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AUTOR Elektroprojektierung für die Allianz Arena Hightech-Architektur zum Leben erweckt gehörende Parkhaus für rund 11 000 Au- tos gilt als das zurzeit größte in Europa. Bautechnisch gesehen bietet das Gebäu- de gleich eine ganz Reihe von Leckerbis- sen. So auch das Dach, es handelt sich um die weltweit größte Bedachung aus Folie. Sie setzt sich aus 2 760 durchsichtigen Luftkissen zusammen, jedes etwa 35 m 2 groß. Sie sind mit Luft gefüllt, große Ven- tilatoranlagen sorgen ständig für Nach- schub und ausreichenden Druck in jedem Kissen. Alles in allem liefern zwölf Druck- messdosen die Daten für die notwendige Luftversorgung. Die ganze Außenhaut kann mit insgesamt 4 250 Leuchten in den Farben rot, blau und weiß ange- strahlt werden, was das Gebäude von weitem sichtbar futuristisch eindrucks- voll wirken lässt. Bis in der im Mai 2005 fertig gestellten Allianz Arena der Anpfiff für das erste Spiel ertönen konnte, waren bautechnisch wahre Meisterleistungen zu erbringen: Bei dem modernsten Fußballstadion Europas wurde zum Teil bautechnisch absolutes Neuland betreten. Das schlug sich auch in der von VA Tech Elin realisier- ten technischen Ausstattung nieder. Der Projektie- rungsaufwand an Eplan-CAD-Arbeitsplätzen belief sich auf etwa sechs Mannjahre. Nach knapp dreijähriger Bauzeit wur- de Ende Mai 2005 bei München eines der modernsten Fußballstadien Mitteleuro- pas eingeweiht. Die Allianz Arena, ge- plant vom Schweizer Architektenteam Herzog und de Meuron, hat auf drei Rän- gen eine Kapazität von 66 000 Sitzplät- zen. Sie bietet daneben Raum für eine Vielzahl von zusätzlichen Einrichtungen wie einen Lego-Kinderclub, Büros und Konferenzräume sowie Gastronomie- und Erlebniswelten. Das zum Gebäude Christian Hoepner ist Redakteur der IEE. 60 IEE 51. Jahrgang 6-2006 Die Allianz Arena – nicht nur ein Gebäude für architekto- nisch interessierte Ästheten, sondern auch für technisch Begeisterte TRENDS & TECHNOLOGIE SOFTWARE & ENGINEERING

TRENDS & TECHNOLOGIE SOFTWARE & ENGINEERING...Bei VA Tech Elin kommt be-reits seit Beginn des CAD-Zeitalters um 1987 das Engineering-Tool Eplan zum Ein-satz. Vor noch nicht all zu

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    Elektroprojektierung für die Allianz Arena

    Hightech-Architektur zum Leben erweckt

    gehörende Parkhaus für rund 11 000 Au-tos gilt als das zurzeit größte in Europa. Bautechnisch gesehen bietet das Gebäu-de gleich eine ganz Reihe von Leckerbis-sen. So auch das Dach, es handelt sich um die weltweit größte Bedachung aus Folie. Sie setzt sich aus 2 760 durchsichtigen Luftkissen zusammen, jedes etwa 35 m2 groß. Sie sind mit Luft gefüllt, große Ven-tilatoranlagen sorgen ständig für Nach-schub und ausreichenden Druck in jedem Kissen. Alles in allem liefern zwölf Druck-

    messdosen die Daten für die notwendige Luftversorgung. Die ganze Außenhaut kann mit insgesamt 4 250 Leuchten in den Farben rot, blau und weiß ange-strahlt werden, was das Gebäude von weitem sichtbar futuristisch eindrucks-voll wirken lässt.

    Bis in der im Mai 2005 fertig gestellten Allianz Arena der Anpfiff für das erste Spiel ertönen konnte, waren bautechnisch wahre Meisterleistungen zu erbringen: Bei dem modernsten Fußballstadion Europas wurde zum Teil bautechnisch absolutes Neuland betreten. Das schlug sich auch in der von VA Tech Elin realisier-ten technischen Ausstattung nieder. Der Projektie-rungsaufwand an Eplan-CAD-Arbeitsplätzen belief sich auf etwa sechs Mannjahre.

    � Nach knapp dreijähriger Bauzeit wur-de Ende Mai 2005 bei München eines der modernsten Fußballstadien Mitteleuro-pas eingeweiht. Die Allianz Arena, ge-plant vom Schweizer Architektenteam Herzog und de Meuron, hat auf drei Rän-gen eine Kapazität von 66 000 Sitzplät-zen. Sie bietet daneben Raum für eine Vielzahl von zusätzlichen Einrichtungen wie einen Lego-Kinderclub, Büros und Konferenzräume sowie Gastronomie- und Erlebniswelten. Das zum Gebäude

    Christian Hoepner ist Redakteur der IEE.

    60 IEE 51. Jahrgang 6-2006

    Die Allianz Arena – nicht nur ein Gebäude für architekto-nisch interessierte Ästheten, sondern auch für technisch Begeisterte

    TRENDS & TECHNOLOGIE � SOFTWARE & ENGINEERING

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  • Gesamte technische Ausrüstung aus einer Hand Beeindruckend ist auch die technische Infrastruktur, die das Gebäude birgt. Für die gesamte technische Gebäudeausrüs-tung zeichnet die VA Tech Elin EBG ver-antwortlich. Das in den Ursprüngen An-fang des zwanzigsten Jahrhunderts in Linz und Wien gegründete Unternehmen ist heute als international tätiger Anbie-ter auf elektromechanische und elektro-nische Anlagen, Systeme und Dienstleis-tungen für die industrielle, gebäudetech-nische und kommunale Infrastruktur spezialisiert. Die Lösungskompetenz umfasst die Bereiche Industrieanlagen, Gebäudetechnik, Facility Management, Energieversorgung, Automation, An-triebstechnik und Traktionstechnologie. Letztes Jahr wurde das etwa 460 Mann starke Unternehmen von Siemens über-nommen und als Siemens Elin in den Konzern eingegliedert. Der von VA Tech Elin für die Allianz Arena inklusive Parkhaus erbrachte Leistungs-umfang umfasst die gesamte Stark- und Schwachstromenergieverteilung, die ge-samte Beleuchtung sowie das Flutlicht. Ebenso entwarf und installierte das Un-ternehmen die Brandmeldeanlage, die Zutrittskontrolle, das Verkehrsleitsystem mit Schranken und Signalanlagen, das Ticketing, die Telefon- und EDV-Vertei-

    lung, die Videoüberwachung inklusive dem Polizei-Leitsystem sowie den gan-zen Komplex H/K/L/S (Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär plus Verteiler). Das ist ein beträchtlicher Umfang, der sich in einem entsprechend beeindru-ckenden Volumen von Material nieder-schlägt: Etwa 460 km Starkstromleitun-gen und 140 km Schwachstromleitungen ‘verschwanden’ in dem Gebäude, des Weiteren 4 200 Schalter, Steckdosen und Melder, 4 600 Leuchten im Innenbereich, die zitierten 4 200 Leuchten für die Au-ßenhaut und beachtliche 220 Flutlicht-strahler.

    250 Schaltschränke und 5 000 Datenpunkte Die Niederspannungs-Energieverteilung des Stadions stützt sich auf zwei Haupt-verteiler mit je 26 Feldern sowie auf 130 Sub- und Unterverteiler. Etwa 50 weitere Unterverteiler entfallen auf die Gastro-nomieeinrichtungen, nochmals circa 32 Unterverteiler auf den Bereich H/K/L/S und etwa 110 Unterverteiler auf die Ener-gieversorgung der Logen und Fan-Shops. Das Parkhaus erforderte zwei weitere Niederspannungshauptverteilungen mit je vier Feldern. Die Sub- und Untervertei-lung der Energie übernehmen etwa 34 Verteiler, nochmals sieben Unterverteiler sind im Bereich H/K/L/S untergebracht.�

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    Meterlange Schaltschrankreihen waren nötig, um die ganze Energieverteilung sowie die Steuerung der Gebäudeautomation unterzubringen.

    SOFTWARE & ENGINEERING

  • 62 IEE 51. Jahrgang 6-2006

    Insgesamt erforderte die Installation et-wa 250 Schaltschränke und Verteiler. Die-se fertigte VA Tech Elin fast komplett im eigenen Betrieb in Linz. Auch die in der Allianz Arena eingesetzte Automatisierungstechnik bewegt sich in beeindruckenden Dimensionen. Etwa 5 000 Datenpunkte liefern die zu ver-arbeitenden Informationen. Das MSR-System der Haustechnik ist die Basis für alle hier anfallenden Steuerungs- und Regelungsaufgaben. Außerdem gene-riert es die Daten für das Monitoring der Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Sanitär-Einrichtungen sowie für die Überwa -chungssysteme von Nebensystemen wie Aufzügen oder Schranken. Für das Stadi-on und die zum Parkhaus führende Espla-nade übernehmen etwa 26 SPSen die notwendige Steuerung aller Funktionen, für das Parkhaus waren nochmals 12 SPSen nötig. Ungefähr 400 Frequenzum-richter, mehrheitlich im Bereich Heizung/Klima sowie in der Gebläsetechnik einge-setzt, sind zu steuern. Ein Projekt dieser Größenordnung erfor-dert neben dem notwendigen Know-how auch ein leistungsfähiges Projektie-rungs-Tool. Bei VA Tech Elin kommt be-reits seit Beginn des CAD-Zeitalters um 1987 das Engineering-Tool Eplan zum Ein-satz. Vor noch nicht all zu langer Zeit setz-te das Unternehmen noch die Version 5.40 ein, inzwischen fand ein Wechsel zu der neueren Eplan-Variante 5.70 statt. Insgesamt verfügt das Unternehmen über mehr als 100 Lizenzen.

    Über 350 Eplan-Projekte Auch das Projekt Allianz Arena wurde komplett mit Eplan abgewickelt, die ge-samten Stromlaufpläne entstanden an Arbeitsplätzen mit der Software der Monheimer Spezialisten. Klemmenpläne sowie Kabel- und Gerätelisten wurden automatisch ausgewertet. An insgesamt vier CAD-Arbeitsplätzen arbeiteten Tech Elin-Mitarbeiter von zwei Projektierungs-abteilungen 18 Monate lang, bis die ge-samte Projektierung stand. Das sum-miert sich grob zusammengerechnet zu stolzen sechs Mannjahren. Ing. Richard Schropp, bei VA Tech Elin maßgeblich an den Arbeiten beteiligt, zeigt sich mit der Software von Eplan zu-frieden: „Bei der Handhabung der über 350 Eplan-Projekte zwischen zwei Projek-tierungsabteilungen, der Schaltschrank-fertigung und der Baustelle gab es kei-nerlei Inkonsistenzen, Datenverluste oder Systemabstürze.“ Und das will was heißen: Jedes der mehr als 350 Eplan-Pro-jekte hat durch die zusätzlich zu den an-gelegten Daten automatisch generierten Seiten einen Umfang von etwa 150 Sei-ten. Das summiert sich insgesamt zu ei-ner beachtlichen Summe von Seiten, de-ren Anzahl oberhalb von 50 000 liegt.

    � infoDIRECT 762iee0606 www.all-electronics.de � Allianz Arena � Siemens Elin � Eplan

    � KOMPAKT

    Die technische Gebäudeausrüstung der Allianz Arena, einem hochmoder-nen Stadionbau in München, wurde komplett von Siemens Elin projektiert und realisiert. Die Projektierung der gesamten Energieverteilung, Kommu -nikation, Netzwerke und sonstiger elektro- sowie datentechnischer Ein-richtungen wurde an Eplan-Arbeits-plätzen durchgeführt. Insgesamt er-forderte die Projektierung die Erstel-lung von über 350 Eplan-Projekten.

    Eine der 140 Klimazentralen im Gebäude