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Autor: OA Dr.med. Gernot Rücker Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie (Direktorin: Prof. Dr. med. G. Nöldge-Schomburg Strategien bei Großschadenslagen

Strategien bei Großschadenslagen - anaesthesie.med.uni ... · kein Gips, kein Tetanus, keine Naht, kein Röntgen. Universitätsmedizin Rostock Nahverkehrsbusse oder Großraum-RTWs

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Autor:

OA Dr.med. Gernot RückerKlinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie

(Direktorin: Prof. Dr. med. G. Nöldge-Schomburg

Strategien bei Großschadenslagen

Universitätsmedizin Rostock

Ursachen

• Massentransportmittelunfälle (Bus, Bahn, Flugzeug, Schiff)

• Naturkatastrophen (Überschwemmung, Beben, Erdrutsch)

• Industrieunfälle (Gaswolken etc.)

• Infektionen (Salmonellen, Virusinfekte, Milzbrand etc.)

• Eskalationen bei Großveranstaltungen

• Kollektive Hysterien (Massensuizid, Drogenkonsum bei Schulklassen etc.)

• (Groß-) Brände, Gasexplosionen

• Terroranschläge und Amokläufe

• Stromausfälle und Wasserkontamination

• Bombendrohungen und Evakuierung

• Im Präventiv-Einsatz zur Absicherung

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Zwei gängige Konzepte

• Epidemien Massentransportmittel

• Naturkatastrophen

• (Überschwemmung, Beben, Erdrutsch)

• Infektionen und Epidemien

• Eskalationen bei Großveranstaltungen

• Kollektive Hysterien

• Stromausfälle und Wasserkontamination

• Bombendrohungen und Evakuierung

• Im Präventiv-Einsatz zur Absicherung

• Brand- und Gefahrenlagen

• Havarien (Wassereinbruch, Stromausfall)

• Evakuierungen

• Als Not-Ziel von Patientenbeherbergungsbetrieben

• Massentransportmittelunfälle

(Bus, Bahn, Flugzeug, Schiff)

• Industrieunfälle (Gaswolken etc.

• (Groß-) Brände, Gasexplosionen

• Terroranschläge und Amokläufe

Zelte/Notbetten Schnellrettung

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In Kliniken

• Interne Brand- und Gefahrenlagen

• Interne Bombendrohungen

• Interne Havarien (Wassereinbruch, Stromausfall)

• Epidemien (extern und intern)

• Not-Evakuierungen

• Als Not-Ziel von Patientenbeherbergungsbetrieben:

Pflegeheime

Behinderteneinrichtungen

andere Kliniken

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Logistische Einteilung

Regional konzentriertes Ereignis:

Massentransportmittelunfälle

Hilfe kann hinkommen

Überregionales Ereignis:

Naturkatastrophen, Stromausfälle

keine Nachbarshilfe verfügbar

Mit sekundärer Gefährdung:

Industrieunfall und Großbrand

Evakuierung erhöht Personenzahl

Folgerung: Die erforderlichen Maßnahmen haben

sich an der allgemeinen Schadenslage zu orientieren!

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Medizinische Einsatz-Terminologie

Großschadensfall – Ereignis mit hohem Schaden (personell oder

materiell)

Einsatzort: i.d. R. Schadensraum/-zone

Technische Einsatzleitung (TEL): Gesamtleitung (Fw, Landrat)

Einsatzabschnitt: taktischer Aufgabenbereichsort

Geschädigte: gesundheitlich

Betroffene: ohne Verletzung/Ereigniserkrankung

Bergung: Befreiung von Mensch und Tier aus äußerer

Einschränkung

Rettung: Abwendung von Lebensbedrohung

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Definition Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV/E)

• Die Patientenzahl übersteigt die Kapazität des regulären Rettungsdienstes

• Kann jedoch noch mit dem Rettungsdienst abgearbeitet werden

• Regional unterschiedliche Festlegung, abhängig von der personellen und Rettungsmittel-Vorhaltung

• Auch bei Ereignissen mit hohem Gefährdungspotential

• In der Abgrenzung zur „Katastrophe“, die nur mit externer Hilfe abgearbeitet werden kann

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Definition Katastrophenfall

• Die Patientenzahl übersteigt die Kapazität des Rettungsdienstes erheblich

• Auch bei Ereignissen mit hohem Gefährdungspotential

• Kann nur mit externer Hilfe abgearbeitet werden:

- Bundes- oder Landeskoordination

- Militär

- Zivil- und Katastrophenschutz

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Maxime

• Kein unnötiges Risiko für Helfer !

• Maximierung der Überlebenden

• Zurückhaltender Einsatz von Kräften bei infauster Prognose

• Früher Übergang in die Individualmedizin

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Sichtungs-, Behandlungs-, Betreuungsraum- Bereitstellung -

Feld-Betten (ca. 100)

Behandlungssets (ca.100)

Option auf Gemeinde- und Sporthallen, Schulen (24h)

Option auf Sportplätze (24h, beleuchteter Landeplatz)

Rettungszelte (SEG oder Feuerwehr)

Großraum-RTW oder Nahverkehrsbusse (chartern, 24h)

Betreuer- und Patientenverpflegung (Kücheneinheit)

Aber: erst ca. nach einer Stunde voll verfügbar und

kein Gips, kein Tetanus, keine Naht, kein Röntgen

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Nahverkehrsbusse oder Großraum-RTWs

Hohe Mobilität

Sofort verfügbar

Geringe Vorhaltekosten

Regensicher

Warm

Ausreichend Licht

Behandlung Leichtverletzter möglich

Raum für große Anzahl von Personen

Massentransportmittel über große Strecken

Entschärfung der Chaosphase in regionaler Klinik

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Abfolge des Einsatzes I

1. Eigensicherheit beachten

2. Überblick verschaffen

3. Sichtung mit Prioritätseinschätzung

4. Rettung

5. Transport

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Abfolge des Einsatzes II

Erster NA/RA vor Ort übernimmt kurzfristig Funktion eines LNA, bis LNA am Einsatzort eintrifft

Leitender Notarzt (LNA) übernimmt Leitung: Sichtung, Auswahl der Kliniken, verteilt Patienten an Personal

Organisatorischer Leiter Rettungsdienst (OrgL) koordiniert Fuhrpark, unterstützt LNA

Schnell-Einsatzgruppe (SEG), Feuerwehr- und Hilfsorganisations-Kräfte rücken nach

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Sicherheit

Gefahrnummer= Kemlerzahl:

X Reaktion mit Wasser

2 Entweichen von Gas/Druck

3 Entzündung Flüssigkeiten/Gas

4 Entzündung Feststoffe

5 Oxidierend/Brandfördernd

6 Giftig

7 Radioaktiv

8 Ätzend

9 Spontane heftige Reaktion 80

2031

UN-Nummer: z.B. Salpetersäure

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Übersicht verschaffen:

Die Überschlags-Sichtung

Einsatzgrund („Alarmierungstext“)

Einschätzung der Lage beim Hinkommen (Was ist passiert?)

Kurzes Ablaufen des Einsatzortes zur groben

Abschätzung der Patientenzahl und zur Lagemeldung

1. Lagemeldung und Nachforderung

Danach Beginn der Sichtung (ca. 30 sec. pro Patient)

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Sichtungsarten

Konventionell: Expertisebezogen

mSTART: Algorithmus

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Sichtungskategorien (Triage od. Sorting)

Sofortbehandlung – Vital akut(Rea, Art. Blutung, Pleurapunktion, etc.)

Dringende Behandlung(Bauchtrauma, SHT etc.)

Spätere Behandlung / ambulantLeicht-Verletzte

Abwartende BehandlungInfauste Prognose, keine Überlebenschance

Registrierung: Tote

I

II

III

IV

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mSTART (Modified Simple Triage und Rapit Treatment)

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mSTART

• Algorithmus

• Erlernbar

• Sehr gut im Resultat reproduzierbar

• „Gehlücke“ = kann gehen trotz vitaler Bedrohung

• Frühzeitige Aufgabe bei Atemstillstand

• Keine Berücksichtigung der Ressourcen

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Konventionell

• Nur schwer im Ergebnis reproduzierbar

• Schwer erlernbar, da expertisebezogen

• Berücksichtigt Gesamteindruck des Patienten

• Ressoursenadaptiert

• Erlaubt bei nicht normaler Verteilung des

Verletzungsspektrums punktuelle „Full performance“

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Spontanhilfskräfte

• Nichtmedizinisches Personal, zufällig Anwesende

• Können zunächst in das Einsatzgeschehen eingebunden werden

• Können einfache Tätigkeiten übernehmen (Infusionen halten, bei akuter Patientendislokationserfordernis helfen, HDM durchführen)

• Jedoch nur, wenn es zumutbar ist

• Sollten nach Professionalisierung der Einsatzstelle schonend aus den Einsatzgeschehen gezogen werden

• Werden dann psychologisch mitbetreut

• Hilft, das Ereignis zu verarbeiten

Kontakt

Universitätsmedizin Rostock

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie (Direktorin Frau Prof. Dr. G. Nöldge-Schomburg)

OA Dr.med. Gernot Rücker

Telefon: 0381-494-6487

Email: [email protected]

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