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freiesMagazin August 2009 Topthemen dieser Ausgabe Audio und Video in Firefox 3.5 „Shiretoko“ Seite 16 Mit Firefox 3.5 „Shiretoko“ kam am 30. Juni 2009 ein populärer Browser auf den Markt, der HTML 5 für eine breite Masse an Internetnutzern zugänglich macht. Für Internetseitenbetreiber ist es möglich, Multimedia – d.h. Ton und Video – ohne Fremdanwendungen wie Flash, Java oder Silverlight in die Internetseite einzubauen, indem HTML 5 genutzt wird. Umgesetzt werden kann das mit neuen Tags, die in Zusammenarbeit mit dem freien Containerformat Ogg sogar nativ in Firefox 3.5 die Medien wiedergibt. Wie man diese neuen Elemente sinnvoll einsetzt, kontrolliert und personalisiert, soll in dem Artikel einführend erläutert werden. (weiterlesen) PDF-Betrachter im Test Seite 24 PDF-Betrachter gibt es fast wie Sand am Meer. Jede Desktopumgebung hat sein eigenes Mo- dell, am bekanntesten sind sicherlich Evince unter GNOME und Okular unter KDE. Für diesen Artikel sollen aber auch andere, weniger bekannte PDF-Betrachter unter Linux getestet werden. Anhand verschiedener Anforderungen wird der alltägliche Einsatz überprüft. (weiterlesen) VNUML – Ein Netzwerksimulator mit User-Mode-Linux Seite 38 Virtual Network User-Mode-Linux (VNUML) ist ein Programm, um Netzwerke zu simulieren. Da- bei werden die beteiligten Rechner nicht nur simuliert, sondern als virtuelle Maschinen gestar- tet, wodurch sie mit echten Protokollen miteinander kommunizieren. Daher eignet sich dieses Werkzeug sehr gut zum Testen und Lernen von Netzwerktechniken wie z.B. Routingprotokol- len. (weiterlesen) © freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 ISSN 1867-7991

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freiesMagazin August 2009

Topthemen dieser Ausgabe

Audio und Video in Firefox 3.5 „Shiretoko“ Seite 16Mit Firefox 3.5 „Shiretoko“ kam am 30. Juni 2009 ein populärer Browser auf den Markt, derHTML 5 für eine breite Masse an Internetnutzern zugänglich macht. Für Internetseitenbetreiberist es möglich, Multimedia – d. h. Ton und Video – ohne Fremdanwendungen wie Flash, Javaoder Silverlight in die Internetseite einzubauen, indem HTML 5 genutzt wird. Umgesetzt werdenkann das mit neuen Tags, die in Zusammenarbeit mit dem freien Containerformat Ogg sogarnativ in Firefox 3.5 die Medien wiedergibt. Wie man diese neuen Elemente sinnvoll einsetzt,kontrolliert und personalisiert, soll in dem Artikel einführend erläutert werden. (weiterlesen)

PDF-Betrachter im Test Seite 24

PDF-Betrachter gibt es fast wie Sand am Meer. Jede Desktopumgebung hat sein eigenes Mo-dell, am bekanntesten sind sicherlich Evince unter GNOME und Okular unter KDE. Für diesenArtikel sollen aber auch andere, weniger bekannte PDF-Betrachter unter Linux getestet werden.Anhand verschiedener Anforderungen wird der alltägliche Einsatz überprüft. (weiterlesen)

VNUML – Ein Netzwerksimulator mit User-Mode-Linux Seite 38Virtual Network User-Mode-Linux (VNUML) ist ein Programm, um Netzwerke zu simulieren. Da-bei werden die beteiligten Rechner nicht nur simuliert, sondern als virtuelle Maschinen gestar-tet, wodurch sie mit echten Protokollen miteinander kommunizieren. Daher eignet sich diesesWerkzeug sehr gut zum Testen und Lernen von Netzwerktechniken wie z. B. Routingprotokol-len. (weiterlesen)

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 ISSN 1867-7991

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MAGAZIN

Editorial

Sommerzeit gleich Ferienzeit!

Obige Gleichung kennt wohl jeder, wird sie inDeutschland derzeit exzessiv gelebt. In so gutwie allen Bundesländern haben die Sommerfe-rien begonnen, Semesterferien sind auch undso tummeln sich Horden von jungen Menschenüberall – nur nicht vor dem PC. Das wirkt sichauch etwas auf die monatliche Nachrichtenüber-sicht aus, sodass es kaum etwas Berichtens-wertes gibt. Bei den Internetsperren (aka. Zu-gangserschwernisgesetz) gibt es nichts Neues,da das Gesetz ins Sommerloch gefallen ist [1].Und auch Microsoft-Bashing ist auf die Dauer et-was öde, haben doch schon genug Menschen ih-ren Senf zur unfreiwilligen Code-Veröffentlichungdes Microsoftschen Virtualisierungstreibers ab-gegeben [2]. Jedoch geht redaktionsintern dasGerücht um, dass in nächster Zukunft wieder eintechnisch-sportliches Ereignis ansteht. Wir ver-weigern dazu aber ohne unsere Anwälte jedeAussage!

Wir tummeln uns jedenfalls auch, verschiebendas Ganze aber auf Oktober, denn da findet wie-der einmal die Ubucon statt [3]. Letztes Jahrwar unser Redakteur Dominik Wagenführ nochals Zuschauer passiv dabei [4], für dieses Jahrüberlegen wir eine aktivere Rolle zu übernehmen.Deshalb dachten wir uns, einen Abgesandten vorOrt zu schicken, der etwas über freiesMagazin,die Menschen hinter dem Projekt und den „leid-

vollen“ Weg eines Artikels vom Autor bis zur Aus-gabe berichtet. Bevor wir uns aber die Arbeit ma-chen, stundenweise Vorträge auszuarbeiten, wol-len wir wissen, ob überhaupt Interesse an so ei-nem Vortrag besteht. Und wenn ja, ob die In-teressenten dann auch noch zufälligerweise aufder Ubucon dabei sind. Bei genügend positivenRückmeldungen machen wir uns auf den Weg,um rechtzeitig am 16. Oktober in Göttingen ein-zukehren. Meinungen dazu können wie üblichan geschickt oderals Kommentar über den unten stehenden Linkauf unserer Webseite angebracht werden.

Immerhin sind wir aber nicht in das Sommerlochgefallen – werfen Sie auch diesen Monat einenBlick in ein prallvoll gefülltes Magazin mit vieleninteressanten Themen! Wir wünschen Ihnen vielSpaß dabei

Ihre freiesMagazin-Redaktion

LINKS

[1] http://www.heise.de/newsticker/meldung/142760

[2] http://www.heise.de/open/artikel/142495

[3] http://www.ubucon.de/

[4] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2008-11

Das Editorial kommentieren

Inhalt

Linux allgemeinKurze Vorstellung von Fedora 11 S. 3ZevenOS meets Debian Lenny S. 10Der Juli im Kernel-Rückblick S. 14

AnleitungenAudio und Video in Firefox 3.5 „Shiretoko“ S. 16Magische Tasten: SysRQs S. 19Magazinerstellung mit LATEX – Das Layout S. 21

SoftwarePDF-Betrachter im Test S. 24Auf Klick folgt Schnitt: PDF Chain S. 36VNUML – Ein Netzwerksimulator S. 38Panoramabilder erstellen mit hugin S. 45NaturalDocs – Quelltexte natürlich doku-mentieren

S. 47

CommunityLinuxtag – Erlebte Community S. 51

MagazinEditorial S. 2freiesMagazin sucht Unterstützung! S. 53Veranstaltungen S. 54Vorschau S. 54Impressum S. 55

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 2

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DISTRIBUTION

Kurze Vorstellung der elften Fedora-Ausgabe von Hans-Joachim Baader

F edora 11 [1] ist am 9. Juni 2009 er-schienen und wartet mit aktualisiertenDesktops und einer Vielzahl von neuen

Funktionen auf. Dieser Artikel versucht, mitSchwerpunkt auf den Neuerungen, einen Ein-druck von der Distribution zu geben.

Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Kurze Vor-stellung der elften Fedora-Ausgabe“ erschienerstmals bei Pro-Linux [2].

VorwortFedora 11 „Leonidas“ erschien am 9. Juni 2009,rund sechseinhalb Monate nach Fedora 10.

Bootscreen der Live-CD.

Die Veröffentlichung wurde zweimal um eine Wo-che verschoben, um kurzfristig entdeckte Proble-me zu beseitigen. Mit Fedora 12 soll die Verzö-gerung wieder eingeholt werden, um den Halb-jahreszyklus mit neuen Versionen jeweils im Maiund November einzuhalten.

Überblick über die NeuerungenFedora 11 bringt umfassend aktualisierte Soft-ware und zahlreiche Neuerungen mit. Alle Neu-heiten und Aktualisierungen sind in den ReleaseNotes mit Verweisen auf detailliertere Angabenfestgehalten [3]. In diesem Artikel sollen vonden Neuerungen so viele wie möglich genauer

untersucht werden.

Zu den wichtigsten Änderungen zäh-len die automatische Installationvon Schriftarten und MIME-Typendurch eine verbesserte Version vonPackageKit, der neue PulseAudio-Lautstärkeregler, welcher die Lautstär-ke mit einem globalen Bedienfeld re-geln soll, das Ändern der Grafikmo-di von Intel-, ATI- und NVidia-Kartenim Kernel, die vollständige Integra-tion von Fingerabdruck-Lesern, dasEingabesystem IBus für asiatischeSprachen und das Presto-Plugin fürdie Paketverwaltung, welches es er-möglichen soll, inkrementelle Paketup-dates herunterzuladen und damit den

Download-Umfang von Updates beträchtlich zureduzieren.

Ein Windows-Cross-Compiler für die unterWindows laufende mingw-Umgebung wurdehinzugefügt. Das ext4-Dateisystem wird alsStandard-Dateisystem eingesetzt, das btrfs-Dateisystem ist in einer experimentellen Ver-sion vorhanden. Das Nachladen von proprietä-rer Firmware wird über PackageKit ermöglicht.Beim X-Server wurde die TastenkombinationStrg + Alt + Backspace standardmäßig deak-tiviert, was bedeutet, dass man den Server nichtmehr aus Versehen, aber auch nicht mehr ge-zielt, per Tastendruck beenden kann. Das ver-sehentliche Abschießen des X-Servers war fürviele Benutzer ein Problem, beispielsweise wennsie eine ähnliche Tastenkombination verwendenwollten, aber die falsche erwischten, oder mitFeststelltasten arbeiten.

Gastsysteme in virtuellen Maschinen sind nunkomfortabler nutzbar und die virtuelle Konsoledes Gastsystems ist nicht mehr auf 800x600 Pi-xel beschränkt. Die Zeit zum Hochfahren wurdedeutlich verkürzt. Sie soll auf vielen Rechnernnur noch bei 20 Sekunden liegen.

Das System beruht auf dem Linux-Kernel2.6.29.4. Einige der aktualisierten Bestandteilevon Fedora 11 sind GNOME 2.26, KDE 4.2.2,Xfce 4.6, OpenOffice.org 3.1, Firefox 3.5 Beta 4,Samba 3.3.2, Python 2.6 und git 1.6.2.2.

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 3

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DISTRIBUTION

InstallationFedora kann auf verschiedene Arten installiertwerden. Von einem Live-System aus, das als CDverfügbar ist, ist eine der Möglichkeiten. Ein di-rektes Starten eines Installationssystems ist miteiner DVD oder dem äquivalenten Satz von CDsmöglich. Auch eine Installation von einem mini-malen Image boot.iso, das den Großteil derbenötigten Pakete von einem Server herunter-lädt, ist möglich. Zudem kann man mit einem ein-zelnen Kommando (livecd-iso-to-disk un-ter Linux, liveusb-creator unter Windows)einen bootfähigen USB-Stick mit Fedora erzeu-gen. Dies ist in der Installationsanleitung be-schrieben [4].

Die Installation ist so einfach, dass sie von allenAnwendern meist ohne Probleme bewältigt wer-den kann, und das ist ja nach wie vor wichtig,solange nur wenige Rechner mit vorinstalliertemLinux ausgeliefert werden.

VariantenVon Fedora 11 stehen DVDs für die Architektu-ren x86, x86_64 und PPC sowie Live-CDs mitGNOME und KDE für x86 und x86_64 zur Ver-fügung. Vom Desktop der Live-CDs aus kann diegrafische Installation gestartet werden. Dabei istder Umfang der installierten Software auf den In-halt der CD beschränkt. Mehr Software (oder an-dere Desktops als KDE und GNOME) kann manvon der DVD oder alternativ vom CD-Satz instal-lieren. Die DVD bietet auch ein Rettungssystemsowie eine Textmodus-Installation.

Wer die Installation im Textmodus wählt, musssich nun durch weniger Bildschirme hindurchhan-geln. Dadurch wird die Installation jedoch deut-lich unflexibler. Fedora empfiehlt daher, wennmöglich, die grafische Installation zu verwenden.Ist das nicht möglich, sollte man die grafische In-stallation per VNC von einem anderen Rechneraus steuern oder die automatische Installationmit Kickstart wählen. Wenn nur der Textmodusbleibt, kann man nur ein System mit einer festenAuswahl von Basispaketen und einer Standard-Partitionierung aufsetzen.

Die grafische Installation benötigt 192 MB RAM,die textbasierte kommt mit 64 MB aus.

InstallerDie Installation von der Live-CD beginnt mit derAuswahl der Tastatur, die auch die Sprache fest-legt. In Fedora 10 waren Sprach- und Tastatur-auswahl noch getrennt. Nach dieser Eingabe ver-sucht das Installationsprogramm, die vorhande-nen Festplatten zu erkennen. Ist eine Festplattenicht initialisiert (etwa weil sie ganz neu ist oderkomplett überschrieben wurde), dann erscheinteine Warnung, und das Gerät kann neu initiali-siert (also mit einer Partitionstabelle versehen)werden.

Danach kann man einen Rechnernamen verge-ben. Eine Konfiguration des Netzwerks erfolgtanschließend, aber nur, wenn sie benötigt wird.Die Einstellungen werden in das installierte Sys-tem übernommen. Andernfalls setzt das Systemauf den Network Manager und richtet jede ge-

fundene Netzwerkschnittstelle erst einmal so ein,dass DHCP verwendet wird. Nach der Installa-tion kann man das bei Bedarf ändern.

Auf dem folgenden Bildschirm kann man dieZeitzone auswählen, danach folgt die Eingabedes Root-Passworts. Ein zu schwaches Passwortwird nun zurückgewiesen. Das ist für manche An-wendungen, wo man es nicht benötigt, etwas läs-tig, aber insgesamt zur Verbesserung der Sys-temsicherheit angebracht.

Es folgt die Partitionierung, die auf Wunsch mit ei-nem einzigen Klick (auf „Weiter “) erledigt werdenkann. Für einfache Zwecke kann die vorgegebe-ne Partitionierung durchaus ausreichend sein. Al-len anderen wird empfohlen, sich hierfür Zeit zunehmen und alle Details der Partitionen festzu-legen. Dadurch wird die Partitionierung zum auf-wendigsten Teil der Installation, doch die Zeit istsinnvoll angelegt. Die Option, die ganze Festplat-te zu verschlüsseln, ist zumindest dann sinnvoll,wenn es sich um ein mobiles System handelt.Außerdem steht die Möglichkeit zur Verfügung,mit eCryptfs einzelne Verzeichnisse zu verschlüs-seln. RAID und LVM stehen ebenfalls als Optio-nen bereit. Die automatische Partitionierung ver-wendet standardmäßig LVM. Die Release Notesvon Fedora geben gute Hinweise zur Partitionie-rung allgemein und zu LVM.

Eine wichtige Neuerung ist hier natürlich die Op-tion, das Dateisystem ext4 zu wählen. btrfs ist alsOption im Kernel vorhanden, jedoch bei der In-stallation nicht wählbar. Es ist noch experimen-

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tell und wird daher ausdrücklich nicht empfoh-len. ext4 dagegen ist die Standardeinstellung fürneu angelegte Dateisysteme. Da der Bootloa-der GRUB in der Fedora-Version ext4 nicht un-terstützt, muss jedoch zumindest eine Partition,meist /boot, mit einem von GRUB unterstütztenDateisystem formatiert werden.

Hinweis auf die Lizenzen.

Die Möglichkeit, die zu installierende Softwarefestzulegen, existiert auf der Live-CD nicht, eben-so wenig wie die Konfiguration des Bootloaders.Diese Optionen sind nur auf der DVD zu finden.Im nächsten Schritt beginnt daher die Installation,bei der das Live-Abbild in hohem Tempo auf dieFestplatte übertragen wird. Nach nur fünf Minu-ten ist die Installation beendet.

In der KDE-Variante der Live-CD hatte die Aus-wahl der Tastatur keine Sprachumschaltung zurFolge. Die Sprache blieb Englisch. Außerdemtrat ein SELinux-Fehler auf, der sich auf dieDatei .xsession-errors im Home-Verzeichnisdes Live-CD-Users bezog. Auswirkungen hat-te das nicht, da SELinux auf der Live-CD im

Permissive-Modus läuft, also die Zu-griffsrechte nur prüft.

SetupBeim ersten Systemstart nach derInstallation wird noch eine Setup-Routine namens Firstboot durchlau-fen. Diese zeigt zunächst Lizenzin-formationen an, erfordert aber keinAkzeptieren von Lizenzen.

Nun muss man einen Benutzerdefinieren, wobei man auch einNetzwerk-Login (LDAP, NIS, Kerbe-ros etc.) festlegen kann. Da dieDisplay-Manager (gdm, kdm usw.)es unter Fedora nicht mehr erlau-ben, sich als Root an der grafischenOberfläche anzumelden, ist dieser

Schritt zwingend. Danach kann man nochmalsDatum und Uhrzeit prüfen oder ändern und auchdie Verwendung von NTP festlegen.

Abschließend fragt Firstboot, ob es die Hardware-Daten anonymisiert an das Fedora-Projekt zu-rückmelden darf. Hinter dieser Option verbirgtsich das Programm Smolt [5]. Danach ist dasSystem endgültig einsatzbereit.

BenutzungSystemstartFedora 11 kann deutlich schneller hochfahrenals Fedora 10, das ja bereits gegenüber frü-heren Versionen beschleunigt wurde. Auf man-chen Rechnern soll die Startzeit bis zum Login-Bildschirm auf 20 Sekunden sinken. Auf demTestrechner wurden in etwa 35 Sekunden ge-messen. An diesem Punkt wird jedenfalls weitergearbeitet, so dass man in einem halben Jahrvielleicht schon Zeiten von 10 Sekunden sehenkann.

Möglich wurde die Beschleunigung durch meh-rere Maßnahmen, so wurde der Daemonsetroubleshootd entfernt. Da Fedora den Ker-nel 2.6.29 verwendet, konnte es noch nichtvon den Verbesserungen in 2.6.30 profitieren,die das Hochfahren weiter beschleunigen. DerReadahead-Dienst wurde verbessert und legtnun nach jeder Änderung der Paketdatenbankein neues Profil an. Readahead selbst ist nichtsNeues, wie zumindest die Fedora-Spezialistenwissen. Es liest Dateien, die das System zumStarten braucht, schon vorab ein, während dasSystem nicht anderweitig auf die Festplatte zu-greift. Dadurch liegen sie bereits im Cache, wennsie benötigt werden.

GNOMEGNOME in der Version 2.26.1 installiert, zumin-dest über die Live-CD, nicht OpenOffice.org, son-dern Abiword, aber keine weiteren Büroprogram-me. Als Browser ist Firefox 3.5 Beta 4 instal-

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liert. Wie schon in Fedora 10 mit GNOME 2.24.1läuft gnome-screensaver unnötigerweise auchdann, wenn es gar nicht benötigt wird, weil derScreensaver abgeschaltet wurde.

Die Paketverwaltung erfolgt über PackageKit, da-neben steht yum auf der Kommandozeile zur Ver-fügung. Wer statt yum lieber APT verwenden will,kann das nachinstallieren. PackageKit ist mittler-weile gereift und liefert anders als in Fedora 10,als es anfänglich noch katastrophale Fehler auf-wies, keinen Grund zur Beanstandung mehr. DieBedienung der grafischen Oberfläche der Paket-verwaltung ist intuitiv und übersichtlich.

Ein kleines Problem war, dass im 64-Bit-Systemsowohl i586- als auch amd64-Pakete angezeigtwerden. Es mag sein, dass man die i586-Paketezur Ausführung von 32-Bit-Programmen benötigtund sie deshalb installierbar sein müssen. Es wä-re aber praktisch, in der GUI einen Filter für dieArchitektur zu haben.

Ansonsten werden es die GNOME-Benutzer be-grüßen, dass GNOME in der neuen Versionwiederum keine größeren Änderungen aufweist.Das Panel lässt sich nun nicht mehr so leicht wiefrüher verschieben, indem man es mit der Mausan eine andere Bildschirmseite zieht. Man musszusätzlich Alt gedrückt halten. So soll versehent-liches Verschieben verhindert werden, außerdemvereinheitlicht es die Bedienung.

Bluetooth wird nun über gnome-bluetooth ver-waltet, das bluez-gnome ersetzt und mehr Mög-

lichkeiten bietet. Audio über Bluetooth läuftmöglicherweise noch nicht stabil, ist aber alsTechnologie-Vorschau mit dabei.

GNOME-Desktop mit Dateimanager Nautilus.

KDEKDE wird in Version 4.2.2 mitgeliefert. Auchbei KDE wird in der Live-CD-Variante keinOpenOffice.org installiert, dafür das vollständi-ge KOffice 1.6.3. Der noch aus KDE3 stammen-de knetworkmanager soll durch das Plasmoidkde-plasma-networkmanagement ersetzt wer-den, das jedoch noch nicht als produktiv ein-setzbar empfunden wurde. Daher ist es nurim Archiv vorhanden und kann bei Interesse

nachinstalliert werden. Vorläufig nutzt KDE nochdas nm-applet von NetworkManager-gnome,wodurch auch die Passwortverwaltung für

WLAN-Zugänge usw. überein GNOME-Programmläuft.

Die bekanntesten KDE-3-Programme wurden mittler-weile auf KDE4 portiert. Da-her ist in der Standardin-stallation außer KOffice keinKDE3-Programm mehr vor-handen. Die nun auch anKDE4 angepasste Verwal-tung von privaten Daten(KDEPIM) verwendet die Bi-bliothek Akonadi, die wieder-um auf einen MySQL-Serverzur Speicherung der Datenangewiesen ist. Die Konfigu-ration des MySQL-Serversgeschieht jedoch vollständigautomatisch, so dass der

Benutzer nichts davon wissen muss. Pro Benut-zer wird eine eigene MySQL-Instanz gestartet.

Die Energieverwaltung geschieht jetzt mit Power-Devil, und es ist ein Frontend für PolicyKit vor-handen. Beide sind in den „Systemeinstellungen» Erweitert“ zu finden. Offenbar benötigt man spe-zielle Kenntnisse, um PolicyKit bedienen zu kön-nen. Intuitiver, und momentan wohl auch nützli-cher, ist PowerDevil.

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Die Paketverwaltung obliegt nun ganz kpackage-kit, und das gnome-packagekit wird nicht mehrbenötigt. kpackagekit zeigt bisweilen die Paket-größen nicht richtig an, was im Bugtracking-System allerdings schon verzeichnet ist. Ein an-deres Problem gibt es, wenn man Pakete zu dein-stallieren versucht, von denen andere Pakete ab-hängen. In diesem Fall kann das Paket nicht ent-fernt werden und kpackagekit bringt eine Feh-lermeldung. Es sagt aber nicht, welche anderenPakete die Deinstallation verhinderten. Diese In-formation wäre nützlich, weil man diese Paketeauch deinstallieren könnte, wenn man sie nichtbenötigt.

KDE-Desktop mit Dateimanager Dolphin.

MultimediaDie vereinfachte Lautstärkenregelung ist eine dergrößten Änderungen in Fedora 11 im Multimedia-Bereich. Es ist ein Programm, das nur auf Pulse-Audio einwirkt und es für Benutzer viel einfa-cher machen soll, den richtigen Kanal zu re-geln. Das Programm hat derzeit noch Mängel,die wohl auch mit der schwierigen Erkennungder genutzten Audio-Ausgänge zusammenhän-gen. Auch hat das Programm keinen Einflussauf die Einstellungen von ALSA. Wenn die Aus-gabe in ALSA zu leise ist, ist es machtlos. Da-her ist die bisherige Laustärkenregelung weiter-hin als „Advanced Volume Control“ verfügbar,

die aber den Nachteil hat,alle Regler der Soundkartedarzustellen, was bei kom-plexerer Hardware unüber-sichtlich wird.

KDE bringt seine eige-ne Lautstärkenregelungmit KMix mit, mit dengleichen Nachteilen wiedie GNOME/Gstreamer-Lautstärkenregelung. Da-neben gibt es im Kontroll-zentrum unter „Multimedia“die Möglichkeit, die Prioritä-ten und Anderes zu regeln.Dies mag komplex erschei-nen, ermöglicht aber einefeine Kontrolle für alle Be-dürfnisse. Aus den bekann-

ten Gründen kann Fedora, ebenso wie die meis-ten anderen Distributionen, nur wenige Medien-formate abspielen, da es viele benötigte Codecsnicht mitliefern kann.

Wenn man versucht, ein Video abzuspielen,dann erhält man mit dem KDE-Videoplayer „Dra-gonPlayer“ nicht einmal eine Meldung, dass et-was nicht geht. Kaffeine meldet immerhin, dasses das Format nicht kennt. Nur Totem bietet auchdie Option an, über die Paketverwaltung nachpassenden Plugins zu suchen. Dazu muss manaber vorher in der Paketverwaltung die zusätzli-chen Repositorys eintragen.

Wenn man weiß, wie es geht, ist es im Prinzipganz einfach.

Über die Webseite von RPM Fusion [6] kann manPakete installieren, die die Repositorys hinzufü-gen. Danach lassen sich die fehlenden Paketefinden und auch installieren.

Unter GNOME funktionierte diese Methode ein-wandfrei. Zwar erschien nach jeder Installation inTotem eine Meldung, dass noch ein Codec feh-le, aber wenn man Totem neu startete, war dasVideo abspielbar.

Ein kompletter Fehlschlag war dagegen unterKDE zu verzeichnen. Zunächst wurde beim Ver-such, ein nicht unterstütztes Video-Format ab-zuspielen, vom Paketmanager nichts Passen-des gefunden. Nach der manuellen Installationder gleichen GStreamer-Module wie bei GNOME

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konnten MP3- und einzelne Videodateien abge-spielt werden, aber nicht alle.

Bei manchen stürzte DragonPlayer einfach ab.Daraufhin wurde Xine nachinstalliert, was ja vonPhonon, der Multimedia-Schicht von KDE 4, alsBackend genutzt werden kann. Doch Xine stürzteim ersten Versuch bei jedem einzelnen Video ab.Als Ursache wurde eine inkorrekte Videotreiber-Einstellungen vermutet (anders gesagt, die Stan-dardeinstellung funktionierte hier nicht), und sowar es. Mit den richtigen Optionen für Video undAudio funktionierte Xine einwandfrei.

Flash-Videos ließen sich unter GNOME nachder Installation von Gnash problemlos in Fire-fox abspielen. Unter KDE mit Konqueror war dasGnash-Plugin unbrauchbar.

Weitere NeuerungenDa der Hash-Algorithmus SHA-1 zunehmend un-sicher wird (der Aufwand, um eine Hash-Kollisionzu berechnen, konnte jüngst weiter gesenkt wer-den, ist aber immer noch sehr hoch), gehtFedora 11 dazu über, SHA-2 zu verwenden, spe-ziell SHA-256 mit 256 Bit Hash-Länge (MD5 hat128, SHA-1 160 Bit).

Bei der Virtualisierung hat es eine Reihe von Ver-besserungen gegeben. VNC-Verbindungen zuvirtuellen Maschinen (VMs), die mit KVM oderQemu laufen, können nun über SASL authenti-fiziert werden. Dadurch werden alle Methodender Authentifizierung möglich, die SASL unter-

stützt, einschließlich sicherem Single-Sign-On inKerberos-Umgebungen.

Die grafische Konsole von VMs kann nun in hö-heren Auflösungen als 800x600 laufen und ver-fügt über eine bessere Kontrolle des Mauszei-gers. VMs unter KVMs können nun exklusivenZugriff auf ein PCI-Gerät bekommen. Die Pake-te kvm und qemu wurden vereinigt. Qemu kanndamit als VM sowohl eigenständig als auch hard-warebeschleunigt mit KVM laufen.

Eine weitere interessante Entwicklung ist die In-tegration von SELinux in die Virtualisierung. Da-durch wird es möglich, die Rechte von VMs nochdetaillierter zu kontrollieren.

Außerdem haben die Entwickler die Möglichkeitgeschaffen, Images von VMs von außerhalb derVM zu inspizieren und zu ändern. Dazu gibt esdie Bibliothek libguestfs und zugehörige Toolswie guestfish (eine interaktive Shell) und virt-inspector.

Fedora kommt selbstredend ohne proprietäreGrafiktreiber von NVidia, ATI oder anderen Her-stellern. Dass die freien Treiber Nouveau undRadeon diese noch nicht vollständig ersetzenkönnen, ist auch bekannt. Bei den meisten Gra-fikchips sollten sie zumindest zweidimensionaleGrafik darstellen können, in einigen wenigen Fäl-len muss man vielleicht bei der Installation aufden VESA-Treiber ausweichen oder das KernelMode Setting deaktivieren.

Gegebenenfalls kann man später einen proprie-tären Treiber nachinstallieren, wenn die Leistungdes freien nicht ausreicht.

Der Paketumfang der Distribution ist auf 18.000Pakete gewachsen, davon stammen nur noch550 von RPMFusion. Vor einem halben Jahr wa-ren es nur 12.000 Pakete, wovon rund 2.000 vonRPMFusion kamen.

FazitDie Änderungen und Verbesserungen inFedora 11 sind so umfangreich, dass selbst dieoffiziellen Release Notes kein komplettes Bildgeben können. In diesem Bericht wurde sichnotgedrungen auf die auffälligsten Änderungenkonzentriert.

Fedora hat nach eigenen Angaben das Ziel, dieneuesten Entwicklungen aus der Open-Source-Welt schnell zu den Anwendern zu bringen. Die-ses Ziel wurde wieder einmal erreicht. Der Preisfür die große Aktualität ist jedoch, dass eine Viel-zahl von Features unfertig ausgeliefert wird. Spä-testens wenn irgend etwas nicht wie erwartetfunktioniert, muss man wohl oder übel die Re-lease Notes lesen oder sich anderweitig informie-ren.

Während selbst Debian Sid in aller Regel nur sta-bile Softwareversionen enthält, liefert Fedora 11einige Programme in Betaversionen mit, bei-spielsweise den X-Server oder Firefox. Ob diesnötig wäre, ist die Frage. Andererseits können

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Fehler in jeder Software, auch in „stabilen“ Versio-nen auftreten. Wichtig ist letztlich, dass die Feh-ler korrigiert werden.

Auch wenn in Fedora 11 einige Baustellen zu be-obachten sind, sind viele Komponenten gegen-über Fedora 10 verbessert und gereift, so dassgrößere Probleme während des Tests ausblie-ben. Größter Schwachpunkt ist derzeit wohl dieschlechte Multimedia-Funktionalität und anderekleinere Probleme in KDE. Man kann aber damitrechnen, dass KDE 4.3 diese weitgehend besei-tigen wird.

Es bleibt bei der Einschätzung [7], dass Heim-anwender, denen die neueste Version eines Pro-gramms ziemlich gleichgültig ist, von Fedora Ab-stand halten sollten. Sie sind mit einem zuverläs-sigeren System wie Debian besser bedient.

Benutzer, die die gelegentlich auftretenden Pro-bleme selbst lösen können, könnten von der Ak-tualität und den zahlreichen Innovationen ange-tan sein. Auch als Desktopsystem in Firmen undOrganisationen ist Fedora 11 durchaus geeignet,allerdings nur, wenn die Wartung von erfahrenenAdministratoren übernommen wird.

LINKS

[1] http://fedoraproject.org/

[2] http://www.pro-linux.de/berichte/fedora11.html

[3] http://docs.fedoraproject.org/release-notes/f11/

[4] http://docs.fedoraproject.org/install-guide/f11/

[5] http://smolts.org/

[6] http://rpmfusion.org/

[7] http://www.pro-linux.de/berichte/fedora10.html

[8] http://fedoraproject.org/wiki/Fedora_11_tour

[9] http://fedoraunity.org/

[10] http://www.fedoraforum.de/

Autoreninformation

Hans-Joachim Baader befasst sichseit 1993 mit Linux. 1994 schloss ersein Informatikstudium erfolgreich abund machte die Softwareentwicklungzum Beruf. Seit 1995 arbeitet erfreiberuflich. Daneben ist er einer derBetreiber von Pro-Linux.de.

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„Going West“ © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/489

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ZevenOS meets Debian Lenny von Carsten Rohmann

I m Artikel „ZevenOS goes BeOS“ ausfreiesMagazin 07/2009 [1] hatte sich dasZevenOS-Projekt klar gegen Debian sta-

ble und für Xubuntu als zukünftige Basis aus-gesprochen. Das entsprach dem damaligenSachstand, als das Interview mit dem Pro-jektleiter Leszek Lesner geführt wurde. In derZwischenzeit gab es jedoch interessante underfreuliche Weiterentwicklungen. Aus aktuel-lem Anlass wurde daher dieser Nachtragsarti-kel geschrieben.

Neue KreuzungsexperimenteEnde Februar 2009 tauchte im ZevenOS-Forumeine Linux-Projekt-Idee namens „Neptune“ auf,initiiert von Leszek Lesner und Nutzern derZevenOS-Community. „Neptune“ war vom An-satz her zunächst als ein eigenständiges Projektentworfen worden – ohne Bezug zu ZevenOS.

Es bestand aus einer installierbaren Live-CD mitGNOME und LXDE, als Basis diente das stabi-le Debian 5.0 (Lenny). Aber Neptune wurde, u. a.wegen Problemen mit der Unterstützung brand-neuer Hardware, bald wieder fallen gelassen. Tei-le der ZevenOS-Community hatten jedoch lebhaf-te Sympathie für die Projektidee entwickelt. Sieblieben beharrlich und recht bald kam der kon-krete Wunsch nach einer Verbindung eines sta-bilen und schnellen Debian Linux mit ZevenOSauf. Das Konzept „Neptune“ wurde unter neuerPerspektive wieder aufgegriffen und man experi-

mentierte mit diversen Kerneln. Aus Spaß wur-de Ernst und viel Arbeit hinter den Kulissen. DasExperiment mündete schließlich erfolgreich in ei-ner interessanten „Kreuzung“ von ZevenOS mitDebian Lenny. ZevenOS-Neptune erblickte alszusätzliches Projekt das Licht der Welt, vorläufigallerdings erst als inoffizielle Testversion [2].

Die Veröffentlichung von ZevenOS„Projekt Neptune 1.0“Die neue ZevenOS-Version auf der Basis vonDebian Lenny für x86 wurde am 11. Juli 2009 alsZevenOS „Projekt Neptune 1.0“ veröffentlicht.

Bootoptionen der Live-CD.

Es handelt sichdabei um einaktualisiertesZevenOS 1.1auf Basis desstabilen, aktuel-len Debian 5.0(Lenny) mit ei-nem modifizier-ten Kernel. Essieht aus wieZevenOS, esist ZevenOS –aber das Gan-ze noch stabilerund schneller.Den Verlautba-rungen nach sollen sowohl ZevenOS auf der Ba-

sis von Xubuntu als auch ZevenOS auf der Basisvon Debian stable zunächst parallel bestehen.ZevenOS 2.0 werde in jedem Fall auf Basis deskommenden Xubuntu 9.10 (Karmic Koala) fertig-gestellt. Die im Rahmen des Projekts Neptunegemachten Erfahrungen und Verbesserungensollen in die Weiterentwicklung von ZevenOS 2.0einfließen.

Unterschiede zu Debian Lenny und XubuntuZevenOS-Neptune enthält im Gegensatz zuDebian Lenny [3] einen modernisierten Ker-nel. Dieser trägt die Versions-Nummer 2.6.30-generic und ist ein aktuelles Produkt aus der

Kernel-Entwicklung desLinux-Projekts „Kano-tix“ [4]. Der verwende-te Kernel bietet einenoch bessere Unterstüt-zung moderner Hard-ware als der originaleLenny-Kernel.

Im Vergleich zur Va-riante von ZevenOSauf Basis von Xubun-tu verspricht das neu-gebackene ZevenOSNeptune eine schnel-lere Responsivität desSystems auf Low-End-

Rechnern und Netbooks. Die Software aus denQuellen von Debian Lenny wurde um Sicherheits-

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DISTRIBUTION

aktualisierungen erweitert. Damit soll langfristigein stabiles und sicheres System gewährleistetwerden.

Video-PräsentationEine ansprechend gemachte Video-Einführungzu Neptune wird vom Projekt bei YouTube zurVerfügung gestellt. Es wurde in zwei Teile aufge-teilt [5] [6].

Der Sinn dieses Experiments?Gründe für die „Kreuzung“ gibt es anscheinendmehr als genug. Einer der offensichtlichen aberdürfte sein: Teile der Community wollten es ein-fach so ;).

Und ja – sie haben tatkräftig bei der Realisie-rung des Projektes mitgeholfen. ZevenOS „Pro-jekt Neptune“ ist überwiegend ein Projekt derCommunity, wie sich auf der Nachrichtenseitevon ZevenOS nachlesen lässt.

ZevenOS Standard-Desktop.

Eine Mischung aus Fakten . . .Darüber hinaus bestand die offene Fragestellung,wie man ZevenOS denn schneller machen kön-ne. Das aktuelle Xubuntu zeigte sich in Testsgegenüber dem konservativeren Debian Len-ny mit Xfce-Desktop signifikant langsamer (sie-he Fazit des o. g. Beitrags aus freiesMagazin07/2009 [1]).

Angesichts weiterer ungelöster Probleme mit Xu-buntu 9.04 (Jaunty Jackalope) – eines der wich-tigsten ist der fehlerhafte Intel-Treiber im Zusam-menspiel mit X.org – lag der Gedanke nahe,ZevenOS versuchsweise mit einem alternativenUnterbau zu versehen. Erst Ubuntu 9.10 (KarmicKoala) wird Abhilfe bei dem Intel-Treiberproblemschaffen können. Das zeigt die aktuelle, inoffiziel-le Testversion ZevenOS 1.92 auf Basis von Kar-mic Alpha 2.

ZevenOS 2.0 werde ganz sicher auf Xu-buntu 9.10 (Karmic) basieren, so die offi-zielle Erklärung des Projektleiters LeszekLesner. Und die ZevenOS-Variante auf Ba-sis von Xubuntu solle definitiv die Haupt-version bleiben.

. . . und MutmaßungenVermutlich ist die Veröffentlichung desProjekts ein Zugeständnis an die Com-munity und zugleich ein Versuchsballon.Falls Neptune ausreichend Zuspruch fin-det und von einer aktiven Community ge-tragen wird, eröffnet sich dadurch eine in-teressante Option. Sollten die Probleme

mit Xubuntu andauern, könnte die Entwicklungvon ZevenOS alternativ auf der Basis eines sta-bilen Debian fortgesetzt werden. All das sind je-doch Spekulationen, keine Fakten.

Jetzt ist Diplomatie angesagtDas Projekt ZevenOS hielt sich zum The-ma „Richtungsentscheidungen“ bisher relativ be-deckt und gab zunächst diplomatisch ein doppel-tes Bekenntnis ab: eines für ZevenOS auf Ba-sis von Xubuntu als die ZevenOS-Hauptversionund zugleich eines für ZevenOS auf Basis vonDebian stable. Offenbar will man weiterhin aufdie Ubuntu-Fangemeinde setzen und zugleichaber Freunde für die stabile Debian-Variante hin-zugewinnen.

ZevenOS-Versionen in ZahlenFakt ist, dass es derzeit drei aktuelle Versionenvon ZevenOS gibt: ZevenOS 1.1 auf der Ba-sis von Xubuntu 8.10 (Intrepid), das neue ak-tualisierte ZevenOS 1.1 auf der Basis des sta-bilen Debian 5.0 (Lenny). Und die Entwicklungs-Version ZevenOS 1.9 auf der Basis des aktuel-len Xubuntu 9.04 (Jaunty), aus dem zur gegebe-nen Zeit dann ZevenOS Version 2.0 auf Basisdes kommenden Xubuntu 9.10 (Karmic) entste-hen soll.

ZevenOS-Neptune-SpezifikationenZevenOS „Projekt Neptune“ bringt folgende Spe-zifika mit:

ã Typ: installierbare Live-CDã Kernel: 2.6.30-generic (von Kanotix)

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DISTRIBUTION

ã X.org X-Server: 7.3ã Desktopumgebung: Xfce 4.4.2ã Sprachunterstützung: Deutsch

Weitere Informationenã Der Live-CD-Installer als Eigenentwicklung

der Community. In wenigen Schritten soll dasSystem vollständig installiert und eingerichtetwerden können. Das Installationsprogrammist schlank, schnell und kann optional alsKommandozeilenprogramm aufgerufen wer-den. Damit kann ZevenOS „Projekt Neptune“auch auf älteren Rechnern installiert werden.

ã Automatische Installation proprietärer Grafik-treiber von nVidia und ATI/AMD durch optio-nale Skripte.

ã Verbesserte Erkennung von Multimedia-Tasten.

ã Für den Multimediabereich sind z. B. die Pro-gramme VLC, Devede, Avidemux, Audacity,Audacious und Brasero vorhanden. Zudemnatürlich auch die ZevenOS-eigenen Tools.Auf zwei davon wird weiter unten gesonderthingewiesen.

ã Zwei neue Themes (Blue und Dust), anwähl-bar durch einen Theme-Manager. Der Theme-Manager erlaubt somit die problemlose Ge-staltung eines individuellen Desktops.

ã OpenOffice.org kommt in der stabilen und äl-teren (Lenny-) Version 2.4.1.

ã Ein Manager zum automatischen Herunter-laden von Paketen, die für die Ausführungvon Windows-Programmen notwendig sind.

Mit wenigen Mausklicks kann so ein Windows-Programm wie Photoshop installiert und kon-figuriert werden.

ã Die schnelle Geany-IDE ist zur Freude vielerEntwickler mit an Bord.

Selbstverständlich kommt das Projekt Neptunemit all jenen für ZevenOS typischen Extras, dievom Projekt selbst entwickelt wurden. Im Artikelaus freiesMagazin 07/2009 [1] wurden bereitseinige der ZevenOS-typischen Programme be-schrieben. In Ergänzung dazu wird hier auf zweiweitere nützliche und sinnvolle Multimedia-Toolshingewiesen.

Personalisierter Desktop im Dust-Theme mitden Programmen YAVDT und Encode.

ã Encode [7], ein vielseitiges Programm zumKonvertieren von Videos und Erstellen vonVideo-CDs.

ã YAVDT [8] (Yet Another Video Tube Down-loader), ein Tool zum Herunterladen, Konver-tieren und Abspielen von Flash-Videos. Da-

mit können zusätzlich auch MP4-HQ-Videosheruntergeladen und auch Audiospuren vonMusik-Videos als MP3 abgespeichert wer-den.

Für einige Programme liegen inzwischen Aktuali-sierungen vor. Diese sind in das ZevenOS „Pro-jekt Neptune 1.0“ eingeflossen (und stehen auchfür die anderen Versionen von ZevenOS in denentsprechenden Repositorys zur Verfügung).

Diese selbstentwickelten, ZevenOS-typischenProgramme werden allerdings bei Aktualisierun-gen des Basissystems Debian Lenny nicht einbe-zogen. Diese konservative Maßnahme dient derBewahrung der Systemstabilität.

Mehr Details sind wie immer den ausführlichenRelease-Ankündigungen auf der Nachrichtensei-te des Projektes [9] zu entnehmen.

DownloadEin Herunterladen von ZevenOS „Projekt Neptu-ne 1.0“ ist derzeit über einen Torrent-Server [10]und einen Zugang über Wuala [11] möglich. Aller-dings möchte das Projekt gerne das Download-Angebot erweitern und ist auf der Suche nachweiteren Servern.

Erfahrungen mit VirtualBox und qemuNur kurz soll hier das Thema Virtualisierungmit VirtualBox und qemu erwähnt werden. DieLive-CD ZevenOS Neptune ließ sich unter Open-Solaris 2009.06 und PC-BSD 7.1.1 mittels Virtu-alBox starten. Unter PC-BSD 7.1.1 ließ sich die

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Live-CD mittels qemu allerdings nicht zur Mitar-beit bewegen. Unter Pardus Linux 2009 ließ siesich per qemu nach Deaktivierung von kqemuzwar starten, jedoch dauerte das Laden desDesktop ca. 15 Minuten; vollständig konnte die-ser jedoch nicht angezeigt werden.

Die Gründe sind leider unklar und wahrschein-lich auch nicht repräsentativ. Da ZevenOS Nep-tune als (installierbare) Live-CD zur Verfügunggestellt wird und somit vielen Anwendern ein ge-fahrloser Erstkontakt möglich ist, dürfte ein even-tuelles Nicht-Funktionieren unter qemu leicht zuverschmerzen sein. Weitere Virtualisierungstech-niken wurden nicht getestet.

Zukunft? – Rosige Aussichten!Es wird vor allem auf die Resonanz der Anwen-der ankommen. Wenn ZevenOS „Projekt Neptu-ne“ gut angenommen und unterstützt wird, istdie Debian-Welt um eine stabile, benutzerfreund-liche „BeOS-ähnliche“ Variante reicher, die zu-dem nativ deutschsprachig ist.

Betrachtet man dazu die zahlreichen Zugriffeauf die Neptune-Threads im ZevonOS-Forum,kommt man nicht umhin, festzustellen, dass dasInteresse an dieser neuen Distribution hoch ist.

Mit Blick auf Zukünftiges bleibt also zu sagen,dass das Projekt Neptune nun für weiteres Wach-sen und Gedeihen noch einige zusätzliche akti-ve Anwender, Designer, Programmierer und Do-kumentatoren braucht – dies als Hinweis an all

diejenigen, denen die Entwicklung dieser Distri-bution interessant und spannend erscheint.

Neues FazitDas Projekt Neptune ist aus meiner persönlichenSicht eine sinnvolle und vielversprechende Alter-native von ZevenOS. Ich hoffe, dass die Optioneines ZevenOS auf Basis des stabilen DebianLenny an Fahrt gewinnt.

Wem Ubuntu nicht besonders liegt oder wer Sym-pathien für Debian stable hegt – und zudemauf der Suche nach einem sehr anwenderfreund-lichen Projekt ist — der sollte sich das neueZevenOS „Projekt Neptune“ genauer ansehen.Die Fans des guten alten BeOS sowieso ;).

Das Fazit des vorhergegangenen Artikels ausfreiesMagazin 07/2009 darf ich daher getrost ineinem von zwei Punkten revidieren: ZevenOS„Projekt Neptune 1.0“ fühlt sich deutlich schnel-ler an als die Version 1.1 auf der Basis von Xu-buntu. Bliebe nur noch der Aspekt der Barriere-freiheit/Accessibility offen. Es wäre sehr zu be-grüßen, wenn ZevenOS auch daran irgendwannarbeiten könnte.

Auf meiner Festplatte habe ich ZevenOS 1.1durch das neue, schnelle ZevenOS „Projekt Nep-tune 1.0“ ersetzt. So kommt nicht nur ein wenignostalgisches „BeOS-Feeling“ auf meinen Rech-ner, sondern auch noch etwas von Kanotix. dasich damals in der Version „Thorhammer“ RC7 alsbenutzerfreundliches Debian stable kennen- undschätzengelernt habe.

LINKS

[1] http://freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-07

[2] http://www.zevenos.com/forum/forumdisplay.php?fid=21

[3] http://www.debian.org/releases/stable/

[4] http://www.kanotix.com/

[5] http://www.youtube.com/watch?v=VNKadEjGH5A

[6] http://www.youtube.com/watch?v=xKNMEKP_Ih8

[7] http://www.zevenos.com/de/about/encode

[8] http://www.zevenos.com/de/about/yavtd

[9] http://www.zevenos.com/de/allgemein/zevenos-project-neptune.html

[10] http://www.zevenos.com/wp-content/uploads/2009/07/zevenos-neptune-10iso.torrent

[11] http://www.wuala.com/ZevenOS/zevenos-neptune-1.0.iso/?lang=de

Autoreninformation

Carsten Rohmann ist 2001 kom-plett auf Linux umgestiegen. Ihninteressieren auch Alternativen ausdem Bereich *BSD, OpenSolarisund Projekte, die versuchen, dasgute alte BeOS wiederzubeleben.Als freiwilliger Mitarbeiter in Open-Source-Projekten beteiligt er sich anÜbersetzungen und Dokumentatio-nen.

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LINUX ALLGEMEIN

Der Juli im Kernel-Rückblick von Mathias Menzer

B asis aller Distributionen ist der Linux-Kernel, der fortwährend weiterentwi-ckelt wird. Welche Geräte in einem

halben Jahr unterstützt werden und welcheFunktionen neu hinzukommen, erfährt man,wenn man den aktuellen Entwickler-Kernel imAuge behält.

Hatte Torvalds das Merge Window mit dem2.6.31-rc1 noch im Juni geschlossen (siehe„Der Juni im Kernel-Rückblick“, freiesMagazin07/2009 [1]), so kamen trotzdem noch eini-ge wichtige Patches hinzu, die in erster Liniedie MIPS- und PowerPC-Architekturen betreffen.Korrekturen an Intels i915-Grafiktreiber und Auf-räumarbeiten des Codes für PAE (Physical Ad-dress Extension) [2] sorgten für Probleme beimKompilieren des Kernels auf i386-Systemen, da-von war auch der Build-Service für UbuntusMainline-Kernel-Archiv [3] betroffen. Der Umfangder Änderungen im -rc2 [4] fiel zwar geringeraus als bei den vergangenen Kernel-Versionen,jedoch nicht genug für Torvalds. Das wurdeauch im -rc3 [5] nicht besser, zumal mit einemgroßen Patch der USB-to-Go-Treiber [6] für IntelsLangwell-Chipsatz wieder entfernt wurde. Diesersetzt auf eine Komponente auf, die in den aktuel-len Kernel noch gar keinen Eingang gefunden hatund damit nur unnützen Ballast darstellen würde.Besser erging es dem -rc4 [7], der erheblich we-niger Änderungen erfahren hatte, dafür kämpfteman mit Problemen der binutils, des ccache und

des Compilers, die zwar außerhalb des Kernelsihre Ursache hatten, aber dessen Erstellung un-verzichtbar sind und deren Fehler sich dadurchdirekt auf die Kernelentwicklung auswirken.

Mit FUSE (Filesystem in Userspace) [8] wurde esbegonnen, indem Dateisysteme in unprivilegier-ten Kontext ermöglicht wurden, und mit CUSE(Characterdevices in Userspace) folgt man nunweiter dem Trend, Treiber aus dem Kernelspacein den Berechtigungskontext des Anwenders zuverlagern. Dabei stützt sich CUSE auf die FUSE-Implementierung, um älterer Software zum Bei-spiel eine serielle Schnittstelle im Userspace zurVerfügung zu stellen.

Apropos ab in den Userspace: Einen ähnlichenWeg könnte auch der X-Server gehen. DankKernel Modesetting (KMS) [9], das seit Kernel2.6.29 zur Verfügung steht, könnten die meis-ten Operationen des X-Servers nun ohne höherePrivilegien auskommen. An die X.org-Entwickler-Mailingliste schickte der Intel-Entwickler Jes-se Barnes einen nur etwa 100 Zeilen lan-gen Patch [10], der eine Zusammenarbeit desX-Servers mit KMS ermöglicht. Bis wann einX-Server ohne root-Rechte tatsächlich auf denRechnern der Anwender läuft, steht jedoch nochin den Sternen.

Für Staunen sorgte Microsoft, als sie die Veröf-fentlichung ihres Hyper-V-Treibers für Linux un-ter der GPLv2 bekannt gaben [11]. Greg Kroah-

Hartman kündigte auch gleich die baldige Auf-nahme des Treibers in den Kernel an, vorerst istder Code in Kroah-Hartmans staging-Tree vor-handen. Allerdings folgte auch bald schon dieErnüchterung, als bekannt wurde, dass der Trei-ber bereits GPL-Bestandteile beinhaltete und indieser Form vor seiner Veröffentlichung die GPLverletzte [12]. Der Entwickler Stephen Hemmin-ger stieß bereits vor der Veröffentlichung des Trei-bers auf diesen Umstand [13] und machte Kroah-Hartmann darauf aufmerksam, der dies wieder-um an Microsoft weitergab.

Von Schwachstellen bleibt auch der Kernel nichtverschont und ein Grund zur Begeisterung sindsie eigentlich auch nie – eigentlich, da der Ent-wickler Brad Spengler eine Lücke fand, die vonseinem Kollegen Bojan Zdrnja als „interessant“eingestuft wurde [14]. Betroffen waren die Kernel-versionen 2.6.30 und die für RHEL5 angepass-te Version 2.6.18. Hier war es möglich, über dieNET/TUN-Implementierung einer Variable denWert NULL zu geben, wodurch es möglich ist, hö-here Rechte im System zu erlangen. Das Inter-essante an diesem Fehler ist nun, dass ein Me-chanismus im Code existiert, der verhindern soll,dass die entsprechende Variable NULL wird, dieentsprechenden Codezeilen aber von den Opti-mierungsfunktionen des Compilers entfernt wer-den. Ein solcher Fehler wird während einer Über-prüfung des Quelltextes dann nicht gefunden, dadie Funktionen ja noch vorhanden sind.

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LINUX ALLGEMEIN

Derlei Probleme machen immer wieder Aktuali-sierungen des Kernels notwendig. Damit nichtauch gleich ein Neustart des Systems hinzu-kommt, entwickelten Mitarbeiter des MIT (Massa-chusetts Institute of Technology) [15] eine Me-thode, um Kernel-Patches im laufenden Be-trieb ohne Reboot durchzuführen (siehe „Kernel-Rückblick“, freiesMagazin 05/2008 [16]). DieseMethode, Ksplice genannt, die erst dieses Jahrmit einem Preis des MIT gewürdigt wurde (sie-he „Der Mai im Kernel-Rückblick“, freiesMagazin06/2009 [17]), nutzt die Möglichkeit, Kernel-Module zur Laufzeit nachzuladen. Hierzu be-treibt das neugegründete Unternehmen Kspli-ce [18] den Dienst Uptrack, welcher die Kernel-Aktualisierungen bereitstellt, die dann von demzugehörigen Client in Module verpackt und zumKernel geladen werden. Dies soll für über 80 %der Kernel-Aktualisierungen der letzten Zeit mög-lich sein und damit nie gekannte Laufzeiten vonLinux-Servern ermöglichen. Der Client ist fürFedora und nun auch für Ubuntu [19] verfügbar.

Der Kernel-Juli endete weniger erfreulich, als derlangjährige Kernel-Entwickler Alan Cox die Pfle-ge des TTY-Layers aufgab [20]. Der Grund hier-für liegt in einer Diskussion auf der Linux-Kernel-Mailingliste, die Ende Juli ihren Anfang nahm, alsein Problem von kdesu, der grafischen Oberflä-che zum Ausführen von Befehlen unter einemanderen Benutzer in KDE, mit einem bereits am7. Juli eingereichten und im -rc2 enthaltenenPatch, der Fehler in der Umsetzung von Pseu-

doterminals (pty) [21] beseitigen sollte [22]. Dar-in beschuldigt Linus Torvalds Cox [23], der dar-auf hinwies, dass die Implementierung von kdesuseiner Ansicht nach nicht korrekt sei und nurdurch Glück bisher funktioniert habe, das Pro-blem anderen zuzuschieben, anstatt den Fehlerin seinem Patch zu suchen. Daraufhin entfern-te Cox seinen Namen aus der Maintainerliste fürden TTY-Layer [24] mit der Aufforderung an Tor-valds, das Problem selbst zu beheben. Dennochwird sich Cox weiterhin in anderen Bereichen ander Kernelentwicklung beteiligen.

LINKS

[1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-07

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Physical_Address_Extension

[3] http://kernel.ubuntu.com/~kernel-ppa/mainline/v2.6.31-rc2/

[4] http://lkml.org/lkml/2009/7/4/76

[5] http://lkml.org/lkml/2009/7/13/380

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/USB_On-the-go#USB_On-the-go

[7] http://lkml.org/lkml/2009/7/22/483

[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Filesystem_in_Userspace

[9] http://en.wikipedia.org/wiki/Mode-setting

[10] http://lists.x.org/archives/xorg-devel/2009-July/001293.html

[11] http://www.pro-linux.de/news/2009/14467.html

[12] http://www.linux-magazin.de/NEWS/GPL-Verletzung-Microsofts-Code-Spende-mit-schalem-Beigeschmack

[13] http://linux-network-plumber.blogspot.com/2009/07/congratulations-microsoft.html

[14] http://www.linux-community.de/Internal/Nachrichten/Erratum-Faszinierende-Schwachstelle-im-Kernel-2.6.30

[15] http://mit.edu/

[16] http://freiesmagazin.de/freiesMagazin-2008-05

[17] http://freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-06

[18] http://www.ksplice.com/

[19] http://www.golem.de/0907/68403.html

[20] http://www.heise.de/newsticker/meldung/142773

[21] http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudoterminal

[22] http://lkml.org/lkml/2009/7/7/287

[23] http://lkml.org/lkml/2009/7/28/373

[24] http://lkml.org/lkml/2009/7/28/375

Autoreninformation

Mathias Menzer wirft gerne einenBlick auf die Kernel-Entwicklung, ummehr über die Funktion von Linuxzu erfahren und seine Mitmenschenmit seltsamen Begriffen und unver-ständlichen Abkürzungen verwirrenzu können.

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BROWSER

Audio und Video in Firefox 3.5 „Shiretoko“ von Benjamin Schmidt

M it Firefox 3.5 „Shiretoko“ [1] kam am30. Juni 2009 ein populärer Browserauf den Markt, der HTML 5 für eine

breite Masse an Internetnutzern zugänglichmacht. Für Internetseitenbetreiber ist es mög-lich, Multimedia – d. h. Ton und Video – oh-ne Fremdanwendungen wie Flash, Java oderSilverlight in die Internetseite einzubauen, in-dem HTML 5 genutzt wird. Umgesetzt werdenkann das mit neuen Tags, die in Zusammenar-beit mit dem freien Containerformat Ogg so-gar nativ in Firefox 3.5 die Medien wiedergibt.Wie man diese neuen Elemente sinnvoll ein-setzt, kontrolliert und personalisiert soll nuneinführend erläutert werden.

TondateienFür Tondateien wurde der audio-Tag entwickelt.In ein HTML-Dokument eingebettet gibt er mitverschiedenen Attributen Ton wieder und lässtsich selbst ohne größere Programmierung weit-gehend kontrollieren.

Die Grundstruktur sieht wie folgt aus:

<audio id="audio" src="tondateiy.ogg" controls="true">Code fuer HTML 5 unfaehige yBrowser</audio>

Listing 1: firefox-audio.html.txt

Demoseite [2] mit dynamischen Inhalten.

Das einzig zwingende Attribut ist dieQuelle: Über src wird die passen-de Datei ausgewählt. Das Attribut idmacht es möglich, diese Audioausga-be später über Javascript zu kontrol-lieren und mit dem controls-Attributwerden Kontrollelemente für dieseDatei angezeigt. Ebenfalls optionalsind autoplay und autobuffer, diedas automatische Starten bzw. La-den der Datei aktivieren. AlternativerText oder ein alternativer Player (et-wa über Flash) lassen sich zwischenStart- und Schlusstag angeben. Die-ser wird nur in Browsern angezeigt,die HTML 5 nicht unterstützen.

Weitere wichtige Attribute für das audio-Elementsind:

Weitere audio-AttributeAttribut Funktion (bitte Hinweis unten be-

achten)start gibt die Startsekunde der Wiederga-

be anend gibt die Endsekunde der Wiedergabe

anloopstart gibt die Startsekunde für eine Schlei-

fe anloopend gibt die Endsekunde für eine Schleife

anplaycount gibt die Anzahl der Wiederholungen

des Stückes an

VideodateienFür Videodateien gibt es einen extra video-Tag,der pluginfrei Videos in eine Internetseite inte-griert. Sogar diese lassen sich ohne großen Auf-wand relativ effektiv steuern.

Die Grundstruktur hat folgenden Aufbau:

<video id="video" src="yvideodatei.ogv" controls="true"ywidth="640" height="480">Code fuer HTML 5 unfaehige yBrowser</video>

Listing 2: firefox-video.html.txt

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BROWSER

Auch hier wird mit dem zwingend notwendi-gen src-Attribut die Quelle des Videos an-gegeben und über die eindeutige id ist esüber Javascript ansprechbar. Kontrollelemente(die nur dann angezeigt werden, wenn sich dieMaus über dem Video befindet) können ebenfallsüber das controls-Attribut eingeblendet werden.Analog zum audio-Tag kann über autoplay undautobuffer geklärt werden, wie sich das Vi-deo beim Seitenaufruf verhalten soll. Allerdingssollten sie gar nicht erst erwähnt werden, wenndas automatische Starten oder Laden nicht ge-wünscht wird, weil mit dem Wert false lassensie sich (noch) nicht unterdrücken (siehe weiterunten).

Weitere wichtige Attribute sind:

Weitere video-AttributeAttribute Funktion (bitte Hinweis unten beach-

ten)start gibt die Startsekunde des Videos anend gibt die Endsekunde des Videos anloopstart gibt die Startsekunde einer Schleife anloopend gibt die Endsekunde einer Schleife anplaycount gibt die Anzahl der Wiederholungen des

Videos anposter gibt die URL einer Bilddatei an, die ange-

zeigt wird, solange kein Video abgespieltwird

Gerade bei Videos gibt es ein Problem mit dernativen Unterstützung von Codecs in den Brow-sern. Mozilla setzt in Firefox auf das patentfreieOgg-Theora für Videos und Ogg-Vorbis für Töne,

Das Kontextmenü der Audiosteuerung.

während Apple in Safari auf das proprietä-re H.264-Format in Videos setzt [3]. Um alleHTML-5-fähigen Browser ansprechen zu können,kann man mehrere Quellen angeben.

Unterschiedliche QuellenUm seinen Besuchern zu garantieren, dass sieein auf einer Internetseite eingebettetes Videonativ betrachten können, egal welches Betriebs-system oder welchen Browser sie benutzen, wur-de der source-Tag entwickelt. Zwischen Start-und Schlusstag von video bzw. audio gibt er dieOption, mehrere Alternativen für den Browser an-zubieten. Dieser gibt das erste wieder, das er un-terstützt. Der Aufbau dieses Tags sieht folgender-maßen aus:

<video><source src="video.ogv" type="yvideo/ogg"><source src="video.mp4"></video>

Listing 3: firefox-source.html.txt

Erweitere PersonalisierungDie neuen Alternativen zur Einbindung von Mul-timediadateien geben auch neue Wege zur in-dividuellen Steuerung dieser frei. Über etlicheEvents und Funktionen ist es möglich, eine ei-gene Steuerkonsole, basierend auf HTML undJavascript, zu erstellen. Ein Skript, das zwei mitden IDs video1 und video2 gekennzeichnete Vi-deos startet, könnte etwa so aussehen:

<script type="text/javascript">function play(video) {var v = document.getElementByIdy(video);v.play();}</script><button onclick="play(’video1 ’)y; return false;">erstes Video ystarten </button><button onclick="play(’video2 ’)y; return false;">zweites Video ystarten </button>

Listing 4: firefox-steuerung.html.txt

Neben der Funktion play() gibt es u. a. nochstop(), pause(), muted (=true oder =false)und Lautstärkeregelung über volume. Deren An-wendung kann man sich auf einer Demoseite an-sehen [4].

Um eine dynamische Steuerung erstellen zukönnen, sind verschiedene Events unabdingbar.Im jeweiligen audio- oder video-Tag eingebun-

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BROWSER

den, können sie die Bedienelemente beeinflus-sen. Die wichtigsten Events sind folgende:

Die wichtigsten Events zur SteuerungEvent Tritt ein, wenn . . .oncanplay . . . genügend Frames geladen sind, dass die Datei starten könnte.oncanplaythrough . . . die Datei voraussichtlich durchgespielt werden kann.ondataunavailable . . . es einen Fehler beim Laden der Datei gibt.onended . . . die Datei komplett wiedergegeben wurde.onerror . . . ein allgemeiner Fehler auftritt.onpause . . . das Stück pausiert wurde.onplay . . . das Stück wiedergegeben wird.onvolumechange . . . die Lautstärke verändert wird.onwaiting . . . das Stück warten muss (etwa beim Laden).

Auch Wikimedia Commons nutzt bereits die neuen Befehle.

Weitere Events finden sich auf einer Hilfeseiteder Entwicklerseite von Mozilla [5].

Wichtige Informa-tionenEs ist wichtig, dar-auf zu achten, dassHTML 5 noch keinStandard und nochkeineswegs ausgereiftist. Ganz im Gegenteil.Diese Weiterführungder Auszeichnungs-sprache HTML hatnoch keinen Termin,an dem es gedenkt,fertig zu sein. Aller-dings ist es erwünscht,so die zuständigeWHATWG [6], HTML 5zu nutzen, sobald es

Browser gibt, die es unterstützen [7]. Einige Teileder oben genannten Attribute funktionieren leidernoch nicht einwandfrei bzw. nur eingeschränkt.

LINKS

[1] http://www.mozilla-europe.org/de/firefox/

[2] http://people.mozilla.com/~prouget/demos/DynamicContentInjection/play.xhtml

[3] http://www.golem.de/0907/68147.html

[4] http://www.double.co.nz/video_test/events.html

[5] https://developer.mozilla.org/en/Using_audio_and_video_in_Firefox#Media_events

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Web_Hypertext_Application_Technology_Working_Group

[7] http://wiki.whatwg.org/wiki/FAQ#When_will_we_be_able_to_start_using_these_new_features.3F

Autoreninformation

Benjamin Schmidt befasst sich seitetwa vier Jahren mit HTML. SeitdemFirefox 3.5 als stabile Version existiert,erhofft er den Umbruch von Flashvi-deos zu freien/nativen Lösungen aufInternetseiten, insbesondere in Blogs,deren Themen schon lange von FreierSoftware handeln.

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TIPPS & TRICKS

Über magische Tasten aus der Klemme – SysRQs von Thorsten Schmidt

D as Problem ist bekannt: Es eilt, Dingesind zu erledigen und natürlich friertgenau jetzt die komplette Peripherie

ein. Oder andersherum, nur eine Etage tiefer,mit dem gleichen Resultat: Nichts geht mehr,und der Rechner wirkt wie in Blei gegossen –„Kernelpanic“ raunt es aus dem Linuxwald.

Was tun in diesen Fällen? Zuvor hat man sichder Reset-Taste bedient oder schlicht den Ste-cker gezogen. Ob nun aus Wagemut oder im Aktbloßer Verzweiflung – das bleibt Auslegungssa-che – eines steht dabei immer auf dem Spiel: dieeigenen Daten.

Nun, all dies muss nicht sein, denn der Linux-Kernel bietet auch für solche üblen Fälle eine Lö-sung. Sie heißt „SysRQ“ (System Request) [1].Im Grunde dreht es sich dabei um die Mög-lichkeit, selbst in oben genannten Situationennoch Kommandos per Tastatur abzusetzen: Inden meisten Fällen möchte man ja dann nochsein System gerne sauber herunterfahren undneustarten. (Natürlich sind noch andere Sachenmöglich, aber das soll hier nicht Thema sein.)

AusgangslageZuerst will man schauen, ob die SysRQs über-haupt schon aktiviert sind. Dazu öffnet man einTerminal und betrachtet mit

$ cat /proc/sys/kernel/sysrq

die Sachlage. Sollte cat 1 zurückliefern, ist dieOption aktiv und bei 0 eben nicht. Sollte letzte-res der Fall sein, gibt es zwei Möglichkeiten zurAktivierung.

Temporär für eine Sitzung, in dem man folgendenBefehl als root absetzt:

# echo 1 > /proc/sys/kernel/ysysrq

Dauerhaft über Öffnen und Editieren der Datei/etc/sysctl.conf mit Rootrechten:

# Disable the magic-sysrq key# kernel.sysrq = 0# Enable the magic-sysrq keykernel.sysrq = 1

Listing 1: sysrq-sysctl-part.conf

Hier muss die letzte Zeile kernel.sysrq = 0hinter dem Gleichheitszeichen auf 1 gestellt wer-den. Und danach kann es dann auch schon los-gehen.

Die TastenkombinationenÜber die magischen SysRQs kann man nun eini-ge Tastaturkombinationen und damit Befehle ein-geben. Ein häufig benutzter ist der, von der ein-gangs geschilderten Situation geforderte, saube-re Neustart des Systems. Wie funktionierts?

GrundsätzlichesDie magischen SysRQs werden immer überdie Tastaturkombination Alt + S-Abf bzw.Alt + Druck eingeleitet. Danach kann man durchAnfügen verschiedener Buchstabenkombinatio-nen die Befehle eingeben.

Sauberer Neustart des RechnersAlt + S-Abf + R + E + I + S + U + B führt zu ei-nem sauberen Neustart des Rechners [2] [3]. Zu-gegeben: Die Kombination scheint schwer erin-nerbar, was sich aber mit dem Merksatz „RaisingElephants Is So Utterly Boring“ oder „REISUB“bzw. rückwärts mit „BUSIER“ überbrücken lässt.

Was passiert bei diesem SysRQ genau?

ã R wie in unraw: Dem Xserver wird die Kontrol-le über das Keyboard entrissen.

ã E wie in term: Allen Prozessen außer Init wirdein SIGTERM gesendet.

ã I wie in kill: Allen Prozessen außen Init wirdein SIGKILL gesendet.

ã S wie in sync: Alle Daten aus dem Kernel-Cache werden auf die Festplatte geschrie-ben.

ã U wie in umount: Alle eingehängten Partitio-nen werden aus- und nur-lesbar wieder ein-gehangen.

ã B wie in reboot: Der Rechner wird herrun-tergefahren und neugestartet, ohne das Da-

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TIPPS & TRICKS

ten aus dem Kernel-Fesplatten-Cache auf dieFestplatte geschrieben werden und ohne Par-titionen auszuhängen.

Natürlich kann man diese SysRQs auch auf derKommandozeile – genauer: auf einer virtuellenKonsole – benutzen (falls die Druck-Taste nichtvorhanden ist). Eingabe als Root:

# echo r > /proc/sysrq-trigger# echo e > /proc/sysrq-trigger# echo i > /proc/sysrg-trigger# echo s > /proc/sysrq-trigger# echo u > /proc/sysrq-trigger# echo b > /proc/sysrq-trigger

Darüber hinus existieren noch weitere SysRQs,einen Überblick erhält man mit der Dokumenta-tion [4] oder aber über

# echo h | /proc/sysrq-trigger

Weitere Informationen sind auch im Archlinux-Wiki [2] und im Wiki von ubuntuusers.de [3] zufinden.

LINKS

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Magische_S-Abf-Taste

[2] http://wiki.archlinux.de/title/SysRQ

[3] http://wiki.ubuntuusers.de/Magic_SysRQ

[4] http://www.mjmwired.net/kernel/Documentation/sysrq.txt

Autoreninformation

Thorsten Schmidt schätzt fsck nurbedingt und ist deshalb begeistertüber die relativ neuen SysRQs, umdas System auch im eingefrorenenZustand sauber neu zu starten.

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„I’m An Idiot“ © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/530

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LATEX

Magazinerstellung mit LATEX – Das Layout von Dominik Wagenführ

L etzten Monat fragte Tony Wolf [1], wiedas Design von freiesMagazin jedenMonat mit Hilfe von LATEX entsteht. Die-

ser kurze Artikel soll einen Einblick geben,welche Möglichkeiten es zur Seitengestal-tung gibt.

Rundherum nur RandWie fast jeder Setzer weiß, ist der Satzspiegel [2]das A und O bei der Erstellung eines Magazins.Er gibt den beschreibbaren Bereich an und solltein einem guten Verhältnis zum nicht bedruckba-ren Bereich wie dem Rand stehen.

Normalerweise ist der Satzspiegel in den einzel-nen LATEX-Dokumentenklassen sehr gut für Print-medien ausgewählt. Für reine Online-Medienaber verschenkt man oft sehr viel Platz, den manbesser mit Text füllen könnte. Glücklicherweisegibt es verschiedene Möglichkeiten, den Satz-spiegel in LATEX nachträglich zu korrigieren.

Für die Einstellungen gibt es vor allem die Paketegeometry [3], typearea [4] und vmargin [5]. Lei-der konnte mit keinem der Pakete exakt das Lay-out erzeugt werden, welches für freiesMagazinvonnöten war. Aus diesem Grund wurde das Lay-out direkt geändert:

\setlength{\hoffset}{-2.4cm}\setlength{\voffset}{-0.4cm}\setlength{\textwidth}{27cm}\setlength{\textheight}{17.5cm}

\setlength{\footskip}{1.4cm}\setlength{\headheight}{1.2cm}\setlength{\headsep}{0.6cm}\renewcommand{\headrulewidth}{0ypt}

Listing 1: magazinlayout-format.tex

Zur Erklärung der Längen:

ã hoffset – Horizontale Verschiebung der lin-ken oberen Ecke des Textkörpers

ã voffset – Vertikale Verschiebung der linkenoberen Ecke des Textkörpers

ã textwidth – Breite des Textkörpersã textheight – Höhe des Textkörpersã footskip – Höhe der Fußzeileã headheight – Höhe der Kopfzeileã headsep – Abstand zwischen Kopfzeile und

Textkörperã headrulewidth – Da dies keine direkte Län-

ge ist, wird es per renewcommand neu ge-setzt. Es gibt die Höhe der Trennlinie zwi-schen Kopfzeile und Textkörper an.

Hinweis: Man sollte aber, wenn es geht, auf diedirekte Änderung dieser Größen verzichten undbesser eines der oben genannten Pakete benut-zen.

Um den Satzspiegel zu sehen, eignet sich dasPaket showframe [6] gut, welches Rahmen umdie einzelnen Bereiche zeichnet.

Das hat Kopf und FußUm die Kopf- und Fußzeile neu zu definieren, be-nötigt man folgende Befehle:

ã \pagestyle{fancy} – Benötigt man, um ei-ne eigene Kopf- und Fußzeile angeben zukönnen. Hierzu muss zuvor das LATEX-Paketfancyhdr [7] eingebunden werden.

ã \lhead / \lfoot – Definition des linken Be-reichs der Kopf-/Fußzeile

ã \chead / \cfoot – Definition des mittlerenBereichs der Kopf-/Fußzeile

ã \rhead / \rfoot – Definition des rechten Be-reichs der Kopf-/Fußzeile

Die Definition war bis vor ein paar Monaten nochauf reinen Text beschränkt:

\pagestyle{fancy}\lfoot{\copyright{} \fm{} \hrefy{http://www.gnu.org/copyleft/yfdl.html}{GNU FDL}}\cfoot{\textcolor{hpgrey}{yAusgabe XX}}\rfoot{\sf{\textcolor{hpgrey}{\ythepage}}

Listing 2: magazinlayout-definition-alt.tex

Die Kopfzeile wurde dann in jedem Artikel neugesetzt, da sich die Kategorie meistens ändert:

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LATEX

\newcommand{\Kopfzeile}[2]{\yrhead{\textcolor{hpgrey}{\ytextsc{\large #1}}\\[-0.4cm]\textcolor{orange}{\ruley{#2}{1.5pt}}}}

Listing 3: magazinlayout-kopfzeile-alt.tex

Auch die Fußzeile musste angepasst werden, dadie Ausgabe (z. B. „08/2009“) jeden Monat neueingetragen werden muss:

\newcommand{\Fusszeile}[1]{\ycfoot{\sf{\textcolor{hpgrey}{yAusgabe #1}}}

Listing 4: magazinlayout-fusszeile-alt.tex

Nochmal von vorn: Kopf und Fuß in schönWie oben erwähnt, war lange Zeit nur die rei-ne Darstellung von Text möglich, da sich Bilder,vor allem wenn sich diese über die gesamte Sei-tenbreite erstrecken sollen, nur schwer bis garnicht einbringen lassen wollten. Mit dem Pakettextpos [8] gelang dies letztendlich.

Das LATEX-Paket kann eine Seite in ein Gitter un-terteilen und diese Blöcke einzeln ansprechen,um dort LATEX-Code eine Schicht unter (oderüber) dem eigentlichen Text einzubetten. Und na-türlich lassen sich damit auch Bilder absolut po-sitionieren.

Zuerst muss man das Gitter erstellen, indem manden Nullpunkt und die Anzahl von horizontalenund vertikalen Unterteilungen angibt:

\textblockorigin{2.4cm}{0.4mm}\TPGrid{60}{42}

Listing 5: magazinlayout-tpgrid.tex

freiesMagazin nutzt also ein Gitter von 60x42Kästchen. Die Aufteilung richtete sich da-bei nach der Größe der einzubettenden Bil-der. Für das Neusetzen des Ursprungs mit\textblockorigin, muss das textpos-Paketzwingend mit der Option absolute eingebundenwerden.

Um einen Block anzusprechen, nutzt man dieSyntax

\begin{textblock}{BREITE}(yHORIZ_STARTBLOCK ,yVERT_STARTBLOCK)INHALT\end{textblock}

Listing 6: magazinlayout-textbock.tex

Auf diese Art kann man also die komplette Fuß-zeile neu gestalten:

\pagestyle{fancy}\lfoot{\copyright{} \fm{} \hrefy{http://www.gnu.org/copyleft/yfdl.html}{GNU FDL}}\cfoot{\begin{textblock}{60}(0,40)\vspace{3px}

\includegraphics[width=\ytextwidth ,height=36px]{Static/ytitellinie -unten.png}\end{textblock}}\rfoot{\sf{\textcolor{ydunkelgrau}{\thepage}}}

Listing 7: magazinlayout-definition-neu.tex

Genau genommen wird hier also getrickst, weileigentlich keine echte Fußzeile gesetzt, sondernnur ein Bild absolut unter dem Fußzeilentext po-sitioniert wird.

Gleiches gilt auch für die Kopfzeile, in die die Ka-tegorie eingebunden wird:

\newcommand{\Kopfzeile}[1]{\rhead{\begin{textblock}{1}(58,1)\vspace{2px}\includegraphics[width=17px]{yStatic/fm-logo-klein.pdf}\end{textblock}\begin{textblocky}{30}[1.025,0](58,1)\vspace{4px}\hfill\textcolor{dunkelgrau}{\ytextsc{\Large #1}}\\[-0.4cm]\hfill\textcolor{orange}{\ruley{6cm}{1.5pt}}\end{textblock}\begin{textblock}{60}(0,0)\vspace{10px}

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LATEX

\includegraphics[width=\ytextwidth ,height=36px]{Static/ytitellinie -oben.png}\end{textblock}}}

Listing 8: magazinlayout-kopfzeile-neu.tex

Wie man sieht, ist es auch möglich, verschie-dene Blöcke übereinander zu stapeln. Mit den

Rahmen zeigen die Aufteilung des Satzspiegels.

Standardeinstellungen gilt, dass der zuletzt an-gegebene Block die unterste Ebene einnimmt.

Das Paket textpos kann natürlich noch viel mehr.So kann man bestimmen, an welcher Stelle imBlock der Text gedruckt werden soll, wie imBeispiel am optionalen Argument [1.025,0] in\begin{textblock}{30}[1.025,0](58,1) zusehen. Dies bedeutet, dass der Text 102.5 %(also leicht dahinter) und 0 % (das heißt ganz

oben) vom Block ausgesehen anfängt.Für alles andere soll-te man sich die Do-kumentation des Pa-ketes durchlesen.

Zusammen-fassungDie größte Schwie-rigkeit bei der Ma-gazinerstellung mitLATEX ist zum einen,den Satzspiegel ei-nigermaßen schönzu erstellen, um denPlatz ausreichend zunutzen – ohne gleicherdrückend zu wir-ken. Zum anderen istdie Ausnutzung biszum Rand für Kopf-und Fußzeilen ein

Balanceakt, bei dem man viel testen muss, eheein gutes Ergebnis gefunden wird.

LINKS

[1] http://www.freiesmagazin.de/20090705-juliausgabe-erschienen#comment-130

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Satzspiegel

[3] http://dante.ctan.org/CTAN/help/Catalogue/entries/geometry.html

[4] http://dante.ctan.org/CTAN/help/Catalogue/entries/typearea.html

[5] http://dante.ctan.org/CTAN/help/Catalogue/entries/vmargin.html

[6] http://ctan.org/tex-archive/help/Catalogue/entries/showframe.html

[7] http://ctan.org/tex-archive/help/Catalogue/entries/fancyhdr.html

[8] http://ctan.org/tex-archive/help/Catalogue/entries/textpos.html

Autoreninformation

Dominik Wagenführ ist Redakteurbei freiesMagazin und hat dasLayout, welches von Arne Weinbergentworfen wurde, in LaTeX umgesetzt.

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PDF

PDF-Betrachter im Test von Dominik Wagenführ

P DF-Betrachter gibt es fast wie Sandam Meer. Jede Desktopumgebung hatsein eigenes Modell, am bekanntes-

ten sind sicherlich Evince unter GNOME undOkular unter KDE. Für diesen Artikel sollenaber auch andere, weniger bekannte PDF-Betrachter unter Linux getestet werden.

Für den Test wird ein 32-Bit-Ubuntu 9.04 „JauntyJackalope“ in einer virtuellen Maschine benutzt.Getestet werden soll das normale Arbeiten miteinem PDF-Betrachter. Dazu zählt natürlich dasBetrachten von PDF-Dokumenten, die Darstel-lung des Inhaltsverzeichnisses und der Vorschau-elemente, das Verhalten bei Links und auch dasMarkieren und Kopieren von Text. Als Test-PDFswurde die diversen freien PDF-Linux-Magazinegenutzt, die es im Netz gibt.

Hinweis: Der folgende Test erhebt keinerlei An-spruch auf Vollständigkeit oder Objektivität. Si-cherlich gibt es noch andere PDF-Betrachter, dienicht getestet wurden, und auch Funktionen, dienicht erwähnt werden. Es kann auch vorkommen,dass eine Funktion in einem PDF-Betrachter exis-tiert, aber nicht gefunden wurde.

Kurzvorstellung der KandidatenAdobe ReaderDer Adobe Reader [1] stammt – wie der Na-me sagt – von der Firma Adobe, welche inden 90ern das Portable Document Format (PDF)

entwickelt hat [2]. Unter Windows ist der PDF-Betrachter quasi Standard und wird auf verschie-denen Spiele- und Magazin-DVDs mit ausgelie-fert.

Der große Nachteil des Reader ist, dass er pro-prietär und der Quellcode deshalb nicht zugäng-lich ist. Bei Sicherheitsproblemen (von denen esin der Vergangenheit zahlreiche gab) muss manauf die Behebung seitens Adobe warten.

ePDFViewePDFView [3] ist ein sehr schlanker PDF-Reader,der Ähnlichkeiten zu Evince (siehe unten) auf-weist, dabei aber ohne die GNOME-Bibliothekenauskommt und daher auch leichter in anderenDesktopumgebungen eingesetzt werden kann.

EvinceEvince [4] ist der Standard-PDF-Betrachter un-ter GNOME. Sein Ziel ist es, die verschiede-nen Fähigkeiten der (früheren) diversen GNOME-Lösungen in einem Programm zu vereinen. LautHomepage kann das Programm neben PDFsauch Postscript, djvu, Tiff und DVI öffnen [5].

Foxit ReaderFoxit Reader für Linux [6] ist Freeware (d. h.kostenlos), aber Closed Source (man kann dieCodequellen nicht einsehen). Laut eigenen An-gaben handelt es sich um einen sehr schlankenund schnellen PDF-Betrachter, der dennoch kei-ne Funktionen vermissen lassen soll.

Da das Programm nicht in den Paketquellen exis-tiert, muss man ein Archiv von der Webseite her-unterladen und dieses entpacken. Darin befin-det sich dann nur eine Binärdatei zum Ausführen.Den Foxit Reader gibt es nur in englischer Spra-che.

OkularOkular [7] ist der Standard-PDF-Betrachter un-ter KDE seit KDE4. Er basiert auf dem früherenStandard-Betrachter KPDF [8] und löste diesenin der neuen KDE-Version ab. Bei einer ande-ren Desktopumgebung als KDE hat Okular leiderden großen Nachteil, dass sehr viele Bibliothe-ken nachinstalliert werden müssen. Unter KPDFwar dies noch mit weniger Abhängigkeiten ver-bunden. Okular beherrscht zahlreiche Formatewie PDF, PostScript, Tiff und Dvi, aber auch Bil-der oder Open-Document-Dateien können damitgeöffnet werden [9].

ViewPDF/VindalooViewPDF (bzw. inzwischen Vindaloo ge-nannt) [10] ist Teil von ImageApps, einem Pro-jekt, welches auf dem GNUstep-Framework [11]basierende Programme zur Arbeit mit Bilddoku-menten anbietet. ViewPDF hat sich seit 2005aber nicht mehr verändert und befindet sich da-mit nicht mehr in aktiver Entwicklung.

Als einziges Programm arbeitet ViewPDF mit ei-nem Menü in einem separaten Fenster. So gutwie alle Befehle lassen sich per Tastenkürzel

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PDF

Das Menü von View-PDF/Vindaloo.

(meist Alt plus eine ande-re Taste) leicht erreichen.

XpdfDie Mutter – oder derVater – vieler PDF-Programme ist Xpdf [12],da die meisten PDF-Betrachter Codeteile ausXpdf nahmen, um ihrProgramm darauf auf-zubauen. Da dies zuumständlich war, wirdvon den meisten PDF-Betrachtern inzwischendas von Xpdf abgeleite-

tes Projekt Poppler [13] benutzt.

Die Oberfläche von Xpdf wirkt etwas altertümlichund nicht mehr ganz zeitgemäß.

Der TestDie einzelnen Bereiche wurde nach verschiede-nen Kriterien bewertet:

BewertungKürzel Bedeutung++ Funktion steht gut zur Verfügung und bietet

noch Besonderheiten+ Funktion steht gut zur Verfügungo Funktion steht marginal zur Verfügung- Funktion steht zur Verfügung, arbeitet aber

nicht gut-- Funktion steht nicht zur Verfügung

Das Inhaltsverzeichnis wird im Adobe Reader umgebrochen.

BetrachtenAdobe ReaderIn der Werkzeugleiste befindet sich neben denZoomknöpfen auch ein Dropdownfeld, über dasman variable Zoomstufen einstellen kann. Es istebenso möglich, das Dokument auf die Fens-tergröße, die Fensterbreite oder die Seitenbreitezu skalieren. Auch ein Zoom per Strg + + undStrg + - oder Strg + Mausrad sind möglich.

Per Bild auf und Bild ab oder alternativ perSpace und Shift + Space kann man vorwärtsund rückwärts durch das Dokument navigieren.Am einfachsten geht das Scrollen aber per Maus-rad.

Welche Seiten und wie die-se angezeigt werden, kannman unter „Anzeige » Sei-tenanzeige“ einstellen. Soist es möglich, ein oderzwei Seiten nebeneinan-der und diese dann auchfortlaufend untereinanderanzuzeigen.

Sollte die Ausrichtung desPDF nicht stimmen, kannman diese über „Anzei-ge » Ansicht drehen“ ver-ändern.

Bewertung: ++

ePDFViewÜber die Knöpfe „Zoomzur Fenstergröße“ und

„Zoom zur Fensterweite“, die man auch im Menü„Ansicht“ findet, kann man leicht den Zoom ein-stellen. Zusätzlich ist dieser durch ein Kästchenvariabel einstellbar. Per Strg + + und Strg + -kann man ebenfalls zoomen. Ein dynamischerZoom per Mausrad ist aber nicht möglich.

Per Bild auf und Bild ab oder noch einfacher perMausrad scrollt man durch das Dokument.

Sollte die Ausrichtung des PDF nicht stimmen,kann man diese über „Ansicht » Nach rechts ro-tieren“ bzw. „Ansicht » Nach links rotieren“ korri-gieren.

Bewertung: o

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PDF

EvinceDie Ansicht in Evince ist sehr variabel. Unter„Ansicht“ kann man entweder die ganze Sei-te „Einpassen“ oder nur die „Seitenbreite ein-passen“. Das Zoomen geht leicht per Tasta-tur Strg + + und Strg + - oder per Maus überStrg + Mausrad. Für den Zoom gibt es im Haupt-fenster zudem noch ein separates Drop-Down-Feld. Dort kann man auch einstellen, ob dasPDF „Fortlaufend“ gezeigt werden soll. Per Maus-rad oder Bild auf / Bild ab wird dann fortlaufenddurch das Dokument navigiert. Ansonsten siehtman immer nur eine Seite auf einmal. Schadeist, dass man nicht per Mausrad navigieren kann,wenn man nicht auf „Fortlaufend“ stellt. Hiermuss man dann zwingend die Tastatur bedienenoder die Knöpfe in der Werkzeugliste anklicken.Im „Fortlaufend“-Modus kann man auch über dierechte Taste und „Automatischer Bildlauf “ alleinüber die Mausbewegung hoch und runter scrol-len.

Über „Ansicht » Zweiseitig“ kann man auch zweiSeiten nebeneinander darstellen.

Sollte die Ausrichtung des PDF nicht stimmen,kann man diese über „Bearbeiten » Nach linksdrehen“ bzw. „Bearbeiten » Nach rechts drehen“korrigieren.

Bewertung: +

Foxit ReaderUnter „View » Zoom“ findet man verschiedeneMöglichkeiten, die Seite an die gewünschte Fens-tergröße anzupassen: „Fit Width“, „Fit Height“

In Okular behält man die Gesamtübersicht.

oder „Fit Page“ stehen zurAuswahl. Zoomen kann manmit den Tasten Strg + +und Strg + - bzw. mitStrg + Mausrad. Einen freieinstellbaren Zoom gibt esaber nicht. Durch ein PDF-Dokument scrollt man ent-weder bequem über dasMausrad oder benutzt wiegewohnt die Tasten Bild aufund Bild ab .

Im Menü „View » Page Lay-out“ kann man einstellen, obeine einzelne Seite („SinglePage“) oder zwei Seiten ne-beneinander („Facing“) dar-gestellt werden sollen. Überdie zugehörige „Continuous“-Auswahl kann mandas PDF-Dokument auch durchgängig anschau-en.

Die Ausrichtung des Dokument legt man über„View » Rotation“ fest.

Bewertung: +

OkularOkular hat einen ähnlichen Funktionsumfangwie Evince. Über das Menü „Ansicht“ kann mandie „Ganze Seite“ anzeigen oder auf „Seitenbrei-te“ skalieren. Man kann auch per Strg + + undStrg + - oder per Maus über Strg + Mausradzoomen. Für den Zoom gibt es in der

Werkzeugleiste außerdem ein separates Drop-Down-Feld, in das man auch variable Werte ein-tragen kann.

Über eine separate Lupe ( Strg + 2 ) kann manBereiche markieren, in die dann hineingezoomtwird. Per Rechtsklick zoomt man einen Schrittheraus.

Unter „Ansicht“ kann man auch einstellen, obdas Dokument „Fortlaufend“ dargestellt werdensoll. Die Navigation geht aber in allen Fällen im-mer per Mausrad oder Bild auf / Bild ab .

Über „Ansicht » Anzeigemodus“ kann man aucheinstellen, ob zwei „Gegenüberliegende Seiten“

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 26

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PDF

nebeneinander dargestellt werden sollen odergar, ob man eine „Übersicht“ anzeigen möchte.

Die Ausrichtung des Dokuments kann man über„Ansicht » Ausrichtung“ festlegen.

Bewertung: ++

ViewPDFViewPDF bietet zur Ansicht unter „View“ die Op-tionen „Fit Width“, „Fit Height“ und „Fit Page“. Al-le drei Optionen sind auch im Fenster unterhalbdes PDF als Icons zu erreichen. Über Alt + +und Alt + - kann man in das Dokument zoo-men oder per Alt + Shift + + zur Standardgrößewechseln.

Die Navigation funktioniert über Pfeile amunteren PDF-Rand oder über Bild auf undBild ab . Alternativ kann man auch Space undShift + Space oder Alt + D und Alt + B zur Na-vigation nutzen.

Eine Navigation per Mausrad ist leider nicht mög-lich.

Bewertung: o

XpdfAm unteren Bildschirmrand findet man ein Drop-Down-Menü, über das man die Zoomstufe oderdie Optionen „fit page“ und „fit width“ einstellenkann. Einen frei einstellbaren Zoom gibt es überUmwege, wenn man mit der linken Maustasteeinen Bildbereich markiert und dann über dierechte Maustaste „Zoom to selection“ auswählt.Einen Mausrad-Zoom gibt es nicht.

Über das Kontextmenü kann man auch die „Con-tinous view“ aktivieren. Dann werden die PDF-Seiten durchgehend angezeigt und nicht nur eineSeite auf einmal. Per Bild auf und Bild ab odereinfach über das Mausrad kann man durch dieSeiten navigieren. Alternativ kann man die Tas-ten N (für „next“) und P (für „previous“) benut-zen.

Für die Ausrichtung des PDF-Dokuments ste-hen im Kontextmenü der rechten Maustaste dieEinträge „Rotate counterclockwise“ und „Rotateclockwise“ zur Verfügung.

Bewertung: o

Inhaltsverzeichnis und VorschauAdobe ReaderAm linken Rand findet man zwei Symbole,

Das Inhaltsverzeichnis in ePDFView.

über die man das Inhaltsverzeich-nis oder die Vorschaubilder ein-blenden lassen kann. Beide Ein-träge findet man auch im Menüunter „Anzeige » Navigationsfenster» Lesezeichen“ bzw. „Anzeige » Na-vigationsfenster » Seiten“. Über dieOptionen (das kleine Zahnrad überder Seitenleiste) kann man auch dieGröße der Vorschaubilder oder dieGröße des Textes im Inhaltsverzeich-nis einstellen.

Bewertung: ++

ePDFViewÜber „Ansicht » Übersicht anzeigen“bzw. F9 kann man die Seitenleiste

einblenden, in welcher das Inhaltsverzeichnis an-gezeigt wird, falls das PDF ein solches anbietet.(Im Test stellte nur freiesMagazin ein enstpre-chendes Inhaltsverzeichnis bereit.) Eine Seiten-vorschau gibt es nicht.

Bewertung: o

EvinceWie bei ePDFView kann man über „Ansicht » Sei-tenleiste“ bzw. F9 die Seitenleiste einblenden. Indieser sieht man die Vorschaubilder, die eine fes-te Größe haben. Man kann aber auch auf das In-haltsverzeichnis umstellen, in dem man oberhalbder Vorschaubilder auf den kleinen Pfeil nach un-ten klickt und dann „Inhalt“ auswählt, falls diesesverfügbar ist.

Bewertung: +

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 27

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PDF

Foxit ReaderFoxit Reader hält in der Navigationsleiste, dieman über „Navigation Panel » Show NavigationPanel“ ein- und ausblenden kann, sowohl Vor-schaubilder („Pages“) als auch das Inhaltsver-zeichnis („Bookmarks“) bereit. Die Vorschaubil-der haben eine feste Größe und können nicht ge-ändert werden.

Bewertung: +

OkularÜber „Einstellungen » Navigationsbereich anzei-gen“ oder F7 blendet man die Seitenleiste ein.Über die Symbole ganz rechts hat man die Mög-lichkeit, entweder den „Inhalt“ oder alternativ da-zu „Vorschaubilder “ anzuzeigen. Daneben kannman sich gesetzte „Lesezeichen“ anzeigen las-sen. Eine besondere Funktion ist, dass man so-wohl das Inhaltsverzeichnis als auch die Vor-schaubilder durchsuchen kann. Mithilfe des Ein-gabefeldes über dem jeweiligen Bereich filtertman so nur die Treffer heraus, die einen wirklichinteressieren.

Bewertung: ++

ViewPDFEs gibt keine Möglichkeit, ein Inhaltsverzeichnisoder Vorschaubilder anzuzeigen.

Bewertung: --

XpdfAuf der rechten Seite ist beständig eine Seiten-leiste mit dem Inhaltsverzeichnis sichtbar, fallsdas PDF dieses integriert hat. Die Leiste lässtsich nicht ausblenden, man kann sie über die

In ViewPDF gibt es weder Inhaltsverzeichnis nochVorschaubilder.

Trennleiste (der viereckige Knopf zum Verschie-ben befindet sich am unteren Rand) so kleinmachen, dass sie nicht mehr sichtbar ist. EineSeitenvorschau gibt es nicht.

Bewertung: o

Verhalten bei LinksAdobe ReaderLinks sind klickbar, aber nicht immer als sol-che zu erkennen. Nur interne Links werdendurch einen veränderten Mauszeiger kenntlichgemacht. Bei externen Links verändert sich derZeiger nicht. Dafür wird bei externen Links dieZiel-URL als Popup angezeigt, was wiederum beiinternen Links fehlt.

Links werden im GNOME-Standardbrowser geöffnet. Bei je-dem Klick nervt aber eine Sicher-heitswarnung, dass das Dokumenteine Webseite öffnen will. Dieskann man „Zulassen“ oder „Blockie-ren“. Die Aktion kann man nur fürdie Webseite speichern, nicht aberfür das Dokument. Das Verhaltenkann man in den Optionen unter„Bearbeiten » Voreinstellungen . . .» Berechtigungen » Internetzugriff» Einstellungen ändern . . . » AlleWebsites zulassen“ ändern.

Bewertung: +

ePDFViewLinks sind klickbar und werdenin den Einstellungen („Bearbeiten »

Preferences“) eingetragenem Browser geöffnet.Es wird dabei aber vorab nirgends angezeigt, wo-hin ein Link führt. Auch lassen sich Links nichtper Rechtsklick auf selbigen kopieren.

Bewertung: -

EvinceAlle Links sind klickbar und öffnen sich im unterGNOME eingestellten Standardbrowser. Wennman mit der Maus über einen Link fährt, wirddie URL als Popup angezeigt. Dies funktioniertauch bei internen Verweisen, bei der die anzu-springende Seitennummer angezeigt wird. PerRechtsklick auf einen Link kann man diesen auchin die Zwischenablage kopieren.

Bewertung: ++

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PDF

Foxit ReaderDie Links sind klickbar und öffnen sich im unterGNOME eingestellten Standardbrowser, nervenaber mit einer Sicherheitswarnung, dass das Pro-gramm eine Internetseite öffnen möchte. Aller-dings werden weder interne noch externe Linksmit dem Ziel angezeigt, sodass man nicht weiß,wo man nach dem Klicken landet. In der Sicher-heitswarnung sollte daher wenigstens auch dieZiel-URL angegeben sein. Die Kopie eines Linksin die Zwischenablage ist nicht möglich, da alledrei Maustasten bei einem Klick sofort den Linköffnen wollen.

Zusätzlich hat man bei kleineren ZoomstufenProbleme, einen Link zu treffen, da der klickba-re Bereich nicht mehr deckungsgleich mit demeigentlichen Text ist. Links à la [X], wie siein freiesMagazin verwendet werden, sind daherkaum zu treffen.

Bewertung: -

OkularDas Ergebnis ist hier identisch zu Evince. Linkswerden aber im per update-alternatives ein-gestellten x-www-browser geöffnet.

Zusätzlich kann man per Rechtsklick auf einenLink die „Verknüpfungsadresse kopieren“.

Bewertung: ++

ViewPDFLinks sind nicht anklickbar und können so wederbenutzt noch kopiert werden.

Bewertung: --

XpdfLinks sind klickbar und werden mit dem GNOME-Standardbrowser geöffnet. Da Xpdf im Test nurmit englischer Sprachunterstützung startete, wirdauch der Browser in Englisch gestartet, was füretwas Verwirrung sorgen könnte.

Wenn man mit der Maus über einen Link fährt,verändert sich der Mauszeiger zu einer Hand undin der unteren Leiste wird das Ziel des Links an-gegeben. Dies funktioniert aber nur bei externenLinks. Bei internen Links sieht man nur ein „[inter-nal link]“ in der Anzeige.

Dazu passiert es, wenn man mit der linkenMaustaste in den Text klickt oder eine Passage

Xpdf stellt nur den Inhalt als Übersicht zur Verfügung.

markiert, dass die Linksnicht mehr angezeigt wer-den (weder per Mauszei-ger, noch durch URL-Anzeige), sie bleibenaber immerhin klickbar.

Bewertung: o

Markieren und Kopie-renAdobe ReaderÜber das Menü „Werk-zeuge » Auswählenund zoomen » Auswahl-Werkzeug“ muss manzuerst das richtige Werk-zeug wählen. Der Textlässt sich danach ein-fach per gedrückter lin-

ker Maustaste markieren. Dabei ist auch eineeinzelne spaltenweise Markierung möglich.

Nach dem Kopieren mit Strg + C werden beimEinfügen Trennstriche entfernt und Wörter kor-rekt zusammengesetzt. Auch eingebettete Bilderstellen kein Problem dar.

Bewertung: ++

ePDFViewEs ist nicht möglich, Texte zu markieren oder zukopieren.

Bewertung: --

EvinceKopieren kann man einen Text, indem manihn, wie in jedem Textprogramm, mit der Maus

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PDF

markiert und dann per Strg + C oder rechterMaustaste und „Kopieren“ kopiert. Problematischsind dabei aber grundsätzlich Dateien mit mehr-spaltigen Layout, da der Text nicht spalten- son-dern zeilenweise kopiert wird. Dadurch ist die Ko-pierfunktion in solch einem Fall nicht zu gebrau-chen.

Bewertung: -

Foxit ReaderMöchte man Text kopieren, wählt man in derWerkzeugleiste das „T“-Symbol oder im Me-nü „Tools » Text Selection Tool“. Danach kannman um den gewünschen Bereich mit gedrück-ter linker Maustaste einen Rahmen ziehen und

Die Selektion des Foxit Readers geschieht buchstabenweise.

sieht sofort, welche Wörter markiert werden. DerText wird nach dem Loslassen der Maustasteauch gleich in die Zwischenablage kopiert. Da-bei macht auch die Kopie von mehrspaltigemText keine Probleme.

Wer Bilder extrahieren möchte, kann über „Tools» Snapshot“ bzw. das Kamera-Symbol in derWerkzeugleiste wie zuvor auch einen Rahmenum den gewünschten Bereich ziehen. Nach demLoslassen wird der Ausschnitt in die Zwischen-ablage kopiert. Diese kann dann in Programmenwie Gimp eingefügt und bearbeitet werden.

Bewertung: ++

OkularDie Markierfunktion funktio-niert unter Okular etwas an-ders als gewohnt, da es zweiMöglichkeiten gibt.

Die erste Möglichkeit ist, dassman auf „Auswahl“ in derWerkzeugleiste klickt oderStrg + 3 drückt. Danachzieht man mit der linkenMaustaste einen Rahmenum den gewünschten Textbe-reich und wählt im öffnendenPopup-Fenster „In die Zwi-schenablage kopieren“. Da-nach kann man den Text in ei-nem Editor einfügen. Zusätz-lich kann man den Bereichauch als Bild ausschneiden

oder gleich speichern. Ein Vorteil ist, dass manauf diese Art auch einzelne Spalten selektierenund kopieren kann.

Die zweite Möglichkeit ist die direkte Textaus-wahl per Strg + 4 . Einfach mit der Maus markie-ren und per Strg + C kopieren. Es wird hierbeizwar auch der Text in allen Spalten markiert, die-ser wird aber danach (meistens) in der richtigenReihenfolge spaltenweise eingefügt. In manchenFällen, vor allem in Verbindung mit textumflosse-nen Bildern, gibt es aber die gleichen Problemewie bei Evince.

Bewertung: o

ViewPDFEs ist nicht möglich, Texte zu markieren oder zukopieren.

Bewertung: --

XpdfWie oben beschrieben, kann man mit der linkenMaustaste Bildbereiche markieren. In einem Text-editor kann man dann über die mittlere Maustas-te den gewählten Bereich einfügen. Das mehr-spaltige Kopieren macht aber manchmal Proble-me.

Bewertung: o

DruckenAdobe ReaderDer Druckdialog über „Datei » Drucken“ oderStrg + P sieht ohne Reiter etwas überladenaus, bietet aber eine Vielzahl von Möglichkei-ten. So ist Duplexdruck (über die „Eigenschaften“

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PDF

Der Druckdialog des Adobe Readers.

des Druckers) möglich, mehrere Seiten pro Blattkann man unter „Seiteneinstellungen“ druckenund auch ansonsten kann man alles einstellen,was man braucht. Positiv erwähnen muss mandie Druckvorschau im rechten Bereich, in derman sofort das eingestellte Ergebnis sieht.

Bewertung: ++

ePDFViewÜber Strg + P oder „Datei » Print“ gelangt manzum Druckmenü. Hier kann man nur auswählen,

ob man alle oder nur ausge-wählte Seiten drucken möchte.Im Test war darüber hinaus ein-zig das Drucken im Graustufen-modus möglich.

Bewertung: -

EvinceDas Drucken eines Dokumentsoder Teilen davon geht leichtper Strg + P oder „Datei » Dru-cken“. Man kann nicht nur aus-wählen, welche Seiten mandrucken möchte, sondern fin-det im Reiter „Seite einrichten“auch die Möglichkeit, bis zu 16Seiten pro Blatt beidseitig ska-liert und in besonderer Reihen-folge zu drucken.

Bewertung: ++

Foxit ReaderÜber das Menü „File » Print“kann man entweder das Doku-

ment seitenweise oder aber einzelne Seitenbe-reiche ausdrucken. Bis auf die Skalierung der ge-samten Seite kann man nichts weiter einstellen.

Bewertung: o

OkularDie Druckoptionen sind – bis auf das andere Aus-sehen – identisch zu Evince. Das heißt, Duplexund mehrere Seiten pro Blatt sind kein Problem.

Bewertung: ++

Hinweis: Die Druckvorschau von Okular zeigtegrundsätzlich nur leere Seiten an. Es ist nicht klar,ob das auf den nicht existenten Drucker zurück-zuführen oder ein Fehler in Okular ist. Ebenfallsist nicht klar, ob auch der reale Ausdruck nur lee-re Seiten erzeugt, da der Drucker nicht bis zur Vir-tuellen Maschine durchgeschleust werden konn-te. Es wird hier im Zweifel für das Programm ent-schieden.

ViewPDFMan kann mit ViewPDF keine PDF-Dokumenteausdrucken.

Bewertung: --

XpdfDer Druckdialog, den man durch das Symbol inder unteren Leiste oder durch Strg + P erreicht,ist sehr spartanisch. Man kann nur den Seitenbe-reich einstellen, den man drucken will.

Daneben wird kein Drucker ausgewählt, sondernman muss direkt den Druckbefehl (meist überlpr [14]) angeben. In der heutigen Zeit ist dasnicht sonderlich komfortabel.

Bewertung: -

SuchenAdobe ReaderDie Suche erreicht man über das Menü „Bearbei-ten“ oder per Strg + F . Man landet in einem un-scheinbaren Feld in der Werkzeugleiste, in dasman den Suchbegriff eingeben kann. Klickt manauf den kleinen schwarzen Pfeil daneben, hatman auch die Möglichkeit, nur ganze Wörter zu

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PDF

suchen und die Groß-/Kleinschreibung zu beach-ten.

Probleme gibt es aber bei der Suche nach Um-lauten. So wird bei der Suche nach „änder“ auchdas Wort „anderen“ gefunden. Maybe it’s a bugand not a feature. ;)

Bewertung: +

ePDFViewPer Strg + F bzw. „Bearbeiten » Suche“ kannman leicht suchen, indem man am unteren Randden Suchbegriff eingibt. Besondere Suchar-ten (z. B. Beachtung von Groß-/Kleinschreibung)kann man nicht einstellen. Durch die zugehöri-gen Knöpfe „Suche vorwärts“ und „Suche rück-wärts“ kann man durch die Suchergebnisse navi-gieren.

Bewertung: o

EvinceDie Suche funktioniert identisch zu ePDFView.Nur kann man zusätzlich per Strg + G undStrg + Shift + G durch die Suchergebnisse na-vigieren. Weiter werden grundsätzlich alle Ergeb-nisse auf einer Seite eingerahmt, aber nur dasaktuelle markiert.

Bewertung: o

Foxit ReaderPer Strg + F erscheint der Suchdialog, in demman den Suchbegriff eingibt und per „Find Next“oder „Find Previous“ suchen kann. Über dieOption „Match sense“ wird auch die Groß-/Kleinschreibung beachtet. Ebenso möglich ist

Die Vorschauansicht in Evince.

die Suche nach ganzen Wörtern („Match wholeword only “).

Bewertung: +

OkularAuch in Okular ist die Suche per Strg + F oderdas Menü erreichbar. Als Besonderheit gibt esaber extra „Einstellungen“, die man ganz rechtsunten in der Suchleiste findet. Dort kann manaber auch einstellen, dass Okular die „Groß-/Kleinschreibung beachten“ soll.

Bewertung: ++

ViewPDFEine Suche in PDF-Dokumenten ist nicht mög-lich.

Bewertung: --

XpdfPer Strg + F oder das Fernglas-Symbol in der unteren Leiste kannman Begriffe suchen. Für die Rück-wärtssuche muss man die Option„Search backward“ aktivieren. Po-sitiv erwähnen muss man die Op-tion „Match case“, mit der auchdie Groß-/Kleinschreibung beach-tet wird.

Bewertung: +

FormulareAdobe ReaderNachdem das PDF geladen wur-de, kann man per Tab bzw.Shift + Tab zwischen den einzel-

nen Feldern navigieren und das Formular ausfül-len. Ein Knopf „Felder markieren“ zeigt alle Ein-gabefelder gesondert an.

Bewertung: +

ePDFViewDas PDF wird geöffnet, aber es können keineEingabefelder ausgewählt oder gar Daten einge-tragen werden.

Bewertung: --

EvinceDas PDF-Formular lässt sich öffnen und mankann in die mit der Maus markierten Eingabe-felder Daten eintragen. Ein Wechsel zwischenden verschiedenen Feldern war nur mit der Mausmöglich.

Bewertung: o

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PDF

Foxit ReaderDas PDF-Formular wird geöffnet, aber es kannnichts in die Eingabefelder eingetragen werden.

Bewertung: --

Die Vorschauansicht im Foxit Reader.

OkularWenn das PDF geladen wurde, weist Okulardarauf hin, dass es sich um ein Formular han-delt. Per Klick auf „Formular einblenden“ oder

„Ansicht » Formular einblenden“ werden die aus-füllbaren Felder gesondert angezeigt. Mit Tabbzw. Shift + Tab kann man zwischen den einzel-nen Felder navigieren.

Bewertung: +

ViewPDFDas PDF wird geöffnet, aber es könnenkeine Eingabefelder ausgewählt oder garDaten eingetragen werden.

Bewertung: --

XpdfDas PDF wird geöffnet, an den Stellen, andenen die Eingabefelder zu sehen seinsollten, werden aber nur kryptische Zei-chen angezeigt. Das heißt, auch ein kor-rekter Ausdruck ist wahrscheinlich nichtmöglich. (Das gibt einen extra Minus-punkt.)

Bewertung: ---

VerschlüsselungAdobe ReaderNach dem Laden erscheint ein Fenster, inwelches man das Passwort eingibt. Ist eskorrekt, wird das PDF normal geöffnet.

Bewertung: o

ePDFViewWenn das verschlüsselte PDF geöffnetwird, erscheint ein Fenster mit der Pass-wortabfrage. Nach der korrekten Ein-gabe wird das PDF normal angezeigt.Bei falscher Eingabe wird noch zwei

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PDF

Die Okular-Vorschau mit angewandtem Filter.

weitere Male nachgefragt und danach das Öffnenabgebrochen. Das Passwort kann nicht für dasDokument gespeichert werden (siehe Evince).

Bewertung: o

EvinceAuch bei Evince erscheint eine Abfrage für dasPasswort nach dem Öffnen des verschlüsseltenPDFs. Zwar wird die Eingabe hier nach mehrerenungültigen Versuchen nicht abgebrochen, dafürkann man aber einstellen, ob und wie lange dasPasswort gespeichert werden soll.

Bewertung: +

Foxit ReaderVerschlüsselte PDF-Dateien werden un-terstützt und nach derEingabe des richti-gen Passwortes auchkorrekt angezeigt.

Bewertung: o

OkularWenn man ein ver-schlüsseltes PDF mitOkular öffnet, er-scheint (zumindestunter GNOME) beimersten Mal KWallet(siehe „Die digitaleBrieftasche: KWal-let“, freiesMagazin02/2009 [15]). Dieskann man aber unein-

gerichtet lassen, wonach die Passwortabfragedes PDFs erscheint. Nach der korrekten Einga-be des Passwort öffnet das PDF normal.

Bewertung: o

ViewPDFViewPDF unterstützt keine verschlüsseltenPDFs und öffnete die Beispieldatei daher nicht.

Bewertung: --

XpdfNach dem Laden des PDFs erscheint ein neuesFenster, in welches man das Passwort einträgt.Nach einem Klick auf „Ok “ wird das PDF geöff-

net – natürlich nur, wenn das Passwort korrektwar. Ansonsten hat man zwei weitere Versuche,um das Passwort korrekt einzugeben.

Bewertung: o

ZusammenfassungOkular und der Adobe Reader bringen von allengetesteten PDF-Betrachtern die meisten Funktio-nen mit. Wer sich als GNOME-Nutzer nicht anden KDE- und Qt-Bibliotheken stört, kann ge-trost zu Okular greifen. Evince steht dem KDE-Programm aber nur in wenigen Dingen nach.

Unerwähntes Feature: Textmarkierungen inOkular.

Der Adobe Reader hat zwar eine enorme Funk-tionsvielfalt, ist dadurch aber auch extrem behä-big und braucht viele Ressourcen. Das Scrollen

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Zusammenfassung der BewertungFunktion Adobe Reader ePDFView Evince Foxit Reader Okular ViewPDF XpdfBetrachten ++ o + + ++ o oVorschau ++ o + + ++ -- oLinks + - ++ - ++ -- oKopieren ++ -- - ++ o -- oDrucken ++ - + o + -- -Suchen + o o + ++ -- +Formular + -- o -- + -- ---Verschlüsselung o o + o o -- o

++ = Funktion steht gut zur Verfügung und bietet noch Besonderheiten; + = Funktion steht gut zur Verfügung; o = Funktion steht marginal zur Verfügung; - = Funktion steht zur Verfügung, arbeitet

aber nicht gut; -- = Funktion steht nicht zur Verfügung

im Dokument dauert einige Zeit. Zusätzlich istdas Programm proprietär und sollte (unter Linux)vermieden werden, da es (wie man im Test sieht)ausgezeichnete freie Alternativen gibt.

Foxit Reader ist eine nette und schnelle Alterna-tive für alle, die sich vor proprietärer Softwarenicht fürchten. Es stellt viele nützliche Funktio-nen bereit, ist zugleich aber nicht so behäbig wiesein Closed-Source-Konkurrent Adobe Reader.So gab es ein Beispieldokument (PCLOS Maga-zine), welches in den meisten PDF-Betrachternmehrere Sekunden zur Anzeige brauchte. ImFoxit Reader ging dies ungewohnt schnell.

ePDFView ist ein guter Betrachter, wenn mankeine GNOME-Abhängigkeiten haben möchte.Die Funktionsvielfalt ist aber nicht so hoch. Ähn-lich arbeitet Xpdf, der aber durch seine etwasantiquiert wirkende Oberfläche keine Pluspunktesammeln kann.

ViewPDF ist allein für die Anzeige von Dokumen-ten gedacht, sonst bietet es keinerlei Funktionen.

FazitAuch wenn Okular und der Adobe Reader amBesten abschneiden, muss jeder Benutzer fürsich entscheiden, welchen PDF-Betrachter ereinsetzen möchte. Dies hängt mitunter auch vonden persönlichen Vorlieben, dem Einsatz des Be-trachters und der verwendeteten Desktopumge-bung ab.

Noch ein kleiner Hinweis an alle Magazinerstel-ler: Ein Inhaltsverzeichnis lohnt sich oft, da diemeisten PDF-Betrachter dieses anzeigen – imGegensatz zu Vorschaubildern. Leser könnenso wesentlich einfacher im Dokument navigierenund die Struktur Ihres Magazins auf einen Blickerfassen.

LINKS

[1] http://www.adobe.com/de/products/reader/

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/PDF

[3] http://trac.emma-soft.com/epdfview/

[4] http://projects.gnome.org/evince/

[5] http://live.gnome.org/Evince/SupportedDocumentFormats

[6] http://www.foxitsoftware.com/pdf/desklinux/

[7] http://okular.kde.org/

[8] http://kpdf.kde.org/

[9] http://okular.kde.org/formats.php

[10] http://home.gna.org/gsimageapps/

[11] http://www.gnustep.org/

[12] http://www.foolabs.com/xpdf/

[13] http://poppler.freedesktop.org/

[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Line_Printer_Remote

[15] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-02

Autoreninformation

Dominik Wagenführ hat sichlange mit PDF-Betrachtern beschäf-tigt, bevor er für seine Arbeit beifreiesMagazin den geeignetstenKandidaten gefunden hat.

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PDF

Auf Klick folgt Schnitt: PDF Chain von Thorsten Schmidt

I n den Ausgaben von freiesMagazin03/2009 [1] und 07/2009 [2] berichtetenwir mit den Programmen Pdftk und PDF

Quicksplit über Software zur Manipulationvon PDF-Dokumenten. Angeregt durch einenTipp unseres Lesers Martin Singer (Kommen-tar), stellen wir heute PDF Chain [3] vor, daseine ähnliche Zielsetzung verfolgt.

VorstellungPDF Chain, geschrieben von Martin Singer undJussi Lethola, zeigt sich im Wesentlichen als„Graphical User Interface (GUI)“ für Pdftk. Entwi-ckelt in GTKmm und C++, hat sich das in fort-schreitender Entwicklung befindliche Projekt zumHauptziel gesetzt, sämtliche Funktionen Pdftksüber eine klickbare Oberfläche besser handhab-bar zu machen. PDF Chain befindet sich zurzeitmit Version 0.123 (Alpha) noch in der Entwick-lungsphase, aber bereits jetzt sollen viele Funk-tionen von Pdftk implementiert sein.

InstallationFedora-11-Nutzer dürfen sich freuen, denn inder Distribution ist das Paket bereits Bestand-teil der Repositorys [4]. Für Ubuntu-Nutzer stehtein Launchpad-Repository [5] bereit, aus demman das Paket leicht installieren kann. Alle ande-ren Interessierten können den Quellcode auf derProjektseite [6] herunterladen und anschließendüber die folgenden zwei Kommandos kompilierenund die Software dann wie gehabt nutzen.

$ make# make install

Achtung: Möchte man nicht an der Paketverwal-tung vorbei installieren, sollte man im zweitenSchritt lieber „checkinstall“ nutzen.

FunktionsumfangNach dem Start zeigt sich PDF Chain mit eineraufgeräumten Oberfläche, die in Tabs organi-siert ist: „Merge“, „Split“, „Background/Stamp“,

Klar aufgebaute Oberfläche.

„Attachments“ und einige andere Buttons für ver-schiedene Einstellungen. Das darf man „klarstrukturiert und mit dem Notwendigsten verse-hen“ nennen. Also startet man durch und ver-sucht sich an grundlegenden Aktionen.

ZusammenfügenZufälligerweise sollen mehrere PDF-Dokumentezusammengefügt werden, und PDF Chain bie-tet diese Option mit „Merge“ an, wie man esauch von Pdftk kennt. Das Hinzufügen der einzel-nen PDFs läuft über ein nicht zu übersehendes

Plus-Symbol (danebendas Minus-Symbol zumEntfernen bereits ausge-wählter Quelldateien). Willman die Auswahl neu an-ordnen, lässt sich auchdies über die Pfeiltastenbewerkstelligen, leideraber nicht mit Drag-and-Drop.

Dann hat man noch dieMöglichkeit, Seiten zudrehen und dies wahl-weise auf Seiten mitgerader bzw. ungera-der Seitenzahl anzuwen-den. Dies lässt sich miteinem Rechtsklick aufdas entsprechende PDF-Dokument über das Kon-

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PDF

textmenü in einer Auswahl einstellen. Hat manAuswahl und Einstellungen vorgenommen, klicktman auf „Speichern“ und ein Fenster zur Bestim-mung des Zielortes der neuen Datei öffnet sich –man wählt aus und klickt auf „OK “. Fertig.

SchneidenMöchte man PDFs auseinandernehmen, funktio-niert dies auf ähnliche Weise wie oben währenddes Zusammenfügens: Quelldatei über das Plus-Symbol auswählen, danach wird am unteren En-de des Programmfensters schon die zu erwarten-de Seitenanzahl angezeigt – ein Klick auf „Spei-chern“ ermöglicht die Auswahl von Dateinamenplus Speicherort und nimmt schließlich das PDF-Dokument auseinander.

BerechtigungenWahlweise können vor diesen Operationen nochBerechtigungen für das Kopieren, Drucken etc.gesetzt sowie Verschlüsselung und Passwör-ter für Besitzer und Benutzer zum Einsatz ge-bracht werden – dies ist nur folgerichtig, dennschon Pdftk bietet diese Funktionen auch aufder Kommadozeile an. Trotzdem lässt sich überdie Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen vortreff-lich debattieren, was aber hier natürlich nichtThema sein soll.

Nun zeigt sich bei einem Probelauf mit dem PDF-Reader Evince, dass zwar der Schutz der PDFsüber das Passwort funktioniert, nicht aber dierestlichen Berechtigungen beachtet werden. Glei-ches gilt für den Adobe Reader. Dabei war es

egal, ob die PDFs nun mit PDF Chain oder wiefolgt über die Kommadozeile erzeugt wurden:

$ pdftk eins.pdf output ypdfverschluesselt.128.pdf yowner_pw lilalaunebaer user_pw ybrummel

Letzteres erscheint nicht nur umständlich und istDank PDF Chain auch nicht mehr notwendig.

Hintergründe und StempelAuch das Einfügen von Hintergründen und Stem-peln stellt PDF Chain vor kein Problem, da auchdieses Feature offensichtlich von Pdftk imple-mentiert wurde. Auswahl- und Zielelemente sindebenso gestaltet, wie in den Beispielen zuvor.

Anhängen und AuspackenWas zuvor über die Kommandozeile mit dem Be-fehl

$ pdftk Quelldokument.pdf yattach_files Notizen.txt Bild.ypng noch-etwas.txt output Neuesy-Dokument-mit-integriertem -yAnhang.pdf

etwas umständlich zu realisieren war, ist jetztauch per Klick mit PDF Chain möglich. VomPrinzip hält sich der Arbeitsablauf an den Auf-bau der obigen Beispiele. Allein die Möglichkeitfehlt, die auf diesem Weg einmal erzeugten PDF-Dokumente wieder in ihre Einzelteile zu zerlegen.Aber das kann ja noch kommen.

FazitInsgesamt bleibt nach diesem ersten Testdurch-lauf ein vielversprechender Eindruck. PDF Chainlässt sich gut bedienen und ist mit Sicherheitzu empfehlen, wenn man es mit großen PDF-Dokumenten zu tun hat – es ist dann schlichtwegübersichtlicher als die Arbeit auf der Kommando-zeile. Auf die zukünfige Entwicklung darf man al-so gespannt sein.

LINKS

[1] http://freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-03

[2] http://freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-07

[3] http://sourceforge.net/projects/pdfchain/

[4] http://www.mail-archive.com/[email protected]/msg24597.html

[5] https://launchpad.net/~pdfchain-team/+archive/ppa

[6] http://sourceforge.net/projects/pdfchain/

Autoreninformation

Thorsten Schmidt stieß 2005 durchZufall auf Ubuntu 5.04 „Hoary Hed-gehog“. Begeistert von der IdeeFreier Software setzt er seit 2006 aufArch Linux und hat Spaß an kleinen,nutzbringenden Programmen, wiehier am Beispiel PDF Chain sichtbar.

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NETZWERK

VNUML – Ein Netzwerksimulator mit User-Mode-Linux von Marcel Jakobs

V irtual Network User-Mode-Linux(VNUML) [1] ist ein Programm, umNetzwerke zu simulieren. Dabei wer-

den die beteiligten Rechner nicht nur simu-liert, sondern als virtuelle Maschinen gestar-tet, wodurch sie mit echten Protokollen mit-einander kommunizieren. Daher eignet sichdieses Werkzeug sehr gut zum Testen undLernen von Netzwerktechniken wie z. B. Rou-tingprotokolle.

VNUML kann auch eingesetzt werden, um Paket-filter mittels iptables [2] sowie andere Dienste wieARP [3], DNS [4] oder ICMP [5] auszuprobieren.Auch eigene Entwicklungen können damit getes-tet werden.

Da für jeden Rechner ein User-Mode-Linux-System [6] – welches über einen echten Kernelund ein eigenes Dateisystem verfügt – gestartetwird, ist die Simulation sehr realitätsnah und dieRechner verhalten sich wie echte autonome Ma-schinen.

Für diesen Artikel ist es vorteilhaft, wenn mangrundlegende Kenntnisse über Netzwerke be-sitzt. Es wird z. B. vorausgesetzt, dass man weißwas IP-Adressen [7], Netze und Netzmasken [8]sowie Router [9] sind.

Hinweis: Da einige Funktionen von VNUML(wie das Management Interface oder die Virtu-al Bridges) recht systemnah sind, muss oft mit

Root-Rechten gearbeitet werden. Von daher iststets Vorsicht angebracht.

InstallationFür Debian basierte Distributionen gibt es eindeb-Paket, welches zumindest unter Ubuntu pro-blemlos installiert werden kann. Ansonsten kannman den Quelltext von der entsprechendenSourceforge-Seite [10] beziehen. Eine englischeInstallationsanleitung [11] ist auch verfügbar.

Ist VNUML installiert, braucht man noch einDateisystem. Auf der Projektseite werdenzwei verschiedene zum Herunterladen angebo-ten [12]. Ein größeres, welches mehr Programmebeinhaltet, und ein sehr abgespecktes, welchesnützlich ist, um größere Netzwerk-Szenarios zugenerieren, da für jeden virtuellen Rechner eineKopie des Dateisystems im Arbeitsspeicher liegt.

Man kopiert das gewählte Dateisystem in dasVerzeichnis /usr/share/vnuml/filesystems.Für die Beispiele in diesem Artikel reichtdas kleine, welches man als mini_fs spei-chern kann. Dafür können die folgenden Be-fehle benutzt werden, nachdem man die Da-tei n3vlr-0.11-vnuml-v0.1.tar.gz herunter-geladen hat:

$ tar -xvzf n3vlr -0.11-vnuml-v0.1.tar.ygz# cp n3vlr -0.11-vnuml-v0.1.img /usr/yshare/vnuml/filesystems/mini_fs

Möchte man das Dateisystem ändern, um z. B.neue Programme hinzuzufügen oder unbenötig-te Dateien zu löschen, kann man dieses mit demBefehl

# mkdir /mnt/vnuml# mount -o loop /usr/share/vnuml/yfilesystems/filesystem.img /mnt/vnuml

einhängen. Nun kann man im Ordner/mnt/vnunml alle gewünschten Änderungen vor-nehmen und das Dateisystem danach mit

# umount /mnt/vnuml

wieder aushängen.

Szenariodatei erstellenDie Netzwerktopologie (Szenario genannt) wirdin einer XML-Datei beschrieben. In dieser wer-den zuerst die globalen Einstellungen festgelegt,in denen unter anderem angegeben wird, wo daszu nutzende Dateisystem liegt und welchen ssh-Schlüssel man nutzen möchte, um auf die virtuel-len Rechner zuzugreifen. Danach folgen die Defi-nitionen der Netze gefolgt von den Rechnern.

Im Folgenden wird eine minimale Beispielkon-figuration beschrieben, die zwei Rechner de-finiert, die über ein Netz miteinander verbun-den sind. Zuerst der globale Teil, in dem dieVNUML-Version, der Name des Szenarios undweitere Einstellungen definiert werden. Dort wirdauch das Management-Netz (192.168.0.0/24)

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NETZWERK

definiert, über das man vom eigenen Rechnerauf die verschiedenen virtualisierten Maschinenzugreifen kann. Als nächstes werden die Netzedefiniert. In diesem Beispiel gibt es nur ein Netz,da man sich sonst um das Routing kümmernmüsste (dazu später mehr).

Im Modus „virtual_bridge“ werden die Interfacesaller virtuellen Rechner sowie alle Netze überBridges ans Hostsystem (den eigenen Rechner)gekoppelt, so dass man sie mit einem

$ ifconfig

sehen und mittels tcpdump [13] oder Wire-shark [14] überwachen kann. Dafür wird jedochdas Paket bridge-utils benötigt, welches überdie Paketverwaltung installiert werden kann. Al-ternativ kann man statt „virtual_bridge“ auch„uml_switch“ benutzen (dafür braucht dann nichtsnachinstalliert werden).

Falls noch kein öffentlicher ssh-Schlüssel exis-tiert, muss man zuerst einen anlegen. Dazu nutztman folgendes Kommando:

# ssh-keygen

Bei der Frage nach einem Passwort drückt maneinfach Enter ohne ein Passwort einzugeben.Der vorgeschlagene Pfad sollte stimmen, kannalso beibehalten werden.

Danach folgen die Definitionen der virtuellenRechner. Dabei ist jeder Rechner in ein vm-Tageingebettet. Bei beiden Rechnern wird ein In-

terface definiert (es können aber auch mehreresein, z. B. für Router).

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?><!DOCTYPE vnuml SYSTEM "/usr/share/xmly/vnuml/vnuml.dtd">

<vnuml><global>

<version >1.8</version><simulation_name >beispiel </ysimulation_name ><ssh_version >2</ssh_version ><ssh_key >/root/.ssh/id_rsa.puby</ssh_key><automac/><vm_mgmt type="private" ynetwork="192.168.0.0" masky="24" offset="100" >

<host_mapping/></vm_mgmt><vm_defaults exec_mode="ymconsole">

<filesystem type="cow">/yusr/share/vnuml/yfilesystems/mini_fs </yfilesystem ><kernel >/usr/share/vnuml/ykernels/linux </kernel>

</vm_defaults ></global>

<net name="net1" mode="yvirtual_bridge"/>

<vm name="rechner1"><if id="1" net="net1">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.1.1</yipv4>

</if>

</vm>

<vm name="r2"><if id="1" net="net1">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.1.2</yipv4>

</if></vm>

</vnuml>

Listing 1: vnuml-beispiel.xml

Es empfiehlt sich die Datei genauso wiedas Szenario (die globale Eigenschaftsimulation_name) zu benennen. In diesem Fallalso beispiel.xml.

Szenario startenUm das Szenario zu starten genügt der folgendeAufruf:

# vnumlparser.pl -t beispiel.xml

Nachdem das Szenario gestartet ist, kann mansich auf einen der Rechner einloggen:

# ssh rechner1

Durch die Angabe des öffentlichen ssh-Schlüssels sollte es keine Passwortabfrage ge-ben. Ansonsten ist das Passwort normalerweiseimmer xxxx. Nun kann man alles Mögliche tes-ten. Man kann einen Ping versenden

# ping 10.0.1.2

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 39

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NETZWERK

oder ein Interface überwachen. Dafür loggt mansich am besten in einer anderen Konsole auf demzweiten Rechner ein:

# ssh rechner2

und startet dort einen TCP-Dump:

# tcpdump -i eth1

Der Ping sollte die ganze Zeit weiter laufen, da-mit man auch etwas sehen kann. Danach kannman ihn mit Strg + C stoppen. Mit

# exit

kann man einen Rechner wieder verlassen.

Um die Simulation zu beenden, führt man folgen-den Befehl aus:

# vnumlparser.pl -P beispiel.xml

Da man häufiger auf mehreren Rechnerngleichzeitig eingeloggt sein möchte wenn manmit VNUML arbeitet, bietet es sich an dafürScreen [15] zu benutzen.

Dienste startenWie bereits erwähnt, eignet sich VNUML beson-ders gut zum Ausprobieren und Testen von Rou-tingprotokollen. Daher sind auch die Quagga-Implementationen der bekanntesten Routingpro-tokolle RIP [16], OSPF [17] und BGP [18] bereitsinstalliert und können recht einfach genutzt wer-den. In diesem Artikel wird jedoch nur eine Mini-malkonfiguration für RIP und OSPF angegeben.

Eine Einführung in diese Protokolle und derenKonfiguration würde an dieser Stelle zu weit füh-ren.

Um das Routing grundsätzlich zu aktivieren,wird das Tag <forwarding type="ipv4" />genutzt. Weitere Tags binden ein Konfigurations-verzeichnis conf ein (welches im gleichen Ver-zeichnis wie die xml-Datei des Szenarios liegensollte) und starten die verschiedenen Daemons.

Im Verzeichnis conf sollten die folgenden Datei-en vorhanden sein:

! File: zebra.confhostname zebra!password xxxxenable password xxxx

Listing 2: vnuml-zebra.conf

! File: ripd.confhostname ripdpassword xxxx!router ripnetwork 10.0.0.0/8

Listing 3: vnuml-ripd.conf

! File: ospfd.confhostname ospfdpassword xxxx!router ospfnetwork 10.0.0.0/8 area 0

Listing 4: vnuml-ospfd.conf

Weitere Informationen zu den Quagga-Routingprotokollen gibt es bei quagga.net [19].

BeispielEin Szenario, welches der Einfachheit halber nuraus Routern besteht, auf denen man wahlweiseOSPF oder RIP starten kann, wird im folgendenBeispiel definiert:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?><!DOCTYPE vnuml SYSTEM "/usr/share/xmly/vnuml/vnuml.dtd">

<vnuml><global>

<version >1.8</version><simulation_name >mini</ysimulation_name ><ssh_version >2</ssh_version ><ssh_key >/root/.ssh/id_rsa.puby</ssh_key><automac/><vm_mgmt type="private" ynetwork="192.168.0.0" masky="24" offset="100" >

<host_mapping/></vm_mgmt><vm_defaults exec_mode="ymconsole">

<filesystem type="cow">/yusr/share/vnuml/yfilesystems/mini_fs </yfilesystem ><kernel >/usr/share/vnuml/ykernels/linux</kernel>

</vm_defaults ></global>

<net name="net1" mode="yvirtual_bridge"/>

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NETZWERK

<net name="net2" mode="yvirtual_bridge"/>

<vm name="r1"><if id="1" net="net1">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.1.1</yipv4>

</if>

<forwarding type="ipv4" />

<filetree root="/etc/quagga" yseq="start">conf</filetree><exec seq="start" type="yverbatim">sysctl -w net.ipv4.yconf.all.rp_filter=0</exec><exec seq="start" type="yverbatim">hostname </exec><exec seq="start" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/yzebra -f /etc/quagga/zebra.yconf -d</exec><exec seq="rip" type="verbatimy">/usr/lib/quagga/ripd -f /etcy/quagga/ripd.conf -d</exec><exec seq="ospf" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/yospfd -f /etc/quagga/ospfd.yconf -d -P 2604</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">hostname </exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall zebra</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ripd</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ospfd</exec>

<exec seq="rpfilter" type= "yverbatim">

for f in /proc/sys/net/yipv4/conf/*/rp_filter; do yecho 0 > $f; done

</exec></vm>

<vm name="r2"><if id="1" net="net1">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.1.2</yipv4>

</if><if id="2" net="net2">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.2.1</yipv4>

</if>

<forwarding type="ipv4" />

<filetree root="/etc/quagga" yseq="start">conf</filetree><exec seq="start" type="yverbatim">sysctl -w net.ipv4.yconf.all.rp_filter=0</exec><exec seq="start" type="yverbatim">hostname </exec><exec seq="start" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/yzebra -f /etc/quagga/zebra.yconf -d</exec><exec seq="rip" type="verbatimy">/usr/lib/quagga/ripd -f /etcy/quagga/ripd.conf -d</exec><exec seq="ospf" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/yospfd -f /etc/quagga/ospfd.yconf -d -P 2604</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">hostname </exec>

<exec seq="stop" type="yverbatim">killall zebra </exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ripd</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ospfd </exec>

<exec seq="rpfilter" type= "yverbatim">

for f in /proc/sys/net/yipv4/conf/*/rp_filter; do yecho 0 > $f; done

</exec></vm>

<vm name="r3"><if id="1" net="net2">

<ipv4 masky="255.255.255.0">10.0.2.2</yipv4>

</if>

<forwarding type="ipv4" />

<filetree root="/etc/quagga" yseq="start">conf</filetree><exec seq="start" type="yverbatim">sysctl -w net.ipv4.yconf.all.rp_filter=0</exec><exec seq="start" type="yverbatim">hostname </exec><exec seq="start" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/yzebra -f /etc/quagga/zebra.yconf -d</exec><exec seq="rip" type="verbatimy">/usr/lib/quagga/ripd -f /etcy/quagga/ripd.conf -d</exec><exec seq="ospf" type="yverbatim">/usr/lib/quagga/y

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NETZWERK

ospfd -f /etc/quagga/ospfd.yconf -d -P 2604</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">hostname </exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall zebra</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ripd</exec><exec seq="stop" type="yverbatim">killall ospfd</exec>

<exec seq="rpfilter" type= "yverbatim">

for f in /proc/sys/net/yipv4/conf/*/rp_filter; do yecho 0 > $f; done

</exec></vm>

</vnuml>

Listing 5: vnuml-mini.xml

Dieses Beispiel besteht aus drei Routern, diemit zwei Netzen zu einer „Kette“ verbunden sind.Startet man dieses Szenario, so kann man nichtvon r1 (10.0.1.1) nach r3 (10.0.2.2) pingen, dadie Routingdaemons noch nicht gestartet sindund r1 noch nichts von net2 weiß:

Die Topologie des Beispielszenarios mini.xml.

# vnumlparser.pl -t mini.xml# ssh root@r1# ping 10.0.2.2

Wie man sieht, kommen die Pings nicht bei r3 an.

Es gibt nun vier Sequenzen, die ausgeführt wer-den können: start, stop, rip und ospf. Da-bei wird durch ausführen der Sequenz start derHostname gesetzt und der zebra-Daemon ge-startet. Mit rip oder ospf wird der entsprechen-de Routingdaemon gestartet und stop beendetalle Routingprozesse.

Man startet nun also z. B. den RIP-Daemon mitden folgenden Befehlen:

# vnumlparser.pl -x [email protected]# vnumlparser.pl -x [email protected]

Nun kann man testen, ob das Routing auch funk-tioniert, indem man den Ping, der vorher fehl-schlug wiederholt:

# ssh root@r1# ping 10.0.2.2

Jetzt sollte der Ping funktionierten.

Bei größeren Szenarien kann es einige (beiOSPF über 40) Sekunden dauern, bis alle Rou-ter über die notwendigen Informationen verfügen(also bis das Szenario „konvergiert“ ist).

Natürlich gibt es noch viele weitere Optionen undMöglichkeiten, die VNUML zur Verfügung stellt.Dies soll nur eine kleine Einführung sein, um dieersten Schritte mit diesem System zu machen.

Perl-Skript zum Erstellen vonSzenario-DateienIn diesem Abschnitt findet man ein kleinesPerl-Skript, welches eine einfachere Konfigu-rationsdatei benötigt und daraus die VNUML-Szenariodatei erstellt. Leerzeilen und Zeilen, diemit # beginnen, werden ignoriert. In der erstenZeile stehen dann mit Komma getrennt die Na-men aller Netze, die das Szenario haben soll. Inden darauf folgenden Zeilen steht jeweils der Na-me des Routers, ein Leerzeichen und dann mitKomma getrennt die Netze, mit denen er verbun-den ist. Die Dateiendung des Szenarios sollte da-bei .zvf sein.

Als Beispiel hier die Konfigurationsdateimini.zvf, welche die obige Datei mit drei Rou-tern erstellt:

# mini.zvfnet1,net2r1 net1r2 net1,net2

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NETZWERK

r3 net2

Listing 6: vnuml-mini.zvf

Der Aufruf ist wie folgt:

$ ./createscenario.pl mini.zvf

Es wird keine Fehlerbehandlung gemacht, daherist sehr auf die Syntax der Datei zu achten.

Die Anzahl der Router und Netze ist auf 254 be-schränkt.

#!/usr/bin/perl

# File: createscenario.pl## This Script takes a file with the yform## ----------------------------------# > net1,net2,net3 ,...## > r1 net1,net2# > r2 net2,net3# ----------------------------------## Comments are whole lines that begin ywith ## To change VNUML Settings just edit ythe variables $global, $net and y$router## Input file must have suffix .zvf## Call this script with# ./createscenario.pl inputfile.zvf# It creates a scenario inputfile in yfile inputfile.xml#

# Attention: No error-handling yimplemented

use strict;use warnings;

my $filename = shift;my $scenario = $filename;$scenario =~ s/(.*?)\.zvf/$1/;

my $global="<?xml version=\"1.0\" yencoding=\"UTF-8\"?><!DOCTYPE vnuml SYSTEM \"/usr/share/yxml/vnuml/vnuml.dtd\">

<vnuml><global><version >1.8</version><simulation_name >$scenario </ysimulation_name ><ssh_version >2</ssh_version >

<ssh_key >/root/.ssh/id_rsa.pub</yssh_key><automac/><vm_mgmt type=\"private\" networky=\"192.168.0.0\" mask=\"24\" yoffset=\"100\" ><host_mapping/>

</vm_mgmt><vm_defaults ><filesystem type=\"cow\">/usr/yshare/vnuml/filesystems/mini_fsy</filesystem ><kernel >/usr/share/vnuml/ykernels/linux</kernel>

</vm_defaults ></global >\n";

# the prefix# <net name="nameofnet"# is added later

my $net=" mode=\"virtual_bridge\"/>";

# the start tag# <vm name="routername"># and the nets are added latermy $router="\n<forwarding type=\"ipv4y\" />

<filetree root=\"/etc/quagga\" seqy=\"start\">conf</filetree><exec seq=\"start\" type=\"yverbatim\">sysctl -w net.ipv4.confy.all.rp_filter=0</exec><exec seq=\"start\" type=\"yverbatim\">hostname </exec><exec seq=\"start\" type=\"yverbatim\">/usr/lib/quagga/zebray-f /etc/quagga/zebra.conf -d</yexec><exec seq=\"rip\" type=\"yverbatim\">/usr/lib/quagga/ripd y-f /etc/quagga/ripd.conf -d</yexec><exec seq=\"ospf\" type=\"yverbatim\">/usr/lib/quagga/ospfdy-f /etc/quagga/ospfd.conf -d -Py2604</exec><exec seq=\"stop\" type=\"yverbatim\">hostname </exec><exec seq=\"stop\" type=\"yverbatim\">killall zebra </exec><exec seq=\"stop\" type=\"yverbatim\">killall ripd</exec><exec seq=\"stop\" type=\"yverbatim\">killall ospfd </exec>

<exec seq=\"rpfilter\" type= \"yverbatim\">for f in /proc/sys/net/ipv4/confy/*/rp_filter; do echo 0 > \$f; ydone

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NETZWERK

</exec></vm>\n\n";

# --------- program start y-------------- #

open(FILE,"<$filename");my @lines=<FILE>;

close(FILE);

my $netline = "";do {$netline = shift @lines;

} while ($netline =~ /^#/ || $netline y=~ /^$/);

my @nets = split(",",$netline);

my $outfile = $global;my %netuses = ();foreach my $netname (@nets){chomp $netname;$outfile .= "<net name=\"$netname\"y$net\n";$netuses{$netname} = 1;

}$outfile .= "\n";

foreach my $line (@lines){next if(not($line =~ /r[0-9]+ .*/));next if($line =~ /^#/);

my @actrouter = split(" ",$line);$outfile .= "<vm name=\"$actroutery[0]\">\n";my @netlist = split(",",$actroutery[1]);

my $id=1;foreach my $rnet (@netlist){$outfile .= " <if id=\"$id\" nety=\"$rnet\">\n";my $netnum = $rnet;$netnum =~ s/net([0-9]+)/$1/;$outfile .= " <ipv4 masky=\"255.255.255.0\">10.0.$netnum.y$netuses{$rnet}</ipv4>\n</if>\n";$netuses{$rnet}++;$id++;

}$outfile .= $router;

}$outfile .= "\n</vnuml >";

open(OUTFILE ,">$scenario.xml");print OUTFILE "$outfile\n\n";close(OUTFILE);

Listing 7: vnuml-createscenario.pl

LINKS

[1] http://www.dit.upm.es/vnumlwiki/index.php/Main_Page

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Iptables

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Address_Resolution_Protocol

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Domain_Name_System

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/ICMP

[6] http://user-mode-linux.sourceforge.net/

[7] http://de.wikipedia.org/wiki/IP-Adresse

[8] http://de.wikipedia.org/wiki/IP-Adresse#Netzwerkteil_und_Geräteteil

[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Router

[10] http://sourceforge.net/projects/vnuml/files/

[11] http://www.dit.upm.es/vnumlwiki/index.php/Installation

[12] http://www.dit.upm.es/vnumlwiki/index.php/Download

[13] http://de.wikipedia.org/wiki/Tcpdump

[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Wireshark

[15] http://wiki.ubuntuusers.de/Screen

[16] http://de.wikipedia.org/wiki/Routing_Information_Protocol

[17] http://de.wikipedia.org/wiki/OSPF

[18] http://de.wikipedia.org/wiki/BGP

[19] http://www.quagga.net

[20] http://www.uni-koblenz.de/~vnuml/index.de.php

[21] http://de.wikipedia.org/wiki/VNUML

[22] http://de.wikipedia.org/wiki/Quagga_(Software)

Autoreninformation

Marcel Jakobs setzt VNUML ein, umdie verschiedenen Routingprotokolleund deren Konfiguration besser zuverstehen. Derzeit nutzt er es, um Ei-genschaften von Routingalgorithmenzu untersuchen.

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GRAFIK

Panoramabilder erstellen mit hugin von Martin Böcher

E in Panoramabild zu erstellen, klingterst einmal einfach. Man nehme zweioder mehr Bilder, schneide sie sauber

aus und füge sie anschließend zusammen. ImPrinzip ist das auch richtig. Doch wenn manviele Bilder hat und all diese von der gleichenPosition aus fotografiert wurden, muss manviel mehr beachten. Dann spielen Bildwinkel,Perspektive, Brennweite, Beschnittfaktor undvieles mehr eine Rolle. Dieser Artikel solleinen kleinen Einstieg in die Erstellung vonPanoramabildern mit der Hilfe von hugin [1]bieten.

VoraussetzungenNatürlich benötigt man das Programm hugin, der-zeit in der stabilen Version 0.7.0 verfügbar. DieInstallation läuft problemlos über den Paketmana-ger (Paket hugin) der jeweiligen Distribution ab.

Bei der Installation werden aufgrund von Abhän-gigkeiten auch noch weitere Pakete benötigt undmit installiert. Zu denen gehören unter ande-rem autopano-sift-C [2] und enblend/enfuse [3].autopano-sift-C stellt dabei einen Algorithmus fürPanoramabilder bereit, mit dem Schnittpunktebzw. gleiche Bildbereiche in den einzelnen Bil-dern gefunden werden. Das Programm enblendhat die Fähigkeit, die Bilder, teils überlappend,zusammenzufügen. enfuse kann hingegen ausmehreren Bildern durch Übereinanderlegen diebestmögliche Version erzielen.

hugin dient hauptsächlich als grafische Benut-zeroberfläche für eine Reihe von kleinen, ein-zelnen Bildbearbeitungsprogrammen, wobei dieProgramme in guter Unix-Philosophie [4] nur ei-ne Aufgabe erfüllen und diese gut machen.

Am Anfang: viele BilderDas Ausgangsmaterial besteht aus vielen Ein-zelbildern. Vor dem ersten Schritt im Programmsollte man die Bilder sichten und zu unscharfeoder gar nicht ins spätere Panoramabild passen-de Bilder gleich außen vor lassen. Nach demStart von hugin lädt man zuerst die vorsortierteBilderauswahl (Reiter „Assistent » 1. Bilder la-den. . . “). Anschließend werden automatisch diegemeinsamen Bildbereiche (Kontrollpunkte) ge-setzt. Je nach Anzahl der Bilder kann dies einige

Vorschau auf ein Panoramabild von Köln.

Zeit dauern. Nach dem Laden erhält man eineVorschau des Panoramabildes.

FeintuningNun zu den feineren Einstellungen: Diese kannman im Vorschaufenster mit dem Knopf „Ak-tualisieren“ auch immer gleich begutachten. So-bald die gewünschten Einstellungen vorgenom-men sind, wird das Fenster einfach geschlossen.

Nun ist man wieder im Hauptfenster von hugin,genauer im Reiter „Assistent“. Hier können dieParameter zu „Kamera und Objektiv “ festgelegtwerden, wenn diese bekannt sind. Es ist abernicht zwingend nötig, hier Angaben zu machen.Doch je genauer man seine Einstellungen wählt,desto besser wird das Ergebnis.

Der kurze WegWenn man schnellstmöglichst zumfertigen Panoramabild kommenmöchte, kann man gleich denzweiten Knopf „2. Ausrichten. . . “drücken. Jetzt werden die Änderun-gen berechnet. Danach kann mansein neues Panoramabild mit demdritten Knopf „Erstellen des Pan-oramas. . . “ schon speichern. Dasfertige Bild wird im TIFF-Formatgespeichert. Auch der Speichervor-gang dauert seine Zeit, da nun erstalle Bilder neben- und teils überein-

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GRAFIK

ander positioniert werden. Meist entsteht hierbeiaber kein Bild, das ein rechteckiges Format hat.Daher schneidet man das Bild am besten mitdem Grafikprogramm seiner Wahl, z. B. GIMP [5],zurecht.

Kontrollpunkte zweier „Nachbarbilder“.

Der lange WegUm weitere Feinheiten abzustimmen oder kleine-re Fehler der Programme zu korrigieren, kannman in den weiteren sieben Programmreiternnoch einige andere Einstellungen vornehmen.Die wichtigsten Punkte seien hier kurz erwähnt,weitere Informationen findet man auf der Pro-jektseite von hugin, wobei die beiden deutschenAnleitungen und Hilfen von panoclub.de [6] unddie Anleitung von Martin Wehner [7] hier gleichvorweg zu empfehlen sind. In den Reitern „Bil-

der “ sowie „Kamera und Objektiv “ kann manzu jedem Bild weitere detaillierte Angaben ma-chen. Die Reiter „Beschnitt“ und „Kontrollpunk-te“ lassen die Position bzw. die Kontrollpunkte(gemeinsame Bildbereiche) einstellen. Hier kann

man auch die Kontrollpunkte ansehen,die von autopano-sift-C markiert wurden.

Die Reiter „Optimieren“, „Belichtung“ und„Zusammenfügen“ bieten weitere Punk-te zur Feinabstimmung. Das Besondereim Reiter „Zusammenfügen“ ist die Ein-stellung der „Projektion“. Standardmäßigist „Gradlinig (Rectilinear)“ vorgegeben.Dies kann aber beliebig verstellt werden,z. B. in die verbreitete Form „Fisheye“(auch als Bullauge bekannt). Viele an-dere Einstellungen lassen sich auch ein-fach per Mausklick automatisch berech-nen und einstellen. Um die Änderungenschon einmal auf sich wirken zu lassen,gibt es immer die Möglichkeit, im oberenFensterbereich auf das Icon „Vorschau-

fenster “ (drittes Icon von rechts) zu klicken.

Ausblickhugin gehört zu den Programmen, mit denenman einfach ein bisschen experimentieren muss.Dann findet man nach und nach alle benötigtenSchalter und Hebel, die für die eigenen Bilder ambesten verwendet werden.

Mit hugin geht es auch weiter: Version 0.8.0 istbereits als Release Candidate 1 erschienen. Das

heißt, dass diese Version in nicht allzu ferner Zu-kunft stabil sein wird und den Einzug in die Distri-butionen finden wird. Man darf gespannt sein.

AlternativenEs gibt natürlich mehrere Arten, um zu einemPanoramabild zu gelangen. Eine der derzeit wirk-lich guten Alternativen ist GIMP in Zusammenar-beit mit dem Plugin Pandora [8].

LINKS

[1] http://hugin.sourceforge.net/

[2] http://user.cs.tu-berlin.de/~nowozin/autopano-sift/

[3] http://enblend.sourceforge.net/

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Unix-Philosophie

[5] http://www.gimp.org/

[6] http://www.panoclub.de/hugin_tut/index.html

[7] http://freenet-homepage.de/martin_wehner/Tutorial/panorama.html

[8] http://www.shallowsky.com/software/pandora/

Autoreninformation

Martin Böcher zeigt Freunden undKollegen gerne, dass es auch ohneWindows und proprietäre Softwaregeht, wie hier am Beispiel hugindemonstriert.

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PROGRAMMIERUNG

NaturalDocs – Quelltexte natürlich dokumentieren von Marcel Jakobs

D as Programm NaturalDocs [1] ist einWerkzeug, um Quelltexte zu doku-mentieren. Es kann als Alternative zu

PerlDoc/POD (POD = Plain Old Documenta-tion), JavaDoc, doxygen oder PHPDoc ge-nutzt werden. Mit diesem System können eineganze Reihe von Programmiersprachen doku-mentiert werden, wie z. B. Perl, C#, C++, Make-files, Ruby, Python, PHP, ActionScript, Java,JavaScript, Pascal, ADA, TCL etc.

Sehr schön an NaturalDocs ist, dass die Doku-mentation sehr nahe am natürlichsprachlichenReintext ist und sich die Beschreibungen vonKlassen oder Methoden auch sehr gut aus denQuellen lesen lassen, ohne dass man die Syntaxvon NaturalDocs kennen muss. Auch einfacheTextdateien wie eine README oder Ähnlicheskönnen damit erstellt werden. So kann man (zu-mindest bei kleineren Projekten) sogar sämtlicheDokumente wie Anforderungen, TODO-Listen,Changelogs, UML-Diagramme usw. mit Natural-Docs erstellen, wodurch man alle Informationenan einem Ort gebündelt und in einem einheitli-chen Format vorliegen hat.

Das Perl-Tool versteht auch JavaDoc, so dass ei-ne Umstellung erleichtert wird.

Wer sich nun fragen sollte, wieso man Quelltextüberhaupt dokumentieren sollte, hat nie versuchtein selbst geschriebenes Programm nach einoder zwei Jahren wieder zu verstehen. In der Re-

gel helfen ausführliche Kommentare, den Codezu verstehen, sollte dessen Ziel nicht aufgrundder Wahl der Bezeichner und Funktionen offen-sichtlich sein. Zusätzlich ist eine ausführliche Do-kumentation zum Beispiel für Bibliotheken unum-gänglich, damit jeder, der die Bibliothek nutzenmöchte, die korrekte Schnittstelle kennt.

InstallationNaturalDocs kann in den meisten Distributionenüber das Paket naturaldocs installiert werden.Alternativ kann man sich von der Downloadsei-te [2] auch das Zip-Archiv herunterladen, entpa-cken und die Datei ausführbar machen:

$ chmod +x NaturalDocs

Achtung: Bei der Paketinstallation heißt die aus-führbare Datei naturaldocs, bei dem Zip-Archivaber NaturalDocs. Für diesen Artikel wird diePaket-Version genutzt.

Gestartet wird NaturalDocs mittels:

$ naturaldocs -i [Quellverzeichnis]y-o [Ausgabeformat] [yZielverzeichnis] -p [yProjektverzeichnis] [Optionen]

Durch die Option -xi, gefolgt von einem Ver-zeichnis, wird NaturalDocs veranlasst, dieses zuignorieren. Bei mehreren Verzeichnissen mussdie Option -xi mehrmals benutzt werden.

Empfehlenswert ist es, sich ein kleines Skriptzu schreiben, welches die Dokumentation erstellt.Am Ende dieses Artikels ist ein Skript angehängt,welches die Dokumentation erzeugt/aktualisiertund automatisch ein Changelog aus dem Befehlsvn log erstellt.

SyntaxEin einfaches BeispielEin Beispiel in Perl:

# SUB: multiplicate## multiplicates two numbers## PARAMETERS:# $a - first parameter# $b - second parameter## RETURNS:# the product of $a and $bsub multiplicate {

$a=shift;$b=shift;return $a*$b;

}

Listing 1: naturaldocs-example1.pl

So sieht die Dokumentation einer einfachenFunktion aus. Bei Sprachen die „Full LanguageSupport“ besitzen (bisher Perl, ActionScript undC#) kann auch eine JavaDoc-artige Dokumenta-tion genutzt werden:

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PROGRAMMIERUNG

## multiplicates two numbers## PARAMETERS:# $a - first parameter# $b - second parameter## RETURNS:# the product of $a and $bsub ymultiplicate {

$a=shift;$b=shift;return $a*$b;

}

Listing 2: naturaldocs-example2.pl

Beide Beispiele haben das gleiche Ergebnis.

Ausgabe des Perl-Beispiels.

Einen neuen Absatz erzwingt man durch ei-ne Leerzeile. Eine Überschrift kann mittels# Überschrift: eingefügt werden, wobei die

Zeile darüber leer sein muss. Es kann auchauf Webseiten, E-Mailadressen und andere Stel-len der Dokumentation verlinkt werden. Natür-lich kann auch unterstrichen und fett geschrie-ben werden. Die Zusammenfassung wird auto-matisch erstellt.

ListenListen können erstellt werden, indem eine Zei-le mit - angefangen wird. Definitionen benutzenebenfalls ein - zwischen Bezeichner und Definiti-on. Es können auch Grafiken, Beispielquelltexteund ASCII-Diagramme eingefügt werden.

Leider kann NaturalDocs von Haus aus nicht mitListen in Listen umgehen, es gibt jedoch dafüreinen Patch (Nested Bullets [3]), mit dem mandurch + oder * eine Liste in der Liste einleitet.

Installiert wird es, indem die DateiNative.pm.diff nach $NATURALDOCS_PATH/Modules/NaturalDocs/Parser kopiert wirdund dann der Befehl

$ patch Native.pm Native.pm.diff

aufgerufen wird.

AbkürzungenPraktisch ist auch die Möglichkeit, mehrere De-finitionen, Funktionen oder Variablen zusammen-fassend dokumentieren zu können. So kann manstatt dem folgenden Code

# VARIABLE: $configFile# Filename of configuration file

$configFile = "config.txt";

# VARIABLE: $inputFile# Filename of input file$inputFile = "input.txt";

# VARIABLE: $outputFile# Filename of output file$outputFile = "out.txt";

Listing 3: naturaldocs-example3.pl

die Variablen für die Dateinamen zusammenfas-sen:

# VARIABLES: Filenames# $configFile - Filename of yconfiguration file# $inputFile - Filename of input yfile# $outputFile - Filename of output yfile$configFile = "config.txt";$inputFile = "input.txt";$outputFile = "out.txt";

Listing 4: naturaldocs-example4.pl

Dabei können mehrere solcher Blöcke für ver-schiedene Belange angelegt werden (Datei-namen, Logindaten für Datenbanken etc.).

Generierung des ChangelogÜber ein einfaches Perl-Skript kann man einvon NaturalDocs lesbares Changelog im Ordnerdocuments und dann die Dokumentation selbsterstellen:

© freiesMagazin GNU FDL Ausgabe 08/2009 48

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PROGRAMMIERUNG

Eine komplette Beispieldokumentation.

#!/usr/bin/perl

# Script: makedocs.pl## Dieses Script generiert die yDokumentation.#

# Anforderungen:## - Der Pfad zu NaturalDocs muss inyder Umgebungsvariablen y$NATURALDOCS_PATH stehen.# (Dazu kann man in der ~/.bashrc yfolgende Zeile hinzufuegen: export y$NATURALDOCS_PATH=/pfad/zum/ynaturaldoc/verzeichnis)# - Das Projektverzeichnis mit dem ynamen "naturaldocs" muss im ygleichen Verzeichnis wie dieses yScript liegen.# - Es muss ein (leeres) yVerzeichnis mit dem Namen "ydocumentation" im gleichen yVerzeichnis wie dieses Script yexistieren.## Benutzung dieses Scripts:## Man startet dieses Script, wenn ysich etwas geaendert hat, einfach ymit dem Befehl:## > tools/makedocs.pl [OPTIONEN]## Optionen:## -o - starte makedocs.pl im yoffline-Modus## Im offline-Modus wird das yChangelog nicht erstellt##

# SVN:## Am besten nur die Textdateien desyProjektverzeichnises von yNaturalDocs einchecken (nicht das yVerzeichnis "Data").## Das Verzeichnis "documentation" ysollte im SVN leer sein, sodass yjeder die Dokumentation selbst yerstellen kann, indem er dieses yScript ausfuehrt.

use strict;use warnings;use vars qw (%ENV);

# Sub: generatechangelog## Generiert die Datei documents/ychangelog.txt aus der Ausgabe des yBefehls svn log -v#sub generatechangelog {

print "Generating changelog...ny";$ENV{LANG} = "C";my $log = ‘svn log -v‘;

$log =~ s/(-){2,}//g;$log =~ s/(r[0-9]{1,4})/$1:nn$1y/g;$log =~ s/n/nn/g;$log =~ s/Pfade:/Pfade/g;$log =~ s/paths:/paths/g;$log =~ s/([A-Z] /)/- $1/g;

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PROGRAMMIERUNG

open(DATEI, ">documents/ychangelog.txt");print DATEI "Title: Changelog\ny\n$log";close DATEI;print "Done.n";

}

######### PROGRAM START y############

if (defined $ENV{NATURALDOCS_PATH} y&& $ENV{NATURALDOCS_PATH} ne "") {

generatechangelog() if (not(ydefined @ARGV && $ARGV[0] eq "-yo"));

# Generate documentation of currentydirectory in HTML and save to ydirectory documentation. yProjectdirectory is naturaldocs.

# Ignore directory testssystem

"$ENV{NATURALDOCS_PATH}/NaturalDocsy-i . -o HTML ./documentation -p ./ynaturaldocs -xi ./tests";} else {

print "Environment variable y$NATURALDOCS_PATH not defined!ny";

}

Listing 5: makedocs.pl

Weitere InformationenFür Neulinge gibt es ein schönes Walk-through [4], in dem die ersten Schritte mitNaturalDocs erklärt werden.

LINKS

[1] http://naturaldocs.org/

[2] http://naturaldocs.org/download.html

[3] http://sourceforge.net/tracker/index.php?func=detail&aid=1371134&group_id=81796&atid=564052

[4] http://www.naturaldocs.org/documenting/walkthrough.html

Autoreninformation

Marcel Jakobs programmiert ger-ne in Perl. Da ihm PerlDoc nichtzugesagt hat, hat er sich für dieDokumentation seines Jabber-BotszBot auf die Suche nach einemalternativen System gamcht und istauf NaturalDocs gestoßen.

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„Too Old For This Shit“ © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/447

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COMMUNITY

Linuxtag – Erlebte Community von Stefan Wichmann

D er Linuxtag 2009 [1] in Berlin istnicht nur als Fortbildungsveranstal-tung des Landes Berlin anerkannt, so-

dass ein Zertifikat des Messebesuches ange-fordert werden kann, sondern bot neben jederMenge an Kongressen und Vorträgen auchdie Möglichkeit, persönliche Kontakte zu Fir-men, Entwicklern und Linuxbegeisterten zuknüpfen.

Social DesktopEin interessanter Vortag zum Thema Kontakt-knüpfung lautete „Social Desktop“ [2]. Frank Kar-litschek sprach über den Vorteil der Linuxge-meinschaft gegenüber der kommerziellen Aus-richtung eines großen Betriebssystemherstellers.Diese Linuxcommunity zu nutzen und zu för-dern, ist Ziel des Social Desktop, der es ermög-licht, Gleichgesinnte in der näheren Umgebungzusammenzubringen. Hierfür werden auf demDesktop Informationen über die Person einge-blendet, die gleiche Software oder Hardware ein-setzt und so unter Umständen bei Problemenweiterhelfen kann. Die Anbindung auf dem Desk-top ist in der Oberfläche KDE 4.3 enthalten. Abder KDE-Version 4.4 ist auch die Nutzung einerWissensdatenbank verfügbar.

Vielfalt der DistributionenDass die Community auch auf der Messe gelebtwurde, war auf vielen Ständen erlebbar. Verschie-dene Distributionsvertreter stellten aktuelle Re-

leases vor. Es war schön, dass keiner versuchteandere Linuxderivate zu verunglimpfen, sonderndass durchgehend alle Standbetreuer auch aufVorteile anderer Distributionen hinwiesen. Einzigam Stand von CentOS wurde man mit der knap-pen Auskunft fast vertrieben, dass CentOS haltein Nachbau des Red Hat Enterprise Linux sei.Übereinstimmung an anderen Ständen und auchim Gespräch mit Messebesuchern, die sich re-ge an Gesprächen an den Ständen beteiligten,bestand darin, dass die Linuxdistribution Debianaufgrund langer Aktualisierungszyklen sehr sta-bil ist, Fedora hingegen sehr schnell auf aktu-elle Entwicklungen der Hardware reagiert undopenSUSE durch den Updateserver auch zeit-nah auf neue Hardware reagiert.

Der Entwicklungsstand von OSDie aktuelle Programmunterstützung vonWine [3] hält einen fast davon ab, die Möglich-keiten der virtuellen Maschine „Kernel-Based Vir-tual Machine“ (KVM) [4] auszuprobieren, die beiRed Hat bereits die virtuelle Maschine Xen [5]ablöste. Auch auf dem KVM-Stand lebte der Li-nuxgeist, denn ein Messebesucher führte bereit-willig auf seinem Asus EeePC den problemlosenStartvorgang mit WLAN-Anbindung der Fedora-Distribution vom USB-Stick aus vor.

Doch auch der Anwendungsbericht von ThomasGroß zum „Kommander“ [6], der es ermöglicht,Skripte über eine Oberfläche auszuführen, war

interessant. Leider schreitet die Entwicklung desvorgestellten Programms nicht weiter voran. DerProjektleiter hat sich auf eine Anfrage bishernicht geäußert. Doch auch dies gehört zu einerMesse rund um ein freies System: Erfahrung ei-nes begeisterten Anwenders, der mit einem dreiJahre alten Programm zufrieden ist, so wie es ist.

Ebenso war der Vortrag „Freie Software für FreieUnternehmen – zwei Buchhaltungsprogrammal-ternativen“ von Jochen Stärk zu den Open-Source-Buchhaltungsprogrammen osFaktura [7]und Gnuaccounting [8] hervorragend. Diese Pro-gramme sind zwar teilweise noch von der Kom-mandozeile aus zu bedienen, jedoch zeigte derVortrag den Entstehungsprozess von der Ideeüber die Arbeitsweise und den aktuellen Standbis hin zur weiteren Planung auf. Open Sourcebedeutet eben auch, den frühen Entwicklungs-stand mitzuerleben.

Viele fertige Anwendungen und Tools waren zubegutachten und Leistungsmerkmale zu erfah-ren. So verarbeitet der Audioplayer Amarok [9]in der aktuellen Version Lesezeichen, um auto-matisch an der zuletzt angespielten Stelle einerAudiodatei fortzufahren.

Das Thema Softwareentwicklung kam auf demStand GeneSEZ [10] zur Sprache. Die modellge-triebene Softwareentwicklung (MDSD) [11] setztauf Open Source und generiert aus Modellenausführbaren Programmcode.

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COMMUNITY

Wichtige Tipps gab es auch von Teamdrive [12],der Lösung für Online-Backups, denn bei einerNeuinstallation des Teamdrive-Clients ist ein Zu-griff auf online gespeicherte Daten nicht möglich,wenn Metainformationen fehlen. Diese Datensind an der Erweiterung PSS erkennbar und sindregelmäßig auf dem lokalen System zu sichern.Der neue Client wird noch im Herbst zum Down-load angeboten und vereinfacht das Sichern die-ser wichtigen Dateien. Datenleichen können beiTeamdrive nicht entstehen, denn selbst wenn Me-tadaten nicht mehr vorliegen und der Anwenderseine Onlinedaten nicht mehr löschen kann, wer-den diese 90 Tage nach Inaktivität gelöscht. DerAnwender wird im Vorfeld per E-Mail informiertund kann diese Löschung verhindern, sollte erseine Zugangsdaten doch noch finden.

One Laptop Per Child (OLPC) [13] ist ein Pro-jekt, um Grundschulkindern in Entwicklungslän-dern mit der Computertechnologie vertraut zumachen. Das auf Fedora basierende Systemkann vom USB-Stick gestartet werden und legtdort auch Daten ab, sodass zuhause und in derSchule mit dem Programm gearbeitet werdenkann. Die XO-Laptops [14] sind stromsparendund können auch per Handkurbel oder Fußpedalangetrieben werden.

Die IT-ProfitsAuf der parallel stattfindenden Fachmesse, dieden Informationsaustausch im kommerziellen Be-reich ermöglicht, stellte die Firma S & N AG [15]ein Output-Management-System vor, um zentra-

le Textbausteine in CI-gerechte Dokumente überXSL/FO in Ausgabeformate wie AFP, PCL oderPDF/A bereitzustellen. Eine Anbindung an CRMund Archivsysteme ist möglich. Dank der mo-dernen Architektur sind Document-Composition-Services auch als SOA-Services abbildbar. DasOMS steht nicht als Open-Source-Variante zurVerfügung.

Die Firma Telematika [16] bietet eine Erwei-terung des Kundenbeziehungssystems Sugar-CRM mit ERP-Funktionen. Enterprise-Resource-Planning-Programme helfen bei der Einsatzpla-nung von Unternehmensressourcen. Die Vorfüh-rung auf dem Stand wurde professionell von ei-nem ehemaligen SAP-Mitarbeiter vorgeführt undFragen nicht nur beantwortet, sondern am Bei-spiel gleich online umgesetzt und vorgeführt.

FazitDer Datenbankhersteller Oracle [17] (und Auf-käufer der Firma Sun Microsystems) war diesesJahr leider nicht vertreten und das Betriebssys-tem Sun Solaris suchte ich vergebens. Schnäpp-chenjäger kamen allenfalls auf dem Stand desVerlages O’Reilly [18] zum Zug, doch war dieeigentliche Zielgruppe der Messe eine andere:Linuxbegeisterte und Wissensdurstige, die sich,an dem einen oder anderen Stand wiedertref-fend, gegenseitig auf Interessantes aufmerksammachten. So gesehen hatte Frank Karlitschek inseinem Vortrag über Social Desktop vollkommenrecht: Die Community lebt!

LINKS

[1] http://www.linuxtag.org/

[2] http://dot.kde.org/2009/05/01/social-desktop-starts-arrive

[3] http://www.winehq.org/

[4] http://www.linux-kvm.org/

[5] http://www.xen.org/

[6] http://kommander.kdewebdev.org/

[7] http://www.osfaktura.de/

[8] http://www.gnuaccounting.org/

[9] http://amarok.kde.org/

[10] http://www.genesez.de/

[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Modellgetriebene_Softwareentwicklung

[12] http://www.teamdrive.net/de/

[13] http://www.olpc-deutschland.de/

[14] http://de.wikipedia.org/wiki/XO-Laptop

[15] http://www.s-und-n.de/

[16] http://cms.telematika.de/

[17] http://www.oracle.com/

[18] http://www.oreilly.de/

Autoreninformation

Stefan Wichmann ist Autor meh-rerer Bücher und Herausgeber imBildungsportal programmierspra-chen.informatik.schulklick.net.

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V on Monat zu Monat wird freiesMagazingrößer, was die Artikel angeht, dasTeam dagegen ist seit einem halben

Jahr nicht mehr richtig gewachsen. Aus die-sem Grund suchen wir Ihre Mithilfe!

Lernbereitschaft und langzeitiges Engagementsind vor allem bei der Mithilfe als Setzer undKorrektor sehr wichtig, da wir so besser planenund Aufgaben verteilen können. Als Gegenleis-tung für die ehrenamtliche Tätigkeit winkt leidernicht das große Geld, dafür gibt es aber Ruhmund Ehr’ und die eigene Freude daran, an einemgroßen Community-Projekt mitzuwirken und derGemeinschaft etwas zurückgeben zu können.

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Eigentlich müssen Sie dafür nur Spaß am Schrei-ben haben und sich verständlich ausdrücken kön-nen, sodass jeder Leser Ihren Artikel oder Ih-re Anleitungen nachvollziehen kann. Gerne ge-sehen sind vor allem Softwarevorstellungen undSpiele, aber auch HowTos oder Tutorials wün-schen sich unsere Leser sehr. Eine übersichtli-

che Liste von gewünschten Themen finden Sieauf unserer Webseite [1]. Sicherlich kennen Siesich in einem dieser Gebiete aus. Und wennnicht, sind wir auch immer offen für ganz neueVorschläge aus den Bereichen GNU/Linux, FreieSoftware und/oder Open Source.

SetzerSie wollen freiesMagazin kreativ mitgestaltenund den Artikeln das richtige Layout verpassen?Dann können Sie sich bei uns austoben.

Für den Satz kommt das Textsatzsystem LATEX [2]zum Einsatz, sodass etwas Wissen auf diesemGebiet nicht schaden kann. Das Magazin ist aberso gehalten, dass sehr viel mit Makros gearbei-tet wird und nicht zwingend LATEX-Profis gefordertsind, um das Magazin zu setzen. Wenn jemandInteresse hat, sich auf diesem Gebiet einzuarbei-ten, helfen wir gerne weiter.

Daneben wäre Wissen im Umgang mit dem Versi-onskontrollsystem Subversion (SVN) gut, ist abernicht zwingend erforderlich. Die wenigen SVN-Befehle, die dazu benötigt werden, sind schnellerlernt – auch Dank einer hervorragenden Do-kumentation [3]. Zusätzlich stehen in den meis-ten Linux-Distributionen und Desktopumgebun-gen auch grafische Oberflächen für die Verwal-tung bereit, sodass man nicht zwingend die Kon-sole bedienen muss – auch wenn es darübermanchmal schneller geht. ;)

KorrektorenSie sind fit in der deutschen Rechtschreibungund Grammatik? Und manchmal werden Sie alsErbsenzähler verschrien? Dann willkommen beiden Korrektoren!

Als Korrektor sollten Sie die deutsche Recht-schreibung sehr gut beherrschen. Groß-/Klein-schreibung, Zeichensetzung und dergleichenwerden des Öfteren bei der Korrektur vonfreiesMagazin gefordert. Zusätzlich schadet esnicht, wenn Sie sprachlich gewandt sind, sodassSie Sätze in Artikeln auch umstellen können,wenn es notwendig ist.

Wie bei den Setzern wird auch hier das Versions-kontrollsystem Subversion eingesetzt.

KontaktWenn Sie nun Lust bekommen haben,freiesMagazin mitzugestalten und zu ver-bessern, oder einen Artikel schreibenwollen, wenden Sie sich einfach an

.

LINKS

[1] http://www.freiesmagazin.de/artikelwuensche

[2] http://www.latex-project.org/

[3] http://svnbook.red-bean.com/

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MessenVeranstaltung Ort Datum Eintritt LinkLinuxbierwanderung Helmbrechts 15.08.-23.08.2009 - http://lbw2009.weinbrenner.comFrOSCon Sankt Augustin 22.08.-23.08.2009 5 EUR http://www.froscon.deOpenSQL Camp Sankt Augustin 22.08.-23.08.2009 - http://www.opensqlcamp.orgGNU/Linux/BSD-Session Waldmünchen 16.09.-20.09.2009 43,44 EUR http://session.pestilenz.orgopenSUSE Open Day Nürnberg 19.09.2009 - http://en.opensuse.org/OpenSUSE_Conf_2009Software Freedom Day Weltweit 19.09.2009 frei http://softwarefreedomday.orgOpen Expo Winterthur 23.09.-24.09.2009 - http://www.openexpo.ch/openexpo-2009-winterthurKieler Linux Tage Kiel 02.10.-03.10.2009 frei http://www.kieler-linuxtage.deLinux Info Tag Landau 10.10.2009 frei http://infotag.lug-ld.deUbucon Göttingen 16.10.-18.10.2009 frei http://www.ubucon.deLinux-Kongress Dresden 27.10.-30.10.2009 - http://www.linux-kongress.org/2009/The OpenSolaris Developer Conference Dresden 28.10.-30.10.2009 - http://www.osdevcon.org/2009OpenRheinRuhr Bottrop 07.11.-08.11.2009 frei http://openrheinruhr.deBrandenburger Linux-Infotag Potsdam 21.11.2009 frei http://www.blit.org/2009KNF-Kongress Nürnberg 22.11.2009 - http://www.franken.de/veranstaltungen/knfkongressLinuxDay Dornbirn 28.11.2009 frei http://ld.lugv.eu

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Vorschau

freiesMagazin erscheint immer am ersten Sonntag eines Monats. Die September-Ausgabe wird voraussichtlich am 6. September unter anderem mitfolgenden Themen veröffentlicht:

ã Einfach Easy Peasyã Der Raytracer POV-Rayã Duden Korrektor im frischen Wind

Es kann leider vorkommen, dass wir aus internen Gründen angekündigte Artikel verschieben müssen. Wir bitten dafür um Verständnis.

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ImpressumfreiesMagazin erscheint als PDF und HTML einmal monatlich.Redaktionsschluss für die September-Ausgabe: 26. August 2009

KontaktE-MailPostanschrift freiesMagazin

c/o Dominik WagenführBeethovenstr. 9/171277 Rutesheim

Webpräsenz http://www.freiesmagazin.de

freiesMagazin-Team (Teamaufschlüsselung)Raoul FalkDominik HonnefThorsten SchmidtKarsten SchuldtDominik Wagenführ (Verantwortlicher Redakteur)

ISSN 1867-7991Erscheinungsdatum: 2. August 2009Erstelldatum: 4. August 2009

Autoren dieser AusgabeHans-Joachim Baader S.3Martin Böcher S.45Marcel Jakobs S.38, S.47Mathias Menzer S.14Carsten Rohmann S.10Benjamin Schmidt S.16Thorsten Schmidt S.19, S.36Dominik Wagenführ S.21, S.24Stefan Wichmann S.51

VeranstaltungenRonny Fischer

Logo-DesignArne WeinbergLizenz GNU FDL

Dieses Magazin wurde mit LATEX erstellt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Wenn SiefreiesMagazin ausdrucken möchten, dann denken Sie bitte an die Umwelt und drucken Sie nur im Notfall. Die Bäume werden es Ihnen danken. ;-)

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