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Die popularität der “Titanic“

Die popularität der Titanic. Gründe für die Popularität des Untergangs der Titanic Titelseite eines zeitgenössischenGroschenheft es (um 1913) Der Untergang

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Die popularität der “Titanic“

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Gründe für die Popularität des Untergangs der Titanic

Titelseite eines

zeitgenössischenGroschenheftes (um 1913)

Der Untergang der Titanic ist in zahlreichen Romanen, Sachbüchern und Filmen

verarbeitet worden. Bis heute erscheinen Bücher zu ihrer Geschichte und werden die Berichte der Überlebenden gelesen. Dabei sind viele

Faktoren ausschlaggebend für das Interesse an dieser

Schiffskatastrophe.

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Unmittelbar nach der Katastrophe war diese zentrales Thema in den Zeitungen, denn der Schock war groß. Schließlich repräsentierte

die Titanic das Beste, was die Menschheit damals zu bieten hatte, um den Naturgewalten zu trotzen. Sie war das größte Schiff der Welt, von solider

und massiver Bauweise, kommandiert vom renommiertesten und bestbezahlten Kapitän und galt in der Öffentlichkeit als unsinkbar. Zwar wurde dieses Attribut schon zahlreichen Schiffen zuvor zugeschrieben,

doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubten tatsächlich viele Leute, die Gefahren der Seefahrt seien mit den neuen Generationen der großen

Dampfer überwunden. Spätestens im September 1911, als der Kreuzer HMS Hawke bei voller Fahrt mit seinem betongefüllten

Unterwasserrammsporn in die Flanke der Olympic fuhr und diese bei nur geringfügig erhöhtem Tiefgang stabil im Wasser schwamm, hatte sich

diese Meinung endgültig gefestigt. Doch die Erkenntnis, dass nicht alles technisch zu beherrschen ist, lag nicht im Mittelpunkt des öffentlichen

Interesses, denn am meisten beschäftigte sich die Presse mit den prominenten Opfern des Unglücks und ihrem Verhalten während des

Untergangs.

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Schließlich waren vier der reichsten Männer der Welt – nach heutigem Geldwert Milliardäre – umgekommen, und es gab noch viele weitere angesehene Mitglieder der Gesellschaft unter den Opfern. Die hohe

Anzahl an Auswanderern und Mannschaftsangehörigen unter den Toten hatte hingegen keinen großen Stellenwert, was auch die damalige

gesellschaftliche Situation widerspiegelt. Mit dem Ersten Weltkrieg geriet das Unglück vermehrt in Vergessenheit

und die Führung der White Star Line bemühte sich, dass dies auch anschließend möglichst so blieb.

Allerdings ließ sich eine solche Katastrophe nicht so leicht aus der Erinnerung beseitigen, immerhin ist es bis heute der verlustreichste

Schiffsunfall der „westlichen Welt“. Zwar gab es im Zweiten Weltkrieg Schiffsuntergänge, bei denen viel mehr Menschen starben, doch waren sie

durch Gewaltakte verursacht und erlangten angesichts vieler Millionen Kriegsopfer keine so große Aufmerksamkeit. Zurück in den Fokus der Öffentlichkeit gelangte das Schiff mehrfach durch Verfilmungen, für welche der dramatische Untergang über zwei Stunden lang eine hell

erleuchtete Bühne liefert, auf der Menschen unterschiedlichster Herkunft und Charaktere plötzlich mit einer Extremsituation konfrontiert werden,

was unterschiedlichste Verhaltensweisen auslöst.

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Berühmte Opfer der Titanic-

Katastrophe: John Jacob Astor,

William Stead, Kapitän Smith,

Telegraph Phillips (Zeichnungen von Marinemaler C. Schön, um 1913)

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Außerdem initiierte die Titanic-Katastrophe zahlreiche Veränderungen der Sicherheitsbestimmungen auf See, was ebenfalls zu einer relativ häufigen Erwähnung des Schiffes führt. Bis April 1912 trugen die meisten Schiffe

nur Rettungsboote für einen Bruchteil der Passagierkapazität. Diese Praxis wurde danach nicht mehr toleriert, genauso wenig die nicht durchgängige Besetzung von Funkstationen auf vielen Schiffen. Am 12. November 1913 wurde die erste internationale Konferenz zum Schutze des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) einberufen. Hierbei entstand ein Vertrag, der erstmals internationale Mindeststandards auf Handelsschiffen schaffen sollte. Seitdem wurde der Vertrag mehrfach modernisiert und ist heute

eine UN-Konvention unter Kontrolle der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO). Der Gefahr des Eises, das durch den Labradorstrom

teils weit nach Süden transportiert wird und schon vor der Titanic-Katastrophe für zahlreiche Havarien gesorgt hatte, wurde durch die

Gründung der internationalen Eispatrouille am 7. Februar 1914 begegnet.

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Auch aus wissenschaftlicher Sicht bestand großes Interesse an dem Schiff. So galt das Wrack laut dem Entdecker Robert Ballard als eine Art Mount

Everest der Tiefseetaucher und die Entdeckung im Jahr 1985 sorgte wieder einmal für erhebliche Medienresonanz. Seitdem gab es viele

Erkundungen des Wracks, deren Finanzierung auch aus dem Verkauf von Artefakten bestritten wurde. Zudem wurden immer wieder Ausstellungen zur Titanic initiiert, welche Fundstücke vom Wrack oder Titanic-Modelle sowie Exponate verschiedener Museen ausstellten, darunter 1998 bis 1999

die bis dahin größteTitanic-Ausstellung der Welt in der Speicherstadt in Hamburg.

Zusätzlich übt das Schiffsdesign eine gewisse Faszination aus. Es ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit und wirkt komplett anders als das

unserer heutigen Passagierschiffe. Der langgestreckte Rumpf der Titanic war relativ flach, ebenso die Aufbauten. Das große Vorschiff durchschnitt mit dem scharfen, nahezu senkrechten Steven die See, und

das flach auslaufende Heck wurde mit einem elliptisch geformten Überhang abgerundet.

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Die vier Schornsteine bewirkten im Seitenprofil eine starke Symmetrie, und die zwei hohen schonergetakelten Masten waren Überreste des noch nicht lange vergangenen Zeitalters der Segelschiffe. All dies verlieh dem Schiff ein angesichts der Größe recht elegantes Aussehen, und für viele

gilt die Titanic als schönstes Schiff ihrer Ära.Ein letztes, aber nicht unwichtiges Kriterium für das Interesse an dem

Schiff ist schlichtweg der Name Titanic. Alleine der Name sollte Größe und Überlegenheit ausdrücken – und dann scheiterte dieses Schiff bereits

auf seiner ersten Fahrt. So verbindet heute beinahe jeder auch ohne konkrete Kenntnisse über das Schiff diesen einprägsamen Namen

mit Katastrophe oderUntergang. Alles in Allem hat der „Mythos Titanic“ mittlerweile ein Eigenleben entwickelt, durch den dieses Unglück der

bekannteste Schiffsunfall überhaupt wurde und sicher noch lange bleiben wird.

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Verbreitete IrrtümerInnerhalb der großen Menge an Literatur, Bildern und Filmmaterial über

die Titanic befinden sich auch zahlreiche Falschdarstellungen und Übertreibungen. Die größte Quelle für die Fehler sind sicherlich die direkt nach der Katastrophe entstandenen Zeitungsartikel, welche teilweise nur auf Gerüchten beruhten, teilweise aber auch komplett der Phantasie von

Überlebenden oder gar der Journalisten entsprungen sind. Während offensichtliche Fehler (wie beispielsweise aus dem Zeitungsartikel Alle

gerettet) in heutiger Literatur nicht mehr zitiert werden, sind andere auch heute noch weit verbreitet. Zudem wurden bei Bildern über den Untergang

übertriebene Darstellungen gewählt, um einen kolossaleren Eindruck zu erzielen. Vor allem in Fernsehdokumentationen werden oft sogar andere

Schiffe als die Titanic gezeigt. Manchmal handelt es sich um die Olympic, nicht selten aber sogar um einen beliebigen anderen

Vierschornstein-Dampfer, zum Beispiel die Lusitania. Zudem zeugen viele Behauptungen und Erklärungen in solchen Dokumentationen und

auch in der Literatur von mangelhafter Recherche oder technischem Unverständnis der Autoren.

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Aber auch offizielle Dokumente sind nicht fehlerfrei. So ist der bekannteste Fehler des Abschlussberichtes der britischen

Untersuchungskommission die Behauptung, das Schiff sei beim Untergang nicht auseinandergebrochen, obwohl mehrere Überlebende dies bezeugt hatten. Diese Untersuchung hinterlässt bei genauerer Betrachtung

sowieso den Eindruck, als sei ihr primärer Zweck das Wiederherstellen des Vertrauens in die (britische) Passagierschifffahrt gewesen und nicht

die genaue Wahrheitsfindung.Zusätzlich zu den verbreiteten Irrtümern existieren auch viele Anekdoten

aus der Unglücksnacht, welche nur in seltenen Fällen gänzlich der Wahrheit entsprechen dürften: Passagiere, die Eisberg-Eis für ihre

Getränke bestellt haben oder sich für den Untergang noch extra vornehm gekleidet haben, Männer, die als Frau verkleidet in ein Rettungsboot gelangt sind, oder die Kapelle, die in den letzten Minuten den Choral

„Näher, mein Gott, zu Dir“ gespielt hat. Dies sind nur einige Beispiele von zahlreichen zweifelhaften Geschichten um den Untergang, welche in der

Literatur zu finden sind und dabei nur selten hinterfragt werden.Die gravierendsten Irrtümer über die Titanic, welche auch heute noch oft

propagiert werden, folgen in detaillierterer Erklärung:

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Kunst

„Untergang der Titanic“Illustration von Willy Stöwer für die Zeitschrift Die Gartenlaube

Diorama des Titanic-Untergangs im Buddelschiff-MuseumNeuharlingersiel

Eines der bekanntesten Bilder des Untergangs schuf bereits einen Monat nach dem Geschehen der Marinemaler Willy Stöwer für die

Zeitschrift Die Gartenlaube. Da Stöwer zum Zeitpunkt des Entstehens nur wenig Hintergrundwissen über den Untergang hatte, weist das Bild zwei

Fehler auf: Während des Untergangs waren keinerlei Eisberge in der Nähe und der vierte Schornstein konnte keinen schwarzen Rauch ausstossen, da

er nur zur Entlüftung diente.Heute ist vor allem der Maler Ken Marschall für seine modernen Zeichnungen bekannt, bei denen er, im Gegensatz zu den meisten

anderen Titanic-Zeichnern, Farbe einsetzte.

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„Untergang der Titanic“Illustration von Willy Stöwer für die Zeitschrift Die Gartenlaube

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Diorama des Titanic-Untergangs im Buddelschiff-Museum Neuharlingersiel

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LiteraturDer Untergang der Titanic bot die Vorlage für viele Romane und

Sachbücher. Romane beschrieben meist fiktionale Ereignisse, die sich bei der Rahmenhandlung der Jungfernfahrt der Titanic bedienten.

Überlebende wie der Zweite Offizier Lightoller oder der Passagier Jack Thayer schrieben Sachbücher über ihre Erlebnisse an Bord der Titanic. Der Sachbuchautor Walter Lord schrieb das renommierte Sachbuch „A Night to Remember“ (deutscher Titel „Die letzte Nacht der Titanic“),

welches bis heute als Standardwerk zum Thema gilt. Aufgrund des Erscheinungsdatums 1956 enthält es keine neueren Erkenntnisse und

somit wie fast alle Werke über die Titanic zahlreiche sachliche Fehler.

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Ein prophetisch anmutendes Werk ist die Novelle „Titan, Eine Liebesgeschichte auf hoher See“ von Morgan Robertson (Originaltitel

„Futility“) aus dem Jahr 1898. Sie erregte nach dem Untergang der Titanic Aufsehen, da die in ihr erzählte Geschichte vom Untergang des als unsinkbar geglaubten Schiffes „Titan“ erstaunlich viele Parallelen zum Untergang der Titanic aufweist. Darin kollidiert die „Titan“ in einer kalten

Aprilnacht auf der Route von New York City nach Liverpool mit einem Eisberg und sinkt. Viele ihrer Passagiere sterben, da es nicht genug

Rettungsboote gibt – genau wie bei derTitanic. Allerdings gab es 18 Jahre zuvor bereits ein eisernes Dampfschiff namens Titania, das am 9. Juli

1880 nach Kollision mit einem Eisberg im Nordatlantik innerhalb von 3 Stunden sank.

(Meldung: The Times of London, July 10, 1880, p. 12, Col f.)

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Offizielle UntersuchungenSUBCOMMITTEE OF THE COMMITTEE ON COMMERCE, UNITED

STATES SENATE: “TITANIC” DISASTER, New York 1912Wreck Commissioners' Court: PROCEEDINGS ON A FORMAL

INVESTIGATION ORDERED BY THE BOARD OF TRADE INTO THE LOSS OF THE S. S. “TITANIC”, London 1912

Diese Untersuchungsberichte sind online einsehbar: 

Titanic Inquiry Project