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Ein Ort der Weltgeschichte Im Mai 1875 fand der Vereinigungskongress zwischen dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV, „Lassallea- ner“) und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP, „Eisenacher“) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands statt. Nach dem Ende des „Sozialistengesetzes“ 1890 lautete der neue Parteiname „Sozialdemokratische Partei Deutsch- lands“ (SPD). Weitere weltgeschichtli- che Bedeutung erlangte das Tivoli durch die „Kritik am Gothaer Programm“ von Karl Marx. Zudem fand im Anschluss an den Vereinigungskongress von 1875 eine Allgemei- ne Gewerkschafts-Kon- ferenz statt, auf der beschlossen wurde, be- stehende Lokalvereine zu Zentralverbänden zusam- menzufassen. Als Folge der revolutionären Um- brüche wurde am 14.11.1918 in Gotha und damit erstmals in Deutschland der Achtstundentag per Gesetz eingeführt. 1990 fand im Beisein von Willy Brandt die Wiedergründung des Landesverbandes der SPD Thüringen statt. 1992 wurde der Förderverein Gothaer Tivoli e.V. zum Erhalt und zur Betrei- bung des Hauses gegründet. Seit 2008 wird jährlich der „Wil- helm-Bock-Preis“, gestiftet vom Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch, für sozial- demokratisches Engage- ment in Ost- und Mittel- europa verliehen. Das Tivoli ist Teil der „Thürin- ger Straße für Menschen- rechte und Demokratie“, Gedenk- und Begeg- nungsstätte. Gefördert durch: VERANSTALTER & KOOPERATIONSPARTNER: Förderverein Gothaer Tivoli e.V., Gotha www.tivoli-gotha.de Wanderverein Bakuninhütte e.V., Meiningen www.bakuninhuette.de Arbeit und Leben Thüringen e.V. www.arbeitundleben-thueringen.de Bildung vereint e.V., Gotha www.bildung-vereint.de KommPottPora e.V., Gotha www.kommpottpora.de Verein für Stadtgeschichte Gotha e.V. www.stadtgeschichte-gotha.de KONTAKT: Förderverein Gothaer Tivoli e.V. Am Tivoli 3 99867 Gotha Tel.: 03621 704127 [email protected] www.tivoli-gotha.de Öffnungszeiten: Dienstag - Donnerstag von 10 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung Thüringens Aufbruch in die Moderne Sowohl die Bakuninhütte als auch das Gothaer Tivoli sind „Orte sozialer Bewegungen“ des Themenjahres 2018 „Industrialisierung und soziale Bewegungen“ des Freistaates Thüringen. www.jahr-der-industrialisierung.de/orte-sozialer-bewegungen Foto-Ed, MGN SONDERAUSSTELLUNG im Tivoli Gotha Tivoli Gotha ERFURT BERLIN KÖLN HAMBURG MÜNCHEN GOTHA 28. Januar - 27. April 2018 Die Bakuninhütte: Meininger Arbeiterfamilien auf utopischen Pfaden Foto-Ed, MGN

Tivoli Gotha KONTAKT: im Tivoli Gotha · Bakunin, Peter Kropotkin, Rudolf Rocker, Gustav Lan-dauer und Erich Mühsam porträtiert. Erbe und Auf-trag zugleich beschreibt der Hüttenspruch:

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Page 1: Tivoli Gotha KONTAKT: im Tivoli Gotha · Bakunin, Peter Kropotkin, Rudolf Rocker, Gustav Lan-dauer und Erich Mühsam porträtiert. Erbe und Auf-trag zugleich beschreibt der Hüttenspruch:

Ein Ort der Weltgeschichte

Im Mai 1875 fand der Vereinigungskongress zwischen dem All gemeinen Deutschen Ar beiterverein (ADAV, „Lassallea-ner“) und der Sozial demo kratischen Arbeiterpartei (SDAP, „Eisenacher“) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands statt. Nach dem Ende des „Sozialistengesetzes“ 1890 lautete der neue Parteiname „Sozialdemokratische Partei Deutsch-lands“ (SPD).Weitere weltgeschichtli-che Bedeutung erlangte das Tivoli durch die „Kritik am Gothaer Programm“ von Karl Marx. Zudem fand im Anschluss an den Vereinigungskongress von 1875 eine Allgemei-ne Gewerkschafts-Kon-ferenz statt, auf der beschlossen wurde, be-stehende Lokalvereine zu Zentralverbänden zusam-menzufassen. Als Folge der revolutionären Um-brüche wurde am 14.11.1918 in Gotha und damit erstmals in Deutschland der Achtstundentag per Gesetz eingeführt. 1990 fand im Beisein von Willy Brandt die Wiedergründung des Landesverbandes der SPD Thüringen statt. 1992 wurde der Förderverein Gothaer Tivoli e.V. zum Erhalt und zur Betrei-bung des Hauses gegründet. Seit 2008 wird jährlich der „Wil-helm-Bock-Preis“, gestiftet vom Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch, für sozial-demokratisches Engage-ment in Ost- und Mittel-europa verliehen. Das Tivoli ist Teil der „Thürin-ger Straße für Menschen-rechte und Demokratie“, Gedenk- und Begeg-nungsstätte.

Gefördert durch:

VERANSTALTER & KOOPERATIONSPARTNER:

Förderverein Gothaer Tivoli e.V., Gothawww.tivoli-gotha.de

Wanderverein Bakuninhütte e.V., Meiningenwww.bakuninhuette.de

Arbeit und Leben Thüringen e.V.www.arbeitundleben-thueringen.de

Bildung vereint e.V., Gothawww.bildung-vereint.de

KommPottPora e.V., Gothawww.kommpottpora.de

Verein für Stadtgeschichte Gotha e.V.www.stadtgeschichte-gotha.de

KONTAKT:

Förderverein Gothaer Tivoli e.V.Am Tivoli 399867 GothaTel.: 03621 [email protected]

Öffnungszeiten: Dienstag - Donnerstagvon 10 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung

Thüringens Aufbruch in die Moderne

Sowohl die Bakuninhütte als auch das Gothaer Tivoli sind „Orte sozialer Bewegungen“ des Themenjahres 2018 „Industrialisierung und soziale Bewegungen“ des Freistaates Thüringen.

www.jahr-der-industrialisierung.de/orte-sozialer-bewegungen

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S O N D E R A U S S T E L L U N G

im Tivoli GothaTivoli Gotha

ERFURT

BERLIN

KÖLN

HAMBURG

MÜNCHEN

GOTHA

28. Januar - 27. April 2018

Die Bakuninhütte:Meininger Arbeiterfamilien auf utopischen Pfaden

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Page 2: Tivoli Gotha KONTAKT: im Tivoli Gotha · Bakunin, Peter Kropotkin, Rudolf Rocker, Gustav Lan-dauer und Erich Mühsam porträtiert. Erbe und Auf-trag zugleich beschreibt der Hüttenspruch:

Die Ausstellung

In einzigartiger Weise spiegelt das Kulturdenkmal „Bakunin-hütte“ die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts wider: Nach dem verheerenden Ersten Weltkrieg prägten Not und Elend den Alltag. Meininger ArbeiterInnen aus dem Um-feld der syndikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiter Union Deutschland (F.A.U.D.) ergriffen die Initiative, erwarben ein Stück Land unterhalb der Hohen Maas (495 m) und begannen mit dem Gemüseanbau. Nachdem die größte Not überwun-den war, wurde die Hütte zu einem beliebten Ausflugsziel und einem kulturellen Treffpunkt mit deutschlandweiter Bedeutung. 1933 erfolgten die Schließung und Enteignung: Das Areal wurde der SS übergeben, welche sogleich eine „Schutzstaf-fel-Hütte Meiningen“ einrichtete und damit den emanzipatori-schen und solidarischen Charakter des Hüttenprojektes völlig entfremdete. Nach Kriegsende erfolgte die Übertragung an die SED. Es folgten die Nutzung als Jugendferienlager, betriebliche Ferien-stätte, Stützpunkt für Naturforscher und Übungsgelände der Bereitschaftspolizei. 2005 erwarb der Kreis der Wander- und Naturfreunde Meinin-gen e.V. das Gelände, umfangreiche Sanierungsarbeiten begannen; der Wanderverein Bakuninhütte e.V. betreibt die Hütte und erschließt das kulturelle Erbe. Das historische Kleinod wird in einer informativen Ausstellung präsentiert, wobei neben der Geschichte der Bakuninhütte die histori-schen Bezüge zur Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, zu Anarchismus und Anarchosyndikalismus, zur Jugend- und Wandervogelbewegung, zur Freidenker- und Friedensbewe-gung, zur Reformpädagogik und emanzipatorisch alternativen Lebensentwürfen thematisiert werden.

Zudem werden Michail Bakunin, Peter Kropotkin, Rudolf Rocker, Gustav Lan-dauer und Erich Mühsam porträtiert. Erbe und Auf-trag zugleich beschreibt der Hüttenspruch: „Freies Land und freie Hütte, freier Geist und freies Wort, freie Menschen, freie Sitte zieht mich stets zu diesem Ort.“

Was ist die Bakuninhütte?

• ein lebendiges Kulturdenkmal• ein Wanderziel in idyllischer Natur

zwischen Thüringer Wald und Rhön• ein praktisches Beispiel gelebter

Soli darität und gegen seitiger Hilfe

Der Wanderverein Bakuninhütte e.V.

2006 wurde der Wanderverein Bakuninhütte in Meiningen als Nutz- und Unterstützungsverein gegründet, hat heute über 80 Mitglieder und sich inzwischen auch über den Mei-ninger Raum hinaus einen Namen gemacht.

Was macht der Wanderverein Bakuninhütte?

• organisiert Wanderungen• gestaltet die Bakuninhütte zu einem lebendigen Wander-

treffpunkt• bietet geführte Wanderungen zur Hütte oder Führungen

auf Anfrage an• repariert fortlaufend am historischen Gebäude• nimmt seit 2008 regelmäßig am „Tag des offenen Denk-

mals“ teil• arbeitet die Geschichte des Hauses als Spiegel der

neueren deutschen Geschichte auf und archiviert diese• veranstaltet Vorträge und Ausstellungen• bietet die Möglichkeit für sozial engagierte Menschen

Treffen abzuhalten• … und vieles andere mehr

Zu BesuchAm 14. August 2008 rollt der Mercedes Typ 500 von Rudolf Dressel (* 1919) auf dem Rohrer Berg in Richtung Bakuninhütte. Beim Stopp am Waldrand ist der offene Wagen sofort dicht umlagert. Rudolf Dressel ist mit der Bakuninhütte aufgewachsen. Seine Eltern, Bertha und Franz Dressel, gehören zu den Familien, welche die Bakuninhütte einst erbauten. Heute ist er Ehrenmitglied im Wanderverein Bakuninhütte e. V.

Thüringen Wandertag 2010Jedes Jahr eröffnet der Thüringen Wandertag den Thüringer Wandersommer jeweils in einer anderen Stadt. 2010 findet der Lan- deswandertag in Meiningen statt. Eine der verschiedenen Wanderrouten sieht die Bakuninhütte als zentralen Anlaufpunkt vor. Eine geführte Wanderung verläuft über Donopskuppe und Cotta-Hütte zur Bakuninhütte. Nach Brotzeit und einer Führung über das historische Gelände geht es auf dem Rundweg zurück nach Meiningen.

Sonnenschein und GedenkenTrotz des Zutrittsverbotes nimmt der Wanderverein am Tag des offenen Denkmals im September 2010 teil. Die Hütte ist zwar an diesem Tag verschlossen, doch kommen über 150 Leute, um – neben historischen Führungen über das Gelände, Kaffee, Kuchen und Gesprächen – der Einweihung des Gedenksteins für den ehemaligen Hüttenwart Fritz Scherer beizuwohnen. Eine Gedenk-schrift wird veröffentlicht, Erinnerungen verlesen und ausgetauscht. Der Historiker Klaus Trappmann hält ein Referat über die Wan- derarbeiter- und Landstreicherbewegung der 1920/30er Jahre, zu der Fritz Scherer gehört. Er erinnert an die Bedeutung von Orten wie der Bakuninhütte für „die Nutzbarmachung des Vergangenen für die Zukunft“. Es gibt viele Orte, die verborgen und unscheinbar an Zeiten erinnern, an Hoffnungen und Träume, die uns auch heute vertraut erscheinen. Viele Besucher und Besucherinnen staunen an diesem Tag über die verborgene Vergangenheit dieses geheimnisvollen Ortes.

Ausstellung „Erich Mühsam in Meiningen“Unter dem Motto „Mühsam in Meiningen – Meiningen und seine Anarchisten“ findet von Mai bis September 2015 eine Doppel- Ausstellung mit einer Fülle von Original-Exponaten in den Meininger Museen im Schloss Elisabethenburg statt. Inhaltlicher Ausgangspunkt ist der mehrfache Aufenthalt von Erich Mühsam 1930 an der Bakuninhütte und in Meiningen, belegt durch Postkarten an seine Frau Zensl und ein erhaltenes Tondokument mit dem Zeitzeugen Karl Gültig. Flankiert wird die Aus-stellung durch einen Veranstaltungsreigen, der sich aus einem LeseWandertag, einer mehrtägigen Fachtagung und dem Tag des offenen Denkmals zusammensetzt. Landschaft, Literatur und Geschichte bilden einen erlebbaren Bezugsrahmen für Gäste von Nah und Fern. Ende 2015 erscheint der Tagungsband „Erich Mühsam in Meiningen. Ein historischer Überblick zum Anarcho- syndikalismus in Thüringen: Die Bakuninhütte und ihr soziokultureller Hintergrund.“

Anerkanntes KulturdenkmalDie Bakuninhütte wird am 3. September 2017 offiziell vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Erfurt, als Kulturdenkmal anerkannt. Damit geht eine Unterschutzstellung des historischen Grundstücks nach § 2 Abs. 1 Thüringer Denkmalschutzgesetzes (ThürDSchG) einher.Bereits 10 Jahre zuvor wurde der Denkmalstatus der Bakuninhütte mit negativem Ergebnis geprüft. Ausgehend von diesem Negativ-Gutachten stellt der Verein in sechsjähriger Arbeit eine 2.000 seitige Handreichung für Be-

gutachtende zusammen. Mit der Handreichung gelingt es dem Verein, 18 Gutachten für die Denkmalwürdigkeit und -fähigkeit von ausgewiesenen Fachleuten aus Wissenschaft und Archiven dem zuständigen Gebietsgutachter vom thüringischen Landes-amt übergeben. Das zuständige Landesamt befindet nun, dass die Vorrausetzungen aus geschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen gegeben sind.

Wanderverein Bakuninhütte Mit heute über 100 Mitgliedern aus ganz Deutschland widmet sich der Verein der Aufgabe, die Bakuninhütte wieder zu einem idyllischem Ausflugs- und Wanderziel zwischen Thüringer Wald und Rhön zu machen. Der langjährige Leerstand macht Repara-turarbeiten immer wieder notwendig. Inzwischen stehen die ersten hergerichteten Räume für Treffen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet der Wanderverein geführte Wanderungen zur Hütte oder auch Führungen über das historische Gelände an. Als lebendiges Kulturdenkmal nimmt die Bakuninhütte seit 2008 regelmäßig am Tag des offenen Denkmals teil. Der Verein archi- viert die wechselvolle Geschichte der Hütte, bietet dazu Vorträge an und organisiert Wanderungen.

Thüringen-Wandertag 2010

14. August 2008(Foto: F. Buhlemann, FW Meininger Tageblatt/Archiv)

Gedenkschrift und Gedenkstein für Fritz Scherer

Denkmalfest am 27. August 2017 mit über 300 Gästen (TLDA. B. Lucke)

Meininger Museen 2015: Blick in den Austellungsraum zur Bakuninhütte

Dachsanierung im Herbst 2016

Reproduktion der Hüttenspruch-Tafel September 2015

Plakat zur Ausstellung und Fachtagung 2015

Reproduktion der histo rischen Hüttenspruch-Tafel

Die Bakuninhütte im Winter 1932/33. (Archiv Wanderverein)

Wer war Michail A. Bakunin?

Nach der Teilnahme an der Revolution von 1848/49 in Dresden zwei Mal zum Tode verurteilt, in Russland eingekerkert, über Japan und Amerika nach Europa geflüchtet, nahm Michail Bakunin bis zu seinem Tod an verschiedenen revolutionären Bewegungen und Aufstandsversuchen teil.In der Internationalen Arbeiterassoziation war Baku nin die Hauptfigur der Antiautoritären und mit Generalrats-

mitglied Karl Marx im Konflikt, was zur Spaltung der Internationale führte und gleichzeitig zur

Trennung der anarchistischen Bewegung von der kommunistischen Bewegung und der Sozialdemokratie.

Michail A. B akunin (1814-1876)

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-Ed

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