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Strukturierungsvorschlag zum Thema »Die griechische Antike und das Leben zwischen zwei Stadtstaaten«; Rahmenplan Geschichte, 1. Stufe der Sekundarschule Im Auftrag des Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Abteilung Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung August 2012 Caroline Mekelburg (Ingolstadt) Themenstrukturierung, Materialvorschläge, Kommentare

Strukturierungsvorschlag zum Thema »Die griechische … zum Thema »Die griechische Antike und das Leben zwischen zwei Stadtstaaten «; Rahmenplan Geschichte, 1. Stufe der Sekundarschule

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Strukturierungsvorschlag zum Thema »Die griechische Antike und das Leben zwischen zwei Stadtstaaten«;Rahmenplan Geschichte, 1. Stufe der Sekundarschule

Im Auftrag desMinisterium der Deutschsprachigen Gemeinschaft BelgiensAbteilung Unterricht, Ausbildung und BeschäftigungAugust 2012

Caroline Mekelburg (Ingolstadt)

Themenstrukturierung, Materialvorschläge, Kommentare

0. Vorwort 2

1. Schema einer möglichen Themenstrukturierung 3

1.1. Wege zum Unterrichtseinstieg 4

2. Frage- und Orientierungskompetenz 5

3. Materialien 7

3.1 Zusammenfassung 1: Die griechische Kolonisation 7

3.2 Zusammenfassung 2: Entstehung der Polis 9

3.3 Zusammenfassung 3: Solon 10

3.4 Kleisthenes 12

3.5 Zusammenfassung 4: Athenische Demokratie 13

3.6 Die Perserkriege 14

3.7 Exkurs: Rezeption der Perserkriege 15

3.8 Vergleich: Sparta und Athen 18

3.9 Zusammenfassung 5: Zusammenhalt der

griechischen Staaten 19

4. Erläuterungen zur Sachkompetenz 21

5. Hinweise 22

Index

Konzept: Dr. Marcus Ventzke, unter Mitarbeit von Florian Sochatzy und Prof. Dr. Waltraud Schreiber

Satz & Grafik: Thomas Zimmermann

© 2012 bei: Waltraud Schreiber, Florian Sochatzy und Marcus VentzkeWestenstraße 2385072 Eichstätt

Copyright-Hinweis: Die Verwendung dieses Materials ist in den Sekundarschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens erlaubt.

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0. Vorwort

Diese Strukturierungshilfe richtet sich an lehrerinnen und lehrer, die im Fach Geschichte in der ers-ten Stufe der Sekundarschule unterrichten. Sie stellt kein Unterrichtsmaterial dar, das direkt an Schüler weitergegeben werden soll. Die Absicht der hier vorgelegten Ausarbeitung besteht darin, die Vorberei-tung des Unterrichts zu unterstützen. Sie zielt also auf jene „abendlichen Arbeitsstunden“, in denen am Schreibtisch des lehrers die Themen des kommenden Tages erarbeitet, dazu passende Inhalte ausge-wählt und Fragestellungen zugewiesen werden.

In diesem Prozess entsteht ein didaktisch-methodisches Konzept, das die Vorgaben des Rahmenplans mit den vorhandenen Möglichkeiten (lehrmaterialien, Räumen, medialen Ausstattungen) zusammen-führt. Der entstehende Unterrichtsentwurf wird von der Kreativität und Erfahrung der unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen getragen.

Genau auf diesen Prozess der Unterrichtsvorbereitung zielt die Ausarbeitung, denn in der Unterrichtspla-nung werden Auswahlentscheidungen getroffen, Sinnfragen gestellt, über Orientierung nachgedacht (Wa-rum behandeln wir dieses Thema? In welcher Verbindung zur lebenswelt der Schülerinnen und Schüler steht es? Wie lassen sich Schülerinnen und Schüler zu geschichtlichen Denkprozessen motivieren?).

Die nachfolgenden Schemata, Quellen und Zusammenfassungen sollen also die dem Unterricht voraus- gehenden Überlegungen der Unterrichtenden im Sinne eines kompetenzorientierten Unterrichts beein-flussen. Die Schwerpunkte der Themenstrukturierung liegen vor allem auf der Kolonisationsgeschichte und der Entwicklung der athenischen Demokratie. Die vorgeschlagenen Methoden und Ansätze müssen in den konkreten Unterrichtsvorbereitungen auf den leistungsstand, die sprachlichen Voraussetzungen sowie kulturellen Hintergründe der Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden. Insofern ist es zwar möglich, die hier ausgewählten Materialien im Unterricht zu verwenden, es ist jedoch keineswegs zwin-gend, nicht einmal pauschal gewollt.

Die Ausarbeitung ist einem Modell vergleichbar. Sie legt einen möglichen „roten Faden“ durch das his-torische Geschehen und macht dabei die prägenden Fragestellungen und Auswahlkriterien transparent. Die vorgeschlagene Themenstrukturierung ist also bereits das Ergebnis einer begründeten Auswahl. Ihr werden dann Überlegungen zur Erreichung von Kompetenzzielen zugeordnet.

In der exemplarischen Form erfolgt nicht selten eine Reduktionen auf Grundsätzliches und Funktionales. Zusammenhänge sollen so schnell und übersichtlich wie möglich erfassbar sein. Auf diese Weise kön-nen sie unmittelbar für die Planung des konkreten, auf Kompetenzförderung ausgerichteten Unterrichts genutzt werden. Diesem Ziel dienen vor allem die Auswahl von und der Umgang mit Materialien und Darstellungen. Es wird jeweils verdeutlicht, wie mit ihrer Hilfe Methodenkompetenz weiterentwickelt sowie Sachkompetenz und systematischer Wissensaufbau gefördert werden kann. Zudem wird immer wieder gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit den Materialien immer auch darauf zielt, über Fragen der historischen Orientierung nachzudenken.

letztlich kommt es darauf an, das Potenzial von Geschichte als deutendes und sinngebendes, Identität stiftendes und Alteritätserfahrungen ermöglichendes Fach zu erschließen. Geschichte soll nicht abge-fragt, sie muss gedacht werden.

Die Faustregel im Umgang mit dieser Ausarbeitung ist daher einfach formuliert: lassen Sie sich anregen, seien Sie kritisch und nutzen Sie das vorliegende Angebot mit dem Blick auf Ihre konkrete Unterrichts-situation!

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1. Schema einer möglichen Themenstrukturierung

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Die griechische Kolonisation 750 – 550 v. Chr.

- zeitliche Einordnung, Auslöser und Verlauf (3.1)Zusammenfassung 1 (S.7)

- natürliche Bedingungen- Übersicht Karte

Die Entstehung der athenischen Demokratie

- Übersicht: Solon, Wegbereiter der Demokratie (3.3) Zusammenfassung 3 (S.10) , Quelle 1 (S.11)

- Kleisthenes: Begründer der Demokratie (3.4)- Zusammenfassung: die vier Säulen der Demokratie

(3.5) Zusammenfassung 4 (S.13)

- Die Perserkriege (500 – ca. 450 v. Chr.) (3.6) Quelle 2 (S.14)

- Exkurs: Rezeption der Perserkriege am Beispiel der Schlacht an den Thermophylen (3.7) Quelle 3 (S.16)

Strukturen der griechischen Staatenwelt

- Die Entstehung der Polis (3.2) Zusammenfassung 2 (S.9)

- Institutionen der Polis Übersicht 1 (S.9)

- Vergleich: Sparta und Athen (3.8)

Integration durch Kultur

- Zusammenhalt der griechischen Staaten (3.9) Zusammenfassung 5 (S.19)

- Religion- Panhellische Spiele

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Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Thematisierung der Relevanz des antiken Griechenlands in der Gegenwart (Bsp.: Satz des Pythagoras, griechische Philosophen, Olympische Spiele, das griechische als Grundlage für das lateinische Alphabet, Verwendung griechischer Buchstaben in der Mathematik, Verwendung von Wörtern, die einen griechi-schen Ursprung haben).

Orientierungskompetenz:Welches Menschenbild steht hinter einer demokratischen Staatsauffassung? Wie möchte jeder Schüler in der Schule, in der Familie, in der Gesellschaft gesehen werden? Wie wird er gesehen? Entsprechen die Sichtweisen und Behandlungen einem demokratischen Menschenbild, das auf Würde beruht? Welche Rechte und Pflichten entstehen daraus?

1. Impulse für eine Diskussion: Bilder vom Satz des Pythagoras, zufälliges nachschlagen griechischer Wörter im Duden, Bilder von den aktuellen Olympischen Spielen.

2. Moderation eines Brainstormings zu der Frage, inwiefern das antike Griechenland in unserem Alltag noch präsent ist? Wo haben die SuS Berührungspunkte mit der griechischen Kultur und Geschichte? Vorgehen:• Fragestellung: An welchen Stellen seht ihr Berührungspunkte mit der Welt der griechischen

Antike?• Fixierung und Aufbereitung: Sammeln der Einfälle, ohne diese zu bewerten durch lehrer oder

Schüler. Verdichten und Strukturgeben der nennungen durch Gestal-tung von Mindmaps.• Operationalisierung für einen historischen Denkprozess:

lenkung der Diskussion auf eine Orientierungsfrage: lassen sich im antiken Griechenland die Wurzeln unserer heutigen Europas suchen? Für welche le-bensbereiche lässt sich diese Frage bejahen bzw. verneinen?

1.1 Wege zum Unterrichtseinstieg

Grafik: Caroline Mekelburg (Ingolstadt).

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Fragekompetenz: Der lehrer entscheidet, unter welcher Fragestellung er mit seinen Schülern „Das leben in zwei un-terschiedlichen Stadtstaaten“ betrachten möchte. Er erläutert seinen Schülern diese Fragestellung und eröffnet die Möglichkeit, diese zu diskutieren und zu verändern.

Fragestellung des Autors:– fokussiert auf die beiden Themenfelder Politik und Kultur. Lehrerfragestellung (Vorschlag allgemein und spezifisch):

1. Kann die griechische Antike heute immer noch als historischer Bezugspunkt dienen? Wenn ja, in welchen Bereichen und für wen?

2. Ist die athenische „Graswurzeldemokratie“, in der potentiell jeder Bürger Athens in ein politisches Amt gelost werden konnte, eine geeignete Vorlage für die Demokratie im heutigen Europa? (diese Frage kann am Ende der Themeneinheit erneut aufgegriffen werden)

Fragestellungen, die für Schüler von Bedeutung sind:Was ist an dem neuen Unterrichtsthema das Besondere? Was nützt mir die Beschäftigung mit der Ge-schichte des antiken Griechenlands? In welchen Themenbereichen gibt es Parallelen zu meinem eigenen leben? (Diese Fragen können am Anfang diskutiert und immer wieder aufgegriffen bzw. ergänzt und erweitert werden).Am Ende sollen die SuS die Kompetenz erlangt haben, grundlegende Fragen nach der In-terpretation des Zeitverlaufs zu stellen und zu beantworten. War die Entwicklung des antiken Griechenlands ein gesell-schaftlicher Aufstieg (Fortschritt) oder ein Art von Fortsetzung der bisherigen Entwicklungen (Stabilität), ...?

Sachkompetentes Arbeiten und alternative Themenstrukturierung:Die hier vorgeschlagene Themenstrukturierung fokussiert auf die Bereiche Politik und Kultur. Alternativ dazu lässt sich die griechische Antike auch am Beispiel anderer thematischer Schwerpunkte erarbeiten. Eine mögliche Alternative ist das Thema Religion, das in alle lebens-bereiche der Griechen hineinreichte und wie selbstverständlich zum öffentlichen und privaten Alltag gehörte. Die meisten Feste, Riten und Bräuche waren den griechischen Göttern gewidmet. Auch die anti-ken Olympischen Spiele waren ursprünglich mehr ein religiöses Fest zu Ehren des Götterva-ters Zeus als ein sportliches. Von den fünf Veranstaltungstagen der antiken Olympischen Spiele wurden zwei Vormittage und der gesamte letzte Tag religiösen Riten und Ze-remonien gewidmet.

2. Frage- und Orientierungskompetenz / Sachkompetentes Arbeiten und alternative thematische Strukturierung

Darstellung der feierlichen Eröffnung der Olympischen SpieleGrafik: Caroline Mekelburg (Ingolstadt).

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Frage- und Orientierungskompetenz: Gesamteinordnung des Geschehens und Zusammenhang mit der eigenen Weltsicht:Mit Hilfe von Zeitverlaufsvorstellungen (des lehrers / der lernenden) können Ereignisse gedeutet werden. War das Geschehen ein …

(linearer) Aufstieg Vermutung eines gesellschaftlichen Fortschritts (durch demokratische Wahlen etc.)

(linearer) Abstieg Vermutung eines gesellschaftlichen Verfalls (infolge die Bedrohung der griechischen Staaten durch die Per-

ser / Römer)

(waagerechte) linie Vermutung gesellschaftlicher Stabilität (als Folge einer anhaltend demokratisch ausgerichteten Entwick-

lung)

Kreisbewegung / Kreislauf Vermutung, dass sich gesellschaftliche Entwicklungen wiederholen (z. B. durch die ständige Wiederkehr von Konflikten zwischen den

Stadtstaaten oder mit den benachbarten Reichen der Perser, der Römer etc.)

Spirale Vermutung, dass Gesellschaften sich mal auf- und mal abwärts ent-(aufwärts oder abwärts) wickeln (z. B. durch eine politische Synchronuntersuchung, wonach man

vermuten könnte, dass die Poleis Auf- und Abstiegsphasen haben)

Konjunktur (Sinuskurve) Vermutung, dass Gesellschaften sich in Wellenbewegungen ent-wickeln

(Man kann den Hellenismus als eine Erneuerung der griechischen Zivilisation interpretieren, die zuvor in eine Krise geraten war und unter Alexander d. Gr. einen neuen [militäri-schen] Aufschwung er-lebte.)

Auf- und Abschwung Vermutung, dass Gesellschaften aufsteigen, (kulturelle) Höhepunkte (Parabel) erreichen und wieder verfallen (Man kann annehmen, dass die griechische Kultur einen einmaligen

Höhepunkt der Menschheitsentwicklung darstellte: Die „philosophi-sche Tradition Europas lautet, daß sie aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon besteht.“ [Alfred north Whitehead, Prozess und Realität, Teil III, Kap. 1/1])

Ellipse Vermutung, dass Gesellschaften Entwicklungen wiederholen und da-bei Phasen unterschiedlicher Dauer durchlaufen

(Die Bündnissysteme Athens und Spartas hatte stets eine lange Stabilitäts- und eine kürzere Verfallsphase.)

Stufenfolge Vermutung, dass Gesellschaften sich in Sprüngen und Plateauphasen (ab- oder aufsteigend) entwickeln (Die Reformen Solons erfolgten plötzlich und etablierten eine Rechts-

und Politikgrundlage, auf die man sich immer wieder bezog.)

Punkt Vermutung, dass alle menschlichen Gesellschaften aller Zeiten stets mehr gemeinsame als trennende Kennzeichen haben

(Die griechischen Stadtstaaten mit ihren licht- und Schattensei-ten sind nur eine Ausprägung eines stets gleichbleibenden Gesell-schaftsgefüges: „Es ändert sich im Grunde nie etwas.“)

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Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Kenntnisse über die Ursachen und den Verlauf der griechischen Kolonisation vom 8. bis zum 6. Jh. v. Chr. sowie über die naturräumlichen Besonderheiten Griechenlands. Geografischer Überblick über die Ausmaße der Kolonisation.

Zeitliche Einordnung der griechischen Kolonisation

In der Zeit von 1650 bis 1200 v. Chr. gab es in Griechenland und auf Kreta die hochentwickelte mykeni-sche Kultur, deren Überreste von großen kulturellen leistungen (z.B. die Verwendung einer Schrift) und einer hoch entwickelten Organisation und Verwaltung zeugen. Auf das Ende der Mykenischen Kultur folgten von 1200 bis 750 die sogenannten dunklen Jahrhunderte, über die auf Grund fehlender Quellen heutzutage nur wenig bekannt ist und deren Entwicklungsniveau, verglichen mit den Jahrhunderten zuvor und danach, niedrig war. Zugleich aber entwickelte sich in dieser Zeit die griechische Bevölkerung weiter, denn an die dunklen Jahrhunderte schloss sich die sogenannte archaische Zeit (750-500 v. Chr.) an, die von einem 250 Jahre andauernden Auswanderungsprozess geprägt war.

Naturräumliche Bedingungen

Hohe Gebirgsketten und das Meer dominieren die landschaften des griechischen „Mutterlandes“ (Pele-ponnes, Mittelgriechenland, zahlreiche Inseln) und beeinflussten maßgeblich das leben ihrer Bewoh-ner. Während die hohen Gebirgsketten keinerlei Bewirtschaftung zuließen, eigneten sich die fruchtbaren Flusstäler für die landwirtschaft. Allerdings trennten unwegsame Höhenzüge die Täler voneinander. Die-se konnten nur zu Fuß überwunden wer-den. Oft war der Seeweg der schnellere und der einzige Weg, um Waren zu den Tälern, an die Küsten und zu den Inseln zu transportieren. Somit war das Meer für die Griechen von jeher eher ein verbindendes als ein trennendes Element.

Auslöser der griechischen Kolonisation

Die Hauptursachen für die Auswanderungsbewegung waren Bevölkerungswachstum und landknapp-heit. Die heimische landwirtschaft, deren Kapazitäten ausgeschöpft waren, konnte die ständig wach-sende griechische Bevölkerung nicht mehr ausreichend versorgen. Rivalitätskämpfe auf Grund knapper Ressourcen sowie Missernten verschärften Existenzkämpfe und soziale Spannungen. Aber auch Han-delsinteressen spielten eine Rolle. Die geografischen Kenntnisse der weitgereisten Kaufleute waren eine wichtige Grundlage für die Auswanderungsbewegung. Da nur wenige Griechen ihre Heimat freiwillig verlassen wollten, wurde ihnen im Falle einer Weigerung mit der Todesstrafe gedroht. Unter der Führung eines Adligen machten sich vor allem junge unverheiratete Männer auf die Reise in unbekannte Gebiete.

Verlauf der Auswanderung und Besiedlung

Die ersten Ziele der Auswanderer waren Süditalien, Sizilien und die Küstengebiete des Mittelmeers bis nach Marseille, das zu den westlichen Außenposten des bereits bestehenden Fernhandels zählte. Die Griechen wanderten nur dorthin aus, wo es keine oder kaum gefestigte Machtverhältnisse gab, so dass sie nicht in Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung kommen konnten. Von der französischen Mittel-meerküste aus erschlossen sie sich weitere Orte an der spanischen und vereinzelt auch an der afrikani-schen Mittelmeerküste. Der Philosoph Platon beschrieb die Griechen „wie die Frösche um den Teich“. Die Schwarzmeerkolo-nisation setzte erst um 700 v. Chr. ein, wobei die Griechen entlang der gesamten Küste Ko-lonien errichteten.

3.1 Zusammenfassung 1: Die griechische Kolonisation 750-550 v. Chr.

3. Materialien

Schema: Ausgangssituation

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Quelle der stummen Karte: http://d-maps.com/carte.php?num_car=6026&lang=de [aufgerufen am 22.08.2012]; Beschriftung der Karte durch die Autorin.

Autorin: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Detlef lotze, Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Hellenis-mus, München 1995; Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden, hg. vom Zeitverlag Gerd Bucerius, hier Bd. 4: Klassische Antike. Griechische Antike (1600-30 v. Chr.) und römische Antike I (650 v. Chr.-395 n. Chr.), Hamburg 2006.

Historische Bedeutung

Durch die Auswanderung wurden die von der Überbevölkerung ausgelösten gesellschaftlichen Probleme im griechischen „Mutterland“ entschärft. Vor allem aber bildete sich in dieser Zeit die Form des Zusam-menlebens heraus, die die gesamte Antike entscheidend prägen sollte: die Polis (vgl. Kap. 3.2). Die in der Fremde gegründeten Tochterstädte wurden mit ähnlichen Strukturen versehen wie ihre Mutterstädte, so dass das Modell der Polis gewis-sermaßen exportiert wurde. Des Weiteren kam es zu einer Ausweitung des griechischen Sprachgebiets. Die wechselseitigen kulturellen Einflüsse der Griechen und der ansässi-gen einheimischen Bevölkerung führten zu einem neuen Weltbild einerseits und zu einem neuen griechi-schen Gemeinschaftsbewusstsein andererseits.

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3.2 Zusammenfassung 2: Die Entstehung der Polis

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Mit dieser Zusammenfassung soll der Zusammenhang von Polis- und Demokratie-Entwicklung in Grie-chenland verdeutlicht werden. Die Entwicklung der Polis als Staatsform war eine wichtige Grundlage dafür, dass sich die Demokratie in Griechenland entfalten konnte.

Die Anfänge der Polis

Die Entstehung der Polis lässt sich auf Grund archäologischer Funde und durch Hinweise aus der Mytho-logie auf die Übergangszeit zwischen dem dunklen Zeitalter und der archaischen Zeit datieren (800-600 v. Chr.). Vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums kam es zu einer zunehmenden Organisation der einzelnen Städte, wobei ländliche Siedlungen aufgegeben und auch neue Städte gegründet wurden. Die geografische Gliederung Griechenlands in Kleinlandschaften, die durch Berge oder Wasser vonein-ander getrennt wa-ren, förderte diese Entwicklung von einzelnen Stadtstaaten. Allen gemeinsam war, dass die Polis immer eine Verbindung zwischen einer städtischen Siedlung, die sich in der Regel auf einer Anhöhe befand, und dem agrarischen Umland war. Das land diente als landwirtschaft-liche Basis für die städtische Siedlung. In der Regel waren die Poleis sehr klein (50-100km2), Ausnahmen bildeten einzelne Stadtstaaten wie Athen, Sparta oder Korinth. Bis 500 v. Chr. entstanden etwa 700 Poleis in Griechenland und anderen griechisch besiedelten Gebieten. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Poleis hatte der Adel, der die Organisation voran-trieb und wichtige Ämter bekleidete (Verantwortliche für Religion, Kriegführung und Recht-sprechung). Die Ämter wurden von Anfang an nur für ein Jahr besetzt, um Amts-missbrauch zu vermeiden.

Übersicht 1: Institutionen der Polis

Grafik: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Uwe Walter, Die Antike (Abitur Wissen Geschichte), Freising 2000.

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3.3 Zusammenfassung 3: Solon – Wegbereiter der Demokratie in Athen

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Kenntnis über die Anfänge der demokratischen Entwicklungen in Athen, zu deren Grundlagen die Refor-men Solons gehörten.

Solons Reformen

Als 594/95 v. Chr. der adlige Kaufmann Solon für ein Jahr zum Archonten und damit zum höchsten Be-amten des Staates gewählt wurde, war Attika in einer schwierigen lage. Ein Bürgerkrieg zeichnete sich ab: Die Bauern aus dem Umland verschuldeten sich immer mehr bei den adligen Großgrundbesitzern, die wiederum immer reicher wurden. Mit einem allge-meinen Schuldenerlass sowie dem Rückkauf von Bauern, die in die Schuldsklaverei geraten waren, befreite Solon die Bauern aus ihrer Abhängigkeit und beruhigte damit die soziale lage. Als Entschädigung gewährte er den besonders reichen Adligen die Übernahme der höchsten Ämter in der Staats- und Finanzverwaltung. Des Weiteren führte er eine neue Währung ein und ließ die Maß- und Gewichtssysteme vereinheitlichen, um damit die Wirtschaft Athens zu stärken. Mit der Einführung der „Popularklage“ gab er jedem Bürger das Recht, einen Mitbürger vor Gericht zu bringen, wenn er gegen das Recht verstoßen hatte.

Das Prinzip der Timokratie als Grundlage der Gesellschaft

Solons wichtigstes Ziel war es, das Zusammenleben der Bewohner seiner Polis friedlich zu regeln. Er teilte die Bürger Athens (alle erwachsenen Männer) nach ihrem Vermögen in vier Klassen ein. Kinder, Frauen, Auswärtige und Sklaven waren von der politischen Teilhabe ausgeschlossen. Es entstanden die Klassen der

• Pentakosiomedimnoi: Einkommen im Wert von mindestens 500 Scheffel (Großgrundbesitzer, Kaufleute) Getreide / Jahr

• Hippeis: Einkommen im Wert von mindestens 300 Scheffel (Bauern, Kaufleute, Handwerker) Getreide / Jahr

• Zeugiten: Einkommen im Wert von mindestens 200 Scheffel (Bauern, kleine Gewerbetreibende) Getreide / Jahr

• Theten: Einkommen im Wert von mindestens 100 Scheffel (lohnarbeiter, Kleinbauern) Getreide / Jahr

Die Rechte und Pflichte der Bürger richteten sich nach ihrem Einkommen und nicht mehr nach ihrer Abstammung (Timokratie), so dass jeder Bürger durch eine Vergrößerung seines Einkommens in eine höhere Klasse aufsteigen konnte.

Autorin: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Klaus Rosen, Griechische Geschichte erzählt, Darmstadt 2000.

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Quelle 1: An das Volk von Athen (Solon)

So dringt jedem ins Haus des Volkes gemeinsames Übel

Und die Tore des Hofs halten es draußen nicht ab.

not überklettert die höchsten Zäune, sie fahndet nach jedem,

Wenn er auch sicher sich dünkt tief in der Kammer Versteck.

Dies euch lehrend zu künden, Athener, treibt mich mein Herze,

Daß gesetzloses Tun und Jammer auf Jammer nur zeugt.

Ordnung jedoch und Wohlstand bewirkt die Zucht des Gesetzes,

Die dem Verächter des Rechts fesselnd umschlingt den Fuß, [...]

Und erstickt des wütenden Zwistes Hassen: so führt sie

Zur gesunden Vernunft endlich die Menschheit zurück.

Quelle: Solon, An das Volk von Athen, Übersetzung nach H. Färber, In: ludwig Voit (Hg.), lesebuch der Antike, Bd. 1, München, 1980, S.92.

Interpretation

In seinem Gedicht kritisiert Solon die Missstände in Athen, die durch fehlende Gesetze ver-ursacht wer-den und die das leben aller Bewohner betreffen. Um aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können, in dem „Jammer nur Jammer“ bewirkt, bedarf es Regeln in Form von Gesetzen als Grundlage für das Zusammenleben. Diese sorgen für Ordnung und Wohlstand und ermöglichen es den Menschen, ihrer Vernunft zu folgen.

Worterklärungen: gemeinsames Übel schlechte Eigenschaften wie Habgier, Machtstreben u.a.fahndet nach jemanden / etwas suchensich dünkt glaubentreibt mich mein Herze Es ist Solons wichtigstes Anliegen.Zucht des Gesetzes Einfluss und Ordnung stiftende Wirkung der Gesetze

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3.4 Kleisthenes: Begründer der Demokratie in Athen

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Verständnis der Tragweite des Reformwerks Kleinsthenes, welches die Grundlagen für eine direkte De-mokratie legte.

Der Auftrag Kleisthenes’

Obwohl Solons Reformen 594/93 v. Chr. erste demokratische Elemente in Athen verankert hatten, konn-ten diese nicht verhindern, dass Peisistratos sich 561 als Alleinherrscher (Tyrann) an die Spitze des Staa-tes setzen konnte. Die Zeit der Tyrannis endete 511/10 v. Chr. und der Aristokrat Kleisthenes sollte die Adelsherrschaft beenden, um zu verhindern, dass es wieder zu einer Tyrannis kommen konnte.

Die Bedeutung der Gesellschaftsreform

Dank dieser Reformen entwickelte sich eine direkte Demokratie („Graswurzeldemokratie“), wodurch im Prinzip jeder Bürger politische Ämter bekleiden konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ein politisches Amt übernahm, war dank der hohen Fluktuation (in der Regel ein Jahr Amtszeit) und durch das verbrei-tete losverfahren sehr hoch. Während in anderen vor-modernen Gesellschaften einzelne Herrscher oder Gruppen alleine regierten, bestimmte die direkte Demokratie in Athen maßgeblich die Identität und den Alltag der Bürger.

Die Reformen (Auswahl)

1. Verwaltungsreform: Die attische Gesellschaft wurde in drei Verwaltungsebenen eingeteilt. Die kleinste Einheit waren die Demen (Gemeinden) mit einer lokalen Selbstverwaltung. Aus den Demen wurden 30 Trittyen gebildet, und aus je-weils drei Trittyen wurde eine Phyle gebildet. In jeder Phyle waren Demen aus dem Stadtgebiet, von der Küste und vom Binnenland vertreten. Somit stellte eine Phyle kein zusammenhängen-des Gebiet, sondern eine Verwaltungseinheit dar.

Bewohner, die bisher nichts miteinander zu tun gehabt hatten, stellten plötzliche einen einheitli-chen Personenverband mit eigenen Festen und einem eigenen Militärverband (Phylenregiment) dar. Damit wurde ein Ende des Regionalismus erreicht.

2. Isonomie (Ordnung auf dem Prinzip der Gleichheit): Jeder Bürger (Frauen, Fremde und Sklaven wa-ren ausgeschlossen) konnte in verschiedene politische Gremien gelost oder gewählt werden.

3. Ostrakismos (Scherbengericht): Jedes Jahr konnten die Bürger darüber abstim-men, welcher Athe-ner für zehn Jahre die Stadt verlassen und damit aus der Politik ausscheiden musste, ohne dabei aber sein Vermögen oder seine Ehre zu verlieren. Mindestens 6000 Bürger mussten den namen auf eine Tonscherbe schreiben.

4. Diäten: Um zu verhindern, dass nur diejenigen sich an der Politik beteiligen konnten, die es sich leis-ten konnten, wurden schrittweise Diäten (Tagegelder) eingeführt, um so den entstandenen Einkom-mensverlust auszugleichen.

Text und Grafik: Caroline Mekelburg auf Grundlage von Walter (2000) und Rosen (2000).

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3.5 Zusammenfassung 4: Die vier Säulen der Demokratie

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Die vier wichtigsten politischen Institutionen der athenischen Demokratie waren die Volksversammlung, der Rat der Fünfhundert, die Beamten und die Gerichtsbarkeit. Von den insgesamt 20.000 bis 30.000 Männern in Athen beteiligten sich mehr als 6.000 Bürger an der Volksversammlung, 700 waren als Be-amte tätig und 6.000 Männer standen als Geschworene dem Volksgericht zur Verfügung - damit war die Beteiligung am politischen leben in Athen sehr hoch.

Grafik: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden, hg. vom Zeitverlag Gerd Bucerius, hier Bd. 4: Klassische Antike. Griechische Antike (1600-30 v. Chr.) und römische Antike I (650 v. Chr.-395 n. Chr.), Hamburg 2006.

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3.6 Die Perserkriege des fünften Jahrhunderts v. Chr.

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Die Schüler sollen verstehen, warum die Perserkriege für die damalige Entwicklung Griechenlands be-deutsam waren. Sie führten einerseits zu einem stärkeren Zusammenhalt der griechischen Poleis, die sich in Bündnissen zusammenschlossen, und andererseits zu einer Vertiefung der Demokratie.

Zusammenfassung PerserkriegeDas Perserreich stieg im 6. Jahrhundert v. Chr. zum Weltreich auf und versuchte auch Grie-chenland durch militärische Gewalt zu erobern. Auslöser für die Perserkriege war der Ioni-sche Aufstand (500-494 v. Chr.), in dem sich griechische Kolonien an der kleinasiatischen Küste gegen den persischen Ein-fluss auflehnten. nach der erfolgreichen niederschlagung des Aufstandes drangen die Perser bis nach Griechenland vor. Zu den Höhepunkten der Kriege gehören die Schlacht bei Marathon (490 v. Chr.) und die Seeschlacht bei Salamis (490 v. Chr.), in denen die Griechen die Perser besiegten. Um 450 v. Chr. erkannte der Perserkönig die griechischen Städte in Kleinasien an. Für Griechenland folgte bis zu den Pele-ponnesischen Kriegen (432 v. Chr.) eine Friedenszeit, die zugleich eine Blütezeit für Athen darstellte.

Auswirkungen der Perserkriege auf die Außen- und Innenpolitik Athens 1. Außenpolitik: Attischer Seebund 478 v. Chr. schlossen sich die ionischen Städte mit Athen zum ersten Attischen See-bund zusammen.

Die Bundesgenossen stellten Schiffe für den Krieg zur Verfügung oder beteiligten sich finanziell. Auch nach Kriegsende bestand der Seebund weiter und diente Athen als Herrschaftsinstrument, um ande-re Staaten – notfalls auch ge-waltsam – an sich zu binden.

2. Innenpolitik: Führungsrolle Athens in Griechenland Während bis zu den Perserkriegen Sparta die militärische Führung übernahm, änderte sich dies im

Verlauf der Perserkriege und Athen übernahm die Führung.3. Verwaltung: Mehr Macht für das Volk nur durch die massenhafte Unterstützung des einfachen Volkes (v.a. als Ruderer der Kriegsschiffe)

konnte der griechische Sieg gegen die Perser gelingen. Das einfache Volk stellte zudem die Haupt-masse der Volksversammlung dar, die alle wichtigen Entscheidungen traf und sich dafür einsetzte, dass fortan auch die neun Archonten nicht mehr gewählt, sondern ausgelost werden sollten. Durch die Auslosung sank die Autorität der Archonten, da das los auch weniger fähige Bürger treffen konn-te, was wiederum die Volksversammlung stärkte.

Quelle 2: Herodot beschreibt den Sieg der Griechen bei Salamis:

„Die meisten feindlichen Schiffe wurden bei Salamis versenkt, teils von den

Athenern, teils von den Aigineten. Weil die Griechen in guter Ordnung und in

geschlossener Front kämpften, die Feinde aber ihre Ordnung nicht mehr fan-

den und alles verkehrt anfingen, mußte es eben so kommen, wie es geschah.

Dabei wuchsen die Barbaren an diesem Tage über sich hinaus [...].“

Quelle: Herodot: Der große Perserkrieg 480 v. Chr., Übersetzung nach J. Feix, In: Voit, ludwig (Hrsg.): lesebuch der Antike, Bd. 1, Heimeran Verlag München, 1980.

Autorin: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden, hg. vom Zeitverlag Gerd Bucerius, hier Bd. 4: Klassische Antike. Griechische Antike (1600-30 v. Chr.) und römische Antike I (650 v. Chr.-395 n. Chr.), Hamburg 2006.

Worterklärungen: Aigineten Bewohner der Insel Aigina (Ägina), die 456 v.Chr. von Athen erobert wurde und dem

Attischen Seebund beitreten mussteBarbaren Die Griechen bezeichneten alle, die nicht zu ihnen gehörten, als Barbaren

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3.7 Exkurs: Rezeption der Perserkriege am Beispiel der Schlacht

an den Thermopylen

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Die Schlacht an den Thermopylen ist ein Beispiel dafür, dass einzelne antike Ereignisse auch für die nach-welt eine wichtige Rolle spielen können. Interessant an der Rezeption der Thermopylenschlacht ist ihre nutzung zur moralischen Belehrung in unterschiedlichen Epochen und bezogen auf ganz unterschiedliche gesellschaftliche Herausforderungen. Die Vorbildhaftigkeit der den anstürmenden Persern weit unterle-genen spartanischen Kämpfer wird bis in die Gegenwart hinein in Film und literatur aufgegriffen.Siehe z. B. den Kinofilm „300“, der im Jahr 2007 die Geschichte des spartanischen Kampfs erzählte (Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=C9r8JV5mtiM, siehe QR-Code rechts).

Methodenkompetenz:Im Vergleich unterschiedlicher medialer Umsetzungen des Themas „Vorbildhaftigkeit“ oder „Heldenhaftigkeit“ kann mit den spezifischen Analysemethoden der „rote Faden“ der Argumentation transparent gemacht werden.Zur Filmanalyse: Arbeiten Sie mit gezielt ausgewählten Sequenzen. Kriterien für die Auswahl: entschei-dende Umbrüche oder Veränderungen der Handlung, Darstellung spezifischer Umstände und menschlicher Eigenschaften, Zusammenführungen und Höhepunkte der Handlung etc.Achten Sie auf die filmsprachlichen Mittel. Dazu gehören zentral Kamerapositionen und -bewegungen, Beleuchtungen, Kostüme, szenische Konstellationen. Es ist ein erheblicher Unterschied, on man eine Massenszene sieht oder das Agieren von zwei, drei Personen, die der Kamera nahe sind.

Orientierungskompetenz:Die Schlacht an den Thermopylen ist oftmals instrumentalisiert oder funktionalisiert worden. Die Rein-heit der Helden, die in auswegloser Situation den Kampf trotzdem nicht aufgeben, weil sie von inneren Überzeugungen der Verlässlichkeit und Treue bestimmt werden, ist dabei oftmals für niedere Zwecke ausgenutzt worden. Das hat dazu geführt, dass man in der Gegenwart Menschen meist nicht mehr mit dem Verweis auf die Heldenhaftigkeit realer Menschen begründet.Auch im nationalsozialismus ist auf die Vorbildhaftigkeit der Spartaner verwiesen worden. SuS müssen daher verstehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Opferbereitschaft und sinnloser Aufopferung, zwischen einem Einsatz für menschliche Werte und wertfreiem soldatischen Heroismus.Das Ziel dieses nachdenkens über Orientierung besteht darin zu erkennen, dass Bildungswissen (über die Griechen und ihre Kämpfe) nutzlos, ja sogar gefährlich ist, wenn es nicht reflektiert wird.

Die Schlacht bei den Thermopylen

Schon der griechische Dichter Simonides von Keos (557/556 – 468/467 v. Chr.) behauptete, dass an der Stelle der Schlacht ein Gedenkstein errichtet wurde, auf dem ein lobend-mahnender Ausspruch die leis-tung der unterlegenen Kämpfer herausstrich. Friedrich Schiller gab ihn in seiner Elegie Der Spaziergang (1795) so wieder:

Die Botschaft Schillers muss im Zusammenhang mit seinen aufklärerischen Überzeugungen gesehen werden: Das Gesetz, das er meint, ist das Vernunftgesetz Immanuel Kants. Dieses fordert jeden Men-schen auf, über seine Handlungen verantwortungsvoll nachzudenken und moralisch einwandfrei zu han-deln. Ein sinnloses Kriegsopfer für eine verbrecherische Dikta-tur wäre mit Verweis auf das Vernunftge-setz sicher niemals begründbar.

„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest

Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“

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Quelle 3: Heinrich Böll: „Wanderer, kommst du nach Spa...“

Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll (1917-1985) verfasste 1949/50 die Kurzgeschichte „Wanderer, kommst du nach Spa...“. Sie spielt auf das bekannte Distichon über die Schlacht an den Thermopylen an. In der Geschichte wird der Ich-Erzähler nach dem Abitur in die Endphase des Zweiten Welt-kriegs ge-schickt und nur drei Monate später schwer verwundet in seine alte Schule gebracht, die nunmehr als not-lazarett dient. Erst als er auf einer Schultafel den von ihm selbst ge-schriebenen Satz „Wanderer, kommst du nach Spa...“ entdeckt, weiß er, dass er sich tat-sächlich in seiner alten Schule befindet. Der Satz bricht ab, weil sich der Schüler beim An-schreiben den Platz falsch eingeteilt hat. „Sparta“ passte also nicht mehr vollständig auf die Tafel und das halbe Wort „Spa“ lässt den leser stutzen. Es wird zu einem Auf-merken, das „unerbittlich“ drängt, über den Sinn eines gesetzlich geforderten Opfertods nachzudenken.Das leben des Ich-Erzählers hat sich sehr rasch grundlegend gewandelt. Innerhalb weniger Monate ist er vom behüteten Schüler zum Soldaten geworden. Als er schwerverletzt und dem Tode geweiht in seine Schule zurückgebracht wird, fiebert er sich in seine Schulzeit zurück, um Klarheit darüber zu bekommen, wo er sich befindet. Böll prangert in seiner Erzählung die Schulbildung des nationalsozialismus an, die darauf abzielte, den Idealismus und Enthusiasmus junger Menschen für einen verbrecherischen Krieg auszunutzen. Gerade in der letzten Phase des Kriegs sollten Schüler mit Helden- und Durchhaltegeschichten zu einem sinnlosen Opfertod zu verführt werden. Humanistische Schulbildung wird durch die Kriegserfahrungen in aller Härte mit der gesellschaftlichen Reali-tät konfrontiert.

„Da stand er noch, der Spruch, den wir damals hatten schreiben müssen,

in diesem verzweifelten leben, das erst drei Monate zurücklag: Wanderer,

kommst du nach Spa...

Oh, ich weiß, die Tafel war zu kurz gewesen, und der Zeichenlehrer hatte

geschimpft, daß ich nicht richtig eingeteilt hatte, die Schrift zu groß gewählt,

und er selbst hatte es kopfschüttelnd in der gleichen Größe darunter geschrie-

ben: Wanderer, kommst du nach Spa...

Siebenmal stand es da: in meiner Schrift, in Antiqua, Fraktur, Kursiv, Römisch,

Italienne und Rundschrift, siebenmal deutlich und unerbittlich: Wanderer,

kommst du nach Spa...“

Quelle: Heinrich Böll, Die Erzählungen, leipzig 1966.

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Hinweise zur Textanalyse:

„[...] Zeichenlehrer hatte geschimpft, daß ich nicht richtig eingeteilt hatte, die Schrift zu groß gewählt, und er selbst hatte es kopf-schüttelnd in der gleichen Größe darunter geschrieben [...]“

„[...] in Antiqua, Fraktur, Kursiv, Römisch, Ita-lienne und Rundschrift, siebenmal deutlich und unerbittlich [...]“

Die Szene beleuchtet einen Unterricht, in dem es nicht darauf ankommt, die Aussage eines Textes zu verstehen. Er soll vielmehr auswendig gelernt und in schöner Schrift wiedergegeben werden.Daher führt wohl auch der Zeichenlehrer den Unterricht und nicht der Sprachen- oder Geschichtslehrer. Schüler werden getadelt, weil sie die Tafelfläche falsch eingeteilt haben, weil die Schrift zu groß gewählt wurde etc. Es geht um formale Richtigkeit, nicht um inhaltliches Verstehen.

Die Botschaft des Spruchs wurde in allen Schriftarten ge-paukt, was er jedoch bedeu-tet, in aller „Unerbittlichkeit“, das wird dem Ich-Erzähler erst klar, als er tödlich verwun-det wieder in den zum lazarettsaal umge-stalteten Unter-richtsraum getragen wird: Es kann Situationen geben, in denen man das leben einsetzen muss, aber dann sollte man auch sehr genau wissen, welcher Art die Gesetze sind, die ein solches Wagnis ver-langen. Wofür und für wen wollen wir unser leben riskieren?

Autoren: Caroline Mekelburg und Marcus Ventzke auf der Grundlage von: Anuschka Albertz, Exemplarisches Heldentum. Die Rezep-tionsgeschichte der Schlacht an den Thermopylen von der Antike bis zur Gegenwart, München, 2006; Wolfgang Will, Die Perserkrie-ge, München, 2010.

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3.8 Vergleich: Sparta und Athen

Schema: Entwicklung

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Am Beispiel der folgenden Gegenüberstellung können die Schüler Parallelen und Unterschiede zwischen den Stadtstaaten Sparta und Athen im 5. Jahrhundert v. Chr. erkennen. Die Griechen waren ein kulturell sehr heterogenes Volk mit einem sehr breiten Spektrum an Bräuchen, Ansichten und gesellschaftlichen Strukturen. Die meisten Überlieferungen und Informationen gibt es über die beiden Stadtstaaten Athen und Sparta. Sparta

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Athen

• Jeder einzelne Bürger war in den Staats-dienst eingebunden.

• Männer dienten vom 20. bis zum 30. lebensjahr im Heer.

• Den Frauen gehörte ein Großteil des landes. Sie hatten die Aufsicht über die Heloten (Unfreien).

• Spartaner durften generell nicht ins Ausland reisen.

• Die Heloten wurden gewaltsam unterdrückt.

archaischer Staatsaufbau:• Staatsspitze: zwei Könige (oberste Priester,

Oberbefehlshaber im Krieg, Richter)• Volksversammlung• Ältestenrat: 28 Mitglieder (mindestens 60

Jahre alt), auf lebenszeit gewählt und die beiden Könige

• fünf Ephoren (für ein Jahr gewählt; verschiedene Aufgaben)

• Die Jungen lebten bis zum 7. lebensjahr bei der Mutter, dann folgte eine strenge Gemeinschaftserziehung (militärisches Training).

• Ab dem 20. lebensjahr waren die jungen Männer kriegstauglich und dienten bis zum 30. lebensjahr im Heer.

• Die Mädchen wurden im Reigentanz und im Sport ausgebildet.

• Die Schönheit der Spartanerinnen wurde gelobt.

• Eine Heirat war ab dem 20. lebensjahr erwünscht.

• Der spartanische Staat wurde von Werten wie Strenge, Disziplin und Standhaftigkeit bestimmt.

• Gelegentlich wurden Inschriften angefer-tigt; Musik spielte eine gewisse Rolle.

• Alle freien Bürger Attikas waren gleicher-maßen Athener.

• Sklaven kamen nur von außerhalb. • Die Freiheit der Frauen war sehr einge-

schränkt, und sie durften ihr Haus nur zu bestimmten Anlässen verlassen.

• Das Erbe wurde auf die Söhne aufgeteilt, die Frauen erhielten nur eine Mitgift.

basisdemokratischer Staatsaufbau:• „Graswurzeldemokratie“ (vgl. Kapitel 3.6)

• Bis zum 7. lebensjahr wurden Kinder von der Mutter erzogen.

• Die Jungen erhielten danach Schul- und Sportunterricht. Mit 12 Jahren mussten sie Gedichte und Epen auswendig lernen. Gesang und das Erlernen eines Instru-ments waren Pflicht.

• Die Mädchen wurden von den Frauen in die Hausarbeit eingewiesen, manche lern-ten auch lesen und Schreiben.

• Wenige reiche Töchter konnte an einem Mädcheninternat u.a. in lesen, Schreiben, Tanz und Musik erlernen.

• Epen, lyrik, Prosa, Theater, Philosophie, Architektur, Kunst, Musik und Tanz spielten im Alltag eine wichtige Rolle.

• Die Polis war der Träger der Kulte und damit auch der Religion.

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Autorin: Caroline Mekelburg auf der Grundlage von: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden, hg. vom Zeitverlag Gerd Bucerius, hier Bd. 4: Klassische Antike. Griechische Antike (1600-30 v. Chr.) und römische Antike I (650 v. Chr.-395 n. Chr.), Hamburg 2006; Moses I. Finley, Die frühe griechische Welt, München 1982.

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3.9 Zusammenfassung 5: Zusammenhalt der griechischen Staaten

(Religion, Panhellenische Spiele)

Schema: Entwicklung, Wirkungen

Fachliche Absicht (für die Lehrkraft): Gesellschaftlich-politische Ordnungen spiegeln sich stets auch in der Festkultur, in religiösem Brauch-tum, in Kunst und Sport. Kultur und Politik bedingen sich sogar gegenseitig, wirken aufeinander ein. Die Bereiche Religion und Sport können als verbindende Elemente zwischen den einzelnen griechischen Stadtstaaten angesehen werden. Sie haben daher auch eine politische Dimension.Trotz politischer Zersplitterung in viele kleine Staaten sowie regionaler Besonderheiten der lebensfüh-rung gab es wichtige verbindende Elemente, die für ein Zusammengehörigkeitsge-fühl der Griechen sorg-ten. neben der gemeinsamen griechischen Sprache und Schrift, die zugleich religiöse Vorstellungen und Werte prägte, verbanden vor allem Religion und die Panhellenischen Spiele die Griechen über die einzel-nen Staatsgrenzen hinweg.

Orientierungskompetenz:Die gesellschaftliche Funktion von Sport, zumal, wenn er medial vermarktet wird, lässt sich am Beispiel der Olympischen Spiele thematisieren. Dabei sollte man jedoch nicht einer ein-seitigen Sichtweise er-liegen, wonach die antiken Spiele nur dem Ideal verpflichtet waren, während die Spiele der Gegenwart kommerzialisiert und funktionalisiert sind.Erst mit dem Wiederaufleben der Olympischen Bewegung am Ende des 19. Jahrhundert wurden die antiken Spiele überhöht und zum Ort alles Reinen und Schönen erklärt. Dafür war ganz wesentlich der Gründer der modernen Olympia-Bewegung Pierre de Coubertin (1863-1937) verantwortlich. In seiner Ode an den Sport (Pierre de Coubertin, Ode au Sport in: Revue Olympique, déc. 1912, Seiten 179-181) wurde er 1912 selbst Olympiasieger und zwar in der Sparte literatur der bis 1948 ausgetragenen Kunst-wettbewerbe der Olympischen Spiele. Kunstbeiträge sollten in den Sparten Musik, Malerei, Architektur, Bildhauerei und literatur den Sport verehren.Es lässt sich vermuten, dass in diesen Wettbewerben ein Sportmythos geschaffen wurde, der die an-tiken Spiele verklärte, weil man um 1900 eine gesellschaftliche Erneuerung ersehnte, die sich von den ‚Verunreinigungen’ der Moderne befreien sollte. Körperliche Reinheit, die Verehrung der Schönheit und moralische Wahrhaftigkeit wurden von vielen europäischen Intellektuellen zur Grundlage einer allgemei-nen Weltverbesserung erhoben.nachfolgend werden nur die ersten Zeilen der neunstrophigen Ode an den Sport von Cou-bertin aufge-führt:

Methodenkompetenz: Vergleiche zwischen modernen und antiken Olympischen Spielen und deren medial-künstlerischer Darstel-lung. Z. B. kann die nachfolgende Abbildung eines antiken Sportlers vergleichend gegenübergestellt werden.

I. „O Sport, Du Göttergabe, du lebenselixier!

II. O Sport, Du bist die Schönheit!

III. O Sport, Du bist die Gerechtigkeit!

IV. O Sport, Du bist der Mut!

V. O Sport, Du bist die Ehre!

VI. O Sport, Du bist die Freude!

VII. O Sport, Du bist die Fruchtbarkeit!

VIII. O Sport, Du bist der Fortschritt!

IX. O Sport, Du bist der Friede!“

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Religion

Die Religion der griechischen Antike war zwar nicht homogen, aber es gab viele Über-schneidungen und Gemeinsamkeiten. Die einzelnen lebensbereiche der Griechen (Politik, Wirtschaft, Privates) wur-den durch Religiöses nachhaltig geprägt, so dass Atheismus nahezu unbekannt war. Die Ausübung der Religion erfolgte fast immer öffentlich. Es gab keine be-sonders privilegierte Priesterklasse, die ein Deu-tungsmonopol innehatte. Die Überlieferung der einzelnen Inhalte erfolgte auf mündlichem Weg, da es kein verbindliches Buch o.ä. gab.

Polytheismus In der Antike glaubten die Griechen an viele Götter, die jeweils verschie-dene Funktionen hatten. Besonders stark wurden die olympischen Göt-ter verehrt (Zeus, Hera, Poseidon, Demeter, Aphrodite, Artemis, Apol-lon, Athene, Hephaistos, Ares, Dionysos, Hades/Hermes).

Anthropomorphismus Die griechischen Götter glichen in ihren Eigenschaften sehr stark den menschlichen Temperamenten. Sie konnten Gefühlaufwallungen haben, zornig oder niedergeschlagen sein, Stärken und Schwächen zeigen.

Tempel und Heiligtümer Die religiösen Bauten waren häufig bestimmten Göttern gewidmet und dienten nicht nur der Verehrung der Götter, sondern waren zugleich Zu-fluchtsstätte und politischer Versammlungsort. Einzelne Heiligtümer, wie z.B. das Orakel im Apollonheiligtum von Delphi, wurden von allen Griechen besucht.

Panhellenische Spiele

Sport war ein elementarer Bestandteil des Alltags im antiken Griechenland. Insbesondere für die Jungen gehörte Sport zur Ausbildung und jede Polis hatte ihre eigenen Spiele, die mit religiösen Festen oder Versammlungen verbunden waren. Besonders bekannt sind die Spiele in Olympia, die zu den vier großen panhellenischen Wettkämpfen zählten:• Olympia (seit 776 v. Chr. alle vier Jahre)• Delphi (seit 586 v. Chr. alle vier Jahre)• Isthmos (seit 580 v. Chr. alle zwei Jahre)• nemea (seit 573 v. Chr. alle zwei Jahre)

An den Wettkämpfen durften nur Griechen teilnehmen, wobei regulär auch nur Knaben, Jünglinge und Männer zugelassen waren. (Verein-zelt gab es auch nichtöffentliche Wettläufe für Mädchen und Frauen.) Ein Sieg bei einem der Wettkämpfe bedeutete nicht nur Erfolg und Ruhm für den Sportler selbst, sondern zugleich einen großen Presti-gegewinn für die Polis, aus welcher der Sportler stammte. Die Polis honorierte ihre Sieger mit materiellen Belohnungen (Geld, landbe-sitz, lebenslange Speisung, Befreiung vom Militärdienst). Anlässlich der Spiele in Olympia wurde extra der olympische Friede verkündet, damit ein ungestörter Spielablauf sowie die An- und Abreise der Teil-nehmer sichergestellt waren. neben den sportlichen und religiösen Aspekten der Spiele war auch ihre Funktion als Ort der informellen Kommunikation von Bedeutung, denn anlässlich der Spiele kamen Griechen aus allen landesteilen angereist.

Autoren: Caroline Mekelburg und Marcus Ventzke auf der Grundlage von: Rainer Voll-kommer, Das antike Griechenland, Stuttgart 2007; Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden, hg. vom Zeitverlag Gerd Bucerius, hier Bd. 4: Klassische Antike. Griechische Antike (1600-30 v. Chr.) und römische Antike I (650 v. Chr.-395 n. Chr.), Hamburg 2006.

Almeda Júnior, Porträt des Pierre de Frédy (unbekanntes Jahr)Aus: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/Almeida_J%C3%BAnior_-_Retrato_de_Pierre_de_Fr%C3%A9dy.jpg?uselang=de [22.08.2012].

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4. Erläuterung zum Kompetenzbereich der Sachkompetenz

Beispiel für ein Begriffskonzept:Der Begriff Demokratie leitet sich ursprünglich aus dem Griechischen ab und heißt übersetzt ‚Herrschaft des Volkes’. Im antiken Griechenland wurde allen Bürgern politische Partizipati-onsrechte zugesprochen. Wer Bürger war, konnte sich also aktiv in die Politik einbringen. Bis heute gilt vielen die athenische De-mokratie als das Modell einer Demokratie schlechthin, allerdings hatte auch diese ihre Grenzen (nicht alle Bevölkerungsgruppen hatten Bürgerrech-te) und war an ganz bestimmte Bedingungen und Strukturen gebunden. Im laufe der Zeit entwickelten sich ganz verschiedene Demokratieformen (direkte, reprä-sentative, Basisde-mokratie etc.), in denen unterschiedlich definierte Mindeststandards und Prinzipien galten. Die meisten demokratischen Staaten haben heute eine repräsentative Demokratie mit Elementen der direkten Demokratie (Referendum, Volksentscheide etc.).

Kategorien: Politik, Gesellschaft,

Religion

DEMOKRATIE

POlIS

KOnFlIKTE

Begriffe / Begriffskonzepte

Begriffe / Begriffskonzepte Begriffe / Begriffskonzepte

Gründungs-mythos

Bürger

Adel

politische Partizipation

politische neuordnung

politische Institutionen

Stadtstaaten

Schlacht an den

Thermophylen

Tyrannis

Attischer Seebund

Perserkriege

Solons Reform

Isonomie(Kleisthenes)

kurzeAmtszeiten

Wahlen und losverfahren

Timokratie (Solon)

Kleisthenes‘ Gesellschafts-

reform

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Hinweise

Farben des Schemas und Markierungen:

Das im ersten Punkt vorgestellte Schema einer möglichen Themenstrukturierung gliedert sich in drei Teile, die in drei unterschiedlichen Farben (Grün, Violett und Blau) dargestellt werden:

1. Ausgangssituationen: Aufbruch in die Welt (natürliche lebensbedingungen in Griechenland, gesel-schaftliche Krise, Kolonisation des Mittelmeerraums)

2. Entwicklungen: gesellschaftliche Konsolidierung (politische Reformen durch Solon und Kleisthenes, Bestehen in den Perserkriegen)

3. Wirkungen: kulturelle Integration (Religion und Sport)

Das Schema zu einer möglichen Themenstrukturierung hat leitende Funktion, da die farblich unterschie-denen Ebenen sich über den Themenpfeilund in den Materialhinweisen wiederfinden. Auf diese Weise ergibt sich eine sinnvolle, unterrichtsnahe Verknüpfung der Materialien (Quellen, Darstellungen und Zu-sammenfassungen).

Farbig hinterlegte Wörter innerhalb einer Quelle markieren einen inhaltlichen Abschnitt, der außerhalb der Quelle kommentiert wird. Türkis gefärbte Wörter in Quellen werden am Ende der Seite erklärt. Inhaltliche Betonungen erfolgen über Unterstreichungen.

Abkürzungen:

SuS Schülerinnen und Schülerz. B. zum Beispielv. Chr. vor der Geburt Christi

Umgang mit den Hinweisen:

Hinweise zur fachlichen Absicht (grundlegender, inhaltlicher Argumentationsgang) sowie zur Förderung der Methoden- und Orientierungskompetenz wurden für eine leichtere Erschließung und Verwendung den Materialien direkt beigegeben und rot hervorgehoben.