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1 St. Franziskus-News INFORMATIONEN FÜR ÄRZTE Ausgabe Nr. 2 Herausgeber: Direktorium St. Franziskus-Hospital Ahlen Juli 2005 Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals möchte Sie auf diesem Wege über Neuerungen in unserer Klinik informieren. Alle leitenden Ärzte berichten Ihnen aus den jeweiligen Abteilungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre! Möglichkeiten der endoskopischen Hämostase Trotz der zunehmenden Eradikation von Helicobacter pylori und des damit verbundenen Rückgangs der peptischen Ulcuskrankheit und ihrer Kompli- kationen stellt die obere Gastro- intestinalblutung (im Folgenden GI- Blutung) weiterhin eine der häufigsten gastroenterologischen Notfälle dar. Über 90% der Blutungen manifestieren sich dabei primär außerhalb des Krankenhauses. In der gastroenterologischen Endoskopie des St. Franziskus-Hospitals finden sowohl thermische (Argonplas- makoagulation) als auch nicht thermische (Injektionsmethoden, Hämoclip, Gummi- bandligatur) Blutstillungsverfahren An- wendung. Dabei bestehen nicht nur hinsichtlich des Verlaufes und der Mortalität sondern auch bezüglich des anzuwendenden Verfahrens grundsätzliche Unterschiede zwischen der Blutung aus Ösophagus- und Fundusvarizen bei portaler Hypertension und der nichtvarikösen oberen GI-Blutung. Bei einer Varizenblutung auf Basis einer Leberzirrhose besteht trotz aller Verbesserungen der Blutstillung auch noch heute eine Mortalität in einem Bereich von 15-30%. Bis zu 50% der Patienten versterben in den ersten 6 Wochen nach Blutung. Die in der Endoskopie-Abteilung regelhaft eingesetzten Verfahren sind die Gummibandligatur („six-shooter“ - auf das Endoskop wird ein Zylinder mit 6 Gummiringen aufgeladen, die blutende Varize in den Zylinder eingesaugt und das Gummiband um die Varize gelegt) Sklerosierungstherapie Varizenobliteration mit Gewebekleber. Intensiv- und OP-Trakt In der Notfalltherapie der akuten Varizenblutung kommt in erster Linie die (extravasale) Sklerotherapie mit 1% Polidocanol zur Anwendung. Die Gummibandligatur ist bei massiven Blutungen wegen der Sichteinschränkung oft schwierig anzuwenden, grundsätzlich aber ähnlich effektiv. Nach Studienlage zeigten sich bezüglich Rezidivblutung und Langzeitmortalität Vorteile für die Ligaturbehandlung, während hier im Vergleich zur Sklerotherapie häufiger Rezidive auftraten. Die Gummibandligatur ist das Verfahren der Wahl bei der Erradikation von Ösophagusvarizen im Intervall.

St. Franziskus News Ausgabe 2 - sfh-ahlen.de · gute Steuerung der Katecholamintherapie bei Patienten im Schockzustand. Störungen der Vitalparameter können schnell erkannt und therapiert

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St. Franziskus-News

INFORMATIONEN FÜR ÄRZTE Ausgabe Nr. 2 Herausgeber: Direktorium St. Franziskus-Hospital Ahlen Juli 2005

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals möchte Sie auf diesem Wege über Neuerungen in unserer Klinik informieren. Alle leitenden Ärzte berichten Ihnen aus den jeweiligen Abteilungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

Möglichkeiten der endoskopischen Hämostase Trotz der zunehmenden Eradikation von Helicobacter pylori und des damit verbundenen Rückgangs der peptischen Ulcuskrankheit und ihrer Kompli-kationen stellt die obere Gastro-intestinalblutung (im Folgenden GI-Blutung) weiterhin eine der häufigsten gastroenterologischen Notfälle dar. Über 90% der Blutungen manifestieren sich dabei primär außerhalb des Krankenhauses. In der gastroenterologischen Endoskopie des St. Franziskus-Hospitals finden sowohl thermische (Argonplas-makoagulation) als auch nicht thermische (Injektionsmethoden, Hämoclip, Gummi-bandligatur) Blutstillungsverfahren An-wendung. Dabei bestehen nicht nur hinsichtlich des Verlaufes und der Mortalität sondern auch bezüglich des anzuwendenden Verfahrens grundsätzliche Unterschiede zwischen der Blutung aus Ösophagus- und Fundusvarizen bei portaler Hypertension und der nichtvarikösen oberen GI-Blutung. Bei einer Varizenblutung auf Basis einer Leberzirrhose besteht trotz aller Verbesserungen der Blutstillung auch noch heute eine Mortalität in einem Bereich von 15-30%. Bis zu 50% der Patienten versterben in den ersten 6 Wochen nach Blutung. Die in der Endoskopie-Abteilung regelhaft eingesetzten Verfahren sind die

� Gummibandligatur („six-shooter“ - auf das Endoskop wird ein Zylinder mit 6 Gummiringen aufgeladen, die blutende Varize in den Zylinder eingesaugt und das Gummiband um die Varize gelegt) � Sklerosierungstherapie � Varizenobliteration mit Gewebekleber.

Intensiv- und OP-Trakt

In der Notfalltherapie der akuten Varizenblutung kommt in erster Linie die (extravasale) Sklerotherapie mit 1% Polidocanol zur Anwendung.

Die Gummibandligatur ist bei massiven Blutungen wegen der Sichteinschränkung oft schwierig anzuwenden, grundsätzlich aber ähnlich effektiv. Nach Studienlage zeigten sich bezüglich Rezidivblutung und Langzeitmortalität Vorteile für die Ligaturbehandlung, während hier im Vergleich zur Sklerotherapie häufiger Rezidive auftraten. Die Gummibandligatur ist das Verfahren der Wahl bei der Erradikation von Ösophagusvarizen im Intervall.

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Zur Stillung massiver Blutungen aus Fundusvarizen ist die endoskopische Obliteration durch intravasale Injektion mit dem Gewebekleber Histoacryl (eine wässrige Lösung, die im physiologischen Milieu innerhalb von 20 Sekunden bei Kontakt mit Blut sofort aushärtet) ohne Alternative. Bei den nicht varikösen Blutungen des oberen GI-Traktes handelt es sich vor allem um peptische Ulzera, gefolgt von Mallory-Weiss-Läsionen, erosiver Gastritis, Angiodysplasien und Reflux-ösophagitis. Im Gegensatz zu den varikösen Blutungen, die in jedem Fall einer endoskopischen Eradikation bedürfen, werden Patienten mit nicht varikösen Blutungen nur bei Vorliegen von Stigmata der aktiven Blutung bzw. mit sichtbarem Gefäßstumpf einer interventionellen Endoskopie zugeführt, da das Rezidivblutungsrisiko hier sehr hoch (50-100%) ist. Neben einer PPI-Therapie und ggf. Eradikation bedürfen Patienten, die diese Stigmata nicht aufweisen, keiner endoskopischen Intervention und können auch ambulant geführt werden. Das Rezidivblutungsrisiko liegt hier bei unter 5%. An Blutstillungsverfahren kommen in erster Linie nicht-thermische Verfahren zur Anwendung. An erster Stelle steht dabei die Unterspritzung der blutenden Läsion mit verdünnter Adrenalinlösung. Sie stellt heute die Standardtherapie bei nicht variköser oberer GI-Blutung dar. Zusätzlich oder alternativ wird in einzelnen Fällen (z. B. chronisches Ulcus mit Gefäßstumpf) eine Injektion von Fibrinkleber vorgenommen. Hierbei werden Fibrinogen und Thrombin durch eine spezielle Sklerosierungsnadel mit zwei getrennten Kanälen unter bzw. in „Anker-Dübel-Technik“ jeweils neben z. B. einen Gefäßstumpf injiziert, wo sie zusammen einen stabilen Clot bilden, der das Gefäß abdrückt und die sekundäre Abheilung durch Bildung eines Granulationsgewebes fördert. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, durch Applikation so genannter Hämoclips

aus Edelstahl ein blutendes Gefäß im Ulkusgrund zu komprimieren. Dieses mechanische Verfahren bietet sich vor allem bei arteriellen Blutungen oder sichtbarem Gefäßstumpf an. Bei großflächigen oder oberflächlichen Blutungen (z. B. GAVE-Syndrom, Tumorblutung) sowie bei Angiektasien kommt schließlich der Argonplas-makoagulator zum Einsatz. Über das Argongas als Leiter werden hochfrequente Wechselströme appliziert, die nur wenige Millimeter tief in das Gewebe eindringen und dort durch thermische Effekte zur Koagulation führen. Dr. med. F. Schlierkamp, Dr. med. Ch. Ertel, Innere Medizin II, Tel.: 02382-858305

Intensivmedizin bei abdomineller Sepsis In der chirurgischen Intensivtherapie steht die Behandlung der Sepsis im Mittelpunkt. Wesentliche neue Trends sind in den letzten Jahren nicht zu verzeichnen. Bei prolongierter Sepsis gilt es, weiter-führenden Organschädigungen, ins-besondere der Lunge, zu begegnen. Dazu ist ein hohes Fingerspitzengefühl bei der Flüssigkeitszufuhr, bei der Therapie mit Katecholaminen und bei der Länge der Respiratorbehandlung erforderlich. Unver-ändert gilt es, neben mehrfach täglichen klinischen Kontrollen, gestützt auf Untersuchungen mit moderner Schnitt-bildtechnik, die Fortsetzung einer alleinigen Intensivtherapie mit der Dringlichkeit eine erneute chirurgische Revision abzuwägen. Ganz im Gegensatz stehen Entwicklungen, die die intensive Beobachtung der Patienten und vorsichtige Nachbe-handlungskonzepte nicht mehr sehen, die s. g. „Fast-track-Verfahren“. Diese kommen insbesondere in der elektiven Colon-chirurgie zum Tragen. Dabei werden nach elektiver Colonresektion eine überaus forcierte Mobilisation des Patienten und ein entsprechender Ernährungsaufbau in die Wege geleitet und so postoperative

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Verweildauern von 2-6 Tage nach Dickdarmresektion erreicht. Bisher allgemein anerkannte Grundsätze, wie eine präoperativ durchgeführte perorale Darmspülung, eine mehrtägige postoperative Infusionsbehandlung sowie eine mittelfristige Nahrungskarenz sind in diesem Konzept verpönt. Das Ziel der Fast-track-Colonchirurgie ist die schnellere postoperative Erholung mit einem kürzeren Krankheitsgefühl des Patienten und die Reduktion allgemeiner Komplikationen wie Lungenaffektionen, Thrombosen oder persistierende postoperative Darmatonie. Die ersten Versuche, „ein solch forsches“ Therapieregime einzuführen, wurden ohne ernste Komplikationen mit wechselndem Erfolg an unserer Abteilung angewendet. Eine solche Konzeption kann nur in der engen Zusammenarbeit von verschie-densten Berufsgruppen erfolgreich sein. Neben dem Chirurgen sind insbesondere die Schmerztherapeuten, Pflegepersonal, Krankengymnasten und ein voll informierter und motivierter Patient erforderlich. Dr. med. K. H. Peter, Allgemein- und Visceralchirurgie, Tel.: 02382-858315

Invasives Monitoring auf der Intensivstation Auf der Intensivstation stehen für unsere schwerkranken Patienten verschiedene Methoden des invasiven Monitorings zur kontinuierlichen Überwachung der Vitalparameter zur Verfügung. Die Patienten, deren Operation bzw. deren Grunderkrankung oder Trauma mit großen Flüssigkeitsverschiebungen einhergeht, werden regelmäßig mit einem zentralen Venenkatheter zur Messung des zentralen Venendruckes und mit einer arteriellen Kanüle zur kontinuierlichen Blutdruck-messung versorgt. Die arterielle Blut-druckmessung zeigt außerdem kontinuier-lich die Herzfrequenz an und der Kurvenverlauf lässt bedingt Rückschlüsse auf den arteriellen Füllungsdruck zu. Die Methode ist wenig störanfällig, insbesondere in Bezug auf Patienten-

bewegungen, was ein wichtiger Vorteil gegenüber den nichtinvasiven Methoden ( EKG, O2-Sättigung ) ist. ZVD und arterielle Blutdruckmessung ermöglichen eine gezielte Infusionstherapie und Kontrolle der Ausscheidung sowie eine gute Steuerung der Katecholamintherapie bei Patienten im Schockzustand. Störungen der Vitalparameter können schnell erkannt und therapiert werden. Für unsere schwerstkranken Patienten mit z. B. septischem Krankheitsverlauf oder cardialer Dekompensation steht uns jetzt auch die PiCCO-Methode zur Verfügung. Das PiCCO ist ein geringinvasiver Monitor zur Überwachung von hämodynamischen Parametern. Die Parameter des PiCCO werden zum Teil diskontinuierlich mittels transpulmonaler Thermodilution als auch kontinuierlich durch arterielle Puls-konturanalyse ermittelt. Die Parameter der transpulmonalen Thermodilution sind der Herzzeitvolumen-Index, der intrathorakale Blutvolumen-Index, der extravasale Lungenwasser-Index und der cardiale Funktionsindex. Die Parameter der kontinuierlichen Pulskonturanalyse sind das kontinuierliche Herzzeitvolumen, der arterielle Druck, die Herzfrequenz, das Schlagvolumen und der systemische vasculäre Widerstand. Alle Parameter werden mit einem beliebigen zentralvenösen Katheter und einem arteriell platzierten Thermodilutions-katheter erfasst. Ein Rechtsherzkatheter wird nicht benötigt. Die Summe der Messergebnisse ermöglicht eine exakte Volumen – und Katecholamintherapie. Dr.med.R.Fricke, Dr.med. U.Kirschbaum, Anästhesie, Tel.:02382-858250 Nicht invasive Beatmung auf der Intensivstation Im Zuge des Neubaus und der Erweiterung unserer Intensivstation werden künftig mehr Kapazitäten für die maschinelle Beatmung von Schwerkranken zur Verfügung stehen. Von zunehmender Bedeutung ist für uns dabei die nicht invasive Beatmung (NIV).

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Aktuelle Studien zeigen bei bestimmten Krankheitsbildern Vorteile der NIV gegenüber der maschinellen Beatmung über einen Tubus. Hierzu zählen die Fälle, in denen eine maschinelle Beatmung durch eine Erschöpfung der Atemmuskulatur und einen dadurch bedingten Anstieg des CO2-Gehaltes im Blut erforderlich wird. Ein klassisches Beispiel ist die exacerbierte chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Die nicht invasive Beatmung über eine Gesichtsmaske oder einen speziellen Beatmungshelm kann dann die Atemarbeit unterstützen bzw. ganz übernehmen.

Monitoring und Beatmung

Bei der nicht invasiven Beatmung kann auf eine tiefe Sedierung des Patienten verzichtet werden. Der Tubus als Fremdkörper in den Atemwegen und damit als Leitschiene für nosokomiale Atemwegsinfekte entfällt. Kompli-kationsträchtige invasive Zugänge wie Blasenkatheter und zentrale Venenkatheter werden seltener benötigt. Insgesamt resultiert dies in einer Verbesserung der Überlebenswahr-scheinlichkeit und in einer Verkürzung der notwendigen Beatmungszeit.

Nicht geeignet ist das Verfahren für die Langzeitbeatmung oder bei starker Schädigung der Alveolarfunktion wie bei schweren Pneumonien oder beim ARDS. Hier kommen weiterhin invasive Beatmungsverfahren zum Einsatz. Dr. med. Norbert-W.Müller, Innere Medizin I, Tel.: 02382-858305

Therapie des akuten Koronar-syndroms Beim akuten ST-Hebungsinfarkt hat sich die sofortige Revaskularisation des betroffenen Koronargefäßes mittels Koronarangiographie und PTCA mittlerweile als der systemischen Lyse überlegen erwiesen. Voraussetzung ist die rasche Verfügbarkeit dieses Verfahrens. Zwischen dem St. Franziskus-Hospital Ahlen und den umliegenden Kranken-häusern mit Linksherzkathetermessplatz wurden daher Absprachen getroffen, die für unsere Patienten einen raschen und unkomplizierten Zugriff auf die Koronarangiographie sicherstellen. In der Regel wird im Zielkrankenhaus während des ärztlich begleiteten Transportes des Patienten bereits der Eingriff vorbereitet, so dass die interventionelle Koronar-angiographie dort ohne kritischen Zeitverlust beginnen kann. Für geeignete Fälle steht natürlich in unserem Hause weiterhin die systemische Lysetherapie zur Verfügung. Somit ist im St. Franziskus-Hospital Ahlen eine zeitgemäße und leitliniengerechte Therapie der Koronaren Herzkrankheit gesichert. Dr. med. Norbert-W. Müller, Innere Medizin I, Tel.: 02382-858305 Neugeborenen-Intensivmedizin an der Klinik für Kinder und Jugend-liche Zusammen mit der geburtshilflichen Abteilung am Hause, die etwa 1000 Geburten pro Jahr aufweist, werden Früh- und Neugeborene ab der ca. 30.

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Schwangerschaftswoche vor, während und nach der Geburt umfassend betreut. Zusätzlich werden die mehr als 500 Neugeborenen des Marien-Hospitals Oelde regelmäßig durch einen Kinderarzt der Klinik betreut, und bei Erkrankung werden Neugeborene aus Oelde mit dem Baby-Notarztwagen im Transportinkubator abgeholt und in Ahlen weiter versorgt. So werden jährlich über 160 kranke Früh- und Neugeborene auf der Intensivstation unserer Klinik für Kinder und Jugendliche behandelt. Die Klinik ist mit allen technischen und personellen Mitteln ausgestattet, um jedem Kind die Intensivtherapie zukommen zu lassen, die erforderlich ist. Es stehen alle notwendigen Geräte wie Inkubatoren (Abb. 1), Monitore, Infusions- und Beat-mungsgeräte (Abb. 2) zur Verfügung. Die Kinder werden dabei von einem qualifizierten Team von ärztlichem und pflegerischem Personal, darunter zwei Neonatologen und mehrere Kinder-intensivkrankenschwestern, rund um die Uhr versorgt. Nach Möglichkeit versuchen wir, in Zusammenarbeit mit den Eltern, die bei den Neugeborenen vorhandenen eigenen Kräfte einzusetzen und ihre Fähigkeiten zu nutzen. Dies umfasst auch eine individuelle und bewusste Betreuung der kleinen Patienten, um unnötige Stressfaktoren (Lärm, Licht, schmerzhafte Eingriffe) weitgehend zu vermeiden. Eine angenehme Erfahrung soll den Eltern und Kindern schon früh ermöglicht werden (frühzeitiger Körperkontakt zwischen

Mutter/Vater und Kind, Känguruhpflege), das Stillen wird auch bei kleinen Frühgeborenen stets gefördert. Durch diese Maßnahmen ist gewährleistet, dass selbst im Falle einer Frühgeburt oder einer Erkrankung in der Neugeborenenzeit für das Kind und seine Familie die bestmöglichen Voraussetzungen für das weitere Leben geschaffen werden. Sollten die Früh- und Neugeborenen Erkrankungen aufweisen, die einer darüber hinausgehenden Therapie bedürfen (z.B. angeborene Herzfehler und Fehlbildungen, außergewöhnliche Beatmungsstrategien u.ä.), arbeiten wir eng mit der kinderchirurgischen Klinik in Hamm, der Neonatologie des St. Franziskus-Hospitals in Münster und der Universitäts-kinderklinik in Münster zusammen. Droht

bei einer Schwangerschaft deutlich vor der 30. Woche eine Frühgeburt und ist die Mutter noch transportfähig, werden Mutter und Fetus noch vor der Geburt in das St. Franziskus-Hospitals in Münster verlegt. Dr. med. Carsten Krüger, Kinder- und Jugendmedizin, Tel.:02382-858960

Frühgeborener in Inkubator

Kinderintensiveinheit

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Der nicht konvulsive Status epilepticus - eine häufige Differentialdiagnose bei Bewusstseinsstörungen Nicht konvulsive Anfälle und häufiger noch nicht konvulsiver Status epileptici (NCSE) treten in einem erheblichen Anteil an Patienten mit akuter Hirnschädigung auf. Diese akuten Anfälle werden häufig nicht erkannt und dementsprechend unterdiagnostiziert. Zudem sind NCSE häufig therapierefraktär und mit einem langen intensivmedizinischen Aufenthalt assoziiert. Die Semiologie dieser Anfälle ist zu gering ausgeprägt, um sie klinisch als epileptisch erkennen zu können. Meistens sind psychomotorische Veränderung (Somnolenz, Apathie, „der Patient reagiert nicht auf Ansprache“) das Hauptsymptom. Die zugrunde liegenden Veränderungen des thalamo-corticalen Systems bei Patienten mit Bewusst-seinsstörungen können nur durch EEG Ableitungen erkannt werden. Eine neue Entwicklung, die auch in Ahlen geplant ist, ist die kontinuierliche EEG-Ableitung auf der Intensivstation. Ein Vorteil der auch nachts und am Wochenende, also zeitnah erfolgenden Ableitungen ist die frühere Erkennung und Therapie und damit meist bessere Prognose als in der Vergangenheit. Dr. med. Peter Lüdemann, Neurologie, Tel.: 02382-858774 Intensivmedizinische Versorgung des Polytraumas Die Versorgung Schwerunfallverletzter beginnt mit lebensrettenden Sofort-maßnahmen am Unfallort. In der klinischen Versorgung werden 4 Stadien der zeitlich gestaffelten Versorgung unterschieden: Schockraumphase: Das Schockraumteam führt lebenserhaltende Sofortmaßnahmen durch. Hierzu gehören Intubation und Beatmung, Legen von Thoraxdrainagen, Masseninfusionen und -transfusionen.

Diese Maßnahmen dienen der Aufrechterhaltung einer optimalen Sauerstoffversorgung des Organismus und Verhütung der letalen Triade von Hypothermie, Acidose und Verbrauchs-koagulopathie. Parallel erfolgt der Body Check, d. h. die klinische Erfassung des Verletzungsmusters und Einschluss von Sonografie und wesentlichen Röntgen-aufnahmen (Thorax, Becken, Wirbelsäule). Bei uns hat sich die Multislice-Spiral-Computertomografie von Kopf bis Becken sehr bewährt. Keine Untersuchung kann innerhalb von 10 Minuten eine derart genaue Auskunft über die Verletzung der großen Körperhöhlen geben. In dieser Phase schließen sich unmittelbar lebensrettende Operationen an (Beispiel: Stillung von Massenblutungen durch Laparotomie und Bauchtuchtamponade, Versorgung großer Gefäßverletzungen, Neurochirurgische Intervention, ggfs. so genannte „Tube-to-tube-Fixateur-Montagen“ zur Ruhigstellung und Lagerungserleichterung großer fraktur-ierter Röhrenknochen). Primärperiode: Die Primärperiode, die etwa dem 1. – 4. Tag entspricht, ist die Phase der intensivmedizinischen Therapie. Es läuft eine allgemeine Ent-zündungsreaktion ab durch maximale Aktivierung der Mediatorensysteme. Zusätzliche Traumatisierungen durch Operationen müssen vermieden werden. Optimierte Beatmung und Kreis-laufführung unter Berücksichtigung von Puls, arteriellem RR-Monitoring, ZVD, Ausscheidung, Blutgasanalysen, Säure-Basen- Haushalt, Blutgerinnung, etc. sollen zur Stabilisierung des Polytraumatisierten führen. Dorsoventrale Wechsellagerung beim Thoraxtraumata (ARDS-Prophylaxe) und bedarfsweise Messung des Herzzeitvolumens und des pulmonal-arteriellen Verschlussdruckes können die Therapiesteuerung in schwierigen Schock-situationen bestimmen. Sekundärperiode: Diese Phase entspricht etwa dem 5. –14. Tag. In dieser Phase ist

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die allgemeine inflammatorische Reaktion des Organismus abgeklungen. Geplante Operationen wie die definitve Stabilisierung von Extremitäten-Ver-letzungen, weichteildeckende Eingriffe oder komplexe Gelenkrekonstruktionen, Entfernung von Bauchtuchtamponaden und abdominelle Scond-look-Eingriffe werden jetzt durchgeführt. Der Patient wird im Anschluss weiter intensivmedizinisch betreut und kann in die Weaningphase (Entwöhnung vom Respirator) überführt werden. Die enterale Ernährung, so nicht bereits via Magensonde eingeleitet, beginnt. Die Krankengymnastik führt während der gesamten Phase Prophylaxen und passive Bewegungen aus.

Überwachungszentrale der Intensivstation

Tertiärphase: Diese Phase ist zeitlich nicht definiert. Sie beginnt mit Verlegung des stabilen Patienten auf die unfallchirurgische Station. Hier erfolgen intensive physiotherapeutische Behand-lungen, die psychologische Aufarbeitung des Unfallerlebens, notwendige Rekon-struktionen der kleineren Verletzungen oder später (nach Wochen bis Monaten) Korrektureingriffe, Knochentransplanta-tionen, etc. sowie alle Maßnahmen der beruflichen, sozialen und medizinischen Rehabilitation. Die Versorgung Polytraumatisierter ist Teamarbeit. Sicherlich kommt dem Unfallchirurgen die Leitung und Koordination aller Maßnahmen zu. Er benötigt die Unterstützung aller Fachdisziplinen der Klinik ebenso wie Physiotherapeuten, Schwestern, Pfleger, Sozialarbeiter und Psychologen. Dr. med. Thomas Haug, Unfallchirurgie, Tel.: 02382-858315

Intensivmedizin in Gynäkologie und Geburtshilfe Wie in anderen Bereichen der Medizin werden auch in der Frauenheilkunde zunehmend mehr bösartige Neubildungen des weiblichen Urogenitalsystems diagnostiziert. Parallel dazu kommt es zu einer zunehmenden Schwerpunktbildung in der Diagnostik und Therapie solcher Erkrankungen (vgl. "Brustzentren"). Dementsprechend werden auch in der Frauenklinik des St. Franziskus-Hospitals zunehmend mehr große onko-chirurgische Eingriffe durchgeführt. So werden beispielsweise jährlich mehr als 50 inguinale, pelvine und paraaortale Lymphonodektomien im Rahmen der radikalen operativen Therapie bei Vulva-, Cervix-, Corpus- und Ovarial-/Tuben-carcinomen vorgenommen. Da die betroffenen Patientinnen meist eine erhebliche Co-Morbidität und ein fortgeschrittenes Lebensalter aufweisen, werden durch die Erweiterung der Intensivstation des Hauses die Voraussetzungen für eine weitere Steigerung und Intensivierung dieser Eingriffe geschaffen. Zu den wenigen Krankheitsbildern aus dem Bereich der Geburtshilfe, die einer intensiv-medizinischen Betreuung bedürfen, gehört das sog. HELLP-Syndrom. Hierbei handelt es sich um einen Symptomenkomplex letztlich unklarer Genese, der meist im letzten Schwangerschaftsdrittel, selten auch einmal postpartal, auftritt und durch eine Hämolyse (hemolysis), erhöhte Leberwerte (elevatet liver enzymes) und erniedrigte Thrombozytenzahlen (low platelets) gekennzeichnet ist. Bei ca. 80% der betroffenen Schwangeren findet sich parallel eine arterielle Hypertonie. Das Krankheitsbild verläuft zumeist hoch akut (innerhalb von Stunden) und ist mit einer deutlich erhöhten kindlichen (akute Placentainsuffizienz) wie auch mütterlichen (z.B. Leberruptur) Mortalität behaftet. Die Therapie besteht bei extrauterin überlebensfähigem Kind in der sofortigen Entbindung, meistens per

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Kaiserschnitt, gelegentlich ist auch eine Prolongation der Schwangerschaft durch eine hochdosierte Corticoid-Therapie unter intensivmedizinischen Bedingungen mög-lich. In der geburtshilflichen Abteilung des St. Franziskus-Hospitals werden pro Jahr ca. 30 bis 40 Schwangere mit dieser Komplikation behandelt. Dr. med. Michael Glaubitz, Gynäkologie und Geburtshilfe, Tel.: 02382-858433 Neuer Nuklearmediziner in der Radiologischen Gemeinschafts-praxis Am 1. April hat Herr Dr. med. Peter Wielepp seine Tätigkeit in der Radiologischen Gemeinschaftspraxis am St. Franziskus-Hospital aufgenommen. In Magdeburg geboren, studierte er an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, an der er auch die AiP-Zeit absolvierte. Seine Ärztliche Ausbildung setzte er im Inselspital der Universität Bern fort, wo er auch promovierte. Seit dem Jahr 2001 ist Dr. Wielepp Facharzt für Nuklearmedizin.

In den Jahren 2001 bis 2005 war er als Funktionsoberarzt im Institut für Molekulare Bio-physik, Radiophar-mazie und Nuk-learmedizin des Herz- u. Diabetes- zentrums NRW in Bad Oeynhausen

tätig. Seine diagnostischen Arbeitsschwerpunkte sind: � Schilddrüsendiagnostik � Nebenschilddrüsendiagnostik � Hirn-SPECT-Untersuchung � Nierenfunktionsszintigrafie � Myocardperfusionsszintigrafie � Radionuklidventrikulografie � Lymphszintigrafie und Sentinel-Node-

Szintigrafie

� Skelettszintigrafie � Gastrointestinale Funktionsuntersuch-

ungen � Szintigrafischer Blutungsquellennach-

weis

Nuklearmedizinische Therapien: � Palliative Schmerztherapie bei

Knochenmetastasen � Radiosynoviorthesen. Dr. med. Peter Wielepp, Radiologische Gemeinschaftspraxis, Tel.: 02383-91040

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Thomas Haug, Dr. Norbert W. Müller, Hildegard Wehrmaker, Sönke Thomas St. Franziskus-Hospital Robert-Koch-Straße 55, 59227 Ahlen Telefon: 02382/ 858-0, Telefax: 02382/ 858-119 E-Mail: [email protected]