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SWISSLIFE SWISSLIFE Herbst 2014 // Ruhe! 5. Jahrgang // Ausgabe 3 // Fr. 6.50

Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

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Page 1: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

SWiSSlifeSWiSSlifeHerbst 2014 // Ruhe!

5. Jahrgang // Ausgabe 3 // fr. 6.50

Page 2: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Ohrstöpsel auspacken, anwenden, danach gemütlich zurücklehnen

und das SWISSLIFE-Magazin geniessen. Und zwar in aller Ruhe!

SWISSLIFE Herbst 2014

Grüezi

Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz: «In unserem Leben geht es oft genug hektisch und lärmig zu und her: Ruhe suchen und Ruhe finden ist darum ab und zu absolut unerlässlich – und erweist sich als wunderbarer Genuss.»

Wir alle sehnen uns manchmal nach Musse, nach Stille, nach Ruhe – und jetzt, wo die besinnlichen Adventstage langsam, aber sicher näher rücken, wird dieser Wunsch bestimmt bei einigen noch etwas stärker.

Tag für Tag sind wir umgeben von Lärm, einer manch-mal geschwätzigen Gesellschaft, einem Grundrauschen, das uns das Abschalten oft schwer macht: Zu sehr werden wir davon abgelenkt, mit uns selbst zur Ruhe zu kommen.

Auch deshalb haben wir, symbolisch wie praktisch, ein Paar Ohrstöpsel auf das Cover dieses Magazins geklebt: Nutzen Sie diese und geniessen Sie es, ungestört lesen zu können – etwa die Geschichte der Schriftstellerin Milena Moser. Oder betrachten Sie, frei von Aussengeräuschen, die Bilder eines Autofriedhofs, auf dem sich die Natur über die ausgedienten Karossen legte. Und entdecken Sie, weshalb das Klosterleben einen Mönch wie Bruder Daniel manchmal an seine Grenzen bringt.

Kommen Sie mit auf die Reise ins Reich der Stille – der Alltag holt Sie rasch genug wieder ein!

Editorial // 3

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SWISSLIFE Herbst 2014

Grüezi

Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz: «In unserem Leben geht es oft genug hektisch und lärmig zu und her: Ruhe suchen und Ruhe finden ist darum ab und zu absolut unerlässlich – und erweist sich als wunderbarer Genuss.»

Wir alle sehnen uns manchmal nach Musse, nach Stille, nach Ruhe – und jetzt, wo die besinnlichen Adventstage langsam, aber sicher näher rücken, wird dieser Wunsch bestimmt bei einigen noch etwas stärker.

Tag für Tag sind wir umgeben von Lärm, einer manch-mal geschwätzigen Gesellschaft, einem Grundrauschen, das uns das Abschalten oft schwer macht: Zu sehr werden wir davon abgelenkt, mit uns selbst zur Ruhe zu kommen.

Auch deshalb haben wir, symbolisch wie praktisch, ein Paar Ohrstöpsel auf das Cover dieses Magazins geklebt: Nutzen Sie diese und geniessen Sie es, ungestört lesen zu können – etwa die Geschichte der Schriftstellerin Milena Moser. Oder betrachten Sie, frei von Aussengeräuschen, die Bilder eines Autofriedhofs, auf dem sich die Natur über die ausgedienten Karossen legte. Und entdecken Sie, weshalb das Klosterleben einen Mönch wie Bruder Daniel manchmal an seine Grenzen bringt.

Kommen Sie mit auf die Reise ins Reich der Stille – der Alltag holt Sie rasch genug wieder ein!

Editorial // 3

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Versteigerung von Kapitän, Capri & Co. Im September 2009 wurden die 800 Wracks im Wald von Kaufdorf versteigert. Ein Porsche aus den 1950er-Jahren ging für 20 000 Franken weg. Zwei Drittel der Wracks fanden neue Besitzer, der Rest kam in die Schrottpresse.

Beruhigung von Körper und Geist Wer das vollkommene Gleichgewicht und die Harmonie jenseits von innerer Unruhe und Unklarheiten finden will, muss das Alltägliche hinter sich lassen und sich in Ruhe üben: Stillsitzen und die Atemzüge zählen. Von eins bis zehn.

Gesamtverantwortung: Swiss Life, Kommunikation Schweiz, Martin Läderach Redaktionskommission:Ivo Furrer, René Aebischer, Thomas Bahc, Monika Behr, Elke Guhl, Christian Pfister,Hans-Jakob Stahel, Paul Weibel Redaktionsleiter UPDATE: Dajan Roman Redaktionsadresse:Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, [email protected] Projektleitung: Mediaform|Christoph Grenacher, Ittenthal/Zürich Konzept und Gestaltung:Festland Werbeagentur, St. Gallen/Zürich Übersetzung: Swiss Life Language Services Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen; gedruckt auf FSC-Papier Anzeigenverkauf: Stämpfli AG, Anzeigenmanagement, Wölflistrasse 1, Postfach 8326, 3001 Bern, 031 300 63 84, [email protected] Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, [email protected] Auflage: 100 000 Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Frühling, Sommer,Herbst. Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ISSN 2235-7645

08 Photo Selection: Modernde Rostlauben Jahrzehntelang rosteten die Wracks auf dem Autofriedhof in Kaufdorf vor sich hin, bis er von Amtes wegen geräumt werden musste. Der Fotograf Thomas Margelist konnte die stille Idylle aus Blättern, Blech und Rost rechtzeitig fotografisch verewigen.

20 Zwei Seiten: Ruhe ist etwas Individuelles

24 Titelgeschichte: Stille Tage in Sweetwater Keine Frage: Es wird oft viel geredet und wenig gesagt. Die Schriftstellerin Milena Moser kennt das – auch aus eigener Erfahrung. Die jährliche Schweigewoche kam deshalb nicht ungelegen. Aufgabe: sieben Tage lang aufs Maul sitzen.

32 Zahlensalat: Ab wann Ruhe zu Lärm wird

35 Yoga-Lehrerinnen: So fängt Zukunft an.

SWISSLIFE Herbst 2014

44 A Swiss Life: Bruder DanielPfarramt, Seelsorge im Dorf, Administration und Töpferei waren bereits belegt, als Daniel Prandini im Jahr 2007 indie Benediktinergemeinschaft des Klosters Fischingen eintrat. Deshalb bietet Bruder Daniel heute Zazen-Kurse an.

53 Küchenfreuden: Ein Rehrücken kann entzücken

55 Beni Frenkel: Die Frenkel-Funktion

56 Wettbewerb: Sieben Tage Ruhe zu gewinnen

58 Zugabe: Andreas Vollenweider, Harfenist, über den «Nullzustand der Ruhe»

Beilage: UPDATE Lesen Sie, was eine umfassende Finanz- und Vorsorgeanalyse bringt, wie man seine finanzielle Zukunft gezielt in die eigene Hand nimmt und wie man sich mit freiwilligen Einkäufen in die Pensionskasse ein schönes monetäres Polster aufbauen kann.

Entschleunigung bei vollem TerminkalenderDie Meditationskurse von Bruder Daniel tun nicht nur den rund 2000 gestressten Gästen pro Jahr gut, sondern auch ihm selber. Bei all den Mails, Telefonaten und der Pflege von vier Websites findet auch er oft zu wenig Ruhe.

Sorgt für Klarheit: das Beratungsmandat Was ist, wenn man plötzlich krank wird? Und wie viel Geld braucht man nach der Pensio-nierung? Das Beratungsmandat von Swiss Life bringt vieles ans Licht. Und sorgt damit für ein gutes Gefühl der Sicherheit.

Lesen Sie Magazin und UPDATE online mit der SWISSLIFE-App.Probieren Sie weitere Rezepte aus «Küchenfreuden» und nehmen Siedigital am Wettbewerb teil. Die App für Tablets und Smartphones gibt’sim App Store, bei Google Play und unter www.swisslife.ch/magazin.

Inhalt // 5

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Versteigerung von Kapitän, Capri & Co. Im September 2009 wurden die 800 Wracks im Wald von Kaufdorf versteigert. Ein Porsche aus den 1950er-Jahren ging für 20 000 Franken weg. Zwei Drittel der Wracks fanden neue Besitzer, der Rest kam in die Schrottpresse.

Beruhigung von Körper und Geist Wer das vollkommene Gleichgewicht und die Harmonie jenseits von innerer Unruhe und Unklarheiten finden will, muss das Alltägliche hinter sich lassen und sich in Ruhe üben: Stillsitzen und die Atemzüge zählen. Von eins bis zehn.

Gesamtverantwortung: Swiss Life, Kommunikation Schweiz, Martin Läderach Redaktionskommission:Ivo Furrer, René Aebischer, Thomas Bahc, Monika Behr, Elke Guhl, Christian Pfister,Hans-Jakob Stahel, Paul Weibel Redaktionsleiter UPDATE: Dajan Roman Redaktionsadresse:Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, [email protected] Projektleitung: Mediaform|Christoph Grenacher, Ittenthal/Zürich Konzept und Gestaltung:Festland Werbeagentur, St. Gallen/Zürich Übersetzung: Swiss Life Language Services Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen; gedruckt auf FSC-Papier Anzeigenverkauf: Stämpfli AG, Anzeigenmanagement, Wölflistrasse 1, Postfach 8326, 3001 Bern, 031 300 63 84, [email protected] Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, [email protected] Auflage: 100 000 Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Frühling, Sommer,Herbst. Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ISSN 2235-7645

08 Photo Selection: Modernde Rostlauben Jahrzehntelang rosteten die Wracks auf dem Autofriedhof in Kaufdorf vor sich hin, bis er von Amtes wegen geräumt werden musste. Der Fotograf Thomas Margelist konnte die stille Idylle aus Blättern, Blech und Rost rechtzeitig fotografisch verewigen.

20 Zwei Seiten: Ruhe ist etwas Individuelles

24 Titelgeschichte: Stille Tage in Sweetwater Keine Frage: Es wird oft viel geredet und wenig gesagt. Die Schriftstellerin Milena Moser kennt das – auch aus eigener Erfahrung. Die jährliche Schweigewoche kam deshalb nicht ungelegen. Aufgabe: sieben Tage lang aufs Maul sitzen.

32 Zahlensalat: Ab wann Ruhe zu Lärm wird

35 Yoga-Lehrerinnen: So fängt Zukunft an.

SWISSLIFE Herbst 2014

44 A Swiss Life: Bruder DanielPfarramt, Seelsorge im Dorf, Administration und Töpferei waren bereits belegt, als Daniel Prandini im Jahr 2007 indie Benediktinergemeinschaft des Klosters Fischingen eintrat. Deshalb bietet Bruder Daniel heute Zazen-Kurse an.

53 Küchenfreuden: Ein Rehrücken kann entzücken

55 Beni Frenkel: Die Frenkel-Funktion

56 Wettbewerb: Sieben Tage Ruhe zu gewinnen

58 Zugabe: Andreas Vollenweider, Harfenist, über den «Nullzustand der Ruhe»

Beilage: UPDATE Lesen Sie, was eine umfassende Finanz- und Vorsorgeanalyse bringt, wie man seine finanzielle Zukunft gezielt in die eigene Hand nimmt und wie man sich mit freiwilligen Einkäufen in die Pensionskasse ein schönes monetäres Polster aufbauen kann.

Entschleunigung bei vollem TerminkalenderDie Meditationskurse von Bruder Daniel tun nicht nur den rund 2000 gestressten Gästen pro Jahr gut, sondern auch ihm selber. Bei all den Mails, Telefonaten und der Pflege von vier Websites findet auch er oft zu wenig Ruhe.

Sorgt für Klarheit: das Beratungsmandat Was ist, wenn man plötzlich krank wird? Und wie viel Geld braucht man nach der Pensio-nierung? Das Beratungsmandat von Swiss Life bringt vieles ans Licht. Und sorgt damit für ein gutes Gefühl der Sicherheit.

Lesen Sie Magazin und UPDATE online mit der SWISSLIFE-App.Probieren Sie weitere Rezepte aus «Küchenfreuden» und nehmen Siedigital am Wettbewerb teil. Die App für Tablets und Smartphones gibt’sim App Store, bei Google Play und unter www.swisslife.ch/magazin.

Inhalt // 5

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Es traf sich gut, als SWISSLIFE bei Milena Moser anklopfte: Die Bestsel-lerautorin («Die Putzfraueninsel», aktuelles Buch «Das wahre Leben», Verlag Nagel und Kimche) und Kolumnistin stand eben vor einer Reise in ihren früheren Wohnort San Francisco, wo sie Freunde traf und – alljährliches Ritual! – ihre Schwei-gewoche absolvierte. Fazit der Titel- geschichte der inzwischen offiziellen Zenbuddhisitin Milena Myoshin Moser: Wer Ruhe will, muss beissen.

Seite 24 // «Titelgeschichte» Milena Moser

Seite 53 // «Küchenfreuden» Manuel Reichenbach

Für Urs Mannhart, einst Velokurier, heute preisgekrönter Schrift steller (Debütroman «Luchs», aktuelles Buch «Bergsteigen im Flachland», Secession Verlag) war die Begegnung mit Bruder Daniel im Kloster Fischingen ein Wiedersehen: Der Berner sass schon einmal während dreier Tage in der klausnerischen Stille ganz hinten im Thurgau. Damals war er auf den Spuren einesantiken Rennschlittens – nun hat er einen längeren Blick in die Agenda jenes Bruders geworfen, der aufgrund seiner Termindichte auf viel innere Ruhe bauen können muss.

Seite 44 // «A Swiss Life» Urs Mannhart

«Der Mensch steht in meiner Arbeit im Fokus. Lebendigkeit und Authentizität sind mir wichtig. Ich möchte das wahre Leben festhalten, Effekthascherei mag ich nicht», sagt die St. Galler Fotografin Ladina Bischof. Bei ihrer Arbeit für «Zwei Seiten» begegnete sie Menschen in verschiedensten Situationen und stellte fest, dass auch einfache Fragen oft recht schwierig zu beantworten sind.

Seite 20 // «Zwei Seiten» Ladina Bischof

Manuel Reichenbach gilt als grosses Versprechen der Schweizer Koch-szene: Lehrjahre in der Schweiz bei Roland Pierroz, Beat Bolliger und Anton Mosimann, bei Gordon Ramsay in London – bis 2003 grosse Erdrutsche die Surselva verwüsten, auch Trun, sein Heimatdorf. Reichenbach: «Als ich davon hörte, wusste ich: Ich muss nach Hause. Meine Eltern brauchen mich.» Seither kocht der knapp 40-Jährige im alten Patrizierhaus – kräftig und gewagt und immer auf der Suche nach noch mehr Perfektion – und mit einer betörenden Einfachheit, die sich auch im Rezept unserer Rubrik «Küchenfreuden» spiegelt.

Das Kundenmagazin, das Sie eben in den Händen halten, gefällt auch den Experten: Am diesjährigen «Best of Corporate Publishing» (BCP), dem grössten und bedeutendsten Wett bewerb für Kunden publizistik, wurde SWISSLIFE im Sommer in München mit einem goldenen Award für Druck und Innovation und in zwei weiteren Kategorien mit Silber ausgezeichnet.

Bild

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6 // Heftmacher

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ng50.S�LOTHURNER

FILMTAGE

22.—29.1.2015

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Es traf sich gut, als SWISSLIFE bei Milena Moser anklopfte: Die Bestsel-lerautorin («Die Putzfraueninsel», aktuelles Buch «Das wahre Leben», Verlag Nagel und Kimche) und Kolumnistin stand eben vor einer Reise in ihren früheren Wohnort San Francisco, wo sie Freunde traf und – alljährliches Ritual! – ihre Schwei-gewoche absolvierte. Fazit der Titel- geschichte der inzwischen offiziellen Zenbuddhisitin Milena Myoshin Moser: Wer Ruhe will, muss beissen.

Seite 24 // «Titelgeschichte» Milena Moser

Seite 53 // «Küchenfreuden» Manuel Reichenbach

Für Urs Mannhart, einst Velokurier, heute preisgekrönter Schrift steller (Debütroman «Luchs», aktuelles Buch «Bergsteigen im Flachland», Secession Verlag) war die Begegnung mit Bruder Daniel im Kloster Fischingen ein Wiedersehen: Der Berner sass schon einmal während dreier Tage in der klausnerischen Stille ganz hinten im Thurgau. Damals war er auf den Spuren einesantiken Rennschlittens – nun hat er einen längeren Blick in die Agenda jenes Bruders geworfen, der aufgrund seiner Termindichte auf viel innere Ruhe bauen können muss.

Seite 44 // «A Swiss Life» Urs Mannhart

«Der Mensch steht in meiner Arbeit im Fokus. Lebendigkeit und Authentizität sind mir wichtig. Ich möchte das wahre Leben festhalten, Effekthascherei mag ich nicht», sagt die St. Galler Fotografin Ladina Bischof. Bei ihrer Arbeit für «Zwei Seiten» begegnete sie Menschen in verschiedensten Situationen und stellte fest, dass auch einfache Fragen oft recht schwierig zu beantworten sind.

Seite 20 // «Zwei Seiten» Ladina Bischof

Manuel Reichenbach gilt als grosses Versprechen der Schweizer Koch-szene: Lehrjahre in der Schweiz bei Roland Pierroz, Beat Bolliger und Anton Mosimann, bei Gordon Ramsay in London – bis 2003 grosse Erdrutsche die Surselva verwüsten, auch Trun, sein Heimatdorf. Reichenbach: «Als ich davon hörte, wusste ich: Ich muss nach Hause. Meine Eltern brauchen mich.» Seither kocht der knapp 40-Jährige im alten Patrizierhaus – kräftig und gewagt und immer auf der Suche nach noch mehr Perfektion – und mit einer betörenden Einfachheit, die sich auch im Rezept unserer Rubrik «Küchenfreuden» spiegelt.

Das Kundenmagazin, das Sie eben in den Händen halten, gefällt auch den Experten: Am diesjährigen «Best of Corporate Publishing» (BCP), dem grössten und bedeutendsten Wett bewerb für Kunden publizistik, wurde SWISSLIFE im Sommer in München mit einem goldenen Award für Druck und Innovation und in zwei weiteren Kategorien mit Silber ausgezeichnet.

Bild

er: A

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22.—29.1.2015

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Rust in PeaceKein Motorengedröhne, keine Abrollgeräusche, kein Hupen, einfach nur Totenstille. Auf dem historischen Autofriedhof im bernischen Kaufdorf rosteten die Wracks friedlich, aber ohne den Segen der Behörden vor sich hin. Die eindrücklichen Bilder des Walliser Fotografen Thomas Margelist zeigen das Verwachsen von Natur und Technik, das mit der Räumung der Kultstätte ab 2009 ein jähes Ende fand. ›››

8 // Photo Selection

Rust in Peace

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Rust in PeaceKein Motorengedröhne, keine Abrollgeräusche, kein Hupen, einfach nur Totenstille. Auf dem historischen Autofriedhof im bernischen Kaufdorf rosteten die Wracks friedlich, aber ohne den Segen der Behörden vor sich hin. Die eindrücklichen Bilder des Walliser Fotografen Thomas Margelist zeigen das Verwachsen von Natur und Technik, das mit der Räumung der Kultstätte ab 2009 ein jähes Ende fand. ›››

8 // Photo Selection

Rust in Peace

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Die Tier- und Landschaftsfoto-grafie macht einem immer wieder bewusst, wie schön unser Planet ist. Alpentiere zu fotografieren, ist für mich immer von grosser Bedeutung. Meist kann man die Tiere nur beobachten. Doch auch ohne Bildmaterial kehrt man zu- frieden nach Hause zurück. Die Spannung und der Reiz, an tolle Tierbilder zu kommen, bleiben. www.mth-fotografie.ch

«Von Moos überwachsene und von Bäumen durchschnittene Karosserien – im Laufe der Zeit wurden Natur und Technik eins.»Der verwilderte Autofriedhof in Kaufdorf mit fast 800 Wracks wurde durch Presseberichte international bekannt. Dort lagerten Autos, deren Alter bis in die 1930er-Jahre zurückreich-te. Da der Betreiber der Öffentlichkeit den Zutritt verwehrte, blieben die Autos, abgesehen vom natürlichen Verfall, oft vollständig erhal-ten. 2008 kuratierte der Künstler Heinrich Gartentor auf diesem Gelände eine Kunstaus-stellung. Aufgrund der Umweltschutzgesetz-gebung sollte der Schrottplatz im Jahr 2009 aufgelöst werden, was zu heftigen Diskussionen zwischen Anwohnern und Behörden führte. Bis 2013 wurden schliesslich alle Autos versteigert oder entfernt. Im April 2008, noch vor der Kunstausstellung, konnte ich den Autofriedhof besuchen und die Eindrücke fotografisch fest-halten. Was für ein Tag: Diese Oldtimer, eins mit der Natur, waren für mich als gelernten Automechaniker ein überwältigender Anblick.

Der Fotograf Thomas Margelist wurde 1966 in Baltschieder im Kanton Wallis geboren. Ab 2006 absolvierte er die M-Art-Foto- schule in Bern, die fünf Semester dauerte. Seine Leidenschaft für die Fotografie liegt in der Natur, hier findet er die Ruhe nach seiner Tätigkeit im Gesundheitswesen. Im eigenen Studio spezialisierte er sich auf Porträtaufnahmen. Seine Arbeiten wurden im EFFVAS (Eisenbahner Foto-, Film- und Videoamateure Schweiz) und im Fotoclub Brig mehrmals mit Gold, Silber, Bronze oder Urkunden ausgezeichnet.

Photo Selection // 19

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SWISSLIFE Herbst 2014

Die Tier- und Landschaftsfoto-grafie macht einem immer wieder bewusst, wie schön unser Planet ist. Alpentiere zu fotografieren, ist für mich immer von grosser Bedeutung. Meist kann man die Tiere nur beobachten. Doch auch ohne Bildmaterial kehrt man zu- frieden nach Hause zurück. Die Spannung und der Reiz, an tolle Tierbilder zu kommen, bleiben. www.mth-fotografie.ch

«Von Moos überwachsene und von Bäumen durchschnittene Karosserien – im Laufe der Zeit wurden Natur und Technik eins.»Der verwilderte Autofriedhof in Kaufdorf mit fast 800 Wracks wurde durch Presseberichte international bekannt. Dort lagerten Autos, deren Alter bis in die 1930er-Jahre zurückreich-te. Da der Betreiber der Öffentlichkeit den Zutritt verwehrte, blieben die Autos, abgesehen vom natürlichen Verfall, oft vollständig erhal-ten. 2008 kuratierte der Künstler Heinrich Gartentor auf diesem Gelände eine Kunstaus-stellung. Aufgrund der Umweltschutzgesetz-gebung sollte der Schrottplatz im Jahr 2009 aufgelöst werden, was zu heftigen Diskussionen zwischen Anwohnern und Behörden führte. Bis 2013 wurden schliesslich alle Autos versteigert oder entfernt. Im April 2008, noch vor der Kunstausstellung, konnte ich den Autofriedhof besuchen und die Eindrücke fotografisch fest-halten. Was für ein Tag: Diese Oldtimer, eins mit der Natur, waren für mich als gelernten Automechaniker ein überwältigender Anblick.

Der Fotograf Thomas Margelist wurde 1966 in Baltschieder im Kanton Wallis geboren. Ab 2006 absolvierte er die M-Art-Foto- schule in Bern, die fünf Semester dauerte. Seine Leidenschaft für die Fotografie liegt in der Natur, hier findet er die Ruhe nach seiner Tätigkeit im Gesundheitswesen. Im eigenen Studio spezialisierte er sich auf Porträtaufnahmen. Seine Arbeiten wurden im EFFVAS (Eisenbahner Foto-, Film- und Videoamateure Schweiz) und im Fotoclub Brig mehrmals mit Gold, Silber, Bronze oder Urkunden ausgezeichnet.

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Ruhe heisst fürmich:

Anna Lena Zimmermann (19),Designstudentin, St. Gallen «Wenn alles um mich laut ist und ich doch für mich sein kann.»

Larissa Lanziletto (17), KV-Lehrling, St. Gallen«Wenn ich entspannt am Strand liege.»

Douglas André (22), Detailhandelsfachmann, undDésirée Schmid (22), Drogistin, St. Gallen«Wenn wir an einer gemütlichen Afterparty bei Freunden sind.»

Morgan Heiniger (26), Artist, St. Gallen«Wenn meine Seele durch Musik und Liebe frei ist.»

Tabita Gentsch (24), PH-Studentin, Arbon «Wenn meine Masterarbeit beendet ist.»

Lukas Schneeberger (31), Lehrer, St. Gallen «Wenn ich Zeit habe.»

Björn Siegrist (28), Architekt ETH, Zürich «Wenn der Akku vom Telefon leer ist.»

Manuela Leibundgut (29), Floristin, Gossau «Wenn ich draussen im Garten ein Buch lese.»

Bild: Ladina Bischof

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SWISSLIFE Herbst 2014

Jasmin Mafalda Fischli (26), Waldspielgruppenbegleiterin, Appenzell «Wenn ich die Erde unter meinen Füssen spüre.»

Shirin Ana Zollinger (18),Praktikantin auf Erlebnishof, St. Gallen«Wenn ich durch die unberührte Natur reite.»

Ueli Steingruber (26), Fotograf, Stein AR «Wenn ich spüre, dass die Zeit vergeht.»

Jakob Forrer (32), Zimmermann, Rehetobel «Wenn ich beim Fischen die Einsamkeit geniesse.»

Rosa Fäh (36), Lehrerin, Stein AR «Wenn ich in der Kirche sitze.»

Anina Steiner (33), Lehrerin, Teufen «Wenn ich von einem italienischen in ein Schweizer Restaurant wechsle.»

Simona Frischknecht (20),MPA, Appenzell «Wenn ich mit meinem Freund amSonntagabend einen Film schaue.»

Michael Tanner (30), Ausliefertechniker, Abtwil«Wenn ich in der Natur bin.»

Linda Schläpfer (32), Pferdepsychologin, Abtwil «Wenn bei meinen zwei Kindern und allen 36 Tieren am Abend Ruhe eingekehrt ist.»

Zwei Seiten // 21

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SWISSLIFE Herbst 2014

Stille Tage in SweetwaterSich nicht anschauen. Nicht zunicken. Nicht miteinander reden. Eine ganze Woche lang. Die Regeln des Zen Center in Kalifornien sind nicht einfach auszuhalten. Schon gar nicht für eine Schriftstellerin wie Milena Moser, in deren Mund sich pausenlos Wörter formen. Doch sie hat es versucht. Und sieben Tage auf die Zähne gebissen. ›››

Text: Milena Moser, Illustration: Sylvia Geel

Titelgeschichte // 25

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Es ist so laut hier. Warum ist es so laut hier? Was ist das für ein Geräusch? Ein schier unerträg-

liches Mahlen, Knirschen, Krachen füllt die Atmosphäre.

Es ist früher Morgen in National City, einer Vorstadt von San Diego mit vielen industriellen und gewerblichen Betrieben. Das Postkartenkalifornien mit seinen Sandstränden und Palmen und weissgetünchten Villen und knall-rosa Bougainvilleen ist weit weg. Das Sweetwater Zen Center ist eine einfa-che Schule. Kein Schnickschnack. Die Medita tionshalle ist eine Jurte – eine offene Konstruktion aus einem Holz-boden und Zeltdach. Von der einen Seite hört man die aufgebrachten Stimmen aus der Obdachlosen-Klinik, auf der anderen Seite befindet sich eine Autospenglerei. Aus dem Radio dringt mexikanischer Hip-Hop, Automotoren jaulen, Abgase kitzeln uns in der Nase. Doch jetzt, so früh am Morgen, ist es noch still. Die Luft ist kühl und leicht salzig. Wir sitzen zu fünft am Tisch, schweigend. Nur ein unermüdliches Mahlen und Knirschen ist zu hören.

Das sind meine Zähne, die Granola-brocken zerkleinern. Knirsch, Krach, Knack. Mein Gesicht wird heiss. Ich halte den Blick auf meine Müeslischüs-sel gesenkt, wie es Vorschrift ist. Wir sollen uns nicht anschauen. Nicht zu-nicken. Und schon gar nicht miteinan-der reden. Eine ganze Woche lang nicht.

Ich halte inne. Ich schlucke. End-lich ist Ruhe. «Es tut mir leid», möchte ich sagen. «Ich wusste nicht…» Die Worte stauen sich in meinem Mund. Ich hatte keine Ahnung, wie viele da sind. Worte, die gesagt werden wollen. Was wusste ich nicht? Dass das Kauen dieser speziellen Granolasorte, die ich

zuhause auch esse, so viel Lärm verur-sacht. Warum wusste ich das nicht? Weil ich zuhause die Zeitung lese, wäh-rend ich frühstücke, Musik höre, tele-foniere. Weil ich, wenn ich mit anderen am Tisch sitze, mit ihnen rede.

Verstohlen hebe ich den Blick, lasse ihn über die Teller schweifen. Was ha-ben die anderen mitgebracht? Blasse weiche Tortillas. Kraftriegel. Ein hart-gekochtes Ei.

Vielleicht sollte ich gar nichts mehr essen? Ich habe noch nie gefastet und auch nicht vor, es je zu tun. Aber jetzt plötzlich kann ich nachvollziehen, was ich darüber gehört habe: dass einem

erst dann richtig bewusst wird, was man den ganzen Tag gedankenlos in sich hineinstopft, wenn man es nicht mehr tut. Genau so wird mir erst in diesem «sinnvollen Schweigen» be-wusst, wie viel ich den ganzen Tag schwafle, ohne etwas zu sagen. Ohne wirklich etwas zu sagen. Ich spüre, wie sich die Wörter in meinem Mund zu formen beginnen, wie sie gegen meine Lippen drängen, wie kleine Tiere, die sich zu befreien versuchen: «Entschul-digung!» Das ist offensichtlich immer das Erste, was mir beim Anblick eines anderen Menschen in den Sinn kommt. «Es tut mir leid», möchte ich sagen. «Es tut mir leid, dass ich so laut kaue. Es tut mir leid, dass ich so laut atme.»

Alles, was ich sagen möchte, ist Erklä-rung: «Ich bin aus der Schweiz. Ich spreche nicht so gut englisch. Ich bin Schriftstellerin. Ich habe zwei Kinder. Ich definiere mich über die Sprache.»

Wer bin ich, wenn ich keine Spra-che habe?

Sind es die Engländer, die sagen: «Never explain, never complain?» Er-kläre nichts, beklage dich nicht? Keine schlechte Devise. Entschuldige dich nicht, setze ich hinzu. Jedenfalls nicht automatisch.Ich ziehe den Löffel durch mein Jo - g hurt, umschiffe die grössten Granola-brocken, lade zwei Blaubeeren auf und

schiebe sie mir zwischen die Lippen, wie um die Wörter zurückzudrängen. Und plötzlich sehe ich bildlich vor mir, was passieren würde, wenn ich den Mund aufmachte. Ich sehe mich Wör-ter ausspucken, nach ihnen greifen. Nach kompakten, aus Holz geschnitz-ten Buchstaben. Ich sehe mich diese Buchstabenwürfel in die ungefähre Richtung der anderen werfen, sehe sie auf den Tisch fallen, in den leeren Raum zwischen uns. Sie füllen diesen Raum, sie türmen sich zwischen uns auf, bis wir einander hinter diesen Wör-terhaufen nicht mehr sehen können.Aber wir sollen uns ja auch nicht an-schauen. Es ist mein erster Tag hier. Ich bin am Vorabend angekommen, habe

«Erst in diesem ‹sinnvollen Schweigen› wird mir bewusst, wie viel ich den ganzen Tag schwafle, ohne etwas zu sagen.»

26 // Titelgeschichte

SWISSLIFE Herbst 2014

meine Lebensmittel im gemeinsamen Kühlschrank verstaut und mein Bett bezogen. Dann habe ich noch einmal den Stundenplan studiert:

05.30 Tagwache06.00 Zazen06.30 Kinhin06.40 Zazen07.10 Kinhin07.20 Zazen07.40 Sutrarezitation07.55 Frühstück vorbereiten08.15 Frühstück

Hier sind wir jetzt: 08.15, Früh-stück. Keine drei Stunden nachdem ich aufgestanden bin. Es scheint, als seien Jahre vergangen. Zazen heisst Zenme-ditation im Sitzen, Kinhin ist die Geh-meditation. Weitere japanische Aus-drücke, die ich gelernt habe, sind Samu, Arbeit im Haus oder Garten, und Daisan, Einzelgespräch mit der Lehrerin. Der Stundenplan geht in die-sem Stil, in Zwanzigminutenabschnit-ten, weiter bis 21 Uhr: Nachtruhe.

Um 21 Uhr, das habe ich gestern festgestellt, ist es hier noch hell. Wann bin ich zuletzt schlafen gegangen, als es noch hell war? Ich darf hier weder lesen noch schreiben. Geschweige denn elektronische Geräte benutzen. Aber ich habe einen E-Reader eingeschmug-gelt. Gestern habe ich damit unter der Bettdecke gelesen wie ein Kind. Heim-lich, verboten. Das Wissen, dass das Licht von aussen sichtbar ist, trägt zum Vergnügen bei. Wann war Lesen zuletzt etwas Verbotenes?Weitere Vorschriften: Ich darf keine grelle oder gemusterte Kleidung tragen. Arme und Beine sollen bedeckt sein.Meine Freunde machen sich Sorgen. In

Page 27: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Es ist so laut hier. Warum ist es so laut hier? Was ist das für ein Geräusch? Ein schier unerträg-

liches Mahlen, Knirschen, Krachen füllt die Atmosphäre.

Es ist früher Morgen in National City, einer Vorstadt von San Diego mit vielen industriellen und gewerblichen Betrieben. Das Postkartenkalifornien mit seinen Sandstränden und Palmen und weissgetünchten Villen und knall-rosa Bougainvilleen ist weit weg. Das Sweetwater Zen Center ist eine einfa-che Schule. Kein Schnickschnack. Die Medita tionshalle ist eine Jurte – eine offene Konstruktion aus einem Holz-boden und Zeltdach. Von der einen Seite hört man die aufgebrachten Stimmen aus der Obdachlosen-Klinik, auf der anderen Seite befindet sich eine Autospenglerei. Aus dem Radio dringt mexikanischer Hip-Hop, Automotoren jaulen, Abgase kitzeln uns in der Nase. Doch jetzt, so früh am Morgen, ist es noch still. Die Luft ist kühl und leicht salzig. Wir sitzen zu fünft am Tisch, schweigend. Nur ein unermüdliches Mahlen und Knirschen ist zu hören.

Das sind meine Zähne, die Granola-brocken zerkleinern. Knirsch, Krach, Knack. Mein Gesicht wird heiss. Ich halte den Blick auf meine Müeslischüs-sel gesenkt, wie es Vorschrift ist. Wir sollen uns nicht anschauen. Nicht zu-nicken. Und schon gar nicht miteinan-der reden. Eine ganze Woche lang nicht.

Ich halte inne. Ich schlucke. End-lich ist Ruhe. «Es tut mir leid», möchte ich sagen. «Ich wusste nicht…» Die Worte stauen sich in meinem Mund. Ich hatte keine Ahnung, wie viele da sind. Worte, die gesagt werden wollen. Was wusste ich nicht? Dass das Kauen dieser speziellen Granolasorte, die ich

zuhause auch esse, so viel Lärm verur-sacht. Warum wusste ich das nicht? Weil ich zuhause die Zeitung lese, wäh-rend ich frühstücke, Musik höre, tele-foniere. Weil ich, wenn ich mit anderen am Tisch sitze, mit ihnen rede.

Verstohlen hebe ich den Blick, lasse ihn über die Teller schweifen. Was ha-ben die anderen mitgebracht? Blasse weiche Tortillas. Kraftriegel. Ein hart-gekochtes Ei.

Vielleicht sollte ich gar nichts mehr essen? Ich habe noch nie gefastet und auch nicht vor, es je zu tun. Aber jetzt plötzlich kann ich nachvollziehen, was ich darüber gehört habe: dass einem

erst dann richtig bewusst wird, was man den ganzen Tag gedankenlos in sich hineinstopft, wenn man es nicht mehr tut. Genau so wird mir erst in diesem «sinnvollen Schweigen» be-wusst, wie viel ich den ganzen Tag schwafle, ohne etwas zu sagen. Ohne wirklich etwas zu sagen. Ich spüre, wie sich die Wörter in meinem Mund zu formen beginnen, wie sie gegen meine Lippen drängen, wie kleine Tiere, die sich zu befreien versuchen: «Entschul-digung!» Das ist offensichtlich immer das Erste, was mir beim Anblick eines anderen Menschen in den Sinn kommt. «Es tut mir leid», möchte ich sagen. «Es tut mir leid, dass ich so laut kaue. Es tut mir leid, dass ich so laut atme.»

Alles, was ich sagen möchte, ist Erklä-rung: «Ich bin aus der Schweiz. Ich spreche nicht so gut englisch. Ich bin Schriftstellerin. Ich habe zwei Kinder. Ich definiere mich über die Sprache.»

Wer bin ich, wenn ich keine Spra-che habe?

Sind es die Engländer, die sagen: «Never explain, never complain?» Er-kläre nichts, beklage dich nicht? Keine schlechte Devise. Entschuldige dich nicht, setze ich hinzu. Jedenfalls nicht automatisch.Ich ziehe den Löffel durch mein Jo - g hurt, umschiffe die grössten Granola-brocken, lade zwei Blaubeeren auf und

schiebe sie mir zwischen die Lippen, wie um die Wörter zurückzudrängen. Und plötzlich sehe ich bildlich vor mir, was passieren würde, wenn ich den Mund aufmachte. Ich sehe mich Wör-ter ausspucken, nach ihnen greifen. Nach kompakten, aus Holz geschnitz-ten Buchstaben. Ich sehe mich diese Buchstabenwürfel in die ungefähre Richtung der anderen werfen, sehe sie auf den Tisch fallen, in den leeren Raum zwischen uns. Sie füllen diesen Raum, sie türmen sich zwischen uns auf, bis wir einander hinter diesen Wör-terhaufen nicht mehr sehen können.Aber wir sollen uns ja auch nicht an-schauen. Es ist mein erster Tag hier. Ich bin am Vorabend angekommen, habe

«Erst in diesem ‹sinnvollen Schweigen› wird mir bewusst, wie viel ich den ganzen Tag schwafle, ohne etwas zu sagen.»

26 // Titelgeschichte

SWISSLIFE Herbst 2014

meine Lebensmittel im gemeinsamen Kühlschrank verstaut und mein Bett bezogen. Dann habe ich noch einmal den Stundenplan studiert:

05.30 Tagwache06.00 Zazen06.30 Kinhin06.40 Zazen07.10 Kinhin07.20 Zazen07.40 Sutrarezitation07.55 Frühstück vorbereiten08.15 Frühstück

Hier sind wir jetzt: 08.15, Früh-stück. Keine drei Stunden nachdem ich aufgestanden bin. Es scheint, als seien Jahre vergangen. Zazen heisst Zenme-ditation im Sitzen, Kinhin ist die Geh-meditation. Weitere japanische Aus-drücke, die ich gelernt habe, sind Samu, Arbeit im Haus oder Garten, und Daisan, Einzelgespräch mit der Lehrerin. Der Stundenplan geht in die-sem Stil, in Zwanzigminutenabschnit-ten, weiter bis 21 Uhr: Nachtruhe.

Um 21 Uhr, das habe ich gestern festgestellt, ist es hier noch hell. Wann bin ich zuletzt schlafen gegangen, als es noch hell war? Ich darf hier weder lesen noch schreiben. Geschweige denn elektronische Geräte benutzen. Aber ich habe einen E-Reader eingeschmug-gelt. Gestern habe ich damit unter der Bettdecke gelesen wie ein Kind. Heim-lich, verboten. Das Wissen, dass das Licht von aussen sichtbar ist, trägt zum Vergnügen bei. Wann war Lesen zuletzt etwas Verbotenes?Weitere Vorschriften: Ich darf keine grelle oder gemusterte Kleidung tragen. Arme und Beine sollen bedeckt sein.Meine Freunde machen sich Sorgen. In

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SWISSLIFE Herbst 2014

rictor, ausserdem einen kleinen Alliga-tor, den sie in der Badewanne hielten. Ein, aus. Eins. Ein, aus, zwei. Ein, aus… Mein Atem zischt durch die Nasenlö-cher. Warum atme ich so laut? Wie lan-ge sitze ich schon hier? Mein Fuss ist eingeschlafen. Einatmen, ausatmen. Eins. Zwei. Drei.Plötzlich ist es still. Ganz still.

Mein Atem löst sich auf. Ich löse mich auf. Nichts.Und dann bin ich plötzlich bei acht-zehn. Achtzehn? Einatmen, aus atmen, eins…Das Wesen der Meditation ist ihre Nicht-Zielgerichtetheit. In diesem Sin-ne mache ich alles falsch: Ich meditiere, weil es mir gut tut. Ich gehe ins Zen

Center, weil es mir in der Gruppe leich-ter fällt als allein. Das ist alles. Ich will kein besserer Mensch werden, ich glau-be nicht an Erleuchtung, ich will nur glücklich sein.

Nur?(Weil ich mich regelmässig in meiner alten Heimat, in Kalifornien, aufhalte, schlägt meine Lehrerin vor, dass ich das «Mutterhaus» besuche, in dem sie selber gelebt und gelernt hat. Dass ich ihre Lehrerin kennen lerne. Die Roshi, Seisen Saunders, hat nie ein Buch ge-schrieben und keine berühmten Schü-ler angezogen, nicht wie ihr Lehrer, Bernie Glassmann. Dank seiner Zu-

«Ich will kein besserer Mensch werden, ich glaube nicht an Erleuchtung, ich will nur glücklich sein.»

was für eine Sekte bin ich da geraten? Sie bestehen darauf, dass wir ein Code-wort vereinbaren. «Wir holen dich hier raus», sagen sie. «Jederzeit! Tag und Nacht!» Sie freuen sich schon auf das Abenteuer. Ich enttäusche sie nur un-gern: «Ich kann doch jederzeit abrei-sen», sage ich. «Ich gehe ja nicht ins Gefängnis.»

Das hab ich mit einer Romanfigur durchgespielt, mit der pathologisch zerstreuten Poppy, die unschuldig im Gefängnis landet und dort Ruhe fin-det. Durch Routine, einen geregelten Tagesablauf, durch eine drastische Ein-schränkung von Dingen, Möglichkei-ten, Ablenkungen. Sie fühlt sich so wohl, dass sie kaum mehr weg will. Iro-nisch kommentierte sie, andere wür-den für so etwas teures Geld ausgeben, für einen solchen Retreat. Retreat heisst Rückzug. Rückzug wohin? In sich selbst? Was will ich in mir selbst? Was gibt es da zu sehen? Oder besser, zu hören?

Vor vier oder fünf Jahren stolperte ich in Aarau zum ersten Mal in eine Zenschule. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mindestens ein Jahr lang da-rüber nachgedacht, ob ich das nicht einmal ausprobieren wollte, «diese» Zenmeditation. Doch zwei Stunden schienen mir ziemlich lang. Und dann noch morgens früh um sechs. «Du kannst jederzeit aufstehen und gehen», sagte die Lehrerin.

Ihre Anweisungen waren einfach genug. Stillsitzen, die Atemzüge zäh-len: ein, aus, eins, ein, aus, zwei. Und so weiter. Von eins bis zehn. Eins bis Zen. Haha! Stellt sich heraus, das ist gar nicht so einfach, wie es klingt.

Ich sitze auf dem schwarzen Kissen, die Beine gekreuzt, die Hände ineinan-

dergelegt, die Augen halb geschlossen. Ein Gong erklingt. Ich atme ein, ich atme aus. Ich zähle: eins. Einatmen, ausatmen, zwei. Einatmen, ausatmen… meine Hüfte tut weh. Wie lang sitze ich schon hier? Sollte man nicht meinen, jemand, der so viel Yoga macht wie ich, sollte eine halbe Stunde stillsitzen kön-nen? Da niest jemand. Zum Glück ist das nicht mir passiert. Andererseits, hat die Lehrerin nicht gesagt, unwill-kürliche Körperregungen wie Schlu-cken, Niesen, Husten solle man nicht unterdrücken? Jetzt kitzelt es in mei-ner Nase. Ist Niesen ansteckend wie Gähnen? Oh Gott, nur nicht an Gäh-nen denken! Ich presse die Kiefer zu-sammen, meine Augen tränen. Ein un-

widerstehliches Bedürfnis, den Arm zu heben, die Tränen wegzuwischen, die beim Trocknen auf meiner Haut ein unangenehmes Jucken hinterlassen. Wenn ich mich jetzt nicht kratze, ster-be ich. OK. OK. Ein, aus, eins. Ein, aus, zwei. Ein, aus… Der Geist sei wie eine Schlange, hat die Lehrerin gesagt, stän-dig in Bewegung ohne sich dessen be-wusst zu sein. Steckt man nun diese Schlange in das Bambusrohr der Medi-tationspraxis, werden ihr diese Bewe-gungen erst bewusst. Wenn sie sich am Rohr anstösst. Als Kind wollte ich im-mer eine Schlange als Haustier haben, die Nachbarn hatten eine Boa Const-

Titelgeschichte // 29

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SWISSLIFE Herbst 2014

rictor, ausserdem einen kleinen Alliga-tor, den sie in der Badewanne hielten. Ein, aus. Eins. Ein, aus, zwei. Ein, aus… Mein Atem zischt durch die Nasenlö-cher. Warum atme ich so laut? Wie lan-ge sitze ich schon hier? Mein Fuss ist eingeschlafen. Einatmen, ausatmen. Eins. Zwei. Drei.Plötzlich ist es still. Ganz still.

Mein Atem löst sich auf. Ich löse mich auf. Nichts.Und dann bin ich plötzlich bei acht-zehn. Achtzehn? Einatmen, aus atmen, eins…Das Wesen der Meditation ist ihre Nicht-Zielgerichtetheit. In diesem Sin-ne mache ich alles falsch: Ich meditiere, weil es mir gut tut. Ich gehe ins Zen

Center, weil es mir in der Gruppe leich-ter fällt als allein. Das ist alles. Ich will kein besserer Mensch werden, ich glau-be nicht an Erleuchtung, ich will nur glücklich sein.

Nur?(Weil ich mich regelmässig in meiner alten Heimat, in Kalifornien, aufhalte, schlägt meine Lehrerin vor, dass ich das «Mutterhaus» besuche, in dem sie selber gelebt und gelernt hat. Dass ich ihre Lehrerin kennen lerne. Die Roshi, Seisen Saunders, hat nie ein Buch ge-schrieben und keine berühmten Schü-ler angezogen, nicht wie ihr Lehrer, Bernie Glassmann. Dank seiner Zu-

«Ich will kein besserer Mensch werden, ich glaube nicht an Erleuchtung, ich will nur glücklich sein.»

was für eine Sekte bin ich da geraten? Sie bestehen darauf, dass wir ein Code-wort vereinbaren. «Wir holen dich hier raus», sagen sie. «Jederzeit! Tag und Nacht!» Sie freuen sich schon auf das Abenteuer. Ich enttäusche sie nur un-gern: «Ich kann doch jederzeit abrei-sen», sage ich. «Ich gehe ja nicht ins Gefängnis.»

Das hab ich mit einer Romanfigur durchgespielt, mit der pathologisch zerstreuten Poppy, die unschuldig im Gefängnis landet und dort Ruhe fin-det. Durch Routine, einen geregelten Tagesablauf, durch eine drastische Ein-schränkung von Dingen, Möglichkei-ten, Ablenkungen. Sie fühlt sich so wohl, dass sie kaum mehr weg will. Iro-nisch kommentierte sie, andere wür-den für so etwas teures Geld ausgeben, für einen solchen Retreat. Retreat heisst Rückzug. Rückzug wohin? In sich selbst? Was will ich in mir selbst? Was gibt es da zu sehen? Oder besser, zu hören?

Vor vier oder fünf Jahren stolperte ich in Aarau zum ersten Mal in eine Zenschule. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mindestens ein Jahr lang da-rüber nachgedacht, ob ich das nicht einmal ausprobieren wollte, «diese» Zenmeditation. Doch zwei Stunden schienen mir ziemlich lang. Und dann noch morgens früh um sechs. «Du kannst jederzeit aufstehen und gehen», sagte die Lehrerin.

Ihre Anweisungen waren einfach genug. Stillsitzen, die Atemzüge zäh-len: ein, aus, eins, ein, aus, zwei. Und so weiter. Von eins bis zehn. Eins bis Zen. Haha! Stellt sich heraus, das ist gar nicht so einfach, wie es klingt.

Ich sitze auf dem schwarzen Kissen, die Beine gekreuzt, die Hände ineinan-

dergelegt, die Augen halb geschlossen. Ein Gong erklingt. Ich atme ein, ich atme aus. Ich zähle: eins. Einatmen, ausatmen, zwei. Einatmen, ausatmen… meine Hüfte tut weh. Wie lang sitze ich schon hier? Sollte man nicht meinen, jemand, der so viel Yoga macht wie ich, sollte eine halbe Stunde stillsitzen kön-nen? Da niest jemand. Zum Glück ist das nicht mir passiert. Andererseits, hat die Lehrerin nicht gesagt, unwill-kürliche Körperregungen wie Schlu-cken, Niesen, Husten solle man nicht unterdrücken? Jetzt kitzelt es in mei-ner Nase. Ist Niesen ansteckend wie Gähnen? Oh Gott, nur nicht an Gäh-nen denken! Ich presse die Kiefer zu-sammen, meine Augen tränen. Ein un-

widerstehliches Bedürfnis, den Arm zu heben, die Tränen wegzuwischen, die beim Trocknen auf meiner Haut ein unangenehmes Jucken hinterlassen. Wenn ich mich jetzt nicht kratze, ster-be ich. OK. OK. Ein, aus, eins. Ein, aus, zwei. Ein, aus… Der Geist sei wie eine Schlange, hat die Lehrerin gesagt, stän-dig in Bewegung ohne sich dessen be-wusst zu sein. Steckt man nun diese Schlange in das Bambusrohr der Medi-tationspraxis, werden ihr diese Bewe-gungen erst bewusst. Wenn sie sich am Rohr anstösst. Als Kind wollte ich im-mer eine Schlange als Haustier haben, die Nachbarn hatten eine Boa Const-

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Page 30: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Ist ein Moment real, wenn er nicht ge-teilt wird? Ist eine Erfahrung relevant, wenn sie nicht von anderen zur Kennt-nis genommen, estimiert, geliked wird? Etwas mitzuteilen heisst schon lange nicht mehr, über etwas zu reden. Reden genügt nicht. Wir müssen alles dokumentieren, öffentlich machen.

Ich stecke mir ein Stück Tomate in den Mund, es schmeckt salzig.

Als am letzten Tag das Schweigen gebrochen wird, reden alle durchein-ander. Die Stimmen überschlagen sich. Wir schnattern, bis uns schwind-lig wird. Die kleine Frau, die eine Woche lang neben mir sass und jeden Tag weinte, der ich die Schaufel über den Kopf gezogen habe, erzählt mir, dass sie in der Navy war. Sie schiebt den Ärmel hoch und zeigt mir ihr Tattoo: ein Anker und darunter die Worte «Death before Dishonor».

«Ich hab doch gesagt, dass ich schon Schlimmeres erlebt habe», grinst sie.

Worte.

sammenarbeit mit Jeff Bridges hat die Zenmeditation mindestens bei mei-nen Söhnen Akzeptanz gefunden. Wenn «The Dude» es absegnet, kann es nicht ganz verkehrt sein. Tatsäch-lich kann man den Kultfilm «The Big Lebowsky» als Sammlung von Zen-Koans interpretieren – aber so genau wollen meine Söhne das nun auch wie-der nicht wissen. Und ich schweife schon wieder ab…)

Einatmen, ausatmen. Eins. Zwei. Drei.Zwei Tage später, bei der Gartenar-

beit, drehe ich mich ungeschickt um, die Schaufel auf meiner Schulter dreht sich mit und trifft die kleinere Frau, die neben mir steht, voll an der Schlä-fe. Ich lasse das Gartengerät und das «sinnvolle Schweigen» fallen. «Oh Gott, es tut mir leid! I am so, so, so sor-ry!» Jetzt, wo ich diese Worte endlich ausspucke, die sich seit Tagen in mir aufstauen, bin ich sicher, dass sie ange-bracht sind. Die kleinere Frau fasst sich an den Kopf, runzelt die Stirn –dann lächelt sie. «Es ist OK», sagt sie. «Ich habe schon Schlimmeres erlebt.»

Schlimmeres? Wirklich? Jetzt wür-de ich gerne nachfragen, aber ich kann nicht. Ich darf nicht. Ich versorge die Schaufel und gehe zurück in die Medi-tationshalle, die Hände gefaltet den Kopf gesenkt. In den nächsten Tagen werde ich immer wieder mal über die

kleine Frau nachdenken. Sie weint jeden Tag. Immer wieder. Manchmal höre ich sie schniefen. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sie die Nase hochzieht, während der Gehmedi-tation verstohlen ein Taschentuch aus dem Ärmel zieht und sich das Gesicht abwischt. Es ist ungewohnt, zu wei-nen, wenn man sich nicht bewegt. Die Tränen kitzeln, während sie über das Gesicht rinnen und jucken, während

sie antrocknen. Doch auch das ver-geht, wie alles. Ein, aus, eins. Ein, aus, zwei. Was hat sie für einen Grund zu weinen? Sie wirkt so jung, so gesund. Ist sie das erste Mal weg von zuhause? Von zuhause weggelaufen? Ein, aus, eins… Ein, aus… Nimmt mich ja wunder, was sie schon Schlimmes er-lebt hat. Die Amerikaner sind so ver-wöhnt. Ein, aus, eins… Ach, und du bist wohl die Expertin für «Schlimme-res erlebt», was? Ein, aus… Im nächs-ten Moment überschwemmt mich allergrösstes Mitgefühl. Und dann ver-geht auch das.

Mittags schneide ich eine Tomate in Scheiben und plötzlich kommen mir die Tränen. Habe ich je etwas Schöneres gesehen als diese Tomate? Ich schaue auf – doch da ist niemand. Niemand, dem ich mich mitteilen könnte. Und selbst wenn, ich darf ja nicht. Ich muss es für mich behalten.

«Ist ein Moment real, wenn er nicht geteilt wird? Ist eine Erfahrung relevant, wenn sie nicht von anderen estimiert, geliked wird?»

Sylvia Geel, Malerin, macht selber seit gut vier Jahren Yoga. Mit der gewählten Illustrations-technik kann sie den inneren Fluss gut darstel-len. Den Körperströmungen und Empfindungen hat sie unterschiedliche Farben zugeordnet. Die «groben» Zeichnungen und Schriften sind Störfaktoren, welche die Meditation unter-brechen und einen immer wieder zurück in die Realität holen. Die Metapher mit der Schlange zeigt das Bewusstwerden der Gedankenbewe-gungen sehr schön auf. Die Illustrationen von Sylvia Geel gehen noch einen Schritt weiter; nämlich zu dem Punkt der Meditation, wo der Geist abdriftet, wie in einen Sog gerät, also in einen Zwischenbereich des Wachseins und des Schlafens – schwebend, leicht. Die Farbe Blau steht für Mystik und wirkt unterstützend. Die Farben der Schlussillustration zeigen das Nach- schwingen, das Ausklingen, das Zurückkehren in den Alltag. Die Strömungen und Emotionen, das Schweben und Gleiten, die inneren Kämpfe weichen langsam aus dem Körper.

30 // Titelgeschichte

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Ist ein Moment real, wenn er nicht ge-teilt wird? Ist eine Erfahrung relevant, wenn sie nicht von anderen zur Kennt-nis genommen, estimiert, geliked wird? Etwas mitzuteilen heisst schon lange nicht mehr, über etwas zu reden. Reden genügt nicht. Wir müssen alles dokumentieren, öffentlich machen.

Ich stecke mir ein Stück Tomate in den Mund, es schmeckt salzig.

Als am letzten Tag das Schweigen gebrochen wird, reden alle durchein-ander. Die Stimmen überschlagen sich. Wir schnattern, bis uns schwind-lig wird. Die kleine Frau, die eine Woche lang neben mir sass und jeden Tag weinte, der ich die Schaufel über den Kopf gezogen habe, erzählt mir, dass sie in der Navy war. Sie schiebt den Ärmel hoch und zeigt mir ihr Tattoo: ein Anker und darunter die Worte «Death before Dishonor».

«Ich hab doch gesagt, dass ich schon Schlimmeres erlebt habe», grinst sie.

Worte.

sammenarbeit mit Jeff Bridges hat die Zenmeditation mindestens bei mei-nen Söhnen Akzeptanz gefunden. Wenn «The Dude» es absegnet, kann es nicht ganz verkehrt sein. Tatsäch-lich kann man den Kultfilm «The Big Lebowsky» als Sammlung von Zen-Koans interpretieren – aber so genau wollen meine Söhne das nun auch wie-der nicht wissen. Und ich schweife schon wieder ab…)

Einatmen, ausatmen. Eins. Zwei. Drei.Zwei Tage später, bei der Gartenar-

beit, drehe ich mich ungeschickt um, die Schaufel auf meiner Schulter dreht sich mit und trifft die kleinere Frau, die neben mir steht, voll an der Schlä-fe. Ich lasse das Gartengerät und das «sinnvolle Schweigen» fallen. «Oh Gott, es tut mir leid! I am so, so, so sor-ry!» Jetzt, wo ich diese Worte endlich ausspucke, die sich seit Tagen in mir aufstauen, bin ich sicher, dass sie ange-bracht sind. Die kleinere Frau fasst sich an den Kopf, runzelt die Stirn –dann lächelt sie. «Es ist OK», sagt sie. «Ich habe schon Schlimmeres erlebt.»

Schlimmeres? Wirklich? Jetzt wür-de ich gerne nachfragen, aber ich kann nicht. Ich darf nicht. Ich versorge die Schaufel und gehe zurück in die Medi-tationshalle, die Hände gefaltet den Kopf gesenkt. In den nächsten Tagen werde ich immer wieder mal über die

kleine Frau nachdenken. Sie weint jeden Tag. Immer wieder. Manchmal höre ich sie schniefen. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sie die Nase hochzieht, während der Gehmedi-tation verstohlen ein Taschentuch aus dem Ärmel zieht und sich das Gesicht abwischt. Es ist ungewohnt, zu wei-nen, wenn man sich nicht bewegt. Die Tränen kitzeln, während sie über das Gesicht rinnen und jucken, während

sie antrocknen. Doch auch das ver-geht, wie alles. Ein, aus, eins. Ein, aus, zwei. Was hat sie für einen Grund zu weinen? Sie wirkt so jung, so gesund. Ist sie das erste Mal weg von zuhause? Von zuhause weggelaufen? Ein, aus, eins… Ein, aus… Nimmt mich ja wunder, was sie schon Schlimmes er-lebt hat. Die Amerikaner sind so ver-wöhnt. Ein, aus, eins… Ach, und du bist wohl die Expertin für «Schlimme-res erlebt», was? Ein, aus… Im nächs-ten Moment überschwemmt mich allergrösstes Mitgefühl. Und dann ver-geht auch das.

Mittags schneide ich eine Tomate in Scheiben und plötzlich kommen mir die Tränen. Habe ich je etwas Schöneres gesehen als diese Tomate? Ich schaue auf – doch da ist niemand. Niemand, dem ich mich mitteilen könnte. Und selbst wenn, ich darf ja nicht. Ich muss es für mich behalten.

«Ist ein Moment real, wenn er nicht geteilt wird? Ist eine Erfahrung relevant, wenn sie nicht von anderen estimiert, geliked wird?»

Sylvia Geel, Malerin, macht selber seit gut vier Jahren Yoga. Mit der gewählten Illustrations-technik kann sie den inneren Fluss gut darstel-len. Den Körperströmungen und Empfindungen hat sie unterschiedliche Farben zugeordnet. Die «groben» Zeichnungen und Schriften sind Störfaktoren, welche die Meditation unter-brechen und einen immer wieder zurück in die Realität holen. Die Metapher mit der Schlange zeigt das Bewusstwerden der Gedankenbewe-gungen sehr schön auf. Die Illustrationen von Sylvia Geel gehen noch einen Schritt weiter; nämlich zu dem Punkt der Meditation, wo der Geist abdriftet, wie in einen Sog gerät, also in einen Zwischenbereich des Wachseins und des Schlafens – schwebend, leicht. Die Farbe Blau steht für Mystik und wirkt unterstützend. Die Farben der Schlussillustration zeigen das Nach- schwingen, das Ausklingen, das Zurückkehren in den Alltag. Die Strömungen und Emotionen, das Schweben und Gleiten, die inneren Kämpfe weichen langsam aus dem Körper.

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SWISSLIFE Herbst 2014

Page 32: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Viel um die OhrenLärm ist ein permanenter Teil des modernen Alltags. Das kann ins Ohr gehen. Auch wenn der Lärm vermeintlich nicht stört, kann er die empfindlichen Sinneszellen im Innenohr zerstören. Ob bei der Arbeit ohne Gehörschutz oder beim Musikhören über Kopfhörer – oft ist der Lärmpegel und damit die Gefahr bleibender Hörschäden hoch. Gönnen Sie den Ohren ihre Ruhe.

Telefon 80

dB

Schreien 70dB

Regen 50dB

Leise Musik 40dB

Flüstern 30dB

Arm

band

uhr 20

dB

Atm

en 1

0dB

Nähmaschine 60dB

Viel um die OhrenLärm ist ein permanenter Teil des modernen Alltags. Das kann ins Ohr gehen. Auch wenn der Lärm vermeintlich nicht stört, kann er die empfindlichen Sinneszellen im Innenohr zerstören. Ob bei der Arbeit ohne Gehörschutz oder beim Musikhören über Kopfhörer – oft ist der Lärmpegel und damit die Gefahr bleibender Hörschäden hoch. Gönnen Sie den Ohren ihre Ruhe.

Telefon 80

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Regen 50dB

Leise Musik 40dB

Flüstern 30dB

Arm

band

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Atmen 1

0dB

Nähmaschine 60dB

SWISSLIFE Herbst 2014

120dB Gewitterdonner

100dB Presslu

fthammer 90dB

Laub

bläs

er

160dB Gewehr

130dB Düsenflugzeug

Zahlensalat // 33

Page 33: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Viel um die OhrenLärm ist ein permanenter Teil des modernen Alltags. Das kann ins Ohr gehen. Auch wenn der Lärm vermeintlich nicht stört, kann er die empfindlichen Sinneszellen im Innenohr zerstören. Ob bei der Arbeit ohne Gehörschutz oder beim Musikhören über Kopfhörer – oft ist der Lärmpegel und damit die Gefahr bleibender Hörschäden hoch. Gönnen Sie den Ohren ihre Ruhe.

Telefon 80

dB

Schreien 70dB

Regen 50dB

Leise Musik 40dB

Flüstern 30dB

Arm

band

uhr 20

dB

Atm

en 1

0dB

Nähmaschine 60dB

SWISSLIFE Herbst 2014

120dB Gewitterdonner

100dB Presslu

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Laub

bläs

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160dB Gewehr

130dB Düsenflugzeug

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120dB Gewitterdonner

100dB Presslu

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160dB Gewehr

130dB Düsenflugzeug

Zahlensalat // 33

Page 34: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

«Technology is the answer, but what was the question?»

fragte Cedric Price vor über drei Jahrzehnten.

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Auch die Architekturbiennale in Venedig sucht dieses Jahr nach dem passenden Zusammenspiel neuer Technologien und Architektur. archithese berichtet von der wichtigsten Architekturausstellung

der Welt. Tauchen Sie mit archithese ein in die Welt der Architektur und verfolgen Sie die aktuelle Debatte anhand tiefgründiger Essays, spannender Interviews und historischer Recherchen.

Cedric Price, Innenperspektive des Fun Palace, 1964, Canadian Centre for Architecture Montréal, ©Pro Helvetia

Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur

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«Technology is the answer, but what was the question?»

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Cedric Price, Innenperspektive des Fun Palace, 1964, Canadian Centre for Architecture Montréal, ©Pro Helvetia

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SWISSLIFE Herbst 2014

So fängtZukunft an.Körper, Geist und Seele im Einklang – durch einen kontrol-lierten Atem und Konzentration führt Yoga zu einer inneren Gelassenheit. Der Weg in die Stille fasziniert auch in der Schweiz immer mehr Menschen. Giorgio von Arb porträtiert Frauen, die unlängst ihre Ausbildung abgeschlossen haben und dafür sorgen, dass Mitmenschen zur Ruhe kommen – jenseits aller Gedanken und Gefühle. ›››

Bild: Giorgio von Arb

SWISSLIFE Herbst 2014

www.yoga.ch // www.lotosyoga.ch

Yoga-Lehrerinnen // 35

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Cathleen epper, BenKen (Zh)«Mit Yoga geht eine tür nach innen auf.»

SWISSLIFE Herbst 2014

paSCale patrICIa hOFFMann-hOStettler, therWIl (Bl)«Yoga lehrt uns, tiefe Zufriedenheit und grenzenloses Glück in uns selber zu erfahren.»

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Cathleen epper, BenKen (Zh)«Mit Yoga geht eine tür nach innen auf.»

SWISSLIFE Herbst 2014

paSCale patrICIa hOFFMann-hOStettler, therWIl (Bl)«Yoga lehrt uns, tiefe Zufriedenheit und grenzenloses Glück in uns selber zu erfahren.»

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ClaudIa haurI, StrenGelBaCh (aG)«Mit Yoga begleite ich Menschen zu ihrer ruhigen Kraft.»

SWISSLIFE Herbst 2014

nOËlle hÄGler, adlISWIl (Zh)«Yoga hat für mich die gleiche Bedeutung wie die liebe: tief berührend und doch nie ausgelernt.»

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ClaudIa haurI, StrenGelBaCh (aG)«Mit Yoga begleite ich Menschen zu ihrer ruhigen Kraft.»

SWISSLIFE Herbst 2014

nOËlle hÄGler, adlISWIl (Zh)«Yoga hat für mich die gleiche Bedeutung wie die liebe: tief berührend und doch nie ausgelernt.»

Page 40: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

SuSanne rIeSer, ZÜrICh (Zh)«Yoga ist Weg und Ziel. In meinem unterricht schaffe ich einen raum für die teilnehmenden, in dem sie sich selber und die eigenen Möglichkeiten erforschen können.»

SWISSLIFE Herbst 2014

GaBrIele MÜller-BaSelGIa, OBerMuMpF (aG)«Yoga ist keine technik, die sich im Schnellverfahren lernen lässt. es ist ein persönlicher ganzheitlicher reifeprozess und eine individuelle Chance in unserer oft hektischen und schnelllebigen Zeit.»

Page 41: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

SuSanne rIeSer, ZÜrICh (Zh)«Yoga ist Weg und Ziel. In meinem unterricht schaffe ich einen raum für die teilnehmenden, in dem sie sich selber und die eigenen Möglichkeiten erforschen können.»

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GaBrIele MÜller-BaSelGIa, OBerMuMpF (aG)«Yoga ist keine technik, die sich im Schnellverfahren lernen lässt. es ist ein persönlicher ganzheitlicher reifeprozess und eine individuelle Chance in unserer oft hektischen und schnelllebigen Zeit.»

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SneZana SulSer, WInterBerG (Zh)«Yoga fördert und unterstützt meine körperliche, seelische und geistige Gesundheit: Zeit und raum, um durchzuatmen und in meine innere ruhe einzutauchen.»

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Jetzt oder erst später verkaufen? Wir helfen Ihnen, den richtigen Zeitpunkt zu f inden.

Wohneigentum ist Vorsorge zum Anfassen.Vorsorge kann viel handfester sein, als man denkt: Wohneigentum ist Vorsorge zum Anfassen. Auf Immobilien als sichere Wertanlage baut Swiss Life schon seit 150 Jahren. Wir beraten Sie kompetent, wenn Sie Ihr Eigenheim verkaufen möchten. Ob jetzt oder erst in einigen Jahren. Unsere Experten analysieren Ihre Immobilie – und Ihre Vorsorgesituation – und liefern Ihnen die Grundlagen für einen sorgfältig abgewogenen Entscheid. Nutzen Sie unsere Erfahrung. Auch dann, wenn Sie sich für Kauf, Finanzierung oder Umbau von Immobilien interessieren. swisslife.ch

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SWISSLIFE Herbst 2014

Auszeit für die Einkehr

Text: Urs Mannhart, Bild: Tom Haller

Besinnliches Klosterleben in Ruhe und Stille? Wunsch- denken. Zwischen Entschleunigung und Einkehr hat Bruder Daniel vor allem eines: einen vollen Termin- kalender, der ihn manchmal an seine Grenzen bringt. Denn ein Mönch ist auch nur ein Mensch.›››

A Swiss Life // 45

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Mit einem knöchellangen, pechschwarzen Gewand rauscht er flinken Schrittes durch lange Flure, unter dem Arm ein altes, in Leder gebundenes

Buch. Das Licht des heranbrechenden Tages legt sich auf das schwarze, kurz geschnittene Haar und die charmante Glatze.

Mit wachen Augen, einem Händedruck und herzlichen Worten begrüsst der 53-jährige Bruder Daniel die ihn erwar-tenden Gäste. Er muss, um mit Fremden in Kontakt zu treten, nicht aus einer tiefen Versenkung an die Oberfläche der Ge-genwart klettern. Im Gegenteil; es gelingt ihm, Gästen gleich das Gefühl zu geben, mit ihm auf gleicher Ebene zu stehen.

Er führt diese Menschen, die im Kloster Fischingen eine Auszeit vom beruflichen Stress suchen, in den obersten Stock dieses imposanten Sakralbaus, wo er sie bittet, die Schuhe auszuziehen. Mit seinem Tempo kann dabei niemand mithal-ten: Mit einer fliessenden Bewegung öffnet Bruder Daniel die Schnappverschlüsse seiner Teva-Sandalen und steht bereits im nächsten Zimmer, während sich alle anderen noch un-geschickt-unausgeschlafen mit Schnürsenkeln beschäftigen. Ungefähr siebzig Quadratmeter misst dieser Raum, der an-mutet, als wäre er direkt von Japan in den Thurgau importiert worden: Der Boden ist ausgelegt mit Tatami-Matten, die Wände sind aus unbehandeltem Holz gefertigt, vor den Fens-tern stehen filigrane, mit milchigem Reispapier bespannte Holzrahmen. Schwarze Kissen liegen wohlge ordnet auf den Matten, vorne befindet sich ein Altar mit einem Christus-bild, einem Porträt des christlichen Zen-Lehrers Hugo Lassalle und einem Kreuz. Bruder Daniel setzt sich auf eines der Kissen und legt sich die Knöchel auf die Unterschenkel. Die Funkuhr zu seiner Rechten zeigt fast 7 Uhr; höchste Zeit, loszulegen.

Je nach Beweglichkeit setzen sich die Gäste auf einen Stuhl, auf eine minimalistische Holzbank oder auf ein Kissen.

«Es muss euch wohl sein», sagt der bereits eine anstecken-de Ruhe ausstrahlende Mönch und wartet, bis alle sich mit dem eigenen Körper arrangiert haben. «Sehr gut», sagt er, um nach einer Pause anzufügen: «Und doch ganz falsch: Wir wol-len alle so sitzen, dass wir einander nicht beobachten und kontrollieren.»

Er sagt dies ganz ohne Vorwurf. Dass es nicht ums Plau-dern geht, ist klar: «Zazen bei den Benediktinern» heisst einer der zahlreichen Kurse, die Daniel im Kloster Fischingen anbietet; Stille, Achtsamkeit, Einkehr sind die grossen Themen. Also drehen sich alle um, blicken schliesslich gegen eine Wand oder auf helles Holz; die Chancen, sich abzulen-ken, sind minimal.Dreimal schlägt Bruder Daniel die Klangschale an, ein ange-nehm heller, klarer Ton wandert durch den Raum.

Kann es sein, dass die Ruhe ein Weg ist, der in Mäandern zur Stille führt?

Unvermittelt holt Bruder Daniel das alte Buch hervor. Als er die Buchdeckel öffnet, kommt ein Tablet-Computer zum Vorschein. Bald hat er einen im dämmrigen Licht zart auf-leuchtenden Text vor Augen, den er sorgfältig vorträgt. Es geht in einprägsamen Worten um Gier, um das Streben nach unreinen Dingen – aufgrund des Publikums ein gewiss nicht zufällig ausgewählter Text.

Hernach ereignet sich ganz lange nichts – falls die zerrin-nende Zeit kein Ereignis ist.

Wieso aber nehmen die anderen acht Mönche, die zu-sammen mit Bruder Daniel im Kloster Fischingen die Bene-diktinergemeinschaft bilden, nicht an diesen Meditationen teil?

Das hat mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun, die hier zusammengefunden haben. Und mit den Auf-gaben, die unter den Mönchen verteilt werden.

Als Daniel Prandini im Jahr 2007 den Eintritt ins klöster-liche Leben wagte, stellte sich bald die Frage nach dem Betätigungsfeld: Das Pfarramt, die Seelsorge im Dorf, die Administration, die Töpferei – alles war bereits belegt.

Daniel schlug deswegen vor, Zazen-Kurse anzubieten. Die Benediktiner reagierten nicht gerade euphorisch. Eine in Japan verwurzelte, von Menschen aller religiösen und nichtreligiösen Couleur tradierte Form der Meditation soll in einem katholischen Kloster für allerlei Gäste, auch für Frauen und für Kirchenferne, angeboten werden?

Bruder Daniel war nicht erstaunt über seine zögernden Mit-mönche. Statt einen Vortrag darüber zu halten, was Zazen ist, holte er Kissen hervor, setzte die Mönche vor eine Wand und liess sie eine Viertelstunde reglos sitzen. Mit der sich ausbreitenden Stille konnten sich die sonst oft traditionsbe-wussten Benediktiner durchaus anfreunden. Also liessen sie Bruder Daniel gewähren – und ahnten nicht, welchen Erfolg er damit ernten würde: Heute reisen alljährlich rund zwei-tausend Menschen nach Fischingen, um mit Bruder Daniel während einer Stunde oder länger achtsam in einer durch

«Es muss euch wohl sein», sagt der bereits eine ansteckende Ruhe ausstrahlende Mönch und wartet, bis alle sich mit dem eige-nen Körper arrangiert haben.

Das Kloster Fischingen ist ein Anziehungspunkt für Ruhesuchende. Rund 2000 Teilnehmende zählen die Zazen-Kurse jedes Jahr.

Auszeit vom Klosterbetrieb: Bruder Daniel findet Ruhe im Wald.

SWISSLIFE Herbst 2014

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Das Kloster Fischingen ist ein Anziehungspunkt für Ruhesuchende. Rund 2000 Teilnehmende zählen die Zazen-Kurse jedes Jahr.

Auszeit vom Klosterbetrieb: Bruder Daniel findet Ruhe im Wald.

SWISSLIFE Herbst 2014

Page 48: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Im Jahr 2007 wagte Bruder Daniel den Eintritt ins klösterliche Leben – ein Schritt in eine neue Welt.

Vielleicht lernen Sie Bruder Daniel bald persönlich kennen.Beim Wettbewerb (Seite 56) können Sie eine Woche Auszeit im Kloster Fischingen gewinnen. Nehmen Sie mit der Karte im UPDATE oder digital auf www.swisslife.ch/magazin oder mit der SWISSLIFE-App teil.

SWISSLIFE Herbst 2014

nym für positive und negative Gedanken. Es gehe nicht um moralinsaure Gebote, sondern um eine Einladung, ein paar Vorurteile über Bord zu werfen.

Damit löst er die Veranstaltung auf. Für Gespräche unter vier Augen, wie er sie im Rahmen seiner Kurse sonst stets an-bietet, bleibt nun keine Zeit, denn um 7:45 Uhr muss er sich in der St.-Idda-Kapelle einfi nden, um Pilgern einen Segen mit auf den Weg zu geben.

Mit Rucksack und Teleskopstöcken betritt wenige Minu-ten später tatsächlich eine Pilgerin die Kirche, gefolgt von ei-nem jungen, ebenfalls wetterfest gekleideten Paar, das mit dem Fahrrad unterwegs ist. Bruder Daniel bittet die drei zum Altar, spricht Gebete und Fürbitten, drückt ihnen den Klos-terstempel ins Pilgerbüchlein – und fragt sie nach ihren Etap-penzielen. Die Frau weiss bereits, wo sie abends übernachten möchte. Die Radfahrer hingegen blicken staunend auf die Strassenkarte, die Bruder Daniel vor ihnen ausbreitet. Auch hier gibt er eigene Erfahrungen weiter: Als er noch in der Elektrobranche arbeitete, war er ein leidenschaftlicher Rad-fahrer. Auf langen, einsamen Touren mit Zelt und Schlafsack hat er sich in der Einkehr geübt. Und schliesslich hat er mit dem Fahrrad den Jakobsweg absolviert. Mit dem Hinweis, wo eine besonders rasante Abfahrt auf sie warte, bringt er das junge Paar zum Lachen. Erfreut, von einem Geistlichen nicht nur einen Segen, sondern auch handfeste Tipps mit auf den Weg zu bekommen, fotografi eren die beiden den Kartenaus-schnitt und verabschieden sich herzlich.

Inzwischen zeigt die Uhr an seinem Handgelenk bereits Viertel nach acht; höchste Zeit, zurück in die Zelle zu eilen und sich dort aus dem schwarzen Gewand zu schälen, denn der nächste Bus nach Wil verlässt Fischingen um 8:28 Uhr.

Ein Mönch, der vormittags schon Feierabend macht? So ist es. Denn auch Mönche brauchen Ferien. Jährlich bis zu vier arbeitsfreie Wochen können in Fischingen beantragt wer-den; einmal monatlich haben die Mönche Anspruch auf einen arbeitsfreien Tag. «Zusätzlich zu diesen Erholungen gehe ich regelmässig in die Supervision», sagt Bruder Daniel. «Irgendwo muss ich ja den Ballast, all die Schicksale, die mir anvertraut werden, auch verarbeiten können.»

Und was macht er in den Ferien? «Da gehe ich am liebsten ganz raus aus dem intensiven

Betrieb des Klosters, ziehe mich zurück in eine Einsiedelei. Dort habe ich richtig Zeit zu lesen, zu meditieren, Gedanken zu vertiefen. Dort habe ich meine Ruhe.»

Klangschalenklänge angestossenen Stille zu sitzen – entspre-chend überfüllt ist seine Mailbox, entsprechend häufen sich unbeantwortete Anrufe. «Es kommt vor, dass ich zu Bett gehe, obwohl noch 30 Mails zu beantworten wären – aber irgend-wann kann ich halt nicht mehr, ich bin auch nur ein Mensch. Leider wird häufi g geglaubt, es sei auf alles sofort eine Ant-wort erhältlich – dabei geht oft vergessen, wie wichtig es ist, sich Fragen zu stellen. Themen, die heute wichtig sind, werden es morgen auch sein.»Der Druck, ständig Mails zu beantworten, Telefonate zu füh-ren oder die vier von ihm betreuten Websites zu aktualisieren,

ist nun, da Bruder Daniel mit halbgeschlossenen Augen diese Meditation leitet, weit weg. Abermals schlägt er die salat-schüsselgrosse Klangschale an und holt, als ihre Wirkung verklungen ist, den Computer hervor. Im Text geht es um Himmel und Hölle. Nach einigen Sätzen überlässt er das Feld wieder der Stille.

Bruder Daniel ist nicht der erste, der die Praxis der Zazen-Meditation in einen christlichen Rahmen hineinträgt. Das haben Menschen wie Hugo Lassalle bereits vor sechzig Jahren getan. Trotzdem wird er hin und wieder kritisiert. «Ich kann gut verstehen, dass gerade heute, da die Welt derart unüber-sichtlich erscheint, eine Sehnsucht aufkommt, gewissen Din-gen, zum Beispiel eben der Kirche, einen unveränderlichen Charakter zuzuschreiben. Aber das Leben war schon immer sehr bunt, das 21. Jahrhundert ist es sowieso, und Denkver-bote und Sturheiten haben mir noch nie gefallen», sagt er.

Während hie und da von einigen Berufsmenschen ein Seufzer zu hören ist – wobei unklar bleibt, ob damit der woh-lige Zustand des annähernd gedankenlosen Denkens oder doch eher die in den Beinen wütenden Schmerzen ihren Aus-druck fi nden –, steht Daniel auf und schlägt mit einem Ham-mer mehrmals gegen ein Holz – damit ist das Meditieren ab-geschlossen. Nun spricht er den zweiten Text an: Himmel und Hölle verstehe er nicht als geografi sche Orte, sondern syno-

«Es kommt vor, dass ich zu Bett gehe, obwohl noch 30 Mails zu beantworten wären – aber ir-gendwann kann ich nicht mehr, ich bin auch nur ein Mensch.»

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Im Jahr 2007 wagte Bruder Daniel den Eintritt ins klösterliche Leben – ein Schritt in eine neue Welt.

Vielleicht lernen Sie Bruder Daniel bald persönlich kennen.Beim Wettbewerb (Seite 56) können Sie eine Woche Auszeit im Kloster Fischingen gewinnen. Nehmen Sie mit der Karte im UPDATE oder digital auf www.swisslife.ch/magazin oder mit der SWISSLIFE-App teil.

SWISSLIFE Herbst 2014

nym für positive und negative Gedanken. Es gehe nicht um moralinsaure Gebote, sondern um eine Einladung, ein paar Vorurteile über Bord zu werfen.

Damit löst er die Veranstaltung auf. Für Gespräche unter vier Augen, wie er sie im Rahmen seiner Kurse sonst stets an-bietet, bleibt nun keine Zeit, denn um 7:45 Uhr muss er sich in der St.-Idda-Kapelle einfi nden, um Pilgern einen Segen mit auf den Weg zu geben.

Mit Rucksack und Teleskopstöcken betritt wenige Minu-ten später tatsächlich eine Pilgerin die Kirche, gefolgt von ei-nem jungen, ebenfalls wetterfest gekleideten Paar, das mit dem Fahrrad unterwegs ist. Bruder Daniel bittet die drei zum Altar, spricht Gebete und Fürbitten, drückt ihnen den Klos-terstempel ins Pilgerbüchlein – und fragt sie nach ihren Etap-penzielen. Die Frau weiss bereits, wo sie abends übernachten möchte. Die Radfahrer hingegen blicken staunend auf die Strassenkarte, die Bruder Daniel vor ihnen ausbreitet. Auch hier gibt er eigene Erfahrungen weiter: Als er noch in der Elektrobranche arbeitete, war er ein leidenschaftlicher Rad-fahrer. Auf langen, einsamen Touren mit Zelt und Schlafsack hat er sich in der Einkehr geübt. Und schliesslich hat er mit dem Fahrrad den Jakobsweg absolviert. Mit dem Hinweis, wo eine besonders rasante Abfahrt auf sie warte, bringt er das junge Paar zum Lachen. Erfreut, von einem Geistlichen nicht nur einen Segen, sondern auch handfeste Tipps mit auf den Weg zu bekommen, fotografi eren die beiden den Kartenaus-schnitt und verabschieden sich herzlich.

Inzwischen zeigt die Uhr an seinem Handgelenk bereits Viertel nach acht; höchste Zeit, zurück in die Zelle zu eilen und sich dort aus dem schwarzen Gewand zu schälen, denn der nächste Bus nach Wil verlässt Fischingen um 8:28 Uhr.

Ein Mönch, der vormittags schon Feierabend macht? So ist es. Denn auch Mönche brauchen Ferien. Jährlich bis zu vier arbeitsfreie Wochen können in Fischingen beantragt wer-den; einmal monatlich haben die Mönche Anspruch auf einen arbeitsfreien Tag. «Zusätzlich zu diesen Erholungen gehe ich regelmässig in die Supervision», sagt Bruder Daniel. «Irgendwo muss ich ja den Ballast, all die Schicksale, die mir anvertraut werden, auch verarbeiten können.»

Und was macht er in den Ferien? «Da gehe ich am liebsten ganz raus aus dem intensiven

Betrieb des Klosters, ziehe mich zurück in eine Einsiedelei. Dort habe ich richtig Zeit zu lesen, zu meditieren, Gedanken zu vertiefen. Dort habe ich meine Ruhe.»

Klangschalenklänge angestossenen Stille zu sitzen – entspre-chend überfüllt ist seine Mailbox, entsprechend häufen sich unbeantwortete Anrufe. «Es kommt vor, dass ich zu Bett gehe, obwohl noch 30 Mails zu beantworten wären – aber irgend-wann kann ich halt nicht mehr, ich bin auch nur ein Mensch. Leider wird häufi g geglaubt, es sei auf alles sofort eine Ant-wort erhältlich – dabei geht oft vergessen, wie wichtig es ist, sich Fragen zu stellen. Themen, die heute wichtig sind, werden es morgen auch sein.»Der Druck, ständig Mails zu beantworten, Telefonate zu füh-ren oder die vier von ihm betreuten Websites zu aktualisieren,

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Bruder Daniel ist nicht der erste, der die Praxis der Zazen-Meditation in einen christlichen Rahmen hineinträgt. Das haben Menschen wie Hugo Lassalle bereits vor sechzig Jahren getan. Trotzdem wird er hin und wieder kritisiert. «Ich kann gut verstehen, dass gerade heute, da die Welt derart unüber-sichtlich erscheint, eine Sehnsucht aufkommt, gewissen Din-gen, zum Beispiel eben der Kirche, einen unveränderlichen Charakter zuzuschreiben. Aber das Leben war schon immer sehr bunt, das 21. Jahrhundert ist es sowieso, und Denkver-bote und Sturheiten haben mir noch nie gefallen», sagt er.

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Einzigartiges Bergpanorama, zauberhafte Schneelandschaft, perfektes Angebot: willkommen im Schweizer Winter, dem Original seit 150 Jahren. MySwitzerland.com/winter

Unsere Partner

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Einzigartiges Bergpanorama, zauberhafte Schneelandschaft, perfektes Angebot: willkommen im Schweizer Winter, dem Original seit 150 Jahren. MySwitzerland.com/winter

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Für «Digital Natives».SWISSLIFE-App bei Google Play und im App Store

oder unter www.swisslife.ch/magazin.

SWISSLIFE Herbst 2014

Zutaten für 4 Personen: «Holzkruste»: 10 g gemahlene Kaffeebohnen, 15 g dunkle Schokolade (75 %), gerieben, 20 g schwarzer Trüffel, fein gehackt, 80 g helles Paniermehl, 5 g frische Thymianblätter, fein gehackt. Rehrücken: 600 g ausgelöster Rehrücken, Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle, 6 El Olivenöl, 15 g Butterwürfel, 1 dl Wildjus.

Gebratener Rehrücken in der «Holzkruste» Für die Holzkruste alle Zutaten gut vermengen und beiseite legen. // Das Olivenöl in einer Bratpfanne auf mittlerer Hitze erwärmen. // Den Rehrücken gut in der Holzkruste wenden, so dass der ganze Rücken in der Kruste eingepackt ist. // Wenn das Öl heiss ist, den Rehrücken in die Pfanne legen und langsam knusprig braten. // Butterwürfel dazugeben. // Währenddessen den Wildjus aufkochen und abschmecken. // Wenn der Rehrücken gar ist, aus der Bratpfanne nehmen und vor dem Tranchieren abstehen lassen. // Das Gerichtmit Rotkraut, gebratenen Steinpilzen und Pastinakenpüree servieren.

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trat

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Syl

via

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Manuel Reichenbach Nach Lehrjahren im In- und Ausland kehrte Manuel Reichenbach 2003 zurück in sein Elternhaus, die «Casa Tödi» in Trun (GR). Das Restaurant hat 14 Gault-Millau-Punkte; Reichenbach wurde 2014 als «Entdeckung des Jahres» in der Deutschschweiz ausgezeichnet. Casa Tödi, Via Principala 78, 7166 Trun, 081 943 11 21, www.casa-toedi.ch

Manuel Reichenbach über globaleBodenständigkeitDa, wo ich koche, bin ich auch aufge-wachsen. Hier hab ich meine Wurzeln, das ist meine Heimat. Und das hat auch Einfluss auf meinen Kochstil: Ich suche nicht die Opulenz, im Ge-genteil, mir geht es um das Schlichte. Das raffiniert Einfache auf hohemNiveau – das ist mein Kriterium. Und wir kochen mit Produkten aus derGegend, wir pflegen diese kulinarische Kultur, wir tragen Sorge zur Boden-ständigkeit und zum Gewachsenen und halten trotzdem stets die Augen offen. Ich hole mir die Ins pirationen auf Reisen. London, wo ich auch einige Lehrjahre verbrachte, ist eine wunder-bare Inspiration; dort trifft der Westen den Osten, der Süden den Norden – und so nähern wir uns in unserer Küche auch diesen Kulturen und lassen die Welt in unser Restaurant: damit der Gast, wenn er zu uns kommt, schöne und unvergessliche Momente geniessen kann.

Der Meister am Herd und das Reh ob dem WaldDie Natur prägt die Küche in der Surselva – rätoromanisch für «ob dem Wald»: Die Talschaft am oberen Vorderrhein ist ein Paradies für Wild – und somit auch für Köche,die raffiniert damitumzugehen wissen.

Küchenfreuden // 53

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Für «Digital Natives».SWISSLIFE-App bei Google Play und im App Store

oder unter www.swisslife.ch/magazin.

SWISSLIFE Herbst 2014

Zutaten für 4 Personen: «Holzkruste»: 10 g gemahlene Kaffeebohnen, 15 g dunkle Schokolade (75 %), gerieben, 20 g schwarzer Trüffel, fein gehackt, 80 g helles Paniermehl, 5 g frische Thymianblätter, fein gehackt. Rehrücken: 600 g ausgelöster Rehrücken, Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle, 6 El Olivenöl, 15 g Butterwürfel, 1 dl Wildjus.

Gebratener Rehrücken in der «Holzkruste» Für die Holzkruste alle Zutaten gut vermengen und beiseite legen. // Das Olivenöl in einer Bratpfanne auf mittlerer Hitze erwärmen. // Den Rehrücken gut in der Holzkruste wenden, so dass der ganze Rücken in der Kruste eingepackt ist. // Wenn das Öl heiss ist, den Rehrücken in die Pfanne legen und langsam knusprig braten. // Butterwürfel dazugeben. // Währenddessen den Wildjus aufkochen und abschmecken. // Wenn der Rehrücken gar ist, aus der Bratpfanne nehmen und vor dem Tranchieren abstehen lassen. // Das Gerichtmit Rotkraut, gebratenen Steinpilzen und Pastinakenpüree servieren.

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Manuel Reichenbach Nach Lehrjahren im In- und Ausland kehrte Manuel Reichenbach 2003 zurück in sein Elternhaus, die «Casa Tödi» in Trun (GR). Das Restaurant hat 14 Gault-Millau-Punkte; Reichenbach wurde 2014 als «Entdeckung des Jahres» in der Deutschschweiz ausgezeichnet. Casa Tödi, Via Principala 78, 7166 Trun, 081 943 11 21, www.casa-toedi.ch

Manuel Reichenbach über globaleBodenständigkeitDa, wo ich koche, bin ich auch aufge-wachsen. Hier hab ich meine Wurzeln, das ist meine Heimat. Und das hat auch Einfluss auf meinen Kochstil: Ich suche nicht die Opulenz, im Ge-genteil, mir geht es um das Schlichte. Das raffiniert Einfache auf hohemNiveau – das ist mein Kriterium. Und wir kochen mit Produkten aus derGegend, wir pflegen diese kulinarische Kultur, wir tragen Sorge zur Boden-ständigkeit und zum Gewachsenen und halten trotzdem stets die Augen offen. Ich hole mir die Ins pirationen auf Reisen. London, wo ich auch einige Lehrjahre verbrachte, ist eine wunder-bare Inspiration; dort trifft der Westen den Osten, der Süden den Norden – und so nähern wir uns in unserer Küche auch diesen Kulturen und lassen die Welt in unser Restaurant: damit der Gast, wenn er zu uns kommt, schöne und unvergessliche Momente geniessen kann.

Der Meister am Herd und das Reh ob dem WaldDie Natur prägt die Küche in der Surselva – rätoromanisch für «ob dem Wald»: Die Talschaft am oberen Vorderrhein ist ein Paradies für Wild – und somit auch für Köche,die raffiniert damitumzugehen wissen.

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Die Ruhe der Toscana geniessen:La Massa 2010.

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SWISSLIFE Herbst 2014

Wer kauft heute noch Bücher von Hubert Fichte, Efraim Kishon oder Johannes Mario Simmel? Deren Werke waren vor nicht langer Zeit Bestseller. Der dahinschwindende Wert von vermeintlichen literarischen Grössen zeigt sich auch bei unseren Banknoten. Nur auf der wenig zirkulierenden 200-Franken-Note wird ein Schriftsteller verewigt (Charles Ferdinand Ramuz). Blicke ich zur anderen Fakultät, nämlich zur mathematischen, so werde ich ein bisschen neidisch. Die grossen Wissenschaftler sind unsterblich. Ihre Axiome, Ge-setze, Gleichungen sind unumstösslich und begleiten die Studenten von Semester zu Semester.

Und so habe ich mir halt überlegt, auch etwas Mathema-tisches zu hinterlassen. Vorausschicken muss ich allerdings, dass ich als Schüler Mathematik ähnlich intensiv liebte wie die Kletterstange. Wo kann ich also ansetzen, dachte ich mir. Welches Thema ist noch nicht gründlich erforscht worden? Dabei kam ich auf das Problem der Pensionäre in den SBB-Zügen. Wer kennt sie nicht: die laute Phonak-Wandergruppe aus Opfikon im hintersten Abteil, die Kurs auf Andermatt nimmt. 20 fidele Damen und Herren quatschen in einer Lautstärke, die nicht mehr angenehm ist.

Wie, so stellte ich mir die Anfangsfrage, wie kann man diesen Lautpegel mathematisch erfassen? Mein Ziel war, eine elegante Formel aufzustellen, die die Lautstärke exakt vorausberechnet. Nach vielen Überlegungen ist sie schliess-lich herausgekommen, die «Pensionär-Zugslautstärke-bestimmungsformel», oder kürzer die «Frenkel-Funktion». Übrigens, Sie dürfen diese Formel ruhig ausschneiden und in Ihr Portemonnaie legen:

f(x) = 0,5(x²)10 + 30w + 30mB + 30S

Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel: Sie sitzen im Zug und da kommt die 68-jährige Frau S. Meier aus Köniz. Frau Meier fährt nach Wettingen und trifft sich dort mit ihren Freundinnen im Café. Wie laut wird Frau Meier wäh-rend der Zugfahrt sein? Gemäss Formel angenehme 5 Dezi-bel. Das ist weniger laut als ein raschelndes Blatt. Doch was geschieht, wenn sich nun drei andere Pensionäre zu ihr gesellen? Und just in diesem Moment die Minibar (30mB) vorbeidüdelt? Dann haben wir 110 Dezibel. So laut ist nur eine Motorsäge! Aber Sie haben ja Glück. Dank der Frenkel-Funktion wussten Sie das bereits im Voraus und haben das Abteil clever gewechselt.

Die Frenkel-Funktion dient – wir haben das gerade gese-hen – der Prävention und wird vermutlich bald von der Krankenkasse in ihren Katalog aufgenommen. Machen wir ein drittes und abschliessendes Beispiel: Eine zehnköpfige Wandergruppe (30w), steigt bei einer Station ein (30S). Der Fritz schreit der älteren Dame auf dem anderen Perron «Heidi, da simmer!!» zu und die Annemarie gigelet laut, weil der Köbi nicht jugendfreie Witze erzählt.

Wie laut wird dieses Orchester? 560 Dezibel! Das ist, wie wenn Sie es sich auf dem Liegestuhl bequem gemacht haben und von allen Seiten je ein Düsentriebwerk läuft.

Es fällt mir nicht leicht, auf dem Boden zu bleiben, das gebe ich zu. Da habe ich eine wichtige Formel entdeckt und publiziere sie in «SWISSLIFE» und nicht in «Science» oder «Lancet». Indes, wahrscheinlich entspricht dieses Vorgehen meinem bescheidenen Auftreten. Im Gegensatz zu Ramuz möchte ich auch nicht auf der 200-Franken-Note abgebildet werden. Mir wäre die 20-Franken-Note sympathischer. Eine Bitte an den Grafiker: nur mein rechtes Profil, ein wenig mehr Haupthaar und eine römische Nase. Danke, Nachwelt.

Die Frenkel-Funktion – Schriftsteller stehen häufig vor dem Problem, dass sie nach ihrem Tod schnell vergessen werden.

Illus

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enth

alDie Ruhe der Toscana geniessen:La Massa 2010.

La Massa 2010Toscana IGT

75 cl CHF 23.40 statt 26.–

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Der Sangiovese-dominierte La Massa von Giampaolo Motta ist ein imposanter Wein voll frischer Frucht. In seiner Klasse und Eigenständigkeit stellt er ein Spiegelbild dieses kompromisslosen Winzers dar. Mit seiner tief blaubeerigen Farbe und Aromatik ist der La Massa 2010 schon jetzt ein grosser Genuss. Bestellen Sie ihn noch heute mit zehn Prozent Rabatt auf www.martel.ch – auch von unterwegs mit Ihrem Handy oder Tablet.

Martel AG St.GallenPoststrasse 11, 9000 St.Gallen, www.martel.ch

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Beni Frenkel // 55

Page 55: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Die Ruhe der Toscana geniessen:La Massa 2010.

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SWISSLIFE Herbst 2014

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Die Frenkel-Funktion dient – wir haben das gerade gese-hen – der Prävention und wird vermutlich bald von der Krankenkasse in ihren Katalog aufgenommen. Machen wir ein drittes und abschliessendes Beispiel: Eine zehnköpfige Wandergruppe (30w), steigt bei einer Station ein (30S). Der Fritz schreit der älteren Dame auf dem anderen Perron «Heidi, da simmer!!» zu und die Annemarie gigelet laut, weil der Köbi nicht jugendfreie Witze erzählt.

Wie laut wird dieses Orchester? 560 Dezibel! Das ist, wie wenn Sie es sich auf dem Liegestuhl bequem gemacht haben und von allen Seiten je ein Düsentriebwerk läuft.

Es fällt mir nicht leicht, auf dem Boden zu bleiben, das gebe ich zu. Da habe ich eine wichtige Formel entdeckt und publiziere sie in «SWISSLIFE» und nicht in «Science» oder «Lancet». Indes, wahrscheinlich entspricht dieses Vorgehen meinem bescheidenen Auftreten. Im Gegensatz zu Ramuz möchte ich auch nicht auf der 200-Franken-Note abgebildet werden. Mir wäre die 20-Franken-Note sympathischer. Eine Bitte an den Grafiker: nur mein rechtes Profil, ein wenig mehr Haupthaar und eine römische Nase. Danke, Nachwelt.

Die Frenkel-Funktion – Schriftsteller stehen häufig vor dem Problem, dass sie nach ihrem Tod schnell vergessen werden.

Illus

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alDie Ruhe der Toscana geniessen:La Massa 2010.

La Massa 2010Toscana IGT

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Der Sangiovese-dominierte La Massa von Giampaolo Motta ist ein imposanter Wein voll frischer Frucht. In seiner Klasse und Eigenständigkeit stellt er ein Spiegelbild dieses kompromisslosen Winzers dar. Mit seiner tief blaubeerigen Farbe und Aromatik ist der La Massa 2010 schon jetzt ein grosser Genuss. Bestellen Sie ihn noch heute mit zehn Prozent Rabatt auf www.martel.ch – auch von unterwegs mit Ihrem Handy oder Tablet.

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Page 56: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Abstand vom eigenen Alltag durch die Teilnahme am klösterlichen Leben wie bei den Gebetenoder Mahlzeiten ermöglicht dieser Rückzug in die Stille: Der Gewinner wohnt – betreut von Bruder Daniel (siehe Porträt Seite 44) – im Gemeinschaftsbereich der Mönche. Der gesonderte Wettbewerbspreis für die Gewinnerin umfasst eine Woche Aufenthalt in der Stille des Bildungs-hauses des Klosters Fischingen. Zu den Chorgebeten und Gottesdiensten der Benediktiner-gemeinschaft ist sie ebenfalls herzlich eingeladen. Erraten Sie einfach, welche der vier Inschriften auf der Seite nebenan nicht über den Türen im Kloster Fischingen angebracht ist. Viel Glück!

Gewinnen Sie sieben Tage Ruhe im Kloster Fischingen.

Das Benediktinerkloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründet. Das einzige von Mönchen belebte Kloster im Kanton Thurgau liegt am Oberlauf der Murg.

Nehmen Sie mit der SWISSLIFE-App oder auf www.swisslife.ch/magazin am Wettbewerb teil. Oder senden Sie uns die Antwortkarte im UPDATE mit Ihrer Lösung. Teilnahme schluss ist der 7. Dezember 2014. Die Gewinner werden im nächsten SWISSLIFE bekannt gegeben. Wir gratulieren Markus Widmer in Wichtrach zum Gewinn des letzten SWISSLIFE-Wettbewerbs.

SWISSLIFE Herbst 2014

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Page 57: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

Abstand vom eigenen Alltag durch die Teilnahme am klösterlichen Leben wie bei den Gebetenoder Mahlzeiten ermöglicht dieser Rückzug in die Stille: Der Gewinner wohnt – betreut von Bruder Daniel (siehe Porträt Seite 44) – im Gemeinschaftsbereich der Mönche. Der gesonderte Wettbewerbspreis für die Gewinnerin umfasst eine Woche Aufenthalt in der Stille des Bildungs-hauses des Klosters Fischingen. Zu den Chorgebeten und Gottesdiensten der Benediktiner-gemeinschaft ist sie ebenfalls herzlich eingeladen. Erraten Sie einfach, welche der vier Inschriften auf der Seite nebenan nicht über den Türen im Kloster Fischingen angebracht ist. Viel Glück!

Gewinnen Sie sieben Tage Ruhe im Kloster Fischingen.

Das Benediktinerkloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründet. Das einzige von Mönchen belebte Kloster im Kanton Thurgau liegt am Oberlauf der Murg.

Nehmen Sie mit der SWISSLIFE-App oder auf www.swisslife.ch/magazin am Wettbewerb teil. Oder senden Sie uns die Antwortkarte im UPDATE mit Ihrer Lösung. Teilnahme schluss ist der 7. Dezember 2014. Die Gewinner werden im nächsten SWISSLIFE bekannt gegeben. Wir gratulieren Markus Widmer in Wichtrach zum Gewinn des letzten SWISSLIFE-Wettbewerbs.

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Page 58: Swisslife Herbst 2014 // Ruhe

«Für einen Musiker, für einen Komponisten ist die Ruhe das, was für einen Schriftsteller das leere Blatt oder für einen Maler die weisse Leinwand ist. Es ist die Basis, auf der wir aufbauen. Ohne den Nullzustand der Ruhe kann nichts wirklich Neues entstehen, es ist ein zwingender Status; erst jetzt kann man mit der Musik beginnen. Aber dazu muss man sich abkoppeln von allem andern, man muss sich den Raum für das ‹Entdecken› schaffen.

Der erste Ton in eine solche Ruhe hinein ist natürlich unglaublich exponiert. Ist er einmal gesetzt, muss man wei-tergraben nach dem, was es in diesem inneren Raum zu finden gibt. Dann erst braucht es den Musiker, der es nach aussen bringt – dann erst wird es zu Musik.

Bei mir entsteht fast alles aus der Improvisation. Das ist ein Zustand, in dem für einmal nicht das bewusste Denken dominiert, sondern die Intuition. Ich spiele so lange frei, bis etwas hängen bleibt, bis – im besten Fall – so etwas wie ein besonderer Moment entsteht. Ein typisches Erkennungs-zeichen für dieses ‹Besondere› ist, dass ihm etwas fast Ge-heimnisvolles, ja oft auch etwas Fremdes anhaftet und man eigentlich nicht sagen könnte: ‹Das ist mein Werk.› Ich habe mir deshalb angewöhnt, nie von ‹meiner Musik› zu sprechen.

Es gibt dazu in der Quantenphilosophie ganz interessan-te Ansätze, die das Entstehen von Ideen in einen grösseren Zusammenhang stellen. In diese Richtung geht auch das Konzept des morphischen Feldes von Rupert Sheldrake, wo-nach es ein universales Feld aller Möglichkeiten gibt, quasi ein Rohstofflager für alles, was geschaffen werden kann. Die Kunst besteht darin, Zugang zu diesem Feld zu bekommen. Bildhaft gesprochen trennt uns eine unterschiedlich dicke Membrane von diesem morphischen Feld. Als kreativer Mensch muss man eine Stelle in dieser Membrane finden, die so dünn ist, dass man etwas durchschimmern sieht oder hört – und das gilt es nun zu ‹ernten›, ihm eine Form zu

geben, es hineinzubringen in unsere Welt der physischen Wahrnehmung. Voraussetzungen für diese Ernte sind höchs-te Ruhe und höchste Achtsamkeit und – möglichst wenig vom dominierenden Ego, von dem ‹Ich will›. Es bedarf einer kontemplativen Grundhaltung.

Wenn wir es in diesem sehr fragilen und sensiblen Pro-zess nicht schaffen, an diesen Rohstoff-Fundus zu gelangen, dann ist das, was wir schaffen, mehr eine Umformulierung, ein Umgestalten von etwas Bestehendem. Das wäre auch eine Erklärung, weshalb wir doch immer wieder feststellen müssen: Alles klingt gleich. Neues und Innovatives kann nur durch die sehr anspruchsvolle Verbindung zu dieser Quelle entstehen.

Für alle im sogenannt ‹Rationalen› Verhafteten klingt das sicher alles ziemlich abgehoben und ich höre sie schon, wie sie mich wieder in die esoterische Ecke stellen. Aber durch die jüngsten Erkenntnisse der Quantenphilosophie sind wir dem Verstehen des Wesens der Kreativität auch im wissen-schaftlichen Sinn einen rechten Schritt näher gekommen.»

Andreas Vollenweider ist Musiker und Komponist und wurde als bisher einziger Schweizer mit einem Grammy ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung der Musikbranche. Der 61-jährige Harfenist spielt auf allen Kontinenten, seine Alben verkauften sich über 15 Millionen mal. Ob solo, im Trio oder mit grossen Formationen, an seinen Konzerten herrscht stets eine ganz besondere Stimmung, geprägt durch die von Vollenweider selber entwickelte elektro-akustische Harfe. www.vollenweider.com

«Ich brauche den Nullzustand der Ruhe.»

Harfenist Andreas Vollenweider über seine Musik

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