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Heute mit SPEZIAL TECHNIK Energieversorger gehen bei der Stabilisierung ihrer Netze neue Wege: Sie setzen auf die privaten Haushalte. SEITE 4 Immer mehr Menschen im Heimatland auf der Flucht So viele Menschen wie noch nie sind in ihren eigenen Län- dern Vertriebene. 45,7 Millio- nen Menschen lebten Ende 2019 fernab ihrer Heimat, weil sie vor Konflikten und Gewalt fliehen mussten, wie aus dem Jahresbericht der in Genf ansässigen Beobach- tungsstelle für intern Vertrie- bene (IDMC) hervorgeht. Im Jahr davor waren es 41,3 Mil- lionen Menschen. Drei Viertel der Vertriebenen lebten in zehn Ländern: Die meisten in Syrien, Kolumbien, Kongo, Je- men und Afghanistan. Die deutsche Direktorin für Stra- tegie und Forschung, Bina De- sai, sieht gerade in der Coro- na-Krise eine Chance, die La- ge in den betroffenen Län- dern zu verbessern. „Zwar müssen ausländische huma- nitäre Helfer abziehen, aber die lokalen Kräfte sind ja noch vor Ort“, sagte sie. „ Jetzt ist der Moment, deren Kapa- zitäten noch mehr zu stärken als zuvor.“ Es müsse viel mehr in die langfristige Entwick- lung investiert werden. dpa B eim Dax-Konzern Wirecard bleiben nach dem Abschluss einer Sonderprüfung zu gra- vierenden Bilanzfälschungsvorwürfen zentrale Fragen unbeantwortet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG meldete in ihrem heute veröffentlich- ten Bericht zu den Geschäftsjahren 2016 bis 2018, dass wesentliche Unterla- gen fehlten – hauptsächlich zum Ge- schäft mit Drittfirmen, die Zahlungen im Auftrag von Wirecard abwickeln. Deswegen konnten die KPMG-Prüfer auch nicht feststellen, ob den entspre- chenden Buchungen auch reale Umsät- ze entsprechen. Explizit genannt wer- den in dem Bericht Zahlungen auf Treuhänderkonten in Höhe von einer Milliarde Euro, bei denen unklar blieb, ob sie tatsächlich von Wirecard-Ge- schäftspartnern stammten. Wirecard-Chef Markus Braun sieht sein rasant wachsendes Unternehmen dennoch entlastet: „In allen Punkten ha- ben sich die Vorwürfe nicht bestätigt“, sagte der Manager. „Es gibt keinerlei Korrekturbedarf unserer Bilanzen.“ Al- lerdings musste Wirecard einräumen, dass das Unternehmen die Termine für die Veröffentlichung der Jahresbilanz 2019 und die Jahreshauptversammlung am 30. April nicht halten kann. Die An- leger reagierten geschockt: Die Wire- card-Aktie verlor am Vormittag inner- halb kurzer Zeit 20 Prozent ihres Werts. Die Veröffentlichung des KPMG-Berichts hatte Wirecard mehrfach verschoben. Ursprünglich wollte der Konzern den Bericht bis Montag veröffentlichen, ließ die Frist jedoch zunächst ohne Angabe von Gründen verstreichen. Die Bilanzpraxis des Konzerns steht bereits seit Anfang 2019 unter verschärf- ter Beobachtung. Auslöser für die Son- derprüfung durch KPMG war die Be- richterstattung der britischen Wirt- schaftszeitung „Financial Times“, in der unter anderem Zahlungsströme von Wi- recard über Partner in Dubai und Irland angezweifelt wurden. Im Mittelpunkt stand dabei Wirecards Partner Al Alam aus Dubai. Über den soll laut der briti- schen Wirtschaftszeitung im Jahr 2016 rund die Hälfte des Unternehmensge- winns vor Zinsen, Steuern und Ab- schreibungen erzielt worden sein. Al Alam ist für Wirecard ein Dritt-Partner, der in Ländern, in denen das Unterneh- men über keine eigenen Lizenzen ver- fügt, die Abwicklung des Zahlungsver- kehrs übernimmt. Bei Analysten stieß der Prüfbericht auf ein sehr kritisches Echo. „Wirecard hat nicht das geliefert, was man erwartet hat“, sagte Mirko Maier von der Landes- bank Baden-Württemberg (LBBW). „Der Konzern scheint mit Blick auf Transpa- renz und Kommunikation doch noch mehr auf Start-up-Niveau zu sein und ist offenbar noch nicht ganz im Dax ange- kommen.“ Wirecard war im September 2018 in die oberste deutsche Börsenliga aufgestiegen. NordLB-Analyst Wolfgang Donie sagte, der Zeitraum 2016 bis 2018 bleibe ein schwarzes Loch. „Ein Frei- spruch sieht anders aus.“ Neuen Vor- würfen blieben damit Tür und Tor ge- öffnet. HB Verspäteter Prüfbericht lässt viele Fragen offen. Wirecard muss Bilanz ver- schieben – Aktie stürzt ab. DAX Stand 14 Uhr 10 836 +1,7 % Top-Klick auf handelsblatt.com Corona-Hilfen: Vestager bremst Altmaier aus Im Schatten des Verdachts blo ANZEIGE Titelseite Eine Dienstleistung von Diese Woche im Fokus: 3M als Experte für Klebtechnologie Mehr dazu lesen Sie auf Seite 3 3M Deutschland Edition DIENSTAG, 28.4.20 · NR. 82 · STAND 14 UHR News am Abend © Achten Sie das Urheberrecht – dieses Exemplar ist ausschließlich zur persönlichen Nutzung bestimmt. Jede elektronische Weitergabe und jede Vervielfältigung ist untersagt. Für attraktive Angebote zur Mehrfachnutzung wenden Sie sich bitte an: [email protected]

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Page 1: Titelseite News am Abend - DER CHEFÖKONOM...neue Wege: Sie setzen auf die privaten Haushalte. SEITE 4 Immer mehr Menschen im Heimatland auf der Flucht So viele Menschen wie noch nie

Heute mitSPEZIAL TECHNIKEnergieversorger gehen bei der Stabilisierung ihrer Netze neue Wege: Sie setzen auf die privaten Haushalte. SEITE 4

Immer mehr Menschen im Heimatland auf der FluchtSo viele Menschen wie noch nie sind in ihren eigenen Län-dern Vertriebene. 45,7 Millio-nen Menschen lebten Ende 2019 fernab ihrer Heimat, weil sie vor Konflikten und Gewalt fliehen mussten, wie aus dem Jahresbericht der in Genf ansässigen Beobach-tungsstelle für intern Vertrie-bene (IDMC) hervorgeht. Im Jahr davor waren es 41,3 Mil-lionen Menschen. Drei Viertel der Vertriebenen lebten in zehn Ländern: Die meisten in Syrien, Kolumbien, Kongo, Je-

men und Afghanistan. Die deutsche Direktorin für Stra-tegie und Forschung, Bina De-sai, sieht gerade in der Coro-na-Krise eine Chance, die La-ge in den betroffenen Län-dern zu verbessern. „Zwar müssen ausländische huma-nitäre Helfer abziehen, aber die lokalen Kräfte sind ja noch vor Ort“, sagte sie. „Jetzt ist der Moment, deren Kapa-zitäten noch mehr zu stärken als zuvor.“ Es müsse viel mehr in die langfristige Entwick-lung investiert werden. dpa

B eim Dax-Konzern Wirecard bleiben nach dem Abschluss einer Sonderprüfung zu gra-

vierenden Bilanzfälschungsvorwürfen zentrale Fragen unbeantwortet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG meldete in ihrem heute veröffentlich-ten Bericht zu den Geschäftsjahren 2016 bis 2018, dass wesentliche Unterla-gen fehlten – hauptsächlich zum Ge-schäft mit Drittfirmen, die Zahlungen im Auftrag von Wirecard abwickeln. Deswegen konnten die KPMG-Prüfer auch nicht feststellen, ob den entspre-chenden Buchungen auch reale Umsät-

ze entsprechen. Explizit genannt wer-den in dem Bericht Zahlungen auf Treuhänderkonten in Höhe von einer Milliarde Euro, bei denen unklar blieb, ob sie tatsächlich von Wirecard-Ge-schäftspartnern stammten.

Wirecard-Chef Markus Braun sieht sein rasant wachsendes Unternehmen dennoch entlastet: „In allen Punkten ha-ben sich die Vorwürfe nicht bestätigt“, sagte der Manager. „Es gibt keinerlei Korrekturbedarf unserer Bilanzen.“ Al-lerdings musste Wirecard einräumen, dass das Unternehmen die Termine für die Veröffentlichung der Jahresbilanz 2019 und die Jahreshauptversammlung am 30. April nicht halten kann. Die An-leger reagierten geschockt: Die Wire-card-Aktie verlor am Vormittag inner-halb kurzer Zeit 20 Prozent ihres Werts. Die Veröffentlichung des KPMG-Berichts

hatte Wirecard mehrfach verschoben. Ursprünglich wollte der Konzern den Bericht bis Montag veröffentlichen, ließ die Frist jedoch zunächst ohne Angabe von Gründen verstreichen.

Die Bilanzpraxis des Konzerns steht bereits seit Anfang 2019 unter verschärf-ter Beobachtung. Auslöser für die Son-derprüfung durch KPMG war die Be-richterstattung der britischen Wirt-schaftszeitung „Financial Times“, in der unter anderem Zahlungsströme von Wi-recard über Partner in Dubai und Irland angezweifelt wurden. Im Mittelpunkt stand dabei Wirecards Partner Al Alam aus Dubai. Über den soll laut der briti-schen Wirtschaftszeitung im Jahr 2016 rund die Hälfte des Unternehmensge-winns vor Zinsen, Steuern und Ab-schreibungen erzielt worden sein. Al Alam ist für Wirecard ein Dritt-Partner,

der in Ländern, in denen das Unterneh-men über keine eigenen Lizenzen ver-fügt, die Abwicklung des Zahlungsver-kehrs übernimmt.

Bei Analysten stieß der Prüfbericht auf ein sehr kritisches Echo. „Wirecard hat nicht das geliefert, was man erwartet hat“, sagte Mirko Maier von der Landes-bank Baden-Württemberg (LBBW). „Der Konzern scheint mit Blick auf Transpa-renz und Kommunikation doch noch mehr auf Start-up-Niveau zu sein und ist offenbar noch nicht ganz im Dax ange-kommen.“ Wirecard war im September 2018 in die oberste deutsche Börsenliga aufgestiegen. NordLB-Analyst Wolfgang Donie sagte, der Zeitraum 2016 bis 2018 bleibe ein schwarzes Loch. „Ein Frei-spruch sieht anders aus.“ Neuen Vor-würfen blieben damit Tür und Tor ge-öffnet. HB

► Verspäteter Prüfbericht lässt viele Fragen offen.

► Wirecard muss Bilanz ver-schieben – Aktie stürzt ab.

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Wirtschaft & Politik

Müller fordert „Green Deal“ für AfrikaDie EU muss nach Ansicht von Entwicklungsmi-nister Gerd Müller eine weltweite Vorreiterrolle sowohl im Kampf gegen die Corona-Pandemie als auch gegen den Klimawandel einnehmen. „Neben dem Schutzschirm sollte die EU auch ih-ren Green Deal für den Klimaschutz auf die eu-ropäische Nachbarschaft und afrikanische Län-der ausweiten“, sagte der CSU-Politiker. Nötig sei ein ehrgeiziges Investitions- und Innovati-onspaket für den Ausbau erneuerbarer Energie in Afrika.

Libyens General Haftar brüskiert die UnoDer libysche General Chalifa Haftar will ein vor mehreren Jahren erzieltes Uno-Abkommen in dem Bürgerkriegsland nicht länger anerkennen. Die Ende 2015 von den Vereinten Nationen ver-mittelte Vereinbarung über eine Machtaufteilung habe das Land zerstört und sei „ei-ne Sache der Vergangenheit“, sagte Haftar. Die USA kritisierten Haftars Ankündigung, Russland – einer der wichtigsten Unterstützer des Rebellen-generals – äußerte sich „überrascht“.

Mehr neue Wohnungen genehmigtIn den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sind in Deutschland mehr neue Wohnun-gen genehmigt worden als im gleichen Vorjah-reszeitraum. Die Zahl stieg um 4,0 Prozent auf 51 300 Wohnungen, wie das Statistische Bun-desamt berichtete. Vor allem wurden mehr Mehrfamilienhäuser beantragt. Foto: rtr

WIRTSCHAFT & POLITIK 2

Mittelstand in schwerer KriseDie Corona-Krise trifft mittelstän-dische Firmen in Deutschland mit voller Wucht. Mehr als 2,2 Millio-nen und damit 58 Prozent der et-wa 3,8 Millionen Mittelständler verzeichneten im März Umsatz-einbußen aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen, wie aus einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Im Durchschnitt ging den kleinen und mittleren Firmen etwa die Hälfte der Umsätze verloren. Ins-gesamt büßte der Mittelstand so etwa 75 Milliarden Euro ein.

Sollte sich der Umsatzeinbruch auf ähnlichem Niveau fortsetzen, reichen die Liquiditätsreserven bei der Hälfte der Unternehmen der Umfrage zufolge noch bis En-de Mai. „Die aktuelle schrittweise Rückführung der Corona-beding-ten Eindämmungsmaßnahmen lässt auf eine Entspannung im Mit-telstand hoffen“, sagte KfW-Chef-volkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Niedrigere Umsätze und Liquidi-tätsengpässe dürften die Firmen aber auch in den nächsten Wo-chen begleiten. Staatliche Hilfs-maßnahmen und KfW-Kredite sei-en daher weiter nötig.

Die Arbeitsgemeinschaft Mittel-stand fordert, Unternehmen in der Corona-Krise bürokratisch und materiell zu entlasten. Dafür müssten Politik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten, teilte das Bündnis mit. „Ganz vorn stehen dabei, die Reduzierung steuerli-cher Lasten und Meldepflichten sowie nun endlich die Verfügbar-keit digitaler Dienste in ausrei-chender Bandbreite massiv voran-zutreiben“, hieß es. rtr/dpa

W ährend der Corona-Schließun-gen ist die deutsche Wirtschaft nach Schätzung des Ifo-Instituts

um 16 Prozent eingebrochen. Das ergebe ei-ne Auswertung der April-Umfrage unter 8800 Unternehmen aus fast allen Branchen, teilten die Münchner Forscher mit. „Damit dürfte das Bruttoinlandsprodukt bereits im ersten Vierteljahr um 1,9 Prozent gesunken sein und dann im zweiten um 12,2 Prozent einbrechen“, erläuterte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Insgesamt dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr um 6,2 Prozent schrumpfen und damit stärker als während der Finanzkrise 2009 mit 5,7 Prozent.

Den größten Einbruch der Geschäfte im April meldeten laut Ifo Reisebüros und -ver-

anstalter mit einem Minus von 84 Prozent, gefolgt von der Luftfahrt (minus 76 Prozent), dem Gastgewerbe (minus 68 Prozent), dem Gesundheitswesen (minus 45 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (minus 43 Prozent) sowie dem Fahrzeugbau (minus 41 Prozent). Selbst der Handel mit Nahrungs-mitteln, Getränken und Tabak verzeichnete ein Minus von sechs Prozent. Einziger Ge-winner sei die Pharmaindustrie: Hier stieg die Auslastung um sieben Prozent. Nach En-de der Einschränkungen dürften sich die ein-

zelnen Branchen in sehr unterschiedlichem Tempo erholen. „Vor allem dort, wo Dienst-leistungen für Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Beherbergung und Gaststätten erbracht wer-den, werden die Folgen der Corona-Krise bis weit ins nächste Jahr hinein zu spüren sein“, betonte Wollmershäuser. In der Industrie dürfte die Wertschöpfung ihr Vorkrisenni-veau in einem Jahr wieder erreichen. Dabei ist unterstellt, dass die Ausbreitung des Virus eingedämmt und eine zweite Infektionswel-le vermieden werden kann. rtr

Lockdown dampft das BIP ein► Wirtschaft schrumpfte wegen

Auflagen schon um 16 Prozent.

► Touristik, Luftfahrt und Gastro-nomie am stärksten betroffen.

Berlin überarbeitet Agenda für EU-Ratspräsidentschaft Die Bundesregierung ändert die Planung für die deutsche EU-Ratspräsident im zweiten Halbjahr 2020 angesichts der Virus-Krise deutlich. Zum ei-nen sollen neue, Corona-rele-

vante Themen in den Vorder-grund gerückt werden, heißt es in einem Dokument der Runde der Europa-Staatsekre-täre der Bundesregierung. Zu-dem soll es bei anderen The-

men eine klare Prioritätenset-zung geben. Deshalb sollen et-liche Vorhaben der einzelnen Ministerien zurückgestel lt oder gestrichen werden. Die deutsche EU-Präsidentschaft

muss unter anderem den EU-Finanzrahmen bis 2027 verab-reden – im Zusammenhang mit einem riesigen europäi-schen Wiederaufbaupro-gramm. rtr

Arbeitslosigkeit steigt starkDie Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartet deutlich steigende Arbeitslosenzah-len als Folge der Coronavirus-Krise. „Kurzarbeit wird zwar viele Jobs retten, aber dennoch erwarten die Arbeitsagenturen in den nächsten Monaten eine stark stei-gende Arbeitslosigkeit“, sagte Enzo Weber vom BA-Forschungsinstitut IAB. „Zehn Jahre lang ging es mit der Beschäftigung in Deutschland steil bergauf“, sagte Weber. „Dieser Trend wurde jetzt abrupt unterbrochen.“ rtr

Verlag: Handelsblatt GmbH(Verleger i. S. des Presserechts)

Geschäftsführung:Gerrit Schumann und Oliver Voigt

Redaktion:Sven Afhüppe (verantw.)Peter Pfister (Red.- leitung), Producing: Heide Braasch

Corporate Editions:Andrea BartuschTel.: 0211–887–1097E-Mail: [email protected]

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Impressum Handelsblatt News am Abend

dpa

News am AbendDIENSTAG, 28.4.20

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DIESE WOCHE IM FOKUS: 3M ALS EXPERTE FÜR KLEBTECHNOLOGIE ANZEIGE

3M Deutschland GmbHCarl-Schurz-Str. 141453 NeussTelefon: 02131/14-33 30

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Verantwortlich für den Inhalt ist 3M.27. April - 30. April 2020

Der neue 3M Hi-Tack Sprühkleb-stoff 71 wurde speziell für das Kle-ben von Faserverbundstoffen entwi-ckelt. Er ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Verarbeitung so-wie besonders stabile und zuverläs-sige Ergebnisse. So trägt er zu effi-zienteren Herstellungsprozessen im Leichtbau bei.

Trendwerkstoff: Faserverbundstoffe

Ob Windkrafträder, Boote oder Fahrzeuge – immer mehr -Produkte werden in Leichtbauweise herge-stellt. Sie beinhalten zum Beispiel Komponenten aus Faserverbunds-toffen, die sich durch geringes Ge-

wicht und große Stabilität auszeich-nen. Mit dem neuen 3M Hi-Tack Sprühklebstoff 71 bringt 3M einen Spezialisten für die Herstellung und das Kleben von Faserverbundstoffen auf den Markt. In vielfältigen An-wendungen überzeugt er durch ein-fache Handhabung und leistungs-starke Ergebnisse.

Sprühklebstoff 71: kompatibel und zuverlässig

Der stark haftende Lösemittelkleb-stoff auf Basis synthetischer Elasto-mere ist mit vielen Harzen kompa -tibel, die in Faserverbundstoffen eingesetzt werden – einschließlich Polyester-, Vinylester- und Epoxid-harzen. Er ist ideal, um etwa beim

Harzinfusionsprozess -Fasermatten oder Trockengelege zu fixieren so-wie um Faserverbundstoffe mitei-nander und mit anderen Materialien zu verbinden – zum Beispiel mit Metallen, Laminaten, Schaumstof-fen, Holz oder Textilien.

Unkompliziert und schnell

Einfach auf Knopfdruck bietet der 3M Hi-Tack Sprühklebstoff 71 ein feines, nebelartiges Sprühbild, das einen gleichmäßigen Klebstoffauf-trag ohne Hohlraumbildung ermög-licht. Er wird in transparenter und grünlicher Farbe angeboten, so dass die aufgebrachte Klebstoffmenge visuell kontrollierbar ist. Durch sei-ne kurze Ablüftzeit und Klebspanne

ist er auch für schnelle Prozesse ge-eignet. Ein weiterer Vorteil: Bei richtiger Anwendung erzielt er sehr gute Oberflächen. So kann er den Bedarf an Nacharbeiten reduzieren.

Dauerhaft leistungsfähige Ver-bindungen

Dank der besonderen Rezeptur opti-miert der neue 3M Hi-Tack Sprüh-klebstoff 71 die Kräfte im Faserver-bund. Im Vergleich zu alternativen Klebstoffen verbindet er Bauteile bis zu 30 Prozent stärker. Gleichzeitig reduziert er auch das Risiko einer Delamination.

Für das Kleben von FaserverbundstoffenVielseitig, schnell, stark: 3M™ Hi-Tack Sprühklebstoff 71

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Die neue 3M™ Finesse-it™ Politur Premium Serie 300 ist ein schnelles, einstufiges Polierverfahren für moder-ne und hochwertige 2-Komponenten-Klarlacke. Die Produkte 3M Finesse-it Politur 315 und 3M Finesse-it Politur 320 sind speziell für den Einsatz mit dem 3M™ Finesse-it™ Lackrepara-tursystem optimiert worden. Ihre An-wendung ermöglicht perfekten Hoch-glanz in kürzester Zeit.

Perfekter, schleierfreier HochglanzDie von 3M entwickelten Polituren 3M Finesse-it 315 und 3M Finesse-it 320 liefern in kürzester Polierzeit schnelle und verlässliche Ergebnisse, und das mit nur einem Poliervorgang. Das ein-stufige Polierverfahren ist -insbesonde-re für Lackreparaturen an hochwerti-gen Premium-Klarlacken im OEM-Segment geeignet, wo es auf Schnel-ligkeit und Zuverlässigkeit ankommt.

Mit System zum optimalen ErgebnisDie neuen Polituren sind Teil des 3M Finesse-it Lackreparatursystems, das 3M™ Trizact™ Schleifmittel, 3M Fines-se-it Polituren und Polierpads sowie 3M™ Schleifmaschinen mit einander kombiniert. Perfekt aufeinander abge-stimmt erreichen die Produkte optimale

Ergebnisse: Die 3M Trizact Schleifmittel bestehen aus mit Schleifkorn gefüllten Pyramiden oder Quadern, die stets neues Schleifkorn freisetzen und damit eine lange Standzeit bei gleichmäßigen Rauhtiefen erzielen. Die neuen Agglo-meratpolituren besitzen einen großen Einsatzbereich zwischen Anfangs-schärfe und schleierfreiem Finish, der durch die Verwendung der angepass-ten 3M™ Finesse-it™ Polierschwäm-me noch weiter optimiert wurde.

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SPEZIAL TECHNIK 4SPEZIAL Technik

Klaus Stratmann Berlin

D rei europäische Betreiber von Stromübertragungsnetzen gehen gemeinsam neue Wege bei der Si-

cherung der Systemstabilität: Tennet (Deutschland und Niederlande), Swissgrid (Schweiz) und Terna (Italien) sammeln künftig über eine neue Plattform Kleinst-mengen von Strom bei privaten Haushal-ten ein. Der Strom soll dazu beitragen, Netzschwankungen auszugleichen. Das Projekt mit dem Namen „Equigy“ steht weiteren europäischen Netzbetreibern of-fen.

Das ehrgeizige Vorhaben trägt dem grundlegenden Wandel der Energiewelt Rechnung. Früher dominierten große Kraftwerke mit jeweils mehreren Hundert Megawatt Leistung die Stromerzeugung. Die Netzbetreiber leiteten Energie an die Verbraucher weiter. Gleichzeitig stellten Kraftwerksbetreiber den Strom zur Stabi-lisierung der Netze. Mit den sogenannten „Systemdienstleistungen“ werden Schwankungen von Erzeugung und Ver-brauch ausgeglichen.

Doch die Energiewende hat die alte Welt komplett umgekrempelt. Die Erzeugung ist dezentral geworden. Allein 1,7 Millionen Photovoltaik-Anlagen sind mittlerweile auf deutschen Dächern und Feldern installiert und speisen Strom ins Netz ein. Die Bedeu-tung der Großkraftwerke sinkt.

Perspektivisch soll die neue Plattform Millionen Haushalten in Europa ermögli-chen, Kleinstmengen von Strom kurzfristig an den Energiemärkten anzubieten. Dabei geht es ausdrücklich um Systemdienstleis-tungen, also um Strom, der dazu genutzt wird, das Netz stabil zu halten.

In Betracht kommt etwa Strom aus der Batterie eines E-Autos, das ungenutzt in der Garage steht. Auch die wachsende Zahl von Batteriespeichern in den Kellern vieler Häuser, auf deren Dach eine Photovoltaik-Anlage installiert ist, bietet reichlich Poten-zial. Moderne IT in Kombination mit der Blockchain-Technologie macht es möglich, auch kleinste Mengen Strom aus diesen

Speichern sehr kurzfristig für die Netzstabi-lisierung verfügbar zu machen.

„In den letzten Jahren haben wir in Pilot-projekten schon erfolgreich die Block-chain-Technologie getestet und mit Elektro-autos und Haushaltsbatterien das Netz sta-bilisiert. Hunderte Haushalte waren daran beteiligt, und jetzt können wir langfristig auf Hunderttausende oder sogar Millionen von Haushalten aufstocken“, sagte Manon van Beek, CEO von Tennet, dem Handels-blatt. Damit werde ein wichtiger Beitrag zum sicheren Umbau des Energieversor-gungssystems geleistet. Bald könne jeder dazu beitragen, die Energiewende schnel-ler umzusetzen und davon auch noch fi-nanziell profitieren, sagte die Tennet-Che-fin.

Die drei Netzbetreiber leisten damit Pio-nierarbeit. Heute ist ein Großteil der Pro-zesse und IT-Systeme, mit denen flexible Kapazitäten für die Netzstabilisierung ge-nutzt werden, auf die Steuerung von eini-

gen Hundert Kraftwerken und nicht von Millionen einzelnen Kleinstanlagen ausge-richtet. „Heute nutzen wir Kraftwerke im dreistelligen Megawattbereich für die Netz-stabilisierung, morgen werden es viele klei-ne Anlagen im einstelligen Kilowattbereich sein“, skizziert Axel Kießling, Manager Digi-tal Transformation bei Tennet Deutschland, die Perspektive.

Was der Betreiber einer Kleinstanlage damit verdienen kann, Strom zur System-stabilisierung zur Verfügung zu stellen, ist im Moment noch nicht ganz klar absehbar. Aber bei den Initiatoren ist vorsichtig da-von die Rede, dass für den Einzelnen pro Jahr „unter guten Voraussetzungen“ ein dreistelliger Euro-Betrag herausspringen könne.

Insgesamt erhoffen sich die drei Netzbe-treiber aber auch eine Kostenreduktion für das Gesamtsystem. Die Systemdienstleis-tungen könnten durch die Plattform insge-samt günstiger werden. Davon würden

dann alle Stromverbraucher profitieren. Die Kosten für Systemdienstleistungen im Stromnetzbetrieb beliefen sich nach Anga-ben der Bundesnetzagentur 2018 in Deutschland auf 1,8 Milliarden Euro. Die Kosten werden über die Netzentgelte auf al-le Stromverbraucher umgelegt. Sollte der neue Ansatz der Übertragungsnetzbetrei-ber tatsächlich zu Einsparungen führen, würden die Netzentgelte dementsprechend für alle Stromverbraucher sinken.

Um das System ans Laufen zu bringen, setzen die Initiatoren auf die Unterstützung der Regulierungsbehörden, mit denen sich die Unternehmen eng abstimmen wollen. Die Eintrittsbarrieren wollen sie so niedrig wie möglich halten. Die Initiatoren setzen sich dafür ein, dass die Präqualifizierung für die Erbringung von Systemdienstleistungen vereinfacht wird. Bislang muss für jede ein-zelne Anlage die technische Eignung nach-gewiesen werden. Künftig soll es ausrei-chen, wenn Hersteller ihre Anlagentypen präqualifizieren, nicht jede einzelne Anlage selbst. Das soll möglichst gleich länderüber-greifend gelten. Die Nutzung der Plattform soll für Marktteilnehmer umsonst sein.

Tennet, Swissgrid und Terna gehen neue Wege, um ihre Stromnetze zu stabilisieren. Energie von privaten Haushalten soll helfen, Schwankungen auszugleichen.

Photovoltaik-Anlage auf einem Hausdach: Eine neue Plattform soll es Millionen Haushalten in Europa ermöglichen, Kleinst-mengen von Strom kurzfristig an den Energiemärkten an-zubieten. pr

Mit Solarzellen das Netz sichern

News am AbendDIENSTAG, 28.4.20

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WIRTSCHAFT & POLITIK 5

Spahn: Erste Entwarnung für Krankenhäuser Wegen der eingedämmten Ausbreitung des Coronavirus sollen die Krankenhäuser aus Sicht der Bundesregie-rung ab Mai wieder mehr freigehaltene Betten mit an-deren Erkrankten belegen. Nach fast sechs Wochen Auf-schub und Absagen könnten die Kliniken nun wieder mehr planbare Operationen durchführen, heißt es in ei-nem Konzept von Gesund-heitsminister Jens Spahn. Ei-ne ausschließliche Bevorzu-gung von Covid-19-Patienten lasse sich auf Dauer nicht rechtfertigen.

Der CDU-Politiker Spahn hatte bereits Mitte April er-

klärt, es gelte, ab Mai schritt-weise in eine „neue Normali-tät im Klinikbetrieb“ zu kom-men. Dabei gehe es um eine „schwierige Balance“ zwi-schen der regulären Versor-gung bei Notfällen und wich-tigen Operationen sowie not-wendigen freien Kapazitäten für Corona-Patienten. Für Covid-19-Erkrankte sollen nach Spahns Vorschlag in der Startphase nun zunächst nur noch 25 statt bisher 50 Prozent der Intensivbetten reserviert werden. Die OP-Kapazitäten sollten in einem ersten Schritt zu 70 Prozent für planbare Operationen ge-öffnet werden. dpa

DIHK schlägt digitale Zugangskontrollen vorDer Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) will mit Hilfe digitaler Tech-niken die Wirtschaft schnel-ler hochfahren. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf ein Konzept des Verban-des, das am Wochenende an Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Vertreter der großen Koalition ver-schickt wurde. „Digitale Lö-sungen helfen, im Alltag Ab-stand zu halten“, zitiert das Netzwerk aus dem Papier. Dort wird vorgeschlagen, den Zugang zu Geschäften, Ho-

tels oder Fußgängerzonen über Ticket-Systeme zu be-grenzen. Diese seien „ein äu-ßerst wirksames und vielfäl-tig einsetzbares Instrument zur Vermeidung von Men-schenansammlungen“. Die Tickets könnten über ent-sprechende Apps bereitge-stellt werden. Über eine sol-che App könnten Kunden auch Einkaufszeiten in Ge-schäften und Dienstleistung buchen, schreibt der DIHK. „Das entzerrt die Kunden-ströme und sorgt gleichzeitig für eine kontinuierliche Aus-lastung der Geschäfte.“ rtr

Virus bald beherrschbar

D as Robert-Koch-Institut (RKI) sieht Deutsch-land auf dem Weg zur

Kontrolle der Corona-Epidemie. Die gesunkenen Zahlen der Neuinfektionen seien das Ergeb-nis der Einschränkungen der vergangenen Wochen, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin. „Wir wollen die-sen Erfolg verteidigen“, betonte er. „Das schaffen wir auch, wenn wir uns weiterhin disziplinieren und an die Regeln halten.“ Die Gesundheitsämter könnten ganz grob etwa 1000 tägliche Fälle kontrollieren und Infektionsket-ten nachverfolgen. Allerdings sei die Leistungsfähigkeit der Ämter regional sehr unterschiedlich. Daher forderte Wieler: „Wir müs-sen die Gesundheitsämter mas-siv stärken.“

Dies sei eine Voraussetzung für Lockerungen der Auflagen, hatte das RKI erklärt. Zuletzt lag die Zahl der neuen Fälle nur noch leicht über 1000, nachdem sie vergangene Woche meist um die 2000 gelegen hatte. Wieler wies daraufhin, dass diese Zahl daher neben der Ansteckungsra-te eine große Bedeutung habe. Diese war nach längerer Zeit nach RKI-Berechnung vom Mon-

tag leicht auf 1,0 von zuvor 0,9 gestiegen. Das bedeutet, dass sta-tistisch jeder Infizierte einen Menschen ansteckt. Die Zahl ver-liert aber etwas an Bedeutung, wenn die Zahl der neu Infizier-ten bereits sehr niedrig ist und die Gesundheitsämter die Kon-taktpersonen ermitteln können. Dabei soll auch eine App für Handys helfen, die derzeit entwi-ckelt wird. rtr

RKI-Chef Lothar Wieler bei seiner heutigen Pressekonferenz. dpa

► Gesundheitsämter sollen Infektionsketten einzeln verfolgen.

► Reproduktionszahl steigt jedoch auf ein Niveau von fast eins.

Experten: Migration mit „Kaution“ steuernUm Migration aus Afrika besser zu lenken, schla-gen Experten ein Arbeitsvisum gegen eine „Kauti-on“ vor. Die Bundesregierung könnte Aufenthalts-titel zur Arbeit in Deutschland gegen Hinterlegung einer bestimmten Geldsumme vergeben, schlägt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration vor. „Wenn sie anschlie-ßend fristgerecht ausreisen, wird die Sicherheits-leistung wieder ausbezahlt“, schreiben die Exper-

ten in ihrem Jahresgutachten mit dem Schwer-punkt Afrika. „Europa wird aus demografischen Gründen weiterhin auf Einwanderung angewiesen sein, um seinen Bedarf an Arbeitskräften zu de-cken“, erklärte die Vorsitzende des Sachverständi-genrats, Petra Bendel. „Diese Einwanderung sollte auf regulären Wegen erfolgen. Für gering qualifi-zierte Migranten aus Afrika gibt es solche Wege bis-her nicht.“ dpa

CORONA-TICKERSchulbetrieb auf Sparflamme: Nach dem Willen

der Kultusministerkonferenz soll es vor den Sommerferien keinen regulären Unterricht mehr

geben. Allerdings sollen alle Schüler vor den Ferien „wochen- oder tageweise“

Präsenzunterricht in den Schulen erhalten.*

Um auf den Mangel von Schutzmaterial aufmerksam zu machen, haben sich Hausärzte

zu einem ungewöhnlichen Online-Protest entschlossen. Nackt – teils nur mit Stethoskop

bekleidet – werben sie unter dem Motto #blankebedenken für eine bessere Ausstattung.

*Nach 46 Tagen hebt Österreich zum 1. Mai die

strengen Ausgangsbeschränkungen auf. Allerdings muss weiterhin ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden. Hotels

und Freibäder sollen ab 29. Mai wieder öffnen.*

Der Handel sieht sich nicht in der Verantwor-tung, den Bürgern zum Einkaufen kostenlos Masken zur Verfügung zu stellen. „Jeder ist

dafür selbst verantwortlich“, teilte der Handelsverband Deutschland (HDE) mit. Auch

sei der Handel nicht dafür zuständig, die Maskenpflicht zu kontrollieren.

*Zwei Drittel der Deutschen wollen sich an die seit gestern in fast allen Bundesländern

geltende Schutzmaskenpflicht in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr halten,

ergab eine YouGov-Umfrage. *

In den USA rechnet die Universität von Washington nunmehr mit 74 073 Corona-Toten bis Anfang August. Vergangene Woche lag ihre

Prognose erst bei knapp 67 000 Toten.*

Familienministerin Franziska Giffey dringt auf eine breitere Öffnung von Kitas noch vor dem

Hochsommer. „Das ist ein zu langer Zeitraum für das Kindeswohl, für die Frage, wie können Eltern das managen.“ Da müsse es schnellere Schritte

geben, sagte die SPD-Politikerin.

Wirtschaft & Politik

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WIRTSCHAFT & POLITIK 6

Brasilien ist am Limit

D ie Angehörigen von Do-na Amalia sind verzwei-felt. „Wollt ihr uns nicht

drannehmen?“, flehen sie. „Die Frau stirbt im Auto!“ Doch die Sa-nitäter hinter der verschlosse-nen Eingangstür des Kranken-hauses reagieren nicht. Schließ-lich kommt doch ein Mann he-raus. „Wir können nichts ma-chen“, sagt er. Dann bricht das dramatische Video aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus ab. Auf Anfrage versichert das örtliche Gesundheitsse-kretariat, dass die Frau letztendlich doch ver-sorgt worden sei. Aller-dings habe sie da schon im Sterben gelegen.

Das Krankenhaus ist seit Kurzem ausschließlich für Covid-19-Patienten reserviert – andere Notfälle werden nicht mehr behandelt. Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infek-tionen ist das Gesundheitswesen in Ma-naus am Limit. Dabei herrschten dort auch schon vor dem Ausbruch der Pande-mie chaotische Zustände. Funktionäre wurden wegen Korruption verhaftet, Ge-hälter nicht gezahlt. Nun erzählen Bewoh-ner von Manaus am Telefon, dass sie auf-gefordert werden, nur noch bei Atempro-blemen ein Hospital aufzusuchen. „Das System ist kollabiert“, sagt einer von ih-nen. Nachdem ein Video kursierte, das Pa-tienten neben in Plastikfolien gewickelte Toten zeigte, wurde ein Kühlcontainer zur Lagerung von Leichen vor einem Hospital aufgestellt. Massengräber wurden ausge-hoben, die Särge werden inzwischen übereinander gestapelt.

Mehr als 66 500 Menschen haben sich im ganzen Land mit dem Virus infiziert, 4543 sind im Zusammenhang damit bis-lang gestorben. Laut der Beobachtungs-stelle brasilianischer Universitäten ver-doppelte sich die Zahl der Corona-Toten zuletzt innerhalb von acht Tagen. „Das ist der Beginn der schwierigsten Phase in Brasilien“, sagt der Politikwissenschaftler Mauricio Santoro von der Universität des Bundesstaates Rio de Janeiro der Nach-

richtenagentur dpa. Es laufe „nach einem Drehbuch, das wir schon anderswo gesehen haben“, die Lage sei aber in Brasilien er-schwert wegen der „schwierigen sozialen Lage“. Auch in anderen Städten geraten Krankenhäuser an ihre Grenzen. Rio setzt auf pro-visorische Hospitäler in Zelten – auch im Maracana-Stadion.

Oftmals ist der Umgang mit der Krise in Brasilien aber

noch betont lässig: In Rio de Janeiro nehmen Leute zu ei-nem Plausch auf der Straße die Schutzmaske ab, man-che stehen in Kneipen zu-sammen. „Sie wollen den Ernst der Lage noch nicht wahrhaben“, sagt ein Taxi-fahrer. Auch der rechtspo-

pulistische Präsident Jair Bolsonaro nimmt das Coro-

navirus auf die leichte Schul-ter, hält nichts von Einschrän-

kungen. Mit seinen Ministern und den Gouverneuren ist er sich uneins

und trägt Grabenkämpfe aus. „All das macht den Kampf gegen die Pandemie natürlich schwieriger“, sagt Politikwissen-schaftler Santoro. Im Streit über den rich-tigen Umgang mit dem Virus entließ Bol-sonaro den beliebten Gesundheitsminis-ter Luiz Henrique Mandetta, der eine strenge Linie verfolgt hatte.

Der prominente Justizminister und ehemalige Korruptionsermittler Sergio Moro trat aufgrund von Meinungsver-schiedenheiten zurück. Für Bolsonaro hat das ein Nachspiel: Das Oberste Bun-desgericht genehmigte heute die Eröff-nung eines Verfahrens gegen den Präsi-denten wegen des Verdachts politischer Einflussnahme auf die Bundespolizei. dpa

Neue Gräber auf einem Friedhof in Manaus. rtr

Das Coronavirus könnte im größten Land Lateinamerikas wüten wie

zuletzt in New York oder Norditalien. Hinzu kommt eine Regierungskrise.

Jeder Fortschritt beginnt mit der Frage: Was wäre wenn? Unsere Neugierde und die Frage „Was wäre wenn?“ treiben uns an, nach neuen Lösungen zu suchen. Lösungen, die das tägliche Leben jedes Einzelnen einfacher, besser und fort- schrittlicher machen. Lassen Sie sich inspirieren!

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 7

Delivery Hero profitiert von Corona-KriseDer Essenslieferdienst Delivery Hero profitiert von mehr Bestel-lungen in der Corona-Krise: Das Unternehmen hat den Umsatz im ersten Quartal um fast 93 Prozent auf 515 Millionen Euro gesteigert. Die Anzahl der Bestellungen ver-doppelte sich ebenso beinahe: Mit 2,4 Milliarden Euro stand beim bestellten Bruttowarenwert ein Anstieg von rund 58 Prozent zu Buche. Delivery Hero will ei-nen Jahresumsatz von 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro erzielen, das wä-re ein Plus von rund 70 Prozent zum Vorjahr. Dabei dürften aber weiter rote Zahlen anfallen, die Marge des operativen Ergebnis-ses (bereinigtes Ebitda) soll zwi-schen minus 14 und minus 18 Pro-zent vom Umsatz liegen.

Im Jahr 2019 hat Delivery Hero nur dank des Verkaufs seines Deutschlandgeschäfts einen Ge-winn eingefahren. Im fortgeführ-ten Geschäft betrug der Verlust 689,9 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 277,1 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie der im MDax notierte Konzern heute in Berlin mitteilte. Weil der Konzern zum 1. April 2019 sein Deutsch-landgeschäft (Foodora, Liefer-held, Pizza.de) an den niederlän-dischen Rivalen Takeaway.com (Lieferando) verkauft hatte und damit einen Gewinn von 930,1 Millionen Euro einstrich, stand unter dem Strich für das abgelau-fene Jahr 2019 ein Gewinn von 230,2 Millionen Euro nach einem Verlust von 42,2 Millionen Euro im Vorjahr. dpa

SAP und Telekom arbeiten an Corona-AppSAP und Deutsche Telekom springen der Bun-desregierung bei der Entwicklung einer Corona-App zur Seite. „Ja, wir sind zusammen mit der Telekom an Bord“, teilte ein Sprecher des Wall-dorfer Softwarekonzerns heute mit. Details könnten noch nicht genannt werden. Die Tele-kom teilte mit, von der Bundesregierung gefragt worden zu sein, das Projekt zur Entwicklung ei-ner App zur Kontaktnachverfolgung von Coro-na-Infizierten zu unterstützen. Ursprünglich wollte die Regierung eine solche Anwendung bereits Mitte April auf den Markt bringen.

Krise beschert Maskenhersteller 3M ZuwächseDer für Atemschutzmasken bekannte US-Misch-konzern 3M profitiert in der Corona-Pandemie von erhöhter Nachfrage nach Schutzausrüstung. Im ersten Quartal legte der Gewinn im Jahres-vergleich um rund 45 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) zu, wie 3M heute mit-teilte. Seine Jahresprognose zog der Konzern aber wegen erhöhter Ungewissheit zurück.

Übernahme von RIB Software steht bevorDer französische Elektrotechnik-Konzern Schneider ist mit der milliardenschweren Über-nahme von RIB Software praktisch am Ziel. Nach Ablauf des Übernahmeangebots kommen die Franzosen auf 76,6 Prozent der Anteile an dem Stuttgarter Spezialisten für Bauplanungs-Software, wie Schneider heute mitteilte. Zum Ziel gesetzt hatten sie sich 50 Prozent plus eine Aktie. Auch die Zustimmung aller Kartellbehör-den liege vor.

Gewinneinbruch bei Maschinenbauer DMGDer Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori hat in-folge der Corona-Pandemie zum Jahresauftakt einen Gewinneinbruch verbucht und seine Jah-resziele kassiert. Das zweite Quartal werde „schwierig“, kündigte Vorstandschef Christian Thönes heute an. Der Konzern habe im April zur Eindämmung des Virus seine sechs europäi-schen Werke geschlossen. Bei einem Umsatz-rückgang auf 458 (Vorjahr: 629,2) Millionen Euro halbierte sich im ersten Quartal das opera-tive Ergebnis (Ebit) auf 25,3 Millionen Euro.

Lufthansa: Verhandlungen über Rettungspaket In den Verhandlungen um mögliche Staatshilfen für die Lufthansa gibt es noch keine Einigung, hieß es heute von der Bundesregierung. In dieser Woche werde kein Ergebnis mehr erwartet. Zu-vor hatte das Online-Magazin „Business Insider“ über eine angebliche Einigung berichtet. Danach werde die Bundesrepublik rund neun Milliarden Euro in den angeschlagenen Konzern pumpen. Die Lufthansa teilt heute mit, anstelle eines direk-ten Staatseinstiegs auch eine Insolvenz in Eigen-verwaltung in Erwägung zu ziehen. Ein solches Schutzschirmverfahren hat bereits der Ferienflie-ger Condor durchlaufen. Die Lufthansa hat in der Krise derweil einige Passagierflieger zu Fracht-flugzeugen umfunktioniert. Die Kartons werden – wie hier in einem Airbus A330 – zwischen den Sit-zen verzurrt. dpa/Foto: dpa

D er US-Flugzeugbauer Boeing geht davon aus, dass die Luftfahrtindus-trie sich nur sehr langsam von der

Corona-Krise erholen wird. „Wir erwarten, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, bis das Reiseaufkommen wieder das Niveau von 2019 erreicht“, warnte Boeing-Chef Da-ve Calhoun die Aktionäre bei der jährlichen Hauptversammlung des Konzerns. Wegen der Pandemie konnte die Veranstaltung nur im Internet stattfinden. Bis die Luftfahrt-branche wieder zu ihrem langfristigen Wachstumstrend zurückfinde, dürfte es ei-nige weitere Jahre dauern, sagte Calhoun. Die Krise sei „anders als alles, was wir je-mals erlebt haben“ und es sei „schwer ein-

zuschätzen, wann sich die Situation stabili-sieren wird“. Zu Maßnahmen wie weiteren Sparprogrammen und Stellenabbau äußer-te sich der Boeing-Chef zwei Tage vor dem Quartalsbericht nicht konkret.

Der Airbus-Erzrivale ist wegen des nach zwei Flugzeugabstürzen mit Startverboten belegten Modells 737 Max ohnehin schon stark angeschlagen, die Folgen der Coronavi-rus-Pandemie bringen das Unternehmen weiter in Not. Boeing schöpfte Mitte März angesichts der Krise bereits eine 13,8 Milli-arden Dollar (12,8 Mrd. Euro) schwere Kreditlinie vollständig aus. Der Konzern strich zudem Calhoun und Verwaltungsratschef Larry Kellner bis zum Jahresende das Gehalt, auch Dividenden-zahlung und Aktienrückkäufe wurden aus-

gesetzt. Zur Wiederzulassung des Krisenjets 737 Max hielt sich der Boeing-Chef bei der Hauptversammlung bedeckt. US-Medien hatten zuletzt berichtet, dass sich die zur Jahresmitte angestrebte Zertifizierung auf-grund der Corona-Krise weiter verzögern

dürfte. Zu der abgeblasenen Über-nahme der Verkehrsflugzeug-

sparte des Rivalen Embraer sagte Calhoun, dass ein Punkt erreicht worden sei, ab dem „Verhandlungen nicht länger hilfreich“ ge-

wesen seien. Zumindest eine gute

Nachricht hatte Boeing dann doch noch für die Aktionäre: Die

aufgrund der Corona-Krise gestoppte Produktion des Langstreckenjets 787 „Dreamliner“ soll rasch wieder anlaufen. Bei den Anlegern kam das gut an, die Aktie drehte nachbörslich ins Plus. dpa

► Vorstandschef Calhoun: Erholung wird Jahre dauern.

► Produktion des Dreamliner-Jets soll wieder anlaufen.

Boeing fürchtet lange Durststrecke

„Die Krise ist anders als alles, was wir jemals erlebt haben.“

Dave CalhounCEO Boeing

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE 8

Novartis bekräftigt die Jahresprognose Der Schweizer Pharmakon-zern Novartis ist bislang gut durch die von der Coronavi-rus-Pandemie ausgelöste glo-bale Krise gekommen. Der Arzneimittelhersteller aus Basel bekräftigte heute nach einem Umsatz- und Gewinn-zuwachs im ersten Quartal seine Jahresprognose. Ge-schäftstätigkeit und Nachfra-ge seien nach wie vor sehr stabil und stark, erklärte das Unternehmen. Die Lieferket-ten seien durch die Krise nur minimal beeinträchtigt und der Bedarf an Vorratskäufen könne gedeckt werden. Die Unterbrechungen bei klini-

schen Studien seien über-schaubar und die bei laufen-den Zulassungsanträgen mi-nimal.

Im Zeitraum Januar bis März erzielte Novartis 12,28 Milliarden Dollar Umsatz – Wechselkurseffekte heraus-gerechnet ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem ent-sprechenden Vorjahrszeit-raum. Der um Sonderfakto-ren bereinigte Betriebsge-winn stieg um 34 Prozent auf 4,18 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand mit 2,17 Mil-liarden Dollar 24 Prozent mehr Gewinn als vor einem Jahr. rtr

Modekette Sinn flüchtet in SchutzschirmverfahrenDie Modehandelskette Sinn sucht angesichts der Umsatzeinbrüche durch die Corona-Pandemie Ret-tung in einem Schutzschirmver-fahren. Das Amtsgericht Hagen habe ein entsprechendes Insol-venzverfahren eröffnet, sagte Fir-menchef Friedrich Wilhelm Göbel heute. Ein Wirtschaftsprüfer habe bestätigt, dass Sinn zahlungsfä-hig sei. Ziel sei es, grundsätzlich alle Modehäuser weiter zu betrei-ben.

Bahn verlängert die Corona-Kulanzregelung Wer eine Bahnreise über das kommende lange Wochenende geplant hatte und nicht antreten will, kann seine Fahrkarte in einen Gutschein umtauschen. Das gilt für Fernverkehrstickets der Deut-schen Bahn mit Reisedatum bis 4. Mai, die bis zum 13. März ge-kauft worden sind, wie die Bahn heute mitteilte. Die Bahn verlän-gert damit eine entsprechende Kulanzregelung, die bisher für Fahrten bis 30. April galt.

Krebber soll im Juni 2021 RWE-Chef werdenDer Energiekonzern RWE treibt den Führungswechsel voran. Der Aufsichtsrat habe entschieden, dass Finanzchef Markus Kreb-ber zum 1. Juli 2021 die Nachfolge von Rolf Martin Schmitz als Vorstandsvorsitzen-der antreten soll, teil-te der Versorger heute mit. Schmitz führt den Konzern seit 2016. Krebber gilt seit längerer Zeit als Favorit für die Nachfolge. Foto: blo

Nissan will Produktion massiv herunterfahrenDer japanische Renault-Part-ner Nissan rechnet wegen der Corona-Pandemie für das gerade abgelaufene Ge-schäftsjahr erstmals seit elf Jahren mit einem Nettover-

lust. Wie der vom Skandal um

den ange-klagten Ex-Chef Carlos Ghosn er-

schütterte Konzern heute

bekanntgab, ist zum Bilanzstichtag 31. März mit einem Verlust von bis zu 95 Milliarden Yen (817 Millio-nen Euro) zu rechnen. Im

Februar hatte Nissan noch mit einem Nettogewinn von 65 Milliarden Yen gerechnet. Nissan plant nun offenbar, die Produktion massiv he-runterzufahren. Die Zahl der produzierten Autos soll im Mai um 78 Prozent gegen-über dem Vorjahr reduziert werden. Nissan plane, im kommenden Monat nur rund 13 400 Fahrzeuge zu produzieren, verglichen mit fast 61 000 Einheiten, die im Mai letzten Jahres hergestellt wurden. Dies geht aus Doku-menten hervor, die der Nach-richtenagentur Reuters vor-liegen. dpa/rtr/Foto: rtr

Bayer trotzt bisher der Krise

D ie Corona-Pandemie hat dem Pharma- und Agrarchemie-konzern Bayer bisher wenig

anhaben können, dennoch sieht Kon-zernchef Werner Baumann Risiken. „Wir stecken mitten in einer Krise, de-ren weiterer Verlauf derzeit nicht abge-schätzt werden kann“, sagte der Mana-ger auf der heutigen Hauptversamm-lung des Konzerns. Wegen der Pande-mie wurde das Aktionärstreffen erst-mals komplett online durchgeführt. Das hatte es zuvor bei einem Dax-Kon-zern noch nicht gegeben. Bereits ges-tern war bekannt geworden, dass der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) im ersten Quartal um gut zehn Prozent auf 4,39 Milliarden Euro zulegte. Der Um-satz erhöhte sich um 4,8 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro.

Baumann betonte aber, für den Kon-zern komme es in den nächsten Mona-ten entscheidend darauf an, die „Liefer-ketten so widerstandsfähig wie möglich zu halten“ und damit den Geschäftsbe-

trieb zu sichern. Zu den Unsicherhei-ten, mit denen sich Bayer konfrontiert sehe, gehörten nicht zuletzt die Fragen, wie sich der weitere Verlauf der Krise auf die Finanzmärkte oder auf die Zah-lungsfähigkeit der Bayer-Kunden aus-wirke. Auch die Folgen der Krise für die Nachfrage nach Bayer-Produkten lie-ßen sich nur schwer prognostizieren. „Es kann sein, dass sich die Nachfrage nach einigen unserer Pharmaprodukte verringert, wenn geplante Behandlun-gen verschoben werden.“

Bekannt wurde heute auch, dass Bay-er nach dem Rücktritt von Consumer-Health-Chefin Erica Mann im Jahr 2018 wieder ein weibliches Vorstandsmit-glied bekommen soll. Der Aufsichtsrat wolle in „überschaubarer Zeit“ eine Frau in das Führungsgremium bestel-len, um die Vielfalt im Vorstand zu ver-bessern, kündigte Aufsichtsratschef Werner Wenning an. Erica Mann war die erste Frau im Vorstand in der über 150-jährigen Geschichte des Dax-Kon-zerns. dpa/rtr

► Konzernchef Baumann warnt Aktionäre aber vor Risiken.

► Eine Frau soll in Kürze in den Vorstand einziehen.

Bayer-Chef Baumann: Die Hauptversammlung fand komplett online statt. dpa

Ferienhaus-Verband fordert HygienekonzeptNach Aussagen aus der Poli-tik, dass Sommerurlaub in gemieteten Ferienwohnun-gen und -häusern trotz der Corona-Pandemie durchaus möglich sei, hat der Deut-sche Ferienhausverband ein Konzept gefordert. „Was es jetzt braucht, ist Planungssi-

cherheit für Urlauber und Vermieter“, sagte Geschäfts-stellenleiterin Michelle Schwefel. „Wenn die Som-mersaison ausfällt, ist für viele Anbieter Schluss mit der Vermietung. Dann wird es Ferienhausurlaub, wie wir ihn kennen, nicht mehr ge-

ben“, betonte Schwefel. Sie sei zuversichtlich, dass die Ferienhausbranche mögli-che strenge Hygienevor-schriften problemlos bewäl-tigen werde. „Der Urlaub in einem Ferienhaus ist mit dem Wohnen in den eigenen vier Wänden zu vergleichen

und daher grundsätzlich nicht mit höheren Risiken behaftet als der Aufenthalt zu Hause.“ Die Anreise erfol-ge meist mit eigenen Pkw, Schlüsselübergabe und Miet-zahlungen können ohne Probleme kontaktlos abge-wickelt werden.“ dpa

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FINANZZEITUNG

BÖRSE AKTUELLDie Aussicht auf die Rücknah-me von in der Corona-Krise er-lassenen Beschränkungen sorgt an den europäischen Börsen für Kauflaune. Der Dax legte am Mittag um 1,7 Prozent auf 10 836 Punkte. Auch wenn der Weg zur Normalität noch sehr weit sei, verstärke sich die Hoffnung auf eine baldige wirt-schaftliche Erholung, sagte Jo-chen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. „Allerdings beginnt nun eine entscheidende Phase, in der die tatsächlichen Auswirkun-gen eines schrittweisen Zu-rückführens der Maßnahmen sichtbar werden.“ Mit Span-nung erwarten Anleger in die-ser Woche Entscheidungen der US-Notenbank und der Euro-päischen Zentralbank zur wei-teren Krisenbewältigung.

FINANZZEITUNG 9

Corona-Rückstellungen belasten SantanderDer Gewinn der spanischen Bank Santander ist im ersten Quartal um 82 Prozent auf 331 Millionen Euro eingebrochen. Das Institut habe seine Rückstellungen deut-lich erhöhen müssen, da im Zuge der Corona-Krise Kreditrückzah-lungen ausfallen könnten, teilte Santander mit. In Spanien sind an den Folgen des Virus mehr als 23 000 Menschen gestorben.

Comdirect profitiert von Verwerfungen am FinanzmarktDie Verwerfungen an den Finanz-märkten durch die Corona-Krise haben die Kassen der Commerz-bank-Tochter gefüllt. „Unsere Kunden haben im ersten Quartal 2020 so viel gehandelt wie nie zuvor“, sagte Vorstandschefin Frauke Hegemann. Die Online-Bank konnte sich über kräftig ge-stiegene Gebühreneinnahmen freuen und erhöhte ihre Progno-se. Im ersten Quartal versechs-fachte sich der Gewinn vor Steu-ern auf 77,9 (Vorjahr: 12,5) Millio-nen Euro.

EZB sieht kein erhöhtes Infektionsrisiko durch BargeldEuropas Währungshüter sehen durch Banknoten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko mit dem Coro-navirus. Die Ergebnisse von La-boren, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) zusammenar-beite, deuteten darauf hin, „dass auf Oberflächen wie etwa Plastik in den ersten Stunden zehn bis 100 Mal so viele Viren überleben wie auf unseren Banknoten“, schrieb EZB-Direktor Fabio Pa-netta. Er verwies auf die poröse Oberfläche der Geldscheine. Quelle: Bloomberg

HANDELSBLATT

Dienstag, 28.4.2020Veränd. z. Vortagesschluss

Pro Sieben Sat 1 Media

Siltronic

MTU Aero Engines

Wirecard

Kion

Sartorius Vz.

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+9,28+6,52+5,01

-20,59-6,89-1,32

HDax: Tops & Flops

Aktuell Vortag

FTSE 100

Nikkei

E-Stoxx 50

Umlaufrendite

Brentöl

Gold

Pkt.

Pkt.

Pkt.

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US$

US$

5939,9619771,19

2933,40-0,4418,87

1709,90

5846,79

19783,22

2882,09

-0,47

18,26

1713,99

Indizes & Kennzahlen

D ie UBS hat dank eines flo-rierenden Wertpapierhan-dels den höchsten Quar-

talsgewinn seit fast fünf Jahren ein-gefahren. Unter dem Strich verdien-te die Schweizer Großbank in den ersten drei Monaten fast 1,6 Milliar-den Dollar (1,47 Milliarden Euro), wie die UBS heute mitteilte. Damit verbuchte das Institut ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zur Vorjah-

resperiode und übertraf auch die vor knapp drei Wochen in Aussicht gestellten 1,5 Milliarden Dollar. Die Erträge kletterten um zehn Prozent, weil die Kunden angesichts der Tur-bulenzen an den Börsen deutlich mehr Transaktionen in Auftrag ga-ben. „Das Quartal zeichnete sich aus durch Höchstleistungen in jeder Hinsicht“, erklärte Konzerchef Ser-gio Ermotti.

Doch während die Auswirkungen der Corona-Krise das Geschäft im ersten Quartal beflügelten, dämpfte die UBS die Erwartungen an den weiteren Jahresverlauf. Die Pande-mie habe die globalen Konjunktur-

aussichten auf absehbare Zeit dra-matisch verändert. Der gesunkene Wert der Kundenvermögen dürfte den Ertrag aus wiederkehrenden Gebühren beeinträchtigen. Gleich-zeitig werde die Kundenaktivität vo-raussichtlich abnehmen und sich auf die transaktionsbasierten Erträ-ge auswirken. Die zur Eindämmung des Coronavirus ergriffenen Maß-nahmen dürften viele Firmen brem-sen und mehr Wertberichtigungen für Kreditrisiken nach sich ziehen. Die Rückstellungen für erwartete Kreditrisiken kletterten im Start-quartal auf 1,28 Milliarden Dollar. Zuvor hatten schon die Rivalen Cre-

dit Suisse und Deutsche Bank die Ri-sikovorsorge erhöht.

Doch trotz des erwarteten Gegen-winds sieht sich die UBS gut aufge-stellt. Denn als Reaktion auf die Fi-nanzkrise vollzog das Institut einen Umbau hin zu einem wetterfesteren Geschäftsmodell mit einer starken Bilanz und der Ausrichtung auf die Vermögensverwaltung. „Wir gehen diese unruhigen Zeiten aus einer Po-sition der Stärke heraus an, weil wir in den letzten Jahren unsere Strate-gie diszipliniert umgesetzt, unsere Risiken bewirtschaftet und laufend in Technologie investiert haben“, er-klärte Ermotti. rtr

UBS übertrifft die Erwartungen

► Höchster Quartalsgewinn seit fünf Jahren.

► Großbank warnt aber vor Folgen der Pandemie.

HSBC-Gewinn bricht um fast die Hälfte einDie größte europäische Bank HSBC hat die Corona-Krise im ersten Quartal voll zu spüren bekommen. Der Gewinn vor Steu-ern brach um fast die Hälfte auf 3,2 Milliarden

Dollar (2,94 Milliarden Euro) ein, wie das

Geldhaus heute mit-teilte. Analysten hatten mit einem

weniger starken Einbruch gerechnet.

Grund für den Gewinn-rückgang waren eine deut-

lich höhere Risikovorsorge für faule Kredite sowie ge-sunkene Erträge. Der Druck auf die Einnahmen werde wegen der Corona-Pande-mie vorerst anhalten.

Das Geldhaus, das vor al-lem in Großbritannien und China unterwegs ist und in-

mitten eines Umbaus steckt, warnte vor „signifikant“ stei-genden Kreditausfällen. Von Januar bis März erhöhte HSBC die Risikovorsorge um 2,4 Milliarden Dollar auf drei Milliarden Dollar (2,76 Milli-raden Euro). Damit deckte sie nicht nur potenzielle

Darlehensausfälle wegen der Viruskrise und des ex-trem gesunkenen Ölpreises ab. Ins Kontor schlugen auch Belastungen im Zu-sammenhang mit einem Fir-menkunden in Singapur. Dieser ist Insidern zufolge im Ölhandel tätig. rtr/blo

UBS-Sitz in Zürich: Die Groß-bank profitierte im ersten Quartal vor allem vom florie-renden Wertpapierhandel. blo

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AUSZEIT

PANORAMA 10

Vermisste Gattin: Millionär verhaftet 18 Monate nach dem Verschwinden der norwegischen Millionärsfrau Anne-Elisa-beth Hagen hat die Polizei überraschend ihren Ehemann wegen Tatverdachts fest-genommen. Tom Hagen werde die Tö-tung oder Beihilfe zur Tötung seiner Frau vorgeworfen, gab die zuständige Polizei heute auf einer Pressekonferenz bekannt. Der Verdächtige selbst habe noch keine Stellung zu den Vorwürfen bezogen. Er-mittler Tommy Brøske ergänzte, dass die Frau noch nicht gefunden worden sei.

Forscher sammeln Vogelstimmen Naturkundler appellieren an interessierte Bürger, morgendliche Vogelkonzerte auf-

zunehmen und im Netz zu teilen. Auf der Plattform dawn-chorus.org wolle man in den nächsten

Jahren Vogelstimmen aus der ganzen Welt sammeln und sie „digital erlebbar und für die Wissenschaft nutzbar ma-chen“, hieß es in einer gemeinsamen Mit-teilung des Naturkundemuseums Bioto-pia in München und der Stiftung Nantes-buch für Kunst und Natur. Das Projekt könne nach einiger Zeit Aufschluss über die Entwicklung der Artenvielfalt geben.

Wasserpolizei sprengt Corona-PartyIm Kampf gegen die Corona-Pandemie kommt auch die Wasserschutzpolizei mit Fontänen zum Einsatz: Sie löschte in Ber-lin von einem Boot aus ein Lagerfeuer am Ufer. Es hat einen „zehnminütigen Wasserschleier“ gebraucht, wie die Poli-zei heute twitterte. Zuvor hatten dort et-wa 20 Menschen am Feuer gesessen. Nach Lautsprecherdurchsagen der Si-cherheitskräfte flüchteten sie, ohne die Flammen im Wald zu löschen. Das erle-digte dann die Bootsbesatzung. Foto: dpa

SPORT-TICKER Karriere-Ende: Der sechsmalige Olym-piasieger und russische Shorttrack-Star Viktor An (im Bild li.) will seine Karriere offenbar end-gültig been-den. „Das ist jetzt ein guter Augenblick zu sagen, ich hö-re auf“, sagte der 34-Jährige mehreren russischen Medien, darunter der „Mos-cow Times“. Zuletzt litt er an einer Ver-letzung am linken Knie.

TV-Geisterdebatte: Bei einer Fortset-zung der Fußball-Bundesliga ist ein Großteil der Deutschen für eine Übertra-gung der Geisterspiele im frei empfang-baren Fernsehen. 49 Prozent würden sich wünschen, dass die Partien der noch ausstehenden neun Saison-Spieltage oh-ne Pay-TV-Zugang oder Streaming-Ge-bühr zu sehen sein sollen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinsti-tuts YouGov im Auftrag der Nachrichten-agentur dpa. 26 Prozent der Befragten sprachen sich gegen eine frei zugängli-che Übertragung aus. 25 Prozent äußer-ten keine Meinung.

Drittliga-Zoff: Eine Abkehr vom Dauer-Konflikt ist bei den Fußball-Drittligisten auch nach dem Votum für eine Fortset-zung der Saison nicht erkennbar. Zwar feierte DFB-Vizepräsident Peter Fry-muth das Ergebnis von gestern Abend als „mehrheitliche Meinung“. Doch

nachdem sich nur zehn der 20 Klubs für eine

Weiterführung der Spielzeit über den 30. Juni hinaus ausgesprochen ha-

ben, bleiben mehr Fragen als Antwor-

Basketballer auf dem Sonderweg

N ach der außergewöhnli-chen Entscheidung, den Ligabetrieb mit nur zehn

Teams und in einer Art Turnier-Modus fortzusetzen, fängt die Ar-beit für die Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga erst richtig an. Schon heute soll eine Experten-gruppe mit Vertretern der weiter mitwirkenden Vereine beginnen, den genauen Ablauf des gewagten Vorhabens auszuarbeiten. Denn anders als der Profi-Fußball verfü-gen die Basketballer noch nicht über ein detailliertes Konzept.

„DFL-Chef Christian Seifert hat am Donnerstag gesagt, der Fuß-ball ist bereit. Ich bin zuversicht-lich, dass wir das in ein paar Tagen auch sagen können“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz der Nachrichtenagentur dpa. Dem

Liga-Boss war es in wenigen Tagen gelungen, eine Idee zu entwickeln, die die 17 Liga-Vertreter überzeug-te. Einstimmig beschlossen die Vereine gestern die Fortsetzung der seit Mitte März wegen der Co-rona-Krise ausgesetzten Spielzeit – auch wenn sieben Klubs daran nicht mehr teilnehmen werden.

In zwei Fünfer-Gruppen wollen der FC Bayern München, die MHP Riesen Ludwigsburg, die Hakro Merlins Crailsheim, Alba Berlin, die EWE Baskets Oldenburg, Rasta Vechta, Brose Bamberg, BG Göttin-gen, Ratiopharm Ulm und die Fra-port Skyliners aus Frankfurt die Saison fortsetzen. „Spätestens am 18. Mai brauchen wir Grünes Licht seitens der Politik“, sagte Holz. Dann soll nach einer zwei- bis drei-wöchigen Vorbereitungszeit inner-halb von drei Wochen der deutsche Meister gekürt werden. Der genaue Modus steht noch nicht fest.

Die ersten Reaktionen auf den Plan waren positiv. „Das kann ham-mergeil werden“, schrieb Ulms Ge-schäftsführer Thomas Stoll bei

Twitter. Auch Nationalspieler Jo-hannes Thiemann sieht die Idee positiv: „Bis jetzt war es natürlich

schwer, sich immer wieder zu motivieren. Aber jetzt hat man wieder ein Ziel vor Augen.“ Der Deutsche Basketball-Bund be-grüßt ebenfalls die Entschei-dung. „Es kann für uns alle der Beginn eines neuen Basketball-

Treibens sein“, sagte DBB-Präsi-dent Ingo Weiss. dpa/Foto: dpa

► Liga will mit nur zehn Teams weiterspielen.

► Politik soll bis zum 18. Mai zustimmen.

Pilz-Gen lässt Pflanzen heller leuchten

Wissenschaftlern ist bei der Entwicklung leuch-tender Pflanzen ein weiterer großer Schritt ge-lungen. Sie haben es mithilfe eines Pilz-Gens ge-schafft, dass Pflanzen heller leuchten als dies bisher möglich war. Das geht aus einer Studie der Forscher hervor, die in der Fachzeitschrift „Nature Biotechnology“ veröffentlicht wurde. Bei ihren Versuchen setzen sie Pilz-DNA in Ta-bakpflanzen ein. Ein Ersatz für Straßenlaternen sei das Licht zwar nicht, doch es schaffe eine an-genehme grüne Aura, schreiben die Forscher. Auch für die Wissenschaft wäre das Bio-Licht hilfreich, um etwa die Prozesse in Pflanzen leich-ter untersuchen zu können. dpa/Foto: dpa

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