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Fahr hin werd glucklich & Fahr hin werd glucklich

Tanja Weimer & Torsten Wellmann...In Dortmund, und ja: auch jenseits der Stadtgrenzen, reichen diese zwei kleinen Worte durchaus, um seinem Gegenüber ein Lächeln zu entlocken. Denn

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Fahr hin

werd glucklich

&Fahr h

in

werd glucklich

Tanja Weimer & Torsten Wellmann

Glücksorte im Ruhrgebiet

Droste Verlag

Fahr hin und werd glücklich

2

Für Wolfgang

Vielen Dank für ihre Unterstützung an:

Volker Hartmann, Dagmar Jordan, Martin Müller,

Michael Wegener sowie Deike, Stefan und Tjade Frey

Dieses Buch g

ehört

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Vorwort

Was ist Glück? Die Frage ist mindestens so alt wie die Mensch-heit. Und mindestens ebenso lange hat ein jeder seine eigene, seineganz persönliche Antwort darauf gefunden. Glücksorte im Ruhrgebiet,sie sind auch – und das liegt in der Natur des Potts – mit der Bergbau-und Industrievergangenheit der Region verknüp. O sogar. Abereben nicht immer. Das Glück im Ruhrgebiet indet sich am Weges-rand, relativ weit oben und mitten im Wasser, ebenso wie in jenenneuen Quartieren, in denen vor allem junge Kreative belegen, dass derHimmel über dem Revier längst nicht nur schon strahlend blau ist,sondern bisweilen sogar regenbogenbunt.

Die nachfolgende Auswahl an Glücksorten ist, siehe oben, rein subjek-tiv. Sie wird von dem geprägt, was wir selbst erfahren haben, was manuns erzählt hat – und nicht zuletzt davon, was in der Metropole Ruhr,für all jene, die hier leben, arbeiten und glücklich sind, vielleicht schonlängst zum Alltag gehört. Tetraeder? Sicher – is‘ hier gleich umme Ecke.Ja und? Nun: Es kommt eben drauf an, was man daraus macht. Und obman sich darauf einlässt. Das gilt für Haldenkunst und Kreativquar-tiere. Für Stöberläden und Wellnessoasen. Für Blumenwiesen und Kanutouren.

Und ja: Vielleicht bedienen wir auch ein wenig die Klischees. Schoko-lade muss, wenn das ema Glück heißt. Nicht nur bei Frauen. Unddoch sind es auch hier die ganz persönlichen kleinen Geschichten, die ungewöhnlichen Orte, die das Übliche zum Besonderen machen.Nicht zuletzt, weil hinter den Orten immer auch Menschen stecken,die eine Menge von dem investieren, was sich gemeinhin Herzblutnennt.

Glück im Pott? Gibt es aus Dosen, die hier Gasometer heißen. Frischvom Feld. Und liebevoll angerichtet. An beinahe jeder Ecke. Ein Blicklohnt sich immer. Und ein zweiter folgt bestimmt. Anders wär‘ einfachnicht typisch Ruhrgebiet.

Glück auf!

4

1 Sunset Walk Auf der Schurenbachhalde

in Essen ..............................................8

2 Mein liebes Fräulein Fräulein Coffea in Bochum .............10

3 Andersens Märchen Das Schlosshotel Lembeck

in Dorsten ........................................12

4 Feuchtgebiet Die Orchideenwiese

in Bergkamen ...................................14

5 Herr Walter legt an Ein Eventschiff im

Dortmunder Hafen ..........................16

6 Die Magie des MastesDer Zauberlehrling in

Oberhausen ......................................18

7 Auszeit mit Salz Die Niederrhein-erme in

Duisburg ..........................................20

8 Der PfirsichblütenquellDer Chinesische Garten

in Bochum ........................................22

9 Herz am TanzenDas Günni-Semmler-Denkmal

in Essen ............................................24

10 Ein Koloss im Licht Der Landschaspark

Duisburg-Nord .................................26

11 Engels Küche Kochkurs in der Küchenscheune

in Dorsten ........................................28

12 Für zwei bis drei Personen Das Gdańska in Oberhausen ..........30

13 MobiliarmarottenmuseFrollein Fritz in Dortmund ............32

14 Der Scheinriese Tiger & Turtle in Duisburg .............34

15 Wo Erna Mathilde heißt Die Persiluhr in Lünen ....................36

16 Auf Muschelsuche Paddeln auf der Ruhr ......................38

17 Anne Bude Der Kortländer Kiez

in Bochum ........................................40

18 Kühler Kopf und warme Füße Das Freizeitbad Heveney

in Witten ...........................................42

19 Gutes von gestern Altes Dorf Westerholt

in Herten ..........................................44

20 Hawaii mit DressingCrêpe & Baguette in Mülheim ........46

21 Dem Revier sein Theater Der Mondpalast in

Wanne-Eickel ...................................48

Inhaltsverzeichnis

22 Kurz vor Gracht Der Innenhafen von Duisburg ........50

23 Immer wieder sonntags „Harold & Maude“ in der

Galerie Cinema in Essen .................52

24 Die ErfrischungsweicheHolgers Erzbahnbude in

Gelsenkirchen ..................................54

25 Wasserturm mit Loch Die Camera obscura in Mülheim ...56

26 Perfekt unperfekt Das Unperfekthaus in Essen ...........58

27 Dem Himmel so nahHalde Rheinelbe

in Gelsenkirchen ..............................60

28 Neue Energie Der Gesundheitspark Quellenbusch

in Bottrop .........................................62

29 Sanftes Plätschern Der Phoenix-See in Dortmund .......64

30 Ein kleiner ItalienerMimi e Rosa in Duisburg ................66

31 Welterbe am Tellerrand Zollverein 3/7/10 in Essen ...............68

32 Mann mit Knete Die Konditorei Sindern

in Recklinghausen ............................70

33 Gut abgeschnitten Ein Blumenfeld in Bottrop ..............72

34 Musik-Kanal Das Amphitheater im

Nordsternpark Gelsenkirchen .........74

35 Für Sternengucker Die Halde Hoheward

in Herten ..........................................76

36 Essens Schokoladenseite Die Chocolaterie Lothar Buss

in Essen ............................................78

37 Kein Zwerg, nirgendsÖko-Kleingartenanlage

Kraut & Rüben in Bochum .............80

38 Rosa Elefanten inklusive Der Finkenkrug in Duisburg ...........82

39 Ein Mittwoch in Bochum Pamela Falcon im Riff .....................84

40 Reise in die Kindheit Das Schaustellermuseum

in Essen ............................................86

41 Die schwingende Pyramide Der Tetraeder in Bottrop .................88

42 Immer hart backbord Im Museum für Binnenschifffahrt

in Duisburg ......................................90

6

43 Ganz großes Kino In der Filmbar der

Essener Lichtburg .............................92

44 Dortmund und Detroit Das Fördergerüst am

Bergbau-Museum Bochum .............94

45 Schön scharf machen, bitte „Die Currywurst“ in

Wanne-Eickel ...................................96

46 Hohe Kunst Der Gasometer in

Oberhausen ......................................98

47 Frei nach Stängel gewachsen Der Köllnische Wald

in Bottrop .......................................100

48 Morgens um zwei Die Autobahn A 40 ......................102

49 Schlafen in der Traumwelt Das Road Stop Motel

in Dortmund ..................................104

50 Zeit für einen TeeIm Schiffchen in Duisburg .............106

51 Flüssiges SonnenlichtDas Solbad Vonderort

in Oberhausen ...............................108

52 Auch ohne Schatz schön Der Silbersee II in Haltern ............110

53 Schief, schräg, schönDie Altstadt von Hattingen ...........112

54 Jede Menge Zeugs Das Dortmunder Kreuzviertel ......114

55 Immer geradeaus Auf dem Leinpfad zwischen

Mülheim und Essen .......................116

56 Große weite Welt Das Alte Schiffshebewerk

Henrichenburg ...............................118

57 Waschen und schneidenDer „Pommesbauer“

in Oberhausen ...............................120

58 Der Kleine gewinnt „Starlight Express“ in Bochum ......122

59 Let love grow Die Korte Klippe in Essen .............124

60 Spielzeug der Kindheit„Slinky Springs to Fame“

in Oberhausen ...............................126

61 Brötchen waren gestern Papierwerk in Mülheim ................128

Inhaltsverzeichnis

62 Tiefe Eindrücke Der Tippelsberg in Bochum ...........130

63 Für feine Öhrchen Das Glockenspiel in Bottrop ..........132

64 Da liegt was in der LuftDas Gradierwerk

im Essener Grugapark ...................134

65 Das Glück hat eine Farbe „Rheinorange“ in

Duisburg ........................................136

66 Gegrilltes Glück Die Kochwerkstatt

Ruhrgebiet in Herten .....................138

67 Sonntagsspaziergang Der Rombergpark

in Dortmund ..................................140

68 Feuerrot und eisblau Die Zollverein Eisbahn

in Essen ..........................................142

69 Das Universum im Pott Das Planetarium in Bochum ........144

70 Urlaub statt MalocheDer RheinPark in Duisburg ..........146

71 Wie im Märchenbuch Der Laternenweg in Schwerte .......148

72 Falter im freien Flug Das Schmetterlingshaus

im Maximilianpark Hamm ..........150

73 Das Haar von Tohotaua Im Museum Folkwang

in Essen ..........................................152

74 Schön, datte da bist! in hostel veritas in

Oberhausen ...................................154

75 Bunt mit ZuckergussDie Kleine Zuckerbäckerei

in Bochum ......................................156

76 Mut zum Hut Die Hutmanufaktur in Essen ........158

77 Sand in Betrieb Der Stadthafen

in Recklinghausen ..........................160

78 Altes Holz in alter Mühle Die alte Gewürzmühle in

Gelsenkirchen ................................162

79 Mentale Auszeit vom Alltag Die Heuerampel in Bochum ..........164

80 Alles so schön bunt hier Die Halde Haniel in Bottrop .........166

10

Fräulein Coffea, Oskar-Hoffmann-Straße 34, 44789 Bochum, www.fraeulein-coffea.deÖPNV: Bus 353, 354, 356, U11, Haltestelle Oskar-Hoffmann-Straße

Mein liebes Fräulein2 Fräulein Coffea in Bochum

Braucht eine moderne, aufgeschlossene Welt noch Fräuleins? Unbedingt.Vor allem, wenn sie nicht nur den Namen Fräulein Coffea tragen, sondernzugleich den treffenden Untertitel „zauberhaes, kleines Café“. Unddamit wäre eigentlich schon das Wichtigste gesagt.Erzählen jedoch lässt sich natürlich viel mehr über dieses nette kleineEtablissement, das gerade mal hundert Meter vom Bochumer Schau-spielhaus entfernt ist. Das so bunt ist wie Desigual-Klamotten. Tapetenhat wie aus dem Poesie-Album. In dem vieles bio und alles lecker ist.Vor allem der Kaffee. Stark ist der, richtig stark. Aus Prinzip. Aber mitLiebe gemacht, ebenso wie die süßen Kuchen und herzhaen Tartes.Hier reicht man handfeste Stullen statt Sandwiches, hier wird nicht inMassen abgefertigt, sondern individuell bedient.Hier wirken und leben – man kann es kaum anders sagen – die ZwillingeKatrin und Nina Oberheitmann. Die eine: gelernte Möbeltischlerin. Dieandere: Damenschneiderin. Eigentlich. Ihre Berufung haben sie in derGastronomie gefunden. Doch welch schnödes Wort für so ein hehresZiel. Denn zusammen, selbst gerade mal Ende dreißig, haben die beidenauf ganz eigene Art und Weise den Tante-Emma-Stil wiederbelebt. Undder ist keineswegs nur etwas für alte Damen. Dem Schauspieler vonumme Ecke schmeckt es hier ebenso wie dem Macho mit Sonnenbrilleund der Mama von gegenüber nebst Anhang. Weder das Geklapper vonStricknadeln wirkt hier störend noch das gezückte Smartphone, das diebestellten Köstlichkeiten im Bild festhält – bevor sie, unter wohligemLächeln, den Gang alles Essbaren gehen. Ein Café mit Stammkunden-potenzial.Man könnte es auch locker „verplanzen“, dieses Fräulein, nach Berlinoder Hamburg vielleicht. Ausreichend Charme, ausreichend Wirkunghat das Coffea allemal. Andererseits: Warum etwas hergeben, das sogute Laune macht? So lecker ist. Bochum-Ehrenfeld hat sein eigenesWohnzimmer gefunden. Nix von der Stange und alles andere als Eicherustikal oder Gelsenkirchener Barock. Mein liebes Fräulein.

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Herr Walter, Speicherstraße 90, 44147 Dortmund, www.herr-walter.deÖPNV: U47, Haltestelle Dortmund-Hafen

Herr Walter legt an5 Ein Eventschiff im Dortmunder Hafen

Liegt ein Schiff im Dortmunder Hafen … – na und? Zugegeben, die ei-gentliche Nachricht ist hier tatsächlich eine andere. Denn jenes besagteSchiff ist nicht irgendein Schiff. Gestatten: Walter. Herr Walter. Werbraucht als ehemaliges Schüttgüterschiff schon Vor- und Nachnamen?In Dortmund, und ja: auch jenseits der Stadtgrenzen, reichen diese zweikleinen Worte durchaus, um seinem Gegenüber ein Lächeln zu entlocken.Denn dieses Schiff hat sich nicht nur seinen eigenen Strand gleich mit-gebracht, sondern sich seit 2011 als feste Eventlocation im Ruhrgebietetabliert. Bei allen, die auf ein bisschen große weite Welt auch in derMetropole Ruhr nicht verzichten möchten. Bei jenen, für die es durchausetwas mehr Meer sein darf. Und bei allen, deren Herz nicht die FarbeRot, sondern die Kombination Schwarz-Gelb trägt.Klingt kryptisch, hat aber jede Menge Glückspotenzial – und nichtzuletzt auch eine ziemlich einleuchtende Erklärung: 2011 machte HerrWalter auf Dauer im Dortmunder Hafen fest; einhundertzehn Jahre aufden Flüssen und Kanälen Europas, das sollte für die Rente reichen. Esfolgten: eine optische Grunderneuerung, ein respektabler Umbau sowiedie visuelle und konzeptionelle Ergänzung um eine Außenanlage, fürdie wahrscheinlich die Bezeichnung Beach-Lounge die treffendste wäre;Sand und Liegestühle inklusive. Das Ergebnis: das Gesamt-KunstwerkHerr Walter. Geöffnet immer bei hauseigenen Veranstaltungen (Spann-breite: Love-Boat-Party bis Seemannsgarn von Herr Walter sein KapitänOliver Buschmann), bei schönem Wetter ab 14 Uhr – und bei Fußball-übertragungen. Am BVB kommt man in Dortmund nicht einmal unterPalmen vorbei. Warum auch?Platz ist schließlich genug, an Bord, unter Deck und auf dem Außenge-lände. Hier wird geklönt und gesnackt, frisch von der hauseigenen Fisch-bude „Waltraud“ etwa, und beim Cocktail den eigenen Gedanken nach-gehangen. Die Zehen im Sand, den Kopf in den Wolken, ein Schiff vorder Haustür. Das Glück braucht nicht immer gleich eine komplette Welt-reise. Bisweilen reicht eine Fahrt nach Dortmund.

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Silbersee, Münster Straße (B 51)/Zum Vogelsberg, 45721 Haltern am SeeÖPNV: Bus 273, Haltestelle Silbersee

Auch ohne Schatz schön52 Der Silbersee II in Haltern

Wenn die Sommerhitze allzu groß ist und der Körper nach Abkühlungverlangt, dann zieht es die Menschen des Ruhrgebiets geschlossen in dieFreibäder und Seen der Region. Zumindest solange das Baden in derRuhr noch nicht erlaubt ist – doch daran wird bekanntlich gearbeitet.Als „größte Badewanne des Ruhrgebiets“ gilt bis dahin der Silbersee IIin Haltern. Nein, weder Winnetou noch Old Firehand oder sein KollegeShatterhand wurden hier jemals gesichtet. Ehrlich gesagt hat der Silberseein Haltern überhaupt nichts mit Silber zu tun, geschweige denn miteinem Schatz. Aber der Name klingt schön.Genau genommen gibt es in Haltern noch nicht einmal den einen Sil-bersee, sondern gleich mehrere. Und die wurden in der Vergangenheitabwechselnd von den Menschen in der Umgebung als Badeseen genutzt,vorher aber fein säuberlich durchnummeriert, damit auch jeder weiß,welcher See gerade dran ist. Egal, welcher genau – entstanden sind siealle durch die Gewinnung des wohl bekanntesten Rohstoffes der Region:des Halterner Quarzsands. Was jetzt doch irgendwie eine Art Schatz ist.Und auch optisch haben die Seen einiges zu bieten; klares blaues Wasser,feinster Sand – das lässt man sich gefallen.Aktuell wird also im Silbersee II gebadet und geplanscht. Außerdem,man glaubt es kaum, hat sich hier ein gefragtes Surf-Revier entwickelt.Das Sommer-Glück mancher Menschen liegt eben nicht im, sondernauf dem Wasser. Von Mai bis Mitte September geschieht all dies unterden wachsamen Augen der DLRG-Vertreter. Kein leichter Job, immerhinist an manchen Tagen gefühlt die halbe Metropole Ruhr vor Ort. Fürdie entsprechende Verplegung sorgt übrigens eine Gastronomie mitdem humorvollen Namen Treibsand. Der Silbersee I war bis 2004 noch Badegewässer, wird aber aktuell geradewieder „ausgesandet“, wie der Fachmann sagt. Und die Nummer III? IstLandschasschutzgebiet und nicht zum Baden freigegeben, immerhinführt ein 4,5 Kilometer langer Weg einmal drum herum. „Nur gucken,nicht planschen“ lautet hier das Motto.