis 31.5.2016 per Mail an: [email protected]. Fragen: Andreas Khn 030/ 88 66 41 06

  • s p r a c h r o h r 111 | 16 B e r u f & G e s e l l s c h a f t

    Schon immer zeichnete sich die Druckindustrie durch kleinteilige Betriebsstrukturen aus. Die Groen waren eher die Ausnahme. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren verstrkt. Klein und Kleinstbetriebe sind inzwischen die Regel, selbst Betriebsrte existieren dort nicht, und viele der gut ausgebildeten Mediengestalterinnen und Medientechnologen arbeiten nach der Abschlussprfung als Freie weiter. Wie kann unter diesen Bedingungen gewerkschaftliche Zukunft entstehen?

    Um dieses Problem zu lsen hatten sich einige aus unserem Fachbereich Gedanken gemacht: Alle Auszubildenden gehen zur Berufsschule.

    Das OSZ Ernst Litfa fr die Druck und Medienberufe hatte bereits vor Jahren den Blockunterricht eingefhrt, so dass statt des einen Tages in der Woche immer eine zusammenhngende Woche im Monat Unterricht ist. Dort sind die Azubis zu erreichen.

    Also haben wir ein Konzept entwickelt, zunchst einmal im Monat an einem Tag genau da eine gewerkschaftliche Sprechstunde anzubieten. Jeweils mit einem Schwerpunkt

    thema, zu dem wir informieren, aber natrlich auch fr alle anderen Fragen, mit denen die Azubis kommen. Im Februar fand die dritte Sprech

    stunde statt zum Thema Berichtsheft; im November und Dezember ging es um Ausbildungsvergtung sowie Arbeitszeit und berstunden.

    Das Jugendprojekt des FB 8 Frag' nach! deine gewerkschaftliche ver.tretung im OSZ wurde im Herbst auf der Abteilungskonferenz den OSZLehrkrften vorgestellt. Die Vertreterin des Arbeitgeberverbandes Druck und Medien wurde informiert alle begrten eine solche Sprechstunde. Mehrere Studien haben auch nachgewiesen, dass die Ausbildung in Betrieben mit Interessenvertretung

    besser ist. Beim ersten Bera

    tungstag im November kmpften wir damit, das Angebot richtig bekannt zu machen. Im Februar machte die Schule die Lehrkrfte auf den Tag aufmerksam. Eine Kollegin aus der Projektgruppe ist morgens

    durch die Klassen gegangen und hat die Azubis kurz informiert. Und siehe da, es hatte Erfolg. Wir lernen beim Gehen! Die Schule ist sehr daran interessiert, dass die Sprechstunde weitergefhrt wird. Wir sind es auch, und wir werden weiter berichten. CONSTANZE LINDEMANN, FG VERLAGE, DRUCK UND PAPIER

    Frag nach! Alles was Azubis wissen solltenGewerkschaftliche Sprechstunde fr Azubis im OSZ Ernst Litfa

    Widerstand gegen soziale und politische Unterdrckung, aber auch Handlungsmodelle fr eine solidarische Welt waren der rote Faden der 47 Filme aus 27 Lndern, die das Globale Filmfestival vom 28. bis 31. Januar im Berliner Kino Moviemento prsentierte. Das Festival wurde 2004 von politisch engagierten Cine asten gegrndet. Damals mobilisierte die globalisierungskritische Bewegung viele Menschen gegen die Auswirkungen des Kapitalismus. Auch wenn von so spektakulren Widerstandsformen heute wenig zu hren ist, gibt es vielfltige Proteste, die sich auf der Globale nicht nur in Filmen, sondern auch in Diskussionen und einem Workshop zeigten. So thematisierte der Film Miete essen Seele auf den Mieterwiderstand rund um das Kottbuser Tor in BerlinKreuzberg.

    Die aufgebaute Protesthtte nach trkischem Vorbild Gececondo genannt wurde zur Anlaufstelle fr Mietrebellen aus ganz Berlin. Den Film drehte Regisseurin und KottiAnwohnerin Angelika Levi. Nach der Vorfhrung berichtete Hans Georg Lindenau ber die drohende Zwangsrumung seines Kreuzberger Ladens.

    Im Film Rebellisches Schlesien wurde die bewegte Geschichte der sozialen Kmpfe in der polnischen Provinz vorgestellt. Er soll nach seiner PolenTournee auch in Berliner Kinos anlaufen.

    Um einen aktuellen Arbeitskampf ging es im Workshop, den Brbel

    Schnafinger von der Onlineplattform Labournet.TV (de.labournet.tv/) vorbereitete. Beschftigte von polnischen und deutschen Amazonstandorten sowie StreikAktivisten berichteten ber die Perspektiven des langwierigen Arbeitskampfes. Betriebsratsmitglied Carsten Elmer aus Brieselang gab Auskunft zu schwierigen Organisationsversuchen in dem Werk. Erfolgreicher sind Kollegen in Poznan. Schon kurz nach Werkserffnung war dort eine Gruppe von Gewerkschaftern entstanden, die bereits zweimal Solidarittsaktionen organisierten, als an AmazonStandorten in Deutschland gestreikt wurde.

    Gleich sieben Vertreter waren aus Polen gekommen, um mit den deutschen AmazonKollegen ber die bessere Koordination der Kmpfe zu beratschlagen. So hat sich das diesjhrige GlobaleFilmfestival einmal mehr als Ort politischer Diskussion und Vernetzung erwiesen, den wir weiterhin brauchen. PETER NOWAK

    Globales Filmfestival aktivierteOrt politischer Diskussion und Vernetzung wird gebraucht

    ver.di bert in der Fachschule fr Druck und Medienberufe Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Beratungstage mit

    Schwerpunktthemen

    Fachgruppe

    V e r l a g e , D r u c k u n d Pa p i e r

  • s p r a c h r o h r 1 | 1612 B e r u f & G e s e l l s c h a f t

    Am 14. Januar 2016 durften sich die Beschftigten noch ein Geschenk zum 5. Jahrestag der MusicalProduktion Hinterm Horizont abholen. So stand es auf einem Aushang der Theaterleitung. Am 20. Januar las man dann in den Zeitungen: Stage schliet Theater am Potsdamer Platz 150 Jobs weg. Ein Besuch beim Betriebsrat:

    Ja, klar, die Besucherzahlen fr Hinterm Horizont sind schon zurckgegangen. Vom Management hie es aber immer: Es geht weiter, es wird eine neue Produktion frs Haus geben. Warum sollten wir das anzweifeln? fragen die Betriebsrte. Eine Stunde vor den brigen Beschftigen haben sie am 19. Januar erfahren, dass kein Nachfolgestck fr das UdoLindenbergMusical gefunden wurde, sondern dass ihr Haus geschlossen werden soll. Genauer: Der Spielbetrieb werde zum 28. August eingestellt. Was das bedeutet, bleibt vage. Noch weniger wurden Interessenvertreter und Beschftigte ber die Grnde aufgeklrt.

    Gewinne statt Minus

    erzielt

    Wir verlangen Zahlen und Informationen, sagt Burkhard Koller. Der Betriebsratsvorsitzende ist zugleich Stage Manager am Potsdamer Platz, koordiniert also den Showablauf. Bislang knnen sich die Interessenvertreter keinen rechten Reim darauf machen, wie da gerechnet und welche Posten von da nach dort

    geschoben werden. Erschwerend: Da das Theater als Tendenzbetrieb gilt, gibt es keinen Wirtschaftsausschuss, der knallhart Zahlen fordern kann. Und: Die Konzernstrukturen waren nie besonders transparent. Wir wollen jedenfalls wissen, wieso fr uns bei etlichen Positionen ein Minus herauskommen soll, sagt Koller. In Deutschland habe die Stage immer Gewinne vermeldet, 29 Millionen fr 2013/14, Umsatzsteigerungen auch in der Spielzeit darauf.

    Fr eine Kurzschlussreaktion des Managements hlt Tontechniker Bodo Schrder die Betriebseinstellung. Seine berlegung: Der Mietvertrag fr das Theater am Potsdamer Platz wurde 2013 bis 2022 verlngert um sich den Standort zu sichern. Das kostet die Stage mindestens drei Millionen Euro Miete im Jahr, also einen zweistelligen Millionenbetrag. Eine Schlieung spart auer Personalkosten nichts, im Gegenteil. Wrde gespielt, gbe es Einnahmen.

    Nur spekulieren knnen die Betriebsrte ber den neuen Investor, mit dem sich der bisherige Eigentmer, der Hollnder Joop van den Ende, im vergangen Herbst zusammengetan hat. 60 Prozent hlt seither das Fondsunternehmen CVC Capital Partners aus Luxemburg. Dass dort jemand etwas vom MusicalBetrieb verstnde, darauf deutet nichts hin. Eher von Geld. Dem Vernehmen nach lie CVC alle zehn deutschen Theater berprfen. Da sei das Haus am Potsdamer Platz durchgefallen.

    Die deutsche Konzernleitung war wohl selbst berrascht, erzhlt Boris Metzler von der Bhnentechnik.

    Es heit, CVC verspricht sich Gewinnmargen von 15 Prozent. Das ist absurd fr einen Theaterbetrieb. Doch in dieses Bild passe, dass die AusbildungsAcademy der Stage in Hamburg ebenfalls geschlossen werden soll die wirft auch keine Gewinne ab. All das nhrt den Verdacht, dass CVC hinter der Schlieungsentscheidung steckt. Offenbar will der Investor gar nicht investieren, sondern nur Geld rausholen, so das Fazit im Betriebsratsbro.

    Ziel: Arbeitspltze

    erhalten

    Doch auch die eigene Theaterleitung und die deutsche Konzernspitze wollen die Betriebsrte vom Potsdamer Platz nicht aus der Verantwortung lassen: Seit Jahren wurde darauf hingewiesen, dass ein neues Stck fr dieses Haus fehlt, dass ein Konzept her muss. Das wurde einfach verschlafen, kritisiert Schauspieler Falk Schuster. Auch deshalb gbe der Konzern das Haus jetzt zum Abschuss frei. Inzwischen sei die Geschftsfhrung der Theater am Potsdamer Platz Produktionsgesellschaft quasi ausgebremst. Wenn es etwas zu entscheiden gbe, knne man sich an den Aufsichtsrat wenden, wurde den Betriebsrten mitgeteilt.

    Unser Ziel ist ganz klar, fasst Burkhard Koller zusammen: Wir wollen Arbeitspltze erhalten, so viele wie mglich. Die Betriebsrte berichten, dass die Mehrheit der 150 Beschftigten bereits viele Jahre im

    Haus arbeitet. Den meisten sei das Theater ein Stck Heimat. Ich habe mehr als zehn Jahre beim grten deutschen Anbieter in diesem Spartensegment gearbeitet. Wohin sollte ich mich denn bewerben?, fragt etwa Bodo Schrder. Die Verunsicherung unter den Beschftigten ist gro. Doch so einfach wird man nicht klein beigeben. Die Betriebsrte versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Und sie wissen: ver.di hat erst im vergangen Sommer den Tarifvertrag fr die Stage Entertainment neu verhandelt und abgeschlossen. Darin ist auch eine Beschftigungssicherung bis 2018 festgeschrieben. Dafr habe man auf hhere Entgeltsteigerungen verzichtet.

    Es darf keine betriebsbedingten Kndigungen geben, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Er und seine Kollegen beraten alle Schritte mit dem zustndigen ver.diTarifsekretr und einem Juristen. Auch die ver.diPosition ist eindeutig: Es sei vllig inakzeptabel ein Haus so kurzfristig schlieen zu wollen. Interessenvertretung, Konzernbetriebsrat und ver.di fordern Konzepte zur Fortfhrung des Spielbetriebs. NEH

    Das Musical Hinterm Horizont rockt nur noch bis August das Haus Foto: Brinkhoff/Moegenburg

    Zum Abschuss freigegebenDie Stage Entertainment stellt 150 Beschftigte des Musical-Theaters am Potsdamer Platz vor eine ungewisse Zukunft

    Fachgruppe

    T h e a t e r u n d B h n e n

    Das Musical-Theater am Potsdamer Platz wurde 1999 von der Stella AG erffnet. 2002 bernahm die Stage Entertainment Stcke und Huser. Am Potsdamer Platz wurden u.a. Der Glckner von Notre Dame, Cats, Mamma Mia gezeigt. Erfolgreich etablierte sich das Udo-Lindenberg-Musical Hinterm Horizont.Stage Entertainment bespielt zehn deutsche Huser darunter auch das Theater des Westens und das Haus der Blue Man Group in Berlin. In Hamburg luft mit Knig der L-wen die finanziell erfolgreichste Produktion. Ende September 2015 verkaufte Joop van den Ende 60 Pro-zent der Stage-Anteile an den Finanz-investor CVC.ver.di hat 2002 erstmals einen bun-desweiten Tarifvertrag fr die Be-schftigten der Stage Entertainment abgeschlossen. 2015 neu ausgehan-delt, gilt er bis 30. Juni 2018.

    Stage in Krze

  • s p r a c h r o h r 131 | 16 B e r u f & G e s e l l s c h a f t

    Zwei Publikationen aus dem Bestand der Historischen Bibliothek des KarlRichterVereins behandeln speziell die Vor und Frhgeschichte des Verbandes der Deutschen Buchdrucker. Sie umfassen den Zeitraum bis zum Ende des Sozialistengesetzes, ehe dann 1890 eine neue Phase in der deutschen Gewerkschaftsgeschichte einsetzt. Zum 50. Jahrestag der Verbandsgrndung erschien 1916, vom Redakteur des Verbandsorgans Korrespondent Willi Krahl verfasst, der erste Band einer Verbandsgeschichte. Fnfzig Jahre spter legte der Historiker Gerhard Beier sein Werk Schwarze Kunst und Klassenkampf. Vom Geheimbund zum kniglichpreuischen Gewerkverein vor.

    Krahl macht die Organisationsgeschichte der Buchdrucker und die Herausbildung des Tarifwesens zum Gegenstand. Er gibt ein anschauliches Bild der Verhltnisse zwischen Prinzipal und den Gehilfen, den Bedingungen ihrer Ausbildung und ihres Arbeitsverhaltens seit Gutenbergs Zeiten. Eingegangen wird auf die Faktoren, die das Entgelt der Arbeitsleistung bestimmten Gewigeld und Berechnen. Der Autor beschftigt sich ausfhrlich mit dem Postulat als spezifischer Zunftordnung der Buchdrucker und sieht in ihm den besten Wegebauer fr gewerkschaftliche Bestrebungen. Als zweites zur Gewerkschaftsbildung hin

    fhrendes Element werden die lokalen Kassen und Vereinsgrndungen herausgearbeitet, mit denen Gehilfen sich verschlechternden Lohn und Arbeitsbedingungen begegneten.

    In die Revolution von 1848/49 sind erste Versuche des nationalen Zusammenschlusses der Buchdruckergehilfen eingeordnet. Ihr Aufbegehren vor allem in Leipzig und Berlin gegen die soziale Verelendung war Zndungsfunke. Drei Grndungsver

    suche in Mainz im Juni 1848, im August in Frankfurt a. M. und im September 1849 in Berlin werden errtert, ihre Beschlsse dokumentiert und ihr Scheitern gewertet.

    Krahl beschreibt das Anfang der 1860er Jahre mit dem brgerlichen Drngen auf Gewerbefreiheit einhergehende Bestreben der Buchdrucker zur Vereinsgrndung zwecks Hebung der geistigen und materiellen Interessen. Der von den Leipziger Gehilfen seit 1863 herausgegebene Correspondent. Wochenschrift fr Deutschlands Buchdrucker und Schriftgieer frderte gezielt den Gedanken eines erneuten nationalen Zusammenschlusses. Ausfhrlich werden die Verbandsgrndung

    Pfingsten 1865 in Leipzig, die nachfolgenden Buchdruckertage und fr die Zeit des Sozialistengesetzes die Generalversammlungen des Untersttzungsvereins Deutscher Buchdruckergehilfen beschrieben.

    Als Ereignis werden 1873 der Abschluss eines fr das ganze Reich geltenden Tarifvertrages und die mit dem Buchdruckerverein hergestellte Tarifgemeinschaft behandelt auch die Lohnkmpfe, Streiks und Aussperrungen, die zu diesen Resultaten fhrten. Zahlreiche Verletzungen der tariflichen Festlegungen durch die Prinzipalseite und die Auseinandersetzungen um Tarifrevisionen werden errtert. Die Auflsung des Buchdruckerverbandes 1878 und seine Umwandlung in den Untersttzungsverein Deutscher Buchdruckergehilfen unter dem Sozialistengesetz werden dargestellt.

    Gerhard Beiers Buch umfasst die Buchdruckerbewegung von 1830 bis 1890 als lebendige Darstellung der Vor und Frhgeschichte dieser Gewerkschaft. Wer an eingehenderer Information interessiert ist, sollte dieses Buch zur Hand nehmen. Die Geschichte des Buchdruckerverbandes wird hier zur allgemeinen politischen Geschichte und zu den Bestrebungen in den anderen Zweigen der grafischen Industrie wie Buchbinder oder Steindrucker in Bezug gesetzt. Beier schenkt dem Zusammenhang

    Vertrauensleute aus Unternehmen der Druckindustrie des Landesbezirksfachbereichs Medien, Kunst und Industrie BerlinBrandenburg trafen sich vom 8. bis 10. Februar im Bildungs und Begegnungszentrum Clara Sahlberg in Berlin/Wannsee und berieten ber die anstehende Tarifrunde 2016 in der Druckindustrie. Sie beschftigten sich mit Themen des Arbeits und Tarifrechts, des Arbeitskampfrechtes und Handlungs und Durchsetzungsmglichkeiten von Forderungen in den Tarifausein andersetzungen. Diskutiert wurde die Frage: Wie knnen wir bisher noch nicht gewerkschaftliche organisierte Beschftigte in den Unternehmen erreichen und fr ver.di gewinnen. Alle Teilnehmer bewerteten das Seminar als sehr erfolgreich und Mut machend. Es geht voran, schtzte Alfons Paus, ver.diFachsekretr ein.

    Seit 17. Februar stehen die Tarifforderungen fest. ver.di fordert fr die bundesweit rund 140.000 Beschftigten der Druckindustrie fnf

    Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des Vertrages von zwlf Monaten. Vereinbart ist, das geltende Lohnabkommen zum 31. Mrz zu kndigen.

    zwischen Industrialisierung und Entwicklung des Klassenbewusstseins Aufmerksamkeit. Als fr die Geschichte der Arbeiterbewegung bedeutsam arbeitet er heraus, dass die Buchdrucker Beispielhaftes geleistet haben und verweist auf ihren hohen Anteil unter den fhrenden Persnlichkeiten in der sozialistischen Bewegung. Die Buchdruckergewerkschaft hat andere Verbnde zu vielem angeregt: Organisationsmethoden, Strategien fr Streiks, Sicherung des Errungenen und Abschluss von Tarifvertrgen. Von Interesse dabei auch kritische Betrachtungen zu der marxistischen These, dass Klassenbewusstsein habe erst von auen in die sich formierende Arbeiterbewegung hineingetragen werden mssen. WOLFGANG BLUMENTHAL

    ffnungszeiten der Karl-Richter-Bibliothek: jeden ersten Montag im Monat (nicht an Feiertagen), von 14-18 Uhr, Haus der Buch-drucker, Dudenstr. 10, 10965 Berlin

    Zum GewerkschaftsjubilumSchtze aus der Historischen Karl-Richter-Bibliothek

    Ihr Aufbegehren war

    Zndungsfunke

    Die Beschftigten brauchen eine sprbare Verbesserung ihrer Einkommen. In den letzten zehn Jahren ist die Lohnentwicklung in der Druckindustrie deutlich hinter der allgemeinen tariflichen Lohnentwicklung zurck geblieben, sagte ver.diVize Frank Werneke.

    Die erste Verhandlungsrunde mit dem Bundesverband Druck und Medien findet am 7. April in Berlin statt. Die Friedenspflicht endet am 1. Mai. RED

    Verbesserte Einkommen im Druckbereich sind berfllig Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Fachgruppe

    V e r l a g e , D r u c k u n d Pa p i e r

    Kick Off in der Druckindustriever.di fordert fnf Prozent mehr Lohn in den aktuellen Tarifverhandlungen

  • s p r a c h r o h r 1 | 1614 A u s s e r d e r R e i h e

    weglichkeit zurckzuerobern. In seiner Arbeit sei die Herausforderung hnlich. Ich gebe immer das Maximum. Durch den Sport verinnerlichte Prinzipien helfen: Angriff in Verbindung mit Strategie. Kraft und bersicht. Kontrolle und Kompromiss. Respekt vor dem Gegner. Und ganz entscheidend: Fairness.

    Wie beim Kampfsport geht es Marcus Pfaff auch beim Betriebsratsengagement um beste Ergebnisse fr die Beschftigten und frs betriebliche Ganze. Wir sind ein Gremium mit 17 Kpfen, in dem unterschiedliche Charaktere und Sichtweisen aus verschiedenen Bereichen zusammentreffen. Wir mssen die Meinung der Beschftigten genau kennen, sie analysieren und bewerten, uns Positionen erarbeiten und diese gegenber der Geschftsfhrung behaupten. Um mit einer Strategie zu landen, muss diese fundiert sein. Letztlich braucht es vertretbare Kompromissbereitschaft von beiden Seiten. Die Unternehmensleitung will mit Forderungen wie Arbeitszeit und Einsatzflexibilisierung die Wett

    bewerbsfhigkeit erhalten und Gewinne maximieren, Beschftigte wiederum wollen ihre Arbeitspltze und den erreichten Standard verbessert oder zumindest gesichert wissen: Wie bei einem Sandwich liegen wir als Betriebsrat als Schicht dazwischen und arbeiten an einer akzeptablen Lsung fr alle. Drohgebrden wie Arbeitgeber sie gern in Auseinandersetzungen an den Tag legen schchtern Marcus Pfaff nicht ein. Ich habe keine Angst. Wohl aber Respekt. Und den erwarte ich auch von meinem Gegenber. Geboxt wird auf Augenhhe und verhandelt wird auf Augenhhe, nicht anders.

    Marcus Pfaff kennt seinen Betrieb aus dem Effeff. Ihn kann man wie auch in seinen sportlichen Kmpfen, fr die er jeden einzelnen

    Schlag hundertfach trainiert nicht so leicht austricksen. Ich kann gut austeilen, aber auch gut einstecken. An seinen grten Erfolg 2003 als 34Jhriger Sieger in einem Nachwuchsturnier erinnert er sich, als wre es gestern gewesen. Dem folgte ein Jahr spter eine Niederlage im Finalkampf um den Meistertitel BerlinBrandenburg wurde er nur Zweiter. Schmerzlich fr ihn heute, dass er aufgrund der ldierten Hften wohl nie die erste Meisterstufe, den Dan (Schwarzgurt), erreichen wird. Den 1. Kyu, den braunen Grtel, hat er lngst. Niederlagen machen ihn zwar strker, sagt Pfaff, obwohl: Gewinnen will ich immer.

    So versteht er auch seine Arbeit. Als Saalarbeiter 1987 begonnen, hat er sich mit der Entwicklung der Technik selbst immer weiter entwi

    ckelt. Seit 2002 Betriebsrat und seit 2013 auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, wei Pfaff genau, worum es im heutigen hochmodernen Sicherheitsunternehmen Bundesdruckerei geht. Rasante Vernderungsprozesse haben groen Einfluss auf das Arbeitsleben. Arbeitsverdichtungen und Arbeitsplatzvernderungen belasten unsere Kolleginnen und Kollegen zum Teil sehr. Beim brisanten Thema der Videoberwachung beispielsweise mssen die betrieblichen und persnlichen Interessen sorgfltig abgewogen werden. Dafr braucht es eine Interessenvertretung, die intensiv mit der Geschftsfhrung kommuniziert und eine wasserdichte Betriebsvereinbarung durchsetzt. Das gilt auch fr die aktuellen Entgeltverhandlungen.

    Den Rollen als Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied will Marcus Pfaff stets gerecht werden. Abschalten? Ja, dazu ermahnten ihn

    Kollegen und Familie stndig. Daran muss ich arbeiten. Am besten klappt das bei einem guten Essen mit seiner groen Liebe, seiner Frau die genau wie er in der Bundesdruckerei arbeitet und die er dort kennengelernt hat. Aber: Das Handy ist immer online. Ich muss lernen, meinen eigenen Anspruch nicht auf andere zu bertragen, sagt er. Ich kann nicht alle Probleme zur Zufriedenheit lsen. Das zu akzeptieren sei schwer. Allerdings bin ich gern an der Basis. Beim Sport im Verein und im Betrieb bei meinen Kolleginnen und Kollegen auch wenn ich aufgrund der Gre der Bundesdruckerei nicht alle gleichmig oft besuchen kann. Ein Teamplayer eben, fr den Schattenboxen immer nur eine sportliche Spielart bleiben wird.

    BETTINA ERDMANN

    Der Trainingsabend beginnt mit einer Verbeugung. Kickboxen beruft sich auf traditionelle fernstliche Kampfmethoden. Es geht respektvoll zu in der Trainingsgruppe von Marcus Pfaff. Der Betriebsratsvorsitzende der Berliner Bundesdruckerei ist Kickboxer und trainiert zweimal pro Woche in der Sportschule Bernd Grossmann in BerlinBritz. Leidenschaftlich ist er im Sport und seiner Arbeit. Nach einer exzessiven Phase beim Fuball dem er noch passiv die Treue hlt stie der heute 47Jhrige, in der Jugend animiert vom Vorbild des Kampfknstlers Bruce Lee, vor gut 15 Jahren zum Kampfsport.

    Fhrhand und Schlaghand. Rechter Krperhaken und linker Kopfhaken. Frontkick und Sidekick. Und jetzt Schattenboxen Trainer Christian gibt in rascher Folge seine Anweisungen. Kopf, Hand, Fu, alles ist aufeinander abgestimmt. Frauen und Mnner trainieren gemeinsam. Angriff und Abwarten. Sie beobachten in groen Spiegeln ihr Krperspiel.

    Denn sie mssen aufeinander eingehen, die eigene Kraft und die des Gegenbers realistisch einschtzen. Hart zugeschlagen wird bei der hier trainierten Kickboxvariante Leichtkontakt nicht. Entscheiden sich die Trainingspartner allerdings fr eine intensivere Schlaghrte, hrt man deutlich die Wucht der Schlge.

    Ich gehe dabei oft bis an meine krperlichen Grenzen, sagt Pfaff. Er ist froh, nach einer HftOP vor einem guten Jahr seine Kraft und Be

    Mehr als SchattenboxenMarcus Pfaff ist Betriebsratsvorsitzender der Bundesdruckerei und Kickboxer

    Teamplayer Marcus mit seinen Sportkameraden Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

    Geboxt und verhandelt

    wird auf Augenhhe

    Teamplayer Marcus Pfaff (4. v. l.) mit Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der Arbeitnehmervertretung im Mai in der Bundesdruckerei Foto: Kay Herschelmann

  • s p r a c h r o h r 151 | 16 T e r m i n e

    SPRACHROHR Mitgliederzeitung des Fachbereiches Medien, Kunst und In-dustrie Berlin-Brandenburg

    Herausgeber: ver.di-Fachbereich 8 Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg.

    Redaktion: Andreas Khn (verantwort-lich), Anschrift von Herausgeber und Redaktion: Kpenicker Str. 30, 10179 Berlin. Tel: 030/88 66-6.

    Redaktionelle Betreuung: Bettina Erd-mann, transit berlin. pro media, Torstrae 177, 10115 Berlin, Tel.: 030 / 61 30 96-63, Fax: 030 / 61 30 96-66. [email protected]

    Gestaltung / Produktion: bleifrei Medien + Kommunikation/Claudia Sikora, Erkelenzdamm 9, 10999 Berlin, Tel: 030 / 61 39 36-0, [email protected]

    Anzeigenannahme: bleifrei Medien + Kommunikation

    Druck: apm AG DarmstadtAuch unverlangt eingesandte Manuskrip-

    te werden sorgfltig behandelt. Sprachrohr erscheint fnfmal im Jahr, Bezugspreis 5 Euro pro Jahr, fr ver.di-Mitglieder im Beitrag enthalten.

    Der ver.di-Fachbereich 8 vom Landesbezirk Berlin- Brandenburg im Internet:

    www.medien-kunst-industrie.bb.verdi.de

    Sprachrohr 2/2016 erscheint Mitte Juni 2016

    Redaktions schluss am 3. Mai 2016

    Impressum

    Sozialberatung zum SGB XII: ver.diMitglieder, die Rente beziehen oder kurz davor sind, knnen ein neues Beratungsangebot zur Grundsicherung im Alter, zur Sozialhilfe bei Zwangsverrentung oder zum Wohngeld im ver.di Landesbezirk nutzen. Speziell geschulte ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen geben Hilfe u.a. beim Beantragen von Leistungen zur Aufstockung vorgezogener Renten. Es geht darum, eigene Rechte zu kennen und einzufordern. Terminvergabe Mo bis Do unter Tel. 030/88 66 51 03

    Johannisfest: Das traditionelle Johannisfest der Buchdrucker findet am Sonnabend, 18. Juni von 15.30 Uhr bis 21 Uhr statt. Wie immer erwarten die Jnger und Mgde der Schwarzen Kunst und andere Interessierte vergngliche Unterhaltung, Speis und Trank, Gesprche und Begegnungen. Ort: Hof im traditionellen Haus der Buchdrucker, Dudenstrae 10, Berlin, UBahn Platz der Luftbrcke

    u.a. ver.di Grokampagne fr hhere Renten und deutsches Gewerkschaftsmonopol im Vergleich mit den europischen Nachbarn. Download unter https://seniorenberlin.verdi.de

    ve r. d i J u g e n d

    Die ver.di Jugend Potsdam trifft sich jeden 3. Donnerstag, meist in der der Bezirksverwaltung, KonradWolfAllee 13, 14480 Potsdam: aktuelle Themen, Aktionen vorbereiten, diskutieren. [email protected] oder 0171 567 50 30. Nchste Termine: 24.3., 21.4., 19.5., 16.6.2016

    S e m i n a r e

    Selbststndige und ALG II. 25.26.5.2016, 9.30 bis 17.30 Uhr: Vernderte Einkommensanrechnung fr Selbststndige Arbeitslosengeld II kann Notlage lindern. Unterlagen fr Jobcenter Betriebseinnahmen werden tatschlichen Ausgaben gegenbergestellt. Notwendige Ausgaben, Selbsteinschtzung, berprfen vorlufiger Bescheide, Fehler vermeiden. Infos zu Einstiegsgeld, Zuschssen, Darlehen, Arbeitslosenversicherung, KSK und Krankenkassenbeitrge. Das Seminar ist fr ver.diMitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 30 Euro. Anmeldung bis 18. Mai 2016 bei [email protected] Existenzgrndung fr Einzelun-ternehmer und Microunternehmen. 14.6.2016, 9.30 bis 16.30 Uhr: Existenzgrndung als freiberuflicher bzw. gewerblicher Einzelunternehmer oder in Kleinstunternehmen, Chancen und Risiken einer Selbststndigkeit. Fr bereits erfolgte Grndungen kann das Seminar zur berprfung der getroffenen Ent

    scheidungen dienen. Referent: Bernd Hubatschek, MKK Consult Selbstvermarktung freier journa-listischer Arbeit: 13.9.2016, 9.30 bis 16.30 Uhr: Grere Sicherheit bei der Erschlieung und Vermarktung journalistischer Leistungen, Beispiele fr die Selbstvermarktung. Seminar fr Journalisten, die den Markteinstieg vollziehen oder sich bisher nicht genutzte Medien erschlieen wollen: Kontaktaufbau, Honorare, Markt pre ise, Informationsbeschaffung, Mehr fach ver wertung, Gemeinschaftsgrndungen. Referenten: Andreas Ulrich, Journalist/Moderator, Bernd Hubatschek, MKK Consult Existenzgrndung fr Journalis-ten, Medienberufler und Knstler. 15.11.2016, 9.30 bis16.30 Uhr: Rahmenbedingungen einer freiberuflichen Existenz in Medien und knstlerischen Berufen. Chancen und Risiken. Besonderheiten. Bereits erfolgte Grndungen knnen berprft werden: Existenzgrndung aus der Arbeitslosigkeit, Frderungsmglichkeiten wie Grndungszuschuss, soziale Absicherung (KSK), betriebswirtschaftliche und steuerliche Aspekte, Gemeinschaftsgrndungen. Referent: Bernd Hubatschek, MKK Consult Ort jeweils: ver.di-Landesbezirk, K-penicker Str. 30, 10179 Berlin, Raum 3.12. Anmeldung: [email protected], Tel: 030/88 66-41 06; ver.di- Mitglieder 13 Euro, Nichtmitglieder 60 Euro

    Ve r s c h i e d e n e s

    Der Arbeitskreis Europa ist offen fr ver.diMitglieder. Nchste Termine: 16.3., 20.4., 18.5., 16 Uhr, ver.di Haus, KpenickerStr. 30, 10179 Berlin, Raum 3.12. Bitte anmelden: [email protected]

    M e d i e n g a l e r i e

    Ausstellung: Bleilettern aus Kreuz-berg erobern die Welt Faschismus, Zwangsarbeit und die Schriftgieerei H. Berthold: Diese vom Arbeitskreis Berthold AG veranstaltete Ausstellung in der MedienGalerie zeigt die Forschungsarbeit der Schule fr Erwachsenenbildung. Sie wird am 21. April um 18 Uhr erffnet und luft bis 3. Juni.

    Jubilumsausstellung: Parallel dazu gibt es ab 20. Mai die Jubilumsausstellung zum 150jhrigen Bestehen des Buchdruckerverbandes Vom Deutschen Buchdruckerverband zur Einheitsgewerkschaft 150 Jahre Kampf ums Menschenrecht in der ver.di Bundesverwaltung am PaulaThiede Ufer in 10179 Berlin.

    Infos: MedienGalerie, Dudenstr. 10, 10965 Berlin, U-Bahn Platz der Luft-brcke, www.mediengalerie.org.de

    L i t e r atu r

    Stammtisch: Jeden ersten Donnerstag im Monat im Terzo Mondo, ab 19 Uhr, Grolmannstr. 28, zwei Minuten vom UBhf. Uhlandstrae (U 15) und vom SBhf. Savignyplatz entfernt.

    A kt i ve E r w e r b s lo s e

    Erwerbslose von ver.di Berlin treffen sich jeden 2. und 4. Donnerstag, 17.30 Uhr, ver.diLandesbezirk, Kpenicker Str. 30. Kontakt: Ulla.Pingel @gmx.de, Tel. 0174/5 61 65 79; Heike Wagner: [email protected]

    S e n i o r e n

    Alte Barden Runde: Jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat um 15 Uhr im Restaurant Alter Krug in Dahlem, KniginLuiseStr. 52, 14195 Berlin

    ADN Senioren: letzter Montag jedes Monats (auer Dezember), jeweils 14 Uhr, Begegnungssttte der Volkssolidaritt, Torstr. 203, 10115 BerlinMitte

    Seniorenausschuss FB 8: Vorstandssitzungen am 21.Mrz und 23.Mai, Mitgliederversammlungen am 4.April und 6.Juni, jeweils 11 Uhr, ver.diLandesbezirk, Kpenicker Strae 30

    Die Querkppe: Die aktuelle Ausgabe der Seniorenzeitung Die Querkppe fr den Fachbereich Medien Kunst und Industrie ist online. Inhalt

    Die Redaktion wnscht allen Leserinnen und Lesern frische Frhlingsgefhle vor allem auch beim Blttern im Sprachrohr. Die nchste Ausgabe kann bereits im Liegestuhl im Garten oder am Strand gelesen werden. Foto: Nora Erdmann

  • s p r a c h r o h r 1 | 1616 A l l e s w a s R e c h t i s t

    Der BGH verffentlichte seine ersten beiden Urteile vom 21. Mai 2015 (GVR Tageszeitungen I und II) zur Anwendbarkeit von Gemeinsamen Vergtungsregeln. Erstmals nahm er die Vergtungsregeln fr Tageszeitungen als Grundlage zur Berechnung angemessener Honorare.

    Als erstes Landgericht hatte das LG Kln mit Urteilen vom 17. Juli 2013 die Vergtungsregeln fr Tageszeitungen zur Grundlage fr angemessene Honorare gemacht und den Verlag des Bonner GeneralAnzeigers zu betrchtlichen Nachzahlungen an zwei freie Journalisten verurteilt.

    Danach waren gut 38.400 Euro plus Zinsen an einen Freien zu zahlen, der 2008 und 2009 fr seine Texte ein Zeilenhonorar von 21 Cent und fr seine Fotos 20,45 Euro pro Bild bekommen hatte. Das sei unangemessen niedrig, urteilte das Gericht und hielt mehr als das Doppelte fr angemessen: 56 Cent pro Zeile und 48 Euro pro Bild. Einem anderen Freien sprach das Landgericht eine Nachzahlung von knapp 10.600 Euro plus Zinsen fr ber 400 Zeitungsbeitrge von Mrz 2009 bis Januar 2011 zu, fr die er nur 25 Cent pro Zeile erhalten hatte. Bemerkenswert an den Entscheidungen war, dass die Vergtungsregeln als gerichtliche Messlatte fr angemessene Honorare zugrunde gelegt wurden fr Zeiten, in denen sie noch nicht vereinbart waren die fr Bildhonorare allerdings gemeinsam mit dem Tarifvertrag und den MFMEmpfehlungen.

    In den Berufungsentscheidungen senkte allerdings das OLG die Ent

    schdigungen fr die freien Journalisten betrchtlich. Das OLG Kln begrndete dies mit dem Umfang der Rechteeinrumung (einfaches Nutzungsrecht), der Auflage bei Lokalausgaben und weil die Richter bei den Bildhonoraren den Tarifvertrag fr arbeitnehmerhnliche Journalisten an Tageszeitungen zugrunde legten.

    Der BGH bestti