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33 verkehrspolitik AKP 5/2014 Straßenraumgestaltung durch Shared Space Vom Korridor zum Wohnzimmer Rücksichtsvolles Verhalten ist eine vernachlässigte Ressource bei der Straßenraumgestaltung. Shared Space steht für einen Neuanfang, über die Mobilität im Nahbereich neu nachzudenken und die Stadt der kurzen Wege zu kultivieren. Wenn die Nähe zu Fuß wiederentdeckt wird und dadurch immer mehr Autofahrten durch das CO 2 -neutrale Gehen ersetzt werden, ist dies auch ein Beitrag zum kommunalen Klimaschutz. Katalin Saary Die Diskussion um eine Straßenraum- philosophie, die die Anforderungen und Bedürfnisse des Fuß- und Radverkehrs und die Urbanisierung von bislang rein auto-gerechten Stadträumen in zentralen Lagen im Fokus hat, verläuft zeitgleich mit einer Vielzahl anderer Trends und Entwicklungen: Lebensstile verändern sich; Faktoren wie der demografische Wandel, der soziale Status, das Einkom- men, die Re-Urbanisierung, ein sich än- derndes Gesundheitsbewusstsein wie auch das Ansteigen der Energiekosten und technische Entwicklungen (z. B. Smartphones) tragen zu mehr Nahmobi- lität bei. Das veränderte Mobilitätsverhalten – bei dem nicht mehr der Autobesitz im Vordergrund steht, sondern die Vielfalt der Mobilitätsoptionen genutzt wird – bietet mit Blick auf die Straßen- und Stadtgestaltung die Chance, Prioritäten durch Shared Spaces neu zu setzen. Die Gestaltung macht den Wertewandel sicht- bar: weg von dem Kfz-dominierten Raum hin zum Raum für alle – und ist daher auch in einem Zusammenhang mit der Stadt-Mobilität der Zukunft zu sehen. Bereits seit einigen Jahren nimmt daher auch die Zahl funktionierender Shared Spaces in kleineren und größeren Städ- ten kontinuierlich zu, dies geschieht auch unabhängig von der fehlenden einheitli- chen Regelung zur Beschilderung von Shared Spaces mit Erfolg. Eine genaue Zahl lässt sich dabei nicht benennen, da es sich bei Shared Space in erster Linie um eine Planungsphilosophie, und nicht um ein verkehrsrechtliches Regime, wie z. B. der „Verkehrsberuhigte Bereich“ (Z325 StVO) oder der „Verkehrsberuhig- te Geschäftsbereich“ (Z274 StVO), han- delt. Wichtige Einsatzbereiche sind Ein- kaufs- und Geschäftsstraßen, Nahversor- gungsschwerpunkte, Bahnhofsvorplätze, Querungsbereiche und die Verknüpfung publikumsintensiver Einrichtungen wie Theater, Rathaus und Schulen über Haupt- verkehrsstraßen. Shared Space hat sich aber auch zur Lösung von Parkraumpro- blemen in gründerzeitlichen Wohnquar- tieren bewährt. Sichtbares Element einer ver- träglichen Mobilitätskultur Eine aktive Mobilität zu Fuß und mit dem Rad braucht entsprechende Rahmenbe- dingungen: Straßen müssen sicher und bequem zu überqueren sein, auch der nicht-motorisierte Längsverkehr braucht seinen Platz, insgesamt ist die Aufent- haltsqualität für den Fuß- und Radverkehr sowie die gesamte städtebauliche Situa- tion aufzuwerten. Eine entsprechende Umgestaltung kann zur Belebung eines Einkaufsstandorts beitragen. Der so ver- änderte Modal Split sowie das langsame- re und rücksichtsvollere Verkehrsverhal- ten des Kfz-Verkehrs erzeugen gleichzei- tig weniger Lärm und Luftschadstoffe und nutzen so dem Stadtklima. Shared Space – der Raum für alle Die Gestaltungsphilosophie beinhaltet eine räumliche Integration der unter- schiedlichen Ansprüche an den Straßen- raum: Bewegungsfreiheit von Zufußge- Regensburg: Die Goliathstraße ist als gemeinsamer Fuß- und Radweg mit „Anlieger frei“ ausgewiesen; die Fußgängerzone am Kohlenmarkt wird von Anliegern, Bussen, Fuß- und Radverkehr gemeinsam genutzt Foto: Katalin Saary Quelle: Alternative Kommunalpolitik, Heft 5/14, Seite 33 ff. | www.akp-redaktion.de

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verkehrspolitik

AKP 5/2014

Straßenraumgestaltung durch Shared Space

Vom Korridor zum WohnzimmerRücksichtsvolles Verhalten ist eine vernachlässigte Ressource bei der Straßenraumgestaltung. Shared Spacesteht für einen Neuanfang, über die Mobilität im Nahbereich neu nachzudenken und die Stadt der kurzenWege zu kultivieren. Wenn die Nähe zu Fuß wiederentdeckt wird und dadurch immer mehr Autofahrten durchdas CO2-neutrale Gehen ersetzt werden, ist dies auch ein Beitrag zum kommunalen Klimaschutz.

Katalin Saary

Die Diskussion um eine Straßenraum-philosophie, die die Anforderungen undBedürfnisse des Fuß- und Radverkehrsund die Urbanisierung von bislang reinauto-gerechten Stadträumen in zentralenLagen im Fokus hat, verläuft zeitgleichmit einer Vielzahl anderer Trends undEntwicklungen: Lebensstile verändernsich; Faktoren wie der demografischeWandel, der soziale Status, das Einkom-men, die Re-Urbanisierung, ein sich än-derndes Gesundheitsbewusstsein wieauch das Ansteigen der Energiekostenund technische Entwicklungen (z. B.Smartphones) tragen zu mehr Nahmobi-lität bei.

Das veränderte Mobilitätsverhalten –bei dem nicht mehr der Autobesitz imVordergrund steht, sondern die Vielfaltder Mobilitätsoptionen genutzt wird –bietet mit Blick auf die Straßen- undStadtgestaltung die Chance, Prioritätendurch Shared Spaces neu zu setzen. DieGestaltung macht den Wertewandel sicht-bar: weg von dem Kfz-dominierten Raumhin zum Raum für alle – und ist daherauch in einem Zusammenhang mit derStadt-Mobilität der Zukunft zu sehen.

Bereits seit einigen Jahren nimmt daherauch die Zahl funktionierender SharedSpaces in kleineren und größeren Städ-ten kontinuierlich zu, dies geschieht auchunabhängig von der fehlenden einheitli-chen Regelung zur Beschilderung vonShared Spaces mit Erfolg. Eine genaueZahl lässt sich dabei nicht benennen, daes sich bei Shared Space in erster Linieum eine Planungsphilosophie, und nichtum ein verkehrsrechtliches Regime, wiez. B. der „Verkehrsberuhigte Bereich“(Z325 StVO) oder der „Verkehrsberuhig-te Geschäftsbereich“ (Z274 StVO), han-

delt. Wichtige Einsatzbereiche sind Ein-kaufs- und Geschäftsstraßen, Nahversor-gungsschwerpunkte, Bahnhofsvorplätze,Querungsbereiche und die Verknüpfungpublikumsintensiver Einrichtungen wieTheater, Rathaus und Schulen über Haupt-verkehrsstraßen. Shared Space hat sichaber auch zur Lösung von Parkraumpro-blemen in gründerzeitlichen Wohnquar-tieren bewährt.

Sichtbares Element einer ver-träglichen MobilitätskulturEine aktive Mobilität zu Fuß und mit demRad braucht entsprechende Rahmenbe-dingungen: Straßen müssen sicher undbequem zu überqueren sein, auch dernicht-motorisierte Längsverkehr braucht

seinen Platz, insgesamt ist die Aufent-haltsqualität für den Fuß- und Radverkehrsowie die gesamte städtebauliche Situa-tion aufzuwerten. Eine entsprechendeUmgestaltung kann zur Belebung einesEinkaufsstandorts beitragen. Der so ver-änderte Modal Split sowie das langsame-re und rücksichtsvollere Verkehrsverhal-ten des Kfz-Verkehrs erzeugen gleichzei-tig weniger Lärm und Luftschadstoffeund nutzen so dem Stadtklima.

Shared Space – der Raum füralleDie Gestaltungsphilosophie beinhalteteine räumliche Integration der unter-schiedlichen Ansprüche an den Straßen-raum: Bewegungsfreiheit von Zufußge-

Regensburg: Die Goliathstraße ist als gemeinsamer Fuß- und Radweg mit „Anliegerfrei“ ausgewiesen; die Fußgängerzone am Kohlenmarkt wird von Anliegern, Bussen,Fuß- und Radverkehr gemeinsam genutzt Foto: Katalin Saary

Quelle: Alternative Kommunalpolitik, Heft 5/14, Seite 33 ff. | www.akp-redaktion.de

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Grüne Anfragen

Grüne Fraktion / Junges Freiburg: Ein-führung von Tempo 30 stadtweitnachts.www.jf-gruene.de: Presse (10.4.14).

Grüne Fraktion Karlsruhe: Haltestel-len, die sprechen können.www1.karlsruhe.de/Gemeinderat/Gruene-Frak-tion: Aktuelles/ Anfragen (9.5.14).

Grüne und SPD-Fraktion Ludwigs-burg: Auslastung der Parkierungs-anlagen.www.gr-fraktion.gruene-ludwigsburg.de: Ge-meinderat/ Anträge (25.3.14).

Grüne Fraktion Magdeburg: Ver-kehrssicherheit für Menschen über65 Jahre.www.gruene-fraktion-magdeburg.de: Gedächt-nis/ Anfragenarchiv 2014 (8.7.14).

Grüne Fraktion Mannheim: Platzan-gebot in Bussen und Straßenbahnen– Nutzung von Kinderbussen.www.gruene-fraktion-mannheim.de: Anfragen2014 (30.7.14).

Grüne Fraktion Osnabrück: Folgender PKW-Maut für die wirtschaft-liche Entwicklung der Stadt.www.fraktion-gruene-os.de: Ratspolitik/ Rats-anfragen (29.7.14).

Grüne Fraktion Stuttgart: Multi-modale Netzknoten – KomfortableÜbergänge zwischen Rad, Bus undSchiene in Vaihingen.www.lust-auf-stadt.de: Anträge (17.2.14).

verkehrsausschuss

henden durch ein ausreichendes Flächen-angebot, die Gelegenheiten zu sozialerInteraktion und Rücksichtnahme durcheine geringe Differenzgeschwindigkeitder Verkehrsarten und ein urbaner stadt-räumlicher Gesamteindruck gehören da-zu.

Bei der klassischen Aufteilung desStraßenraums mit Fahrbahn, Parkstreifen,Grün und Gehweg reicht der Platz oft nurfür Mindestbreiten. In innerstädtischenQuartieren stellt darüber hinaus das weit-verbreitete und geduldete Gehweg-Par-ken ein weiteres Problem dar. Durch dieGestaltung als Mischfläche eröffnet sichdie Chance, den Verkehrsablauf verträg-

lich abzuwickeln und zudem dem Fuß-und Radverkehr mehr Bewegungsflächebereitzustellen.

Erreicht werden diese Ziele häufigdurch ähnliche Gestaltungsmerkmale,wie z. B. den Verzicht auf Hochborde,eine gepflasterte Fahrbahn oder höhen-gleiche Mittelstreifen. Bei gelungenerAusführung findet so ein stärkerer Inte-ressenausgleich aller Verkehrsteilneh-menden statt. Statt einem in der Regelautoorientierten Straßenbild wird nun derFußverkehr grundsätzlich gefördert. Da-bei ist zu berücksichtigen, dass „die“ Fuß-gängerInnen eine heterogene Gruppe dar-stellen: während für Geh-Eingeschränk-te ein i. d. R. niveaugleich gestalteter Stra-ßenraum die Bewegung erleichtert, sindfür Seh-Eingeschränkte Kanten, klare Li-nien und starke Kontraste zur Orientie-rung erforderlich. Erforderlich ist auchein geeignetes Parkraumkonzept, dennein „aufgeräumtes“ Straßenbild ohneSichthindernisse für den Blickkontaktsetzt ein äußerst geringes Parkplatzange-bot und ausreichende Kontrollen voraus.

Wo macht Shared Space Sinn,wo wird es schwierig?Typische Einsatzbereiche für SharedSpace sind......an den Übergangsbereichen der eta-blierten Fußgängerzonen zum übrigenStraßennetz, z. B. um die Trennwirkungeines Cityrings zu verringern, oder alsVerbindung zwischen zwei durch eineStraße getrennte Fußgängerzonen, z. B.in Rosenheim, Ulm und Freiburg (CH);...in der „guten Stube“ der Stadt aufeinem relativ kurzen Abschnitt mit ho-hem Querungsbedarf oder vor publi-kumsintensiven Einrichtungen wie Bahn-hof, Schule, Theater, Rathaus, z. B. inDuisburg, Speyer, Schwetzingen oderGraz (A);...flächig in größeren Altstädten mit ge-wissem Anteil notwendigen Kfz-Ver-kehrs aus Bus, Taxi, Anlieferung und An-wohnern, eher als „weiche Fußgängerzo-nenregelung“, z. B. in Lüneburg, Göp-pingen, Erfurt, Ingolstadt, Coburg, Bern(CH) oder Paris (F);...auf einem längeren Abschnitt einerGeschäftsstraße mit notwendigem Kfz-Verkehr, aber restriktivem Umgang mitden Kfz-Stellplätzen, umgesetzt in Haren(NL) und Köniz (CH), geplant für dieBahnhofstraße in Konstanz oder die Orts-

durchfahrt in Rudersberg im Rems-Murr-Kreis.Auch bei Parkdruck kann durch eine Ge-staltung als Mischfläche den Menschenmehr Raum zum Bewegen zu Fuß undmit dem Rad zurückgegeben werden, wiedas Beispiel der Rheinstraße in Karlsruhezeigt. Sie wurde nach dem Prinzip eineralten Dorfstraße mit T20 (Z274 StVO)neu ausgebaut, das Parken finden immernoch am Rand statt, mit dem Unterschied,dass der Raum dazwischen allen zur Ver-fügung steht.

Shared Spaces und Begegnungszonensind damit nicht nur für reine Wohnge-biete geeignet. Sie können darüber hin-aus auch in Straßen mit vielfältigen Nut-zungen und einem oft hohen Anteil anFuß- und Radverkehr bei gleichzeitighöherem Kfz-Verkehrsaufkommen – bisca. 12.000 Kfz/Tag – zur Entschleuni-gung beitragen, ohne Verkehr ins Umfeldzu verdrängen! Zu den Einsatzgrenzenliegen Praxiserfahrungen in unterschied-licher Tiefe vor:• Auf Straßen bis ca. 4.000 Kfz pro Tag

sind Lösungen verträglich und erprobt.• Für Straßen mit 4.000 bis ca. 10.000

Kfz pro Tag gibt es viele funktionie-rende Beispiele.

• Bei 10.-12.000 Kfz pro Tag betretenPlanerInnen Neuland, können aber aufmehrere gute Praxisbeispiele zurück-greifen.

Ab einer täglichen Kfz-Menge über12.000 kann auch bei geringen Fahrge-schwindigkeiten der „Druck“ des Kfz-Verkehrs zu hoch für ein plausibles frei-es „Aushandeln“ mit dann möglichweiserweniger querendem Fußverkehr sein.Lösungen, die einen gleichmäßigen Kfz-Fluss ermöglichen, Querungshilfen wieMultifunktionsstreifen in der Fahrbahn-mitte oder verkehrslenkende Maßnahmenmit Einbahnregelungen können dieseGrenze allerdings beeinflussen.

Der Hebel ist die mentale „Ansprache“durch den entstehenden Gesamteindruck(„Korridor“ oder „Wohnzimmer“) undweniger ein als schikanös empfundenesErzwingen niedriger Fahrgeschwindig-keiten und Wegfall von Parkplätzen. Hierhat sich eine offene, bereits im frühen Pla-nungsstadium ansetzende Bürgerbetei-ligung bewährt, wie es z. B. das Charette-Verfahren ermöglicht, das im Planungs-prozess des Sonnenfelsplatzes in Grazzum Einsatz kam.

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verkehrspolitik

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Welches Schild?Für Shared Space fehlt eine verkehrs-rechtliche Beschilderung – das nutzenmanche kommunale Entscheider als „Tot-schlag-Argument“. Auch überkorrekteStraßenverkehrsbehörden können dieUmsetzung guter Planungen durch eineallzu enge Auslegung des Rechtsrahmensverhindern. Dabei gibt es ein insgesamtpositives Fazit aus der Verkehrsplanungs-praxis und -forschung, von Versiche-rungswirtschaft und vom ADAC.

In einigen Nachbarländern Deutsch-lands, in der Schweiz, Belgien, Frank-reich und Österreich, wurde für die Ge-staltung nach Shared-Space-Prinzipiendie eindeutige Beschilderung als Begeg-nungszone mit Tempo 20, Vorrang fürden Fußverkehr bzw. Gleichrangigkeitund restriktiven Parkregelungen einge-führt.

In Deutschland besteht dagegen eineRegelungslücke für eine StVO-regelkon-forme Beschilderung von Straßen mit ver-kehrsberuhigenden Elementen bei einerhöheren Kfz-Verkehrsbelastung und -be-deutung. Die Beschilderung ist bislangnur mit – in der Praxis gleichermaßenfunktionierenden – rechtlichen Behelfs-konstruktionen möglich: entweder als„Verkehrsberuhigter Bereich“ (Z325StVO) oder als „VerkehrsberuhigenderGeschäftsbereich“ (Z274 StVO), in demin der Praxis Autofahrende rücksichtsvollunterwegs sind und den Fußverkehr aufder Fahrbahn respektieren.

Um den Planungsprozess und die Um-setzung für Kommunen zu erleichtern,sollte die Begegnungszone in die StVOals erprobte und geeignete Beschilderungvon Shared Spaces aufgenommen wer-den, was auch eine Katalysatorfunktionhaben könnte: Planungen würden sicher-lich bedeutend schneller in die gebauteWirklichkeit umgesetzt werden.

Wie weiter?Eine gute Bewegungsfreiheit zu Fußdurch Straßenumgestaltung ist das Zielder Konzepte von Shared Space undBegegnungszonen. Es geht um gute Be-dingungen zum Einkaufen, das Zufuß-

Karlsruhe: Die Rheinstraße wurde wie eine alte Dorfstraße ausgebaut, beschildert alsTempo 20-Strecke Foto: Katalin Saary

gehen und für den Aufenthalt, ohne gleichvollkommen autoverkehrsfreie Räume zuschaffen.

In der aktuellen öffentlichen Diskussi-on ist Shared Space als Gestaltungs- undVerkehrsprinzip angekommen, noch of-fene Fragen gilt es nun zielorientiert zulösen. Diskussionsbedarf besteht – nebender straßenverkehrsrechtlichen Beschil-derung – beim Thema Barrierefreiheit.Dagegen sind die Einsatzgrenzen bezüg-lich der verträglichen Kfz-Verkehrsbe-lastung (s. o.) wie auch in Bezug zu Fuß-und Radverkehrsaufkommen weitestge-hend bekannt.

Das interdisziplinäre Netzwerk SharedSpace, getragen von den Verbänden SRL,VCD, ADFC und FUSS, bietet eine Platt-form für Planende, Kommunen und Bür-gerInnen, um innovative Konzepte derStraßenraumgestaltung zu diskutierenund – auch international – Erfahrungenauszutauschen. Weitere Informationen:www.netzwerk-shared-space.de.

LiteraturBechtler, Cornelius; Hänel, Anja u. a. (2010):Shared Space. Beispiele und Argumente für leben-dige öffentliche Räume. Bielefeld (AKP).FGSV e.V. (2014): Hinweise zu Straßenräumen mitbesonderem Querungsbedarf – Anwendungsmög-lichkeiten des „Shared Space“-Gedankens. Köln.Weitere Literaturhinweise finden Sie auf www.netzwerk-sharedspace.de, Pfad: Information/ Wis-sen+mehr.

Dipl.-Ing. Katalin Saary ist Partnerin im BüroVerkehrslösungen Blees Eberhardt Saary inDarmstadt mit Schwerpunkt auf konzeptionel-ler Verkehrsplanung, Straßenraumgestaltungund Beteiligung. Kontakt: [email protected].

Coburg: Der Albertsplatz ist als T20-Zone und als „Verkehrsberuhigter Geschäftsbe-reich" ausgewiesen Foto: Katalin Saary

Quelle: Alternative Kommunalpolitik, Heft 5/14, Seite 33 ff. | www.akp-redaktion.de