TARIFRUNDE 2019 DATEN UND FAKTEN IM ÜBERBLICK · Lohnrunde 2019: Forderungen & Abschlüsse 12.12.2019 Prof .Dr. Thorsten Schulten 7 Tarifbereich Forderung 2019 2020/2021 Laufzeit

TARIFRUNDE 2019 – DATEN UND FAKTEN IM ÜBERBLICK

WSI-Tariftagung 2019 12.-13. Dezember 2019, Düsseldorf

Prof. Dr. Thorsten Schulten

Inhalt

12.12.2019 Prof. Dr. Thorsten Schulten 2

1. Lohnrunde 2019

Forderungen & Ergebnisse

2. Entwicklungen in der

tariflichen Arbeitszeitpolitik

3. Besondere Tarifverträge

4. Ausblick auf die Tarifrunde 2020


1. LOHNRUNDE 2019 FORDERUNG & ERGEBNISSE

Kündigungstermine 2019 Ausgewählte Branchen


Dezember 2018

• Öffentlicher Dienst

Länder

Januar 2019

• Bankgewerbe

• Textilindustrie

Februar 2019

• Bekleidungsindustrie West

• Papiererzeugende Industrie

März 2019

• Einzelhandel

• Groß- und Außenhandel

Mai 2019

• Kfz-Gewerbe

August 2019

• Versicherungen

Oktober 2019:

• Chemische Industrie

Dezember 2019

• Systemgastronomie

• Zeitarbeit

Lohnrunde 2019: Forderungen in %

12.12.2019 Prof .Dr. Thorsten Schulten 5

5,0

5,0

5,5

6,0

6,0

6,0

6,0

6,0

6,0

6,5

6,5

6,5

7,0

8,5

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0

Druckindustrie

Kfz-Handwerk (Bayern)

Textil & Bekleidung (West)

Banken

Eisen & Stahl

Papier & Kunststoff

Öffentlicher Dienst (Länder)

Textil (Ost)

Versicherungen

Einzelhandel

Groß- & Außenhandel

Süßwaren (NRW)

Energie (Ost)

Zeitarbeit

Lohnrunde 2019: Soziale und sonstige Komponenten


Soziale Komponenten:

• Öffentlicher Dienst (Länder):

Tariferhöhung von mindestens 200 Euro

• Einzelhandel (NRW): Mindestens 163 Euro

Sonderzahlungen:

• Stahlindustrie: Zusätzliches Urlaubsgeld: von 1800 € pro

Jahr (tarifdynamisch), Wahloption zur Umwandlung in freie

Zeit

• Chemische Industrie: persönlichen Zukunftskontos in

Höhe von 1.000 € jährlich (tarifdynamisch) zur individuellen

Verfügung

• Gebäudereinigerhandwerk: Einführung von

Weihnachtsgeld

Lohnrunde 2019: Forderungen & Abschlüsse


Tarifbereich Forderung 2019 2020/2021 Laufzeit

02.19 Textil- & Bekleidung West 5,5 % 340 € Pauschale, 2,6 % 2,3 % 24 Monate

02.19 Papier & Kunststoff 6,0 % 4 Nullmonate; 2,8 % 2,7 % 27 Monate

03.19 Öffentlicher Dienst

Länder

6,0 %, mind. 200 € 3,2 % mind. 100 € 3,2 % mind. 90 € 2020

1,4 % mind. 50 € 2021

33 Monate

03.19 Energiewirtschaft Ost 7,0 % 3,0 % 3,0 % 27 Monate

03.19 Eisen- und Stahlindustrie 6,0 % 2 Nullmonate; 3,7 % 26 Monate

05.19 Druckindustrie 5,0 % 8 Nullmonate; 2,4 % 2,0 % 2020; 1,0 % 2021 36 Monate

06.19 Süßwarenindustrie NRW 6,5 % 3,0 % 2,6 % 25 Monate

06.19 Groß-/Außenhandel NRW 6,5 %, mind. 80 € 2 Nullmonate; 3,0 % 1,9 % 24 Monate

07.19 Einzelhandel NRW 6,5 % mind. 163 € 3,0 %/77,50 € mtl. € 1,8 % 24 Monate

07.19 Bankgewerbe 6,0 % 7 Nullmonate; 2,0 % 2,0 % 29 Monate

11.19 Chemische Industrie Reale Erhöhung/

Zukunftskonto von

1.000€

Pauschale 4 - 6 % eines

Monatsent. für 6-8 Mon.

1,5% (2020) 1,3 % (/2021)

Zukunftsbetrag von 9,2% (2021) bzw.

13,8% (2022) eines Monatsent.

27-29

Monate

11.19 Versicherungsgewerbe 6,0 % 225 € Pauschale 2,8 % 2020

2,0 % 2021

25 Monate

Abschlussraten 2019 unabhängig von der Laufzeit


3,7

4,0

4,2

4,4

5,0

5,2

5,4

5,5

5,5

5,8

6,2

6,5

9,0

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0

Eisen- und Stahlindustrie

Banken

Nahrungs- und Genussmittelgewerbe*

Einzelhandel

Groß- und Außenhandel

Textilindustrie

Druckindustrie

Energie- und Wasserversorgung, Bergbau*

Gesamte Wirtschaft

Metallhandwerk

Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft*

Hotel- und Gaststättengewerbe


* Durchschnitt verschiedener Tarifbranchen

Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.10.2019

Kalenderjährliche Tariferhöhungen 2019 in % zum Vorjahr, Gesamtwirtschaft


3,3

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

Erhöhungen aus 2018und früher



3,3

2,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0


Erhöhungenaus 2019



3,3

2,5

3,0

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0


Erhöhungenaus 2019

Erhöhunginsgesamt

Kalenderjährliche Tariferhöhungen 2005- 2019 in % zum Vorjahr, Gesamtwirtschaft


1,6 1,5

2,2

2,9

2,6

1,8 2,0

2,7 2,7

3,1

2,7

2,4 2,4

3,0 3,0

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019*

NominalQuelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 29.11.2019

Kalenderjährliche Tariferhöhungen 2005- 2019 in % zum Vorjahr, Gesamtwirtschaft


1,6 1,5

2,2

2,9

2,6

1,8 2,0

2,7 2,7

3,1

2,7

2,4 2,4

3,0 3,0

0,1 -0,1

-0,1

0,3

2,3

0,7

-0,1

0,7

1,3

2,1 2,2

1,9

0,9 1,2

1,6

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019*

Nominal RealQuelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 29.11.2019

Kalenderjährliche Tariferhöhungen 2019 in % zum Vorjahr


* Durchschnitt verschiedener Tarifbranchen

Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 29.11.2019 1,6

1,6

1,8

1,9

2,1

2,2

2,3

2,3

2,4

2,5

2,7

2,8

2,8

2,9

2,9

3,0

3,2

3,2

3,3

3,4

3,5

3,6

3,9

4,1

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5

Banken

Druckindustrie

Einzelhandel

Energie- und Wasserversorgung, Bergbau*

Deutsche Post AG


Chemische Industrie

Gebäudereinigerhandwerk

Deutsche Telekom AG

Deutsche Bahn AG

Nahrungs- und Genussmittelgewerbe*

Hotel- und Gaststättengewerbe

Öffentlicher Dienst (Bund und Gemeinden)

Kautschukindustrie

Papier verarb. Industrie

Gesamte Wirtschaft

Metallhandwerk

Textilindustrie

Bauhauptgewerbe

Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft*

Privates Verkehrsgewerbe


Eisen- und Stahlindustrie

Metallindustrie

Laufzeit der Vergütungstarifverträge, 2000-2019 Durchschnittliche Anzahl in Monaten (Stand: 29.11.2019)


21,8

14,5

18,3

20,5 21,8

25,7

22,1 22,2 22,4

24,1 24,3

22,8

18,0

22,8 22,4 21,1

22,8

25,6 26,5

25,4

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019


2. ENTWICKLUNGEN IN DER TARIFLICHEN ARBEITSZEITPOLITIK

Tarifvertragliche Arbeitszeiten 1984-2018, in Stunden pro Woche


Angleichung der Arbeitszeiten in Ostdeutschland


Metall-Tarifrunde 2018 Gesprächsverpflichtung

zur Angleichung der Arbeitszeiten

von 38 Stunden (Ost)

auf 35 Stunden (West)

Dezember 2019 IG Metall: Endgültiger

Abbruch der Gespräche

ohne Ergebnis

Tarifrunden 2017/2018 Wahloptionen: Mehr Geld oder mehr freie Zeit


Tarifrunde 2019 Stahl- und Eisenindustrie


Wahloption:

• Zusätzliche tarifliche

Vergütung von 1.000 Euro

pro Jahr (ab 2020)

• Umwandlung in bis zu 5

(untere Lohngruppen) bzw.

4 (obere Lohngruppen)

zusätzliche freie Tagen

Tarifrunde 2019 Deutsche Seehäfen


Erhöhung der Entgelte um 2,7 Prozent

Wahloption: Vorteilsreglung für ver.di Mitglieder

• Ein weiterer freier Tag oder

• Erhöhung des Arbeitgeberzuschusses

zur betrieblichen Altersvorsorge

in Höhe von 15 Euro monatlich

Tarifrunde 2019 Postbank


1. Stufe: Erhöhung der Entgelte

um 3,0 Prozent (2020)

Wahloption: Anspruch auf eine ganze

oder teilweise Umwandlung in zusätzlichen freie Tage

• bis zu 7,2 Tage (bei 5-Tage-Woche)

• bis zu 8,64 Tage (bei 6-Tage-Woche)

2. Stufe: Erhöhung der Entgelte um 1,75% (2021) mit

zusätzlicher Umwandlungsoption

Tarifrunde 2019 Sparda Bank


Erhöhung der Entgelte

um 2,6 Prozent

Wahloption: Verbindlicher Anspruch auf

Umwandlung in zusätzlichen Urlaub von

• 6 Tagen (2020)

• 1,5 Tagen (Januar bis März 2021)

Tarifrunde 2019 Banken und Versicherungen


Private Banken:

• Ver.di fordert Wahloption:

• Keine Verhandlungsbereitschaft

bei den Arbeitgebern

Versicherungen:

• Ver.di fordert Wahloption:

• Verhandlungsverpflichtung

bei den Arbeitgebern über

eine Entgeltumwandlung in

bis zu 5 freien Tage

Tarifrunde 2019 Chemische Industrie


Einführung eines

individuellen Zukunftskonto …

… mit der Möglichkeit

zusätzliche freie Tage

zu wählen!

Vorbereitung der Tarifrunde 2020 Arbeitszeitbefragung im öffentlichen Dienst


Bei Wahloption: Mehr freie Zeit, statt mehr Geld


3. BESONDERE TARIFVERTRÄGE

Tarifpolitische Aufwertung von Berufsgruppen: Das Beispiel Pflege


Flächentarifvertrag für die Universitätskliniken

Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm (seit 2004)

• Tariferhöhung: 7,1 Prozent

in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 28 Monaten

• Neue Entgeltordnung mit einer höheren Eingruppierung

für den gesamten Pflegebereich

• Pflegezulage von 200 Euro pro Monat

• Aufwertung qualifizierter Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung in zwei Stufen:

• Eingangsgehälter: + 37 Prozent

Letzte Erfahrungsstufe: + 16 Prozent

Neue Tarifpolitik im Niedriglohsektor Hotel- und Gaststätten Mecklenburg-Vorpommern


Tarifforderung der NGG: Erhöhung aller Tariflöhne

um 2,50 Euro pro Stunde

Neuer Tarifvertrag:

Die Entgelte erhöhen sich

in fünf Stufen:

1. 01.12.2019 um bis zu 5,5 %

2. 01.09.2020 um bis zu 5 %

3. 01.09.2021 um bis zu 5 %

4. 01.09.2022 um bis zu 5 %

5. 01.09.2023 um bis zu weitere 5 %.

Insgesamt: bis zu 28% Durchschnittliche Erhöhung

um 2,85 Euro pro Stunde

Tarifpolitik und Weiterbildung: Das Beispiel der ING Bank


Zukunftstarifvertrag

• Individuelles jährliches

Weiterbildungsbudget

in Höhe von 500 Euro

• Möglichkeit der Ansparung

über mehrere Jahre

Weitere Bestandteile

• Kinderbetreuungszuschuss: 150 Euro pro Monat

• Pflegekostenzuschuss: 100-150 Euro pro Monat (je nach Pflegestufe)

• Nikolausprämie: 1.500 Euro;

• Jahresabschlussvergütung: 75% eines Monatsgehaltes

• ING Flexi-Time: Möglichkeit einer Auszeit von drei bis zu 12 Monaten

Entlastungstarifverträge Mehr Personal im Krankenhaus


Bereits 15 Kliniken haben Tarifverträge

mit Personalbemessungsvorgaben

und Verpflichtungen zur

Einstellung neuen Personals, z.B.

Baden-Württemberg 120 Stellen

Düsseldorf und Essen je 180 Stellen

Homburg 145 Stellen

Augsburg 100 Stellen

Jena 144 Stellen

Weitreichende Vereinbarung

im Universitätsklinikum Jena (Oktober 2019)

• Regeln zur Personalbemessung

• Möglichkeit zu Entlastungstagen

Aufbau neuer Tarifvertragsstrukturen


Tarifvertrag in der Altenpflege

Gründung: Bundesvereinigung der

Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP)

Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der Arbeiterwohlfahrt (AWO),

der Diakonischen Dienstgeber in Niedersachsen, des

Paritätischen Gesamtverbandes und der Volksolidarität

(rund 50.000 Mitarbeiter/5%)

Insgesamt sind in der Altenpflegebranche 1,1 Millionen Menschen beschäftigt,

rund 500.000 davon bei den privaten Arbeitgebern

Ziel ist der Abschluss eines Tarifvertrag, der dann auf die

gesamte Branche erstreckt wird.

Gesetz für bessere Löhne in der Pflege

(Pflegelöhneverbesserungsgesetz)


4. AUSBLICK AUF DIE TARIFRUNDE 2020

Kündigungstermine 2020ff. Ausgewählte Branchen


Dezember 2019

• Systemgastronomie

• Zeitarbeit

März 2020

• Metall- und Elektroindustrie

April 2020

• Bauhauptgewerbe

August 2020


(Bund/Gemeinden)

März/April 2021

• Einzelhandel/


Juli 2021

• Banken

Oktober 2021


(Länder)

April 2022

• Chemische Industrie

Weitere Informationen:


Prof. Dr. Thorsten Schulten

[email protected] www.tarifarchiv.de

www.facebook.com/wsi.tarifarchiv

www.twitter.com/wsitarifarchiv

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