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32 BRIEFMARKEN SPIEGEL 7/2017 Thema des Monats Mit dieser Konstruktion fing al- les an: „Laufmaschine“ nannte der badische Forstmeister Karl Freiherr Drais von Sauerbronn seine bedeutendste Erfindung, die Urform unseres Fahrrades. Seine Geburtsstadt Karlsruhe feierte 1985 den 200. Geburtstag von Karl Drais mit einem Son- derstempel, der den Erfinder auf seiner hölzernen Lauf- maschine zeigt. Die Entwicklung des Vorderrad-Pedalantriebes um 1867 und des Niederrades mit Kettenantrieb um 1884 waren technische Meilensteine auf dem Weg zum modernen Fahrrad. Erst mit der Einführung des Niederrades konnte sich das Fahrrad als Massenverkehrsmittel durchsetzen, da es leichter und sicherer zu bedienen war als die Fahrräder mit großen Rädern. Fortschritt auf zwei Rädern Von der „Laufmaschine“ zum E-Bike Das Fahrrad gehört heute zu den Massenverkehrsmitteln und ist auch aus dem Sport nicht wegzudenken. Es war schon ein rechtes Spek- takel, was sich den Mannhei- mern an diesem 12. Juni 1817 dar- bot: Ein junger Mann von 32 Jahren, der großherzoglich-badi- sche Forstmeister Karl Drais Frei- herr von Sauerbronn, bestieg – wie zuvor angekündigt – vor sei- nem Wohnhaus eine Art Holz- bock auf zwei Rädern und fuhr damit, sich mit den Füßen am Boden abstoßend, bis zu dem etwa sieben Kilometer entfern- ten Schwetzinger Relaishaus und wieder zurück. Dafür brauchte er nur eine knappe Stunde. Das war deutlich weniger als die Fahrzeit der Postkutsche, selbst ein Reiter im Trab wäre nicht viel schneller gewesen. Und Pferde waren rar in jenem Jahre 1817, hatten doch durch Kälteeinbrüche und Über- schwemmungen hervorgerufene Missernten im Vorjahr zu Hun- gersnöten und einer Futtermit- telknappheit geführt, der viele Pferde zum Opfer gefallen waren. Diese Not hatte den Tüftler Karl Drais bewogen, das von ihm „Laufmaschine“ genannte Vehikel zu entwickeln. Es war nicht seine erste Erfindung; Großherzog Karl Friedrich hatte den kreativen Forstbeamten schon seit einigen Jahren vom Dienst freigestellt, damit sich dieser seinen techni- schen Experimenten widmen konnte. Die „Draisine“, wie man das Ge- fährt nach seinem Erfinder schon bald nannte, wurde auch außer- halb Deutschlands vielfach nach- gebaut. Dennoch konnte sich die geniale Konstruktion, mit der erstmals das auf einer steten Ba- lance beruhende Zweiradprinzip in der Fortbewegung praktische Gestalt annahm, in dieser Form nicht als Individualverkehrsmit- tel durchsetzen. Das lag zum ei- nen an der noch ungefügen Bau- weise mit metallbeschlagenen Holzspeichenrädern, woraus ein Gewicht von mehr als 20 Kilo- gramm resultierte, und zum an- deren an der auf längeren Stre- cken doch körperlich recht anstrengenden Antriebsform. Auch die damaligen Wegever- hältnisse, die nur in geringem Maße ein Fahren auf ebener Flä- che ermöglichten, standen einer weiten Verbreitung dieser Ur- form des Fahrrades noch entge- gen. So sollte es noch mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, bis aus Draisens Erfindung ein allge- mein nutzbares Fortbewegungs- mittel wurde. Den ersten großen Fortschritt brachte die Verlegung des Antriebs auf an der Vorder- radachse befestigte Pedale. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 stellten die Kutschenbauer Pierre und Ernest Michaux ein solches „Tretkurbel-Veloziped“ mit Me- tallrahmen und vollgummibe- reiften Speichenrädern vor, das sie in einer eigenen Fabrik pro- duzierten. Bei dieser Antriebs- form bestimmt der Umfang des Vorderrades die mit einer Kurbelumdrehung zurückgelegte Strecke. Um die Fahrräder schneller zu machen, wurde in der Folgezeit das Vorderrad im- mer größer, das Hinterrad immer kleiner dimensioniert – es ent- stand das Hochrad, dessen Fah- ren bald akrobatische Fähigkei- ten erforderte. Nicht nur das Auf- und Absteigen wurde schwieri- ger, der hohe Schwerpunkt be- einträchtigte auch die Fahrsi- cherheit. Schwere Stürze waren nicht selten. Angesichts des Unfallrisikos für Hochradfahrer verwundert es nicht, dass das um 1878 entwi- ckelte Niederrad mit Kettenan- trieb des Hinterrades anfangs unter dem verkaufsfördernden Namen „Sicherheitsfahrrad“ auf den Markt kam. Sowohl die nun, wie bei der Draisine, wieder gleich großen Vorder- und Hin- terräder als auch die Trennung von Lenkung und Antrieb er- leichterten deutlich die Beherr- schung dieser Vorstufe des mo- dernen Fahrrades. War das Radfahren bis dahin – nicht zu- letzt auch wegen des Preises der meist nur in Kleinserien gebau- ten Hochräder – vorwiegend ein von Angehörigen höherer Schich- ten betriebener Freizeitsport, so entwickelte sich das Niederrad gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zu einem alltags- Stimmungsvoll dokumentiert die am 13. Juli aufgelegte Son- dermarke die Entwicklung des Fahrrades. Oben steht Karl Drai- sens Laufmaschine, derweil sich das Fahrrad im Schatten rasant fortzubewegen scheint. Aus dem Postalltag ist das Fahr- rad bis heute nicht wegzuden- ken. Moderne Postfahrräder ver- fügen über spezielle Halterungen, um nicht nur auf dem Gepäck- träger, sondern auch am Lenker sicher Ladung befördern zu kön- nen. Bei gutem Wetter bedarf es auch keines Regenschutzes …

Thema des Monats Fortschritt auf zwei Rädern · 2017. 9. 28. · dene, insgesamt 51 Michel-Num - mern umfassende Briefmarken - ausgaben auf den Markt. Dazu gehört eine am 28. August

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Page 1: Thema des Monats Fortschritt auf zwei Rädern · 2017. 9. 28. · dene, insgesamt 51 Michel-Num - mern umfassende Briefmarken - ausgaben auf den Markt. Dazu gehört eine am 28. August

32 BRIEFMARKEN SPIEGEL 7/2017

Thema des Monats

Mit dieser Konstruktion fing al-les an: „Laufmaschine“ nannteder badische Forstmeister KarlFreiherr Drais von Sauerbronnseine bedeutendste Erfindung,die Urform unseres Fahrrades.

Seine Geburtsstadt Karlsruhefeierte 1985 den 200. Geburtstagvon Karl Drais mit einem Son-derstempel, der den Erfinder auf seiner hölzernen Lauf -

maschine zeigt.

Die Entwicklung des Vorderrad-Pedalantriebes um 1867 und des Niederrades mit Kettenantrieb um 1884 waren technische Meilensteine auf dem Weg zum modernen Fahrrad. Erst mit der Einführung des Niederrades konnte sich das Fahrrad als Massenverkehrsmittel durchsetzen, da es leichter und sicherer

zu bedienen war als die Fahrräder mit großen Rädern.

Fortschritt auf zwei Rädern Von der „Laufmaschine“ zum E-Bike Das Fahrrad gehört heute zu den Massenverkehrsmitteln und ist auch aus dem Sport nicht wegzudenken.

Es war schon ein rechtes Spek-takel, was sich den Mannhei-mern an diesem 12. Juni 1817 dar-bot: Ein junger Mann von 32Jahren, der großherzoglich-badi-sche Forstmeister Karl Drais Frei-herr von Sauerbronn, bestieg –wie zuvor angekündigt – vor sei-nem Wohnhaus eine Art Holz-bock auf zwei Rädern und fuhrdamit, sich mit den Füßen amBoden abstoßend, bis zu demetwa sieben Kilometer entfern-ten Schwetzinger Relaishaus undwieder zurück. Dafür brauchte ernur eine knappe Stunde. Das wardeutlich weniger als die Fahrzeitder Postkutsche, selbst ein Reiterim Trab wäre nicht viel schnellergewesen. Und Pferde waren rarin jenem Jahre 1817, hatten dochdurch Kälteeinbrüche und Über-schwemmungen hervorgerufeneMissernten im Vorjahr zu Hun-gersnöten und einer Futtermit-telknappheit geführt, der vielePferde zum Opfer gefallen waren.Diese Not hatte den Tüftler KarlDrais bewogen, das von ihm

„Laufmaschine“ genannte Vehikelzu entwickeln. Es war nicht seineerste Erfindung; Großherzog KarlFriedrich hatte den kreativenForstbeamten schon seit einigenJahren vom Dienst freigestellt,damit sich dieser seinen techni-schen Experimenten widmenkonnte.

Die „Draisine“, wie man das Ge-fährt nach seinem Erfinder schonbald nannte, wurde auch außer-halb Deutschlands vielfach nach-gebaut. Dennoch konnte sich diegeniale Konstruktion, mit dererstmals das auf einer steten Ba-lance beruhende Zweiradprinzipin der Fortbewegung praktischeGestalt annahm, in dieser Formnicht als Individualverkehrsmit-tel durchsetzen. Das lag zum ei-nen an der noch ungefügen Bau-weise mit metallbeschlagenenHolzspeichenrädern, woraus einGewicht von mehr als 20 Kilo-gramm resultierte, und zum an-deren an der auf längeren Stre-cken doch körperlich rechtanstrengenden Antriebsform.Auch die damaligen Wegever-hältnisse, die nur in geringemMaße ein Fahren auf ebener Flä-che ermöglichten, standen einerweiten Verbreitung dieser Ur-form des Fahrrades noch entge-gen.

So sollte es noch mehr als einhalbes Jahrhundert dauern, bisaus Draisens Erfindung ein allge-mein nutzbares Fortbewegungs-mittel wurde. Den ersten großenFortschritt brachte die Verlegungdes Antriebs auf an der Vorder-radachse befestigte Pedale. Aufder Pariser Weltausstellung 1867

stellten die Kutschenbauer Pierreund Ernest Michaux ein solches

„Tretkurbel-Veloziped“ mit Me-tallrahmen und vollgummibe-reiften Speichenrädern vor, dassie in einer eigenen Fabrik pro-duzierten. Bei dieser Antriebs-form bestimmt der Umfang des Vorderrades die mit einerKurbel umdrehung zurückgelegteStrecke. Um die Fahrräderschneller zu machen, wurde inder Folgezeit das Vorderrad im-mer größer, das Hinterrad immerkleiner dimensioniert – es ent-stand das Hochrad, dessen Fah-ren bald akrobatische Fähigkei-ten erforderte. Nicht nur das Auf-

und Absteigen wurde schwieri-ger, der hohe Schwerpunkt be-einträchtigte auch die Fahrsi-cherheit. Schwere Stürze warennicht selten.

Angesichts des Unfallrisikos fürHochradfahrer verwundert esnicht, dass das um 1878 entwi-ckelte Niederrad mit Kettenan-trieb des Hinterrades anfangsunter dem verkaufsförderndenNamen „Sicherheitsfahrrad“ aufden Markt kam. Sowohl die nun,wie bei der Draisine, wiedergleich großen Vorder- und Hin-terräder als auch die Trennungvon Lenkung und Antrieb er-leichterten deutlich die Beherr-schung dieser Vorstufe des mo-dernen Fahrrades. War dasRadfahren bis dahin – nicht zu-letzt auch wegen des Preises dermeist nur in Kleinserien gebau-ten Hochräder – vorwiegend einvon Angehörigen höherer Schich-ten betriebener Freizeitsport, soentwickelte sich das Niederradgegen Ende des 19. Jahrhundertsmehr und mehr zu einem alltags-

Stimmungsvoll dokumentiertdie am 13. Juli aufgelegte Son-dermarke die Entwicklung desFahrrades. Oben steht Karl Drai-sens Laufmaschine, derweil sichdas Fahrrad im Schatten rasant

fortzubewegen scheint.

Aus dem Postalltag ist das Fahr-rad bis heute nicht wegzuden-ken. Moderne Postfahrräder ver-fügen über spezielle Halterungen,um nicht nur auf dem Gepäck-träger, sondern auch am Lenkersicher Ladung befördern zu kön-nen. Bei gutem Wetter bedarf esauch keines Regenschutzes …

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Thema des Monats

Reklame der Fahrradwerke August Stukenbrok auf dem Nebenfeldeiner 1911 erschienenen Heftchenmarke aus der Freimarkenserie

mit der Germania (Schlegel).

Ein britischer Feldbriefträger in Südafrika (1900) und ein US- amerikanischer Eilbote (1902) gehören zu den ersten Radfahrern

auf staatlichen Postwertzeichen (Schwaneberger Verlag).

tauglichen Verkehrsmittel für je-dermann.

Dazu trugen auch die techni-schen Verbesserungen bei, diedas Fahrrad in der Folgezeit im-mer leichter, sicherer, schnellerund komfortabler werden ließen.Zu ihnen gehörten, um nur einigeBeispiele zu nennen, die Luftbe-reifung, die Ausstattung mit Be-leuchtung, die Sattelfederung,die Freilaufnabe mit Rücktritt-bremse und die Gangschaltung.In einer Zeit, als der Rock nochdie Damenmode dominierte, warauch die Entwicklung einer spe-ziellen Rahmenform als „Damen-fahrrad“ von eminent praktischerBedeutung – wurde doch Frauendamit ein bequemer und „an-ständiger“ Einstieg ermöglicht,was zweifellos der gleichberech-

nehmer namens ChristianMenne, der neben einem „Ex-preß-Packet-Verkehr“ ab 1. Ja-nuar 1887 zusätzlich einen priva-ten Briefdienst betrieb, hatteoffensichtlich auch ein gutes Ge-spür für die Interessen derSammler. So brachte er allein imJahre 1887 dreizehn verschie-dene, insgesamt 51 Michel-Num-mern umfassende Briefmarken-ausgaben auf den Markt. Dazugehört eine am 28. August 1887erschienene, sechs Werte umfas-sende Serie, die als Motiv einenBriefboten auf dem Hochradzeigt. Die im ein- beziehungs-weise zweifarbigen Steindruckhergestellten Marken mit der In-schrift „PRIVAT-STADT-POSTBOCHUM“ wurden sowohl ge-zähnt als auch geschnitten aus-gegeben.

Fortsetzung auf Seite 34 →

tigten Nutzung des Fahrradesdurch beide Geschlechter förder-lich war.

Neben dem nunmehr in Großse-rien kostengünstig produzierten,universal einsetzbaren Standard-fahrrad kamen im Laufe der Zeitimmer mehr Spezialfahrräder aufden Markt, unter anderem dasLastenfahrrad, das Tandem, dasKlappfahrrad sowie Sporträderunterschiedlichster Art – vomRennrad über das Steherrad biszum Triathlonrad. Die Fahrradin-dustrie wartete stetig mit Inno-vationen auf. So wurden die rus-tikalen Geländefahrräder vomTyp „Heckenbrecher-Schluchten-rutscher“ schon vor Jahrzehntendurch das schicke Mountainbikeabgelöst, und moderne E-Bikeshaben die Erinnerung an die als

„Hühnerschreck“ verspottetenersten Fahrräder mit Hilfsmotorlängst verblassen lassen.

Relativ früh wurde das Fahrradals Briefmarkenmotiv entdeckt.Ein rühriger Bochumer Unter-

„Monnem Bike“ heißt die Veran-staltungsreihe, mit der Mann-heim an die Jungfernfahrt der„Draisine“ vor 200 Jahren erin-nert. Dazu gab der MorgenpostBriefservice drei motivgleiche

Sondermarken heraus.

Gleich werden sie ausschwär-men: Postzusteller auf Malta

anno 1896.

Tandemrennen gehören zu denDisziplinen des Bahnradsportesund waren von 1908 bis 1972

olympisch. 1995 wurden sie we-gen des Trends zu kürzeren Bah-nen aus dem Programm der

Weltmeisterschaften gestrichen.Bei den Commonwealth Gamespflegt man die Sportart noch.

Mit einem Briefboten auf dem Hochrad startete 1887 die Fahrrad -saison auf deutschen Briefmarken. Das hübsche Paar aus einer

Bochumer Privatpostserie fanden wir unter http://bicyclestamps.de.Die englischsprachige Website bietet Sammlern dieses Motiv -

gebietes eine Fülle an Informationen; der Onlinekatalog registriert rund 4500 Marken und Ganzsachen.

Auf amtlichen Briefmarken istdas Fahrrad erstmals um dieWende vom 19. zum 20. Jahrhun-dert zu finden – interessanter-weise auf Ausgaben übersee-ischer Länder; ein Zeichen dafür,wie weit sich dieses im kleinenGroßherzogtum Baden erfun-dene Verkehrsmittel inzwischenschon verbreitet hatte. Ein Eil-bote auf dem Fahrrad ist Motiv

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Thema des Monats

einer kubanischen Eilmarke von1899, und auch die VereinigtenStaaten von Amerika lösten aufihren seit 1885 ausgegebenen Ex-pressmarken den laufenden Eil-zusteller 1902 durch einen Fahr-radboten ab. Der erstenamentlich bekannte Fahrrad-fahrer aber ist auf einer Notaus-gabe der britischen Garnison vonMafeking in Südafrika aus demJahre 1900 zu sehen; laut Michelhandelt es sich um den Ordon-nanz-Fahrer Sergeant-MajorGoodyear.

Die Post- und andere Zustell-dienste sind heute noch wichtigeEinsatzgebiete des Fahrrades, da-von künden weltweit viele Brief-marken. Übertroffen wird derenZahl wohl nur noch von Sport-Marken, die den unterschied-lichsten Radsportdisziplinen ge-

widmet sind. Nationale wie in-ternationale Etappenfahrtenwerden ebenso philatelistischgewürdigt wie das Kunstradfah-ren oder die olympischen Rad-sportarten Bahnfahren, Straßen-rennen, Mountainbiking undBMX.

Weniger mit Briefmarken alsvielmehr mit Privatganzsachenund Absenderfreistempeln lässtsich die Herstellung von und derHandel mit Fahrrädern philate-listisch belegen. In Einzelfällenkann man, wie das auf Seite 33abgebildete Beispiel zeigt, sogarauf einem Reklame-Nebenfeldfündig werden. Etwas Mühemacht es auch, Belege für dieVerkehrssicherheit beim Radfah-ren zusammenzutragen. Mit er-hobenem Zeigefinger ermahntenin den 30er-Jahren Werbestem-pel die Radfahrer zur Einhaltungder Verkehrsregeln. „Radfahrer!Nicht anhängen an Fahrzeuge!“

oder „Haltet den Rückstrahlerstets in Ordnung!“ konnte manda lesen. Die DDR-Post erinnertein einer Serie zur Verkehrserzie-hung 1966 Radfahrer an diePflicht, den Fahrtrichtungswech-sel anzuzeigen.

Längst hat das Fahrrad als Teilunseres täglichen Lebens Einzugin Literatur und Kunst gehalten,ist als Kinderzeichnung, Gemälde,Filmtitel oder künstlerische Fo-tografie auf Briefmarken präsent.Auch die Politik erkennt zuneh-mend die Bedeutung des Fahrra-des als ökologisches Verkehrs-mittel an. So symbolisierte aufden Europa-Marken 2016 einRadfahrer in grüner Umgebungumweltbewusstes Leben. Deneinstigen „Grünrock“ Karl Drais,der in der Badischen Revolutiondemonstrativ seinen Adelstitelablegte, hätte es gefreut.

Dieter Heinrich

Zwei Beispiele für die Vielfaltdes Radsports: 100 Jahre Tour de France (oben) und Olympia-

Ausscheid im Bicycle Motocross (BMX).

Mit dem neorealistischenDrama „Fahrraddiebe“ schuf Vittorio de Sica 1948 ein

Meisterwerk der Filmkunst.

Von Freude am Radfahren kün-den das von dem siebenjährigenAndreas Wolkertstorfer gemalteFahrrad „Tom Turbo“ (oben),

Paul Floras „Hochrad fahrendeKarnevalisten“ (rechts oben) und René Burris Fotografie eines radelnden Liebespaares.

Bei Begriffen wie „Fahrradland“ und „Radfahrerstadt“ denkt man wohl zuerst an die Niederlande oder an Münster in Westfalen. Philatelis-tisch schmücken sich aber auch die Schweiz — wo das Fahrrad Velo heißt — und das niederrheinische Bocholt mit solchen Attributen.