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Blechbläser unter sich: In Friedrich Guldas „Konzert für Violoncello und Blasorchester“ haben sie, neben Schlagwerk und Gitarre, eine tragende Bedeutung. Fotos: Dietmar Lilienthal Von Grit Schreiter Viel ist nicht los in Dreilützow, die Gemein- de bei Wittenburg wirkt an diesem regneri- schen Vormittag wie ausgestorben. Doch vom Schullandheim, das sich in einem al- ten Herrenhaus befindet, erklingen Pau- ken und Trommeln. Die Mitglieder des Schlagwerkes des Landesjugendorches- ters Mecklenburg-Vorpommern (LJO) zei- gen in der Turnhalle ihr Können. Es ist ein erstes Ergebnis der mehrtägigen Register- proben unter der Regie des Greifswalder Musikers Georg Fischer. Sie spielen „An- diamo“ von John Beck – ein dynamisches Percussion-Stück mit abwechselnd ex- trem lauten und leisen, fast zarten Passa- gen. Rund 70 junge Leute lauschen dem Vorspiel. Als es vorüber ist, gibt es freneti- schen Jubel und Applaus. Auch Dirigent Fischer ist zufrieden. „Wir haben das Stück fast nicht geübt. Aber es lief super. Im LJO sind nur die besten jungen Musi- ker aus MV, die für ihr Instrument bren- nen“, lobt der 50-Jährige. Seit knapp einer Woche probt das 84 Per- sonen starke Ensemble im Schloss Dreilüt- zow. Im Wechsel von Register- und Tutti- proben werden die jungen Musiker zwi- schen elf und 21 Jahren an die Werke he- rangeführt. Auf dem Programm der zehntä- gigen Winterarbeitsphase stehen Stücke von Gustav Holst („St. Paul’s Suite“), Fried- rich Gulda („Konzert für Violoncello und Blasorchester“) und Modest Mussorgski („Bilder einer Ausstellung“). Ab 6. Febru- ar geben die Nachwuchstalente drei Kon- zerte: in Ludwigslust, in Berlin und in Ros- tock. „Wir haben in Dreilützow optimale Bedingungen. Das Anwesen ist groß ge- nug, wir können hier ungestört proben“, sagt Projektleiterin Christiane Halaski. Je- de Instrumentalgruppe hat einen eigenen Raum: Die Blechbläser sind im Heizhaus, die Holzbläser im Verwaltungshaus, die Kontrabässe im Märchenzimmer, die Strei- cher im Pompejianischen Zimmer, das Schlagwerk in der Turnhalle. Wer abends nach rund acht Stunden Probe noch Lust hat, kann ab 22 Uhr in den sogenannten Geisterkeller gehen. Dort gibt’s Spiele, Fil- me oder Quizrunden. Zwischendurch macht Physiotherapeut Stephan Berg immer wieder Lockerungs- und Dehnungsübungen mit den jungen Musikern. Auch Atemübungen sind wich- tig, damit die Feinheiten stimmen. „Ein Pauker spielt zwar aus dem Handgelenk heraus. Aber wenn er nicht richtig atmet, liegt sein Spiel nicht im Fluss. Er muss den musikalischen Impuls im gesamten Körper spüren“, sagt Georg Fischer. Charlotta Beyrich aus Heringsdorf ist zum vierten Mal bei einer Probenphase da- bei. Die 15-Jährige aus Heringsdorf spielt seit neun Jahren Geige. Die mehrtägigen Probephasen geben ihrem Spiel neue Im- pulse. „Unser Dirigent Stanley Dodds übt mit uns spielerisch schwierige Stellen. Ges- tern haben wir zum Beispiel ein schnelles Stück ohne Bogen gespielt, wir haben nur die Saiten mit den Fingern berührt. Da- durch habe ich gespürt, wie sehr man sonst Töne mit dem Bogen formt, die da vielleicht nicht hingehören“, sagt die Schü- lerin. Auch sonst lernt die zierliche junge Frau im LJO Neues kennen. „Wir üben an- spruchsvolle Sachen. Es ist cool, wenn ich meiner Lehrerin in der Musikschule sagen kann, dass ich schon mal ein Tremolo ge- spielt habe“, freut sich Charlotta. Dass beim LJO alle für die Musik bren- nen, spürt man selbst während der Mittags- pause. Im Pompejianischen Zimmer sitzen Flötistin Eva Gasparyan und die Streiche- rinnen Hannah Knöspel und Almut Nadol- ny am Klavier. Eva spielt ein Stück von Ro- bert Schumann. „Spiel das noch mal“, ruft ihr Franz Gudat zu, der im Hintergrund mit Tennisbällen jongliert. Aber statt des romantischen Werkes setzt die Schwerine- rin zu ihrem Lieblingshit an: „Dangerous“ von David Guetta. Den Text liest sie von ih- rem Smartphone ab, das vor ihr auf dem Flügel steht. Eva: „Der ideale Energie- schub für die nächste Tutti-Probe.“ Am 6. Februar spielt die Ramm- stein-Cover-Band Stahlzeit die größ- ten Hits der Rocker von „Engel“ bis „Mann gegen Mann“ im Moya. Moya, An der Jägerbäk 1 Beginn: 20 Uhr, Tickets: 25,90 Euro Stahlzeit in Rostock Rammstein-Tribute im Moya Neonschwarz sind Johnny Mauser, Marie Curry, DJ Spion Y und Captain Gips: Rapper, DJs und Sprüher. Die HipHopper landeten 2010 mit „On a Journey“ ihren ersten Hit. 2014 er- schien die Debütplatte, die sie am 5. Februar im Stadtpalast vorstellen. Helgas Stadtpalast, Am Vögenteich 19 Beginn: 20 Uhr, Tickets: 15 Euro (Ak) Lyy zählt zu den angesagtesten Folk- bands in Skandinavien. Am 7. Febru- ar spielt die Gruppe in der Alten Syna- goge in Hagenow. Die fünf jungen Schweden spielen seit 2006 ihre Mi- schung aus Folk, Pop und Jazz mit ih- rem lyrischen Klang und eingängi- gen Melodien. Sie treten in ganz Euro- pa, Kanada und den USA auf. Alte Synagoge, Hagenstraße 48 Beginn: 20 Uhr, Tickets: 18 Euro (Ak) Junge Musikelite probt im Märchenzimmer In Dreilützow bei Wittenburg übt derzeit das Landesjugendorchester für Konzerte in MV und Berlin. Lyy in Hagenow Folk in der Alten Synagoge HIGHLIGHTS DER WOCHE Auf seiner Al- bum-Tour wird Rapper Curse von zwei Drum- mern und einer Reihe von Syn- thies, Pads und Drummachines unterstützt. Die Platte „Uns“ prä- sentiert Curse am 5. Februar im Mau Club. Mau Club, Warnowufer 56 Einlass: 19 Uhr, Tickets: 28,60 Euro Das soziale Netzwerk Facebook hat seine Geschäftsbedingungen geändert. Die Plattform spioniert das Surfverhal- ten seiner Nutzer jetzt noch genauer aus. Seite 6 Neonschwarz in Rostock Rap im Stadtpalast www.ozelot.de Kontakt: Redaktion 0381/365 325 [email protected] Neue Regeln bei Facebook Curse in Rostock HipHop im Mau Club Programm: Gustav Holst, „St. Paul’s Suite, op 29, Nr. 2“ Friedrich Gulda, „Konzert für Violon- cello und Blasorchester“ Modest Mussorkski, „Bilder einer Ausstellung“ Konzerte: 6. Februar, 19 Uhr: Sporthalle Lud- wigslust, Techentiner Straße 1 7. Februar 17 Uhr: Heilig-Kreuz-Kirche Berlin, Zossener Straße 65; 8. Februar, 17 Uhr: Nikolai- kirche Rostock Das LJO wurde 1991 gegründet und ist ein Pro- jekt des Landesmusikrates Mecklenburg-Vor- pommern. Zum Ensemble gehören rund 80 Schüler der Musikschulen des Landes, die sich vor allem im Wettbewerb „Jugend musiziert“ qualifiziert haben. e www.ljo-mv.de Hannah Knöspel, Eva Gasparyan und Almut Nadolny (v.l.) bereiten sich während der Pause mit Charthits am Klavier für die nächste Probe vor. FR DO DO SA Termine und Programm Trends, Tipps & Termine für die Woche vom 5. Februar bis 11. Februar 2015

Trends,Tipps&TerminefürdieWochevom …€¦ · kann, dass ich schon mal ein Tremolo ge-spielthabe ,freutsichCharlotta. Dass beim LJO alle für die Musik bren-nen,spürtmanselbstwährendderMittags-

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Blechbläser unter sich: In Friedrich Guldas „Konzert für Violoncello und Blasorchester“ haben sie, neben Schlagwerk und Gitarre, eine tragende Bedeutung. Fotos: Dietmar Lilienthal

Von Grit Schreiter

Viel ist nicht los in Dreilützow, die Gemein-debei Wittenburg wirkt andiesem regneri-schen Vormittag wie ausgestorben. Dochvom Schullandheim, das sich in einem al-ten Herrenhaus befindet, erklingen Pau-ken und Trommeln. Die Mitglieder desSchlagwerkes des Landesjugendorches-ters Mecklenburg-Vorpommern (LJO) zei-gen in der Turnhalle ihr Können. Es ist einerstes Ergebnis der mehrtägigen Register-proben unter der Regie des GreifswalderMusikers Georg Fischer. Sie spielen „An-diamo“ von John Beck – ein dynamischesPercussion-Stück mit abwechselnd ex-trem lauten und leisen, fast zarten Passa-gen. Rund 70 junge Leute lauschen demVorspiel. Als es vorüber ist, gibt es freneti-schen Jubel und Applaus. Auch DirigentFischer ist zufrieden. „Wir haben dasStück fast nicht geübt. Aber es lief super.Im LJO sind nur die besten jungen Musi-ker aus MV, die für ihr Instrument bren-nen“, lobt der 50-Jährige.

Seitknapp einerWoche probt das 84 Per-sonen starke Ensemble im Schloss Dreilüt-zow. Im Wechsel von Register- und Tutti-proben werden die jungen Musiker zwi-schen elf und 21 Jahren an die Werke he-rangeführt. Aufdem Programmder zehntä-gigen Winterarbeitsphase stehen StückevonGustav Holst („St. Paul’sSuite“), Fried-rich Gulda („Konzert für Violoncello undBlasorchester“) und Modest Mussorgski(„Bilder einer Ausstellung“). Ab 6. Febru-ar geben die Nachwuchstalente drei Kon-zerte: in Ludwigslust, in Berlin und in Ros-tock. „Wir haben in Dreilützow optimaleBedingungen. Das Anwesen ist groß ge-nug, wir können hier ungestört proben“,sagt Projektleiterin Christiane Halaski. Je-

de Instrumentalgruppe hat einen eigenenRaum: Die Blechbläser sind im Heizhaus,die Holzbläser im Verwaltungshaus, dieKontrabässe im Märchenzimmer, die Strei-cher im Pompejianischen Zimmer, dasSchlagwerk in der Turnhalle. Wer abendsnach rund acht Stunden Probe noch Lusthat, kann ab 22 Uhr in den sogenanntenGeisterkeller gehen. Dort gibt’s Spiele, Fil-me oder Quizrunden.

Zwischendurch macht PhysiotherapeutStephan Berg immer wieder Lockerungs-und Dehnungsübungen mit den jungenMusikern. Auch Atemübungen sind wich-tig, damit die Feinheiten stimmen. „EinPauker spielt zwar aus dem Handgelenkheraus. Aber wenn er nicht richtig atmet,liegt sein Spiel nicht im Fluss. Er muss den

musikalischen Impuls im gesamten Körperspüren“, sagt Georg Fischer.

Charlotta Beyrich aus Heringsdorf istzumvierten Mal bei einer Probenphase da-bei. Die 15-Jährige aus Heringsdorf spieltseit neun Jahren Geige. Die mehrtägigenProbephasen geben ihrem Spiel neue Im-pulse. „Unser Dirigent Stanley Dodds übtmit unsspielerisch schwierige Stellen. Ges-tern haben wir zum Beispiel ein schnellesStück ohne Bogen gespielt, wir haben nurdie Saiten mit den Fingern berührt. Da-durch habe ich gespürt, wie sehr mansonst Töne mit dem Bogen formt, die davielleichtnicht hingehören“, sagt dieSchü-lerin. Auch sonst lernt die zierliche jungeFrau im LJO Neues kennen. „Wir üben an-spruchsvolle Sachen. Es ist cool, wenn ich

meiner Lehrerin in der Musikschule sagenkann, dass ich schon mal ein Tremolo ge-spielt habe“, freut sich Charlotta.

Dass beim LJO alle für die Musik bren-nen, spürtman selbstwährend der Mittags-pause. Im Pompejianischen Zimmer sitzenFlötistin Eva Gasparyan und die Streiche-rinnen Hannah Knöspel und Almut Nadol-ny am Klavier. Eva spielt ein Stück von Ro-bert Schumann. „Spiel das noch mal“, ruftihr Franz Gudat zu, der im Hintergrundmit Tennisbällen jongliert. Aber statt desromantischen Werkes setzt die Schwerine-rin zu ihrem Lieblingshit an: „Dangerous“vonDavid Guetta. Den Text liest sie von ih-rem Smartphone ab, das vor ihr auf demFlügel steht. Eva: „Der ideale Energie-schub für die nächste Tutti-Probe.“

Am 6. Februar spielt die Ramm-stein-Cover-Band Stahlzeit die größ-ten Hits der Rocker von „Engel“ bis„Mann gegen Mann“ im Moya.Moya, An der Jägerbäk 1Beginn: 20 Uhr, Tickets: 25,90 Euro

Stahlzeitin Rostock

Rammstein-Tribute im Moya

Neonschwarz sind Johnny Mauser,Marie Curry, DJ Spion Y und CaptainGips: Rapper, DJs und Sprüher. DieHipHopper landeten 2010 mit „On aJourney“ ihren ersten Hit. 2014 er-schien die Debütplatte, die sie am5. Februar im Stadtpalast vorstellen.Helgas Stadtpalast, Am Vögenteich 19Beginn: 20 Uhr, Tickets: 15 Euro (Ak)

Lyy zählt zu den angesagtesten Folk-bands in Skandinavien. Am 7. Febru-ar spielt die Gruppe in der Alten Syna-goge in Hagenow. Die fünf jungenSchweden spielen seit 2006 ihre Mi-schung aus Folk, Pop und Jazz mit ih-rem lyrischen Klang und eingängi-gen Melodien. Sie treten in ganz Euro-pa, Kanada und den USA auf.Alte Synagoge, Hagenstraße 48Beginn: 20 Uhr, Tickets: 18 Euro (Ak)

Junge Musikelite probtim Märchenzimmer

In Dreilützow bei Wittenburg übt derzeit das Landesjugendorchester für Konzerte in MV und Berlin.

Lyyin Hagenow

Folk in der Alten Synagoge

HIGHLIGHTSDER WOCHE

Auf seiner Al-bum-Tour wirdRapper Cursevon zwei Drum-mern und einerReihe von Syn-thies, Pads undDrummachinesunterstützt. DiePlatte „Uns“ prä-sentiert Curseam 5. Februar imMau Club.Mau Club,Warnowufer 56Einlass: 19 Uhr,Tickets: 28,60 Euro

Das soziale NetzwerkFacebook hat seineGeschäftsbedingungengeändert. Die Plattformspioniert das Surfverhal-ten seiner Nutzer jetztnoch genauer aus. Seite 6

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Programm: Gustav Holst, „St. Paul’s Suite, op29, Nr. 2“ Friedrich Gulda, „Konzert für Violon-cello und Blasorchester“ Modest Mussorkski,„Bilder einer Ausstellung“

Konzerte: 6. Februar, 19 Uhr: Sporthalle Lud-wigslust, Techentiner Straße 17. Februar 17 Uhr: Heilig-Kreuz-Kirche Berlin,Zossener Straße 65; 8. Februar, 17 Uhr: Nikolai-kirche Rostock

Das LJO wurde 1991 gegründet und ist ein Pro-jekt des Landesmusikrates Mecklenburg-Vor-pommern. Zum Ensemble gehören rund 80Schüler der Musikschulen des Landes, die sichvor allem im Wettbewerb „Jugend musiziert“qualifiziert haben.

e www.ljo-mv.deHannah Knöspel, Eva Gasparyan und Almut Nadolny (v.l.) bereiten sich während derPause mit Charthits am Klavier für die nächste Probe vor.

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