Stoller-Schai 2013 - Lernen 2.0: Gestaltungsdimensionen für Lernarchitekturen im Kontext von Social Media

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    HR Consulting Review 03 2013, OnlineFirst 1

    1. Lernen 2.0: Neue Lernformen

    jenseits von Frontalunterricht

    und Seminarraum

    Welches sind die Top 10 der Lern-

    werkzeuge 2012 fr medienge-

    sttztes Lernen in der betrieblichen

    Ausbildung, aber auch in der knf-

    tigen Kundenausbildung? Sind es

    hochinteraktive, didaktisch vorbild-

    lich gestaltete und visuell attraktiv

    gestaltete Web based trainings?

    Nein, die drei Top-Lernwerkzeuge

    2012 sind gem Jane Hart (Hart,

    2012): Twitter, YouTube und Goog-

    le Docs/ Drive!

    Diese Nominierung mag vielleicht

    manchen Ausbildungspro nicht zu

    interessieren, da die Verbindung

    und die Bedeutung zwischen dem

    eigenen durch curricular struk-

    turierte und formale Trainings ge-

    prgten Berufsalltag und solchen

    neuen Medienwerkzeugen nicht

    verstanden werden. Dies knnte

    sich jedoch bald als Fehler erwei-

    nen und was wir von der Welt wahr-

    nehmen.

    Mit Lernen 2.0 bezeichnet man

    Lernformen, die in diesem Kontext

    durch und mit Social Media erwei-

    tert werden.

    Denition: Lernen 2.0

    Lernen 2.0 basiert auf dem kon-

    nektivistischen Lernparadigma und

    folgt den Grundstzen von Web

    2.0. Damit ist Lernen 2.0 partizipa-

    tiv, kollaborativ, sozial, feedback-

    orientiert und auf Vernetzung aus-

    gerichtet. Es ist eine umfassende

    Lernform, die:

    Ausbildung im Seminarraum

    und internetgesttzte Lernfor-

    men umfasst,

    Training off-the-job und Trai-

    ning on-the-job und on-the-

    road kombiniert,

    formale Kurse mit informellem

    Lernen erweitert,

    Wissenserwerb und Wissens-

    sen. Betriebliches Lernen bewegt

    sich einerseits weg vom Seminar-

    raum hin an den Arbeitsplatz und

    andererseits nehmen informelle

    Lernformen gegenber formalen

    Lernformen aufgrund vernderter

    Lernbedrfnisse aber auch aus Ef-

    zienz- und Kostengrnden an Be-

    deutung zu.

    Dass Social Media das Lernver-

    halten und die Art und Weise, wie

    Lernen angeboten und durchge-

    fhrt wird, verndern wird, steht au-

    er Frage. Dies basiert auf der Tat-

    sache, dass Social Media bereits

    viele andere Aspekte im beruichen

    und privaten Alltag beeinusst: So

    bestimmt Social Media die Art und

    Weise, wie Produkte entwickelt

    werden, wie Kunden angesprochen

    werden, welche Vertriebskanle

    neu erschlossen werden, aber auch

    die Art und Weise, wie wir unsere

    privaten Beziehungen aufbauen

    und gestalten, unsere Freizeit pla-

    Lernen 2.0 Gestaltungsdimensio-nen fr Lernarchitekturen im Kontextvon Social Media

    Dr. Daniel Stoller-Schai11) Leiter Bereich Unternehmen, Mitglied der Geschftsleitung, LerNetz AG Netzwerk fr interaktive Lernmedien

    SCHLSSELWRTER: Lernen 2.0, Lernarchitekturen, Social Media

    KURZFASSUNG: Wie verndern die Entwicklungen rund um Web 2.0 die Ausbildung in Unternehmen? Der Ausbil-

    dungsbereich steht vor einem groen Wandel, der mageblich durch gesellschaftliche und technologische Vern-

    derungen geprgt ist. Lernen und Arbeiten werden in Zukunft zusammenwachsen und vermehrt online stattnden.

    Der Ausbildungsfokus wird sich von formellen zu informellen, kommunikativen, kollaborativen und selbstgesteuerten

    Lernformen verschieben. Die Ausbildung von Mitarbeiter/ innen wird ergnzt durch die Ausbildung von Kunden. Im

    Artikel wird der Begriff Lernen 2.0 deniert und es werden strategische, methodisch-didaktische und technologische

    Gestaltungsdimensionen fr unternehmensweite Lernarchitekturen im Kontext von Social Media aufgezeigt.

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    anwendung zusammenbringt,

    Inhaltsproduktion durch Ler-

    nende ermglicht und

    Lernen nach Bedarf in einer

    individualisierten Form bein-haltet.

    (Stoller-Schai, 2013, S. 11)

    Beispiel: Lernen 2.0 im Alltag

    Wie manifestiert sich Lernen 2.0

    heute und in Zukunft im Berufs-

    alltag? Ein halbktives Beispiel:

    Eine Kundenberaterin stellt mithilfe

    von CurationTools (siehe weiter un-

    ten) tglich die fr sie wichtigen In-formationen aus Intra-/ Internet und

    anderen Quellen zusammen und

    macht sie ber das Follower-Prinzip

    (hnlich Twitter) anderen verfgbar.

    Damit baut sie persnliche Netze

    zu anderen Personen aus anderen

    Divisionen und Regionen auf. Per-

    snliche Erkenntnisse und Kom-

    mentare werden zudem aus jeder

    beliebigen Applikation einfach in ihr

    ePortfolio gepostet und dokumen-

    tieren so ihre Lernprozesse. Mittels

    Communityplattformen tauscht sie

    sich mit ihren Kolleg/ innen aus. Die

    E-Mail Kommunikation hat sich da-

    durch merklich verringert. Besteht

    Bedarf nach klassischer Wissens-

    vermittlung, so ndet diese ad hoc

    ber virtuelle Klassenzimmer, mo-

    bile Selbstlernmodule und eBooks

    statt. Prsenzorientierte Trainings-

    formen sind dagegen auf mglichst

    hohe Interaktion ausgelegt, Fron-

    talunterricht ndet nicht mehr statt.

    Ausbildungspros vermitteln keinen

    Lernstoff, sondern stehen ihr fr die

    Optimierung und Reexion ihres

    Lernverhaltens und ihrer Lernstra-

    tegien zur Verfgung.

    Fazit: Lernen 2.0 umfasst dialo-

    rientiertes und arbeitsintegriertes

    Lernen auf allen organisationalen

    Ebenen mglich wird. (Denition

    des Autors)

    Die Architekturmetapher hilft mit,

    die zentrale Frage zu stellen: Was

    fr ein Haus mssen wir bauen,

    damit partizipatives, kollaboratives

    und feedbackorientiertes Lernen

    2.0 stattnden kann? Sie hilft auch

    mit bei Fragen wie: Haben wir einen

    Bauplan, einen Bauherrn, ein Bud-

    get, alle Bewilligungen, wie sieht

    das Umfeld aus etc.?Fazit: Eine Lernarchitektur deniert,

    wie Lernen in einer Organisation

    stattndet. Die Prinzipien von Ler-

    nen 2.0 dienen dabei als Vorgabe,

    wenn ein dialogisches, kollabora-

    tives und selbstgesteuertes Lern-

    haus konzipiert werden soll.

    3. Gestaltungsdimensionen

    Um die Lernarchitektur zu denie-

    ren und zu konstruieren, hilft es,

    wenn man dabei auf verschiedene

    Gestaltungsdimensionen zurck-

    greifen kann. Die folgenden Gestal-

    tungsdimensionen sind um in der

    Metpaher der Architekur zu bleiben

    auf den Bau eines Lernhauses

    ausgerichtet, das sich an den Prin-

    zipien von Lernen 2.0 orientiert.

    Das Dach wird durch die Unter-

    nehmensvision gebildet, whrend

    die Stockwerke durch die strate-

    gischen, methodisch-didaktischen

    und technologischen Dimensionen

    gebildet werden (ausfhrlicher in

    Stoller-Schai, 2011/ 2013):

    Strategische Dimensionen

    Lernen im Prozess der Arbeit:

    Nebst den formalen Ausbil-

    gische, kollaborative und selbst-

    gesteuerte Lernformen, die dort,

    wo angebracht mit Technologien

    untersttzt und ermglicht werden.

    Der Lernprozess wird mageblichdurch die Lernenden selbst gesteu-

    ert.

    2. Lernarchitekturen

    Um solche Lernprozesse zu ermg-

    lichen und umzusetzen, braucht es

    Lernarchitekturen, die die Baustei-

    ne fr das Fundament (= Technolo-

    gien), die Stockwerke (= Methodik/

    Didaktik) und das Dach (= Strate-gien) eines Lernhauses festlegen

    und bereitstellen. Die Konzepti-

    on und die Ausformulierung der

    zugrunde liegenden Vision einer

    solchen Lernarchitektur ist in ers-

    ter Linie eine Fhrungsaufgabe

    und muss unter Beteiligung aller

    Anspruchsgruppen (Business [Li-

    nie], Kunden, HR, IT, Marketing,

    Forschung&Entwicklung, Kommu-

    nikation, Rechtsabteilung, Corpo-

    rate Design etc.) angegangen wer-

    den.

    Denition Lernarchitektur

    Eine Lernarchitektur umfasst den

    Bauplan, die Materialien und die

    Konstruktionsanleitungen fr das

    unternehmenseigene Lernhaus.

    Dabei wird aufgezeigt, welche Rol-

    le Lernen im Unternehmen ein-

    nimmt. Eine Lernarchitektur ist da-

    mit der Bauplan fr eine Lernende

    Organisation. Es ist dabei die Auf-

    gabe der obersten Fhrungsebene,

    die grundstzliche Form und den

    Stil des Baukrpers vorzugeben

    und die Rahmenbedingungen fr

    die weiterfhrenden Designaufga-

    ben festzulegen, damit strategieo-

    Lernen 2.0

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    werden knnen, braucht es

    Technologien, die dies er-

    mglichen. Dies beginnt bei

    einfachen Curation-Tools (z. B.

    Scoop-it) und geht bis hin zuunternehmensweiten Commu-

    nityplattformen (z. B. Jive).

    Mobile Technologien: Alle

    technologisch vermittelten

    Lernformate mssen fr den

    mobilen Zugang konzipiert

    werden, um nahtlose Lernpro-

    zesse zwischen verschiede-

    nen Lernorten zu ermglichen.

    Fazit: Diese Gestaltungsdimensio-

    nen decken mehrheitlich nicht-tech-

    nische Aspekte ab. Damit wird deut-

    lich, dass Lernen 2.0 in erster Linie

    eine neue Lernform ist. Technologi-

    en ordnen sich diesem Ansatz un-

    ter. Sie sind Mittel zum Zweck. Ein

    zielloser Einsatz von Lerntechnolo-

    gien fhrt nicht zu Lernen 2.0.

    4. Fazit

    Der Ausgangspunkt, um Lernarchi-

    tekturen und Lernprozesse im Sin-

    ne von Lernen 2.0 gestalten und

    anbieten zu knnen, lsst sich ab-

    schlieend auf drei Anstze redu-

    zieren:

    Selbst Erfahrungen sammeln:

    Ausbildungspros mssen

    die skizzierten Gestaltungsdi-

    mensionen selbst anwenden

    und erfahren, bevor sie sie als

    Bausteine einsetzen knnen.

    Mehr Zeit fr den Gestaltungs-

    prozess: Es wird zu viel Zeit

    fr operative Aspekte und

    zu wenig Zeit fr Lerndesign

    verwendet. Auftraggeber

    (z. B. Linie, Abteilungen) und

    Auftragnehmer (Ausbildungs-

    dungen mssen sich Ausbil-

    dungspros verstrkt mit der

    Gestaltung von Rahmenbedin-

    gungen fr informelles Lernen

    am Arbeitsplatz beschftigenund Lernen in Arbeitsprozesse

    integrieren (Dehnbostel, 2007)

    sowie situiertes Lernen (Lave

    & Wenger, 1991) ermglichen.

    Lernen als Dienstleistung:

    Ausbildung im weitesten Sinne

    darf nicht auf HR-Abteilungen

    und Mitarbeiter/ innen be-

    schrnkt bleiben. Kunden-

    ausbildung wird zu einemBestandteil von Produkten

    und Dienstleistungen (Stoller-

    Schai, 2012).

    Methodisch-didaktische Dimensio-

    nen

    Performative Kompetenz (Auf-

    trittskompetenz) ist ein zent-

    rales Moment im Zeitalter von

    Markets are conversations

    (Levine et al., 2000) und muss

    verstrkt systematisch trainiert

    werden (z. B. http://www.toast-

    masters.org).

    Selbstlernkompetenz: Lernen-

    de mssen in ihren Lernpro-

    zessen untersttzt werden.

    Dazu muss klassisches Wis-

    sen zu Lerntechniken vermit-

    telt werden (Mandl & Krause,

    2001).

    Lernprozesse integrieren

    (Blended Learning): Je nach

    Lernziel wird ein Lernprozess

    als vielfltige Kombination von

    Online- und Prsenzlernen

    konzipiert. Dabei gilt: Wissens-

    vermittlung meistens online;

    Wissensanwendung und -ver-

    tiefung in Prsenz so interaktiv

    wie mglich.

    Lernprozesse dokumentieren:

    Lernprozesse mssen auf

    sehr einfache Weise doku-

    mentierbar sein. Dafr eignensich vorgedruckte Lerntageb-

    cher, Curation-Tools (Twitter

    Liste http://bit.ly/SmzyJY) oder

    E-Portfolios.

    Lernen durch Produktion:

    User generated Content oder

    klassisches Lernen durch

    Lehren (Renkl, 1997) sind

    Methoden, um Lernende zu

    aktivieren und implizites Wis-sen explizit zu machen.

    Lernen durch Kollaboration:

    Kollaboratives Lernen in Lear-

    ning Communities muss von

    Ausbildungspros untersttzt

    werden. Lernprozesse sind als

    kollaborative Aktivitten mit

    kompetitiven Elementen zu

    gestalten.

    Lernen durch Individualisie-

    rung: Die Lernenden stellen

    sich ihre Lernprogramme

    selbst zusammen und werden

    dabei technisch (z. B. durch

    Lernkataloge) und persnlich

    (durch ihre Vorgesetzten in

    der Rolle von Lerncoaches)

    untersttzt.

    Lernen durch Events: Lerner-

    fahrungen mssen mit sozi-

    alen Erlebnissen kombiniert

    werden, um nachhaltiger zu

    werden. Darum muss Lernen

    vermehrt in Form von Events

    erlebbar gemacht werden

    (Stoller-Schai, 2007).

    Technologische Dimensionen

    Mitmach-Technologien:

    Damit Lernende selbst aktiv

    Lernen 2.0

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    Personalentwicklung 2.0 Ler-

    nen, Wissensaustausch und

    Talentfrderung der nchs-

    ten Generation (S. 109-129).

    Kln: Luchterhand. Zugriff am:14.03.2012. verfgbar unter:

    http://bit.ly/UzKbKS.

    Stoller-Schai, D. (2012). Educa-

    te your customer Kunden-

    fokussiertes E-Learning. In

    K. Wilbers & A. Hohenstein

    (Hrsg.), Handbuch E-Learning.

    Kln: Fachverlag deutscher

    Wirtschaftsbund. Zugriff am:

    14.03.2013. Verfgbar unter:http://bit.ly/HjAj7M.

    Stoller-Schai, D. (2013): Lernen 2.0

    die Zukunft des E-Learning.

    In K. Wilbers & A. Hohenstein

    (Hrsg.), Handbuch E-Learning.

    Kln: Fachverlag deutscher

    Wirtschaftsbund.

    Xing-Prol des Autors

    pros) mssen gemeinsam an

    neuen Lernarchitekturen arbei-

    ten, bevor der erste Baustein

    gesetzt wird.

    Pdagogisches Standbein

    und pdagogisches Spielbein:

    Bewhrtes soll nicht verworfen

    werden. Klassische metho-

    disch-didaktische Prinzipien

    (pdagogisches Standbein)

    sind wichtiger denn je, ms-

    sen aber durch neue Formen

    (pdagogisches Spielbein)

    kreativ ergnzt und erweitert

    werden, damit Lernprozessegestaltet werden knnen, die

    dialogisch, kollaborativ und

    selbstgesteuert sind.

    Was bringt es?

    Warum soll sich ein Unternehmen

    mit solchen Lernformen befassen?

    Um den Bogen zurck an den An-

    fang zu schlagen: Kunden und vor

    allem junge und neue Mitarbeiter/

    innen bewegen sich in einer durch

    Social Media geprgten Welt. Auch

    wenn dabei einige Firmen und

    Tools wieder verschwinden werden,

    der Wandel zu einer dialogischen,

    kollaborativen und selbstgesteuer-

    ten Gesellschaft scheint dauerhaft

    zu sein. Die Lernarchitektur eines

    Unternehmens muss sich darum

    an diesen Wandel anpassen und zu

    einem Lernenden Unternehmen

    werden.

    Falls Sie also Twitter, YouTube

    oder Google Docs/ Drive noch nicht

    in Ihrem Lernrepertoire haben,

    empfehle ich Ihnen, damit zu begin-

    nen.

    5. Literatur

    Dehnbostel, P. (2007). Lernen im

    Prozess der Arbeit. Mnster:

    Waxmann.

    Hart, J. (Hrsg.) (2012). Top 100

    Tools for Learning 2012. Zugriff

    am: 14.03.2013. Verfgbar un-ter: http://c4lpt.co.uk/top-100-

    tools-2012/.

    Lave, J. & Wenger, E. (1991). Situ-

    ated learning: Legitimate peri-

    pheral participation. New York:

    Cambridge University Press.

    Levine, R., Locke, C., Searls, D.&

    Weinberger, D. (2000). Das

    Cluetrain Manifest. 95 Thesen

    fr die neue Unternehmenskul-

    tur im digitalen Zeitalter. Berlin:

    Econ.

    Mandl, H. & Krause, U. M. (Hrsg.)

    (2001). Lernkompetenz fr die

    Wissensgesellschaft. Lehrstuhl

    fr Empirische Pdagogik und

    Pdagogische Psychologie.

    Ludwig Maximilians Univer-

    sitt Mnchen. Forschungs-

    bericht Nr. 145. Zugriff am:

    14.04.2013. Verfgbar unter:

    http://bit.ly/Qzfyr9.

    Renkl, A. (1997). Lernen durch

    Lehren Zentrale Wirkmecha-

    nismen beim kooperativen Ler-

    nen. Wiesbaden: Dt. Universi-

    ttsverlag.

    Stoller-Schai, D. (2007). Meet peers

    and experts: Erfahrungen mit

    der ersten Virtuellen Konferenz

    der Phonak AG. In K. Wilbers

    & A. Hohenstein (Hrsg.), Hand-

    buch E-Learning. Kln: Fach-

    verlag deutscher Wirtschafts-

    bund. Zugriff am: 14.03.2013.

    Verfgbar unter: http://bit.ly/

    PzyItK.

    Stoller-Schai, D. (2011). Lernen

    2.0 in der Finanzbranche. In

    A. Trost & T. Jenewein (Hrsg.),

    Lernen 2.0

    https://www.xing.com/profile/Daniel_StollerSchaihttps://www.xing.com/profile/Daniel_StollerSchai
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    Herr Stoller-Schai, in welcher

    Branche arbeiten Sie? Welche

    Position bekleiden Sie?

    Derzeit arbeite ich noch bei der

    UBS AG als Head eLearning De-

    sign Switzerland speziell in den

    Bereichen Entwicklung, Produktion

    und Design von E-Learning-Ange-

    boten. In zwei Wochen wechsele

    ich jedoch zur LerNetz AG und

    leite dort die Abteilung LerNetz fr

    Unternehmen.

    Wrden Sie uns kurz einen ty-

    pischen Arbeitsalltag von Ihnen

    beschreiben und dabei spezi-

    sch darauf eingehen, wie Sie

    selbst Lernen 2.0 nutzen?

    Unser Tagesgeschft besteht da-

    rin, E-Learning-Angebote und

    Dienstleistungen fr die Regionen

    Schweiz, Europa und Asien bereit

    zu stellen. Lernen 2.0 spielt dabei

    zunehmend eine zentrale Rolle.

    UBS hat vor 1,5 Jahren eine Social

    Computing Plattform fr Mitarbei-

    ter/ innen implementiert. Zur Zeit

    sind bereits ca. 50 % der Beleg-

    schaft aktiv; das sind rund 30.000

    Anwender/ innen. Diese Social

    Business Software dient der Kolla-

    boration, Kommunikation und Inter-

    aktion innerhalb des Unternehmens

    und als Ansto von Lernprozessen.

    Als E-Learning-Fachstelle frdern

    wir damit die Bildung von Lernge-

    meinschaften, die es ermglichen,

    die verschiedenen Lernphasen un-

    terschiedlichster Mitarbeiter/ innen

    miteinander zu verknpfen. Diese

    Plattform nutze ich selbst in mei-

    nem Arbeitsalltag sehr oft. Darber

    nagement es ihnen vorlebt. Hier

    mssen sich relevante Fhrungs-

    krfte ihrer Vorbildfunktion bewusst

    werden. Sind Selbstanwendung

    und Vorbildfunktion gegeben, dann

    kann weiter in Richtung umfassen-

    der Lernachitekturen gedacht und

    es knnen Grundprinzipien von Ler-

    nen 2.0 konkret umgesetzt werden.

    In einigen Unternehmen wird dies

    bereits sehr effektiv getan. In vie-

    len Unternehmen braucht es jedoch

    mehr Zeit. Wir drfen aber nicht

    vergessen, dass Social Media im

    Unternehmenskontext erst seit ein

    paar Jahren ein Thema ist.

    Sehen Sie beim Lernen 2.0 nicht

    die Gefahr der berhandnehmen-

    den freien Kommunikation auf

    Kosten von Seriositt und Struk-

    tur?

    Was soll an freier Kommunika-

    tion schlecht sein? Wir brauchen

    Mitarbeitende, die sich uern, mit-

    denken und mitreden. Nur so wer-

    den Unternehmen erfolgreich am

    Markt bestehen. Nicht von unge-

    fhr ist ja eine Schlsselthese des

    Cluetrain Manifesto markets are

    conversations. Es ist aber richtig,

    dass gerade das Thema Lernen 2.0

    eine hohe Selbstkompetenz und

    Strukturierungsleistung erfordert.

    Die Lernenden mssen in der Lage

    sein, selbst eine gewisse Struktur

    in die informellen Lernprozesse

    einzubringen ansonsten droht der

    Verlust des berblickes.

    Wir danken Ihnen sehr fr das in-

    teressante Gesprch.

    hinaus bin ich auch in ffentlichen

    Social Media Kanlen unterwegs.

    Diese Kanle stellen eine hervor-

    ragende Mglichkeit dar, um Wis-

    sens- und Beziehungsnetzwerke

    aufzubauen. So nutze ich sehr ak-

    tiv Twitter, LinkedIn und viele mehr.

    Zudem verffentliche ich meine Ar-

    tikel auf Scribd und meine Prsen-

    tationen zum Teil auf Slideshare.

    Auch sogenannte curation tools

    wie Scoop.it! nutze ich, um neue

    interessante Artikel und Inhalte mit

    anderen zu teilen.

    Wie weit ist Lernen 2.0 zum heuti-

    gen Zeitpunkt bereits in die stra-

    tegische Planung von Unterneh-

    men integriert?

    Wir benden uns derzeit erst in den

    Anfngen. Die Ausbildungsbereiche

    sind noch sehr fachlich und formell

    ausgerichtet. Dies hngt unter ande-

    rem damit zusammen, dass Fach-

    bereichsleiter meist selbst noch eine

    Ausbildung in formellen Lernpro-

    zessen erhalten haben. Relevante

    Entscheidungstrger denken somit

    hug noch zu wenig an informelle,

    interaktive Lernprozesse. An dieser

    Stelle ist ein Umdenken ntig. Die

    Ausbildungsverantwortlichen ms-

    sen zunchst selbst einen Lernen-

    2.0-Prozess durchlaufen, bevor sie

    diesen lehren knnen. Das Schls-

    selwort heit hier Selbstanwen-

    dung. An nchster Stelle spielt

    auch Leadership eine entschei-

    dende Rolle. Mitarbeiter/ innen sind

    deutlich motivierter sich auf neue

    Verhaltensweisen auch tatschlich

    einzulassen, wenn das obere Ma-

    Interview

    mit Dr. Daniel Stoller-Schai