121
Herausgeber: k.brio beratung GmbH Collette, L. C. Erfolgsfaktoren für Projektmanagement in Unternehmen Bremen 2009 Zugleich Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (M.A.) an der Carl-Friedrich-Gauß-Fakultät der Technischen Universität Braunschweig

Studie Erfolgsfaktoren Für Projektmanagement

  • Upload
    neoking

  • View
    11

  • Download
    3

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Studie Erfolgsfaktoren Für Projektmanagement

Citation preview

  • Herausgeber:

    k.brio beratung GmbH

    Collette, L. C.

    Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement in Unternehmen Bremen 2009

    Zugleich Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades

    Master of Arts (M.A.)

    an der Carl-Friedrich-Gau-Fakultt der Technischen Universitt Braunschweig

  • Impressum:

    k.brio beratung GmbH

    Konsul-Smidt-Strae 8p

    28217 Bremen

    fon: 0421 460466-0

    fax: 0421 460466-50

    [email protected]

    www.k-brio.de

    Geschftsfhrer: Silke Katterbach,

    Petra Krieghoff, Mike Krieghoff

    Amtsgericht Bremen | HRB 24895

    Copyright 2009

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfltigung und

    Verbreitung sowie bersetzung. Kein Teil dieses Dokuments darf in

    irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder

    unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfltigt oder

    verbreitet werden.

  • Vorwort I

    Vorwort

    Die vorliegende Masterarbeit Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement in Unternehmen ist

    in Kooperation mit dem Bremer Unternehmen fr Personal- und Organisationsentwicklung

    k.brio training GmbH entstanden. Fr diese groartige Mglichkeit mchte ich mich

    herzlich bedanken. Ebenso wie fr ein erfolgreiches Projekt war auch fr diese

    Untersuchung die intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Personen ein

    entscheidendes Merkmal.

    Fr ihre stets konstruktive und hilfreiche Untersttzung mchte ich Frau Silke Katterbach

    danken. Sie gab den Ansto, das Thema der Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement

    empirisch zu untersuchen und war fr mich jederzeit als Betreuerin ansprechbar. Ihre

    Anregungen und wertvollen Ratschlge ebenso wie ihre freundschaftliche und

    vertrauensvolle Untersttzung haben mir viel Sicherheit gegeben.

    Mein Dank gilt auch der Firma nextpractice, ohne die die vorliegende Untersuchung in der

    Form gar nicht zustande gekommen wre. Durch die Bereitstellung des Interviewtools

    nextexpertizer konnte ich das Thema der Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement von

    einer fr mich neuen und uerst interessanten Seite beleuchten. In diesem

    Zusammenhang mchte ich mich namentlich besonders bei Andr Sobieraj bedanken,

    der mich mit viel Wissen, Geduld und Humor bei der Interviewentwicklung und -

    auswertung untersttzt hat und mir die Welt des nextexpertizers nher gebracht hat.

    Meine Untersuchung mit Leben gefllt haben die 15 ausgewhlten Experten. Die

    spannenden und aufschlussreichen Interviews haben mir einen detaillierten Einblick in die

    vorliegende Thematik ermglicht. Fr ihren freiwilligen und engagierten Einsatz mchte

    ich allen Interviewpartnern an dieser Stelle herzlich danken.

    Abschlieend mchte ich mich ganz besonders bei meiner Familie und meinem Freund

    bedanken, die mir zu jedem Zeitpunkt bedingungslos zur Seite gestanden haben und

    mich immer wieder durch ihr grenzenloses Vertrauen aufs Neue motiviert und gestrkt

    haben.

    Das Erleben der groen und selbstlosen Hilfsbereitschaft aller Beteiligten ist mir eine

    wertvolle und bleibende Erinnerung.

  • Inhaltsverzeichnis II

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort .................................................................................................................... I

    Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................ V

    Anhangsverzeichnis ........................................................................................... VI

    1 Einleitung ........................................................................................................ 1

    2 Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement ........................................ 3

    2.1 Begriffsbestimmung Projekt und Projektmanagement .................................. 3

    2.1.1 Abgrenzung des Begriffs Projekt .................................................................................... 4

    2.1.1.1 Merkmale von Projekten ...................................................................................... 4

    2.1.1.2 Arten von Projekten ............................................................................................. 6

    2.1.2 Abgrenzung des Begriffs Projektmanagement ............................................................... 7

    2.1.2.1 Die institutionale Dimension des Projektmanagements ...................................... 9

    2.1.2.2 Die funktionale Dimension des Projektmanagements ....................................... 10

    2.1.2.3 Die instrumentale Dimension des Projektmanagements ................................... 11

    2.2 Projektaufbauorganisation ............................................................................. 11

    2.2.1 Linienprojektorganisation..............................................................................................12

    2.2.2 Einfluss-/Stabsprojektorganisation ...............................................................................13

    2.2.3 Matrixprojektorganisation .............................................................................................14

    2.2.4 Reine Projektorganisation ............................................................................................15

    2.2.5 Rollen in der Aufbauorganisation .................................................................................16

    2.3 Projektphasen ................................................................................................. 18

    2.3.1 Projektstart....................................................................................................................18

    2.3.1.1 Projektvorbereitung ............................................................................................ 19

    2.3.1.1.1 Projektauftrag ............................................................................................... 19

    2.3.1.1.2 Analyse des Projektumfelds und der Stakeholder ........................................ 20

    2.3.1.2 Kick-Off-Meeting ................................................................................................ 22

    2.3.1.3 Zielprzisierung .................................................................................................. 23

    2.3.2 Projektplanung ..............................................................................................................24

    2.3.2.1 Projektstrukturierung und Aufwandsschtzung ................................................. 24

    2.3.2.2 Ablauf- und Terminplanung ................................................................................ 25

    2.3.2.3 Risikoanalyse ..................................................................................................... 26

    2.3.3 Projektumsetzung .........................................................................................................27

    2.3.3.1 Projektberwachung und -steuerung ................................................................. 27

    2.3.3.2 Informations- und Projektberichtswesen ............................................................ 29

  • Inhaltsverzeichnis III

    2.3.4 Projektabschluss ..........................................................................................................29

    2.4 Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement ....................................................... 30

    2.4.1 Erfolgsdefinitionen in der Literatur ................................................................................31

    2.4.2 Studien zur Ermittlung der Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement ............................33

    2.5 Zwischenfazit .................................................................................................. 39

    3 Theoretische Grundlagen II: Organisationen und Projektteams als

    soziale Systeme ............................................................................................ 41

    3.1 Systeme nach Niklas Luhmann ..................................................................... 42

    3.1.1 Differenz von System und Umwelt ...............................................................................44

    3.1.2 Autopoiesis ...................................................................................................................45

    3.1.3 Systemkomplexitt .......................................................................................................48

    3.1.4 Selbstbeobachtung und reentry ...................................................................................49

    3.2 Soziale Systeme .............................................................................................. 50

    3.2.1 Interpenetration sozialer und psychischer Systeme .....................................................51

    3.2.2 Kommunikation .............................................................................................................52

    3.3 Kernaussagen fr Projektmanagement ......................................................... 54

    3.3.1 Systemische Einordnung ..............................................................................................55

    3.3.2 Projektmanagement und soziale Systeme ...................................................................56

    3.4 Zwischenfazit .................................................................................................. 58

    4 Empirische Untersuchung: Ermittlung der Erfolgsfaktoren fr

    Projektmanagement ..................................................................................... 60

    4.1 Vorstellung der Methode nextexpertizer ....................................................... 60

    4.1.1 Ziel: Das Erfassen subjektiver Wirklichkeiten...............................................................60

    4.1.2 Methodologische Einordnung .......................................................................................62

    4.1.3 Interviewentwicklung und Durchfhrung ......................................................................63

    4.2 Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes und der

    Untersuchungsteilnehmer .............................................................................. 69

    4.2.1 Untersuchungsgegenstand und Fragestellungen ........................................................69

    4.2.2 Auswahl der Untersuchungsteilnehmer ........................................................................69

    4.2.3 Vorstellung der Untersuchungsteilnehmer ...................................................................70

    4.3 Verwendete Vergleichselemente ................................................................... 71

    4.4 Analyse und Auswertung der Ergebnisse ..................................................... 74

    4.4.1 Die Themen ..................................................................................................................75

    4.4.2 Einschtzung von Projektmanagement ........................................................................79

    4.4.2.1 Positionierungen von Projektmanagement ........................................................ 80

    4.4.2.2 Die Gruppen ....................................................................................................... 81

  • Inhaltsverzeichnis IV

    4.4.2.3 Analyse der Strken, Schwchen, Chancen und Risiken ................................. 85

    4.4.3 Phasen, Erwartungen und Perspektiven ......................................................................89

    4.4.3.1 Phasen des Projektmanagements ..................................................................... 89

    4.4.3.2 Erwartungen und Perspektiven der Akteure ...................................................... 91

    4.4.4 Zusammenfassung der Empfehlungen fr PM .............................................................93

    5 Fazit und Ausblick ........................................................................................ 96

    6 Literaturverzeichnis .................................................................................... 100

    7 Anhang ........................................................................................................ 104

  • Abbildungs- und Tabellenverzeichnis V

    Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

    Abbildungen

    Abb. 1 Linienprojektorganisation ......................................................................................13

    Abb. 2 Einfluss- / Stabsprojektorganisation ......................................................................14

    Abb. 3 Matrixprojektorganisation ......................................................................................15

    Abb. 4 Reine Projektorganisation .....................................................................................16

    Abb. 5 Projektberwachung und -steuerung als Regelkreis .............................................28

    Abb. 6 Magisches Dreieck des Projektmanagements ......................................................31

    Abb. 7 Ebenen der Systembildung ...................................................................................42

    Abb. 8 Einschtzung der Vergleichselemente mit nextexpertizer .....................................65

    Abb. 9 Bewertung der Vergleichselemente mit nextexpertizer .........................................65

    Abb. 10 Bewertung auf der Grundlage eigener Konstruktionen mit nextexpertizer ...........66

    Abb. 11 Beispiel Einzel-Esa .............................................................................................68

    Abb. 12 Identifizierte Themen fr Projektmanagement .....................................................76

    Abb. 13 Positionierung von Projektmanagement gestern / heute / morgen real ...............80

    Abb. 14 Streustern des Elements "Projekt in meinem Unternehmen heute" .....................81

    Abb. 15 Projekte aus positiver Sicht .................................................................................83

    Abb. 16 Projekte aus negativer Sicht ...............................................................................83

    Abb. 17 Themenfelder des Bedeutungsraumes ...............................................................84

    Abb. 18 Strken von Projektmanagement ........................................................................86

    Abb. 19 Schwchen von Projektmanagement ..................................................................87

    Abb. 20 Risiken von Projektmanagement ........................................................................88

    Abb. 21 Chancen von Projektmanagement ......................................................................88

    Abb. 22 Korrelationen Anforderungen an Phasen / typische Phasen ...............................90

    Abb. 23 Korrelationen Erwartungen der Akteure / Perspektiven der Akteure ...................91

    Abb. 24 Vergleich Erwartungen des Projektteams / typisches Projekt aus Sicht des

    Projektteams ....................................................................................................................92

    Tabellen

    Tab. 1 Aufteilung der befragten Experten nach Kenndaten ..............................................71

    Tab. 2 Festgelegte Elementepaare zu Beginn des Interviews ..........................................74

  • Anhangsverzeichnis VI

    Anhangsverzeichnis

    Anhang 1: Verwendete Vergleichselemente .................................................................. 104

    Anhang 2: Negative Themen und Konstruktbeispiele ..................................................... 106

    Anhang 3: Erwartungen der unterschiedlichen Akteure .................................................. 108

    Anhang 4: Perspektiven der einzelnen Akteure.............................................................. 110

    Anhang 5: Strken und Schwchen der einzelnen Projektmanagement-Phasen ........... 112

  • Einleitung 1

    1 Einleitung

    Angesichts der wachsenden technischen und wirtschaftlichen Vernetzung nimmt die

    Komplexitt und Dynamik des gesamten Lebens rasant zu. Wachsende Investitionen und

    zunehmender Wettbewerbsdruck durch fallende Grenzen in Europa verbunden mit

    komplexen Wirtschaftsstrukturen machen unternehmerisches Umdenken und Handeln

    verstrkt erforderlich. Unternehmen sind heutzutage einem stetig wachsenden

    Anpassungs- und Vernderungsdruck ausgesetzt. Wollen sie sich diesen komplexen

    Konstellationen der Einflussfaktoren stellen, sind sie gezwungen, neue Arbeitstechniken

    einzufhren und sich die Leistungsbereitschaft eines jeden Arbeitnehmers zu sichern. Es

    werden Methoden und Konzepte bentigt, die den heutigen Organisations- und

    Umweltanforderungen gengen, die anpassungsfhig sind und schnelle und flexible

    Reaktionen auf Vernderungen ermglichen.

    Als Antwort auf diese sich verndernden Umweltbedingungen reagiert eine Vielzahl von

    Unternehmen mit der Einfhrung von Projektmanagement. Projektmanagement wird

    dabei als Fhrungs- und Organisationskonzept gesehen, welches auf die Lsung

    temporrer, interdisziplinrer Aufgaben ausgerichtet ist, die einen hohen Grad an

    Neuartigkeit und Komplexitt aufweisen. Die Arbeit in Projekten ist in Unternehmen jeder

    Art heute weit verbreitet. Eine aktuelle Studie sagt voraus, dass die Arbeit in Projekten in

    Deutschland im Jahre 2020 fnfzehn Prozent der Wertschpfung liefern wird. Im Jahre

    2008 waren es gerade einmal zwei Prozent (vgl. Steeger 2008, S. 3). Erfolgreiches

    Projektmanagement wird damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor fr

    Unternehmen. Demgegenber stehen die aktuellen Zahlen der Standish Group

    International Inc. aus dem Jahre 2009. Die Standish Group ist ein US-amerikanisches

    Marktforschungsunternehmen, das seit vielen Jahren den Erfolg von IT-Projekten misst.

    Der neueste Bericht zeigt, dass noch reichlich Handlungsbedarf hinsichtlich eines

    erfolgreichen Projektmanagements besteht. Nur 32 % aller Projekte werden heute

    erfolgreich abgeschlossen. 44 % aller Projekte werden nicht in dem vorgegebenen

    Zeitrahmen, mit dem vorhandenen Budget und oder entsprechender Qualitt und

    Funktionen abgeschlossen. 24% der Projekte werden sogar vorzeitig abgebrochen (vgl.

    The Standish Group 2009). Auch wenn sich die Zahlen in den letzten Jahren dank einer

    kontinuierlichen Weiterentwicklung des Projektmanagements verbessert haben (im Jahre

    1994 wurden nur 16% aller Projekt erfolgreich abgeschlossen), ist es vor dem Hintergrund

    der zunehmenden Verbreitung von Projektmanagement und dessen Teilhabe am

    Unternehmenserfolg unbedingt notwenig, dass Projekte erfolgreich verlaufen. Die Frage,

  • Einleitung 2

    die sich in diesem Zusammenhang stellt ist, welche Faktoren Projektmanagement

    tatschlich erfolgreich machen.

    Dieser Fragestellung widmet sich die vorliegende Arbeit. Mit Hilfe eines speziellen

    softwaregesttzten Interviews, dem nextexpertizer, soll untersucht werden, was fr die

    Projektbeteiligten, die so genannten Erfahrungsexperten, erfolgreiches

    Projektmanagement ausmacht. Die gewhlte Methode ermglicht es, die subjektiven

    Einstellungen und Bewertungen zum Thema Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement zu

    messen. Grundlegend fr diesen Ansatz ist die Annahme, dass Projektbeteiligte

    ausgehend von ihrer eigenen Wirklichkeit ihre individuellen subjektiven Konstruktionen

    zum Thema Projektmanagement bilden. Die Methode ermglicht es, diese ber die Zeit

    gebildeten Bewertungsmuster zu ermitteln und somit die Dinge aufzuzeigen, die fr die

    befragten Personen fr erfolgreiches Projektmanagement stehen.

    Um sich dieser Untersuchung zu nhern ist es notwendig, im Vorfeld den theoretischen

    Verstndnis- und Bedeutungszusammenhang dieser Arbeit aufzuzeigen. Die

    theoretischen Grundlagen dieser Arbeit gliedern sich in zwei Teile. Teil I beschftigt sich

    mit dem Thema Projektmanagement. Es werden zum einen die Begriffe Projekt und

    Projektmanagement geklrt. Zum anderen sollen die Mglichkeiten der

    Projektorganisation und die einzelnen Phasen des Projektmanagements vorgestellt

    werden. Sie geben einen guten berblick ber die gesamte Laufzeit eines Projekts und

    die dazugehrigen Verfahren, Methoden und Werkzeuge. Die einzelnen Elemente, die in

    diesem Abschnitt kapitelweise aufeinanderfolgen, sind nicht losgelst voneinander zu

    betrachten, sondern vielmehr in vielfltiger Weise logisch, operativ und zeitlich

    miteinander verbunden. Ziel ist es, ein gutes Bild von dem Ttigkeitsfeld zu vermitteln,

    das diese Untersuchung als Gegenstand hat. Dabei soll deutlich werden, dass

    Projektmanagement eine einmalige Aufgabe ist, die spezielle Anforderungen an die

    Beteiligten stellt. Der erste Theorieteil schliet mit einer Betrachtung der aktuellen

    Erfolgsfaktorenforschung fr Projektmanagement. Teil II erweitert das Thema

    Projektmanagement um einen theoretischen Bezugsrahmen. Projektteams und

    Organisationen sollen in dieser Arbeit als soziale Systeme verstanden werden, die sich in

    einer dynamischen Umwelt bewegen. Die Grundlage dafr liefert die Theorie sozialer

    System nach Niklas Luhmann. Ausgehend von diesen theoretischen Erkenntnissen wird

    die empirische Untersuchung zur Messung der Erfolgsfaktoren fr Projektmanagement

    vorgestellt und kurz theoretisch eingeordnet. Ziel der Arbeit ist es, die Ergebnisse der

    Interviews darzustellen und sie in Bezug auf ihre Bedeutung fr Projektmanagement zu

    diskutieren.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 3

    2 Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement

    Vor allem in mittleren und groen Unternehmen wird die Projektarbeit bevorzugt

    eingesetzt, um das Risiko fr die Investitionen in Informationsbearbeitung und

    Kommunikationstechnik zu minimieren und die bereichsbergreifende Zusammenarbeit

    zu organisieren. Die Eigenschaften von Projekten stellen dabei besondere Anforderungen

    an die Organisation, Vorbereitung, Planung berwachung und Steuerung. Kapitel 2

    beschftigt sich mit diesen Anforderungen und stellt Projektmanagement so dar, wie es

    klassisch in der Literatur behandelt wird. Dabei wurde eine Auswahl derjenigen Kriterien

    gewhlt, die das Ttigkeitsfeld von Projektmanagement in seiner Breite und Vielfltigkeit

    bestmglich widerspiegelt. Es wurde eine Auswahl von Inhalten getroffen, die in der

    Mehrzahl der Projektmanagementliteratur beschrieben wird. Projektmanagement wird

    dabei in unterschiedliche Phasen geteilt, die fr die Bewltigung von Projekten

    durchlaufen werden. Projektmanagement besteht aus den Phasen Projektstart,

    Projektplanung, Projektumsetzung sowie Projektabschluss. Bevor die einzelnen Phasen

    und ihre Elemente erlutert werden, sollen die Begrifflichkeiten Projekt und

    Projektmanagement geklrt werden sowie die Mglichkeiten der

    Projektaufbauorganisation dargelegt werden.

    2.1 Begriffsbestimmung Projekt und Projektmanagement

    In der Geschichte der Menschheit spielen Aufgaben, die den Charakter von Projekten

    annehmen, seit jeher eine beachtliche Rolle. In den vergangenen Jahrzehnten hatten

    insbesondere technisch ausgerichtete Infrastrukturprojekte an Bedeutung gewonnen (vgl.

    Bea/Scheuer/Hesselmann 2008, S. 2). Das Management von Projekten ist allerdings erst

    seit etwa 40 Jahren auch zu einer wissenschaftlichen Disziplin avanciert. Die Raumfahrt

    und die Rstungsindustrie waren die Vorreiter fr die Entwicklung grundlegender

    Instrumente und Konzepte heutiger Projektmanagementlehre (vgl. Schelle 2008, S. 35).

    Im Laufe der Jahre wurden diese immer weiter entwickelt und den verschiedenen

    Branchen angepasst.

    Diese starke Verbreitung von Projektarbeit durch alle Branchen hinweg macht eine klare

    Definition und Abgrenzung von Projektarbeit unumgnglich. Denn nicht alles, was als

    Projekt bezeichnet wird, kann der folgenden Begriffsbestimmung standhalten.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 4

    2.1.1 Abgrenzung des Begriffs Projekt

    In der Vergangenheit sind viele Versuche unternommen worden, eine saubere

    Begriffsbestimmung von Projekten zu liefern. Die Literatur liefert hierzu zahlreiche

    Definitionen unterschiedlichen Detaillierungsgrads. Eine allgemeingltige Definition hat

    sich bis heute noch nicht durchgesetzt. In der deutlichen Mehrheit der Literatur wird

    jedoch eine Definition angefhrt, die im Rahmen der DIN-Norm 69901 verwendet wurde.

    Sie wurde in unterschiedlichster Literatur berprft und genau beleuchtet (vgl. Schelle

    2008, S. 27ff, Litke 2002, S. 14ff). Es gibt kritische Stimmen, die die DIN-Definition als

    nicht ausreichend bezeichnen (vgl. Bea/Scheuer/Hesselmann 2008, S. 31). In der

    berwiegenden Mehrheit der Fachliteratur wird diese Definition zur Begriffsabgrenzung

    von Projekten jedoch aufgefhrt. Werden andere Definitionen verwendet, so weisen sie

    groe berschneidungspunkte mit der Definition laut DIN-Norm auf. Es findet vielfach

    lediglich eine Ergnzung einzelner Faktoren statt. Schelle 2008 kommt zu dem Ergebnis,

    dass die zurzeit gltige DIN-Definition einer genaueren berprfung durchaus stand hlt

    und im Sinne der Definitionslehre als ntzlich bezeichnet werden kann. Auf nationalen

    und internationalen Kongressen, in wissenschaftlichen Zeitschriften und in der Lehrbuch-

    und Handbuchliteratur hat sich seit langem ein stillschweigender Konsens gebildet,

    welche Prozesse der Leistungserstellung Projektcharakter haben und welche nicht. Die

    Definition des Deutschen Normenausschusses kollidiert auch mit diesem allgemein

    verbreiteten Verstndnis nicht. (Schelle 2008, S. 30). Die Definition nach DIN-Norm

    69901 soll auch dieser Arbeit als grundlegende Definition eines Projekts dienen.

    Demnach ist ein Projekt ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der

    Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, z.B. Zielvorgabe, zeitliche,

    finanzielle, personelle und andere Begrenzungen, Abgrenzung gegenber anderen

    Vorhaben und projektspezifische Organisation. (Schelle 2008, S. 26).

    2.1.1.1 Merkmale von Projekten

    In Anlehnung an die oben aufgefhrte Definition ergeben sich fr Projekte folgende

    Merkmale:

    Einmaligkeit

    Zielorientierung

    Zeitliche Begrenzung

    Ressourcenbeschrnkung

    Abgrenzung zu anderen Vorhaben

    Projektspezifische Organisation

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 5

    Die Merkmale sind in der Literatur vielfach diskutiert worden und sollen im Folgenden kurz

    beschrieben und erlutert werden. Dabei wird schon in der Definition nach DIN-Norm

    durch das z.B. deutlich, dass die aufgefhrten Bedingungen (Zielvorgabe, zeitliche,

    finanzielle, personelle Begrenzungen, Abgrenzung gegenber anderen Vorhaben und die

    projektspezifische Organisation) nicht alle gemeinsam vorhanden sein mssen, um von

    einem Projekt zu sprechen. Das macht eine allgemeingltige Definition von Projekt nicht

    leichter, fhrt aber unbedingt dazu, dass sich Unternehmen individuell darauf

    verstndigen mssen, wie genau sie Projekte definieren und welche Merkmale ein

    Vorhaben aufweisen muss, damit es als Projekt klassifiziert werden kann.

    Einmaligkeit

    Das Kriterium Einmaligkeit bezieht sich auf das Projekt als Ganzes. Natrlich gibt es auch

    in Projekten mit hohem Neuheitsgrad Vorgnge, die immer wieder in gleicher Weise

    ablaufen. Es geht vielmehr um die jeweilige Projektdurchfhrung unter gegebenen

    individuellen Umweltbedingungen (vgl. Schelle 2008; S. 28). Die Einmaligkeit

    unterscheidet das Projekt von Routineaufgaben (vgl. Bea/Scheuer/Hesselmann 2008, S.

    32). Im Projekt bernimmt ein Team eine Aufgabe, die so nicht wieder vorkommt. Es

    handelt sich fr die Beteiligten um eine auergewhnliche (nicht routinemig

    abwickelbare), neuartige Fragestellung mit Unbekannten.

    Zielorientierung

    Durch ein Projekt soll ein wnschenswerter Zustand erreicht werden, der ohne das

    Projekt gar nicht oder nicht in einer angemessenen Zeit realisierbar wre. Ziele

    gewhrleisten ein gemeinsames, zielorientiertes Handeln und geben langfristige

    Orientierung (vgl. Litke 2002, S. 15). Ein Merkmal von Projekten ist deshalb immer ein klar

    definiertes Ziel.

    Zeitliche Begrenzung

    Projekte haben einen definierten Anfang und ein definiertes Ende. Auch wenn bei einigen

    Daueraufgaben einzelne Methoden von Projektmanagement angewendet werden, sind

    diese durch ihre fehlende zeitliche Begrenzung nicht als Projekte zu betrachten (vgl. Litke

    2002, S. 16).

    Ressourcenbeschrnkung

    Jedes Projekt hat finanzielle und personelle Beschrnkungen. Teilweise wird ein Budget

    nicht explizit festgelegt, wenngleich durch die Zuordnung von Personal und

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 6

    Betriebsmitteln eine Ressourcenbeschrnkung vorliegt und damit zumindest implizit auch

    ein Budget (vgl. Schelle 2008, S. 29).

    Abgrenzung zu anderen Vorhaben

    Gemeint ist eine inhaltliche Abgrenzung des Vorhabens zu anderen Projekten. Dafr ist

    es notwenig, im Vorfeld geplante Wechselwirkungen mit der Umwelt sowie

    Anknpfungspunkte und Schnittstellen zu anderen Vorhaben festzulegen und genau zu

    dokumentieren (vgl. Litke 2002, S. 16).

    Projektspezifische Organisation

    Menschen mit unterschiedlichen Spezialkenntnissen werden fr ein Projekt

    zusammengefhrt. Sie bilden ausschlielich fr dieses Projekt eine eigene Organisation

    mit eigenen Unterstellungsverhltnissen und eigenen Regeln. Es ist dabei unerheblich,

    aus welchen Stammorganisationen die Personen kommen (vgl. Litke 2002, S. 17).

    Die unterschiedlichen Merkmale machen deutlich, dass Projektarbeit eine eigene

    einmalige Aufgabe ist, die immer vom Tagesgeschft unterschieden werden muss. Die

    Inhalte, mit denen sich so definierte Aufgaben beschftigen, sind vielfltig und fhren

    notwendigerweise zu einer Klassifizierung von Projekten.

    2.1.1.2 Arten von Projekten

    Fr die Einteilung von Projekten in Kategorien gibt es zahlreiche Mglichkeiten. Fr diese

    Arbeit sollen zwei Klassifizierungen vorgestellt werden, die sich oft in der Literatur wieder

    finden. Zum einen knnen Projekte hinsichtlich folgender zentraler Dimensionen

    unterschieden werden:

    Stellung des Auftraggebers (externe versus interne Projekte)

    Grad der Innovation oder Wiederholung (Routineprojekte versus Pionierprojekte)

    Soziale Komplexitt (z.B. interkulturelle Projekte, gesellschaftlich bedeutende

    Projekte)

    Reichweite (abteilungsintern oder abteilungsbergreifend, in Teilen der Organisation

    oder in der gesamten Organisation bzw. in mehreren Organisationen)

    Projektinhalt

    (vgl. Tiemeyer 2002, S. 13; Schelle 2004, S. 31; Schelle/Ottmann/Pfeiffer 2008, S. 34)

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 7

    Zum anderen finden sich hufig Unterteilungen nach den im Projekt zu erstellenden

    Objekten. Folgende Aufzhlung ist eine Zusammenfassung der aus der Literatur am

    hufigsten genannten Projektarten:

    Investitionsprojekte sind vorhaben, bei denen die Herstellung von Sachlagen im

    Mittelpunkt steht (z.B. Groanlagenbau, Einrichtung einer neuen Fertigungslinie,

    Erweiterungsbau einer Firmenhalle, Aufbau und Einrichtung einer Maschine, Grndung

    eines Auslandswerkes, Einrichtung eines Schulungszentrums, Errichtung einer

    Verkaufsniederlassung).

    In Forschungs- und Entwicklungsprojekten werden neuartige Produkte konzipiert

    und/oder umgesetzt, die in den meisten Fllen auf die Verbesserung nachfolgender

    Routinettigkeiten ausgerichtet sind (z.B. Entwicklung einer neuen Maschine, eines

    neuen Medikaments, einer neuen Software oder eines neuen Automobils, Entwicklung

    neuer Herstellungsverfahren).

    Organisationsprojekte (z. B. auch Management- oder Vernderungsprojekte) entstehen

    immer dann, wenn Organisationen ihre Aufbau- oder Ablauforganisationsstrukturen

    neu oder umgestalten mssen. Merkmal dieser Projekte ist die unmittelbare

    Betroffenheit der Organisationsteilnehmer als Teil des zu erarbeitenden

    Projektergebnisses (z. B. Einfhrung einer neuen Struktur, Einfhrung eines neuen

    Planungskonzeptes, Marketingprojekte).

    In einiger Literatur wird gesondert zudem das IT-Projekt aufgefhrt (z. B. Einrichtung

    einer Kundendatenbank, Integration eines Firmenservers, Umstellung auf SAP-

    Software).

    (vgl. Braehmer 2005, S. 14; Bergmann/Garrecht 2008, S. 208; Schelle/Ottmann/Pfeiffer

    2008, S. 36 ff; Schelle 2008, S. 31)

    2.1.2 Abgrenzung des Begriffs Projektmanagement

    Projekte, so wie sie im Vorfeld definiert und abgegrenzt wurden, sind komplexe

    Aufgabenstellungen, die besondere Ansprche an die Art und Weise der

    Aufgabenerledigung stellen. Was ist wann genau zu tun? Wie kann es effektiv und

    effizient gestaltet werden? Wen brauche ich dazu? Wie kann ich kontrollieren, ob es und

    wie es getan wurde? Wie binde ich die Interessen der Beteiligten bestmglich in die Arbeit

    ein? Solche und hnliche Fragestellungen sind essentiell fr die Arbeit in Projekten. Das

    Management solcher komplexen Aufgaben kann mit dem Begriff Projektmanagement

    beschrieben werden. Im Folgenden soll der Begriff des Projektmanagements noch weiter

    eingegrenzt werden. Es soll an dieser Stelle jedoch schon angemerkt werden, dass es

    eine einheitliche und bergreifende Definition von Projektmanagement nicht gibt.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 8

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008 fassen den Begriff des Projektmanagements sehr weit

    und verstehen ihn als umfassende Fhrungskonzeption, die unmittelbar mit der

    strategischen Entwicklung des Unternehmens verbunden ist. Eine Fhrungskonzeption

    beschreibt die grundstzliche Ausrichtung der Unternehmensfhrung bei der

    zielorientierten Gestaltung des Unternehmens. Sie uert sich in den Zielen, den

    Aufgaben und den Methoden der Fhrung. Wird das Projektmanagement als

    Fhrungskonzeption verstanden, so bedeutet dies, dass die Ziele, die Aufgaben und

    Methoden des Projektmanagements unmittelbar mit der strategischen Entwicklung des

    Unternehmens verknpft werden mssen. (Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 5).

    Enger gefasste Definitionen, die sich strikt auf der Ebene des Projekts halten, liefern der

    PMBOK Guide und das Deutsche Institut fr Normung.

    Der PMBOK Guide ist der international am weitesten verbreite Projektmanagement-

    Standard und zentrale Referenz des US-amerikanischen Project Management Institute.

    Der PMBOK Guide definiert Projektmanagement wie folgt. Project management is the

    application of knowledge, skills, tools, and techniques to project activities to meet project

    requirements. Project management is accomplished through the use of processes such

    as: initiating, planning, executing, controlling and closing. (PMI 2000, S. 6) 1.

    Das Deutsche Institut fr Normung sieht Projektmanagement auch auf der Ebene der

    Handhabung von Projekten. Diese Definition betont ebenfalls stark den Aspekt der

    Fhrung. Nach DIN 69901 ist Projektmanagement die Gesamtheit von

    Fhrungsaufgaben, -organisation, -techniken und -mittel fr die Abwicklung des Projekts.

    (Schelle 2008, S. 30). Diese Definition ist insofern recht allgemein, als dass der Aspekt

    der Fhrung nicht nher erlutert wird und somit Missverstndnisse hervorrufen kann. Um

    diese Definition eindeutiger zu machen, soll unter Fhrung in diesem Zusammenhang die

    Steuerung der verschiedenen Einzelaktivitten in einem Projekt im Hinblick auf die

    Projektziele verstanden werden (vgl. Schelle 2007, S. 19).

    Fr diese Arbeit soll Projektmanagement in erster Linie auf der Ebene der

    Projektabwicklung in Hinblick auf die Projektziele verstanden werden, bei der die

    1 Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fertigkeiten, Werkzeugen und Methoden auf

    Projektvorgnge, um die Projektanforderungen zu erfllen. Projektmanagement wird durch die Anwendung

    der Projektmanagementprozesse Initiierung, Planung, Ausfhrung, berwachung sowie Abschluss erreicht.

    (bers. d. Verf.)

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 9

    Projektmanagementprozesse oder -phasen eine besondere Rolle spielen.2 Je nachdem

    umfasst Projektmanagement eine organisatorische, eine Fhrungs- und Lenkungs-, eine

    Ziel- und eine instrumentale Komponente, die eine fach- bzw. firmenbergreifende

    Kooperation und Koordination untersttzen.

    Um den Begriff des Projektmanagements noch weiter zu schrfen und die einzelnen

    Komponenten weiter abzugrenzen, ist eine abstrakte Betrachtung der Begrifflichkeit

    notwendig. Projektmanagement wird demnach in drei Dimensionen zerlegt, die die

    unterschiedlichen Wirkungsbereiche des Projektmanagements beschreiben. Fr diese

    Zerlegung wird der Systematisierung von Lechler gefolgt, da sie einen guten berblick

    ber die unterschiedlichen Ttigkeitsfelder des Projektmanagements ermglicht. Lechler

    teilt Projektmanagement in folgende drei Dimensionen:

    Die institutionale Dimension (Personen, Organisationen)

    Die funktionale Dimension (Funktionen, Ttigkeiten)

    Und die instrumentale Dimension (Planungs- und Steuerungsinstrumente)

    (Lechler 1997, S. 37)

    Die drei Dimensionen bilden den Rahmen innerhalb dessen sich Projektmanagement

    bewegt. Sie sind die Felder, die speziell fr die Projektarbeit kennzeichnend sind und die

    fr die Projektbeteiligten ihr tgliches Arbeitsumfeld darstellen. Sie sollen an dieser Stelle

    kurz erlutert werden.

    2.1.2.1 Die institutionale Dimension des Projektmanagements

    Die institutionale Dimension des Projektmanagements beschftigt sich mit den am Projekt

    beteiligten Personen bzw. Personengruppen. Sie wird an Hand der

    organisationsspezifischen, formalen und personellen Merkmale charakterisiert (vgl.

    Lechler 1997, S. 37). Die organisatorische Ausgestaltung von Projekten bertrgt

    Verantwortungen, Kompetenzen und Aufgaben. Die so formal bestimmten Aufgabentrger

    2 Es soll angemerkt werden, dass damit keinesfalls geleugnet wird, dass Projekte immer innerhalb einer

    Organisation stattfinden und somit entscheidend mit dem wirtschaftlichen Erfolg selbiger zusammenhngen.

    Die Ausrichtung von Projektmanagement auf die strategischen Unternehmensziele wird vor allem zuknftig,

    wenn Unternehmen ihren Gewinn zunehmend durch die Umsetzung von Projekten beziehen, eine immer

    zentralere Rolle spielen. Dann kann es nicht mehr nur um die angemessene Abwicklung von Einzelprojekten

    gehen. Vielmehr muss es dann darum gehen, systematisch diejenigen Projekte auszuwhlen und

    umzusetzen, die der strategischen Unternehmensentwicklung und letztlich damit auch der Steigerung des

    Unternehmenswertes dienen.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 10

    bernehmen unterschiedliche Rollen. Aus den Besonderheiten der Projektaufgaben leiten

    sich die Anforderungen fr die entsprechenden Organisationsstrukturen ab. Wesentliche

    Merkmale dieser Struktur sind ihr temporrer Charakter und die zur Lsung der

    komplexen Aufgabeninhalte eingesetzten Teams, welche die Einbettung der

    Projektorganisation in eine auf Routineaufgaben ausgerichtete Unternehmensorganisation

    erfordern. In dieser speziellen Organisation von Projekten spielen vor allem auch die

    persnlichen Merkmale der einzelnen Aufgabentrger eine besondere Rolle. Neben dem

    notwendigen fachlichen Know-how sind projektspezifisches Wissen, soziale Kompetenzen

    sowie eine hohe Einsatzbereitschaft aller am Projekt beteiligten Personen erforderlich

    (vgl. Lechler 1997, S. 38). Kapitel 2.2 beschftigt sich ausfhrlicher mit den

    unterschiedlichen Projektorganisationsformen und Rollen.

    2.1.2.2 Die funktionale Dimension des Projektmanagements

    Die funktionale Dimension des Projektmanagements setzt sich mit den wesentlichen

    Projektaktivitten auseinander. Um ein Projekt mglichst effizient abwickeln zu knnen,

    hat es sich als zweckmig erwiesen, fr das Management einen systematischen

    Prozess, also eine logische Abfolge verschiedener Aktivitten, zu Grunde zu legen.

    Dieser Prozess soll eine grundlegende Vorgehensweise darstellen, mit der die Vielzahl

    von Aufgabenstellungen rund um das Projektmanagement logisch strukturiert werden

    kann.

    Fr diese Arbeit ist die Einteilung in solche Phasen gewhlt worden, die sich aus der

    Mehrzahl der Literatur ergibt (vgl. z.B. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008;

    Bergmann/Garrecht 2008; Tiemeyer 2002; Stger 2007; Casutt 2006). Im Einzelnen

    knnen folgende Phasen unterschieden werden:

    Projektstart

    Projektplanung

    Projektumsetzung

    Projektabschluss

    Wichtig ist, dass die Phasen nicht notwendigerweise linear aneinander anschlieen. In

    der Realitt bestehen wechselseitig rekursive Vernetzungsbeziehungen zwischen den

    verschiedenen Phasen (vgl. Bea/Scheuer/Hesselmann 2008, S. 42).

    Phasenunabhngig sind die Hauptaufgaben oder Aktivitten des Projektmanagements

    (vgl. Rinza 1998, S. 15; Litke 2004, S. 22). In allen Phasen gelten die Prinzipien der

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 11

    Planung, Steuerung und berwachung. Speziell in der Projektumsetzungsphase gilt es

    immer wieder den Ist-Zustand zu ermitteln und mit dem geplanten Soll-Zustand zu

    vergleichen. Das bedeutet, dass die inhaltliche Planung des Projektmanagements in dem

    sich stndig wiederholenden Prozess von Planung, Steuerung und berwachung steht.

    Diese Aufgaben werden in den einzelnen Phasen mittels verschiedener Methoden,

    Verfahren und Werkzeuge realisiert. Sie bilden die dritte Dimension des

    Projektmanagements: die instrumentale Dimension.

    2.1.2.3 Die instrumentale Dimension des Projektmanagements

    Wurde in der funktionalen Dimension die Frage nach dem Was? gestellt, so geht es bei

    der instrumentalen Dimension des Projektmanagements um das Wie?. Im Bereich des

    Projektmanagements existieren eine Vielzahl von Methoden, Verfahren und Werkzeugen.

    Sie sind darauf ausgerichtet, die verschiedenen Phasen und Aktivitten des

    Projektmanagements zu untersttzen. Die Grenzen zwischen Instrumenten und

    Funktionen sind flieend und lassen sich nicht immer klar voneinander abgrenzen

    (Lechler 1997, S. 41).

    Entsprechend der vorgestellten Einteilung von Projektmanagement sollen die einzelnen

    Dimensionen in den folgenden Kapiteln weiter ausgefhrt werden. Kapitel 2.2 beschftigt

    sich mit der institutionalen Dimension von Projektmanagement, der

    Projektaufbauorganisation. Kapitel 2.3 beschreibt die unterschiedlichen Phasen des

    Projektmanagements, ihre Funktionen und die unterschiedlichen Instrumente, Verfahren

    und Werkzeuge zur Untersttzung der Aktivitten. Durch eine ausfhrlichere Behandlung

    der Dimensionen soll ein mglichst weites Bild des Untersuchungsgegenstandes gegeben

    werden.

    2.2 Projektaufbauorganisation

    Die Gestaltung der Projektaufbauorganisation ist von entscheidender Bedeutung fr den

    Projekterfolg. Nicht zuletzt sind viele Projektfehlschlge auf mangelnde Klarheit bei der

    Verteilung von Aufgaben und Befugnissen zurckzufhren (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 47). Bei der Projektaufbauorganisation geht es um

    die Frage, wie das Projekt als zeitlich befristetes, fach- und hierarchiebergreifendes

    Unternehmen in die bestehende Organisation eingegliedert werden kann. Unter

    Projektorganisation wird die mit der Durchfhrung eines Projekts beauftragte Organisation

    und ihre Eingliederung in die bestehende Firmen-Organisation verstanden. (Litke 2004,

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 12

    S. 63). Mit dieser Organisation wird der Ordnungsrahmen geschaffen, der das

    zielgerichtete Zusammenwirken der am Projekt beteiligten und den reibungslosen Ablauf

    des Projekts sicherstellen soll. Damit ein reibungsloser Ablauf innerhalb des Projekts und

    zwischen Projekt und permanenter Organisation sichergestellt werden kann, mssen die

    Zustndigkeiten, Verantwortungen und Kompetenzen klar festgelegt werden. Die

    Aufgaben der Projektaufbauorganisation bestehen in folgenden Punkten:

    Ergebnis- und sachorientierte Festlegung der Funktionsstruktur des Projekts

    Klare Zuordnung von Aufgaben, Verantwortung und Kompetenzen

    Effektive Zusammenarbeit und Abstimmung der am Projekt Beteiligten

    Schnelle Anpassung der Projektorganisation an genderte Ziele und

    Randbedingungen

    (vgl. Litke 2004, S 64)

    Das Ergebnis dieser Aufgaben sind unterschiedliche Modelle der Projektorganisation. In

    diesem Zusammenhang sollen das Modell der Linienorganisation, der Einfluss-

    /Stabsorganisation, der Matrixprojektorganisation und der reinen Projektorganisation

    vorgestellt werden.

    2.2.1 Linienprojektorganisation

    In der Linienprojektorganisation wird das Projekt innerhalb einer Linie der vorhandenen

    Organisation abgewickelt. Das bedeutet, dass jede Stelle eine direkt bergeordnete

    Instanz mit Weisungsbefugnis besitzt (vgl. Rinza 1998, S. 124). Wird eine Projektleitung in

    einem Unternehmen mit reiner Linienorganisation eingerichtet, so bekommt gewhnlich

    die Fachabteilung mit dem grten Fachanteil am Projekt die Verantwortung bertragen.

    Projektleiter ist dann entweder der Fachabteilungsleiter selbst oder einer seiner

    Mitarbeiter. Groer Vorteil dieser Organisationsform ist, dass keine besonderen

    organisatorischen Manahmen innerhalb der Stammorganisation ntig sind. Der

    Koordinierungsaufwand ist minimal und er herrschen klare Verhltnisse bezglich

    Aufgabenverteilung, Kompetenzen und Verantwortungen. Groe Nachteile dieser

    Organisationsform sind ein Mangel an bereichsbergreifendem Denken und Handeln und

    die durch diese Zusammenarbeit fehlende Innovationskraft.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 13

    Abb. 1 Linienprojektorganisation

    (vgl. Rinza 1998, S. 124)

    2.2.2 Einfluss-/Stabsprojektorganisation

    Die Einfluss- und Stabsprojektorganisation ist eine Minimalausstattung einer

    Projektorganisation, indem innerhalb der Primrorganisation die funktionale Hierarchie

    unverndert bestehen bleibt. Der Projektleiter besetzt bei dieser Organisationsform eine

    Stabsstelle (Leitungshilfsstellung) und verfgt dadurch meistens ber gute Kontakte zur

    Unternehmensleitung. Er kann dort zwar seinen Einfluss zugunsten des Projekts geltend

    machen, hat aber im Projekt selber in aller Regel nur koordinierende oder beratende

    Funktion (vgl. Litke 2004, S. 70). Das Projektteam gehrt der Sekundrorganisation an.

    Der Projektleiter bernimmt keine Verantwortung bezglich Zeit, Kosten und Erreichung

    des Projektziels. Die Verantwortung hierfr verbleibt in den einzelnen Fachabteilungen, er

    schlgt lediglich den entsprechenden Linieninstanzen durchzufhrende Manahmen vor.

    Zudem besitzt er gegenber anderen Stellen keine Weisungsbefugnis. Die

    disziplinarische Weisungsbefugnis gegenber den Projektmitarbeitern verbleibt bei den

    Linienvorgesetzten. Der Projektleiter hat nur eine fachliche Weisungsbefugnis. Der

    Projektleiter trifft auch keine wichtigen Entscheidungen. Die formale Koordinationsfunktion

    fr das Projekt liegt bei der Unternehmensleitung (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008,

    S. 63). Die Vorteile dieser Organisation liegen in der einfachen organisatorischen

    Umsetzung und dem flexiblen Einsatz der Projektmitarbeiter in unterschiedlichen

    Projekten. Der grte Nachteil ist, dass niemand die volle Verantwortung fr das Projekt

    trgt und ein Erfolg oder Misserfolg niemandem direkt zugerechnet werden kann. Dies

    kann zu einer mangelnden Identifikation mit dem Projekt fhren. Die berwindung von

    Schwierigkeiten, z.B. einem Spannungsverhltnis zwischen Stab und Linie, ber

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 14

    Abteilungsgrenzen hinweg wird dadurch erschwert (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008,

    S. 65).

    Abb. 2 Einfluss- / Stabsprojektorganisation

    (vgl. Rinza 1998, S. 126)

    2.2.3 Matrixprojektorganisation

    Bei der Matrixprojektorganisation werden die permanenten funktionalen Verantwortungen

    der Linienprojektorganisation (vertikal) von den temporren Projektverantwortungen

    berlagert (horizontal). Bei dieser Organisationsform werden jeder Organisationseinheit

    zwei Instanzen unterstellt. Zum einen wie bisher der Fachabteilungsleiter und zum

    anderen der Projektleiter (vgl. Rinza 1998, S. 129). Die Verantwortungen und

    Kompetenzen sind zwischen den beteiligten Linieninstanzen und dem Projektleiter

    aufgeteilt. Die Mitarbeiter im Projekt erhalten also mindestens von zwei Instanzen

    Anweisungen. Whrend der Fachabteilungsleiter fr die fachliche Durchfhrung der

    Projektaufgaben verantwortlich ist und ber ein aufgabengebundenes Weisungsrecht

    verfgt, ist der Projektleiter fr die Definition der Zielvorgabe und die zeitliche Realisierung

    des Projekts zustndig (vgl. Litke 2004, S 73). Der Projektleiter erhlt somit ein

    projektgebundenes Weisungsrecht quer durch die nach Aufgaben gegliederten

    Fachabteilungen. Bei der Matrixprojektorganisation kann es schnell zu konfliktren

    Interessen der Linie und des Projekts kommen. An die kommunikativen und sozialen

    Kompetenzen des Projektleiters werden gerade bei dieser Organisationsform hohe

    Ansprche gestellt. Die Matrixprojektorganisation hat im Vergleich zu den anderen

    vorgestellten Modellen eine relativ aufwendige Organisation und bietet sich besonders fr

    Unternehmen an, die sehr hufig Projekte durchfhren (vgl. Bergmann/Garrecht 2008, S.

    214).

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 15

    Abb. 3 Matrixprojektorganisation

    (vgl. Rinza 1998, S. 124)

    2.2.4 Reine Projektorganisation

    Bei der reinen Projektorganisation werden die Projekte aus der Linie ausgegliedert und

    somit zu selbstndigen Elementen der Organisationsstruktur, die von den Projektleitern in

    voller Verantwortung gefhrt werden (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 65). Die

    Projektmitarbeiter werden fr die Dauer des Projekts dorthin versetzt, abgeordnet oder

    neu eingeteilt und erhalten ihre Anweisungen ausschlielich vom Projektleiter. Dieser

    besitzt alle notwendigen Kompetenzen, um das Projekt rasch und wirksam durchfhren zu

    knnen. Die Mitarbeiter werden vor Interessenkonflikten zwischen der Projektarbeit und

    dem Tagesgeschft der Linie geschtzt. Nach dem Projektende wird die

    Projektorganisation aufgelst und die Projektmitglieder kehren wieder an ihre

    angestammten Stellen in der Linie zurck oder werden einer neuen Projekteinheit

    zugeordnet (vgl. Litke 2004, S. 69). Dieser Punkt stellt einen gewissen Nachteil der reinen

    Projektorganisation dar. Oft kommt es zu Problemen bei der Wiedereingliederung der

    Projektmitarbeiter in die Funktionsbereiche. Vorteilhaft bei dieser Organisationsform sind

    die groe Identifikation und das Verantwortungsgefhl bei den Projektbeteiligten. Die

    eindeutige Weisungsbefugnis des Projektleiters erleichtert die Lsung von Problemen und

    eine schnelle Reaktion auf Vernderungen. (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 67).

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 16

    Abb. 4 Reine Projektorganisation

    (vgl. Rinza 1998, S. 128)

    Bei der Auswahl der oben erluterten Organisationsformen sollte derjenigen der Vorzug

    gegeben werden, die vorgegebene Unternehmenshierarchie relativ problemlos einpasst,

    also ohne die gesamte bisherige Unternehmensorganisation umzuwerfen und ohne allzu

    groe Unruhe und Unzufriedenheit sowie Kosten zu verursachen (vgl. Rinza 1998, S.

    123). Bergmann und Garrecht 2008 schlagen vor, die Aufbauorganisation hinsichtlich

    unterschiedlicher Faktoren zu unterscheiden. Grundstzlich halten sie fest, dass bei einer

    hohen Bedeutung und Komplexitt des Projekts eine reine Projektorganisation

    vorzuziehen ist, bei einer mittleren eine Matrixprojektorganisation und einer niedrigen eine

    Stabs- bzw. Einflussprojektorganisation (vgl. Bergmann/Garrecht 2008, S. 215).

    2.2.5 Rollen in der Aufbauorganisation

    Die Rollen in der Projektaufbauorganisation erfllen den organisatorischen Rahmen mit

    Leben. Charakteristisch fr die Projektorganisation ist, dass einzelne Personen Inhaber

    verschiedener Rollen sein knnen. So kann ein Linienmitarbeiter beispielsweise

    gleichzeitig Mitglied in verschiedenen Projektteams sein. Fr die Projektorganisation von

    besonderer Bedeutung ist der Projektleiter. Er wird vom Projektauftraggeber eingesetzt.

    Die Durchfhrung des Projekts obliegt dann dem Projektteam. Ohne die Besetzung dieser

    Rollen kann Projektmanagement nicht funktionieren.

    Projektauftraggeber

    Der interne oder externe Auftraggeber whlt den Projektleiter aus, steckt die wichtigsten

    strategischen Ziele ab, legt grundlegende Rahmenbedingungen fr das Projekt fest und

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 17

    erteilt den Projektauftrag. Er gibt die finanziellen Mittel fr das Projekt frei. Der

    Auftraggeber weist die Initiierung, Planung und Durchfhrung des Projekts formell an. Zu

    seinen Aufgaben zhlt auerdem das Vertreten der Projektinteressen auf bergeordneter

    Ebene (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 53).

    Projektleiter

    Die Aufgabe des Projektleiters ist es, das Projekt zu konkretisieren, zu fhren und zu

    steuern. Die Erfllung des Projektauftrages, und damit auch fr die Erreichung des

    Projektziels unter den genannten Rahmenbedingungen, liegt in seiner Verantwortung.

    Seine Aufgabe ist es, den Auftraggeber laufend ber die Fortschritte innerhalb des

    Projekts zu informieren (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 54).

    Im Idealfall stellt der Projektleiter selber das geeignete Team fr die Aufgabenerfllung

    zusammen. Er fhrt die Projektmitarbeiter, koordiniert die Projektplanung und

    -umsetzung, er bernimmt die Steuerung des Projekts und betreibt das Projektmarketing.

    Um alle diese vielfltigen Rollen auszufllen, bentigt der Projektleiter neben einer guten

    Kenntnis der Projektmanagementmethoden exzellente kommunikative und

    zwischenmenschliche Fhigkeiten. Gleichzeitig muss er mit den strategischen Zielen des

    Unternehmens und den innerbetrieblichen Ablufen gut vertraut sein (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 54). Wird bei umfangreichen Projekten die

    Kontrollspanne fr einen einzelnen Projektleiter zu gro, sollten Teilprojekte mit

    Teilprojektleitern eingerichtet werden.

    Projektteam

    Das Projektteam ist die ausfhrende Ebene in der Projektorganisation. Es besteht je nach

    gewhlter Projektorganisation aus fest zugeordneten und/oder teilweise abgeordneten

    Mitarbeitern, die eine den Projektanforderungen entsprechende fachliche, methodische

    und soziale Kompetenz besitzen (vgl. Litke 2004, S. 182). Die Gre des Projektteams

    hngt zum berwiegenden Teil von situativen Faktoren wie der Gre, der Art und der

    Komplexitt sowie den organisatorischen Rahmenbedingungen des Projekts ab. Es ist

    nicht unblich, dass sich die Zusammensetzung der interdisziplinren Projektgruppe im

    Projektverlauf ndert (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 60).

    Insbesondere bei greren Projekten wird der Kreis der am Projekt Beteiligten noch

    erweitert. Hufig werden in der Projektaufbauorganisation zu den genannten Rollen noch

    folgende angefhrt: ein Projekt- oder Lenkungsausschuss und ein Fachausschuss. Der

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 18

    Projekt- oder Lenkungsausschuss ist ein temporres, projektbegleitendes Gremium, in

    dem die Entscheidungs- und Verantwortungstrger fr das Projekt zusammensitzen. Der

    Lenkungsausschuss koordiniert u.a. die Abstimmung mit anderen Projekten, bildet und

    berwacht das Vorgehen und die Zielerreichung, bewilligt personelle, sachliche und

    finanzielle Mittel und trifft wesentliche Entscheidungen im Projekt (z.B. die Freigabe,

    Fortfhrung, Erweiterung oder Einstellung des Projekts) (vgl. Litke 2004, S. 65).

    Der Fachausschuss soll die Projektgruppe informieren, untersttzen und beraten. Er

    besteht aus unterschiedlichen Vertretern vom Projekt berhrter Fachbereiche. Der

    Fachausschuss trgt dazu bei, Fachwissen und Fachinformationen, insbesondere in

    Hinblick auf Auswirkungen, Risiken und Begleiterscheinungen an die Projektgruppe

    weiterzugeben. So werden die Interessen der jeweiligen Bereiche in gebhrender Weise

    bercksichtigt und werden in den Verlauf des Projekts einbezogen. Dies kann in letzter

    Konsequenz die Einfhrung und Durchsetzung neuer Verfahren, Ablufe oder Systeme

    gnstig beeinflussen (vgl. Litke 2004, S. 66).

    2.3 Projektphasen

    Die folgenden Ausfhrungen beschftigen sich mit der funktionalen und instrumentalen

    Dimension von Projektmanagement. Es werden die unterschiedlichen Phasen und ihre

    Funktionen beschrieben sowie die unterschiedlichen Instrumente, Verfahren und

    Werkzeuge zur Untersttzung der Aktivitten.

    Es soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass im Rahmen dieser Arbeit nur ein

    berblick ber die mgliche Gestaltung der einzelnen Phasen gegeben werden kann.

    Zudem gibt es keine Vorschriften oder Patentrezepte, welche Methoden und Techniken

    speziell und nur fr das Gelingen der einzelnen Phasen von Bedeutung sind. Projekte

    sind komplexe Vorhaben innerhalb einer komplexen Umwelt, deren Handhabung sehr

    situativ und individuell gestaltet werden muss. Trotzdem hilft eine systematische

    Herangehensweise die unterschiedlichen Mechanismen und Phasen zu verstehen und zu

    gestalten.

    2.3.1 Projektstart

    Die erste Phase des Projektmanagementprozesses beinhaltet die Vorbereitung des

    Projekts bis hin zum offiziellen Start im Zuge eines Kick-Off-Meetings. Der Projektbeginn

    ist entscheidend mit dem Erfolg des Projekts verbunden. Denn zu Projektbeginn wird der

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 19

    inhaltliche und methodische rote Faden fr das gesamte Projekt gelegt. Die alte

    Projektmanager Weisheit Sage mir, wie dein Projekt beginnt und ich sage dir, wie es

    endet (Stger 2007, S. 55) soll an dieser Stelle zwar nicht wortwrtlich genommen

    werden, sie unterstreicht aber die Wichtigkeit einer guten und transparenten

    Projektvorbereitung.

    2.3.1.1 Projektvorbereitung

    Eine grndliche Projektvorbereitung soll sicherstellen, dass sich Auftraggeber und

    Auftragnehmer ber ihre Erwartungen hinsichtlich der Ergebnisse, Vorgehensweisen und

    Verhaltensregeln im Projekt austauschen und einig werden. Im Einzelnen gehren zur

    Projektvorbereitung folgende Aufgaben:

    Aufnahme der Vertragsverhandlungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer

    Formulierung und Erteilung des Projektauftrags

    Erste Analyse des Projektumfelds

    (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 92)

    Hufig treten im spteren Verlauf des Projekts gerade deshalb Probleme auf, weil die

    Projektbeteiligten in der Anfangsphase nicht fundiert genug ber ihre Erwartungen

    gesprochen haben, Chancen und Risiken gegeneinander abgewogen und die Grenzen

    der Machbarkeit miteinander geklrt haben. Die Intensitt der Projektvorbereitung ist

    abhngig von dem Stand der Projektidee und der Projektart. Es gilt jedoch: Je mehr Zeit -

    in angemessenem Verhltnis zu geplanten Projektumfang- in die gute Vorbereitung eines

    Projekts einfliet, desto sicherer wird die Projektdurchfhrung und damit die Aussicht auf

    einen erfolgreichen Abschluss.

    2.3.1.1.1 Projektauftrag

    Der Projektauftrag bildet die Basis fr die Arbeit des Projektteams. In ihm werden wichtige

    Aspekte und Rahmenbedingungen fr alle Betroffenen in verstndlicher Sprache

    zusammengefasst (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 95). Der Projektauftrag

    enthlt eine konkrete Beschreibung der Wnsche des Auftraggebers und der

    Ausgangslage des Projekts sowie eine Zusammenstellung der bisher verfgbaren

    Informationen. Zu einem vollstndigen Auftrag und fr die weitere Planung gehren:

    die Darstellung der Ausgangs- und Problemlage,

    die Beschreibung der groben Projektziele,

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 20

    die Klrung der Position des Kunden im Projekt und eine Beschreibung des

    Kundennutzens,

    eine grobe Darstellung der wichtigsten Projektphasen und Meilensteine sowie Termine,

    die Zusammenstellung aller Stakeholder des Projekts,

    eine grobe Kostenschtzung,

    eine kurze Darstellung der Projektorganisation,

    die Auflistung der wichtigsten Risiken und Chancen,

    die Genehmigung durch den Projektauftraggeber

    sowie die Annahme des Projektauftrags durch den Projektleiter.

    (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 96)

    Bei dieser Aufzhlung wird schon deutlich, dass viele der theoretisch wichtigen

    Informationen in der Praxis noch gar nicht vollstndig zur Verfgung stehen. Oftmals

    erstellt der Projektleiter auf der Grundlage mndlicher und schriftlicher Informationen den

    Projektauftrag selbst oder ergnzt ihn an gegebener Stelle. Es ist seine Aufgabe mit Hilfe

    der zur Verfgung stehenden Informationen einen groben Rahmen aufzuspannen und

    nach Mglichkeit so mit Leben zu fllen, dass dem Projektteam alle notwendigen

    Informationen fr seine Arbeit zur Verfgung stehen. Am Ende der Projektvorbereitung

    sollte der Projektauftrag so weit fortgeschritten sein, dass der Auftraggeber mit seiner

    Unterschrift das Projekt fr die bernahe durch das Projektteam freigibt. Alle Beteiligten

    geben auf der Basis des Projektauftrags ihr Einverstndnis zum Projekt ab und gehen

    somit eine Leistungsverpflichtung mit innerem Engagement ein (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 97).

    Bei der Vorbereitung eines Projekts spielen neben dem Projektauftrag die direkten

    Projektbeteiligten eine besonders wichtige Rolle Die Gestaltung der Beziehung zu diesen

    Interessengruppen, den Stakeholdern, ist fr die Erreichung der Projektziele besonders

    wichtig. Das nchste Kapitel beschreibt daher die Untersuchung des Projektumfeldes mit

    seinen Stakeholdern.

    2.3.1.1.2 Analyse des Projektumfelds und der Stakeholder

    Das Gelingen eines Projekts hngt entscheidend von der Gestaltung der Beziehung von

    Projekt und Projektumfeld ab. Projekte werden immer umfangreicher und sind zunehmend

    mit ihrer Projektumwelt verflochten. Am Projektablauf und/oder am Projektergebnis sind

    zumeist neben der Geschftsleitung, dem Projektleiter, dem Projektteam und dem

    Auftraggeber eine ganze Flle von Individuen interessiert. Diese Personen oder

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 21

    Personengruppen werden als Stakeholder bezeichnet. Stakeholder sind Personen oder

    Personengruppen, die in Beziehung zum Unternehmen (Unternehmens-Stakeholder) oder

    zum Projekt (Projekt-Stakeholder) stehen. (Abresch 2004, S. 61) 3. Dabei knnen die

    Beziehungen als Betroffenheit oder als aktive Einflussmglichkeiten ausgeprgt sein.

    Neben den Stakeholdern spielen andere bergeordnete Einflussgren eine

    entscheidende Rolle fr den Projekterfolg. Abresch unterscheidet in diesem

    Zusammenhang zwischen (organisatorisch-)sozialen und sachlich-inhaltlichen

    Einflussgren (vgl. Abresch 2004, S. 63). Als soziale Einflussgren werden jene

    verstanden, die durch einzelne Personen, Personengruppen oder Interessengruppen an

    das Projekt herangetragen werden (die Stakeholder). Durch gezieltes oder unbewusstes

    Tun oder Unterlassen knnen sie das Projekt in seinem Verlauf frdern oder hemmen.

    Unter sachlich-inhaltliche Einflussgren fallen die technisch-objektiven Einflsse, also

    zum Beispiel nderungen von Marktverhltnissen, die Entstehung neuer Technologien

    oder Verfahren, Gesetze, die Verffentlichung neuer Forschungsergebnisse etc. (vgl.

    Abresch 2004, S. 64). Fr die Erreichung eines Projektziels sind also das Umfeld und

    seine Einflussfaktoren enorm wichtig.

    Eine grndliche und frhzeitige Betrachtung des Projektumfelds kann Probleme

    verhindern und entschrfen. Nur mit ausreichendem Wissen ber die Umfeldfaktoren

    knnen entsprechende Projektanpassungen rechtzeitig vorgenommen werden und

    Steuerungsmanahmen eingeleitet werden. Deshalb ist eine Analyse des

    Projektumfeldes, speziell der Stakeholder fr die Projektvorbereitung von immenser

    Wichtigkeit.

    Diese so genannte Stakeholder-Analyse ist eine der wichtigsten Aufgaben der

    Projektvorbereitung. Wesentliches Ziel ist es, Interessen und Bedarfe aller

    Interessengruppen zu erfassen. Der Kern der Stakeholder-Analyse besteht aus drei

    Fragen.

    1. Welche Personen bzw. Personengruppen und Institutionen mssen als potentielle

    Stakeholder des Projekts betrachtet werden?

    2. Welchen Einfluss haben die potentiellen Stakeholder, d. h. welche Macht in Bezug auf

    die Projektziele steht den Stakeholdern zur Verfgung?

    3. Wie werden sich die relevanten Stakeholder in Bezug auf das Projekt verhalten?

    (vgl. Abresch 2004, S. 67)

    3 In einiger Literatur werden Stakeholder auch als Bezugsgruppen oder Interessengruppen bezeichnet.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 22

    Entscheidend fr den Verlauf des Projekts ist natrlich, wie mit den Ergebnissen der

    Stakeholder-Analyse umgegangen wird. Was kann konkret getan werden, um die

    Beziehung zu den relevanten Stakeholdern zu strken? Ein Schlsselfaktor dabei ist das

    Projektmarketing (vgl. Schelle 2007, S. 103). Dabei geht es darum, die Idee, den Anlass,

    die Ziele und Lsungswege eines Projekts dem Projektumfeld aktiv darzustellen. Eine

    solche aktive Informationspolitik und ggf. Beteiligung der Stakeholder an wichtigen

    Entscheidungen kann negativen Einflssen, die oftmals aus Unwissenheit oder

    Unsicherheit resultieren, entgegenwirken und insgesamt fr eine grere Akzeptanz der

    Projektarbeit mit ihren Prozessen und Ergebnissen im Umfeld sorgen.

    Wichtig ist, dass die Ergebnisse der Stakeholder-Analyse im Laufe des Projekts immer

    wieder auf ihre Gltigkeit berprft werden. Aus Differenzen der anfnglichen Analyse

    und der aktuellen Situation lassen sich dann mglicherweise neue Aktionsfelder ableiten.

    2.3.1.2 Kick-Off-Meeting

    Jedes Projekt sollte mit einem so genannten Kick-Off-Meeting starten. Das Kick-Off-

    Meeting ist das erste offizielle Treffen des Projektleiters mit seinem Projektteam (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 106). Dabei muss es darum gehen, dass alle

    Beteiligten eine gemeinsame Ausrichtung, ein gemeinsames Verstndnis von dem

    anstehenden Projekt, den Zielen und Prozessen haben. Aufgabe des Projektmanagers ist

    es dabei, eine gleichberechtigte Kommunikation aller Teammitglieder sicherzustellen.

    Diese erste Sitzung bietet die Mglichkeit, die Weichen fr eine frderliche

    Projektkultur und somit fr die Verwirklichung der positiven Effekte der Teamarbeit zu

    stellen, auf die das Projektmanagement in besonderem Mae setzt.

    (Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 108).

    Zudem sollte die motivierende Wirkung einer Kick-Off-Veranstaltung nicht unterschtzt

    werden (vgl. Litke 2002, S. 89). Das Meeting bildet den offiziellen Starttermin fr das

    Projekt. Ab diesem Moment sind alle Beteiligten aufgefordert, ihren Beitrag zum

    Projekterfolg zu leisten. Ohne das Kick-Off-Meeting durchluft das Projekt und seine

    Teammitglieder eine unntige Findungsphase, die viel Zeit und Geld kostet. Insbesondere

    die Mglichkeit der gemeinsamen Zielklrung rechtfertigt die Investition. Denn durch

    Missverstndnisse und Konflikte knnen sich im Projektverlauf weit reichende und

    grundlegende Problemfelder ergeben. Dem systematischen Umgang mit Zielen kommt

    dabei sowohl im Projekt als auch in dieser Arbeit eine besondere Rolle zu. Das nchste

    Kapitel beschftigt sich daher noch einmal gesondert mit der Phase der Zielprzisierung.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 23

    2.3.1.3 Zielprzisierung

    Eine wichtige Voraussetzung fr den reibungslosen Ablauf von Projekten sind klare und

    eindeutig Ziele (vgl. Stger 2007, S. 45). Dabei kann ein Ziel als gedanklich

    vorweggenommener Soll- Zustand definiert werden

    der in der Zukunft liegt,

    der real sein soll,

    dessen Erreichung erwnschenswert ist,

    der bewusst gewhlt wird und

    der nur durch Handlung erreicht werden kann.

    (vgl. Litke 2004, S. 33)

    Ziele sind die Basis fr die wirksame Umsetzung des Projekts. Im Kontext von

    Projektmanagement beziehen sich Ziele insbesondere auf die Erreichung der Kosten-,

    Zeit- und Leistungsziele. Sie mssen zu Beginn des Projekts identifiziert und festgelegt

    werden. Sie bilden den roten Faden vom Beginn des Projekts bis hin zum Abschluss,

    definieren den Beitrag der Projektbeteiligten und schaffen Verbindlichkeit. Nur ber Ziele

    werden allgemeine Absichten zu konkreten Handlungen. Klare schriftlich fixierte Ziele

    erfllen mehrere wichtige Funktionen in der Projektarbeit. Ziele haben eine

    Entscheidungsfunktion (Hilfe zur Bewertung von Alternativen), eine Koordinationsfunktion

    (Hilfe zur gemeinsamen Ausrichtung), eine Motivationsfunktion, eine Informationsfunktion,

    eine Kontrollfunktion und eine Legitimationsfunktion (Hilfe zur Legitimation des Handelns

    der Teammitglieder) (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 110 ff; Grau 2004, S. 153

    ff).

    Diese Funktionen verdeutlichen, dass die Einbindung jedes einzelnen Mitarbeiters fr die

    Erreichung der Ziele entscheidend ist. Das setzt voraus, dass Ziele klar und przise

    formuliert werden und keinen Spielraum fr Interpretationen lassen. Typisch fr die Arbeit

    in Projekten ist zudem, dass es in der Regel mehrere Ziele gibt, die nebeneinander

    genannt werden und unter Umstnden in Konkurrenz zueinander stehen. In diesen Fllen

    ist es wichtig, die Zielvertrglichkeit der formulierten Ziele nher zu untersuchen.

    Projektziele und ihre Abstimmung mit den Stakeholdern bilden fr den weiteren

    Projektverlauf und die weiteren Projektphasen eine entscheidende Rolle. Es sollte stets

    versucht werden, alle Projektziele bereits in der Projektvorbereitung zu operationalisieren

    und auszuformulieren. Es zeigt sich jedoch hufig, dass einige Ziele und vor allem die

    endgltigen Maangaben fr einige Ziele erst whrend der ersten Konzeptionsphase im

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 24

    Projekt ausgearbeitet werden (Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 113). In diesen Fllen

    sind zwingend regelmige Zielkorrektur-Sitzungen mit allen Entscheidungstrgern

    durchzufhren, um die Vernderungen in Bezug auf die Zielbeziehungen zu prfen und

    bei Konflikten gemeinsame Lsungen zu finden. Die Zielkonkretisierungen oder

    Zielkorrekturen und ihr Einfluss auf die Zielbeziehungen mssen dafr vom Projektleiter

    und seinem Projektteam gut dokumentiert werden. Insgesamt kann die Erarbeitung

    stimmiger Zielvereinbarungen mit allen Entscheidungstrgern viel Zeit in Anspruch

    nehmen. Es ist aber immer wieder festzustellen, dass Zeit und Aufwand fr diese

    Arbeitsvorbereitung gut investiert sind und dem Projektteam in allen weiteren Phasen der

    Projektarbeit zu gute kommen (Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 115).

    2.3.2 Projektplanung

    Die Projektplanung stellt einen systematischen Prozess der Analyse und Strukturierung

    eines Projekts dar (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 131). Die Planung beginnt mit

    der Ermittlung smtlicher zuknftiger Aktivitten, die zur Erreichung des Projektziels

    dienen. Ziel der Projektplanung ist die Ermittlung realistischer Sollvorgaben hinsichtlich zu

    erbringender Arbeitsleistung und deren Termine einerseits, Ressourceneinsatz und

    zulssige Kosten sowie von Einzelschritten der Projektdurchfhrung im Rahmen der

    gegebenen Randbedingungen andererseits (vgl. Litke 2004, S. 83).

    Die Projektplanung wird untersttzt durch den Einsatz von Planungstechniken.

    Planungstechniken stellen strukturierte und formalisierte Instrumente zur Erleichterung

    und Verbesserung von Wahrnehmungs- und Denkprozessen dar, die bei der Planung zu

    bewltigen sind. (Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 135). Im Folgenden sollen die

    Teilprozesse der Planung und deren Instrumente kurz dargestellt werden.

    2.3.2.1 Projektstrukturierung und Aufwandsschtzung

    Um ein Projekt berschaubar zu machen, wird es in seine Projektteile bzw. Teilaufgaben

    strukturiert. Diese systematische Aufteilung wird in der Projektplanungsphase mit Hilfe so

    genannter Projektstrukturplne erreicht. Ein Projektstrukturplan soll eine gute bersicht

    ber das Projekt in seiner Gesamtheit und ber einzelne Teilaufgaben ermglichen. Des

    Weiteren dient er als Grundlage fr die Arbeitsteilung in Projekten, indem Arbeitspakete

    abgeleitet und delegiert werden. Nicht zuletzt soll der Projektplan die notwendige

    Koordination bei Schnittstellen zwischen den Arbeitspaketen erleichtern (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 140).

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 25

    Der Projektstrukturplan ist hierarchisch und in mehrere Gliederungsebenen aufgeteilt. Ein

    groes Projekt gilt es zu Beginn in mehrere kleinere Teilprojekte aufzuteilen, die in der

    Folge gesondert betrachtet werden. Auf der nchsten Gliederungsebene wird das Projekt

    in Teilaufgaben zerlegt. Die letzte Detaliierungsebene des Projektstrukturplans enthlt

    Aufgaben, die nicht weiter aufgegliedert werden mssen, da sie komplett an einen

    Verantwortungsbereich bergeben werden knnen. Diese Ebene des Projektstrukturplans

    wird mit so genannten Arbeitspaketen gebildet (vgl. Litke 2004, S. 91). Arbeitspakete

    werden direkt einem verantwortlichen Teammitglied zugeordnet. Die Arbeitspakete

    reprsentieren die niedrigste Hierarchieebene des Projektstrukturplans.

    Der nchste Schritt in der Planung der Projektstruktur besteht in der Abschtzung des

    Aufwands, der fr die Bearbeitung der einzelnen Arbeitspakete notwendig ist. Die

    Aufwandsschtzung stellt eine relativ anspruchsvolle Aufgabe dar. Von der Qualitt der

    Einschtzung hngt unter anderem die Erreichung der wirtschaftlichen Ziele des Projekts

    mageblich ab. Zudem bildet sie die Grundlage, ob ein Projekt bei den gegebenen

    Rahmenbedingungen in Bezug auf Mitarbeiter, Material und Sachmittel berhaupt

    durchgefhrt werden kann (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 145). Um die

    Genauigkeit der Aufwandsschtzung zu verbessern und den Schtzvorgang zu

    vereinfachen, wurden unterschiedlichste Methoden entwickelt. Die meisten von ihnen

    wurden auf der Grundlage von Expertenschtzungen entwickelt4. Die Expertenschtzung

    stellt ein qualitatives Prognoseverfahren dar, in dessen Rahmen das spezielle

    Fachwissen eines ausgewhlten Personenkreises genutzt wird (vgl. Litke 2002, S. 38).

    Diese Experten greifen bei einer subjektiven Schtzung des Aufwands auf ihre

    Kenntnisse und Erfahrungen zurck. Die Expertenschtzung kann entweder eine Person

    oder ein Personenkreis mehrerer Experten vornehmen (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann

    2008, S. 149). Wichtig zu bedenken ist, dass trotz groer Sorgfalt die Ergebnisse

    Schtzwerte darstellen. Die Projektbeteiligten mssen die Plandaten in diesem Sinne

    verstehen und mit Abweichungen rechnen.

    2.3.2.2 Ablauf- und Terminplanung

    Der Projektstrukturplan enthlt alle Arbeiten, die das Projektteam zum Zeitpunkt der

    Planung fr notwendig erachtet, um das Projektziel zu erreichen. Er legt aber nur in

    4 An dieser Stelle kann auf die einzelnen Methoden nicht nher eingegangen werden. Eine detaillierte

    Beschreibung der Methoden befindet sich beispielsweise in Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 149 ff oder

    Litke 2004, S. 110 ff.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 26

    geringem Mae eine zeitliche und inhaltliche Ausfhrungsreihenfolge fest. Die Ablauf- und

    Terminplanung bringt alle Arbeiten und Arbeitspakete in eine sachlogische Reihenfolge

    und legt die geplanten Ausfhrungstermine fest.

    Der Ablaufplan ordnet die Liste smtlicher Arbeiten fr die tatschliche Durchfhrung.

    Um die logisch und sachlich erforderlichen Abhngigkeiten zu ermitteln, werden die zu

    erledigenden Aufgaben erfasst und ihre Beziehung zu vorhergehenden und

    nachfolgenden Aufgaben analysiert. (Litke 2002, S. 39). Ziel des Ablaufplans ist es, die

    ntigen Aktivitten in ihren sachlogischen Abhngigkeiten zu zeigen. Er bildet die

    Grundlage fr die Terminplanung. Der Ablaufplan wird in einem Team aus dem

    Projektstrukturplan abgeleitet. Aus der Darstellung der einzelnen Aktivitten ergibt sich ein

    Netzplan, der die Abfolge der einzelnen Aktivitten graphisch widerspiegelt (vgl.

    Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 163).

    Mit dem Ablaufplan, den Aufwandsschtzungen und den fr das Projekt vorgegebenen

    Abgabetermin kann nun der erste Terminplan erstellt werden. Er legt den geplanten

    Starttermin, den geplanten Endtermin und smtliche Aktivitten und Vorgnge zeitlich fest

    (Litke 2004, S. 100). Ein Ablaufplan lsst sich mit den Schtzwerten fr die Zeitdauer aller

    Aktivitten und Anordnungsbeziehungen ermitteln. Innerhalb des Terminplans sind

    Meilensteine eingeplant. Meilensteine sind Kontrollpunkte, die inhaltlich zusammen

    gehren und den Projektfortschritt darstellen. Sie bilden die Basis zur Kontrolle der

    zeitlichen Struktur. Meilensteine knnen die Startbedingung fr wichtige Arbeitsschritte

    oder der Abschluss von wichtigen Arbeitsschritten und damit das Erreichen von

    Endergebnissen sein (vgl. Litke 2002, S. 43). Meilensteine erlauben es zudem, einen

    berblick ber den Stand des Projekts zu bekommen, ohne tief ins Detail der Planung zu

    gehen. Meilensteine verdichten die ber das Projekt vorhandenen Informationen selektiv

    auf terminlich oder inhaltlich relevante Ergebnisse und bieten so eine kompakte bersicht

    ber Fortschritte und fertig gestellte Ergebnisse (vgl. Litke 2002, S. 43).

    2.3.2.3 Risikoanalyse

    Da Projekte eine Vielzahl unbekannter Faktoren aufweisen, besteht eine wichtige Aufgabe

    der Projektleitung darin, in der Zukunft liegende Risiken vorauszusehen und

    einzuschtzen. Alle Projekte sind mehr oder weniger mit dem Risiko der

    Terminberziehung, der berschreitung der geplanten Kosten und der Verfehlung der

    gesetzten Qualitts- und Funktionsziele behaftet (vgl. Schelle 2007, S. 107). Je frher die

    wichtigsten Faktoren, die den rechtzeitigen Projektabschluss, die Einhaltung des

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 27

    Projektbudgets und die Erreichung der Leistungsziele, gefhrden knnen, aufgedeckt

    werden, umso eher kann auch Risikovorsorge getroffen werden. Um die

    projektspezifischen Risiken zu erkennen, muss zunchst eine Risikoanalyse durchgefhrt

    werden. Risikoanalysen knnen entweder mit Hilfe von analytischen Methoden und/oder

    mit Hilfe von Computersimulationen erfolgen (vgl. Litke 2004, S. 148). Die analytischen

    Methoden sind vielfltig, hneln sich jedoch in ihren Grundzgen. Sie gehen alle in mehr

    oder weniger detaillierter Art von der Analyse folgender Schritte aus (vgl. Stger 2007, S.

    158). Im ersten Schritt werden die vorhandenen Risiken identifiziert, die einen Einfluss auf

    das Projekt haben knnen. Dabei macht es Sinn, sich im folgenden Verlauf auf solche

    Risiken zu konzentrieren, die tatschlich handhabbar sind. Der zweite Schritt besteht in

    der Bewertung der Risiken. Sobald die Risiken identifiziert sind, mssen sie nach

    Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen/Schden bewertet werden. Diese

    Bewertung verluft mit Hilfe erfahrener Projektleiter oder externer Berater. Am Ende der

    Bewertung soll eine Liste mit Risikoprioritten vorliegen, die im Projekt berwacht werden.

    Nachdem die Risiken bewertet und Prioritten zugeordnet sind, mssen konkrete

    Manahmen zur Risikovermeidung erarbeitet werden. Solche Manahmen setzen an der

    Risikoursache an oder versuchen die Auswirkungen zu lindern5. Die letzte Phase besteht

    in der konsequenten berwachung der Risiken. Zum einen betrifft dies die Umsetzung der

    Manahmen, zum anderen ist generell die Liste der Risiken zu prfen und ggf. um neue

    Risiken oder Manahmen zur Gegensteuerung zu ergnzen.

    2.3.3 Projektumsetzung

    Auf der Basis der vereinbarten Projektziele und aussagekrftiger Projektplne aus den

    ersten Phasen steht dem konkreten Tun nichts mehr im Wege. In der Projektumsetzung

    werden nun die Plne als Grundlage fr eine systematische Erarbeitung der gewnschten

    Projektergebnisse eingesetzt. Die Aufgaben des Projektleiters bestehen dabei in der

    Steuerung und berwachung des gesamten Projektablaufs. Ebenso kommt der

    Dokumentation des Projektverlaufs in dieser Phase eine entscheidende Bedeutung zu.

    2.3.3.1 Projektberwachung und -steuerung

    In Kapitel 2.1.2.2 wurde bereits auf die drei zentralen Aufgaben des Projektmanagements,

    Planen, Steuern, berwachen, hingewiesen. Diese Aufgaben spielen in der Phase der

    5 In der Literatur werden hierzu folgende Manahmen der Risikopolitik unterschieden: Risikovermeidung,

    Risikoverminderung, Risikobegrenzung (greifen erst, wenn der Ernstfall eingetreten ist), Risikoverlagerung

    und Risikoakzeptanz (vgl. Schelle 2007, S. 113).

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 28

    Umsetzung eine entscheidende Rolle. Sie verlaufen kontinuierlich whrend des gesamten

    Projektverlaufs.

    In der Projektberwachung werden die Soll-Vorgaben der Projektplanung mit den im

    Projektverlauf erreichten Ist-Werte verglichen und eventuelle Planabweichungen

    festgestellt. Da die Planung des Projekts immer in die Zukunft gerichtet ist und viele

    Schtzwerte enthlt, kann der Projektablauf nur theoretisch vorweggenommen werden

    und wird immer mit Fehlern behaftet sein. Diese Fehler fhren zu Abweichungen

    zwischen dem realen Projektverlauf und der Planung. Nur durch eine aktive wirkungsvolle

    Steuerung, die Abweichungen zwischen Projektplan und realem Projektablauf ausgleicht,

    kann mit einem Erreichen des Projektziels gerechnet werden (vgl. Litke 2004, S. 161).

    Abbildung 5 zeigt die Projektberwachung und -steuerung in Form eines Regelkreises.

    Ausgehend von der Projektdurchfhrung werden die erzeugten Ist-Werte kontrolliert und

    mit den Soll-Werten aus der Planung abgeglichen. Sind Abweichungen zu erkennen, so

    werden Entscheidungen ber geeignete Steuerungsmanahmen getroffen. Nach der

    Umsetzung der Steuerungsmanahmen ergeben sich neue Ist-Werte, die wiederum der

    Kontrolle unterzogen werden und mit der neuen Planung abgeglichen werden. So schliet

    sich der Kreis und die Projektberwachung und -steuerung beginnt von neuem. Dieser

    Regelkreis bestimmt die gesamte Projektdurchfhrung.

    Abb. 5 Projektberwachung und -steuerung als Regelkreis

    (vgl. Litke 2004, S. 162)

    Voraussetzung fr die Projektberwachung und -steuerung ist eine ausreichende

    Dokumentation. Nur so knnen Ist-Daten vollstndig erfasst und nachvollzogen werden.

  • Theoretische Grundlagen I: Projektmanagement 29

    2.3.3.2 Informations- und Projektberichtswesen

    Das Informations- und Projektberichtswesen hat die Aufgabe, die erfassten Daten in

    einem Projekt und die daraus abgeleiteten Bewertungen und Schlussfolgerungen fr die

    anderen Projektteilnehmer transparent aufzubereiten und den Projektverlauf lckenlos zu

    dokumentieren (vgl. Litke 2002, S. 102). Die rechtzeitige und umfassende Weitergabe von

    Informationen zhlt zu den Grundvoraussetzungen erfolgreicher Projektarbeit. Es gilt, alle

    projektrelevanten Informationen, egal ob mndlich, schriftlich, formell oder informell

    bermittelt, offiziell zu machen und damit allen Beteiligten zugnglich zu machen (vgl.

    Litke 2002, S. 102). Denn erst die Dokumentation des Projektverlaufs macht das Projekt

    anschaulich, nachvollziehbar, kommunizierbar sowie plan-, berwach und steuerbar.

    Wichtig ist, sich frhzeitig ber die Methoden und Techniken fr das Berichtswesen und

    die Dokumentation zu verstndigen. Nur so kann relevantes Wissen von Beginn an allen

    berechtigten Nutzern zugnglich gemacht werden und zum Ende des Projekts dem

    Unternehmen in verwendbarer Form bergeben werden. Dazu zhlen vor allem auch

    Regelungen darber, wie Dokumente erstellt, gekennzeichnet und abgelegt werden (vgl.

    Gtjens-Reuter 2003, S. 53).

    Das Informations- und Projektberichtwesen umfasst zudem die regelmige

    Informationsweitergabe an die Stakeholder. Die Herausforderung fr den Projektleiter

    besteht dabei darin, die Adressaten jeweils mit der richtigen Menge an Informationen zu

    versorgen. Die Informationsweitergabe kann sowohl mndlich (Statussitzungen oder

    Projektbesprechungen) als auch schriftlich (Projektberichte) erfolgen.

    Zur Untersttzung der Projektdokumentation steht heute eine kaum mehr berschaubare

    Flle von Standardsoftware zur Verfgung (vgl. Schelle 2007, S. 225). Wichtig ist, sich

    schon in der Projektplanung Gedanken ber ein geeignetes System zu machen und

    dieses in der Projektdurchfhrung aktiv zu bedienen und gegebenenfalls anzugleichen.

    2.3.4 Projektabschluss

    Laut Definition hat ein Projekt einen festgelegten Starttermin und ein festgelegtes Ende.

    Ein systematischer und bewusster Projektabschluss findet in der Praxis jedoch nur selten

    statt (vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann 2008, S. 317). Das ist besonders deshalb ungnstig,

    weil bei internen Projekten die Gefahr besteht, dass das Projekt sozusagen un