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Ö STERREICHISCHES F ORUM ARBEITSMEDIZIN ARBEITSMEDIZIN V ENÖSE I NSUFFIZIENZ UND U LCERA 03/08 03/08

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ÖS T E R R E I C H I S C H E S FO R U M

ARBEITSMEDIZINARBEITSMEDIZIN

VENÖSE INSUFFIZIENZ UND ULCERA03/0803/08

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Inhalt

Kennen Sie F. Matthias Alexander? 3A. Pilger

Venöse Insuffizienz und Ulcera – epidemiologische und therapeutische Aspekte mit besonderer Berücksichtigung der Kompressionstherapie 4S. Steiner-Böker

Arbeitsplatzbeleuchtung: Die Energiesparlampe 11P. Heilig

Schrankenlose Werbung 17P. Heilig

Die AUVA informiert

Arbeiten im Freien – Sonnenschutz als Vorsorge 21E. Kitz

AUVA-Kurse für ArbeitsmedizinerInnen nun auch im DFP-Kalender der Akademie der Ärzte 25M. Nikl

Aus den Arbeitsmedizinischen Einrichtungen der Medizinischen Universität Wien

Alexander-Technik gegen Rückenbeschwerden 27A. Pilger

Hautschutzpräparate – wie wirksam sind sie wirklich? 31R. Winker

Titelbild: Alexander Pilger

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KENNEN SIE F. MATTHIAS ALEXANDER?

John Dewey schrieb 1923 in seinem Vorwort zu Constructive Conscious Control of the In-dividual von F. M. Alexander:

„… Mr. Alexander hat eine Methode gefunden, mit deren Hilfe genau diese Wechselbezie-hung zwischen dem Körperlichen und dem Geistigen als ein Ganzes aufgedeckt wurde unddie es ermöglicht hat, bezüglich neuen Einstellungen und Gewohnheiten ein neues Sinnes-bewusstsein zu schaffen. ... Allerdings ist die Methode kein Heilmittel, sondern eine kon-struktive Erziehung. Genau genommen liegt ihr Anwendungsgebiet bei jüngeren Menschen,bei der heranwachsenden Generation also, damit diese frühestmöglich im Leben einen rich-tigen Maßstab für ihre Sinnes- und Selbstbeurteilung erwerben kann. Wenn erst ein guterTeil dieser neuen Generation richtig koordiniert ist, können wir zum ersten Mal zuversicht-lich sein, dass Frauen und Männer in Zukunft auf eigenen Füßen stehen können und ausge-rüstet mit einem zufriedenstellenden psychophysischen Gleichgewicht den Widrigkeiten undUngewissheiten in ihrem Umfeld nicht mehr mit Angst, Verwirrung und Unzufriedenheit be-gegnen, sondern mit Ausgewogenheit, Selbstvertrauen und Zuversicht.“

Von der Vision Deweys scheint nichts in Erfüllung gegangen zu sein. Muskuloskeletaleund psychische Beschwerden nahmen in den letzten Jahrzehnten stetig zu und stehenheute an der Spitze der arbeitsassoziierten Erkrankungen. Die von F. M. Alexander(1869–1955) entwickelte Methode fand zwar durchwegs hohe Akzeptanz in künstleri-schen Berufen, die eine Auseinandersetzung mit der Körperhaltung erfordern (z. B.SchauspielerInnen, TänzerInnen, MusikerInnen), doch ist sie in Medizinerkreisen heu-te leider nur wenig bekannt. Das mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dassdie von F. M. Alexander publizierten Entdeckungen und Ableitungen so gar nicht zuunserem gängigen Verständnis von wissenschaftlich fundierter Methodik passen. Daerwartet man doch exakte Vorschriften und ein Ziel, das man konsequent anstrebenkann, und wo sich der Erfolg auch gut messen lässt. Die Alexander-Technik muss hierenttäuschen. Fragen wie „Was muss ich tun?“ oder „Wie mache ich es richtig?“ werdenrelativiert. Alexander selbst meinte: „Jeder will es richtig machen; aber niemand hält inne,um zu überlegen, ob seine Vorstellung von ,richtig‘ die richtige ist.“

Dewey betonte, dass die Alexander-Technik nicht als Heilmethode aufzufassen sei.Sie lässt sich eben nicht verabreichen wie Medizin oder ein paar Tipps für die Morgen-gymnastik, die man dann täglich abspult, damit es einem besser geht. Sie bietet keinvorgefertigtes Übungsprogramm für das Erlangen einer korrekten Körperhaltung, son-dern es geht vielmehr um den besseren Gebrauch unserer selbst, der dann zu einerverbesserten Haltung führen kann. Postuliert wird ein enger Zusammenhang zwischenKopf, Hals, Rumpf und dem übrigen Organismus. Eine ausgewogene Beziehung wirdhier nicht über direktes Tun, sondern über indirekte Mittel erreicht. Das klingt vielleichtverwickelt, doch einfache Umschreibungen würden da bloß scheitern. Gesagt sei nurso viel: Die Alexander-Technik erfordert Selbstverantwortung und die Bereitschaft, dasgewohnte „Tun“ zu unterbinden (beides Ansprüche, die ja nicht gerade dazu bestimmtsind, der Methode zu großer Popularität zu verhelfen). Es sind aber heuer im BMJbemerkenswerte Resultate einer umfangreichen Studie zur Wirkung der Alexander-Technik bei chronischen Rückenbeschwerden erschienen, die hoffen lassen, dass dieAlexander-Technik jetzt von Ärztinnen und Ärzten wiederentdeckt wird (s. S. 27).

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Alexander Pilger

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Einleitung

Chronisch venöse Insuffizienz (CVI) derunteren Extremität ist eine der häufigstenErkrankungen in der erwachsenen Bevöl-kerung. Der Begriff der chronisch venö-sen Insuffizienz umfasst Krankheitszei-chen, die als Folge einer dauerhaftenvenösen Abflussstörung zu werten sind;es folgt eine venöse Hypertension mitdaraus resultierenden Veränderungen,insbesondere im Bereich der Haut. DasSpektrum der Erkrankung reicht vonasymptomatischer Venenschwäche überVarizenbildung bis hin zur schwerstenForm mit trophischen Hautstörungenund Bildung von Ulcera. Varizen (lat. Va-rix-Knoten) bezeichnen laut Definition derWeltgesundheitsorganisation WHO sack-förmig oder zylindrisch erweiterte, ober-flächliche Venen. Die Venenerweiterungkann umschrieben oder streckenförmigsein und ist meistens mit einer Schlänge-lung oder Knäuelbildung verbunden. Dieweit verbreitete Bezeichnung „Krampf-adern“ hat – wie oft fälschlich angenom-men – nichts mit Krämpfen zu tun, son-dern der Name leitet sich vielmehr ausdem alten Begriff der „krummen Ader“her. Varizen im Verlauf der epifaszialenVenen – häufig vor allem kosmetisch störend – können, müssen aber nicht zu Beschwerden führen. Sobald bei einemPatienten mit Varizen Symptome der venösen Insuffizienz auftreten, ist er alsvenenkrank zu betrachten.

Epidemiologie

Die Prävalenz für Beinvarizen beträgt fürFrauen je nach Studie 20–30 %, für Män-ner 10–40 %.1 Die Zahlen variieren auf-grund der Population, die in den Studienuntersucht wurde, sowie auch aufgrundverschiedener Definitionen von Beinvari-zen. Viele Studien zeigten, dass Varikosita

häufiger in Frauen als Männern auftritt,hier mag aber auch ein Selektions-Biasvorliegen, da Frauen sich des Problemsbewusster sind und eher an Studien teil-nehmen. Weiters wurde in vielen Studiendie Altersabhängigkeit der CVI – die Prä-valenz nimmt mit zunehmendem Alter zu– nicht ausreichend berücksichtigt. Re-zente epidemiologische Studien wie dieBonner Venenstudie haben ältere Datenbestätigt, dass etwa 60 % der Varikosi-tas auf Minimalvarianten entfallen.2 Im Vergleich fand sich bei ca. 14 % der Be-völkerung eine Stammvarikositas. Auch geografische Unterschiede wurden be-schrieben: So wurde eine höhere Präva-lenz von Varizen in Industrieländern ge-funden. Mekky et al. beobachteten einefünfmal höhere Prävalenz bei englischenFrauen im Vergleich zu ägyptischen Frau-en.3 In einer israelischen Studie war dasAuftreten von Varizen häufiger in Proban-den aus Europa, Amerika und Asien imVergleich zu Teilnehmern mit afrikanisch-genetischem Hintergrund.4 In Europa wardie Prävalenz von Varizen niedriger untersüdeuropäischen Frauen (z. B. Italien,Spanien) im Vergleich zu anderen Staa-ten (Schweiz, Frankreich, zentraleuropäi-schen Staaten).5

Auch in Bezug auf die Prävalenz der CVIwerden unterschiedliche Prozentsätze beschrieben: < 1 bis 17 % in Männern und< 1 bis 40 % in Frauen.1 Auch hier werdenwieder Unterschiede im Alter des einge-schlossenen Studienkollektivs, der Durch-führung der Studien und der klinischenEinschlusskriterien ursächlich angesehen.

Klassifikation der CVI

Im klinischen Routinebetrieb wird häufigdie Einteilung der CVI in 3 Stadien nachWidmer verwendet (s. Tabelle 1).

Allerdings handelt es sich bei dieser Ein-teilung um eine rein klinisch-morphologi-

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Höhere Prävalenz von Varizen inIndustrieländern

„Krampfadern“ =„Krumme Adern“

Klassifikation nachWidmer für den klini-schen Routinebetrieb

VENÖSE INSUFFIZIENZ UND ULCERA

Epidemiologische und therapeutische Aspekte mit besondererBerücksichtigung der Kompressionstherapie

Sabine Steiner-Böker

Klinische Abteilung für

Angiologie, Medizinische

Universität Wien

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sche Beschreibung. Das derzeit internatio-nal anerkannteste Einteilungsschema fürchronische Venenerkrankungen ist dieCEAP-Klassifikation, die 1994 durch eininternationales Ad-hoc-Komitee des Ame-rican Venous Forum (AVF) erarbeitet wurde. Diese Klassifikation umfasst klini-sche Symptome (C), ätiologische (E),anatomische (A) und pathophysiologische(P) Aspekte. Die klinische Symptoma-tik des betroffenen Beins wird hier in 7 Klassen von C0 bis C6 unterteilt. Diechronisch venöse Erkrankung umfassthierbei das ganze Spektrum der klinischenZeichen und Symptomatik, während derBegriff chronisch-venöse Insuffizienz ge-

nerell begrenzt ist auf die schwerere Formder Erkrankung mit dem Vorliegen vonÖdem sowie trophischen Hautverände-rungen wie Hyperpigmentierung, Lipoder-matosklerose und Ulcera (s. Tabelle 2). Weiters wird die Varikose in die Hauptfor-men Stammvarikose, Seitenastvarikose,retikuläre Varikose, Varikose der Perfo-ransvenen und Besenreiservarikose ein-geteilt.

Die für die hämodynamische Bedeu-tung der Varikosis wichtige Stammvenen-Insuffizienz lässt sich nach einer Stadien-einteilung von HACH (1977) klassifizie-ren, die im deutschsprachigen Raum all-gemein akzeptiert ist (s. Tabelle 3).

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CVI ist begrenzt auf die schwere Form der Erkrankung mit Ödembildung und trophischen Haut-veränderungen

Tab. 1: Einteilung der CVI nach Widmer

Stadium I abendliche Neigung zu Schwellung, vor allem im Malleolenbereich und Kranz von medial bis lateral über den Fußrücken ziehenden Venektasien (Corona phlebectatica paraplantaris, Phlebödem)

Stadium II I + trophische Störung in Form von Induration, Hyperpigmentation, Hyperkeratose(Stauungsödem, Dermatosklerose)

Stadium III I, II + florides oder abgeheiltes Ulcus cruris, Atrophie-blanche-Felder

Tab. 3: Hach-Klassifikation

Vena saphena magna Stadium Vena saphena parva

Insuffizienz der Mündungsklappen I Insuffizienz der Mündungsklappe

Gefäßerweiterung auf Bleistiftdicke, retro- Gefäßerweiterung auf Bleistiftdicke,grader Blutstrom bis oberhalb des Knies. II retrograder Blutstrom bis Wadenmitte.Insuffizienz der Venenklappen. Insuffizienz der Venenklappen.

Gefäßerweiterung bis auf Kleinfingerdicke, Gefäßerweiterung bis auf Kleinfingerdicke, retrograder Blutstrom bis unterhalb des Knies. III retrograder Blutstrom bis zur Knöchelregion.Insuffizienz der Venenklappen. Insuffizienz der Venenklappen.

Gefäßerweiterung auf Fingerdicke,Schlängelung, Verlust der Klappen, IVretrograder Blutstrom bis zur Knöchelregion

Tab. 2: CEAP Klassifikation

Klinische Ätiologische Anatomische PathophysiologischeKlassifikation Klassifikation Klassifikation Klassifikation

C0: keine sichtbare Ec: kongenital As: oberflächliche Pr: RefluxVarikose Venen

C1: Besenreiser, Ep: primär Ap: Perforansvenen Po: Obstruktionretikuläre Varizen

C2: Varizen Es: sekundär Ad: tiefe Venen Pr,o:Reflux plus Obstruktion

C3: Ödem En: keine venöse Dn: keine venöse Pn: keine venöse Ursache Lokalisation Pathophysiologie erkennbar erkennbar erkennbar

C4a: Pigmentation, Ekzem

C4b: Lipodermatosklerose, Atrophie blanche

C5: abgeheiltes Ulcus

C6: florides Ulcus

S: symptomatisch

A: asymptomatisch

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Pathophysiologie und Risiko-faktoren

Bezüglich der Entstehung primärer Vari-zen gibt es zwei Haupttheorien. Einer-seits wird davon ausgegangen, dass dieVarikose aus einem Versagen der Venen-klappen resultiert und so zu einem venö-sen Reflux und Dilatation der Vene führt.Eine neuere Hypothese geht davon aus,dass die Klappenschlussunfähigkeit ehereine Folge von Wandveränderungen undnicht der Auslöser ist. Bestimmte struktu-relle Veränderungen in den glatten Mus-kelzellen und der extrazellulären Matrixführen zu Wandausdehnung mit resultie-render Klappendysfunktion.

Eine sekundäre Form resultiert aus derpersistierenden Obliteration tiefer Leitve-nen nach Thrombose.

Eine Reihe von Risikofaktoren für Vari-kositas und CVI wurden beschrieben. Wieschon erwähnt, ist das Alter ein wesent-licher Faktor, es besteht hier eine nahezulineare Korrelation.2 Bei Frauen korreliert

das Risiko mit der Anzahl der Schwanger-schaften, weiters ist auch eine genetischeDisposition gut etabliert.6 Weiters gibt eseine Asssoziation von Varikose und Adi-positas. Insbesondere zeigten mehrereStudien auch, dass eine Berufstätigkeitvor allem im Stehen (> 75 % der Arbeits-zeit) mit einer hohen Prävalenz von CVIverbunden ist. 7-10

Symptome der CVI

Typische Symptome umfassen Beinöde-me, insbesondere im Bereich des dista-len Unterschenkels und Fußrückens. ImGegensatz zum Lymphödem sind die Ze-hen nicht betroffen. Dadurch kann es zueinem Schwere- und Spannungsgefühlder Beine kommen, ev. auch verbundenmit nächtlichen Wadenkrämpfen. Als Co-rona phlebectatica paraplantaris wird eineErweiterung kleiner Venen im Fußgewölbebezeichnet. An weiteren typischen Haut-veränderungen findet sich eine Hypoder-mitis mit diffuser hellroter Verfärbung derHaut bei gleichzeitigem Ödem (wesentli-che Differentialdiagnose für das Erysipel),ekzemartige Veränderungen in Assozia-tion mit bräunlichen Pigmentierungen so-wie das Bild der Dermatoliposklerose alssklerosierender Entzündungsprozess derHaut mit Ersatz durch fibröses Narben-gewebe. Das Ulcus cruris venosum tritthäufig im Unterschenkel- und Knöchel-bereich auf, wo die Hautschädigung amstärksten ist (Abbildung 1). Das Ausmaßder Gewebsnekrose kann sehr unter-schiedlich sein; die Ulcera sind häufignicht schmerzhaft, solange keine zusätz-liche Infektion auftritt.

Diagnostik

Eine Abklärung sollte erfolgen, wenn Va-rizen stark störend sind und der Pati-ent wünscht, dass man etwas macht,weiters wenn es zum Auftreten von Ul-cera kommt.

Anamnese

Wichtig zu erfassen sind der Zeitpunkt desBeginns der Varizen, die Familienanam-nese in Bezug auf die Beinvarizen, frühere

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Ursache oder Wirkung:Versagen der Venen-klappen

Typische Symptome:Beinödeme im Bereichdes distalen Unter-schenkels undFußrückens

Risikofaktoren: Alter,Anzahl der Schwanger-schaften, genetischeDisposition, Adiposi-tas, stehende Berufe

Abb. 1: A: Ulcus cruris venosum

im Bereich des rechten Mal-leolus medialis

B: Deutliche Regredienz nach 3 Monaten konse-

quenter Lokal- und Kompressionstherapie

C: Vollständige Abheilungnach 4 Monaten

A

B

C

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Traumata oder tiefe Venenthrombosen, An-zahl früherer Schwangerschaften, frühereOperationen an den unteren Extremitätenund Symptome, welche mit einer chro-nisch-venösen Insuffizienz assoziiert sind.

Untersuchung

Bei der Untersuchung geht es darum, dieAusdehnung der Beinvarizen zu bestim-men. Dies ist insbesondere dann vonInteresse, wenn eine chirurgische Thera-pie oder eine Sklerotherapie bevorsteht.Die Größe und Lokalisation der betroffe-nen Venen werden kartographisch festge-halten, nachdem der Patient 5–10 Minu-ten gestanden ist. Das Ausmaß derÖdeme, Hautveränderungen sowie Ulze-rationen sollten beachtet und die arte-riellen Pulse untersucht werden, um dasVorliegen einer peripher arteriellen Ver-schlusskrankheit auszuschließen.

Bildgebung

Die Duplex-Sonografie ist die Standard-untersuchung des venösen Systems derunteren Extremitäten. Es kann so die Ana-tomie der Venen bestimmt und Refluxge-biete ausfindig gemacht werden. Weiterskann so auch eine Differenzierung zwi-schen postthrombotischem Syndrom undprimärer Varikose erfolgen. Im Vergleichzur Phlebografie können insuffiziente Per-foransvenen besser lokalisiert werden.

Wenn die tiefen Venen bei insuffizientenoberflächlichen Venen durchgängig undsuffizient sind, ist die chirurgische Thera-pie möglicherweise kurativ.

Die Phlebografie kommt nur in speziel-len Fällen zur Anwendung, wenn eine Du-plexsonografie nicht aussagekräftig ist.

Behandlungsoptionen

Allgemeine Maßnahmen

Für Allgemeinmaßnahmen wie das Ver-meiden von längerem Sitzen oder Stehen,von stärkerer Wärmeeinwirkung sowie der Empfehlung einer Hochlagerung beiSchwellungsneigung und physikalischenMaßnahmen (Bewegung, Hydrotherapiemit Kaltwassergüssen) gibt es zwar kaum

kontrollierte Studien, allerdings zeigt dieklinische Erfahrung hier eine gute Wirk-samkeit dieser Empfehlungen.

Kompressionstherapie

Trotz vieler technischer Innovationen inder Medizin bleibt die Kompression einewichtige Interventionsmethode für dasManagement von venösen und auch lym-phatischen Erkrankungen. Eine Kompres-sion vermindert während der Anwendungden venösen Druck sowie Reflux und dasBlutvolumen.

Pannier et al. berichten beispielswei-se über die Verbreitung und Akzeptanzmedizinischer Kompressionsstrümpfe(MKS), basierend auf einer bereichsüber-greifenden Venen-Studie mit zufällig aus-gewählten Einwohnern aus Bonn undUmgebung zwischen November 2000und März 2002.11 23 % (13 % männlich,31 % weiblich) der 3.072 Patienten erhiel-ten phlebologische Behandlung. MKSwurde bei 15 % der Patienten verwendet(von 1 % in Stadium C0 bis zu 82 % inStadium C5/6). Die Verwendung von MKSan fünf oder mehr Tagen pro Wochedurch 73 % der Patienten bzw. mehr alsacht Stunden pro Tag durch 89 % der Pa-tienten bestätigt eine hohe Akzeptanz. ImSchnitt berichteten 71 % der Studienteil-nehmer von einer Besserung der Be-schwerdesymptomatik durch das Tragender Kompression.

Studien haben gezeigt, dass der hämo-dynamische Effekt in erster Linie vonDruck und Steifheit der Kompression ab-hängt: Höherer Druck wirkt dabei besserals niedriger Druck bei der Korrektur vonoberflächlichen und tiefliegenden venö-sen Insuffizienzen. Van der Wegen-Fran-ken et al. zeigten beträchtliche Abwei-chungen der statischen und dynamischenSteifheit von elastischen MKS verschiede-ner Hersteller.12 Derzeit existieren nur we-nige wissenschaftliche Beiträge, die dieAuswirkungen der Steifheit von Kompres-sionsstrümpfen bewerten. Obwohl nochvieles ungeklärt ist und Unstimmigkeitenverbleiben, gibt es wissenschaftliche Bele-ge zu den Vorteilen der Kompression füreinige allgemein akzeptierte Indikationen.Im Folgenden findet sich ein kurzer Über-blick.

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Kompression – einewichtige Interventions-methode

Duplex-Sonographieals Standardunter-suchung

Druck und Steifheit derKompression sind entscheidend

Vermeiden von länge-rem Sitzen oder Stehen sowie starkerWärmeeinwirkung;Beine hochlagern beiSchwellungsneigung

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Kompression bei CVI

Eine Metaanalyse von Amsler und Blätt-ler anhand von randomisierten, kon-trollierten Untersuchungen vergleicht (wadenlange) Strümpfe mit einem Knö-cheldruck von 10–20 mmHg sowie mit ei-nem Druck von mehr als 20 mmHg mitPlacebo oder keiner Behandlung.13 Unter-sucht wurden gesunde Menschen mit ei-nem berufsbedingten Risiko für Beinve-nen-Symptome oder Ödeme, Patientenmit C1–3 CVI sowie Patienten mit Varikosi-tas. Elf randomisierte, kontrollierte Stu-dien erfüllten die Kriterien. Trotz beträcht-licher methodischer Schwächen deutetdie Metaanalyse darauf hin, dass Bein-kompression mit 10–15 mmHg eine effek-tive Behandlung für chronische venöseStörungen darstellt. Eine Erleichterungder Beschwerdesymptomatik konntedurch eine Kompression zwischen 15 und20 mmHg erzielt werden und war ver-bunden mit einer Reduktion des Beinvo-lumens. Strümpfe mit einem Druck vonmehr als 20 mmHg wurden von Perso-nen mit geringen Symptomen nicht gutakzeptiert. Eine weitere Studie derselbenAutoren beschreibt allerdings, dass einigebeinbezogene Symptome eher einen psy-chischen als venösen Ursprung habenund daher nicht mit Kompression behan-delt werden können.14

Bezüglich der Dauer der Kompressionnach Sklerotherapie und ambulanterPhlebektomie besteht Uneinigkeit und einMangel an wissenschaftlichen Belegen.Eine mittelgradige Kompression postin-terventionell bzw. postoperativ wird gene-rell empfohlen.

Kompression bei postthrombotischemSyndrom (PTS)

Randomisierte, kontrollierte Studien zei-gen, dass eine Kompressionstherapie die Häufigkeit eines postthrombotischenSyndroms (PTS) in Folge einer tiefenBeinvenenthrombose (DVT) um 50 %senkt.15 Eine Kompressionstherapie derKlasse II wird für zumindest zwei Jahrenach einer tiefen Beinvenenthromboseempfohlen.

Kompression zur Behandlung des Ulcus cruris venosum

Die Wirksamkeit von Kompressionsban-dagen zur Behandlung von venösen Ul-cera wird als Grad-A-Empfehlung bewer-tet.16, 17 Da Erfahrung und Fachkenntnisnötig sind, um entsprechende Bandagenanzulegen, wurden Untersuchungen überdie Verwendung von Strümpfen durchge-führt. Tatsächlich zeigten bereits Studienvor 20 Jahren sowie nachfolgend pub-lizierte Untersuchungen einen gleichwer-tigen oder gar überlegenen Effekt vonStrümpfen gegenüber Bandagen in dieserIndikation.18

Zusammenfassend muss festgehaltenwerden, dass die Nutzung von Kompres-sionstechniken hauptsächlich auf Erfah-rung und Tradition basiert, mit einer begrenzten Anzahl von randomisierten,kontrollierten Versuchen.

Medikamentöse Therapie

Wesentlich ist, dass Venenpharmaka im-mer nur als Ergänzung zur Kompres-sionstherapie angesehen werden sollen.Die beschriebene Besserung der Be-schwerdesymptomatik muss häufig alsPlaceboeffekt bewertet werden. Nur weni-ge der verwendeten Präparate sind exaktuntersucht und deren klinische Wirksam-keit zweifelsfrei belegt. Für die Gruppeder Ödemprotektiva – zu denen dasRosskastanien-Saponin Aescin, Flavonoi-de sowie Rucus-Glycoside zählen – gibtes placebokontrollierte Studien, in denenein therapeutischer Nutzen belegt werdenkonnte.

Operative Verfahren

Neben der kosmetischen Indikation kanndurch richtige Indikationsstellung mittelsoperativer Behandlung prinzipiell auchdie Ursache der CVI ausgeschaltet wer-den. Eine klassische Strippingoperationgilt noch immer als Goldstandard beiStammvarikose der Vena saphena magnaund parva mit insuffizienten Perforansve-nen. In den letzten Jahren werden auchvermehrt minimal-invasive Verfahren an-gewendet. Dazu gehören die endovenöseRadiofrequenzablation, die endovenöse

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Strümpfe statt Banda-gen zur Behandlungvon venösen Ulcera

Symptome könnenauch psychischen Ursprung haben

Pharmaka nur als Ergänzung zur Kompressionstherapie

Kompressionstherapiesenkt die Häufigkeit eines postthromboti-schen Syndroms in Folge einer tiefen Beinvenenthromboseum 50 %

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Laserkoagulation und die duplexkontrol-lierte Schaumsklerosierung. Ein Vorteilder neuen Verfahren ist sicherlich dieMöglichkeit einer ambulanten Durchfüh-rung mit rascher Wiederherstellung derArbeitsfähigkeit, allerdings gibt es derzeitnur einzelne randomisierte Studien beifehlenden Langzeitergebnissen, so dasshier noch keine abschließende Beurtei-lung möglich ist.

Sozioökonomische Bedeutung der CVI

Die Bedeutung für die Volksgesundheitist beträchtlich. Man schätzt, das 1–3 %aller Gesundheitskosten in europäischenLändern auf venöse Erkankungen entfal-len.19

Hierbei wurden allerdings indirekteKosten durch den Wegfall der Arbeitskraftnoch nicht berücksichtigt. InsbesonderePatienten mit venöser Ulkuserkrankungbenötigen eine langfristige Therapie. Neben intensivem Wundmanagementmit Infektbehandlung und Kompressions-therapie sind hier häufig chirurgischeInterventionen von Varizen und eventuellSpalthautdeckung notwendig. Darüberhinaus ist die Lebensqualität von Patien-ten mit Ulkus deutlich herabgesetzt. Lauteiner Studien von Philips et al. gaben cir-ca 60 % an, in ihrer Mobilität stark einge-

schränkt zu sein, verbunden mit dem Ge-fühl der sozialen Isolation.20

Literatur

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7 Tuchsen F., Hannerz H., Burr H., Krause N.:Prolonged standing at work and hospitalisationdue to varicose veins: a 12 year prospective stu-dy of the Danish population. Occup EnvironMed. 2005; 62(12): 847–850.

8 Tuchsen F., Krause N., Hannerz H., Burr H.,Kristensen T.S.: Standing at work and varicoseveins. Scand J Work Environ Health. 2000; 26(5):414–420.

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Neue Verfahren ermög-lichen die ambulanteDurchführung der operativen Behandlung

1–3 % aller Gesund-heitskosten in Europaentfallen auf venöse Erkrankungen

Tab. 4: Indikationen zur Kompressionstherapie

1 – leichte Kompression (20 mmHg)

schwere, müde Beine

geringe Ausbildung von Krampfadern ohne wesentliche Schwellungsneigung

beginnende Schwangerschaftsvarikosis

Thromboseprophylaxe

2 – mittlere Kompression (30 mmHg)

stärkere Beschwerden

ausgeprägte Krampfaderneigung mit Ödemneigung

nach Abheilung geringfügiger Ulzerationen

nach oberflächlichen Thrombophlebitiden

nach Sklerosierung und Varizenoperation zur Festigung des Behandlungserfolgs

Thromboseprophylaxe

stärkere Schwangerschaftsvarikosis

3 – kräftige Kompression (40 mmHg)

klinisch ausgeprägte chronisch venöse Insuffizienz (CVI)

bei schwerer Ödemneigung

nach Abheilung großer, evtl. schon wiederholt auftretender Ulcera

4 – sehr kräftige Kompression (> 40 mmHg)

bei Lymphödemen

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19 Ziegler S., Eckhardt G., Stoger R., Machula J.,Rudiger H.W.: High prevalence of chronic ve-nous disease in hospital employees. Wien KlinWochenschr. 2003; 115 (15–16): 575–579.

10 Kroeger K., Ose C., Rudofsky G., Roesener J.,Hirche H.: Risk factors for varicose veins. IntAngiol. 2004; 23(1): 29–34.

11 Pannier F., Hoffmann B., Stang A., Jöckl K.H.,Rabe E.: Prevalence and acceptance of therapywith medical compression stockings in theadult population – results from the Bonn VeinStudy. Phlebologie. 2007; 36: 245–249.

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13 Amsler F., Blattler W.: Compression therapy foroccupational leg symptoms and chronic ve-nous disorders – a meta-analysis of randomi-sed controlled trials. Eur J Vasc Endovasc Surg.2008; 35(3): 366–372.

14 Blattler W., Kreis N., Lun B., Winiger J., AmslerF.: Leg symptoms of healthy people and theirtreatment with compression hosiery. Phlebolo-gy. 2008; 23(5): 214–221.

15 Kakkos S.K., Daskalopoulou S.S., Daskalopou-los M.E., Nicolaides A.N., Geroulakos G.: Re-view on the value of graduated elastic com-pression stockings after deep vein thrombosis.Thromb Haemost. 2006; 96(4): 441–445.

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Key words

Arbeitsmedizin, Energiesparlampe, Neben-wirkungen, Occupational Medicine, energy-saving-lamps, side effects.

Zusammenfassung

Die Europäische Kommission hat beschlos-sen, die „Weichen für einen Ausstieg aus derBeleuchtung mit konventionellen Glühlampenzu stellen“. Die Beleuchtungsindustrie, vertre-ten durch ELC (European Lamp CompaniesFederation) und CELMA (Federation of Natio-nal Manufacturers for Luminaires and Electro-technical Components for Luminaires in theEuropean Union), bereitet gemeinsam in„zeitlich koordinierter Form“ eine solche Um-stellung vor. Am Arbeitsplatz gewinnt die

Sparlampe bereits Terrain. Sinnvoller und ge-zielter Einsatz dieser Leuchten kann „uner-wünschte Nebenwirkungen“ vermeiden.

Summary

An agreement signed by three pan-Europeanindustry associations aims to promote andsupport the distribution of Compact Fluores-cent Lamps (CFLs) as an alternative to con-ventional incandescent lamps in order to avo-id wasting of energy. If all traditional lightingsystems were replaced by energy efficientones, it was claimed that some estimated 320million kilowatt hours of electricity could besaved. CFLs may bring some benefits both tocustomers and power supply utilities. Unde-sirable ‘side effects’ can be avoided by properapplication.

ARBEITSPLATZBELEUCHTUNG

Die Energiesparlampe

Peter Heilig Universitätsklinik

für Augen-heilkunde und

OptometrieWähringer

Gürtel 18–20, A-1090 Wien

Einleitung

Die Arbeitsmedizin wird sich in Zukunftmehr und mehr mit Energiesparmaßnah-men, insbesondere auch auf dem SektorArbeitsplatzbeleuchtung, auseinanderset-zen müssen. Mit den verschiedenen neu-artigen Energiesparlichtquellen soll dieAusleuchtung der Arbeitsplätze optimiertwerden. Vor unerwünschten Nebenwir-kungen der Energiesparlampen (CompactFluorescent Lamps [CFLs]) wurde in letz-ter Zeit immer wieder gewarnt. Die da-durch verursachte Unsicherheit führtedazu, dass neue, ungebrauchte Sparlam-pen bereits auf Müllhalden landeten.

Die Beleuchtung spielt am Arbeitsplatzeine wesentliche Rolle. Ungünstige Be-dingungen während der Arbeit könntensich à la longue schädigend auf Arbeitund Gesundheit auswirken. Daher müs-sen jeweils geänderte und neue Licht-techniken laufend überprüft werden:• Energiesparmaßnahmen • Alternativen zur Glühbirne • Nebenwirkungen • Optimierungen

Energiesparmaßnahmen

Verbrennungslichtquellen oder Tempera-turstrahler, wie Kerzen, Petroleum- undÖllampen etc., erzeugen in erster Liniehohe Temperaturen, ähnlich wie derGlühfaden der Glühbirne. Deren Licht-ausbeute (etwa 2–5 %) ist, verglichen mitEnergieaufwand und -verlust, ein beschei-denes Nebenprodukt des hohen Energie-aufwandes. Außerdem limitieren Verbren-nung und Verdampfen des Glühmediums(z. B. Wolfram) die Lebensdauer. Klima-wandel und Ressourcenknappheit läutendas Ende einer langen Phase gedanken-loser Verschwendung ein.

„Die Bioluminiszenz eines Glühwürm-chens hat mit etwa 60 % Lichtausbeuteeine wesentlich höhere Effizienz als jedetechnische Lichtquelle, ein Mehrfachesjeder Leuchtstoffröhre. Lange Zeit warTechnik zu primitiv, um Konstruktionendes Lebendigen aufzugreifen: Erst dieheutige Polymerchemie, Mikroelektronikund komplexe Computerberechnungenkönnten sie dazu befähigen“, meinteBernd Lötsch in einem Vortrag (NHM

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Ende für die konventionelle Glühbirne

Alte Quellen: Wenig Licht für viel Energieaufwand

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2001) über die Bionik – jene Zukunfts-technik, die von der Natur lernt. So effi-zient wie das Glühwürmchen (Lampyrisnoctiluca [das eigentliche Glühwürm-chen], Lamprohiza splendidula [das Johan-niswürmchen] und Phosphaenus hemipte-rus) oder das Nachtlaternchen (Noctilucamiliaris) sind die von Bionik-Ingenieurenmit mehr oder weniger Erfolg „abgekup-ferten“ Produkte allerdings nicht.

Alternativen zur Glühbirne

Die Energiesparlampe, eine (sehr) naheVerwandte der Leuchtstoffröhre, die Kom-paktleuchtstofflampe (CLF), entwickeltweniger Wärme als die Glühbirne, hat inder Relation eine höhere Lichtausbeute,verbraucht somit weniger Gesamtenergieund hat eine höhere „mittlere Nenn-lebensdauer“. Damit entspräche sie inetwa allen Forderungen, wenn nicht derQuecksilbergehalt und UV-Anteile imSpektrum die Freude etwas trübten. Auchdie „Vorheiz“-Phase, verzögerte Startzei-ten, langsameres Erreichen der maxima-len Helligkeit, Alterungsprozesse (dieLampen verlieren allmählich an Hellig-

keit) etc. gehören noch zu Kinderkrank-heiten dieses Produktes.

Die Liste der Gasentladungslampenumfasst unter anderem die oben erwähn-ten Niederdruck-, Mitteldruck-, Hoch-druck- und Höchstdrucklampen (Natri-umdampf-, Quecksilberdampf-, Metall-Halogendampflampen). Einsatzgebiet:Außenbeleuchtung, Spezialeinsatz.

Light Emitting Diodes (LED) erfreuensich zunehmender Beliebtheit. Die Effi-zienz dieser Produkte wird laufend ver-bessert. High Intensity (HI-LED)-Model-le, wie einige „Überdosis“-Tagfahrlichter (dedicated daytime running lights [DRL]),führen dies am „Arbeitsplatz Lenkrad“ oftallzu deutlich vor Augen (Heilig).

Leucht- und Lichtfolien, Lichtfliesen sowie Leuchttapeten (LEDs, Elektro-Luminiszenz, Folienelektroden) sind alsenergiesparende Varianten bereits imHandel. Sie werden, vor allem in der Wer-bung, immer beliebter.

Nebenwirkungen

Der Energiesparlampe (Compact Fluores-cent Lamp [CFL]) wurde eine Reihe vonfraglichen schädigenden Nebenwirkun-gen nachgesagt, zum Beispiel „Photo-toxizität“ durch kurzwelliges Licht, Ul-traviolett (UV)-Schäden, Störungen derChronobiologie bis hin zu Störungen desImmunsystems und dem vermehrten Auf-treten von Malignomen (z. B. Brustkrebs)in der Folge. Besonders im Zusammen-hang mit Nachtschichttätigkeit wurdenunerwünschte Nebenwirkungen beschrie-ben (Kloog). Schichtarbeiter sind den Ein-flüssen künstlicher Beleuchtungssystememeist länger ausgesetzt als andere Werk-tätige.

Der Quecksilbergehalt der CLFs unddie daraus resultierende Umweltbelas-tung (Johnson) lassen sich nicht einfachmit einer Handbewegung abtun. Ein „Closed loop“-System des Hg-Manage-ments und der Wiederverwendung vonQuecksilber wurden gefordert (Asari). An-dererseits stellen die CLFs vielleicht dochnur eine Übergangslösung dar. Die Zu-kunft wird möglicherweise von Quecksil-ber-freien Leuchten erhellt werden undvon solchen, welche keinerlei der ein we-nig in Verruf gekommenen elektrostati-schen Felder aufbauen (Waltereit).

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LEDs erfreuen sich zu-nehmender Beliebtheit

Phototoxizität durchkurzwelliges Licht

Quecksilber in der Energiesparlampeschafft einEntsorgungsproblem

Abb. 1: Leuchtthierchen (Noctiluca miliaris) 150mal

vergrößert. Quelle: Brehms Thierleben.

Allgemeine Kunde des Thier-reichs, Neunter Band, Vierte

Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band:

Die Niederen Thiere. Leipzig:Verlag des Bibliographischen

Instituts, 1887, S. 572–573

Abb. 2: Noctiluca-miliaris- Algen vor Kalifornien. Quelle:

The Harmful Algae Page

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Nebenwirkungen wie Licht- oder UV-Schädigungen des Auges werden vor allem dann relevant und klinisch diagnos-tizierbar, wenn kritische Einmaldosierun-gen überschritten wurden oder wenn zeitliche Summation reversible Schädi-gungen in irreversible umwandelte. Der-artige Ausmaße an Expositionsdauer und-intensität, wie sie in Tier-Phototoxizitäts-experimenten (Noell, Garssen) verwendetwurden, kommen im täglichen Lebenüblicherweise (Trevisan) nicht vor. SogarSchweiß-Industriearbeiter, die immer wie-der extremen Licht- und massiven UV-Belastungen ausgesetzt sind, tragen er-fahrungsgemäß keine „Berufsschäden“davon, wenn suffiziente Schutzmaßnah-men ergriffen werden und den Sicher-heitsempfehlungen Folge geleistet wird(Maier, Burke).

Besondere Vorsicht ist im Umgang mitUV-emittierenden Leuchten angesagt,wenn sich Kleinkinder oder Kinder in un-mittelbarer Nähe dieser Lichtquellen be-finden. Die jungen Linsen filtern wenigerUV als dies im späteren Leben in zuneh-mendem Maße der Fall sein wird.

Optimierungen

Tageslicht kann auch über Spiegelsyste-me in Arbeits- und Büroräume gelenktwerden – eine besonders raffinierte Lö-sung. Lichttechniker, Designer und Archi-tekten sind gefordert, schon bei der Kon-

zeption neuer Gebäude die nicht immereinfache Fragestellung Beleuchtung zuberücksichtigen und zu optimieren. Da-durch lässt sich die Effizienz steigern undvor allem Unfälle vermeiden. Durch dieWahl von Markenprodukten beim Einsatzvon Energiesparlampen & Co lassen sichdie erwähnten Probleme der Billiglampenwie UV-Emissionen (Khazova), Alterungdes Produktes, „mageres“ Spektrum etc.in Grenzen halten (Burke).

Diskussion

“We speculate that this increased risk(cancer) is attributable to the effects ofmelatonin on hormonal and metabolicfactors.” Auf kaum einem anderen Gebietwurde Hypothese und Spekulation so vielRaum eingeräumt wie im Bereich Carci-nogenese (Viswanathan) und der Carci-nom-Prophylaxe (Guilford, Montazeri).Fehlinformationen – wie zum Beispiel„Brustkrebs durch Sparlampen“ – könnenunbegründete Ängste schüren und Carci-nophobie auslösen.

Licht ist nicht der einzige Faktor, wel-cher sich auf Nachtschichtarbeiterinnenund -arbeiter auswirkt. Diese sensibleThematik bedarf besonders kritischer undumsichtiger Recherchen. Allerdings – denstrengen Ansprüchen der Biostatistikkann bei derartigen Fragestellungen nurzum Teil Rechnung getragen werden: Esfehlt die homogene Vergleichsgruppe, es

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Markenprodukte stattBilliglampen

Fehlinformationen können unbegründeteÄngste schüren

Abb. 3: Transmissionskurven-Linse. S. Lerman

(Miller, D. Clinical Light Damage to the Eye)

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fehlt der Placebofaktor (Licht …?), es gibtkeine longitudinalen Studien etc. Darun-ter leiden Wahrheitsfindung und Signifi-kanz. Allzu leichtfertig wurden in jüngsterZeit unzulässige Schlüsse gezogen. „DerFehler liegt in unerlaubter Extrapolation“(Riedl). Verifikation dagegen scheint nurim Sinne eines „Beweises“ in axiomatischdeduktivem Zusammenhang, etwa in derMathematik, möglich (derselbe). Auchder naturwissenschaftlich experimentelleZugang samt Falsifikation bleibt den For-schern auf diesem Gebiet verwehrt.

Nachtschichtarbeit stört den Ablauf der„inneren Uhr“ empfindlich. Zu dem unge-klärten und bislang unerklärlichen „Chro-nic fatigue“-Syndrom, der „Tagesmüdig-keit“, welche sich epidemisch in allenKontinenten ausbreitet, kommt fürSchichtarbeiter ein chronobiologischer„Systemfehler“. Müdigkeit summiert undpotenziert sich. Das „Ausschlafen“ undausreichendes Ausruhen nach demNachtdienst wird in unserer lärmgeplag-ten Industriewelt geradezu unmöglich.Zeitliche Summationseffekte, Tagesmü-digkeit addiert sich zu „Rest“-Müdigkeit, schwächen das Immunsystem. Infekt-undMalignomabwehr versagen eher als beiAusgeruhten. Auch psychische Faktoren(Burnout etc.) können zum Auslöser ei-ner Störung werden. Stress, die meist ungesunde Ernährung (Guilford) desNachtdienstteams bis zum nicht seltengesteigerten Nikotinkonsum, den unter-schätzten Einflüssen der Klimaanlagenmit zu trockener, womöglich kontaminier-ter Luft („sick building syndrome“) etc.ergänzen eine lange Liste „unphysiologi-scher“ Faktoren.

Licht als Hauptursache oder gar alseinzige Ursache in der Ätiopathologiemaligner Entartungen zu postulieren –dies lässt sich auch mit raffinierten wis-senschaftlichen Methoden nicht belegenund beweisen. Darauf aufbauende weitereSchlussfolgerungen, wie Einfluss vonFarbtemperatur, spektraler Verteilung etc.des Lichtes, geraten auf dünnes Eis. Hy-pothese und Spekulation werden Tür undTor geöffnet – cui bono? Weithergeholte,unkritische Schlussfolgerungen könnendurchaus in Form von Angst- und Panik-mache unerwünschte psychische Schä-den (exogen depressive Verstimmung biszum Einfluss auf das Immunsystem) ver-ursachen.

Melatonin: Nach jahr(-zehnt-)elangerNachtdiensttätigkeit stellt sich im wohl-verdienten „Ruhe“stand der Schichtarbei-ter trotz Melatonin-Gabe lange Zeit keinphysiologischer Tag-Nacht-Schlaf-Rhyth-mus ein. Dem Melatonin („Jugend-Hor-mon“) soll hier nicht das Wasser abgegra-ben werden; sein Einfluss wurde jedochüberbewertet. Besonders bedenklich istder Einsatz von Melatonin als Krebs-Pro-phylaxe (Alonso-Gonzalez). Wäre diesesHormon der einzige regulierende Faktorchronobiologischer Prozesse, dann müss-ten alle Blinden wegen fehlender retinalerLichtstimulation unter einem gestörtenSchlafrhythmus leiden. Dem ist nicht so. Wie so oft führt reduktionistisches,allzu sehr vereinfachendes Denken, wie das Herausgreifen eines überbewerte-ten Faktors aus einem komplexen Zu-sammenhang, zu folgenschweren Fehl-schlüssen.

Ebensowenig nachvollziehbar wäre diepostulierte Verwendung bläulichen Lich-tes in Fabrikhallen oder Autotunnels als„Katalysator“ via Melatonin zur Verbesse-rung der Vigilanz. Blaues Licht wird immenschlichen Auge stärker gebrochen alslängerwelliges sichtbares Licht, wird vorder Netzhautebene gebündelt und machtdaher das Auge passager „kurzsichtig“.Der Trend zu bläulich leuchtenden Auto-scheinwerfern brachte vermehrt Blendungund Streulichtbelästigungen der Verkehrs-teilnehmer mit sich. Die Sicherheit desArbeitsplatzes Lenkrad wird durch blauesLicht nicht verbessert. Gelbliches Licht re-duziert die chromatische Aberration dessogenannten „blue blur“ und verbessertsomit das Kontrastsehen. Gegen das Ta-geslichtspektrum gibt es keinen Einwand– es jedoch als „gesünder“ zu bezeichnenals Licht mit anderer spektraler Zu-sammensetzung, entbehrt jeder Grundla-ge. Das „gesunde“, häufig überdosierteSonnenlicht verursacht über die lange Le-bensspanne der Menschen ungezählte„Sonnenbrände“ der Netzhaut. Die Licht-schutzbrille des Freilandarbeiters ist gera-dezu ein Fremdwort (Pitts).

Epilog

Der Abschied von der liebgewordenen al-ten Glühbirne löst ein wenig nostalgischeWehmut aus. Wie wird der Kristallluster

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Zuverlässige Untersuchungen stehen noch aus

Melatonin wird überbewertet

Welches Licht ist am„gesündesten“?

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Abb. 4: Kontinuierliches Spektrum der Glühbirne

Abb. 5: Vollspektrum-Sparlampe

Abb. 6: Tageslicht-Spektren

Abb. 7: Spektrale Empfind-lichkeit: Zapfen- und Stäb-chensysteme der Netzhaut

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in der Met mit Sparlampen aussehen?! Sicherlich werden Kompromisslösungengefunden. Jedoch – „Der Gedanke, mankönne die Natur als Kombination von un-erschöpflichem Supermarkt und bodenlo-ser Latrine benutzen, wurde zu einem Teilder unbewussten Mythologie der Kultur“.(Guy Claxton: Die Macht der Selbsttäu-schung. Piper. München 1994.) Eine neueArmut wurde geschaffen. Die Finanzin-dustrie produziert ein Vielfaches an vir-tuellem Geld, verglichen mit der gesam-ten Güter- und Dienstleistungsindustrie(Franz Fischler). Die Finanzmärkte habensich zu einem Monster entwickelt (HorstKöhler). Diese Monster entziehen sich je-der Kontrolle. Hedge-Fonds-Spekulantentreiben im Minutentakt Preise in dieHöhe. Nahrungsmittel, Öl und Energie injeder Form werden nicht mehr finanzier-bar.

Sparen ist angesagt. Auf der einen Sei-te mit Energiesparlampen, auf der ande-ren Seite – O Sancta Inconsequentia –wird die Nacht zum Tag gemacht (helle-not) und weiterhin werden immer mehrLichtquellen – auch bei Tageslicht (Tag-fahrlicht) – eingeschaltet. Weltweit.

Anmerkung

Anerkennung und besonderer Dank geltenHerrn Univ.-Prof. Dr. Lötsch und Dipl.-Ing. Dr.techn. Thiemann.

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Der Kristallluster mitSparlampen?

Volle Beleuchtung voraus!

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“A democratic civilization will save itself only if it makes the language of the

image into a stimulus for critical reflection – not an invitation for hypnosis“

Umberto Eco

Die fehlgeleitete „Philosophie“ des schran-kenlosen Wirtschaftswachstums ist Motoreiner ungesunden und überhitzten Ent-wicklung, welche sich besonders augenfäl-lig im Bereich der Werbung manifestiert(Sut Jhally). Aggressive Werbung durch-dringt bereits invasiv nahezu alle Lebens-bereiche. Sie versucht, alle Altersgruppenzu erreichen, zu beeinflussen und zu mani-pulieren. In jüngster Zeit, nachdem sichüberstiegene ökonomische Erwartungennicht erfüllten und allzu optimistische Pro-gnosen der Haussiers und unkritischerWirtschaftsexperten unbestätigt blieben,überschreitet die Werbung nicht nur dieGrenzen einer Art von „Umweltverschmut-zung“ und des guten Geschmacks. Gera-dezu zwanghaft versuchen Werbe-„Gurus“ihre trivialen Botschaften einzuhämmern,so als ob diese Baisse, Rezession und dasPlatzen von Spekulationsblasen verhindernkönnten.

Mehr oder weniger raffinierte Wer-bungsversuche pirschen sich schon anKleinkinder und Kinder heran. Es wurdenbereits in Kindergärten und in Volksschu-len Werbebotschaften „kindergerecht“ affichiert. Es bleibt zu hoffen, dass all die-se Versuche, auch in Zukunft, im Keim er-stickt werden. Werbung darf Kindern undJugendlichen weder körperlichen noch seeli-schen Schaden zufügen; sie darf nicht direk-te Kaufappelle enthalten, welche Unerfah-renheit oder Leichtgläubigkeit ausnutzen,nicht dazu führen, dass Kinder ihre Elternoder Dritte zum Kauf beworbener Warenoder Dienstleistungen auffordern etc. (ausden Jugendschutzbestimmungen).

Alle Sinne wollen erfasst werden vonscheinbar unverzichtbaren Botschaften.Akustische Dauerberieselungen, optischeSignale aller Art und sogar olfaktorisch-verführerische Suggestionen („Duftdruck“)prasseln auf ungeschützte und ahnungs-lose Käufer und solche, die dazu verleitetwerden sollen. Botschaften, welche das

Auge erreichen, sogenannte „Eyecatcher“,haben einen besonderen Stellenwert. Der„Blickfang“ trug früher den sprechendenNamen „Störer“. Sie lenken die Aufmerk-samkeit auf sich, sie lenken ab (Buono-core). Umberto Eco, der Meister der Se-miotik, philosophierte wie kein andererüber die Zeichen, ihren Wahrheitsgehaltund die Botschaften, welche sie übermit-teln sollen (Eco). Die Zeichen der Wer-bung wurden marktschreierisch laut,blendend hell, irritierend sprunghaft un-ruhig und nahmen überhand. Der Wahr-heitsgehalt wird an dieser Stelle nicht dis-kutiert. Zu Zeiten der Litfaßsäule (Abb. 1)übte sich die Werbung noch in vornehmerZurückhaltung. Jetzt will sie die Aufmerk-samkeit erzwingen – mit unerwünschtenNebenwirkungen als Folgen.

Der Mensch hat vor Urzeiten gelernt,auf Signale prompt und adäquat zu rea-gieren. Das Herannahen eines Feindes,Raubtieres etc. löste entsprechende Ver-haltensmuster aus. Die Kapazität kogniti-ver Prozesse ist jedoch nicht unbegrenzt.Der Homo sapiens sapiens kann einen,zwei oder drei herannahende „Gegner“gleichzeitig registrieren und wahrneh-men, doch dann wird rasch die Grenzeseiner Aufnahmefähigkeit erreicht. EinBeispiel: Tagfahrlichter (daytime runninglights [DRL]) erregen ein höheres Maß anAufmerksamkeit als schwächere retinaleStimuli (zum Beispiel unbeleuchtete Ver-kehrsteilnehmer). Ab einer kritischen Zahlund Intensität derartiger Netzhaut-Licht-reize treten unweigerlich die oben er-wähnten kognitiven Störungen auf. Die-ses Phänomen lässt sich weder durchTraining noch durch erhöhte Vigilanz be-einflussen (Olson).

Ein mit Stimuli „überfrachtetes Gesichts-feld“, vor allem wenn es durch die erwähn-ten überakzentuierten Lichtreize stimuliertwird, kann Probleme machen. Zu viele, zuhelle, bewegte, blinkende „verkehrsrelevan-te“ Objekte, Ampeln und andere Lichtsig-nale, zahllose Verkehrs-und Straßenschil-der, Poller, Verkehrsrückbauten (Inseln,Verschwenker etc.), GPS, Handy und zu al-lem Überfluss Werbung, zeitweise Wahl-werbung und andere Ablenker – ein derar-

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Peter Heilig Universitätsklinik

für Augenheil-kunde und

OptometrieWähringer-

Gürtel 18–20, A-1090 Wien

SCHRANKENLOSE WERBUNG

Werbung will Aufmerk-samkeit erzwingen

Kognitive Störungendurch intensive Netzhaut-Lichtreize

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tiges „Crowding“ löst Störungen aus. Vomüberforderten Zentralnervensystem (vi-sueller Kurzzeitspeicher, visual short termmemory [VSTM]) wird dieses Überangebotmit einer Art Ausblendung quittiert – mitunbewusster Unterdrückung von gesehe-nen und auf der Sehrinde repräsentiertenBildern. Wenn das Kind auf dem Zebra-streifen unglücklicherweise zu einem die-ser „übersehenen“ Objekte gehört, wird esnicht wahrgenommen (change blindness,inattentional blindness etc.) und der Rich-ter wird den (vielleicht sogar schuldlosen)Unfalllenker schuldig sprechen. Mit hoherWahrscheinlichkeit.

Im Sport – auch wenn es um sehr vielGeld geht – sind die Folgen bei weitem

nicht so schlimm. Das hüpfende, rollendeObjekt auf der Werbefläche Bande siehtwie ein Fußball aus. Alle werden davonabgelenkt: Spieler, Referees, Zuschauer.Das Spiel wird gestört. Die werbendenFirmen haben jedoch so viel in die Verei-ne investiert, dass sehr wahrscheinlichdie Bande auch in Zukunft Farbe und Hel-ligkeit wechseln wird und mit bewegten,besonders auffallenden Objekten die Auf-merksamkeit aller weiter auf sich ziehenwird (pecuniae causa).

In die Tagfahrlichtproduktion habenAutohersteller und Beleuchtungsindustriepro futuro investiert. Weltweit. Die Tag-fahrlichter („superhell“!) werden per sezum strahlenden Werbeträger – auch via

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Überangebot wird mitAusblendung quittiert

Abb. 1a: Litfaßsäule, Jugendstil

Abb. 1b: Lichtermeer, Wien2007

a b

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Rückspiegel (-Blendung). Das „Logo“leuchtet sogar bei Sonnenschein so hell(eine Gesetzeslücke wurde ausgenützt),dass nicht selten über Blendungen ge-klagt wurde. Mit zunehmendem Alter derVerkehrsteilnehmer steigt jedoch dieBlendungsempfindlichkeit in einem Maß,dass es gelegentlich zum „inability glare“kommt – „zum Fahren im schwarzenLoch“. Prinzipiell wird, von Blendungsef-fekten und Intensität abgesehen, allen be-leuchteten Stimuli im Gesichtsfeld Auf-merksamkeit gewidmet (Poeppel); die„Überreizung“ führt dazu, dass komplexeSituationen (Sampanes, Castelhano), wiesie im Straßenverkehr ständig vorkom-men, nicht immer rechtzeitig überblicktund erkannt werden (Heilig).

„Stufenwerbung“ kommt in Mode (Abb.2). Stufen-Stirn- und manchmal auchTrittflächen zieren Werbebotschaften und-bilder. Vor allem sehbehinderte Personenwerden auf derartig uneinheitlich deko-rierten Stiegen unsicher; die Sturz- undUnfallgefahr steigt.

Die „Pop-ups“, „Spams“, Werbeein-schaltungen in allen Medien, die „Ecken-brüller“ der Zeitungen (FAZ: rechts obenam Titelblatt – fesselt angeblich die Auf-merksamkeit), die lähmende „Sex-Sells“-Masche, Schock-, Schleich- und Tabu-werbung u.v.a.m. erreichen maximal den

Grad von Belästigungen oder Irritationen.Lasershows mit möglichen Serien-Augen-schäden, Lichtorgeln, Kondensstreifen-Logos, auf Fassaden fussballspielendeWerbeträger (!), Lichtdesigner-Exzesse(ganze Städte werden behübscht) etc.lenken massiv ab, gefährden, schadenFlora und Fauna (hellenot, sternhell,darksky), kosten Unsummen, verbrau-chen Energie auf Kosten der Umwelt undmachen möglicherweise müde.

Sao Paulo hat jede Außenwerbung ver-boten (Abb. 3). Anderswo wurden (ver-suchsweise) alle Verkehrsschilder abmon-tiert. Dies mögen übertriebene undüberzogene Maßnahmen sein. Ein ver-nünftiger Mittelweg wäre wahrscheinlichdie Antwort – doch findet sich kaum jeeine Instanz, welche das Durchsetzungs-vermögen hätte, derartige Auswüchse zu verhindern. Immer neu wird der Bogenüberspannt – „Dééboulonneurs“ und„Adbusters“ (Werbungszerstörer) tretenauf den Plan. Die gequälten „Ad-victims“sind versucht zu sagen: Verständlicher-weise!

Chronic fatigue syndrome (Daley), day-time drowsiness, excessive daytime slee-piness, die „Tagesmüdigkeit“: Ihre Ur-sachen sind nach wie vor weitgehendungeklärt (Slater), von den Fällen mitSchlafapnoe abgesehen. Das weitverbrei-

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Licht-Exzesse lenkenab und schaden Fauna und Flora

Irritierende Reize erhöhen die Unfallgefahr

Abb 2: Stufenwerbung

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tete „trockene Auge“ spielt möglicher-weise eine gewisse Rolle: Die Trockenheitim Bereich von Cornea und Conjunctivasignalisiert dem Großhirn das Symp-tom „Müdigkeit, Schläfrigkeit“ – vielleichtbaut sich auf diesem Wege eine Art vonRückkopplung auf, primär ausgelöstdurch die Symptomatik des trockenen Au-ges. Die chronische alltägliche Überrei-zung durch Lärm, Licht, jede Art vonStress – und durch die ubiquitäre Wer-bung in all ihren Formen – halten dasGroßhirn ständig in Trab, gönnen ihmkeine Ruhepause. Sogar in der Nacht wirdes vor allem in Großstädten nicht ruhig,nicht dunkel; der Schlaf ist gestört – einCirculus vitiosus.

Maßnahmen: Das ist der Fluch von unserem edlen Haus,auf halben Wegen und zu halber Tat mithalben Mitteln zauderhaft zu streben.

Franz Grillparzer

So nicht! Ein abschreckendes Beispiel:Das halbherzige Abschaffen der Tagfahr-lichtpflicht rettete zwar einigen Kinderndas Leben – jedoch, was geschieht mit allden anderen, die weiterhin durch Schein-werfer, Tagfahrlichter etc. gefährdet sind?Durch die „Regelung“ entstand „ge-mischter Verkehr“ – die schlechteste allermöglichen Varianten (Bergisch-Gladbach2006). Lichtsensoren, welche bei schlech-ter Sicht blendungsfreie Abblendschein-werfer einschalten, wären eine sinnvolleLösung. Tagfahrlichter sind ungeeignet.Weltweit.

Wahlplakatständer: Wären entbehrlich.Es wird sich kein Meinungs- oder andererForscher finden, welcher allen Ernstes be-hauptet, dass diese den Wahlausgangentscheidend beeinflussen können.

Produktwerbung: Mit Maß und Ziel. Primum nil nocere

Literatur

Buonocore A., McIntosh R.D. (2008): Saccadicinhibition underlies the remote distractor ef-fect. Exp Brain Res.

Castelhano M.S., Henderson J.M. (2008): Theinfluence of color on the perception of scenegist.J Exp Psychol Hum Percept Perform;34(3): 660–75.

Daley M., Morin C.M., Leblanc M., GréégoireJ.P., Savard J., Baillargeon L. (2008): SleepMed s Insomnia and its relationship to health-care utilization, work absenteeism, productivi-ty and accidents.

Eco U. (2000): Kant und das Schnabeltier. Han-ser, München.

Heilig P. (2007): Arbeitsplatz Lenkrad. Österr.Forum Arb. Med. 1, 16–19.

Olson I.R., Jiang Y. (2004): Visual short-termmemory is not improved by training. MemCognit. 32(8): 1326–1332.

Poeppel E., Harvey L.O.Jr. (1973): Light-differen-ce threshold and subjective brightness in theperiphery of the visual field. Psychological Re-search /2 (36), 95–193.

A.C., Tseng P., Bridgeman B. (2008): The role ofgist in scene recognition.Vision Res.

Slater J.D. (2008): A definition of drowsiness?One purpose for sleep Med Hypotheses.

Sut Jhally (2006): The Spectacle of Accumula-tion: Essays in Media, Culture & Politics,Lang, NY., www.hellenot.com.www.darksky.chwww.sternhell.at

20

Produktwerbung mitMaß und Ziel

Tagfahrlichter sind ungeeignet

Ubiquitäre Überreizunghält das Großhirn permanent auf Trab

Abb. 3: Sao Paulo mit undohne Werbung

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Die Strahlen der Sonne sind für uns le-benswichtig und meist angenehm. Der inder Sonnenstrahlung enthaltene Anteil anUV-Strahlung (Ultraviolett-Strahlung) istverantwortlich für Schädigungen der Hautund der Augen, wie beispielsweise der all-seits bekannte Sonnenbrand. Schutzmaß-nahmen richtig angewendet, ermöglichenden Genuss der Sonne, ohne die Schädi-gungen in Kauf nehmen zu müssen. Jeder kennt ihn, praktisch jeder hatte ihnschon. Die Rede ist vom Sonnenbrand! Erentsteht, weil die Sonne neben dem Lichtu. a. noch ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) aussendet. Die Luftschichtüber uns schwächt die UV-Strahlung abund die Ozonschicht absorbiert einenGroßteil der für uns Menschen schäd-lichen UV-Strahlung. Nur etwa drei Pro-zent der auf der Erdoberfläche auftreffen-den Sonnenstrahlung ist UV-Strahlung.Trotzdem ist dieser Anteil verantwortlichfür Sonnenbrand, Faltenbildung, Unter-drückung des Immunsystems, Horn- undBindehautentzündung u.v.m., kurzumeine biologisch hochwirksame Strahlung.

Welcher Strahlenbelastung sindOutdoor-Worker ausgesetzt?

Man vermutete schon länger, dass Arbeit-nehmerInnen bei ihren Tätigkeiten im

Freien einer besonders hohen UV-Belas-tung ausgesetzt sind. Jetzt liegt eine wis-senschaftliche Untersuchung der AUVAvor [1]. Untersucht wurde die UV-Belas-tung von Straßenbauarbeitern, Spenglern,Verschubarbeitern sowie Gleisbauarbei-tern. An Brust, Nacken und Kopf wur-den den Probanden kleine Dosimeter angeheftet, um die Belastung an den besonders exponierten Körperstellen he-rauszufinden. Die Ergebnisse dieser Stu-die sind eindeutig: 1. Der am stärksten belastete Bereich ist

der Nacken. Alle Berufsgruppen hatteneine durchschnittliche Belastung, wel-che deutlich über dem von ICNIRP1 [2]vorgegebenen Grenzwert von 30 J/m2

liegt. Die Überschreitung reicht allge-mein von einem Faktor drei bis zum 14-Fachen des empfohlenen Wertes spe-ziell bei den Spenglern. Somit ist derNacken der mit Abstand am stärkstenexponierte Körperbereich (Abb. 1).

2. Die Messung im Brustbereich dienteneben der Bestimmung der Hautexpo-sition zur Abschätzung der Belastungder Augen. Während die durchschnitt-liche Belastung der Haut das 2- bis 4-Fache des Grenzwertes erreichte, ergabdie Abschätzung für die Augen eineleichte Überschreitung bis hin zu einer3-fachen Überschreitung des Grenzwer-tes bei den Spenglern.

Die Schlussfolgerung ist, dass der Selbst-schutz der Haut für einen 8-Stunden-Ar-beitstag nicht ausreicht.

Was lernen wir daraus?

Haut:Grundsätzlich sind Menschen unter-schiedlich gut gegen die UV-Strahlung

21

UV-Belastung ist amstärksten im Nacken-bereich

Der Selbstschutz derHaut reicht für einen 8-Stunden Arbeitstagbei Tätigkeiten im Freien nicht aus

DIE AUVA INFORMIERT

Arbeiten im Freien – Sonnenschutz als Vorsorge

Emmerich KitzAUVA, Adalbert-

Stifter-Strasse 651200 Wien, ÖsterreichTel.: (+43 1) 331 11-974Fax: (+43 1) 331 11-347

E-Mail: [email protected]

1 ICNIRP: International Commission on Non-Ioni-zing Radiation Protection (Internationale Kom-mission für Strahlenschutz nicht-ionisierenderStrahlen) www.icnirp.org

Abb. 1: Aufenthaltsdauer in der Sonne

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gewappnet (Abb. 1 u. 2). Es traten aberfaktisch bei allen Hauttypen Grenzwert-überschreitungen auf. Die Frage abhängigvom Hauttyp ist nur, wie hoch dieseÜberschreitung ist. Die Haut reagiert aufhohe Strahlenbelastung mit Pigmen-tierung (Bräune). Die Pigmentierung ist ein Abwehrmechanismus der Haut undkein kosmetisches Farbenspiel. Durch dieBräunung schafft die Haut eine Verlänge-rung der Zeit bis zum Beginn des Son-nenbrandes von 1,4–4, vergleichbar mitdem Sonnenschutzfaktor einer Sonnen-creme. Darüber hinaus sind geeigneteSchutzmaßnahmen zu ergreifen.

Augen:Die Augen sind vor direkter Sonnenein-strahlung sehr gut durch die Augenhöhleund die Augenbrauen geschützt. DieStrahlenbelastung von vorne und von unten ist hier zu beachten. Vor allem beiden Spenglern, die mit reflektierendenOberflächen hantieren, ist daher das Tra-gen einer Sonnenbrille wichtig. ÄhnlicheSituationen treten auf, wenn die Um-gebung u. a. durch Schnee stark reflek-tiert.

Wovor müssen wir uns eigentlichschützen?

Die UV-Strahlung wirkt auf die Haut unddie Augen. Dabei unterscheidet man zwi-schen kurzfristigen und langfristigen Wirkungen. Tabelle 1 gibt einen Überblick(s. u.).

Erwähnt sei auch, dass die UV-Strah-lung die Produktion von Provitamin D3auslöst, wichtig für unseren Knochenauf-bau. Im Sommer reicht schon eine kurzeUV-Exposition an Armen, Beinen und imGesicht dafür aus. Die Dosis dafür liegtweit unter der für den Sonnenbrand.

Die in Tabelle 1 angeführten Schädigun-gen werden im Wesentlichen durch zweiFaktoren begünstigt:1. Die Dosis der Strahlenbelastung, die

sich aus der Bestrahlungsstärke undder Bestrahlungsdauer zusammensetzt.

2. Der ruckartige Wechsel zwischen inten-siver und keiner Bestrahlung (Intervall-bestrahlung).

Die Bestrahlungsstärke ist, gleiches Wetterund gleichen Ort vorausgesetzt, am 21.Juni um 13.00 Uhr mitteleuropäischer

Unterschiedliche Empfindlichkeit je nachHauttyp

Bildung von wichtigemProvitamin D3 schonnach kurzer Expositionlange vor dem Sonnen-brand

Sonnenbrille bei Arbeiten mit reflektie-renden Oberflächen

Abb. 2: Hauttypen

Schädigungen kurzfristig langfristig

Haut • Sonnenbrand • Auslösung von Hautkrebs • Bräunung • Frühzeitige Hautalterung

• Schwächung des Immunsystems

Augen • Horn- und Bindehautentzündung • Grauer Star(als sog. „Verblitzen“ bei Schweißern bekannt)

Tab. 1: Durch UV-Strahlung ausgelöste Schädigungen von Haut und Augen

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Sommerzeit am höchsten. Davon ausge-hend sollte man zumindest im Zeitraumvon April bis August und tageszeitlich von11.00 bis 15.00 Uhr die Sonne gänzlichmeiden. Damit verringert man automatischauch die Bestrahlungsdauer, den zweitenFaktor für die Dosis an UV-Strahlung.

Mit ruckartiger Bestrahlung ist gemeint,dass die Haut unvorbereitet plötzlich sehrhohen Bestrahlungsstärken ausgesetztwird. Die Haut sollte hingegen an die hö-here Belastung im Frühjahr langsam he-rangeführt werden. Eine ruckartige Son-nenexposition, wie sie beim Wechselzwischen Büro und Urlaubsort von einemTag auf den nächsten stattfindet, ist nichtratsam.

Welche Schutzmaßnahmen eignen sich?

Das Credo beim Sonnenschutz ist nichtnur die Anwendung von Sonnenschutz-maßnahmen, sondern auch die richtigePrioritätensetzung.

1. Direkte Sonne meiden2. Kleidung schützt am besten3. Unbedeckte Körperstellen eincremen

Ersteres ist der Königsweg, um sich langeeine gesunde Haut und gesunde Augenzu erhalten. UV-Strahlung, die erst garnicht den Körper belastet, kann nichtschädlich sein. Wo immer sich diese Mög-lichkeit in der Arbeitswelt realisieren lässt,sollte sie umgesetzt werden. Vor allem istdiese Maßnahme bei extremen Belastun-gen, wie sie um die Mittagszeit und vonApril bis August auftreten, wichtig.

ArbeitnehmerInnen sind bei Arbeitenim Freien aber nun einmal der Sonne aus-gesetzt. Wenn also technische und or-ganisatorische Schutzmaßnahmen aus-geschöpft sind, so muss persönlicheSchutzausrüstung verwendet werden.Beim Schutz der Haut ist dabei vorrangigKleidung zu nehmen. Diese gibt es pro-blemlos in Ausführungen von UPF 50+,d. h., der oder die ArbeitnehmerIn kanndamit mehr als 50-mal so lange in derSonne bleiben wie ohne Ausrüstung undriskiert keine Schädigungen. ModerneFunktionskleidung außerdem aus Mikro-faser leitet die Feuchtigkeit nach außen

ab und kann im Optimum sogar einenkühlenden Effekt haben. Zu schützen sinddie schon oben erwähnten Körperstellen,wie Nacken- und Schulterbereich, Ohrrü-cken, Nasenrücken, Lippen und natürlichder gesamte Oberkörper. Als Kleidungkommt hier in Frage:• T-Shirt mit möglichst langen Ärmeln

(z. B. aus Mikrofaser),• Kappe mit Nackenschutz,• Hut mit breiter Krempe aus undurchläs-

sigem Material,• Helm mit einhängbarem Nackenschutz,• Bandans (Kopftücher, die im Nacken zu-

sammengebunden werden und auchfürs Tragen unter dem Schutzhelm ge-eignet sind).

Gerade der Nackenschutz ist notwendig,da dieser Bereich, wie die AUVA-Studieergab, am meisten belastet ist. In Austra-lien, ein Land, das eine der höchstenHautkrebsraten hat, ist das Tragen vonSonnenschutz eine Selbstverständlich-keit. In unseren Breiten erregt der Na-ckenschutz mit seinem „fremdenlegio-närsartigen“ Aussehen noch Aufsehen. Esbleibt zu hoffen, dass diese effektiveForm des UV-Schutzes angewendet wird.Wenn die Krebsraten weiterhin steigen,wird wohl auch die gesellschaftliche Ak-zeptanz dafür reifen.

Und auf die Augen darf natürlich nichtvergessen werden. Hier sind Sonnen-schutzbrillen mit Seitenschutz das Mittelder Wahl. Grundsätzlich muss eine dunk-le Brille nicht zwingend einen guten UV-Schutz bedeuten. Wichtig ist, dass dieBrille ein CE-Kennzeichen trägt und einerSchutzstufe nach EN 1836 entspricht.Außerdem sollte die Tönung der Brillendie Farben (z. B. Signale) nicht verfäl-schen. Graue oder braune Tönungen sindzu bevorzugen. Messungen in der Praxisergaben, dass auch billige Brillen durch-aus gute UV-Schutzwirkung haben kön-nen. Gewissheit schafft aber nur eineMessung. Wenn eine Sonnenbrille zustark abdunkelt, dann ist sie nicht mehrverkehrstauglich. Dies muss entspre-chend auf der Brille vermerkt sein.

AUVA-Aktivitäten 2008

Aufgrund der Forschungsergebnisse siehtsich die AUVA in ihrem Weg bestärkt, wie

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Die Haut langsam anhöhere UV-Belastun-gen schon im Frühjahrheranführen

Kleidung schützt am besten

Dunkle Brillen bietennicht unbedingt denbesseren UV-Schutz

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schon im Jahr 2007 den Sonnenschutz beiArbeiten im Freien weiterhin zu thematisie-ren. Die AUVA wird mit einer UV-Enquete(Details unter www.auva.at/veranstaltun-gen) Anfang April das Thema UV-Schutzbei Arbeiten im Freien mit kompetentenFachreferenten tiefer gehend behandeln.

Gleichzeitig ist dies der Auftakt für eineKampagne für ArbeitgeberInnen und Ar-beitnehmerInnen, bei der AUVA-Mitarbei-ter auf Baustellen das Thema ansprechenund Sonnenschutz in der Praxis demon-strieren werden. Konkret sollen den Ar-beitgeberInnen, den Sicherheitsfachkräf-ten und den ArbeitsmedizinerInnen diekompletten Möglichkeiten an Sonnen-schutzmaßnahmen demonstriert werden.Die ArbeitnehmerInnen erhalten eineInfo-Broschüre, der persönliche Hauttypwird bestimmt und anschließend der not-wendige UPF bzw. LSF mittels der neuenAUVA-„Sonnenuhr“ für einen 8-Stunden-Arbeitstag bestimmt. Und wir wären nichtdie AUVA, wenn es nicht auch Sonnen-schutz zur Praxiserprobung geben würde.

Wer sich eingehender für das ThemaUV, ob Outdoor oder Indoor, informierenmöchte, dem seien die AUVA-MerkblätterM013 – UV-Strahlung und Arbeiten imFreien und M014 – UV-Strahlenbelastungam Arbeitsplatz empfohlen, welche inKürze auch auf der AUVA-Homepage un-ter www.auva.at/merkblaetter abrufbarsein werden. Die AUVA bietet Betrieben,deren MitarbeiterInnen einer hohen UV-Strahlenbelastung ausgesetzt sind, detail-lierte Beratungen an. Wenden Sie sichdiesbezüglich an Ihre zuständige AUVA-Landesstelle.

Lexikon des Sonnenschutzes

UVA Jener Teil der UV-Strahlung, deru. a. für frühzeitige Faltenbildung,Schwächung des Immunsystems,Hautkrebsauslösung und den grau-en Star verantwortlich ist.

UVB Jener Teil der UV-Strahlung, deru. a. für den Sonnenbrand, dieHautkrebsauslösung und die Horn-und Bindehautentzündung verant-wortlich ist.

UPF Ultraviolet protection factor: Faktorauf Kleidungsstücken, der angibt,auf welchen Bruchteil die UV-Strah-lung dahinter reduziert wird.

Bsp. UPF 50: Die UV-Strahlung be-trägt nach Durchgang durch dieKleidung nur noch ein Fünfzigstelder Belastung vorher. Theoretischergibt sich dadurch eine 50-mal län-gere zulässige Aufenthaltsdauer inder Sonne (an der bedeckten Kör-perstelle).

LSF Lichtschutzfaktor (engl. SPF: sunprotection factor): Faktor auf Son-nenschutzmittel, der bei Auftra-gung der vorgeschriebenen Mengeangibt, auf welchen Bruchteil dieUVB-Strahlung nach Durchquerungder Schutzschicht reduziert wird.Bsp. LSF 20: Die UVB-Strahlungwird beim Eindringen in die Hautauf ein Zwanzigstel reduziert.

Achtung: In der Praxis wird meist vielweniger als die vorgeschriebene Mengean Sonnencreme aufgetragen (unge-fähr nur die Hälfte) und außerdemwirkt die UVA-Strahlung nach wie vorin vollem Ausmaß. Neuere Sonnen-schutzmittel haben daher zusätzlich ei-nen Schutz vor UVA.

Zusammenfassung

Es besteht kein Zweifel, dass ein Schutz fürdie Haut und die Augen erforderlich ist.Die Schutzmaßnahmen müssen wirksamsein und dürfen gleichzeitig Arbeitnehme-rInnen bei der Arbeit nicht behindern. Nurso kann die Akzeptanz dieser Schutz-maßnahmen sichergestellt werden undgleichzeitig akute als auch langfristigeSchädigungen der Haut und der Augenverhindert werden. Sonnenschutz in Be-trieben muss als Konzept eingeführt wer-den, damit die ArbeitnehmerInnen vollenSchutz genießen können. Mit ein paar „Tu-berln“ Sonnencreme ist es da nicht getan.

Literaturverzeichnis

[1] Forschungsprojekt „Entwicklung und Umset-zung von UV-Schutzmaßnahmen in der Praxis“,Bericht „Studie zur UV-Belastung beim Arbeitenim Freien“, AUVA, 2007.

[2] Guidelines on Limits of exposure to UltravioletRatdiation of wavelengths between 180 nm and400 nm (incoherent optical radiation), ICNIRPGuidelines, Health Physics Vol. 87, No. 2: 171–186, 2004.

24

Auf UVA-Schutz achten

Sonnenschutz mussals Konzept bereit-gestellt werden

Initiative der AUVA:Sonnenschutz auf Baustellen

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Das Diplom-Fortbildungsprogramm derÖsterreichischen Ärztekammer sieht einekontinuierliche Fortbildung der Ärztinnenund Ärzte gemäß dem Ärztegesetz, § 118 Abs 2 Z 17, vor. Die Allgemeine Un-fallversicherungsanstalt (AUVA), die alssoziale Versicherung gegen Arbeitsun-fälle und Berufskrankheiten für den über-wiegenden Teil der Erwerbstätigen undfür alle SchülerInnen und StudierendenÖsterreichs zuständig ist, bietet seit Jah-ren eine Vielzahl von hochqualifiziertenSchulungen auch in den Bereichen be-triebliche Sicherheit und Gesundheits-schutz an.

Eine wichtige Zielgruppe sind die ArbeitsmedizinerInnen. Die einschlägi-gen Angebote sind vielfältig. Der Bogenspannt sich von Bewegungsprogrammenüber Themen wie Leitmerkmalmethodeoder Psychologie, die Ausbildung zum La-serschutzbeauftragten, eine Fortbildungs-reihe Arbeitstechnologien und Lärmbe-kämpfung bis hin zum Chemikalienrecht,insbesondere REACH und GHS.

Die hohe Qualität der AUVA-Kurse beigleichzeitigem Praxisbezug wird von derÖsterreichischen Ärztekammer aner-kannt. Daher werden für alle AUVA-Kursefür ArbeitsmedizinerInnen entsprechendeFortbildungspunkte für Fachkunde für Arbeitsmedizin und Betriebsmedizin undfreie Fortbildungspunkte im DFP-Kalen-der der Akademie der Ärzte vergeben.

Die AUVA-Kurse sind nun auch über dieAkademie der Ärzte abrufbar. Die entspre-chende Punkteanzahl finden Sie im DFP-Kalender der Akademie der Ärzte auf derHomepage www.arztakademie.at/.

Zusätzlich sind die betreffenden Kursesamt Diplomfortbildungspunkte auchüber die AUVA-Website unter www.auva.at/kursbuchung abrufbar. Über dieseAdresse findet auch die Anmeldung zuden AUVA-Kursen statt. Bei Fragen stehenIhnen unter der Telefonnummer +43/1 33 111 Frau Karin Kessler (DW 413), FrauGabriele Uhl (DW 572) und Frau HertaRadosztics (DW 395) in der Abteilung fürUnfallverhütung und Berufskrankheiten-bekämpfung zur Verfügung.

Bis zum Sommer 2009 werden folgen-de Fachseminare angeboten:

• „Bewährte Bewegungstipps für die Ar-beit“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te )

• „Bewegungsprogramme erfolgreich imBetrieb implementieren“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „(Weiter-)Arbeiten mit den Leitmerk-malsmethoden“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „Ausbildung zum Laserschutzbeauf-tragten für medizinische Anwendungs-bereiche“ (Freie Fortbildungspunkte: 14 Punkte)

• „Lärm für Sicherheitsfachkräfte“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 16 Punk-te)

• Fortbildungsreihe: „Arbeitstechnologienfür Arbeitsmediziner: Schwerpunktthe-ma Schweißen“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „Die GHS-Verordnung“ (Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „Die REACH-Verordnung“(Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „Neuerungen im Chemikalienrecht“(Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• Fachseminar für Arbeitsmediziner: „Che-mische Arbeitsstoffe – Information, Be-wertung und Prävention in der Praxis“(Fachkunde für Arbeitsmedizin: 8 Punk-te)

• „Durchführung und Dokumentation derGefährdungsbeurteilung (Evaluierung)“(Freie Fortbildungspunkte: 8 Punkte)

• Intensivkurs „Die Datenbank Arbeitneh-merInnenschutz expert noch effizienterverwenden“ (Freie Fortbildungspunkte: 8 Punkte)

• „Heiße Eisen im Arbeitnehmerschutz“(Freie Fortbildungspunkte: 8 Punkte)

• „Ausbildung zum/zur Sicherheits- undGesundheitsmanagement-Beauftragten“(Freie Fortbildungspunkte: 32 Punkte)

• „StRess.Moderator – Stressoren Res-sourcen Moderation“ (Freie Fortbildungspunkte: 21 Punkte)

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AUVA-Kurse für ArbeitsmedizinerInnen nun auch im DFP-Kalender der Akademie der Ärzte

Michael NiklArbeitsmedizin

AUVA -HauptstelleAdalbert-Stifter-

Strasse 651201 Wien

ÖsterreichTel. +43 1 331 11 408Fax +43 1 331 11 876

E-Mail:[email protected] Internet www.auva.at

AUVA-Kurse für ArbeitsmedizinerInnenbringen Fortbildungs-punkte für das Fach Arbeitsmedizin und Be-triebsmedizin und freieFortbildungspunkte imDFP-Kalender der Aka-demie der Ärzte

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• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 1) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 3) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 4) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 5) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 6) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

• „Praktische Psychologie im Berufsle-ben“ (Teil 7) (Freie Fortbildungspunkte: 24 Punkte)

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ImpressumMedieninhaber und Herausgeber:Abteilung Arbeitsmedizin der Med. Universität WienWähringer Gürtel 18–20, A-1090 WienÖsterr. Gesellschaft für Arbeitsmedizin, AMD LinzKaplanhofstraße 1, A-4020 Linz

Redaktion:Dipl.-Ing. Alexander Pilger (Chefredakteur)Doz. Dr. Robert Winker (Stv. Chefredakteur)

Abteilung Arbeitsmedizin der Med. Universität WienWähringer Gürtel 18–20, A-1090 WienTel.: 01 40 400-4718 • e-mail: [email protected]

Druck:Facultas Verlags- und Buchhandels AGBerggasse 5, A-1090 WienTel.: 01 310 53 56 • Fax: 01 310 53 56-45 • www.facultas.at

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz

A. Pilger

An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Dr. Michael Nikl für die aufopfernde, bis-her aber unerwähnt gebliebene, redaktionelle Tätigkeit für die Beiträge der AUVA, dieer seit dem Bestehen dieser Zeitschrift verantwortet, herzlich bedanken.

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Im Jahre 1937 erging ein Brief an das Bri-tish Medical Journal, der von neunzehnMitgliedern der British Medical Association(BMA) unterzeichnet wurde und folgen-den Kommentar enthielt:

“Sir, – In a review of Mr. F. Matthias Ale-xander’s book Constructive Conscious Con-trol of the Individual, which appeared inyour columns on May 24, 1924, your revie-wer wrote: ‘He [Alexander] would certainlyappear to have something of value to com-municate to the medical profession.’ We,the signatories to this letter, are at one withyour reviewer in this belief. As the medicalmen concerned we have observed the benefi-cial changes in use and functioning whichhave been brought about by the employ-ment of Alexander’s technique in the pa-tients we have sent to him for help – even incases of so-called ‘chronic disease’ – whilstthose of us who have been his pupils havepersonally experienced equally beneficial re-sults …”, und weiter: “… we beg to urgethat as soon as possible steps should be ta-ken for an investigation of Alexander’s workand technique …”

Zwischen 1923 und 1951 erschienen imBMJ rund 30 Artikel und Briefe zur Ale-xander-Technik, doch blieb das ärztlicheInteresse an der Alexander-Technik ehermäßig. Es sollte schließlich sieben Jahr-zehnte dauern bis dem Anliegen derBMA-Mitglieder von 1937 in einer um-fangreichen Untersuchung Rechnung ge-tragen wurde. Das Ergebnis kann sichaber sehen lassen und wurde heuer vonProfessor Paul Little (Universität South-ampton) und Professor Debbie Sharp(Universität Bristol) im BMJ unter demTitel „Randomised controlled trial of Ale-xander technique lessons, exercise, and mas-sage (ATEAM) for chronic and recurrentback pain“ publiziert. Gefördert wurdediese Studie vom Medical Research Coun-cil und dem NHS Research and Develop-

ment Fund. Das Ziel der Untersuchungwar, die Alexander-Technik auf ihre Wirk-samkeit gegen chronische und wiederkeh-rende Rückenbeschwerden zu prüfenund den Erfolg der Alexander-Technik ander Massagetherapie und einem Bewe-gungstraining zu messen. Insgesamt 579Patienten wurden randomisiert und fol-genden Gruppen zugeteilt: Kontrollgrup-pe (n = 144), Massage (n = 147), 6 Unter-richtseinheiten in Alexander-Technik (n =144) und 24 Unterrichtseinheiten in Ale-xander-Technik (n = 144). Die Hälfte derPatienten aus jeder Gruppe erhielt zu-sätzlich ärztliche Anweisungen zu einemBewegungsprogramm (s. Abb. 1). Die Stu-dienpopulation wies vorwiegend chroni-sche Rückenbeschwerden auf (im Schnitt234 ± 131 Schmerztage im vorangegange-nen Jahr) und 79 % der Patienten gabenmehr als 90 Schmerztage im vergangenenJahr an. Patienten unter 18 Jahren oderüber 65 Jahre sowie Patienten, die bereitsmit der Alexander-Technik Erfahrungen ge-macht haben, wurden nicht in die Unter-suchung aufgenommen.

Als primärer Ergebnisparameter für die-se Untersuchung wurde der sog. Rolanddisability score eingesetzt. Dieser leitetsich aus dem Disability Questionnaire vonRoland und Morris ab, der wiederum aufeiner Auswahl von Fragen aus dem Sick-ness Impact Profile (SIP) basiert. Das SIPbeinhaltet Fragen zum allgemeinen Ge-sundheitsstatus, und für den DisabilityQuestionnaire wurden daraus 24 Fragenmit dem Zusatz „wegen meiner Rücken-schmerzen“ adaptiert (s. Tabelle 1). DerFragebogen wird vom Patienten selbstän-dig ausgefüllt und für jede bejahte Aussa-ge wird ein Punkt gewertet (die maximalePunktezahl liegt also bei 24).

Als zweiter Hauptparameter wurde dieAnzahl der Tage mit Rückenschmerzeninnerhalb der letzten vier Wochen regis-

Trotz erkanntem Poten-tial nur mäßiges Inter-esse von ÄrztInnen ander Alexander-Technik

AUS DEN ARBEITSMEDIZINISCHEN

EINRICHTUNGEN DER MEDIZINISCHEN

UNIVERSITÄT WIEN

Alexander-Technik gegen Rückenbeschwerden

Alexander Pilger

27

Vergleich zwischenAlexander-Technik,Massage und Bewegungstraining

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Beschreibung der aktuellen Rücken-schmerzen

Abb. 1: Studienteilnehmer(AT = Alexander-Technik,

Lekt. = Lektionen, Bew. = Bewegungsprogramm,

Mo. = Monate)

Tab. 1: Roland-Morris Disability Questionnaire

Sehr geehrte(r) Patient(in)!Wenn Sie Rückenschmerzen haben, sind alltägliche Dinge oft schwer zu erledigen. Diese Liste enthältSätze, die Leute verwendet haben, um ihre Rückenschmerzen zu beschreiben. Wenn Sie die Liste durch-lesen, fällt Ihnen auf, dass der eine oder andere Satz Ihre Beschwerden von heute am besten beschreibt.Denken Sie bitte nur an die Beschwerden von heute.Trifft ein Satz für Ihre Beschwerden von heute zu, kreuzen Sie diesen Satz bitte an. Falls ein Satz Sienicht beschreibt, kreuzen Sie diesen Satz nicht an und gehen zum nächsten.

Achtung: Kreuzen Sie nur diese Sätze an, die am besten Ihre Beschwerden von heute beschreiben.11. Aufgrund meiner Rückenschmerzen verlasse ich das Haus/die Wohnung selten.12. Ich wechsle häufig meine Körperhaltung, um meinen Rücken zu entlasten.13. Ich gehe aufgrund meiner Rückenschmerzen langsamer als üblich.14. Meine Rückenschmerzen hindern mich daran, ansonsten übliche Arbeiten im Haushalt zu verrichten.15. Aufgrund meiner Rückenschmerzen halte ich mich beim Stiegensteigen stets am Geländer fest.16. Aufgrund meiner Rückenschmerzen lege ich mich häufig zum Ausruhen hin.17. Aufgrund meiner Rückenschmerzen muss ich mich an etwas festhalten, um aus einem Polstersessel

hochzukommen.18. Aufgrund meiner Rückenschmerzen bitte ich häufig andere Menschen, etwas für mich zu erledigen.19. Aufgrund meiner Rückenschmerzen brauche ich zum Ankleiden länger als üblich.10. Aufgrund meiner Rückenschmerzen achte ich darauf, nie allzu lange Zeit stehen zu müssen.11. Aufgrund meiner Rückenschmerzen achte ich darauf, mich so wenig wie möglich zu bücken oder

niederzuknien.12. Ich komme aufgrund meiner Rückenschmerzen nur schwer aus einem Sessel hoch.13. Ich leide beinahe ständig unter Rückenschmerzen.14. Meine Rückenschmerzen erschweren mir das Umdrehen im Bett.15. Meine Rückenschmerzen wirken sich negativ auf meinen Appetit aus.16. Bedingt durch meine Rückenschmerzen, habe ich Probleme beim Anziehen von Socken (Knie-

strümpfen).17. Meine Rückenschmerzen erlauben es mir nicht, längere Strecken zu gehen.18. Meine Rückenschmerzen beeinträchtigen meinen Schlaf.19. Aufgrund meiner Rückenschmerzen brauche ich beim Ankleiden Hilfe.20. Bedingt durch meine Rückenschmerzen verbringe ich die meiste Zeit sitzend.21. Aufgrund meiner Rückenschmerzen versuche ich, schwere Arbeiten im Haushalt zu vermeiden.22. Aufgrund meiner Rückenschmerzen bin ich wesentlich reizbarer und launischer als üblich.23. Bedingt durch meine Rückenschmerzen kann ich Treppen nur sehr langsam hinaufgehen.24. Aufgrund meiner Rückenschmerzen verbringe ich die meiste Zeit im Bett.

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triert. Tabelle 2 zeigt die Basiswerte derParameter zu Beginn der Untersuchungfür die jeweiligen Untergruppen.

Die Ergebnisse der Untersuchung sindbeeindruckend. In allen Interventions-gruppen waren bereits nach drei Monatensignifikante Senkungen im Roland disabili-ty score und in der Anzahl der Schmerzta-ge zu erkennen, während die Kontroll-gruppe nur marginale Veränderungenzeigte. Der Effekt von 24 Unterrichtsein-heiten in Alexander-Technik war am stärks-ten und nach einem Jahr deutlicher ausge-prägt als nach 3 Monaten. Nach demBeobachtungszeitraum von einem Jahrkonnten in der Patientengruppe mit 24 Unterrichtseinheiten eine Reduktionvon 42 % im Roland disability score undvon 86 % in der Zahl an Schmerztagen imVergleich zur Kontrollgruppe festgestelltwerden. Nachhaltige Effekte ergaben sichimmerhin schon nach nur 6 Lektionen inAlexander-Technik: 17 % Reduktion im Ro-land disability score und 48 % Reduktionbei den Schmerztagen (Tabelle 3). Das Be-wegungsprogramm hatte einen Einflussauf den Roland disability score (17 % Re-duktion), nicht aber auf die Anzahl derSchmerztage. Für die Massage-Gruppewar dies genau umgekehrt: kein Effekt aufden Roland disability score, aber 33 % weni-ger Schmerztage. Bemerkenswert ist auch,dass die positiven Auswirkungen von 24Unterrichtseinheiten in Alexander-Technikdurch ein zusätzliches Bewegungstrainingnicht mehr zu steigern waren. Allerdings

erreichte die Kombination aus 6 LektionenAlexander-Technik und Bewegungstrainingeine ähnliche Wirkung wie 24 Lektionen in Alexander-Technik alleine. Eine Ver-schlechterung der Beschwerden wurdenur in einem einzigen Fall (und zwar inder Massage-Gruppe) beklagt.

Aus den Resultaten dieser Untersu-chung geht hervor, dass die Alexander-Technik eine bedeutende Hilfestellung bei der Verringerung von chronischenRückenbeschwerden bieten kann. Bereitsnach 6 Unterrichtseinheiten ist eine dau-erhafte Verbesserung der Beschwerdennachweisbar. Bisher war wohl bekannt,dass Massage und Alexander-Technikkurzfristig erfolgreich gegen muskuloske-letale Beschwerden eingesetzt werdenkönnen. Die gegenständliche Studie be-legt aber erstmals in großem Maßstab dienachhaltige Wirkung der Alexander-Me-thode gegen chronische Rückenbeschwer-den.

In dieser Publikation sticht eine Beob-achtung besonders hervor, nämlich dassdie Kombination aus 6 Lektionen in Ale-xander-Technik und Bewegungstrainingbeinahe so effektiv erscheint wie 24 Lek-tionen Alexander-Technik. Damit werdenmöglicherweise Hoffnungen geweckt,dass in Zukunft effiziente Ansätze fürKurzzeitprogramme mit nachhaltiger Wir-kung gegen chronische Rückenbeschwer-den zur Verfügung stehen. Dies ist kri-tisch zu sehen und ich möchte hierbetonen, dass die Alexander-Technik kei-

29

Überzeugender Effektvon 24 Unterrichtsein-heiten in Alexander-Technik

Bereits nach 6 Lektio-nen Alexander-Techniknachhaltige Verbesse-rung der Beschwerden

6 Lektionen Alexander-Technik mit Bewe-gungstraining sind beinahe so effektiv wie24 Lektionen in Alexander-Technik

Kontrollen Massage 6 Lektionen AT 24 Lektionen AT

Alter (Jahre) 46 ± 10 46 ± 10 45 ± 11 45 ± 11

n = 144 n = 147 n = 144 n = 144

weibl./männl. 105/39 114/33 91/53 92/52

Roland disability 10.8 ± 4.8 11.3 ± 4.7 11.0 ± 5.3 10.7 ± 5.3score n = 144 n = 147 n = 144 n = 144

Anzahl der Schmerztage 24.5 (14-28) 28 (14-28) 28 (8-28) 28 (13-28) in den letzten 4 Wochen n = 108 n = 116 n = 114 n = 115

Tab. 2: Vergleich der Basis-Gruppenwerte

Tab. 3: Ergebnisse – 1 Jahr nach Randomisierung

Kontrollen Massage 6 Lektionen AT 24 Lektionen AT

Roland 8.07 ± 6.13 -0.58 -1.40 -3.40disability [-1.94, 0.77] [-2.77, -0.03] [-4.76, -2.03]score p = 0.399 p = 0.045 p < 0.001 (n = 462)

Median [95 % CI] 21 [18,25] -7 [-12, -2] -10 [-15, -5] -18 [-23, -13]Schmerztage in den letzten p = 0.004 p < 0.001 p < 0.0014 Wochen (n = 435)

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neswegs auf rasche Erfolge abzielt (sowie das ja auch kaum jemand z. B. vonder Technik des Yoga erwartet). In derAlexander-Methode geht es um die Verän-derung von Gewohnheiten und Erwartun-gen im Gebrauch des Körpers. Und dasbraucht eben Zeit.

Auch in Österreich stehen Lehrer mitguter Ausbildung in der Alexander-Tech-nik zur Verfügung. Hier eine Auswahl:

Norma Espejel 1030 WienLustgasse 3/35Tel.: 01 715 78 30Mobil: 0699 12 84 59 [email protected]

Andreas Sandri1030 WienLustgasse 3/35Tel.: 01 715 78 30Mobil: 0699 12 84 56 57 [email protected]

Barbara Pia Grützbach-Pilz1090 WienSpittelauer Lände 13/11Tel.: 0650 333 61 [email protected]

Andrea Berger 5020 SalzburgBindergasse 8cTel.: 0662 43 56 [email protected]

Andrea Schalk 5020 SalzburgGanshofstraße 16/6Tel.: 0662 83 41 [email protected]

Andreas Sandri8020 GrazUniversität für Musik und darstellendeKunst GrazBrandhofgasse 21Tel.: 0316 389 35 15Mobil: 0699 12 84 56 [email protected]

Gunther Schweitzer 8020 GrazOeverseegasse 10/4/12Tel.: 0699 11 91 22 [email protected]

Informationen zur Alexander-Technik inÖsterreich finden Sie auf der Homepageder „Gesellschaft für F. M. Alexander-Technik Österreich (G.A.T.OE.)": http:// www.alexander-technik.at

Literatur

Bruce-Porter B., Caldwell J.R., Dick J.H., DouglasM., Duffett H., Ensor C.A., Graham W.J., RuggGunn A., Jakins P., Kerr J., Ligat D., McDo-nagh J.E.R., MacDonald P., McGowan R.G.,Moss A., Murdoch A., Thorne F.J., Webb H.,Winchester A.H. (1937): Constructive Cons-cious Control. The British Medical Journal May29: 1137.

Cacciatore T.W., Horak B., Henry S.M. (2005):Improvement in Automatic Postural Coordina-tion Following Alexander Technique Lessonsin a Person With Low Back Pain. Physical The-rapy 85 (6): 565–578.

Hollinghurst S., Sharp D., Ballard K., Barnett J.,Beattie A., Evans M., Lewith G., Middleton K.,Oxford F., Webley F., Little P. (2008): Rando-mised controlled trial of Alexander techniquelessons, exercise, and massage (ATEAM) forchronic and recurrent back pain: economicevaluation. BMJ 337; a2656.

Little P., Lewith G., Webley F., Evans M., BeattieA., Middleton K., Barnett J., Ballard K., OxfordF., Smith P., Yardley L., Hollinghurst S., SharpD. (2008): Randomised controlled trial of Ale-xander technique lessons, exercise, and mas-sage (ATEAM) for chronic and recurrent backpain. BMJ (Clinical research ed.) 337, pp. 884.

Little P., Lewith G., Webley F., Evans M., BeattieA., Middleton K., Barnett J., Ballard K., OxfordF., Smith P., Yardley L., Hollinghurst S., SharpD. (2008): Randomised controlled trial of Ale-xander technique lessons, exercise, and mas-sage (ATEAM) for chronic and recurrent backpain. BMJ 337 (7667): 438–441.

30

Die Alexander-Technikzielt nicht auf rascheHeilung ab

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Ergebnisse einer Interventions-studie bei Bau- und Forstarbeitern

Es ist schon einige Zeit her, als Herr o. Prof. Hans Drexler vom Institut für Ar-beits-, Sozial- und Umweltmedizin derUniversität Erlangen erstmals die schüt-zende Wirkung von Hautschutzpräpara-ten kritisch hinterfragt hat. Er tat dies imRahmen des 6. Wiener Forums Arbeits-medizin im Jahr 2003. Wir berichteten da-mals an dieser Stelle, dass wir seinen Vor-trag als Ausgangspunkt für eine Studiegenommen haben, in der wir in Koopera-tion mit der Allgemeinen Unfallversiche-rungsanstalt (AUVA) die Wirksamkeit desHautschutzes durch konventionelle Haut-schutzpräparate untersuchen wollten.

Die Studie ist vor kurzem zur Publika-tion bei den International Archives of Oc-cupational and Environmental Health an-genommen worden; daher möchten wiran dieser Stelle ein kurzes Update zu die-sem Projekt liefern (Winker et al., 2008).

Die Ausgangssituation:Berufsbedingte Hauterkrankungen stehenseit vielen Jahren an der Spitze der ange-zeigten Berufserkrankungen in Österreichund Deutschland. Im Jahr 2007 entfielenimmer noch über 33 % der 61.151 Berufs-krankheitenanzeigen auf die BK-Nummer5101 in Deutschland. Die Zahlen in Öster-reich sind ähnlich: Im Jahr 2006 machteder Anteil der Hauterkrankungen 17 % al-ler von den 1293 anerkannten Berufs-krankheiten aus (Hauptverband der ge-werblichen Berufsgenossenschaften [BRD]2007, und nicht veröffentlichte Daten derAUVA vom Jahr 2006). In westlichen Industrieländern wird die jährliche Neuer-krankungsrate beruflich bedingter Hauter-krankungen auf etwa 0,5 bis 1,9 Neuer-krankungen pro 1.000 Beschäftigte undJahr geschätzt (Diepgen und Coenraads1999, Diepgen 2003, Dickel et al., 2004).In über 90 % handelt es sich dabei um Handekzeme, meistens allergischeund/oder irritativ-toxische Kontaktekze-me. Die behauptete Wirksamkeit vonHautschutzpräparaten stützt sich im We-sentlichen auf Laboruntersuchungen anTiermodellen; es ist fraglich, inwieweit

diese Ergebnisse auf reale berufliche Be-lastungen übertragbar sind. Viele der the-oretischen positiven Eigenschaften vonHautschutz-, Hautpflege- und Hautreini-gungspräparaten sind nach strengen Kri-terien einer „evidence-based medicine“nicht ausreichend wissenschaftlich belegt(Kütting B. et Drexler H., 2003). Größere,kontrollierte klinische Studien, die denNutzen dieser Präparate in „Feldversu-chen“ bei stark hautbelastenden Tätigkei-ten belegen, liegen bisher aber kaum vor.Einige Publikationen legen sogar nahe,dass der Einsatz von Hautschutzpräpara-ten am Arbeitsplatz auch negative Effektehaben könnte (siehe z. B. Baur X. et al.,1998, Held E. et Agner T. 2001).

Ausgehend vom oben skizzierten ak-tuellen Wissensstand war es das Ziel die-ser Studie, die Wirkung von Hautschutz-und Hautpflegepräparaten unter realenArbeitsbedingungen zu überprüfen.

Es wurde dazu eine randomisierte Inter-ventionsgruppe unter Bauarbeitern (ein-heitlich Männer) und ArbeiterInnen derholzverarbeitenden Industrie durchge-führt, wobei der gesamte Kontakt mit denArbeitnehmerInnen an ihren jeweiligenArbeitsorten stattgefunden hat. Dadurchergibt sich auch, dass die Ergebnisse derStudie zunächst nur auf ArbeitnehmerIn-nen in vergleichbarer beruflicher Exposi-tion anwendbar sind.

Insgesamt wurden 1.006 Arbeitnehme-rInnen aus der Bau- und Holzbranche (je-weils 503 Probanden) mit Hilfe der AUVArekrutiert und zumindest über einen Zeitraum von einem Jahr verfolgt. Die ArbeitnehmerInnen wurden mittels com-putergenerierter Blockrandomisierung(4er-Blöcke) einer der nachfolgend be-schriebenen vier Gruppen zugeordnet(als A, B, C und D bezeichnet):

(A) Beschäftigte, die Empfehlungen zurVerwendung von Hautschutz- undHautpflegepräparaten erhalten,

(B) Beschäftigte, die nur Empfehlungenzur Verwendung von Hautschutzprä-paraten erhalten,

(C) Beschäftigte, die nur Empfehlungenzur Verwendung von Hautpflegeprä-paraten erhalten,

31

Hauterkrankungen ander Spitze der Berufs-erkrankungen

Interventionsstudie beiArbeitnehmerInnen derBau- und Holzbranche

Hautschutzpräparate – wie wirksam sind sie wirklich?

Robert Winker, Gerhard Tappeiner*Arbeitsmedizinische

Einrichtungen*Universitätsklinik

für Dermatologieder Medizinischen

Universität Wien Gesponsert durch

die Allgemeine Unfallversiche-

rungsanstalt

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(D) Beschäftige, die keinerlei Empfehlun-gen erhalten.

Alle ArbeitnehmerInnen erhielten die glei-chen Empfehlungen zur Hautreinigungund wurden zumindest zu drei Zeitpunk-ten nachuntersucht. Untersuchungszeit-punkt 2 fand 4 ± 1,1 Monate nach derErstuntersuchung statt, der 3. Zeitpunktwiederum 4 ± 1.3 Monate danach. Po-tentielle Confounder wie sozialer Status, Lifestyle-Faktoren, atopische Diathese,Freizeitaktivitäten sowie Verwendung vonpersönlichen Schutzmaßnahmen und derKontakt zu sonstigen Arbeitsstoffen wur-den ebenfalls bei der Rekrutierung mittelseiner Anamnese erfasst.

Im Rahmen der klinischen Untersu-chung wurde der Hautzustand von einemDermatologen beurteilt und laut Studien-bogen kategorisiert. Zusätzlich wurde zujedem Zeitpunkt eine Fotodokumentationdurchgeführt. Da der Gegenstand derUntersuchung die präventive und nichtdie therapeutische Wirkung von Haut-schutz sowie Hautpflege war, stellte eintherapiepflichtiges Ekzem bei der Erst-untersuchung einen Ausschlussgrund dar.

Im Wesentlichen wurden im Rahmender Intervention 2 Endpunkte untersucht:

Das Auftreten von Ekzemen sowie Verän-derungen des transepidermalen Wasser-verlustes als Parameter der epidermalenBarrierefunktion. In Tabelle 1 sind dieCharakeristika der eingeschlossenen Ar-beiternehmer dargestellt. In der statisti-schen Analyse stellte sich heraus, dassdas Auftreten von Ekzemen, welches wirals primären Endpunkt festgelegt hatten,ein zu seltener Event war, um Unterschie-de in den Gruppen festzustellen. Es seiam Rande erwähnt, dass diese Beobach-tung überraschend war und unseres Er-achtens auf eine gute medizinische Auf-klärung/Betreuung in den Betrieben undeine gute Compliance der Arbeiterschafthinweist. Die Details sind in der Original-arbeit abgehandelt. Bei den Veränderun-gen des transepidermalen Wasserverlustszeigten sich vor allem bei den Gruppen A(Hautschutz und Hautpflege in Kombina-tion) sowie C (Hautpflege allein) signifi-kante Verbesserungen (siehe Tabelle 2).In der Gruppe B (nur Hautschutz) konn-ten diese signifikanten Verbesserungennicht beobachtet werden.

Das Ergebnis unserer Studie legt alsofolgende Interpretation nahe:

Da die TEWL-Messungen einen indirek-ten Hinweis auf potentielle Hautschäden

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Endpunkte der Studie:Ekzeme und trans-epidermaler Wasserverlust

Gute Compliance derArbeitnehmerInnen

Variable Bauindustrie Holzverarbeitende Industrie

Total Frauen Männer Gender-Diff(n=287) (n=91) (n=196) (p-value)

Alter (Jahre)† 38.7 ± 9.9 39.2 ± 10.0 38.4 ± 9.8 .531

Anstellungsdauer (Jahre)† 11.1 ± 9.0 7.6 ± 6.4 12.8 ± 9.5 <.001***

Handschuhe‡ 175 (61.0%) 63 (69.2%) 112 (57.1%) .002*Leder 107 (37.3%) 48 (52.7%) 59 (30.1%)

Synthetische 29 (10.1%) 10 (11.0%) 19 (9.7%)Gummi 19 (6,6%) 2 (2.2%) 17 (8.7)Andere 20 (7.0%) 3 (3.3%) 17 (8.7)

Keine früher bestehende Hauterkrankung‡ 235 (81.9%) 69 (75.8%) 166 (75.8%) .702

Gruppe‡

A 77 (26.8%) 27 (29.7%) 50 (25.5%) .877B 55 (19.2%) 16 (17.6%) 39 (19.9%)C 75 (26.1%) 24 (26.4%) 51 (26.0%)D 80 (27.9%) 24 (26.4%) 56 (28.6%)

Zeitdauer in Tagen zwischen 147.2 ± 32.2 146.3 ± 33.1 147.6 ± 31.9 .7491. und 2. Untersuchungszeitpunkt†

Zeitdauer in Tagen zwischen 161.8 ± 62.2 154.2 ± 76.9 165.3 ± 55.6 .2181. und 2. Untersuchungszeitpunkt†

Legende: * p<.05; ** p<.01; *** p<.001 nach Typ1-Fehler Korrektur nach Bonferroni-Holm; ‡ Fisher-Exact, A: Hautschutz, Hautpflege; B: Hautschutz; C: Hautpflege und D: nur Hautreinigung.

Tab. 1: Soziodemographische Variablen und Geschlechtsunterschiede

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geben, liefern unsere Ergebnisse mögli-cherweise einen Hinweis in Richtung derbesseren Wirksamkeit von Hautpflege-cremes in der Erhaltung der Hautbarriere.In den erwähnten Berufsgruppen ist einesorgfältige und regelmäßige Hautreini-gung und Hautpflege mit Hautschutzcre-mes sinnvoll und sollte aktiv gefördertwerden; die Anwendung von Hautschutz-präparaten in diesen Berufsgruppen soll-te einer individuellen Entscheidung vor-behalten bleiben.

Weiters ist hervorzuheben, dass entge-gen manchen Publikationen (siehe An-fang) ein negativer Effekt von Hautschutzbei den ArbeitnehmerInnen der unter-suchten Branchen in keinem Fall nach-weisbar war.

Wie so oft ergibt sich auch aus dieserStudie die Empfehlung, ihre Ergebnissedurch weitere Untersuchungen zu über-prüfen, ev. zu erhärten und zu erweitern.Es wäre besonders wünschenswert, die Er-gebnisse dieser Studie durch weitere ähnli-che Untersuchungen bei ArbeitnehmerIn-nen anderer beruflicher Expositionen oderüber längere Zeiträume zu überprüfen undähnliche Studien bei ArbeitnehmerInnenmit anders gearteten beruflichen Hautbe-lastungen, besonders solchen mit Expo-sition gegen organische Lösungsmittel/Detergentien und/oder allergisierendenSubstanzen durchzuführen, um schließlichein klares Bild der korrekten Anwendungvon Hautschutz und Hautpflege im Be-reich der Sekundärprävention von berufs-bedingten Hauterkrankungen zu erhalten.

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Bessere Ergebnisse für Hautpflege

Tab. 2: Veränderung des TEWL-Werts in g/m2/h

1st Visit -Baseline 2nd Visit 3rd Visit p-value

Baubranche

LinksA (n = 46) 27.9 ± 13.1 22.8 ± 11.2 18.6 ± 12.0 <.001***B (n = 45) 27.5 ± 11.5 26.8 ± 13.9 25.2 ± 14.2 .376C (n = 50) 27.3 ± 11.4 23.2 ± 12.7 20.4 ± 8.2 <.001***D (n = 55) 28.8 ± 11.0 30.6 ± 15.0 27.2 ± 9.7 .252

RechtsA (n = 46) 26.6 ± 11.2 21.5 ± 9.3 19.4 ± 12.4 .001**B (n = 45) 26.9 ± 10.2 25.3 ± 10.1 23.6 ± 11.1 .113C (n = 50) 27.0 ± 10.1 21.4 ± 10.2 21.9 ± 11.0 .001**D (n = 55) 27.3 ± 10.5 27.7 ± 11.5 27.0 ± 10.7 .941

HolzarbeiterInnen – Frauen

LinksA (n = 27) 23.4 ± 9.5 20.7 ± 9.3 15.5 ± 5.6 .002*B (n = 16) 23.7 ± 8.2 20.7 ± 9.9 18.8 ± 9.3 .181C (n = 24) 25.4 ± 11.5 22.9 ± 9.2 24.8 ± 12.7 .508D (n = 24) 26.4 ± 8.9 25.6 ± 10.1 24.9 ± 9.8 .765

RechtsA (n = 27) 25.0 ± 10.0 20.9 ± 8.0 17.8 ± 7.2 .013(*)

B (n = 16) 25.8 ± 9.5 19.8 ± 7.9 19.5 ± 8.1 .014(*)

C (n = 24) 25.5 ± 10.6 24.2 ± 10.8 24.0 ± 15.5 .759D (n = 24) 25.4 ± 10.6 25.5 ± 9.8 25.6 ± 9.2 .993

Holzarbeiter – Männer

LinksA (n = 50) 36.1 ± 14.6 26.0 ± 12.2 26.5 ± 15.1 <.001***B (n = 39) 29.7 ± 12.2 28.0 ± 12.7 28.2 ± 15.1 .580C (n = 51) 34.3 ± 15.9 25.3 ± 11.2 24.6 ± 13.4 <.001***D (n = 56) 34.4 ± 14.4 29.2 ± 15.4 35.7 ± 15.4 .004*

RechtsA (n = 50) 34.7 ± 14.1 23.9 ± 10.8 25.9 ± 14.3 <.001***B (n = 39) 30.6 ± 11.0 26.8 ± 12.5 28.4 ± 14.2 .094C (n = 51) 32.8 ± 13.2 24.5 ± 11.4 27.0 ± 15.8 <.001***D (n = 56) 33.5 ± 14.4 28.6 ± 15.4 36.4 ± 15.0 .002*

Wiederholtes ANOVA-Model; *… p<.05; **… p<.01; *** … p<.001 nach Typ-1 Fehler Korrektur nach Bon-ferroni-Holm, (*)… bedeutet Signifikanz bevor KorrekturA: Hautschutz, Hautpflege; B: Hautschutz; C: Hautpflege und D: nur Hautreinigung

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Danksagung

Diese Arbeit wurde durch die AllgemeineUnfallversicherung gesponsert. Die Auto-ren danken für die Unterstützung. Zu-sätzlich möchten wir an dieser Stelle ganzherzlich all jenen Personen danken, diean dem Projekt mitgewirkt haben, ins-besondere Frau Dr. Stolkovich von derUniversitätsklinik für Dermatologie, Dr.Nikl von der Allgemeinen Unfallversiche-rungsanstalt und Frau Dr. Salameh, dieehemals an unserer Abteilung tätig war.

Literatur

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Winker R., Salameh B., Stolkovich S., Nikl M.,Barth A., Ponocny E., Drexler H., Tappeiner G.(2008): Evectiveness of skin protection cre-ams in the prevention of occupational derma-titis: results of a randomized, controlled trial.Int Arch Occup Environ Health; in press.

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