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St.-Sava-Kathedrale 300 Jahre nach der Sch¨ andung der Reliquien des serbischen Nationalheiligen durch die Osmanen 1 wurde im Jahre 1895 die Gesellschaft zum Bau einer Kathedrale zu Ehren des hl. Sava“ gegr¨ undet. Mit Bedacht w¨ ahlte man den Standort f ¨ ur das neu zu errichten- de Gotteshaus. Es sollte auf dem H ¨ ugel Vraˇ car an jenem Ort errichtet werden, an dem auf Befehl des Hodscha Sinan Paschas die Gebeine des Nemanijden, nach ihrer ge- waltsamen Entwendung aus dem Kloster Mileseva, ¨ offentlich verbrannt worden waren. Hier sollte die gr¨ oßte orthodoxe Kirche des Balkans entstehen als weithin sichtbares Zeichen nationaler Wiedergeburt. Um ihre Bedeutung zu unterstreichen, w¨ ahlte man als architektonisches Vorbild die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, die Hagia Sophia von Konstantinopel. Als Zentralkuppelbau unterscheidet sie sich jedoch im Grundriss von ihrem Vorbild. Ihre Maße betragen 91 mal 81 Meter zu 77 mal 71 Meter und einer Grundfl¨ ache von 3500 m 2 zu 7570 m 2 und bietet etwa 12.000 Gl¨ aubigen Platz. Der Kuppeldurchmesser betr¨ agt 35 zu 31 Meter bei einer Scheitelh ¨ ohe der Kuppel von 65 zu 56 Meter. Nach mehreren Jahrzehnten Planung und etlichen Wettbewerben legte am 15. September 1935 Patriarch Varnava I. 2 den Grundstein. Vier Jahre sp¨ ater konnte Patriarch Gavrilo 3 am 27. Mai noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs die er- ste Segnung des Baus vornehmen und die Gr¨ undungsurkunde im Altar verwahren. Der Weiterbau wurde durch die deutsche Invasion am 6. April 1941 unterbrochen. Zun¨ achst diente das Geb¨ aude der Wehrmacht als Garage f¨ ur Milit¨ arfahrzeuge, sp¨ ater dann der jugoslawischen Armee. W¨ ahrend der Tito- ¨ Ara wurde ein Baustopp verh¨ angt. Mit dem Segen des Patriarchen German 4 wurden 1985 die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Bis heute jedoch ist das außen vollst¨ andig mit weißem Marmor verkleidete Gottes- haus im Innern noch immer unvollendet, da seine Finanzierung nicht gew¨ ahrleistet ist. Wohl nicht zuletzt, um die Spendenfreudigkeit der Gl¨ aubigen neu zu motivieren, wurde im Jahre 2009 erstmals der Weihnachtsgottesdienst im Rohbau der Kirche zelebriert. Inzwischen haben sich weitere Sponsoren gefunden. Sowohl der russische Staat als auch das Moskauer Patriarchat haben ebenfalls ihre finanzielle Unterst¨ utzung zuge- sichert. Belgrad dankte es dem russischen Premierminister Wladimir Putin w¨ ahrend seines Serbien-Besuches am 24. M¨ arz 2011 mit der Verleihung des St.Sava-Ordens – der h ¨ ochsten Auszeichnung, die von der Serbisch-orthodoxen Kirche vergeben wird. Der Christliche Osten LXVI/2011/3 – 4, S. 155. 1 Diese Reliquiensch¨ andung wurde 1594 als Strafmaßnahme auf den serbischen Aufstand von 1593 begangen. 2 Varnava (Petar Rosi´ c), * 29. August 1880 im montenegrinischen Pljevlja, Patrirch der SOK von 1930 bis 1937, 24. Juli 1937. 3 Gavrilo V. (George -Dozi´ c), * 17. Mai 1881 in Vrujci, Patriarch 1938 – 1950, 7. Mai 1950 in Belgrad. 4 German (Hranislav - Dori´ c), * 19. August 1899 in Joˇ saniˇ cka Banja, Patriarch 1958 – 1990, 27. August1991 in Belgrad.

St Sava Kathedrale [Belgrad]

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Die Kathedrale des hl. Sava in Belgrad

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Page 1: St Sava Kathedrale [Belgrad]

St.­Sava­Kathedrale

300 Jahre nach der Schandung der Reliquien des serbischen Nationalheiligen durch dieOsmanen1 wurde im Jahre 1895 ”die Gesellschaft zum Bau einer Kathedrale zu Ehrendes hl. Sava“ gegrundet. Mit Bedacht wahlte man den Standort fur das neu zu errichten­de Gotteshaus. Es sollte auf dem Hugel Vracar an jenem Ort errichtet werden, an demauf Befehl des Hodscha Sinan Paschas die Gebeine des Nemanijden, nach ihrer ge­waltsamen Entwendung aus dem Kloster Mileseva, offentlich verbrannt worden waren.Hier sollte die großte orthodoxe Kirche des Balkans entstehen als weithin sichtbaresZeichen nationaler Wiedergeburt. Um ihre Bedeutung zu unterstreichen, wahlte manals architektonisches Vorbild die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, die HagiaSophia von Konstantinopel. Als Zentralkuppelbau unterscheidet sie sich jedoch imGrundriss von ihrem Vorbild. Ihre Maße betragen 91 mal 81 Meter zu 77 mal 71 Meterund einer Grundflache von 3500 m2 zu 7570 m2 und bietet etwa 12.000 Glaubigen Platz.Der Kuppeldurchmesser betragt 35 zu 31 Meter bei einer Scheitelhohe der Kuppel von65 zu 56 Meter. Nach mehreren Jahrzehnten Planung und etlichen Wettbewerben legteam 15. September 1935 Patriarch Varnava I.2 den Grundstein. Vier Jahre spater konntePatriarch Gavrilo3 am 27. Mai noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs die er­ste Segnung des Baus vornehmen und die Grundungsurkunde im Altar verwahren. DerWeiterbau wurde durch die deutsche Invasion am 6. April 1941 unterbrochen. Zunachstdiente das Gebaude der Wehrmacht als Garage fur Militarfahrzeuge, spater dann derjugoslawischen Armee. Wahrend der Tito­Ara wurde ein Baustopp verhangt. Mit demSegen des Patriarchen German4 wurden 1985 die Bauarbeiten wieder aufgenommen.

Bis heute jedoch ist das außen vollstandig mit weißem Marmor verkleidete Gottes­haus im Innern noch immer unvollendet, da seine Finanzierung nicht gewahrleistet ist.Wohl nicht zuletzt, um die Spendenfreudigkeit der Glaubigen neu zu motivieren, wurdeim Jahre 2009 erstmals der Weihnachtsgottesdienst im Rohbau der Kirche zelebriert.

Inzwischen haben sich weitere Sponsoren gefunden. Sowohl der russische Staat alsauch das Moskauer Patriarchat haben ebenfalls ihre finanzielle Unterstutzung zuge­sichert. Belgrad dankte es dem russischen Premierminister Wladimir Putin wahrendseines Serbien­Besuches am 24. Marz 2011 mit der Verleihung des St.Sava­Ordens –der hochsten Auszeichnung, die von der Serbisch­orthodoxen Kirche vergeben wird.

Der Christliche Osten LXVI/2011/3 – 4, S. 155.

1 Diese Reliquienschandung wurde 1594 als Strafmaßnahme auf den serbischen Aufstand von 1593begangen.

2 Varnava (Petar Rosic), * 29. August 1880 im montenegrinischen Pljevlja, Patrirch der SOK von 1930bis 1937, † 24. Juli 1937.

3 Gavrilo V. (George ­Dozic), * 17. Mai 1881 in Vrujci, Patriarch 1938 – 1950, † 7. Mai 1950 in Belgrad.4 German (Hranislav ­Doric), * 19. August 1899 in Josanicka Banja, Patriarch 1958 – 1990, † 27.

August1991 in Belgrad.