Titanic Boy Group Greatest Hits 20 Jahre Krawall für ... · PDF fileT oll, dass Sie mit dabei sind, das Comeback der TITANIC BoyGroup live und in HD zu erleben. Es wird übelst geil

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  • Leseprobe aus:

    Martin Sonneborn, Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt

    Titanic Boy Group Greatest Hits 20 JahreKrawall fr Deutschland

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    http://www.rowohlt.de/buch/3202244http://www.rowohlt.de/buch/3202244http://www.rowohlt.de/buch/3202244http://www.rowohlt.de/buch/3202244

  • Martin Sonneborn Thomas GsellaOliver Maria Schmitt

    BoyGroupGreatest Hits20 Jahre Krawall fr

    Deutschland

    Rowohlt Berlin

  • Mein Name ist Oliver Maria Schmitt, und ich bin heute hier, um Ihnen meine Kollegen

    vorzustellen. Alle drei waren wir Chefredakteure des

    Faktenmagazins TITANIC und haben versucht, das

    Blatt so solide wie mglich herunterzuwirtschaften.

    Zur Strafe muss ich jetzt einen roten Anzug tragen

    und anfangen. Danke frs Nicht-Klatschen, dann

    haben Sie jetzt ja gengend Kraft, um meinen

    Amtsnachfolger zu begren!

  • Mein Name ist Martin Sonneborn, vielen Dank fr Ihren Mitleidsapplaus. Ich bin aus Brssel

    hierhergeeilt, um meine Kilometerpauschale zu erh-

    hen. Schon als TITANIC-Chef wollte ich die Welt ret-

    ten, was mir leider nicht gelang. Deshalb wurde ich

    Abgeordneter des Europischen Parlaments und

    versuche nun, vor allem eines durchzusetzen: dass

    Sie heftig klatschen, wenn nun mein Nachfolger

    die Bhne betritt.

    Mein Name ist Thomas Gsella, Sie knnen jetzt aufhren zu klatschen.

    Einen lyrischen Feingeist wie mich lenkt das

    nur ab. Ich freue mich schon auf das Ende

    dieses Buches und dieses Auftritts, denn da

    lese ich Ihnen eine schlimme Geschichte vor.

    Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit den

    ltesten Kamellen und neuesten Geschich-

    ten, die wir in zwanzig Bhnenjahren live

    am lebenden Publikum ausprobiert haben.

    Dazu wnsche ich uns viel Erfolg!

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  • Gr Gott, Helau und Hi!

    Toll, dass Sie mit dabei sind, das Comeback der TITANIC BoyGroup live und in HD zu erleben. Es wird belst geil werden, jede Wette, ein Erlebnis der Exzellenzklasse. Jedenfalls fr uns, denn vor Ihnen persnlich haben wir noch nie eine Privatvorstellung gegeben.Dass es diese kleine BoyGroup noch immer gibt, hat einen traurigen Grund: Unser

    Abschied war ein einziges, trauriges Debakel! Die Farewell-Tournee, die uns ber alle

    deutschsprachigen Bhnen von Zrich bis Rostock, von Bochum bis Berlin (bei Polen)

    gefhrt hat diese grte Abschiedstournee der deutschen Satiregeschichte ist auf

    ganzer Linie gescheitert: an der Starrsinnigkeit der Zuschauer, die uns nicht gehen las-

    sen wollten; an der Gier unseres Agenten, der das Publikum noch lngst nicht fr aus-

    gemolken hielt; an der Einfltigkeit der drei Protagonisten, die tatschlich glaubten,

    was Ihnen Publikum und Agentur einredeten.

    Wer wir sind? Na, die drei ollen Jungs von TITANIC, dem bekannten Faktenmaga-

    zin aus Frankfurt am Main also dem richtigen Frankfurt, nicht dem DDR-Frankfurt

    an der Polengrenze. Freilich sind wir nur die B-Auswahl der Redaktion, die A-Mann-

    schaft macht ja das monatliche Heft. Wir sind drei ehemalige Chefredakteure, schiff-

    brchige Existenzen zwischen Midlife-Crisis und Frhvergreisung, die schlechte Kari-

    katur einer Boygroup, trber Bhnenbodensatz fr Arme und Loser, fr ein Publikum,

    dem Helene Fischer zu crazy und Mario Barth zu anspruchsvoll ist.

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    Dabei steht TITANIC fr einen der grten Erfolge

    der Mediengeschichte berhaupt weltweit inter-

    national! Schiffe wurden nach uns benannt, sogar

    ganze Filme, doch diese Trittbrettfahrerei nehmen wir

    gelassen zur Kenntnis. Was kmmert es die stolze Eiche,

    wenn sich die Wildsau an ihr reibt?

    Alles begann im November des Jahres 1979 mit dieser

    Ausgabe.

    Gegrndet wurde das Blatt von Robert Gernhardt,

    F. K. Waechter, F. W. Bernstein, Chlodwig Poth, Hans

    Traxler, Eckhard Henscheid, Pit Knorr und Bernd Eilert.

    Sie taten dies auf Bitten eines einzelnen Mannes in

    Bonn, der schnell unser Erstabonnent und Stammleser

    werden sollte.

    Wir nannten ihn Birne und alle anderen spter dann

    auch. Mit Kohl verbrachten wir sechzehn gute Jahre, er

    war auf fast hundert Titelblttern zu sehen und setzte

    in Bonn rcksichtslos unsere satirischen Interessen

    durch. Irgendwann begann er allerdings zu schwcheln.

    Das muss so ca. im Herbst des Jahres 1989 gewesen

    sein. Da besa Deutschland noch eine gut gesicherte

    Ostgrenze, die war top in Schuss, technisch einwand-

    frei und teilweise sogar solide gemauert. Ohne dass es

    einen besonderen Grund dafr gegeben htte, fiel in

    einer grauen Novembernacht ein Millionenheer zer-

    lumpter Gestalten ber diese Grenze her, um uns hier

    im Westen unseren Wohlstand wegzufressen. Ein Skan-

    dal, diese angebliche Wiedervereinigung! Dabei hatten

    wir sogar Beweise, dass sie gar nicht rechtens war.

    Unser Mitbegrnder Chlodwig Poth sprach die

    Worte: Die endgltige Teilung Deutschlands, das ist

    unser Auftrag. Und seit diesem Tag kmpfen wir fr

    seine Vision. Als Satiriker sind wir natrlich daran

    interessiert, dass es zwei Deutschlands gibt, denn das

    bedeutet doppelt so viele Witze und doppelt so hohe

    Auflage wie nur in einem Deutschland. Wie trst-

    lich, dass kaum zehn Jahre nach dem Mauerfall Land-

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    schaftsgrtner in der Nhe des Brandenburger Tors

    eine erstaunliche Entdeckung machten.

    Aber nicht alles am Mauerfall war schlecht, nein,

    das geben wir gerne zu. Schlielich wurde so ja auch

    neues satirefhiges Humanmaterial in den Westen

    gesplt, beispielsweise Helmut Kohls uneheliche Toch-

    ter. Uns war sofort klar, dass wir sie eines Tages an die

    Macht bringen wrden, gleich nach der fr alle unbe-

    friedigenden SPD-Zwischenlsung aus Niedersachsen.

    Doch anfangs hatte sie ein echtes Medienproblem. Sie

    sah aus wie ihre Heimat, die DDR: grau, hsslich und

    extrem unglamours. Das konnten und wollten wir

    nicht mitansehen, deshalb machten wir Verbesserungs-

    vorschlge.

    Logische Folge: Das Merkel wurde Kanzlerin.

    Dennoch kommt uns bei der tglichen Arbeit fr die

    gute Sache immer wieder die deutsche Hassjustiz in

    die Quere: Fast vierzig Ausgaben hat die humorlose

    Gerichtsbarkeit vom Markt gefegt und das Frankfur-

    ter Faktenmagazin damit zur verbotensten Zeitschrift

    Deutschlands gemacht. Sturheil wird untersagt und

    verwehrt, selbst wenn Tiere darunter leiden! Oder wir

    unter Tieren. Im Sommer des Jahres 2006 etwa wurde

    Sddeutschland von einem pelzigen Monstermrder

    heimgesucht, den Edmund Stoiber vllig zu Recht Pro-

    blembr nannte (obwohl er eigentlich Bruno hie). In

    Bayern zerstrte Bruno Stdte und Gemeinden, brannte

    Wlder nieder, fra ganze Autobahnteilstcke und ver-

    giftete Brunnen. Bis es uns dann doch zu bunt wurde

    und wir per Titelschlagzeile forderten: Knallt die Bes-

    tie ab! Leider unterlief uns in der Heftschluss-Hektik

    bei der Gestaltung ein bedauerlicher Fehler: ber der

    Schlagzeile war kein Bild von Bruno zu sehen, sondern

    der ihm tatschlich auch verflixt hnlich sehende rhein-

    land-pflzische Ministerbrsident Kurt Beck (SPD).

    Auch zu Glaubensfragen mssen wir uns immer wie-

    der uern, das verbindet uns mit der katholischen Kir-

    Dieser Titel darf aufgrund einer einstweiligen Verfgung nicht mehr gezeigt werden.Verlag TITANIC

  • che. Schlielich arbeiten wir am gleichen Konzept: der

    nachhaltigen Erlsung. Dabei haben die Kollegen von

    der Kirche allerdings die geileren Kutten an. Regelm-

    ig treffen wir uns mit fhrenden Katholiken zum Dia-

    log, meist vor Gericht. Bislang insgesamt acht Mal. Und

    jedes Mal hatte der Herr ein Einsehen und sprach die

    TITANIC hernach im Rahmen eines spektakulren Got-

    tesurteils frei. Als das Bundesverfassungsgericht 1995

    die Unzulssigkeit des bayrischen Beschlusses fest-

    stellte, in jedem Schulzimmer ein Kruzifix aufzuhngen,

    einen Heiland am Kreuz (ugs.: Lattengustl), da stell-

    ten wir eine berechtigte Frage.

    Per einstweiliger Verfgung wollte die Deutsche

    Bischofskonferenz diesen Titel verbieten lassen, was

    aber nicht klappte. Dennoch provozierte die Kirche

    immer weiter. Als im Jahr 2010 die Cattolica zum wie-

    derholten Male wegen zahlreicher Sex- und Pdophilie-

    vorwrfe in der Kritik war, da wagte der Mnchner Hei-

    ligenbildchenmaler Rudi Hurzlmeier fr die TITANIC

    eine visuelle Positionsbestimmung.

    Mit diesem Titel und insgesamt 198 Beschwerden

    errang das kleine Heftchen aus dem Stand die Pole-

    Position in den jhrlichen Beschwerde-Charts des Deut-

    schen Presserats. Bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt

    gingen acht Klagen ein, die aber smtlich abgeschmet-

    tert wurden. Begrndung: In dieser Angelegenheit

    msse sich die Kirche Kritik schon gefallen lassen, schlielich habe sie ja mit diesem

    Thema angefangen. Auerdem, so die abschmetternde Staatsanwaltschaft weiter, sei

    auf dem Titel auch gar kein anstiger Inhalt zu erkennen auer wenn man eine

    sehr kranke Phantasie habe.

    Die wollten wir unserem langjhrigen Abonnenten im Vatikanstaat freilich nicht

    unterstellen im Gegenteil. Als Papst Ratzinger im Sommer 2012 im Rahmen der Vati-

    leaks-Affre ins Gerede kam, weil durch undichte Stellen im Vatikan Vertrau liches

    nach auen du