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1Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Transnationalisierung von Lebenswelten
Ludger Pries
5. Dialogforum der Donau‐Universität KremsDepartment Migration und Globalisierung
29. Juli – 2. August 2013 in Gmunden / Seeschloss Ort
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften? 3. Für ein neues Denken: Transnationale Teilhabe und Mobilität
2Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
3Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Transnationale Familie von Doña Rosa
Doña Rosa
Mexiko geb.Transmigrant
Mexiko geb.Nicht‐Migrant
Mexiko geb.Re‐MigrantMex‐USA‐Mex
‐‐ ‐
USA geb.Nicht‐Migrant
Mexiko geb.EmigrantMEX‐USA
Guadalupee
Puerto Rico geb.
Migrantin
AntonioErste
Generation
Frau
MannUSA geb.EmigrantUSA‐MEX
USA geb.Transmigrant
Zweite Generation
Dritte Generation
Vierte Generation
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
4Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
1970 1980 1990 2000
Puebla region
Rest of Mexico
New York region
Rest of USA
1960
Landesgrenze
Ereignisbeginn
Soziale Textur US-Amerik. Gesellschaft
Soziale Textur Mexikanische Gesellschaft
Neue pluri-lokaletransnationale soziale Texturen
Arbeits-/Migrationsverläufe 9 mexikanische Migranten
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
5Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Fiesta del Pueblo Chinantla2000: Umbenennung von „Santo Patrón Padre Jesús” zu „Patrono de los Migrantes“ (Beschützer der Migranten)
Fiesta del Pueblo Chinantla 2000: „Los Tucanes de Tijuana“ – eine der berühmtesten mexikanischen Norteño‐Bands im kleinenChinantla, bezahlt von der Familie Doña Rosas
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
6Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Source: Merino, Joel, 2002: Tepeyac en Nueva York. Puebla: BUAP, S. 33
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
7Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Source: Merino, Joel, 2002: Tepeyac Nueva York. Puebla: BUAP, S. 37
1. Beispiele für Transnationalisierung von Lebenswelten
8Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
als Zunahme dichter institutionalisierter Verflechtungsbeziehungen von
sozialen Praktiken
Symbolsystemen
Artefakten
die sich relativ dauerhaft und pluri‐lokal über verschiedene Nationalgesellschaften hinweg aufspannen.
Transnationalisierung
(Erwerbs‐, Freizeit‐, Heiratsverhalten, Feste,kommunikatives Handeln etc.),
(Sprache, Musik, Kultur, Moral/Normen etc.)
(Technik, Geräte, Architektur etc.),
2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften?
9Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Fuente: World Migration Report 2008, p. 121
2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften?
Transnationalisierung und brain drain oder brain gain
10Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
World Bank Report 2005: Global Economic Prospects 2006, p. 90
3. Folgen für Gesellschaft und soziale Arbeit
World Bank Report 2011: Migration and Remittances Factbook 2011, p. 13f
2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften?
11Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
0,0000
500,0000
1.000,0000
1.500,0000
2.000,0000
2.500,0000
3.000,0000
Ene 1995
Ene 1995
Ene 1996
Ene 1996
Ene 1997
Ene 1997
Ene 1998
Ene 1998
Ene 1999
Ene 1999
Ene 2000
Ene 2000
Ene 2001
Ene 2001
Ene 2002
Ene 2002
Ene 2003
Ene 2003
Ene 2004
Ene 2004
Ene 2005
Ene 2005
Ene 2006
Ene 2006
Ene 2007
Ene 2007
Ene 2008
Ene 2008
Ene 2009
Ene 2009
Ene 2010
Ene 2010
Ene 2011
Ene 2011
Ene 2012
Money order Personal cheques Electronic transer Cash, materials
Officially estimated monthly remittances from USA to Mexico
Banco de México 2012: http://www.banxico.org.mx/SieInternet/consultarDirectorioInternetAction.do?accion=consultar Cuadro&idCuadro=CE81§or=1&locale=es, accessed 2012‐06‐23
2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften?
12Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Quelle: Statistisches Bundesamt (2010 und 2012): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Wanderungen. Fachserie 1, Reihe 1.2. Wiesbaden. Schneider, Simon (2010):Rente und tschüss?! Deutsche Senioren verlegen ihren Ruhesitz ins Ausland. In: Forschung Aktuell, Ausgabe 01/10. Hrsg. Institut Arbeit und Technik S. 9
„Knapp jede fünfte neue Altersrente ist im Jahr 2009 von mindestens einem nationenüber‐greifenden Aspekt betroffen. Es handelt sich also um einen ausländischen Staatsangehörigen, eine Fremd‐ oder Vertragsrente oder der Wohnort des Rentenbeziehenden befindet sich im Ausland.”
Himmelreicher, Ralf K./Scheffelmeier, Tine, 2012: Transnationalisierung und Europäisierung der Altersrente? Entwicklung beim Zugang in Altersrente in Deutschland (1993 – 2009). Berliner Studien zur Soziologie Europas, Arbeitspapier Nr. 26. S. 21
2. Was heißt Transnationalisierung für Gesellschaften?
13Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Esser, Hartmut, 2009: Pluralisierung oder Assimilation? Effekte der multiplen Inklusion auf die Integration von Migranten. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38 (5), 358‐378, hier: S. 362
Inklusion in Aufnahmekontext
Ja Nein
Inklusion in ethnischen Kontext
Ja Multiple Inklusion Segmentation
Nein Assimilation Marginalität
Traditionelle Vorstellung der Sozialintegration von Migranten und ethnischen Minderheiten
Taft, Ronald, 1953: The Shared Frame of Reference Concept Applied to the Assimilation of Immigrants. In: Hu‐man Relations, Vol. 6, S. 45‐55
Monistische Assimilation nach TaftAnnahmen des Modells der Assimilation:
1. Es gibt eine klar zu präferierende Form der Integration.
2. Diese verläuft stufenförmig in Richtung Anpassung an Aufnahmegesellschaft.
2. positive Einstellung zur Aufnahmegesellschaft
4. wirtschaftliche Akkomodation in Aufn.ges.
5. soziale Akzeptanz durch Aufnahmeges.
1. kulturelles Lernen in der Aufnahmegesellschaft
7. Einverständnis Werte/Normen
6. Identifikation mit Aufnahmeges.
3. negative Einstellung zur Herkunftsgesellschaft
3. Für ein neues Denken: Transnationale Teilhabe und Mobilität
14Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Quellen: Berry, John W. (1997) Immigration, Acculturation, and Adaptation. In: APPLIED PSYCHOLOGY: AN INTERNATIONAL REVIEW, Vol. 46 (1). 5‐68, hier: S. 9
Kontakt mit und Teilhabe an anderen kulturellen Gruppen bzw. Gesamtgesellschaft
Ja Nein
Beibehaltung kultureller Identität und Charakteristiken (nicht‐dominanter Gruppen)
Ja Integration Separation
Nein Assimilation Marginalisierung
“(…) integration is usually the most successful; marginalisation is the least; and assimilation and separation strategies are intermediate.”. (Berry 1997: 24)
3. Für ein neues Denken: Transnationale Teilhabe und Mobilität
Esser, Hartmut, 2009: Pluralisierung oder Assimilation? Effekte der multiplen Inklusion auf die Integration von Migranten. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38 (5), 358‐378, hier: S. 362
Traditionelle Vorstellung der Sozialintegration von Migranten und ethnischen Minderheiten
Inklusion in Aufnahmekontext
Ja Nein
Inklusion in ethnischen Kontext
Ja Multiple Inklusion Segmentation
Nein Assimilation Marginalität
Zeitgemäße Vorstellung nationaler und transnationaler Teilhabe und Mobilität
15Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Formen grenzüberschreitenden Lebens und Mobilität werden immer vielfältiger
Klassische Ein‐/Auswanderung, Rückkehrwanderungen,
Pendelwanderungen, Alterswanderungen,
internationales Studieren/Erasmus, Tourismus/Welterleben
Expats/Inpats/Hochmobile in Unternehmen Transnationale Wissenschaft/Stiftungen etc.
EU‐mobile Beschäftigte
3. Für ein neues Denken: Transnationale Teilhabe und Mobilität
Möglichkeiten der Steuerung grenzüberschreitender Mobilität werden schwieriger Dauerzustand nicht dokumentierter Migration in den USA
Freie Binnenmobilität innerhalb der EU
Neue kollektive und korporative Akteure transnationaler Mobilitätsanreize
Auflösung des Hukou‐Systems in China
Möglichkeiten transnationaler Kommunikation sowie Mobilität von Geld und Waren
Ausdifferenzierung transnationaler Dienstleistungs‐/Handels‐Organisationen
Entgrenzung zwischen formalen/legalen und informellen/illegalen Sphären
16Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Statt Assimilation: Transnationale Teilhabe und Mobilität im Sinne von:
1. keine ‚Einbahnstraße‘ und kein ‚Treppchen‘, folgt nicht einer festgelegten stufenförmigen Sequenz, sondern ist ergebnisoffener Prozess,
2. kein utilitaristisches Mehrheitsdiktat gegen alle ‚Andersartigen‘, sondern Verhandlungssache und alltäglich gelebte ‚Willkommenskultur‘,
3. nicht Entweder‐oder‐Entscheidung sondern Sowohl‐als‐auch‐Einladung bezüglich Loyalitäten, Heimatgefühlen, identitären Verortungen und Lebensperspektiven,
4. kein eindimensionaler Zustand, sondern permanenter und vieldimensionaler Prozess der ökonomischen, kulturellen, politischen und sozialen Teilhabe im Sinne der Mobilisierung von Fähigkeiten (Amartya Sen),
5. nicht notwendig uni‐lokale Fixierung im Sinne ‚russischer Puppen‘, sondern potentiell auch gleichzeitige Lebenspraxis und pluri‐lokale Einbindung auf lokaler, nationaler, supranationaler, globaler und transnationaler Ebene.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
3. Für ein neues Denken: Transnationale Teilhabe und Mobilität
17Lehrstuhl Soziologie / Organisation, Migration, Mitbestimmung – Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum