78

Stromlagen – Urbane Flusslandschaften gestalten

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Ein Handbuch zum Planen und Bauen an Flüssen mit rund 100 ausgewählten Projektdokumentationen für konkrete Planungsaufgaben an europäischen Flüssen. In der Region Köln/Bonn werden Potenziale der Rheinufer in den Blick genommen. Die zukunftsweisenden Entwürfe für die unterschiedlichen Wasserlagen eröfnen Perspektiven für die urbane Rheinlandschaft und ihre Bewohner.

Citation preview

  • 6Zum Gebrauch

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 6 14.05.2008 15:41:33 Uhr

  • Stromlagen Rhein Haltung und Perspektivenbeschreibt und analysiert den urbanen Rhein in der Region Kln/Bonn. Es werden rumliche Ent-wicklungspotenziale benannt, die es in Zukunft gemeinsam zu gestalten gilt. Entwrfe namhafter Planer und Architekten zeigen erste Perspektiven fr diesen Rheinabschnitt auf. Sie knnen Anre-gungen fr andere Flusslagen geben. Ab Seite 16.

    Stromlagen Kln/Bonn Gute Praxis aus der Regiongibt mit 16 Beispielen einen berblick ber die gute bauliche Praxis, die die Rheinufer in der Region sichtbar bereichert. Dazu werden Planungen und Konzepte vorgestellt, die weitere Qualitten an den Fluss bringen und einen regionalen Mehrwert schaffen. Ab Seite 134.

    Stromlagen EuropaVorbilder und Inspirationzeigt 82 gelungene Projekte als Inspiration fr das Planen und Bauen an Flssen. Das Spektrum reicht von schwimmenden Husern in Maasbommel ber Uferparks in Frankfurt bis hin zur Gestaltung ffentlicher Rume in Paris. Ab Seite 228.

    Die Navigationerleichtert das Auffinden von Beispielen fr einzelne Gestaltungsfragen oder Verfahrensaspekte. Sie umfasst alle untersuchten Projekte aus der Region Kln/Bonn und aus Europa. In sieben Kate-gorien kann nach Beispielen gelungener Gestaltung und in drei Kategorien nach Beispielen erfolg-reicher Strategien gesucht werden. Ab Seite 106.

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 7 14.05.2008 15:41:42 Uhr

  • 8Thomas SievertsAuf dem Wege zu einem regionalen Raumverstndnis 18

    Der Reiz von Stromlagen 22

    Einblicke in die Gegenwart am Rhein 26Handlungsbedarf in der Region Kln/Bonn 26Das Projekt Stadtrume am Rhein 28Der Rhein in der Region Kln/Bonn 30Raumbegabungen am Rhein 33Methodik und Etappen des Projekts 35

    Entwurfswerkstatt

    Perspektiven fr die Stadtrume am Rhein 40

    Thomas SievertsIch, der Rhein 42

    Vier Entwrfe fr die Zukunft der Region 46

    Entwurfsgruppe 1 RheinDer Rhein als Subjekt 52

    Dieter PrinzStadtentwicklung am Rhein aus regionaler Perspektive 54

    Henri Bava, Dirk Christiansen, Undine Giseke, Daniel Lauber, Hans-Jrg Reinicke, Marcus Schtte, Jorg SiewekeDie Dynamik des Rheins 58

    Entwurfsgruppe 2 ArbeitPerspektiven fr industriell geprgte Rume 64

    Eike W. SchampZukunft von Groindustrien im Klner Norden und in Leverkusen 66

    Jonas Heinke, Philipp Krass, Peter Latz, Markus Neppl, Marcus Rindt, Guido Spars Transformation von industriellen Rumen 70

    Entwurfsgruppe 3 WohnenPerspektiven der Wohnorte am internationalen Strom 76

    Meike HeckenrothEntwicklung der Uferdrfer im Entwurfsraum Urfeld/Bornheim/Niederkassel 78

    Michael Koch, Hans-Hermann Krafft, Juan Pablo Molestina, Katrin Schiller, Thorsten Schmedt, Julia Spiering, Hinnerk WehbergWohnen am Rhein zwischen Kln und Bonn 82

    Entwurfsgruppe 4 FreizeitPerspektiven fr die Freizeit am Rhein 88

    Albrecht SteineckeDie zuknftige Rolle des Rheins als Freizeit- und Tourismusraum 90

    Dominik Borowski, Ralf Huber-Erler, Jan Liesegang, Swantje Nowak, Rainer Schmidt, Hartmut ToppFluss Bad HonnefVisionen fr Bad Honnef am Rhein 96

    Thomas SievertsEin neues Bild vom Rhein 102

    Stromlagen RheinHaltung und Perspektiven Christoph Hlzer / Tobias Hundt / Carolin Lke

    LEVERKUSEN

    KLN

    WESSELING

    BORNHEIM

    BAD HONNEF

    KNIGSWINTER

    BONN

    NIEDERKASSEL

    Entwurfsraum 2 Arbeit 64

    Entwurfsraum 1 Rhein 52

    Entwurfsraum 3 Wohnen 76

    Entwurfsraum 4 Freizeit 88

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 8 14.05.2008 15:41:46 Uhr

  • LEVERKUSEN

    KLN

    WESSELING

    BORNHEIM

    BAD HONNEF

    KNIGSWINTER

    BONN

    NIEDERKASSEL

    Entwurfsraum 2 Arbeit 64

    Entwurfsraum 1 Rhein 52

    Entwurfsraum 3 Wohnen 76

    Entwurfsraum 4 Freizeit 88

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 9 14.05.2008 15:41:48 Uhr

  • 10

    HeuteBauen vor Flusslandschaften 148

    Bonn DEBonner Bogen 154Graurheindorfer Hafen 158Post Tower und UN-Campus 162

    Bonn/Kln/Leverkusen DEInszenierung der Rheinlandschaft 166

    Kln DEPumpwerk Werthweg 170Rheinauhafen 174Wohnungsbau am Rhein 180

    Leverkusen DENeuland-Park 184

    Remagen DEArp Museum Bahnhof Rolandseck 188

    MorgenAlle(s) am Fluss 192

    Bonn DEStadt zum Rhein 196

    Bonn/Rhein-Sieg-Kreis DEGrnes C 200

    Kln DEStadtentwicklung beiderseits des Rheins 206Wohnen am Strom 210

    Knigswinter DEGesamtperspektive Knigswinter/Drachenfels 216

    Leverkusen DEGrner Fcher 220

    Wesseling DEGesamtperspektive Wesseling 224

    Die Navigation 106

    Reimar MolitorStadt, Land, Rhein ... Rheinland 136

    GesternDie Gestaltung des Rheinraums seit den 1950er-Jahren 140

    Stromlagen Kln / BonnGute Praxis aus der Region Oliver G. Hamm

    LEVERKUSEN

    KLN

    WESSELING

    BORNHEIM

    BAD HONNEF

    KNIGSWINTER

    BONN

    NIEDERKASSEL

    Gesamtperspektive Knigswinter/Drachenfels 216

    Stadtentwicklung beiderseits des Rheins 206

    Wohnen am Strom 210

    Bonner Bogen 154

    Grner Fcher 220

    Neuland-Park 184

    Pumpwerk Werthweg 170

    Rheinauhafen 174

    Inszenierung der Rheinlandschaft 166

    Gesamtperspektive Wesseling 224

    Grnes C 200Graurheindorfer Hafen 158

    Stadt zum Rhein 196

    Post Tower und UN-Campus 162

    Arp Museum Bahnhof Rolandseck 188

    Wohnungsbau am Rhein 180

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 10 14.05.2008 15:41:51 Uhr

  • LEVERKUSEN

    KLN

    WESSELING

    BORNHEIM

    BAD HONNEF

    KNIGSWINTER

    BONN

    NIEDERKASSEL

    Gesamtperspektive Knigswinter/Drachenfels 216

    Stadtentwicklung beiderseits des Rheins 206

    Wohnen am Strom 210

    Bonner Bogen 154

    Grner Fcher 220

    Neuland-Park 184

    Pumpwerk Werthweg 170

    Rheinauhafen 174

    Inszenierung der Rheinlandschaft 166

    Gesamtperspektive Wesseling 224

    Grnes C 200Graurheindorfer Hafen 158

    Stadt zum Rhein 196

    Post Tower und UN-Campus 162

    Arp Museum Bahnhof Rolandseck 188

    Wohnungsbau am Rhein 180

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 11 14.05.2008 15:41:54 Uhr

  • 12

    Stromlagen EuropaVorbilder und Inspiration Christoph Hlzer / Tobias Hundt / Carolin Lke

    Almere NLWater Villas 236

    Barcelona ESParque Litoral Noreste 240

    Basel CH 244Belegungsplan Rheinufer 246Novartis Campus 250Dreirosenanlage und Freizeithalle Brckenkopf 254Rheinhafen Dreilndereck 258Hoffmann-La Roche 262Impulsprojekt Rhein 266Rheinbadehaus Breite 270

    Berlin DEWasserlagenentwicklungsplan 272Entwicklungskonzept Rummelsburger Bucht 276

    Bordeaux FR 282Jardin Botanique 284Parc des Berges 288Quais jardins 290

    Clydebank GBTitan Crane 294

    Crosby GBAnother Place 298

    Dordrecht/Papendrecht NLWaterbus 302

    Dresden DEHugo-Brkner-Park 306

    Die Navigation 106

    Carl Richard Montag, Frauke BurgdorffGute Praxis aus Europa 230

    Von guten Beispielen lernen 232

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 12 14.05.2008 15:41:54 Uhr

  • Dsseldorf DEGolfplatz Lausward 308MedienHafen 310Rheinuferpromenade 314

    Emmerich am Rhein DERheinpromenade 318

    Frankfurt am Main DE 322Hchster Mainufer 324Kulturbunker Schmickstrae 326Mainuferpark 328Westhafen 332

    Glasgow GB Clyde Waterfront 336

    Grieskirchen AT Wohnhaus HQ 100 340

    Hamburg DE 342Grundstcksentwicklung in der HafenCity 344ffentliche Stadtrume in der HafenCity 348Harburger Binnenhafen 352Jungfernstieg 356Perlenkette 360Rschpark 366

    Heidesheim DERheinufer Heidenfahrt 370

    Ingolstadt DE Klenzepark und Donaupromenade 374

    Karlsruhe DE Naturschutzzentrum Rappenwrt 378

    Klosterneuburg ATWochenendhaus MAX35 382

    Ladenburg DEGrner Ring 384

    Leer DE Nesse-Quartier 388

    Linz ATKunstmuseum Lentos 392

    Lissabon PTParque de Tejo e Tranco 396

    Liverpool GBAlbert Dock 400Speke and Garston Coastal Reserve 404

    Ludwigshafen am Rhein DERheinuferpark 408

    Lyon FR 412Berges du Rhne 414Parc de Gerland 420

    Maasbommel NL Amfibisch wonen 424

    Mainz DERheinbeschilderung 428RheinUferForum 430

    Mannheim DE Quartiersentwicklung Jungbusch / Verbindungskanal 434

    Merseyside GBMersey Basin Campaign 438Mersey Waterfront Regional Park 442

    Millingen NL Ruimte voor de Rivier 446

    Mittlerer Oberrhein DE/FRPAMINA Rheinpark 450

    Monheim DE Rheinpromenade 454

    Murau ATOpen Space 456

    Neuburg an der Donau DEDonaukai 460

    Neuried DE Polder Altenheim 464

    Neuss DE Haus am Pegel 468

    Newcastle upon Tyne/Gateshead GB From Coal to Culture 470

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 13 14.05.2008 15:41:55 Uhr

  • 14

    LEDA

    ELBE

    RUHR

    KAITZBACHMAAS

    NIEUWE MAAS

    RHEIN

    RHEIN

    DONAU

    MAIN

    NECKAR DONAU

    TRAT TNACH

    MUR

    SEINE

    LOIRE

    RHNE

    GARONNE

    TEJO

    BESS

    MERSEY

    TYNE

    CLYDE

    SPREE

    HAVEL

    ODER

    Liverpool 400

    Newcastle/Gateshead 470

    Bordeaux 282

    Lyon 412

    Orlans 474

    Clydebank 294

    Gla

    sgow

    336

    Mer

    seys

    ide

    438

    Crosby 298

    Almere 236

    Mill

    inge

    n 44

    6

    Mit

    tler

    er O

    berr

    hein

    450

    Dor

    drec

    ht/P

    apen

    drec

    ht 3

    02

    Zalt

    bom

    mel

    526

    Maa

    sbom

    mel

    424

    Rotterdam 492

    Bas

    el 2

    44

    Pari

    s 47

    8

    Rhe

    infe

    lden

    490

    Zr

    ich

    528

    Neuried 464

    Dsseldorf 308Monheim 454

    Emmerich 318

    Ludwigshafen 408

    Regensburg 486

    Heidesheim 370

    Neuss 468

    Dre

    sden

    306

    Frankfurt 322Mainz 428

    Hamburg 342

    Berlin 272

    Lade

    nbur

    g 38

    4

    Ingolstadt 374Neuburg 460

    Vils

    hofe

    n 50

    6

    Mur

    au 4

    56

    Leer 388

    Schwedt 502

    Ruhrtal 498

    Mannheim 434

    Karlsruhe 378

    Linz

    392

    Wie

    n 51

    0

    Grieskirchen 340

    Klosterneuburg 382

    Lissabon 396

    Barcelona 240

    Orlans FR Quai du Chtelet 474

    Paris FR Parc Andr-Citron 478Quartier de la Gare 482

    Regensburg DE Wettbewerb Hochwasserschutz 486

    Rheinfelden CHRheingarten 490

    Rotterdam NL Kop van Zuid 492

    Ruhrtal DE Barrierefreies Ruhrtal 498

    Schwedt DEUferpromenade 502

    Vilshofen DEDonaupromenade 506

    Wien AT 510Badeschiff Wien 512Lobau 514Twin City Liner 518Wohnbau Spittelau 522

    Zaltbommel NLWaalkade 526

    Zrich CH 528Befragung Freizeit in der Stadt 530Fabrik Am Wasser 532Kulturinsel Gessnerallee 536Limmatquai 538Badeplatz Oberer Letten 542Seewrfel 546Wipkingerpark 550

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 14 14.05.2008 15:42:00 Uhr

  • LEDA

    ELBE

    RUHR

    KAITZBACHMAAS

    NIEUWE MAAS

    RHEIN

    RHEIN

    DONAU

    MAIN

    NECKAR DONAU

    TRAT TNACH

    MUR

    SEINE

    LOIRE

    RHNE

    GARONNE

    TEJO

    BESS

    MERSEY

    TYNE

    CLYDE

    SPREE

    HAVEL

    ODER

    Liverpool 400

    Newcastle/Gateshead 470

    Bordeaux 282

    Lyon 412

    Orlans 474

    Clydebank 294

    Gla

    sgow

    336

    Mer

    seys

    ide

    438

    Crosby 298

    Almere 236

    Mill

    inge

    n 44

    6

    Mit

    tler

    er O

    berr

    hein

    450

    Dor

    drec

    ht/P

    apen

    drec

    ht 3

    02

    Zalt

    bom

    mel

    526

    Maa

    sbom

    mel

    424

    Rotterdam 492

    Bas

    el 2

    44

    Pari

    s 47

    8

    Rhe

    infe

    lden

    490

    Zr

    ich

    528

    Neuried 464

    Dsseldorf 308Monheim 454

    Emmerich 318

    Ludwigshafen 408

    Regensburg 486

    Heidesheim 370

    Neuss 468

    Dre

    sden

    306

    Frankfurt 322Mainz 428

    Hamburg 342

    Berlin 272

    Lade

    nbur

    g 38

    4

    Ingolstadt 374Neuburg 460

    Vils

    hofe

    n 50

    6

    Mur

    au 4

    56

    Leer 388

    Schwedt 502

    Ruhrtal 498

    Mannheim 434

    Karlsruhe 378

    Linz

    392

    Wie

    n 51

    0

    Grieskirchen 340

    Klosterneuburg 382

    Lissabon 396

    Barcelona 240

    monSTAR_A_Titelei+Inhalt.indd 15 14.05.2008 15:42:04 Uhr

  • 16

    Stromlagen RheinHaltung und Perspektiven Christoph Hlzer / Tobias Hundt / Carolin Lke

    monSTAR_B_Band_1.indd 16 05.05.2008 18:05:24 Uhr

  • monSTAR_B_Band_1.indd 17 05.05.2008 18:05:24 Uhr

  • 26

    Einblicke in die Gegenwart am RheinHandlungsbedarf in der Region Kln/Bonn Lagen mit Wasserblick werden seit einigen Jah-ren als attraktive Lebensrume mit urbanen und landschaftlichen Qualitten neu entdeckt. Auch am Rhein im Kln-Bonner Raum. Hier ist der Fluss nicht nur Kulisse fr Projektentwick-lungen, sondern Potenzial und Herausforde-rung zugleich: Er ist Arbeitgeber, Infrastruktur und Landschaftsgestalter. Er bringt Hochwas-ser ebenso wie Freizeitvergngen. Die archi-tektonischen Hhepunkte, die ihn begleiten, gehen allerdings in einem Meer von baulichen Anspruchslosigkeiten unter. Ausgedehnte Siedlungsbnder ohne Rheinbezug oder land-schaftliche Restrume sind vorherrschend, naturnahe Freirume kaum noch vorhanden.

    An den 142 Kilometern Uferkante im Pro-jektraum schlummert ein groes Gestaltungs-potenzial. Der Fluss ist ein verbindendes und Identitt stiftendes Element fr die Region. Das heterogene Erscheinungsbild seiner Ufer-kanten uert sich aber nicht im Nebeneinan-der qualitativ hochwertiger Rume, sondern zu groen Teilen in einer unabgestimmten Ab-folge baulicher und landschaftlicher Ereignisse. Es herrscht kein Mangel an baulicher Masse oder kulturlandschaftlicher Vielfalt, sondern an deren Qualitt. Die Region zeigt selten ihr Gesicht zum Rhein, obgleich die Bedeutung des Flusses als deren Rckgrat und Marken-zeichen wiederholt betont wird. In den letz-ten Jahren wurden zwar einzelne hochwertige stdtebauliche und landschaftliche Projekte initiiert, die fr eine vernderte Haltung zum Strom stehen, aber bislang weder in die Region noch nach Europa ausstrahlen. Sie intensiver zu verknpfen und diesen Prozess zu verste-tigen ist wichtig, um die Region und ihr Poten-zial zu strken und sie so zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. o Stadt am Rhein, zum Beispiel in Kln-Rodenkirchen

    u Landschaft am Rhein, Bonn-Oberkassel

    monSTAR_B_Band_1.indd 26 05.05.2008 18:06:55 Uhr

  • An dieser Stelle setzt das Projekt Stadtrume am Rhein an eine Koope-ration der Montag Stiftung Urbane Rume (Bonn) und der Regionale 2010 Agentur (Kln). Seine zentrale Fragestellung ist, welche Qualitten am Rhein in der Region Kln/Bonn zuknftig realisiert werden knnen. Ziel ist, die Stdte und Gemeinden mit ihren Akteuren und Projekten an ihr Rckgrat heranzufhren und die bislang vernachlssigten Entwicklungspotenziale der Flusslandschaft fr die Region zu erschlieen. Langfristig sollen aus undefinierten Orten markante Stadtrume von durchgngig hoher architek-tonischer, stdtebaulicher und landschaftlicher Qualitt werden. In punkto Qualitt mssen die Rheinufer Mastab sein, denn wo sonst kann sich die Region erfolgreich nach auen prsentieren, wenn nicht am Rhein? Es gilt, den Handlungsbedarf zu erkennen und neue Qualittsmastbe zu setzen, die auch einem internationalen Vergleich standhalten.

    Referenzprojekte aus Europa zur Entwicklung stdtischer Wasserkanten und Flusslandschaften sollen Anste zum qualittvollen Umgang mit den Potenzialen der Rheinufer und fr eine neue Haltung der Region zum Rhein geben. Die in diesem Buch dokumentierten Beispiele zeigen praxisorien-tierte Handlungsanstze, die im Umgang mit urbanen Flusslandschaften von Nutzen sind.

    Doch nicht nur der Blick nach auen wird geschrft, sondern auch der Blick nach innen auf gute, bereits realisierte oder geplante Projekte. Hier sind Qualitten vorhanden, deren sich die Region mglicherweise nicht bewusst ist, die sie aber stolz vorzeigen kann. Ebenso wie die europischen Referenzen sollen sie als Anregungen dienen, weitere architektonisch, stdtebaulich und landschaftsplanerisch anspruchsvolle Projekte an den Rheinufern zu verwirklichen, die wiederum Vorbilder fr andere Regionen sein knnen. Damit umfasst das Projekt Stadtrume am Rhein vier inhaltliche Schwerpunkte:

    Analyse der Rheinufer im Kln-Bonner Raum. xxx Blick in die Zukunft der Region. xxx Dokumentation guter Projekte aus der Region Kln/Bonn. xxx Dokumentation beispielhafter Referenzprojekte aus Europa. xxx

    monSTAR_B_Band_1.indd 27 05.05.2008 18:06:56 Uhr

  • 28

    Das Projekt Stadtrume am Rhein

    ProjektraumDie Stadtrume am Rhein erstrecken sich ber Siedlungsflchen und Freirume im Aktionsraum der Regionale 2010. Berhrt werden die kreisfreien Stdte Bonn, Kln und Leverkusen sowie Bad Honnef, Knigswinter, Bornheim, Niederkassel (alle Rhein-Sieg-Kreis) und Wesseling (Rhein-Erft-Kreis). Gre, Struktur und Begabungen der einzelnen Stdte sind sehr unterschiedlich: Auf den ersten Blick scheint mehr Trennendes als Verbindendes diesen Raum zu charakterisieren. Eine Gemeinsamkeit hlt den Projektraum bei allen vorhandenen Gegenstzen jedoch zusammen: die Lage am Rhein.

    Einwohner Flche (km) Bevlkerungsdichte Rheinufer (Einwohner/km) (km)

    Bad Honnef 25.000 48 521 4,5Bonn 315.000 141 2.234 29,0Bornheim 48.500 83 584 5,0Kln 991.000 405 2.447 70,0Knigswinter 41.200 76 542 5,5Leverkusen 162.000 78 2.077 8,5Niederkassel 36.900 36 1.025 12,5Wesseling 35.300 23 1.353 7,0

    Stadtrume am Rhein 1.654.900 890 1.348 142,0

    Stand 2007 (Quelle: Landesamt fr Datenverarbeitung und Statistik NRW, eigene Erhebungen)

    ProjektpartnerDie Regionale ist ein Strukturprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, das im Turnus von zwei Jahren einer ausgewhlten Region die Mglichkeit bietet, sich zu prsentieren. Dazu werden vom Land Projekte gefrdert, die einen regionalen Mehrwert haben. 2010/2011 ist das Prsentationsjahr der Region Kln/Bonn im Rahmen der Regionale. Sie wird gemeinsam gestaltet von den Stdten Bonn, Leverkusen und Kln sowie dem Oberbergischen Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Rhein-Sieg-Kreis. Regionale heit Zukunft gestalten ein Prozess, der zeigt, wie eine Region ihre Zukunft aktiv in die Hand nimmt. Ein wichtiges Prinzip der Regionale 2010 ist es, dabei nicht nur Neues zu wagen, sondern die Innovation auch darin zu sehen, die existierende Vielfalt und die Qualitten der Region sichtbar zu machen. Die Regionale optimiert und realisiert bis 2010/2011 verschiedene Projekte, unter anderem in den Bereichen Stdtebau, Freiraumplanung, Wirt-schaft, Wissenschaft und Nachwuchs. Die Projekte sollen strukturrelevante Entwicklungsimpulse geben, sie sind die lesbaren Zeichen des Regionale-Prozesses. Den Hhepunkt der Regionale in der Region Kln/Bonn bildet im Jahr 2010/2011 eine doppelte Leistungsschau, eine Art Rheinische Welt-Ausstellung: Dabei soll sowohl das in den Projekten Erreichte prsentiert als auch ein Ausblick gegeben werden, wohin sich die Region und die langfristig angelegten Projekte entwickeln werden.

    Die Montag Stiftung Urbane Rume wurde 2005 gegrndet. Der Anspruch des Stifters Carl Richard Montag an ihre Arbeit lautet: Die Stiftung soll die Gestaltung tragfhiger Strukturen und Konstruk-tionen in unserer gebauten Umwelt frdern, die in der Lage sind, auf die sich wandelnden Bedrf-nisse der Menschen zu reagieren. Die Montag Stiftung Urbane Rume will die Praxis der Stadtent-wicklung und des Stdtebaus, der Architektur und der Landschaftsgestaltung dabei untersttzen, intelligent mit den vernderten Bedrfnissen und den daraus resultierenden neuen Anforderungen an die gebaute Umwelt umzugehen. Schwerpunkt ist dabei die Begleitung oder Durchfhrung von Projekten vor Ort und die Verknpfung mit regionalen und internationalen wissenschaftlichen und

    monSTAR_B_Band_1.indd 28 05.05.2008 18:06:56 Uhr

  • Leverkusen

    Kln

    Niederkassel

    Bonn

    Wesseling

    Knigswinter

    Bad Honnef

    Stdte und Gemeinden im Projektraum

    monSTAR_B_Band_1.indd 29 05.05.2008 18:06:57 Uhr

  • 30

    Mythen vom RheinMit dem Rhein sind wie mit keinem anderen deutschen Fluss Mythen ver-bunden. Der romantische Mittelrhein ist von jeher sagenumwoben. Symbole dafr finden sich aber erst sdlich von Bonn: Schlsser und Burgen, kleine Stdtchen mit engen Gassen, schroffe Felsen, das enge Tal, der sich win-dende Strom und die Weinberge, die als Synonym fr eine besondere Kultur und Lebensart stehen.

    Symbole des Niederrheins, die so erst nrdlich von Duisburg anzutref-fen sind, sind die dnnbesiedelte flache und weite Landschaft, Auen und Pappelreihen. Der Fluss selbst fliet hier eher gemchlich, Felder sumen seine Ufer, roter Ziegel ist das bevorzugte Baumaterial. Hektik und Lrm scheinen weit weg.

    Diese beiden idealtypischen Ansichten vom Rhein speisen sich aus fest gefgten Landschaftsbildern und sind stark mit der Vergangenheit verknpft. Und doch prgen sie auch die heutigen Erwartungen, mit denen die Men-schen der Rheinlandschaft begegnen.

    Eigenheiten der Stadtrume am RheinEin sachlicher Blick auf den Projektraum und den Rhein offenbart ein anderes Bild: Groe Industrieanlagen, nchterne Brobauten, Straen, Bahntrassen und Wohngebiete mit anspruchsloser Architektur sind (stdte-bauliche) Realitt. Grne Uferkanten und landschaftliche Rume treten deutlich hinter groflchig bebauten Arealen zurck und werden mancher-orts zu Restrumen. Auch die Annherungen der Menschen an ihren Rhein sind weniger romantisch als von einem pragmatischen Gebrauch geprgt. Am bergang von Mittel- und Niederrhein befindet sich mit dem Projektraum ein Rheinabschnitt, der seine eigenen gemeinsamen Bilder noch nicht gefunden hat.

    praktischen Erkenntnissen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Stdte und Land-schaften kontinuierlich entlang neuer Anfor-derungen und Rahmenbedingungen verndert werden mssen. Die Bewegungen, die dadurch zwischen historischer Substanz und Neubau, ffentlichen und privaten Rumen oder ver-schiedenen Nutzungsansprchen entstehen, knnen Brche oder lebendige Dialoge erzeu-gen. Lebendigkeit meint hier das gleichermaen spannungsreiche wie verantwortungsvolle Miteinander unterschiedlicher Partner. Leben-digkeit braucht kreative Freirume, in denen die neuen Ansprche an unsere Stdte ak-tiv gestaltet werden knnen. Diese Freirume bietet die Montag Stiftung Urbane Rume.

    Die Zusammenarbeit der Montag Stiftung Urbane Rume und der Regionale 2010 steht beispielhaft fr den Anspruch des Projekts Stadtrume am Rhein an regionale Koopera-tion. Die Konzeption erfolgte gemeinsam. Wh-rend die Regionale 2010 durch ihre Arbeit in der Region verankert ist und bereits eine Vielzahl von Akteuren vernetzt hat, stellte die Montag Stiftung Urbane Rume dem Projekt zustz-liche Kompetenzen, Ressourcen und Denk-rume, unter anderem in Form dreier Projekt-stipendien, zur Verfgung.

    Der Rhein in der Region Kln/BonnDie Region erkennen und verstehen dies sind wichtige Schritte im Hinblick auf das Ziel des Projekts. Am Rhein ist die Landschaft einerseits geschichtlich aufgeladen und andererseits in-dustriell geprgt, sodass ein genauer Blick not-wendig ist, um abschtzen zu knnen, welche Informationen europische Referenzprojekte geben knnen und welche Anforderungen sie zu erfllen haben.

    Mythos und RealittDie Stadtrume am Rhein erstrecken sich zwischen den Rheinkilometern 640 und 711. Geografisch liegen sie an Mittel- und Nieder-rhein. Die Grenze verluft im Bereich der Sieg-mndung nrdlich von Bonn am Rheinkilometer 659. Bonn liegt demnach am Mittelrhein und Kln bereits am Niederrhein.

    Grne Ufer und dichte Bebauung: Bonn-Castell

    monSTAR_B_Band_1.indd 30 05.05.2008 18:07:01 Uhr

  • Aber was macht den Abschnitt zwischen Bad Honnef und Leverkusen aus? Das Selbstverstndnis der hier lebenden Menschen als Rheinlnder ist kennzeichnend fr Heimatverbundenheit, eine besondere Lebensfreude und Integrationskraft sie gelten als weltoffen und tolerant. Die Grostdte am Rhein sind ebenso wie die kleineren Stdte beliebte Wohnorte mit stei-genden Bevlkerungszahlen zuletzt lebten ber 1,6 Mio. Menschen im Pro-jektraum. Auch ist die Region Standort vieler internationaler Unternehmen und Messen und damit eine der dynamischsten Wachstumsregionen Euro-pas. Eine einzigartige Bildungs- und Museumslandschaft ergnzt das Bild. Zusammen ergibt sich eine anziehende Mischung aus konomischen und emotionalen Faktoren, die das Image vom Rheinland als eine Region prgen, in der man gut leben und arbeiten kann.

    Der Rhein ist gleichermaen Imagetrger, Tourismuspotenzial, Trinkwasser-spender und wichtiger Wirtschaftsfaktor. Er ist die Grundlage fr den Trans-port von Massengtern und damit die Basis fr international vernetzte Logistikunternehmen. Er ist eine technische Infrastruktur, die fr viele In-dustriebetriebe Grundlage fr eine Ansiedlung am Rhein war. Der Rhein verbindet die Region mit der Welt und gleichzeitig entsorgt er ihre Abwsser. Whrend die Rheinschifffahrt weiterhin Hochkonjunktur hat und Zuwachs-raten aufweist, konnte die Verschmutzung des Flusses bis heute stark reduziert werden: Das Rheinwasser ist wieder klar, es kann geschwommen und geangelt werden.

    So wie die Region vom Rhein profitiert, gibt es aber auch Momente, in denen sie ihn frchtet: Wenn seine Anrainer vom Hochwasser betroffen sind, schwindet der Eindruck vom sonst so friedfertigen Strom. berflutete In-nenstdte und Wohngebiete, eilig installierte Hochwasserschutzwnde und Wasserstnde knapp unterhalb der Deichkrone prgen alle Jahre das Bild an den Uferkanten. Diese Ereignisse sind es, die den Menschen Respekt vor dem Fluss einflen und bei allen Annherungen an seine Ufer bedacht werden mssen.

    Ein neues Bild vom RheinMit ihren Eigenschaften hat die Region Kln/Bonn gute Voraussetzungen, um ein Bild vom urbanen Rhein zu kreieren. Der hohe Verstdterungs-grad der Ufer und der gesamten Region ist ein Alleinstellungsmerkmal, das sich an keinem anderen europischen Strom wiederfindet. So knnten die romantischen und landschaftsbezogenen Assoziationen vom Mittel- und Niederrhein durch neue, eigene Bilder abgelst werden. Schlielich sind auch Grostadt- und Industriekulissen, drfliche und kleinstdtische Gefge und eine (Kultur-) Landschaft zwischen Stadt und Land unverwechselbare Identittsmerkmale.

    ber ein neues Bild vom Rhein zwischen Bad Honnef und Leverkusen nachzudenken war der Auftrag an die Teilnehmer einer stdtebaulich-frei-raumplanerischen Entwurfswerkstatt (S. XXX). Deren unvoreingenommener Blick auf den Rhein hat Ergebnisse hervorgebracht, die eine Basis dafr schaffen, den Rhein und seine Ufer grundstzlich neu zu denken.

    o Transportader Rhein: reger Verkehr bei Wesseling u Hochwasser in Bonn

    monSTAR_B_Band_1.indd 31 05.05.2008 18:07:09 Uhr

  • 32

    oder in Niederkassel. Zwischen Bonn und Kln erstrecken sich Siedlungs-bnder entlang der Rheinufer besonders ausgeprgt im Linksrheinischen vom Bonner Norden ber die Bornheimer Ortsteile Hersel, Uedorf und Widdig sowie Wesseling bis nach Kln. Ein besonderes Merkmal im Projektraum sind unzugngliche Industrieareale direkt am Rheinufer: die chemischen Fabriken von Wesseling, Niederkassel-Llsdorf, Kln-Godorf, Kln-Worringen und Leverkusen sowie ein Automobilwerk in Kln-Niehl. Ihre Kulissen prgen die angrenzenden Siedlungsbereiche weit ber den Standort hinaus. Auch Hfen der grte liegt in Kln-Niehl bilden abgeschlossene Rume. Ein-blicke in das Betriebsgeschehen sind nur vereinzelt zum Beispiel von Br-cken aus mglich. Im Sden des Projektraums liegt die Mittelrheinische Pforte, der bergang zum romantischen Mittelrheintal. Die Stdte dort Bad Honnef und Knigs-winter , die zwischen Rhein und Siebengebirge liegen, sind von histo-rischem Antlitz und touristisch geprgt.

    Freirume Der Rhein ist ein beliebter Freizeitraum. Sowohl auf dem Wasser als auch entlang seiner Ufer halten sich vor allem an Wochenenden viele Menschen auf. Grne Uferwege werden zu Radrouten, und Sandstrnde wie an der Klschen Riviera in Kln-Rodenkirchen sind im Sommer bis spt abends bevlkert. Denn obwohl rund drei Viertel der Uferkanten von Siedlungen ge-sumt sind, wurde meist nicht direkt an den Fluss herangebaut. Vielmehr sind schmale grne Sume vorhanden, die sich zwischen der Bebauung und dem Fluss entlangziehen. Anderenorts wurden Freirume von wachsenden Siedlungsbereichen eingeschlossen und verlieren sich nun zwischen Indus-trieanlagen, Wohngebieten, Infrastrukturtrassen und dem Rhein. Beispiele dafr gibt es zwischen Wesseling und Wesseling-Urfeld oder bei Bornheim- Hersel. Innerhalb einiger drflicher Siedlungen liegen frher landwirtschaft-lich oder als Gartengrundstcke genutzte Freirume, die heute oft Rest-flchen darstellen, weil sie im Prozess des Siedlungsflchenwachstums

    Stadtlandschaften am Rhein Als Datum fr die erste stdtische Siedlung auf dem Boden des heutigen Kln wird das Jahr 38 v. Chr. genannt. Auch Bonn konnte im Jahre 1989 seinen 2.000. Geburtstag feiern. Aber schon frher waren der Fluss und die frucht-bare Rheinterrasse Ausgangspunkt fr die Be-siedlung der Rheinufer. Ertragreiche Bden, Fischerei und Handel sowie strategische Grnde bildeten die Grundlage fr das Ent-stehen von Siedlungen. Die Region ist eine der ltesten Kulturlandschaften Mitteleuropas.

    Der Rhein ist der wichtigste Freiraum in der Region. Die Stadtlandschaft wird durch den mandrierenden Strom geprgt, der nrdlich von Bad Honnef das enge Mittelrheintal ver-lsst und die flache niederrheinische Bucht (Klner Bucht) erreicht. Die Siedlungskerne an den Prallhngen liegen dicht am meist durch Mauern befestigten Ufer. An den Gleithngen breiten sich die Siedlungen flchig aus und halten Abstand zum Fluss.

    Siedlungen und Freirume bilden im Projekt-raum ein enges Geflecht. Beiderseits des Rheins entwickeln sich Siedlungsbnder unterschiedlicher Breite, die den Fluss in ein bauliches Korsett einschnren, das nur noch vereinzelt Platz fr grere Freiraumkorridore lsst. Damit stehen Siedlung und Freiraum in einem Spannungsverhltnis, das durch die anhaltende Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflchen zustzliche Brisanz erhlt.

    Stdtebau Die grostdtischen Kerne Bonn und Kln sind die urbanen Kristallisationspunkte am Rhein. Hier bndeln sich Infrastrukturen, Arbeits-pltze, kulturelle Einrichtungen und Freizeit-angebote. Dementsprechend verdichtet und abwechslungsreich ist die Bebauung der Rhein-ufer, aus der immer wieder Baudenkmler und andere bedeutende Solitre herausragen. Ver-woben sind sie durch ein dichtes Netz aus Autobahnen, Straen und Bahnlinien, die an elf Punkten mit imposanten Brcken den Rhein kreuzen. Dazu kommen acht Fhren. Ausgepr-gte suburbane Rume entwickeln sich von den Rndern der groen Stdte in den Freiraum, aber auch kleinere Orte oder Stadtteile bilden die Kerne neuer baulicher Entwicklungen zum Beispiel im rechtsrheinischen Kln-Zndorf

    Ein urbanes Zentrum am Rhein: Kln

    monSTAR_B_Band_1.indd 32 05.05.2008 18:07:13 Uhr

  • zurckgelassen worden sind. Sie finden sich im suburbanen Raum, zum Bei-spiel in Bonn-Graurheindorf oder Niederkassel. Innerstdtische Parks sind eine weitere Dimension des Freiraums am Rhein. Ihre Anlage und Gestaltung erfolgte meist mit Bezug zum Fluss, wie die Rheinparks in Wesseling und Kln oder der Neuland-Park in Leverkusen. Sie werden intensiv genutzt und sind Teil der stdtischen Freizeitlandschaft.

    Nur an wenigen Stellen haben sich naturnahe Freirume erhalten: im Be-reich der Siegmndung bei Niederkassel-Mondorf, an der Wuppermndung bei Leverkusen-Rheindorf sowie im Worringer Bruch im Norden Klns. Sie bilden grne Korridore ins Hinterland und binden die Region grorumig an den Rhein an. Darber hinaus stellen sie natrliche Retentionsrume dar, ebenso wie die grnen Bgen an den Gleitufern, die auch beliebte Naherho-lungsgebiete sind. Solche gibt es in Kln-Niehl oder zwischen Kln-Roden-kirchen und Kln-Wei.

    Die den Rhein begleitenden Stadtlandschaften erweisen sich in ihrer Struktur als einzigartig fr eine europische Flusslandschaft. Ihre weitere Entwicklung lsst sich untersttzen, indem man die vorhandenen rum-lichen Begabungen herausstellt als Grundlage fr eine bessere bauliche und gestalterische Qualitt der Siedlungen und Freirume am Rhein als dem alles verbindenden Element.

    Raumbegabungen am RheinBegabungen sind besondere Fhigkeiten, die einzelne Menschen gegenber anderen auszeichnen. Entsprechend beschreiben Raumbega-bungen besondere Fhigkeiten und Qualitten von Stdten, Stadtteilen oder Landschaften, zum Beispiel deren kreatives Milieu, Wohnqualitt oder Freizeitwert.

    Zwischen Bad Honnef und Leverkusen ist die Identifizierung der Bega-bungen der Rheinufer wichtig, um ihre Heterogenitt als Potenzial begreifen und weiter qualifizieren zu knnen. Als Ergebnis kann ein enges Nebeneinan-der von unverwechselbaren Teilrumen mit eigenen Qualitten entstehen, die ein vollstndiges Ganzes ergeben. Neun prgende Begabungen machen die Stadtrume am Rhein aus:

    Begabung StadterlebnisEine quirlige Grostadtatmosphre und ihre typischen Ausprgungen das ist Stadterlebnis: Ein dichtes Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten, Handel und Dienstleistungen und lebendiges internationales Flair. Hier tref-fen verschiedene Lebensstile aufeinander. Das Milieu wirkt anziehend auf junge Leute und macht diese Rume zu wichtigen Wachstums- und Innova-tionsmotoren fr die Region. Beispiele: Kln und Bonn.

    Begabung WohnoaseWohnoasen sind ruhige familienfreundliche Wohnsiedlungen im Grnen mit oftmals drflichem Charakter. Ein Leben in privater Umgebung mit unmittelbarem Landschaftsbezug ist mglich. Grostadtnhe und generell eine gute Erreichbarkeit sowie ein mittleres regionales Preisniveau machen die Wohnoasen zu beliebten Standorten, an denen Wohntrume verwirklicht werden knnen. Beispiele: Niederkassel oder Bornheim-Hersel.

    Typischer rheinischer Freiraum bei Wesseling-Urfeld

    Wohnoase: Individuelles Wohnen in Niederkassel-Mondorf

    monSTAR_B_Band_1.indd 33 05.05.2008 18:07:24 Uhr

  • 34

    Produktivkrfte: Ein Chemiewerk in Wesseling

    Begabung Kleine VielfaltAls berschaubarer Vorposten sind die Rume mit der Begabung Kleine Vielfalt ein komplementrer Ort zur quirligen Grostadt. Alle wichtigen Einrichtungen sind auf kurzen Wegen erreichbar die Orte sind bersichtlich und kompakt. Ausgeprgter Brgerstolz ist charakterisierender Bestandteil der Identitt dieser Orte. Die Nhe zu Stadt und Landschaft komplettiert das Bild vielfltiger Ortsteile mit hoher Lebensqualitt und Bindungskraft. Beispiele: Bonn-Bad Godesberg oder Kln-Rodenkirchen.

    Begabung RheinerholungDas rheinbezogene Landschafts- und Naturerlebnis steht in den Rumen mit der Begabung Rheinerholung im Vordergrund. Sie sind wichtige Orte der Naherholung fr die Bewohner der angrenzenden Stdte und bieten Mglichkeiten der Freizeitgestaltung am und auf dem Rhein. Sie werden ins-besondere von Grostdtern zum grnen Ausgleich frequentiert. Beispiele: Siegmndung bei Niederkassel-Mondorf oder Weier Bogen bei Kln-Wei.

    Begabung MglichkeitsraumEine Patchwork-Struktur mit dem kontrastreichen Nebeneinander von Wohnhusern, Fabrikhallen, Brachflchen und Brogebuden ist kennzeich-nend fr den Mglichkeitsraum. Die offene Atmosphre lsst jenseits von etablierten Strukturen Raum fr bauliche und Nutzungsexperimente. Diese Rume sind im Aufbruch und bereit fr Vernderungen sie bieten Flchen- und Entwicklungspotenziale. Beispiel: Kln-Deutz.

    Begabung ProduktivkrfteRume mit der Bezeichnung Produktivkrfte sind Standorte fr industri-elle Produktion im groen Mastab. Werke, die als imposante und faszinie-rende Kulisse wichtige Landmarken in der Region bilden, sind Schwerpunkte der Arbeit. Diese Orte mit vielfltigem Warenumschlag bringen Massen von Gtern auf den Rhein. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der traditionsreichen Unternehmen leisten darber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Innovation in der Region. Beispiele: Wesseling oder Leverkusen.

    Begabung Wissens- und KulturlandschaftZwei Universitten, 15 Fachhochschulen und eine Vielzahl von Forschungs-instituten ziehen junge und hochqualifizierte Menschen an. Diese Dichte zeigt die Begabung des Projektraums als Wissensschmiede und Labor fr Innovationen. In der ber 2.000-jhrigen Geschichte der Region hat sich eine einzigartige Wissens- und Kulturlandschaft herausgebildet. Museen, Theater, Konzerte und Veranstaltungen zeugen von dieser kulturellen Vielfalt und einer lebendige Kulturszene. Beispiele: Bonn und Kln.

    Das Siebengebirge als Tor zum romantischen Rhein ist neben dem Stdte-tourismus, der sich wachsender Beliebtheit erfreut, ein Anziehungspunkt erster Kategorie mit hoher Besucherdichte. Der Rhein als Ziel und Ausgangs-punkt vieler Touristen spielt eine zentrale Rolle bei der Besichtigung der kulturellen und landschaftlichen Sehenswrdigkeiten. Als Aushngeschilder sind die Touristenziele von groer Bedeutung fr das Image der Region. Beispiele: Knigswinter oder Kln.

    Rheinerholung: Kleiner Strand in Bonn-Oberkassel

    Touristenmagnet: Drachenfels bei Bad Honnef

    monSTAR_B_Band_1.indd 34 05.05.2008 18:07:35 Uhr

  • Leverkusen

    Kln

    Niederkassel

    Bonn

    Wesseling

    Knigswinter

    Bad Honnef

    Bornheim

    Begabung WirtschaftslandDie guten Bden der Region sind die Basis fr die Produktion landwirtschaft-licher Erzeugnisse. Sie sind so fruchtbar und ertragreich, dass sie sich fr den Obst- und Gemseanbau eignen. Gleichzeitig stellen die landwirtschaft-lichen Flchen neben dem Rhein die letzten zusammenhngenden Frei-rume der Region dar und prgen das Landschaftsbild zwischen den Gro-stdten. Sie stellen Retentionsraum zur Verfgung, der in den verdichteten Stadtrumen nicht vorgehalten werden kann. Beispiele: Bornheim oder Niederkassel.

    Begabungslandschaft im ProjektraumDie Zusammenschau der Begabungen zeigt, dass die Stadtrume am Rhein in fast idealer Weise die fr die Zukunft von Regionen notwendigen Ressourcen bereithalten. Die urbanen und landschaftlichen Qualitten, die Wirtschaftskraft und die hohe Dichte von Bildungseinrichtungen sind in dieser Kombination einmalig. Und nicht wenige Begabungen hngen unmit-telbar mit dem Rhein zusammen oder knnen von ihm gefrdert werden. Die Region hat alle Voraussetzungen, um langfristig attraktiv zu bleiben.

    Methodik und Etappen des ProjektsDrei Leitfragen waren essenziell fr das Projekt Stadtrume am Rhein:

    Wie werden anderswo in Europa Flussufer geplant, gestaltet und genutzt? Was davon ist vorbildlich fr die Region Kln/Bonn und was

    kann sie davon lernen? Wie kann die Region selbst Qualittsmastbe und Zukunftsbilder

    entwickeln und so ein Vorbild fr andere werden?

    Zur Beantwortung dieser Fragen wurde die Analyse der Stadtrume am Rhein durchgefhrt. Denn erst durch die Abgrenzung eines Projektraums und dessen Beschreibung, die Auseinandersetzung mit den Realitten vor Ort, die Herausstellung seiner Begabungen und den Blick auf gute Projekte wurde der Rheinabschnitt zwischen Bad Honnef und Leverkusen verstnd-lich und als ein Raum greifbar, ber den diskutiert und dessen Zukunft geplant werden kann. Der Verstndigung ber den Rhein dienen auch die jhrlichen Rheinkonferenzen der Regionale 2010, die bestimmte Themen zum Beispiel Logistik, Stadtentwicklung oder Hochwasser in Form von Vortrgen, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden in den Mittelpunkt stellen.

    Daneben wurden Kriterien entwickelt, nach denen beispielhafte euro-pische Referenzen ausgewhlt wurden. Sie zeigen, wie urbane Flussland-schaften gestaltet werden knnen. Ihre Dokumentation erfolgte parallel zu den guten Projekten aus der Region. Zuletzt zeigt die Entwicklung von Zukunftsbildern eine Perspektive fr die Stadtrume am Rhein auf.

    Zusammengenommen waren diese Aspekte entscheidend fr den Projektfortschritt:

    Entwicklung eines Suchrasters fr europische Referenzprojekte Kommunikation mit den Akteuren in der Region und Erfahrungstransfer;

    Auswahl, Begutachtung und Besichtigung der Referenzprojekte Blick auf gute Projekte in der Region und Entwurf von Zukunftsbildern

    fr die Stadtrume am Rhein.

    Begabungslandschaft im Projektraum

    Begabung Stadterlebnis

    Begabung Wohnoase

    Begabung Kleine Vielfalt

    Begabung Rheinerholung

    Begabung Mglichkeitsraum

    Begabung Produktivkrfte

    Begabung Wissens- und Kulturlandschaft

    Begabung Touristenmagnet

    Begabung Wirtschaftsland

    monSTAR_B_Band_1.indd 35 05.05.2008 18:07:41 Uhr

  • 36

    Suchraster fr europische ReferenzprojekteBei der Beantwortung der Frage, fr welche Anlsse und Herausforderungen in der Region Kln/Bonn die Erfahrungen europischer Projekte am Wasser bentigt werden, half ein mehrdimensionales Suchraster:

    Mit der Differenzierung des Projektraums in Raumtypen konnten vergleichbare Rume entlang von Flssen in Europa geortet werden.

    Mithilfe von Werkstattgesprchen wurde der Informationsbedarf der Akteure am Rhein ermittelt damit konnte eine gezielte Projektrecherche erfolgen.

    RaumtypenMittels Raumtypen wurden die vorhandenen Raumstrukturen entlang des Rheins zwischen Bad Honnef und Leverkusen analytisch erfasst und abstra-hiert. Kriterien fr deren Abgrenzung sind siedlungsstrukturelle Zusammen-hnge, Funktionen und Nutzungen, Freiraumzsuren und natrlich ihr Bezug zum Rhein. Die Raumtypen waren die Grundlage fr die Recherche nach Flusslandschaften, in denen hnliche Raumstrukturen Referenzprojekte erwarten lieen.

    Raumtyp Rheinische Welt-StdteBonn und Kln sind grostdtische Rume mit brgerlicher Prgung und weltstdtischem Flair, die den Rhein als Spiegel nutzen. Menschen flanieren an der facettenreichen Uferkante. Die Promenaden sind Bhnen des std-tischen Lebens. Dichte und architektonisch vielfltige Strukturen sind vorherrschend. Silhouettenhafte Konturen, aber auch dominante Infrastruk-turen prgen die Rheinkanten.

    Raumtyp Kleine WeltenVorstdte mit vielfltigen Funktionen und typischem Charakter bilden eigen-stndige Stadtstrukturen am Rhein. Zum Rhein zeigen sie ein differenzier-tes Bild: Verschiedene Siedlungstypen, Auen oder Promenaden prgen die Kanten. Damit ist die Aneignung des Ufers ebenso differenziert wie die Sied-lungsstruktur. Beispiele sind Bonn-Bad Godesberg oder Kln-Rodenkirchen.

    Raumtyp UferdrferKleinteilige, durch Wohnen und Landwirtschaft geprgte Orte mit berschau-barem Charakter und einzelnen historischen Fragmenten wie Bornheim- Hersel, Niederkassel oder Leverkusen-Hitdorf bilden Siedlungsinseln im Landschaftsraum. Die Ufer sind oft landschaftlich oder von Gartenrckseiten und nur stellenweise baulich geprgt. Menschliche Begegnungen mit dem Rhein sind meist freizeitbezogener Art.

    Raumtyp Stadt im UmbruchDie von Gegenstzen geprgten Klner Stadtteile Deutz und Mlheim befinden sich in einem Transformationsprozess. Zum Rhein zeigen sie ein ambivalentes Bild, das die Kontraste der Siedlungsstruktur widerspiegelt. Die komplexe Aneignung des Rheinufers variiert zwischen modernen Neu-bauten, temporren Nutzungen und etablierten Institutionen. Sie bieten Innovationen Rume, die anderswo am Rhein nicht vorhanden sind.

    monSTAR_B_Band_1.indd 36 05.05.2008 18:07:42 Uhr

  • Leverkusen

    Kln

    Niederkassel

    Bonn

    Wesseling

    Knigswinter

    Bad Honnef

    Bornheim

    Raumtyp Growerk und kleine SiedlungenIndustrielle Grostrukturen wie in Wesseling, Kln-Niehl oder Leverkusen prgen die Stadtlandschaft und treffen auf benachbarte Siedlungsbereiche. Zum Rhein zeigen sich Industrie und Hfen sowie kleinteilige Siedlungs- und Grnrume. Zugnge zum Ufer sind meist nur punktuell mglich, begleitende Wege im Werksbereich unterbrochen.

    Raumtyp Rheinromantische ToreDie umgebende Landschaft beherrscht die Tore zum Rhein der Fluss ist wiederum Eingangstor zur Landschaft. Historische Bebauung und touristi-sche Infrastruktur bestimmen den Charakter der Orte und prgen die Ann-herung der Menschen an das Rheinufer. Das Image vom romantischen Rhein speist sich aus diesem bekannten Landschaftsbild, das sich rund um Bad Honnef und Knigswinter findet.

    WerkstattgesprcheUm das aktuelle Geschehen an den Ufern des Rheins zu errtern, wurden mit jeweils vier bis sechs Planern aus den Stdten und Gemeinden im Projektraum drei Werkstattgesprche durchgefhrt. Ziel war,

    Informationen ber Projekte, Planungen und Vorhaben im Projektraum am Rhein auszutauschen

    gegenwrtige Probleme an den Rheinufern zu diskutieren sich gemeinsam mit mglichen Lsungsanstzen auseinanderzusetzen.

    Dabei stellte sich heraus, dass in Kommunen mit gleichen Raumtypen hnliche Herausforderungen existieren und so ein gemeinsames Interesse an Lsungsanstzen und entsprechenden guten Beispielen besteht. Teilnehmer und gleichzeitig wichtige Partner und Ideengeber im weiteren Prozess waren

    Rainer Drese, Stadt Kln Andreas Erll, Stadt Bornheim Adalbert Fuchs, Stadt Bad Honnef Cornelia Gamm, Stadt Knigswinter Franz Haverkamp, Stadt Niederkassel Jrgen Linke, Stadt Bonn Fabiano Pinto, Stadt Wesseling Karsten Schrder, Stadt Bonn Gtz Straube, Stadt Bonn Manfred Witowski, Stadt Leverkusen Lena Zlonicky, Stadt Leverkusen.

    Die Werkstattgesprche ergaben zusammengefasst folgende Ergebnisse:

    Zugnge und Hinwendung zum Fluss verbessernBestehende Zugnge zum Rhein sind oft nicht auffindbar, gestalterisch diffus und geeignete Leitsysteme fehlen. In Siedlungsbereichen ist die bau-liche Orientierung zum Fluss meist wenig ausgeprgt, hufig wenden ihm die Gebude ihre Rckseite zu. Auch sollten die Entwicklungspotenziale von Fhranlegern als wichtige Zugnge und Orte am Fluss strker ausgeschpft werden. Problematisch sind trennende Infrastrukturtrassen zwischen Siedlungen und Rheinufer hier gilt es, ber neue Lsungen nachzudenken.

    Raumtypen im Projektraum

    Zugnge verbessern, zum Beispiel in Bornheim-Widdig

    Rehinische Welt-Stdte Kleine WeltenUferdrferStadt im UmbruchGrowerke und kleine SiedlungenRheinromantische Tore

    monSTAR_B_Band_1.indd 37 05.05.2008 18:07:50 Uhr

  • 38

    Freizeitwert von Uferwegen erhhenDie Gestaltung vieler Uferwege ist nicht optimal; es gibt Konflikte zwischen verschiedenen Nutzergeschwindigkeiten (Radfahrer, Spaziergnger) sowie zwischen Erholungssuchenden und dem Naturschutz. Rastmglichkeiten fehlen vielerorts und Besucher strmen an den angrenzenden Ortschaften vorbei. Dadurch bleiben mgliche Vorteile, die durch eine erhhte Verweil-dauer entstehen wrden, ungenutzt.

    Nahtstellen zwischen Industrieanlagen und Siedlungen gestalten Uferzugnge werden an einigen Stellen durch Werksanlagen oder Hfen blockiert. Eine hhere Transparenz dieser geschlossenen Areale und die Gestaltung der Umlenkpunkte von Uferwegen sind wnschenswert eine verbesserte Kooperation zwischen den Kommunen und den Betreibern dazu erforderlich. Auch sind die Nahtstellen zu angrenzenden Bereichen oft unattraktiv (Restrume). An manchen Orten gibt es Konflikte zwischen Industrie/Hfen und neuen Bro- bzw. Wohnnutzungen.

    Manahmen zum Hochwasserschutz doppelt nutzenNotwendige Hochwasserschutzmanahmen im Siedlungs- und Freiraum sollten baulich integriert und ansprechend gestaltet werden. Vor allem beim Bau neuer Schutzanlagen in Stdten sollten mehr als bisher nicht nur tech-nische, sondern auch gestalterische Aspekte bercksichtigt werden. Reten-tionsrume in der Landschaft sollten immer auch fr andere Nutzungen zur Verfgung stehen. Hier ist verstrkte regionale Kooperation erforderlich.

    Konzepte und Kooperation frdernEs fehlen Konzepte und gemeinsame Ziele, wie mit dem Rheinufer umgegan-gen werden soll es gibt widerstreitende Nutzungsinteressen. ffentliche und private Begehrlichkeiten sollten ausgeglichen und auch private Mittel zur Finanzierung akquiriert werden. Um die Region nach innen und auen prsentieren zu knnen, wre ein kooperatives regionales Marketing notwen-dig. Auch auf der lokalen Projektebene sind neue Partnerschaften zwischen den Verantwortlichen anzustreben.

    Kommunikation und Transfer Mithilfe des Suchrasters aus Raumtypen und Ergebnissen der Werkstatt-gesprche, unter Bercksichtigung der Analyse der Rheinufer und der Raum-begabungen, konnten aus der groen Bandbreite europischer Projekte am Wasser potenzielle Referenzen fr die Stadtrume am Rhein in der Region Kln/Bonn herausgefiltert werden. Ergnzende Hinweise auf gute Projekte gaben das Nederlands Architectuurinstituut (Rotterdam), die Vereinigung Citta d Aqua (Venedig) und das Waterfront Communities Project (Edinburgh). Schlielich wurde eine Anzahl von Standorten ausgewhlt, die vor Ort besichtigt wurden.

    Damit die Akteure aus der Region Kln/Bonn frhzeitig von ersten Ein-drcken guter Referenzprojekte profitieren konnten, wurde ein Forum zum Informationsaustausch angeboten. Einen Tag lang konnten sie sich ber den Fortgang des Projekts informieren. Experten transportierten Anregungen fr die Planungspraxis in der Region: Jrg Degen vom Hochbau- und Planungs-amt des Kantons Basel-Stadt gab Einblick in Projekte am Basler Rheinufer und Prof. Thomas Krger vom Institut fr Stdtebau und Quartiersentwick-

    o Uferwege gestalten, zum Beispiel in Wesseling-Urfeld m Umlenkpunkte verndern, zum Beispiel in Wesseling u Hochwasserschutzmanahmen doppelt nutzen, zum Beispiel in Kln-Rodenkirchen

    monSTAR_B_Band_1.indd 38 05.05.2008 18:08:05 Uhr

  • lung der HafenCity Universitt Hamburg berichtete ber die besonderen Herausforderungen des Planens am Wasser und Erfahrungen bei der Projektentwicklung.

    Unabhngig davon wurde jede Etappe des Projekts auf der Internet-seite www.stadtraeume-am-rhein.de und in zwei Zwischenberichten dokumentiert.

    Zukunftsbilder fr die Stadtrume am RheinDer Blick nach Europa auf gute Beispiele fr das Planen und Bauen an Fls-sen und der Kontakt zu lokalen Akteuren offenbarten, dass die Suche nach Vorbildern auf gegenseitigem Interesse beruht. Projekte und Projektanstze aus der Region Kln/Bonn fanden bei Planern in Europa Beachtung und Anerkennung. Deshalb werden in diesem Buch neben den bereits realisierten architektonischen, stdtebaulichen und landschaftlichen Qualitten auch die Planungen der Regionale 2010 dokumentiert, die neue Mastbe hinsicht-lich der regionalen Dimension von Projekten setzen. Beides geschieht mit dem Ziel, der Region ihre guten Seiten bewusst zu machen, die sie in Europa prsentieren kann.

    Mit den Worten Schneller als Moskau selber lernt man Berlin von Moskau aus kennen verdeutlicht Walter Benjamin, dass vertraute Orte aus der Distanz bislang verborgene Ansichten und Merkmale preisgeben. Mit dem Blick aus der Ferne auf die Stadtrume am Rhein stechen vorhandene Qualitten hervor, und die Aufgabe, diese zu kultivieren und deren Entwick-lung zu verstetigen, wird berdeutlich. Ebenso verschwimmen kommunale Grenzen, und die Notwendigkeit regionaler Kooperation zur Profilierung der Begabungen und zur Bewltigung der Herausforderungen am Rhein wird offensichtlich. Deshalb ist es wichtig, Zukunftsbilder fr die Region am Rhein zwischen Bad Honnef und Leverkusen zu entwickeln. Damit befassten sich die Teilnehmer einer Entwurfswerkstatt, mit deren Ergebnissen ein Dialog ber Perspektiven fr die Stadtrume am Rhein begonnen werden kann.

    monSTAR_B_Band_1.indd 39 05.05.2008 18:08:05 Uhr

  • 134

    Stromlagen Kln/BonnGute Praxis aus der Region Oliver G. Hamm

    monSTAR_D_Band_2.indd 134 04.05.2008 21:25:47 Uhr

  • monSTAR_D_Band_2.indd 135 04.05.2008 21:25:47 Uhr

  • 174

    Kln DERheinauhafen

    Fluss Rhein Einwohner 991.000 Stadtgre 405 km Standort Rheinauhalbinsel, Agrippinaufer Akteure Hfen und Gterverkehr Kln AG, Kln (ursprnglicher Flcheneigentmer) Modernes Kln Gesellschaft fr Stadtentwicklung mbH, Kln (Projektentwicklung im Auftrag der Hfen und Gterverkehr Kln AG) Stadt Kln (Bauleitplanung) Flche 23 ha Kosten 650 Mio. Euro Gesamtinvestition Fertigstellung 2010 (geplant) Kategorien Promenaden und Pltze, Quartiere und Bauwerke, Neue Zugnge, Umnutzung und Vitalisierung Informationen www.rheinauhafen-koeln.de

    Hohenzollern-brcke

    Altstadt

    Deutz

    Deutsches Sport & Olympiamuseum

    Jachthafen

    Kunsthaus Rhenania

    Altstadt Sd

    Rheinauhalbinsel

    Kontor 19

    Agrippinaufer

    home 4

    Deutzer Hafen

    Siebengebirge

    SILO 23

    Neustadt Sd

    KAP am Sdkai

    Sdbrcke

    Deutzer Brcke

    Schokoladenmuseum

    Wohnwer[f]t 18.20

    Rheinkontor

    rhein 3

    Kranhaus plus

    Kranhaus 1

    Pandion Vista

    Severinsbrcke

    Bayerwerft

    monSTAR_D_Band_2.indd 174 04.05.2008 21:31:44 Uhr

  • Am Standort einer natrlichen Rheininsel sd-lich der Altstadt, im Volksmund das Wertchen genannt, wurde ab 1892 der Rheinauhafen mit der heute noch weitgehend erhaltenen Bau-substanz angelegt. Als Warenumschlagplatz hat der Hafen schon lange ausgedient, doch wegen seiner zentralen und landschaftlich at-traktiven Lage er verbindet die Altstadt mit der Sdstadt regte er seit den 1980er-Jah-ren die Phantasie von Projektentwicklern und Architekten an. Den Auftakt einer mittlerweile flchendeckenden Umstrukturierung bildete 1987, nach dem Abriss des nahe gelegenen Kulturzentrums Stollwerck, die Neubelebung des Speicherhauses Rhenania durch eine Reihe von Knstlern. Noch heute arbeiten in dem 2003/2004 sanierten Kunsthaus Rhenania rund 50 Knstler unterschiedlicher Sparten un-ter einem Dach.

    Im Klner Rheinauhafen gelang eine Hafenrevitalisierung, die stdtebau-lich und architektonisch Mastbe setzt. Eine neue Promenade am Rhein, dazu hochwertige ffentliche Rume kennzeichnen dieses aktuell bedeu-tendste Stadtentwicklungsprojekt in der Region Kln/Bonn, das die Sil-houette der Domstadt entscheidend mitprgen wird.

    o Rheinauhafen Anfang des 20. Jahrhunderts, Kln u Im Bau: Kranhuser im Rheinauhafen, Kln

    monSTAR_D_Band_2.indd 175 04.05.2008 21:31:53 Uhr

  • 176

    In den 1990er-Jahren wurde viel ber drei so ge-nannte Kranhuser diskutiert, die HadiTeherani (BRT Architekten, Hamburg) den historischen Lastenkrnen nachempfunden und als neue je-weils 60 Meter hohe Landmarken fr die vorder-ste Uferlinie im Zentrum des Hafens entworfen hatte. Es sollte aber bis zum Jahr 2006 dauern, ehe mit dem Bau des winkelfrmigen Kran-hauses 1 (mit 16.000 Quadratmetern Broflche auf 15 Etagen) begonnen wurde im 2. Halb-jahr 2008 wird es bezugsfertig sein. Mittler-weile sind auch die beiden anderen Kranhu-ser auf den Weg gebracht worden (Brogebude KRANHAUSplus und Pandion Vista mit 135 luxurisen Eigentumswohnungen).

    Die Kranhuser sind sicher die spektakulr-sten Neubauten des Rheinauhafens. Als neue Wahrzeichen knnten sie schon bald dem 170 Meter langen Danziger Lagerhaus mit seinen sieben Giebeln (Siebengebirge) Konkurrenz machen, das Hans Verbeek in den Jahren 1909/1910 errichtete. Wo frher Korn gelagert wurde, sind nach einer Planung von Kister Scheithauer Gross Architekten, Kln, nun 138 Wohnungen mit 50 bis 200 Quadratmetern Wohnflche eingerichtet; das Erdgeschoss wird gewerblich genutzt. Auch das sdlich angren-zende SILO 23, ein denkmalgeschtzter ehema-liger Getreidespeicher, wurde von den gleichen Architekten neu hergerichtet diesmal fr eine Bronutzung.

    Kln DE Rheinauhafen

    Masterplan Rheinauhafen, Kln

    monSTAR_D_Band_2.indd 176 04.05.2008 21:31:58 Uhr

  • Der Rheinauhafen hat sich als Wohn- und Broadresse lngst einen Namen gemacht. Doch auch die Kultur begehrt diesen Standort: So hat sich gleich neben dem Schokoladenmuseum (Erffnung 1993) das Deutsche Sport und Olympia Museum in der denkmalgeschtzten ehemaligen Zollhalle I einge-richtet, die Walter von Lom, Kln, 1998/1999 in ihren ursprnglichen Bestand zurckversetzt und um neue bauliche Elemente ergnzt hat. Als weiterer gelungener Umbau mit modernen Einfgungen als bewusstem Kontrast zur denkmalgeschtzten Bausubstanz ist noch das ehemalige Hafenamt zu er-whnen. Die Klner Architekten Gatermann und Schossig bauten es zum Sitz der Hfen und Gterverkehr Kln AG um, die gemeinsam mit der Stadt Kln die Gesamtverantwortung fr die Stadterneuerung im Rheinauhafen hat.

    o Silhouette des neuen Rheinauhafens mit KAP am Sdkai und Siebengebierge, Kln u Rheinuferpromenade vor der Wohnwer(f)t, Kln

    monSTAR_D_Band_2.indd 177 04.05.2008 21:32:03 Uhr

  • 178

    Dieselben Architekten haben auch Kontor 19 entworfen, ein Brogebude mit Schulungs-zentrum in Sichtweite des ebenfalls von ihnen umgebauten Baudenkmals Bayenturm. Auch Hadi Teherani ist, neben seinen drei Kranhu-sern, noch an anderer Stelle ttig: Er entwarf das Wohngebude home4 mit Eigentumswoh-nungen zwischen 78 und 210 Quadratmetern, dessen groe Glasflchen zum Rhein tiefe Ein- und Ausblicke gewhren. Die beiden Ge-bude Wohnwer(f)t 18.20 von Oxen + Rmer und Partner, Kln, variieren das Thema der vor- und zurckspringenden Quader innerhalb eines durchgngigen Rahmens. In der zum Rhein ge-richteten, groflchig verglasten Ostfassade zeichnen sich die unterschiedlichen Wohnungs-zuschnitte ab, die brigen Fassaden sind eher verschlossen.

    Den sdlichen Schlusspunkt des Rheinauha-fens setzt das KAP am Sdkai, ein Neubau mit Glasfassaden, der sich in einen zehnge-schossigen Turm mit weithin sichtbarem Dach-garten und einen fnfgeschossigen Riegel auf-teilt (Architekten: KSP Engel und Zimmermann, Kln). Whrend die Obergeschosse flexibel auf-zuteilenden Bros vorbehalten sind, dient das Erdgeschoss als Showroom und als Restaurant mit vorgelagerter Terrasse. Hier lsst es sich verweilen und die Rheinschifffahrt oder das Geschehen auf den gegenberliegenden Poller Wiesen beobachten.

    o Wohnanlage Wohnwer(f)t, Kln u Freiraumgestaltung Rheinauhafen, Kln

    Kln DE Rheinauhafen

    monSTAR_D_Band_2.indd 178 04.05.2008 21:32:15 Uhr

  • 110 Jahre nach seiner ursprnglichen Fertig-stellung (1898) prsentiert sich der Rheinau-hafen, einst nur ein Warenumschlagplatz, als lebendiges Stadtquartier. Vor allem krea-tive Freiberufler fhlen sich in dieser neuen Lebens- und Arbeitswelt sichtlich wohl. Dazu trgt nicht zuletzt die wie das gesamte Quar-tier praktisch autofrei geplante ffentliche Promenade zwischen den vielen Alt- und Neu-bauten bei, die den der Altstadt vorgelagerten Rheingarten mit der Klner Sdstadt verbindet. Das Dsseldorfer Bro FSW Freiraumplanung whlte fr den ffentlichen Raum eine Kombi-nation aus historischen Materialien wie Natur-steinpflaster mit groformatigen Betonplatten, Stahl und Glas. So vermittelt sich der Gedanke, Tradition und Moderne miteinander zu verknp-fen, nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Freiraumgestaltung. Diese bildet im b-rigen den oberen Abschluss der mit 1,6 Kilome-tern lngsten Tiefgarage Europas, die wiederum Bestandteil des Hochwasserschutzkonzeptes der Stadt Kln ist, das eine Aufschttung des Hafengelndes auf 10,70 Meter erforderte.

    Bis 2010 werden voraussichtlich rund 700 Wohnungen, 146.000 Quadratmeter Bro- und Dienstleistungsflchen und rund 60.000 Qua-dratmeter Kultureinrichtungen an den Mann gebracht worden sein.

    o KAP am Sdkai mit Rheinpromenade, Kln u Rheinufer an der Sdbrcke, Kln

    monSTAR_D_Band_2.indd 179 04.05.2008 21:32:21 Uhr

  • 180

    Kln DEWohnungsbau am Rhein

    Fluss Rhein Einwohner 991.000 Stadtgre 405 km Standorte Srth, Am Greinshof Rodenkirchen, Uferstrae Niehl, Niehler Damm Akteure Doetsch Bautrger GmbH & Co. KG, Kln (Bauherr Standort Srth) Jrgensen & Jrgensen Architekten, Kln (Architekt Standort Srth) Dr. G. Nacken, Kln (Bauherr Standort Rodenkirchen) Prof. Johannes Schilling, Kln (Architekt Standort Rodenkirchen) Generalunternehmer Bauwens, Kln, und Private (Bauherren Standort Niehl) Jankowski Architekten Stadtplaner DWB, Kln (Architekt Standort Niehl) Fertigstellung 2005 (Srth) 2002 (Rodenkirchen) 2004 (Niehl) Kategorien Quartiere und Bauwerke

    Rodenkirchen, Uferstrae

    Innenstadt

    Srth, Am Greinshof

    Niehl, Niehler Damm

    monSTAR_D_Band_2.indd 180 04.05.2008 21:32:26 Uhr

  • In Kln gelang es, in verdichteten Lagen hochwertigen Wohnungsbau zu realisieren, der sich architektonisch und gestalterisch zum Rhein wendet. Die Bewohner knnen nicht nur vor der Haustr, sondern bereits vom Innern ihrer Wohnungen visuellen Kontakt zum Fluss aufnehmen. Durch eine geschickte Anordnung der Gebude ist dieser Kontakt zumeist auch aus der zwei-ten Reihe mglich.

    Wasser hat auf Menschen schon immer eine groe Anziehungskraft ausgebt. Standen fr-her hufig verkehrstechnische berlegungen im Vordergrund, weil ein sowohl vom Land als auch vom Wasser erschlossenes Grundstck Vorteile bot, so ist es heute meist eher das pit-toreske Element, die freie Sicht auf eine Fluss-landschaft, die Menschen fasziniert. Zumal in Kln, einer Stadt, die im Kern grtenteils sehr eng bebaut ist und nur selten weite Ausblicke gewhrt, gleichzeitig aber am grten Fluss Deutschlands liegt und entsprechend begehrte Wohnlagen am Strom bietet.

    In den letzten Jahren sind in Kln gleich meh-rere herausragende Wohnbauten am Rhein ent-standen: etwa im Rheinauhafen, aber auch in Srth und Rodenkirchen im Sden und in Niehl im Norden der Stadt. Allen gemeinsam ist eine moderne Architektursprache, die sich nicht an der teilweise recht anspruchslosen Architek-tur der unmittelbaren Nachbarschaft orientiert, sondern eigene Akzente setzt.

    Loggien und groe Fenster richten die fnf Reihenhuser zum Rhein aus, Kln Niehl

    monSTAR_D_Band_2.indd 181 04.05.2008 21:32:33 Uhr

  • 182

    Zum Beispiel in Srth. Dort haben Jrgensen & Jrgensen Architekten, Kln, gleich ein ganzes Wohnquartier als Ergnzung der Rheinufer-bebauung errichtet. Acht Einzelbauten in zwei Reihen formen ein zwar klar strukturiertes, aber aufgrund der unterschiedlichen Bautypen und des parkartigen Grnraums differenzier-tes Wohnviertel. Weie Putz- und rtliche Zie-gelfassaden prgen die Schauseite am Rhein, bei den Bauten in zweiter Reihe, die dank der ausreichend groen Abstnde zwischen den Bauten am Rheinufer visuell ebenfalls am Strom partizipieren, kommt Holz als zustz-liches Fassadenmaterial hinzu. Groflchige Verglasungen, sehr tiefe Balkone und Loggien, bei drei Penthusern zustzlich groe Dachter-rassen, schaffen einen intensiven Bezug zum Rhein. Mit Wohnungsgren zwischen 52 und 220 Quadratmetern bietet das neue Wohnquar-tier eine groe Bandbreite von der Single- bis zur Grofamilienwohnung an. Ein schnurgera-der Weg in der Mittelachse des Grundstcks erschliet alle Bauten und ermglicht die Be-gegnung der Bewohner von insgesamt 50 Wohn-einheiten, fr die auerdem eine Tiefgarage zur Verfgung steht.

    An der Uferstrae in Rodenkirchen hatte der Klner Architekt Prof. Johannes Schilling eine in doppelter Hinsicht knifflige Aufgabe zu l-sen: Anstelle des 1933/1934 errichteten alten Hauses Nacken, eines Klassikers des Neuen Bauens, um dessen Erhalt lange Zeit, aber letztlich vergeblich gerungen wurde, errichtete er einen Neubau im Geiste der weien Mo-derne, der sich im architektonischen Ausdruck, aber auch in der Dimension deutlich von der be-scheideneren Nachbarbebauung abhebt. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der von einem Garten eingefasste Solitr als eine hori-zontal in vier Geschosse gestaffelte und verti-kal zweigeteilte Bauskulptur, die vier zwar hn-lich groe (jeweils 120 bis 140 Quadratmeter), aber sehr unterschiedlich geschnittene Woh-nungen birgt: ber einem massiven Garagenge-schoss, das den Hochwasserschutz gewhrleis-tet, staffelt sich in der linken Haushlfte eine Maisonette-Wohnung, whrend in der rechten Haushlfte zwei eingeschossige Wohnungen bereinander liegen. Den oberen Abschluss bildet eine Penthousewohnung. Allen Wohnun-gen die ber eine gemeinsame, offene und

    Kln DE Wohnungsbau am Rhein

    monSTAR_D_Band_2.indd 182 04.05.2008 21:32:50 Uhr

  • sehr breite Treppe vom Rheinufer erschlossen werden sind grozgige Terrassen vorgelagert, zu denen sich die Wohnrume mit groflchigen Verglasungen ffnen. Der Rhein und das gegen-berliegende Ufer bilden den Bhnenprospekt fr das tgliche Leben.

    An der Rheinpromenade in Kln-Niehl errich-teten Jankowski Architekten Stadtplaner DWB, Kln, auf einem schmalen tiefen Grundstck elf Stadthuser, davon fnf mit Blick auf den Fluss. Sie ersetzen eine frhere Hofanlage zwi-schen Niehler Damm und Sebastianstrae, die lange brachlag. Die fnf jeweils nur 5,50 Meter breiten Reihenhuser am Rheinufer sind, dem Verlauf des Niehler Damms folgend, rckwrtig versetzt; die beiden jeweils ueren sind wie-derum zu einem Doppelhaus zusammengefgt. Die 168 Quadratmeter Wohnflche verteilen sich auf sechs teilweise halbgeschossig ver-setzte Ebenen. Die beiden oberen Geschosse ffnen sich ber die vollflchige Verglasung und eine vorgelagerte Loggia wie ein Guckkasten zum Rhein. Ansonsten prgen weie Putzfl-chen, die Zwillingsfenster des ersten Oberge-schosses und wenige farbliche Akzente die leuchtend roten Eingangstren und Fenster-rahmen der Loggien das Erscheinungsbild der Stadthuser, deren Rckseite die Gliederung der Rheinfassade aufgreift. Im rckwrtigen Grundstcksbereich blieben der alte Durchgang der Hofanlage und der Baumbestand erhal-ten. Die sechs weiteren Wohnbauten in diesem eher lndlichen Ambiente wurden in konventi-onellerem Stil errichtet dass sie keinen un-mittelbaren Bezug zum Rhein haben, ist ein echter Makel.

    lo Wohnquartier in Kln-Srth lm Dachterrassen und Balkone mit Rheinblick, Kln-Srth lu Neubau im Geiste der weien Moderne in Kln-Rodenkirchen

    o Offene Obergeschosse mit Rheinblick, Kln-Niehl u Eine gemeinsame Treppe erschliet die vier Wohnungen, Kln-Rodenkirchen

    monSTAR_D_Band_2.indd 183 04.05.2008 21:32:55 Uhr

  • 228

    Stromlagen EuropaVorbilder und Inspiration Christoph Hlzer / Tobias Hundt / Carolin Lke

    monSTAR_Stromlagen.indb 228 06.05.2008 23:23:27 Uhr

  • monSTAR_Stromlagen.indb 229 06.05.2008 23:23:27 Uhr

  • 232

    Von guten Beispielen lernen

    Qualitt lsst sich nicht nur und nicht in erster Linie mit Worten beschreiben. Qualitt erschliet sich vor allem aus gebauten Beispielen. Harald Bodenschatz: Botschaften zum Thema Stdtebau, in: Die alte Stadt 3, 2005.

    Dies soll auch Magabe fr diese Sammlung guter Projekte sein, die ber 80 vorbildliche Beispiele aus Deutschland und Europa zum Planen und Bauen an Flssen enthlt. Eine Auswahl, die fr die Akteure in der Region Kln/Bonn und alle, die sich mit Wasserlagen auseinandersetzen, Anregung und Inspiration sein kann. Von guten Beispielen lernen das ist in diesem Falle wrtlich zu nehmen. Es geht nicht um kritikloses Kopieren oder ungeprfte bertragungen. Es geht darum, sich am Besten bereits umgesetzter Projekte zu orientieren. Deshalb benennen die Dokumentationen spezifische Aspekte und bieten keine alle Einzel-heiten umfassende Sicht auf die Projekte. Zustzlich helfen Hinweise auf Quellen und weitere Informationen, eigene Recherchen vornehmen zu knnen und Ansprechpartner zu finden.

    monSTAR_Stromlagen.indb 232 06.05.2008 23:23:54 Uhr

  • Die Projektauswahl

    Ein entscheidendes Kriterium bei der Projektauswahl waren die Fragen der Akteure, die sich mit dem Planen und Bauen im Projektraum Kln/Bonn befassen. Sie wnschten sich Vorbilder, die sie heranziehen knnen, wenn es innerhalb ihrer politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsstrukturen Hervorragendes durchzusetzen gilt. Also mussten die guten Beispiele zum Charakter der Region passen und sich an ihren konkreten Bedrfnissen orientieren. Die Begabungen der Region sollten ergnzt und nicht etwa berdeckt oder ersetzt werden. Das sie damit beispielhaft fr andere Stdte und Regionen stehen knnen, ist nicht zuletzt durch den hohen Qualittsanspruch mglich, der in Bezug auf die Auswahl der Beispielprojekte formuliert wurde:

    Architektur und Freiraum sollten in Dialog mit dem Fluss treten, sich auf ihre besondere Lage am Wasser beziehen und ihm ihr Gesicht zuwenden. Das Gebaute sollte Mastbe in punkto Gestaltung und Hochwasser-sicherheit, aber auch in punkto Verfahrensqualitt und neuer Koopera-tionsformen setzen. Stdtebau sollte Voraussetzungen fr die Mischung von Nutzungen schaffen, durch die Lebendigkeit erzeugt wird ebenso wie durch die Verbindung von Bestand und Neuem. Uferkanten in Stadt und Landschaft sollten ffentlich zugnglich sein und mit den vielfltigen Nutzungsanforderungen am Ufer produktiv umgegangen werden. Freirume sollten Erholungsanfordernisse und Naturschutz vorbildlich miteinander verbinden und als Retentionsrume kreativ mit dieser Doppelnutzung umgehen.

    monSTAR_Stromlagen.indb 233 06.05.2008 23:24:03 Uhr

  • 236

    Almere NLWater villas Gewsser Seitengracht des Lagevaart-Kanals Einwohner 181.000

    Stadtgre 249 km Standort Curacaostraat/Comorenstraat (Water villas) Jamaicastraat/Madagaskarstraat/Pembastraat (21+16 Groeiwoningen) Akteure Visser Bouwmaatschappij, Huizen (Bauherr Water villas) ABB Ontwikkeling, Sliedrecht (Bauherr 21+16 Groeiwoningen) UN Studio, Amsterdam (Architekt Water villas) MADE architecten, Rotterdam (Architekt 21+16 Groeiwoningen) Fertigstellung 2001 (Water villas) 2002 (21+16 Groeiwoningen) Kategorien Quartiere und Bauwerke Informationen www.almere.nl www.unstudio.com www.madearchitecten.nl

    Eilandenbuurt

    Lagevaart-Kanal

    Almere-Buiten

    Water villas

    21+16 Groeiwoningen

    monSTAR_Stromlagen.indb 236 06.05.2008 23:24:47 Uhr

  • Gewsser Seitengracht des Lagevaart-Kanals Einwohner 181.000 Stadtgre 249 km Standort Curacaostraat/Comorenstraat (Water villas) Jamaicastraat/Madagaskarstraat/Pembastraat (21+16 Groeiwoningen) Akteure Visser Bouwmaatschappij, Huizen (Bauherr Water villas) ABB Ontwikkeling, Sliedrecht (Bauherr 21+16 Groeiwoningen) UN Studio, Amsterdam (Architekt Water villas) MADE architecten, Rotterdam (Architekt 21+16 Groeiwoningen) Fertigstellung 2001 (Water villas) 2002 (21+16 Groeiwoningen) Kategorien Quartiere und Bauwerke Informationen www.almere.nl www.unstudio.com www.madearchitecten.nl

    Extrovertierte Orientierung der Water villas, Almere

    Die Stadt Almere liegt rund 25 km stlich von Amsterdam. Sie ist Teil der Randstad, einem Netzwerk aus Stdten rund um Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Utrecht. Die Nhe zur niederlndischen Hauptstadt begnstigte das rasante Wachstum zu einer Trabantenstadt mit 181.000 Einwohnern in einem Vierteljahrhun-dert. Gegrndet 1975 auf dem Polder Flevoland, liegt Almere unterhalb des Meeresspiegels. Zahlreiche Grachten durchziehen das Stadtge-biet, und Wasser spielt eine wichtige Rolle bei der Stadtplanung. Almere bietet als Planstadt seit seiner Grndung immer wieder Raum fr architektonische Versuche. Im Rahmen der Bau-ausstellung EXPO 2001 wurde Eilandenbuurt, ein Quartier fr experimentelle Wohngebude, welche die Themen Wasser und Wohnen mitein-ander verbinden, im Stadtteil Buiten errichtet.

    Wohnraum und Grundrisse werden mit die-sen Haustypen flexibel und knnen den Bedrfnissen der Nutzer angepasst werden. Die Elemente des Baukastens sttzen den Wasserbezug und ermglichen Indivi-dualitt in einer einheitlichen, aber nicht eintnigen Formensprache. Durch die ge-schickte Anordnung von Raumzellen sowie die Aufteilung in offene und geschlossene Fassaden wird privater Freiraum am Wasser in hoch verdichteten Bereichen geschaffen und ein sparsamer Umgang mit der Res-source Uferlage ermglicht.

    monSTAR_Stromlagen.indb 237 06.05.2008 23:25:14 Uhr

  • 238

    Quellen Berndt, Petra Heidrun: Lernen von Almere, in: Bauwelt 28/29, 1992, S. 16121621. Hertelt, Lars / van Gool, Rob / Raith, Frank-Bertolt: Einzel- und Reihenhuser in Almere UN Studio Van Berkel & Bos, in: Baumeister 1, 2002, S. 5054. Nederlands Architectuurinstituut NAi (Hg.): Architectuur in Nederland Jaarboek 2001 2002, Rotterdam 2002.

    Water villasMaximale Flexibilitt und groe Individualitt waren die Ziele bei der Entwicklung dieses Hu-sersystems in Modulbauweise. Erprobt wurden diese Ziele an 48 Water villas, errichtet als Rei-hen-, Doppel- oder Einzelhuser unmittelbar an einer Seitengracht des Lagevaart-Kanals. Die skulpturalen Gebude mit einer Fassade aus Schiefer und rtlichen Verbundplatten setzen sich aus Grundmodulen von 6 10 m zusammen. Die Grundrisse sind frei einteilbar. Diese unkon-ventionellen kubischen Wasservillen bieten auf drei Etagen offene Wohnbereiche mit Blickbe-ziehungen in andere Rume sowie hinaus ins Freie. Eine grozgige Verglasung zeugt von der extrovertierten Orientierung Innen- und Auen-raum gehen ineinander ber.

    Unkonventionelle Architekturen und Wohn-raum von 150 bis 180 m werden durch die va-riable Anordnung der Raumzellen ermglicht. Das Versetzen der Kuben schafft privaten Frei-raum auf dem Dach, bis zu 5 m auskragende Krper bieten geschtzten Unterstand und eine maximale Ausrichtung zum Wasser. Die ver-schiedenen stdtebaulichen Arrangements aus Einzelvillen und Reihenhusern haben eines ge-meinsam: Die expressiven Bauformen definie-ren privaten Freiraum in den Zwischenrumen und am Wasser.

    Water villas in Modulbauweise, Almere

    Almere NL Water villas

    monSTAR_Stromlagen.indb 238 06.05.2008 23:25:26 Uhr

  • l Verjngende Segmente schaffen Individualitt, Almere r Groeiwoningen Wachsende Huser, Almere

    21+16 GroeiwoningenWachsende Huser so bezeichnen die Archi-tekten den modularen Entwurf fr 37 Wohnhu-ser in direkter Nachbarschaft zu den Water vil-las. Dieser Gebudetyp lsst sich jedoch nicht flexibel stapeln und verbreitern, sondern ist auf eine Hausbreite von 6 m begrenzt. Der Grundty-pus des wachsenden Hauses besteht aus drei Segmenten, die je eine Grundflche von 3 6 m umfassen. Die Bruttogeschossflche liegt bei 138 m. Wachsen bedeutet das Andocken wei-terer Hauselemente an den Giebelseiten. Die maximale Hauslnge von 27 m ergibt sich aus dem Dach, das sich zum Giebel hin verjngt. Neun Elemente knnen hintereinander geschal-tet werden. Der Giebel ist Indiz fr Lnge und Gre eines Hauses je tiefer First und Traufe, desto mehr Haussegmente wurden verwendet.

    Der Baukasten fr das Haus umfasst fnf ver-schiedene Segmenttypen unterschiedlicher Traufhhe und Dachform. Zustzlich werden Dachgauben und -fenster, Kellerersatzraum, Garage sowie ein Bootssteg angeboten. Fens-ter sind nur an der Ost-, Sd- und Westfassade erlaubt. Die geschlossene Nordfassade ermg-licht trotz geringer Abstandsflchen zwischen den Husern ausreichend privaten Freiraum. Mit dem Bootsanleger und dem ausladenden Dachberstand wird ein privater Platz mit Zu-gang zum Wasser erschlossen, der durch die freien Grundrisse in den Wohnraum integriert wird.

    monSTAR_Stromlagen.indb 239 06.05.2008 23:25:38 Uhr

  • 240

    Barcelona ES Parque Litoral Noreste

    Gewsser Bess, Mittelmeer Einwohner 1,6 Mio. Stadtgre 100 km Standort Sant Adri de Bess, Avinguda del Camp de la Bota Akteure Ajuntament de Barcelona (Bauherr) balos & Herreros Arquitectos, Madrid (Architekt) Flche 12 ha Fertigstellung 2004 Kategorien Neue Zugnge, Umnutzung und Vitalisierung

    Mllheizkraftwerk

    Parque Litoral Noreste

    Bess

    Mittelmeer

    Kstenautobahn

    Kongresszentrum

    Avinguda Diagonal

    monSTAR_Stromlagen.indb 240 06.05.2008 23:25:48 Uhr

  • Die rigide Quadratstruktur der Cerdschen Stadterweiterung Barcelonas von Mitte des 19. Jahrhunderts lie in Alt- und Neustadt kaum Platz fr industrielle Ansiedlungen. Diese wur-den vielmehr am Rand des Stadterweiterungs-gebietes und an der Kste realisiert. Nach der Industrialisierung gab es nur wenige Orte, an denen Bahngleise, Fabriken und Hafenanlagen nicht den Zugang zum Wasser verwehrten. Auch waren die meisten Strnde verschmutzt und verlassen. Die Flsse wurden in der Stadt kaum wahrgenommen. Der Bezug zwischen Stadt und Wasser war verloren gegangen, obwohl Bar-celona seit seiner Grndung vom und mit dem Wasser lebt.

    Anfang der 1980er-Jahre machte es sich die Stadtplanung von Barcelona zur Aufgabe, f-fentliche Rume in der Stadt fr die Bevlke-rung zurckzugewinnen. Auch die Uferkanten rckten wieder in das Bewusstsein der Planer und rund 4 km Kste wurden neu gestaltet.

    Die Nhe von Kraftwerk und Strand im Parque Litoral Noreste zeigt, dass ein vertrgliches Nebeneinander dieser auf den ersten Blick gegenstzlichen Nutzungen mglich ist. Die Rckeroberung des frher unzugnglichen Bereichs am Wasser und die Erfahrbarkeit der Zusammenhnge zwischen Parkgestaltung und den technischen Anforderungen eines Kraftwerks sind beispielhaft.

    Der Salon erschliet den Park, Barcelona

    monSTAR_Stromlagen.indb 241 06.05.2008 23:26:04 Uhr

  • 242

    Als Initialzndung fr den groflchigen Umbau der Stadt am Wasser erwiesen sich die Olym-pischen Spiele 1992. Dabei verschwanden viele Barrieren zwischen Stadt und Meer: Bahnanla-gen wurden entfernt, Hafenareale umgenutzt und zugnglich gemacht. Die Strnde wurden von der Bevlkerung zurckerobert, und auch stdtebaulich wandte sich die Stadt im Kernbe-reich wieder dem Meer zu.

    2004 wurde ein weiteres Groereignis genutzt, um im Norden der Stadt an der Grenze zum Vor-ort Sant Adri de Bess ein rund 250 ha groes vergessenes Gelnde, am meerseitigen End-punkt der Avinguda Diagonal und der Mndung des Flusses Bess gelegen, umzugestalten: Fr das Forum der Kulturen, einen Kongress der UNESCO, wurde ein stdtebauliches Gropro-jekt realisiert: Es entstanden ein Tagungszent-rum fr 15.000 Teilnehmer, ein Ausstellungsge-bude mit 25.000 m Nutzflche sowie Hotels, Wohnungen, Parks und ein Einkaufszentrum an einem bislang unwirtlichen Ort, der von std-tischen Infrastruktureinrichtungen (Klranlage, Mllverbrennungsanlage) dominiert wurde und durch eine Schnellstrae von der Stadt abge-trennt war. Dementsprechend war auch kein Zugang zum Wasser mglich. Schnellstrae und Klranlage wurden berbaut und so die Avin-guda Diagonal ebenerdig durch einen groz-gigen Fugngerbereich, in dessen Mitte sich das Tagungszentrum befindet, an die Kste angebunden. Dort entstand der Parque Lito-ral, ein groes Freizeitareal, der sich in einen sdstlichen und einen nordstlichen Teil glie-dert. Letzterer steht im Zentrum der weiteren Ausfhrungen.

    Der Parque Litoral Noreste verbindet schein-bar Unvertrgliches: einen Park am Wasser di-rekt neben einer Mllverbrennungsanlage. Vor

    dem Hintergrund der im Umfeld entstandenen und geplanten Nutzungen wurde diese kolo-gisch nachgerstet, das heit zu einem Mll-heizkraftwerk umgebaut und mit einer Recyc-ling-Anlage ergnzt. Das Mllheizkraftwerk nutzt die bei der Verbrennung entstehende Wrme zur Stromerzeugung und versorgt damit unter anderem das Tagungszentrum. So konnte das Kraftwerk an diesem Standort verblei-ben. Zustzlich wurden Staub- und Geruchs-filter eingebaut. Die neuen ffentlichen Rume konnten um das Kraftwerk herum angeordnet werden und integrieren zudem dessen tech-nische Anlagen. Damit korrespondieren Form und Gestaltung des Parks mit den Anforde-rungen des Kraftwerks. Dieser Zusammenhang wird in einem Besucherzentrum veranschau-licht. Bei der Annherung an den Park wird die von Freizeitaktivitten geprgte Atmosphre von der Kulisse des Kraftwerks im positiven Sinne berschattet. Ein spannungsgeladener Kontrast, der die Aufenthaltsqualitt aber nicht beeintrchtigt. Im Gegenteil: Die unge-whnliche Lage und Gestaltung des Parks zieht Menschen an.

    Um fr den Park Raum zwischen dem Kraft-werk und dem Meer zu gewinnen, wurde die Kstenlinie verndert und ein Strand neu an-geschttet. Grundkonzept der Parkgestaltung war, nicht die von den Industrieanlagen ge-prgten Standortbedingungen zu kultivieren, sondern vielmehr einen pittoresken Gegensatz zu schaffen. Dieser Ansatz ermglicht die In-besitznahme des Parks durch die Bevlkerung, obwohl das Kraftwerk am Ort verbleibt. Das ge-samte Gelnde gliedert sich in Stufen und fllt vom Hhenniveau des Kraftwerks bis zum Meer kontinuierlich ab.

    Barcelona ES Parque Litoral Noreste

    Jachthafen mit Fugngerbrcke (rechts), Barcelona Auch vom Mirador fllt der Blick auf das Kraftwerk, Barcelona

    monSTAR_Stromlagen.indb 242 06.05.2008 23:26:15 Uhr

  • Palmen sind ein wichtiges Gestaltungsele-ment. Der Zugang zum Park aus der Stadt er-folgt durch einen Einschnitt. Er entstand durch die Aufschttung eines knstlichen Hgels und eines Plateaus links und rechts des Wegs di-rekt am Kraftwerk. Der Hgel birgt technische Elemente und das Plateau berdeckt die Re-cycling-Anlage. So entstanden Hybride aus Park und Technik, die gleichzeitig den Lrm der nahen Schnellstrae abschirmen. Von dem Ein-schnitt gelangt der Besucher auf einen mit ro-ten Ziegeln ausgelegten Platzbereich, ber den die Haupterschlieung des Parks erfolgt. Dieser Salon genannte Platz ffnet sich und gibt den Blick auf das Mittelmeer frei. Die Form und An-ordnung der Beete ergibt ein Muster, das einem Fischschwarm gleicht und der Laufrichtung der Besucher von der Stadt zum Meer folgt. Diesen Bereich unterbricht eine ausgedehnte Wiese, unter der weitere Kraftwerkstechnik und eine Tiefgarage versteckt wurden. Strucher bie-ten hier geschtzte Zonen, die zum Spielen und Sonnenbaden einladen. Der Salon mndet in eine Strandpromenade, den sogenannten Mi-rador. Er weitet sich an einer Stelle zu einem Platz auf und bildet einen grozgigen Flanier-bereich mit direktem Kontakt zum Strand. Ge-staltet wurde er mit farbigen Keramikkacheln, die groformatige Fischmotive ergeben. Ei-gens fr den Park entworfene Sitzgelegenheiten bieten zahlreiche Mglichkeiten, den Blick auf Strand und Meer zu genieen. Ihre ungewhn-liche Form stellt eine Attraktion fr sich dar und beeinflusst die Laufwege der Besucher. Von der Promenade fhrt eine Fugngerbrcke ber den angrenzenden Jachthafen zum sdstli-chen Teil des Parks und dem Tagungszentrum. Er hat ber 1.000 Liegepltze und bietet im Um-feld viel Raum fr maritime Sportarten.

    In der weiteren Umgebung des Parks knnen ein geplanter Universittscampus und Woh-nungen jenseits der Schnellstrae nach ihrer Fertigstellung eine Verbindung zwischen Stadt und Park herstellen und gleichzeitig fr eine weitere Belebung des gesamten Parque Litoral sorgen. Ein hnlicher Effekt ist auch von einer direkt am Meer geplanten Jugendherberge zu erwarten.

    Quellen balos, Iaki / Herreros, Juan: Parque Litoral Noreste, in: Topos 48, 2004, S. 1822. balos, Iaki / Herreros, Juan: Northeast Coastal Park, in: The Museum of Modern Art, New York (Hg.): Groundswell. Constructing the Contemporary Landscape, Ostfildern 2004, S. 144147. Acebillo, Jos Antonio: Strategien fr Barcelona 2004, in: Topos 29,1999, S. 8892. Batlle, Enric / Riog, Joan: Barcelona: der wiederge-wonnene Horizont, in: Topos, European Landscape Magazine (Hg.): Wasser Water, 2002, S. 100109. Dreybrodt, Anja / Hertlein, Vera: Neuland in Barcelonas Norden, in: Garten+Landschaft 3, 2004, S. 3538.

    Figueras, Bet: Das Forum der Kulturen Barcelona 2004, in: Topos 48, 2004, S. 613. Moussavi, Farshid / Zaera-Polo, Alejandro: Southeast Coastal Park, in: The Museum of Modern Art, New York (Hg.): Groundswell. Constructing the Contemporary Landscape, Ostfildern 2005, S. 102109. www.abalos-herre-ros.com

    Ungewhnlich: Sitzgelegenheiten als Kunstwerke, Barcelona

    monSTAR_Stromlagen.indb 243 06.05.2008 23:26:20 Uhr

  • 244

    Basel CHFluss RheinEinwohner 166.000Stadtgre 24 km

    Basel, die zweitgrte Stadt der Schweiz, ist geprgt von ihrer Lage am Rheinknie und im Dreilndereck von der Schweiz, Frankreich und Deutsch-land. Das Rheinknie bezeichnet den Flussabschnitt, in dem der Hochrhein nach Norden schwenkt, um im Oberrheingraben Richtung Nordsee zu flieen.

    Es ist eben diese besondere Lage an einem eigenwilligen Flussabschnitt, die Basel, seiner Geschichte und seinem Grundriss einen unverwech-selbaren Charakter verleiht Ohne den Rhein wre Basel nicht Basel (Baudepartement des Kantons Basel-Stadt [Hg.] 2004, S. 1) Es lsst sich unschwer erahnen, dass die verkehrstechnische Lagegunst am bergangs-punkt der Handelswege eine lange Siedlungstradition begrndete. Schon die keltische Siedlung, die vor rund 2000 Jahren am heutigen Standort des Novartis Campus stand, profitierte von den nahen Furten im Mndungsbe-reich der Wiese.

    Der Mnsterhgel am Grossbasler Ufer ist ein von Rhein und Birs model-lierter Sporn, dessen geschtzte Lage frh den Bau von befestigten Sied-lungen begnstigte. Er prgt seit Jahrhunderten mit der am Prallhang hoch ber dem Rhein thronenden Kathedrale das Stadtpanorama an der Fluss-krmmung. Auf der anderen Rheinseite breitet sich Kleinbasel mit seiner fla-chen Topografie aus. Dort fanden flussbezogene Aktivitten ihren Platz. Die Fischerei, der Holzmarkt, Hndler und Fler erfllten den Ufersaum mit Leben. Durch seine mandrierende Dynamik hat der Rhein im Laufe der Ge-schichte das Gesicht der Stadt Basel immer wieder verndert. Aus einem Alt-arm und der daraus entstandenen Insel ging der Standort des heutigen Ha-fenbeckens I am Rheinhafen Dreilndereck hervor.

    monSTAR_Stromlagen.indb 244 06.05.2008 23:26:20 Uhr

  • Quellen Baudepartement des Kantons Basel-Stadt (Hg.): Freiraumkonzept, Basel 2004. Geographisches Institut der Universitt Basel (Hg.): Uferzone. Stadtrume am Rhein in Basel, Basler Feldbuch Bd. 11, Basel 1994. Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt (Hg.): Aktionsprogramm Stadtentwicklung Basel. Ergebnisse der Werkstadt Basel, Basel 1999.

    Lassen die Besucher heute den Blick von der vorgelagerten Pfalz des Mnsters ber den Rheinlauf schweifen, offenbaren sich reizvolle Kontraste: Von hier aus sind die Altstadt, die hoch aufragenden Industriebauten sowie mo-derne und historische Brcken gut zu sehen. Auch die kleinen Strmungsfhren, die pitto-resken Treppenufer, Rheinbadehuser und Pro-menaden Kleinbasels fallen ins Auge. Nachdem sich die Wasserqualitt des Rheins deutlich verbessert hat, sind auch wieder die traditio-nellen Rheinschwimmer zu erblicken.

    Das Wachstum der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten ging mit einer erheblichen Verdich-tung der Stadtstruktur einher, sodass der Rhein heute als grter zusammenhngender Frei-raum wiederentdeckt wird. In den letzten Jah-ren fhrten Infrastrukturprojekte und Transfor-mationen in der Industrie zu neuen Freiflchen am Rhein. Viele ffentliche Planungen und pri-vate Projekte beschftigen sich daher mit Per-spektiven fr das Rckgrat Rhein.

    Dazu gehren neben Brgerwerksttten zur kleinteiligen Aufwertung der Uferkante, ver-schiedenen privaten Initiativen (zum Beispiel Kulturflo oder Rheinbadehuser), der Um-wandlung des Novartis-Chemiewerks zu einem Forschungscampus auch Beispiele fr die ge-meinsame Projektorganisation zwischen Ver-waltung und Privatwirtschaft, die in ein berge-ordnetes Impulsprojekt Rhein eingebettet sind.

    Ab Mitte des 19. Jahrhunderts belebten Fhrb