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[email protected] , Vorlesungsmanuskript 2006, alle Rechte beim Autor Altkirchenslavisch Stichworte zur Missionsgeschichte und zum altkirchenslavischen Schrifttum Autor: PD Dr. Thomas Daiber

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Altkirchenslavisch

Stichworte zur Missionsgeschichte und zum altkirchenslavischen Schrifttum

Autor:PD Dr. Thomas Daiber

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Altkirchenslavisch

• Altkirchenslavisch = Altbulgarisch = Aksl.• früheste aufgezeichnete slavische Sprache

• Name nach der Funktion• Altbulgarisch (Abg.) als dialektal gefärbte

Umgangssprache gegenüber Aksl. als Schriftsprache (?)

• weitere Unterscheidungen im Laufe der Ausbreitung des Aksl. nach Redaktionen: Kirchenslavisch russischer Redaktion =

Russisch Kirchenslavisch oder Serbisch-Kirchenslavisch oder Rumänisch-

Kirchenslavisch

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Terminologie

UrslavischGemeinslavisch

Altkirchenslavisch (старо/ drevneцерковнославянский язык)

Kirchenslavisch (der verschiedenen Redaktionen: церковнославянский язык)

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Missionsgeschichte 1 (Ostrom)

• Ostrom• Mitte des 9. Jahrhunderts neu erstarkt

• Bilderstreit 843 entschieden• Patriarch Photios (858-867 und 877-886) tritt den

Universalitätsansprüchen Roms entgegen (Gründung des Kirchenstaates 754, Kaiserkrönung

Karls d. Gr. 800)• vor 863 bittet der mährische ("Morava" = March oder

der Fluß südlich von Belgrad?) Fürst Rastislav (Rostislav) um die Entsendung von Lehrern, die seinem - schon von den bairischen Bischöfen

missioniertem - Volk in dessen slavischer Sprache die christliche Lehre festigen sollten.

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Missionsgeschichte 2 (Die Brüder)

• Michael III.• Konstantin-Kyrill (826/7 – 869;

den Mönchsnamen Kyrill nahm Konstantin erst kurz vor seinem Tode an)

• Method (ca. 815 – 885)

• Chazaren-Mission am Schwarzen Meer• Konstantin-Kyrill findet Reliquien des römischen

Papstes Clemens• Konstantin Abt eines Klosters ("Polychron" =

Polychnion?) am Olymp in Bithynien

• zweisprachig: Griechisch und Bulgarisch

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Missionsgeschichte 3 (Armenisch?)

• Vater "Drungarios" in Thessaloniki = wichtiges militärisches Amt, oft von Armeniern

eingenommen• In Konstantin-Kyrills Vita unter

Spachkenntnissen "Syrisch": der südöstliche Teil Armeniens war seit den Feldzügen von 653-655 Teil des persischen Sassaniden-

Reches, dessen Staatssprache Syrisch war • Vita Constantini nennt Armenier an erster Stelle bei den 'vielen Völker, die eine Schrift haben und jedes in seiner Sprache Gott die

Ehre erweisen• Vita nach dem hagiographischen Muster der

Vita von Mesrop-Mašt'oc'

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Missionsgeschichte 4 (Alphabet)

Zur Vorbereitung auf die Lehrtätigkeit in Mähren entwarf Konstantin-Kyrill eine neue, für die

Wiedergabe der slavischen Laute (und zwar nur der phonologisch relevanten Laute!) geeignete Schrift:

DIE GLAGOLICA.

Nach Černochvostovs Theorie sie ist aus den drei heiligen Symbolen Kreuz, Kreis und Dreieck unter Einbeziehung von Elementen der Konstantin-Kyrill

bekannten Schriften (Armenisch?) gebildet.

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Missionsgeschichte 5 (Glagolitisch)

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Missionsgeschichte 6 (Glagolitisch)

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Missionsgeschichte 7 (Glagolitisch)

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Missionsgeschichte 8 (Übersetzung)

• Aprakosevangelium (= Evangelien in der Reihenfolge der Abschnitte, wie sie an den

einzelnen Tagen im Gottesdienst zu lesen sind)•zusammen mit Method das Tetraevangelium

• große Teile des Apostolus• Psalter

• Parömienbuch (= nach dem Kirchenjahr geordnete Lesungen des AT)

• Euchologium (= Sammlung von Gebeten)• ausgewählte Texte der Liturgie.

• Prolog zum Evangelium• Rede gegen die Dreisprachler

• theologische Literatur

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Missionsgeschichte 10 (Übersetzung)

Method und Mitarbeiter übersetzten:

• vollständige Übersetzung des AT (mit Ausnahme des Buches der Makkabäer)• Nomokanon (= Kirchengesetzbuch)

• Paterikon (= Väterbuch)• patristische Predigten und Viten

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Missionsgeschichte 11 (Erfolge)

• Rom und Byzanz: Streit um “filioque”• Streit um jurisdiktionelle Zugehörigkeit der Slaven

• Duldung des Werkes Kyrills durch Päpste (Nikolaus I, 858-867; Hadrian II, 867-872; Johannes VIII, 872-

882; Martinus II, 882-884; Hadrian III, 884-885). Eine wichtige Rolle spielte dabei sicherlich, daß Rom durch Konstantin-Kyrill in den Besitz der

Reliquien des hl. Clemens gelangte.

Von Rom wurde Method zunächst zum Priester, dann zum Erzbischof von Pannonien und Mähren

geweiht.

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Missionsgeschichte 12 (Kyrill)

• Konstantin-Kyrill starb 869 in Rom• Beisetzung in der Kirche des hl. Clemens

• "an der rechten Seite des Altars"• In der Unterkirche von San Clemente findet sich ein

Fresko “Aufstieg aus der Hölle”, auf dem ein Mann mit byzantinischer Kopfbedeckung und einem Buch

zu sehen ist. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um Konstantin-Kyrill

• Vita: man hat "sein Bild über sein Grab" gemalt• In der Oberkirche befindet sich an derselben Stelle

die Kapelle von Konstantin-Kyrill und Method aus dem 16. Jh. Die in der Unterkirche angebrachten Gedenktafeln verschiedener slavischer Staaten

befinden sich an der falschen Stelle.

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Konstantin-Kyrill in St. Clemente

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Missionsgeschichte 13 (Method)

• bairische Bischöfe (Salzburg, Passau und Freising)• 870 Gefangenahme Methods, Prozeß in

Regensburg• Verbannung auf die Reichenau

• Intervention von Papstes Johannes VIII. Wiedereinsetzung Methods in Ämter

• 885 Tod Method•Papst Stephan V. (885-892) verbietet, die slavische Sprache nach der lateinischen in der Meßliturgie zu

verwenden.•Die Mitarbeiter Methods werden aus Mähren vertrieben, einige gar in die Sklaverei verkauft.

• Zuflucht im Bulgarenreich, das 864/5 das Christentum als Staatsreligion angenommen hatte

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Bulgarien (erstes Schrifttum)

• Zar Simeon (893-927)

• Kloster bei Ravna, Bezirk Varna, Hauptkirche 889 geweiht

• in der Mitte der siebziger Jahre des vergangenen Jhs. wiederentdeckt - zusammen mit einem Skriptorium, an dessen Wänden über 200 Inschriften mit griechischen Majuskel- und

Minuskelgraphemen, mit lateinischen, glagolitischen und kyrillischen Schriftzeichen,

außerdem mit den von den Protobulgaren verwendeten Runen gefunden wurden.

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Bulgarien (Kyrillica)

• 893 wurde die von Konstantin-Kyrill erfundene glagolitische Schrift durch eine der griechischen Majuskelschrift angenäherte Schrift ersetzt

• turksprachigen Runeninschriften enthalten einige Zeichen, welche die Gestaltung der kyrill. Schrift dort, wo das gr. Alphabet keine Äquivalente besitzt, beeinflußt haben könnten. So ist das Runenzeichen für ж mit demselben Lautwert dem kyr. Buchstaben sehr ähnlich

h̔ • Zeichen für Nasalvokale könnten ebenfalls Vorbilder in der protobulgarischen Runenschrift haben

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Paläographie 1(Chludovpsalter 13.Jh.)

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Bulgarien (Aksl. Kanon)

1. Codex Assemanianus2. Codex Clozianus

3. Codex Suprasliensis4. Codex Zographensis

5. Codex Marianus6. Kiever Blätter: Fälschung (Hamm) oder direktes

Zeugnis der kyrillo-methodianischen Mission in Mähren?

Übersicht etwa bei Leskien, Handbuch der abg. Sprache oder bei Trunte

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Paläographie 2(Hamartoloschronik)

 

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Paläographie 3 (Menäum)

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Paläographie 4 (Ikonen)