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Einflufs von Sauren, insofern die eine in Ameisensaure, Benzaminsaure und Ammoniak, die andere in Arneisensaure und Phenylendianiin zerfallt. Die von dem Benzonitril abgeleitete Base hat dieselbe Zusanimen- setzung, wie das von Caho urs und CloEz dargestellte Cyananilid. Eine Vergleichung der Eigenschaften beider Verbinduiigen zeigt, dds sie isomer, nicht identiscli sind. In den] einen Falle substituirt die Cyangruppe den Wassexstoff irn Phenyl, in dein anderen Falle fungirt sie, Amrnoniakwasserstoff ersetzend, neben dem Phenyl. Im Anschlufs an die Beschreibung dieser Versuche, bei deren Anstellung ich yon den Herren A. Geyger und G. Kramer freund- lich unterstiitzt worden bin, miige noch eine Beobacbtung iiber das Verhalten des Benzonitrils zu den Alkalimetallen Platz finden. Na- triurn greift, wie dies bereits bekannt ist, das siedende Benzonitril rnit Heftigkeit an. Behandelt man das verharzte Product rnit Iliauser, so lost sich eine reichliche Menge von Cyaniiatriurn auf, und aus dem in Wasser unloslichen Antheil laht sich eine schwer lijsliche krystallinische Verbinduug isoliren, welche sich bei der Analyse als identisch mit den1 von CloSz bei der Einwirkung voii Chlorbenzoyl auf Kaliumcyanat erhaltenen, mit dem Benzouitril isomeren Kyaphenin erwiesen hat. Die aromatischen Nitrile verhalten sich also gegen die Alkalirnetalle gerade so, wie die fetten Nitrile. Mit dern Kyaphenin wird gleichzeitig eine zweite Verbindung gebildet, deren Untersuchung nocli iiicht vollendct ist. 66. A. W. Hofmann: Ueber Bestimmung yon Dampfdichten in der Barometerleere. In einer der Gesellschaft in ihrer letzten Sitzung vorgelegten Ar- beit*): Ueber die dem Senfiil entsprrchenden Isonieren der Schwefel- cyanwasserstoffiither, habe ich einjge Dampfdichtebestimmungen rnit- getheilt, welche nach einem von der iiblichen Methode abweichendw Verfahren ausgefuhrt worden sind. Heute aei es mir gestattet, einige Angaben uber dieses Verfahren zu rnachen. Es liegt demselben das bekannte Gay -Luss;ic’sche Priucip zu Gruiide. Einr etwa 1 Meter lange und 15 bis 20 Millitneter weite, oben geschlossene calibrirte Glasrijhre ist niit Quecksilber gefdlt in einer Quecksilberwanne umgestiilpt. Auf diese Wrise ist iiber der Queck- silberkuppe eine 20 bis 30 Centimeter liolie Baronieterleere abgesperrt, welche man nach Bediirfnifs durch Verllngerung der Rijhre noeli inebr oder weniger vergrokern kann. Der obere Theil der Riihre ist rnit einer Die Ausfiihrung des Versuches aber ist eine andere. *) Sitzungsberichte S. 169.

Ueber Bestimmung von Dampfdichten in der Barometerleere

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Page 1: Ueber Bestimmung von Dampfdichten in der Barometerleere

Einflufs von Sauren, insofern die eine in Ameisensaure, Benzaminsaure und Ammoniak, die andere in Arneisensaure und Phenylendianiin zerfallt.

Die von dem Benzonitril abgeleitete Base hat dieselbe Zusanimen- setzung, wie das von C a h o u r s und C l o E z dargestellte Cyananilid. Eine Vergleichung der Eigenschaften beider Verbinduiigen zeigt, d d s sie isomer, nicht identiscli sind. I n den] einen Falle substituirt die Cyangruppe den Wassexstoff irn Phenyl, in dein anderen Falle fungirt sie, Amrnoniakwasserstoff ersetzend, neben dem Phenyl.

I m Anschlufs an die Beschreibung dieser Versuche, bei deren Anstellung ich yon den Herren A. G e y g e r und G. K r a m e r freund- lich unterstiitzt worden bin, miige noch eine Beobacbtung iiber das Verhalten des Benzonitrils zu den Alkalimetallen Platz finden. Na- triurn greift, wie dies bereits bekannt ist, das siedende Benzonitril rnit Heftigkeit an. Behandelt man das verharzte Product rnit Iliauser, so lost sich eine reichliche Menge von Cyaniiatriurn auf, und aus dem in Wasser unloslichen Antheil l a h t sich eine schwer lijsliche krystallinische Verbinduug isoliren, welche sich bei der Analyse als identisch mit den1 von CloSz bei der Einwirkung voii Chlorbenzoyl auf Kaliumcyanat erhaltenen, mit dem Benzouitril isomeren Kyaphenin erwiesen hat. Die aromatischen Nitrile verhalten sich also gegen die Alkalirnetalle gerade so, wie die fetten Nitrile. Mit dern Kyaphenin wird gleichzeitig eine zweite Verbindung gebildet, deren Untersuchung nocli iiicht vollendct ist.

66. A. W. Hofmann: Ueber Bestimmung yon Dampfdichten in der Barometerleere.

In einer der Gesellschaft in ihrer letzten Sitzung vorgelegten Ar- beit*): Ueber die dem Senfiil entsprrchenden Isonieren der Schwefel- cyanwasserstoffiither, habe ich einjge Dampfdichtebestimmungen rnit- getheilt, welche nach einem von der iiblichen Methode abweichendw Verfahren ausgefuhrt worden sind. Heute aei es mir gestattet, einige Angaben uber dieses Verfahren zu rnachen.

Es liegt demselben das bekannte Gay -Luss;ic’sche Priucip zu Gruiide.

E inr etwa 1 Meter lange und 15 bis 20 Millitneter weite, oben geschlossene calibrirte Glasrijhre ist niit Quecksilber gefdl t in einer Quecksilberwanne umgestiilpt. Auf diese Wrise ist iiber der Queck- silberkuppe eine 20 bis 30 Centimeter liolie Baronieterleere abgesperrt, welche man nach Bediirfnifs durch Verllngerung der Rijhre noeli inebr oder weniger vergrokern kann. Der obere Theil der Riihre ist rnit einer

Die Ausfiihrung des Versuches aber ist eine andere.

*) Sitzungsberichte S. 169.

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30 bis 40 Millimeter weiten und 80 bis 90 Centimeter langen Glashiille umgeben. Diese Glashiille verengt sich oben zu einem Zuleitungs- rohr von .mafsiger Weite, welches rechtwinklig umgebogen ist; unten umfiingt diese Hiille einen um die Barorneterrohre gelegten Kork, welcher gleichzeitig von einer AbzugsrBhre durchsetzt ist. Durch den zwischen Barometerrijhre und Glashiille gebildeten Raum striimt nun, aus einem Glas- oder Kupfergefafse entwickelt, oben ein- und unten austretend, j e nach den Umstanden der Dampf siedenden Wassers oder Anilindampf oder der Dampf irgend einer anderen Fliissigkeit von con- stantem Siedepunkt. Bei Anwendung von Wasser treten die unten aus- strijmenden Dampfe ohne Weiteres in die Atmosphare; hat man sich des hnilins oder einer anderen hochsiedenden Fliissigkeit bedien t, so m u b fiir geeignete Abkiihlung und Verdichtung der Dampfe Sorge getragen werden. Ich babe mich durch directe Beobachtung von in den dampf- erfiillten Raum eingebrachten Thermometern iiberzeugt, dafs dieser Raum bei hinreichend rascher Dampfentwicklung stundenlang constant die Siedetemperatur der angewendeten Fliissigkeit besitzt, so dafs man eine Temperaturbeobachtung wahrend des Versuches fiiglich entbeh- ren kann.

Was die Einbringung der Substanz anlangt, deren Gasvolumgewicht bestimmt werden soll, so geschieht dieselbe nicht wie iiblich in zugeschmolzenen Kiigelchen, welche beim Erwarmen platzen, bisweilen aber auch nicht platzen, und deren Herstellung und Fiillung immer eine uneiquickliche Ope- ration bleibt , sondern in kleinen GlasrGhrchen mit eingeriebenem Stopsel, welche Hr. G e i l s l e r mit bekanntem Geschick fiir mich an- fertigt. Ich besitze eine ganze Reihe solcher Flaschchen, welche auf- steigend von 20 bis 100 Milligrammen Wasser fassen. Wer vie1 nach der Gay -Lussac’schen Methode gearbeitet hat, wird diese kleine Ver- besserung nicht unterschatzen. Es ist mir nicht vorgekommen, d a b der Stopsel in einem solchen Flaschchen stecken gehlieben ware, oder dafs das Fliischchen wahrend des Versuches Schaden gelitten hltte. Nicht selten springt der Stopsel schon heraus, wenn das unten ein- gebrach te Flaschchen in der T o r i c e Ili’schen Leere anlangt.

Ueber Reobachtungs - und Rechnnngsweise nur wenige Worte. Ich habe mich bisher begniigt, die Volume direct abzulesen und die Hohe der in der Rohre schwebenden Quecksilbersaule iiber dem Niveau der Wanne mit einem gewohnlichen Meterstocke abzuniessen. Es ver- steht sich von selbst, dars man sich eines Kathetometers oder eines specie11 hergerichteten Mefsapparates mit Vortheil bedienen kann. Nothig sind sie indessen nicht. Ueber eine beyueme Mefsvorrichtung, welche nach dem freundlichen Rath des Hrn. G. M a g n u s construirt wurde, will ich, sobald dieselbe durch langeren Gebrauch erprobt worden, der Gesellschaft eines Nahercn berichten.

Soviel iiber die Methode der Erwarmung.

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Was die Rechnung angeht, so darf, wenn man bei hiiherer Tem- peratur arbeitet, die Spannkraft der Quecksilberdiimpfe begreiflich nicht aufser Acht gelassen werden. Nicht weniger sorgfaltig mufs man die Teniperatur der Quecksilbersaule beriicksichtigen , und es mag hier gleich bemerkt werden, dafs gerade bei dieser Temperatur- bestimmung eine kleine Ungenauigkeit nicht zu vermeiden ist, weil die mittlere Temperatur an der Stelle, wo die beiden verscbieden er- warmten Saulen an einander stofsen, unberlcksichtigt bleiben murs. Von Einflufs auf das Ergebnik des Versuches ist diese Ungenauigkeit in der Rechnung nicht.

D e r Vortheile, welcbe das beschriebene Verfahren bietet, sind mehrfache. Die oft angestrebte, in einfacher Weise aLer noch nicht erreichte Mijglichkeit nach dem Gay-Lussac'schen Principe Gasvolum- gewichte auch bei hiiheren Temperaturen zu nehmen, ist jetzt gegeben, ohne d a t man irgend wie durch den giftigen Quecksilberdnmpf be- helligt wiirde. Die Danipfatmosphare bietet eine Teniperaturconstanz, wie sie mit fliissigen Badern niemals erreicht werden kann. Die Beob- aehtung des Gasvolums kann, weil die den Dampf umschliefsende Glas- hulle nur wenig starker ist als die Barometersaule, mit grober Sicher- heit ausgefuhrt werden; iiberdies lassen sich auf der nur wenig weiten Barorneterrohre fiinftel und selbst zehntel Cubikcentimeter ohne Schwie- rigkeit ablesen. Der griihte Vortheil aber ist jedenfalls dieser, dafs man unter so geringeni Druck, der sich bis auf 20 und selbst 10 Centimeter herabstimmen lalst, bei verhaltniCsniakig niedrigen Temperaturen ar- beiten kann. F u r viele Korper, die so hoch als 1200 und selbst 1500 sieden, lassen sich die Gasvolumgewichte noch mit groker Scharfe im Dampfe des siedenden Wassers nehmen. Ebenso ist der Dampf des bei 185O siedenden Anilins heirs genug, um das Gasvolumgewicht des Anilins selbst, des bei 198O siedenden Toluidins und des bei 218" siedenden Naphtalins mit Sicherheit zu ermitteln. Der Apparat em- pfieblt sich ferner durch seine Einfachheit, durch die Leichtigkeit, mit welcher er sich handhaben l a h t , und durch den Umstand, dafs er, in seiner einfachsten Form wenigstens, in jedem Laboratorium vorhanden ist und in kiirzestcr Frist zusammengestellt werden kann.

Was schliefslich die Scharfe der Methode anlangt, so mijgen fiir beute die bereits in der letzten Sitzung der Gesellschaft erwahnten Zahlenresultate") geniigen, da ich in der Kurze nochmals auf eine griifsere Reihe von nach dem beschriebenen Verfahren erniittelten Gasvolum- gewichten. bei deren Feststellung mir Hr. Dr. P i n n e r werthvolle Hiilfe geleistet hat, zuriickzukommen gedenke. I n den meisten Fallen

*) In der angefiibrten Abhandlung hat siah in das berechnete Gasvolurngewicht des Methylsenfala ein kleiner Fehler eiiigeschliclien. Auf Wasserstoff bezogen ist dieses Gasvolumgewicht 36,5 (nicht 35,5, wie angegeben), auf Luft bezogen 2,53 (nicht 2,4G, wie angpgeben).

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wurden genau die schon fiiiher beobachteten Ergebnisse erhalten j in einigen Fallen aber halsen sich Abweichungen herausgestellt. SO habe ich z. B. bei der Gasvolumgewichtsbestimmung des Dioxymethylens eine Zahl beobachtet, welche von derjenigen, welche Hr. B u t l e r o w friiher erhalten hat , wesentlich abweicht. In rnehrfach wiederholten Versuchen hat sich das Gasvolumgewicht des Dioxymethylens zu 15 ergeben. Es wird also im gaeformigen Zustande wenigstens die Mo- leculargr6fse dieses Korpers durch die Formel

ausgedriickt. In einer Arbeit iiber die Aldehyde der Metbylreihe, welche ich der Gesellschaft in der Kiirze vorzulegen gedenke, werde ich die hier kurz erwahnten Versuche ausfiihrlicher mittheilen.

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67. A. W. Hofmann: Ueber die dem Senfol entsprechenden Isomeren der Schwefelcyanwassersto ffather.

(Dritte Mittheilung.)

Als Anhang zu der in der letzten Sitzung der Gesellschaft") vor- getragenen Arbejt sei es dem Verfasser gestattet, noch einige neuere Erfahrungen nachzutragen :

Ben z y 1 s en f61. Es existirt ein mit dem Toluidin isomeres primares Monamin,

das von Herrn Mendius entdeckte Benzylamin. Seit durch die schonen Versuche der Herren F i t t i g und T o l l e n s die Gegenwart der Methylgruppe in dem Toluol festgestellt wurde, haben sich iiber die verschiedene Constitution der isomeren Monamine bestimmte An- sicbten ausgebildet. Bei dem Toluidin hat sich die Substitution des primaren Ammoniakfragmentes an die Stelle des Wasserstoffs in dem Benzolkerne, bei dem Benzylamin in der auf den Benzolkern aufge- pfropften Methylgruppe vollzogen. Das Benzylamin gehort also, wenn man will, gleichzeitig der aromatischen und der fetten Reihe an, und zwar steckt der Ammoniakrest, der ja bei der Senfolbildung einzig und allein afficirt wird, in der fetten Halfte der Verbindung. Es schien also nicht unwahrscheinlich, dafs die dem Toluidin isomere Base ihr Senfol durch Destillation der Schwefelkohlenstoffverbindung mit Queck- silberchlorid liefern werde. Der Versuch hat diese Verrnuthung be-

Lost man Benzylamin in Schwefelkoohlenstoff, so entsteht unter betrachtlicher Wiirmeentwicklung eine schtine, weikse, krystallinische Verbindung, welche mit Alkohol und Quecksilberchlorid versetzt, bei

stgtigt.

*) Sitzungsberiehte S. 169.

Bericbte d . (I c l iem. Oesellachalt. 16