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Suchtprävention am SGE Leifaden zur Durchführung des Moduls „Computerspiele & Handynutzung“ Klasse 5 1. Stunde: Selbstbeobachtung der Menge des Medienkonsums der Kinder in der Klasse. Entwicklung eines Mediennutzungsbogens mit der Klasse, möglich ist z.B. das Zeichnen eines Wochenstundenplans. Die Kinder notieren dann eine Woche lang genau, wie viel Zeit sie am Tag/Nacht mit Handy, Computer, TV usw. verbringen. Wichtig ist am Ende nicht die Kontrolle durch den Lehrer, sondern dass die Kinder selber sehen, wie viel Zeit sie hier „investieren“. Die Kinder können zusätzlich eine Vorabeinschätzung über ihren Konsum abgeben: Was glaubst Du, wieviel Du in einer Woche spielst/TV guckst usw. Insgesamt Anonymität zusichern, keine Rückmeldung an die Eltern. Zeitbedarf inkl. Klärung von Fragen: ca. 40 Minuten 2.+ 3. Stunde: „Nehmt Euren Selbstbeobachtungsbogen heraus und guckt ihn Euch für Euren Überblick an. Ich hatte Euch gesagt, dass ich nicht Eure Eltern über

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Suchtprävention am SGE

Leifaden zur Durchführung des Moduls „Computerspiele & Handynutzung“ Klasse 5

1. Stunde: Selbstbeobachtung der Menge des Medienkonsums der Kinder in der Klasse.

Entwicklung eines Mediennutzungsbogens mit der Klasse, möglich ist z.B. das Zeichnen eines Wochenstundenplans. Die Kinder notieren dann eine Woche lang genau, wie viel Zeit sie am Tag/Nacht mit Handy, Computer, TV usw. verbringen.Wichtig ist am Ende nicht die Kontrolle durch den Lehrer, sondern dass die Kinder selber sehen, wie viel Zeit sie hier „investieren“. Die Kinder können zusätzlich eine Vorabeinschätzung über ihren Konsum abgeben: Was glaubst Du, wieviel Du in einer Woche spielst/TV guckst usw.Insgesamt Anonymität zusichern, keine Rückmeldung an die Eltern.Zeitbedarf inkl. Klärung von Fragen: ca. 40 Minuten

2.+ 3. Stunde: „Nehmt Euren Selbstbeobachtungsbogen heraus und guckt ihn Euch für Euren Überblick an. Ich hatte Euch gesagt, dass ich nicht Eure Eltern über Ergebnisse informieren werde und das unter uns bleibt. Deswegen steckt ihr Euren Bogen jetzt wieder ein.“ (vom Lehrer ungesehen, als vertrauensbildende Maßnahme. Außerdem kann man davon ausgehen, dass die Schüler mit hohem Medienkonsum sowieso nicht alles ehrlich angeben. Der Zweck der Selbstbeobachtung wurde trotzdem erfüllt.)

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„Ich würde nur gerne wissen, ob ihr ungefähr soviel gespielt habt, wie ihr vorher geschätzt habt? Mehr? Weniger?“Das kann als Gesprächsanknüpfungspunkt dienen.Hauptinhalt Stunde 2+3:Entwicklung des perfekten „Superspiels“ oder „Superchats“.Die Schüler entwickeln in Gruppen ein Spiel (oder den perfekten Chat), das möglichst „süchtig“ machen soll, so dass der Spieler nichts anderes im Leben mehr will als dieses Spiel zu spielen. Zeitbedarf ca. 30 Minuten für die Entwicklung. Leitaspekte, die von den Schülern bei der Planung bedacht werden sollen: Wie funktioniert das Spiel, was ist der Sinn/das Ziel des Spiels, welche Fähigkeiten werden dafür verlangt? Was macht daran süchtig, was hat der Spieler davon, wenn er das Spiel spielt?Die Vorstellung der Ergebnisse kann erfahrungsgemäß 45-60 Minuten dauern. (Verteilung auf zwei Stunden möglich). Es ergeben sich durch die Ideen der Kinder viele Anknüpfungspunkte, die direkt oder später aufgegriffen werden können (am besten während der Präsentation mitschreiben) Übergeordnete Aspekte (wie Freunde finden; Kontakte knüpfen; Flucht aus dem Alltag; die vermeintliche Freiheit, das zu tun, was man will; Dinge tun können, die man im echten Leben nicht tun kann; schnellere Lebensentwicklung; etwas bewirken können und auch einfach „Spaß haben“ Nachfrage: „Wodurch entsteht Spaß?“) kommen eventuell erst durch gezielte Nachfragen zum Vorschein. Oft genannte Wunschaspekte der Kinder sind auch „kostenlos“ und „sicher“ beim Chat. Was zu den Fragen führt, womit die Spiele- oder Chatentwickler denn wohl ihr Geld verdienen, wenn alles scheinbar kostenlos ist und wo Sicherheit herkommen könnte und was man selber tun könnte.

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Evtl. Vergleich mit den Spielen, die die Kinder spielen.

4. Stunde „Suchtverlauf“.

„Keiner möchte als Computerfreak enden und nur noch vor dem PC hocken und doch gibt es Jugendliche, denen das passiert. Wie kann es dazu kommen? Damit beschäftigen wir uns heute.“ Die Kinder schreiben in Gruppen folgende Begriffe auf einzelne Karten: Konsum, Gewöhnung, Abhängigkeit, Genuss, verstärkter Konsum, positive Einstellung, Suchterkrankung, Missbrauch/unsachgemäße Handhabung (=Problem im Leben/schlechte Laune mit PC bekämpfen, das echte Problem wird aber nicht gelöst), Spielrausch (alles um sich herum vergessen). Bei jeder Begriffsnennung muss vorher klassenintern geklärt werden, was mit den jeweiligen Begriffen gemeint ist.Dann legen die Gruppen ihre Karten in eine logische Reihenfolge von PC-Anfänger bis Spielsüchtiger. Zeitbedarf mit Begriffsklärungen ca. 30-40 Minuten, Auswertung erst nächste Stunde.

5. Stunde:Zeitbedarf 45 MinutenVorbereitung: die Begriffe einzeln auf DinA4-Blätter schreiben und mit Tesafilm durcheinander an die Tafel kleben.Eine Gruppe klebt die Begriffe in eine Reihenfolge und erklärt, wie sie auf diese Reihenfolge gekommen ist. Eine oder zwei weitere Gruppen dürfen dann begründet Karten umhängen. Die richtige Lösung gibt es natürlich nicht. Es bietet sich für den Lehrer an, eine zweite Ebene zu eröffnen und die Begriffe „Spielrausch“ und „Missbrauch“ über die anderen zu hängen, denn dies kann im Grunde auf jeder Stufe der Suchtbildung passieren.

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Diskussionseröffnung: „Woran kann man denn feststellen, auf welcher Stufe jemand oder man selber steht?“Sammlung an der Tafel sichtbar unterteilen in „äußere Anzeichen“, genannt werden hier: weniger Zeit f. Freunde und andere Aktivitäten + Schule, geringeres Aufmerksamkeitsvermögen, schlechtere Schulleistungen, schlechtere/aggressivere Laune, Müdigkeit, mehr Auseinandersetzungen mit den Eltern (dabei kann man Verständnis für die Eltern äußern, dass sie sich Sorgen machen und das grundsätzlich erstmal nicht verkehrt ist) und „innere Anzeichen“, hier werden genannt Verschiebung der Lebenswichtigkeit, Müdigkeit, Unaufmerksamkeit, spielen wichtiger als Essen. Die Kinder machen sich hier Gedanken, wo sie selber wohl stehen. Schlussfrage: „Wie kann man denn beweisen, dass man selber nicht süchtig ist?“ Die offenkundige Antwort auf den Verzicht kann man bei den SuS erstmal sacken lassen und die konkrete Umsetzung und Bedingungen eines Verzichts in der nächsten Stunde mit der Klasse überlegen.

6. Stunde: Thema Freizeitgestaltung: Freizeitalternativen aufzeigen siehe die im Anhang befindlichen 2 ABs. Für jeden kopieren und erst einzeln, dann in GA

7+8. Stunde: Verzichtsvereinbarung Individuelles aushandeln mit der Klasse: Dazu an der Tafel einzelne Gesichtspunkte von den Schülern thematisieren, ohne das schon festzulegen:Wie lange?Was genau?Umsetzung, Abgabe, Kontrollierbarkeit?Dann in Gruppen a 5-6 konkrete Vorschläge ausarbeiten lassen, mit der Maßgabe, dass der Beste/der mit den

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meisten Stimmen umgesetzt wird. Anschließend Vorstellung und Abstimmung.Zeitbedarf ca. 90 MinutenMöglicherweise wehren sich einige Schüler vehement. Dann kann man gut nachfragen, wieso eine Umsetzung so schwer erscheint. Ein Argument der Schüler könnte auch die Koordination mit den Eltern sein (wenn der Zug zu spät kommt....). Da fragt man sich doch, wie haben die Eltern das denn früher ohne Handy geschafft?

Viele Schüler äußern auch den Wunsch nach Kontrolle durch die Eltern. Schaffen die Kinder das nicht alleine?

9. Stunde nach der DurchführungEvaluation/Erlebnisaustausch. Abschluss der Reihe mit dem Quiz „net generation“, erhältlich bei drogisto.de

Untenstehend die 2 ABs und ein möglicher Elterninformationsbrief, der in der Praxis guten Anklang gefunden hat.

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Möglicher Elternbrief:

Liebe Eltern,

basierend auf dem in EMiL durchgeführten Unterricht zum Thema "mediale Süchte" haben die Kinder mich beauftragt, Sie um Ihre Unterstützung zu bitten und Ihnen folgendes mitzuteilen:

Vom kommenden Montag, den 27.04.2015 bis zum Montag, den 04.05.2015 verzichten die Kinder grundsätzlich auf die Nutzung von Handys, Computern, sämtlichen Spielekonsolen usw. und auch der Fernseher soll ausgeschaltet bleiben.Konkret:-Handys nur im absoluten Notfall (Bsp. Koordination der Abholung, falls die Züge streiken)-Computer ausschließlich für schulische Recherche (wird aber nicht zwingend nötig sein, könnte daher komplett wegfallen)- Fernsehen: Informationssendungen wie Dokus oder Galileo sind erlaubt (müsste aber auch nicht zwingend sein)Spielekonsolen wie Nintendo, X-box, Wii, Tablets usw.: gar nicht

Einige Kinder haben offenbar die Befürchtung, dass Einzelne das ohne Ihre Hilfe nicht schaffen könnten und bitten daher darum, dass Sie die technischen Geräte in Ihre Obhut nehmen, insbesondere auch das Handy beim nach Hause kommen.

Für Ihre Unterstützung des (in den allermeisten Fällen) freiwilligen Verzichts vielen Dank.