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Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich mbH, Köln Tagesgestaltung für ältere Menschen mit Behinderung: Bedarfe, Erfahrungen, Perspektiven Fachtagung am 9. Mai 2014 in Mainz, Akademie der Wissenschaften und Literatur Martina Schu

Tagesgestaltung für ältere Menschen mit …...Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014 Lebenserwartung

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Gesellschaft für Forschung und Beratungim Gesundheits- und Sozialbereich mbH, Köln

Tagesgestaltung für ältere Menschen mit Behinderung: Bedarfe, Erfahrungen, Perspektiven

Fachtagung am 9. Mai 2014 in Mainz,Akademie der Wissenschaften und Literatur

Martina Schu

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Gliederung

1. Situation

2. Auftrag

3. Vorgehen

4. Ergebnisse

5. Empfehlungen und Anforderungen

1

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Situation in Rheinland-Pfalz

� keine Landesregelung zu Tageangeboten

� aber: seit Mitte der 2000er Jahre (unsystematische) Förderung von Tages-strukturmodulen, seither stetiger Anstieg (2008: 447 Plätze)

� 2013: in 53 Gemeinden existieren 86 Angebote mit 1.180 Plätzen:

− überwiegend kleine Angebote mit unter 10 Plätzen

− 79 % für Menschen mit geistiger Behinderung

− 18 % für Menschen mit seelischer Behinderung

− 3 % für Menschen mit körperlicher Behinderung

� 2011: über 3.000 Werkstattbeschäftigte zwischen 50 und 64 Jahren

� plus diejenigen SeniorInnen, die nicht in die WfbM gehen

2

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Auftrag

� Bedarfslagen für Angebote am Tag und Wünsche der SeniorInnen?

� Welche Angebote gibt es in Deutschland und wie sind sie gestaltet?

� Welche fachlich-konzeptionellen Anforderungen bestehen?

� Wie ist oder sollte das Personal qualifiziert sein?

� Wie werden die Angebote vergütet?

� Welche Erfahrungen und (Weiter-)Entwicklungsbedarfe bestehen?

� Wie sind geeignete Angebote für äMmB gestaltet?

3

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Vorgehen Juni 2012 bis März 2014

� Literatur- und Internetrecherche zu:

− Forschungsprojekten

− tagesstrukturierenden Angebote und zu Angeboten zur Vorbereitung auf den Ruhestand

− Länderregelungen

� ExpertInnen-Interviews (n = 37)

− persönliche und telefonische Interviews

− mit insges. 54 GesprächspartnerInnen

− … Sozialministerien und Leistungsträgern, Forschung und Praxis: offene Angebote und solche in Wohnheimen oder WfbM

� Abschlussbericht und Fachtagung

4

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Demografie, Situation

5

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Lebenserwartung in Deutschland

6

(Statistisches Bundesamt)

77,382,5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Männer Frauen

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Lebenserwartung Allgemeinbevölkerung und Menschen mit geistiger Behinderung

7

77,382,5

65,369,970,9 72,8

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Männer Frauen

DBa-Wü WL D

Ba-

Wü WL

(Statistisches Bundesamt, Dieckmann & Metzler, 2013)

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Lebenserwartung von Menschen mit gB

8

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

1978/80 2000 2015

Ein Teil der Altersgruppe verstirbt früher an behinderungs- bzw. altersbedingten

Erkrankungen

Que

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2006

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� Geschätzt wird sich die Zahl der MmB ü60 vervierfachen, die Zahl der MmB ü80 sogar verzehnfachen (Dieckmann u.a., 2010)

� Lebenserwartung von MmgB gleicht sich, abhängig von der Ausprägung der Behinderung, zunehmend jener der Allgemeinbevölkerung an (Dieckmann &

Metzler, 2013)

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

EmpfängerInnen von EGH in RLP 2011, außerhalb von und in Einrichtungen

2011: 3.547 WfbM-Beschäftigte zwischen 40 und 49, 3.176 Pers. zwischen 50 und 64 J.

2020: etwa 6.200 WfbM-Beschäftigte zwischen 50 und 69 Jahren

2030: knapp 50 % der HeimbewohnerInnen sind SeniorInnen, hinzu kommen jene, die nicht mehr bei der Herkunfts-familie leben können (Dieckmann u.a., 2010)

9

0

1.000

2.000

3.000

4.000

30 – 39 40 – 49 50 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 79 80+

… eigener Wohnung

… Wohneinrichtung

… Wohngemeinschaft

Leistungen in anerkannten Werkstätten für behinderte Menschen

Hilfen zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben

Hilfen zum selbstbestimmten Leben in betreuten Wohnmöglichkeiten, davon in...(Sta

tistis

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desa

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hein

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-Pfa

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2012

b)

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

1,6 3,5

7,4

15,7

26,4

41,1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

65 bis 69Jahre

70 bis 74Jahre

75 bis 79Jahre

80 bis 84Jahre

85 bis 89Jahre

90 Jahre undälter

Demenzielle Erkrankungen

10

AllgBev.

ü65: 8,3 %

Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung

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1,6 3,5

7,4

15,7

26,4

41,1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

65 bis 69Jahre

70 bis 74Jahre

75 bis 79Jahre

80 bis 84Jahre

85 bis 89Jahre

90 Jahre undälter

Demenzielle Erkrankungen

� mit dem Erreichen höherer Altersstufen auch Anstieg von Demenz in der Gruppe äMmB erwartet

� z. T. schwierig festzu-stellen, gleichwohl: zunehmende Wahrneh-mung demenzieller Erkrankungen in der Behindertenhilfe

11

AllgBev.

65+: 8,3 %

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

1,6 3,5

7,4

15,7

26,4

41,1

0

10

20

30

40

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65 bis 69Jahre

70 bis 74Jahre

75 bis 79Jahre

80 bis 84Jahre

85 bis 89Jahre

90 Jahre undälter

Demenzielle Erkrankungen

� mit dem Erreichen höherer Altersstufen auch Anstieg von Demenz in der Gruppe äMmB erwartet

� z. T. schwierig festzu-stellen, gleichwohl: zunehmende Wahrneh-mung demenzieller Erkrankungen in der Behindertenhilfe

12

� unterschiedliche Ergebnisse der internationalen Forschung

� höhere Prävalenz, früherer Beginn (bei Down-Syndrom Ø 20 – 30 J. früher)

AllgBev.

65+: 8,3 %

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1,6 3,5

7,4

15,7

26,4

41,1

0

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20

30

40

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60

70

80

65 bis 69Jahre

70 bis 74Jahre

75 bis 79Jahre

80 bis 84Jahre

85 bis 89Jahre

90 Jahre undälter

Demenzielle Erkrankungen

� mit dem Erreichen höherer Altersstufen auch Anstieg von Demenz in der Gruppe äMmB erwartet

� z. T. schwierig festzu-stellen, gleichwohl: zunehmende Wahrneh-mung demenzieller Erkrankungen in der Behindertenhilfe

13

� unterschiedliche Ergebnisse der internationalen Forschung

� höhere Prävalenz, früherer Beginn (bei Down-Syndrom Ø 20 – 30 J. früher)

� erste Projekte in Deutschland: 2006 – 2008, 2011 ff.

75,0

56,0

MmgB

ü65

AllgBev.

ü65: 8,3 %

(Gusset-Bährer, 2012, Aamr-Iassid, 1995)

16 – 24 %

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Weitere Aspekte

� Steigender Pflegebedarf

� Wegfall der Unterstützung durch Herkunftsfamilien

� Menschen mit Migrationshintergrund?

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Bedarfe und Wünsche der SeniorInnen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Bedarfe und Wünsche im Alter

� Ausscheiden aus Arbeitsleben/Beschäftigung als einschneidendes Ereignis− Veränderungen, Verlust von Struktur, Aktivität, Kompetenz, sozialen Kontakten

− Angst vor neuen Herausforderungen bzgl. Erhalt der Selbstständigkeit, Vermeiden von Isolation und Langeweile

� Kompensation der Verluste für äMmB oft schwieriger− WfbM oder TaFö als zentraler Dreh- und Angelpunkt

− lange institutionelle Betreuung (auch im Wohnbereich) und Fremdbestimmung

− eigene Bedürfnisse und Interessen zu erkennen ist oft schwierig

− wenig Kenntnis von Angeboten

− kaum Übung, selbstständig freie Zeit zu gestalten/sich selbst zu „bewegen“

− zeitgleich oft auch Verlust familiärer Unterstützung

� Wunsch nach Weiterbeschäftigung

16

(Hollander & Mair, 2006; Mair u.a., 2008; Havemann & Stöppler, 2010; Schäper u.a., 2010; Lindmeier, 2012)

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Bedarfe und Wünsche im Alter

� Vielzahl unterschiedlicher Hobbies, Interessen, Vorstellungen

� Wunsch nach familiären Beziehungen, Freunden und biografischer Rückbesinnung

� Freude auf freie Zeit nach Arbeitsleben (vs. Angst vor Einsamkeit, Langeweile und Abschied aus WfbM)

� Interesse an ehrenamtlichen Tätigkeiten

� Wunsch nach Selbstbestimmung

17

(Hollander & Mair, 2006; Mair u.a., 2008; Havemann & Stöppler, 2010; Schäper u.a., 2010; Lindmeier, 2012)

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Angebote

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Angebote rund ums Alter

� angepasste Beschäftigung und Teilzeit-Übergänge

� den Ruhestand vorbereitende Angebote

� tagesstrukturierende Angebote

� tagesgestaltende Angebote

� offene Angebote und individuelle Begleitung

� …

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Angebote (kurz) vor dem Ruhestand

� Altersgerechte Anpassung von Arbeitsbedingungen

− Ziel: Erhalt der Arbeitsfähigkeit

− Verbesserung der Arbeitsbedingungen z. B. durch ergonomische Anpas-sungen, Anschaffung von Hilfsmitteln, Gesundheitsförderung (z. T. als KK-Leistung), Ruheräume, Senioren-/Entlastungsgruppen

� Flexibilisierung der Beschäftigung

− Ziel: gleitender Übergang in Ruhestand

− früheres Aufhören am Nachmittag oder späteren Beginn am Morgen, verlängerte Pausen, freie (Nach-)Mittage, Teilzeit

� Vorbereitung auf den Ruhestand

− Ziel: Vermittlung von Perspektiven, Kennenlernen von eigenen Interessen

− Bildungsangebote (Vorbereitungskurse)

− Persönliche Zukunftsplanung

− Mitarbeitenden-Fortbildungen

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Tagesstrukturangebote

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

tagesstrukturierende Angebote

22

� Tagesstruktur = häufigste Form von Angeboten für SeniorInnen

� überwiegend als Maßnahme ausschließlich für RuheständlerInnen

� aber: unterschiedliche Definition von Zielgruppe und Zugangs-voraussetzungen (oft, aber nicht immer, nach Alter und in Abgrenzung von WfbM/TaFö)

� in einigen Bundesländern: Ausgestaltung von Tagesstrukturangeboten auf Basis von Richtlinien/einheitlichen Rahmenbedingungen

� aber: keine bundesweit einheitliche Definition, unterschiedliche Organisationsformen/Umsetzungen (hinsichtl. Verortung, Nutzungs-bedingungen, räumliche/sächliche Ausstattung)

� Personalanforderungen und -ausstattung in den Regelungen nicht klar gefasst, in der Praxis zwischen 1:3 und 1:7, überwiegend päd. Personal

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

tagesstrukturierende Angebote

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� zunehmend gilt „Prinzip des zweiten Lebensraums“

� i. d. R. Montag bis Freitag, tagsüber, ca. 40h/Wo geöffnet

� oft „Verpflichtungscharakter“: Vollzeitbesuch überwiegt, Teilzeitnutzung möglich, flexible Nutzung ist selten; Mindestnutzung meist: 6h/Wo (3x2h), z. T.: 30h/Wo

� überwiegend Gruppenaktivitäten nach Wochenplan

� Möglichkeiten der Mitgestaltung durch Teilnehmende, insg. eher begrenzte Bedarfsorientierung/Partizipation

� Angebote: Kreatives, Musik, Unterhaltung, Gartenpflege, Bewegung, Training hauswirtschaftlicher Fähigkeiten, i. d. R. mit Mittagessen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Finanzierung tagesstrukturierender Angebote

24

� anbieterspezifische Entgeltvereinbarungen, z. T. Bemühungen zur Angleichung der Entgelte

� Einteilung nach HBG, i.d.R. dem Wohnen folgend, z. T. in weniger Stufen (Kommunal: sehr unterschiedlich) Problem: wenn bisher keine Wohnhilfen genutzt wurden

� Entgelt bisher i. d. R. unabhängig vom Nutzungsumfang (ab 6h/Wo) � doch zunehmend Entwicklungen zu nutzungsabhängigen Entgelten

� Zugang (fast) nur für Klientel im Leistungsbezug des SH-Trägers

� I. d. R. Tagesstruktur oder WfbM/TaFö

� Steuerung über Fallmanagement, Gesamtplan

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Tagesgestaltende Angebote

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Tagesgestaltende Angebote

aktuell in drei Bundesländern:

� Bremen: Modul „Tagesbetreuung für alt gewordene geistig und geistig/mehrfach behinderte Menschen“ (auch genannt: Seniorenmodul; seit 2011)

� Hamburg: „Teilhabepauschale zur Tagesstrukturierung für ältere behinderte Menschen“ (seit 2009, aktualisierte Fassung seit 2013 in Kraft)

� Nordrhein-Westfalen (im Rheinland, LVR): „Tagesgestaltende Leistungen“ (seit 2009)

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Tagesgestaltende Angebote

� In HB, HH: ab 60(65)/ab 55 Jahre, im LVR: Klientel aus amb. BeWo, ohne Altersbezug. In HB, HH: WfbM-Beschäftigung als Ausschlusskriterium

� stundenweise Gruppen- oder Einzelangebote verschiedener Leistungserbringer/Anbieter (nicht nur aus der Behindertenhilfe)

� In HB, HH: werktags tagsüber, im LVR: vor allem abends und an Wochenenden

� individuelle Nutzung und Kombinierbarkeit, größere Auswahl-möglichkeit und Selbstbestimmung

� geringerer zeitlicher Umfang, Zeiten können je nach Angebot selbst bestimmt werden

� aber auch hier: vorgegebener zeitlicher und finanzieller Rahmen und Ausschlusskriterien

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Finanzierung tagesgestaltender Angebote

28

� HB: Monatspauschale nach HBG: 180,-/320,-/400,- Euro

� HH: Monatspauschale nach HBG: 60,-/120,-/180,-/240,- Euro

� LVR: pro bewilligte Leistungseinheit 17,50 Euro, max. 365 Tage, aber NICHT an WfbM-Tagen o. ä., Auszahlung an LB

� Bewilligungspraxis sehr unterschiedlich

� Leistungen z. T. über persönliches Budget

� i. d. R. keine Verwendungsnachweisprüfung, aber Betrachtung der Nutzung im Hilfeplangespräch

� keine Prüfung der Angebote

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Offene und individuelle Angebote

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Offene Angebote, individuelle Begleitung

30

� offene, inklusive Angebote für SeniorInnen im Sozialraum

� generell geeignet für Tagesstrukturierung/-gestaltung äMmB

� z. B. Kreativ-, Unterhaltungs-, Bewegungsangebote, Mittagstisch, Seniorentreffs mit Kaffee und Kuchen

� in Senioren- /Gemeindezentren oder Begegnungs-/Tagesstätten der Altenhilfe/Stadt/Gemeinde/Kirchengemeinde

� meist pauschal finanziert, i. d. R. für TN kostenfrei

� inklusive Nutzung ist seltener/schwierig

� individuelle Begleitung über Einzelberatungen, Einzelassistenz, persönliche Zukunftsplanung, mittels ehrenamtlicher PatInnen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Generelle Aspekte

� Sehr unterschiedlicher Stand der Ermöglichung und Umsetzung von Selbstbestimmung

� Demenz: eher randständiges Thema in Behindertenhilfe trotz zunehmender Wahrnehmung demenzieller Erkrankungen. In den letzten Jahren: Forschungs-/ Modellprojekte

� Pflege: kaum Angebote der Tages- und Freizeitgestaltung bei höherem Pflegebedarf

� Migration: kultursensible/transkulturelle Arbeit ist kaum Thema

� Inklusion: nur selten Teilnahme von SeniorInnen mit und ohne Behinderung, z. T. (nur) gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten, Ablehnung/Skepsis bei beiden SeniorInnen-Gruppen und bei Beschäftigten

� kaum Einbindung bürgerschaftlichen Engagements in Tagesstruktur und wenig Engagement-Möglichkeiten für MmB

� unzureichende Aus- und Fortbildung in (Heil-)Pädagogik (Thema Alter) und (Alten-)Pflege (Thema Behinderung)

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014 32

Empfehlungen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Empfehlungen – Grundlage

33

UN-Behindertenrechtskonvention:

� Teilhabe und Selbstbestimmung

� Wunsch- und Wahlrecht

� Orientierung an den Fähigkeiten und Ressourcen behinderter Menschen

� individuelle Unterstützung in allen Lebensbereichen

� barrierefreie Umwelt und Mobilität

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Empfehlungen

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Das Alter beginnt vor dem Ruhestand

� Anpassungen in den WfbM in Umfang, Dauer, Angeboten, Arbeitsplatzgestaltung

� „Auch wählen will gelernt sein“: Vorbereitung und Förderung von Selbstbestimmung, Mobilität und Gesundheit als Standard der gesamten Behindertenhilfe

� Informationen, Vorbereitungskurse, individuelle Unterstützung, Einbezug von Selbsthilfe, Peer-Angeboten, Angehörigen/Unter-stützerInnen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Empfehlungen für den Ruhestand

35

� Differenzierte Angebotspalette nach Art, Umfang, Gestaltung …

� Wahlfreiheit, selbstbestimmte Teilnahme und Mitgestaltung (ggf. mit Assistenz)

� Stärkung sozialer Netzwerke � Einbindung der Angehörigen

� Inklusive Angebote, Ehrenamt

� trägerübergreifende Nutzung, unabhängig von Wohnform

� Mobilität unterstützen

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Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014

Empfehlungen – Generelles

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� Selbstbestimmung und Personenzentrierung

� Beteiligung der SeniorInnen und von Selbsthilfe

� Kultursensibilität

� Einbezug der Familien, von UnterstützerInnen, von Peer Support

� Professionelle Kompetenzen weiterentwickeln in Richtung Alter und Pflege, Inklusion, Selbstbestimmung (PZP)

� individuelle Teilhabeplanung und adäquate Hilfearragements

� Inklusion, sozialraumbezogene Teilhabeplanung und Kooperation Alten- und Behindertenhilfe

� auskömmliche Finanzierung – am besten in das Wunsch- und Wahlrecht unterstützender Form (persönliches Budget)

Page 38: Tagesgestaltung für ältere Menschen mit …...Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014 Lebenserwartung

Perspektiven für die Tagesgestaltung älterer Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, Fachtagung Mainz, 9. Mai 2014 37

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