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Syntax und Morphologie: Einf ¨ uhrung in die Transformationsgrammatik I Syntax und Morphologie: Einf ¨ uhrung in die Transformationsgrammatik I PD Dr. Ralf Vogel Institut f¨ ur Linguistik und Literaturwissenschaft Universit¨ at Bielefeld, WiSe 2006/07 [email protected] 16.11.2006 1 / 46

Syntax und Morphologie: Einführung in die ... · Syntax und Morphologie: Einfu¨hrung in die Transformationsgrammatik I Transformationsgrammatik – Anf ¨ange Die Standardtheorie

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntax und Morphologie:Einfuhrung in die Transformationsgrammatik I

PD Dr. Ralf Vogel

Institut fur Linguistik und LiteraturwissenschaftUniversitat Bielefeld, WiSe 2006/[email protected]

16.11.2006

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Gliederung

1 Transformationsgrammatik – Anfange

2 Die Government & Binding Theorie

3 Syntaktische BewegungVerb-BewegungW-BewegungNP-BewegungAdjunktionKettenbildung

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Syntactic Structures (Chomsky 1957)

• Eine einfache, sogenannte ‘finite state’-Grammatik bestehtaus Phrasenstrukturregeln, bei denen initiale Symboleschrittweise expandiert werden:

(1) S → NP V NPNP → PeterNP → MariaV → liebt

(2) SNP V NPPeter liebt Maria

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Transformationsgrammatik – Anf ange

Syntactic Structures (Chomsky 1957)

• Eine solche Phrasenstruktur-Grammatik kann die Mustergrammatischer Satze nur auflisten.

• Sie kann aber keine systematischen Relationen zwischengrammatischen Satzen herstellen, wie sie bspw. dieAktiv-Passiv-Alternation darstellt:

(3) a. John admires sincerity

b. Sincerity is admired by John

(4) “If S1 is a grammatical sentence of the formNP1 − Aux − V NP2,

then the corresponding string of the formNP2 − Aux − +be + en − V − by + NP1

is also a grammatical sentence.”

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Transformationsgrammatik – Anf ange

Die Standard-Theorie

(5) a. (i) Dass Fritz kommt, stort mich(ii) Es stort mich, dass Fritz kommt

b. (i) Ede isst eine Pizza, die recht schmackhaft ist(ii) Ede isst eine recht schmackhafte Pizza

c. (i) Luise hilft Peter(ii) Peter bekommt von Luise geholfen

• “Als es noch keine durchformalisierte Semantik naturlicherSprache gab, lag es nahe die, Aquivalenz in denWahrheitsbedingungen zwischen den (i)- und (ii)-Satzensyntaktisch zu beschreiben. Diese Relation wurde mittelsTransformationen ausgedruckt.” (Sternefeld 2006)

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Transformationen

PronominalisierungHans rasierte Hans →

Hans rasierte sich

LoschungJohn wants John to win →

John wants △ to win

EinsetzungJohn bought what →

What did John buy?

BewegungJohn bought what →

What did John buy?

u.v.a.6 / 46

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Das Modell der ‘Aspects’ (Chomsky 1965)

Syntaktische Komponente

(a) Die Basis: (i) Phrasenstrukturregeln(ii) Lexikon und

Einsetzungsregeln

(b) Transformationsregeln

Tiefenstruktur Oberflachenstruktur

Semantische Komponente Phonologische Komponente

Semantische Interpretation Phonetische Interpretation

(nach Sternefeld 2006, “Syntax”, Tubingen: Stauffenburg)7 / 46

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Die Standardtheorie

• Das Standardmodell sah vor, dass Transfomationen, bspw.die Passiv-Transformation, bedeutungserhaltend sind.

(6) a. Jeder Junge wurde von seiner Mutter bewundert

b. Seine Mutter bewunderte jeden Jungen

• Nur in (6-a.) kann das Possessiv-Pronomen von ‘jeder’gebunden sein.

• In (6-b.) hat es eine Lesart als sog. gebundene Variable –referiert auf eine bestimmte Person.

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Bedeutungserhaltung

• Die Losung des Problems liegt darin, fur Passiv und Aktivkeine direkte Ableitungsbeziehung anzunehmen.

(7) Tiefenstruktur bei Passiv:S

NP AUX VP

△ was V0 NP PP

admired Mary by John

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Bedeutungserhaltung

• Nun ist die Tiefenstruktur von Aktiv und Passiv soverschieden, dass der semantische Unterschied hierbereits erfasst ist:

(8) a. His1 mother admired everyone2 (TS/OS)

b. △ was admired everyone1 by his1 mother (TS)

c. Everyone1 was admired by his1 mother (OS)

(TS=Tiefenstruktur;OS=Oberflachenstruktur)

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Bedeutungserhaltung – Zusammenbruch desStandardmodells

(9) (Jackendoff 1968)

a. Mary didn’t adore only John

b. Only John wasn’t adored by Mary

• Die Bedeutungen sind sehr verschieden

(10) a. Maria hat nicht nur Johann bewundert

b. Nur Johann wurde nicht von Maria bewundert

• Das hat mit der relativen Abfolge der Negation und von‘only ’/‘nur ’ zu tun.

• Die Tiefenstruktur fur (9-b) hat aber die Abfolge wie in (9-a):

(11) △ wasn’t adored only John by Mary11 / 46

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Die revidierte Standard-Theorie

• Man revidierte das Modell dergestalt, dass nun auch dieOberflachenstruktur semantisch interpretiert wird.

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Transformationsgrammatik – Anf ange

Die revidierte Standard-Theorie

LexikonPhrasenstrukturregeln

D-Struktur

Transformationen Logische Form

S-Struktur

Phonologische Komponente

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Die Government & Binding Theorie

Reduktion des transformationellen Apparats

• Formal prazise wurde das Standard-Modell nieausgearbeitet.

• Die Frage, wie die semantische Interpretation gleichzeitigvon zwei verschiedenen Reprasentationen determiniertwerden kann, wurde nicht gelost.

• Zwei wesentliche Annahmen fuhrten zum Modell derGB-Theorie:

• An Transformationen bleibt nur noch dieBewegungs-Transformation ubrig.

• Syntaktische Bewegung hinterlasst eine Spur, aufgrundderen die Tiefen-strukturelle Konfiguration rekonstruierbarbleibt.

• Dadurch ist alle semantisch relevante Information auf derS-Struktur prasent, und sie kann als alleiniger Input fur dieSemantik verwendet werden.

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Die Government & Binding Theorie

Die Government & Binding Theorie

LexikonPhrasenstrukturregeln

D-Struktur

Transformationen

S-Struktur

Logische Form Phonologische Form

Semantische Interpretation Phonetische Interpretation

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Die Government & Binding Theorie

Move Alpha

• Die einzige Transformation, die, neben der lexikalischenEinsetzung in die D-Struktur, jetzt noch existiert, ist diesyntaktische Bewegung.

• Anders als zuvor in der Standard-TG, gibt es nur nocheinen, allgemein definierten Typ von Bewegung: Move α.

Move α Jede beliebige maximale (XP) oder minimale (X0)Projektion kann an eine fur diesen Typvorgesehene Position bewegt werden.

• Die durch Anwendung von Move α entstehendenStrukturen werden durch ein supplementares System vonWohlgeformtheitsbeschrankungen, Prinzipien und Filterneingeschrankt, die Bewegung auslosen oder verhindernkonnen.

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Verb-Zweit-Bewegung im Deutschen

• Eine sehr basale Art, Sprachen zu klassifizieren, ist derWeg uber die Normalabfolge von Subjekt, Objekt und Verb.

• Englisch ist bspw. eine SVO-Sprache:

(12) SVO, Englisch:

JohnSUBJEKT

lovesVERB

MaryOBJEKT

(13) SOV, Japanisch:

Taroo-niT-DAT

eigo-gaEnglisch-NOM

hanaserusprechen-kann

“Taro kann Englisch sprechen”

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Verb-Stellung

(14) VSO/VOS, K’ichee’:

X-uu-kuna-jCP-E3-heilen-ACT

riiDET

achihMann

riiDET

ixoq.Frau

“Der Mann heilte die Frau” oder “Die Frau heilte denMann”(CP = kompletiver Aspekt; E = Ergativ; A = Absolutiv; ACT = Suffix

fur aktive transitive Verben; DET = Determinierer)

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Und Deutsch?

• Hauptsatze scheinen SVO zu sein:

(15) Die LehrerinSUBJEKT

liestVERB

ein BuchOBJEKT

• Aber Nebensatze sind SOV:

(16) Ich glaube, dass die LehrerinSUBJEKT

ein BuchOBJEKT

liestVERB

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Und Deutsch?

• Hauptsatze konnen beides zugleich sein:

(17) Die LehrerinSUBJEKT

hatVERB

ein BuchOBJEKT

gelesenVERB

• Das lexikalische Verb steht in finaler Position.

• Das Auxiliar/Hilfsverb an zweiter Stelle.

• Nur wenn das lexikalische Verb finit ist, muss es auch andie zweite Stelle.

• Deutsch wird als SOV eingestuft.

• Mit der Zusatzbedingung, dass im Hauptsatz das finiteVerb an zweiter Stelle stehen muss.

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Und Deutsch?

• Weitere Evidenz – Partikel-Verben:

(18) a. . . . weil die Post gerade umzieht.

b. Die Post zieht gerade um.

• Das trennbare Prafix ‘um’ steht an der Position, an der imNebensatz das gesamte Verb steht.

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Verb-Zweit

• Warum muss das lexikalische Verb im Hauptsatz an diezweite Stelle?

• Die zweite Stelle ist die Position fur das Finitum imHauptsatz.

(19) a. Maria hat Bucher gekauft

b. Maria kaufte Bucher

• Eigentlich wollen wir SOV-Stellung fur das lexikalischeVerb.

• Aber wenn das lexikalische Verb zugleich finit ist, muss esdie Verb-Zweit-Position fur das finite Verb fullen.

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Verb-Zweit

(20) Maria kaufte Bucher ein

• An der zuruckgelassenen Partikel sehen wir, dass diefinale Verb-Position im gewissen Sinne auch vorhanden ist.

• Ausserdem wollen wir gerne sagen, dass ‘einkaufen’ einWort ist: auf irgendeiner Ebene sollten die beiden Teilezusammen stehen.

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Die transformationelle Losung

• Wir leiten die V2-Stellung aus der V-Letzt-Stellung ab:

0 Maria Bucher kauft

1 Bewege das finite Verb nach vorne!kauft Maria Bucher

2 Bewege eine Konstituente vor das finite Verb!Maria kauft Bucher

• Die so entstehenden Lucken werden mitBewegungs-Spuren gefullt.

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Die transformationelle Losung

IP

NPi I′

Maria I0 VP

V0j ti V′

kaufte NP tj

Bucher

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Die transformationelle Losung

IP Vorteil dieses Ansatzes:Eine einheitliche Analysefur morphologische und

periphrastische Zeitformen.NPi I′

Maria I0 VP

V0j ti V′

kauftehat

NP tjgekauft

Bucher

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Syntax und Morphologie

• Morphologie wird als ein Faktor angesehen, der Bewegungauslosen kann:

• So kann bspw. Verb-Zweit-Bewegung mit derNotwendigkeit begrundet werden, die syntaktischeRelation fur die Herstellung und Uberprufung vonKongruenz herbeizufuhren.

• Subjekt und finites Verb mussen im Spezifikator und imKopf von IP stehen, damit . . .

• das Subjekt vom finiten Verb Kasus (Nominativ) bekommenkann.

• das finite Verb die Kongruenzmerkmale vom Subjekterhalten kann (bzw. die Merkmale uberpruft werdenkonnen).

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Syntaktische Bewegung

Verb-Bewegung

Ubungs-Aufgabe

• Wie erklaren sich die folgenden Akzeptabilitats-Urteile?

(21) a. Der Aktienkurs hat sich mehr als verdreifacht.

b. Der Aktienkurs verdreifachte sich.

c. *Der Aktienkurs verdreifachte sich mehr als.

d. *Der Aktienkurs mehr als verdreifachte sich.

e. *Der Aktienkurs fachte sich mehr als verdrei.

f. Der Aktienkurs tat sich mehr als verdreifachen.

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Syntaktische Bewegung

W-Bewegung

W-Bewegung bei Frage- und Relativsatzen

• Die Voranstellung von Frage- und Relativ-Pronomen wirdals W-Bewegung bezeichnet.

(22) Was hat Maria t gekauft?

(23) Ist das das Buch, das du gekauft t hast?

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Syntaktische Bewegung

W-Bewegung

W-Bewegung – Extraktion

• W-Bewegung kann bestimmte syntaktische Domanenuberspringen:

(24) Aus einer NP heraus:Woruber hat Maria [NP ein Buch t ] geschrieben?

(25) Uber eine Satzgrenze hinweg:Wem glaubst du, dass Maria ihr Buch t gewidmet hat?

(26) Aus einem erweiterten Infinitiv heraus:Ist das der Typ, den Maria dich bat, [ zur Party teinzuladen ] ?

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Syntaktische Bewegung

NP-Bewegung

Passiv

• Dies ist im wesentlichen die Bewegung einer NP in eineKasus-Position:

• Das tiefenstrukturelle Objekt geht im Passiv in dieSubjekt-Position, um Nominativ-Kasus zu erhalten.

IP Passiv-Partizpien konnenkeinen Akkusativ

zuweisenNPi I′

Peter I0 VP

wurde ti V0

gesucht34 / 46

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

NP-Bewegung

Raising-to-Subject

• Verben wie ‘scheinen’ weisen zwar als finite VerbenNominativ zu, aber sie haben selbst keine semantischenArgumente. Deshalb mussen sie sich ihrenKasusempfanger von einem anderen Verb quasi‘ausleihen’:

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

NP-Bewegung

Raising-to-Subject

IP

NPi I′

Sonja I0 VP

V0j tj IP

scheint I0 VP

zu ti V0

gewinnen

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

Adjunktion

XP-Adjunktion

• Bei Adjunktion von XP an YP bleibt der kategoriale Statusvon YP unberuhrt.

YP

XP YP• Man spricht auch von dem oberen und dem unteren

Segment des durch Adjunktion aufgespaltenen Knotens(hier: YP).

• Adverbien werden typischerweise adjungiert, aber auchArgumente in abgeleiteter Position (Scrambling).

(27) a. Peter hat [VP schnell [VP gefruhstuckt ]]

b. Gestern hat [IP ihn [IP Maria [VP t besucht ]]]38 / 46

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Syntaktische Bewegung

Adjunktion

Kopf-Adjunktion

• Kopfbewegung wird heute zumeist als Adjunktionreprasentiert:

X0

Y0 X0

IP

NP I′

Hans I0 VP

V0i I0 ti

lach- -te39 / 46

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Bewegungsketten

• Das bewegte Element und seine Spur bilden eineBewegungskette.

• Ein bewegtes Element wird durch seine gesamteBewegungskette reprasentiert.

• Die Eigenschaften/Merkmale einer NP bspw. sind dieEigenschaften aller ihrer Kettenglieder.

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Syntax und Morphologie: Einfuhrung in die Transformation sgrammatik I

Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Weitere mogliche Kettenbeziehungen

• Weitere syntaktische Beziehungen, fur die das Konzeptder Kette in verallgemeinerter Form verwendet wurde, sindBindung, Kontrolle und parasitare Lucken.

Bindung Ein gebundenes Element und sein Binder stehenin einer Ketten-ahnlichen Beziehung.

• Die Analogie ist hier eine transformationelle Analyse desPassivs, bei der das Objekt in die Subjekt-Position bewegtwird.

(28) PeterPeter

hatwurde

sicht

rasiert.rasiert.

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Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Parasitare Lucken

Parasitare Lucken Eine parasitare Lucke wird durch eineexistierende Bewegungskette lizensiert.

• Hierbei verhalt sich eine Lucke in einem zu-Infinitiv wieeine durch Bewegung entstandene Lucke:

(29) Welches Buch hast du [ohne zu lesen] tweggeworfen?

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Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Kontrolle

• Das mitverstandene Subjekt eines zu-Infinitivs wird alseine spezielle unsichtbare pronominale Kategorie, PRO,behandelt.

• PRO wird von einem vorangehenden Element kontrolliert,wobei die syntaktische Beziehung zwischen PRO undKontrolleur nicht so eng sein muss wie bei der Bindungeines Reflexivums.

• Im Englischen kann in der Position von PRO aber auch einReflexivum oder eine Bewegungsspur stehen:

(30) a.b.c.

Maryi

Maryi

Maryi

wantsseemsbelieves

PROi

tiherselfi

tototo

winwinwin

thethethe

game.gamegame.

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Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Morphologie und Kettenbildung

oder: wenn die Morphologie versagt . . .

• Bezugsnomen, Relativpronomen (im Nominativ) und finitesVerb eines Relativsatzes stehen in einerKongruenz-Relation.

• Bezugsnomen in der ersten oder zweiten Person bereitenSchwierigkeiten:

(31) a. *Ich werde euchi einladen, diei in Munchen sind.

b. *Ich werde euchi einladen, diei in Munchen seid.

c. Ich werde euchi einladen, diei ihr in Munchen seid.

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Syntaktische Bewegung

Kettenbildung

Morphologie und Ketten

• Die Einsetzung von ‘ihr’ ist ein syntaktisches Phanomen.

• Ihr Ausloser ist aber morphologisch: eineKongruenzforderung.

• Normalerweise ist diese Einsetzung nicht legitimiert:

(32) *Ich werde die Meiers einladen, die sie in Munchen sind.

• Wir haben es hier mit einer Reparaturform zu tun.

• Ein Phanomentyp, der wesentlich die Optimalitatstheoriemotiviert. (verletzbare Regeln, losbarer Regelkonflikt)

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